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Warum Ezio plötzlich einen Bart hatte

...oder was nach den Attentaten auf die Orsi-Brüder geschah
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und willkommen zu meinem (eigentlich) One-Shot, den ich dann doch lieber in drei Kapitel geteilt habe und nacheinander hochladen werde.
Erinnert sich noch jemand von euch an diese spezielle Cut-Scene nach dem Attentat auf Checco Orsi, bei dem Ezio verletzt wird und wo er dann, plötzlich mit sexy Bart, bei Caterina Sforza wieder aufwacht? Tagelang ging mir die Frage nicht aus dem Kopf, warum Ezio plötzlich diesen Bart hatte und wie ich hörte, wird das nur in zwei DLCs näher beleuchtet. Da ich diese nicht besitze, hat sich mein yaoi-begeistertes Hirn einfach seine eigene Version dessen, was passiert sein könnte, zusammengesponnen. Ich finde die Freundschaft zwischen Ezio und Leonardo einfach so wunderbar, dass ich mir nicht einmal das „Sherlock“-Zitat verkneifen konnte. Wer es findet, kriegt ´ne Flugmaschine!
Wenn ihr Fehler jedweder Art findet oder einfach nur eure Meinung zu dieser kleinen Story kundtun wollt, sind Reviews natürlich immer gern gesehen.

Ich wünsche euch beim Lesen genauso viel Spaß, wie ich ihn beim Schreiben hatte ;)
LG Mine
P.S. Diese Story ist auch auf meinem FF.de Profil zu finden ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr lieben Leser (auch wenn es nicht viele sind), hier kommt für euch das nächste Kapitel! Langsam kommt etwas mehr Licht ins Dunkel und ich hoffe, euch gefällt’s :) Noch ein kleiner Musiktipp von mir: https://www.youtube.com/watch?v=2wGzDFbjFko
Es passt zu einer bestimmten Stelle in diesem Kapitel, ich denke ihr werdet sie erkennen, wenn ihr sie lest.
Dann wünsche ich euch mal viel Spaß, lasst mir doch eine kleine Rückmeldung da ^^
LG Mine Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Zufrieden betrachtete Leonardo da Vinci seine endlich fertig eingerichtete, neue Werkstatt. Es hatte Stunden gedauert, allein die ganzen Kisten mit seinen Zeichnungen und Entwürfen auszuräumen, dazu kamen noch verschiedenste Modelle und seine Werkzeuge. Salai war keine wirklich große Hilfe gewesen, da er sich wahrscheinlich wieder in irgendeiner Taverne herumtrieb, anstatt seinem Meister zu helfen.
 

Jetzt war vorerst alles fein säuberlich in diversen Regale und Ablagen verstaut und die Staffelei stand geputzt und bestückt mit einer neuen Leinwand vor dem Fenster. Der Künstler und Erfinder wusste allerdings, dass diese Ordnung nicht von langer Dauer sein würde, spätestens wenn ihm ein neuer Geistesblitz kam, verteilte er alle Stifte, Blätter und Werkzeuge meist quer in der ganzen Werkstatt.
 

Es war wirklich nett von Caterina Sforza gewesen, ihm diese Werkstatt zur Verfügung zu stellen. Ezio hatte ihn irgendwann einmal mit der Herrin von Forlì bekannt gemacht und diese war daraufhin so begeistert von Leonardo gewesen, dass sie ihm eine temporäre, möglicherweise auch dauerhafte Anstellung in Forlì angeboten hatte. Die Gräfin Sforza war eine wirklich beeindruckende Frau und Leonardo verehrte sie, allerdings weniger auf romantische Weise, das war nicht so ganz sein Gebiet…
 

Jedenfalls war der Blonde zwar etwas überrascht gewesen, hatte dem Angebot aber mit Freuden zugestimmt. Eine neue Umgebung war immer aufregend und inspirierend, nicht anders stand es mit Forlì. Die Stadt lag nahe am Meer und es gab viele kleine Nebenflüsse, die bis nach Forlì reichten. So viel Wasser! Leonardo spürte, wie er jetzt schon ganz hibbelig vor Kreativität wurde. Außerdem war sie, trotz ihrer relativ geringen Größe, schon ziemlich beeindruckend, mit ihren hohen Mauern und der nahezu uneinnehmbaren Festung. Der Leuchtturm am Meer ergab eine wunderbare Möglichkeit, seine Flugmaschine weiter zu verbessern. Bei Gelegenheit musste er Ezio mal darum bitten, sie zu testen. Vielleicht schaffte er

es sogar, eine Maschine zu konstruieren, die den Transport den Turm hinauf vereinfachte...
 

Der Gedanke an Ezio lenkte ihn ab.

Wo sich sein bester Freund jetzt wohl herumtrieb? Das letzte Mal hatten sie sich in Venedig gesehen, als er Leonardo die letzte Kodex-Seite vorbeigebracht hatte und entgegen seiner üblichen Erscheinung hatte sich der Assassine wortkarg und grüblerisch gegeben, doch auf Nachfragen Leonardos hin schüttelte er nur den Kopf und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. Soweit Leonardo es von Caterina Sforza erfahren hatte, befand sich Ezio derzeit auf einer Mission irgendwo in der Romagna und brachte mal wieder böse Leute um.
 

Leonardo seufzte.
 

Sein Freund war ein Mensch, der immer und überall verbissen für seine Ziele kämpfte und für seine Ideale einstand. Dies ließ ihn leider auch ziemlich oft in Schwierigkeiten und gewaltreiche Auseinandersetzungen geraten. Leonardo war nie wohl bei der Vorstellung gewesen, wie sich Ezio trotz seiner guten Kampfkünste immer wieder in Gefahr brachte und ernsthaft verletzt werden könnte. Seit sie sich vor einigen Jahren durch Ezios Mutter kennengelernt hatten, war zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft erwachsen und obwohl sie sich relativ selten sahen, war Ezio zu einem der wichtigsten Menschen im Leben des Künstlers geworden. Er vertraute ihm, fühlte sich geborgen und geschützt in seiner Gegenwart, manchmal inspirierte ihn Ezios Enthusiasmus sogar ein wenig.
 

Und dann war da noch dieses winzige Kribbeln, wann immer Ezio ihn in eine seiner festen Umarmungen zog. Der vertraute Geruch, die braunen Haarsträhnen, die ihn an der Nase kitzelten und der sanfte Ausdruck in den dunklen Augen, wenn sie sich wieder voneinander lösten, trugen ihr Übriges dazu bei. Leonardo hatte schon öfter darüber nachgedacht, ob er möglicherweise in Ezio verliebt war... Vielleicht ein winziges Bisschen. Trotzdem konnte er es nicht leugnen, dass sein Herz jedes Mal einen freudigen Hüpfer tat, wenn das kräftige Pochen an der Tür, gefolgt von einem lauten „Leonardo!“ erklang. Vielleicht sollte er sich lieber mit etwas Arbeit ablenken…
 

Just in diesem Moment hörte Leonardo ein lautes Pochen an der Tür, gefolgt von einem „Leonardo!“. Wie er jedoch feststellen musste, gehörte die Stimme nicht, wie im ersten Moment erhofft, Ezio, sondern, wenn Leonardo sich nicht ganz irrte, Caterina Sforza.
 

„Signore da Vinci, seid ihr da? Bitte macht auf, es ist dringend!“ Wieder Caterina.
 

Verwundert eilte Leonardo zur Tür und öffnete sie, da stürzte sie ihm auch schon entgegen.
 

„Oh mein Lieber, es ist schrecklich! Ezio wurde schwer verletzt in den Bergen gefunden und der Arzt meinte, er habe momentan keinen Ort um ihn zu behandeln. Die Orsi-Brüder haben Teilen der Stadt ganz schön zugesetzt, selbst in die Festung können wir ihn momentan nicht bringen. Der einzige Mensch der mir noch eingefallen ist, wart Ihr. Ihr seid doch sein bester Freund, bitte helft uns! Habt Ihr einen großen Tisch oder eine anderweitige Möglichkeit, Ezio abzulegen?“
 

Etwas überrumpelt von dieser Flut an Informationen spähte Leonardo an der aufgebrachten Gräfin vorbei und bei dem Anblick, der sich ihm bot, wurde ihm übel. Niccolò Machiavelli und ein Arzt stützten einen blassen, über und über mit Blut besudelten und offenbar bewusstlosen Ezio. Der rationale Teil in Leonardos Gehirn sorgte dafür, dass er zur Seite trat und auf seinen großen Arbeitstisch wies. „Mio dio, natürlich. Ihr könnt diesen Tisch dort verwenden.“ Der emotionale Teil hingegen stand unter Schock. Gerade vorhin hatte er sich noch Sorgen um seinen Freund gemacht und nun war tatsächlich das eingetreten, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte.
 

Verzweifelt lächelnd nickte ihm Caterina zu und die Männer hievten Ezios momentan wahrscheinlich mehr toten als lebendigen Körper auf den Tisch. Dann befreite der Arzt ihn von der Rüstung und dem blutgetränkten Hemd, sodass er mit entblößtem Oberkörper auf dem Tisch lag. Unter anderen Umständen hätte Leonardo dieser Anblick vielleicht gefreut, doch im Moment konnte er seinen Blick nicht von den zahlreichen Blutergüssen, Schnitten und vor allem der tiefen Wunde in Ezios Bauchraum abwenden. Sie sah ziemlich lebensbedrohlich aus und es sickerte unaufhörlich Blut daraus. Der Arzt begutachtete die Verletzung und gab Leonardo die Anweisung, ihm heißes Wasser und saubere Tücher zu bringen. Eilig trug Leonardo das Erfragte herbei und der Arzt begann, die Wunde zu reinigen und zu nähen. Caterina und Niccolò waren schon längst vor diesem grausigen Anblick in ein anderes Zimmer geflüchtet, doch Leonardo war als Anatom an das Herumwerkeln an menschlichen Körpern gewöhnt. Außerdem wollte er überwachen, dass der dottore Ezio auch gut behandelte.
 

Nachdem der Arzt dem Verwundeten einen Verband angelegt hatte, verabreichte er ihm noch einige schmerzlindernde und betäubende Mittel. Dann gab es das Problem, wie sie Ezio am besten in ein Bett bugsierten, ohne seine Wunde wieder aufreißen zu lassen. Schließlich entschieden sie sich, den ganzen Tisch mitsamt Ezio in Leonardos Schlafzimmer zu tragen und ihn dann vorsichtig in das Bett zu ziehen. Diese Angelegenheit erforderte eine Menge Kraftaufwand, sodass sogar die Gräfin mit anpacken musste, aber schließlich schafften sie es doch, ohne seinem Freund weiteren Schaden zuzufügen. Der Arzt sagte Leonardo noch, dass der Patient vermutlich noch ein bis zwei Tage schlafen würde und sein Körper eine lange Zeit zur Regeneration brauchen würde. Glücklicherweise waren seine inneren Organe nicht ernsthaft verletzt worden, aber wenn sein Zustand schlechter wurde, er Fieber bekam oder Blut spuckte, sollte er ihn erneut holen. Leonardo dankte ihm und die Caterina Sforza bezahlte ihn mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen, dann machte sie sich mit Niccolò wieder auf den Weg zur Festung.
 

An der Tür hielt Leonardo sie noch kurz auf.

„Wisst Ihr, was passiert ist, dass er so zugerichtet wurde?“
 

Niccolò zuckte mit den Schultern. „Wir wissen nur, dass es bei einem seiner Attentate passierte. Den Rest wird er Euch schon selbst erzählen müssen.“
 

Leonardo nickte nachdenklich und verabschiedete die beiden.

Kapitel 2

Die nächsten beiden Tage waren für den Künstler die Hölle. Die ständige Sorge um Ezio lenkte ihn dermaßen ab, dass er keinen ordentlichen Entwurf zustande brachte. Außerdem schlief er schlecht auf dem Boden, denn obwohl sein Bett breit genug war, dass er ebenfalls darin hätte schlafen können, hatte er Angst, aus Versehen Ezios Wunde aufreißen zu lassen und so hatte er neben dem Bett auf dem Boden geschlafen, um trotzdem über den Gesundheitszustand seines Freundes wachen zu können. Mehrmals musste er noch die Verbände wechseln, doch zum Glück hatte sich die Wunde bisher nicht entzündet.
 

Als sich der dritte Tag dem Ende neigte und der Assassine noch immer nicht erwacht war, begann sich Leonardo langsam ernsthaft Sorgen zu machen. Seit dem Morgen hatte Ezio außerdem eine leicht erhöhte Temperatur, die anzeigte, dass sein Körper ganz schön zu kämpfen hatte. Im Moment war es nicht so schlimm, dass Leonardo den Doktor holen musste, doch wenn Ezio am vierten Tag immer noch nicht aufwachte, würde er den Arzt zu Rate ziehen müssen.

Um wenigstens etwas zu tun, holte er frische Tücher und erneuerte die Wickel gegen das Fieber. Gerade, als er damit fertig war, hörte er ein leises Stöhnen. Ezio war endlich aufgewacht und sein Blick irrte ein wenig herum, bis er ihn auf Leonardo fokussieren konnte.
 

„Leonardo, was…?“, brachte er krächzend heraus und wollte sich aufrichten. Leonardo hielt ihn zurück.
 

„Bleibt liegen, mein Freund. Ihr seid schwer verwundet worden und braucht viel Ruhe, damit sich Euer Körper erholen kann. Kann ich Euch etwas bringen? Habt Ihr Schmerzen?“
 

Er sah, wie der Braunhaarige mit seinem Stolz rang, doch schließlich gab er nach und nickte.
 

Leonardo eilte hinaus und kehrte mit einigen schmerzlindernden Kräutern, die ihm der Arzt dagelassen hatte und Wasser zurück. Erstere ließ er Ezio kauen, der bei dem bitteren Geschmack nur kurz das Gesicht verzog, und das Wasser tröpfelte er ihm langsam auf die Lippen, da sein Freund offenbar noch etwas Beschwerden beim Schlucken hatte. Leonardo stellte den Krug beiseite und wollte das Zimmer wieder verlassen, als Ezio nach seiner Hand griff.
 

„Bitte, bleibt hier“, brachte er hervor. Leonardo zögerte, dann zog er, ohne seine Hand aus der seines Freundes zu nehmen, den Stuhl heran, der neben dem Bett stand und ließ sich darauf nieder. Ezio drückte seine Hand leicht, was wohl „Danke“ heißen sollte, und schloss erschöpft die Augen. Leonardo blieb noch eine Weile so sitzen und genoss die Berührung der warmen Hand in seiner, dann merkte er anhand der tiefen, regelmäßigen Atemzüge, dass Ezio eingeschlafen war. Vorsichtig zog er seine Hand weg und strich dem Assassinen ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn, dann beschloss er, ebenfalls schlafen zu gehen.
 

Der nächste Morgen weckte den Blonden mit warmen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster drangen. Erst blieb er noch liegen und genoss die Ruhe und die gelinderte Angst um seinen Freund, seit dieser gestern aufgewacht war, dann stand er auf, um zu schauen, wie es Ezio ging. Das Gesicht des Braunhaarigen hatte schon eine deutlich gesündere Farbe angenommen und auch das Fieber war gesunken. Es sah so aus, als ob er über den Berg war.
 

Mit einem leichten Lächeln betrachtete Leonardo Ezios entspannte Gesichtszüge. Er sah wirklich schön aus, wenn er schlief, anders konnte Leonardo es nicht beschreiben. Dazu kam das sanft einfallende Sonnenlicht, das sich in den braunen Haaren verfing, die Bartstoppeln als leichten Schatten hervortreten und die helle Narbe auf seiner Oberlippe schimmern ließ. Plötzlich überkam Leonardo das Bedürfnis, diesen Moment festzuhalten, also holte er schnell Papier und Zeichenkohle und setzte sich zum Zeichnen auf die Fensterbank. Er war mit der Feinmodellierung der Zeichnung fertig und wollte noch einige Schatten hinzufügen, als Ezio aufwachte und damit seine Zeichenvorlage zerstörte. Leonardo legte das Bild beiseite und trat an seinen Freund heran. Dann musste er es wohl aus dem Gedächtnis beenden.
 

Nachdem sie gefrühstückt hatten (Ezio hatte sich strikt geweigert, sich von Leonardo mit der Suppe füttern zu lassen, also ließ Leonardo dem Dickkopf seinen Willen), kam der Künstler endlich dazu, Ezio nach der Ursache seiner Verletzung zu fragen.
 

„Erinnert Ihr Euch an die Belagerung von Forlì vor ein paar Wochen?“, begann der Assassine.
 

„Ja, ich hörte davon, auch wenn das war, bevor ich hier meine Werkstatt bezog.“
 

„Bene. Die Brüder Orsi hatten die Stadt überfallen und forderten den Edenapfel im Austausch für zwei Kinder von Caterina Sforza, die sie gefangen hielten. Ich konnte beide befreien. Als ich zurückkehrte berichtete mir die Gräfin, dass der Edenapfel in einem Hinterhalt gestohlen worden war, sodass ich mich wieder auf den Weg machte, dieses Mal, um den Leben der Orsi ein Ende zu bereiten und den Apfel wieder zurückzuholen. Doch bei dem Attentat auf Checco Orsi war ich etwas… abgelenkt. Ich hatte nicht darauf geachtet, wie er ein Messer zog und es mir mit seinem letzten Atemzug in den Bauch rammte. Der Edenapfel, den ich gerade erst wieder erhalten hatte, entglitt mir und ein Fremder mit einer schwarzen Kutte nahm ihn mit. Danach wurde ich bewusstlos. Ich muss so bald wie möglich gesund werden und mich auf die Suche nach diesem Mann machen!“
 

Ein Schatten legte sich über Ezios Gesicht. Offenbar machte ihm der erneute Verlust des Edensplitters sehr zu schaffen. Verständlich, immerhin hatte Leonardo miterlebt, wie mächtig und gefährlich dieses Artefakt war und es stand außer Frage, dass es nicht in die falschen Hände geraten durfte.
 

Trotzdem machte es Leonardo irgendwie wütend, dass Ezio so wenig um seine Gesundheit bekümmert schien. Kaum hatte er sich ein wenig erholt, war er schon wieder auf dem Sprung.
 

„Ihr könnt von Glück reden, amico mio, dass Ihr gefunden wurdet, bevor Ihr verblutet seid! Als Macchiavelli und die Gräfin von Forlì Euch dann hierher brachten, dachte ich, dass so etwas doch niemand überleben kann. Ezio, du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe!“
 

Bei letzteren Worten war Leonardo immer lauter geworden und schlug wütend gegen die Wand neben dem Bett. Unbewusst war Leonardo aber auch von so vielen Gefühlen überwältigt in die vertraute Anrede gewechselt. Ezio war etwas zusammengezuckt, denn normalerweise war Leonardo ein ruhiger und fröhlicher Mensch, so aufgebracht hatte er ihn noch nie erlebt.
 

„Leonardo…“, versuchte der Assassine den Blonden zu beschwichtigen, doch dieser winkte nur ab.
 

„Mach doch, was du willst, Ezio, von mir aus kannst du auch gleich sofort aufbrechen. Mir ist es gleich.“

Dann stürmte Leonardo aus dem Zimmer und Ezio fragte sich, was er falsch gemacht hatte.
 

Der Erfinder hingegen stürzte sich in Arbeit, um sich abzulenken. Entschlossen, etwas Großartiges zu erschaffen, bekritzelte er Blatt um Blatt mit Zeichnungen und Berechnungen, doch nichts war zufriedenstellend, sodass er alles wieder durchstrich und zusammenknüllte. Plötzlich hörte er einen gedämpften Schmerzenslaut aus dem Schlafzimmer. Was hatte Ezio denn jetzt schon wieder angestellt?
 

Trotz der noch immer vorhandenen Wut musste er nachsehen, vielleicht war seinem Freund etwas passiert. Was er dann erblickte, sah nicht gut aus. Ezio war aufgestanden und lehnte nun mit schmerzverzerrtem, blassem Gesicht an der Fensterbank, eine Hand auf den Verband gepresst. Er trug nichts am Oberkörper, sodass Leonardo sah, wie Blut durch den Verband sickerte. Die Wunde war wieder aufgerissen und schnell bugsierte der Maler den Braunhaarigen wieder in das Bett. Dass er aber auch immer so leichtsinnig war und seinem Körper mehr zumutete, als er eigentlich aushielt!
 

Trotzdem war die Wundversorgung jetzt wichtiger, Leonardo nahm den alten Verband ab, säuberte die Wunde und wartete ein wenig, bis die Blutung stoppte. Ezio hatte die Zähne zusammengebissen, wollte aber keine Schmerzmittel nehmen. Also schmierte Leonardo nur eine heilende und leicht betäubende Salbe auf die Wunde und verband sie ordnungsgemäß. Dann setzte er sich seufzend auf die Bettkante und wischte seinem Freund den Schweiß von der Stirn. Dieser schien sich langsam zu beruhigen und lächelte Leonardo dankbar an. Allein dieses Lächeln entschädigte ihn für die ganze Verzweiflung die der Assassine Leonardo eingebracht hatte. Es war so voller Wärme und Ruhe… Der Blonde vermochte sich nicht vorzustellen, es nie wieder in dem Gesicht seines Freundes zu sehen.
 

Dann sah er, was Ezio in seiner Hand hielt. Es war die Zeichnung, die Leonardo am Morgen angefertigt hatte. Deswegen war Ezio aufgestanden und zum Fenster gegangen. Leonardo stockte das Herz. Was dachte Ezio jetzt wohl von ihm?

Dieser hatte offenbar den erschrockenen Blick des Künstlers bemerkt und lächelte beruhigend.
 

„Schon gut, Leonardo, ich wollte sie mir nur ansehen. Ihr seid wirklich ein außergewöhnlich begabter Künstler. Und nicht nur das: Ihr seid mein bester Freund, der beste, den ich je hatte. Ihr seid immer da, wenn man Euch braucht und es tut mir wirklich leid, Euch so viel Sorge bereitet zu haben. Ich bin kein Mensch, der ständig an einem Ort bleiben kann, ich habe eine Aufgabe und ein Ziel. Doch vorerst will ich Euch versprechen, hier zu bleiben und gesund zu werden. Ein wenig Ruhe wird mir wirklich nicht schaden.“
 

Erstaunt sah Leonardo den Braunhaarigen an. Ezio hatte sich entschuldigt? Und nicht nur das, viel mehr hatte er versprochen, eine Weile hier zu bleiben, hier bei ihm! Sein Herz machte einen Sprung und mit einem freudigen Lächeln zog er den Assassinen in eine spontane Umarmung. „Idiota…“, murmelte er nur noch und hörte Ezios leises Lachen an seinem Ohr, das ihm eine Gänsehaut bescherte.
 

In den darauffolgenden Tagen verbesserte sich Ezios Zustand immer mehr und er schaffte es sogar mit Leonardos Hilfe aufzustehen und ein bisschen in der Werkstatt herumzulaufen. Zum Glück hatte Leonardo noch ein zu großes Hemd übrig, das er Ezio leihen konnte, denn nur mit einer Hose bekleidet, konnte Ezio sich ja leicht erkälten, wie er ihm erklärte. Außerdem machte der ständige Anblick des gut gebauten Oberkörpers seines Freundes ihn ziemlich verrückt, doch das sagte er ihm natürlich nicht.
 

Dies alles führte dazu, dass Ezio regelrecht herumquengelte wie ein kleines Kind, wenn er zu erschöpft war, um aufzustehen, denn er langweilte sich andauernd. Also setzte sich Leonardo zu ihm und unterhielt sich mit seinem Freund, bis sein Hals trocken wurde vom vielen Reden. Er erzählte ihm von seinen Gemälden und Maschinen, von den Forschungen, die er über die Natur und die Menschen anstellte und was er alles noch plante. Er merkte, dass Ezio nicht alles verstand, trotzdem lauschte der Assassine dem Blonden gebannt. Außerdem legten sie nun endlich in stillem Einvernehmen die förmliche Anrede ab, eigentlich war sie seit langem nicht mehr wirklich notwendig.
 

Eines Abends – Leonardo wollte es sich gerade auf seinem provisorischen Nachtlager bequem machen – hörte er die leise Stimme seines Freundes.
 

„Leonardo?“

„Hm?“, machte er.

„Mir ist kalt.“
 

Leonardo verdrehte die Augen.
 

„Dann zieh die Decke höher oder nimm dir noch eine zweite von der anderen Seite des Bettes.“
 

„Habe ich schon. Es hilft nichts.“
 

Leonardo bildete sich ein, bei der Antwort seines Freundes sogar ein wenig dessen klappernde Zähne zu hören und überlegte, was er nun tun konnte. Kurz entschlossen stand er auf und schlüpfte unter die Decken zu Ezio ins Bett. Dessen Haut fühlte sich wirklich sehr kalt an und er zitterte am ganzen Körper, hoffentlich bekam er keinen Schüttelfrost. Leonardo rutschte etwas näher an den Braunhaarigen heran und versuchte ihn mit seinem eigenen Körper zu wärmen. Er legte seinen Kopf auf dessen Schulter ab und strich ihm mit einer Hand beruhigend über die Brust, bis das Zittern aufhörte und Ezio sich langsam entspannte. Der Assassine murmelte noch ein leises „Danke“ und war dann schnell eingeschlafen.
 

Leonardo überlegte, wieder auf seine Schlafstätte zurückzukehren, andererseits war diese Schlafposition an Ezios Seite wirklich bequem und warm, eigentlich sprach nichts dagegen, dass er zumindest für heute Nacht hier blieb. Vielleicht bekam Ezio wirklich Schüttelfrost und dann brauchte er jede Wärme, die er kriegen konnte. Eine kleine, fiese Stimme in Leonardos Hinterkopf machte ihn darauf aufmerksam, dass er doch eigentlich aus ganz anderen Gründen mit Ezio in einem Bett liegen wollte, doch der Blonde verdrängte diesen Gedanken und kuschelte sich zufrieden noch etwas mehr an seinen schlafenden Freund.

Kapitel 3

Als der Künstler am nächsten Morgen erwachte, schlief Ezio noch und wieder einmal konnte Leonardo seinen Blick nicht von dessen entspannten Gesichtszügen abwenden. Gerne hätte er die Zeichnung von ihm vollendet, doch Ezio hatte ihn gebeten, sie behalten zu dürfen, denn er fand das Bild gut so, wie es war.

Wie schon am vorherigen Abend lag Leonardos Hand auf dem Brustkorb seines Freundes, stetig pochend spürte er dessen Herzschlag unter seinen Fingern und fühlte sich in diesem Moment ausgesprochen glücklich. Langsam strich er weiter hinab mit den Fingern, bis zum Saum des Verbandes, dann über den muskulösen Bauch und die Seite wieder hinauf. Plötzlich hörte er von Ezio ein wohliges Brummen. Offenbar war der Assassine durch seine Berührungen geweckt worden und schnell zog Leonardo die Hand weg.

„Nicht aufhören, das war schön“, murrte der Braunhaarige und zögerlich nahm Leonardo seine Bewegungen wieder auf. Ezio gab einen zufriedenen Laut von sich und Leonardo grinste. Er wusste gar nicht, dass sein Freund Streicheleinheiten so sehr mochte. Während er ihm so über das Schlüsselbein strich, erkundigte sich der Blonde nach dem Befinden des Größeren und dieser meinte, dass es ihm besser ginge, was Leonardo ungemein beruhigte.

Sie blieben noch eine Weile liegen, bis ein lautes Knurren in Ezios Magengegend sie zum verspäteten Frühstück aus dem Bett trieb. Nach dem Frühstück beschlossen sie, einen Spaziergang durch die Stadt zu machen und den Markt zu besuchen. Ein Stand hatte es Leonardo besonders angetan, denn er verkaufte Mal- und Zeichenutensilien. Ein Kasten mit verschiedenen Sorten von Zeichenkohle erregte seine Aufmerksamkeit und er kramte in seinen Taschen nach Geld.

„Che guaio! Ezio, schau, dieser Kasten kostet nur 200 Florin und mir fehlen zehn jämmerliche Florin, um ihn zu kaufen!“

Mit einem schelmischen Grinsen griff der Angesprochene hinter Leonardos Ohr und zauberte eine Münze vor, die er dann seinem Freund reichte. Es waren die fehlenden zehn Florin. Mit einem strahlenden Lächeln wandte sich der Künstler dem Verkäufer zu, um den Kasten zu erwerben. Dass Ezio erst fünf Minuten zuvor genau diese zehn Florin einer Frau abgeknöpft hatte und dabei fast von einer Wache erwischt worden wäre, erwähnte der Assassine lieber nicht.
 

Am Abend betrat Leonardo das Schlafzimmer und wollte auf seine Schlafstätte zugehen, als er wieder Ezios Stimme hörte.

„Leonardo, mir ist schon wieder kalt!“

Leonardo runzelte die Stirn und fragte: „Soll ich wieder zu dir unter die Decke kommen?“

„Ja!“

Gesagt getan, doch als Leonardo an seinen Freund heran rutschte, merkte er, dass dieser bei weitem nicht so unterkühlt war, wie am vorherigen Abend. Darauf wies er den Assassinen auch hin, doch der beteuerte, dass ihm unglaublich kalt sei. Leonardo zuckte nur mit den Schultern und kuschelte sich an Ezio. Er vermutete, dass der Braunhaarige nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte, doch ihm sollte es gleich sein, er schlief eigentlich gerne neben seinem Freund. Verborgen durch die Dunkelheit schlich sich ein zufriedenes Grinsen auf Ezios Gesicht.
 

Auch in den nächsten Tagen schlief Leonardo weiterhin bei Ezio, dieser musste nicht einmal mehr nachfragen, sondern Leonardo hatte es einfach beschlossen und Ezio hatte nichts dagegen. Außerdem war die Schulter des Assassinen wesentlich bequemer als der harte Boden.

Irgendwie veränderte sich auch das Verhältnis zwischen ihnen beiden, sie brauchten nicht nur die geistige sondern auch die körperliche Nähe des Anderen und gaben einander auf eine Weise Halt, wie es niemand anders vermocht hätte. Leonardo wusste nicht genau, was das zwischen ihnen war oder ob er es sich einbildete, dass Ezio vielleicht mehr empfinden könnte als reine Freundschaft, doch er traute sich nicht, diese Blase zum Platzen zu bringen, in der sie sich befanden. Er würde es nicht aushalten, sollte sich sein bester Freund deswegen von ihm abwenden und deshalb beließ der Blonde alles so, wie es war.
 

Eines Nachmittags kam dann Caterina Sforza zu Besuch, um sich nach Ezio zu erkundigen. Leonardo saß gerade an einem seiner Entwürfe für die verbesserte Flugmaschine und hatte keine Lust, Gastgeber zu spielen, also überließ er das Ezio. Die beiden setzten sich einige Meter entfernt von dem Blonden an einen Ecktisch des Ateliers und begannen ein Gespräch, doch Leonardo konnte nicht hören, worüber sie sich unterhielten. Etwas merkwürdig fand er die Blicke, die ihm beide abwechselnd immer wieder zuwarfen, so als sprächen sie über ihn, doch er tat das als Einbildung ab und vertiefte sich wieder in seine Arbeit.

Ein paar Stunden später war er dann endlich fertig und sah nach, ob Caterina noch da war. Zu seinem Erstaunen fand er auch Ezio nirgends vor, war er etwa mit der Gräfin gegangen? Ein kleiner Stich versetzte ihm der Gedanke, dass Ezio eventuell vorhatte, mit ihr die Nacht zu verbringen, doch dann fand er einen Zettel, auf dem sein Freund notiert hatte, dass er etwas frische Luft schnappen wollte. Die Tinte war noch nicht ganz getrocknet und Leonardo vermutete, dass Ezio noch nicht lange weg war, also eilte er zur Tür hinaus, um ihn vielleicht noch kurz zu sehen. Die Straße vor der Werkstatt war leer und Leonardo seufzte. Er musste wohl warten, bis Ezio zurückkehrte. Da hörte er, wie jemand seinen Namen rief. Verwundert schaute er sich um, sah aber niemanden.

„Hier oben!“

Es war Ezio. Er saß mit herabbaumelnden Beinen auf dem Giebel des Hauses und bedeutete Leonardo, zu ihm hoch zu kommen. Zum Glück hatte der Künstler an der Hauswand eine Leiter stehen, die auf das Dach führte, denn er war bei weitem nicht so behände im Klettern wie der Assassine. Auf dem Dach angekommen setzte er sich neben seinen Freund, der nachdenklich über die Dächer der Stadt schaute. Etwas schien ihn zu bedrücken. Leonardo fragte, was los war, doch Ezio schüttelte nur den Kopf.

Dann begann er doch zu sprechen:

„Als ich das Attentat auf Checco Orsi verübte… Ich wusste, warum es nicht so lief wie geplant.“

Neugierig betrachtete Leonardo seinen Freund. „Du sagtest, du warst abgelenkt.“

Der Braunhaarige nickte. „Das stimmt auch. Ich war abgelenkt, weil ich… an jemanden gedacht habe. Weil ich an dich gedacht habe, Leonardo.“

Bevor der Blonde etwas erwidern konnte, fuhr Ezio fort. „Ich bin auf meinen Missionen keineswegs so leichtsinnig, wie du immer denkst, eigentlich versuche ich alle Risiken von vornherein zu beseitigen. Aber als ich Orsi verfolgte, um ihn zur Strecke zu bringen, wurde ich von einer Menge Soldaten verfolgt und plötzlich kam mir der Gedanke, was passieren würde, wenn ich mich nicht wie sonst gegen sie behaupten konnte. Wenn ich einfach… starb. Du würdest weiter in deiner Werkstatt sitzen und dir Sorgen um mich machen, bis dich die Nachricht von meinem Tod erreichte. So vieles, was ungesagt bliebe, so vieles, das ich dir nicht zurückgeben könnte. Leonardo ich… Ich war so allein und ich schulde dir so viel. Es tut mir leid.“

Ezio Auditore da Firenze saß mit hängenden Schultern und ernstem Blick vor Leonardo und dieser konnte nicht anders, als seinen besten Freund in eine feste Umarmung zu ziehen. Ezio vergrub sein Gesicht an Leonardos Schulter und der Blonde hielt ihn einfach nur fest und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Dann flüsterte er: „Das muss es nicht, amico mio. Du schuldest mir nichts, allein, dass du da bist, lebst und atmest reicht mir aus. Ich will mir nicht vorstellen, dass du eines Tages nicht mehr da sein wirst, deshalb versprich mir einfach, dass es gar nicht erst so weit kommt.“

Ezio nickte und sein mittlerweile deutlich vorhandener Bart piekte Leonardo an der Wange. Sie lösten sich wieder voneinander und Leonardo grinste seinen Freund an.

„Sag mal, rasierst du dir deinen Rauschebart auch irgendwann mal wieder ab?“

„Nein, ehrlich gesagt habe ich da im Moment keine Lust drauf.“

„Bene, er steht dir nämlich gut und lässt dich nicht mehr wie einen Milchbubi wirken.“

Empört schaute Ezio zu dem Blonden hinüber. „Sagt gerade der mit den Sommersprossen eines bambinos!“

Leonardo lachte und sie kabbelten sich noch eine Weile, während die Sonne hinter Forlì langsam unterging. Dann fiel ihm auf, dass Ezio noch immer sein Hemd trug und das mittlerweile ziemlich müffelte. Auch Leonardo roch nicht gerade nach Veilchen und so beschlossen sie einen „Waschabend“ einzulegen.

Der Künstler wies seinen Gehilfen an, zwei Bottiche mit Wasser zum Waschen zu erwärmen und Schwämme und Seife bereit zu stellen. Dann zogen sich er und Ezio um – natürlich in getrennten Räumen – und Leonardo musste schlucken, als sein Freund nur noch mit einem Handtuch um die Hüften vor ihm stand. Leonardo selbst hatte zwar auch nicht mehr an, aber Ezio war nun mal ein sehr attraktiver Mann, das ließ sich nicht leugnen.

Schnell wandte der Blonde wieder seinen Blick ab, griff nach einem der Schwämme und begann sich zu waschen. Ezio wollte es ihm gleich tun, stöhnte aber nach kurzer Zeit genervt auf.

„Leonardo, könntest du mir vielleicht helfen? Die Verletzung ist noch ganz schön empfindlich, ich kann mich mit diesen eingeschränkten Bewegungen nicht richtig waschen. Würdest du…?“

Mit fragendem Blick hielt er Leonardo den Schwamm hin. Dieser nickte und legte seinen eigenen weg, dann kniete er sich hinter Ezio und schrubbte ihm den Rücken. Fasziniert beobachtete der Kleinere dabei das Spiel der Muskeln auf dem Rücken seines Freundes und konnte nicht umhin, ein weiteres Mal schwer zu schlucken.

„Bist du langsam fertig oder was machst du da hinten? Du schrubbst schon seit zwei Minuten ein- und dieselbe Stelle, sag Bescheid, wenn du auf dem Knochen angekommen bist.“ Ezio schaute über seine linke Schulter nach hinten und klang amüsiert.

„Oh, äh, klar, ich mache vorne weiter“, stotterte Leonardo und war froh, dass der Assassine in dieser Position seine roten Wangen nicht sehen konnte. Dann ging er um Ezio herum und nahm zunächst den Verband an seinem Bauch ab. Die Wunde war wirklich gut verheilt, eine lange, noch gerötete Narbe war allerdings geblieben. Der Braunhaarige lehnte sich etwas zurück und Leonardo machte sich daran, den Oberkörper seines Freundes zu waschen. Dafür musste er sich etwas näher zu ihm lehnen, da der Assassine doch ganz schön groß war und der vertraute Ezio-Geruch stieg ihm dabei in die Nase. Leonardo wurde fast schwindlig von so viel Nähe und am liebsten hätte er sich jetzt einfach nur fallen gelassen, aber er riss sich zusammen und machte weiter.

„Du kannst das gut“, meinte Ezio unerwartet nahe an seinem Ohr.

„Kann sein“, murmelte Leonardo mit brennenden Wangen und zog sich etwas zurück um den Bereich unter den Rippen zu reinigen. Vorsichtig fuhr er mit dem Schwamm über die Narbe des Größeren, immer darauf bedacht, seinen Blick nicht aus Versehen noch tiefer wandern zu lassen.

Plötzlich ergriff Ezio eines seiner Handgelenke. Der Blonde hatte gar nicht gemerkt, dass seine Hände zitterten und sein Kinn wurde von Ezios anderer Hand angehoben, sodass er seinem Freund in die Augen schauen musste.

„Warum so nervös, Leo?“ Der Andere musterte ihn aus Augen, die heute noch dunkler und tiefer zu sein schienen als sonst. Dem Künstler fuhr bei dem rauen Tonfall, als Ezio seinen Spitznamen aussprach, eine Gänsehaut über den Rücken und gleichzeitig wurde ihm heiß, viel zu heiß! Er musste dringend hier weg, bevor er noch die Kontrolle über diese Situation verlor.

Sein Freund lehnte sich ein Stück nach vorne und sagte leise: „Es gibt doch gar keinen Grund, nervös zu sein. Es ist alles so, wie es sein sollte.“ Dann ließ er die Hand unter Leonardos Kinn nach hinten in dessen Nacken wandern und zog ihn zu sich heran, sodass sich ihre Lippen trafen.

Leonardos Herz setzte für einige Schläge aus. Er glaubte zu träumen und doch war das, wonach er sich schon so lange sehnte endlich in Erfüllung gegangen. Ezios warme Lippen auf seinen fühlten sich an, als wären sie füreinander geschaffen. Warum hatten sie das nicht schon viel früher gemacht? Er spürte, dass Ezio ihn nicht nur so aus einer Laune heraus geküsst hatte, die Leidenschaft mit der sein Freund seine Lippen auf Leonardos presste, ließ noch viel tiefere Gefühle vermuten. Vorsichtig strich der Braunhaarige mit der Zunge über die Lippen seines Freundes und als sich diese öffneten und der Kuss sich weiter vertiefte, keuchten beide auf. Leonardo zog den Größeren noch näher zu sich und das schien der Assassine als Einladung zu verstehen, denn er drückte Leonardo kurzerhand gegen die Wand hinter ihm. Der Blonde merkte, wie sehr ihn dieser Kuss erregte und auch an Ezio ging er nicht spurlos vorüber. Sie mussten wohl auch irgendwann die Handtücher verloren haben, denn als sie zusammen im Bett landeten, waren sie definitiv nackt. Was danach geschah, wusste nur die Nacht.
 

Später, als Leonardo gerade am Einschlafen war, hörte er noch einmal Ezios leises Lachen.

„Caterina hatte Recht.“

„Womit?“, fragte Leonardo mit einem Gähnen.

„Ich bin mit dir glücklicher, als ich es je mit einer Frau hätte sein können. Ihr hast du das heute hauptsächlich zu verdanken, amore mio, sie hat mir ziemlich ins Gewissen geredet.“

„So? Dann werde ich ihr demnächst einige Gemälde für umsonst malen müssen.“

Wieder lachte Ezio und fuhr ihm mit den Fingern sanft durch die Haare, dann versank Leonardo in den Tiefen des Schlafs.
 

Es war so weit. Der Tag war gekommen, an dem Ezio seinen Aufbruch nicht weiter hinauszögern konnte. Leonardo wusste es und hatte gehofft, den Assassinen noch ein wenig länger für sich haben zu können, doch er verstand auch, wie wichtig seinem Freund dessen Mission war und deshalb ließ er ihn ziehen.

Den Bart hatte der Braunhaarige tatsächlich behalten und nicht, wie sonst, mit einer seiner vielen Klingen abrasiert. Wie Ezio sagte, eigentlich nur, weil er wusste, dass er damit für Leonardo unwiderstehlich wurde. Das war nicht einmal gelogen. Außerdem hatte sein Freund versprochen, ihn regelmäßig zu besuchen, obwohl Leonardo jetzt schon wusste, dass das nicht oft der Fall sein würde.

Mit einem Lächeln strich er sich über die Lippen, auf die Ezio noch vor wenigen Minuten einen letzten Kuss gedrückt hatte, bevor er sich die Kapuze aufgesetzt hatte und über eine der Hausfassaden auf die Dächer Forlìs verschwunden war.
 

Pass auf dich auf, Ezio.



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