A ever changing Life von Satomi ================================================================================ Kapitel 1: Tränen und Einsamkeit -------------------------------- Tränen. Tränen aus Wut und Einsamkeit tropften von meinem Kinn und Wangen hinab und vermischten sich mit der frischen Tinte meines geschriebenen Satzes und weichten Papier und Tinte auf. Ich wischte mir die Tränen von der Wange und sah aus dem Fenster. Ich wand mich dem Papier wieder zu und schrieb weiter. Die Wut richtete sich gegen meine Mutter. Nicht nur das ich meine Mutter kaum, nein gar nicht kannte. War meine Wut für manche nicht nachvollziehbar, da sie so gütig war, mich bei sich aufzunehmen, nachdem mein Vater verunglückt war. Auf Papa war ich nicht wütend, eher wünschte ich mir meinen Papa zurück! Ich vermisse ihn so schrecklich, dass ich die Tränen nicht zurückhalten kann und weine. Vor vier Monaten ist er nicht nach Hause gekommen, stattdessen standen die Väter von Klassenkameraden vor mir, sie waren dienstlich da. Als Polizisten. Beide waren auch mit Papa befreundet gewesen. Sie teilten mir die Nachricht mit, dass mein Papa nicht mehr nach Hause käme. Ich glaube, so sehr habe ich noch nie in meinem Leben geschrien und die beiden Polizisten als Lügner bezeichnet. Dann erinnere mich auch noch gut an die Mitarbeiterin vom Jugendamt, die mir alles noch mal eiskalt mitteilte, was nun anstand. Das Ende von dem schrecklichsten Abend meines Lebens, war das ich im Beisein der Frau meine Sachen packte. Ich durfte nicht länger Zuhause bleiben. Nicht allein. Die beiden Polizisten versuchten mir sogar zu helfen. Nur die dämliche Kuh, war kaltherziger als Eis, hat die beiden rausgeschickt. Mit zwei gepackten Koffern und meinem Rucksack verließ ich mitten in der Nacht meine Heimat, Las Palmas. Meine Wut überstieg meine Trauer. Ich saß nun im kalten Deutschland fest. Der Winter war eisig und verschneit. Die neue Schule war ätzend. Und die Sahnehäubchen waren meine Mutter und meine Halbgeschwister!! Ich hatte auf einmal einen Bruder und eine Schwester. Die beiden waren von Anfang an so nervig und dann musste ich mir auch noch das Zimmer mit den beiden teilen. Der Februar verging, der März genauso und ich habe mich so sehr nach Hause gesehnt! Nach Papa, meinen Freunden und meinem Zuhause. Das hier! Diese kalten kahlen toten Wände und Städte waren nicht mein Zuhause! Gut, ich schweife etwas ab. Ich bin vor allem auf meine Mutter wütend, die einen Mann heiraten wird. Mich würde es nicht interessieren, was sie vorhat, bei der gehen fast täglich andere Männer ein und aus. Nein, das Problem ist eher, sie wird einen Amerikaner heiraten. Kurz gesagt, wegen dem Mann, der hier auch seit paar Monaten ab und zu da war, würde mein Stiefvater werden. So viel ich wusste, hieß dieser Mann Scott, zumindest glaube ich das. Sicher bin ich mir da nicht. Na jedenfalls. Morgen geht der Flug in die USA, ohne Rückflug. Morgen ziehen wir nach Miami zu meinem zukünftigen Stiefvater. Ich will nicht! Ich will nach Hause! Ach Papa, wieso hast du mich nur allein gelassen? Ich brauche dich so sehr! »Papa.«, schluchzte ich hervor und musste mich sammeln, um ein paar weitere Zeilen zu verfassen. Dabei landeten mehrere Tropfen auf dem Papier und vermischten sich mit der Tinte. Ich habe seine Beerdigung verpasst! »Sophie?« Ich schreckte vom Tagebuch auf und sah zu Jan, meinem jüngeren Halbbruder, der neben dem Fensterbrett stand. Unauffällig schloss ich das Tagebuch. »Was ist?«, sagte ich bissig. Der Junge verzog den Mund und starrte auf mein Tagebuch. »Ist alles okay bei dir?«, fragte er zögernd. »Bestens.« Er schüttelte über meine Antwort den Kopf, drehte sich um und packte seine Spielekonsole in seinen Rucksack. Der Flug nach Miami war anstrengend. Ich hatte zwar den Platz am Fenster, nur stritten Jan und Lea fast die ganze Zeit, ganze neun Stunden oder länger. Jedes Mal ging es um Kleinigkeiten, wer was essen durfte, wer welchen Film jetzt schauen wollte und anderes. Ich habe es sehr erfolglos geschafft, die Stunden Musik zu hören. Unsere Mutter hatte sich dafür in die Business Class verzogen, während wir in der Economy-Class in einer Reihe saßen. Mir dröhnten die Ohren vom Höhendruck, aber auch Kopfschmerzen und Müdigkeit machten mir zu schaffen. Im Landeanflug konnte ich die erleuchtete Stadt von oben sehen. Es war bereits nachts, als die Maschine landete. Bereits auf dem Weg zum Gepäckband rieb ich mir mehrmals über die Augen. Jan trug Lea Huckepack. Fassungslos schüttelte ich den Kopf über die beiden. Meine Taschen kamen und ich griff sie mir. »Nimm die von den beiden gefälligst auch!«, schimpfte meine Mutter, die mir die Tasche von Jan auf die Füße warf. Ich verzog das Gesicht vor Schmerz. »Geht’s noch?«, knurrte ich meine Mutter an, die bereits mit ihren Koffern davonging. Jan sah für einen Moment zu mir. »Ich hasse sie!« »Ich trage meine Tasche.«, meinte der Zehnjährige zu mir. Lea rieb sich müde über die Augen, weil sie dann neben Jan und mir herging. »I‘m tired.«, gähnte Lea. Jan grunzte über die Fünfjährige. Mein Blick verfinsterte sich, kaum das wir durch die Tür traten. Mein zukünftiger Stiefvater küsste und umarmte meine Mutter, als wir dazu traten. Ich blieb ein paar Meter entfernt stehen und rieb mir abermals über die Nasenwurzel. »Miriam. I have told you already missed.«, hörte ich die Stimme von Scott. Ich ignorierte die vier, bei ihren kitschigen Wiedersehen! Zudem gähnte ich mehrmals. »Hey Sophie. Are you okay? You look tired.«, fragte mich Scott lächelnd. Ich wich ihm, seiner dämlichen Umarmung und allem aus. Leider versuchte Scott es nochmal, ausgerechnet in dem Moment, wo ich mir die Augen rieb, umarmte er mich trotzdem. Ich knurrte ihn wütend an. Mir wurden wie den anderen die Taschen abgenommen, die auf einen Gepäckwagen gelegt wurden. Als Schlusslicht folgte ich den vieren. Ich war das fünfte Rad am Wagen. Andererseits stolperte ich vor Müdigkeit am Wagen in Scott hinein, der mich auffing und festhielt. »Don’t touch me!«, murrte ich und setzte mich dann auf den Sitz hinter dem Fahrersitz. Meinen Rucksack drückte ich an mich. Ich gönnte mir einen Sekundenschlaf. Meine Augen brannten zu sehr. Straßenlaternen blendeten mich, sodass ich die Augen schloss und wohl auf dem Weg zum Haus einnickte. •♦•♦•♦• Scott blickte in den Rückspiegel und schmunzelte, als er sah, dass Sophie schlief. Den Wagen fuhr er gerade auf die Einfahrt, als auf der Rückbank beide Kinder kicherten. »Sophie talking in the sleeping.«, kicherte Lea. Lächelnd ließ er Sophie schlafen, während er den anderen beiden und Miriam mit den Taschen half. Zurück an seinem Wagen sah und hörte er, wie Miriam Sophie unsanft versuchte zu wecken. »Jetzt wach auf. Mach schon, du blödes Gör!« Skeptisch und kopfschüttelnd ging Scott auf Miriam zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Just go inside. I take care of Sophie.«, meinte er mit einem leichten Lächeln zu ihr. Grummelnd ging Miriam nach drinnen, er verstand kein Wort, was sie von sich gab. »Sophie?«, er berührte Sophie an der Schulter, ihr Kopf kippte gegen seinen Arm. Leise konnte er sie etwas nuscheln hören. Schmunzelnd schob er seine Arme unter Sophie‘ Körper, um sie hochzuheben. Mit etwas Geschick hantierte er mit der Wagentür und Schlüssel ohne Sophie dabei fallen zu lassen und sie hinein zu tragen. »P-Papa…«, hörte er leise von ihr, was Scott innehalten ließ. Vorsichtig trug er Sophie in ihr eigenes Zimmer und legte sie ins Bett. Wieder nuschelte sie etwas hervor, nur dieses Mal verstand er sie nicht, da sie spanisch redete. »Good night little angel.«, flüsterte er und beobachtete, wie Sophie ruhiger schlief. Hinter sich zog er leise die Zimmertür zu und schloss unten die Haustür ab. Kapitel 2: Ruhe im neuen Zimmer ------------------------------- Unruhig versuchte ich mein Zimmer einzuräumen. Scott hatte mich den Abend zuvor ins Bett getragen, was mich stutzig machte, da ich bei Fremden sofort wach wurde. Zumindest normalerweise. Ich gab meinen Händen und meinem Geist Aufgaben. Das Zimmer war groß und geräumig. Zudem hatte Scott es tatsächlich so eingerichtet, wie es meinem Geschmack entsprach, die Wände waren sonnengelb und meeresblau, nur die Decke war weiß gestrichen. Auch standen weiße Möbel im Raum. Im Mittelpunkt war eindeutig das Himmelbett, was einen Hauch von Kitsch trug, aber noch elegant wirkte, während der riesige Wandkleiderschrank fast nicht zu sehen war, außer der weißen Verkleidung, auch die beiden Kommoden und der Schreibtisch waren weiß. Nur die beiden flauschigen Teppiche vorm Bett waren in zwei Blautönen. Das Zimmer gefiel mir! Und das machte mich nervös. Woher kannte Scott meinen Geschmack, wenn ich vor Monaten ihm nicht gesagt hatte, wie ich mein Zimmer haben wollen würde. Ich hatte ihm nur gesagt: „Wie Zuhause wirst du es ja nicht hinkriegen.“. Die Farben waren dieselben wie in meinem alten Zimmer. Blau für das Meer und Gelb für die warme Sonne und weiß, weil ich helle Farben mehr mochte. Seufzend hielt ich ein paar Fotos in den Händen, die Fotorahmen hatten die Reise fast komplett überlegt. Zwei Rahmen waren zerbrochen. Ich wollte die Scherben nehmen und war von dem Foto hinter einem anderen Foto ablenkt. Scharf zog ich die Luft ein, als ich das Brennen am Finger spürte. »Ach verflixt nochmal.«, ich ließ die Scherben wo sie waren und legte mit der anderen Hand die Fotos beiseite und hielt meine Zunge über den brennenden Schnitt. Dann sah ich mir den Schnitt an, aus dem noch immer Blut kam. Ich stürzte aus dem Zimmer, um hoffentlich im Bad ein Pflaster zu finden. Im Flur wich ich meinem Halbbruder und der Kiste in seinen Händen aus. Auch vorm Badezimmer musste ich jemanden ausweichen, die Badtür berührte knapp meine Haare. »Oh hey.«, hörte ich Scott sagen. Ich huschte wortlos ins Badezimmer und schaute, wo er einen Verbandskasten oder Pflaster hatte. »Are you okay?« Grummelnd nahm ich den Finger von meinen Lippen. »Wo hast du Pflaster?«, fragte ich ihn auf Deutsch, da ich gerade nicht wusste, was Pflaster in Englisch hießen. Von meinem Finger tropfte Blut auf eine Badfliese. Ich schob die Schublade wieder zu und sah, wo er die Packung Pflaster hervorzog. »Can I help you?« Ich grummelte ihn an und riss ihm die Pflaster aus der Hand. Ein Pflaster konnte ich mir ja wohl noch ganz gut selbst, um die kleine Schnittwunde kleben. Mit ein paar Handgriffen klebte an meinem Finger ein Pflaster. »What’s happening?« Ohne eine Antwort reichte ich ihm die Pflaster zurück und ging aus dem Badezimmer. »Das kann dir doch egal sein…« Im Flur hörte ich das Scott irgendwas zu mir sagte, nur schloss ich meine Zimmertür und fing an alles außer den Glasscherben in dem Karton herauszunehmen. Da fiel mir das dritte Foto auf, was nicht ganz passte. Es waren zwei Fotorahmen, die zu Bruch gegangen waren. »Komisch, wieso war da noch ein Foto dahinter?« Ich sah mir das viel kleinere Foto an, auf dem zwei Personen abgebildet waren. Je länger ich auf die Personen sah, umso mehr grübelte ich, wer die beiden Männer waren? Gut, der links war wohl mein Papa oder der rechts? »Was soll das denn?«, murrte ich. Das Bild war schwarzweiß und wirkte irgendwie sehr alt. »Na egal.« Ich legte das Foto weg und schaute, was ich mit den anderen verbliebenen Fotorahmen machen sollte. Mein Blick wanderte hoch, die Wand über der Kommode war leer, farbig, aber leer. In einer Ecke standen Kartons und eine Handvoll Kisten und ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte. Aber in der Ecke beinhalteten die Kartons und Kisten meine Sachen aus Las Palmas. Ich nahm die schwere Kamera meines Papas in die Hände, seine Kamera gehörte nun mir, wodurch in den Kisten auch seine Ausrüstung und sein Besitz nun meines war. Ich räumte die Kamera und das dazugehörige Zubehör in die Kommode, wo ich die Fotos darüber an die Wand anbringen möchte. »Ach Papa… wir wollten zu meinem Geburtstag doch…«, ich brach ab und drehte den Kopf zur Seite. Scott lehnte im Türrahmen und beobachtete mich. »Wie lange stehst du da schon?«, grummelte ich und legte die Kamera vorsichtig in die Schublade. »It’s lunchtime.«, sagte er, aber sein Blick schweifte im Raum umher. Er starrte auf die Fotos. »Schön, ich komme später runter.« »Sophie… I’m sorry.«, seufzte Scott und ging. Überrascht von seinen Worten sah ich ihm nach. Bevor ich nach unten ging, räumte ich die restliche Kameraausrüstung in die zweite Schublade der Kommode. Irgendwann würde ich schon gerne mit der Kamera wieder Fotos machen, so wie früher, mit Papa und in Las Palmas. Müde streckte ich mich und verließ mein Zimmer, um nachzusehen, was es zu Essen gab. Je näher ich dem Wohnzimmer und der Küche kam, umso lauter wurde die Geräuschkulisse. Meine Halbgeschwister stritten sich um die fettigen Pommes Fritten und Burgern. Unauffällig bewegte ich mich in die Küche und sah zu den Bananen und Äpfel. Neben mir räusperte sich Scott, als er die Braue hochzog und mich musternd ansah, weil ich mir eine Banane und Apfel nahm. »I … Ich esse kein Fast Food.«, meinte ich und war mir mit meinen Englischkenntnissen wieder mal zu unsicher, wie es richtig sein musste. Ich lernte Englisch erst seit einem halben Jahr und es fiel mir sehr schwer diese Sprache zu sprechen. Aus Gewohnheit sprach ich sonst noch immer Spanisch. Neben mir schmunzelte Scott, der auf die andere Seite der Küchenzeile deutete. »I think this is better for you.«, meinte er zu mir. Ich ging wegen seiner Deutung zur Küchenzeile, wo eine Schüssel stand. Nun war ich erstaunt. In der Schüssel befand sich Obstsalat. »Okay, das ist wirklich besser…«, schmunzelte ich leicht und nahm mir die Schüssel mit ins Zimmer. »Sophie?« »I eat in my room.«, brachte ich hervor und hoffte das es richtig war. Mit Besteck und Schüssel ging ich nach oben. Den Obstsalat aß ich während ich auf dem breiten Fenstersims saß und nach draußen sah. Auf der anderen Straßenseite spielten drei Jugendliche Basketball. Als die Schüssel halb leer war stellte ich sie seufzend zur Seite. Ich fragte mich was meine Freunde gerade machten, ob sie Wettkämpfe oder Spiele hatten. Oh, wie ich sehr ich es vermisste selbst an Wettkämpfen teilzunehmen, zusammen mit meinen besten Freunden. »Ich vermisse euch.«, flüsterte ich. Zugleich hoffte ich irgendwie darauf hier einen vernünftigen Sportclub beitreten zu können. Mir fehlte es sehr zu schwimmen. Ich war seit einem halben Jahr nicht mehr Bahnen geschwommen. Ich sah auf meine Beine. »Irgendwie muss ich das stoppen.«, grummelte ich. Innerhalb dieser schrecklichen Zeit hatte ich aus Trauer, Wut und Einsamkeit gut sieben Kilogramm abgenommen. Ich war untergewichtet! »Oh man, wie soll ich das nur wieder hinbekommen?«, grummelte ich. Den Obstsalat aß ich dann noch auf und machte mich daran die Fotorahmen zu ordnen. Nochmal zwei Fotos getauscht und ich war zufrieden. »Jetzt brauche ich nur einen Hammer und Nägel…«, dabei fragte ich mich, ob Scott Werkzeug besaß, wobei das unwahrscheinlich war, im Hausflur hingen mehrere Bilderrahmen, auch hier oben im Flur hingen welche. »Scott?«, fragte ich leise, als ich unten im Wohnzimmer und Küche nach ihm suchte. Ich hörte hingegen meine Mutter sehr lautstark mit Scott reden. »Okay, dann suche ich ohne nachzufragen.« Meine Suche begann ich dann in der Garage und war sehr erstaunt darüber, dass die Werkbank sauber und aufgeräumt war. Jedes Werkzeug und Zubehör hatte seinen eigenen Platz. »Das überrascht mich…«, zugleich griff ich mir eine Packung Nägel. Allerdings hing der passende Hammer ziemlich weit oben. Ich kletterte auf die Werkbank und nahm mir den Hammer und schmunzelte. Die Fotos waren so gut wie an der Wand. »What are you doing here?« Die Stimme hinter mir ließ mich unachtsam werden. Ich trat ins Leere und fiel von der Werkbank. Mit Herzklopfen öffnete ich die Augen. Ich hatte mich nicht verletzt. Scott hatte mich noch rechtzeitig auffangen können. »Bist du okay?«, fragte er mich leise in seinem brüchigen Deutsch mit englischem Akzent. Ich sah auf, er sah mich besorgt an, auch noch als er mich runterließ. Irgendwas verunsicherte mich gerade, aber ich wusste nicht was. »Verdammt nochmal, erschreck mich doch nicht so!«, schimpfte ich dann mit meinem spanischen Akzent. Meine Hände zitterten, als ich mir den Hammer vom Boden und die Nägel von der Arbeitsfläche nahm. »I’m sorry.«, hörte ich ihn sagen. Ich grummelte und floh regelrecht nach oben. Erst in meinem Zimmer merkte ich, dass ich die Leiter unten vergessen hatte. »V-Verflixt…« Wieso war ich nur so verunsichert? Irgendwas war doch anders gewesen. Da ich noch nicht wieder nach unten gehen wollte, räumte ich die Kisten weiter aus und fand meine Musikanlage, die ich direkt mit meinem IPod anschloss und aufdrehte. »Schon viel besser.«, lächelte ich und packte die letzte Kiste aus. In der Ecke standen zwei Fotoalben von Papa. Ich zögerte. Die Fotos darin, waren älter, als ich. Ich nahm beide Fotoalben und drückte sie an mich. Meine Lippe zitterte. Schnell verstaute ich die Fotoalben in einem der Bettkasten, neben einer meiner Fotokisten. Die restlichen Kartons räumte ich zur Seite und schob schließlich die zweite Kommode in die Ecke neben der Fensterbank. Seufzend machte ich mich dann daran nach unten zu laufen und stieß mit jemanden im Flur zusammen und hielt mir die Stirn. »Are you kidding me?«, schimpfte ich. Ich war gegen Scott gestoßen, der irgendwas in den Händen trug. »Sorry little angel.«, er ging an mir vorbei. Mein Atem rasselte, als ich seine Worte in Gedanken übersetzte. »A-Aber… nein, das kann nicht sein.«, stammelte ich vor mich hin und rieb mir die schmerzende Stirn. In der Garage nahm ich mir die Leiter und fiel durch deren Gewicht fast um. »Wieso ist die so schwer?« Atemlos stellte ich die Leiter zur Seite. Mir fehlte die Kraft die Leiter zu tragen. Leise fluchte ich und kam wieder zu Atem. Wie sollte ich das nur schaffen? »Hey… can I help you?« Ich drehte mich zur Seite, Scott kam auf mich zu. Nickend biss ich mir auf die Unterlippe. Scott hob und trug die Leiter mit Leichtigkeit, was mich verblüffte. Er gluckste und ging ins Haus. Stolpernd eilte ich ihm hinterher. Oben in meinem Zimmer keuchte ich nach Luft. Ich musste wirklich aufpassen. Momentan konnte ich weder was Schweres tragen noch rennen. Scott lehnte die Leiter gegen die Wand und beobachte mich mit einem besorgten Blick. »I’m… I’m fine.« Dann legte er mir seine Hand auf die Schulter, sodass ich aufsah. Seine Hand war angenehm warm, als er sie mir an die Wange legte. Das war erste Mal, dass ich nicht zurückwich. »Wieso schaust du mich so an?«, fragte ich leise. Für einen Moment schwieg Scott und strich mir nur eine Haarsträhne nach hinten. »Scott?«, meine Stimme zitterte und ich wich zurück. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte und sah zu meinem Bett, er sah sich für einen Moment die Fotos an. Es verwunderte mich als er sich eines genauer ansah. Auf mich machte er einen bedrückten Eindruck. Bevor ich sah, welches Bild es war, hatte er es zurückgelegt. »You make a break and I bring your pictures on the wall.«, meinte er dann zu mir. Meine Englischkenntnisse stießen an ihre Grenzen, er hatte zu schnell gesprochen. »Wait. What? That’s was… too … verflixt wie hieß es nochmal?«, versuchte ich zu protestieren. Er rückte die Leiter vor die Kommode und stieg darauf. Da verstand ich was er gesagt hatte! Er hämmerte nur dreimal pro Nagel und hängte die Fotos so auf, wie ich sie auf dem Bett angeordnet hatte. Zwischen den Fotorahmen blieben immer per Außenmaß derselbe Abstand, was mich sehr erstaunte. Ich reichte ihm die Fotorahmen und beobachtete wie er sehr geschickt mit dem Werkzeug umging. So geschickt war Papa nicht, was mich schmunzeln ließ. »So geschickt wie du war Papa leider nicht.«, sagte ich leise. Scott schluckte und biss sich auf die Unterlippe, was mich irritierte, da er meinen Papa ja nicht kannte. »Okay the last one, please.«, meinte er zu mir. Ich reichte ihm das Foto und sah auf die Fotos und spürte wie sich meine Brust zusammenzog. Auf den Fotos waren meine Freunde, meine alte Schule, mein Vater und in der Mitte das Schwarzweißfoto von meinem Vater und mir. Aus den Augenwinkeln wischte ich mir die Tränen, die Fotos gaben mir ein Gefühl von Heimat. Heimweh, ich hatte Heimweh! Ich drehte den Fotos und auch Scott den Rücken zu. Ich wollte nicht weinen. Vorsichtig und zögernd umarmte mich Scott. Und wieder wusste ich nicht, wieso ich ihn nicht wie sonst abwies. »Ich weiß das sie dir fehlen.«, flüsterte Scott mir zu, was mich erstarren ließ. Irgendwas an seiner Stimme verunsicherte mich. Ich schluckte, woher kannte ich sie nur? Ich hörte hinter mir, wie er die Leiter zusammenklappte und aus meinem Zimmer ging. »S-Scott?«, fragte ich zögernd und drehte mich um. Er war bereits weg. Langsam begann der Sonnenuntergang und ich saß noch immer an den letzten Kartons zum Auspacken. Mir fehlte mittlerweile die Kraft die restlichen Sachen auszupacken. Müde rieb ich mir über die Augen und blätterte durch eins meiner Fotoalben. Über ein paar Fotos strich ich mit den Fingern. Ich vermisste nicht nur Papa oder meine Freunde. Ich vermisste mein Zuhause. Meine Beine waren angewinkelt und auf meinen Arm lag mein Kopf. Ich blätterte noch ein paar Seiten bevor mir die Augen zufielen. »Bist du das?«, hörte ich neben mir und schreckte auf. Die Fünfjährige saß auf allen vieren neben mir und beugte sich über mein Fotoalbum. »Sag schon, bist du das auf dem Foto?« Grummelnd schlug ich das Fotoalbum ganz zu, ich hatte Kopfschmerzen und Lea war zu laut. »Raus aus meinem Zimmer!«, schimpfte ich mit der Fünfjährigen. »A-Aber…«, die Kleine fing an zu schluchzen. Ich rieb mir den Kopf. »Das sind meine Fotos, Lea. Natürlich bin ich das auf den Fotos.«, grummelte ich und hielt mir den Kopf. »Oh, na ja, weil auf ein paar Fotos…«, fing Lea an. »Lea geh einfach! Raus!«, schnauzte ich sie an. Meine Halbschwester rannte heulend aus meinem Zimmer. Seufzend nahm ich mir das Fotoalbum. Meine Mutter würde mich dafür rügen, dass ich Lea zum Weinen gebracht hatte. Ich hielt mich am Bett fest und stand auf. »Du hättest Lea nicht so anschnauzen müssen.«, meinte Jan vom Flur zu mir. Lea heulte sich an der Seite ihres Bruders aus. Ich ging zur Tür und schwankte. Jan hob die Augenbrauen. »Sag mal, alles okay bei dir?« Ohne ihm zu antworten warf ich die Zimmertür zu. Schließlich schleppte ich mich zum Bett und ließ mich hineinfallen. Ich war wortwörtlich am Arsch. Kraftlos und müde. Und etwas zu Essen würde ich gerade nicht hinunter bekommen. Jan öffnete einen Spalt meine Zimmertür. Mir fehlte die Kraft ihn anzuschnauzen, das er gehen soll. »Wir sagen lieber Papa Bescheid, dass es Sophie nicht gutgeht.« Da sah ich den kleinen Blondschopf neben ihm stehen. Lea lugte ebenfalls ins Zimmer und nickte dann Jan zu. Keine fünf Minuten später, stand Scott neben meinem Bett und strich mir über die Schläfe. »I’m fine… and tired.«, brachte ich müde hervor. Mir fielen die Augen immer wieder zu. »Bitte überanstreng dich nicht.«, bei seiner Stimme und Bitte schloss ich die Augen. Irgendwie wirkte seine Stimme beruhigend auf mich. Ich nickte ein und hörte schwach sein Seufzen. »Good night little angel.« »P-Papa nannte mich so.«, nuschelte ich im Halbschlaf. »Yeah. I know.«, flüsterte Scott noch und dann sank ich in die Finsternis eines Traumes. Kapitel 3: Der Englischkurs --------------------------- Abrupt wurde ich unsanft an den Haaren gezogen und so geweckt. Ich schrie auf. Meine Mutter ließ mich los. »Aufstehen! Du kommst sonst zu spät zu deinem Englischkurs.« »Bist du noch bei Trost?«, knurrte ich und hielt mir den Kopf, mir standen Tränen in den Augen. Meine Mutter knallte hinter sich die Tür zu. »Ich hasse sie!« Murrend streckte ich mich und stand auf. In meinem Kleiderschrank suchte ich mir ein schlichtes Baumwollkleid heraus und nahm das weißblaue. In der Kommode nahm ich mir den Rest meiner Klamotten und zog um mich um. Im Badezimmer richtete ich meine Haare zu einem einfachen Zopf, den ich um einen Haarkrebs wickelte. »So sollte es gehen…«, ich ging zurück in mein Zimmer und suchte am Schreibtisch meine Federmappe und Schreibsachen, die ich für den Kurs brauchte. In der Ablage fand ich die beiden Kursbücher. »Ich sollte alles haben. Gut.« Die Sachen landeten in meiner alten Schultasche. Mein Blick zur Uhr sagte, dass der Kurs in einer halben Stunde anfing. Ich griff mir noch meine Sonnenbrille, die ich mir aufs Haar steckte und eilte mit der Tasche in der Hand hinunter. In der Küche nahm ich mir eine Flasche Wasser und zwei Äpfel von der Anrichte. Im Flur schlüpfte ich in meine Sneakers. »Du gehst nicht in die Disco!«, schnauzte mich meiner Mutter an, als ich mir den zweiten Schuh anzog. »Draußen ist es warm und außerdem steht dir der Schweiß auf der Stirn.«, meinte ich zu ihr. Meine Mutter vertrug die Wärme nicht. »Werde ja nicht frech!«, drohte sie mir. Mal wieder. »Ist aber die Wahrheit. Ich warte am Wagen.«, meinte ich und ging hinaus. Neben dem schwarzen Wagen stutzte ich. Meine Mutter würde mich niemals zu dem Kurs fahren, zudem hatte sie die Fahrerlaubnis für die USA noch nicht. Ich zuckte zusammen, als der Wagen entriegelt wurde und Scott auf die Fahrerseite ging und zu mir sah. »Come on. We’re late.« Seufzend öffnete ich die Wagentür der Beifahrerseite und setzte mich auf den schwarzen Ledersitz. Auf dem Weg zum Kurs sah ich aus dem Fenster und zog eins der Bücher aus der Tasche, aus dem ein Zettel fiel. Ich starrte den Zettel an und verstand kaum ein Wort. An einer roten Ampel nahm mir Scott den Zettel ab. »Da stehen die Sachen drauf, die du zum Kurs brauchst.«, meinte er und reichte mir den Zettel wieder, bevor er wieder schalten musste. »Oh okay.« Na hoffentlich hatte ich an alles gedacht. »Wie kommt es, dass du jetzt mit mir deutsch sprichst, aber im Haus nicht?« »Miriam will das ihr drei Englisch sprecht. Dir fällt es immer noch schwer, oder?« »Ja.«, ich beobachtete wo wir alles vorbeifuhren und war abgelenkt. Manche Gebäude sahen sehr alt aus und dann überraschte mich, wie sauber diese Gebäude waren. Mein Blick schweifte zum Buch. Ich packte es wieder ein. Scott hielt den Wagen auf einem Parkplatz und ich starrte das Gebäude an. »Das ist doch eine Schule.« »Hier finden in den Ferien immer wieder Kurse statt, wie dein Englischkurs. Na komm.« Scott stieg aus dem Wagen, ich zögerte noch einen Moment. Ich war nervös. Die Beifahrertür wurde von ihm geöffnet. Scott lächelte mich an. »Come on. You’re late.«, meinte er und lehnte sich an die Wagentür. Grummelnd stieg ich aus dem Wagen. Bereits jetzt spürte ich, wie warm es war. Er versuchte mir die Angst zu nehmen, als er mir seinen Arm um die Schulter legte. Aber das machte mich noch nervöser. »Nicht, ich bin schon nervös genug.« In dem Gebäude führte Scott mich herum und in dem Sekretariat erklärte uns eine Frau, wo der Kurs stattfand. Scott sah mich an und reichte mir zwei Zettel. »Call me when the class is over.«, meinte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn, der mich völlig verwirrte. »A-Aber…« Er war aus meinem Blickfeld verschwunden. Die Frau lächelte mich an und zeigte auf den Zettel in meinen Händen, der eine war ein Plan der Schule und kennzeichnete den Raum, wohin ich musste. Auch in den Fluren waren Pfeile angebracht. Vor dem Zimmer holte ich tief Luft. Unsicher trat ich in den Saal und suchte mir einen freien Platz. Da fiel mir der Mann auf, der an dem Lehrertisch lehnte. Er begrüßte uns in mehreren Sprachen, auch in Deutsch und Spanisch, was mich beruhigte. »Bitte stellt euch nacheinander kurz vor, damit ich weiß, dass alle da sind und ich euch etwas kennenlernen kann.«, erzählte der Kursleiter und fing in der ersten Reihe an. »Wenn euch Worte nicht gleich einfallen, holt Luft und überlegt in Ruhe. Notfalls kann ich euch ja auch helfen.« Über diese Information war ich erleichtert, denn ich war dran. Ich erhob mich wie die anderen davor. »I’m Sophie and sixteen. I… I learn English since a fere… few months. My languages are spanish, french and german. Nice to meet you.« Der Kursleiter lächelte mich an. »Why are you here, Sophie?« Meine Lippe zitterte. »My father is… dead and my mom will marriage a new men.«, erzählte ich ehrlich und brüchig. »Mein Beileid. Weißt du wie dein Vater gestorben ist?«, fragte mich der Kursleiter in Deutsch. Ich war kurz davor heulend aus dem Raum zu rennen. »Es war ein Autounfall…«, wiederholte ich die Worte der Polizisten, die mir es mitgeteilt hatten, was passiert war. Mir liefen die Tränen an den Wangen hinab. »Du darfst dich setzen.«, meinte der Kursleiter. Langsam wischte ich mir die Tränen von den Augen und holte meine Unterlagen heraus. Der Kurs begann mit einer Wiederholung an Vokabeln und Übungen. Die meisten klappten ganz gut, aber nicht das schriftliche machte mir Probleme, sondern das Sprechen! Im Laufe der nächsten Stunden verbrachte ich dabei mitzuschreiben und zu sprechen. »Okay. Das war’s für heute, bitte denkt an eure Hausaufgaben. Die Übungen auf Seite 13 bis 15 lesen und beantworten. Na dann kommt gut nach Hause.« Erleichtert packte ich meine Sachen ein und nahm mein Handy aus der Seitentasche und schulterte meine Tasche. Ich wählte die Nummer von Scott, er ging nach dem zweiten Klingeln ran. »Sophie?« »Du kannst mich abholen.« »Warte auf mich vor dem Gebäude. Ich bin unterwegs.«, meinte Scott und legte auf. Ich starrte mein Handy an und schmunzelte. Draußen stand die Hitze. Ich suchte nach einem schattigen Platz, aber der einzige Schatten, war der von den Palmen in Richtung Straße. Ich setzte mir die Sonnenbrille auf und machte es mir auf dem Eingangsbereich bequem. So lange werde ich ja nicht auf ihn warten müssen, dachte ich. Ich trank aus meiner Wasserflasche und steckte sie zurück in meine Tasche. Ich nutzte die Zeit um die Hausaufgaben zu erledigen. Dann machte ich mich daran ein paar neue Vokabel und Sätze zu üben und sprach diese vor mich hin. Bei dem Geräusch eines Fahrzeugs hob ich den Kopf, ein Transporter hielt auf dem Parkplatz und brachte wohl eine Lieferung und verschwand dann wieder. »Wo bleibt er nur?« Ich sah auf mein Handy, ich wartete seit einer Stunde auf Scott. Meine Wasserflasche steckte ich leer in meine Tasche. Seufzend tippte ich eine Nachricht. „Where are you?“ und schickte die Mitteilung ab. Da ich noch warten musste versuchte ich noch ein bisschen zu lernen. Die Worte verschwammen vor meinen Augen und ich hielt mir den Kopf. Ich glühte. Über die Kurzwahl rief ich ihn an. »I’m on the highway.« »G-Great… Bitte beeil dich…«, ich legte auf und mein Kopf lag auf meinen Knien. Ich sah auf mein Handy, die Zahlen verschwammen vor meinen Augen. Ich kippte gegen die Hausfassade. »Hat er mich vergessen?« Kurz vor sechs abends sah ich nochmal auf mein Handy. Es fiel mir aus der Hand, mit der halb geschriebenen Nachricht. Eine Brise wehte und ich hob den Kopf, im nächsten Moment hörte ich eine Wagentür zufallen. »Sophie!«, Scott kam auf mich zu gerannt und kniete sich vor mich, und berührte mich an den Wangen. Dann reichte er mir eine Wasserflasche. »Drink! Now! Come on!«, drängte er mich. Ich nippte an der Wasserflasche und trank die halbe Flasche leer. »Wieso bist du so spät?«, fragte ich nur und protestierte als er nicht nur meine Sachen nahm, sondern mich auch hochhob. Ich schlang die Arme um seinen Nacken, während er mich die paar Meter zum Wagen trug. Durch die Klimaanlage war der Wagen angenehm kühl. Meine Kopfschmerzen nahmen ab. Scott strich mir über die Schläfen. Er murrte leise, irgendwas passte ihm nicht. »I’m sorry… Miriam hatte mich jedes Mal davon abgehalten zu fahren.« Leise seufzte ich und sah ihn an. »Wenn es nach Mama ginge, würde ich gar nicht mehr hier sein.«, brachte ich flüsternd hervor. »How are you?«, fragte er noch immer mit diesem besorgten Blick in seinen braunen Augen. »Kopfschmerzen…«, meinte ich nur und schloss für einen Moment die Augen. Ich war zu lange in der Sonne gewesen. Und was mich überraschte, wie angenehm die Wärme von Scott sich anfühlte. Irgendwie kam mir seine Wärme vertraut vor und dann war seine Wärme weg. Die Wagentür fiel zu und er stieg auf der Fahrerseite ein. Ich trank nochmal aus der Wasserflasche. »Hast du wirklich nur Kopfschmerzen? Du bist ganz blass.« Ich drehte den Kopf auf die andere Seite und zuckte zusammen. Seine Hand schob sich unter meine, für eine Sekunde hielt ich seine Hand fest. »Versuche bis nach Hause die Flasche leer zu trinken.«, meinte er sanft und fuhr dann los. Auf der Heimfahrt nippte ich zwar an der Flasche Wasser, aber meine Kopfschmerzen nahmen kaum ab. An einer roten Ampel sah Scott zu Sophie, die noch ruhiger war. »Sophie?« Im Windzug der Klimaanlage wehten ihre blonden Haare, er berührte sie am Oberarm und leise murrte sie ihn an. »Come on…don’t kidding me!« Die Wasserflasche fiel ihr aus den Händen, leise fluchte er und musste dann auch noch schalten, um die Ampelphase zu erwischen. In einer Parkbuchte hielt er und schaute nach Sophie. »Sophie! Wake up Sweetheart! Please!« Leise murrte sie erneut und versuchte die Augen zu öffnen. Er hatte eine Vermutung, was mit Sophie nicht stimmte. Er überlegte, ob er sie nur nach Hause oder direkt ins Krankenhaus brachte. Nach dem nächsten Wagen fuhr er los und beeilte sich den kürzesten Weg zum Haus zu fahren. Abrupt hielt er dann vor der Garage und eilte auf die Beifahrerseite zu Sophie. In seinen Armen verzog sie das Gesicht. »We’re home.«, meinte er und hielt sie fest an sich gedrückt. »P-Papa.«, hörte er und seufzte. Er strich ihr über die viel zu warme Stirn und trug sie nach drinnen und legte Sophie auf die Couch. Lea schnappte erschrocken quiekend nach Luft und kam auf ihn zu. »Papa, what’s up with Sophie?«, fragte die Fünfjährige, die ihrer Schwester sehr ähnelte. Er strich Lea überm Kopf. »Please be quiet and go in your room...« Lea verzog das Gesicht und ging den Flur entlang und sah immer wieder zu Sophie. Jan biss sich auf die Unterlippe und ging Lea nach. Besorgt sah Scott von Sophie zu Miriam. »Had Sophie breakfast?« Miriam zuckte mit den Schultern und starrte auf ihr Handy. »Miri, please answer me.« »She was too late.«, grummelte Miriam und Scott fasste nicht, wie sie über Sophie dann noch sprach. »You’re her mom!«, meinte er zu ihr und sah, wie finster Miriam ihn ansah. »Ich lasse mich sicher nicht von dir etwas vorschreiben! Das Gör hat selbst schuld, wenn sie verschläft.« »Miri, du hast mich daran gehindert zu fahren. Wäre ich noch später los, wer weiß, was mit ihr passiert wäre!«, meinte er zu Miriam, die nur abwehrend die Hände und Schultern hob. »Wieso sollte ich dafür verantwortlich sein?« »Darauf antworte ich dir nicht, Schatz.« Er war fassungslos. Miriam hatte mit Absicht sein fahren hinausgezögert. Leise fluchte er und kniete sich wieder neben die Couch bei Sophie und löste die Haarspange aus ihren Haaren. Sophie blinzelte und versuchte sich aufzusetzen, er hielt sie davon ab. »Don’t.«, sanft strich er über ihre Wange. Sie sah ihn kurz an. »Mir ist schlecht.«, flüsterte sie kaum hörbar. »Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt.«, sagte er und fühlte ihre Stirn, die wieder wärmer war. Mein Blick schweifte umher. Für einen Moment war alles fremd. »Where? Where I am?«, fragte ich leise und schloss wieder die Augen. Eine angenehme Wärme linderte meine Kopfschmerzen. »Zuhause im Wohnzimmer… es tut mir so leid, dass ich…«, ich unterbrach ihn sich zu entschuldigen und hielt seine warme Hand mit meiner kalten fest. »Sophie?«, seine Stimme war leise. Er lächelte mich zaghaft an. »Wieso kümmerst du dich um das Gör? Soll sie selber klarkommen.«, hörte ich meine Mutter und zuckte zusammen. Ich befürchtete das sie ausholen wird. Scott beachtete meine Mutter nicht weiter und nahm meine Hand in seine Hände. »K-Kannst du deine Hand wieder an meine Stirn legen? Irgendwie hilft es mir.«, flüsterte ich und sah seinen Gesichtsausdruck nicht, mir fielen die Augen zu. Die Kopfschmerzen nahmen ab und das beruhigte mich. Ich glaubte zu wissen, was ich hatte. Einen Sonnenstich. Ich war den Nachmittag zu lange in der Wärme und dem Sonnenlicht gewesen. Die angenehme Wärme verschwand. Ich öffnete die Augen und versuchte mich aufzusetzen. Mir war schwindelig. Unter meine Hand schob sich eine größere. »Du glühst noch immer.« Ich hob den Kopf und merkte nur wie sich alles drehte, bevor ich in den Kissen lag und die besorgte Miene über mir sah. »Bleib bitte liegen.« Ich nickte leicht. »Ich glaube, ich habe einen Sonnenstich.« Scott half mir etwas Wasser zu trinken und legte mich wieder zurück. Seine Wärme schwand und ich blickte an die Decke. Im Augenwinkel sah ich ihn dann wieder näherkommen. Er hatte irgendwas in der Hand. »Was willst du denn mit dem Waschlappen?« Sein Blick wanderte zum Waschlappen und dann zu mir, er grinste. »Dich kaltmachen.« Diese knappe Äußerung ließ mich glucksen. Ich zuckte zusammen. Der Waschlappen war nicht kalt, sondern eisig, was wehtat. Ich versuchte seine Hand festzuhalten und kippte dabei zur Seite. Seufzend legte mich Scott zurück auf die Couch und legte den Waschlappen wieder auf meine Stirn. »Sei morgen bitte rechtzeitig da…«, schwach hielt ich seine Hand fest. Er löste seine Hand von meiner und strich mir mit den Handrücken über die Wange. »Du kriegst wieder Farbe…, wenn etwas ist, ich bin in der Küche.« Aus Reflex hielt ich ihn an der Hand fest. Meine Hand zitterte. Ich ließ ihn los und ließ mich ins Kissen sinken. Er rückte den Waschlappen wieder auf meine Stirn. »Keine Angst kleiner Engel. Ich bleibe in deiner Nähe.« Ich nickte und biss mir auf die Unterlippe. Wieso wollte ich nicht das er wegging? Und doch beruhigte es mich zu wissen, dass er in Hörweite blieb, auch, wenn die Lehne der Couch mir die Sicht zu ihm nahm. Ich hatte das Gefühl, als würde ich das schon mal erlebt haben. Aber wie sollte das denn sein? Scott war doch ein Fremder für mich… oder? Meine Gedanken überschlugen sich. Langsam nahmen die Kopfschmerzen ab. Ich konnte mir dieses Gefühl einfach nicht erklären. Woher kannte ich ihn? Oder bildete ich es mir nur ein, weil er Papa so ähnlich war? Seufzend legte ich einen Arm überm Kopf und den anderen auf meinen Bauch. Wieso dachte ich überhaupt darüber nach? Ich drehte den Kopf zum Couchtisch und sah Stück für Stück weiter nach draußen, hinter der Terrasse sah ich nicht nur Wiese, sondern auch einen großen Pool. Scott hatte einen Pool! Diese Tatsache ließ mich schmunzeln. Ich rieb mir die Augen und merkte, wie der Waschlappen von meiner Stirn rutschte. Meine Augen brannten, bevor ich sie schloss entschied ich mich bald in dem Pool schwimmen zu gehen. Bald! Mir rutschte der Arm zur Seite und ich hörte etwas klirren. Das Glas Wasser war aufm dem Glastisch umgefallen. Ich ließ meine Augen geschlossen, als ich Schritte hörte, auch als Scott den Waschlappen richtete und das Glas mitnahm. »Schläfst du wirklich oder tust du nur so?«, er stupste gegen meine Nase, was mich murren ließ. Er hingegen gluckste leise. »Du hast dich nicht verändert oder?«, flüsterte er und ich fragte mich, was er damit meinte? Sanft strich er mir über Wange, wodurch ich wirklich wegnickte. Bei dem Getrampel und Geschrei von den anderen schreckte ich auf und rieb mir die Augen. Der Waschlappen fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Die beiden rannten von der Küche in den Flur. Meine Mutter rief den beiden irgendwas zu. Murrend hielt ich mir den Kopf und versuchte mich aufzusetzen. »Liegst du immer noch auf der Couch? Räum gefälligst die Küche auf!«, schnauzte mich meine Mutter an. Irgendwie fühlte ich mich, wie in einem blöden Märchen gefangen, was nur kein Märchen war. Mir brummte der Kopf und mir war kotzübel. Meine Mutter brauste an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. »S-Scott?«, fragte ich leise. Vorhin hatte er doch noch gemeint in der Nähe zu bleiben. Ich konnte die Spüle und Schritte hören. Er trat in mein Sichtfeld und setzte sich neben mich auf die Couch. »Ist Miriam immer so zu dir?« Ich nickte leicht und hielt mir die Hand vorm Mund. Ich kniff die Augen zusammen und beruhigte meinen Magen. Scott hob mich hoch und setzte mich auf seinen Schoß. Seine Arme lagen um meinen Rücken und an meiner Wange und Schläfe. »Ganz ruhig. Atme ruhig ein und wieder aus.«, meinte er und ich folgte seinem Rat und konnte die Hand von meinem Mund nehmen. Seine Stirn lehnte gegen meine. »Du glühst nicht mehr, ein Glück. Hast du noch Kopfschmerzen?« »Etwas. Mir ist schlecht.«, antwortete ich ihm und hob den Kopf. »Wieso kümmerst du dich so um mich?«, fragte ich ihn. Er verzog das Gesicht und schmunzelte mich an. »Du fragst mich in letzter Zeit ganz schön viel.«, es amüsierte ihn offensichtlich, dass ich versuchte herauszufinden, wer er wirklich ist. Ich grummelte und bereute es. In meinem Hals unterdrückte ich so gut es ging das Würgen. Scott handelte und brachte mich ins kleine Gästebad. Ich wedelte mit der Hand, damit er hinausging. Die Tür blieb einen Spalt offen, während ich mich erbrach und dann nach dem Mund ausspülen zitternd auf den Fliesen kauerte. An der Tür klopfte Scott und trat in das kleine Badezimmer. »Ich hoffe dir geht es morgen besser.« Ich schlang die Arme um seinen Nacken, ich nahm seinen Geruch wahr, der mir genauso vertraut vorkam, wie er. »¿Quien eres?«, fragte ich leise, während Scott mich nach oben in mein Zimmer brachte. Er seufzte leise. »Du weißt doch, dass ich kein spanisch kann. Versuch zu schlafen.« Ich hob den Kopf und beobachtete ihn beim hinausgehen. »Wer bist du wirklich für mich?«, fragte ich in meinem leeren Zimmer. Kapitel 4: Die Tücken des Lernens --------------------------------- Ein dumpfes Geräusch erschreckte mich beim Frühstück. Ich war seit dem Sonnenaufgang wach. Ich stellte das Glas Orangensaft zur Seite und kaute auf einem Stück Toast herum, als ich vor der Haustür die Tageszeitung sah und ein paar Häuser den Zeitungsjungen. »Na der kann ja mal ziehen.«, schmunzelte ich und biss in mein Toastbrot, die Zeitung nahm ich mit. Zurück in der Küche legte ich die Zeitung neben meinen Teller und ließ beim Kauen den Blick schweifen. Egal wohin ich sah. Scott hatte einen schlimmeren Ordnungsfimmel, als ich, was mich schmunzeln ließ. Alles war an seinem Platz und nichts lag einfach herum. Meine Beine baumelten am Tresen hinunter. Es herrschte eine angenehme Stille, ich trank einen Schluck vom Orangensaft und aß weiter mein belegtes Toast. Mein Blick schweifte zur Zeitung. »Na mal sehen, wie viel ich davon verstehe.« In der aufgeschlagenen Zeitung kamen mir viele Wörter bekannt vor, bei anderen gab ich auf. Allerdings las ich mir die Wettervorhersage für die nächsten Tage durch. Es wird weiterhin heiß und sonnig bleiben. Mein Blick schweifte zu meiner dunkelblauen Armbanduhr, ich setzte Kaffee an und schaltete die Maschine an. Zurück am Tresen versuchte ich mich an einen Artikel, der über den Palm Beach berichtete. »Shark… Aber welcher Hai ist das damit gemeint?«, leider fand ich keine Information darüber, welche Haiart am Palm Beach, wohl einen Surfer angegriffen hatte. »Der Hai wird mal wieder als der böse dargestellt. Und der Surfer mit seinem Brett sah ja nur für den Hai, wie eine schwimmende Robbe aus.«, murrte und grummelte ich. Ich fand diese Haihetze schrecklich! Haie waren Lebewesen, wie wir. Und sie sind weit länger als wir Menschen auf diesem Planeten. Seufzend legte ich den Zeitungsartikel zur Seite und zerfetzte dabei fast die Zeitung. Ein Glucksen ließ mich innehalten. In mein Sichtfeld kam Scott, der mich grinsend ansah. »Steht nichts Besondere drin?«, fragte er mich schmunzelnd. Ich murrte. »I unterstand only the half of the newspaper and then could it be better when I don’t unterstand. Dafür wird es wieder so heiß, wie gestern.« Scott sah mich mit hochgezogenen Brauen erstaunt an. Ich hatte mich sehr bemüht die Wörter richtig zu sprechen. »Du wirst immer besser.«, schmunzelte er. »Das sagst du jetzt nur so. Ich muss die Aufnahmeprüfung für die High-School schaffen!«, hinter mir hörte ich, wie sich die Kaffeemaschine ausschaltete. »Du hast wirklich Kaffee gekocht?«, fragte er mich und sah zum Kaffee. Ich zuckte mit den Schultern und biss in meinen Toast. »Ich habe bloß keine Ahnung.« Bisher hatte ich nur für Papa welchen gekocht und Papa mochte starken Kaffee. Ich drehte mich halb herum und beobachtete, wie Scott sich Kaffee nahm. Er lehnte sich an die Arbeitsfläche und trank von dem Kaffee. Meine Augen spielten mir einen Streich. Ich fegte vor Schreck die Zeitung vom Tisch und rieb mir die Nasenwurzel. Für einen kurzen Moment dachte ich Papa gesehen zu haben. Ich schüttelte den Kopf. Das kam sicher noch vom Sonnenstich! »Sophie?« Ich sammelte die Zeitung vom Boden und legte sie auf den Tresen, mein Geschirr stellte ich in die Spüle, sodass ich mit dem Rücken zu Scott stand. Meine Unterlippe gab nach und ich schmeckte Blut. Wieso musste ich mich gerade jetzt an Papa‘ Gewohnheit erinnern, wie er Kaffee trank? »Sweetheart what’s up?«, hörte ich hinter mir und knurrte Scott an. Ich hasste es, wenn man mich verniedlicht! Und Sweetheart war der Gipfel vom Gipfel. Scott legte den Kopf leicht schief und schmunzelte mich an. Scott hat braune Augen, Papa hingegen hatte grüne! »Don’t call me Sweetheart again!«, dabei imitierte ich seine Stimme, so gut ich konnte. Scott gluckste und lachte unterdrückt. »Blödmann.«, grummelte ich und sah auf die Uhr. »Wir müssen los.« Ich nahm mir den Beutel, wo ich mir eine Lunchbox und zwei Flaschen Wasser und etwas Obst eingepackt hatte. Bis zum Schluss des Kurses wollte ich alles geleert haben! Gut, bei den Wasserflaschen, war eine Reserve, zur Sicherheit! »I’m waiting in the outside… sagt man das so?«, fragte ich mich und nahm mir bei Scott‘ Lachen die Autoschlüssel. Draußen schloss ich den Wagen auf und packte mein Essen und die beiden Flaschen in die Tasche. Die Tasche stellte ich in den Fußraum vom Beifahrersitz. Scott war noch immer nicht da. »Was ist das überhaupt für eine Marke, die er fährt?« Ich ging um den Wagen herum und staunte, als ich sah, der Wagen war ein Land Rover ein Range Rover Evoque. Die kannte ich nur aus Filmen und aus England, wo sie mit Panzerglas als Schutzfahrzeuge eingesetzt wurden. »Das er sich so einen leisten kann?« Aber irgendwie fühlte ich mich auch wichtig, da nicht jeder so einen Wagen fuhr. Schmunzelnd ging ich weiter herum. Einer meiner Freunde war ein Autonarr, er könnte mir jetzt direkt alle Fakten über diesen Fahrzeugtyp erzählen. Neben mir räusperte sich Scott, ich sah auf. »Car keys now!«, das erste Mal hörte ich ihm an, dass er sauer war. Ich gab ihm die Schlüssel und kräuselte die Lippen. »Ich wäre schon nicht gefahren.«, meinte ich und ging zur Beifahrerseite. Ich schnallte mich an und hörte ihn grummeln. Leise seufzte ich. »I’m sorry. Really.« Sein Blick schweifte kurz zu mir, als er zurücksetzte und dann durch die Siedlung fuhr. Vielleicht sollte ich mich nochmal entschuldigen. Ich öffnete den Mund, als er an einer Ampel bremsen musste. »Don’t apologize you. It’s okay… How are you?«, fragte er mich stattdessen, ich überlegte, was nochmal dieses eine Wort hieß. »Better as yesterday… bist du mir noch böse?« Scott schaltete neben mir und schmunzelte. »Du weißt das ich nicht nachtragend bin. Aber mach es nicht nochmal.« Blinzelnd starrte ich von ihm zur Umgebung. Ich sollte wissen, dass er nicht nachtragend ist? Aber woher? »Wie hat dir denn der Kaffee geschmeckt?« »Daran solltest du noch üben. Der Kaffee war wirklich stark. Aber ich kannte jemanden, der Kaffee stark am liebsten trank.« »Ja, ich auch.«, meinte ich abgelenkt. Ich sah mir die Umgebung an, an der wir vorbeifuhren. »Bitte schreibe mir heute, wenn ich dich abholen soll. Ich muss nachher zu einem Meeting wegen des neuen Entwurfs und danach muss ich noch was für die Hochzeit erledigen.« Ach ja, die Hochzeit würde nächsten Monat sein. »Aber was ist, wenn du mich doch nicht abholst?« Ich kannte mich hier überhaupt nicht aus. Er hielt den Wagen auf dem Parkplatz. »Ich vergesse niemals dich abzuholen… versprochen.«, er zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen und gurtete mich ab. »Sei bitte pünktlich, sonst bin ich dir dieses Mal böse!«, mit diesen Worten nahm ich mir meine Tasche und stieg aus dem Wagen. Weit kam ich nur nicht. Scott hielt mich am Arm fest. Er steckte mir einen grünen Schein zu. »Falls ich mich verspäten sollte, musst du nur die Straße runter, da ist ein Café, wo du auf mich warten kannst.« Nun war ich verwirrt und starrte die 10 USD-Note in meiner Hand an. »Jetzt solltest du dich aber beeilen.«, gluckste Scott. Ich sah auf meine Armbanduhr und drehte mich auf dem Absatz um. Ich eilte da drinnen und war noch rechtzeitig da. Erleichtert stellte ich fest, dass ich die Hausaufgaben ja gemacht hatte. In den kleinen Pausen trank ich Wasser und aß eine Kleinigkeit. Der Kurs ging schneller vorbei, als der am Tag zuvor und Scott war auch rechtzeitig da. Ich schmunzelte und trank die zweite Flasche leer, als er auf den Parkplatz fuhr. Mir ging es gut und ich hatte das Gefühl, das es auch teilweise an Scott lag. Die nächsten Tage verliefen ähnlich, ich besuchte den Englischkurs, wurde besser und sicherer. Aber dieser Dienstag war eine Katastrophe gewesen. Ich hatte viele Fehler gemacht. Die Grammatik im Schreiben verdreht und auch wieder Fehler in der Aussprache und Betonung zogen meine Laune hinunter. Da half auch das Lob vom Kursleiter nicht. Meine Bücher und Aufzeichnungen waren ordentlich geführt und ich machte mir immer noch Hilfen und Bemerkungen. »Okay das war’s und vergesst nicht die Seiten 124 bis 125 durchzunehmen.« Ich lehnte mich über meine Bücher und packte alles ein und zog mein Handy. „Kurs ist vorbei.“, schrieb ich Scott und verstaute dann den Rest in meiner Tasche. Mein Handy vibrierte als ich durch die Glastür ging. „Warte bitte. Ich steh im Stau. Bis gleich.“, war seine Antwort. Seufzend blieb ich einen Moment noch im Gebäude und zog aus der Seitentasche meine Sonnenbrille und trat dann nach draußen in die grenzwertige Wärme. Das Thermometer fiel in den letzten Wochen nicht unter 35 Grad! Heute waren es fast 40 Grad! Grübelnd sah ich nach einem Platz, einen Schatten, den ich nutzen könnte. Die Tür zur Schule wurde verschlossen, der Parkplatz leerte sich. Ein Transporter stand auf dem Parkplatz und warf einen kleinen Schatten. »Besser als gar nichts.« Ich nahm mir alles aus der Tasche, was ich zum Lernen brauchte. Die Hausaufgaben waren zum Haare raufen. Ich verzweifelte, schrieb dann das wie es mir richtig vorkam, und aß meine letzten Weintrauben. Der Boden war irgendwann unangenehm und mein Rücken schmerzte. Im Gehen machte ich meine Volkabelübungen und ging dabei ein wenig hin und her. Vertieft im Lernen trat ich hinter dem Transporter hervor und hörte nur das Quietschen von Reifen, als ich auch schon aufsah. Ich saß vor dem schwarzen Wagen. Eine Wagentür knallte. »Damn! Sophie! Are you okay? Hey!« Scott war neben mir, ich löste meinen Blick vom Scheinwerfer, der keinen Meter von mir entfernt war. Ich schluckte nervös. Mir schlug das Herz bis zum Hals. »Sophie? Please answer me!«, drängte mich Scott und berührte meine Wange. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam. Ich stand auf und klopfte mir den Dreck vom Hintern und Händen. Ich hatte mir die linke Hand etwas aufgeschürft. Scott tastete meinen Kopf, Arme und Hände ab. Er wollte wissen, ob ich verletzt war! »Mir geht es gut. Wirklich!« Ich hielt inne und schluckte, er strich sanft über die Schürfwunde an meiner Hand. Sein Gesichtsausdruck war so gequält, dass ich meine Hand wegzog und ihn umarmte. »I’m fine. Really! I’m fine… bitte Scott…« Seine Arme lagen um mich, ich spürte sein Kinn an meinem Kopf. »Ich könnte es nicht ertragen, dich auch zu verlieren.« Mich nicht verlieren? Ich schüttelte den Kopf und drückte mich etwas von ihm weg um aufzusehen. »Scott. I’m fine… Ich habe mich nur erschrocken.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte dich beinahe angefahren. Das… Ich kann mir das nicht verzeihen.« »Aber ich verzeih dir! Immerhin war ich hinter dem Transporter, du konntest mich also nicht sehen.«, ich strich ihm über die Wange und merkte, dass er weinte. »Wieso weinst du denn? Männer weinen doch nicht.« Er zog mich an sich, seine Arme drückten mich so fest an ihn, dass mir der Rücken schmerzte. »Eh, nicht so doll, du zerdrückst mich noch. Jetzt komm schon Papa, ist doch alles wieder gut.«, meinte ich und wischte ihm seine Tränen von den Wangen. Seine Umarmung lockerte sich etwas. Dafür lag seine Stirn auf meiner linken Schulter. »D-Du kippst mir aber nicht um, oder?«, fragte ich ihn. Scott schmunzelte und küsste mich auf die Schläfe, als er den Kopf hob. »Nein. Ich denke nicht.«, sein Blick wanderte zu meiner linken Hand. Er strich mit seinen Daumen über die Schürfwunde. Ich grummelte ihn an. »Hey! Du Blödmann. Mir geht es gut!«, sagte ich so barsch wie möglich. Scott sah mich mit einem überraschten Blick an und gluckste. Er gluckste! Okay, es klang eher wie ein Grunzen, aber sein Gesichtsausdruck hellte sich wieder auf. »Hast du mich wirklich einen Blödmann genannt?«, grinste er. Ich zuckte mit den Schultern. Ich holte Luft. »Blödmann! Blödmann… Blödmann…«, wiederholte ich und streckte ihm die Zunge raus. Und das einzige, was er tat, war zu lachen! Scott lachte über meinen Versuch ihn zu beleidigen, obwohl nein. Ich wollte das er lachte. Dennoch verschränkte ich die Arme und holte meine Tasche und hob das Heft vom Boden. Aber meinen Stift sah ich nirgends. »Was suchst du denn, Süße?« Ich kniete am Transporter. »Meinen Bleistift…«, meinte ich nur. Ich suchte am Transporter. Scott räusperte sich und hielt mir den Bleistift hin. »Der lag am Reifen…«, ich schnappte mir den Stift und packte den in die Stifttasche. Mit wenigen Schritten war ich an der Beifahrerseite und ließ mich auf den Ledersitz sinken. Ich neigte den Kopf. Scott stand noch immer vorm Wagen und strich sich durch sein rotbraunes Haar. Ich kräuselte die Lippen und betätigte die Hupe. Er schrak zusammen. Ich grinste so breit über seinen Gesichtsausdruck, dass ich mich kleiner machte, als er auf der Fahrerseite einstieg und mich mit einem finsteren Blick ansah. Ich gluckste und hielt mir die Hände vorm Mund. Wenn ich jetzt lachte, wusste ich nicht, was er machte. Ich prustete und gluckste und dann brach es aus mir heraus. Ich lachte. »Sag mal, was ist denn jetzt bei dir kaputt?«, fragte er mich und kam näher. Ich lachte noch immer und schüttelte den Kopf. »Na auch gut…«, grinste Scott neben mir. Ich holte tief Luft und beruhigte mich. »Go drive home…«, gluckste ich und grinste schief. Er fuhr vom Parkplatz und sah nach beiden Seiten. »Du bist in deiner Aussprache besser geworden. Nur…« Irritiert sah ich, wo er entlangfuhr. Er bog normalerweise an der Kreuzung rechts ab. »Wo fahren wir hin?« »Einkaufen.«, meinte er und hielt an der nächsten Ampel. Ich starrte ihn fassungslos an. »Aber das geht nicht. Ich muss noch lernen und… und…« »Und du darfst dir etwas aussuchen. Zudem müssen wir langsam mal deine Schulsachen besorgen.«, meinte er lächelnd zu mir. Ich grummelte vor mich hin und zog die Beine an. »Müssen wir wirklich einkaufen fahren?« Dann sah ich, dass er sich bereits bei einem riesigen Einkaufszentrum einordnete und den Blinker setzte. Ich konnte nur einen kurzen Blick auf das Schild zur Miami Mall erhaschen, aber das Teil war offensichtlich riesig und der Parkplatz recht voll. Scott parkte in einer der tausenden Parklücken und schmunzelte mich an. »Come on Sweetheart.« »Du sollst mich nicht so nennen!«, grummelte ich. Murrend und grummelnd gurtete ich mich ab und nahm mir nur noch mein Handy aus der Tasche. Ich ließ dann einen Wagen vorbei und ging zu Scott, der mich näher zu sich zog und meine Hand nahm. »Übst du jetzt für deine Zeit als Stiefvater?« Er seufzte neben mir und ließ drei Wagen vorbei. »Ich habe eher das Gefühl, auf dich aufpassen zu müssen.« Wir betraten die Mall und ich blieb dann sprachlos stehen, das Teil war riesig und dann verstand ich einen Großteil der Schriftzüge. Ein paar Läden sagten mir was und… Ich blickte mich um. »S-Scott?« Ich sah hinter mich und ging ein paar Schritte und sah mich weiter um. Verflixt! Wo war er jetzt nur? »Sco-…«, eine Hand berührte meine und ich drehte mich halb herum. Erleichtert folgte ich Scott den Gang, in den er mich führte. »Du warst weg!«, schimpfte ich schmollend. »Ich war weg? Wer von uns beiden hat sich denn verträumt die Mall angesehen?«, er grinste mich an und hielt meine Hand fest in seiner. Ich kam mir wirklich vor, als würde mich Papa an der Hand festhalten, wie früher. An einer Stelle blieb er stehen und sah mich zwinkernd an. »Also. Erst deine Schulsachen kaufen oder erst einkaufen?« Wie jetzt? Er überließ mir die Entscheidung? »What’s up?«, fragte er leise. »Mama lässt mich nie etwas entscheiden und da hat es mich eben überrascht.« Scott schmunzelte mich an. »Ich bin ja auch nicht Miriam… also Süße. Entscheide.« Irgendwie schmunzelte ich darüber. »Dann holen wir erst die Schulsachen.« »Dann müssen wir hier entlang.«, er führte mich weiter und schließlich standen wir vor einem großen Stationary-Shop. Schon beim Betreten staunte ich mit offenem Mund, was es alles in dem Geschäft gab. »Sweetie. Come on.«, grinste Scott und ich ging weiter. Ich blieb an so vielen Zeichensachen und Schreibzeug stehen, das mich Scott mitzerren musste. »Sophie!«, gluckste Scott neben mir. Ich bin bei den Zeichenblöcken stehen geblieben. »Was brauche ich überhaupt alles?«, fragte ich ihn. Scott zog einen Zettel hervor. Das erinnerte mich an etwas anderes. Ich lugte mit auf den Zettel, die Hälfte der Wörter sagten mir nichts. »Also bis auf die Bücher, kriegen wir hier alles. Willst du deine Schultasche auch hier nutzen?« Ich nickte. Meine geliebte Schultasche würde ich niemals gegen eine andere oder einen Rucksack tauschen. Scott schmunzelte und reichte mir den Zettel. »Dann suchen wir mal deine Schulsachen.« Mit den Augen beobachtete ich, wie er einen Einkaufswagen holte. Derweil sah ich auf den Zettel. Ich ging zwei Gänge weiter und blieb bei den Füllhaltern stehen. Mein alter Füller war kaputtgegangen, als Jan auf meine Federmappe getreten war. Ich biss mir etwas in die Unterlippe und probierte die Füllhalter aus. Dan sah ich einen blauen Füllhalter, den ich testete und wollte den am liebsten behalten, wenn mir der Preis nicht aufgefallen wäre. »Schon was gefunden?«, fragte mich Scott. Ich starrte auf den Füllhalter in meiner Hand. Scott hob eine Augenbraue und griff in das Fach neben mir und nahm den Füllhalter und ein paar Packungen der Tintenpatronen. Ich wollte ihn aufhalten. »Der ist doch zu teuer. Mama wird nur wütend werden.« Scott schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht vor ihr zu sagen, wie viel ich für deine Schulsachen ausgebe.« An den Füllhalter kam ich dann nicht mehr heran, er hielt ihn in der Hand. Unterdessen suchte ich nach den Heften und war mir nicht sicher, welche gemeint waren. Scott stand ein paar Meter weiter. Ich hielt inne und war mir irgendwie unsicher ihn beim Namen zu rufen. »D-Dad?«, rief ich und sah kurz zu ihm. Scott gluckste und kam zu mir. »What’s up Sweetie?« Ich hielt ihm die Hefte hin. »Who’s I need in the school?« Er sah auf den Zettel und nahm das Heft in meiner rechten Hand. Ich legte das andere weg und nahm mir von dem anderen drei weitere. »Weißt du schon, ob du Chemie oder Biologie wählen wirst?« Offenbar wusste er von meiner kleinen Physikschwäche, hingegen liebte ich Chemie und Biologie. »Ich kann hier nur eines wählen?«, fragte ich ihn. Er nickte. »Du kannst auch beide wählen, aber eines ist Pflicht.« »Dann wähle ich auch beide Kurse.«, grinste ich und legte die blauen und grünen Hefte in den Wagen. Wir gingen die Liste durch und hatten bis auf zwei Sachen was alles zusammengesucht. »Wirst du Kunst belegen?«, fragte mich Scott, als ich wieder bei den Zeichenblöcken stand und mir die verschiedene Papiersorten und Größen ansah. »Solange ich keine seltsamen Dinge zeichnen muss, zeichne ich schon sehr gerne. Allerdings liegt mir die Aquarell- und Kohletechnik mehr. Im Basteln und Skulpturen bauen bin ich dafür nicht gerade herausstechend.« »Das klingt für mich, als würdest du zwei Blöcke brauchen. Den für Skizzen und den für Aquarell. Nimm dir beide ruhig mit.«, Scott schmunzelte mich an. Ich packte beide besagten Blöcke ein und hatte somit alles, was ich brauchte. »Darf ich mir eine Kunstmappe mitnehmen?«, meine alte zerfiel bereits und enthielt noch alte Werke von vergangenen Jahren. Scott legte den Kopf auf meine Schulter und deutete auf die graue mit den blauen Rändern und Ecken. »Wie wäre es mit der?« Ich gluckste über seinen Vorschlag, da ich diese Mappe bereits angeschaut hatte, landete die auch mit im Wagen. »Das ging schneller als bei Jan.«, kommentierte Scott auf dem Weg zur Kasse. Allerdings staunte ich, wie teuer das ganze Schulzeug war. Mit vollen Händen verließen wir das Geschäft. »Danke, dass du mir das Schulzeug bezahlt hast.« Er grinste. »Eher danke ich dir, weil du mich Dad genannt hast.« In der Mall blieb er stehen, ich neigte den Kopf fragend. »Warte hier, ich bringe die Sachen ins Auto.« »Oh okay. I’m waiting here.«, meinte ich dann zu ihm. Scott nahm auch meine Beutel und ging schmunzelnd davon. »Ich habe ihn Dad genannt… wieso habe ich ihn Dad genannt?«, grübelte ich und suchte mir eine Sitzgelegenheit. Mir war nicht wohl dabei, allein in der Mall zu sein. Auf der Sitzbank zog ich die Beine an und sah in die Richtung, in die Scott verschwunden war. Meine Ohren nahmen den Klang einer Gitarre wahr. Jemand stimmte eine Gitarre und spielte. Ich folgte der gespielten Melodie und stand vor einem Musikladen. Ich betrat den Laden und sah mich um. Hier gab es wohl jedes Instrument, ob Streich-, Blas-, oder Tasteninstrumente. Ich blieb vor einer wunderschönen Akustikgitarre stehen und berührte die Saiten und den Hals der Gitarre. Ich sah den Preis und schluckte. Ich könnte mir diese Gitarre niemals leisten. »Want do you play?« Ich drehte mich um und blickte einen bärtigen Mann an. Wobei er eher wie Mitte zwanzig aussah, aber einfach mal wie ein Hippie gekleidet war, was mich schmunzeln ließ. »Yeah.«, antwortete ich und trat zur Seite, der Typ nahm die Gitarre von der Wandhalterung und reichte sie mir. Er grinste mich schief an, sein Grinsen erinnerte mich an meinen besten Freund. Ich nahm die Gitarre entgegen und legte mir den Gurt über die Schulter. Erwartungsvoll grinste mich der Typ an. Ich versuchte ein paar Akkorde und spürte, wie die Musik durch meine Finger erklang. Ich hielt inne. Zwei drei Schritte weiter setzte ich mich auf einen Hocker und hielt die Finger über die Gitarre. Ich spielte wie ein Anfänger, dabei konnte ich Gitarre spielen! »That’s can you better. I know it. You have music in your blood.«, meinte der Verkäufer zu mir. Es stimmte. Ich liebte Musik, aber seit Papa‘ Tod habe ich weder Gitarre gespielt noch gesungen. Ich schloss die Augen und legte die Finger an die richtigen Stellen des Gitarrenhalses und spielte eines meiner Lieblingslieder. Nach dem Intro sang ich mit. Der Typ neben mir hörte mir einfach nur zu. Zumindest für einen Moment, er übernahm den Drummer, was mich zum schmunzeln brachte. Ich spielte und sang ausgelassen. Der Typ grinste und hob seine Hand zu einem High-Five, ich schlug ebenfalls grinsend ein. »Wow. That’s was amazing!« Ich schmunzelte verlegen und reichte ihm die Gitarre. Die mir mit über 500 USD einfach zu teuer war. Ich hatte nicht mal so viel erspartes. »Hey take it easy. This guitar is your guitar. Whenever you coming and buy they.«, grinste der Typ, als er meinen Blick sah. »Really?«, war meine Reaktion und ich war erleichtert als er nickte. Da sah ich sein Namensschild auf seinem Shirt. »Okay then we see us later, Liam.«, grinste ich. Der Typ, nein Liam grinste schief und hielt mir dann einen Zettel hin. Er zwinkerte mir zu, als ich den Coupon von 10 % sah. Mit dem Coupon wollte er wohl sicher gehen, damit ich wirklich wiederkam. Ich hatte ein Ziel. Aber wie sollte ich an Geld kommen? Unterdessen suchte Scott nach Sophie. »Damn! Where are you little angel?« Er suchte gefühlt die halbe Mall nach ihr ab und hörte dann aus dem Musikladen ihre Stimme. Ein paar Schaulustige waren am Musikladen stehen geblieben, aber er kannte ihre Stimme und sah dann Sophie in dem Laden mit dem Verkäufer reden. Der Kerl drehte sich um, als er den Laden betrat. Sophie kam auf ihn zu. »Damn. Don’t runaway Sweetie!«, schimpfte er und war erleichtert, dass ihr nichts passiert war. »Sorry Dad.«, an ihrem Blick erkannte er die Wahrheit. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und führte sie nach draußen. »Jag mir nie wieder solche Angst ein! Ich habe die halbe Mall nach dir abgesucht!«, meinte Scott zu mir. Ich biss mir auf die Unterlippe und schob meine Hand in seine. »I’m sorry.« Scott seufzte und hielt meine Hand fester. Ich blieb beim Einkaufen in seiner Nähe oder beim Einkaufswagen. Er hatte Angst um mich gehabt und das verwirrte mich. Mal wieder. Und wieder fragte ich mich so vieles. Neugierig las ich mir ein paar Verpackungen durch, die er in den Wagen tat. »What’s that?«, gluckste ich, als er eine Packung Frühstück-Flakes in den Wagen tat. »Lea mag die am liebsten.«, meinte er Schultern zuckend. Ich hob eine Braue. Lea aß viel zu viel ungesunde Sachen. »Sweetie?«, grinste Scott. Ich knurrte ihn an und stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite. »Don’t call me Sweetie.«, dabei imitierte ich wieder seine Stimme. Scott lachte amüsiert. »Irgendwann schubse ich dich in den Pool!«, drohte ich ihm mit verschränkten Armen. Scott trat nahe zu mir heran. »Na das will ich sehen, wie du das Schaffen willst, kleiner Engel.« Er zwinkerte mir zu und zog mich an der Hand weiter. Ich wartete hinter der Kasse auf ihn. Ich grummelte auf dem Weg zum Wagen neben ihm und sprach kein Wort mit ihm. »Schmollst du jetzt etwa?« Scott hielt mich zurück als ich weitergehen wollte. Zwei Fahrzeuge fuhren an uns vorbei. »Sophie. Bitte pass auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren.« Ich spürte seine Wärme im Rücken und seine Arme um mich. Er hielt mich fest. »Was meinst du?«, fragte ich. Scott zog mich zur Beifahrerseite. »Du hast wohl vergessen, dass du vorhin erst vorm Auto saßt. Ich will das nicht nochmal.« Ich drehte mich zu ihm herum. »Das meinte ich nicht. Was meinst du mit, du willst mich nicht auch noch verlieren?« Er strich mir eine Strähne nach hinten. Ich befürchtete die Antwort zu kennen, aber wirklich sicher war ich mir nicht. Ich biss mir auf die Unterlippe und wich einen Schritt nach hinten. »Du siehst meinem Papa sehr ähnlich und dann machst du dir auch noch Sorgen um mich. Es tut weh. Manchmal denke ich, er ist noch bei mir und steht vor mir, aber vor mir stehst du. Nicht mein Papa.« »Das ich Hendrik ähnlichsehe und wir vieles gemeinsam haben und hatten, weiß ich.« Scott lehnte am Wagen und sah gequält aus. Ich zitterte. »Du… du kanntest ihn?« Er seufzte und sah mich mit diesem traurigen Blick an. Meine Unterlippe zitterte. »D-Das glaube ich dir nicht! Woher solltest du ihn kennen?« Scott hielt mich an der Hand fest. »Sophie. Erinnerst du dich wirklich nicht?« Ich hob den Kopf. »Ich habe versucht alles zu vergessen. Alles. Ich habe mich so sehr verschlossen um nicht mehr zu weinen und du fragst mich, ob ich mich erinnere? Woran sollte ich mich erinnern?« Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich heulte Rotz und Wasser. Scott reichte mir ein paar Kleenex Taschentücher. »Woher kennst du mich?« »Vor vielen Jahren besuchte ich meinen besten Freund und wurde von einem kleinen blonden Mädchen mit neugierigen braunen Augen verfolgt und mit vielen Fragen regelrecht ausgequetscht. Mein bester Freund fand das sehr komisch, da dieses kleine Mädchen immer wieder neue Fragen stellte…« Ich starrte Scott an, hielt mir den Kopf und schüttelte dann meine blonden Haare hin und her. »Er… Papa war dein bester Freund?« Scott nickte. »Du hast wirklich versucht alles zu vergessen?« Meine Beine gaben nach. Ich kauerte mich auf den Boden und lehnte mit dem Rücken am Wagen. Scott kniete sich zu mir und strich mir überm Kopf und wischte die Tränen weg. »Sophie?« Ich schüttelte den Kopf. So viele Fragen fanden Antworten. Er war die Antwort auf so viele Fragen. »Wieso? Wieso warst du nicht da? Papa hatte dich gebraucht!«, fragte ich einerseits schluchzend und mit brüchiger abgehakter Stimme. Scott zog mich in seine Arme. »Hey, beruhige dich bitte.« In seinen Armen beruhigte ich mich langsam. »Es kam mir so komisch vor. So vieles war seltsam.« »Inwiefern seltsam?« Nach ein paar abgehakten Atemzügen stand ich auf und setzte mich auf den Beifahrersitz und kauerte mich zusammen. »Gib mir einen Moment.« Scott nickte und schloss die Beifahrerseite, er verstaute die Tüten und stieg schließlich auf der Fahrerseite ein. Ich schloss die Augen und nickte wohl auf der Heimfahrt ein. Als ich die Augen wieder öffnete stand der Wagen bereits in der Einfahrt. Scott strich mir überm Kopf. Ich drehte den Kopf zu ihm. »Geht es dir besser?«, fragte er leise. »Glaub schon…«, ich war bereits abgeschnallt und erstarrte, als ich das Klackern von Absätzen und die schrille Stimme meiner Mutter hörte. Ich sah Scott mit Entsetzen an. »S-Scott?« »Ich bin in zwei oder drei Stunden wieder da.«, antwortete er mir leise. In mir schrie alles. Das würde bedeuten, ich könnte nicht lernen oder meine neuen Zeichenblöcke einweihen. Ich war mal wieder Babysitter für Jan und Lea! Meine Halbgeschwister standen auf der Veranda und meine Mutter kam auf Scott zu und drückte sich gegen ihn während sie ihn küsste. Ich grummelte. »Steig jetzt gefälligst aus!«, schnauzte mich meine Mutter an. Ich trat ihr mit Absicht auf den Fuß, als ich zur Veranda ging. »Sophie! Du wirst gefälligst auf die beiden aufpassen. Hast du mich verstanden!« »Ich bin ja nicht taub, du Schreckschraube!« Ich hasste meine Mutter so sehr! Sie interessierte es nicht, wie es ihrem zukünftigen Mann ging oder ihrem Ex-Mann oder ihre Liebhaber, die sie hatte! Meine Mutter interessierte sich nur für sie selbst und, dass sie ja gut dastand, egal wo oder bei was! Und genau das machte mich so wütend. Sie spielte nur mit Scott, sie liebte ihn nicht! Dabei war das traurige, er sah nicht, dass sie ihn nicht liebte! Der Wagen entfernte sich immer mehr. Ich wollte nicht, dass Scott allein mit meiner Mutter war! Kapitel 5: Ruhelosigkeit ------------------------ Meine Geduld und Schmerzgrenze wurden überschritten indem Lea und Jan an meinen Armen und Händen zogen. »Lasst mich endlich los. Ihr Nervensägen!«, schimpfte und grummelte ich. Ich rieb mir die Hand. »Mama meinte du würdest mit uns spielen. Stimmt das etwa nicht?«, fragte mich der Zehnjährige auf dem Weg nach drinnen. »Ich muss noch lernen und wollte meine Schulsachen wegräumen.« Jan zog einen Flunsch während Lea zum Wohnzimmer rannte. Ich rieb mir die Stirn. »Ich hasse es, wenn mich alle übergehen.« »Und wenn wir im Garten Ball spielen? Irgendwas, wo Lea sich nicht wehtun kann.« Darüber dachte ich nach und trat ins Wohnzimmer. Die beiden starrten mich an. »An welches Spiel hast du dabei gedacht?« Lea spielte zwar gerne mit Jan Ball, aber sie heulte sobald sie einen Ball abbekam. Wir gingen in den Garten und ich schaute, wo wir spielen konnten, ohne dass Lea womöglich noch in den Pool fällt. Meine kleine Halbschwester konnte nämlich nicht schwimmen! Ich hörte die hintere Garagentür scheppern. Jan hatte die mit Wucht zugeschlagen. »War ja klar, dass du mit deinem Fußball zurückkommst.« Ich beobachtete, wie Lea zur Wiese hüpfte. Jan folgte ihr. Ich hatte keine Lust. Viel lieber würde ich etwas Neues zeichnen. Immerhin waren in meinem Zimmer noch weitere Wände leer. Ich passte den Ball zurück zu Jan, der zu Lea spielte und sie spielte zurück zu Jan. Dann begann Jan mit dem Ball zu jonglieren. »Man Jan, lass das und spiel ab!«, maulte Lea, die sich schreiend vor dem Fußball duckte. Jan lachte, ich seufzte und Lea zog einen Flunsch. »Du bist gemein!«, rief die Jüngste und schoss den Ball in hohen Bogen zurück. »Den kriege ich!« Ich drehte mich weg und hörte dann Jan schreien. Er lag auf der Wiese und hielt sich das Kinn. »Jan!« Lea rannte auf ihn zu. Ich rieb mir die Nasenwurzel. Wieso musste er auch einen Fallrückzieher versuchen? Mein Halbbruder jammerte und heulte, während sein Kinn blutete. Na klasse, ich bin so gut wie tot! Ich kniete mich neben Jan und nahm seine Hand vom Kinn. Eine Platzwunde, aber sicher konnte ich erst sein, wenn er aufhörte so herum zu zappeln. »Na komm, gehen wir rein. Wir kühlen das.«, meinte ich ruhig und half ihm aufzustehen. Ich wies ihn zur Couch während ich im Frost nach Crash-Eis suchte und welches ich in eine Tüte stopfte. »Hast du den Eisbeutel fertig?« Jan stand neben mir und hielt sich mittlerweile ein Küchenpapier unters Kinn. Ich knurrte und zerrte ihn zur Couch. »Hinlegen!«, wies ich ihn an und drückte ihm den Eisbeutel vorsichtig ans Kinn. Ich sah nach, ob er sich bei dem Sturz auf die Zunge gebissen oder Zähne ausgeschlagen hatte, beides war nicht der Fall. »Gut, du hast dir nicht auf die Zunge gebissen, immerhin etwas.« Vorsichtig nahm ich den Eisbeutel und das Küchenpapier von der Wunde. Es war wirklich eine kleine Platzwunde von etwa drei Zentimeter. Mit den Fingern entfernte ich ein Stück Gras und zwei kleine Steine. Jedes Mal verzog Jan das Gesicht und jammerte. Ich drückte ihm ein zweites Küchentuch ans Kinn und den Eisbeutel. »Lea bleib bei Jan, wenn er nicht mehr jammert, schrei einfach. Ich bin kurz im Badezimmer.« »Oh okay.« Lea saß auf der Lehne und behielt ihren Bruder im Auge. Irgendwie war das schon niedlich. Ich eilte nach oben ins Badezimmer, irgendwo in der Ecke im Schrank hatte Scott Verbandszeug. Ich fand alles, was ich brauchte und eilte nach unten. In der Küche nahm ich mir eine kleine Schale aus dem Schrank und kehrte zu Jan zurück. Er sah mich ängstlich an. »Ich warne dich vor. Es wird wehtun und brennen. Daher versuche bitte nicht so laut zu schreien, dass die Nachbarn denken, ich bringe dich um.« Ich zog mir Handschuhe an, was Jan nervös machte. Ich legte ihm den Eisbeutel auf den Kopf. Vorsichtig zog ich das blutige Küchenpapier von seinem Kinn und stopfte ihm eine eingepackte Mullbinde in den Mund. »Zähne zusammenbeißen, Brüderchen, das wird jetzt wehtun.« Vorsichtig löste ich ein Stück seiner Haut und entfernte mit der Pinzette weitere Steine und Erde aus der Wunde. Jan schrie gedämpft. Ich sah seine Tränen. Hinter mir fiel Lea von der Lehne. Alles was ich entfernt hatte landete in der Schale. »Lea, lebst du noch oder bist du nur von der Lehne gefallen?« »Bin okay.«, meinte die Jüngste, die mich beobachtete, wie ich Jan verarztete. »Das wird jetzt brennen.«, warnte ich den Jüngeren vor und sah seinen ängstlichen Blick. Jan schrie noch lauter, dieser Schrei haute Lea um. Ich seufzte und desinfizierte sein Kinn weiter mit dem Tuch. »Vertrau deiner großen Schwester doch mal. Lea, alles okay bei dir?« »Jan, schreit wie ein Mädchen.«, kicherte die Kleine neben mir. Der Zehnjährige jammerte. Ich hielt ihn davon ab zu flüchten. »Du hast es gleich geschafft, Großer.«, meinte ich und lächelte Jan etwas an und konzentrierte mich wieder auf die Versorgung der Wunde. Über die Tape-Streifen klebte ich noch ein Kompressen Pflaster. »War doch gar nicht so schlimm oder?« Jan tastete sein Kinn ab. »Wahnsinn… woher kannst du so was?« Ich räumte alles zusammen, um den Müll entsorgen zu können. »Was genau meinst du denn?«, fragte ich ihn. Er deutete auf sein Kinn. »Ach so. Ich habe mal einen Erste-Hilfe-Kurs und Lehrgang belegt.« »Ohne dich wäre ich wohl verblutet. Danke.« Ich hob die Augenbraue, das war das erste Mal das sich Jan bei mir bedankte! Schmunzelnd sah ich wie er rot wurde. Der Kleine war schon niedlich. Den Müll in der Schale warf in den Abfalleimer und rieb mir die Augen als die Haustür zu hören war. »Wir sind wieder da!«, schrie meine Mutter einmal durch das ganze Haus. Ich nahm ein Küchentuch und trocknete die Schale ab und stellte die zurück in den Schrank. »Was zum… Was ist denn mit dir passiert?« Ich drehte mich halb herum und sah, wie meine Mutter Jan genau betrachtete. Auf seinem Shirt und Hose waren Blutflecke. »Ich hätte fast einen Fallrückzieher hinbekommen.«, grinste Jan. Seine Betonung lag bei Fast! Denn die Bruchlandung war an seinem Kinn zu sehen. Meine Mutter stapfte wütend auf mich zu. »Habe ich dir nicht ausdrücklich gesagt, du sollst auf meine Babys aufpassen?« Großartig. Ich hatte gerade wieder die Bestätigung erhalten, dass sie mich nicht als ihre Tochter sah! »Mama, Sophie kann nichts dafür!«, meinte Jan und stellte sich vor mich. Er versuchte mich vor Mama zu beschützen? Mein Blick schweifte zu Scott, der in die Küche kam und sich das verbundene Kinn von Jan ansah. Jan grinste Scott an. »Sophie hat mich verarztet.« Scott schmunzelte und strich Jan überm Kopf, der Kleine freute sich, und das obwohl er vor nicht mal zehn Minuten jammernd und schreiend auf der Couch lag. »Sophie hat Jan wie ein Onkel Doktor verarztet und Jan ist wirklich böse gefallen!«, berichtete Lea und erzählte den beiden, was passiert war. Ich nahm die Verbandssachen und floh regelrecht aus der Küche, bevor mir Mama eine Ohrfeige oder sonst etwas verpassen konnte. Im Flur hörte ich, wie mich Mama anschrie. Ich nahm zwei Treppenstufen auf einmal und war dann im Badezimmer. Den Kloß in meinem Hals schluckte ich hinunter. Ich zuckte zusammen, im Flur waren Schritte zu hören, aber sie passten nicht zu meiner Mutter. Schnell räumte ich das Verbandszeug zurück in den Schrank, als auch schon die Tür aufging. »Alright with you, Sweetie?«, fragte mich Scott und ich seufzte erleichtert auf, bevor ich mich zu ihm drehte. »It’s okay…«, meinte ich leise, da sah ich wie ich zitterte. Er hob die Braue und kam auf mich zu. Meine Lippe zitterte ebenfalls als mich Scott einfach umarmte. Behutsam strich er mir überm Rücken. »Really… don’t lie to me. Please Sweetie.« Ich drehte den Kopf und sah auf, im nächsten Moment wich ich mit roten Wangen zurück. Scott gluckste über meinen Gesichtsausdruck. »Selbst schuld, wenn du den Kopf drehst.« Ich zog die Lippen zusammen. Er hatte mir auf die Wange geküsst, wobei er mir wohl auf die Stirn küssen wollte. Ich war leicht verwirrt. »So schlimm?«, fragte er mich und grunzte, da er nicht lachen wollte. »B-Blödmann...«, schimpfte ich und rieb mir über die Wange. Nun lachte Scott wirklich! »Hör auf zu lachen!«, dabei zog ich einen Schmollmund und ging an ihm vorbei. Er hielt mich leicht an der Hand fest und grinste mich an. »I’m sorry… verzeihst du mir?« Bei seiner Frage verschränkte ich die Hände vor der Brust. »Klar, wenn ich dich in den Pool schubsen darf…«, meinte ich mit einem frechen Grinsen. Scott grinste ebenfalls. »Es wundert mich nur, wieso du noch nicht im Pool warst.« Ich seufzte leicht. »Ich hatte bisher keine Zeit gefunden. Mir ging es eine Weile wirklich nicht gut.« Wieder umarmte er mich, was ich über mich ergehen ließ. »Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass es dir wieder besser geht.« »S-Scott? Du zerdrückst mich…«, seine Umarmung wurde lockerer und meine Rippen dankten. »Wie ist das mit Jan passiert?«, fragte er mich nach einer kurzen Stille. Meine Schultern sackten nach vorn. »Der Kleine hat einen Fallrückzieher versucht… na ja, versucht. Ich habe nicht gesehen wie er gefallen ist.« Scott rieb sich die Nasenwurzel. »Einen Fallrückzieher?« Ich nickte und sah seinen Blick. »Woher kennst du dich mit erster Hilfe aus?«, fragte er mich neugierig. »Verborgene Talente… war Spaß. Ich habe vor zwei Jahren mal einen Lehrgang besucht, weil ich im Sommer ein bisschen Taschengeld verdienen wollte.« Sein Blick irritierte mich und im nächsten Augenblick quiekte ich, als er mich an den Seiten kitzelte. »Ni-nicht!« »Dann sei lieb und brav.«, er kitzelte mich weiter, sodass ich lachen musste. »Dad. Stopp.«, japste ich und lehnte mich gegen seine Brust und holte Luft. »Das war gemein!« »Das erinnert mich an früher… du hast mich wieder Dad genannt.«, schmunzelte Scott. Ich sah nicht auf. Mir war selbst bewusst, wie ich ihn genannt habe. »Schlimm?« Er strich mir überm Kopf und gluckste leise. »Nein. Du darfst mich so nennen, wie du möchtest.« Mein freches Grinsen kehrte zurück. »Das hätte ich nicht sagen sollen…«, meinte Scott und küsste mich dieses Mal wirklich nur auf die Stirn. »Also darf ich dich jetzt immer Dad nennen?«, fragte ich nach und sah ihn an. Er nickte mit einem Lächeln. »Ich muss zurück zu Jan. Miriam besteht darauf, dass sich ein Arzt sich die Wunde ansieht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Willst du mitkommen?« Ich überlegte einen Moment und schüttelte den Kopf. »Ich würde mich lieber ausruhen und lernen.« »Gut, dann sehen wir uns später.«, er zwinkerte mir zu und ging. Ich folgte ihm und sah ihm nach, während er nach unten und ich in mein Zimmer ging. Hinter mir verriegelte ich die Tür. Ich schmunzelte und ging zu meinem Schreibtisch. »Was für ein Chaos.« Mit wenigen Handgriffen schaffte ich Ordnung auf meinem Schreibtisch und nahm mir einen der Aquarellblöcke und meine Zeichenstifte und setzte mich auf die Fensterbank und begann ein bisschen zu zeichnen. Die Zeichnung hatte ich recht schnell fertig skizziert. Schließlich machte ich mich daran zu lernen. Das Sonnenlicht schwand, sodass ich auf die Uhr sah und meine Sachen zurück in meine Tasche packte. Als ich später aus dem Bad wieder in mein Zimmer ging, hörte ich draußen eine Wagentür zufallen und sah aus dem Fenster. Scott war alleine. »Oh nein…«, ich hoffte das die Jan nur zur Beobachtung im Krankenhaus behalten hatten. Ich öffnete meine Zimmertür einen Spalt und hörte, wie meine Mutter Scott anschrie, weil er ohne Jan wieder nach Hause kam. »Miri, er ist zur Beobachtung zwei Tage im Krankenhaus. Sie wollen eine Gehirnerschütterung ausschließen.«, erklärte Scott ruhig. Es erstaunte mich immer wieder, wie er so ruhig bleiben konnte, wenn er doch von meiner Mutter angeschrien wird. Ich habe ihn ganz selten wirklich wütend gesehen. Einer von den beiden kam die Treppe hinauf und an den Schritten erkannte ich, es war meine Mutter. Schnell schloss und verriegelte ich die Zimmertür. Im nächsten Moment wich ich von der Tür zurück. Meine Mutter klopfte nicht an, sie versuchte gewaltsam das ich die Tür aufmache. »Sophie! Mach sofort die Tür auf! Wegen dir liegt Jan im Krankenhaus!« Ich rieb mir die Nasenwurzel. Meine Mutter gab mir echt für alles die Schuld. Aber ich würde ihr garantiert nicht die Tür aufmachen! »Sophie! Mach gefälligst auf!«, wieder hämmerte meine Mutter gegen die Tür. Kurz herrschte Stille und da hörte ich weitere Schritte im Flur und vor meinem Zimmer. »Miriam. Hör auf! Bitte. Sophie kann überhaupt nichts dafür das Jan im Krankenhaus ist.«, hörte ich Scott sagen. Ich schluckte und trat zur Tür um besser hören zu können, was die beiden sagten. Dann hörte ich ein Klatschgeräusch, woraufhin ich zusammenzuckte. »Nein, Dad.« Ich legte mein Ohr an die Tür. Nicht er hatte ihr eine Ohrfeige gegeben. Meine Mutter hatte tatsächlich Scott geschlagen! Sie hatte ihn geschlagen! Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Da du sie ja so sehr liebst, solltest du dir klar sein, diese Ohrfeige war für Sophie!« Meine Mutter ging von meiner Tür weg. Aber ich hörte Scott seufzen und entriegelte die Tür. Ich sah auf und biss mir auf die Unterlippe. Zögernd berührte ich seine Wange, die rot war. »Wieso muss sie auch dich schlagen?«, fragte ich mehr mich selbst, als ihn. Scott hielt meine Hand, die an seiner Wange lag fest und lächelte mich an. »Lieber ertrage ich den Schmerz, als zu sehen, wie sie dir wehtut.« Ich öffnete sprachlos den Mund und konnte nicht anders als ihn zu umarmen und mich an ihn zu drücken. »Dad.«, brachte ich hervor und schluchzte auf. Scott seufzte und erwiderte die Umarmung. »Nicht weinen, kleiner Engel.«, meinte er leise. Ich krallte mich in seine Seiten und Rücken. »Wieso habe ich nur versucht alles zu verdrängen?«, schluchzte ich hervor. Scott hielt inne. Er wusste nicht, was ich meinte. Die Erinnerungen an meine Kindheit, an die Zeit in Las Palmas. Die Zeit, die ich mit Papa und Scott verbracht hatte. Als ich gezeichnet hatte, hatte ich mich an ein paar Dinge wieder erinnert. Und doch wusste ich nicht, wieso ich noch immer Lücken hatte. Als wäre jemand auf einmal weggewesen. Scott war irgendwann nicht mehr nach Las Palms gekommen. Wieso nur? Scott strich mir überm Rücken und ließ mich still weinen. »Du warst einfach weg…«, flüsterte ich in sein Shirt. Nun hörte ich Scott seufzen. »Versuchst du dich gerade wieder zu erinnern?« Ich drehte den Kopf zur Seite und starrte zur Ecke. »An ein paar Sachen kann ich mich wieder erinnern… nur sind da Lücken. Vor zwei Jahren warst du einfach nicht mehr zu uns gekommen. Papa wusste nicht, was los war…«, etwas traf meine Wange und ich sah auf. Eine weitere Träne traf meine Wange. Scott weinte! »D-Dad. Don’t cry.«, flüsterte ich und strich ihm die Tränen von den Wangen. Er zog mich fester in seine Arme. Ich war verwirrt und verunsichert. Was sollte ich nur machen? »Wieso weinst du jetzt?«, ich hielt inne, war es wegen dem was ich gesagt hatte? »Ist etwas vor zwei Jahren passiert, dass du deswegen nicht mehr zu uns gekommen bist?« Er nickte knapp und ich zögerte nicht ihn zu mir zu ziehen. Ich wollte nicht das er weinte. Wieso er weinte, wusste ich ja nicht. »Alles gut. Ich frage nicht mehr nach. Ich habe dich ja wieder… irgendwie.«, bei dem irgendwie musste ich schmunzeln. Als ich klein war hatte ich gewissermaßen zwei Väter. Meinen Papa und seinen besten Freund, Scott. Und nun hatte ich Papa verloren und nur noch Scott, den ich lieber lachend als weinend sehen wollte. »Daddy please. Don’t cry!«, wieder wischte ich ihm Tränen aus dem Gesicht. Er hielt meine Hände fest und sah mich an. Ich schwieg. »D-Darf ich denn dein Dad sein?«, fragte er mich erstickt. Ich senkte für einen Augenblick den Blick. »Du warst doch die ganze Zeit mein Dad. Immer. Seit ich klein war. Du warst immer da. Und… ich bin froh dich wiederzuhaben.«, brachte ich dann hervor. Es stimmte ja. Er war immer mein Dad gewesen. Über diese Gedanken schmunzelte ich und stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Ich habe dich lieb… Dad.« Er strich mir über die Wange und lächelte zaghaft. »Du solltest langsam mal ins Bett. Morgen schreibst du doch einen Test.«, meinte er dann zu mir. Ich sah auf seine Armbanduhr und blinzelte. »Verflixt nochmal… gute Nacht und bis morgen.«, grinste ich und schloss schnell meine Zimmertür. Scott gluckste leicht, weil ich so schnell in meinem Zimmer verschwand. Doch ich fragte mich dennoch, was vor zwei Jahren passiert war, dass es ihn noch immer so zusetzte? Kapitel 6: Eiskalte Fragen -------------------------- Laut Scott sei die beste Eisdiele die in der Mall, dort angekommen staunt Sophie nicht schlecht, der Innenraum sieht wie aus den 50er Jahren aus, auf einem roten Ledersitz sitzend, lässt sie den Blick umher schweifen. Selbst die Bedienung kommt auf Rollschuhen angelaufen und nimmt die Bestellung auf. Moment? Die Bestellung, sie hat sich doch noch gar nichts heraus gesucht und dann war doch von einem Eis die Rede! Als die Bedienung grinsend weggeht, grummelt sie zu Scott. „Ich dachte es ist die Rede von einem Eis und keinem Eisbecher!“ „Das hab ich nie behauptet.“ „Manchmal bist du echt gemein.“ Schmollend lässt sie sich in weiche die rote Lehne sinken. „Du hast nie gefragt. Zudem finde ich einen Eisbecher besser, gerechter für deine harte Arbeit und Fleiß. Als nur eine Kugel Eis.“ Sie setzt sich seufzend wieder aufrecht, da sie ihn fragen will, was er bestellt hat, aber da kommt dieselbe Bedienung von eben und stellt zwei Eisbecher hin. Sprachlos sieht sie auf das Glas, wieso weiß er, welches Eis sie am liebsten isst? Ihr Schweigen nutzt er, um sie was zu fragen. „Stimmt was nicht?“ Ihr steigen Tränen auf, wieso kennt er sie so gut und sie weiß nicht, wieso? „Es stimmt eine ganze Menge nicht! Wieso weißt du was mein Lieblingseis ist oder wie Papa mit Vornamen hieß?“ Erstaunt sieht er zu ihr und beobachtet, wie sie sich auf die Unterlippe beißt und die Tränen zurück hält, dabei sieht sie nicht einmal zu ihm. „Sophie. Bitte nicht weinen.“ „Ich versuche dir zu vertrauen, aber du sagst mir nicht die ganze Wahrheit!“ Seufzend lehnt er sich nach hinten und schließt einen Augenblick lang die Augen. „Ich versuche dir nicht noch mehr wehzutun, bitte versteh mich doch.“ „Indem du mich anschweigst? … Bist du für Papas Tod verantwortlich?“ Das ist ihre schlimmste Befürchtung, dass er an dem Tod ihres Vaters schuld ist. Entsetzt über diese Frage sieht er zu ihr. „Als Hendrik diesen Unfall hatte war ich hier in Miami, ich habe durch Miriam erfahren, was passiert ist. Ich hätte ihm nie etwas tun können.“ „Wieso nicht?“ „Weil ich es nicht könnte.“ „Warum siehst du mich nicht an?“ „Sophie bitte. Ich möchte diese Fragen nicht beantworten müssen. Es ist besser für dich.“ „Besser für mich oder dich?“ „Sophie.“ „Hör auf so vertraut mit mir zu reden.“ „Was?“ „Ich weiß nicht wieso, aber es tut weh mit jemanden vertraut zu sein, den man dann nicht einmal Vertrauen kann.“ „Wenn ich dir verspreche dir alles zu erzählen, sobald ich mir sicher bin, dir damit nicht wehzutun?“ „Mir nicht wehtun? Überlege mal was du seit einem halben Jahr tust. Wegen dir bin ich überhaupt in Miami.“ „Bitte Sophie, gib mir wenigstens die Chance es dir in Ruhe zu erklären und nicht hier.“ „Dann beantworte mir doch, woher du wusstest, dass diese Eiskombination mein Lieblingseis ist?“ „In Las Palmas, bei der Eisdiele von Enrique hast du dir öfters so ein ähnliches Eis bestellt.“ „Bist du ein Stalker?“ „Nein.“ „Wieso weißt du dann soviel über mich?“ „Ich hab dir versprochen es dir zu erzählen, aber nicht hier.“ Zähne knirschend gibt sie die Fragerei auf und sieht zu dem Eisbecher, indem das Vanilleeis schon angefangen zu schmelzen. Während sie anfängt das Eis zu essen sieht sie kein einziges Mal zu Scott. Viel isst sie von dem Eis nicht, sodass sie den Becher von sich weg schiebt und im Raum umher sieht. „Sophie?“ Sie reagiert nicht darauf, will sie doch nicht mit ihm reden. Stattdessen steht sie auf und geht ein paar Schritte weg, sie ist sich bewusst dass Scott ihr nicht nur mit den Augen folgen würde. Weit geht sie nicht, ihr macht diese Umgebung Angst, sie würde nicht einmal nach Hause finden. Immer wieder kreisen in ihrem Kopf Gedanken umher, wieso und warum fangen diese vielen Fragen an, die sie nicht beantworten kann. Soll sie ihm diese eine Chance geben? In Ruhe ihr alles erklären, dass alle ihre Fragen beantwortet wären. „Seine einzige und letzte Chance.“ Flüstert sie gegen eine Jukebox, vor der sie stehen geblieben ist. In einer halben Drehung geht sie zurück zum Tisch an dem Scott noch sitzt und sie hatte Recht, er hat sie die ganze Zeit im Blick behalten. „Kommst du Dad?“ Dabei legt sie den Kopf leicht schief, damit sie niedlicher und kindlicher wirkt. Zudem mag sie es nicht zu warten, daher wippt sie mit den Füßen nach vorn und hinten. Bei ihren Worten lächelt er ein wenig, steht auf und geht an ihr vorbei um die Eisbecher zu bezahlen. Sie will schon zum Ausgang, als sie festgehalten wird und in eine andere Richtung mitgenommen wird. „Oder willst du durch die Mall laufen?“ Schließlich geht sie den gedeuteten Weg hinaus und schließt erst einmal die Augen, die Sonne blendet sie zu stark. „Bleib stehen!“ Um seinen Worten Nachdruck zu verschaffen packt er sie am Handgelenk und zieht sie von der Straße runter, irgendwann sieht er sie noch unter einem Auto liegen. Er behält ihre Hand in seiner um sicher zu gehen, dass sie nicht noch einmal so knapp vor einem Auto ist. Er verfrachtet Sophie eigenhändig auf die Beifahrerseite, bevor er um das Auto herum geht und selbst einsteigt. „Machst du das mit Absicht?“ „Was?“ „Nicht auf den Straßenverkehr achten.“ „Die Sonne hat mich geblendet, zudem habe ich Kopfschmerzen.“ Sie schließt die Augen und legt einen Arm als Sonnenschutz drüber. Ihre Kopfschmerzen hören nicht auf, leise gibt sie ein Laut von Missgunst von sich. Im nächsten Moment zuckt sie zusammen, als sie eine Hand an ihrer Wange spüren kann. „Wir sind ja gleich zu Hause. Magst du irgendwas an Musik hören?“ Zögernd öffnet Sophie ihre Augen und blickt zu Scott rüber. „Schalte irgendwas ein. Ist mir gerade egal.“ Noch nicht mal von der Ausfahrt runter spielt Scott an seinem Radio und achtet im Augenwinkel, wie sich Sophie auf bestimmte Lieder reagiert. Country mag sie anscheinend gar nicht da sie das Gesicht verzieht, genauso bei Metal. Beim nächsten Sender schließt sie ihre Augen wieder und lässt die Musik in ihre Hörgänge fließen. Wenigstens ist diese Musik ihr Geschmack. „Soll ich den Sender lassen? Die bringen eher solche Musik.“ „Schade, dass sie nicht spanisch singen, diese ewigen Love songs nerven mich einfach.“ Ihre Äußerung nimmt er als Vorwurf, immerhin trägt er die Schuld daran, dass sie nun hier ist und dann wird er in einer Woche ihre Mutter heiraten. Als er links abbiegt kommt so langsam ihre Straße in Sicht. Er seufzt leise als Sophie weiter schweigt. „Bist du sauer auf mich, weil ich deine Mutter heiraten will?“ „Als ob es mich kümmern würde. Was dachtest du denn?“ „So schlimm bin ich nun auch wieder nicht.“ „Ach wirklich? Dann habe ich dich wohl falsch eingeschätzt.“ „Falsch eingeschätzt? Sophie. Ich will niemanden, schon gar nicht dir was antun. Okay. Mir tut es ja Leid wegen dem Umzug. Die Firma hat deine Mutter in die USA versetzt und da fand ich es besser, wenn wir zusammen als Familie leben.“ „Pass auf die Straße auf. Ich weiß das mit der Versetzung, dennoch ist es ätzend. Amerika ist nicht Europa. Nur eine Sache ist schlimmer als der Umzug. Meine Mutter.“ Scott ahnt was Sophie damit meint. Seit dieser Woche hat er es schon sehr deutlich mitbekommen. Schon allein am Montag ist es ihm klar geworden, dass Miriam ihre Tochter nur herum kommandiert und auch vernachlässigt. „Bist du nicht ein bisschen froh, wenn ich da bin?“ Er hofft es zumindest, dass sie froh ist. Dabei denkt er an das wo sie ihn umarmt hat und ihn auch das erste Mal Dad genannt hat. „Das sag ich dir nicht. Da musst du dir schon selbst ein Bild machen. Denn es ist deine einzige und letzte Chance mir wirklich alles zu erklären!“ „Darf ich es auf ein vielleicht einschätzen?“ Scott reißt sie aus den Gedanken, sodass sie ihn fragend ansieht. Ihr fällt auf das er bereits auf die Einfahrt einbiegt und seinen Wagen vor der Garage parkt. Sie denkt über seine Frage nach, ob sie froh ist, wenn er bei ihr ist? Sie könnte die Frage besser beantworten, wenn er ihr die Wahrheit sagen würde und wenn ihre Mutter nicht mit Jan und Lea im Schlepptau dann in der Haustür stehen würde. Ihre Mutter sieht aus als ob sie weg gehen will. Sprachlos sieht Sophie ihre Mutter an bevor sie anfängt zu murren. Ihre Laune sinkt weit in den Keller, da bleibt sie sogar noch länger im Auto sitzen. Scott lehnt sich an sein Auto und wartet bis Sophie aussteigt, zudem will sich Miriam auf den Beifahrersitz setzen. Mit einem Kopf drehen sieht er zu Sophie in den Wagen. „Willst du nicht aussteigen?“ Sophie sieht zu Scott hinüber und bleibt nach wie vor auf dem Beifahrersitz sitzen. Sie wollen weg und sie dürfte wieder auf ihre nervigen Halbgeschwister aufpassen. Murrend und fluchend steigt sie aus dem Wagen und hätte Scott beinahe die Wagentür ans Knie gestoßen. Er legt ihr die Hand auf die Schulter, er sieht ihr an, dass sie schlechte Laune hat. „Es wird schon nicht schlimm werden. Wir sind in zwei vielleicht auch drei Stunden wieder Zuhause.“ „Warum hast du nicht gesagt, dass ihr noch wegfahren werdet? Das ist gemein. Ich hasse es unwissend zu sein.“ Wenn er sie wirklich so kennt, wie sie sich es denkt, hätte er das wissen müssen. Sie fühlt sich übergangen und überrumpelt. Sie schlägt seine Hand weg und will in ihrem Zimmer verschwinden. Wenn da nicht ihre Mutter ihr den Weg versperren würde. „Du wirst auf die Beiden aufpassen! Hast du mich verstanden, Sophie!?“ Sie sieht ihre Mutter nicht an. Ihre Mutter interessiert sich ja nicht für ihre erstgeborene Tochter, sondern nur für sich selbst. „Du musst mich nicht deswegen so anfauchen. Ich muss doch so oder so auf die Beiden aufpassen.“ Wie sie es hasst das fünfte Rad am Wagen zu sein. Ihre Mutter sieht sie warnend an, so als würde sie jeden Moment die Hand erheben, was sie nicht tut, sondern zu Scott geht und auf die Beifahrerseite geht. Sophie sieht zu Scott, als dieser noch einmal zu ihr blickt. Dabei ist sie sich sicher, dass er ihre Tränen in den Augen bemerkt hat, allein wie er sich auf die Unterlippe beißt. Wieso muss der einzige Mensch in dieser sogenannten Familie ihr alles verschweigen, was wichtig ist? Wieso ist sie froh darüber, wenn Scott bei ihr ist? Wieso fühlt sie sich bei ihm geborgen? Während sie bei ihrer Mutter auf eine Wand trifft und ihre Geschwister sie sowieso nicht ausstehen können. Wieso lässt sich Scott von ihrer Mutter nur so herumkommandieren? Wegen dem Drängeln von Miriam steigt er widerwillig ein, obwohl er lieber Sophie in den Arm nehmen und diese Heimlichtuerei beenden will. Aber er will ihr nicht noch mehr wehtun, denn mit ihrem Blick braucht er ihre Antwort nicht mehr zu hören. Dennoch fährt er rückwärts vom Grundstück, ohne noch einmal zu den dreien in der Einfahrt zu sehen. „Ihr seid ganz schön spät dran, na hoffentlich schaffen wir den Termin.“ „Wir brauchen keine Stunde bis dahin, hast du alles dabei?“ Sobald er diese nervigen Vorbereitungsfahrten und Termine wegen der Hochzeit nicht mehr wahrnehmen muss, wird er drei Kreuze in seinem Kalender machen. Neben ihn listet Miriam alles Erledigte für die Hochzeit ab, wenigstens scheint eine Spaß bei der Planung zu haben. Kapitel 7: Misslungener Fallrückzieher -------------------------------------- Ihr persönlicher Horrortag wird also noch weiter gehen. Was Lea und Jan anstellen wollen will sie gar nicht wissen. Diese ziehen an ihren Armen und ihrem Shirt bis sie beide davon abhält. „Spielst du mit uns?“ Sophie hasst es für die Beiden das Kindermädchen zu sein. „Bitte. Du bist doch unsere große Schwester.“ Wissen sie nicht, dass sie nicht voll ihre Geschwister sind, sondern nur halb. Möglicherweise denken beide, dass Scott ihr leiblicher Vater ist. Auf Abstand bringt sie die Nervensägen, in dem sie beide auf Armlänge von sich drückt. Alles würde sie nie über sich ergehen lassen, mit einem genervten Seufzer sieht sie erst zu Jan und schließlich nach links zu Lea die sie angrinst. „Was wollt ihr denn spielen?“ Sie weiß, dass sie trotz allem den Pool meiden müssen. Lea kann nicht schwimmen und die Tiefe von zwei einhalb Metern ist nicht ungefährlich für eine Fünfjährige. Lea hüpft bevor sie antworten will, nur kommt Jan ihr zuvor. „Ich will in den Pool.“ Sophie hasst es, wenn sie das machen wollen, wo sie Ärger bekommen werden. „Nein. Der Pool ist verboten, du weißt das Lea nicht schwimmen kann und deswegen dürfen wir ohne die Beiden nicht raus in den Garten.“ „Ach komm schon Sophie. Du kannst schwimmen und ich auch. Wir werden sicher auf dich aufpassen Lea. Versprochen.“ Jan hat Leas Gesichtsausdruck vor Sophie gesehen. Es ärgert Lea ziemlich, sie ist bereits fünf und kann nicht schwimmen. Und das obwohl Mama es ihr schon versprochen hat es ihr bei zu bringen. „Ich will schwimmen können. Mama wird Sophie sonst nur wieder anschreien und das mag ich nicht.“ Sophie überlegt was sie machen können, wo alle was davon haben. Solange sie den Pool meiden, ist alles in Ordnung. „Wie wäre es, wenn wir ein Ballspiel im Garten spielen?“ Ein Glück hat es Scott gut mit ihnen gemeint und hat einiges an Spielzeug, auch Bällen besorgt. Lea grinst sie an, die Kleinste mag Ballspiele, außer von den Bällen getroffen zu werden. Ohne ein Wort springt Jan von der Veranda und geht in Richtung der Garage. Ein kurzes Quietschen und ein Metall auf Metall schlagen nimmt Sophie wahr. Kurz darauf knallt die Garagentür zu und Jan kommt mit einem größeren und einen kleineren Ball wieder. „Musstest du die Garagentür so zuschlagen? Scott hat bestimmt keine Lust drauf die zu erneuern.“ Jan hat die Tür soweit herum geschlagen, dass diese gegen die eigentliche Garage gestoßen ist. Sophie will nicht lange darüber nachdenken, was am Abend passieren wird, sobald der Land Rover und beide Insassen wieder da wären, würde sie ihre Ruhe haben. Der Tag hat sie bereits gefordert und ausgelaugt folgt sie den beiden, als sie die Haustür verschließt. „Sophie? Hallo hörst du überhaupt zu?“ „Wie?“ Sie wird von Jan aus den Gedanken gerissen, am Arm zieht er sie von der Haustür weg, sie hört das Lea die Terrassentür zum Garten öffnet, während Jan sie noch immer durch den Flur in die Küche zieht. „Darf ich meinen Arm wieder haben oder muss ich erst darum bitten?“ Sie hätte ihn nicht auffordern oder fragen müssen, da er schließlich den Ball in der seinen Händen hält. „Also Pool ist tabu, dann spielen wir halt auf der anderen Seite.“ Hat Jan wirklich mal einen guten Vorschlag gemacht und der kleine Wirbelwind, der in den Garten schon wie ein Flummi herum hüpft ist wirklich Lea? Das wird eindeutig ein langer Abend für Sophie. Dabei beginnt dieser erst für sie. Mit einem Seufzen lässt sich Sophie zu einem Fußballspiel überreden. Sie kennt die Regeln davon, aber groß spielen tut sie es nicht, zudem scheint der Sport nicht ungefährlich. Nur sollte es nach einer Stunde ihre Meinung bestätigen. Mit einer ziemlichen Bruchlandung ist Jan auf den Boden geknallt, weil er meinte einen Fallrückzieher zu versuchen. Seitdem Sturz jammert er rum und hält sich das blutige Kinn. „Hast du bald den Eisbeutel fertig Sophie?“ Den Beutel voller Eiswürfel hat Sophie schnell fertig, nur macht ihr mehr sein Kinn Sorgen. „Halt den Mund und geh endlich auf die Couch. Du nervst.“ Da er dennoch weiter rumjammert und wieder ein Küchentuch Volltropfen lässt, nimmt sie sich ihn am freien Arm und verfrachtet ihn auf die Couch. Mit dem Schwung bringt sie ihn dazu zu liegen. „Lass das Tuch drunter sonst klebt der Beutel an dir fest. Auf die Zunge hast du dir zum Glück nicht gebissen.“ Mit der Kälte am Kinn scheint der Junge beruhigt zu sein, die kleine Schwester hat sie schon nach dem Sturz ihres Bruders beruhigen müssen. Sie nimmt den Eisbeutel weg und zieht das blutige Tuch an, um sein blutiges Kinn anzusehen. Eine Platzwunde. Sieht schlimmer aus, als es ist. „Drück das Tuch und den Beutel an dein Kinn, bin gleich wieder da.“ Da sie in der Küche kein Verbandszeug finden konnte, geht sie hoch ins Bad und wird nach einigen Minuten fündig. Auch, wenn er vielleicht nur ihr Halbbruder ist, ihn so jammernd und verletzt liegen lassen, lässt sie ihn nicht. Leider jammert der Zehnjährige wie ein Kleinkind, sie kann ihn bis hoch in den Flur jammern hören. Wieder im Wohnzimmer sitzt Lea auf der Lehne der Couch und betrachtet den großen Bruder und dessen Leiden. „Bin wieder da.“ Schnell packt sie das Verbandszeug auf den Glastisch und holt noch eine Schale aus der Küche, um wieder bei Jan und Lea zu sein. Beim Verbandszeug findet sie alles um die Wunde zu versorgen, darüber ist sie erleichtert, aber nicht über die Tatsache, dass es schmerzhaft wird. „Ich warne dich vor, es wird wehtun, schrei meinetwegen so laut wie du willst, aber die Nachbarn sollten nicht denken, ich bringe dich um.“ Sie zieht sich Handschuhe über, bemerkt allein deswegen den angstvollen Blick von Jan. Sie verfrachtet den Eisbeutel auf seinen Kopf, zum einen um den Jüngeren ruhig zu stellen und zum anderen, weiß sie nicht wohin damit. Vorsichtig zieht sie die blutigen Tuchreste von seinem Kinn, dabei jammert er. Die Fetzen legt sie in die Schale, ein paar Steine kann sie so von seinem Kinn lösen, aber der schmerzhafte Teil fängt sie erst an. Sie sucht sich ein Tuch und Pinzetten Zange und gibt ein paar Tropfen vom Desinfektionsmittel darauf. In der einen Hand hält sie die Pinzette, mit der anderen nimmt sie eine eingepackte Mullbinde. „Nicht, dass wegen dir die Nachbarn die Polizei rufen, denn das wird jetzt wehtun. Beiß darauf.“ „Ich hab Angst.“ „Das wird etwas brennen, das vergeht aber. Ein bisschen darfst du mir schon vertrauen.“ Sie weiß, was sie tut, als sie ihm die Mullbinde in den Mund gibt und er bereits ängstlich draufbeißt. Vorsichtig säubert sie die Wunde und hört Jan gedämpft schreien, beim zweiten Tupfer laufen dem Kleinen Tränen die Wangen hinunter. „Hast es gleich geschafft.“ Zumindest die Tupfer kann sie weglegen, sie hofft sehr, dass Lea Blut sehen kann, sonst liegen gleich beide Halbgeschwister flach. Mit der Pinzette holt sie die letzten Steine aus der Wunde. Mit einem frischen Tupfer sieht sie noch einmal nach, dass sie alle Steine raus hat. Sie nimmt ihm die Packung aus dem Mund und wischt ihm eine Träne weg. „Das schlimmste hast du überstanden, drück das Watteteil mal auf dein Kinn.“ Kurz räumt sie den Müll in die Schale, bevor sie nach Pflastern sucht, sie hofft auf Tape, aber so was hat Scott wohl nicht. In einem anderen Fach findet sie dann kleine Tapes. Sie reißt sich eine Handvoll Streifen zusammen und klebt die Streifen erstmal an ihren linken Handschuh. „Okay, nimm deine Hand weg.“ Als seine Hand zitternd nach unten wandert, sieht sie ihn aufmunternd an. Derweil tupft sie das Blut immer wieder weg, drückt dabei die beiden Hauthälften zusammen und befestigt nacheinander die Tapes. „Kann ich aufstehen?“ „Gleich.“ Sophie hofft, dass sein Kinn nicht genäht werden muss, während sie ein wenig Wundsalbe über die Tape Streifen streicht. Dann nimmt sie sich noch mal Streifen, um die mit einem Stück Kompresse, als Pflaster die Wunde zu überdecken. „War doch gar nicht so schlimm.“ „Warum kannst du so was?“ Jan´s sprachloses Gesicht kennt sie an ihm gar nicht, ebenso wenig, als er vorsichtig an sein Kinn entlang tastet. „Was meinst du?“ Sie nimmt sich die Zeit ihm zu antworten und das Verbandszeug wieder ordentlich einzupacken. „Na das mit dem verarzten, woher kannst du das?“ Sie hätte nicht gedacht, dass es ihrem Bruder neugierig machen würde, dass sie so etwas kann. Deswegen antwortet sie ihm wahrheitsgemäß. „Ich habe es einfach lernen wollen. Da hab ich einen Kurs gemacht und dabei hab ich es gelernt.“ „Ach so. Na ja danke dafür. Ohne dich würde ich wohl verbluten.“ „Verblutet wärst du nicht, aber es wäre schmerzhafter für dich geworden.“ Sie lächelt ihn aufmunternd an, nimmt die Verbandstasche und Schale in Richtung Küche mit, derweil kann sie die Haustür aufgehen hören. „Die hätten auch eine halbe Stunde eher da sein können.“ Sophie nimmt die Schale wo das benutzte Küchentuch, Watte und der restliche Müll drinnen ist und wirft alles in den Abfallbehälter. „WIR SIND WIEDER DAAAA!!“ Au, nun hat Sophie einen Hörsturz vom feinsten, ihre Mutter schreit ja noch schlimmer als ihr Bruder, eindeutig, die sind verwandt. Miriams Schrei ließ Scott kurz aber deutlich zusammen zucken, der Ärmste stand neben Sophies Mutter. Als Miriam das Pflaster an Jan´s Kinn sieht, stürmt sie zu ihrem kleinen Jungen und sieht Sophie böse an. Sophie flüchtet aus der Küche und lässt die Schale auf dem Tisch stehen. Das ihre Mutter sauer zu sein scheint braucht sie nicht einmal zu sehen. Sie weiß es einfach. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du aufpassen sollst?“ Jan kommt von der Couch, hält seine Mutter am Arm fest und erklärt was passiert ist. Logisch der kleine Engel besänftigt die Mutter. Miriam betrachtet das Pflaster am Kinn ihres Sohns argwöhnisch. „Mama sie hat Jan verarztet, wie ein Onkel Doktor und Jan ist wirklich böse gefallen.“ Nun war auch Lea auf Sophies Seite, die sich zögernd an ihrer Mutter vorbei in den Flur traut. Allein steht Sophie neben der Wand zum Wohnzimmer, selbst Scott der sich Jans Kinn ansieht, lässt sie allein da stehen. Da es sie nicht interessiert, dass sich ihre Mutter um Lea kümmert, die noch immer das Geschehen weiter erzählt, sagt Scott kein Wort genauso wenig wie Jan. Nur kann sie das nicht weiter mit ansehen und geht mit der Verbandszeug Tasche an sich drückend, den Flur zur Treppe. Sie flüchtet die Treppenstufen hinauf, direkt ins Badezimmer. Mit der freien Hand versucht sie die Bad Tür zu verriegeln, wenn will sie wie immer alleine sein. Sie unterdrückt die Tränen, während sie an der Tür lehnt. Vom Flur her, kann sie Schritte hören, schließlich klickt die Türklinke nach unten. Sie hält die Klicke nach oben. „Sophie?“ Sie hat es sich denken können, wenn es jemand bemerkt hat, dann Scott. Sie antwortet ihm nicht. „Sophie, bitte komm raus.“ „Lass mich in Ruhe.“ Sie geht von der Tür weg, um die Tasche dahin zu räumen, wo sie sie her hatte. Scott hat es er ihr im Wohnzimmer angesehen, dass etwas nicht stimmt. Nur beunruhigt es ihn, wie ihre Stimme klingt, so erstickend, als würde sie ihre Tränen zurück halten wollen. Als der Widerstand an der Tür verschwindet, öffnet er diese, auch auf die Gefahr hin, dass sie irgendwas nach ihm wirft. Sophie reagiert nicht, sie kann sich schon denken, was er will als er seine Hand auf ihre Schulter legt. „Geh weg.“ „Ich werde jetzt nicht gehen, irgendwas stimmt doch nicht. Also was ist los?“ Mit Schwung dreht sie sich zu ihm um und sieht ihn sauer ins Gesicht. „Das solltest doch gerade Du wissen! Erst einen auf Familie machen und wer ist das fünfte Rad. Genau. Ich!“ Es macht Sophie einfach fertig zu wissen, dass sie unerwünscht ist, ihre Schultern fangen an zu beben, ihren Kopf dreht sie weg, als sie nach unten sieht und Tränen hinab fallen. Mit anzusehen, wie Sophie weint versetzt ihn heftige Schläge, dabei gibt er sich die schuld, dass es ihr so schlecht geht. „Wieso weinst du jetzt?“ Er ist verunsichert, was er tun kann, um sie zu beruhigen. Behutsam nimmt er sie in den Arm, tröstend streicht er ihr überm Rücken, und lässt sie weinen. „Du irrst dich. Du bist nicht das fünfte Rad. Aber etwas wundert mich. Woher kannst du das mit dem Wunden versorgen? Das ist mir neu.“ „Ich h-hab vor zw-zwei Jahren einen K-Kurs gemacht und es dabei gelernt.“ Schluchzt sie hervor, ihm beunruhigt es, sie atmet so ruckartig. „Ganz ruhig, atme tief ein.“ Sie würde tief einatmen, wenn sie denn könnte. „Du zerdrückst mich.“ Sophie drückt Scott nicht weg, da er selbst die Umarmung lockert. Er kann sie husten und schluchzen hören, streicht aber weiterhin über ihren Rücken. Langsam beruhigt sich ihr Atmen, auch ihr Schluchzen hört auf. „Alles wieder okay?“ Sie nickt leicht und lehnt sich müde gegen ihn. Lächelnd stupst er sie an der Schulter an. „Tut mir Leid. Aber ich glaube das Jans Kinn dennoch genäht werden muss.“ Sophie seufzt etwas. „Ich hab es schon befürchtet als ich die Wunde versorgt habe, aber es ist eine tiefe Platzwunde, zudem hat der Kleine ziemlich geblutet.“ Scott ist durch ihre Äußerung eine Idee gekommen. „Willst du mit ins Krankenhaus? Schließlich muss das zum Protokoll gebracht werden.“ Er sieht, wie sie darüber nachdenkt. „Gut, einverstanden.“ „Und dir selbst geht es besser?“ Sophie nickt leicht, sie ist zwar müde, aber so würde sie auf andere Gedanken und raus aus dem Wohnzimmer kommen. Gemeinsam gehen sie zu Jan, der Angst vorm Krankenhaus hat. Im Krankenhaus schildert Sophie der Krankenschwester und dem Oberarzt was passiert ist. Die Krankenschwester führt alles zu Protokoll, während der Arzt sich um Jans Kinn kümmert. „Das ist sehr gut gesäubert und gepflastert wurden. Das hast du wirklich gut gemacht.“ Sophies Blick geht zu dem Arzt der zugehört hat da sie die einzelnen Schritte ebenfalls erzählt hat. Heimlichkeiten vor Ärzten können schnell nach hinten losgehen. Zu Jans Freude muss sein Kinn nicht nochmal geöffnet werden, denn auf dem Röntgenbild sind keine Steine zu sehen. Aber wegen Verdacht auf Gehirnerschütterung muss er im Krankenhaus bleiben. „Wir sehen uns bald wieder. Also mach keinen Blödsinn, Little Bro.“ Sie grüßt ihrem Bruder entgegen, der am liebsten mit den zweien wieder mit nach Hause will. „Ich will mit nach Hause.“ Augen verdrehend sieht Sophie zu Scott, dass der Mal, was zu Jan sagt, immerhin wollen die Ärzte nichts Schlimmes mit Jan anstellen. „Laut dem Doc, darfst du morgen wieder nach Hause, vorausgesetzt, es ist alles in Ordnung.“ „Aber ich bin hier ganz alleine.“ „Die Schwester wird dich mit auf die Kinderstation nehmen und dort sind auch Kinder, bis morgen solltest du das aushalten. Bis Morgen Kleiner.“ Augen reibend dreht sich Sophie weg und geht von Jan weg. Jan sieht, dass es Sophie nicht gut geht. „Hol mich bitte morgen ab, bitte Papa. … Du solltest ihr nachgehen, Sophie strauchelt seltsam umher.“ Auf der Rückfahrt nickt Sophie immer wieder ein, neben ihr grinst Scott deswegen schon. „Hör auf zu grinsen, bist gemein. Bin müde.“ Zuhause ist es Sophie nicht behaglich, da ihre Mutter sie gleich anmeckert, als sie hört, das Jan im Krankenhaus bleiben muss, auch gibt Miriam ihr die Schuld an den Unfall. Egal wie oft Scott dazwischen redet, es hilft nichts. „Du kannst mich mal. Ich hasse dich.“ Mit diesen Worten geht Sophie schnellen Schrittes zur Treppe und in ihr Zimmer, wo sie die Tür verriegelt. „Ich hasse sie, ich hasse sie. Das ist keine Mutter, sondern ein Monster.“ Ihren angestauten Frust schreit sie hinaus. Schließlich legt sie die Mappe mit ihren beiden Zeugnissen auf den Tisch, sich selbst lässt sie ins Bett fallen und hofft dass die Anderen sie in Ruhe lassen. Sie will niemanden mehr sehen. Wenige Minuten später ist sie bereits eingeschlafen. Durch ein seltsames Geräusch wacht sie auf, erneut hört sie Geräusche, ein Klopfen an ihrer Tür hat sie geweckt. Müde erhebt sie sich aus dem Bett, um zur Tür zu gehen. „Was denn?“ „Darf ich rein?“ Seufzend reibt sie über die Augen und macht Scott auf, der in ihr dunkles Zimmer kommt. „Was willst du? Es ist nach zehn und ich warne dich vor, ich habe richtig miese Laune, fasse dich also kurz.“ Sie ist schon dabei im Stehen zu schlafen. So fertig, war sie schon lange nicht mehr. Ihrem Gegenüber scheint klar zu werden, dass er stört, dass er sie geweckt hat und nicht nur, dass sie miese Laune hat. „Ich hab mir gedacht, dass du vielleicht Hunger hast.“ „Aha und deswegen weckst du mich mitten in der Nacht? Du hast vielleicht Einfälle.“ Müde reibt sie sich die Augen, im nächsten Moment hört sie, wie die Tür geschlossen wird. „Ich will ehrlich zu dir sein. Ich mache mir Sorgen um dich, du bist in dem letzten halben Jahr so gefährlich dünn geworden. Du isst kaum noch was.“ „Aha. Dennoch kommt dir der Einfall mitten in der Nacht. Man eh, ich will einfach nur schlafen, nerv mich am Tag mit Essen, nicht wenn ich beinahe jeden Moment einfach nur schlafend umfalle.“ Sie beobachtet, wie er etwas auf ihren Schreibtisch abstellt und er sich an ihren Schreibtisch setzt. „Genau davor habe ich Angst, dass du einfach mal umfällst, ohne Grund. Bitte Sophie, sei vernünftig.“ „Kannst du mich nicht morgen früh damit nerven, bitte. Ich bin fix und fertig.“ „Nein. Es ist auch ganz einfach, ich will dich nicht verlieren!“ Langsam fragt sich Sophie, ob sie keine Sprache mehr spricht, die er versteht, denn spanisch redet sie gerade gewiss nicht! „Okay. Ich bin mir ziemlich sicher mit dir in Deutsch zu reden, auch wenn ich richtig müde bin. Geh selbst schlafen Scott und lass mich bitte endlich schlafen!“ Ihren Geduldfaden hat er bereits weit überspannt, mit letzter Kraft geht sie zu ihm, zieht ihm vom Stuhl hoch und befördert ihn raus auf den Flur. Kaum ist ihre Tür nach ihm zu, fordert ihre Müdigkeit Tribut, ihre Knie geben nach, sodass kniend zur Seite kippt. Die dumpfen Geräusche hört er und geht zurück zu Sophies Zimmer, wo er sie am Boden liegend vorfindet. Vielleicht hätte er sie einfach schlafen lassen sollen, nun hat er es geschafft, dass sie vor Müdigkeit zusammen geklappt ist. Dabei hätte er ihr doch nur vertrauen müssen. „Na hoffentlich wird das nicht zur Gewohnheit.“ Langsam kann er eine Strichliste machen, wie oft, er sie ins Bett legt. Kapitel 8: Die Wette -------------------- Am Samstagmorgen wacht sie nicht nur spät, sondern mit Kopfschmerzen auf. Es wundert Sophie, dass ihre Mutter sie nicht schon geweckt hat, es ist fast Mittag. Mit der Hand am Hinterkopf, wo sie eine Erhebung spürt, schlüpft sie in Tanktop und Hotpants. Auf dem Weg in die Küche kommt es ihr so ruhig vor, dabei hört sie jemanden im Wohnzimmer lachen, an der Couch vorbei laufend hört sie, wie sich Lea wegen Cartoons schief lacht. Beim Kühlschrank nimmt sie den Orangensaft heraus und geht mit einem Glas voll zur Couch. Wieso ist Lea alleine im Wohnzimmer? „Scott?“ „Papa ist einkaufen gefahren, er hat dich schlafen lassen.“ „Okay. Aber wo ist Mama?“ Allein bei dieser Frage hat sie Kopfschmerzen, nicht nur wegen ihrer Mutter. „Mama ist für ein paar Tage weg, das hat sie gestern Abend uns gesagt.“ „Ach so.“ Kein Wunder, dass sie solange schlafen konnte, seltsam findet sie nur, dass sie sonst nie so lange schläft. Vor allem fragt sie sich, woher die Beule an ihrem Hinterkopf her ist. „Wann ist er denn losgefahren?“ „Vor einer Weile, du hast ja geschlafen.“ Sie geht mit dem Glas Orangensaft zurück in die Küche und füllt es nach. In Gedanken geht sie den gestrigen Tag noch einmal durch, wann hat sie sich gestoßen? Dunkel kann sie sich erinnern, mit Scott abends noch geredet zu haben, was danach war, weiß sie nicht mehr, nur dass sie sehr müde war. Sie lehnt sich dann über die Sofalehne und schaut zu Lea, die sich über den Cartoon fesselnd in die Kissen lacht. „Darf ich dann auch was schauen?“ „Nein, ich will Bugs Bunny schauen.“ Mit einer Gewalt die Sophie nur die Braue nach oben schieben lässt, beobachtet sie Lea, wie diese die Fernbedienung an sich drückt. „Lea, danach. Ich lass dich doch Bugs Bunny schauen. Ich will nur später was auf Fox sehen.“ „Nein du lügst. Du willst mir nur die Fernbedienung wegnehmen.“ Sophie gibt es erst einmal auf und nimmt das Sandwich, welches sie sich zuvor gemacht hat, mit in den Garten. Sie schaut auf die Stelle wo noch immer Jans Blut zu sehen ist. Scott hat wohl versucht die Stelle mit Wasser zu reinigen, man sieht noch einen schwachen roten Fleck. „Sophie?“ Als Lea zu ihr tritt, fragt sie sich was die Kleine will. „Wolltest du nicht Bugs Bunny schauen?“ „Die Folgen sind alle. Spielst du mit mir?“ „Ich will die Dokumentation sehen.“ „Dann nehme die doch auf. Bitte Sophie mir ist so langweilig.“ Murrend geht Sophie rein, dicht verfolgt von ihrer kleinen Halbschwester. „Ich weiß gar nicht, wie das mit dem aufnehmen funktioniert.“ Sie versucht es und hat es dann eingestellt. „Wieso schaust du denn so was Langweiliges?“ „Davon verstehst du noch nichts.“ Sophie steht in Gedanken versunken auf und überlegt was sie denn spielen könnten, ohne dass Lea sich verletzen kann. Doch die Kleine spricht ihr dazwischen. „Verstecken!“ „Nein, wir spielen im Haus kein verstecken.“ „Dann fangen?“ „Nein!“ Noch weitere Versuche folgen und Lea sieht Sophie traurig an. „Du bist gemein. Du willst gar nicht mit mir spielen.“ Nun hat sie es geschafft, dass die Kleine anfängt zu weinen, weinend dreht sich Lea um und rennt aus dem Haus. „Lea nicht!“ Darf sie denn nicht mal nachdenken? Deswegen kann sie ihre Geschwister nicht leiden, sobald was nicht nach denen geht, rennen sie weg oder weinen. Fluchend schnappt sie sich ihren Schlüssel, lässt die Tür ins Schloss fallen und rennt los, um ihre Schwester wortwörtlich einzufangen. Dabei hasst sie es fangen zu spielen. „Wie kann so jemand kleines so schnell rennen, ohne mal gegen einen Baum oder Schild zu laufen?“ Würde Lea stolpern und hinfallen könnte sie die Kleine zurück tragen, aber so. „Lea. Bleib stehen!“ In ihrem Inneren schreit was laut nein, Lea nähert sich einer Kreuzung, aber die Fünfjährige rennt einfach weiter. Sie hört Autos scharf bremsen, als Lea einfach über die Straße rennt, irgendwann sieht sie ihre Schwester noch unter einem Auto liegen. Immer wieder gelangt ein `Nein´ an ihre Ohren, als sie Lea auffordert stehen zu bleiben. Der nächste Wagen hat keine Chance mehr zu bremsen, aber bevor es zu einem Zusammenstoß kommt, macht der Wagen eine starke Kurve und kommt zum Stehen. Als Sophie an dem Wagen vorbei schimpft der Fahrer. „I´m sorry.“ Ruft sie einfach beim vorbei laufen. „Verdammt, wenn das so weiter geht, finde ich den Weg nach Hause nicht mehr.“ Sophie hat echt die Nase voll der Kleinen hinterher zu rennen. Sie kann langsam selbst nicht mehr rennen, ihre Kopfschmerzen lassen sie straucheln. „Man eh, Kopf lass den Mist.“ Sie greift sich an die Seite, die unter ihrer Hand pulsiert. „Lea!“ Sie versucht einfach noch einmal ihre Schwester zu rufen, die einen ziemlichen Vorsprung hat. „Denkt die etwa wir spielen fangen. Ich mag nicht mehr.“ Ihre Schritte verlangsamen sich dann, als sie beobachtet, wie Lea hinfällt und ganz langsam sich hinkniet, umdreht und sich auf ihren Hintern setzt. Sie nähert sich der Kleinen seufzend, während ihre Schwester auf dem Boden sitzt und weint. Beim Näherkommen sieht sie auch, wieso Lea hingefallen ist, sie ist auf einen Zweig ausgerutscht. Sie hockt sich vor ihre Schwester und streicht über den blonden Schopf, während der kleinen dicke Kullertränen die Wangen hinab laufen. „Na komm her.“ Sie nimmt die Kleine in den Arm und drückt sie an sich, damit sie Lea hochheben kann, die ihr ins Ohr schluchzt. „Hast du dir wehgetan?“ Seufzend dreht sich Sophie um, sie hat keinen Schimmer, wie sie wieder nach Hause finden soll. „Mein Knie tut weh und mein Arm.“ Jammert die Kleine der großen Schwester ins Ohr. Nicht weit sieht Sophie eine Bank und setzt Lea darauf um sich das aufgeschrammte Knie und Hand anzusehen. „Ich hab hier nichts um es zu kühlen.“ „I-Ich mag nach Hause.“ Schluckend steht Sophie wieder auf, das einzige was sie dabei hat ist ein Stofftuch und ihren Schlüssel. Ihr Handy hat sie nicht dabei. Sie sieht nach links und ausgerechnet da steht ein Trinkspender. „Sophie?“ Lea beobachtet wie Sophie zu diesem grauen Teil geht und dort ein Tuch nass macht. Dann ist die Große wieder bei ihr und legt ihr das kalte Tuch auf die Hand und auf ihr Knie. „Kalt.“ Leise seufzt Sophie und bindet ihr Stofftuch um das Knie. „Na komm, versuchen wir mal den Weg zurück zu finden.“ „Haben wir uns verlaufen?“ Dieses Mal nimmt Sophie Lea Huckepack und geht in eine Richtung, leider ist Lea nicht nur geradeaus gerannt. An der großen Kreuzung weiß sie nicht wohin sie gehen soll und ob es die richtige Kreuzung ist. „Ruf doch Papa an.“ „Kann ich nicht.“ „Wieso denn?“ „Ich hab mein Handy nicht dabei und ich weiß überhaupt nicht, ob dass der richtige Weg nach Hause ist.“ „Das ist meine schuld, tut mir leid.“ „Wir finden schon den Weg zurück.“ Zudem kennt sie jemanden, der nach ihnen suchen würde, bis er sie gefunden hat. Seufzend geht sie über die Kreuzung auf die andere Seite. Der Weg ist von vielen Bäumen gerahmt, die ihren Schatten fast vollständig auf den Weg werfen. „Hier ist es angenehm, die Blätter funkelnd durch das Licht, schau mal.“ Lea bemerkt, wie ruhig Sophie ist. „Sophie.“ „Ich kann mich nicht an diesen Weg erinnern.“ Sie geht mit Lea im Schlepptau den Weg weiter und kommt an die nächste Kreuzung. Ihr Blick schweift die Umgebung ab, dann wartet sie als Autos an ihnen vorbei fahren. „Papa!“ „Wie?“ Sophie sieht Leas Deutung, als sie den schwarzen Land Rover sieht, der die Straße nach links abbiegt. „Er hat uns nicht gesehen.“ Sie sieht im Augenwinkel den Flunsch von Lea. „Zumindest wissen wir in welche Richtung wir müssen.“ Sie überquert die Kreuzung und folgt den Weg, bis dahin wo sie den Wagen aus den Augen verloren hat. Ihre Kopfschmerzen lassen nicht nach, ihr kommt es so vor, als würde Lea mit jedem Schritt schwerer. Dort bemerkt die Kleine, dass etwas mit Sophie nicht stimmt, ihre Schwester atmet schwer und strauchelt beim Laufen immer mehr. „Sophie?“ „Was denn?“ „Dir geht es nicht gut, lass mich runter.“ „Bis nach Hause schaffe ich das schon.“ „Aber.“ „Ist schon okay, bist halt ein bisschen schwer.“ An der Stelle, wo sie den Wagen aus den Augen verloren hat, sieht sie sich um, weiter den Weg runter kann sie schwach noch eine Kreuzung erkennen, aber über so vielen ist Lea vorhin nicht gerannt. Vorsichtig richtet sie Lea auf ihren Rücken, um weiter zu gehen. „Ich habe dich lieb.“ „Ach, seit wann denn?“ „Schon ganz lange.“ „Soll ich dir das wirklich glauben?“ Sie rollt mit den Augen, da sich Lea an sie kuschelt, lässt sie die Kleine halt, erst mal das Haus finden. Ihren Blick schweift sie immer wieder zu den Häusern an denen sie vorbei kommen, aber keines ist das richtige. Sie will sich nicht eingestehen, dass Lea Recht hat, ihr geht es nicht gut, ihr Kopf schmerzt noch immer und langsam fängt sie an Halluzinationen zu haben. Spielen ihre Augen wirklich so einen miesen Streich, als ob Scott ihr entgegen gelaufen kommen würde. „Sophie! Lea!“ Bei dem Rufen sieht Lea auf und bekommt ein Grinsen im Gesicht. „Papa!“ Spielen ihre Augen ihr doch keinen Streich? Aber wieso sieht sie dann ihren Papa vor sich und nicht Scott? „Mein Kopf … tut weh.“ Je näher Scott beiden kommt, desto schwerer fällt es ihr, Lea nicht fallen zu lassen. Sie kneift die Augen zusammen, als sie deutlich seine Schritte näher kommen hört, auch wie seine Stimme näher ist und lauter wird. „Da seid ihr beide ja, was ist denn passiert?“ Sie lässt die Augen geschlossen, spürt dafür wie er über ihre Wange streicht, wahrscheinlich macht er dasselbe bei Lea. Die Kleine zappelt auf ihrem Rücken herum. „Nimm sie bitte!“ Sie lässt Lea von ihren Rücken runter, die humpelnd die drei Schritte zu Scott geht. „Bist du hingefallen?“ Langsam öffnet Sophie die Augen, beobachtet wie sich Scott vor Lea hinkniet und der Kleinen überm Schopf streicht, während sie erzählt, was passiert ist. „Sophie geht es nicht gut.“ Als er zu ihr sieht, wendet sie den Blick ab, immer wieder kneift sie die Augen zusammen. Schließlich greift sie sich an den Kopf. „Hab bloß Kopfschmerzen, ist nichts weiter.“ Langsam öffnet sie die Augen, als sie von Scott umarmt und an ihn gedrückt wird. „Tut mir leid.“ Sie versteht nicht, wieso er sich entschuldigt oder ihr überm Kopf streicht. „Papa?“ Scott sieht zu Lea, die neben den beiden steht. „Willst du auch umarmt werden?“ Kopfschüttelnd sieht die Kleine zu ihm. „Ich will nach Hause … ich muss mal.“ „Na dann sollten wir mal los.“ Das beruhigende Gefühl, welches ihren Schmerz linderte schwand, als Scott Lea hochhebt und losgeht. Leise seufzend folgt sie ihm. So weit weg vom Haus waren sie nicht mal gewesen, drei Häuser weiter, sind sie schließlich da. Scott öffnet die Tür und geht mit Lea nach oben, während Sophie sich in Richtung Wohnzimmer begibt, wo sie sich auf die Couch sinken lässt, bevor sie sich hinlegt. Die eingestellte Dokumentation kann sie sich auch später ansehen, sie ist kurz davor einzuschlafen. Ihre Gedanken kreisen noch immer mit den unzähligen Fragen. „Wieso sieht er Papa so ähnlich, es ist fast als sei er Papa.“ Sie dreht sich auf die Seite und sieht zum Fernseher, den sie zuvor nicht ausgeschalten haben, wo nun Nachrichten kommen. „Eine Hitzewelle herrscht zurzeit an der Ostküste, wir bitten die Anwohner keinen Sport in der Mittagssonne zu betreiben und ausreichend zu trinken.“ Sport in der Mittagssonne vermeiden? Der Rat kommt zu spät, ihren Sport für heute hat sie erledigt. Sie ertastet die Fernbedienung und schaltet die Aufnahme der Dokumentation die auf Fox lief ein. Mühsam richtet sie sich auf, um sich in der Küche mehrmals Wasser in ein Glas zu füllen, welches sie direkt da leert. Sie stellt das volle Glas zur Seite und legt ihre kalte Hand auf ihre Stirn. Sie hält inne als sie Schritte hören kann. „Alles okay bei dir?“ „Ach lass mich doch in Ruhe.“ Sie will nicht wieder mit ihm diskutieren. Das Glas nimmt sie mit zur Couch, um die Dokumentation weiter zu schauen. Während sie immer wieder Wasser aus dem Glas trinkt, erweist sich die Dokumentation als langweilig, alles was da berichtet wurde, kennt sie schon. „Doofe Wiederholungen.“ Die Doku hat sie vor ein paar Jahren noch in Spanisch gesehen, der Inhalt ist selbst in Englisch derselbe geblieben. Mit dem stoppen der Aufnahme versucht sie herauszufinden, wie sie die Aufnahme von der Festplatte löschen kann, nach ein paar Versuchen gelingt es ihr. Mit dem leeren Glas in der einen Hand und der Fernbedienung die sie auf den Couchtisch legt, geht sie in die Küche, wo Scott noch immer ist. „Was gibt es eigentlich zu essen?“ „Ich soll dich in Ruhe lassen.“ Na toll, macht er auf beleidigt oder was hat sie nun wieder angestellt? „Hab ja nur gefragt.“ Nach ein paar Mal Wasser trinken stellt sie ihr Glas auf die Küchenzeile und dreht Scott den Rücken zu. „Wo willst du hin?“ Sie bleibt stehen, dreht den Kopf etwas zu ihm. „Einfach nur weg.“ Ihr Ziel ist ihr Zimmer, aber das hat sie ihm nicht auf die Nase binden wollen. Wenige Schritte weiter wird sie im Flur von Scott am Arm festgehalten. „Ich weiß, ich soll dich in Ruhe lassen, aber ich bitte dich Sophie.“ „Was willst du mich bitten, nicht abzuhauen. Lass mich einfach los.“ Sie traut sich nicht einmal alleine in die Mall, geschweige denn durch das Wohnviertel zu laufen, sie kennt hier nichts und niemanden. Wieso traut er ihr so etwas wie weglaufen zu? „Ich weiß wie du empfindest und dich fühlst.“ Über diese Äußerung reißt sie sich von ihm los. „Was weißt du schon über meine Gefühle, wie ich mich hier fühle, wie ich mich fühle von dir die Wahrheit verschwiegen zu bekommen. Dabei hast du es mir versprochen, doch wann willst du es mir sagen?“ „Ich kenne dich sehr gut Sophie, ich sehe deinen Schmerz, dein ganzes Leid in deinen Augen. Bitte lasse mich es erklären.“ „Auf einmal. Lass mich in Ruhe, die Chance hast du vertan.“ Erneut wird sie von ihm festgehalten, dieses Mal wird sie an ihn gezogen. „In Ruhe wollte ich es dir erklären, wieso gibst du mir nicht jetzt die Chance, es dir zu sagen.“ „Weil ich dir nicht zuhören werde.“ „Ich habe meinem Stiefvater auch lange nicht vertrauen können, bis ich gemerkt habe, dass er nur mein bestes wollte.“ „Schließ nicht von dir auf andere, du wirst ein miserabler Stiefvater!“ Kaum sind ihre Worte raus, merkt sie, wie sie ihn mitnehmen. „Ich dachte du hörst mir nicht zu?“ „Tze. Wer hält denn hier wen fest?“ Sie verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich habe noch nie ein Versprechen dir gegenüber in den ganzen Jahren, die wir uns kennen gebrochen. Wieso sollte ich es jetzt tun?“ Ihre Arme zucken leicht, als er Jahre sagt. Er kennt sie seit Jahren, aber. „Wieso sollte ich dir das glauben?“ „Weil ich dir nicht wehtun will.“ Sie beißt sich auf die Unterlippe. „Woher kennst du den Namen … woher kennst du Papa?“ Der Druck um sie verstärkt sich leicht, sie spürt, dass er zittert und zögert. „Hendrik, ist mein bester Freund gewesen. Wir waren am Anfang nur Geschäftspartner, aber wir verstanden uns gut.“ Dunkel erinnert sie sich an etwas, dass da nicht nur ihr Papa und ihre Freunde waren. „Du lügst mich auch nicht an.“ „Wieso sollte ich?“ „Dann halte dein Versprechen, zu deiner Erinnerung, du wolltest mir alles erzählen.“ Schluckend sieht sie in eine Ecke des Flures, ob sie wirklich alles hören will, weiß sie nicht. Dabei hat sie so sehr versucht alles an ihren Vater, alles was sie in Las Palmas erlebt hat zu vergessen und nun kommt Scott mit so etwas. Nun versteht sie auch, wieso er ihr es nicht sagen wollte und es ihr stattdessen verheimlicht hat. Bevor er weiter erzählen kann, kommt sie ihm zuvor. „Ich erinnere mich.“ „An was erinnerst du dich?“ „An vieles, was ich mit Papa in Las Palmas … und mit dir zusammen erlebt habe.“ Sie beißt sich kräftiger auf die Unterlippe und versucht sich aus seinen Armen zu befreien. „Lass mich bitte los.“ Widerwillig lässt er Sophie los, die mit hängendem Kopf den Flur entlang und die Treppe hinauf geht. „Es tut mir Leid, Sophie.“ „Schon okay. Du hattest ja deine Gründe.“ Sie drückt ihre Tür auf und lässt diese ins Schloss rasten, als sie sich dagegen lehnt. Ebenso dunkel, wie manche Erinnerungen sind, erinnert sie sich daran, dass sie immer Fotos und Filme gemacht haben. Die Fotos hat sie seit einem halben Jahr nicht mehr angesehen. Leicht abstoßend geht sie von der Tür auf ihr Bett zu, an einer Seite zieht sie den Bettkasten hervor, dort nimmt sie erst zögernd die kleinen Fotokisten heraus. Insgesamt sieben Stück holt sie hervor, bevor sie den Bettkasten zurück schiebt. Sie hat den Tod ihres Vaters nicht einmal verarbeitet, wie soll sie nur die Fotos mit ihm ansehen? „Ach Sophie, sei kein Angsthase.“ Sie nimmt sich eine der Kisten, nimmt den Deckel ab und schaut auf die Registerkarten, die hervor stehen. Schluckend nimmt sie den Stapel, wo sie sich an ein paar Dinge erinnert. Auf der Registerkarte steht `Einschulung´, sie sieht als erstes die Bilder, die ihr Papa gemacht hat, als sie beim Friseur war, dann die von ihrer Zuckertüte. Beim nächsten Bild stockt sie bereits, auf dem ist ihr Papa mit drauf, aber wer hat das Foto gemacht? Ein paar Fotos weiter wird sie fündig, da ist nicht nur sie mit ihrer Schultüte drauf, sondern auch Scott, der mit ihr in die Kamera grinst. Immer wieder schluckend sieht sie andere Fotos durch, Scott hat Jahre gesagt, aber wie viele Jahre kennt er sie? Wieso erinnert sie sich nicht? Sie hat fast alle Kisten durch, als sie ein Bild findet, wo sie vier ist, da hängt sie an den Armen von beiden, während sie nach oben springt, beim nächsten Bild hängt sie an Scotts Arm. Sie überlegt, wie lange er sie kennt, sie kommt auf zwölf Jahre. „Deswegen wollte er es mir nicht sagen.“ Ihr laufen Tränen hinab, während sie ein Bild findet, wo sie Scott umarmt. Ihr fällt auf, dass sie recht viele Fotos hat, wo sie und Scott drauf abgebildet sind, es sind sogar mehr Bilder, als die wo sie mit ihrem Papa zu sehen ist. „Wieso hat Papa uns so oft zusammen fotografiert?“ Ihr Blick geht zu dem schwarzweiß Foto an ihrer Wand, wo sie und Hendrik drauf abgebildet sind. In dem Moment grummelt ihr Magen, sodass sie die Fotos einsammelt und die Kisten zurück in den Kasten packt. Sie macht einen Abstecher ins Bad um die Tränen aus ihrem Gesicht zu waschen, schließlich geht sie nach unten in die Küche, beim vorbei gehen sieht sie, dass Scott auf der Couch liegt. „Ich habe vorhin etwas Vegetarisches gemacht, wenn du was essen willst.“ „Ich hätte mir auch etwas gemacht.“ „Schon klar. Tut mir leid.“ „Wie gesagt du hattest einen Grund. Dennoch habe ich eine Frage.“ „Welche denn?“ „Seit wann kennst na ja kanntest du ihn? Und seit wann mich?“ Sie sieht, dass er kurz überlegen muss, wenn er sie schon seit zwölf Jahren kennt, wird er ihren Vater schon länger kennen. „Ich habe Hendrik vor knapp achtzehn Jahren in Las Palma bei einem Geschäftstreffen kennen gelernt. Die anderen haben sich lustig gemacht, weil wir uns so ähnlich sahen und auch vieles gemeinsam hatten.“ Sie merkt ihm an, dass es ihm schmerzt, über seinen besten Freund zu reden. „Das ist mir schon aufgefallen, dass du mit Papa gleiche Angewohnheiten hast.“ „Na ja du bist seine Tochter. Ich glaube, weil ich deinem Vater so ähnlich bin, macht es mir nicht einfacher dein Vertrauen zu gewinnen. Dich kenne ich seit du vier bist. Ich habe euch in Las Palmas mehrmals besucht und Hendrik war sich nicht sicher, wessen Tochter du bist. Du hingst ständig an mir, weil du so neugierig warst und hast mir tausend Fragen nacheinander gestellt.“ „An die Fragen erinnere ich mich nicht.“ Sie verschweigt ihm, dass sie sich die Fotos angesehen hat. „Kinder vergessen nach einiger Zeit vieles, das liegt in der Natur der Menschen. Damals warst du echt lieb.“ „Wieso hast du mir nicht gleich gesagt, dass du es bist?“ „Wie meinst du das jetzt?“ „Hättest du mir nicht vor knapp einem halben Jahr schon sagen können, dass du derjenige bist, der mir der zweitwichtigste Mensch war?“ „Der Zweitwichtigste?“ Sie nickt knapp. „Ich weiß wieso du nicht wusstest, dass ich den Kurs in Erste Hilfe gemacht habe. Vor zwei Jahren warst du das letzte Mal in Las Palmas. Ich habe oft gefragt, ob du wieder zu meinem Geburtstag oder zu Weihnachten zu uns kommst. Aber er wusste es nicht. Nach einem Jahr habe ich aufgehört ihn zu fragen und dann vor einem halben Jahr ist Papa nicht nach Hause gekommen.“ Sie wischt sich die Tränen weg, während sie die bekannten Schritte hört und umarmt wird. „Es tut mir leid, wäre ich doch nur öfter wieder zu euch gekommen.“ „Der Unfall ist nicht deine schuld gewesen, aber ich vermisse ihn einfach so sehr. Ich will zurück, zurück zu nach Las Palmas.“ „Ich vermisse ihn auch, aber du kannst nicht zurück, nachdem ich deine Sachen holen ließ, haben sie das Haus verkauft.“ Sie will das nicht hören, während sie sich an seinem Hemd ausweint und in seinen Rücken krallt. „Ich hasse es, wieso nimmt man mir alles, was mir wichtig ist?“ „Darf ich dir etwas versprechen?“ „Was denn?“ Sie sieht sein warmes Lächeln, während er ihr von Stirn über die Wange streicht und ihre Tränen wegwischt. „Ich verspreche dir, dass du mich nicht wieder los wirst oder mich verlierst.“ „Du kannst so doof sein, also wirklich.“ Sie dreht ihr Gesicht zum Hemd, weil sie weinend nun auch lachen muss. „Genau deswegen will ich mich ja um dich kümmern. Jemand muss dich doch zum Lachen bringen.“ „Traust du dir diese Rolle überhaupt zu?“ „Welche Rolle?“ „Die Rolle ein Vater zu sein, Dad.“ „Die kriege ich doch gerade ganz gut hin oder meinst du nicht?“ „Pass auf, dass du am Ende nicht vor Angst wimmerst und um Gnade zu flehst.“ „Bei dir? Niemals. Dafür kenne ich dich zu gut.“ „Ist dir die Hitze zu Kopf gestiegen oder drehst du langsam durch?“ „Weder noch, ich habe es geschafft, dass du nicht mehr weinst. Scheint so, als würdest du langsam normal werden.“ „Danke.“ „Wie war das?“ „Klappe. … Danke, dass du dich um mich kümmerst und für mich da bist, wirst wohl doch kein schlechter Stiefvater werden.“ „Weißt du, es macht aber schon Spaß dich zu necken.“ Schmollend sieht sie auf und funkelt ihn böse an, während er es sich verkneift zu lachen. „Für dich bin ich wenigstens nicht nur Luft, wie für Mama. Wo ist die eigentlich hin?“ „Wie nur Luft fühlst du dich nicht an. Ach ja das wollte ich dir gestern Abend noch sagen, deine Mutter wird 3 Tage auf einer Dienstreise in Denver sein.“ „Echt für 3 Tage?“ Er nickt einmal, zieht aber eine Braue nach oben, als er ihr freches Grinsen sieht. „Okay, was für einen fiesen Plan heckt dein Köpfchen da gerade aus.“ „Och nichts.“ Ihr Blick schweift zu einer Bewegung, beim Tisch ist ein kleiner Blondschopf vorbei gegangen. „Okay, ich weiß, dass du in den nächsten fünf Minuten am Boden liegen wirst.“ „Soll das eine Wette werden?“ „$10 Wetteinsatz, dass du in den nächsten fünf Minuten am Boden liegst!“ „Wie willst du das denn hinkriegen? Die Wette verlierst du.“ Grinsend löst sich Sophie aus seinen Armen, da sieht er wen Sophie da gesehen hat. Augenreibend kommt Lea auf Sophie zu. „Lea, wie wäre es wenn du mit Scott spielst?“ „Mhmm.“ Kommt es noch müde von der Fünfjährigen, die ihren Kopf schief legt, dafür bemerkt Sophie den Blick von Scott. „Das ist jetzt aber gemein.“ Grinsend beobachtet sie wie er versucht einen Schmollmund zu ziehen. „Ach schmoll nicht rum, pass lieber auf. Sie ist ein Wirbelwind.“ Sie hebt Lea hoch, was die Kleine so selten hat, die Nähe ihrer Schwester. „Hey, zwei gegen einen ist unfair.“ „Tja, das hast du nun davon, du willst doch drei Wirbelwinde als Kinder haben. Wann holst du Jan eigentlich aus dem Krankenhaus?“ „Gegen 15Uhr werde ich ihn abholen.“ „Na bis dahin liegst du am Boden. Fang auf.“ Im nächsten Moment wirft sie die Kleine in Scotts Arme. In seinen Armen landet, strauchelt er und landet durch den Schwung auf den Boden. „Gewonnen. Papa ist am Boden.“ Grinsend hockt sich Sophie neben Scott. „Ich würde sagen du schuldest mir $10, Dad.“ Seinem Gesicht nach zu urteilen, geht er keine Wette mit ihr mehr ein, da wird er nur arm. Sophie erhebt sich dann, beobachtet aber Lea dabei wie sie Scott durchkitzelt, während er sich windet und sich ergibt. „Sophie? Machst du nicht mit?“ Sophie schüttelt den Kopf und sieht schließlich weg. „Hey, das war deine Idee, oder willst du dass die Kleine mich umbringt.“ „Sie bringt dich nur zum lachen und nicht um. Ich bin aus dem Alter raus.“ Sophie versinkt in Gedanken, sie wäre wohl nie zu alt gewesen ihren Papa zu necken, doch Scott war nicht ihr Papa. Ihr Blick wandert hinaus in Richtung Pool und dann wieder zu Scott und Lea, die lachend auf Scotts Bauch sitzt. „Ich gehe in den Pool, wenn es in Ordnung ist.“ „Ja, mach ruhig, aber nimm mir diesen Wirbelwind ab.“ „Was ist ein Wirbelwind?“ „Er meint dich Lea und nein, damit musst du alleine klar kommen.“ Im nächsten Moment verschwindet sie aus der Küche in Richtung Bad, wo in einer Schublade ihre Schwimmsachen liegen. Sie zieht sich dann um und geht mit einem großen Handtuch schließlich im Badeanzug in Richtung Pool. Auf eine Liege legt sie ihr Handtuch, wie die anderen Sachen ab, ehe sie ohne das Wasser groß zu testen sich reinrutschen lässt. Sie bleibt eine Minute unter Wasser bevor sie wieder auftaucht, um ein paar Bahnen zu schwimmen. Lieber wäre es ihr im Atlantik zu schwimmen, doch dort würde sie nicht hingehen dürfen. Nach einiger Zeit hört sie auf zu schwimmen, holt Luft um hinab zu tauchen, gemächlich bewegt sie sich völlig anders, dreht Schrauben im Wasser und taucht nach einem Saldo wieder auf. Wie sie ihren Lieblingssport vermisst hat und generell zu schwimmen. Wenn ihre Mutter da ist darf sie nicht schwimmen gehen, in ihren Gedanken versunken, bemerkt sie jemanden am Pool. „Sophie? Darf ich auch ins Wasser?“ „Lea. Du kannst doch nicht schwimmen und das Wasser ist viel zu tief für dich.“ „Ach bitte. Du kannst so toll schwimmen, das will ich auch.“ Die Kleine macht einen Schritt auf den Pool zu. „Lea! Bleib stehen, wenn du reinfällst bekommst du einen Schock.“ „Wieso denn?“ Sophie sucht mit den Augen nach Scott, doch sie sieht ihn nicht und Lea steht am anderen Ende des Pools. „Papa hat es dir erlaubt, wieso darf ich dann nicht? „Weil du nicht schwimmen kannst, selbst ich kann im Pool nicht stehen.“ „Dann bring es mir doch bei. Mama hat es mir zwar versprochen, aber das wird bei ihr noch ewig dauern.“ Seufzend lässt Sophie den Blick schweifen. „Dad?! Wo bist du?“ Selbst aus der Ferne sieht sie, dass Lea zu nahe am Rand steht und wenn sie direkt dort reinfällt würde sich ihre Halbschwester nur verletzen. Dann sieht sie Scott, der sich suchend im Haus umsieht. „Scott, halte Lea vom Pool fern!“ Er hört Sophie eher, als er sieht wo Lea steht. Bei Sophies Rufen dreht sich Lea, um zu sehen, ob sie nun Ärger bekommt, dabei bleibt sie an der Kante vom Pool hängen, sodass sie abrutschend das Gleichgewicht verliert in den Pool fällt. Leise flucht Sophie, bevor sie hinab taucht. Wenige Sekunden später packt sie Lea an den Seiten und taucht auf. Kaum an der Wasseroberfläche wird sie durch Leas nasser, schwerer Kleidung nach unten gezogen. Ihr kommen zwei Hände zu Hilfe, als sie Lea nach oben drückt, sie taucht auf, als Lea ihr abgenommen wird. „Ist sie verletzt? Mama bringt mich um, wenn ihr was passiert.“ Als Scott ihr nicht antwortet stützt sie sich am Rand ab, um aus den Pool zu klettern. Im Augenwinkel sieht sie, wie Scott der Kleinen die nassen Klamotten auszieht, Lea zittert am ganzen Körper. „Ihr fehlt nichts. Ich bringe sie rein. Sophie du gehst auch rein, bitte.“ Er fügt ein „du zitterst.“ hinzu. „Mir ist nicht kalt.“ „Sophie, bitte.“ Sie sieht Scott nach, wie er Lea hinein trägt, weiter wie ins Wohnzimmer erkennt sie nicht, da Scott aus ihrem Sichtfeld geht. Seufzend gibt Sophie nach, geht sie halt rein. Sie dreht sich zu der Liege, um sich ihr Handtuch zu nehmen, als sie Hundebellen hört. Nur hat Scott keinen Hund, daher nimmt sie ihr Handtuch, um auf den Steinplatten am Pool laufen. Erneut hört sie das Bellen, zwar hinter ihr, dennoch dreht sie sich um, da rennen zwei große Hunde durch den Garten, die anscheinend miteinander spielen, wobei diese gar nicht auf Sophie achten. „Los verschwindet von hier.“ Erst streift sie der eine Hund bis sie von dem Anderen umgerannt wird, als er sich ihr Handtuch schnappt, die Wucht von dem Aufprall, die Kraft von dem Hund, lässt sie das Gleichgewicht verlieren, nur knapp kann sie irgendwie abfangen, ihr Körper fühlt sich an, als würde sie brennen, ihr tut alles weh. Dem Brennen des Schmerzes folgt Kühle, die Kälte vom Wasser umgibt sie, als sie auf den Grund des Pools sinkt. Während sie herab sinkt verliert sie das Bewusstsein. Scott hört das Hundebellen aus dem Garten, dabei vermutet er, dass die Hunde seines Nachbarn wieder ausgebüxt sind. Doch als er hinaus in den Garten sieht, sieht er nur die Hunde, aber nirgendwo Sophie. „Lea zieh dich bitte fertig an.“ Die Kleine zieht sich ein trocknes Shirt überm Kopf. „Stimmt was nicht, Papa?“ „Ich weiß nicht. Ich sehe Sophie nicht.“ Ihn beschleicht ein mulmiges Gefühl, daher geht er in den Garten, als er ein Schemen im Wasser treiben sieht, rennt er den Weg zum Pool. An der Kante des Pools springt er Kopfüber hinein, um hinab zu tauchen. Bei Sophie sieht er kleine Luftblasen aufsteigen, er nimmt sie in den Rettungsgriff, um sie zur Wasseroberfläche zu bringen. An der Oberfläche sieht er zu ihr, sieht dabei Blut an ihrer Schläfe hinab laufen, während sie regungslos in seinen Armen treibt. „Sophie? Sophie, hörst du mich?“ Er bringt sie zu der Treppe, an der einen Seite vom Pool, um sie hinaus zu tragen. In seinen Armen regt sie sich, hustet Wasser raus und blinzelt leicht. Er sieht ihr an, dass sie Schmerzen hat, sie verzieht das Gesicht. Erleichtert darüber, dass sie wieder bei Bewusstsein ist seufzt er. „Ein Glück du bist wieder bei Bewusstsein.“ „Wem gehören diese doofen Hunde?“ Über ihre Frage lächelt er zaghaft, da sieht er, wie sie die Augen verdreht und ihr Kopf zur Seite fällt. Behutsam legt er sie auf die sonnengewärmten Steinplatten, er kniet neben ihr, vorsichtig streicht er über Sophies Wange, an der ebenfalls Blut ist. Im Augenwinkel sieht er wie Lea auf ihn zukommt. „Papa, was ist mit Sophie? ... Sie blutet, schau mal.“ Scott wollte antworten, als er sieht, dass Lea auf Sophies Bein deutet, zwar ist es durch das Wasser vermischt, doch er sieht deutlich die Schnittstellen, an denen Blut heraustritt. „Bitte hol mein Handy, das liegt auf dem Couchtisch.“ „Okay.“ Die Kleine rennt los. Derweil versucht er Sophie wach zu bekommen, doch keine Regung kommt von ihr. Da sieht er, wie Lea wieder auf ihn zurück kommt und ihm nicht nur das Handy sondern auch ein Handtuch reicht, wo er sich die Hände abtrocknet bevor er den Notruf wählt. „Okay. Ja, mache ich. Beeilen sie sich.“ Scott beendet nach den ganzen Fragen und Aussagen das Gespräch und wickelt Sophie in das Handtuch damit sie nicht auskühlt. „Papa. Ist alles okay mit Sophie?“ „Ich hoffe es. Der Notarzt wird in ein paar Minuten hier sein.“ Doch Scott wusste, dass die vom Krankenhaus bis hierher fast eine viertel Stunde brauchen. Sophie nimmt schwach Stimmen wahr, ihr Kopf schmerzt, wie ihr Bein und auch ihr Arm schmerzen. Am ganzen Körper spürt sie das schmerzhafte Brennen, am meisten an ihrer rechten Schläfe. Den Schmerz hat sie gespürt als sie das Wasser ausgespuckt hat. Sie versucht die Augen zu öffnen, das Schwindelgefühl hindert sie daran, daher kneift sie ihr rechtes Auge zu, während ihr linkes kaum geöffnet ist, verschwommen sieht sie den blauen wolkenfreien Himmel über sich. Neben ihr sind Bewegungen, schwach sieht sie, wie Lea Scott am Arm berührt. „Papa, Sophie kommt zu sich.“ „Wie geht es dir?“ Sie hört die Erleichterung bei ihm heraus, weil sie wach sei, doch die wird sie ihm gleich wieder nehmen. „Mir tut alles weh.“ „Wo hast du Schmerzen?“ „Überall.“ Ihr wird von dem wenigen sprechen schlecht, ihre Umgebung dreht sich bereits, als sie die beide Augen schließt und zukneifen muss. „Geht das nicht konkreter? Ein Notarzt ist unterwegs.“ Sie sammelt ihre Kraft zusammen, bevor sie antwortet. „Kopf, Arm und Bein, Schulter.“ Ihre Stimme wird bei jedem Wort leiser, sie versucht bei Bewusstsein zu bleiben, wäre der Schmerz nur nicht stärker. „Sophie!“ So verzweifelt und hilflos hat sie seine Stimme noch nie gehört, als sie in eine leere Ohnmacht fällt. Kapitel 9: Zwei Sturköpfe ------------------------- Schwach nimmt sie vor ihrem inneren Auge wieder Farben wahr, wo sich einzelne Wortfetzen untermischen, vermischen, die für sie keinen Sinn ergeben. Sie kann Menschen um sich herum wahrnehmen, jemanden neben ihr, einen anderen an ihrem Bein, schwach spürt sie die Wärme der Anwesenden. Als sie blinzelt ist ihre Sicht noch verschwommen, der blaue Himmel hat ein paar weiße Flecken bekommen. Der Schmerz in ihrer rechten Schläfe fühlt sich tauber an, dennoch spürt sie das eintönige pulsieren überm Auge. Neben dem pulsieren spürt sie einen Druck von etwas an ihrem Kopf, was genau kann sie nicht sehen. Bevor sie ihre anderen Schmerzpunkte analysiert, wagt sie es den Kopf in die Richtung zu drehen, von der sie Scotts Stimme her hören kann. „D-Dad.“ Langsam klärt sich ihre Sicht, sodass sie ihn erkennen kann, aber er kann sie nicht hören. „Dad.“ Krächzt sie hervor, mehr ein Flüstern, neben ihr bemerkt ein Sanitäter, dass sie wieder bei Bewusstsein ist, was dieser sagt bekommt sie nicht mit, dafür sieht Scott zu ihr. Bei ihr streicht er über ihre Wange, die angenehme Wärme seiner Hand beruhigt sie, dass sie die Augen schließt. „Hey, nicht wieder ohnmächtig werden.“ „Nein. Deine Wärme tut nur so gut.“ Sie kann die Sanitäter reden hören, dass sie sie zum Wagen transportieren wollen. Vorsichtig wird sie auf die Trage gehoben. „Muss ich ins Krankenhaus?“ „Leider, du hast einiges abgekriegt. Es ist nicht deine Schuld. Ich habe unserem Nachbarn erzählt was passiert ist, was seine Hunde verursacht haben.“ „Was ist denn alles kaputt?“ Noch immer ist ihre Stimme ein Flüstern, auch ohne es zu hören, was bei ihr verletzt ist, sieht sie ihm an, dass er sich Vorwürfe macht. „Na ja, deinen Kopf hat es wohl am schlimmsten erwischt, du hast eine Gehirnerschütterung, an der rechten Stirnseite eine Platzwunde. Dein Bein hat ein paar Schnittwunden, die sie verbunden haben. Dein Arm ... schwer zu sagen, die wollen dich röntgen, weil die einen Bruch ausschließen wollen. Deine Schulter ist geprellt, ansonsten ist alles ziemlich aufgeschrammt.“ „Also ziemlich kaputt. Mama wird sich freuen.“ „Ich habe Miriam schon angerufen, sie hat mich nicht einmal ausreden lassen.“ „Das ist halt meine Monster-Raben-Mutter.“ Sie werden unterbrochen, als die Sanitäter und der Notarzt die Trage hochheben und sie zum Wagen tragen, um sie ins Krankenhaus zu bringen. „Auch doof, Jan kommt aus dem Krankenhaus und ich komme hinein.“ Sie grinst Scott an, der sie nur kopfschüttelnd ansieht. „Wir sehen uns dort.“ In der Emergency des Krankenhauses wird sie von einem der Sanitäter auf eine Liege gelegt, da sie die Trage wieder mitnehmen müssen. Lächelnd meint sie nur, dass es nicht das erste Mal ist, dass sie im Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Sanitäter, wie der Notarzt begeben sich dann zu ihrem nächsten Einsatz, während sie auf den Arzt wartet, der kurz schon bei ihr war, als sie zum Röntgen geschickt wurde. Seufzend sieht sie zur Decke, sie ist alleine im Gang, bis sie Schritte hört, als diese verstummen reckt sie ihren Kopf nach hinten und sieht Jan, an der Liege stehen. „Hey Große was ist denn mit dir passiert?“ „Die Nachbarshunde haben mich in den Pool geschubst.“ Jan kichert und sieht sie fragend an. „Okay und jetzt ernsthaft.“ „Das ist mein Ernst Jan. Im Übrigen wird dich Scott nachher mitnehmen, aber mal sehen was der Arzt sagen wird, vielleicht muss ich hier bleiben.“ „Na ja dein Arm sieht nicht gerade gesund aus.“ Die bläuliche Verfärbung mit einem violetten Touch ist ihr schon aufgefallen, aber da war ihr Arm noch nicht bis zum Ellenbogen in Verbandszeug gewickelt. Der Sanitäter wollte wohl auf Nummer sicher gehen. „Mein Arm macht mir keine Sorgen, ein Bruch heilt, braucht zwar Zeit, aber es heilt. Eine Gehirnerschütterung kann mehr Schäden verursachen.“ Sie schließt die Augen, hört dafür Schritte im Gang. „Sophie. Jan. Hier steckt ihr.“ Sophie hört nur Scotts Stimme, während Jan ihn ansieht, scheinbar hat er die Beiden gesucht. Sie dreht den Kopf zu der Stimme, kurz darauf spürt sie seine Hand an der Wange. „Haben sie dir schon gesagt, was mit deinem Arm ist?“ „Nein, nur geröntgt, aber ich fühle nichts, haben die mir Schmerzmittel gegeben?“ „Die Sanitäter haben dir zwar etwas gegeben, aber ich weiß nicht, was genau. Ach ja, Lea wollte nicht alleine bleiben, sie kommt auch gleich. Sie holt sich einen Lolly.“ „Dieses Kind.“ „Sie ist fünf.“ Ein paar Minuten vergehen bis Lea den Gang mit einem Lolly im Mund entlang kommt, im nächsten Moment zuckt Jan zusammen, weil sich Lea gegen ihren Bruder geworfen hat. „Jan.“ „Na, wie geht’s?“ „Ganz gut. Bin vorhin in den Pool gefallen.“ „Hä? Ich dachte Sophie wäre.“ „Jan. Ich erkläre es dir.“ Sie erzählt ihm, wie das alles zustande gekommen ist, wieso sie nun auf der Trage liegt. „Ich weiß eines, wenn eure Mutter erfährt, was euch drei was passiert ist wird an die Decke gehen.“ Da fällt Sophie auf, dass Scott trockne Hosen und Hemd trägt, sie hingegen trägt noch den Badeanzug, jemand hat ihr zwar eine ihrer Shorts angezogen, aber ein Shirt wäre ihr lieber gewesen. In dem Moment als sie seufzt kommt ein Arzt auf die kleine Familie zu und erklärt dass sie Sophie mitnehmen werden. „Muss sie hier bleiben?“ Lea hält den Arzt am Kittel fest. „Das kann ich noch nicht sagen, ich werde ihnen Bescheid geben, sobald wir es wissen.“ „In Ordnung. Lea, die Ärzte werden Sophie untersuchen und uns dann Bescheid geben, ob sie mit nach Hause darf oder nicht.“ „Aber.“ Als Lea sich umdreht wird Sophie in einen Behandlungsraum geschoben. „So dann schauen wir uns doch mal deinen Arm an.“ Sie sieht zu den Röntgenbildern, währenddessen werden die Verbände von Arm und Bein von der Krankenschwester gelöst, doch aus der Entfernung erkennt sie nichts. Entweder hat sie viel Glück gehabt oder sie ist zu weit weg. „Keine Fraktur. Du hast Glück gehabt.“ Doch dann hört und sieht Sophie, wie der Arzt über das Röntgenbild fährt. Irgendwas stimmt also doch nicht, da er irgendwas zu zählen scheint. „Keine vollständige Fraktur, aber du hast vier angebrochene Stellen.“ „Na super.“ „Das wird eine Weile dauern, aber das wird wieder. Auch deinem Bein und deinem Schädelknochen geht es gut, keine Frakturen oder Risse.” Dann hört sie wie der Arzt der Schwester Anweisungen gibt. „Deine Gehirnerschütterung würde ich gerne beobachten, auch wenn es deiner Familie nicht gefallen wird, du wirst wohl hier bleiben müssen.“ Sophie grummelt leise, sie hasst Krankenhäuser, seitdem sie wegen dem Vorfall damals eingeliefert wurde. Im nächsten Moment kommt die Schwester wieder, sie trägt eine Art Päckchen in den Händen. Der Arzt nimmt dann den Inhalt heraus. „Okay, mit welcher Hand schreibst du?“ „Mit der rechten.“ „Dann wird dein Vater wohl unterschreiben müssen, dass die Schiene dir gehört.“ „Er ist.“ Sie bricht ab. Im Moment ist Scott ihr Vormund, in einer knappen Woche ist er offiziell ihr Stiefvater. Der Arzt ist nach draußen verschwunden, während die Schwester ihre Hand und Arm gerade richtet. Sie kann einen schmerzhaften Schrei nicht unterdrücken, beißt sich dann auf die Unterlippe und blinzelt die Tränen weg. Im nächsten Moment liegt die Schiene fest um ihren Unterarm, stellt ihre Hand und Gelenk ruhig. Aus dem Nebenzimmer kann sie Scotts Stimme hören, leider sieht sie nicht, wo genau er ist. Dabei kann sie hören, dass er sie nicht hier lassen möchte, sondern mit nach Hause. Langsam setzt sich Sophie auf, während sie versucht das aufkommende Schwindelgefühl in den Griff zu bekommen. Die Schwester ruft infolgedessen nach dem Arzt, der zusammen mit Scott auf sie zugeht. Beim Aufsehen sieht sie in Scotts besorgte Augen. Ihr Schwindelgefühl wird schwächer, als sie seine warme Hand an ihrer kalten Wange bemerkt. „Ich will nach Hause.“ „In Ordnung.“ Sophie hört, wie der Arzt meint, sie sei nicht stabil genug, dass er das nicht verantworten kann, wenn sie geht. „Sie kann mit dem verletzten Bein nicht laufen.“ „Was meinst du, kannst du laufen?“ Zwar sind die Wunden versorgt, aber ganz sicher ist sie sich mit ihrem Knöchel nicht, der nicht einmal einen Verband trägt. „Ich kann es nur versuchen.“ Scott bleibt dicht neben ihr, als sie erst das linke und dann das rechte Bein auf den Boden stellt, ihr rechtes trägt nicht, es knickt ein. Da hat Scott sie schon abgefangen und zurück auf die Trage gesetzt. An seinem Blick weiß sie, dass er nicht so leicht aufgeben wird, dafür ist er zu dickköpfig, was normalerweise Sophie sonst ist. „Dann nehme ich dich halt Huckepack.“ Noch immer ist der Arzt dagegen, dass Scott sie mitnimmt, aber andererseits weiß er auch, dass sie nicht im Krankenhaus bleiben will. Ein paar Handgriffe später, lehnt sie sich an seinen Rücken, den rechten Arm hat sie über seine Schulter liegend, den anderen an seinem Rücken, während er ihre Beine festhält. „Na dann, wollen wir mal nach Hause fahren.“ An Scotts Rücken gelehnt, bewegt sie ihren Arm, vergisst dabei die Schiene, die eng anliegt. „Der Arzt schaut dich ganz böse an.“ „Ja, lass ihn nur, er schaut so, weil er uns keine Krankenhauskosten aufbrummen kann, die von Jan wird schon hoch ausfallen. Die zwei mögen dich übrigens wirklich. Auch wenn ihr nur Halbgeschwister seid, ihr seid Geschwister.“ Grummelnd dreht sie den Kopf an seinem Rücken, sie will nicht über ihre Halbgeschwister reden. Zu ihrem Bedauern kann sie die Stimmen der Beiden hören. „Was ist nun, ist dein Arm gebrochen?“ „Nee, angebrochen.“ „Sophie sei netter zu Jan.“ „Lass mich, mir brummt der Schädel. Vielleicht wäre es doch besser hier zu bleiben.“ „Zwei Tage hast du noch zum Ausruhen bis Miriam zurückkommt.“ „Soll die doch wegbleiben.“ „Hey!“ „Sorry. Ich weiß, du liebst sie, aber ich kann sie nicht leiden.“ „Mama ist nicht so schlimm Sophie.“ „Ihr wisst nicht einmal was passiert ist, als ihr noch gar nicht da wart. Also Klappe.“ „Dann sag uns doch was passiert ist.“ „Ich wäre wegen Mama als ich knapp drei Jahre war beinahe gestorben, mein Vater hat mich gerettet.“ Den Weg von der Notaufnahme bis hin zum Parkplatz bekommt sie nichts außer der Wärme von Scott mit. Im Sonnenlicht kneift sie die Augen zusammen, da bemerkt sie wie Scott stehen bleibt. „Belaste dein rechtes Bein nicht, das wird gleich schmerzhaft.“ „Okay.“ Langsam findet sie Balance auf ihrem linken Bein, als er sie absetzt, beim Einsteigen wird sie in den Sitz gehoben. Entschuldigend sieht er sie an, als sie ihn deswegen an grummelt. Bevor er noch auf die Idee kommt sie anzugurten, tut sie das lieber selbst, da ihre linke Hand unverletzt ist. „Papa. Du hast Sophie lieb, oder?“ „Natürlich habe ich sie lieb. Ich habe euch alle drei lieb.“ Der Wagen setzt sich in Bewegung, unterdessen fragt Scott die drei, was sie zum Abendessen wollen? Sophie seufzt leise, als sie zuhört was Jan und Lea sich zum Abendessen wünschen, nur sie äußert keinen Wunsch, sie versinkt in ihren Gedanken. Seltsamerweise erinnert sie sich daran, dass sie mal mit ihrem Papa und Scott Pancakes gemacht hat. „Hey Sophie, träumst du etwa?“ Dann fragt er sie, was sie essen mag. Aus den Gedanken gerissen sieht sie zu ihm. „Was? Weiß nicht. Pfannkuchen, ihr nennt die Pancakes. Ist mir aber egal.“ „Was sind Pancakes?“ Scott lächelt zu Lea in den Rückspiegel und erklärt ihr was Pancakes sind, nicht nur sie bekommt große Augen, sondern auch Jan. „Scheint so als sei es entschieden, dass es Pancakes gibt. Nur glaube ich kaum das wir die Zutaten Zuhause haben.“ Sophie hört Scotts Seufzen, sie fragt sich, ob er sich ebenfalls daran erinnert, dass sie mal Pancakes gemacht haben. „Dann gehen wir halt einkaufen.“ „Mit deinem Bein würde ich dir das nicht antun wollen und ohne Shirt erst recht nicht!“ „Dann gib mir doch dein Hemd.“ Sophie gluckst über den entsetzten Gesichtsausdruck von ihm. „Einfacher wäre es nach Hause zu fahren, um mir andere Sachen anzuziehen. Jan mag sicher auch was anderes anziehen wollen.“ „Ja, es ist mittlerweile eklig in den Sachen herum zu laufen.“ „In Ordnung, dann fahren wir erst nach Hause, ihr zieht euch um und ich schaue derweil was man für Pancakes braucht.“ „Das ist doch einfach, Milch, Eier, Salz und Mehl sind die Grundbestandteile.“ „Hast du schon mal Pancakes gemacht?“ „Lange her. Zusammen mit Papa haben wir mal welche gemacht.“ An seinem Gesichtsausdruck sieht sie, dass er sich doch daran zu erinnert. Kapitel 10: Im Einkaufswagen ---------------------------- Eine Stunde später steuert Scott den Land Rover auf den Parkplatz der Miami Mall, Mund verziehend lässt sich Sophie beim Aussteigen helfen. Sie fragt sich allerdings, wieso er sie so oft angrinst, da nutzt er die Höhe der Motorhaube um sie leichter Huckepack zu nehmen. „Wieso hast du so gute Laune?“ Sie zieht sich höher um zu sehen, was er nun für eine Mimik hat, aber er zwinkert ihr frech zu, statt ihr zu antworten. „Bist doof.“ Schmollend rutscht sie zurück, wobei so ihr Shirt leicht hochrutscht, sodass man ihren Rücken sehen kann. Sie hat zwar etwas Hilfe beim Umziehen gebraucht, aber sie trägt nun Shirt, eine längere weite Hose und eine andere Frisur, sodass man das Pflaster an ihrer rechten Schläfe nicht direkt sieht oder sonst eine ihrer Verletzungen. Neben beiden sind links Jan, der es sich heraus genommen zu duschen, bevor er sich umgezogen hat, während rechts Lea leicht neben Scott hüpft. Ihr kommt so ein Gedanke, wer die vier beobachtet, sieht nur einen Vater mit seinen Kindern auf den Weg einzukaufen. Bei den Einkaufswagen bleibt Scott stehen sieht nach hinten und grinst. „Wag es dir, mich da reinzusetzen!“ „Sei ein braves Kind und bleib da drin sitzen.“ Sie versucht ihn zu schlagen, aber da ist er ihr schon ausgewichen und setzt sie in den Wagen. „Na warte, dass bekommst du zurück.“ „Klingt nach einer neuen Wette.“ „Nee, da würde ich ja nur verlieren.“ Nebenbei erwähnt sie, dass sie die andere Wette gewonnen hatte, seufzend reicht er ihr den Schein mit der $10er Note, den Schein steckt sie sich in ihre Hosentasche. „Ich wette nicht mehr mit dir, da werde ich nur arm.“ „Sei lieber froh, dass es nicht das Zehnfache war.“ Sie lässt dabei grinsend ihre Brauen auf und ab wippen. Scott lehnt sich über den Wagen und reibt sich über die Augen, dann reicht er ihr eine Einkaufsliste. „Behalt du die Liste, ich passe auf, dass die beiden nicht verschwinden.“ „Ich gebe dir einen Rat, kauf zwei Leinen.“ Sophie deutet nacheinander auf Lea, die zu einem Aquarium mit riesigen Fischen gelaufen ist, während Jan vor den Fernseher mit einer Sportsendung stehen geblieben ist. „Schlimmer als ein Sack Flöhe.“ „Wenigstens hat er gute Laune.“ Sie kann dann Lea lachen hören, als diese über Scotts Schulter geworfen wird, nachdem er sie von dem Aquarium weggefangen hat. Dafür wundert es sie, als Scott bei dem Jungen ist, dass sich Jan so leicht vom Fernseher löst. Wieder vollzählig gehen die vier einkaufen. Ein was Gutes hat es für Sophie im Einkaufswagen zu sitzen, sie belastet ihre Verletzungen nicht und ihr Bein kann sie in dem Wagen leicht anwinkeln. Der Nachteil an der Sache, auf ihr landet das meiste, was die anderen in den Wagen reintun, die Blicke von anderen Käufern ignoriert sie, sie will die drei nicht aus den Augen verlieren. Immer wieder beobachtet sie, wie die Jüngeren nach etwas betteln, dass Scott doch kaufen soll. Irgendwann fragt sie selbst, ob er die Verpackung neben ihm reichen könnte damit sie die Rückseite lesen kann. Als sie wieder aufblickt, ist keiner mehr bei ihr. „Das darf doch nicht wahr sein.“ Sie lehnt sich an die Metallstangen vom Wagen, dabei lauscht sie der Hintergrundmusik und grinst leicht, als sie das Lied erkennt. Da die anderen sie alleine lassen, lässt sie es sich nicht nehmen es mit zu singen.   I'm looking for a place Searching for a face Is anybody here I know 'Cause nothing's going right   Sie bekommt nicht einmal mit wie die Leute um sie herum sie anstarren, als sie etwas lauter mitsingt.   Isn't anyone trying to find me? Won't somebody come take me home Trying to figure out this life Wont you take me by the hand take me somewhere new I don't know who you are But I... I'm with you I'm with you   Oh why is everything so confusing Maybe I'm just out of my mind   Im Nachhinein bemerkt sie wie sehr das Lied ihre Lage wiederspiegelt, wie gerne sie doch das Gesicht ihres Vaters noch einmal sehen mag, es aber nie mehr kann. Dennoch singt sie es zu Ende. Ihr fallen die Blicke der Leute um sich herum auf, so angestarrt zu werden stört sie bis sie ein vertrautes Gesicht sieht, beobachtet wie er etwas in den Wagen legt. „Also Große, was fehlt denn noch? Du scheinst wirklich wieder du selbst zu werden, wenn du wieder singst.“ „Du hast gelauscht!?“ Sie verschränkt die Arme vor der Brust, schmollt ihn an, während er sie angrinst. „Du warst nicht zu überhören. Aber nur so, hast du deine Geschwister gesehen?“ Sie beobachtet ihn, wie er sich umsieht, wahrscheinlich macht er sich Sorgen, dass er die beiden nicht wieder findet. „Seit einer Weile nicht mehr und diese Dinge fehlen noch.“ Sie nennt ihm die Dinge und seufzt leise. „Okay. Hey welches Lied war das eigentlich?“ „»I´m with you« von Avril Lavigne. Oh und ich habe eben einen der beiden gesehen.“ Sie sieht zu Lea, die an einem Süßigkeiten Regal steht, nur ein paar Regale weiter. Aus der Position aus, beobachtet sie wie Lea immer wieder nach oben springt, sich streckt um eine Packung Lollies zu erwischen. Scott geht auf die Kleine zu, unterdessen sieht sie diesen Bettelblick bei Lea, der anscheinend funktioniert, da Scott zwei Packungen aus dem Fach nimmt und beide zum Wagen zurück kommen, dabei landen die Lollies neben ihr. „Du Sophie, warst du dass, die vorhin gesungen hat?“ „Kann sein.“ „Mama hat mal gemeint, dass du gut singen kannst, es stimmt.“ „Okay, zwei da, also wo ist euer Bruder?“ Sophie sieht hoch zu ihm, der nach Jan mit den Augen sucht. „Such ihn in der Sportabteilung.“ „Kannst du auf Lea aufpassen?“ „Klar, wenn du eine Leine holst.“ Skeptisch beobachtet sie ihn, wie er Lea dann mit zu ihr in den Wagen setzt. Zwar kann sie ihn verstehen, da Lea klein ist und der Laden voll ist, will er sie nicht in dem Getümmel verlieren, aber wieso zu ihr in den Wagen? Das Teil hat doch einen Kindersitz. Nebenbei schiebt Scott grinsend den Wagen, ihn macht es auch noch Spaß die Mädchen im Wagen zu haben. „Hey, sind die beiden auch zu kaufen?“ Scott lächelt über die Frage eines anderen Kunden. „Nein. Die sind unverkäuflich.“ Seufzend sieht Sophie zu Lea, die wohl die Lollies sucht. „Du sitzt drauf.“ Die Kleine dreht sich um, sitzt sie doch wirklich auf den Lollies. Vorsichtig lehnt sie sich an das Metallgitter um sie herum, dabei versucht sie ihre aufgeschrammte Schulter nicht so stark gegen das Metall zu drücken. Beim Versuch sich zu entspannen verzieht sie das Gesicht, als sie immer wieder in die Wange gestupst wird. „Lass das.“ Sie öffnet die Augen wieder, um Lea böse anzufunkeln, die den Kopf zur Seite neigt und sie anlächelt, statt auf ihrem Blick zu achten. „Kennst du dieses Lied auch?“ Zur Antwort murrt sie die Kleine an, zwar kennt sie das Lied, aber die Frage macht sie stutzig. „Was wäre denn, wenn ich es kennen würde?“ „Singst du es?“ Genervt seufzt sie. „Wieso sollte ich?“ „Weil ich dich singen hören will.“ Irgendwie ist Lea schon süß, aber sie hat absolut keine Lust zu singen, während ihr Kopf wieder anfängt zu brummen, ihre Platzwunde pulsiert widerlich gegen das Pflaster und ihre gesamte Seite unangenehm brennt. „Nein, dieses Mal nicht.“ Ihr gefielen einige Lieder einfach nicht, das gerade laufende Lied gehört dazu. Irgendwie findet sie den Blick seltsam, als würde die Kleine sich nicht trauen, sie erneut zu fragen. „Was denn noch?“ Lea kommt näher, so als ob sie ihr zuflüstern wollte. „Ich habe Mama und Papa mal belauscht, wegen der Hochzeit, Mama meinte, es wäre schön, wenn Sophie dazu etwas singen würde. Hast du das nicht gewusst?“ „Bis eben nicht, aber selbst wenn, da sollen die beiden mich das schon selber fragen.“ Grummelnd sieht sie weg, sie würde nie für ihre Mutter singen, das wäre dann das erste Mal, dass sie das tun würde. „Wenn Mama oder Papa dich fragen, dass hast du nicht von mir, okay?“ „Was bekomme ich, wenn ich dich nicht verrate?“ Lea überlegt angestrengt darüber nach, als sie auf die Lollies sieht. „Einen Lolly?“ Der fragende Blick, verrät ihr, dass Lea ungern die Lollies teilen mag. „Da muss dir schon was Besseres einfallen, damit ich dicht halte.“ Die Ältere schweigt, als sie die beiden vermissten sieht, also hat Scott Jan gefunden. „Ach komm schon Sophie, du singst so toll. Mama hat uns ganz schicke Kleider für die Hochzeit besorgt.“ „Dennoch musst du mir noch etwas Besseres bieten, damit ich dicht halte.“ „Na ihr zwei Süßen, worüber redet ihr denn?“ Herausfordernd sieht Sophie zu Lea, die panisch versucht, Sophie daran zu hindern, was zu erzählen, da bietet sie ihre Kuscheltiere, Bücher, CD, DVDs, so ziemlich alles, was die Fünfjährige besitzt, wird ihr geboten. Atemlos und verzweifelt sieht die Jüngere zu ihr, die sich das Lachen nicht mehr verkneifen kann und deswegen Bauchschmerzen bekommt. „Okay, darf man auch mal erfahren, was bei euch beiden los ist?“ Grinsend sieht Sophie zu Lea. „Tut mir Leid, aber das sind Geheimnisse unter uns, die nicht für die Ohren anderer bestimmt ist.“ Durch das Lachen von ihr sollte man annehmen, dass es ihr gut geht, dem ist nicht so, sie lässt den Kopf gegen das Metall sinken, ihr dreht sich alles, was sie sich nicht anmerken lassen will. Als Lea sich näher zu ihr beugt, wäre sie am liebsten ausgewichen. „Du bist ganz blass, beinahe grün, ist dir schlecht?“ „Mir ist schwindelig.“ Sie zuckt nicht einmal zusammen, als sie an der Wange berührt wird. „Wir sind gleich hier raus.“ „Okay.“ Kaum stellt Scott den Wagen mit in die Warteschlange werden die beiden im Wagen beobachtet. Als der Kassierer die Mädchen ansieht, grinst der sich bereits einen ab. „In welchem Regal, haben sie denn die Beiden gefunden?“ Scott lächelt zurück. „In einem geheimen Gang, den keiner findet.“ Seufzend lässt Sophie den Kopf hängen, langsam fragt sie sich wirklich, welche Humortablette Scott eingeworfen hat, leider ist er ihr ein wenig zu überdreht oder mehr zu glücklich. „Fehlt nur noch, dass er einen Rückwärtssaldo macht.“ Nuschelt sie hervor, da sie den Kassierer lachen hört, kümmert sie sich nicht weiter darum, zumindest bis dieser meint, dass sie aus den Wagen sollen. Bei Lea ist es kein Problem, bei ihr zögert Scott schon etwas mehr. „Was meinst du, wird dein Bein das verkraften?“ „Ach und wenn falle ich halt um.“ Den prüfenden Blick des Kassierers ignoriert sie, als sie humpelnd an das Ende vom Laufband neben Jan und Lea stehen bleibt. Macht sie halt ein paar Minuten auf Flamingo, nur ist sie weder rosa, noch ein Vogel. Immer wieder spürt sie Scotts Blick auf sich, als würde sie wirklich jeden Moment umfallen, wenn er zu lange mit dem bezahlen braucht, tut sie ihm den Gefallen, aber dann würde ihr nur noch mehr alles wehtun. Sie nimmt sich, wie ihre Geschwister eine der Tüten und humpelt wortwörtlich los. Keine fünf Meter und sie hinkt mehrere Meter hinter den drein her. „Sophie, ich kann dich auch tragen, so ist es nicht.“ „Ach was, ist schon okay, immerhin haben wir die Einkaufstüten zu tragen.“ Ein wenig Stolz will sie schon noch haben, auch wenn sie zwei Meter weiter nicht mehr weiter kann. „Sophie, ich stimme Papa zu, lass dich lieber tragen.“ „Bis zum Auto werde ich es schon schaffen … irgendwann.“ Sophie lehnt sich an die nächste Säule der Mall, dabei verzieht sie vor Schmerzen das Gesicht. „Geht schon mal vor.“ „Jan, Lea, könnt ihr zwei kurz warten.“ Beide nicken als Scott zu Sophie geht. „Wieso musst du auch so stur sein, das kann echt nerven.“ „Dabei bist du doch selber stur, dickköpfig und eigensinnig.“ Während sie das sagt, nimmt er sie Huckepack und trägt sie zu den wartenden. Ihr wird die Tüte gereicht, damit Jan nicht zwei tragen muss. „Dafür dass ich so stur sein soll, bist du gerade ziemlich anhänglich.“ „Lass mich doch, bist halt schön warm.“ Den Weg bis zum Auto, sagt keiner etwas, sodass sie sich an Scott kuschelt, soll er sie doch für anhänglich halten, seine Wärme lindert ihren Schmerz im Bein. Wieso wurde ihr kein Verband um ihren verstauchten Knöchel gebunden? Beim Wagen angekommen lässt Scott Jan die Tüten einladen, so viel wollte er nicht kaufen, aber dieses Mal wollte er einfach nachgeben. Er sieht nach hinten, nicht dass Sophie eingenickt ist. „Ich lasse dich nicht fallen, bereit?“ Ohne eine Antwort von ihr setzt er sie ab, ihm fällt auf, dass sie nicht nur das Gesicht verzieht, sondern auch blasser als in der Mall ist, er setzt sie auf den Beifahrersitz. Es beunruhigt ihn, dass sie ihm keine Widerworte gibt, sanft streicht er über ihre Wange. „Alles okay?“ Sophie schließt die Augen, kaum dass sie ihn angesehen hat. „Mir ist schlecht und schwindelig.“ „Willst du etwas trinken?“ „Nein. Ich kriege nichts runter.“ Sie lehnt den Kopf nach hinten. „Du hättest im Krankenhaus bleiben sollen.“ „Was ist denn los?“ „Oh je, du bist ja noch grüner als eben.“ „Könnt ihr zwei Mal die Klappe halten. Urgh.“ Sophie lässt sich tiefer in den Sitz sinken, vor ihren Augen dreht sich alles. „Können wir bitte nach Hause?“ Sophie wünscht sich an einen Ort, wo ihr nie schlecht oder schwindelig werden könnte. Sie dreht den Kopf zu Scott, als dieser sich auf den Fahrersitz setzt, der sie noch immer besorgt ansieht. Während der Fahrt geht es ihr nicht besser, ein paar Augenblicke später spürt sie wie ihr Fenster geöffnet wird, der Wind durch ihre Haare weht und sie spürt die frische salzige Meeresluft beim Einatmen. Nach einer Weile nimmt ihre Übelkeit ab, nur ihr Schwindelgefühl bleibt. Scott stoppt den Wagen, da bemerkt sie erst, dass sie schon da sind. Als sie aussteigen will, wird sie von Scott mit einem besorgten Blick beobachtet. Humpelnd geht sie ein paar Schritte, doch Scott weigert sich ihr eine der Einkaufstüten zu geben, stattdessen verschwinden ihre Geschwister mit je einer der Tüten im Haus. „Wieso darf ich dir nicht helfen?“ Ihre Frage lässt ihn innehalten, als er die letzte Einkaufstüte in der einen und mit der anderen Hand die Kofferraumklappe schließt. „Die Frage wollte ich eigentlich dir stellen.“ Sie sieht weg und überlegt sich eine Antwort, wieso sie nicht will, dass er ihr hilft. „Weil du endlich glücklich bist, deswegen. Du machst dir meinetwegen so viele Sorgen, gar Vorwürfe, da will ich dir nicht noch die Laune verderben.“ Etwa fünf Sekunden herrscht Stille zwischen beiden, bevor sie Scott lachen hört. Sie dreht den Kopf in seine Richtung, beobachtet ihn, wie er beim Wagen verriegeln, den Schlüssel in die Hosentasche steckt und bei ihr legt er ihr einen Arm um die Schulter. „Du bist vielleicht ein Dummerchen. Ich bin deinetwegen so glücklich, schließlich muss ich mich nicht mehr verstellen oder Angst haben dir wehzutun.“ Sie weiß, dass er sie beobachtet, dennoch zieht sie einen Flunsch, welcher ihn nicht vom Lachen abzuhalten scheint, sie gibt es auf, helfen kann sie im Moment sowieso nicht. „Wo bleibst du denn?“ Wackelig setzt sie einen Fuß nach den anderen, ohne ihr rechtes Bein zu sehr zu belasten. Dabei achtet sie sehr, dass sie nicht auf irgendwas tritt und ausrutscht, so bemerkt sie nicht, wie Scott die Tüte Jan in die Hand drückt. Zwei Schritte weiter stößt sie gegen ihn, der sie hochhebt und hinein trägt. „Lass mich runter.“ „Nope, hab keine Lust Stunden auf dich zu warten.“ „Das sagt derjenige, der mich zwei Stunden mitten in der Sonne warten ließ.“ Wenn sie nicht verletzt wäre, würde sie sehr wahrscheinlich von ihm auf die Couch fallen gelassen, doch so lässt er sie da nur runter plumpsen. Dem bösen Blick weicht er aus, dabei schmiedet sie schon einen Racheplan, den sie später durchführen wird, immerhin heißt es nicht umsonst `Rache ist süß´. Nur lenkt sie das Suchgeräusch in den Tüten von Lea ab, die sich erfolgreich die Lollies untern Nagel reißt. Neben ihrem fünfjährigen Spiegelbild steht Jan, der eine Schachtel in der Hand hält, beim näheren Hinsehen, ist es die Verpackung des Pancakesteig um dessen Inhalt zu lesen. Bis in die Küche hüpft sie auf dem linken Bein, um neben Jan stehen zu bleiben. „Verstehst du es?“ Der Junge schüttelt mit dem Kopf. „Nein nicht wirklich.“ Er überlässt ihr die Verpackung, sie überfliegt, was sie brauchen, beim Heraussuchen der Zutaten fehlt etwas. „Okay, wo ist die Milch hin?“ Sie hat wirklich den Eindruck, dass sich Scott einen Spaß draus macht, sie zu ärgern, da er die Milch ihr vor die Nase stellt. „Hast du eine Küchenmaschine oder Mixer, irgendwas?“ „Nein, damit kann ich nicht dienen.“ Sie zieht die Lippen zur Seite, wie soll man denn ohne das zusammen rühren Pancakes machen? In ihren Gedanken versunken belastet sie ihr rechtes Bein, im selben Moment zieht sie scharf die Luft ein, stolpert nach hinten, während sie sich mit ihrer linken Hand festhält. Knapp unterdrückt sie es zu fluchen, tut es dann doch. „Alles okay?“ „Mhmm. Schon okay.“ „Wirklich?“ Wieso durchschaut dieser Dickkopf sie so leicht, das ist doch unfair! „Ja. Es tut nur weh. Immerhin ist mein ganzer Körper geprellt, blau und an vielen Stellen aufgeschrammt.“ Zudem vermutet sie, dass die Schmerzmittel nachlassen, der Abend kann ja was werden, seufzend balanciert sie auf einen Bein. „Kann ich dir helfen, Sophie?“ Sie sieht zu Lea, die mit der einen Packung Lollies herum läuft. „Von mir aus, Such mal eine große Schüssel und zwei kleinere da unten im Schrank.“ „Okay.“ Sophie legt die Verpackung mit den Lollies weit weg, um nach und nach die Schüsseln entgegen zu nehmen. „Noch zehn Zentimeter und Lea ist im Schrank verschwunden.“ „Das habe ich auch schon gedacht.“ Sophie dreht sich zur Arbeitsfläche, da sie nochmal lesen will, was sie zuerst machen müssen, als Lea an ihrem Shirt zieht. „Ich mag helfen.“ „Moment.“ Scott hebt Lea hoch auf die Arbeitsfläche. „Und du kommst klar?“ „Hast du einen Schneebesen?“ Wenn er selbst den nicht hat, können sie das Abendessen vergessen. „Ja, brauchst du einen?“ „Ja. Wäre nett, sonst ist Lea am Ende das Pancakes.“ Lea sieht zu Sophie und jammert rum. „Ich will mitmachen.“ „Meinetwegen, sind deine Hände gewaschen?“ „Ja. Wieso? Mama will auch immer, dass ich mit gewaschenen Händen in der Küche bin.“ „Ganz einfach weil du die Eigelb vom Eiweiß trennen darfst.“ „Ihh. Aber wie geht das?“ Seufzend nimmt Sophie sich eines der Eier, schlägt es an die eine Schüssel, vorsichtig trennt sie die Hälften, sodass in einer Schüssel Eigelb und in der anderen das Eiweiß landet. Sie sieht die großen Augen von Lea, irgendwie scheint die Methode nicht für die Fünfjährige geeignet zu sein. „Ansonsten lass das Ei in die Schüssel fallen, das gelbe darf nicht kaputt gehen, wenn du es heraus nimmst!“ „Verstanden.“ Die Kleine macht sich an die Teilung der zwei Eier, hingegen schaut Sophie, wo sie die Eierschalen hintun, da stellt Jan eine andere Schüssel hin und legt die Schalen hinein. „Vielleicht seid ihr zwei doch nicht so blöd.“ „Du magst uns nicht?“ „Ich weiß es nicht. Ich habe erst vor einem halben Jahr erfahren, dass ich einen Bruder und eine Schwester habe. Ich kenne euch seit knapp sechs Monaten und Ihr kennt euch schon Jahre.“ Sie ist jeden Tag als sie noch in Deutschland waren aneinander geraten, wie soll sie das so schnell umstimmen, andererseits will sie nicht, dass Lea weint, nur wird sie noch nicht damit fertig die große Schwester zu sein. „Du kannst uns nur nicht leiden, weil wir nur deine Halbgeschwister sind, wir wussten von Mama, dass wir eine große Schwester haben, die aber nicht bei uns leben wollte.“ Als Jan weiter erzählt, irgendwelche Fotos von ihr erwähnt, lässt sie beinahe die Milch fallen. „Was für Fotos?“ „Mama hat uns Fotos von dir gezeigt, damit wir wussten, wer du bist.“ „Woher hat sie die gehabt?“ Grübelnd legt Jan den Kopf in den Nacken. „Ich glaube von deinem Papa, das war doch dieser Mann, wo du im Zimmer Fotos hängen hast, oder?“ „Woher weißt du bitte, wie mein Papa aussah?“ „Ich weiß nicht, irgendwann halt, als sich Mama mit ihm unterhalten hat, sie haben sich ziemlich heftig gestritten, Lea hat da die ganze Zeit geweint, dass muss schon vier Jahre her sein.“ Sophie schweigt, vor vier Jahren, da war ihr Vater für ein paar Tage weg, sodass sie in der Zeit bei ihrer besten Freundin übernachtet hat. Dann war er also in Deutschland, aber wieso hat er sie damals angelogen? „Sophie? Hey, was ist denn los?“ „Wisst ihr was? Ich bin glücklich euch zu haben. Also hört auf zu streiten.“ Seufzend reibt sich Sophie über die Stirn, verharrt bei dem Pflaster, das hat sie ja ganz vergessen. Sie sieht sich um, doch sieht sie Scott nirgends, sie waren alleine in der Küche. „Wo ist Scott denn hin?“ „Keine Ahnung, also wie macht man diese Pancakes nun?“ „Ohne Schneebesen?“ Genau diesen hält Lea dann hoch und grinst zu ihr rüber. „Den hat Papa hingelegt, bevor er wegging.“ Sie lässt sich den Schneebesen reichen, nur bekommt sie nach dem zusammen fügen von den Zutaten Probleme, die Schiene stört und mit der linken Hand kann sie kaum rühren. „Soll ich?“ Ergeben schiebt sie die Schüssel zu Jan rüber, der dann anfängt zu rühren. „Darf ich euch was fragen?“ „Was willst du denn wissen?“ „Wollt ihr denn das Mama und Scott heiraten? Ich meine.“ Bevor sie weiter spricht, bricht sie lieber ab, vielleicht ist es nicht gut, wenn die zwei wissen, dass Scott der beste Freund ihres Vaters war. „Also ich hab Papa lieb, er ist nicht so fies, wie die anderen davor. Zudem freue ich mich auf das schöne Kleid, was ich tragen darf.“ „Er ist ein toller Kerl, er hat uns oft besucht, hat sich Zeit für uns genommen und ich stimme Lea zu, er ist netter als die anderen.“ „Was haben diese anderen denn gemacht?“ Jan hält inne, sieht zur Seite, sie kann in seinen blauen Augen sehen, dass es nichts Angenehmes gewesen ist. „Was haben sie euch angetan, so wie du schaust.“ „Bei dem einem wurde ich mehrmals verprügelt, er war fast immer betrunken und na ja du weißt ja was Erwachsene halt tun, wenn sie glauben alleine zu sein.“ Fassungslos sieht sie ihren Bruder an, ein paar der Narben kennt sie zwar, aber nicht woher er die hat. Sie sieht zu Lea, die traurig aussieht. „Haben die dir auch wehgetan?“ „Nein, Jan hat mich immer beschützt.“ „Sag mal, wie kommt es eigentlich das du dich nicht mehr mit Scott streitest? Ich dachte du kannst ihn nicht leiden.“ Kurz überlegt sie, was sie sagen soll, beim Versuch zu antworten, taucht der Vermisste in der Küche auf. „Ich staune, ihr drei habt euch nicht zerfleischt, scheint als würdet ihr euch langsam verstehen.“ „Ignorieren wir ihn einfach.“ „Okay.“ Die drei drehen sich von Scott weg, der sich an die gegenüberliegende Küchenzeile lehnt. Nach ein paar Minuten fährt sich Scott durchs Haar, er hat eine Weile die drei belauscht, hat dabei Dinge erfahren, die ihm gar nicht gefallen. Dafür gefällt es ihn, wie die drei zusammen das Abendessen zubereiten. „Ihr wisst schon, dass ich euch nicht an den Herd lasse, oder?“ Keine Antwort kommt von dem drein, die ihn ignorieren, während Sophie Jan sagt, was er machen soll und Lea dabei zusieht. „Gut, der Teig ist fertig.“ Jan stellt die Schüssel neben dem Herd, einen Meter von Scott entfernt. „Ich hole mal Teller.“ Scott beobachtet die drei immer erstaunter, ohne Miriam streiten sie sich nicht, sondern helfen sich gegenseitig. „Dann hole ich das Besteck.“ Von der Anrichte runter gehüpft geht Lea das Besteck holen. „Wer seid ihr und wo sind die drei hin, die sich ständig stritten?“ „Hey, statt nur da herum zu stehen, kannst du doch die Pancakes schon machen.“ „Ich dachte ihr ignoriert mich?“ „Ach und das hast du geglaubt? Du lässt uns doch nicht an den Herd.“ Während Jan und Lea den Tisch decken, räumt Sophie so gut es ihr möglich ist, die gebrauchten Schüssel in die Spüle. Ihr Bein zieht seltsam, sodass sie nach unten sieht, ihr Hosenbein ist an ein paar Stellen rot verfärbt, der Stoff klebt teilweise an ihrer Haut. Zähne zusammen beißend versucht sie auf ihrem rechten Bein Last auszuüben, dabei spannt sich ihre Haut so, dass es ihr nur noch mehr Schmerzen verursacht. Scharf zieht sie die Luft ein, dreht sich zur Spüle und sucht Halt, sie rutscht mit der Schiene ab. „Hey, nicht umfallen.“ Den Schmerz schluckt sie runter, als sie zu Jan sieht, der sie abgefangen hat. „Kannst du mir helfen bis zum Tisch zu kommen?“ „Klar.“ Sie stützt sich auf die Schulter ihres Bruders und sinkt dann auf einen Stuhl beim Tisch. „Das sieht nicht gut aus.“ Dem Blick von Jan folgt sie nicht, da er sie die Blutflecken auf ihrem Hosenbein anstarrt. „Ach was, bin ja nicht aus Zucker.“ „Tue nicht immer so stark, denn das bist du nicht. Dein Bein blutet und du willst es verheimlichen.“ Grummelnd stützt sie den Kopf in die Hand, dank Jan kommt Scott zu ihr und schaut sie vorwurfsvoll an. „Schau nicht so. Mir geht es gut.“ Mit einem Zwinkern versucht sie ihn zu besänftigen, was ihr nicht gelingt. „Wir reden nach dem Essen.“ In ihrem Hals bildet sich ein Kloß den sie hinunter schluckt, seinem Blick nach zu urteilen bekommt sie Ärger, ernstgemeinten Ärger. Die Zeit beim Essen vergeht ihr zu schnell, immer wieder sieht sie den Blick, wieso kann sie ausgerechnet jetzt nicht einfach unsichtbar werden? „Sophie hat ja Angst vor dir, was hast du gemacht?“ „Noch habe ich gar nichts gemacht.“   Kapitel 11: Vorsprung --------------------- Nach dem Essen nutzt sie die Gelegenheit, als Scott das Geschirr wegräumt in Richtung Flur einbeinig zu flüchten. „Versuche gar nicht zu flüchten, weit kommst du sowieso nicht.“ Bei seiner Warnung verliert sie die Balance und stolpert gegen die Vase neben der Treppe. „Autsch.“ Die Vase wackelt gefährlich hin und her, sodass sie die festhält, bevor sie sich am Geländer hochzieht, um eine Stufe nach oben zu flüchten. „Also weit bist du ja nicht gekommen.“ Grummelnd sieht sie zur Seite, sie ist samt Treppe auf Augenhöhe mit Scott, der sie herausfordernd angrinst. „Gib mir einen Vorsprung du fieser Kerl!“ „Na gut, ich zähle bis 10, wenn du dann noch nicht oben bist.“ Murrend geht sie die Stufen nach oben, während Scott anfängt zu zählen, wieso muss die Treppe auch so viele Stufen haben! „Neun, Zehn.“ Kopfschüttelnd folgt Scott ihr dann, sie ist gerade mal bei der Hälfte der Stufen, sodass er sie an den Seiten packt, herum umdreht und sie sich über die Schulter wirft. „Nein, ich will nicht, lass mich runter, ich will noch nicht sterben.“ „Das hättest du dir eher überlegen müssen und hör auf mir auf den Hintern zu hauen, das rettet dich auch nicht.“ Schmollend hört sie auf sich zu wehren, während er sie irgendwohin trägt, kopfüber erkennt sie dann das Badezimmer. Mit einem Schwindelgefühl landet sie auf der Waschmaschine. „Willst du mich etwa im Schleudergang durch die Mangel drehen lassen?“ „Du hast auch seltsame Ideen. Die Hose ist sie dir doch unwichtig?“ „Geht so, wieso fragst du?“ Nur sieht sie was er in den Händen hält. Was wird das? Sprachlos beobachtet sie, wie Scott das rechte Hosenbein mit einer Schere aufschneidet und vorsichtig die blutigen Stellen löst, die beim Lösen ziemlich ziehen. „Was wäre gewesen, wenn es meine Lieblingshose gewesen wäre?“ „Schon vergessen, dass ich dich sehr gut kenne. Dein Knöchel sieht schlimmer als dein Bein aus.“ Fragend sieht sie ihn dabei zu, wie er Verbandzeug holt, bevor sie wegen der kalten Salbe zusammen zuckt. Als er ihr Bein verarztet staunt sie, wie vorsichtig er dabei ist. „Wieso tust du das?“ „Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich um dich kümmern werde, dass hier zählt auch dazu.“ „Aber woher weißt du, wie du das tun musst.“ „Du scheinst vergessen, dass ich das schon länger kann als du, so das sollte angenehmer sein.“ Sie blickt auf ihr Bein, welches nun in einem Verband liegt, die Salbe kühlt, sodass es angenehm ist. Nur war die Hose bequem gewesen. „Kannst du das Hosenbein wieder annähen?“ „Dir ist die Hose doch egal.“ „Ja schon, aber ich sehe leicht Mumienmäßig aus.“ „Also genügend Verbandszeug hätte ich da, soll ich?“ „Nein bloß nicht.“ Sie rutscht von der Waschmaschine, als sie ihr rechtes Bein belastet findet sie Halt. Irritiert sieht sie nach unten, der Verband gibt ihrem Knöchel Stabilität, dass was ihr gefehlt hat. Je länger sie auf die Hose sieht, desto mehr überlegt sie, was sie mit dem anderen Hosenbein machen soll. „Scheint als würde der Verband dein Bein wie gedacht stützen, nun sollte es dir wieder leichter fallen zu laufen.“ „Ja. Dennoch bist du doof.“ Frech grinsend geht sie zur Tür, dort stellt sie fest, dass diese verriegelt ist und der Schlüssel fehlt. Nervös dreht sie sich um. „So leicht entkommst du mir nicht.“ Schlüssel, wo ist nur dieser doofe Schlüssel? „Du wirst den Schlüssel nicht finden, weil ich ihn habe.“ „War ja klar und was hast du nun mit mir vor? Lass mich raten, du steckst mich doch in die Waschmaschine.“ „Nein. Viel mehr will ich mit dir reden.“ „Ja klar und deswegen verriegelst du die Tür und hast den Schlüssel.“ So langsam mag sie sich nur noch ausruhen, er löst bei ihr Kopfschmerzen aus. „Ich will dich viel mehr etwas bitten, wegen der Hochzeit.“ Ruckartig dreht sie den Kopf zu ihm, als er die Hochzeit anspricht. „Wegen der Hochzeit?“ Sie erinnert sich, was Lea ihr erzählt hat, daher ahnt sie was er sie fragen möchte. „Ich möchte, dass du mich nicht nur als Scott akzeptierst, sondern auch als deinen Stiefvater. Entschuldige, ich weiß nicht, wie ich das fragen soll, ohne dass du sauer wirst.“ „Jetzt bist du das Dummerchen von uns beiden. Du bist für mich nicht nur Scott. Nur fällt es mir schwer dich als Vater zu akzeptieren, ich bin ja nicht mal über Papas Tod hinweg. Irgendwann vielleicht. Aber das Ganze ist nicht leicht.“ Mit jedem Wort ist er näher zu ihr gegangen, hat sie in den Arm genommen und an sich gedrückt. „Dir geht es wie mir, ich kann ihn nicht vergessen, ich kannte ihn achtzehn Jahre und plötzlich ist er nicht mehr da. Wenn es mir schon so schwer fällt darüber hinweg zu kommen, wie schwer muss es dir dann fallen?“ „Hast du Papa eigentlich zur Hochzeit eingeladen gehabt?“ „Ja, ich wollte dass er mein Trauzeuge ist, aber ich weiß nicht wieso, aber er hat mich mehrmals gefragt, ob ich mir sicher bin.“ „Mama und Papa haben sich immer gestritten, vielleicht wollte er dich vor Mama warnen.“ „Meine Entscheidung steht fest, auch wenn mich diese ganze Vorbereitung dafür nervt. Ich freue mich schon irgendwie auf den Tag.“ „Darf ich lachen, wenn du umfällst?“ „Nein.“ „Schade, was wolltest du mich eigentlich fragen.“ „Aber nur wenn du nicht sauer wirst.“ „Ich versuch es.“ Sie weiß doch sowieso, was er sie fragen will, dass sie auf der Hochzeit singt, sie drückt sich dennoch nervös an ihn und krallt ihre Finger in seinen Rücken. „Ich wollte dich fragen und bitten auf der Hochzeit für uns zu singen, bitte.“ Also doch, seufzend verbirgt sie ihr Gesicht an seiner Brust, einerseits würde sie schon gerne singen, aber sie würde niemals für ihre Mutter singen, selbst auf deren Hochzeit nicht. „Ich kann nicht für Mama singen.“ Da würde er sich etwas einfallen lassen müssen, damit sie dort singt und zwar nicht nur ihr überm Rücken zu streicheln, dass sie sich wegen der Gänsehaut schütteln muss. So einem fiesen Trick gibt sie nicht nach. „Würdest du dann für mich singen?“ „Wie für dich?“ „Na ja, halt für deinen Stiefvater oder bin ich dann nicht dein Dad?“ Immer wieder beißt sie sich wegen der Frage auf die Zunge und beißt sich die Mundhöhle kaputt, weil sie nicht weiß wie sie darauf antworten soll. „Würdest du das denn wollen?“ Sie hebt den Blick, sieht in seine braunen Augen, verblüfft verharrt sie als er ihr auf die Stirn küsst, wenn er sie nicht umarmen würde, wäre sie wohl nach hinten getaumelt. Doch das schlimmste, nun kann sie ihm doch schlecht, diese Bitte abschlagen, frustriert über ihre Entscheidung verbirgt sie ihr Gesicht wieder an seiner Brust. Worauf lässt sie sich da nur ein. „Aber nur für dich, nicht für Mama.“ Beinahe hätte er sie nicht verstanden, als sie in sein Hemd redet. „Danke.“ Sie dreht den Kopf zur Seite. „Darf ich in mein Zimmer?“ „Wenn ich dich lasse.“ „Bitte, ich fühle mich so müde oder willst du mich schon wieder ins Bett bringen?“ Wieso fragt sie sowas auch noch, ein paar Sekunden später lässt er sie in ihrem Zimmer wieder runter. „Dieses Mal solltest du mal Schlafzeug anziehen.“ Mit einem finsteren Blick schickt sie ihn aus dem Zimmer, damit sie sich irgendwie aus den Sachen befreien kann. Vor ihrem Spiegel schluckt sie, ihre rechte Hälfte ist aufgeschrammt, blau lila verfärbt bis der Verband am Bein beginnt. Den Inhalt ihrer Hosentaschen leert sie, als sie die $10-Note in der Hand hat, die sie in eine Schatulle in ihrer Kommode legt. Die zerschnittene Hose wirft sie zum Mülleimer am Schreibtisch. Mit einer Hand sich anzuziehen ist nervenaufreibend, ihre Finger in der Schiene sind keine große Hilfe. Erschöpft legt sie sich ins Bett, kaum schließt sie die Augen, hört sie, wie die Tür geöffnet wird. „Geh weg, will schlafen.“ Genervt dreht sie sich zur Tür, dort steht nur niemand, dafür neben ihrem Bett. „Lea, was ist denn?“ „Darf ich bei dir schlafen?“ „Wieso denn?“ „Ich kann nicht schlafen.“ „Geh doch zu Scott, Mama ist doch nicht da.“ „Papa arbeitet an irgendwas in seinem Arbeitszimmer.“ Sie gibt es auf und hebt die Decke an, unter der Lea dann zu ihr krabbelt. Da sieht sie, dass die Fünfjährige einen Teddybären im Arm hat, anscheinend hat er ihr beim Schlafen nicht helfen können. Augen schließend schläft sie schon ein. Mit steifen Nacken geht Scott aus seinem Arbeitszimmer nach oben, ihm fällt auf, dass die Türen von Lea und Sophie offen stehen, er sieht in Sophies Zimmer, dort sieht er sowohl Sophie, als auch Lea, die sich an Sophie gekuschelt hat. „Hassen tust du sie nicht, da machst du dir etwas vor.“ Er zieht die Tür zu, ohne die beiden blonden Mädchen zu wecken, wobei er sich sicher ist, dass zurzeit niemand Sophie wecken könnte. Dennoch sieht er bei Jan nach, ob der Zehnjährige schläft, doch in dessen Zimmer brennt Licht. Der Junge erschreckt sich, als Scott ins Zimmer kommt. „Oh hey Papa.“ Mit den Händen versucht er etwas vor ihm zu verstecken. „Du solltest längst schlafen.“ „Ich mache nur noch etwas fertig und gehe dann schlafen.“ „Meinetwegen, aber mach nicht zu lange.“ Kaum ist er aus dem Zimmer beobachtet er, dass Jan scheinbar irgendetwas bastelt. Augenreibend setzt er sich im Schlafzimmer aufs Bett, hat Miriam ihm nicht gesagt, dass die Kinder unerträglich seien? Diesen Eindruck hat er nicht, für ihn sind alle drei schon Teil seiner Familie. Nur wird er nervös, wenn er daran denkt, dass in einer Woche die Hochzeit sein wird. Kapitel 12: Viele viele Briefe ------------------------------ Mit einem tauben Gefühl und einem seltsamen Gewicht auf ihrem rechten Arm dreht sie sich nach rechts, dort sieht sie Lea neben sich liegen. Vorsichtig hebt sie Leas Kopf hoch, um ihren Arm wegzuziehen. Der Verband am Bein ist verrutscht, dennoch schleicht sie sich ins Badezimmer. Sie steht vorm Spiegel, sich das Gesicht mit einer Hand zu waschen gelingt ihr ja noch, sobald sie aber etwas anderes versucht misslingt es ihr die Zähne zu putzen. Nach dem sie sich frisch gemacht hat, sieht sie sich Verband genauer an, an einigen Stellen schnürt er in ihre Haut, woanders gibt er ihr keinen Halt mehr. Seufzend setzt sie sich auf den Wannenrand, wie soll sie sich einen neuen Verband mit ihrer schwachen Hand anlegen? Während sie mit der Schere den Verband entfernt, bemerkt sie, wie die Tür geöffnet wird. „Schließt du nicht ab?“ Sophie fragt sich, ob sie das vergessen hat. Leise seufzt sie und sieht zu Scott, der auf sie zukommt. „Kannst du mir einen neuen Verband anlegen?“ „Klar, warte kurz.“ Sie beobachtet ihn dabei, wie der alte Verband verschwindet, neue Salbe aufgetragen, Kompressen und der neue Verband sich von oben nach unten ihres Beines zieht. „Danke, oh, falls du Lea suchst, die ist in meinem Zimmer, sie konnte nicht einschlafen.“ „Okay.“ Mit dem frischen Verband geht sie zurück in ihr Zimmer, wo sie sieht, dass sich Lea wie eine Katze zusammen gerollt hat. Sie öffnet ihre Kommode, holt dort ihre Sachen heraus, die sie über zieht, ihre Haare lässt sie nach dem kämmen offen. Ihr Blick geht zu der im Schlaf redenden Fünfjährigen. Bei der Kleinen stupst sie ihr in die Wange. „Hey du Kätzchen, mach mal miau.“ „Miau.“ Ihre Schwester hört sich wie eine Katze an, sodass sie sich das Lachen verkneifen muss, aber nicht anders kann als zu grinsen. Die Tür lässt sie offen, als sie nach unten geht, der Verband stützt ihr Bein, wie ihren verstauchten Knöchel. Im Wohnzimmer sieht sie das Scott draußen im Garten ist, ihre Aufmerksamkeit wandert zum Küchentisch, wo ein Stapel Briefe liegen, neugierig schiebt sie den Stapel auseinander, die meisten sind an Scott McCallum adressiert, wahrscheinlich Rechnungen, aber die meisten Absender sind Privatadressen, auch sind die Briefumschläge bei denen gleich. Als ihre Finger über die Briefe streichen, steht auf einem der Briefe Hendrik Herrmann als Absender drauf. „A-Aber, der ist ja von Papa.“ Sie nimmt den Brief in die Hand, sie kann doch nicht den Brief an Scott lesen, nur weil der von ihrem Papa ist. „Sophie?“ Ertappt zuckt sie zusammen, dabei schaut sie von dem Brief zu Scott und wieder zurück. „Der Brief ist von Papa.“ Seufzend kommt ihr Scott näher. „Ich weiß, ich habe die Absender gelesen, ich weiß nicht ob ich den Brief lesen soll oder nicht. Er hatte mir ja wegen der Hochzeit zugesagt.“ „Die Briefe sind Zusagen wegen der Hochzeit? Wie viele kommen denn?“ „Da muss ich überlegen, es werden, um sie fünfzig Leute sein, ein paar haben abgesagt, weil sie nicht können.“ „Fünfzig.“ Mit so vielen hat sie nicht gerechnet, daher lässt sie sich auf einen Stuhl nieder. Dann soll sie auch noch vor fünfzig fremden singen, nur weil sie es ihm versprochen hat. Vor ihr hockt sich Scott. „Was ist los?“ „Wenn wirklich fünfzig Fremde dort sein werden, ich weiß nicht, ob ich dann wirklich singen kann.“ „Dabei hast du schon vor viel mehr Fremden in Las Palmas gesungen, waren das nicht so tausend Leute?“ „Das war wegen einem Auftritt in der Schule, nicht bei der Hochzeit von dir.“ „Wo du in der Mall gesungen hast, waren auch Fremde um dich herum, dennoch hast du gesungen, auch beim Einkaufen, also mit der Ausrede, weil sie dir noch fremd sind kommst du nicht um dein Versprechen herum.“ Da setzt er sie einfach matt, unfair. „Aber ich weiß doch nicht, was ich singen soll.“ Im nächsten Moment stockt sie, reden sie von einem oder mehreren Liedern für die Hochzeit? „Wie viele Lieder soll ich eigentlich singen?“ „Ich weiß von einem, dem Hochzeitstanz.“ Sprachlos sieht sie ihn an, ausgerechnet den Höhepunkt, wo alle zusehen werden, da soll sie dazu singen. Murrend lässt sie ihren Kopf auf seine Schulter sinken. „Da traust du mir ja einiges zu, Dad.“ „Ach komm schon, du kriegst das mit Leichtigkeit hin, ich gebe dir nachher mal ein paar Vorschläge von Liedern, okay?“ „Ja, okay.“ Beim Aufstehen lässt sie den Kopf hängen, da wird ja was auf sie zukommen. Ihr fällt dann die Schüssel neben dem Herd auf. Pancakes? „Hast du dir Pancakes zum Frühstück gemacht?“ „Was dagegen oder nein, warte so wie du schaust willst du auch welche haben.“ „Wäre lieb von dir.“ Nur scheucht er sie dann zum Tisch, samt ihrem Orangensaft, an dem sie immer wieder nippt, während sie ihn so beobachtet. Die Briefe neben ihr irritieren sie dennoch, wer sind die ganzen Leute, zwei der Absender haben denselben Familiennamen wie Scott. „Ist Derek dein Vater?“ Irritiert sieht Scott zu ihr, bevor er grinst. „Nein, mein Bruder, liest du etwa die ganzen Absender durch?“ „Dann ist diese Mona-Beatrice deine Schwester?“ Nun gluckst Scott. „Nein, sie ist meine Mum. Du wirst beide mögen.“ „Oh man, ein Glück war das keine Wette, sonst hättest du dieses Mal gewonnen.“ „Dann hätte ich ja die $10 von gestern wieder bekommen.“ „Nichts da, die sind verplant.“ „So, für was denn? … Magst du auf die Pancakes lieber Ahornsirup oder Obst?“ Herausfordernd sieht sie ihn an, da sie sich sicher ist, dass er es weiß. „Wetten dass du es eh weißt?“ „Am frühen Morgen Wetten abschließen, du bist mir eine.“ Er stellt ihr den Teller voller Pancakes mit Bananenstücken vor die Nase. „Also hast du es doch gewusst.“ Sie sieht an seinem Blick, dass er noch immer wissen will, wofür sie das Geld geplant hat. „Schau mich nicht so eindringlich an.“ „Du weißt dass du mich fragen kannst, wenn du etwas brauchst.“ „Ich habe einfach etwas Größeres vor, wobei ich dir nicht verraten will, was es ist.“ Alles muss er ja nicht wissen. Zumindest scheint er ihren Plan sich diese Gitarre aus dem Musikladen zu kaufen nicht zu durchschauen. Wobei er sicher sonst etwas denken mag. „Was schreibt dein Bruder und deine Mum denn?“ „Du willst doch am liebsten sämtliche Briefe lesen.“ „Nicht alle, aber neugierig bin ich schon.“ Immer wieder schiebt sie sich Pancake und Bananenstücke in den Mund. Sie beobachtet wie er einen Stapel Briefe nimmt und ihr zuschiebt. Sie sieht zu den Briefen, die von Derek McCallum und Mona-Beatrice McCallum sind bei dem Stapel dabei. Diese Briefe liest sie zuerst, immer wieder schmunzelt sie bei dem von Scotts Mum. „Deine Mum scheint dich sehr zu lieben.“ Sie stutzt, als sie liest, dass sie sehr traurig sei, weil Hendrik nicht bei der Hochzeit dabei sein kann. Mit dem nächsten Satz ist sie noch verwirrter, weil sich Mona-Beatrice darauf freut sie kennen zu lernen. Wieso nur sie? Über Jan und Lea steht nichts drin, ob sie die beiden schon kennen gelernt hat? „Wenn du mein Stiefvater dann bist, sind die beiden dann meine Stiefoma und Stiefonkel?“ „So in der Art, aber nimm ruhig das Stief davor weg, ich befürchte eher, dass die beiden euch zum fressen gern haben.“ „Wir sind doch nicht bei Rotkäppchen oder bist du der Jäger, der den bösen Wolf erlegt, um Rotkäppchen und die Großmutter zu retten?“ Sie sieht zur Seite, als Scott vom Stuhl fällt, anscheinend ist er vor Lachen runter gefallen. „Als ob ich meinem großen Bruder was tun könnte, du hast vielleicht Vorstellungen.“ „Zumindest sage ich es nur, statt es mir vorzustellen und vor Lachen vom Stuhl zu fallen. Hast du dir wehgetan?“ „So leicht gehe ich nicht kaputt.“ „Na ein Glück.“ Sie nimmt sich den Brief von Derek, während Scott wieder neben ihr sitzt und die anderen Briefe liest, die nicht für ihre Augen bestimmt sind, leider liegt der Brief ihres Vaters neben Scotts Arm. Während sie den Brief von Derek liest fragt sie sich, wie dieser aussieht. „Hast du Fotos von den beiden, ich will nicht zur Hochzeit überrannt werden.“ Er legt den Brief beiseite, auf einem Notizzettel notiert er sich etwas, was sie nicht erkennen kann. Vorsichtig tippt sie ihn an, er sieht zu ihr rüber. „Hast du nun Fotos von Grandma und Derek oder nicht?“ „Irgendwo schon, kann ich sie dir später heraus suchen?“ Seufzend lehnt sie sich an die Stuhllehne. „Ja, okay.“ Sie hat gar nicht gewusst, dass man bei einer Hochzeit so viel organisieren muss. Bei den Briefen die Scott durchgeht sind Buchungsbestätigungen von einem ganzen Anwesen, dem Cateringservice und noch mehr Zettel zu sehen, die übereinander liegen. Überlegend steht sie auf, ob ihr nicht was einfallen würde, um ihm helfen zu können. „Magst du einen Kaffee haben?“ Ohne eine Antwort macht sie ihm einen, in der Hoffnung, dass er nicht zu stark sein wird. Die Tasse stellt sie neben ihn. Als er die Tasse Kaffee sieht, sieht er hoch, war wohl keine schlechte Idee von ihr gewesen. „Kann ich dir bei irgendwas helfen?“ Sie sieht ihm an, dass er überfordert ist, daher nimmt sie die Briefe, wo die Antworten drin sind, ebenso nimmt sie sich ein Blatt von seinem Block. Den Bleistift kann sie zwar in der Hand halten, aber bereits als sie den achten Brief durchhat, dessen Absender notiert mit Absage verzieht sie das Gesicht, während ihre Hand zu zittern beginnt. „Lass gut sein, deine Hand musst du doch schonen.“ „Nein. Du bist so überfordert mit den ganzen Briefen, da will ich dir wenigstens helfen können.“ Sie hätte nicht gedacht, dass es fast vierzig Briefe sind, allein die wegen der Hochzeit gelesen werden wollen. Hartnäckig, sich auf die Unterlippe beißend notiert sie Namen Nummer neun mit Zusage. Beim nächsten Namen fällt ihr der Stift aus der Hand, das Zittern versucht sie zu verbergen, daher nimmt sie die Hand vom Tisch, unter der Tischplatte pulsieren Finger, Gelenk und ihr Arm. Sie hört den Stuhl neben sich nach hinten rücken, sieht aber nicht, was Scott macht, als sich ihr rechter Arm nach oben bewegt sieht sie dass er ihre Schiene löst, um ihr einen Eisbeutel darauf zu legen. „Aber.“ „Kein aber. Du hast mir schon genug geholfen, bitte vergiss nicht, dass dein Arm angebrochen ist.“ Niedergeschlagen sieht sie von ihm zu dem Eisbeutel auf ihrem Arm, sie hat die Schwellung, wie Verfärbungen gesehen, als er ihre Schiene gelöst hat. Aber ganz aufgeben will sie nicht. „Darf ich dir dann wenigstens sagen, wer kommt und wer nicht?“ „Okay, aber du rührst keinen Stift mehr an, solange du die Schiene trägst!“ „Geht klar.“ Sie kommen gut voran, wobei sie sich fragt, wer sich hinter den ganzen Namen verbirgt. Grummelnd sieht sie auf den nächsten Namen. „Dorothea und Albert Albrecht werden kommen. Ich wusste gar nicht, dass die noch leben.“ „Das sind die Eltern deiner Mutter.“ „Mir egal, ich habe die das letzte Mal gesehen da war ich drei, keine Ahnung wie die aussehen. So die nächsten.“ Neben ihr sieht Scott dann zur Seite, als er grinsend aufsteht, sieht sie nach rechts, Lea kommt samt ihrem Teddybären den Flur entlang getapst. Die Kleine wird von Scott hochgehoben, die sich über die Augen reibt, da hört Sophie, wie jemand die Treppe hinunter rennt. „Jan, du sollst die Treppe nicht hinunter rennen.“ Jan ignoriert Lea, als er schnurstracks in die Küche geht, um sich Saft zu nehmen. Sophie liest den nächsten Brief, da der Absender nicht kommt legt sie den Brief links neben dem Stapel, bei der nächsten Zusage legt sie diese nach rechts. So macht sie weiter, während Scott das Frühstück für die Jüngeren zubereitet. Als sie die Briefe fertig hat, steht sie auf, um sich auf die Couch zu setzen, den Eisbeutel lässt sie wie die Schiene um den Arm liegen. Ein wenig döst sie vor sich, während ihre Geschwister frühstücken. Nach einer Weile hat Scott die beiden Stapel fertig, sodass er die in sein Arbeitszimmer legen kann, als er wieder im Wohnzimmer ist, sieht er das Sophie nicht mehr döst, sondern eingenickt ist, während Jan beim Fernseher die Sender durchzappt, um etwas nach seinem Geschmack zu finden. Er hält inne, als er sieht, dass Lea den Eisbeutel von Sophies Arm nimmt. „Lea!“ Die Fünfjährige zuckt zusammen, lässt dabei den Eisbeutel fallen, bevor sie zu ihm sieht und er zu der Kleinen geht. „Papa. Ich wollte nichts Böses machen, aber Sophies Arm ist so blau.“ Er hockt sich vor die Kleine, die jeden Moment mit weinen anfängt. Sanft streicht er die ersten Tränen weg. „Ich glaube dir, aber Sophies Arm braucht Zeit zum heilen, das weißt du doch.“ „Aber wieso ist ihr Arm so lila und blau?“ „Weil ihr Arm geprellt ist, keine Angst, das sieht schlimmer aus, als es ist.“ Die Einzelheiten, die ihm der Arzt erzählt hat, muss sie nicht erfahren. Vorsichtig richtet er die Schiene an Sophies Unterarm, wobei er dabei ein Murren hört. Den Eisbeutel legt er auf den Arm. Mehrmals wird er an der Schulter angetippt. „Können wir einen Film sehen? Im Fernsehen kommt nichts.“ Er hört sich die Vorschläge der beiden an, leider muss er den Wunsch von Jan ausschlagen, da der gewünschte Film noch nichts für Lea ist. Nach dem Einschalten des Filmes schmollt Jan ein wenig, weil er nicht den Film sehen will. Mitten im Film blinzelt Sophie, sodass sie bei den Geräuschen von Musik zum Fernseher sieht, wo ein flauschiger Pinguin sich von der Klippe stürzt. „Schaut ihr wirklich Happy Feet?“ Scott sieht zu Sophie, die beim Aufsetzen den Eisbeutel vergisst, sodass dieser auf dem Teppich landet. „Ja, leider.“ Schmollt Jan von der anderen Seite der Couch. Sophie sieht von einem zum anderen, während Jan alleine auf der Couch sitzt, hat sich Lea an Scott gekuschelt, der wiederum neben ihr sitzt. „Ist da noch Platz oder nimmt Lea dich ganz ein?“ „Also ich würde sagen, das passt du noch mit hin.“ Im nächsten Moment lehnt sich Sophie an seine Schulter, während er einen Arm um sie legt. Lange bleibt ihr Arm nicht ohne festangelegte Schiene, da er diese fest um ihren Unterarm befestigt. Sie kann es nicht zurückhalten zu lachen, als diese anderen Pinguine spanisch singen. Als Lea fragt, was sie gesungen haben übersetzt sie den Text für Lea, die sie mit großen Augen ansieht. Währenddessen fällt Sophie auf, dass Jan nicht mehr auf der Couch sitzt, doch was der Junge macht ist seine Sache. „Wann kommt Mama wieder nach Hause?“ Die Frage hätte sie auch irgendwann mal gestellt, aber Lea kommt ihr zuvor. Sie sieht, wie Scott bei der Frage nachdenkt. „Übermorgen am Abend, dann ist sie wieder da.“ „Na toll.“ Neben ihm grummelt Sophie, die ihre Mutter wirklich nicht leiden kann. „Sophie.“ So wie er ihren Namen in die Länge zieht, sieht sie ihn so unschuldig wie möglich an. Bis sie den Kopf leicht schief legt, immerhin wollte er ihr noch was zeigen. „Suchst du noch die Fotos heraus?“ Sie sieht, dass er ungern aufstehen mag, da er selten von den beiden Mädchen gleichzeitig in Beschlag genommen wird, zögernd steht er auf, während Lea den Film weiter schaut, beobachtet Sophie woher er die Fotos holt, mit zweien in der Hand kommt er zurück. „Hier, das sind Derek und Mum.“ Vorsichtig nimmt sie die Fotos entgegen und betrachtet diese, schon beim Betrachten gluckst sie. „Kann es sein, dass du das falsche Bild erwischt hast?“ Sie kichert und hält ihm das Foto entgegen, welches wohl Scott, als kleinen Jungen zeigt. „Bist ja richtig niedlich gewesen.“ Ihr fällt auf, dass der junge Scott Ähnlichkeiten mit Jan hat, aber bevor sie weiter nachgrübeln kann, nimmt Scott ihr das Foto ab, um das richtige zu finden, unterdessen sieht sie auf das andere Foto. „Weißt du wer das Foto gemacht hat?“ Ihr Blick ist auf das Foto gerichtet. „Ich glaube mein Stiefvater hat es aufgenommen. Stimmt an dem Bild etwas nicht?“ „Deine Mum strahlt nicht die Kamera so an, sondern denjenigen der das Foto macht. Sie hat ihn sehr lieb. Wieso kommt er eigentlich nicht zu deiner Hochzeit?“ „Er kann nicht.“ „Weswegen denn?“ „Er ist vor zwei Jahren gestorben.“ „Oh. Tut mir leid.“ Das war also der Grund, wieso er vor zwei Jahren das letzte Mal in Las Palmas sie besucht hat, weil sein Stiefvater gestorben ist. Sie legt das Foto von seiner Mum weg, um das seines Bruders zu nehmen, welcher viel Ähnlichkeit mit Scott hat, allerdings mehr dunkelbraunes beinahe schwarzes Haar hat, während die Augen dieselben wie Scotts sind. „Ihr kommt nach eurer Mutter, sie hat dasselbe Lächeln, auch die Augenfarbe ist dieselbe.“ Vermutlich wird er Recht behalten, dass sie die beiden mögen wird, als ihr was einfällt. „Wieso wohnt dein Bruder in Chicago?“ „Er hat dort seinen Job, seine Familie, er ist zwar nur vier Jahre älter, aber ich war ihm immer unterlegen, hinke mit allem hinterher.“ „Sag bloß du bist Onkel. Nichte oder Neffe?“ „Beides. Er hat Zwillinge, Junge und Mädchen, seine Familie wird wahrscheinlich nicht zur Hochzeit kommen, da die Zwillinge in einem Feriencamp sind.“ „Ach so.“ Beim Weglegen der Fotos, bemerkt sie, wie Lea immer wieder einnickt, als sie gar umkippt und sich zusammen rollt, ist die Kleine wohl eingeschlafen. „Ich habe ein Kätzchen und keine Schwester.“ Gluckst sie etwas, als ihr eine Liste vor die Nase gehalten wird. „Bevor ich es vergesse, dass wären die Lieder, eine CD mit den Liedern ist dabei.“ Sie nimmt die Liste, wie CD entgegen, um die Titel zu lesen. „Ich bin dann mal oben. Kann ich Lieder streichen, wenn sie mir nicht gefallen?“ „Ein kleines Kreuz an der Liste reicht.“ Verstehend steht sie auf, um nach oben zu gehen. Die CD legt sie in den Player, während sie sich die Lieder erst einmal anhört. „Ich will nicht wissen, wer diese Lieder rausgesucht, meine armen Ohren.“ Zwar kann sie nicht mit links schreiben, aber kleine Kreuze setzen, kann sie so dennoch. Eine halbe Stunde braucht sie allein um sich die Lieder anzuhören. Die nächste halbe Stunde nimmt sie sich die Zeit sich zu überlegen, welches Lied sie singen will. Bei manchen Liedern fragt sie sich, wie sie die singen soll, alle Tonlagen kann sie nun auch nicht singen, wiederum sucht sie im Internet bei anderen Liedern die Texte heraus, damit sie die hat, anbei findet sie wenige Karaoke Versionen. Schließlich macht sie sich daran das erste Lied zu singen, was ihr klangmäßig dann doch nicht zusagt, also das nächste. Fasziniert beobachtet er neben ihrer Tür, wie Sophie das Singen angeht, doch viel erstaunter ist er über ihr Talent ihre Stimme zu kontrollieren. Wie unterschiedlich sie von der einen auf die andere Minute singen kann, wenn er sich richtig erinnert, hatte sie vor drei Jahren noch Gesangsunterricht gehabt. Er freut sich schon darauf, sie bei der Hochzeit singen zu hören. Aber bevor sie ihn an der Tür bemerkt geht er wieder nach unten. Kapitel 13: Der Chat -------------------- Heiser gibt sie das Singen erstmal auf, damit sich ihre Stimmbänder ausruhen können. Sie greift zu ihrem Handy, um zu wissen wie spät es bereits ist, als sie eine Nachricht darauf vorfindet. Kurz überlegt sie, von wem die Nachricht sein könnte, als sie den Absender liest lächelt sie zaghaft. »Wir vermissen dich, komm bald wieder. P.« Eine Antwort mit der linken Hand zu tippen dauert eine gefühlte Ewigkeit. Da sie vier Stunden Zeitverschiebung zu demjenigen hat, ist dieser wahrscheinlich bei einem Wettkampf oder Spiel. »Ich vermisse euch auch, sehr. Grüß bitte alle.« Als sie fertig mit tippen ist schickt sie die Nachricht weg und legt ihr Handy wieder zur Seite. Sie lässt sich nach hinten in ihrem Bett fallen. Es ist schon eine Weile her, dass sie etwas von ihren Freunden in Las Palmas gehört hat. Dabei vermisst ihre Clique so sehr. Flüchtig sieht sie nochmal auf die Uhr, wenn sie richtig rechnet sind die Wettkämpfe und Spiele in einer halben Stunde vorbei. Da ihre Mutter nicht da ist, kann sie die Gelegenheit nutzen ihre Freunde anzurufen oder zu chatten, je nachdem worauf ihre Amigos und Amigas Lust haben. Aber sie will vor allem die Stimmen von ihnen hören. Ungeduldig tippt sie eine neue Nachricht, die allein beim Tippen länger braucht als die davor. »Sag den Anderen bitte, sie sollen sich im Chatroom einloggen. Ich brauche euch! Ich brauche dich!!« Nachricht gesendet, gut. Die Zeit bis sie wohl eine Nachricht bekommt, nutzt sie um sich in den Chatroom von ihrer Clique einzuloggen, in diesem war sie zuletzt vor zwei Monaten. Das summen des Handys hört auf, als sie die Nachricht öffnet. »Was ist bei dir los? Die Anderen sind noch unterwegs, ich logge mich in zwanzig Minuten ein.« „Das frage ich mich auch, was bei mir los ist.“ Sie lässt ihre Gedanken kreisen, ihre Sorgen, Leid, Ängste, ihren ganzen Kummer hat sie immer mit ihren Freunden teilen können, vor allem mit… Der Benachrichtigungston vom Chatroom lässt sie zum Laptop sehen, damit sie den Videochat annehmen kann. „Also was ist los? ... Scheiße, wie siehst du denn aus? Hat dich jemand verprügelt?“ Seufzend und erleichtert sieht sie das Gesicht ihres besten Freundes Paolo auf ihrem Monitor. Beinahe kommen ihr die Tränen. Sie steckt ihre Kopfhörer ein, damit sie nicht belauscht werden können. „Hey. … Nein, mich hat keiner verprügelt. Ich hatte einen kleinen Unfall, genauer gesagt, habe ich den gestern gehabt.“ „Oh man Sophie. Was machen die nur mit dir? Was ist denn passiert?“ Kurz überlegt sie, wie sie es ihm schonend beibringen kann, immerhin ist sie quasi seine Sophie gewesen. Dann erzählt sie es ihm, während sie seine Mimik, selbst seine Gestik sieht, als er gegen irgendwas tritt. Impulsiv wie immer, wenn ihr etwas passiert. „Die sollen gefälligst meine beste Freundin heil lassen!“ Wie sehr er sie bei sich haben möchte sieht sie in seinen grünen Augen, die sie fast ihr ganzes Leben schon kennt. Ihr gefällt es nicht, wie er leidet und dass er so sauer ist, lässt sie nur vermuten, dass er es nicht vergessen hat. Zögernd bringt sie ihre nächsten Worte ihm entgegen. „Ich vermisse dich. Ich vermisse euch. Ich will zurück nach Hause.“ Sie versucht die Tränen zurück zu halten, doch ein paar laufen ihr über die Wangen. „Nicht weinen. Du weißt, dass ich es hasse, wenn du weinst. Vor allem, wenn ich nicht bei dir sein kann. Aber bald.“ Sie wollte nicht weinen, aber sie vermisst ihn einfach, seine letzte Deutung macht sie hingegen stutzig. „Was, wie meinst du das denn?“ Als sie dieses freche Grinsen sieht, hätte sie beinahe gelacht. „Hör auf einen auf Böse zu machen. Ich lache mich gleich schlapp.“ „Besser als dich weinen zu sehen. Wir sehen uns wirklich bald wieder versprochen!“ „D-das geht doch nicht. Du bist in Las Palmas und ich bin in Miami.“ Sie beobachtet wie er auf sein Handy sieht. „Die Anderen sind gleich da. Das heißt wir werden nicht weiter reden können. Sophie, ich vermisse dich wirklich. Ich weiß, dass ich damit sicher nerve, aber würdest du für mich singen? Bitte, ich vermisse deine Stimme einfach.“ Seufzend lässt Sophie den Kopf sinken, hält sich jedoch diesen dann, sie hat ihn zu ruckartig bewegt hat. „Sophie! Alles okay?“ „Ja. Ich habe nur den Kopf zu schnell bewegt.“ Dabei ignoriert sie das schmerzende Gefühl ihrer rechten Schläfe. „Also. ... Singst du für deinen besten Freund, bitte.“ Als sie seinen Blick sieht bricht sie in ein albernes Kichern aus, dieser Blick, da kann sie nie ernst bleiben. „Aber nur, wenn du aufhörst wie ein Welpe zu schauen, den man in den Arm nehmen soll. Hast du ein Liedwunsch?“ Wieder sieht sie wie Paolo sie frech angrinst, irgendwie ahnt sie bereits, welches Lied er hören möchte. Bevor er es sagen kann schüttelt sie den Kopf. „Wieso nicht? Weil die dich belauschen?“ „Belauschen tun sie mich nicht, aber es ist unser Lied, ein Duett. Ich kann es nicht ohne meine andere Hälfte singen.“ Seine Reaktion darauf hat sie nicht erwartet, als er den Kopf so auf dem Tisch fallen lässt, ihn zu ihr dreht, würde sie ihn am liebsten in ihre Arme ziehen. Wie sie es hasst, ihn so traurig zu sehen. „Paolo bitte, du weißt auch, dass ich es nicht mag, wenn du traurig bist.“ Das hat sie an ihm noch nie leiden können, wenn er traurig war, war sie auch traurig. „Sophie, bitte. Bitte singe es. Sobald die anderen da sind, kann ich dich nicht mehr alleine haben.“ Kopfschüttelnd lehnt sie ihm diese Bitte ab, sie kann ihr Lied nicht alleine singen, wenn er nicht direkt neben ihr sitzt und mit ihr zusammen singt. „I-Ich ... ich kann nicht. Du musst schon bei mir sein, dass weißt du.“ „Dann irgendwas, bitte. Ich halte es nicht mehr ohne dich aus.“ Sie sieht, wie er wohl an seinem Bildschirm ihr Gesicht entlang streicht. „Egal wo du bist, ohne dich kann ich einfach nicht weiter machen.“ „P-Paolo, bitte hör auf mir das zu sagen, bitte.“ So vieles traut sie ihm zu, aber würde er wegen ihr nach Miami kommen, gar nach ihr suchen, nur um sie wieder zu haben? Doch, sie traut ihm das zu. Ihr fällt ein anderes Lied ein, welches sie singen könnte, eins seiner Lieblingslieder. Kurz verschwindet sie aus seinem Blickfeld. „Sophie, was hast du vor?“ „Gib mir eine Minute.“ Sie nimmt ihren Laptop, um diesen auf den Schreibtisch zu stellen, bevor sie sich hinsetzt, hört sie ihn nach Luft schnappen. „Ich dachte dein Bein sei nur aufgeschrammt, wieso lügst du mich an?“ „Ich habe dich nicht angelogen, der Verband hilft mir zu laufen, mein Knöchel braucht Stütze, zudem ist unter dem Verband eine kühlende Salbe aufgetragen, das sind wirklich nur Schrammen.“ Dennoch sieht sie, wie er sie ansieht und sein Knurren hört sie so deutlich, dass es ihr eiskalt den Rücken runter läuft. „Lehn dich einfach zurück und Augen zu.“ Sie sammelt sich, beruhigt sich, um das Lied anzufangen, während sie singt, kann sie trotz der Entfernung sehen, dass ihm Tränen die Wangen hinab laufen. Als sie endet wischt er sich die Tränen, die nicht aufhören wollen hinab zu laufen weg. „Ich will dich wieder haben. Ich bekomme seitdem nichts mehr hin, ich ertrage es nicht mehr. Damals als du … du warst einfach weg, hast mich alleine gelassen, dich nicht verabschiedet. Ich hatte dich verloren, ohne dir etwas Wichtiges zu sagen.“ Bei ihrem letzten Chat mit ihren Freunden war er nicht dabei gewesen, dabei wollte sie doch nur seine Stimme hören. „Hör auf! Ich hatte keine andere Wahl, bitte gib mir nicht für irgendwas schuld, wo ich nichts für kann.“ „Ich hätte dich nicht gehen lassen. Du gehörst hierher, du gehörst doch zu mir.“ Ihr fehlen schlichtweg die Worte, als sie das hört. „Paolo.“ Irgendwas lässt ihn nervös werden, als ihr einfällt, dass es an ihrer Stimme liegt. „Du hättest mich damals in deinem Keller gefangen gehalten, die Behörden reingelegt nur damit ich bei dir bin und bleibe.“ „Sophie, wir werden uns wiedersehen und dann werde ich es dir endlich sagen ... die Anderen sind gleich online. Tue mir den Gefallen und bleib am Leben bis wir uns wiedersehen!“ „Warte, was meinst du damit? Wann sehen wir uns wieder?“ Wenn er ihr das schon sagt, will sie auch wissen, wann sie ihn wiedersehen wird, doch statt zu antworten beendet er den Videochat. „Paolo. Idiota!“ Beinahe gleichzeitig erscheinen ihre Freunde online, erleichtert liest sie alle Namen ihrer Clique. Jemand startet die Telefonkonferenz, doch bei der Begrüßung von Henry, brechen alle erstmal in ein Lachen ein. Natürlich melden sich die Jungs, dass sie keine Hühner sind. „Lasst ihn doch, so ist er nun mal.“ Eine ganze Weile redet sie mit ihrer Clique, so gerne würde sie von ihnen umgeben sein. Sie ist einfach froh, die Stimmen ihrer Freunde hören zu können. Sie will gerade etwas erwidern und antworten, als ihr Blick verschwommen wird und sie sich den Kopf hält. Ihr schmerzhaftes aufkeuchen bleibt den Anderen nicht verborgen, nacheinander hört sie die Stimmen fragen. Wieso müssen sie nun so besorgt klingen, vor allem Paolo. „Sophie, antworte!“ „Sophie, was ist mit dir?“ „Süße. Alles okay bei dir?“ Noch mehr Stimmen und Fragen dringen in ihre Ohren. „Schwindelig. Mir ist schwindelig.“ Im nächsten Moment hören alle, dass sie die Gehirnerschütterung nicht unterschätzen soll. Doch ihrem Kopf ging es den Tag über gut, wieso sollte es nun anders sein? „Es ... es geht gleich wieder.“ Ein seltsames Gefühl kommt auf, als sie sich mit der linken Hand an die rechte Schläfe greift, als sie leise flucht, hören das auch ihre Freunde. „Damn! What´s up with you?“ Wieso muss Paolo sein Englisch raushauen, wenn er wütend ist. Als sie ihre Hand betrachtet wird ihr auch klar, wieso ihr Kopf schmerzt und ihr schwindelig ist. „Meine Platzwunde ist aufgegangen.“ „Sophie, kannst du uns hören?“ „Ja, kann ich. Aber ich weiß gerade nicht, was ich tun soll.“ Auf ihren Schreibtisch landet ein Tropfen Blut, was soll sie nur machen? „Vor allem solltest du ruhig bleiben und nicht umfallen!“ Die Stimme gehört zu einem ihrer ältesten Freunde, der nur drei Häuser weiter wohnte, Pierre. Er klingt, wie alle anderen besorgt. Dann weiß sie nicht, wer von ihren Freunden fragt, was denn passiert sei. „Ich hatte einen Unfall.“ Sie wollte es erklären, um ihnen die Sorge zu nehmen, doch soweit kommt sie nicht. Weitere Tropfen landen auf ihrem Tisch, während sich ihr Kopf so anfühlt platzen zu wollen. Unterdessen hört sie wie Paolo es den Anderen erzählt, die nacheinander entsetzt und fassungslos reagieren. Dann herrscht von ihrer Seite her Stille. Verschwommen nimmt sie den Laptop wahr. „Seid mir bitte nicht böse, aber ich muss für heute Schluss machen. Es tut mir so Leid, ich will euch keine Sorgen machen. Ich liebe euch. Ich vermisse euch alle so sehr. Bis bald.“ „Sophie!“ „Melde dich bitte, wenn es dir besser geht.“ „Wir lieben dich auch, dass weißt du, Süße.“ „Ich melde mich, versprochen.“ Knapp schafft sie es das Gespräch zu beenden, sich auszuloggen, die Kopfhörer lässt sie zu Boden fallen. Taumelnd schafft sie es zur Tür, während ihre Hände auf die blutende Platzwunde drücken, schmerzhaft dagegen pulsiert und sticht. Zwischen ihren Fingern ziehen sich dünne Blutfäden hindurch, das Pflaster ist durchnässt und saugt kein Blut mehr auf. Neben dem Treppenabsatz bleibt sie stehen, sie erkennt die Treppe nur noch verschwommen. Schluckend holt sie Luft. „DAD!“ Sie ruft so laut sie kann, kneift die Augen zusammen, ihre Beine zittern nervös, bis sie Schritte auf der Treppe wahrnehmen kann. „Was ist denn los?“ „I-Irgendwas stimmt nicht.“ Sie lässt sich an der Wand sinken, sie hat wirklich Angst. Leises fluchen kann sie hören, als sie Scotts warme Hände an ihren Wangen spüren kann, die ihre Hände von ihrer Schläfe nehmen. „Das sieht nicht gut aus.“ Zwar steht sie dann wieder, aber sie bleibt stehen und als ihre Hand aus seiner rutscht sieht er zu ihr. „Ich habe Angst.“ „Schon gut, ich bin bei dir.“ Sie spürt den Boden unter ihren Füßen nicht mehr, als er sie hochhebt, das nächste was sie spürt, ist kalt, wahrscheinlich die Fliesen im Badezimmer. „Lass die Augen zu und lehn dich an die Wand.“ Sie spürt seine Finger an ihrer Schläfe, das Abziehen des durchtränkten Pflasters, seine warme Hand an ihrem Kopf. Schließlich wagt sie es doch mal die Augen zu öffnen, sieht nur kurz seinen konzentrierten Blick, bevor sie zusammen zuckt und die Augen wieder schließt. Die kalten Fliesen in ihrem Rücken empfindet sie nach ein paar Minuten nur noch als kühl. Die feuchten Tupfer an ihrer Schläfe hinterlassen einen beißenden Geruch, sodass sie die Augen geschlossen lässt. Als irgendwas Brennendes ihre Schläfe berührt, krallt sie ihre linke Hand an seine Seite. „Ich weiß, das brennt, hätte dich warnen soll.“ Murrend lässt sie die Prozedur über sich ergehen. „Blutet es noch?“ Immer wieder kann sie das schmerzhafte zusammen drücken ihrer Schläfe spüren. „Gleich nicht mehr, halte noch ein paar Minuten durch.“ Vorsichtig öffnet sie die Augen, sieht ihn aber noch immer leicht verschwommen und sie hat das Gefühl, ihre Augen spüren den Druck ihrer Platzwunde. „Ich sehe nur verschwommen.“ „Das kann vom Druck der Wunde auf deinen Sehnerv kommen.“ Sie kann hören, dass er etwas sucht, als sie seine warme Hand an ihrem Hals spüren kann. „Lehn den Kopf nach hinten und sieh nach oben.“ Verschwommen sieht sie die Zimmerdecke an, als Tropfen in ihren Augen landen, die kühlend sich in ihren Augen ausbreiten, sie schließt dann die Augen, bewegt diese geschlossen ein wenig hin und her, dass sich die Tropfen verteilen. „Okay, sieh mich an.“ Blinzelnd sieht sie ihn an, langsam erkennt sie ihn nicht mehr verschwommen, was sie beruhigt. „Danke.“ Seufzend lässt sie ihn noch das Blut auf ihrer Wange entfernen. „Ich verstehe nicht, wieso die aufgesprungen ist.“ Immer wieder blinzelt sie wegen dem reizenden Dunst des Tupfers an ihrer Wange. „Das Zeug reizt meine Augen.“ Sie kneift diese schließlich zusammen. „Hast es ja geschafft.“ Leise murrend öffnet sie ihre Augen, im nächsten Moment kann sie seine warmen Lippen an ihrer Wange spüren. Als ihr bewusst wird, dass er sie auf die Wange geküsst hat, wird sie rot und sieht irritiert zur Seite. „Auf dich muss ich wirklich mehr aufpassen. Nicht dass dir noch mehr passiert.“ „W-Wieso hast du mir einen Kuss gegeben?“ Ein warmes Lächeln ist seine Antwort. „Weil ich das wollte, stört es dich?“ „E-Es verunsichert m-mich.“ Ihr Blick ist zu Boden gerichtet, ihr will kein Grund einfallen, weshalb er das getan hat oder was er damit bezweckt. So entgeht ihr, wie er sich ihrer anderen Wange nähert, an ihrem Ohr hört sie sein leises glucksen, zu spät versucht sie ihm auszuweichen, als er ihr auch auf die linke Wange einen Kuss aufdrückt. Sie wischt sich den Kuss weg, steht auf, um zur Tür zu gehen, hinter ihr kichert Scott, mit hochroten Wangen verschwindet sie aus dem Badezimmer. Zurück in ihrem Zimmer sieht sie auf ihren Laptop, sich auf die Unterlippe beißend loggt sie sich in den Chatroom ein, ihre Freunde sind noch online, statt mit ihnen zu telefonieren, schreibt sie im allgemeinen Chat. » Hey, ich wollte euch keine Sorgen machen, mir geht es besser, bei mir ist es zwar erst neun pm. Aber ich bin müde Ich habe euch lieb Eure Sophie « Ein paar Antworten ihrer Freunde folgen, dass sie froh sind, dass es ihr wieder besser geht, zögernd öffnet sie einen einzelnen Raum, um Paolo ebenfalls etwas zu schreiben. » Scott kümmert sich um mich, nur sage mir bitte, wann wir uns wiedersehen. « Kaum schreibt sie ihm, ist Paolo offline, was sie irritiert. Grummelnd sieht sie ihren Laptop an, bevor sie sich ausloggt und ihren Laptop runter fährt. Denn das sie müde ist, hat sie nicht als Ausrede geschrieben, sondern weil sie wirklich entkräftet ist. So gut es geht, räumt sie auf, sie mag in ihrem Zimmer keine Unordnung. Schließlich zieht sie sich müheselig um und was zum Schlafen an. Im Flur sieht sie, wie Scott die Blutflecke an der Treppe von ihr noch wegwischt. Doch es verunsichert sie noch immer, dass er sie auf die Wangen geküsst hat, da er gekichert hat, hat er wohl mehr aus Spaß gemacht. So geht sie wortlos an ihm vorbei und verschwand ein paar Minuten im Badezimmer. Als sie aus dem Bad kommt steht er auf, zieht eine Braue nach oben, bevor er schmunzelnd sich wegdreht. „Was ist bitte so witzig?“ „Hast du dich im dunklem angezogen oder bist du doch ein Kind?“ Er deutet auf ihr Oberteil, welches sie nicht nur verkehrt rum, sondern auch auf links trug, das aufgedruckte Bild zeigte sich schwach auf ihrem Rücken. „Versuch du dich mal mit einer Hand umzuziehen.“ Trotzig geht sie an ihm vorbei. „Ich könnte dir ja helfen, wenn du mich lässt.“ „Ja klar, hallo, unterm Shirt habe ich nichts drunter.“ „Oh.“ Sie verharrt vor ihrer Tür einen Moment aus, holt Luft und dreht sich nochmal zu ihm. „Tut mir leid. Schlaf gut.“ „Du auch Kleines.“ Sie verschwand in ihrem Zimmer und würde gewiss erst am nächsten Morgen wieder hervor kommen. Kapitel 14: Am Strand (Flashback) --------------------------------- Traurig, wütend und verletzt fiel Sophie in einen tiefen Traum, während sich ihre Gedanken um Paolos Verhalten drehen, nimmt sie klarere Umrisse des Traumes wahr. Eine Erinnerung. Sie zieht sich gerade die Schuhe an, sie will weg, als ihr Vater in den Flur kommt, um ihr viel Spaß zu wünschen. Sie dreht den Kopf zu ihm, gibt ihm einen Kuss auf die Wange, sieht sein Schmunzeln, bevor sie ihren Rucksack und Tasche nimmt, um zu dem Haus ihrer besten Freundin zu laufen. Hinter dem Briefkasten an der Ecke springt Paolo hervor, sodass er sie erschreckt, dieser Blödmann, neckt sie zu gerne, kichernd gehen beide zu dem Haus, vor dem zwei Autos schon beladen werden. Vor dem einen lehnt ein kleineres Mädchen, welches auf sie zu rennt. Ihre beste Freundin Alice hat schon auf sie gewartet. Kurz begrüßt sie nacheinander ihre Clique bevor sie einsteigen, um zum Strand zu fahren, um dort das Wochenende zu verbringen. Die Mädchen werden von Alice Mutter gefahren, der Alice sehr ähnlich sah, während im anderen Wagen Alice Vater, die Jungs den langen Weg zu dem vereinbarten Strand fährt. Dort angekommen, nehmen sie alles mit, während die Mädchen, leichteres tragen, wie Decken, haben die Jungs es schwerer, da sie die Getränke mitnahmen. Schnell war beschlossen, wo sie bleiben wollten, auf den ausgebreiteten Decken machten es sich die Mädchen gemütlich, bis sich einer der Jungs in die Mitte fielen ließ. Bevor er alle vier Mädels an sich ziehen konnte, wurde Sophie von Paolo auf die Füße und in dessen Arme gezogen. Aber bevor sie Zeit verloren, machten die Teenager es sich an dem Sandstrand neben den Palmen gemütlich. Sie lag im warmen Sand, während sie die warme Sonne auf ihren Rücken scheinen ließ. Zumindest bis Paolo mit etwas eiskaltes ihrer Wirbelsäule entlang strich, da dreht sie sich herum und überwältigt ihn schnell, sodass er im Sand lag und in ihr wütendes Gesicht sah, während sie auf ihm saß. Er machte ihr das Angebot schwimmen zu gehen, bevor sie ihn vielleicht noch weiter so böse ansah. Grinsend entfloh sie ihm in Richtung Wasser, selbst unter Wasser hatte sie einen Vorsprung. Als er sie doch einholte, ergriff er ihre Hand, um mit ihr gleichauf nebeneinander zu tauchen. Einige Minuten später tauchten beide wieder auf. Am Strand spielten die Teenager verschiedenes, genossen den Tag, gingen schwimmen, alberten herum und waren unbeschwert. Der Tag neigte sich dem Abend zu, sodass man beschloss ein Lagerfeuer zu machen. Während sich die Jungs daran machten Baumstämme heran zu tragen, kümmerten sich die Mädchen um die Decken, wie die Getränke, die von einem der Jungen dann getragen wurden. „Hey. Wie wäre es wenn wir etwas singen würden. Paolo, du hast doch deine Gitarre mit, oder?“ Paolo lächelte und ging seine Gitarre holen. Die Kleinste von ihren Freunden war ein richtiger Feuerteufel, Alice war damals etwas kleiner als Sophie, entzündete das Feuer, dabei war sie so dicht daran, dass Pierre sie schließlich vom Feuer weggehoben hat. Sophie kicherte über dieses Bild, Pierre war der größte Junge in ihrer Clique dann wirft sie einen Blick auf René der den Kopf schüttelte. Alice und René sind Geschwister und sind gerade mal ein Jahr altersmäßig auseinander und dennoch reichte Alice ihrem Bruder gerade mal bis zur Schulter. Pierre setzt Alice auf den Baumstamm, wurde von ihr böse angefunkelt. Im nächsten Moment zuckt Sophie zusammen, als jemand ihr eine kalte Glasflasche an die Wange hielt. „Na, hast du Durst?“ Sie nimmt Paolo die Flasche ab und setzt sich auf den einen Baumstamm. „Du sollst mich nicht immer erschrecken.“ „Tut mir Leid, aber es war verlockend.“ „Blödmann.“ Die Anderen kicherten über ihren kleinen Streit. „Hey, ihr Beiden hört auf zu flirten. Also, hat irgendjemand Ideen was wir singen könnten?“ Sophie sieht zu Henry, der zusammen mit René, Marie und Luise auf dem anderen Baumstamm sitzt. „Ich glaube jeder weiß, dass Sophie von uns am besten singen kann.“ Alice grinst zu ihr rüber, allein wie Pierre neben Alice sitzt, lässt sie in Alice Richtung lächeln. „Nein. Wenn schon müssen wir alle singen.“ Neben ihr stimmt Paolo die Gitarre und spielt ein paar Akkorde. „Entscheidet euch, ich kann fast jedes Lied spielen.“ Nach und nach wurden Lieder genannt. „Irgendwie würde ich es besser finden, wenn die Mädchen singen würden.“ Vier Augenpaare schauten dann Henry böse an. „Na dann, Mädels kommt mal mit.“ Sophie steht wie die anderen Mädchen auf, um zusammen etwas von den Jungs entfernt zu besprechen, was sie singen sollten. Als die Entscheidung fiel, war Sophie nicht begeistert. „Bist du wahnsinnig? Willst du die echt so schocken?“ „Ach komm, wir wissen alle wie die Jungs das abkönnen.“ „Sicher? Ich wäre mir bei manchen nicht so sicher.“ „Keine Sorge Sophie, Paolo wird schon nicht umkippen.“ „Ach und Pierre wohl nicht Alice?“ „Was soll das denn heißen?“ „Sag bloß du hast seinen Blick nicht gesehen, wie er dich ansieht.“ „Hey, im Endeffekt hat jede von uns einen Kerl. Also machen wir uns daran.“ „Marie, ich weiß nicht.“ „Sophie, du wirst das schon hinbekommen.“ Seufzend willigt Sophie ein. Ihr taten die Jungs in dem Moment so Leid. „Na ihr Süßen, wieder da?“ „Ja.“ Sophie beobachtet, wie Marie Paolo die Gitarre abnehmen will. „Hey, was wird das?“ Im nächsten Moment reicht Marie Sophie seine Gitarre. „Ihr wolltet doch, dass wir singen.“ Die vier begannen so, als wäre es einstudiert, doch sie handelten spontan. Wenige Minuten später sieht sie zu den anderen, die grinsend sich zu ihr gesellen, nachdem sie Paolo die Gitarre wiedergegeben hat. Die vier stehen einige Meter abseits, damit die Jungs sie nicht hörten. „Was meint ihr, leben die Jungs noch?“ „Ich glaube schon, wobei Alice den armen Pierre ziemlich umgehauen hat ... wortwörtlich.“ Die Kleinste zuckt unbekümmert mit ihren Schultern, während sie grinst. „Mir tut Paolo Leid.“ Zwar ist sie nicht so gemein zu ihm gewesen, wie ihre Freundinnen bei den anderen, dennoch sein Blick bei ihrem Handeln verriet ihr, dass sie ihn damit sprachlos gemacht hat. „Ich glaube die wollen sich rächen.“ Marie deutet nach hinten, wo die vier Mädchen, die vier Jungen sehen können, die immer näher kommen. Dieser Anblick hatte was cooles, aber zugleich etwas Bedrohliches an sich. Kichernd meint Alice „Lauft weg!“ „Lasst euch nicht fangen!“ Verstreut rennen sie los, um nicht von je einem der Jungen gefangen zu werden. Kurz bleibt sie stehen, als sie hinter sich sieht, rennt Paolo ihr nicht nach, viel mehr schleicht er sich an sie heran. Im Schatten der Palmen, schaut sie wo er ist, als sie zu einer der Palmen geht, um sich ein Versteck zu suchen. Überm Strand verteilt hört sie nacheinander ihre Freundinnen aufschreien, als diese eingefangen wurden. Nun war sie nur noch übrig. Vorsichtig lugt sie hinter der Palme hervor, schnell huscht sie zu einer anderen, als sie Paolo sieht, dann sah sie ihn nicht mehr. Das Knirschen im Sand verriet ihn, aber sie lief nicht weg, als auch sie eingefangen wurde. Paolo legt seine Arme um sie, als er sie am Weglaufen hindert, er kommt ihr näher, legt den Kopf auf ihre Schulter, während er sie von hinten umarmt. „Hab dich.“ Sophie kichert, dreht sich in seinen Armen, um ihre Arme in seinem Nacken zu legen. „So, hast du mich, aber was hast du nun mit mir frechem Mädchen vor?“ Er senkt den Kopf, sodass seine Stirn gegen ihre lehnt. „Ungestört mit dir sein.“ Ein kalter Schauer jagt ihr Rücken hinab, während sie enger an ihn gedrückt wird. „Paolo, gehen wir zurück.“ „Nicht bevor ich etwas von dir bekomme.“ „Ich lasse mich nicht erpressen.“ Seine Lippen streiften sanft ihr Ohr, als sie seinen warmen Atem am Ohr spürt bekommt sie eine Gänsehaut. Dieser Kerl macht sie noch wahnsinnig! „Bitte küss mich.“ Selbst seine Bitte hätte sie nicht einmal hören brauchen, seit sie ihn spontan nach einem Sieg seiner Mannschaft küsste veränderte sich alles zwischen ihnen. Doch sie gesteht sich nicht, dass sie sich langsam in ihren besten Freund verliebt. Dabei weiß sie seit längerer Zeit, dass er sie liebt, es aber noch nicht offen zugegeben hat. Ihre Augen wandern sein Gesicht hinauf, von seinen Lippen zu seinen grünen Augen, in denen sie das schwache Licht vom Lagerfeuer fackeln sehen kann. Ihre Finger streichen über seine Wangen, spüren die kleinen Barthaaren, bevor sie sein Gesicht zu sich zieht, damit sie nicht mehr auf Zehenspitzen stehen muss. Sanft schmiegen sich ihre Lippen an seine, während sie ihre Arme in seinen Nacken legt, erwidert er ihren Kuss. Bei diesem Kuss spürt sie dieses Kribbeln im Bauch, welches mehr wollte, mehr von ihm. Atemlos löst sie sich wenige Zentimeter von seinen Lippen. Ihre Lippen nähern sich noch einmal seinen, als ein schmerzerfüllter Schrei sie zusammen zucken lässt, sie sieht in die Richtung aus der, der Schrei kam. Sie hat die Stimme ihrer besten Freundin erkannt. „Irgendwas ist passiert.“ Ihre Augen suchen in der Richtung aus der Schrei kam. Enttäuscht darüber, nicht mehr ungestört mit Sophie zu sein, ließ Paolo sie frei, dabei war es gerade so schön. Kaum löst sie sich von ihm rennt sie in die Richtung, zu der auch die anderen unterwegs sind, je näher sie kommt, desto deutlicher ist das Jammern zu hören. „Alice.“ Sie nähert sich den beiden, als ihre Schuhe bereits vom Wasser umspült werden. „Sie hat auf einmal geschrien und ist dann zusammen geklappt.“ Im schwachen Mondlicht und des Lagerfeuers betrachtet Sophie Alice, während diese von Pierre gestützt wird, da fällt ihr diese orange braune Färbung, ein leichter Schimmer nahe von Alice Bein auf. „Geht vom Wasser weg!“ „Wieso?“ Sophie scheucht ihre anderen Freunde in den trocknen Sand hinter sich, sieht Alice Bein genauer an, nur um leise zu fluchen. Es ist wie sie befürchtet hat. Dabei bemerkt sie den besorgten Blick von Pierre, als sie René neben sich bemerkt. „Bleib vom Wasser weg.“ „Du vergisst, dass sie meine Schwester ist, nicht nur deine beste Freundin.“ Grummelnd verdreht Sophie die Augen. „Bleib aber am Strand.“ Sie dreht sich zu den anderen beiden und überlegt, wie sie Alice helfen kann. „Wer ist der Schnellste von uns?“ Sie sieht dabei zu den beiden Jungs. „Marie. Sie ist die Schnellste.“ Daraufhin dreht sie sich zu dieser. „Hol die Flasche mit dem Essig an der Treppe, schnell.“ Schließlich geht sie selbst näher auf Alice zu, auch auf die Gefahr hin, selbst betroffen zu sein. „Heb sie leicht hoch, aber ihr rechtes Bein muss im Wasser bleiben.“ „Was soll das?“ „An ihrem Bein hat sich eine Qualle verfangen.“ Mit ihren Händen schöpft sie Wasser und lässt es über der Qualle hinabfließen, die sich nach weiteren Malen abspülen von dem Bein der Verletzten löst. „Okay ihr beiden, raus aus dem Wasser und Pierre bleib im Sand stehen.“ Marie kommt mit der Flasche Essig zu den vieren. „Ich habe die Flasche.“ „Danke.“ „Was ist eigentlich los, du bist so nervös.“ „Alice hatte eine Qualle an ihrem Bein.“ „Was? Oh scheiße, weißt du was das für eine Qualle ist?“ Sophie löst den Blick von Alice Bein, welches von roten Striemen, verbrennungsähnlichen Narben gezeichnet ist, um zu Marie zu sehen. „Ja, ich weiß es, aber ich möchte euch auch nicht anlügen, es war eine giftige.“ „Oh nein.“ „Macht euch keinen Kopf, immerhin hat Sophie das doch bei ihrem speziellen Kurs gelernt.“ Sophie lächelt leicht ihre beste Freundin an, die aber schmerzhaft das Gesicht verzieht. „Ich gehe den erste Hilfe Kasten holen.“ René verschwindet zum Lager beim Lagerfeuer. Seufzend wendet sich Sophie dem verletzten Bein ihrer Freundin zu. „Wenn sie dir zu schwer, sage es, nicht dass du sie fallen lässt.“ „Als ob ich sie nicht tragen könnte.“ Skeptisch sieht sie zu Pierre, bevor sie seufzt. „Dann halte sie gut fest, denn das wird leider noch schmerzhaft werden.“ Doch bevor sie den Essig zum kühlen verwenden kann, lässt sie Pierre mit Alice im Arm in den Sand setzen, um mit dem Sand Alice Bein von den restlichen Nesseln zu befreien. „Haben wir irgendwas zum Abschaben?“ „Ich glaube nicht.“ Die drei überlegen, als René zu ihnen mit dem Verbandskasten kommt. „Das klingt vielleicht makaber, aber nehmt doch die Frisbee oder geht die nicht?“ „Makaber, aber wirkungsvoll.“ Eine Minute später reicht er ihr die Frisbee um den Sand und die restlichen Nesseln von Alice Bein zu lösen. Zweimal wiederholt sie das, während ihre Freunde dabei zusehen. „Dein Bruder hat vielleicht Einfälle.“ „Hey, ich bin immer noch hier, also.“ „Ich weiß. Okay, das sollte alle Nesseln entfernt haben.“ Wie sie erheben sich die anderen. „Assistierst du mir?“ Sie sieht zu René, der sie angrinst. „Klar, nur musst du mir sagen, was ich machen soll.“ „Kein Problem und Pierre halte sie ja fest, solltest du sie doch fallen lassen bist du dran.“ Pierres Blick entgeht ihr nicht, als sie einen ordentlichen Schluck Essig über Alice Bein gießt. Mit einem Blick zu René reicht er ihr einen Verband, während er die Flasche Essig zu halten bekommt. „Hast du da einen richtigen Verschluss drin oder nur Tape?“ „Keine Ahnung, ich sehe bei der Dunkelheit kaum was.“ Seufzend nimmt sie es hin, während er ihr die Tapes reicht. „Dann müssen wir aufpassen, dass der Kleber hält.“ Anschließend tränkt sie den fertigen Verband mit einem weiteren Teil des Essigs. „Was bewirkt der Essig eigentlich? Außer zu stinken?“ „Das ist ganz verschieden, bei Alice wird er die Schmerzen der Nesseln lindern und kühlen. Da wir nicht viel Essig da haben, habe ich ja auch Meerwasser und den Sand verwendet. Aber ich war ein wenig übereifrig.“ Sie reicht die geschlossene Flasche René, als ihr diese beinahe aus der Hand fällt, fängt dieser sie auf. „Sophie!“ Dem besorgten Ruf von Alice nimmt sie benommen wahr, als sie schon festgehalten wird und sich an den Kopf fassen kann. „Sag jetzt nicht, dass du okay bist.“ Sie sieht zu Paolo, der sie stützt, er hat ihr angesehen, dass etwas mit ihr nicht stimmt. „Doch eigentlich schon, aber der Essiggeruch ist mir zu Kopf gestiegen.“ „Oh man, du mir echt eine.“ „Bist du fertig mit dem versorgen ihrer Verletzung?“ Sie nickt auf Pierres Frage und blickt zu ihren Freunden, sieht jeden einzeln an, sieht aber die Frage, die noch unausgesprochen ist. „Ihr wollt wissen, was das für eine Medusa war, fragt ruhig.“ „Also was war es für eine? Du hast gesagt, dass es eine giftige war.“ „Gehen wir zum Lagerfeuer.“ Während Pierre Alice nicht einmal absetzen will, folgen die anderen den beiden zum Feuer und lassen sich auf den Baumstämmen nieder. „Nun sag schon, was war das für eine Qualle?“ Die fragenden Blicke weicht sie nicht aus, sieht aber zu einem einzelnen glühenden Holzstück im Sand. „Es war eine Kompassqualle, ihr Nesselgift ist zu anderen Quallen, noch harmlos, aber auch sie kann tödlich enden, aber da Alice nur Schmerzen hat und keine weiteren Symptome zeigt, wie Kreislaufprobleme wird ihr Unfall nur schmerzhaft ausgehen.“ „Wie hast du die bitte in dem schwachen Licht erkannt?“ „Weil ihr Schirm orange braune Muster hatte, schwer zu erklären, wenn ich euch kein Bild zeigen kann. Aber ich bin froh, dass es keine portugiesische Galeere war, denn die sind tödlich.“ „Hast du das alles bei diesem Kurs gelernt?“ Sie sieht zu Luise und lächelt über das Feuer hinweg zu ihr. „Nicht alles, aber es war gut, dass ich den Kurs gemacht habe, der war zwar teuer, aber ansonsten würde es Alice nicht so gut gehen.“ Dabei sieht sie zu ihrer besten Freundin, wobei sie auch überlegt, wann sie den Verband zu wechseln hat, damit die Kühlung bestehen bleibt, ohne größeren Wunden an dem Bein. „Ich danke dir Sophie, aber mein Bein tut dennoch ziemlich weh.“ Sophie bemerkt den Blick von den Anderen auf sich, als sie zu den Getränken geht und Alice etwas zu trinken reicht. „Danke.“ „Du solltest viel trinken und dich ausruhen. Pierre lässt dich ja sowieso nicht weg.“ „Wäre es nicht besser einen Notarzt zu rufen?“ „Mein Handy hat hier kein Empfang und zu Fuß würden wir Stunden bis zum Krankenhaus brauchen.“ Sowohl René als auch Pierre fluchen leise. „Hey Jungs, macht mal nicht so ein Drama daraus, wäre Alice ohnmächtig, würde mit Herz-Lungenproblemen hier liegen, wäre es ja okay, aber das liegt nicht vor, also entspannt euch mal.“ Sie hört Alice glucksen, weil die Jungs Sophie so böse ansehen. „Sophie hat Recht, mir geht es gut, zwar brennt mein rechtes Bein ziemlich, aber durch den Verband kühlt es angenehm. Außerdem holen uns morgen doch unsere Eltern wieder ab.“ „Aber ehe ich es vergesse. Alice bitte sage uns auch, wenn es dir schlechter gehen sollte und ihr alle habt bitte ein Auge auf Alice, wenn sie ohnmächtig wird, müssen wir was tun.“ Stille herrscht für ein paar Minuten. Seufzend lässt sie sich neben Paolo nieder und nimmt sich seine Gitarre und spielt ein wenig. Da kommt ihr eine Idee, wie sie die anderen Ablenken kann, denn so wie Pierre gerade Alice geradezu überwacht, muss sie etwas tun. „Wer hat euch Jungs eigentlich erlaubt uns einzufangen?“ Sie sieht die vier Jungs rund um das Feuer an, die unterschiedlich neben sich zu den Mädchen grinsen, bis ihr Henrys herausfordernder Blick auffällt. Nur bemerkt Paolo neben ihr diesen Blick von dem Draufgänger auf der anderen Seite. „Du weißt doch selbst, welche Wirkung es auf uns hatte, auf jeden einzelnen, als ihr uns so angemacht habt. Da wunderst dich wirklich, dass wir euch eingefangen haben?“ „Hey, dich hat ja nicht Sophie angemacht, sondern Luise, also schaue sie nicht so an.“ „Ich darf sie immer noch so ansehen, wie ich es will.“ Diese Art von Ablenkung wollte Sophie zwar nicht, aber wenigstens schmunzeln die anderen über den anfänglichen Streit zwischen Henry und Paolo, nur weil Paolo es nicht leiden kann, wenn Henry sie so ansieht. Sie lässt die Jungs einfach machen, die würden sich sowieso nur in den Sand werfen, falls sie sich prügeln wollten. Daher kann sie einfach weiter Gitarre spielen, während sich Luise zu ihr setzt. „Was meinst du, werden sie sich prügeln?“ „Lassen wir sie einfach, sollen die sich doch austoben.“ Kaum zu glauben, dass die beiden im Fußballspiel den Sturm und das Tore schießen übernehmen, im Sport sind die zwei ein Team, aber sobald die Mädels dazu kommen, sind sie kleine Raufbolde. Doch bevor die Jungs wirklich anfangen sich zu prügeln ruft Luise nach den beiden. „Henry, dass vorhin war deine Idee, dass wir singen, dieses Mal seid ihr Jungs damit dran.“ „Sollen wir euch auch so anmachen?“ „Ihr könnt es ja mal versuchen.“ Nun sehen sich Luise und Henry herausfordernd an, seufzend reicht Sophie die Gitarre an Paolo, damit die Jungs kurz besprechen können, was sie singen wollen, um die Mädchen `anzumachen´. In Pierres Armen kichert Alice, weil sie mithören kann, welches Lied die Jungs singen werden. Nur würde sich Sophie keine zwei Minuten später am liebsten wieder hinter den Palmen verstecken, Paolo wagt es und tanzt sie wortwörtlich während seinem Gitarrenspiel an, dabei versperrt er ihr die Sicht auf die anderen. Er gibt ihr den Rest, als er einen Hüftschwung hinlegt, sodass sie lachend nach hinten vom Baumstamm kippt. Dieses Mal ist sie sogar froh darüber Shorts und keinen Rock zu tragen. Das Gitarrensiel, wie der Gesang verstummt, sodass sie nach oben sieht, bis sich vor dem nächtlichen Sternenhimmel seine braunen Haare und grünen Augen schieben, die sie fragend ansehen. „Alles okay mit dir?“ Sie schmunzelt ihn an, lässt sich von ihm aufhelfen, als sie die Stille um sich herum bemerkt. „Kommst du mit zum Strand, dann können wir die anderen in Ruhe lassen.“ Sie nickt nur knapp, ihre Wangen glühen, nicht nur weil er ihre Hand in seiner hat, sondern weil sich ihre Freunde anscheinend anziehender finden als sie dachte. Ein gutes Stück vom Lager und den anderen entfernt, setzen sich beide mit dem Blick zum Meer in den Sand, welches dunkelblau und schwarz im schwachen Mondlicht leuchtet und der Sternenhimmel bis auf ein paar Wolken klar zu erkennen ist. „Wieso hast du mich ausgelacht?“ Sie beißt sich auf die Unterlippe, ihre Wangen glühen noch immer. „Ich wollte dich nicht auslachen, nur ist es das erste Mal, dass du so etwas gemacht hast, na ja das hat mich halt umgehauen.“ „Aber dir wehgetan hast du nicht.“ „Nein.“ Sie sieht auf ihre beiden Hände, die ineinander verschränkt sind, ihr Blick wandert höher, wo sie sein freches Grinsen sieht. Zögernd löst sie ihre Hand aus seiner, zieht die Beine an und legt die Arme um ihre Knie. So ohne das Feuer merkt sie schnell, dass es kühl ist, so in kurzen Klamotten. „Dir ist kalt. Soll ich deine Jacke holen?“ Sie schüttelt den Kopf, nicht einmal verwundert darüber, dass er ihre Körpersprache deuten kann, er kennt sie wahrscheinlich besser, als sie selbst. Aber so weiß sie auch, dass er immer warm ist, sodass sie die Lücke zwischen ihnen schließt und sich an ihn lehnt. „Ach dein bester Freund ist also warm genug, um dich zu wärmen?“ Sein Arm liegt um ihre Schulter. „Komm wir gehen lieber zurück, du fängst an zu zittern.“ Beim Zurückgehen liegt ihre Hand erneut in seiner, beim Lager reicht er ihr ihre Jacke, die sie sich überzieht, zuckt aber zusammen, weil diese kalt an ihrem Körper liegt. Zurück beim Baumstamm lehnt sie sich an seine Schulter, während er Gitarre spielt, dabei döst sie mit geschlossenen Augen vor sich hin, aber langsam immer mehr weg, sodass sein Spiel und Gesang leiser werden. Nach ein paar Minuten bemerkt Paolo, dass sie nicht nur döst, sondern einnickt, da überlegt er sie anzutippen, hält aber inne und küsst sie stattdessen auf die Wange. Verschlafen sieht sie ihn an, was ihn zum Grinsen bringt. „Was ist denn?“ „Du wärst beinahe eingeschlafen.“ Grummelnd richtet sie sich auf, bemerkt dabei, dass die anderen ziemlich eng beieinander sitzen, sodass sie leise seufzt. Ihr war bewusst, dass das irgendwann passieren würde. Ihr Blick wandert auf ihr Handy, bereits nach Mitternacht. Ihr schweifender Blick zu den anderen sagt ihr, dass nicht nur sie müde ist und wohl gerne in den Armen eines der Jungs schlafen will. „Hey, bevor wir hier am Feuer einschlafen sollten wir mal das Nachtlager aufschlagen. Es ist bereits nach Mitternacht.“ Schnell ist das Lager für die Nacht aufgeschlagen, doch sie sieht skeptisch diese Nähe von ihrem Schlafplatz zu dem von Paolo. „Müssen wir so nahe aneinander schlafen?“ Dann lehnt sich Henry auf ihre Schultern. „Also wenn Paolo nichts dagegen hat, kannst du auch bei mir schlafen.“ Im nächsten Moment wird Henry von Paolo von ihr weggeschoben, welcher eindeutig etwas dagegen hat, wenn Sophie bei Henry schläft. Seufzend lässt sie die Schultern hängen, als sie die anderen deswegen kichern hören kann. Obwohl sie eingewilligt, dann doch neben Paolo zu schlafen, fröstelt sie nachts und ist schließlich zu Paolo gerückt, der einen Arm um sie legt. Seit Kindergartenzeiten sind sie an den anderen gewöhnt, dennoch ist sie sich nicht mehr so sicher, weil sie mittlerweile mehr als nur Freundschaft für ihren besten Freund empfindet, wie er selbst für sie, doch keiner der beiden gibt es zu. Ihr Traum vermischte sich mit dem den sie träumte, wurde von den warmen Sonnenstrahlen am nächsten Morgen geweckt, wie damals an dem Strand. Allerdings ist bei ihrem Erwachen kein Paolo neben ihr, an den sie sich nachts geschmiegt hat, keine Wärme von ihm spüren kann. Allein dieser Traum, diese Erinnerung, die sich knapp zwei Wochen vor dem Unfall ihres Vaters ereignet hat, lässt sie traurig im Bett herum drehen, weg von den Sonnenstrahlen, weg von ihrer Erinnerung, wie sie Paolo an dem Morgen darauf angesehen hat. Sie spürt ein schmerzhaftes Stechen, weil sie ihrer Freunde, ihrem besten Freund entrissen wurde. Damals hat sie ihre Gefühle zu Paolo verschwiegen, weil sie Zeit brauchte es sich einzugestehen, aber je mehr sie an ihn denkt, desto mehr schmerzt ihr Herz. Kapitel 15: Nächtliche Begegnung -------------------------------- Den Tag über verbringt Sophie die meiste Zeit in ihrem Zimmer, um sich beim Lernen der Lieder sich von dem Traum der letzten Nacht abzulenken. Frühs hatte Scott ihre Verletzungen erneut versorgt, sodass ihr Bein nur noch einen Verband am Knöchel stützt, während auf den Schnittstellen Pflaster liegen. Sie bespricht mit ihm die Auswahl, die sich auf fünf reduziert hat. „Okay, gut. Dann lerne ich die noch ein wenig.“ „Alles okay bei dir?“ „Ja, ist schon gut.“ Sie dreht sich um, geht zur Anlage, um die engere Auswahl noch mehr zu singen, dabei fällt ihr nicht einmal der besorgte Blick von ihm auf. Die Ruhe wurde beendet, als sie Lärm von der Haustür aus hörte, kaum im Haus schrie ihre Mutter herum. Da Sophie weder Lust auf ihre Mutter, noch auf Diskussionen mit ihr hat, zeigt sie sich kein einziges Mal unten, sodass sie das Abendessen verpasst, dabei hat sie sich den ganzen Tag so sehr abgelenkt, dass sie nicht einmal etwas gegessen hat. Es war Nacht als sie durch das Magengrummeln nicht einmal mehr schlafen kann. Nachts würde sie schon niemanden in der Küche begegnen, da ist sich sicher, ihr Knöchel schmerzt noch leicht, aber auf Zehenspitzen schleicht sie sich runter. Den Lichtschalter lässt sie ab geschalten, damit niemand sie in der Küche bemerkt. Sie sieht zu den Obstablagen, doch diese sind leer, dabei weiß sie ganz sicher, dass die gestern noch Bananen, Äpfel und anderes gesehen hat, wo war das auf einmal hin? Sie schaut in den einen Schrank, wo sie das Trockenobst hin geräumt hatte, aber nichts, das Fach war komplett leer. Es war für sie ein weiterer Beweis dafür, dass ihre Mutter sie loswerden will. Während sie überlegt, was sie nun machen soll, hört sie leise Schritte näher kommen, sodass sie sich umdreht. Im schwachen Mondlicht erkennt sie Scott, der einige Meter hinter ihr steht. Irgendwas glänzt bedrohlich im Mondlicht, als sie erkennt, dass er eine Pistole in der Hand hält, weicht sie nach hinten. Er hat die Waffe auf sie gerichtet. „S-Scott. Ich bin es, Sophie.“ Langsam senkt er den Arm, als er sie erkennt. „Sophie. Oh man tut mir Leid. Was machst du hier, mitten in der Nacht?“ Er hatte eine Waffe auf sie gerichtet und hielt diese noch immer in der Hand. Als er näher kommt, weicht sie so weit zurück bis sie die Küchenzeile im Rücken spürt. „B-Bleib stehen!“ Während ihr Blick auf der Waffe in seiner Hand liegt, hat sie nicht nur Angst, sondern Panik! „Ich würde dir nie etwas tun, bitte glaube mir.“ „Geh weg!“ Panisch sucht sie einen Fluchtweg, doch der einzige Weg wird ihr versperrt. Bei seinem Näherkommen versucht sie sich an irgendwas festzuhalten, dabei schmerzen ihre Finger der rechten Hand, als sie von der Küchenzeile abrutscht, jagt ihr ein entsetzliches brennen von den Fingerspitzen bis in ihre Schulter hinauf. Kniend hält sie sich den rechten Arm, ihre Finger zucken schmerzhaft unkontrolliert und pulsieren warm gegen die Schiene. „Au.“ Im nächsten Moment sieht sie ihn knapp einen Meter von sich entfernt. „Bleib mir vom Leib!“ „Ich tue dir nichts. Bitte lass mich dir helfen, du brauchst doch vor mir keine Angst haben.“ Sie atmet stoßweise, panisch versucht sie ihre Atmung zu beruhigen. Als er bei ihr ist, sie an der Wange berührt, sie zu umarmen versucht, schubst sie ihn von sich weg, versucht sie hingegen an ihm vorbeizurennen. Das schmerzhafte Stechen ihres Knöchels bringt sie beim Auftreten ins Straucheln. Bevor sie fällt, fängt er sie auf, nimmt sie in den Arm, während er die Pistole weglegt, sieht er, dass sie das Gesicht schmerzhaft verzieht. „Sophie?“ Sanft streicht er über ihre Wange, die sich unter seiner Hand kalt anfühlt. „Ich will nach Hause zu Papa.“ Verunsichert, was sie damit meint, fragt er sich, was mit ihr los ist. „Sophie, ich bitte dich, du kannst nicht zu Hendrik.“ „Ich will zu Papa, bei ihm sein.“ Fassungslos sieht er sie an. „Was faselst du da?“ Ihm fällt der Ausdruck ihrer Augen auf, dieser ausdruckslose, leere Blick macht ihm Angst. Leise flucht er, was soll er nur tun? „Sophie bitte komm zu dir, tue mir das nicht an.“ Verzweifelt drückt er sie an sich, sie wurde immer kälter in seinen Armen. Wie würde Hendrik sie beruhigen? „Verdammt, was hast du damals nur zu ihr gesagt, dass sie sich beruhigt, hilf mir Hendrik.“ Er überlegt angestrengt, doch er erinnert sich nur an eine einzige Situation, die ihn wie jetzt hilflos machte. Damals war Sophie weggetreten ähnlich wie jetzt, ein Junge trug sie nach Hause, als Hendrik sie sah, handelte er einfach. Nachdem er was zu ihr gesagt hatte, war sie wieder da. Ihm fielen die Worte zwar wieder ein, doch er ist sich sicher, dass er es falsch sagen wird. „Calmar te pequeño Ángel.“ In seinen Ohren klang es so verkehrt, sicher hat er es falsch gesagt, leise flucht er, weil er dieses Mal sich gar wünschte spanisch zu können. Langsam änderte sich Sophies Blick, bevor sie sich von ihm löst, sich aus ihrer Schock- und Angststarre lösend, hustet sie und zieht Luft ein, als wäre sie kurz vorm ertrinken gewesen. Ihre Lunge schmerzte. Sie blinzelt mehrmals, greift sich an den Kopf, der angefangen hat zu brummen, als ihr der besorgte Blick von Scott auffällt. Noch immer hustet sie, als sie seine Arme um sich liegen bemerkt. „Dad?“ „Na, alles wieder gut bei dir?“ „Glaub schon, mir tut nur der Brustkorb so komisch weh.“ Langsam nimmt der stechende Schmerz ab, sodass sie aufatmet, doch sie spürt das schmerzhafte pulsieren ihres Knöchels. Beim Versuch sich aufzusetzen, hält sie inne, als ihr bewusst wird, was er zu ihr gesagt hat. „Woher ... woher wusstest du von diesem Satz?“ Er streicht ihr eine Strähne hinters Ohr, erleichtert darüber, dass sie wieder da ist. „Ich habe es mal gehört, als Hendrik dich beruhigen wollte. Ich weiß nur nicht, ob ich es richtig ausgesprochen habe, geschweige denn was es bedeutet.“ Sie wiederholt den Satz noch einmal, aber richtig, bevor sie ihm die Bedeutung mitteilt. „Beruhige dich kleiner Engel. Das wäre die tatsächliche Übersetzung, du hast ein paar Fehler gehabt.“ „Das kann ich ihm nicht verübeln, immerhin bist du sein kleiner Engel und nicht -.“ Scott bricht ab, würde sie ihn wirklich jemals als Stiefvater akzeptieren, sein kleiner Engel werden, wie es bei seinem besten Freund der Fall war? „Au.“ Währenddessen löst sich Sophie aus seinen Armen, versucht aufzustehen, aber ihr Knöchel ließ sie kaum stehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hinkt sie wackelig in Richtung Tisch. Wenige Schritte weiter wird sie von ihm gestützt, sodass sie sich auf den Stuhl fallen lassen kann. „Doofer Knöchel, tut das weh.“ „Was wolltest du in der Küche?“ „Etwas essen.“ Als sie das Gesicht verzieht, ist es nicht vor Schmerzen, sondern vor Kälte, er hat ihr einen Eisbeutel auf den Knöchel gelegt. „K-kalt. Wo ist eigentlich das ganze Obst und das Gemüse hin?“ Mit der Frage reißt sie ihn aus den Gedanken. „Miriam hat alles entsorgt. Ich habe versucht sie davon abzuhalten. Tut mir Leid.“ „Das konnte ich mir schon denken. Geh ich halt ins Bett.“ Sie war schon dabei vom Stuhl aufzustehen. „Sophie bleib sitzen, du hast schon den ganzen Tag kaum etwas gegessen.“ „Ich habe Heimweh.“ „Heimweh?“ Sophie nickt nur, dafür sieht Scott diesen sehnsüchtigen Ausdruck in ihren Augen und er ist sich sicher, dass es nicht wegen Hendrik ist. „Du vermisst jemanden?“ Ein zögerliches Nicken ist ihre Antwort. „Sophie, ich verspreche dir, dass wir zusammen in den Ferien nach Las Palmas fliegen, dann kannst du alle wiedersehen.“ „Nein. Ich will nicht nur kurz dort sein. Ich will dort bleiben. Dort sind alle die ich liebe. Meine Freunde.“ „Vielleicht auch ein süßer Junge?“ Bei diesem vernichtenden Blick von ihr kichert er etwas. „Lass mich meine Vermutung zu Ende äußern. Es ist der Junge mit dem du immer zusammen warst.“ „Denjenigen den du meinst, ist mein bester Freund, nicht mein Freund. Ich vermisse meine Freunde einfach. Als ich sie zuletzt erreicht habe ging es mir wegen der Platzwunde nicht gut.“ „Vor allem dein bester Freund.“ Oh je, da hat er sie wohl auf dem falschen Fuß erwischt, als sie aufspringt ihn böse ansieht, geradezu wütend, hebt er abwehrend die Hände. Dann sieht er, wie sich ihre Mimik von Wut zu Schmerz verändert und Sophie zurück in den Stuhl sinkt. Er hockt sich vor sie, streicht über ihr blondes Haar. „Wie wäre es, wenn ich etwas zu essen mache, dann geht es dir bestimmt besser, bin ja nun sowieso wach.“ „Er war wütend, er war richtig wütend, als ich damals gehen musste, haben sie mir keine Zeit gelassen mich zu verabschieden. Ich habe Angst ihn nie wieder zu sehen.“ Scott sieht rüber zu Sophie. „Du hast ihn doch sicher im Videochat gesehen.“ „Das ist kein richtiges sehen. Ich will ihn richtig sehen, sein Lachen, seine Wärme spüren, wenn er mich umarmt. Ich … Ich vermisse ihn.“ „Das klingt schwer nach Liebeskummer.“ „Ich weiß es nicht. Ich war noch nie verliebt, wie sollte ich dann wissen wie sich das anfühlt.“ „Wenn ich mich richtig erinnere sind du und er seit der Kindheit befreundet. Da fällt es einem schon mal nicht auf, wenn man verliebt ist. Hat er sich anders benommen, als du noch dort warst?“ „Wenn du es wissen willst, sag es doch einfach. Er war oder vielmehr, er ist in mich verliebt. Er will mich zurück haben.“ „Autsch, der Ärmste, der ist ja voll in dich verliebt.“ „Ich kann ihm das nicht verübeln, wir kennen einander in und auswendig, dann plötzlich wurden wir auseinander gerissen, leben auf zwei verschiedenen Kontinenten, in anderen Zeitzonen.“ „Sophie, bitte hau mich nicht, aber das klingt alles schwer nach Liebeskummer. Nur fürchte ich, dass ich da nicht weiter helfen kann.“ Er stellt ihr einen Teller Nudeln mit roter Tomatensoße vor die Nase. „Ich weiß es nicht. Aber wenn das damals nicht passiert wäre, dann hätte er es mir sicher schon gesagt, aber so. Er kann impulsiv sein, niemals hätte er mich freiwillig gehen lassen. Seit dem letzten Chat erreiche ich ihn nicht mehr.“ „Also ist Er der wahre Grund wieso du zurück willst?“ Sie rührt ihre Nudeln nicht an, beißt sich auf die Unterlippe bevor sie antwortet. „Ich will zu Papa. Ich war nicht einmal bei seiner Beerdigung, meine Freunde, mein bester Freund. Ich habe zu viel Gründe.“ „Ich weiß. Ich war dort. Ich habe den Jungen gesehen ... zumindest glaube ich das, er war bei der Beerdigung deines Vaters, er hat dich überall gesucht, er weinte am Grab deines Vaters, weil du weg warst, da bin ich mir ziemlich sicher.“ „Scheiße, wieso erzählst du mir das! Ich habe ihm angesehen, wie schlecht es ihm geht. Verdammt noch mal. Ich will zurück. ... Ich muss zurück.“ Scott beobachtet Sophie, wie ihr Tränen hinab laufen, bis sie den Kopf senkt und bitterlich weint. Er setzt sich neben sie, zieht sie auf seinen Schoß um sie zu umarmen. „Statt zu weinen solltest du wirklich was essen, sonst werden die Nudeln kalt.“ „Bitte Scott, ich will zurück.“ „Sophie, es tut mir Leid, dass geht nicht. Selbst wenn ich dein Stiefvater dann bin, ich kann und darf dich nicht gehen lassen.“ Sophie schluchzt gegen seine Brust, krallt sich in sein Shirt. „Wieso nicht?“ „Ich habe meinem besten Freund etwas versprochen, als ich an dessen Grab stand und das werde ich halten.“ „W-Was hast du ihm versprochen?“ Noch immer schluchzt sie gegen seine Brust. „Ich habe ihm versprochen auf dich, seinen kleinen Engel aufzupassen, dich zu beschützen, mich um dich zu kümmern. Einmal habe ich bereits versagt. Ich habe dich seit wir uns kennen sehr lieb. Deswegen kann ich dich auch nicht gehen lassen.“ „Du bist aber nicht er.“ „Ich wünsche mir nur, dass du mich als deinen Stiefvater akzeptierst. Als ... als du im Pool triebst, ich hatte Angst. Ich hatte richtig Angst dich zu verlieren.“ Sophie hört ihm an, dass er darunter leidet. „Hast du wirklich Angst um mich gehabt, auch die Zeit davor?“ „Ich weiß, es klingt in deinen Ohren bestimmt töricht, aber ich könnte es nicht ertragen dich auch noch zu verlieren.“ „Tust du mir einen Gefallen.“ Sie lässt ihn nicht einmal zu Wort kommen. „Richte nie wieder eine Pistole, oder sonst etwas auf mich.“ Sie sieht nicht seinen Gesichtsausdruck, stattdessen versucht sie mit der linken Hand die Gabel zu halten, mehrmals fallen ihr die Nudeln runter. „Darf ich dir helfen?“ „Ausnahmsweise, aber auch nur.“ Helfen war wohl falsch ausgedrückt, da er sie viel mehr fütterte. Murrend nahm sie es hin, auch als er sie einfach nach oben trug, da sie ihren Knöchel nicht belasten sollte. Kapitel 16: Die Hochzeit (I) ---------------------------- Die restliche Woche vor dem großen Tag wurde Sophie immer wieder von ihrer Mutter angemeckert oder angeschrien, teilweise versuchte sie handgreiflich zu werden, als Scott nicht in der Nähe war und das nur weil sie angeblich irgendetwas getan hat. Den Samstagmorgen wäre sie am liebsten in ihrem Zimmer geblieben, nach und nach sind für sie fremde Menschen ins Haus gekommen, ein paar führte Dorothea, ihre mütterliche Großmutter ins Schlafzimmer, wo sie Platz hatten, hingegen wurde Scott der Zutritt nach oben verweigert. Mit einem Seitenblick beobachtet sie, wie drei Frauen nacheinander ihrer Mutter das Make-Up auftragen, die Haare hochstecken und noch die Nägel feilen und lackieren. Währenddessen ergeht es ihr und Lea selbst nicht anders, eine der Stylistinnen hat sie auf einen der Hocker platziert und steckt ihre langen blonden Haare nach oben, wie sie zum Glück feststellt, aber nicht so streng, sondern festlich für diesen Anlass. Neben ihr freut sich Lea über die Frisur, da ihr sonst niemand die Haare macht, obwohl der Kleinen die Haare bis zum Rücken reichen. Dann bekommt Sophie auch noch eine volle Ladung Make-Up aufgetragen, innerlich seufzt sie, nach dem Auftragen des Rouge wirft sie einen Blick zu Lea, die selbst nicht von Make-Up verschont bleibt, aber wenigstens weniger als sie. Ihr Blick wandert zu ihrer Mutter, die Ähnlichkeit zu ihr ist unverkennbar, aber das hat man vorher schon gesehen. Unterdessen schlüpft Miriam ins Hochzeitskleid, dabei hilft man ihr es enger zu schnüren. Den Mädchen werden dafür ihre Kleider gezeigt, die festlich entsprechend, aber Sophie empfindet ihres hat zu viel Prunk. „Warte kurz ich helfe dir.“ Eine der Stylistinnen hilft ihr beim Anziehen des cremeweißen knöchellangen Kleides, welches im Rücken am Reisverschluss geschlossen wurde. „Ihr seht eurer Mama so ähnlich, ihr seid so hübsch.“ Ihr Blick geht zum Spiegel, sie trägt zum ersten Mal so ein Kleid, aber wenigstens passt es. Das Gesamtbild wird etwas durch ihre Schiene am rechten Arm getrübt, während sie cremeweiße Spitze am linken Arm trägt. Lea hingegen trägt an beiden Handgelenken solche Spitze, sogar ein kleiner Rosenkranz mit weißen Blüten sitzt auf ihrem Haar. In die feinen Sandalen schafft sie es ohne Hilfe zu schlüpfen, selbst der Verband am Knöchel fällt durch das Kleid nicht auf. Zwar könnte sie den sicher auch weglassen, doch für diesen Tag will sie einfach sicher gehen! Endlich ist sie fertig, wird gar aus dem Raum geworfen, als sie die Treppe hinunter steigt, bleibt sie kurz vorm Wohnzimmer stehen, welches war voll, die meisten davon sind Männer, da diese von der oberen Etage verbannt wurden. Ihre Augen suchen nach Scott, den sie in dem Getümmel erst gar nicht sieht. Immer wieder sieht sie sich um, wo er sein könnte. „Dad?“ Bei ihrer Stimme wurden ein paar in ihren Gesprächen unterbrochen, sie wurde gemustert, an der Terrassentür hat sie ihn ausfindig gemacht, als sie ihm näher kommt, sieht sie, dass er einen Kampf mit der Krawatte führt. Der Ärmste ist eindeutig aufgeregt. „Noch mehr reindrehen und du kannst die Krawatte vergessen.“ Bei ihrer Stimme dreht sich Scott zu ihr, sein nervöser Ausdruck weicht einem Lächeln. „Du siehst richtig hübsch aus.“ Sophie zieht eine Braue hoch, als sich seine Finger noch mehr in der Krawatte verheddern. „Kann ich dir dabei helfen?“ „Kannst du denn mit deiner Hand Krawatten binden?“ Sie grinst ihn an, die wenigen Handgriffe zum Krawatte binden, dürfte sie noch hinkriegen. Seine Finger löst sie von der Krawatte und entknotet diese erst einmal. „Papa hat es nie hinbekommen, deswegen habe ich immer seine Krawatten gebunden. Schon fertig.“ „Danke kleiner Engel.“ „Schon okay.“ Sie bemerkt den kritischen Blick von dem Mann neben Scott, der sie wie Scott um einen Kopf überragt, aber größer als Scott zu sein scheint, diesen aber sehr ähnlich sieht, dessen Gesicht sie doch auf einem Foto gesehen hat. „Du bist bestimmt Derek, Scotts Bruder, richtig?“ „Dann bist du also die berühmt berüchtigte Sophie, freut mich dich kennen zu lernen.“ „Berühmt berüchtigt?“ Ihr Blick schweift zu Scott, der pfeifend wegsieht. „Nimm es dem Kleinen nicht übel, er mag dich halt. Ich habe von deinem Unfall gehört, darf ich dich daher umarmen?“ „Tut mir leid, aber ich lasse mich nur von Dad umarmen.“ „Du nennst ihn also wirklich Dad?“ „Was dagegen? Onkel Derek.“ „Nenn mich bitte Derek, okay?“ „Geht klar.“ Grinsend dreht sie sich von den beiden weg. Zwar geht sie von den beiden weg, dennoch hört sie die beiden noch etwas. „Sie ist schon süß und sehr hübsch.“ „Ich habe geahnt, dass du sie mögen wirst.“ Einige sehen sie bei ihrem kurzen Weg in die Küche an, was sie nicht stört, da sie sich vorsorglich Schmerztabletten einwirft und ein Glas Wasser trinkt. Von der Küche aus, beobachtet sie, wie jemand zu Scott und Derek geht, dem braunengrauen Haar zu urteilen, dem Lächeln, ist es Mona-Beatrice, Scotts Mutter. Schmunzelnd trinkt sie das Glas Wasser leer, unterdessen geht der Blick von Mona-Beatrice im Raum umher und bei ihr stehen. Hat sie etwas nach ihr gesucht? Bevor Mona sich zu ihr durchkämpfen kann, kommt ihr ein vertrautes Gesicht entgegen, doch statt Jeans und Shirt, trägt er einen Anzug. „Jan, was ist denn?“ „Hier bist du, man ich suche dich hier im ganzen Haus. Mama meinte du sollst mal zu ihr nach oben kommen. Ach ja, hast du Lea gesehen?“ „Lea müsste oben bei den anderen sein, aber was will Mama von mir?“ Schon war Jan wieder aus Küche und Wohnzimmer gelaufen. Das Glas stellt sie ab, mal sehen was ihre Mutter von ihr will. Auf der Höhe des Tisches sieht sie zu Mona, die ihr fragend nachsieht, als sie sich kurz entschuldigt. Oben im Zimmer ist nur ihre Mutter, die sich Schmuck um den Hals legt. „Das du mich mal sprechen willst, was ist los?“ „Ich will dir etwas geben, was ich dir schon längst hätte geben sollen.“ Sie beobachtet, wie ihre Mutter die Haare nach hinten wirft, nach irgendwas in einer Schublade kramt und ihr einen großen Briefumschlag reicht. Sie nimmt den Umschlag entgegen, auf dem nur ihr Name drauf steht. „Was soll das?“ „Les es, dann wirst du es verstehen.“ Ihr wurde der Rücken zugewandt, daher geht Sophie in ihr Zimmer, um den Umschlag auf ihr Bett zu legen. Das ihre Mutter ihr irgendetwas gibt, dass hätte sie nicht gedacht. Aber wenn sie wahrscheinlich Jahre den Brief ihr noch nicht gegeben hat, so kann er jetzt auch noch bis nach der Hochzeit dort auf ihrem Bett liegen bleiben. Im Wohnzimmer befinden sich, als sie nach unten geht, viele der Frauen, anscheinend hat ihre Mutter alle von oben wegen dem Gespräch weggeschickt. Da es ihr zu voll im Wohnzimmer ist, geht sie in den Garten, genießt die warme Sonne auf ihrer Haut, während sie über den Weg geht. Hier im Garten war sie alleine, kann Luft holen, Kraft tanken und sie selbst sein. Sie dreht sich um ihre eigene Achse, während sie leise vor sich hin summt. „Sophie?“ Als sie angesprochen wird, bleibt sie stehen, sodass ihr Kleid sich langsam wieder an sie schmiegt, sie sieht, dass es Mona ist. „Oh hallo, entschuldige bitte wegen vorhin.“ „Kennst du mich Kind?“ „Sie sind Scotts Mum. Er hat mir ein Foto von ihnen gezeigt.“ „So hat er das. Bitte nenn mich doch Grandma, aber nur wenn es für dich in Ordnung ist.“ „In Ordnung, Grandma.“ „Hast du eben gesungen? Scott hat mir erzählt, dass du gerne singst, aber dass du auch gerne tanzt hat er nicht erzählt.“ „Es scheint, als würde er gerne von mir reden.“ „Er hat dich sehr lieb, hast du ihn denn auch lieb?“ „Wenn er mich ärgert möchte ich ihn am liebsten verhauen, ansonsten ist er wirklich lieb.“ „Du hast ihn sehr lieb, deine Augen verraten dich. Hast du etwas dagegen, wenn ich dich bitte mir eine Kostprobe von deinem Gesang zu geben?“ Sie blinzelt bei der Bitte, bevor sie gluckst. „Egal was?“ „Irgendwas schönes.“ „Irgendwas schönes, lass mich kurz überlegen.“ Sie grübelt kurz, als ihr eine Idee kommt, sie sieht zur Terrasse, bis dahin würde man sie nicht hören, hofft sie. Zwei Mal holt sie Luft bevor sie eins der Lieder singt, die sie zuletzt in Las Palmas gesungen hat. Während sie singt tippt mit dem Schuh den Takt auf den Boden. Ma vie est sur un nuage J'ai tout se dont rêve les filles de mon âge Pourtant mes envies sont noires Quand tout va bien je ne ressens rien Mon bonheur a tué une part de moi Pardonne moi mais mon bonheur c'est toi Aide moi Als sie endet klatscht Mona in die Hände. „Du hast so eine schöne Stimme, danke für diese wunderschöne Kostprobe.“ „Gern geschehen.“ Ihre Aufmerksamkeit wandert zur Terrasse, hat man sie bis dorthin gehört? „Scheint als würden einige losmachen. Bei wem fährst du mit?“ Bei der Frage von Mona findet sie keine Antwort, als ihr ein spontaner Entschluss kommt. „Bei Dad.“ Sie lächelt Mona an, mit der sie zum Wohnzimmer zurück geht, kurz sagt sie Scott, dass sie mit ihm fahren will. Ihm steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Na dann komm mit. Derek fährt.“ Bei den vielen Wagen die vorm Haus wegfahren, sieht sie wie nervös Scott wirklich ist, sodass sie ihre linke Hand in seine rechte schiebt. „Heute werde ich auf dich aufpassen, dass Du nicht umfällst, Dad.“ „Danke, bin echt nervös.“ Wie nervös er ist merkt sie beim Einsteigen, da er sich erstmal an seinem eigenen Wagen den Kopf stößt. Sie rutscht zu ihm auf die Rückbank, streicht dieses Mal ihm über die Stirn. Ihr kommt eine alberne Idee um seine Nervosität zu mildern, sie erzählt Witze. Sie unterhält die Fahrt über nicht nur Scott, der immer wieder lacht, sondern auch Derek und Mona. Als Derek grinsend und kichernd aussteigt, werden die vier nacheinander gemustert, weil sie so gute Laune haben. „Ein Glück haben wir dich Sophie, sonst wäre der Kleine uns sicher noch umgefallen.“ „Gern geschehen, immerhin passe ich heute auf ihn auf.“ Wegen dieser Aussage zieht Scott sie zu sich und küsst sie auf die Stirn. „Danke mein kleiner Engel.“ „Noch bin ich das nicht, erst nachdem du das hier überstanden hast.“ Sie lächelt ihn an, während sie gemeinsam in den Saal für die Trauung gehen. Sie will auf ihren Platz gehen, als sie den verstärkten Griff um ihre Hand spürt. „Bleib bitte bei mir bis es losgeht.“ „Fall mir nur nicht um.“ „Wenn du bei mir bleibst nicht.“ Etwa bis fünf Minuten bevor ihre Mutter in den Saal kommt bleibt sie bei ihm, dann geht sie auf den Platz, den sie mehrmals besprochen haben. Bevor sie ihre Mutter sieht kommt Lea als Blumenmädchen herein, schließlich erscheint ihre Mutter mit deren Vater in den Saal, Sophies Blick wandert zu Scott, nun ist er richtig nervös. Nun versucht sie Derek auf sich aufmerksam zu machen, als dieser zu ihr sieht, deutet sie ihm an, Scott in den Arm zu kneifen, damit er nicht umfällt. Als Derek das tut, schwankt Scott bereits, bleibt aber dank des Schmerzes vom Kneifen stehen. Sie hat schließlich versprochen aufzupassen, dass er nicht umfällt. Die Trauung über behält sie ihn Blick, bis in ihrem Sichtfeld Jan mit den Ringen auftaucht. Als sich das Brautpaar küsst, sieht sie hingegen weg. Wenige Minuten später werden die drei `Kinder´ gebeten zu ihren Eltern zu kommen, um die Namensänderung vorzunehmen. Während es Jan und Lea leicht fällt ihren Familiennamen abzulegen, zögert sie. Eine warme Hand legt sich auf ihre Schulter, als sie noch immer zögert. Als sie in sein Gesicht sieht weiß sie, dass es stimmt, was Mona zu ihr im Garten sagte, sie hat Scott lieb. Nachdem sie den Stift beiseitelegt, sieht sie auf ihren neuen Namen, `Sophie McCallum´. Im Stillen entschuldigt sie sich bei ihrem Papa, weil sie seinen Familiennamen abgelegt hat. „Hey Sophie kommst du? Wir wollen los.“ „Ich komm ja schon.“ Sie folgt ihren Geschwistern, die raus laufen, viel mehr wollen diese Reis werfen. Als sie draußen sind, nehmen die beiden Schüsseln voller Reis. Sie verzichtet, bis Derek ihr eine Schüssel hinhält, sodass sie dann dezent auf ihre Mutter zielt, als sie und Scott heraus kommen. Leider fahren die zwei mit einem anderen Fahrzeug zu der Feier Location, kaum sind beide weg, ruft Derek nach ihr und ihren Geschwistern. Als sie das Anwesen sieht, welches eine Unmenge Geld gekostet hat, will sie nicht wissen, wer das ausgesucht hat, Scott sicher nicht. Das Anwesen, eine Villa im englischen Stil liegt direkt am Meer, sie sieht Klippenabhänge, das Rauschen und Brechen der Wellen in der Brandung ist zu hören, die warme salzige Luft schmeckt und spürt sie. Sie wird geradezu vom Meer angezogen. Ihr Blick geht bis zum Horizont als sie an der Klippe hinaus aufs Meer sieht. Ihre Gedanken schweifen umher, werden verworfen wie die Wellen unter ihr sich an den Felsen brechen. Zwar hört sie die Fotografen, die alle für die Fotos zusammen rufen, doch sie bleibt an den Klippe stehen, beobachtet, wie sich die Wellen an den Felsen brechen, bevor ihr Blick hinauf zu den wenigen grauen Wolken wandert. Erschrocken zuckt sie zusammen, als sie das Klicken einer Kamera hört. Der Fotograf nimmt seine Kamera vom Gesicht, ihr Herz rast, eines der Hobbies ihres Vaters war die Fotografie. „Tut mir Leid, aber dein Blick ist so interessant gewesen, an was hast du gedacht?“ „An meinen Vater.“ Damit dreht sich Sophie um, geht von diesem Fotografen weg. Scott sieht zu Sophie und geht schließlich zu ihr rüber, als er ihren Blick sieht. „Alles okay?“ „Papa sollte hier sein.“ „Ich weiß. Er fehlt mir auch. Magst du mit Fotos machen?“ „Meinetwegen.“ Dann wurden von den Fotografen verschiedene Fotos gemacht, von allen fünf, das Brautpaar oder die drei Kinder alleine, auch einzeln. Aber hauptsächlich wurde das Brautpaar fotografiert. Die Kinder sollten dann einzeln mit den Eltern fotografiert werden, Sophie macht zwar mit, aber ihr Blick war nur bei dem Einzelbild zusammen mit Scott anmutiger. Nach der Aufnahme will sie sich von ihm lösen, aber so schnell lässt er Sophie nicht gehen, er zieht sie an sich, küsst sie auf die Stirn, was sie leicht rot werden ließ. Beide merken nicht, wie einer der Fotografen diese Szene auf einem Foto festhielt. „Ich hab dich lieb.“ Über Sophies Äußerung freut er sich sichtlich. „Bist du jetzt mein kleiner Engel?“ „Ich denke schon, Papa hat sicher nichts dagegen.“ „Ich habe dich sehr lieb Sophie. Mein kleiner Engel.“ Sie sieht sein Grinsen, seine Freude. Doch auch, wie sauer ihre Mutter zu den beiden sieht. „Geh lieber zu Mama, sie schaut sauer zu uns.“ Zwinkernd geht er zu seiner Braut zurück, lässt sie alleine, während sie zu den Klippen zurückgeht. „Papa. Er ist dein bester Freund, nun ist er mein Stiefvater. Darf ich auch sein kleiner Engel sein, wie ich deiner bin?“ Sie weiß dass sie keine Antwort erhalten wird, dennoch sieht sie in den Himmel überm Atlantik, wo sich ein paar Wolken öffnen und Sonnenlicht durchlassen. Grinsend sieht sie zum Himmel. „Cooles Zeichen von dir Papa.“ Sie beschließt eins der Lieblingslieder ihres Papas zu singen, dass er sie doch im Himmel hören mag. ... So the World goes round and round With all you ever knew – They say the sky high above Derek tippt Scott auf die Schulter, deutet zu Sophie, die an den Klippen steht, da hört er, dass sie singt. Er fragt sich nur, wieso sie so ganz alleine dort steht. Erst denkt er würde es sich nur einbilden, aber Sophies Lied hat den Takt der brechenden Wellen. … If every man says all he can If every man is true Do I believe the sky above Ihre letzten Worte richtet sie direkt in den Himmel, als sie ihre Augen öffnet, bricht unter ihr eine viel größere Welle als zuvor, sodass Wasser nach oben steigt und sie die brechende Welle beobachtet, wie diese zurück sinkt, etwas glänzendes fällt ihr auf, ein einzelner Wassertropfen, den sie auffängt. Langsam öffnet sie ihre Hand, es war kein Wassertropfen gewesen, sondern ein kleiner meeresblauer Stein, der nun in ihrer Hand liegt. „Also das ist jetzt schon ein wenig zu krass gewesen, meinst du nicht Papa?“ Mit dem Stein in der Hand dreht sie sich um, dabei geht sie zu Scott, der sie fragend ansieht. Sie bleibt vor ihm stehen, nimmt mit ihrer Hand seine und legt ihm den Stein in die Handfläche hinein. „Papa meint es sei okay, wenn du mein Dad wärst.“ „Wo hast du denn den Stein her?“ „Der kam bei dieser Welle angespült, ich weiß nur nicht was das für einer ist.“ „Soll ich den Stein für dich einstecken?“ „Wäre lieb, ich habe keine Hosentaschen.“ „Der Nachteil eines Kleides.“ „Das Kleid finde ich durchaus hübsch.“ „Dann habe ich es ja richtig ausgesucht.“ Sprachlos sieht sie ihn an, als Wind aufkommt riecht sie nicht nur die salzige Luft des Meeres, sondern die süße des Regens. Daher dreht sie den Kopf zum Horizont, wo sie dunkle Regenwolken sehen kann. „Sophie?“ „Regen.“ „Was meinst du, die Sonne scheint doch.“ Sophie wendet den Blick ab, während sich das vertraute Kribbeln auf ihren Armen ausbreitet, was sie bei Regen immer hat. Im Laufe der Zeit, die sie so nahe am Ozean verbrachte, hat sie feinfühlig für Wetterumschwünge gemacht, ihr Körper nimmt diese wahr. „Ich kann es spüren, es wird bald, sehr bald hier regnen und dann sind wir alle nass.“ „Wie du spürst das?“ „Bitte Dad, vertrau mir. Ich will nicht das deine Hochzeit ins Wasser fällt.“ Diese Eindringlichkeit ihres Gesichtsausdrucks lässt ihn ihren Blick folgen, da sieht er, was sie meint, vom Meer her kommt ein Unwetter. „Okay und wann denkst du wird es anfangen zu regnen?“ „In einer Stunde, besser gesagt eine halbe Stunde.“ „Ich sage den anderen Bescheid, sage du es bitte auch den anderen.“ Sie sagt denen sie überm Weg läuft das mit dem Regen, als sie ihre Mutter auf sich zukommen sieht. „Du mieses Gör willst mir nur die Hochzeit verderben.“ „Nur weil du mir nicht glaubst.“ Sie sieht, wie ihre Mutter die Hand erhebt, ihr eine Ohrfeige geben will, als ihre Hand aufgehalten wurde, sehen beide zu Derek. „Sieh zum Meer Miriam, Sophie sagt die Wahrheit, bitte komm mit rein, die Braut darf doch nicht fehlen.“ Ihre Mutter stapft davon, sodass Sophie aufatmen kann. „Alles okay bei dir?“ „Ja. Alles okay, bin das bei ihr gewohnt.“ „Deine Mutter schlägt dich?“ Schwach nickt sie. „Behalte es bitte für dich, ich möchte nicht, dass es Scott erfährt.“ „Ich finde Gewalt gegenüber Kinder schrecklich. Aber du solltest auch rein gehen.“ Sie geht ins Innere der Villa, bleibt aber außer Reichweite ihrer Mutter, die sie so bösartig ansieht, dass sie sich fragt, was sie nun schon wieder getan hat. Aber ihre Mutter braucht keinen Grund um Ohrfeigen auszuteilen. Eine knappe halbe Stunde später fängt es mit Regen an, Lea sieht aus einem der Fenster. „Oh man das schüttet ja richtig.“ Während alle in den Saal gehen, wartet Sophie in einer Ecke darauf, dass alle im Saal sind. Sie lehnt sich an die Wand, als sie Schritte hören kann, denkt sie erst es sei ihre Mutter, doch es war Scott, der anscheinend nach ihr sucht. „Hier bist du. Stimmt was nicht?“ „Ich hab die anderen nur vorgelassen.“ „Kommst du mit, wir wollen essen.“ „Ja okay.“ Am Tisch angekommen steuert sie den Ihrem vorgesehenen Platz an, als Scott sie an der Hand zwei Stühle weiter führt, sieht sie ihn fragend an. Denn eine gewisse Sitzordnung gibt es schon, aber die ist ihm wohl egal. Statt neben ihrer Mutter sitzt sie nun neben ihm. Ein paar sind wegen Scotts Handeln irritiert, lassen ihn aber machen. Sie beobachtet den Cateringservice, die damit anfangen die Speisen an die Plätze zu stellen, beim Hauptgericht sieht sie Fleischgerichte, sodass sie nervös wird, weil sie solche Gerichte nicht anrührt. Zu ihrer Überraschung wird ihr ein vegetarischer Teller vor die Nase gestellt, mit Kartoffeln, Möhren und Erbsen. Verunsichert sieht sie auf den Teller, im Augenwinkel sieht sie, wie Scott grinst, er ist dafür verantwortlich. Dankend lächelt sie ihn an, während sie von ihrer Mutter böse angefunkelt wird. Nach dem Essen sieht sie wie Derek aufsteht, um zur Bühne zu gehen. Seine Ansprache wird eine kurze Rede, als er schließlich darum bittet, dass Sophie auf die Bühne kommen soll. „Ich versichere euch es wird euch gefallen. Sophie kommst du bitte.“ Sie versucht vom Stuhl unterm Tisch und ganz zu verschwinden, als sie Scotts Lippen an ihrem Ohr spürt. „Du hast es mir versprochen.“ Grummelnd richtet sie sich wieder auf, steht auf, um auf die Bühne zu gehen, bei der Treppe hilft ihr Derek netterweise und überreicht ihr das Mikrofon. Flüsternd teilt er ihr das Lied mit, für welches sich das Brautpaar entschieden hat. Sie tritt näher ins Rampenlicht, während sie vor der Bühne die beiden Hauptpersonen sehen kann, die zur Tanzfläche gehen. Ihr Herz schlägt nervös in ihrer Brust, bevor sie das besagte Lied anfängt zu singen und auf der Tanzfläche die beiden miteinander tanzen, durch das blendende Scheinwerferlicht sieht sie kaum etwas, sodass sie ihre Augen schließt, so auch die anderen ausblendet. Sie singt die sonst so harten Töne weicher, sanfter sodass es angenehmer im Saal klingt. Den letzten Ton, das letzte Wort des Liedes lässt sie mit ihrer Luft entweichen, sodass er noch nachhallt als sie geendet hat. Stille folgt bis jemand zu klatschen anfängt, langsam öffnet sie die Augen. Das Mikrofon will sie Derek zurück reichen, doch der meint, dass sie noch ein Lied singen soll. „Du hast mir vielleicht eine Gänsehaut verpasst, der Kleine hatte wirklich Recht, du kannst super singen.“ „Danke, aber ich mag nicht nochmal singen.“ Sie überlässt die nächsten Lieder der Band, die sie bei ihrem Lied nicht begleitet haben. An einem kleinen Buffet trinkt sie ein Glas Saft, als sich Derek zu ihr stellt. „Ich werde jetzt meinen Bruder ärgern.“ „Wie willst du das anstellen?“ Er grinst, reicht ihr die Hand, als sie die Haltung als Tanzaufbietung erkennt, kichert sie. „Verstehe. Kannst du denn tanzen?“ „Tanz mit mir und du findest es heraus.“ Grinsend stellt sie ihr Glas auf den Tisch, hakt sich bei ihm unter um zur Tanzfläche zu gehen. „Stimmt es eigentlich?“ „Was denn?“ „Scott meinte du kannst fließend Spanisch, aber heut Vormittag im Garten, das war doch Französisch, oder irre ich mich da?“ „Stimmt, ich kann sowohl spanisch, wie Französisch. Insgesamt beherrsche ich vier Sprachen.“ Während sie reden, tanzen sie miteinander, sie dreht sich heraus und wieder zurück. „Also hast du sehr viele Talente, sehr erstaunlich.“ „Wenn du das heute früh erkannt hast, bedeutet das doch, dass du ebenfalls französisch sprechen kannst.“ „Oui mademoiselle.“ Den Tanz über reden sie noch in Französisch, während sie von den anderen beobachtet werden. Seufzend nimmt es Scott hin, dass sein Bruder mit Sophie tanzt. „Merci ma bell.“ „Nenn mich nicht so. Du bist echt mit ihm verwandt, ihr seid euch so ähnlich.“ „Ich habe ihn zumindest erfolgreich eifersüchtig gemacht. Mal sehen, wann er sich traut dich zum Tanzen aufzufordern.“ Sie wittert eine Wette mit Derek. „Um wie viel wollen wir wetten, dass er sich in der nächsten halben Stunde traut?“ „Du hast doch kein Geld, aber wenn du die Wette verlierst singst du nochmal.“ „Einverstanden, aber wenn ich gewinne kriege ich von dir $20.“ „Deal.“ Den Reden einiger Gäste hört sie nur mit einem Ohr zu, allerdings sieht sie dann wie Scott selbst auf die Bühne geht und das Mikrofon nimmt. „Na mal sehen, was er zu sagen hat.“ Selbst von weiten sieht sie ihm an, dass er nervös ist, irgendwie findet sie das auch normal, sie war es ja auch, als sie gesungen hat. „Hallo zusammen, erstmal möchte ich allen danken, dass ihr kommen konntet. Zumindest die meisten von euch haben mich heute nicht alleine gelassen. Leider konnte mein bester Freund nicht kommen, ich vermisse ihn.“ Sie sieht ihm an, wie er darunter leidet, Sophie beißt sich deswegen auf die Unterlippe, er soll nicht zu seiner Hochzeit weinen, sondern glücklich sein. In dem Moment treffen sich ihre Blicke und sie lächelt ihn an, sodass er zurück lächelt. „Ich will mich bei dir entschuldigen Sophie, nun hast du mich wieder auf den Hals gehetzt bekommen und du wirst mich nicht mehr los.“ Sie legt den Kopf schief, eher ist es genau umgekehrt, seufzend sieht sie zur Bühne. Mit dem Blick sucht Scott nach den anderen beiden findet sie nebeneinander bei Miriam, er lächelt die drei an. „Jan, Lea, ich hoffe ich werde weiterhin euer Papa sein, auch wenn ihr manchmal echt anstrengend sein könnt. Ich habe euch lieb. Schon seltsam, auf einmal habe ich eine wunderschöne Frau und drei wundervolle Kinder, die ich nicht mehr hergeben möchte. Ich liebe euch.“ Ungläubig darüber, dass Scott vor allen gesagt hat seine Familie, die er nun hat zu lieben, beobachtet sie wie er von der Bühne geht, in Richtung seiner Familie. Als er Miriam küsst und umarmt sieht wie weg. „Du scheinst es nicht zu mögen, wenn sich die beiden küssen.“ „Es liegt nicht an Dad, sondern an meiner Mutter, ihr falsches Lächeln nervt mich, sie spielt nur mit seinen Gefühlen.“ „Wie kommst du darauf?“ „Würdest du eine Frau lieben, die schon mehrere Liebhaber im Bett hatte?“ Neben ihr unterdrückt Derek einen Hustenanfall, zu sehr hat ihn Sophie Deutungen zu Miriam verwirrt. Seufzend holt sie mit der linken Hand aus und schlägt ihm auf den Rücken. „Wenn du stirbst bekomme ich nicht die $20.“ Kapitel 17: Die Hochzeit (II) ----------------------------- Ihr Gespräch mit Derek wird unterbrochen, als ein Spiel vorgeschlagen wird, wobei sie sich fragt wer sich die Mühe gemacht hat, sämtliche Namen auf Zetteln zu schreiben und in einen Topf zu legen. Die zwei die gezogen wurden, mussten auf die Bühne, um etwas nach einem weiteren Mal ziehen entweder singen, schauspielern oder sich einfach zum Affen machen. Nachdem schon mehrere von Scotts Verwandten und ein paar von Miriam, sind auch Jan und Mona dran gewesen, die aus ihrem Schauspiel eine Komödie gemacht haben, sodass die anderen lachen mussten, ebenso ist Derek gezogen wurden zusammen mit einem seiner Cousins, dessen Namen sie zu schnell vergessen hat, mussten beide singen, auch wenn Derek halbwegs die Töne getroffen hat, tun ihr wegen dem Cousin die Ohren weh. Derek kommt wieder zu ihr, sieht sie entschuldigend an, doch sie schmunzelt nur darüber. Sie fragt sich, ob die Namen vom Brautpaar auch mit drin liegen, denn bisher waren andere dran. „Na das wird nun interessant, ich habe doch wirklich unseren Bräutigam gezogen. Mal sehen. Wisst ihr wer noch mit einem S anfängt und unserem Scott nahe steht?“ Ihr schwant übles, als sie das hört, neben ihr grinst Derek bereits. „Scheint als wärst du gemeint.“ „Sophie, wo bist du denn versteckt?“ Schnell huscht sie hinter Derek, ihr Kleid verrät sie mehr, als zu verstecken, mit der Hand deutet er hinter sich, als sie hervorlugt steht Scott neben den beiden. „Du wirst mich das doch nicht alleine machen lassen oder?“ Er sieht sie so flehend an, dass sie nachgibt und mit ihm zur Bühne geht, dann darf sie auch noch den Zettel ziehen, als sie darauf blickt, ist sie kurz davor hinterm schwarzen Vorhang zu verschwunden. „Tut mir leid.“ Sie zeigt ihm den Zettel, worauf ein Lied steht, welches sie als Duett singen sollen. Ihr wurde der Zettel aus der Hand genommen. „Ich wusste doch, dass das interessant wird, na dann zeigt mal, was ihr so könnt.“ „Darf ich ihn von der Bühne schubsen?“ Sie sieht Scott bittend an, derjenige, der die Moderation übernommen hat, ist einer von seinen Verwandten, der sich rückwärts von der Bühne zurückzieht. Finster sieht sie dem Kerl nach, bevor sie von Scott zu ihm gedreht wird, als würde niemand da sein, legt er seine Stirn an ihre. „Vergiss die anderen okay. Zeigen wir denen mal, dass es auch Leute gibt, die auch singen können.“ Er zwinkert ihr grinsend zu. „Na dann. Fall nur nicht von der Bühne.“ Wenn sie schon eine `Show´ liefern sollen, kann sie ihnen diese liefern. Sie geht lächelnd ein paar Schritte von Scott weg, dieses Lied ist schließlich eine Ballade, wieso nicht ein wenig Drama einbringen. Für das Spiel wurden auf dem Rand Monitoren angebracht, damit jeder die Lieder singen kann, falls man so ein Los gezogen hatte, nur muss sie den Text nicht sehen, sie kennt diesen, wie das Duett. Sie sieht den Blick von ihm, neben dem singen bewegt sie sich mit passenden Bewegungen dazu, diesen gespielten Schmerz ihres Parts, während seiner hoffnungsvoll dagegen hält. Manche Passagen erlauben es ihr zu weichen, von ihm wegzurücken, während er gar versucht sie festzuhalten. Am Ende zieht er sie wirklich zu sich und umarmt sie, so schnell würde er seinen kleinen Engel nicht mehr loslassen. Auch, wenn ihm die Blicke der anderen auffallen, er kann nicht anders als zu grinsen. „Wahnsinn. Hey mal ehrlich habt ihr das vorher abgesprochen?“ „Kein Stück.“ Neben Scott grinst Sophie, anscheinend war es ein gelungener Auftritt gewesen. Beide wollen bereits von der Bühne gehen, als Derek an ihnen vorbei geht und zum Mikrofon greift. „Ähm Sophie, warte mal ganz kurz. Bevor ihr euch fragt, Sophie und ich hatten eine Wette, so leid es mir tut, die Zeit ist um, du hast die Wette verloren und du kennst doch noch den Wetteinsatz.“ Seufzend löst sie ihre Hand aus der ihres Dad, geht zurück und nimmt das Mikrofon entgegen, während Derek schadenfroh grinst. Da merkt sie etwas neben dem Mikrofon in ihrer Hand liegen, eine $20 Dollar Note. An dem Schein ist ein Zettel befestigt `behalte es, sing worauf du Lust hast´ ihr Blick wandert erneut zu ihm, der von Scott gefragt wird, was das für eine Wette war. Ein Lied worauf sie Lust hat? Da muss sie nicht lange überlegen, kurzerhand dreht sie sich zur Band, fragt diese ob sie ein bestimmtes Lied spielen könnten, als alle nickten, geht sie zurück auf Position, gibt das Zeichen und legt los. Damit sollten alle wach werden. Danach herrschte Stille, während sie kicherte. „Hey, ich bin kein braves Mädchen, also seid nicht so überrascht.“ Sie geht von der Bühne, direkt zu Derek und Scott, die sie sprachlos und amüsiert ansehen. „Hat dir dein Bruder gesagt, was die Wette war?“ „Nein.“ Sein Schmunzeln weicht, im Gegensatz zu Derek ist er nicht überrascht, dass sie auch so singen kann. Fragend legt sie den Kopf dezent schief. „Traust du dich mit mir zu tanzen, aber mich vorher zu fragen?“ „Sag jetzt nicht, dass das eure Wette war.“ „Doch irgendwie schon.“ Sie beobachtet ihn, ein wenig nervös ist er wohl doch, sie wegen einem Tanz zu fragen. Nachdenklich reibt er sich übers Kinn, sieht zu ihr und fragt sie schließlich doch, ob sie mit ihm tanzen möchte. Zwar reicht er die Hand, aber er macht nicht die Haltung wie Derek zuvor. Grinsend nimmt sie an und geht mit Scott zur Tanzfläche, während Derek über die beiden schmunzelt. Bei Scott fühlt sie sich wohl, geborgen und beschützt, er passte sogar auf, als sie kurz stolperte. Nur schade, dass ein Tanz nur Minuten dauert, nach dem Tanz schmiegt sie sich an ihn, als beide angetippt werden, steht Jan neben ihnen. „D-darf ich mit Sophie tanzen?“ Seufzend lässt Sophie Scott los, der sie direkt an Jan weiterleitet. „Holt euch nur keinen Drehwurm.“ Grinsend nimmt Jan ihre Hand, wobei sie seine Röte sieht, der Kleine freut sich sichtlich, auch wenn seine Tanzschritte noch etwas holprig sind. Sie lenkt seinen Blick von ihren Füßen ab, denn so würde er nur irgendwann ganz aus dem Takt kommen. „Weißt du, dass dir der Anzug wirklich steht, darin siehst du nicht wie ein frecher Junge aus.“ Er sieht auf, sieht sie mit roten Wangen an. „Du und Lea … ihr seht wie Prinzessinnen aus, richtig hübsch, da fühle ich mich, wie ein Prinz, der auf euch aufpasst.“ Sie schmunzelt ihn darüber an, aber dieses Gespräch kann sie noch fortsetzen. „So? Dann erlaubt mir die Frage Prinz Jan, wieso wolltest du mit mir tanzen?“ „Du bist meine Schwester und mit Lea habe ich schon getanzt, aber sie dreht sich lieber auf einer Stelle im Kreis.“ Nach dem Tanz sieht sie Jan musternd an, so klein ist er ja nicht mehr, sein Wachstum hat vor einer Weile schon begonnen, sie sieht ihm oft an, wenn ihm alles deswegen wehtut. „Was ist? Du schaust mich so komisch an.“ „Mach mal die Augen zu. … mach einfach.“ Als er die Augen zu hat, gibt sie ihrem Bruder zum ersten Mal einen Kuss auf die Wange, wobei dieser sie verwirrt ansieht und seine Wange hält. „W-Wofür?“ „Der war grundlos.“ Sie zwinkert ihm zu, dass er sie gern und gar lieb hat weiß sie, so langsam versteht sie ihn besser und hat ihn ebenfalls gern. Schließlich lässt sie ihren Bruder alleine, der sich noch immer wegen dem Kuss die Wange hält. Vorsichtig schleicht sie sich aus dem Saal, in der Hoffnung ungesehen zu sein, geht sie von der Tür in dem Gang zu einer kleinen roten bezogenen Bank und setzt sich darauf. Hier im Gang war es ruhig, sodass sie sich Augen schließend an die Wand lehnt. Ihr Fuß schmerzt, während wegen den Lichtern des Saales Kopfschmerzen gegen ihre Schläfen pulsiert. Den mehrlagigen Stoff des Kleides schiebt sie nach oben, dabei sieht sie, dass der Verband verrutscht ist, ihren Knöchel nicht mehr stützt. Wie soll sie hier nur an Verbandszeug kommen? Als sie Schritte im Gang hören kann lässt sie den Stoff sinken, unerwartet hockt sich Derek vor sie. „Lea hat gesehen, wie du raus gegangen bist. Stimmt etwas nicht? Du bist blass.“ „Ich habe Kopfschmerzen und mein Knöchelverband ist verrutscht.“ „Dein Knöchel? Darf ich?“ „Kennst du dich damit aus?“ „Ist mein Beruf, ich bin Notarzt.“ „Glück muss man haben, aber ich weiß nicht, wo man hier Verbandszeug findet und draußen regnet es noch immer.“ „Warte hier, ich komme gleich wieder.“ Wenige Minuten später sieht sie ihn wieder kommen, dabei beobachtet sie wie Derek den alten Verband löst und ihr einen neuen anlegt, der ihr nun bis zur Wade reicht. Ein fester Stützverband. Erstaunt darüber, wie leicht es ihr fällt mit dem Verband zu laufen, lässt sie grinsen. „Danke.“ „Du bist doch meine Nichte.“ Er zwinkert ihr zu. „Ich habe noch nie einen Onkel gehabt, also einen richtigen, es fühlt sich aber gut an.“ „Wegen deinen Kopfschmerzen, kann ich dir die hier empfehlen, aber nimm nur eine, die sind ziemlich stark.“ Er reicht ihr einen Tablettenblister, wo sie sich eine Tablette heraus nimmt, um ihm den Blister direkt zurück zu geben, die Tablette bekommt sie auch ohne Wasser trinken geschluckt. „Trink dennoch ein Glas Wasser, dann wirkt die Tablette besser.“ Den Vorschlag befolgt sie, als sie zurück in den Saal gehen, wo sie sich nicht nur ein Glas Wasser nimmt, immerhin stört es dieses Mal niemanden, wenn sie Saft trinkt. Als die Hochzeitstorte gebracht wird, bleibt Sophie dort wo sie ist, es interessiert sie nicht, leider sieht sie, dass ihre Mutter die Hand oben hat, damit ist ihr jetziges Leben bereits verdammt den Bach runter zu gehen. „Willst du ein Stück Torte?“ Sie schüttelt auf die Frage hin den Kopf, nippt etwas an dem Saft und sieht im Saal umher. „Ich weiß, dass mich das nichts angehen sollte, aber du scheinst nicht das zu wiegen, was du wiegen solltest.“ „Schon gut, mir geht es gut.“ „Weißt du, er hat ein paar von uns gebeten dich heute im Auge zu behalten, er macht sich Sorgen um dich.“ „Er hat euch drum gebeten, weil meine Mutter es nicht sehen mag, wenn Scott bei mir ist, geschweige sich um mich kümmert.“ Als eine Leinwand herab gelassen wird, fragt sie sich, was nun kommt. „Weißt du was das wird?“ „Scott meinte vorhin dass noch eine Foto- und Videoshow kommen wird. Wahrscheinlich ist sie das.“ Durch einen Beamer wurden die ersten Fotos angezeigt, während das Licht noch mehr gedimmt wurde. Die ersten Fotos zeigen nacheinander Mitglieder der Familie, bevor die Fotos nach Mitglied gezeigt wurden, die Fotos ihrer Mutter interessierten Sophie nicht, nicht einmal das Foto, wo sie als Baby im Arm ihrer Mutter lag, seufzend beobachtet sie dann den Wechsel von ihrer Mutter zu Scotts Bildern, erstaunt sieht sie Fotos wo Hendrik, Sophie und Scott drauf abgebildet sind, ein Foto was gezeigt wurde, hatte sie letzte Woche noch angesehen, dass wo sie an Scotts Arm hängt. Beim letzten Bild bei Scott zeigten sie ein Foto wo Scott Miriam umarmt. Ihre Fotos folgten schließlich, sodass sie nach Luft schnappt, es wurden alles Fotos gezeigt, die ihr Vater gemacht hat, selbst ein Video, was er gefilmt hat wurde gezeigt, wo sie auf der Schaukel sitzt und singt bis sie ihn anspricht, ihre Kinderstimme ist zu hören. „Papa was filmst du?“ „Dich mein kleiner Engel.“ Sie lacht in die Kamera, dabei lacht sie ihren Vater an. Dem Video folgen Unterwasserfotos, zusammen mit Delphinen war sie abgebildet, wieder hat ihr Vater die Fotos gemacht. Es wurden Fotos noch gezeigt, die sie sogar im Zimmer an der Wand hängen hat bis die Fotos von Jan mit Video folgen, dasselbe bei Lea. Sie dreht den Kopf weg, wischt sich die Tränen weg. Die Aufnahmen die bei der Hochzeit gemacht wurden verpasst sie, auch als man ein Foto sah, wo die Welle zu sehen war, ihren Blick auf ihre Hand gerichtet. Das Video mit dem Hochzeitstanz wurde abgespielt, die Kamera schwenkt vom Brautpaar auch ab und an hoch zur Bühne. Mit gesenktem Blick stellt sie ihr Glas weg, geht an Derek vorbei, läuft durch die Lücken der Gäste, die sich wegen der Show zur Tanzfläche gesellt haben, um schließlich den Saal zu verlassen. Ihr Blick ist die ganze Zeit nach unten gerichtet, während sie kreuz und quer durch die Gänge der Villa läuft. An einem Fenster bleibt sie stehen, sieht Regentropfen die Scheiben hinablaufen, wie Tränen an ihren Wangen. Wieso haben sie die Fotos ihres Vaters gezeigt, gerade als sie dabei war über seinen Tod hinweg zu kommen. Die Fotos, das Video mit ihrem Vater, seiner Stimme, haben allen Schmerz ihres Verlustes erneut hervorgerufen. Sie lässt sich aufs Fensterbrett sinken, an dessen Wand sie sich lehnt und den Regen beobachtet. Im Saal werden währenddessen weitere Videos und Fotos von der Hochzeit gezeigt bis man schließlich die Gäste fragt, ob sie Wünsche hätten, tatsächlich wollen viele mehr Fotos von den Kindern sehen. Lea zieht an Scotts Hosenbein. „Papa, ich mag aber mehr Fotos von Sophie sehen, bitte. Meine Fotos und die von Jan kenne ich doch.“ Scott streicht seiner Kleinen über den Kopf, gibt ihren Wunsch weiter nach hinten und so werden noch mehr Fotos, wie auch Videos von Sophie gezeigt. Ein Schwimmwettkampf, als man Sophie sieht, ist diese nicht einmal richtig außer Atem. „Erster Platz Sophie Herrmann. Zweiter Platz ....“ Man sieht in dem Video Sophie zwar, doch sie bemerkt die Kamera gar nicht, als sie auf eine kleine Gruppe Teenager drauf zugeht und High Fives gibt. Dann können alle sehen, wieso Sophie zurück will, einer der Jungen zieht sie zu sich, umarmt sie und küsst sie auf die Wange, während er sie fest an sich drückt. Es bestätigt nur Scotts Befürchtung, dass Sophie nie über diese Trennung hinweg kommen wird. Im nächsten Moment kommt ein weiteres Video, welches er sogar schon kennt, das war vor knapp drei Jahren, die Aufnahme von Hendrik zeigt Sophie unter Wasser, bei diesem Video sieht er sich um, wo Sophie ist, aber neben Derek ist sie nicht mehr. Sein Blick wandert wieder zu dem Video an der Leinwand. Dort sehen alle, wie Sophie ohne Ausrüstung zu einem Riff taucht, gefolgt von der Kamera, zu der sie sich dreht und Handzeichen gibt, lächelt und weiter schwimmt, als die Kamera ihr folgt ist sie bereits von Fischen umgeben. Sie lächelt, streckt ihre Hand aus und lässt einem neugierigen Fisch, ihre Hand streifen, bevor dieser wieder zum Schwarm zurück schwimmt, sie grinst zwar zur Kamera, doch sie hat da ihren Vater angegrinst, der alles aufgenommen hat. Sie deutet mit der Hand nach oben, bevor sie schon nach oben schwimmt, bleibt die Kamera beim Riff, die diese Perspektive festhält, die Wasseroberfläche glitzert im Schimmer des Sonnenlicht, während Sophie sich dieser nähert und wieder von Fischen umgeben ist. „Sie schwimmt so toll.“ Lea spricht wohl von vielen die Gedanken aus. Mit dem beenden der Show wird das Licht im Saal wieder nach oben gedreht, sodass man wieder mehr sehen kann. Beim umhersehen sieht er Sophie nirgendwo, er sieht zu seinen Freunden und Verwandten, die sie mit im Auge behalten sollten, doch die sehen sie auch nicht. „Sophie!“ Scott sieht sich nochmal im Saal um, doch nirgendwo war sie zu sehen. „Vergiss das Gör, die wird schon wieder auftauchen.“ Über die Worte von Miriam sieht er diese nur ungläubig an, aber hier würde er nicht mit seiner Braut streiten. Bevor er etwas sagen kann kommt Derek zu ihm. „Im Saal ist sie nicht.“ „Bist du dir sicher?“ „Ich habe hier und draußen im Gang nachgesehen, ich habe sie nicht gesehen.“ „A-Aber. Sophie kann nicht verschwunden sein.“ Lea klingt neben Scott verängstigt, dann sind mehrere seiner Freunde und Verwandten bei ihm, die mitbekommen haben, dass Sophie vermisst wird und sie suchen gehen. „Danke.“ „Schon okay.“ Dann sieht Scott seinem Bruder nach, geht in die Hocke um Lea zu beruhigen, die angefangen hat zu weinen. Kapitel 18: Ein Haus zu viele Wege ---------------------------------- Sophie wusste nicht wie lange sie bereits in den Fensternischen sitzt und den Regentropfen beim hinablaufen der Scheibe beobachtet. Ihr war kalt, sie zitterte bereits. Draußen regnete es noch immer. „Ich sollte zurückgehen, nicht dass sich Dad Sorgen macht.“ Sie zieht die Beine an. „Er ist nun mein Dad, Papa ist gestorben, nun kümmert sich Scott um mich und beschützt mich vor Mama. Ich habe sogar einen coolen Onkel und eine ganz liebe Oma. Sie machen sich bestimmt Sorgen.“ Sie lässt sich von den Nischen runter rutschen, sieht in dem Gang nach links und rechts, sie geht nach links bis sie vor zwei Gängen steht. „Och nö, von wo bin ich denn gekommen?“ Sie nimmt den Weg zu ihrer rechten Seite, landet dort aber erneut an eine Verzweigung von Gängen, sie beißt sich auf die Unterlippe als sie dieses Mal links entlang geht, dort kommt sie schließlich an eine verschlossene Tür. „Das ist kein Haus, sondern ein Labyrinth und kalt ist mir auch noch.“ Sie geht zurück versucht den nächsten Gang, als sie Stimmen von irgendwoher wahrnehmen kann. „Sophie. Can you hear me?“ Nach einigen der Rufe erkennt sie eine der Stimmen, die von Derek. „I´m here! Derek I`m here!“ Erneut folgen Rufe, Fragen wo sie genau sei, sodass sie versucht zu antworten. „Sophie!“ Die Stimme hätte sie überall erkannt, doch sie wusste nicht woher sie kam, sie stand schon wieder an einer Gabelung von Wegen, diese Villa ist doch ein schlechter Witz, erneut hört sie Scotts Rufen. „Dad!“ Beim nächsten Rufen geht sie ihrem Gehör den einen Gang entlang, nimmt dort den rechten, an einer Schwelle rutscht sie mit einer Sandale ab, fällt und legt sich auf dem Boden. „Ich will hier raus.“ Vorsichtig kniet sie sich hin, beim Aufrichten, sieht sie zu ihren Füßen, ob sie mit dem Verband hängen geblieben ist, was nicht der Fall ist. Etwas unsicher hält sie sich an der Wand, bevor sie Schritte deutlich im Gang hören kann, sieht sie schon Derek, der auf sie zukommt. Sie löst sich von der Wand und geht auf ihn zu, froh darüber nicht mehr alleine zu sein. „Hey.“ „Oh man du machst vielleicht Sachen, wo warst du denn?“ „Das ist kein Haus sondern ein Labyrinth, ich habe mich einfach verlaufen.“ Er berührt ihre Wange und Arm. „Du zitterst ja.“ Daraufhin zieht er sein Jackett aus und legt es ihr um die Schultern, welches zwar viel zu groß, aber warm um ihre Schultern liegt. „Aber wieso bist du überhaupt bis hier gelaufen?“ „Ich … Ich musste nachdenken, die Foto Show hat frische Narben wieder geöffnet.“ „Wegen Hendrik.“ „Ja. Aber woher kennst du ihn?“ „Ich kannte ihn nicht persönlich, aber Scott hat mir von ihm erzählt.“ „Überhaupt Scott.“ Genau dieser kommt dem Gang entlang gelaufen, beinahe wirft er sie um, als er sie schwungvoll umarmt und an sich drückt. „Tue das nie wieder, bitte.“ Es waren Worte nur für ihre Ohren bestimmt, langsam löst er sich von ihr, streicht über ihre kalten Wangen. „Du bist ja eiskalt.“ Sophie sieht weg, um seinen besorgten Blick nicht zu sehen. „Keine Sorge Kleiner, wir werden sie schon wieder warm kriegen, ein heißer Tee wäre ein guter Anfang.“ Beim Zurückgehen schiebt sie ihre Hand in die von Scott, der ihre festhält, je näher sie dem Saal kommen, desto mehr bemerkt sie, dass sie bis zum anderen Ende der Villa gelaufen war, bis die beiden sie gefunden haben. Zu dritt kommen sie in den Saal, sie sieht es Scott an, dass er nicht gehen mag, als Derek ihm eine Hand auf die Schulter legt, lächelt dieser aufmunternd den Jüngeren an. „Geh ruhig, ich kümmere mich um sie, du solltest zu Miriam gehen, sie sieht stinksauer aus.“ Als Scott zögert, zieht Derek die Brauen kraus. „Hey, ich bin von Fach, da kannst du dem großen Bruder ruhig vertrauen.“ „Ich weiß. Aber wenn etwas ist, sage es mir bitte.“ Sophie sieht, wie Derek Scott in die Richtung von ihrer Mutter stößt, damit er zu ihr geht. „So nun zu dir, magst du irgendeinen Tee gar nicht?“ „Kräutertee wäre okay.“ „Den sollten sie da haben, setz dich doch zu Mum an den Tisch.“ Sie sieht zum Tisch, wo Mona alleine abseits sitzt, sodass sie in die Richtung des zentralen Tisches geht. Nicht mal beim Tisch kommt Mona auf sie zu und umarmt sie. „Wo warst du denn nur?“ „Hab mich im Haus verlaufen, tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast.“ Ihre Grandma streicht ihr mehrmals übers Gesicht, bevor sie sie an den Schultern festhält. Zusammen gehen sie zum Tisch, um sich dort auf ihre Plätze zu setzen. Einige Minuten später, gesellt sich Derek zu den Beiden und reicht Sophie eine Tasse Tee. Während sie sich unterhalten, nippt sie beim Zuhören an dem Tee, der sie von inneren heraus wärmt. Zwar war ihre Tasse dann leer, aber die füllte ihr Derek wieder auf. Sie blickt sich um, doch den sie sucht sieht sie nicht. „Seht ihr Dad irgendwo?“ „Er ist wahrscheinlich mit Miriam alleine, die kommen schon noch wieder.“ „Ach so. Aber Jan und Lea sehe ich auch nicht.“ „Lea schläft in einem Nebenzimmer, wo Jan ist weiß ich allerdings nicht.“ Wieder sieht sie über die Köpfe der Gäste, als ihr ein braunhaariger Junge auffällt, der gefährlich über die Fläche schwankt, während er sich den Kopf hält. „Irgendwas ist mit Jan, er schwankt.“ Alarmiert von ihren Worten sieht Derek auf, sieht den Jungen, wie dieser auf den Weg zum Tisch taumelt. Er zögert nicht, sondern geht zu seinem Neffen, hockt sich vor ihn, während er ihn festhält. Von weitem sieht Sophie nicht, was mit Jan ist, aber Derek hebt ihn hoch, bringt ihn zum Tisch und reicht ihm ein Taschentuch, als Sophie sieht, dass ihr Bruder Nasenbluten hat, erklärt es auch wieso es dem Zehnjährigen so schlecht geht. Derek legt ein kaltes Tuch in den Nacken des Jungen, der über Kopfschmerzen klagt. ▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬•▬♦▬ Die Zeit vergeht durch die Gespräche wie im Flug, als Jan aufsieht und seine Mutter mit Scott wieder kommen sieht. „Sie sind wieder da.“ Sophie sieht zu den beiden, während das Brautpaar in Richtung Tisch geht, kommt ihr der Blick ihrer Mutter verdächtig vor. „Sophie.“ Die Stimme von Miriam verrät ihr, dass ihre Mutter einen Sündenbock braucht, doch dieses Mal würde sie keiner werden, also bleibt sie sitzen und trinkt ihren Tee weiter. „Sophie komm her!“ Genervt steht sie auf, als ihr der Blick von Derek auffällt, durch die aggressive Art vorm Gebäude behält er Miriam im Auge und steht ebenfalls auf. Währenddessen geht Sophie zu ihrer Mutter, sieht dabei zu Scott, der selbst nicht weiß was Miriam vorhat, doch der Blick von ihrer Mutter ist streitlustig, sie bleibt gut einen Meter vor dieser stehen. „Was willst du?“ Sophie bemerkt zu spät, die erhobene Hand, im nächsten Moment trifft die flache Hand ihrer Mutter ihre Wange. „Geh mir aus den Augen.“ Sophie sieht ihre Mutter wütend an. Ihr war es egal, dass alle es gesehen haben. Es war auch für Sophie nichts Neues von ihrer Mutter geschlagen zu werden, daher bleibt sie so beherrscht und unnachgiebig. Es wird Zeit Klartext mit ihrer Mutter zu sprechen. „Du bist keine Mutter, sondern ein Monster.“ „Wag es dir, mich zu beleidigen.“ „Oder was? Willst du mich schlagen, nur zu. Das hast du schon immer getan, jeden geschlagen, wenn dir etwas nicht passte. Du hast mich immer geschlagen. Ich hasse dich.“ Der nächsten Ohrfeige wich sie knapp aus. „Du mieses Gör, solltest gar nicht hier sein.“ „Ach echt. Ich bin nicht wegen dir hier, falls dir das überhaupt aufgefallen ist!“ Sophie waren die Blicke der Gäste egal, auch die von Scott, zu dem sie sieht. Sie spricht ihre Gedanken offen aus. „Du hast so einen netten und lieben Mann gar nicht verdient. Auch damals hast du Papa nicht verdient gehabt.“ Im nächsten Moment spürt sie, wie ihre Wange aufplatzte, als sich die Fingernägel ihrer Mutter in ihre linke Wange bohren, den brennenden Schmerz ignoriert sie, wütend ballt sie ihre gesunde Hand zur Faust, aber Gewalt würde sie nicht anwenden, währenddessen läuft Blut aus der Wunde hinab, tropft an ihrem Kinn auf den Boden. „Versuchst du mich wieder loszubekommen, so wie damals, als du versucht hast mich zu vergiften.“ Sie kann die entsetzten Geräusche von den anderen hören und den entsetzten Blick von Scott sehen. „Du hättest einfach sterben sollen.“ „Du dachtest vielleicht, weil ich gerade mal drei war, würde ich nichts mitbekommen. Es ist meine erste und letzte Erinnerung an dich gewesen. Papa hat dich deswegen verlassen, weil du mich umbringen wolltest. Aber weißt du was! Ich wünschte Du wärst bei diesem Verkehrsunfall gestorben und nicht Papa. Ich. Hasse. Dich!“ Es musste aus ihr heraus, die Wahrheit, die ihre Mutter allen verschwieg, dabei sieht sie, wie wütend ihre Mutter wird. Miriam will bereits erneut zuschlagen, als ihre Hand abgefangen wird, sodass diese wütend zu Scott sieht. „Lass mich los.“ „Nein, Miriam. Ich lasse nicht zu, dass du Sophie weiterhin so behandelst.“ Sophie fällt auf, wie schwer es ihm fällt sich gegen Miriam zu stellen, er hat Angst vor ihr. Mit Leichtigkeit schüttelt Miriam den Versuch von Scott ab, sieht nun wütend zu ihm. „Wieso beschützt du Sophie?“ „Weil ich Sophie sehr lieb habe.“ „Sie ist es nicht wert, dass man sie beschützt.“ „Da irrst du dich. Im Augenblick ist sie sogar mehr wert als du, Schatz.“ Bedacht stellt sich Scott schützend vor Sophie, während weitere Blutstropfen auf dem Boden tropfen, sieht sie seinen Rücken an. „Ach was, du hast sie schon immer mehr geliebt als mich. Deinen kleinen Liebling, den du immer beschützen würdest.“ Sophie sieht den Blick ihrer Mutter, die finster zu ihr blickt. „Hättest du das gelesen, was ich dir gegeben habe, hättest du die Wahrheit erfahren.“ „Welche Wahrheit? Wovon redest du?“ Scott war verwirrt, doch Sophie verharrt, ihre Mutter hat sie immer belogen, was bezweckt sie nun damit? Miriam lachte über die Gesichtsausdrücke von den beiden. Das Lachen ging in einem lauten Knall unter, welcher zu hören war, gefolgt von einem heftigen Donnergrollen überm Gebäude, schließlich fiel flackernd das Licht im Saal aus. Draußen wütete noch immer das Unwetter. In der Dunkelheit des Saales sieht man seine eigene Hand vor Augen nicht. Hingegen schrie es in Sophie, wenn es so weiter geht wird ihre Mutter Scott noch verletzten, womöglich auch Derek, der nicht weit entfernt von ihr steht und das will sie einfach nicht. Bei dem schwachen und kurzen Licht eines Blitzes sieht sie den Rücken von Scott an und lehnt ihre Stirn an ihn. Sie lässt nicht zu, dass ihre Mutter ihm wehtut, wo sie ihn doch endlich wieder gern hat. „Es tut mir leid, verzeih mir bitte.“ Ihre Stimme klingt in seinem Rücken so erstickt, ein Flüstern, doch sie merkt, wie er auf ihre Worte zusammen zuckt. Ihretwegen soll keiner mehr durch Miriam leiden. Sie spürt seine Hand, die nach ihr sucht, doch dieses Mal würde sie ins Leere greifen. Sie geht von ihm weg, beißt sich auf die Unterlippe, damit sie nicht anfängt zu weinen und nutzt die Unsicherheit der anderen Gäste durch den dunklen Saal zu laufen, schwach spürt sie die Anwesenheit derjenigen an denen sie vorbei läuft. Schnell hat sie die Tür erreicht, während Scott in der Dunkelheit immer wieder gegen jemanden stößt. „Sophie!“ Immer mehr beißt sie sich auf die Unterlippe, schmeckt dabei ihr eigenes Blut, als ihre Lippe nachgibt, schnell verlässt sie den dunkeln Saal, hinaus in den ebenso dunklen Gang, um zur Garderobe zu gehen. Dort sucht sie ihre Jacke, findet diese schnell, als sie ihr Handy und Schlüssel in den Taschen ertastet. Beim abstreifen des Jacketts, welches sie an einen freien Haken hängt, zieht sie sich schon ihre Regenjacke über, in ihren Kopf kreist noch immer die verzweifelte und herzzerreißende Stimme von Scott. Dabei will sie nicht, dass es ihm schlecht geht, sie will ihn glücklich sehen, so wie an dem Nachmittag zusammen in der Mall. Aber das wird er nicht, wenn sie hierbleiben würde. Die Kapuze ihrer Jacke setzt sie sich noch im Inneren des Gebäudes auf, den Reißverschluss bis zum Hals zugezogen, tritt sie hinaus in den peitschenden Wind und dem kalten Regen immer wieder erhellen Blitze die Umgebung, die sich überm Meer, im anliegenden Wald, in der Stadt senken und ihr einen Weg weisen. Der Boden ist aufgeweicht bis sie den Parkplatz erreicht, bis der Boden wieder aus Stein ist, vorbei an den parkenden Autos, kurz sieht sie zu dem schwarzen Land Rover von Scott, bis sie das Anwesen verlässt und auf die Straße geht. Der Wind peitscht ihr immer wieder ins Gesicht, der Regen vermischt sich mit dem Blut auf ihrer Wange und der Wunde, sodass der brennende Schmerz gekühlt wird. Erneut erhellen Blitze den dunklen Nachthimmel, weisen sie in Richtung Stadt, denn je schneller sie dem Anwesen den Rücken kehrt und sich immer mehr entfernt, hofft sie, dass Scott ihr nicht nachkommen wird. ▬♦•~zur selben Zeit im Saal~♦•▬ Mit dem Licht von Handys und Kamerablitzen wurde der Saal schwach beleuchtet. Derek sieht zu Scott, dabei sieht er, wie verzweifelt sein Bruder ist. In der Dunkelheit ist Scott mehrmals in die Gäste gelaufen, hat sogar welche umgerannt, als er versucht hat Sophie aufzuhalten. Wie kann Sophie sich im Dunklen nur so bewegen? „Sophie!“ Endlich wurde der Saal wieder beleuchtet. Wütend sieht Derek von den Blutstropfen auf dem Boden nahe Miriam. „Wie oft hast du deine eigene Tochter geschlagen? Sophie hat mit dir recht gehabt, du bist keine Mutter, du liebst deine Kinder nicht!“ „Was mischt du dich da ein?“ Aufgebracht geht Derek zu Scott, der Sophie im Saal sucht und immer wieder nach ihr ruft. Sogleich zieht er den Jüngeren herum, sodass dieser ihn ansehen muss. „Scott, beruhige dich, wir werden Sophie finden.“ „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Scotts Stimme bricht. „Einen kühlen Kopf bewahren und nach ihr suchen, weit ist sie sicher nicht.“ Derek sieht diesen Blick seines kleinen Bruders, er liebt Sophie wirklich, er liebt seine Tochter, die er nun hat und verlieren wird, wenn er nichts tut. Nur Miriam scheint darüber froh zu sein, dass ihre Tochter weg ist. Mit einem festen Griff um Scotts Handgelenk zieht Derek diesen in Richtung Tür. „Komm schon, hier rumzustehen hilft uns auch nicht weiter, selbst Mum sucht hier schon nach ihr.“ „Du hast ja Recht, aber ich befürchte, dass sie dieses Mal nicht im Gebäude ist.“ Die Worte von Sophie fühlen sich für ihn nach einem `Lebwohl´ an. „Man reiß dich zusammen, dann suchen wir halt draußen nach ihr. Mach so weiter und ich knall dir eine.“ Energisch zieht Derek seinen kleinen Bruder auf den Gang, denn der Ältere wollte nicht, dass sein Bruder so litt, schließlich hat er in dieser kurzen Zeit Sophie bereits gern gewonnen. Er koordiniert kurzerhand die Suchaktion. Nur wenige der Gäste haben Regenjacken dabei und geben diese an diejenigen, die nach Sophie suchen würden. Draußen meint jemand, dass Sophie runter zum Meer gegangen sein könnte, daraufhin schüttelt Scott den Kopf. Der Regen und Wind peitschen ihm ins Gesicht, die Kapuze wird immer wieder vom Wind vom Kopf geweht, seine Haare sind bereits durchnässt. „Ich glaube nicht, dass sie runter zum Meer gegangen ist, das wäre Wahnsinn, die Brandung würde sie von den Füßen reißen.“ „Scott.“ Einer seiner Freunde kommt auf ihn zugerannt. „Habt ihr eine Spur?“ „Nein, aber wir haben Dereks Jackett in der Garderobe gefunden, dabei haben wir herausgefunden, dass Sophies Jacke weg ist. Hast du vielleicht eine Ahnung wohin sie gegangen sein könnte.“ „Leider nein.“ Ihm kommt eine Idee, ein Versuch ist es zumindest wert, er zieht aus der Jackentasche sein Handy, sucht nach Sophies Nummer, die er ganz oben in seiner Anrufliste findet, sodass er wählt. Während er darauf hofft nicht nur das nervige Tuten des Freizeichens hört, beißt er sich verzweifelt auf die Unterlippe. „Bitte geh ran.“ In ihrer Jackentasche vibriert und leuchtet ihr Handy, als sie es aus der Tasche zieht und darauf sieht, ist es Scott, sie nimmt den Anruf entgegen. Seine Stimme so verzweifelt zu hören, lässt sie beinahe auflegen. „Sophie! Sophie wo bist du?“ Sie bleibt einen Moment auf der nassen Straße stehen, zwei Fahrzeuge fahren an ihr vorbei, die ihr entgegen kommen und blenden. „Ich werde gehen, damit dir Mama nicht wegen mir wehtun kann. Ich danke dir für alles, du bist ein toller Dad. Ich hab dich lieb, leb wohl.“ Sie hört noch, wie er einiges sagt, aber sie nimmt ihr Handy vom Ohr, drückt schließlich auf die Taste und legt auf, bevor sie ihr Handy zurück in die Jackentasche fallen lässt. „Nie wieder soll Mama ihm wegen mir wehtun.“ Mittlerweile sind zwanzig Minuten, seitdem sie das Anwesen verlassen hat vergangen, dennoch kommt sie trotz Regen und Wind voran, ihr Abstand zum Anwesen beträgt fast zwei Kilometer. Doch sie weiß, doch sie weiß, wenn er ihr mit dem Auto folgen würde, wäre dieser Vorsprung nichts mehr. Die dunkle Regen durchzogene Nacht mit Wind, Blitzen und Donnergrollen über ihr lassen Sophie immer weiter gehen. Immer noch fallen und senken sich Blitze in der Umgebung erhellen so für Sekunden das Gesicht des Mädchens, blass, mit hochgesteckten Haaren unter der Kapuze an dessen Wange das Blut der Wunde mit Tränen und Regen schmerzhaft brennt. ▬♦•~nach Sophies Auflegen~♦•▬ „Sophie! Wo willst du hin? Sophie.“ Doch sie hatte bereits aufgelegt, weitere Male versucht er sie zu erreichen, jedes Mal drückt sie ihn weg. Er rauft sich durchs nasse Haar, kurz davor in die Knie zu sinken, weil er nicht weiß was er tun soll. Sein älterer Bruder sieht zu ihm. „Was ist los?“ „Sie will abhauen.“ „Also ist sie gar nicht mehr auf dem Gelände.“ „Nein. Es klang mehr als wäre sie in der Nähe einer Straße.“ „Ich schlage vor, dass wir Gruppen bilden und sie suchen gehen.“ Sie fahren gemeinsam in Scotts Wagen vom Gelände. „Du weißt schon, dass du zu schnell fährst.“ Dazu äußert sich Scott nicht, als er die Straße mit viel zu hoher Geschwindigkeit entlang fährt. Kapitel 19: Sophies Flucht -------------------------- Die Geräusche des prasselten Regens auf ihrer Kapuze bekommt Sophie schon nicht mehr mit, sie versucht auf die Geräusche um sich herum zu achten, vor allem solche von Fahrzeugen die hinter ihr die Straße entlang kommen. Die meisten Straßen sind ruhig, wenige Fahrzeuge kommen ihr entgegen oder überholen sie, aber keines ist der schwarze Land Rover von Scott. Ihr Vorsprung dürfte zeitlich größer sein, da ein umgestürzter Baum den schnellsten Weg blockiert und sie unter diesem herum gehen konnte, hingegen müssen Fahrzeuge einen Umweg nehmen. Im Moment ist sie froh darüber die letzte Woche damit verbracht zu haben sich die Umgebung des Viertels anzusehen und sich die kürzesten Wege nach Hause einzuprägen. Sie erreicht die Straße, in der das Haus steht, welche wiederum ruhig im Laternenlicht erhellt, schließlich erreicht sie das Haus. Sie sieht sich um, sieht aber keines der Fahrzeuge vom Vormittag, noch den schwarzen Land Rover von Scott. Aus ihrer anderen Jackentasche zieht sie unter dem Verandadach ihren Schlüsselbund, nimmt den Schlüssel und schließt auf, im Haus ist es dunkel und menschenleer. Sie lässt die Tür ins Schloss rasten, zieht ihre feinen Sandalen von ihren Füßen und geht die Treppe eilig nach oben. In ihrem Zimmer öffnet sie mit einem raschen Geräusch den Reißverschluss ihrer Jacke, zieht die Kapuze vom Kopf und die Jacke von ihren Schultern, für die wenigen Minuten, die sie sich gibt hängt sie die Jacke auf einen Bügel an den Haken am Schrank. Den Reißverschluss des Kleides, welches am Rock nass ist, öffnet sie mithilfe ihres Spiegels schnell, sodass es ihr vom Leib rutscht. An den dünnen Bändern hängt sie es ebenfalls auf einen Bügel an den Schrank. Sie zieht sich ein Top und ihren Lieblingspullover aus der Kommode und überm Kopf, ebenso zieht sie sich eine bequeme wasserabweisende Hose über ihre Hüfte, wo sie die Hosenbeine nach oben schiebt. Mit einem Handtuch trocknet sie ihre Füße ab, den Verband lässt sie dran, da dieser nicht nass geworden ist, so packt sie ihre Füße in trockene Socken und Wanderschuhe. Schließlich holt aus dem Bettkasten ihren Rucksack, wirft diesen aufs Bett. „Nimm nur das Nötigste mit und verschwinde von hier.“ Sie dreht sich zu ihrer anderen Kommode öffnet da das oberste Fach und nimmt sich ihre Ersparnisse, Reisepass heraus. Als beides im Rucksack verstaut ist, nimmt sie sich ihren Laptop, Ipod vom Schreibtisch, das letzte was sie sich noch schnappt sind zwei Fotorahmen, dass ihrer Freunde und das ihres Vaters. Beim Schließen des Reißverschlusses fällt ihr dieser Umschlag auf, den sie Frühs von ihrer Mutter bekommen hat. „Einmal eine Lügnerin immer eine.“ Sie nimmt den Umschlag, wirft diesen in den Mülleimer, ohne den Inhalt zu lesen, was interessiert es sie, was darin steht. Sie würde so oder so von hier verschwinden, egal was darin stehen mag. Die Regenjacke zieht sie vom Bügel, und mit angezogener Regenjacke, ihrem Rucksack um ihre Schultern, lässt sie ihren Schlüssel auf ihrem Bett zurück, an dem ein kleiner Schutzengel hängt, der sie beschützen sollte. Aus der Haustür hinaus fällt diese ins Schloss, noch immer sieht sie keines der Fahrzeuge, die sie aus dem Weg gehen möchte. Schließlich geht sie den Weg zum Highway, den sonst Scott immer entlang gefahren ist, bald sieht sie das Schild zum Miami International Airport. „Es tut mir Leid, Dad, aber es geht nicht anders. Ich werde nach Hause gehen.“ Beinahe zur gleichen Zeit, fährt Scott die Straße zu seinem Haus entlang, durch einen umgestürzten Baum musste er einen Umweg nehmen, was ihn wertvolle fünfzehn Minuten gestohlen hat, rasant hält er in der Einfahrt vor der Garage. Kaum im Haus ruft er nach ihr, geht nach oben in ihr Zimmer. „Sophie! Sophie bist du hier?“ Ihm fällt das nasse Kleid, welches sie getragen hat an ihrem Schrank auf. „Nein, bitte nicht.“ Er kann doch nicht so versagt haben, dabei erinnert er sich, wo Sophie ihre Dokumente aufbewahrt, doch ihr Pass und Ersparnisse waren weg, eine halboffene Schatulle fiel ihm auf, in der $30 liegen, am Deckel klebt der Zettel worauf sie spart, eine Gitarre. „Sophie.“ Seine Stimme bricht, bevor er sich aufrichtet kommt Derek zu ihm und hält Sophies Schlüssel in der Hand. „Das ist Sophies Schlüssel.“ „Der lag auf dem Bett.“ Ihm fällt der Anhänger am Bund auf, den Anhänger hat er ihr vor Jahren zum Schulanfang geschenkt, damit ihr nichts passiert, dass sie ihn noch hatte, wusste er nicht einmal. Nun würde er sie doch verlieren, das darf einfach nicht passieren! „Wir müssen los, sie will sicher zum Flughafen.“ Sein Ehrgeiz und Sturkopf lassen es nicht zu, dass sie geht. Er will schon aus dem Zimmer, als sein Blick zu einem Foto schweift, den dortigen Zettel löst er mit zittriger Hand, als er ihn liest geben seine Beine nach, zu sehr von dem Inhalt verzweifelt. Er wird von Derek am Kragen hoch gezogen. „Reiß dich zusammen, wenn wir uns nicht beeilen ist sie wirklich weg.“ Den Zettel steckt er in die Hosentasche, zu dem Stein, den sie ihm gegeben hatte, bevor sein Ehrgeiz wiederkommt und er nach unten rennt, dicht gefolgt von Derek. Scott springt in seinen Wagen, fährt bereits zu schnell die Straße zum Highway entlang. „Welchen Weg könnte sie nehmen um zum Flughafen zu kommen?“ „Sie wird sich kein Taxi genommen haben.“ ▬♦•~zur selben Zeit am Flughafen~♦•▬ Mit Trinkgeld bezahlt sie den Fahrer des Taxis, welches sie sich an einer Taxistation genommen hat, um schneller zum Flughafen zu kommen. Sie zieht ihren Rucksack vom Sitz und schließt die Tür des Wagens bevor sie sich ihren Rucksack aufsetzt, um in die riesige Abflughalle zu gehen, wenige Schalter sind noch besetzt. Ebenso wenige Menschen stehen dort oder laufen herum. An einem freien Schalter stellt sie sich an, die dort sitzende Frau mustert sie von Kopf bis Fuß, daher nimmt sie ihre Kapuze vom Kopf, ihren Rucksack stellt sie vor sich ab. Ganz freundlich erklärt Sophie, dass sie einen Flug nach Las Palmas braucht und zwar sofort. „Es tut mir Leid Miss, die letzte Maschine, die nach Las Palmas ging, ist seit zehn Minuten weg.“ Sophie lässt den Kopf hängen. „Und wann geht die nächste Maschine?“ Die Frau sieht in ihrem Rechner nach. „In drei Stunden geht eine Maschine mit Zwischenstopp in Las Palmas in Richtung Düsseldorf.“ Als Leute die Halle betreten dreht sich Sophie flüchtig und nervös um, hofft keinen die sie kennt zu sehen. „Miss, ist alles in Ordnung mit ihnen?“ Sie dreht sich zurück zu der Frau am Schalter. „Alles bestens.“ „Sie sehen aber nervös aus.“ „Gibt es hier im Terminal Orte an denen man sich vor anderen Menschen verstecken kann?“ Die Frau sieht hinter Sophie, da sich Sophie immer wieder nervös umsieht, kommt es der Frau am Schalter verdächtig vor, die frische Wunde, Sophies gemachte Frisur, dieser nervöse Rundumblick des Mädchens. „Werden sie verfolgt?“ „Wahrscheinlich. Also was kostet das Ticket?“ Die Frau nennt ihr gerade den Preis, als ihre Hoffnung aus Miami abzuhauen im nächsten Augenblick zerplatzt. „Sophie! Ich bitte dich, geh nicht!“ Diesen Schmerz in seiner Stimme zu hören, lässt sie ihre Lippe blutig beißen, damit sie nicht mit weinen anfängt. Die Stimme wurde durch die Halle getragen. Wieso musste er sie aufhalten, obwohl sie doch will, dass er glücklich ist? Schnell überlegt sie sich, wie sie entkommen kann, während sie die Schritte von ihm näherkommen hören kann. Ihr Blick fällt auf das schwarze Taschenband, diese Türklappe neben sich, beides könnte sie erreichen um vor Scott im Inneren des Gepäcktransportsystems zu verschwinden. Auch wenn sie weiß, dass es verboten ist. Sie spielt mit diesen Gedanken, doch würde sie das nur schaffen, wenn sie fit, gesund und nicht nass vom Regen wäre. Aber ohne einen Versuch zu wagen, gibt sie es nicht auf. Sie dreht unauffällig ihre Füße in die Richtung der Türklappe, in der nächsten Sekunde würde sie dorthin springen. Die Schritte hören dicht hinter ihr auf, zwei Arme legen sich um ihren Körper, die sie fest an den Körper hinter sich drücken. „Sophie, bitte. Bitte tue mir das nicht an.“ Tränen tropfen ihr am Kinn hinab, sie kann sie nicht mehr zurückhalten. „L-Lass mich g-gehen, es ist das B-Beste für dich.“ „Ich kann dich nicht gehen lassen.“ „D-Dad. L-Lass mich gehen.“ Die Frau am Schalter beobachtet das, schreitet ein, fragt was Scott von dem Mädchen will, doch Scott antwortet nur, dass er ihr Stiefvater wäre. Immer wieder sagt Sophie ihm, dass er sie gehen lassen soll, weil sie nicht will, dass er wegen ihr von ihrer Mutter verletzt wird. „Ich ertrage lieber den Schmerz, als den Schmerz dich zu verlieren!“ Sie wehrt sich nicht mehr, lässt den Kopf hängen, während weitere Tränen hinab laufen. Ihr Kopf wird angehoben, als sie zur Seite sieht, steht Derek neben ihr, streicht über ihre Wunde an der Wange. „Sophie, bitte komm mit nach Hause.“ Sophie versucht sich aus Scotts Armen zu lösen, der Berührung von Derek zu entziehen, doch beide würden sie nicht gehen lassen. Schließlich hält sie es nicht mehr aus und schreit mit aller Kraft ihren Schmerz hinaus. „Lassen sie Sie sofort los!“ Scott taten die Ohren weh, genauso wie Derek, sie haben beide nicht mitbekommen, wie sich jemand den drein nähert. „Lassen sie sofort Sophie los!“ Ihr stockt der Atem, diese Stimme eben, so nahe, so unverkennbar und doch dürfte sie nicht in ihre Ohren gelangen. Sie blickt auf, sieht nach links und hofft, dass es kein Traum ist, als sie beobachtet, wie er die Tasche fallen lässt, auf sie zukommt und sie aus Scotts Armen befreit. Kapitel 20: Wer ist dieser Junge? --------------------------------- „Paolo.“ Sprachlos haucht sie seinen Namen, unterdessen liegen seine Arme um sie und ihre um ihn, während sie sich eng an ihn schmiegt. Sie hebt den Kopf, als er ihr die Tränen wegwischt, so schnell hat er nicht mit gerechnet, sie wieder im Arm halten zu dürfen. Leise hört sie, wie er meint sie endlich wieder zu haben. Woraufhin sie ihn nur anlächelt, sie würde ihn nie wieder loslassen, wenn es nach ihr gehen würde. „Sophie. Wer ist dieser Junge?“ Als Paolo zu Derek und Scott sieht, zieht er Sophie hinter sich. Irritiert von dem Verhalten des Jungen sieht Derek zu ihr, doch Scott antwortet mit einer Frage. „Du bist also Paolo?“ „Si.“ Scott sieht, wie sich Sophie keinen Schritt von Paolo entfernt. „Sophie bitte komm mit, wir fahren nach Hause.“ Statt den beiden zu antworten, nimmt Sophie Paolos Hand, leise meint sie zu ihm, dass sie nur mit ihm geht. Er streicht zärtlich über Sophies rechte Wange. „In Ordnung.“ Es verwundert Scott sehr, die beiden sprechen kaum miteinander, dennoch verstehen sich. Er erinnert sich an das Gespräch mit Sophie. `Ich kenne ihn in und auswendig, wie auch er mich in und auswendig kennt´. Sophie so vertraut mit Paolo zu sehen bestätigt es nur, dass es die Wahrheit ist und auch, dass sie sich lieben ist wahr, dass müsste keiner zugeben, man sieht es den Beiden an. Scott beobachtet, wie Sophie ihren Rucksack aufhebt, den sie abgestellt hatte, wie Paolo seine Tasche nimmt, bevor er Sophies Finger mit seinen verschränkt und mit ihr aus der Abflugs- und Ankunftshalle hinausgeht. „Sophie, was wird das?“ Sie reagiert nicht auf Scott, geht hinaus und ist dann wieder verschwunden. Er fühlt sich wie abgestellt, dafür spürt er Dereks Hand auf der Schulter. „Komm, die zwei werden wir abfangen. Aber wer ist dieser Kerl?“ Scott streicht sich durchs Haar, bevor er seinem Bruder antwortet. „Paolo ist Sophies bester Freund, sie ist in ihn verliebt und er in sie.“ „Er hat einen größeren Beschützerinstinkt als du, aber dafür ein ziemliches Ego.“ Nun fragt Scott sich, ob er das als Vorwurf oder als Beleidung auffassen soll. Draußen vorm Miami International Airport sieht Paolo zu Sophie, deren Gesicht wieder von der Kapuze umrahmt wird. „Wieso bist du am Flughafen?“ „Ich wollte abhauen.“ Nun betrachtet er sie genauer, bemerkt an ihren Bewegungen, dass sie ihren rechten Fuß kaum belastet. „Dein Bein ist noch nicht geheilt.“ „Schon, aber durch den heutigen Tag schmerzt er wieder.“ Ihm fällt die Wunde an ihrer Wange wieder auf. „Wer hat dich geschlagen?“ „Meine Mutter.“ „Sophie. Oh man was mache ich nur mit dir?“ „Mich einfangen, mit nach Hause nehmen, in deinem Keller sperren und nie wieder gehen lassen. Guter Vorschlag?“ „Mit dem Keller nicht, eher in mein Zimmer.“ „Ach und den Rest würdest du tun?“ Dann sieht sie sein freches Grinsen, dieses verdammte Grinsen, welches sie vermisst hat. Im nächsten Moment beschimpft sie ihn und wischt sich die Tränen weg. „Hey, nicht weinen, okay?“ „Ich kann nicht aufhören. Ich hoffe nur, dass ich nicht träume.“ „Soll ich etwas machen, damit ich dir beweise, dass ich hier bin?“ „Erinnerst du dich an das Wochenende, damals am Strand, bei den Palmen.“ „Sicher. Es war einer der schönsten Momente zusammen mit dir.“ „Nun möchte ich, dass du es tust. Bitte küss mich. Paolo bitte küss mich.“ In der Dunkelheit sieht sie seinen Gesichtsausdruck unter seiner Kapuze kaum, dann dreht er sie zu sich, nachdem er die Tasche fallen gelassen hat, nimmt ihr Gesicht sanft in seine Hände. Ihre Lippen verschmelzen so sanft miteinander, dass es ihm den Atem raubt, verblüfft von ihr lässt er es nur gerne zu, den Kuss zu vertiefen. Ihre Hände an seinen Hüften, damit er den Kuss nicht lösen kann, steht sie auf Zehenspitzen. Sanft löst er seine Lippen von ihren, um Luft zu holen. Wie lange hat er darauf gehofft sie wieder so zu küssen? Viel zu lange ist ihr letzter Kuss her gewesen. Er zieht sie fest an sich. „Endlich habe ich dich wieder, meine Sophie.“ „Hey, aber wenn du mich zerdrückst hast du mich nicht mehr.“ Grinsend lockert er seinen Griff. „Du weißt ja gar nicht, was ich am liebsten tun würde.“ „Mich auffressen, wie ein böser Wolf?“ „Ich könnte es ja mal versuchen, aber vorher küsse ich dich nochmal.“ Erneut küsst er sie, hebt sie hoch, sodass sie erschrocken in den Kuss quiekt, jedoch er würde sie nicht fallen lassen. Vorsichtig stellt er sie wieder auf die Füße. „Du bist zumindest wirklich hier, du frecher Kerl.“ Er spürt, wie ihre Hände unter seine Jacke wandern, grinsend fängt er ihre Hände ein, wobei er bei ihrer rechten Hand vorsichtiger ist. „Dafür bist du auch ein freches Mädchen.“ „Hast du das beim Chat gemeint, mit dem wiedersehen?“ „Ich habe es nicht mehr ohne dich ausgehalten, dann sah ich, dass du mich sogar noch mehr brauchst, als ich dich. Kaum habe ich dich wieder muss ich dich verletzt sehen.“ „Aber was wirst du nun in Miami machen?“ „Ich mache bei einem Schüleraustausch mit.“ „A-Aber. Das würde ja.“ Sophie bricht ab, senkt traurig den Kopf und lehnt sich gegen Paolo. Das würde bedeuten, sie würde ein Schuljahr mit ihm hier verbringen können, bevor er wieder gehen muss. „Sophie. Bitte weine nicht.“ „Wieso bist du hier, wenn du mich am Ende doch nur wieder verlassen wirst.“ „Weil...“ Nur kommt Paolo gar nicht dazu es zu erklären, denn ein schwarzer Wagen hält neben ihnen. Sophie blickt nicht auf, als jemand aussteigt. „Sophie bitte steige ein, wir fahren nach Hause.“ Sie rührt sich keinen Zentimeter von Paolo weg, sie will nicht zurück, dort wo ihre Mutter ist. Zwei Hände legen sich auf ihre Schulter. „Bitte Sophie, weißt du, was für Sorgen sich alle wegen dir machen?“ „Meine Mutter macht sich sicherlich keine.“ „Aber alle anderen, bitte komm mit nach Hause, Mum, Jan, und Lea. Bitte, ich … ich würde es nicht ertragen, wenn du nicht mitkommen würdest.“ Sie will seine Hände wegschieben, will ihn wegschicken, als ihr seine Tränen auffallen. „D-Du weinst ja.“ „Sophie. Es wäre vielleicht wirklich besser, wenn du mitgehst.“ Entsetzt sieht Sophie Paolo an. „Ich gehe nicht ohne dich.“ Scott seufzt, sieht zu dem Jungen. „Wo musst du denn genau hin?“ Sophie beobachtet, wie er einen Zettel hervor kramt, mit einer Adresse. „Das ist nicht weit von uns entfernt.“ „Nein. Ich lasse nicht zu, dass du mir Paolo wegnimmst.“ Sanft streicht Scott über ihre Wange, sodass sie ihn traurig ansieht, ihre Lippen zittern. „Ich nehme dir niemanden weg, wir nehmen ihn mit, okay?“ „Wirklich? Er darf wirklich mit zu uns?“ Sophie sieht zu Paolo, während sich die beiden wegen der Gastfamilie unterhalten. „Ich kann dort anrufen und sagen, dass ich später komme.“ Sophie lächelt ihren besten Freund an, als dessen Tasche von Derek in den Kofferraum geladen wird, nimmt Scott ihr den Rucksack ab, legt diesen auch in den Kofferraum. Als sie die beiden neben dem Wagen stehen sieht, verharrt sie vor Angst, im Haus würde ihre Mutter sein. „Sophie was hast du?“ „Ich will nicht mit, meine Mutter wird nur wieder gewalttätig werden.“ Sie sieht zu dem nassen Boden, sieht im Scheinwerferlicht des Wagens die Regentropfen fallen, vom Wagen her hört sie das Schließen der Kofferraumklappe und Schritte bis Derek neben ihr steht. „Noch einmal werde ich es nicht zulassen, dass sie dir etwas tut und deine Wange muss behandelt werden.“ Sie sieht auf, blickt ihn ängstlich an. „Derek.“ „Wer sind sie eigentlich?“ Paolo beäugt Derek skeptisch, dieser schaut Paolo genauso an. „Ich bin ihr Onkel, der große Bruder von Scott und naja ich möchte ungern die ganze Nacht im Regen stehen.“ Seufzend geht sie zum Wagen, um sich auf die Rückbank zu setzen, unterdessen gesellt sich Paolo neben sie, bevor er sie auf seinen Schoß zieht. Die Fahrt über schmiegt sie sich an ihn, nickt sogar kurz weg, spürt aber ganze Zeit, wie er die ihren Nacken krault. „Da ist Platz für drei Leute und ihr hockt da auf einem Platz.“ Derek beobachtet die beiden, während Scott die ganze Zeit still neben ihm sitzt. Vor der Garage stoppt Derek den Land Rover, beim Aussteigen sehen die Brüder, wie Sophie Paolos Hand hält, aber nicht ins Haus geht. Scott sieht, dass sie zittert, sie will nicht reingehen. Neben ihr küsst er ihre Schläfe, die noch die frische Narbe vom Pool Unfall abzeichnet. Ihr Blick schweift zu Derek, der sie aufmunternd anlächelt. „Ich gehe vor, wenn sie Sophie etwas antun will, bekommt sie mit mir Ärger.“ „D-Danke.“ Sie sieht, wie Derek ins Haus geht, wahrscheinlich schaut, dass Miriam nicht bei der Tür ist. Mit Scott und Paolo an ihrer Seite geht sie ins Haus, wobei sie die Blicke der anderen bemerkt, wobei einige zu Paolo starren. Da hört sie schon die Stimme von Mona, die sich zu ihr durchkämpft, sie umarmt, obwohl sie noch nass vom Regen ist. Sie verzieht schmerzhaft das Gesicht, als ihre Grandma immer wieder ihre Wange berührt. „Grandma, nicht, das tut weh.“ „Oh tut mir Leid. Wieso bist du weggelaufen?“ Aber bevor sie die Chance hat zu antworten, kommt Derek zu Sophie und meint, dass sie nach oben gehen soll. Verstehend nickt Sophie, nimmt dabei Paolo einfach mit, dessen Hand sie nicht loslässt. Derek sieht derweil zu Scott der sich an die Treppenwand lehnt, da legt ihm der Ältere ein Handtuch aufs nasse Haar. „Du solltest dich besser ausruhen. Also nicht umfallen, die Kleine ist okay und Miriam ist im Schlafzimmer.“ „Okay, kannst du dich bitte um die Wunde an ihrer Wange kümmern.“ „Kein Thema, immerhin habe ich sie schon lieb gewonnen. Du solltest aufpassen, sonst nehme ich sie mit nach Chicago.“ „Wag es dir und du wirst es bereuen!“ „Schon klar, die Kleine ist nun deine Sophie. Wobei dieser Paolo sie nicht alleine zu lassen scheint.“ Seufzend lehnt sich Scott gegen die Treppe und trocknet sich ab, während sein Bruder nach oben geht. So hat er sich seine Hochzeit nicht vorgestellt. Kapitel 21: Nasse Zärtlichkeit ------------------------------ Müde lässt sich Sophie auf ihr Bett nach hinten sinken, nachdem Mona die Wunde hin und her bewegt hat, brannte ihre Wange noch mehr. Ihr Blick wandert nach links, wo Paolo sitzt, der sie im Auge behält. „Alles okay bei dir?“ „Meine Wange brennt, meinen Arm reiße ich heraus und mein Knöchel geht mir aufn Keks.“ Sie legt seufzend ihren linken Arm auf die Stirn, zuckt aber zusammen, als sie Schritte in ihrem Zimmer hört. „Ich wusste gar nicht das auf den Keks gehen eine Diagnose ist.“ „Ach lass mich doch, bin müde.“ Dennoch beobachtet sie, was für eine Tasche Derek da bei sich hat, dann setzt sie sich hin, damit er ihr die Wunde versorgen kann. Bei dem Behandeln ihrer Wange, hätte sie am liebsten geschrien. Geduldig erträgt sie diese schmerzverbundene Prozedur. „So fertig, das hätte sich leicht infizieren können.“ Sie tastet nach dem Pflaster, welches sie im Augenwinkel sehen kann, bevor sie es berühren kann, wird ihre Hand gestoppt. „Fass es lieber nicht an.“ Seufzend lehnt sie sich an Paolo, der ihre Hand festhält. „Ihr solltet aus den nassen Sachen raus.“ Mit diesen Worten geht Derek aus Sophies Zimmer und lässt die beiden Jugendlichen alleine. „War das eine Andeutung, dass ich dich ausziehen soll?“ „Keine Ahnung, aber hilfst mir dennoch? Mit nur einer Hand, ist das schon nervig.“ Sie sieht sein freches Grinsen, beobachtet ihn, wie er aufsteht, sich selbst die nasse Jacke abstreift und über ihren Stuhl hängt. Zumindest die Jacke will sie sich alleine ausziehen, die sie neben das Kleid auf einen Bügel hängt. „Du hast ja den Pullover an, den ich dir zu Weihnachten geschenkt habe.“ Dieser Kerl ist nicht nur frech, sondern auch noch lautlos beim anschleichen. Seine Arme liegen um ihren Bauch. „Als ob ich ohne meinen Lieblingspullover hier abgehauen wäre.“ Es verunsichert sie, wie anhänglich und nahe er ihr gerade ist, sie hat Herzklopfen. Sie versucht ihn abzulenken, dreht sich in seinen Armen, aber bevor sie ihn küssen kann, liegen schon seine Lippen auf ihren. Sie löst sich von seinen Lippen und beißt leicht in seine Unterlippe. „Idiota. Dabei wollte ich dich doch küssen.“ Er muss nichts sagen seine Augen verraten ihn, dieses grüne Funkeln darin. Dieses Mal zieht sie ihn am Kragen zu sich runter, verschließt seinen Mund, um ihn sanft zu öffnen gegen seine Zunge zu stupsen, die ihrer entgegen kommt. Schmunzelnd löst sie sich nach diesem Zungenkuss und sieht seinen Blick. Ihr Herzklopfen reichte bis in ihre Ohren, leicht rot dreht sie sich weg. Seine Hände streichen über ihre Stirn bleiben da kurz liegen. „Ich dachte eben du hättest Fieber, aber du scheinst okay zu sein. Aber du solltest wirklich aus den Sachen raus.“ „So leicht werde ich nicht krank.“ „Ich weiß, habe mir dennoch Sorgen gemacht. Also wo ist dein Lieblingspyjama, schließlich kann ich dich nicht nackt ins Bett lassen.“ „Du weißt welcher mein Lieblingspyjama ist?“ Auf das mit dem nackt geht sie nicht ein. „Klar, es ist doch der mit den Bären drauf, der so flauschig ist.“ Sprachlos sieht sie ihn an, er kennt sie noch immer in und auswendig. „Also wo liegt der Pyjama, Cariña?“ Als sie seine letzte Bezeichnung hört wird sie verlegen. „Auf … Auf der linken Seite, ich weiß nicht, vielleicht der zweite von oben.“ „Okay.“ Sie beobachtet ihn, wie er den Pyjama heraus nimmt und auf ihr Bett legt. Das ihm Shirt dabei nach oben rutscht, seine sonnengebräunte Haut zum Vorschein kommt, lässt sie noch röter werden. Sie zögert kurz, schiebt den Stoff nach oben, lässt ihre Finger über seine warme Haut wandern, sodass sie sieht, dass er sich schließlich zu ihr dreht, doch er hindert sie nicht daran ihn weiter zu berühren, ihm über seine Brust zu streichen. „S-Sophie was soll das?“ Sie sieht, dass er mit sich kämpft nicht nachzugeben. „Ich habe dich vermisst, du bist immer noch so schön warm.“ Er beugt sich zu ihr hinab. „Ich werde dir jetzt den Pullover ausziehen, weil du so frech bist und mich wahnsinnig machst.“ Im nächsten Moment zieht er ihr vorsichtig den Pullover überm Kopf, wobei auch das Shirt dabei mit ausgezogen wurde. Sie sieht ihn verlegen an, dass sie nun halbnackt vor ihrem besten Freund steht, er kennt ihren Körper durch das ständige schwimmen. Aber auch ihre Schwächen, als er über ihren Bauch streicht zuckt sie zusammen, verkneift es sich zu lachen. Allerdings seufzt er dann, als er über ihre rechte Schulter und Seite streicht. Als er ihr den Kopf auf ihre Schulter legt quiekt sie, seine Haare sind nass und kalt. „Paolo du bist nass.“ Nun grinst er sie an, macht sie mit Absicht nass, bis sie deswegen lachen muss. „Ich habe dein Lachen vermisst.“ Sie legt ihre Arme in seinen Nacken krault ihn, zieht leicht an seinem braunen kurzen Haar und vergräbt ihre Finger darin. „Wie hätte ich denn lachen sollen, wenn du nicht bei mir bist. Ich habe dich vermisst.“ Sanft küsst sie einen Hals, wandert zu seiner Wange hinauf, spürt seine Gänsehaut, die sie verursacht. „Ich traue mich schon gar nicht mich auszuziehen, du machst mich ganz kirre.“ „Dabei bin ich hier diejenige, die obenrum kaum etwas anhat, … los Shirt aus.“ Sie fährt mit ihren Fingern zum Saum seines Shirts, als er sich aufrichtet, sodass er einen Kopf größer ist als sie, sich das Shirt auszieht und es zu Boden fallen lässt. Ihre Finger sind unterdessen an seiner Hose, sanft streicht sie über seinen Bauch, über die einzelnen Bauchmuskeln, die unter ihrer Berührung zucken. „Erwarte bloß nicht, dass ich mir die Hose ausziehe, nur weil du es mir sagst.“ „Aber in Jeans zu schlafen ist doch unbequem.“ Sie schmollt ihn an, da sie ihn nicht gehen lassen wird, wird sie ihn die Nacht bei sich lassen. „Du machst mich fertig, okay, aber vorher helfe ich dir noch mit dem Pyjama.“ Beim Anziehen des Pyjamas hilft er ihr, achtet aber beim Oberteil auf die Schiene, allerdings macht es ihn verlegen, weil Sophie nun obenrum nur das Oberteil des Pyjamas trägt. Die Hose zieht sie sich gerade nach oben, als er ihr überm Rücken streicht und zu sich zieht. „Die kleine Meerjungfrau geht jetzt brav ins Bett, sonst verliere ich die Beherrschung.“ Bevor sie seiner Bitte folgt küsst sie ihn, zieht ihn zu sich, sodass er wirklich aufpassen muss nicht noch die Beherrschung zu verlieren. Er beobachtet sie, wie sie die Sachen zusammen räumt, sie hat noch immer diesen Ordnungstick, bevor sie unter der Bettdecke verschwindet. „Wo gehst du hin?“ Sophie beobachtet wie er zur Tür geht, ihr zuzwinkert und das Licht ausschaltet. Schwach sieht sie ihn, wie er sich die Hose ablegt und in ihre Richtung kommt, bevor sie sich endlich an seine Seite kuscheln kann. „Ich lasse dich nie wieder gehen.“ „Will ich für meinen besten Freund hoffen.“ Sophie sieht ihm in die Augen, als sie seine Finger spürt, wie er den Stoff vom Pyjama nach oben schiebt, um über ihre Haut zu streichen. Genießend schließt sie die Augen, während sie seine Berührungen an ihrer Seite und Bauch spürt, als sie seine Finger nahe ihrer Brust spürt lässt sie ihn machen, zu sehr genießt sie seine Berührungen. Immer mehr entspannt sie sich, bis sie in seinen Armen einnickt. Sophies Kopf ruht auf seinem rechten Arm, während sein linker Arm auf ihrem Rücken liegt, wie ihr rechter Arm bei ihm, nur den linken Arm hat sie leicht an seine Brust über seinem Herzen liegen, irgendwann kann er die Augen nicht mehr offen halten und schläft ein. So entspannt, wie in diesem Moment schlafen beide seit einem halben Jahr das erste Mal wieder. Kapitel 22: Sein kleiner Engel ------------------------------ Eine anstrengende Nacht liegt hinter allen, besonders für Scott, er hat sich nicht einmal in der Hochzeitsnacht zu seiner Ehefrau ins Bett gelegt. Stattdessen ist er in sein Arbeitszimmer, wo er sich vergewissert hat ungestört zu sein, als ihn seine Tränen aus Wut, Angst und Verzweiflung bewältigen. In seiner Hosentasche befindet sich noch immer dieser Zettel auf dem die Botschaft für ihn steht. `Daddy, lass den Engel fliegen. Leb wohl´ Beinahe hätte er Sophie verloren, wie hätte er denn zulassen sollen, dass sie geht. Für ihn ist Sophie immer wie eine Tochter gewesen, die er nicht hatte, mittlerweile ist er sich sicher, dass sie sein ein und alles ist. Aber damals wollte er mit ihr und seinem besten Freund Zeit verbringen, um mit beiden etwas zu unternehmen. Schnell hatte sich die Kleine in sein Herz geschlichen. Noch immer erinnert er sich an so vieles, was er mit den beiden auf den Kanarischen Inseln erlebt hat, so auch, wo sie zu dritt auf Teneriffa waren und Sophie sich die Videokamera von Hendrik nahm und gegen die Sonne zu ihnen filmte. Sie gluckste, als sie die Kamera auf Hendrik und ihn richtete. „Das ist ja witzig, wegen der Sonne sehe ich nicht, wer mein Papa ist.“ Er gluckste, während neben ihn Hendrik nur lächelte. Aber das ist Jahre her und nur noch eine Erinnerung. Dennoch hat er gehofft, es sich sehnlichst gewünscht, dass sie ihn wieder mögen und akzeptieren würde, wie früher. Nur wie hätte er Sophie gehen lassen sollen, wenn sie nun sein kleiner Engel ist? Er konnte es nicht, er würde es nie mehr können. ▬♦•~am nächsten Morgen (Sonntag)~♦•▬ Vom frühen Sonnenlicht geblendet, dreht Sophie ihren Kopf mehr nach links, spürt da, aber den Schmerz ihrer verletzten Wange. Verschlafen schlägt sie die Augen auf, blinzelt gegen die Morgendämmerung, um in das schlafende Gesicht von Paolo zu sehen. Schlafend sieht er selbst mit den Bartstoppeln jünger, sogar niedlich aus. So oft ist sie schon neben ihm aufgewacht, dass sie gar nicht mehr weiß, wann sie das erste Mal nebeneinander geschlafen haben und sie sich an ihn gekuschelt hat. Irgendwann im Kindergarten, ging es ihr nicht gut, so hat sie sich zu ihm gelegt und war neben ihm eingeschlafen. Seitdem waren sie unzertrennlich gewesen. Sein Lächeln erinnert sie an dem Morgen, als sie am Strand in seinen Armen aufgewacht ist. Sanft streicht sie ihm über die raue Wange, da er nicht so leicht zu wecken ist, genießt sie es ihn zu berühren. Dabei wird ihr immer bewusster, dass sie ihm früher oder später ihre Gefühle gestehen sollte, sonst würde sie ihm nur wehtun und warten lassen. Nervös, weil sie sich überwinden muss, schluckt sie den Kloß im Hals hinunter, gegenwärtig merkt sie, wie trocken ihr Hals ist. Sie hat Durst. Ohne ihn zu wecken, löst sie sich vorsichtig aus Paolos Armen, um nach unten in die Küche zu schleichen, ihr fällt die schlafende Person auf der Couch auf, neugierig lugt sie über die Lehne und sieht, dass es Derek ist, den sie schlafen lässt. So leise wie möglich nimmt sie sich aus dem Schrank ein Glas und füllt Wasser hinein, bevor sie es leertrinkt. Zurück auf dem Weg nach oben nimmt sie im Flur Geräusche wahr, in der Nähe der Treppe hört sie genauer hin, als sie die Geräusche als Schluchzen erkennt. Ihr Kopf dreht sich zu der Tür, sodass sie erneut hinhört, das Schluchzen hört nicht auf. Behutsam öffnet sie die Tür zu Scotts Arbeitszimmer, in diesem Raum war sie bis jetzt noch nie. Leise schließt sie die Tür hinter sich, als sie hinein geht. Das Zimmer wirkt durch die ebenholzfarbigen Regale und Schränke auf der linken Seite dunkel, was die weißen durchsichtigen Vorhänge am Fenster wieder ausgleichen. Sie lässt den Blick über die Regale schweifen, in denen viele Bücher über Architektur, Bautechnisches- und Technischen Zeichnen, Architekturgeschichte, aber auch Modelle in freien Regalböden und gar Pokale und Auszeichnungen stehen. In anderen Regalen liegen zusammen gerollte Zeichnungen, Pläne seiner Entwürfe. Nur das Schluchzen lässt sie den Blick von dem Raum zu Scott wandern, sein Kopf ruht auf seinem Arm, welcher auf dem Tisch liegt, beim näher herangehen sieht sie, dass er schläft. „Wieso muss ich ihm auch so wehtun, dabei wollte ich ihn beschützen.“ Immer wieder nimmt sie sein Schluchzen wahr. Tränen die ihm an den Wangen hinab laufen. Ihr Blick fällt auf seinen Anzug von der Hochzeit, zwar dürfte er mittlerweile getrocknet sein, aber sie will nicht, dass er sich wegen ihr erkältet. Sie will ihn schlafen lassen, jedoch nicht so, daher sieht sie sich um, als sie eine Decke im unteren Regalboden entdeckt, nimmt sie diese und legt sie um seine Schultern. Aus dieser Nähe sieht sie seinen gequälten Gesichtsausdruck, was sie traurig stimmt, sie wollte das nicht. „Wegen mir geht es dir so mies, es tut mir leid.“ Schließlich traut sie sich, schluckt den nervösen Kloß hinunter und berührt seine Wange um die Tränen wegzuwischen. Im nächsten Augenblick schreckt er aus dem Schlaf auf und hält sich den Kopf, bevor er zur Seite, zu ihr sieht und ihre Berührungen wahrnehmen kann. „Sophie. … Was machst du hier?“ Etwas stärker beißt sie sich auf die Unterlippe, zieht sie nach innen, es schmerzt sie, ihn leiden zu sehen, auch sieht sie ihm an, dass er nicht auf der Höhe ist. Dennoch streicht sie ihm weiter die Tränen von den Wangen. Ohne ihm auf die Frage eine Antwort zu geben, da sie selbst nicht genau weiß, wieso sie bei ihm ist. Erneut schluchzt Scott und zieht sie in seine Arme, drückt sie an sich, als er realisiert, dass sie wirklich neben ihm steht. „Sophie. Bitte tue mir das nie wieder an. Bitte lauf nie wieder weg. Bitte.“ Sein Schluchzen geht ihr unter die Haut, es schmerzt sie einfach ihn so zu sehen. „Nicht weinen Dad.“ Hartnäckig versucht sie seine Tränen wegzuwischen, doch es kommen immer noch welche nach. „Ich bin so froh, dass du noch da bist. Ich hätte nicht gewusst, was ich gemacht hätte, wenn du wirklich gegangen wärst.“ Zitternd legt sie ihre Hände um ihn, immer wieder dreht und wendet sie die Tatsachen, da sie hätte drei Stunden warten müssen, was ein Entkommen aus Miami sinnlos gewesen. Nur ist er im Moment nicht wirklich der Scott, den sie sehen möchte. Ihr Pyjama ist schon nass von seinen Tränen. „Darf ich dir einen Rat geben. Geh ins Bad gönn dir eine Dusche. Du bist nicht nur fertig, du siehst auch danach aus.“ Sie streicht ihm durchs Haar bevor sie sich von ihm lösen will, hält er sie zurück. „Warte kleiner Engel.“ Sophie bleibt stehen, versucht ihn zaghaft anzulächeln. „Was ist denn?“ „Danke, dass du mich Dad nennst.“ Sie sieht ihn fragend an, als würde es falsch sein, ihn so zu nennen. Sie beugt sich zu ihm runter und gibt ihm einen Kuss auf seine tränennasse Wange. „Na ja, du bist ja nun mein Dad und ich habe dich lieb.“ Aufgerichtet löst sie sich von ihm und geht zur Tür, im Türrahmen dreht sie sich noch einmal zu ihm. „Wir sehen uns nachher, die Anderen schlafen noch.“ Doch sie wusste, dass er ihre Deutung verstehen wird, sodass er in Ruhe ins Bad gehen kann, solange die anderen nicht bemerken, wie fertig er aussieht. Mit diesen Worten schließt sie die Tür hinter sich. Frisch geduscht und angezogen stellt Scott erstaunt fest, dass jemand auf dem Küchentisch ein Frühstück vorbereitet hat. Als er den Kaffee probiert schmunzelt er, weil dieser zu stark ist, so weiß er, wer dafür verantwortlich ist. „Ach Sophie.“ Vermutlich muss er sich an den Kaffee von ihr gewöhnen, dennoch ist er ihr dankbar, dass sie sich um ihn kümmert. Es verwundert ihn, dass sich Sophie diese Mühe mit dem Frühstück gemacht hat. Daher frühstückt er einfach in Ruhe, während nach und nach seine Familie wach wurde und in die Küche kommt. Müde und verschlafen, sieht er zu seinem älteren Bruder, der nichts mitbekommen zu haben scheint. „Hey Scott, hast du das gemacht?“ Scott schmunzelt Derek an, schüttelt aber den Kopf, da sieht er, wie Derek den Mund wegen dem Kaffee verzieht, der ist ihm wohl zu stark. „Nein, aber Sophie.“ „Wirklich? … Woher willst du das wissen?“ Scott trinkt seinen Kaffee weiter und verkneift sich ein Grinsen. „Nun sag schon.“ Er stellt die Tasse ab. „Weil Sophie den Kaffee so macht, wie Hendrik ihn am liebsten getrunken hat, stark.“ Dabei fragt er sich, wo sie ist, bisher sind alle anderen schon in der Küche gewesen, selbst Miriam war schon da, ist aber wieder gegangen. Nur Sophie und Paolo waren noch nicht beim Frühstück erschienen. „Sophie!“ Lea springt von der Couch, als sie ihre große Schwester sieht, rennt auf sie zu und wirft sich gegen sie. „Wo warst du? Nicht mehr weggehen, bitte.“ Seufzend streicht Sophie der Fünfjährigen überm Kopf. „Ich werde es versuchen.“ Da bemerkt Lea den großen Jungen neben ihrer Schwester, sodass sie diesen anblinzelt. „Wer bist du denn?“ Zu ihrer Überraschung geht der Junge in die Hocke, stellt sich höflich ihr als der beste Freund von Sophie vor. „Du bist also Sophies Freund.“ Die anderen blicken zu den drein besonders zu Paolo, welcher lächelt. „Na ja, ich bin ihr bester Freund, ob Sophie mich als Freund haben will, weiß ich nicht.“ Sophie stößt ihm leicht den Ellenbogen in die Seite und schmunzelt ihn an. „Hast du Paolo lieb?“ Sophie sieht ihre Schwester an und seufzt. Die Antwort war offensichtlich, sie hat ihre Hand in seiner und ihre Finger mit seinen verschränkt. „Ich befürchte, ich habe Paolo mehr, als nur lieb. Er ist schon seit Ewigkeiten mein bester Freund.“ „Habt ihr euch schon mal geküsst?“ Nun sich räuspert Sophie, neben ihr kichert Paolo, dafür sieht Lea beide erwartungsvoll an. „Ich wusste gar nicht, dass deine Schwester so neugierig ist.“ „Und nervig.“ Doch Paolo sieht nach unten, weil Lea ihm am Shirt zieht. „Duuuu, Paolo, kannst du auch singen?“ „Oh je, sag bloß nichts falsches, du wirst sie nie wieder los.“ Paolo lächelt von Sophie zu Lea, die Sophie traurig ansieht. „Sei nicht traurig. Aber, um deine Frage zu beantworten, ja ich kann singen.“ „Das ist leicht untertrieben, du singst besser als ich.“ Lea sieht Paolo nun genauer an. „Nicht wirklich, immerhin singst du doch, wie ein Engel.“ Sophie wollte was dagegen sagen, aber da platzt Lea ihr schon ins Wort. „Singt ihr zwei etwas?“ „Jetzt?“ Lea nickt wild mit dem Kopf, dass man denken könnte, er fällt gleich runter. „Lea, lass den Ärmsten erst einmal frühstücken und nur so Schwesterchen. Er gehört mir.“ „Ich nehme dir schon nicht den Freund weg.“ Lea schmollt Sophie an, die wiederum die Kleine anlächelt und Paolo in Richtung Küche führt, wo sie die Anderen ignoriert. Bei Scott grinst Sophie frech zu diesem und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. „Hey Dad.“ Sophie klingt so beiläufig, wie möglich, aber ihr fällt dieses kurze Schmunzeln bei Scott auf, dabei sehen die anderen beide fragend an. Irritiert darüber, weil Scott Sophie kein Wort entgegen bringt, sondern ruhig bleibt. Aber keiner weiß von den Gesprächen, die sie unter vier Augen führten. „Danke für den Kaffee, der ist nur manchen bisschen zu stark.“ Bei der Küchenzeile greift sich Paolo einen Apfel und wirft diesen locker zu Sophie, die diesen mit ihrer linken Hand fängt. Zur Antwort zuckt Sophie mit den Schultern, schließlich gehen beide aus der Küche. „Und danke fürs Frühstück.“ Sophie schmunzelt zu Scott. „Gern geschehen.“ Im Moment kann sie nicht richtig mit ihm reden, zwar sieht er nicht mehr so fertig aus, aber es tut ihr noch immer weh zu wissen, dass er wegen ihr geweint hat. Wieso tut sie so vielen weh, die sie gern hat. Sie beißt in den Apfel und tritt hinaus in den Garten, hinter sich kann sie Paolo sehen. Das gestrige Unwetter hat einiges verwüstet, gestern standen noch Tische und Stühle dekoriert auf der nun durchweichten Wiese, doch vieles wurde vom Wind in den Pool getragen, selbst einen der Plastiktische kann sie am Grund des Beckens sehen. Sie isst den Apfel auf, sodass nur noch den Stiel mit dem Kern zwischen ihren Fingern hält. „Paolo, hast du deine Badehose mit?“ Sie dreht sich zu ihm, sieht so sein Grinsen, was ihr Antwort genug ist. „Zieh die blaue an und ab in den Pool mit dir.“ Sophie hört bekannte Schritte hinter sich, sieht so zu Derek. „Woher weißt du, dass er eine blaue Badehose hat?“ Sophie schmunzelt über diese Frage von ihm, während Paolo sich die Verwüstung des Pools genauer ansieht. „Derek es wäre besser nicht zu fragen. Ich kann mir bei den Beiden so einiges vorstellen.“ Über Scotts Äußerung sieht Derek zu dem Jüngeren, der auf Paolo zugeht. „Ich warne dich, wenn du Sophie wehtust, bist du tot!“ Wegen dieser Andeutung schüttelt Sophie den Kopf und seufzt schließlich. „Dad. Paolo wird mir nicht weh tun, dass hat er noch nie.“ „Eben.“ „Sophie, du wirst nicht in den Pool gehen!“ Nur äußert sich Sophie wegen dem Verbot nicht, als sie hinein geht, den Rest des Apfels entsorgt und aus der Küche mit zwei Müllsäcken, wie zwei Spießen in der Hand zurückkommt, nachdem sie die Spieße an herumliegende Äste gebunden hat, reicht sie den längeren Paolo, der ihr wortlos beim Aufräumen des Gartens hilft. Erstaunt wie die beiden zusammen arbeiten beobachtet Scott beide Teenager, bevor er die Hand seines Bruders auf der Schulter spürt. „Sind die beiden zusammen oder tun die nur so?“ „Ich habe keine Ahnung.“ Nach einigen Minuten zieht Sophie seufzend den vollen Müllsack neben sich her, als sie mit Paolo alles auf der Wiese und Wegen von Dekorationsfetzen befreit hat. „Statt uns nur zu zusehen könntet ihr uns mal helfen.“ Sie lässt ihren vollen Müllsack vor den Füßen von Derek und Scott fallen, die sie an schmunzeln. „Männer versteh die wer will.“ „Hey das haben wir gehört.“ Kommt es doppelt von hinten, nur grinst Sophie über die Reaktion der beiden. Wenig später folgt ihr Paolo, der sich an ihre geschlossene Zimmertür lehnt, als sie nur in Bikini versucht sich einen einfachen Zopf zu binden. Ein freches Grinsen erscheint hinter ihr im Spiegel, als er ihr den Haargummi abnimmt und diesen um ihre Haare wickelt. Aber er lässt es sich nehmen seine Sophie zu küssen und zu berühren. „Seit wann bist du nur so anhänglich?“ „Seit ich dich einmal verloren habe.“ Seufzend gibt es Sophie auf, nimmt sich ein Handtuch, um nach unten zu gehen. Als Scott sie in dem Bikini sieht, ist er kurz davor auszuflippen, dann sieht er Paolo, der Sophie schnell an Scott und den Anderen vorbei führt. Scott will nicht dass sie in den Pool geht. „Sophie! Ich habe gesagt, dass du nicht in den Pool darfst!“ „Mir wird schon nichts passieren.“ Derweil löst sie ihre Schiene von der Hand, legt diese an den Rand des Pools. „Was haben die beiden denn vor?“ „Sie wollen den Pool aufräumen.“ Ohne es abgesprochen zu haben sehen Sophie und Paolo einander, bevor sie synchron in den Pool springen. Scott überlegt, ob er Sophie aus dem Pool holen, wegtragen und sie einfach nur beschützen soll. Er will sie nicht nochmal so im Wasser regungslos treiben sehen. Immer wieder sammeln sie Stücke der Dekoration aus dem Wasser, legen diese in den anderen Müllsack am Rand vom Pool. „Ich wusste gar nicht, dass er auch so schwimmen kann wie Sophie.“ Dann sieht Scott, wie die zwei den reingefallenen Tisch aus dem Wasser holen und Paolo den Tisch vom Rand des Pools schließlich weg trägt, während Sophie noch immer im Wasser ist. „Was hat er denn vor?“ Schmunzelnd beobachtet Sophie, wie Paolo den Tisch wegstellt, als sie sein Grinsen sieht, nimmt er bereits Anlauf und schlägt neben ihr einen Saldo ins Wasser, wodurch sie Spritzwasser abbekommt. Als er sich von unten nähert lacht sie bereits bis sie nur seine Augen aus dem Wasser zu sehen sind. „Du böser Hai.“ „Bei so einem schönen Fisch, wie dir, kann ich nicht widerstehen.“ „Mich kriegst du aber nicht.“ Im nächsten Moment taucht sie unter, bevor er ihr nachschwimmt. Sie schwimmt zur Treppe, geht aus dem Pool. Sie schreitet an die Stelle wo er lauert. Als er vor ihr auftaucht, schmunzelt er sie fies an. „Landgänge sind verboten.“ „Ich bin keine Meerjungfrau.“ Sophie kichert, irgendwann hatte Paolo sie so genannt, weil sie so schwimmt, wie eine Meerjungfrau. „Wenn du nicht rein kommst hole ich dich eben.“ Als er sie greifen will, hüpft sie auf dem linken Bein zur Seite. Zur selben Zeit kommt er aus dem Wasser, macht Andeutungen, dass sie ins Wasser soll. Doch sie kann nicht anders als zu lachen, sie hat gerade zu viel Spaß. Dann steht Paolo so nahe bei ihr, dass sich ihre Körper berühren, ihm war es egal, dass sie beobachten werden. Ganz sanft küsst er sie. „Singst du mit mir? Bitte.“ Ihr Lächeln war so warm, wie sie sich fühlte. „Nachher. Versprochen.“ Sie sieht seinen Blick, wie er sich seufzend übers nasse Haar streicht. Im nächsten Moment ist Sophie schon im Pool abgetaucht. Selbst, wenn ihr Körper Verletzungen aufweist, im kühlen Nass fühlt sie keinen Schmerz und schwebt durchs Wasser. Sie taucht vor ihm auf, während seine Beine im Wasser baumeln. „Wo ist denn deine Schwanzflosse hin kleine Meerjungfrau?“ Spielerisch sieht sie nach unten zu ihren Füßen. „Ich weiß es nicht, als ich dich gesehen habe, war sie weg.“ „Es wird gesagt Meerjungfrauen können singen, stimmt das?“ „Ich weiß nicht, soll ich denn für dich singen?“ „Das wäre echt lieb.“ „Aber nur, wenn du mich nicht einfängst.“ „Versprochen.“ Beide Lächeln einander über dieses Spielchen an, es ist viel zu lange her, dass sie sich mit ihm so unterhalten hat. Schließlich sieht sie, wie er die Augen schließt. Es hat ihr gefehlt nur für ihn zu singen, zu sehen wie ihr Gesang auf ihn wirkt. Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold, und rein gar nichts kann mich trösten, bloß mein tapfrer Seemann. Kommt all ihr hübschen Mädchen, ganz gleich wer ihr auch seid, die ihr liebt einen tapferen Seemann, der auf dem Meere weilt Mein Herz durchbohrt von Amor, ich verschmäh das Glitzergold, und rein gar nichts kann mich trösten, bloß mein tapfrer Seemann. „Ich habe es vermisst, wie du singen kannst. Danke meine kleine Meerjungfrau.“ „Gern geschehen. Dafür ziehe ich dich jetzt in die Tiefe.“ „Hey, das war aber nicht abgemacht.“ Im nächsten Moment zieht sie ihn ins Wasser, taucht mit ihm unter, zieht ihn so nahe zu sich und küsst ihn, sanft erwidert er ihren Kuss bis sich beide lösen müssen, um aufzutauchen und Luft zu holen. „Du bist eine freche Meerjungfrau.“ „Du bist selbst ein frecher Meermann.“ Beide lachen und bemerken, wie sich jemand an den Pool stellt. „Lea was ist denn?“ „Bringt mir bei so zu schwimmen, wie ihr es tut.“ „Du kannst nicht schwimmen?“ „Nein, Mama hat es mir zwar versprochen, aber nicht gehalten.“ „Lea geh vom Pool weg, du weißt was letztes Mal passiert ist.“ „Bitte Sophie. Du kannst sogar mit dem kaputten Arm schwimmen.“ „Lea, es wäre keine gute Idee, dass Wasser hier ist viel zu tief für dich. Du würdest nur untergehen.“ „Deswegen sollt ihr es mir ja auch beibringen.“ Sophie und Paolo versuchen Lea davon abzuhalten ins Wasser zu gehen, zwar war das nach dem Regen warm, dennoch ist das Wasser zu tief für einen Nichtschwimmer wie Lea. Anders als Lea können beide seit sie klein sind schwimmen, sie leben ja praktisch im und nicht nur am Wasser. Dann sieht Lea zu ihrem Papa, der die drei beobachtet und im Auge behält. Paolo löst sich von Sophie schwimmt zum Rand zu Lea redet mit ihr, verspricht ihr sogar es ihr bei zu bringen, aber nicht hier im Pool. Die Kleine sieht ihn mit großen Augen an, weil er es gar versprochen hat. Seufzend nimmt es Sophie und will zu den beiden schwimmen, als ein stechender und schmerzhafter Schmerz ihr von Oberschenkel bis zur Wade jagt, ein Krampf. Aus Reflex umfasst sie ihr linkes Bein und geht lautlos unter. Der Versuch mit dem Krampf zu schwimmen scheitert, es zerrt an ihr, bis sie auf den Grund des Pools landet. Sie versucht ruhig zu bleiben, auch wenn der Schmerz des Krampfes an ihrer Kraft zieht. „Ist das für dich in Ordnung Sophie?“ Paolo dreht sich um, sieht sie nicht, da sieht er sie am Grund des Pools. „Sophie!“ Sofort holt er Luft und taucht hinab, bei ihr am Grund verständigen sie sich mit Handzeichen, sodass er ihre Deutung mit dem Krampf versteht, auch das sie nicht mit diesem schwimmen kann. Er legt den Arm um sie, als sie ihm das Handzeichen gibt, das ihr die Luft ausgeht, erreichen sie bereits die Wasseroberfläche. Hustend verzieht sie das Gesicht, der Krampf hat ihr gerade gefehlt. Am Rand sieht Lea ängstlich zu ihrer Schwester. „Sophie. Was ist denn los?“ „Ich habe einen Krampf und kann nicht weiter schwimmen. Danke Paolo.“ Doch dieser bringt sie zur Treppe, trägt sie aus dem Pool und setzt sie auf eine Liege. „Danke.“ Irgendwas scheint Paolo zu stören, als er ihr das Handtuch um sie legt, berührt er ihre linke Wange kaum, da zuckt sie zusammen. „Deine Wange sieht nicht gut aus.“ „Was?“ Sie berührt vorsichtig ihre Wange, wo sie kein Pflaster ertasten kann, sodass sie zu Paolo sieht, doch dieser steht auf, um in Richtung Terrasse zu gehen. Dabei kommt Scott ihm entgegen, sie kann seinen Blick erst deuten, als er sich neben sie hockt. „Ich habe doch gesagt, du sollst nicht in den Pool.“ „Mir geht es gut. Ist nur ein Krampf.“ Auch er sieht, dass mit ihrer Wange was nicht stimmt, aber da sieht sie schon Derek, auf sie zukommen. „Hey Kleines, zeig mal deine Wange und du brauchst dir nicht gleich immer solche Sorgen machen. Immerhin ist Sophie kein kleines Kind mehr.“ „Also manchmal kann sie sich schon, wie eines benehmen.“ Sie sieht Paolo wegen dieser Äußerung böse an, der sich auf Abstand bringt, leise seufzt sie. „Tut mir leid, dass ich euch Kummer bereite.“ Derek legt ihr die Hand auf die Schulter, meint dann aber dass es nochmal brennen wird, nach der neuen Prozedur ist ihr schwindelig, sodass sie sich den Kopf festhält. „Oh je, bist du wegen dem Desinfektionsmittel benebelt.“ „Ein wenig, mir dreht sich bisschen.“ „Hoppla. Okay wer von euch trägt sie rein?“ „Ich können laufen.“ Ihr Kopf dreht sich, wie ihre Wörter, was ist das nur für ein Zeug gewesen. Sie steht zwar auf, taumelt aber direkt Paolo in die Arme. „Ich weiß schon, wieso du nie Alkohol trinken solltest.“ „Du halten Mund. Kopf dreht sich.“ Derek wird böse von Scott angesehen, weil Sophie so benebelt ist. „Schau mich nicht so, ich kann auch nichts für.“ „Sie kann nicht mal einen klaren Satz sagen, was ist das für ein Zeug gewesen?“ „Ist schon in Ordnung, ich bringe sie rein. Komm her du Leichtgewicht.“ Paolo hebt Sophie hoch und bringt sie rein ins Wohnzimmer. Ihren Kopf legt sie an seine Halsbeuge, als Mona Sophie sieht bekommt sie einen Schreck. „Was ist denn passiert?“ Aber da kommt Scott grummelnd rein, geht zu Sophie, während Derek sich den Hinterkopf reibt. Paolo legt Sophie auf die Couch. „Jungs, was ist bitte passiert?“ „Sophie ist nur etwas benebelt.“ „Ich okay sein.“ Scott streicht ihr über die Wange. „Du bleibst erstmal liegen, nicht, dass du mir noch umfällst.“ Sie nickt ihm zur Antwort zu, solange sie dieses Schwindelgefühl hat, würden ihre Wörter nur verdreht sein. Schließlich schließt sie die Lider, damit sie dieses seltsame Gefühl losbekommt, sie spürt Stoff über sich, eine Decke und wie jemand ihre Wange entlang streicht. Langsam öffnet sie die Augen, sieht zu Mona, die neben ihr auf der Couch sitzt. „Na alles wieder okay bei dir?“ „Glaub schon.“ Sie setzt sich auf, sich bewusst, dass sie beobachtet wird, ihr Kopf dreht sich nicht mehr. „War ich weggetreten?“ „Kann man so sagen, du warst eine Stunde weggenickt, Scott ist noch immer auf Derek sauer.“ Sie blickt zu den beiden, die verteilt in Küche und Wohnzimmer sitzen, wobei es den Anschein macht, dass beide mehr schmollen. „Männer.“ Ergeben seufzt sie, steht auf, verliert dabei die Decke, die auf ihr lag, sodass sie nur in Bikini im Wohnzimmer herum läuft. Auf ihrem Weg nach oben begegnet sie ihrer Mutter im Flur, beide ignorieren sich und gehen aneinander vorbei, Sophie nach oben, Miriam in die Küche. Mitten auf der Treppe bleibt Sophie stehen, als sie ihre Mutter immer lauter reden hört, dabei hört sie, wie Scott versucht ruhig zu bleiben. Sich auf die Lippe beißend, geht sie schnell nach oben, zieht in ihrem Zimmer ein langes Shirt über, welches ihr bis zu den Oberschenkeln reicht, bevor sie wieder nach unten geht, wo Scott noch immer von Miriam angegangen wird. „Ich lasse nicht zu, dass sie ihm etwas tut.“ Im Wohnzimmer nimmt sie sich eines der Kissen von der Couch und wirft es ihrer Mutter gegen den Kopf, sodass diese sich wütend herum dreht. „Du. Wolltest du nicht von hier verschwinden!“ „Das hättest du wohl gerne, ich lasse nicht zu, dass du Dad wehtust.“ „So, versuchst du jetzt etwa die große Beschützerin zu spielen.“ Sophie weicht nach hinten, sieht aber Derek, der sich vor sie stellt. „Vergiss es, du rührst sie nicht noch einmal an.“ „Ach geh mir doch aus dem Weg, ich will wissen, wie sich dieses Gör wehren kann.“ „Im Gegensatz zu dir bin ich nicht gewalttätig zu denjenigen, die mir etwas bedeuten.“ „Kaum trägst du seinen Namen versuchst du alle zu beschützen, wie süß. Dabei kannst du dich nicht einmal selbst beschützen.“ „Miriam es reicht!“ „Bevor ihr euch einmischt, das ist eine Angelegenheit zwischen Sophie und mir.“ Sophie nimmt sich zusammen, schiebt Derek zur Seite, soll sich ihre Mutter doch einbilden, dass sie schwach sei. Sie hingegen würde nicht zulassen, dass wegen ihr Scott oder Derek oder sonst wer verletzt wird. „Sophie lass das.“ „Ich sehe dir zwar ähnlich, aber ich bin nicht wie du.“ „Ich weiß, du bist mehr wie dein Vater, aber hast du mal die Befunde der Tests gelesen?“ „Hör auf mit deinen Lügen.“ „Lügen? Dann willst du nicht erfahren, wer dein leiblicher Vater ist?“ Sophie sieht diesen rätselhaften und angriffslustigen Ausdruck in den blauen Augen ihrer Mutter. „Ich weiß wer mein Vater ist, versuche nicht mich zu belügen.“ „Ich weiß zumindest, dass dein Vater nicht Hendrik war. Dieser Trottel hat es sogar gewusst, dass du nicht sein Kind bist.“ Sophie verharrt, bleibt fassungslos stehen. „Pass auf.“ Knapp weicht sie ihrer Mutter aus, die versucht sie zu schlagen. Zähne zusammen beißend weicht sie ihrer Mutter bei jedem neuen Schlag aus. Im Garten sieht sie, wie ihre Mutter sogar versucht sie zu treten, doch Sophie ignoriert sämtliche Schmerzen konzentriert sich den Schlägen und Tritten auszuweichen, springt nach hinten, weg von ihrer Mutter. „Kannst du nur ausweichen? … Du Miststück hast mir die Hochzeit verdorben.“ Den nächsten Tritt wehrt Sophie mit ihrer Schiene ab, dieses Mal holt sie zum Gegenschlag aus, sodass ihre Mutter stehen bleibt, sie hat sie aufs Brustbein getroffen. Schnell geht sie von ihrer Mutter weg, die sie nicht mehr angriffslustig, sondern mordlustig an sieht. Als sie beobachtet, wie ihre Mutter etwas Metallisches aufhebt, weicht sie noch weiter von ihr weg, sie stößt an den Rand des Pools. Hinter ihrer Mutter kann sie Scott und Derek auf sich zu rennen sehen, während Scott Miriam den Gegenstand aus der Hand nimmt und mit sich zurück ins Haus zerrt, kommt Derek auf sie zu. „Sophie?“ Sie sieht in seine Augen, als ihre Knie zitternd nachgeben und er sie auffängt. „Ganz ruhig, alles okay. Aber bist du verletzt?“ „Bin okay, meine Beine fühlen sich nur wie Wackelpudding an.“ „Ist es für dich in Ordnung, wenn ich dich in dein Zimmer bringe?“ „Ist okay und das vorhin war ja keine Absicht von dir.“ „Wenigstens du bist mir nicht böse.“ Sophie wird von ihm ins Zimmer getragen und aufs Bett gesetzt. „Ist es für dich okay, wenn ich bei dir bleibe?“ „Ja. Aber hast du Paolo gesehen?“ „Er ist zu seiner Gastfamilie gegangen, ich weiß nur nicht, wann er wieder zurückkommt.“ „Ach so.“ Sie senkt den Kopf, in ihrem Gedanken kreisen noch immer die Worte ihrer Mutter. „Derek?“ Er sieht ihren Blick, diesen flehenden verzweifelten Blick hat er gestern schon einmal gesehen, aber bei Scott. „Was ist denn Kleines, tut dir doch etwas weh?“ Sie schüttelt kurz mit dem Kopf. „Neben meinem Schreibtisch im Mülleimer ist ein großer Briefumschlag, kannst du den bitte holen?“ Sie traut sich nicht den selber zu holen. „Ist der wichtig?“ Er holt den Umschlag, reicht ihr den, wo nur ihr Name darauf steht. Sie antwortet ihm nicht, reißt die Kante an der Klebestelle auf und lässt den Inhalt neben sich aufs Bett fallen, während die meisten mit der bedruckten Seite nach unten zeigen, landet ein Zettel richtig rum. Sie liest die Überschrift, wobei ihre Hände anfangen zu zittern. Kapitel 23: Wahrheit tut selten gut ----------------------------------- Sie liest die Überschrift, wobei ihre Hände anfangen zu zittern. „Sophie? Hey, was ist denn?“ Sie atmet tief ein bevor sie es laut vorliest. „Vaterschaftstestbefund von Hendrik Herrmann zu dem Kind Sophie Übereinstimmung zu 0%. Keine Vaterschaft vorhanden. Zeugungsunfähig.“ Mit jedem weiteren Wort laufen ihr Tränen die Wangen hinab, einige landen tropfenförmig auf dem Papier in ihren Händen. „Papa ist nicht mein leiblicher Vater gewesen, aber wieso sollte er mich so anlügen?“ „Sophie ganz ruhig, sind das Originale, sonst können das auch Fälschungen sein.“ Sie reicht Derek das Dokument, sodass er es selber lesen und prüfen kann, sie beißt sich auf die Unterlippe, hofft, dass es eine Fälschung ist. „Der ist echt, oh man Sophie, das tut mir leid.“ Sie wendet den Blick ab, welcher auf den Zetteln neben ihr liegen, mit zitternden Händen nimmt sie einen. Eine Krankenhausakte? „Meine Blutgruppe ist B negativ, die meiner Mutter ist 0 positiv, … dann habe ich dieselbe Blutgruppe, wie mein leiblicher Vater. Aber wer, wenn nicht Papa?“ Sie erinnert sich daran, dass ihr Vater die Blutgruppe A positiv hatte und ihr bei einer Bluttransfusion nicht helfen konnte. Ihre Augen sind tränenbesetzt, als sie bemerkt, wie Derek sie beobachtet und ansieht. „Willst du dir das wirklich durchlesen, nicht dass du darüber entsetzt oder so wärst.“ Seufzend strafft sie ihre Schultern, holt erneut tief Luft und nimmt sich dieses andere Dokument, dreht es richtig herum um es zu lesen. „Vaterschaftstestbefund von Scott McCallum zu dem Kind Sophie Übereinstimmung zu 100%. Vaterschaft vorhanden.“ Was? Sie liest es noch einmal, bis ihr das Blatt aus den Händen fällt und Derek es aufhebt. Bevor sie ganz versteht, was er sagt rennt sie längst aus dem Zimmer direkt ins Badezimmer, wo sie sich einschließt und über der Kloschüssel erbricht, das war zu viel für sie. Immer wieder würgt sie bis nichts mehr in ihrem Magen ist, nur noch der reizende kratzende Geschmack von Gallenflüssigkeit bleibt in ihrem Mund zurück, als sie sich erhebt die Spülung drückt und sich neben der Toilette an die Wand lehnt, die Beine heran zieht. „Das kann nicht sein, bitte, das darf nicht wahr sein.“ Vor der Badezimmertür klopft Derek dagegen. „Sophie? Bitte antworte.“ „Lass mich alleine.“ Ihr stockt der Atem, wenn Scott laut diesem Befund ihr Vater ist, ist Derek wirklich ihr Onkel und Mona-Beatrice ihre Großmutter. Sie legt den Kopf auf die Knie ihre Hände am Kopf, als sie einfach nur schreit bis ihre Stimme verklungen ist. „Verdammt Sophie mach die Tür auf! Ich trete sie sonst ein!“ Ihretwegen soll Derek die Tür eintreten. In ihrem Inneren zerbricht ihr Leben, ihre Kindheit, alles, weil es voller Lügen ist. Abstützend steht sie auf, sieht in den Spiegel ihr bleiches Gesicht, doch sie sieht ihre haselnussbraunen Augen an, ihr wird erneut schlecht, übergibt sich aber nicht. Tränen laufen stattdessen ihre Wangen hinab. Wieso ist es ihr nicht eher aufgefallen? Wieso nur? „Sie alle haben dieselbe Augenfarbe, dieselbe wie ich.“ Wie soll sie das nun verarbeiten, geschweige verkraften? „Er ist nicht mein Stiefvater, sondern mein leiblicher Vater.“ Sie fragt sich, ob Scott weiß, dass er eine leibliche Tochter hat. Das gewaltsame Hämmern an der Tür lässt sie Aufsehen, während sie sich den Mund mehrmals ausspült und das Gesicht so gut es mit dem neuen Pflaster auf der Wange ihr möglich ist zu waschen. „Sophie mach endlich die Tür auf, sonst trete ich sie wirklich ein!“ Dereks Worten lassen sie stutzen. „Eintreten?“ Da fällt ihr auch ein wieso, Scott hat ihre Mutter vorhin reingezerrt, aber seitdem hat sie keinen der beiden gesehen. „Oh verdammt.“ Fluchend richtet sie sich auf, läuft zur Tür, entriegelt diese, sieht beim Öffnen Derek erleichtert aufatmen, doch sie sieht sich um, wo er ist. „Sophie, was ist los?“ „Dad?“ Sie ruft einfach nach ihm, sodass Derek hinter ihr stehen bleibt und sie am Arm festhält. „Was ist los?“ „Lass mich los, ich muss ihn finden, wenn Mama so drauf ist, tut sie wirklich jedem etwas an. Ich will nicht, dass sie ihn verletzt!“ Sie hat so schnell gesprochen, sich von ihm losgelöst und ist nach unten, wo sie nach Scott sucht. „Dad! Dad, wo bist du?“ Sie sieht rastlos umher, sieht die besorgten Gesichter der anderen, als Mona auf sie zukommt und sie fragt was los sei. „Ganz einfach, ich habe keine Lust noch einen Vater zu verlieren.“ Mit diesen Worten sehen ihr die anderen nach, als sie aus dem Wohnzimmer zurück in den Flur rennt, dort prallt sie gegen Derek, geht an ihm vorbei in den Raum ihrer letzten Möglichkeit, Scotts Arbeitszimmer. „Dad. Bist du hier?“ Ihre Stimme bricht als sie sich in dem Raum umsieht, dann sieht sie Scott, der hinter seinem Schreibtisch halb aufrecht liegt, leise flucht Sophie und rennt die kurze Distanz zu ihm. „Dad?“ Sie kniet sich neben ihn schüttelt an seinen Schultern, doch er regt sich nicht. „Dad. Bitte. Bitte wach auf.” Mit zitternder Hand streicht sie über seine Stirn, spürt etwas Klebriges an ihrer Hand, in seinem Haar, als sie ihre Hand ansieht, klebt an dieser Blut. „Nein. Bitte nicht.“ Immer wieder gibt sie ihm kleine Klapse auf seine Wangen, in der Hoffnung, dass er zu sich kommt, ihre Angst auch ihn zu verlieren wird immer mehr zur Panik. Sie will nicht auch noch Scott, ihren Vater verlieren. „DAD! DAMN WAKE UP!“ Sophie schreit ihn an, als sie Schritte hört, versucht sie weiter ihn wach zu bekommen. Im nächsten Moment wird sie von Scott weggezogen. „Nein, loslassen!“ „Sophie ich bin es. Ganz ruhig.“ Sophie steht angsterfüllt neben sich, beobachtet Derek wie er seinen Bruder untersucht. Schließlich kann sie ihn seufzen hören, bevor sich zu ihr dreht. „Er atmet.“ Kaum sind seine Worte in ihre Ohren gelangt sinkt sie in die Knie und weint. In einem Nebel aus Stimmen hört sie die von Mona neben sich, die sie versucht zu beruhigen, während Derek Anweisungen gibt und sich um Scott kümmert. Die Anweisungen von Derek verlaufen in einem Telefonat mit der Leitstelle wegen eines Rettungswagen, auch wie der unterwegs sei. Die ganze Zeit ist ihr Blick auf Scott gerichtet, der am Boden liegt, dessen Blutung gestoppt wurde und nun einen Verband um seinen Kopf trägt. „Miriam ist weg, wir haben sie nicht finden können.“ Sie hat ihm das angetan. Ihre Mutter hätte Scott beinahe erschlagen. „Ich bringe sie um!“ Mit dem Wunsch ihre Mutter tot zu sehen, steht sie auf und an den Anderen vorbei, die versuchen sie aufzuhalten, doch mit ungeahnter Kraft und Wut schüttelt sie jeden Versuch sie aufzuhalten ab. Ihre Geschwister sehen ihren Blick und weichen zurück, so wütend haben sie Sophie noch nie gesehen. Sophies Beine tragen sie immer weiter, da ihre Mutter weg ist und der Land Rover von Scott in der Einfahrt steht, wie die der Anderen, kann ihre Mutter nicht weit gekommen sein. „Sophie! Sophie warte.“ Derek rennt hinter Sophie heran, packt sie schließlich und hält sie fest. Ihr war es egal, sie geht einen Schritt und versucht ihn abzuschütteln, bis er sie hochhebt und zurück zum Haus trägt, zappelt sie wie wild in seinen Armen. „Sophie! Er lebt.“ Die Anderen beobachten die Beiden, wie Derek auf Sophie einredet. Schließlich wehrt sie sich nicht mehr gegen ihn, sanft berühren ihre Füße wieder den Boden, sodass sie nur noch in den Armen ihres Onkels weint. „Sophie! Er lebt. Hörst du?! Scott lebt. Er lebt!“ Tröstend hält er sie in den Armen, sagt ihr immer wieder leise in ihr Ohr, dass Scott lebt, dass ihr Vater lebt. Kapitel 24: Schmerz... ---------------------- In den Minuten, die sie auf den Rettungswagen warten, kümmern sich Derek und einer seiner Cousins um Scott, der langsam zu sich kommt. Als er die Augen öffnet sieht er Derek neben sich knien, dieser seufzt erleichtert auf, wischt sich die Tränen von den Augen. „Oh man du machst vielleicht einen Scheiß.“ „W-Was ist denn passiert?“ Im Augenblick spürt er mehr die Kopfschmerzen, als sich daran zu erinnern, was vorgefallen ist. „Ich weiß es nicht, aber du solltest mit Sophie reden. Sie hat dich hier gefunden.“ Vorsichtig setzt er sich auf, gestützt von Derek, der neben ihm bleibt, als er Jan und Lea auf sich zukommen sieht, schmunzelt er, beide umarmen ihn vorsichtig. „Hey ihr beiden.“ „P-Papa.“ Lea schluchzt leise an seiner linken Seite, während Jan auf der anderen ist. „Geht es dir gut?“ Er wusste gar nicht, was los war, beide weinten in seinen Armen. „Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.“ Zwar versucht er aufzustehen, aber ihm verschwimmt die Sicht, sodass er von den Jüngeren festgehalten und von Derek stützend zurück in die Sitzposition gebracht wird. „Bleib lieber sitzen, ich werde Sophie holen.“ „Was ist mit ihr?“ So ganz versteht er nicht, wieso er sie zu ihm bringen will. „Sie hat gedacht ihren Vater verloren zu haben.“ Die Äußerung seines Bruders verwirrt ihn, aber mehr schockiert es ihn, dass Sophie so etwas gedacht hat, als sie in sein Sichtfeld kommt, schluckt er. Er kann sie neben Derek sehen, der mit ihr redet, während seine Mum ihr immer wieder über die Arme entlang streicht, schließlich kommt sie zu ihm. Jan und Lea gehen dafür aus dem Zimmer zu Mona. Doch als er sieht wie Sophie mit hinablaufenden Tränen auf ihn zukommt, schmerzt es ihn mehr als seine Kopfschmerzen. „Hey kleiner Engel, was ist denn?“ Er würde gerne wissen, was passiert ist, als er nicht bei Bewusstsein war. „D-Dad.“ Er hört ihr Schluchzen, als sie ihn umarmt, ihn an sich drückt. So wie sie weint, ist wirklich etwas passiert, als er nicht bei Bewusstsein war, er umarmt sie ebenfalls. Nur kann er kann ihre Worte bereits hören. „Es tut mir leid, dass ich sie nicht aufhalten konnte. Es ist alles meine schuld.“ „Sophie, bitte denke nicht einmal so.“ „I-Ich habe dich sehr lieb, Daddy.“ Überrascht über ihre geflüsterten Worte sieht er sie an, so nennt sie ihn sonst nicht und sein Gefühl sagt ihm, dass irgendwas passiert ist. „Ich habe dich auch sehr lieb, mein kleiner Engel.“ Durch seine Worte verstärkt sie ihren Griff um ihn. Sie hat ihn hier in seinem Arbeitszimmer gefunden! Im Stillen dankt er Hendrik ihm seine wundervolle Tochter überlassen zu haben, die ihm das Leben gerettet hat. Schließlich soll sie ihn loslassen, damit er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert werden kann. Als sie sich weigert ihn loszulassen lässt ihr Verhalten ihn schmunzeln. Sie ist so ein Sturkopf. „Sophie bitte lass ihn los.“ Derek sieht bittend zu Sophie, die ihn nicht einmal ansieht, aber die Umarmung langsam löst. Zögernd geht sie ein paar Schritte weg, während er von Derek und Cousins gestützt wird, als er aufsteht. Sein Körper will gerade ganz und gar nicht. „D-Dad.“ Sophies Stimme bricht und er blickt sie an. Er lächelt zu ihr. „Ich bin bald wieder Zuhause, versprochen.“ Direkt bei seinem Versprechen weiten sich Sophies Augen, sodass er sich fragt, ob er was falsche gesagt hat. „Sophie?“ Als sie ihm nicht gleich antwortet, versucht er einen Schritt nach vorn zu gehen, aber sein Körper gehorcht ihm nicht, er kippt zur Seite, sodass Derek und sein Cousin ihn auffangen und stützen, die besorgten Blicke ignoriert er, ihn schwirrt der Kopf, aber als er aufsieht steht Sophie vor ihm. Ihre Hand legt sie ihm an die Wange. „Papa hat dasselbe gesagt, an dem Tag ist er nicht wie versprochen, nach Hause gekommen. Bitte Dad, stirb nicht, tue mir das nicht an. Bitte.“ Erschrocken über ihre Worte sieht er ihr an, dass sie ihn nicht verlieren möchte. Er bittet darum losgelassen zu werden, wenigstens für einen Moment, nur widerwillig lässt Derek ihn los, damit er Sophie umarmen kann. „Ich habe noch nie ein Versprechen dir gegenüber gebrochen, vergiss das nicht, so leicht kriegst du mich nicht mehr los. Ich habe dich sehr lieb mein kleiner Engel. Bitte stell nichts an und passe bitte auf deine Geschwister auf.“ Seine Worte sind nur für Sophie bestimmt, so leise redet er mit ihr, während Derek es dennoch verstehen dürfte, laufen Sophie Tränen hinab. „Ich hab dich auch sehr lieb.“ Bevor die anderen ihn ganz von ihr lösen, gibt sie ihm einen Kuss auf die Wange und lässt Derek Scott auf die Trage legen. Gemeinsam mit den Sanitätern wird er in den Rettungswagen geschoben. Er sieht Sophie an der Haustür lehnen und weinen bis zu dem Moment, wo die Türen geschlossen werden, kann er ihren herzzerreißenden Blick wahrnehmen. Kapitel 25: ...Sorgen --------------------- Ihre Augen folgen dem Wagen, in dem der verletzte Scott, ihr Vater liegt und ins Krankenhaus transportiert wird. Der Rettungswagen verschwand die Straße, nur die Sirene war noch hören bis auch diese verstummte. „Vater.“ Ihr laufen noch immer Tränen hinab, ihrem Körper geht es schlecht, in ihrem Inneren tobt ein Kampf von Wut und Verzweiflung. Sie wurde ihr ganzes Leben nur belogen. Sie streicht über ihre Stirn, eine Haarsträhne weg, sieht auf ihre Hand, an der das getrocknete Blut von Scott haftet. Keiner hat mitbekommen, was genau zwischen Miriam und Scott passiert ist. Gerade das macht Sophie so fertig. Keiner hat ihre Mutter daran gehindert ihn zu verletzen, keiner von seinen Freunden, seiner Familie hat Scott vor Miriam beschützt. Selbst sie hat es nicht geschafft ihn zu beschützen. Was wäre gewesen, wenn sie nicht nach ihm gesucht hätte? Allein dieser Gedanke auch noch Scott zu verlieren lässt sie schlucken, im nächsten Augenblick geben ihre Beine zitternd nach und sie sinkt in die Knie und lehnt den Kopf an den Türrahmen. Sie sieht tränenbenetzt nach oben, sieht Derek vor sich in die Hocke gehen, bevor er sie hochhebt und reinträgt. „Lass den Kopf nicht hängen, der Kleine ist schon immer ein Dickschädel gewesen, so leicht geht er nicht kaputt.“ Sie dreht den Kopf zu seinem Hals, will die Blicke der anderen nicht sehen. „Das hat er zu mir auch mal gemeint, aber dennoch ist er nun im Krankenhaus.“ Sie bemerkt die Bewegungen, während er nach oben geht. „Ihr beide habt wirklich vieles gemeinsam, du bist genauso dickköpfig, wie er.“ „Mit was hat sie ihn geschlagen?“ Seufzend setzt er sie in ihrem Zimmer aufs Bett, wo er mit ihr ungestört reden kann, noch wissen nur die beiden, dass mit Scotts Vaterschaft zu Sophie. „Miriam hat ihn einen seiner Wettkampfpokale überm Schädel gezogen.“ Irritiert sieht sie auf. „Einen Pokal?“ „Ja, den vom Schwimmkampf des College.“ Erstaunt sieht sie ihn an. „Scott hat Schwimmsport betrieben?“ „Ja, er hat als Kind angefangen, der Kleine war damals wirklich gut, hat sogar ein paar Mal in den Meisterschaften den Titel geholt.“ Ihr Blick richtet sich gegen den Boden. „Ich habe mich immer gefragt, wieso mir Schwimmen als Sport so gefällt. Mama hasst schwimmen, ich weiß nicht mal, ob sie es kann. Papa tauchte nur mit Ausrüstung und sonst ab an mal schwamm er ein paar Bahnen im Pool, aber sonst.“ „Das scheinst du dann von Scott zu haben. Wenn er wieder da ist, solltet ihr mal ein Wettschwimmen machen, bin gespannt wer schneller ist.“ Ein Lächeln schleicht sich auf ihr tränennasses Gesicht. „Erstmal muss er wieder gesund werden.“ „Der wird schon wieder, aber wegen diesen Befunden. Ich weiß nicht, willst du es ihm später persönlich sagen?“ Sie zuckt zusammen, diese Dokumente liegen noch immer neben ihr auf dem Bett. „Ich soll ihm sagen, dass er mein Vater ist?“ „Wieso nicht?“ Zwar versucht er sie aufzumuntern, aber wirklich wohl ist ihr noch immer nicht, eher macht es sie nervös. „Ich weiß nicht, ob ich das hinbekomme.“ „Lass dir Zeit, du hast es ja auch erst erfahren, bis dahin behalte es besser für dich. Ich werde ihm nichts sagen, bis du es selbst tust.“ „Danke, weißt du, du bist schon ein cooler und lieber Onkel.“ „Gebe ich gerne zurück, du bist eine taffe Nichte. Geht es dir langsam besser?“ „Langsam, dass heute war einfach viel für mich.“ Er streicht über ihre nasse Wange. „Ich will dir danken, dass du meinen kleinen Bruder gefunden und so gerettet hast. Hätten wir ihn erst später gefunden…“ Sie hält sich die Ohren zu, will gar nicht auf solche Gedanken kommen. „Tut mir leid. Ich schaue immer mal nach dir, wenn etwas ist ruf mich einfach, weißt ja, bin zwar Notarzt, aber auch dein Onkel.“ Er zwinkert ihr zu, ihre Hände nimmt sie wieder runter, hat seine Worte dennoch gedämpft gehört. „K-Kann ich etwas zu trinken bekommen?“ „Ich bringe dir in ein paar Minuten etwas, leg dich ruhig hin.“ Sie bemerkt seinen beobachteten Blick, als sie die Dokumente zurück in den Umschlag packt und in die unterste Ablage am Schreibtisch legt und mehrere andere Dinge drüber legt. Zurück beim Bett legt sie sie sich mit dem Rücken zu ihm in ihre Kissen. „Du solltest dir vielleicht auch mal etwas anderes anziehen.“ Noch immer trägt sie dieses zu lange Shirt, drunter ihren trocknen Bikini, was sie nicht stört. In ihren Gedanken versunken, schließt die Augen und grübelt. Ihre Tür wird geöffnet, sodass sie Derek erwartet, doch sie sieht Paolo auf sich zu kommen, der sie wortlos auf seinen Schoß und in seine Arme zieht. „Ich hätte nicht gehen sollen, tut mir leid.“ „Dann bleib bitte jetzt bei mir.“ Er hält sie fest, setzt sich mit ihr auf dem Schoß zu ihren Kissen, die er zu einer Lehne zusammen tut, um sich mit ihr zurück zu lehnen. Über diese Aktion schmunzelt sie aufrichtig. „Verrückter Kerl.“ An seiner Brust hört sie seinen Herzschlag, spürt seine Atmung, sodass sie ruhiger wird und die Augen schließt, wenig später nickt sie erschöpft ein. So bekommt sie nicht mit wie Derek nach ihr sieht und etwas zu trinken hinstellt. „Behalte sie bitte im Auge, sie ist völlig erschöpft.“ In Paolos Armen bewegt sich Sophies Kopf etwas, sodass er ihr über die Wange streicht, ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht streicht. „Sie tut zwar stark, aber sie ist zerbrechlich.“ „Wie meinst du das?“ „Um das alles zu erklären würde ich Sophie nur wecken.“ „Man sieht dir an, wie sehr du sie liebst. Pass dennoch auf die Kleine auf.“ „Sie müssen mir so extra nicht sagen. Ich liebe Sophie, mehr als jeden anderen Menschen.“ „Ich versuche dir damit zu sagen, dass sie wegen dir hier geblieben ist. Sie wäre wirklich abgehauen, als sie am Flughafen war und dann muss sie auch noch sehen, wie Scott beinahe stirbt.“ „Soll das heißen, dass sie ihn gefunden hat?“ Ihm kommt ein Nicken entgegen, Paolo sieht, dass es Derek selbst zu schaffen macht, aber wieso ist Sophie nur so fertig? „Ist mit ihr irgendwas passiert, als ich weg war?“ Seufzend reibt sich Derek den Hinterkopf. „Sie hat etwas herausgefunden, sie hatte sich im Bad eingeschlossen, danach hat sie wie verrückt nach ihm gesucht, als sie ihn gefunden hatte ist sie weinend zusammen gebrochen.“ „Was hat sie herausgefunden?“ Derek schüttelt mit dem Kopf, er würde sein Versprechen Sophie gegenüber nicht brechen. Leise flucht Paolo, sieht die geschlossenen Augen von Sophie an, streicht ihr über die verletzte Wange. „Seit wann weißt du denn, dass du sie liebst?“ Derek beobachtet wie Paolo rot wird und überlegt. „Ich glaube das war vor zwei Jahren zu meinem Geburtstag.“ „Na dann weiß ich schon mal, dass du ihr nicht wehtun wirst.“ „Was glauben sie denn bitte, sie ist seit dem Kindergarten meine beste Freundin, wir sind unzertrennlich gewesen.“ Derek richtet sich auf und geht zur Tür. „Ich lasse euch mal alleine.“ Kapitel 26: Junge Liebe / Zusammenhalt -------------------------------------- Allein mit ihr im Arm zieht Paolo die Decke über Sophie. „Meine Sophie.“ Er legt seinen Kopf auf ihren, seufzend streicht er über ihren Rücken. Sie nimmt etwas wahr, eine vertraute Stimme, nahe an ihren Ohren, langsam öffnet sie die Augen, blinzelt mehrmals bis sie bemerkt dass sie auf Paolos Schoß und in seinen Armen ist. Erneut hört sie, was er sagt, dass sie seine Sophie sei. Darüber schmunzelt sie, legt ihre Hand an seine Wange über sich, sodass die Decke von ihren Schultern rutscht. „Deine Sophie?“ Durch ihre Stimme hebt er den Kopf. „Hab ich dich geweckt?“ Zaghaft schmunzelt sie. „Ich bin also deine Sophie? Bist du auch mein Paolo.“ Er lehnt seine Stirn an ihre. „Immer, nur deiner.“ Sie merkt wie er sie küssen möchte, legt ihm aber den Zeigefinger auf die Lippen. „Bevor du mich küsst, … bitte sage es mir endlich, dass was du mir schon die ganze Zeit sagen wolltest.“ „Aber.“ Sie drückt ihm mehr den Finger auf die Lippen, will sein Aber nicht hören. „Kein Aber. Spring einfach, spring von der Klippe, bitte.“ Sie will es endlich hören, dass er ihre jahrelange Freundschaft überschreitet und es ihr endlich gesteht. Seufzend sinkt sein Kopf auf ihre Schulter, sanft krault sie seinen Nacken, kann hören, wie er das genießt. Als er den Kopf wieder hebt, sieht sie in seine Augen, die sie nervös anfunkeln, sanft streichelt sie über sein Gesicht, wartet ab, bis er es sagen kann. „Du machst mich mit deinem Blick wahnsinnig, weißt du das?“ Sie neigt ihren Kopf leicht, sieht ihn erröten, wie er wohl überlegt, welche Worte er sagen soll. „Dabei versinke ich so gerne in deinen grünen Augen, die ich so lange nicht sehen konnte.“ Zärtlich streicht sie über seine Lippen hinab zu seinem Kinn, was nervös zittert. Sie lässt sich gegen seine Brust sinken, hört sein Herzklopfen. „Du bist eine freche kleine Meerjungfrau.“ „Ich will-.“ Sie bricht ab, als er ihr Kinn anhebt, ihre Lippen mit seinen verschließt, bevor er diese öffnet, sie in einen Zungenkuss verfängt und sich nicht von ihre Lippen löst bis ihr die Luft ausgeht. Atemlos sieht sie ihn mit roten Wangen an, sieht seine Röte, spürt wie er ihr Gesicht in seine Hände nimmt, seine Stirn an ihre lehnt. „Ein Einfaches ich liebe dich würde es nicht mal ansatzweise beschreiben, wie sehr ich dich liebe. Ich bin dir verfallen, gehöre dir meine kleine Meerjungfrau. Du hast mir einfach den Kopf verdreht. … Ich liebe dich.“ Ihr entgeht nicht wie ihm Tränen aufsteigen, hinab laufen, die sie sanft wegwischt. „Fängst du mich auf, wenn ich auch von der Klippe springe?“ Sein überraschter Ausdruck in den Augen, dieser Schimmer verrät ihr, dass er sie immer auffangen würde. „Immer.“ Er streicht ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Lächelnd sieht sie zu ihm, bevor sie sich aus seinen Armen löst, seinen verdutzten Blick sieht, als sie sich direkter auf seinen Schoß setzt. Als sie ihm zuzwinkert weiß er gar nicht, was er tun soll. „Was wird das?“ Zögernd steht sie dann auf, will dass er sie wirklich auffängt. „Du wirst doch nicht.“ Doch ihr Blick lässt nichts anderes zu, als sie sich schon in seine Arme fallen lässt. Von ihm aufgefangen, schmiegt sie sich an ihn, legt ihre Lippen nahe an sein Ohr, dass sie es berührt. „I-Ich liebe dich.“ Zu mehr traut sie sich nicht, während sie seine Reaktion auf ihre Worte sieht. Er richtet sich mit ihr in seinen Armen auf, sieht in ihre Augen, wo sie dieses freche Grinsen von ihm sehen kann, bevor seine Lippen auf ihren liegen. Als sie den Kuss erwidert muss er den Kopf heben, als sie sich über ihn kniet und immer mehr nach hinten ins Kissen küsst, während ihre Haare nach vorne fallen und beide Gesichter abschirmen. Kaum von seinen Lippen gelöst legt sie ihre noch einmal auf seine, ignorierend, dass sie kaum noch Luft übrig hat, sanft zieht Paolo an ihren Schultern, sodass sie auf seinem Schoß sitzt, während er sich von ihren Lippen löst um Luft zu holen. Nur schmiegt sie sich an ihn, um selbst Luft zu bekommen, ihre Wangen waren rot, ihr Herzschlag beschleunigt, wie der von ihm. „Heißt das, du bist nicht mehr mein bester Freund?“ „Es gibt niemand besseres dein bester Freund und Freund zu sein als mich.“ Sie sieht zu ihren Füßen. „Was hast du?“ „Bin ich dennoch deine kleine Meerjungfrau, auch ohne Schwimmflosse?“ „Mit würdest du mir ja nur davon schwimmen, hab nämlich selbst keine, leider.“ „Frecher Meermann.“ Sie korrigiert sich, nachdem sie ihn noch mal geküsst. „Mein frecher Meermann.“ Grinsend sieht sie ihn an, küsst ihn flüchtig und kuschelt sich an ihn, genießt sein Kraulen und seine Berührungen. Seufzend ergibt sie sich, als sie eine Gänsehaut bekommt. „Hey nickst du etwa ein?“ „Nein, ich genieße es wie du mich berührst.“ Sie merkt, wie er sich hinlegt, die Decke über beiden, ihre Oberschenkel nach oben wandert unter dem Shirt ist, welches immer mehr nach oben rutscht, sie spürt ein wohliges Kribbeln dabei, als seine Finger über ihren Körper wandern gibt sie sich seinen Berührungen hin. „Ist das Absicht?“ „Ja. Ich berühre dich nun mal gerne.“ „Ich genieße lieber deine Wärme.“ Schließlich schrecken beide bei einem Räuspern zusammen. „Hey ihr beiden, ich soll euch von Mum ausrichten, dass es Essen gibt, also falls ihr Hunger habt.“ Grinsend geht er wieder, hat er die beiden Verliebten halt beim Kuscheln erwischt. Er freut sich sogar, weil er sich für Sophie eine bessere Zukunft wünscht, da sie schon genug Leid erfahren hat. Im Wohnzimmer geht er zu Mona, die sein Grinsen sieht. „Derek, was hast du angestellt?“ „Ich habe Paolo und Sophie erwischt, wie sie kuscheln. Schon süß, die beiden so zu sehen.“ „Haben die beiden etwa?“ „Nein Mum, das haben die beiden gewiss nicht getan, aber meinst du, dass ich Scott sagen soll, dass er in paar Jahren vielleicht einen Schwiegersohn hat?“ „Ist es denn bei den beiden so ernst?“ „Also wie ich das sehe schon. Sie kennen sich seit dem Kindergarten, der Junge ist sogar wegen Sophie nach Miami gekommen und sie wollte zurück zu ihm.“ Beide drehen sich dann in Richtung Flur, als sie Schritte hören, dabei sieht Derek, dass Paolo Sophie mehr stützt. Bevor er aber zu den beiden geht, ist schon Mona bei den beiden, streicht über Sophies Gesicht, die sich über die Augen reibt. Er kann ihr ansehen, dass sie müde ist und Ruhe benötigt. In ihrem Zimmer hat sie sich ihren Pyjama übergezogen, wirklich Hunger hat sie nicht, sie würde nichts hinunter bekommen. „Ich bin okay, bin nur müde.“ Seufzend geht sie weiter in die Küche, als ihr Blick zum Fernseher geht, wo Jan hin und her schaltet bis ein spanischer Sender ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, sodass sie hellwach wird. Eine Reporterstimme erzählt, was los ist. „Seit zwei Tagen wird die 15 Jährige Alice Wrainer vermisst und gesucht.“ Jan schaltet um, doch Sophie nimmt ihm die Fernbedienung aus der Hand, schaltet zurück zu dem Sender. „Alice.“ Ihre beste Freundin wurde vermisst, sie sieht wie die Kamera auf René schwenkt, der so bleich wirkt, dass sie seine Angst glaubt auf ihrer Haut spüren kann. Sie zuckt zusammen, als Paolo ihr einen Arm umlegt. „Paolo.“ Er sieht und liest die Nachricht, während er seinen Kumpel so aufgelöst sieht, weiß wie er sich fühlt. „Hey was ist denn mit euch los, ich will fernsehen.“ Sophie beachtet Jans Grummeln nicht, sondern sieht, was in der oberen Ecke des Senders steht. „Das ist eine Liveübertragung.“ In Miami ist es schon Abend in Las Palmas hingegen erst später Nachmittag. Sophie überlegt wo ihr Handy ist, findet es auf der Küchenzeile, kaum nimmt sie es in die Hand sucht und wählt sie Renés Nummer. Zwar würde es ihr Guthaben sprengen, doch es geht immerhin um ihre beste Freundin. Beim ersten Rufzeichen sieht sie zum Fernseher, Pierre ist ebenfalls zu sehen, er ruft immer wieder nach Alice, als sie beobachtet, wie René an sein Handy geht, verblüfft ihren Namen auf dem Display zu lesen bevor er rangeht. „Sophie?“ „Was ist bei euch los?“ Sie nähert sich dem Fernseher, beobachtet durch die dortige Kamera, wie sich Alice Bruder übers Gesicht streicht. „Ich weiß nicht wo Alice ist.“ „Dreh dich zur Kamera, wir können dich sehen, also erzähl mir bitte alles was du weißt.“ Sein Blick geht zur Kamera, sodass sie sein Gesicht besser sieht, als er ihr erzählt, was er weiß. „Sie war also in der Stadt? Ist sie den Carretera de Tamaraceite entlang gegangen?“ „Wahrscheinlich, ihr Fahrrad wurde dort in der Nähe gefunden.“ Sophie setzt sich luftholend auf die Couch, sich bewusst das die anderen sie beobachten. „Okay, ich weiß, dass das nur eine Idee und Versuch ist, aber geh zu diesem Weg egal was kommt, geh dort hin.“ Sie können beobachten, wie René losrennt das Handy am Ohr, aus dem Sichtfeld verschwindet, als jemand vom Fernsehteam meint, dass sie ihm folgen sollen. Hinter ihr steht Paolo, lehnt sich zu ihr vor. „Was hast du damit gemeint?“ „Alice und ich sind öfters diesen Weg aus der Stadt gelaufen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs war, das Fahrrad aber da war, kann sie nur dort irgendwo sein.“ „Sophie? Ich bin nun beim Carretera de Tamaraceite.“ Sie richtet ihre Aufmerksamkeit wieder René zu, der außer Atem ist. „Geh den Weg bis die steile Kurve kommt, pass dort aber auf, wir wurden da schon mal abgedrängt.“ „Okay.“ Sie können auf dem Fernseher sehen, wie die Kamera aufholt, als er sich der Kurve nähert, bleibt er abrupt stehen, um etwas aufzuheben. „I-Ich habe ihr Armband gefunden.“ Sophie beobachtet schweigend wie René beim Hang in dem Unterholz hinab verschwindet, bevor sie ihn wieder hört. „Verdammt.“ Sie hört ihn fluchen, sodass sie schluckt, die Augen zusammen kneift, sich auf die Unterlippe beißt, während sie über ihre Augen reibt. „Sophie, ich schulde dir etwas und zwar eine ganze Menge.“ Sophie sieht auf, als René im Bild mit Alice in seinen Armen den Hang hinauf kommt. Neben den beiden kommt der Vater von beiden angerannt, nimmt seinem Sohn die Tochter ab und wie Pierre René einen Arm um die Schulter legt. Als dieser zur Kamera sieht, sein Handy am Ohr. „Danke Sophie, hey komm mal wieder vorbei, wäre schön.“ „Bestimmt.“ Beide legen auf. Sie lässt ihr Handy aus der Hand fallen, beugt sich vor, sieht auf den Teppich und Handy, während sie den Fernseher noch hören kann an. „Wer hat dich angerufen? Hast du so deine Schwester finden können?“ Sophie sieht zum Fernseher, wo jemand René noch mehr Fragen stellt, doch beantwortet er diese Fragen nicht, sondern geht zu Alice die zu sich kommt. Er gibt ihr das Armband wieder. „Ich dachte schon ihr findet mich gar nicht.“ Sophie sieht wie René ihr über die Schläfe streicht, Alice sieht mitgenommen aus, voller Dreck und mit mehreren Wunden übersät. „Wie ist das passiert?“ „Ein Lastwagen hat mich abgedrängt, ich weiß es nicht mehr genau, als ich zu mir kam tat mir alles weh.“ Alice sieht von ihrem Vater zu ihrem Bruder. „Wie hast du mich gefunden?“ „Nicht ich habe dich gefunden, sondern deine beste Freundin.“ Alice Augen wurden größer, Tränen traten aus ihnen, es brach Sophie das Herz sie weinen zu sehen. René wischt seiner Schwester die Tränen weg, erzählt ihr wie er sie durch Sophies Hilfe gefunden hat. „Ich vermisse sie.“ „Ich vermisse dich auch.“ Zwar sagt sie das, aber Alice kann es nicht hören. Unterdessen nimmt Paolo die Fernbedienung schaltet um, da er sieht, wie fertig Sophie ist. Seufzend hebt sie den Blick, sieht zu Derek. „Du hast nicht zufälligerweise etwas, was einen ausknockt?“ Sie will diesen Tag nicht noch mehr ausweiten, zu viel ist passiert. „Na komm, iss erstmal eine Kleinigkeit und dann sehen wir mal, ob du nicht von selbst schläfst.“ „Ich brauche einfach etwas was mich lange schlafen lässt, ich kann gerade nicht mal aufstehen, meine Beine würden nachgeben, bitte Derek.“ Sie sieht ihren Onkel flehend an, der sich vor sie hinhockt, ihr über die Wange streicht. „Bitte. Ich will nicht mehr.“ „Versuche wenigstens etwas zu trinken, so wie du im Moment zitterst, gebe ich dir nichts.“ Sie beißt sich auf die Unterlippe sieht bittend zu ihm, ihr Zittern interessiert sie nicht. Widerwillig versucht sie wenige Minuten später etwas hinunter zu schlucken, kaum rutscht das Stück hinab ist ein schmerzhaftes Kratzen in ihrem Hals zu spüren. Paolo behält sie im Auge, sieht wie sich ihr Gesicht verzieht, bevor sie hustet. Er reicht ihr das Glas Wasser, was sie nimmt, aber selbst danach verzieht sie das Gesicht. „Was ist los?“ „M-Mein H-Hals tut beim S-Schlucken weh.“ Sie klingt heiser greift sich an den Hals. Mona sieht zu Derek, der sich vom Tisch erhebt etwas zusammen sucht und dann Tee aufbrüht. Unterdessen rührt Sophie das Essen nicht mehr an, sieht entschuldigend zu Paolo. Der Teller wird von einer Tasse mit einem vollen Löffel Honig getauscht, sodass sie nach oben zu Derek sieht. „Trink den Tee und dann darfst du schlafen.“ „O-Okay.“ Ihr gefällt es nicht, wie ihre Stimme klingt, sich ihr Hals schmerzhaft krampft. Mit jedem Schluck des Tees fragt sie sich, ob da etwas außer Honig beigefügt wurde. „Hast du was i-in den Tee getan?“ „Keine Sorge, es ist nur ein Schlafmittel.“ Doch Derek weiß um dessen Wirkung und wie sie ihre Wirkung entfaltet, Sophies Lider wurden schon schwer, als sie den Tee getrunken hat. „Willst du sie hochbringen oder ist es okay, wenn ich das übernehme.“ Seufzend streicht Paolo über Sophies Haar, als sie sich an ihn lehnt. „Solange sie Sophie nicht fallen lassen, ist es okay.“ Müde fällt ihr Kopf an Dereks Hals, sie kann kaum noch die Augen offen halten, als er sie schon nach oben trägt. Lider schließend kippt sie schon zur Seite, als er sie an den Armen festhält. „Das was ich dir gegeben habe ist ein starkes Schlafmittel, damit solltest du dich erst einmal ausruhen können. Morgen sehe ich mir dann mal deinen Hals an, okay?“ Ein müdes `mhm´ kommt von ihr, sie ist fast eingeschlafen. Als Paolo ins Zimmer kommt ist Sophie bereits eingeschlafen, kuschelt sich aber an ihn, als er sich neben sie legt und küsst. „Wird Zeit das du dich mal richtig ausschläfst.“ „Je t`aime.“ Er blinzelt in ihr schlafendes Gesicht, grinst sie an und küsst sie sanft. „Je t`aime aussi ma bell.“ Seit dem Kindergarten ist er es gewohnt, dass sie im Schlaf redet, dabei dachte er immer, dass sie nur spanisch redet, nun kommt also noch Französisch hinzu. Mit seiner Freundin im Arm schläft er selbst nach wenigen Minuten ein. Unten im Wohnzimmer lässt sich Derek auf die Couch fallen, seufzend reibt er sich über die müden Augen, wird dabei an gestupst, sieht so zu seiner Mum. „Du solltest auch schlafen gehen. Ich habe Jan und Lea ins Bett geschickt.“ „Ich bin aber schon groß, muss ich wirklich?“ Er grinst seine Mutter an, die zurück grinst bis ihr Grinsen zu einer besorgten Miene wird. „Mum, alles okay?“ „Ja, aber ich mache mir Sorgen um Scott, wird er wirklich wieder gesund?“ „Du kennst ihn doch, er ist ein Dickschädel, ganz sicher wird er gesund, zwar wird es etwas dauern, aber er wird wieder.“ „Versuche nicht deine eigenen Sorgen zu verbergen, ich kenne meinen beiden Jungs besser, als ihr vielleicht glaubt und dann musstest du deinen eigenen Bruder retten.“ „Mum, du kennst mich doch. Ich habe den Kleinen schon früher öfters gerettet, zwar noch nie so wie heute.“ „Oh ja, dass hast du wirklich, ihr seid als Kinder unmöglich gewesen.“ Er blinzelt seine Mum entschuldigend an bis er sie schief angrinst. Er und Scott haben ihrer Mutter als Kinder einige Momente der Sorgen beschert. „Mehr als um Scott mache mir um Sophie Sorgen, als ich sie von ihm weggezogen habe, hat sie mir heftig eine geknallt, wahrscheinlich hat sie das nicht einmal gemerkt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie ihn so sehr liebt.“ „Ich fasse es nicht, dass sie Scott beinahe getötet hätte.“ Er sieht zu Mona, da wird ihm klar, dass sie Miriam damit meint. „Miriam war bei der Hochzeit schon so aggressiv, Scott hat ein paar von uns gebeten auf Sophie ein Auge zu haben, weil er irgendwas ahnte. So fertig habe ich ihn nur nach Dads und Hendriks Tod gesehen.“ „Was meinst du, wo sie hin ist?“ „Das interessiert mich herzlich wenig, wenn sie nochmal hier auftaucht und ich bin hier kriegt sie wirklich eine geknallt.“ „Aber mit was hat sie ihn nur geschlagen, dass frage ich noch immer.“ „Mit dem Pokal vom College, den seiner letzten Meisterschaft, erinnerst du dich?“ „Sie hat was? Oh nein.“ Er zieht sie zu sich, umarmt sie, damit sie nicht weint. „Nicht weinen Mum, vertraue mir, er wird wieder auf die Beine kommen. Er sollte sich bei Sophie bedanken, wenn sie diese Vermutung mit ihrer Mutter nicht gehabt hätte, wär es zu spät gewesen. Ebenso fand ich das vorhin extrem erstaunlich, wie sie dem Jungen fast am anderen Ende Welt diese Hinweise gegeben hat.“ „Paolo meinte auf meine Frage hin, dass das vermisste Mädchen Sophies beste Freundin sei. Scott nennt sie nicht umsonst seinen kleinen Engel, vielleicht ist sie ein Schutzengel auf Erden.“ „Bei den beiden war es zumindest so. Aber bevor wir die ganze Nacht reden. Ich mache mich mal ins Bett. Schlaf gut Mum.“ Derek gibt Mona einen Kuss auf die Wange, steht auf und geht nach oben. Mona grinst ihrem ältesten Sohn hinterher. „Ein Kind bleibt immer das Kind seiner Mutter, egal wie alt das Kind ist.“ Oben im Flur bleibt Derek vor dem Zimmer von Jan stehen, als er Stimmen hört. Vorsichtig öffnet er einen Spalt, da kann er Leas Stimme hören. „Jan hör auf zu weinen, bitte. Ich mag meinen großen Bruder nicht weinen sehen.“ Was Derek nicht sieht, ist wie Lea mit bei Jan im Bett liegt, ihm Tränen wegwischt und ihn an sich drückt. „I-Ich will ihn nur nicht v-verlieren. E-Endlich haben wir einen r-richtigen Papa und dann muss Ma-mama ihm so wehtun.“ „Genau deswegen sollst du aufhören zu weinen. Papa wird gesund, ganz sicher.“ „H-Hast ja Recht. Ist e-es okay, wenn du hierbleibst? Ich m-mag nicht alleine sein.“ „Du hast wieder Alpträume, wegen damals, als dich dieser Jörg verprügelt hat?“ „Ja, ich kann kaum schlafen.“ „Ich bleibe hier. Damals war ich zu klein, um dir helfen zu können, heute will ich es aber.“ „Du weißt davon?“ „Von deinen Narben, weil du verprügelt wurdest und mich beschützt hast, ja sicher. Du bist mein Bruder.“ Derek hört Lea kurz quieken, wahrscheinlich weil Jan sie enger zu sich gezogen hat. „Versuch zu schlafen, na los.“ „Hey, ich bin älter, als du.“ „Na und, los Augen zu, sonst geh ich. … hihi.“ Flüchtig wagt Derek dann einen Blick ins Zimmer, sieht wie sich die beiden gegenseitig umarmen, sodass er leise die Tür wieder schließt. „Nicht nur ihr wollt ihn nicht verlieren.“ Kapitel 27: Im Krankenhaus -------------------------- Seit zwei Tagen liegt Scott auf Station im Krankenhaus und hat einige Untersuchungen hinter sich. Da die Ärzte auf Nummer sicher gehen wollen, dass seine Halswirbelsäule keinen Schaden genommen hat. Liegt eng um seinen Hals eine Halskrause und um seinen Kopf ein Verband. Zudem hat er eine schwere Gehirnerschütterung mit Schleudertrauma, daher darf er nicht unnötig aufstehen, sondern hat Bettruhe. Die gesetzten Schmerzmittel lassen ihn immer wieder müde werden, als er diesen Mal zu der grau weißen gekachelten Decke sieht, hört er, wie jemand ins Zimmer kommt. Vorsichtig dreht er den Kopf, lächelt, als er die Kinder sieht, die sich an sein Bett stellen. „Hey ihr zwei.“ Er freut sich seine Familie zu sehen, als er Mona sieht fragt er sich, ob sie nur zu dritt gekommen sind. Im nächsten Moment sieht er seine Mum über sich gebeugt, mit Tränen in den Augen, während sie über seine Wange streicht. „Hey mein kleiner Liebling, wie geht es dir?“ „Hallo Mum, du musst nicht weinen, bin okay.“ „Du versuchst mich nur zu beruhigen, ich sehe doch, wie schlecht es dir geht.“ „Papa geht es dir nicht gut?“ Jan steht neben seiner Schwester und sieht ihn bedrückt an. „Ich habe ziemliche Kopfschmerzen, aber ansonsten geht es mir gut.“ Er fragt sich noch immer, ob Sophie ihn nicht besuchen will. „Ist Sophie Zuhause geblieben?“ Er sieht das Kopfschütteln von Jan. „Derek hat sie mitgenommen.“ Fassungslos sieht er zu dem Jungen, als er das sagt. Seine Kopfschmerzen nehmen zu, hat sein Bruder Sophie etwa wirklich mit Chicago genommen? Doch im nächsten Augenblick sieht er die beiden ins Zimmer kommen, wie sich Sophie direkt zu ihm auf die Matratze setzt und ihn ansieht, ihr Blick wirkt irritiert. „Habt ihr was angestellt oder wieso schaut er mich so seltsam an?“ Er beobachtet, wie sie ihren Kopf zu ihren Geschwistern dreht, die sie angrinsen. Unterdessen geht Derek auf die die Fensterseite und lehnt sich sein Krankenbett, er schmunzelt. „Wenn ich Sophie mitnehmen würde, würde mich mein kleiner Bruder hassen und die Kleine zurückholen.“ Genervt reibt sich Sophie die Augen, er kann ihr ansehen, dass sie müde ist und es ihr nicht gut geht. „Ich stelle mal eines klar, ich bin weder ein Gegenstand, noch Spielzeug, um das man sich streiten kann oder es gar zerreißen.“ Er hebt eine Braue, sieht zu ihr, während er sich fragt, was er in der Zwischenzeit alles verpasst hat. Dabei fällt ihm auf, dass sein Bruder seine Krankenakte durchliest. Seufzend legt der Ältere die Akte zurück. „Da hast du ja einiges abbekommen.“ Er sieht weg, er kennt seine Krankenakte, in seinem Arm spürt er die ganze Zeit die kalte Infusionsnadel und die kalte Flüssigkeit, die seine Schmerzen lindern soll. Sein Blick hebt sich, als sich Derek zurück ans Bett lehnt, spürt aber nicht, wie sein Bruder ihm überm Kopf streicht. „Du hast wirklich einen Schutzengel gehabt, der im Übrigen auf deinem Bett sitzt, wenn Sophie dich nicht gesucht hätte, wärst du nicht mehr hier.“ Sein Blick geht zu ihr, die finster zu Derek sieht, an ihrem Ausdruck sieht er, dass sie wegen irgendwas, was sein Bruder gesagt hat sauer wurde. „Dann stimmt dein Spitzname ja, mein kleiner Schutzengel.“ „Nein, das stimmt nicht. Ich habe versagt und dich nicht vor Mama beschützen können. Ich … Ich wollte nicht nochmal einen Vater verlieren.“ Immer wieder beißt sie sich auf die Unterlippe, ihre Gestik, dass sie versucht ihre Tränen mit Schmerz zu stoppen. Da beschließt er kurzerhand sie zu sich zu ziehen und Sophie zu umarmen. Ohne Gegenwehr lässt sie sich umarmen. „Danke, dass du mich gerettet hast.“ „Eher hat dein Bruder dich gerettet, ich habe dich nur gefunden, wie du-.“ Er merkt wie sie abbricht, sich wohl nicht erinnern will, wie sie ihn gefunden hat. „Bei meinem Bruder bin ich schon daran gewöhnt, dass er mich rettet. Dennoch danke ich dir großer Bruder.“ „Schwing hier keine Rede.“ Scott lächelt leicht, sieht zu Derek, welchem er ansieht, dass er erleichtert ist, weil ihm nichts weiter passiert ist. „Ähm Dad? Darf ich mich wieder aufsetzen?“ Er blickt zu Sophie, die ihn fragend ansieht, aber so schnell will er sie nicht gehen lassen, legt stattdessen seine Arme enger um sie. Ihr Seufzen nach zu unterteilen merkt sie selbst, dass er sie nicht gehen lassen will. Da dreht sie sich in seinen Armen, legt ihren Kopf auf seine Brust. „Scheint so, als könnten wir Sophie den restlichen Tag bei dir lassen.“ „Klar, wenn du Paolo erklärst, wieso ich nicht mit nach Hause komme.“ Scott fragt sich nun wirklich, was in der Zwischenzeit passiert ist, denn so wie Sophie Derek herausfordernd ansieht, muss einiges passiert sein. „Erzählt ihr mir was in der Zwischenzeit so passiert ist?“ „Kommt drauf an, was du wissen willst.“ Scott bemerkt dieses Grinsen, welches Derek zu Sophie wirft, die ihn finster anfunkelt. „Nun ja, es scheint so, als müsstest du Sophie mit Paolo teilen. Er gibt seine Sophie auch so ungerne wieder her.“ Skeptisch sieht er nun zu Sophie, die den Mund zur Seite zieht, leise seufzt er. „Erzählt mir was neues, denn das habe ich schon längst gewusst beziehungsweise geahnt.“ „Zum einen ist Miriam noch nicht wieder aufgetaucht, auch wissen wir nicht wo sie ist. Aber zum anderen ist das auch gut so. Denn die Kleine wäre der am liebsten hinterher, um sie eigenhändig umzubringen.“ „Du wolltest deine Mutter umbringen?“ Er sieht Sophie ungläubig an, die aber nickt mit diesem festen entschlossenen Ausdruck in den Augen. „Sie hätte beinahe meinen Dad getötet, glaubst du wirklich, da sehe ich tatenlos zu? Als … als du nicht zu dir gekommen bist, da dachte ich kurz, ich hätte nun zum zweiten Mal meinen Vater verloren.“ Sanft streicht er über ihre Wange, sieht ihren fragenden Blick. „Nein, würdest du nicht. Denn du bist nicht wie sie, du bist nicht gewalttätig, sondern das völlige Gegenteil, sonst würde ich nicht mehr hier sein.“ „D-Dad. Ich…“ „Okay ihr zwei, es gibt da noch zwei, die gerne mit Scott kuscheln wollen.“ Scott sieht zur Seite, Lea stellt sich neben sein Bett, als er Sophies Grinsen sieht, löst sie sich aus seinen Armen, damit die Jüngste sich zu ihm gesellen kann. Hingegen stellt sich Sophie neben Derek, der sie im Auge behält, unterdessen blickt sie hinaus zum blauen Himmel, an dem wenige Wolken entlang ziehen. Sie zuckt leicht zusammen, als Derek die Hand auf ihre Schulter legt, sodass sie zu ihm sieht. In seiner Deutung hin schüttelt sie kurz mit dem Kopf, sie würde Scott es ein anderes Mal erzählen, versuchen zu erklären, dass er nicht ihr Stiefvater, sondern ihr Vater ist. In ihrem Kopf fragt sie sich, wann sie ihm es in Ruhe mitteilen kann, als sie aus ihren Gedanken gerissen wird und von Derek mit in Richtung Tür gezogen wird. „Also dann, ich nehme Sophie dann mal mit nach Chicago.“ Sophie will schon etwas sagen, als sie sieht, wie sich Scott aufsetzt, um jeden Moment zu ihnen zu kommen. Bevor das passiert, löst sie ihre Hand aus der von Derek und geht auf ihren Dad zu. „Leg dich wieder hin! Keine Angst, er nimmt mich nicht mit. Hab dir doch versprochen nicht noch einmal zu verschwinden oder abzuhauen.“ Sanft küsst sie ihn auf die Wange, spürt dabei die rauen stoppeligen Barthaare, sieht dann als sie ihn anlächelt seinen fragenden Blick. „Ich bin gleich wieder da.“ Da dreht sie sich schon um, geht zurück zu Derek und verschwindet mit ihm auf den Gang. Kaum zwei Zimmer weiter lehnt sich Sophie an eine Wand, neben ihr tut Derek dasselbe. „Du willst es ihm noch nicht sagen.“ „Nein. Du siehst doch wie es ihm geht. Es würde ihn nur überfordern.“ „Hast du bewusst “Vater“ gesagt oder war es willkürlich.“ Sie sieht zur Seite ihm ins Gesicht. „Ein Vater ist ein Vater, ob nun etwas davor steht oder nicht war mir in dem Moment egal.“ „In dem Moment, wo er es von dir erfährt solltest du dir im Klaren sein, dass sich einiges verändern könnte.“ „Wieso sollte sich dann etwas ändern?“ „Als du wegen meinem Fehler so benebelt warst, war er richtig sauer auf mich, hat mir sogar eine auf den Hinterkopf verpasst, was er sonst nie tat. Was ich damit sagen will, er liebt dich schon längst wie eine Tochter. Kann ich auch verstehen, er kennt dich schon so lange.“ „Zwölf Jahre.“ „Wie?“ „Er kennt mich seit ich vier bin, das ist zwölf Jahre her.“ „Sicher? Ich dachte du seist Fünfzehn.“ „Ich bin Sechszehn, bin im März Sechszehn geworden, aber ich habe meinen Geburtstag nicht gefeiert. Papa war im Februar gestorben. Bei den anderen wollte ich nichts wissen, wollte alles vergessen, selbst meinen Geburtstag.“ „Also hast du auch nichts zum Geburtstag bekommen?“ „Nein, aber ich will auch nichts haben. Das, was ich mir wünschen würde, bekäme ich nie wieder zurück, meinen Papa.“ „Würdest du dir denn ansonsten etwas wünschen?“ Ihr Blick wandert zu ihrer rechten Hand, sie würde nicht spielen können, selbst wenn sie sich die Gitarre kaufen könnte. „Ich habe ihn einmal nicht sagen wollen, worauf ich spare, weißt du die Wetteinsätze sind in einer Schatulle in meiner Kommode gelandet, weil ich vorhatte mir eine Gitarre zu kaufen. Aber mit der Hand wird das nichts werden.“ „Eine Gitarre?“ „Ja, Paolo hatte es mir mal beigebracht, wie man spielt. In Las Palmas war es in unserem Kurs normal, dass jeder ein Instrument spielen kann, da ich aber mehr den Gesang übernommen habe, hat er mir manchmal seine Gitarre überlassen.“ „Da fällt mir ein, als du abhauen wolltest, hat er in einer Kommode nachgesehen, vielleicht hat er da die Schatulle gesehen.“ Er beobachtet, wie sie an der Wand hinab rutscht, die Arme auf die Knie legt. „Hätte ich doch schon eher den Befund gelesen, dann wäre ich nicht mal zum Flughafen losgelaufen.“ Er setzt sich neben sie, legt die Hand auf ihren Kopf. „Du hättest ihn sehen sollen, so wie er gefahren ist, ist es erstaunlich, dass wir nicht geblitzt wurden oder einen Unfall gebaut haben. Kaum warst du weg, drehte er durch und war die pure Verzweiflung. Ich weiß das ist seltsam, aber es zeigt auch, wie sehr er dich braucht und wie sehr er dich liebt. Wenn du am Flughafen in einem Flugzeug gewesen wärst, hätte er es wohl vorm starten gehindert, nur um seine Sophie zurück zu holen.“ Allein über diese bildliche Vorstellung gluckst sie. „Das klingt nach ihm.“ „Du hast seine Reaktion im Zimmer gesehen, er hätte sich die Infusionsnadel heraus gezogen, wäre aus dem Bett gestolpert und hätte dich hinter sich gezogen.“ „Du hättest ihn auch nicht ärgern müssen, seine Kopfverletzung ist wirklich schlimm, es tut weh ihn so zu sehen.“ „Lange werde ich nicht mehr in Miami bleiben können, hab mir ja extra Urlaub für die Hochzeit von ihm genommen. Aber wenn du Lust hast, kannst du mich und meine Familie in Chicago mal besuchen kommen, zumindest wenn er dich lässt.“ „Klingt nicht schlecht, aber die Schule beginnt schon in zwei Wochen und ich mag lieber bei Dad bleiben, zudem würde mich Paolo dann begleiten.“ „Seid ihr beide also zusammen?“ Sie wurde verlegen rot und nickt leicht. „Meinetwegen kann er dich begleiten. Ich bin mir sicher, du würdest dich mit den Zwillingen gut verstehen.“ „Dad meinte du hast Junge und Mädchen, wie alt sind die beiden denn?“ „Die beiden werden im August siebzehn, Ricky ist mehr, wie ihre Mutter, während Nicky mehr nach mir kommt.“ „Also Nicky und Ricky. Sind das Spitznamen?“ „Ja, richtig heißen beide Ricarda und Niclas.“ Sie bemerkt seinen nachdenklichen Blick, als er über die beiden redet. „Ruf die beiden doch mal an.“ „Beide sind in einem Feriencamp in Cheyenne.“ „Cheyenne? Das ist doch in Wyoming, ziemlich weit weg die beiden.“ „Du kennst dich ziemlich gut mit den Staaten aus.“ „Hab mich ja auch auf die Highschool vorbereitet.“ Seufzend lehnt sie sich dann an ihn. „Was ist denn?“ Er legt den Arm um seine Nichte. „Ich habe Angst, dieses Mal haben wir ihn gerettet, aber wenn Mama zurück kommt, du nicht da bist und helfen kannst.“ „Als ich dich von ihm weggezogen habe, hast du mir ordentlich eine geknallt, tat ganz schön weh, vor allem, weil es die Schiene war.“ „Oh je, wirklich? Das wollte ich nicht.“ Lächelnd legt Derek seine Hand auf ihren Schopf, sieht sie aufmunternd an. „Ach was, hab schon schlimmes abbekommen.“ „Wir sollten langsam mal zurück, sonst denkt Dad wirklich, dass du mich mit nach Chicago genommen hast.“ Zurück im Krankenzimmer sehen beide, dass Scott die Erleichterung anzumerken ist, als er Sophie sieht. „Ihr versteht euch ja offenbar ziemlich gut.“ Wenn die beiden noch länger weggeblieben wären, wäre er wirklich aufgestanden, um Sophie zurück zu holen. So lächelt er sie an, als sie sich zu ihm setzt. „Ich habe dir ja gesagt, dass wir gleich zurück sind.“ „Ja, aber ich traue es ihm zu, dich einfach mitzunehmen.“ „Da müsste mich Derek, aber von dir wegzerren, okay das hat er einmal geschafft, aber nochmal sicher nicht.“ Ihr Lächeln dabei zu sehen, lässt ihn selbst lächeln. „Dir geht es wenigstens besser.“ Da sieht er, wie sie den Kopf fragend neigt, er kann sie einfach zu leicht durchschauen, ihre Gesten sind seit ihrer Kindheit gleich geblieben. „Dafür siehst du dieses Mal ziemlich … kaputt aus.“ Ihre Hand streicht sanft über seine Wange, eine Geste, die sonst er bei ihr macht, wenn es ihr nicht gut geht. „Das wird wieder, dann hast du … habt ihr mich ja wieder.“ Ihr Glucksen lässt ihn leise seufzen. Hingegen sieht er, wie seine Mum zu Sophie geht. „Ich weiß, du willst nicht mitkommen, aber wir müssen leider los.“ „Schon? Ich dachte wir haben mehr Zeit.“ „Die Schwester war vor ein paar Minuten da, bevor ihr wieder gekommen seid, die Besuchszeit ist um.“ Nur sehen alle, wie sich Sophie weigert zu gehen, sie legt sich zu Scott. „Ich werde morgen einfach wieder kommen, okay?“ „Oh man langsam frage ich mich, wer von euch beiden den größeren Dickschädel hat.“ Sophie hebt frech grinsend den Kopf, dreht sich zurück zu Scott und gibt diesem noch einen Kuss auf seine Wange. Schließlich lässt sie von ihm ab, geht zur Tür zu den Jüngeren. Draußen im Gang bemerkt sie, dass Derek noch bei Scott bleibt, neugierig versucht sie zu lauschen, was die Brüder miteinander reden. „Hey, tue mir den Gefallen und werde wieder gesund die Kleine wird von mir sonst wirklich mit nach Chicago genommen.“ „Ich werde wieder gesund, weil ich nicht zulasse, dass du Sophie mitnimmst.“ „Gut. … Du solltest ihr wirklich dankbar sein. Mum meinte am Abend, dass sie wohl mehr als nur dein kleiner Engel ist, sondern dein Schutzengel. Na ja, ich muss dann auch los, bevor die anderen auf mich warten.“ Sophie lehnt sich neben die Wand, beinahe dachte sie, dass Derek das Versprechen brechen würde, aber er nennt sie stattdessen einen Schutzengel, dabei hat sie Scott nicht beschützen können, sondern ihn nur gefunden. Schnell geht sie zu ihren Geschwistern, tut so als würde sie etwas am schwarzen Brett gelesen haben, als auch Derek neben ihnen auftaucht. Allein im Zimmer fühlt er sich einsam, sodass er vorsichtig den Kopf zum Fenster dreht, als er im Bett etwas ertastet. Skeptisch sieht er einen Musikplayer umwickelt von einem Zettel und Kopfhörern in seiner Hand. „Hat den einer der drei vergessen?“ Er wickelt den Player aus, sieht auf dem Zettel wo `Dad´ drauf steht, den Player legt er neben sich bevor er den Zettel auseinander faltet. Dad Ich weiß ich sollte keinen Stift anrühren, solange ich die Schiene trage, aber ich werde nicht die Chance haben alleine mit dir zu reden. Daher bitte entschuldige meine Schrift und sei nicht böse, weil ich dennoch versuche zu schreiben. Ebenso kann ich mir vorstellen, wie dein Kopf schmerzen muss, werde bitte wieder gesund … du fehlst mir. Du fehlst uns allen. Derek kümmert sich mit Grandma um uns, leider wird er schon übermorgen abreisen. Ich habe ihm gesagt, dass ich Angst habe, Mama hätte mir beinahe die wichtigste Person, meinen Dad, dich umgebracht. Ich will nicht zweimal meinen Vater verlieren. Da du ganz alleine im Krankenhaus bist, habe ich mir etwas überlegt, daher habe ich dir meinen alten Player da gelassen, vielleicht bringt dich das auf andere Gedanken. Ich weiß, dass du meine Musik magst, aber ich kann nicht bei dir im Krankenhaus bleiben, leider. Ich habe dich sehr lieb, hab keine Angst dein kleiner Engel wird nicht wieder weglaufen. Dein kleiner Engel Sophie Seufzend legt er den Zettel weg, lehnt sich zurück ins Kissen. „Verrücktes Mädchen.“ Darüber schmunzelt er, während er nach dem Player tastet, sich die Kopfhörer in die Ohren steckt und einschaltet. Er kann ihre Stimme hören. „Hey Daddy, damit du kein Heimweh bekommst und dich nicht so einsam fühlst, habe ich dir ein paar Lieder aufgenommen. Komm bitte bald wieder nach Hause, ja?“ Während sie leise zu singen anfängt, hört er eine Gitarre, was ihn irritiert, weil Sophie keine hat, sondern auf eine spart, dennoch schließt er die Augen und fühlt sich nicht mehr so alleine. Kapitel 28: Zurück Zuhause -------------------------- Ungeduldig mit dem Blick auf die Straße sitzt sie im Fenster ihres Zimmers, während ihr linkes Bein im Zimmer angewinkelt auf der Fensterbank liegt und das rechte auf dem Vordach der Veranda baumelt. Bereits zwei Stunden sind vergangen, als ihre Grandma ihren Dad aus dem Krankenhaus abholen wollte, seitdem wartet sie nervös darauf den schwarzen Land Rover zu sehen. Nach einer unerträglichen Woche ohne ihn, darf er endlich wieder nach Hause, es dauert ihr zu lange bis der Wagen in ihr Sichtfeld kommt. „Kommt schon endlich.“ Sie nagt an ihrer Unterlippe, die Arme vor der Brust verschränkt, in ihrem Augenwinkel nimmt sie eine Bewegung wahr, nur blickt sie nicht einmal zu ihrem Freund, welcher sie vorsichtig umarmt, damit sie nicht noch aus dem Fenster fällt. Sie kann seinen Kuss auf ihrer Wange spüren. „Sei nicht so ungeduldig, sie sind bestimmt gleich da.“ Grummelnd lehnt sie sich gegen ihn, ihre Ungeduld wird dadurch nur wenig gelindert. Dabei geht es ihr sogar gut, zwar trägt sie noch immer die Schiene, aber sonst sind ihre Verletzungen geheilt, die rosahellen Narben an Wange und Schläfe salbt sie mehrmals täglich ein. Ihre rechte Hand soll sie noch schonen, da nicht alle angebrochenen Stellen geheilt sind. Aber das empfindet sie nicht schlimm, immerhin hat sie gesehen, wie schwer Scott verletzt ist, da war ihr Unfall dagegen harmlos. Von weiten sieht sie einen schwarzen Wagen die Straße entlang fahren, hofft, dass es dieses Mal der richtige ist, schließlich wird der Wagen langsamer und biegt in die Einfahrt ein. Bei ihrem ruckartigen aufspringen stößt sie Paolo zur Seite. Doch sie rennt aus ihrem Zimmer, hört nur noch schwach sein Seufzen, er kann nicht so ganz verstehen, wieso sie die Treppe hinunter rennen muss. Mit dem letzten Absatz der Treppe reißt sie bereits die Haustür auf und beobachtet den kurzen Abstand von Veranda zum Wagen, wie Scott aussteigt, die Wagentür schließt, bevor er sich vom Wagen entfernen kann, hat sie ihn fast umgerannt und sich an ihn geschmiegt, durch den Schwung lehnt er sich an seinen Wagen um nicht umzufallen. So stürmisch wollte sie ihn nicht begrüßen, aber sie konnte nicht anders, während sie ihn umarmt. „Du hast mir gefehlt.“ Sie spürt, wie er ihr überm Kopf streicht, als sie aufsieht, lächelt er sie an. „Du mir auch, kleiner Engel.“ Ihre Wangen fühlen sich wärmer an, als sie seine Lippen an ihrer Stirn spürt, genießt sie sogar diese Geste von ihm. An seiner verletzten Kopfseite sieht sie noch die Spuren seiner Verletzung, die Stelle wurde wegen dem Pflaster ausrasiert, sodass er eine kahle Stelle hat, auch die Halskrause soll er noch eine Woche tragen, trotzdem ist sie erleichtert ihn wieder umarmen zu dürfen. Vorsichtig legt sie ihre linke Hand ans Pflaster. „Tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte.“ „Unsinn. Ohne dich wäre ich nicht mehr hier.“ „Hey ihr beiden, da sind noch zwei, die ihren Papa begrüßen wollen.“ Sophie sieht von Mona zu Jan und Lea, die beide sie beobachten. Seufzend gibt sie Scott frei, damit ihre Geschwister ihn ebenfalls umarmen können. Beim Reingehen beobachtet sie, wie Lea versucht Scott ins Haus hinein zu ziehen. „Come on.“ Irrt sich Sophie oder hat Lea gerade Englisch geredet? Da fällt ihr auf, dass sie selbst öfters unbewusst schon immer mal Englisch redet, ebenso, dass Lea und Jan zweisprachig aufgewachsen sind, nur nicht wie sie mit spanisch, sondern mit englisch. „Sophie, wo bleibst du denn?“ Sie sieht auf, zu Scott, der sie anlächelt und stehen geblieben ist. „Ich bin direkt hinter dir.“ Im Haus sieht sie, wie Lea ihn noch immer am Arm den Flur entlang zieht. „Ich will dir was zeigen, lass mich dich nicht so ziehen.“ Skeptisch hebt Sophie eine Braue, Scott müsste nur stehen bleiben, sodass Lea ihn nicht mehr am Arm entlang zerren kann. Dabei weiß sie selbst, was Lea will, in der Küche angekommen bleibt Lea stehen, deutet auf den Tisch, wohin auch Scotts Blick wandert, während Sophie sich an die Lehne der Couch lehnt. Sie braucht nicht näher herangehen, immerhin hat sie sich an dieser Torte versucht mit dem Schriftzug »Welcome Home Dad« Sie bemerkt diesen fragenden Ausdruck in Scotts Augen. „Wer?“ „Sophie hat die gemacht.“ Von der Antwort seiner Mutter, sieht er nach hinten zu Sophie, die an der Couch lehnt, mittlerweile hat sich Paolo neben Sophie gesellt und den Arm um sie liegen. Ihm gefällt es nicht, wie Paolo zu Sophie ist, wird er etwa eifersüchtig? „Wie geht es ihnen?“ „Besser.“ Sophie bemerkt diese Spannung zwischen den Beiden, sieht so zwischen beiden hin und her. Seufzend löst sie sich von Paolo und geht zu Scott. „Nicht eifersüchtig werden Dad, okay?“ Nur zieht Scott sie an sich. „Ein wenig bin ich es doch.“ Augen verdrehend sieht sie ihn an. „Bevor du auf meinen Freund eifersüchtig wirst, probiere lieber ein Stück Torte, sonst isst Lea sie ganz alleine auf.“ Die Fünfjährige versucht bereits zu naschen, wird aber von Mona dran gehindert. „Papa, Sophie kann toll backen. Ich habe vom Teig genascht, der ist super mega lecker.“ „Wo hast du das denn aufgeschnappt?“ „Weiß nicht, irgendwo haben die das gesagt, glaub ich.“ Dabei sieht Sophie, wie gerne Lea ein Stück Torte will. „Bevor du die Torte alleine isst, sollten wir die mal anschneiden.“ „Ich will ein ganz großes Stück haben.“ Grinsend sieht die Ältere die Jüngste an. „Damit du Bauchschmerzen bekommst?“ „Von Torten bekomme ich kein Bauchweh.“ Ihr Blick wandert zu Paolo, der ihr mit Absicht Glasur an ihre Wange stupst. Daraufhin grummelt sie ihn an. „Hey ihr zwei, mit dem Essen spielt man nicht.“ „Nein. Aber mit seiner Freundin.“ Denn Paolo gibt Sophie einen Kuss auf die Wange und leckt ihr so die Glasur wieder ab. „Diese Anspielung. Ich bin kein Spielzeug.“ Paolo nähert sich ihrem Ohr. „Doch mein liebstes. Ich liebe dich.“ Er flüstert es nur, dennoch wird Sophie verlegen rot. „Paolo, ich warne dich, lass die Finger von ihr.“ Sophie schmunzelt Scott daraufhin an, der auf die beiden zugeht und Sophie von Paolo wegzieht. Skeptisch sieht sie erneut zwischen beiden hin und her, bis sie am linken Arm von Jan mit in die Küche gezogen wird. „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nicht wahr?“ In diesem Fall freut sich Jan, der nun frech grinsend zu den beiden sieht. Durch die grimmigen und eifersüchtigen Gesichtszüge von Scott und Paolo, kann sich Sophie ein Glucksen nicht verkneifen, vor allem, als sie Jan einen Kuss auf die Wange gibt. „Danke Brüderchen.“ Dieser grinst und strahlt sogar. In der kurzen Zeit, die Scott im Krankenhaus lag, sind Sophie und ihre Geschwister enger zusammen gewachsen und verstehen sich sogar besser. „Also ihr Lieben, wollt ihr ein Stück ab haben? Ansonsten wird Lea die Torte alleine essen.“ Vier Köpfe drehen sich von Mona zu dem Mädchen, welches sich über die Torte hermachen will. „Lea endet irgendwann noch selbst als Süßigkeit.“ Sophie geht auf Lea zu, nimmt diese vom Tisch, um sie auf einen Stuhl zu setzen und bevor diese meckern kann, schneidet Sophie ein großes Stück ab und stellt es der Jüngeren hin. Ihr Blick schweift zu den Anderen und bleibt bei Scott hängen, den sie anlächelt. Im nächsten Moment sitzen sie zu sechst am Tisch und essen die Torte. Irgendwann spürt Sophie einen Blick auf sich, sieht zur Seite und bemerkt dass es Scott ist. Erneut lächelt sie ihn an. „Was ist denn?“ Nun lächelt Scott noch mehr. „Nichts, aber es ist schön dich wieder lächeln zu sehen.“ „Na ja, ich habe halt gute Laune, immerhin bist du wieder da.“ Eine halbe Stunde später liegt Scott auf seiner Couch und streicht über Leas Rücken, die sich an seine Seite gekuschelt hat. Ihm fällt diese Ähnlichkeit zwischen Sophie und Lea auf, Sophie sah als sie klein war, wie Lea jetzt aus. Aber nicht das kommt ihm so vertraut vor, sondern das Gefühl jemanden so im Arm haben zu dürfen. Früher war es meist Sophie, die sich an ihn gekuschelt hatte. Nur wird sie wohl nicht mehr mit ihm kuscheln, sondern mit Paolo. In seinen Gedanken versunken kann er jemanden Gitarre spielen hören, sodass er seinen Blick zum Garten richtet, wo Sophie und Paolo Rücken an Rücken im Gras sitzen, während Paolo Gitarre spielt. „Sie singen schon wieder.“ Behutsam dreht er den Kopf zu seiner Mutter, die an der Tür zum Garten steht, bevor sein Blick wieder zu den Beiden nach draußen wandert. Scott sieht zu Mona, die sich zu ihm auf die Couch setzt und Lea eine Haarsträhne hinters Ohr streicht. „Sie lieben dich, alle drei lieben dich.“ „Ich liebe die drei auch.“ „Scott, Sophie hat wirklich Angst gehabt dich zu verlieren. Was ist denn nur zwischen dir und Miriam passiert?“ Sanft streicht seine Mum über seine Wange. Für sie würde er wohl immer ihr kleiner Junge sein, obwohl er schon erwachsen ist. „Was machen die zwei da?“ Jan steht nun an der Tür zum Garten, sieht skeptisch zu Sophie und Paolo. Scott sieht zu den beiden und seufzt leise, Sophie liegt sich Bauchhaltend und lachend im Gras neben Paolo, der sie immer wieder zum Lachen bringt. „Scott, bitte vergiss nicht meine Frage zu beantworten.“ Wieder sieht er seine Mutter an, die ihn eindringlich ansieht. Aber vor Jan und Lea möchte er nicht sagen, was wirklich passiert ist. Er selbst kann es noch immer nicht fassen, dass Miriam ihn nieder geschlagen hat, beinahe totgeschlagen hätte, dabei dachte er sie würde ihn lieben. „Papa?“ „Scott, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ Mehrmals blinzelt er, offenbar machen sich die beiden Sorgen um ihn. „Denk schon. … Was ist denn?“ Sein Blick ist auf Jan gerichtet. „Ich wollte fragen, ob ich in den Pool darf, mir ist warm.“ Jan lehnt sich über die Lehne und sieht ihn bittend an. „Na okay, aber bleib nicht zu lange drin.“ Jan strahlt ihn an und nickt, dann ist der Junge auch schon verschwunden. „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir? Ich mache mir Sorgen um dich.“ „Sind nur Kopfschmerzen, bitte mache dir keine Sorgen.“ In seinen Armen regt sich Lea leicht bis sie weiter schläft. Sanft streicht er weiter über den Rücken der Kleinen, dann sieht er Jan in Badehose und einem Handtuch in den Garten hinausgehen und wie der Junge mit einer Arschbombe in den Pool springt. Einige Sekunden später sieht er Jan wieder auftauchen und im Pool herum schwimmen. Dann bemerkt er wie seine Mutter zu den drei da draußen sieht, weil Paolo nun am Pool steht und Sophie lachend daneben im Gras liegt. Im nächsten Moment beobachtet er Paolo, der ebenfalls nur in Badehosen in den Pool, wie Jan zuvor mit einer Arschbombe rein springt, wobei Sophie dieses Mal nass wird. Wenn sie sich vor dem Wasser erschrecken würde, wäre es etwas Neues für sie, dennoch sieht sie die beiden Jungs im Pool böse an. „Na wartet, euch kriege ich.“ Aus Gewohnheit trägt sie unter ihrem Shirt und der Bermuda ihren dunkelblauen Bikini, sodass sie die nassen Sachen auszieht und diese mit der Schiene auf die Liege legt, bevor sie an den Rand des Pools tritt. „Los Jan schwimm weg, sie kann nicht uns beide erwischen.“ „Ach meinst du wirklich?“ Sophie steht am Rand und beugt sich herausfordernd über Paolo, der sie frech angrinst. „Du willst doch nur mich fangen, ich sehe es dir an.“ „Na gut, hast recht.“ Nun hockt sie sich vor Paolo, der näher an den Rand schwimmt, sich schließlich abstützt und sie nicht nur küsst, sondern mit ins Wasser zieht. „Wer hat nun wen gefangen?“ Jan lacht darüber bis er bemerkt, dass die beiden nicht wieder auftauchen. „Sophie? Paolo? Hey, macht keinen Quatsch.“ Im nächsten Moment ziehen beide den Jungen unter Wasser, der sich wehrt und wieder auftaucht, um nach Luft zu schnappen. Er hat etwas Wasser geschluckt, was er hustend ausspuckt, nun sieht er Sophie und Paolo wütend an. „Lasst diesen Mist, ich kann nicht so lange unter Wasser bleiben wie ihr.“ „Wenn du willst bringe ich es dir bei.“ Paolo grinst Jan an, der ihn überrascht ansieht. „Wirklich?“ „Klar, wieso nicht, Lea will ja auch schwimmen lernen.“ „Oh man das wäre super. Hey Sophie, hast du das gehört?“ Jan sieht zu Sophie, die sich im Wasser treiben lässt. „Hey, alles okay bei dir?“ Paolo grinst darüber, weil Jan das von ihr wohl nicht kennt. „Der geht es gut, das macht sie öfters um sich zu entspannen. Deswegen nenne ich sie ja auch kleine Meerjungfrau.“ „Und ich kann euch beide hören.“ „Ich weiß.“ Dann sieht Jan Sophie Luft holen, die Augen schließen und wie sie hinab taucht. Von nahen zu sehen, wie sie sich bewegt erinnert ihn wirklich an eine Meerjungfrau. „Irre, wie macht sie das?“ „Was meinst du denn genau?“ „Na ja, sich so zu bewegen, ihr bewegt euch beide im Wasser völlig anders, wie Delphine halt.“ Jan sieht Sophie dicht hinter Paolo auftauchen, die diesen in den Nacken küsst und sich an ihn lehnt, bis sie ihn unter Wasser drückt. „Sophie, was soll das? Ich dachte du liebst ihn.“ „Keine Sorge, der ertrinkt nicht.“ Schließlich ist Paolo hinter Sophie, während sie sehr froh darüber ist, dass Jan nicht sieht, wo genau Paolos Hände bei ihr liegen. Dennoch gluckst sie als er sie an den Seiten kitzelt. „Hey, mal wirklich, würdet ihr es mir beibringen länger, als ein paar Sekunden unter Wasser zu bleiben?“ „Wie lange kannst du im Moment unter Wasser bleiben?“ „Ein paar Sekunden schätze ich.“ Dann bemerken alle drei, die kleine Person, die sich an den Pool setzt, Lea. Die Kleine lässt traurig die Beine im Wasser baumeln und sieht zu den drein, sie kann nicht schwimmen. „Lea, machst du keinen Mittagsschlaf mehr?“ Die Kleine schüttelt den Kopf, dennoch ist sie noch etwas müde. „Bin nicht müde. Aber Papa und Oma haben sich seltsam unterhalten. Sie haben von Mama geredet und von dem was passiert ist. Aber ich habe nichts verstanden.“ Sophie erstarrt im Wasser, als sie das hört. Da bemerkt sie, wie Lea sich an den Kopf fasst. „Lea?“ Nur schwimmt Jan bereits auf Lea zu und sieht sie besorgt an. „Lea. Hey was ist denn los?“ „Ich hab Kopfweh und mir ist zu warm und dann ganz kalt.“ „Bist du vielleicht krank?“ Sophie beobachtet Lea genauer, die Kleine kippt immer wieder seitlich weg. „Jan! Halte Lea fest, sie darf nicht ins Wasser fallen.“ Jan dreht den Kopf zu Sophie, in diesem kurzen Moment verdrehen sich die Augen von der Fünfjährigen und die schließlich vornüber neben Jan ins Wasser kippt, der sie nicht mehr rechtzeitig abfangen kann, sodass die Kleine von Wasser umgeben tiefer sinkt. Jan versucht zu ihr zu gelangen, schafft es aber nicht tiefer als einen Meter, dann muss er nach oben schwimmen und Luft holen. Sophie sieht den Schatten im Wasser und Paolo mit Lea im Arm auftauchen. „Jan klettere aus dem Pool, lauf rein und hol Handtücher.“ Jan nickt betäubt und kommt nicht gleich beim ersten Versuch aus dem Pool, sondern erst beim zweiten. Er rennt ins Haus, währenddessen bringt Paolo die bewusstlose Lea aus dem Wasser, Sophie folgt ihm und überprüft ob ihre kleine Schwester Wasser geschluckt hat, was zum Glück nicht der Fall ist. Auch atmet die Fünfjährige, die kurz zu sich kommt. „Mein Kopf tut weh.“ Sophie streicht über die viel zu warmen Wangen von Lea, deren Kopf zur Seite kippt, an der Stirn der Kleinen spürt sie wie diese glüht. Im nächsten Moment rennt Jan mit ein paar Handtücher zum Pool und sieht, dass Lea sich nicht rührt. „Was ist mit ihr?“ Sophie sieht die Angst in den Augen ihres Bruders. „Sie ist ohnmächtig geworden und hat hohes Fieber. Hilfst du Paolo bitte, ich sag den Beiden Bescheid.“ Schon geht Sophie an ihrem Bruder vorbei, der Paolo die Handtücher reicht und seine kleine Schwester abtrocknet. Sophie sieht schon beim näher herangehen, dass es Scott nicht gut geht, er steht mit geschlossenen Augen vor der Terrassentür. Sanft streicht sie ihm über die Wange. „Dad. Leg dich bitte wieder hin, nicht das du umkippst.“ Scott öffnet kurz die Augen, Sophies Hand war kühl und angenehm dort wo sie lag. „Was ist mit Lea?“ „Sie hat hohes Fieber und ist ohnmächtig geworden.“ Ihr fällt der hilflose Blick von ihm auf und so vergisst sie Lea für einen Moment, denn ihm geht es noch nicht besser. Daher nimmt sie ihren Vater an der Hand und führt ihn zurück ins Wohnzimmer, damit er ihr nicht umfällt, lässt sie ihn sich wieder hinlegen. Sie setzt sich neben ihn und legt ihre Hand an seine Schläfe, wo sie spüren kann, dass es dort pulsiert. „Deine Hand ist so schön kühl.“ „Liegt daran, dass ich im Pool war.“ Sophie versucht zu lächeln, doch sie macht sich einfach Sorgen um ihren Dad, mehr als um Lea. Im Augenwinkel beobachtet sie, wie Paolo die in einem Handtuch eingewickelte Lea auf die Couch legt. „Ich kümmere mich um Lea, Sophie könntest du bitte Scott im Auge behalten.“ Sie sieht kurz zu Mona, die nach oben geht. „In Ordnung.“ Sie wäre sowieso nicht gegangen, vor allem weil ihre kühle Hand an seiner Schläfe unter Umständen die Kopfschmerzen lindert. „Was ist mit Papa?“ „Ihm geht es nicht so gut.“ „Sophie du solltest dich umziehen gehen.“ Paolos Stimme neben ihr erinnert sie daran, dass sie ja nur den Bikini trägt und auf der Couch neben ihrem Vater sitzt. Dann liegt ein Handtuch um ihren Oberkörper, wobei Paolo leicht ihre Brust dabei streift, als er das Handtuch feststeckt. Vermutlich will er nicht, dass sie so bei ihrer Familie sitzt. Leises Krächzen ist zu hören, sodass sie zu Lea sieht, die wieder zu sich kommt, da ist Mona bereits bei der Jüngsten. „M-Mein Hals … tut w-weh.“ Hustet Lea leise hervor, als sich Scott erheben will, hindert Sophie ihn daran, dieses Mal würde ihr Dickschädel über seinen siegen. „Nein, du bleibst liegen, Grandma kümmert sich um Lea.“ Sie legt ihm eines der Kissen in den Nacken, während er ihr ernstes Gesicht sieht. Da bemerkt sie seinen Blick, bevor sie fragen kann sagt er es ihr schon. „Du solltest dir etwas anziehen gehen.“ „Nur, wenn du wirklich liegen bleibst.“ Sie sieht sein schwaches Lächeln, noch einmal streicht sie ihm über die Stirn, bevor sie aufsteht und nach oben geht. Bei der Treppe bemerkt sie den fragenden Ausdruck in Paolos Blick, während sie nach oben verschwindet. Vor ihrem Schrank bemerkt sie erst, wie schmerzhaft sich ihre rechte Hand anfühlt. Die Kühle verschwand, sodass sie beim Anziehen das Gesicht verzieht und die Zähne zusammen beißt. Wo hat sie die Schiene hingelegt? Angezogen von Pants und Shirt bedeckt, geht sie nach unten direkt zum Wohnzimmer. „Sophie. Papa antwortet nicht.“ „Was? … Aber.“ Sie war doch vielleicht nur fünf Minuten weg, schnell ist sie bei Scott und streicht über seine warme Stirn und kann spüren, wie sein Kopf unter ihrer Hand pulsiert. „Er ist okay, aber er hat noch immer Kopfschmerzen.“ Eine ganze Weile streicht sie mit ihren kühlen Fingern über seine Stirn und Wange, sodass sie merkt, wie das pulsieren immer schwächer wird, bis es aufhört und Scott entspannter aussieht. Sie bemerkt wieder den Blick von Paolo, weicht ihm dieses Mal aus, vergisst aber erneut, dass ihre Finger in die Schiene gehören. Sie verzieht das Gesicht, ihre Hand braucht einfach noch eine Weile. Aber da ist Paolo schon nach draußen verschwunden, sie mustert ihre verletzte Hand, als diese von Paolo in die Schiene und wieder fest um ihr Gelenk liegt. „Danke.“ Sie flüstert es nur. „Du bist so neben der Spur, alles in Ordnung mit dir?“ Seufzend lehnt sie ihren Kopf auf seine Schulter, während er vor ihr hockt. „Nein, aber es ist zu kompliziert.“ Wie soll sie ihrem besten Freund und Freund nur sagen, dass sie sich nicht um ihren Stiefvater, sondern um ihren Vater Sorgen macht, der direkt neben ihr auf der Couch liegt, noch immer mit der Halskrause und den Kopfschmerzen. „Lass dir Zeit, ist ja nicht schlimm, weißt doch du kannst mir alles anvertrauen.“ „Ja, ich weiß, bist halt mein bester Freund.“ Seufzend hofft sie von seinem Kuss an ihrem Hals keine Gänsehaut zu bekommen, doch im nächsten Moment quiekt sie und bekommt doch eine. „Bist so frech zu mir.“ „Nein, ich bringe dich nur auf andere Gedanken.“ Ihr Blick wandert zu Lea, die immer wieder hustet. „Wie geht es ihr?“ „Sie hat hohes Fieber, aber deine Grandma kümmert sich um sie.“ „Okay.“ Sie löst sich von ihrem Freund, nachdem sie ihn selbst am Hals geküsst hat und das Funkeln seiner grünen Augen bemerkt, doch sie setzt sich neben ihren Dad, streicht ihm mit ihrer linken Hand über die Stirn. Wieder entspannen sich seine Gesichtszüge, während ihre Finger nur noch leicht kühl sind. Da bemerkt sie, wie sich Paolo auf die Couch zu ihr legt und sie frech angrinst. Skeptisch zieht sie die Brauen nach oben. „Hey, was wird das?“ „Ich will auch gekrault werden.“ Murrend sieht sie ihn an, während er kichert, womit hat sie diesen frechen Kerl verdient? „Ich kann mich nur auf einen konzentrieren und dir geht es gut, also musst du warten.“ „Dann tue ich mir halt weh, dann werde ich auch gekrault.“ „Paolo! Noch so etwas und ich schlage dich, egal ob mein Arm angebrochen ist oder nicht.“ Sie will nicht, dass sich ihr Freund mit Absicht weh tut oder gar eifersüchtig ist, weil sie sich mehr um Scott kümmert. Ihr fällt auf, wie vorsichtig er ihren Arm berührt, die Schiene wieder löst und sich ihren Arm genauer ansieht. „Dein Arm sieht besser aus.“ Was Paolo nicht bedacht hat, ist das sie ihre Finger noch bewegen kann, die haben zum Glück nichts abbekommen. So krault sie ihn dann doch, wenige Sekunden später sieht sie, wie er sich wegen einer Gänsehaut schüttelt. Grinsend macht sie bei ihm weiter, während sie zu den geschlossenen Augen von Scott sieht, dessen Kopf leicht zur Seite kippt, als dieser wohl eingenickt ist. „Sophie. Dein Ernst das du Papa und Paolo so einnimmst?“ „Bevor der Kleine hier weint und eifersüchtig wird. Außerdem ist Dad gerade eingeschlafen.“ Dennoch streicht sie noch immer über die Stirn und Wange von Scott, der ruhig atmet. Bei Paolo muss sie nicht überlegen, wo sie ihn kraulen muss, denn der genießt jede ihrer Berührungen und schließt die Augen. Ihre Großmutter schreckt hoch, als Lea stärker hustet und beinahe von der Couch fällt. „M-Mir tut … der Kopf w-weh.“ Sophie beobachtet, wie Mona, den Waschlappen auf Leas Stirn wechselt und der Kleinen eine Tasse reicht. Selbst Jan setzt sich zu Lea auf die Couch, hilft ihr mit dem Tee und behält sie im Auge. Im Moment würde Sophie nur ungern aufstehen, nicht nur weil sie befürchtet das Scott aufwachen könnte, sondern auch Paolo, der eingenickt ist. Irgendwann hören ihre Bewegungen auf, als sie selbst immer wieder müde weg nickt und sich nicht mehr gegen die Müdigkeit wehrt. So ruhig und friedlich fühlte sie sich schon lange nicht mehr, als sie langsam in einen Traum gleitet. Im Traum ist sie von Fischen im Atlantik umgeben, während sie im Meer durch ihren geliebten Atlantik schwimmt und taucht. Wie sie es vermisst im Atlantik zu schwimmen, zu tauchen, die Fische dort zu beobachten, aber hier würde sie das wohl nie mehr können. Kapitel 29: Rutschige Wahrheit ------------------------------ Verschlafen versucht Scott sich zu orientieren, seine Sicht klärt sich, sodass er merkt, dass er im Wohnzimmer auf seiner Couch liegt. Vorsichtig dreht er den Kopf zur Seite, wo er Sophie dicht neben sich und Paolos Kopf auf ihrem Bauch liegen sehen kann, beide schlafen. Beim näheren Hinsehen sieht er, dass die Teenager selbst im Schlaf ihre Finger miteinander verschränkt haben, während Sophies linke Hand an seiner Wange liegt. Sein Blick wandert zur anderen Seite der Couch, wo Jan und Lea aneinander gekuschelt unter einer dunkelbraunen Decke, wie sie alle liegen. Schließlich nimmt er Geräusche und Schritte in Küche und Wohnzimmer wahr, ein angenehmer Geruch von Essen liegt in der Luft. Nur mag er sich nicht aufsetzen, sonst würde er nur Sophie und die anderen wecken. Kurz sieht er seine Mum, an der Couch vorbei gehen, aber kaum ist sie weg, hält sie inne und kommt lächelnd zu ihm. „Hey mein kleiner Liebling, du bist ja wieder wach.“ Sie flüstert, um die Jüngeren nicht zu wecken. „Wie lange war ich denn weggetreten?“ Er klingt noch völlig verschlafen und reibt sich über die Augen, so sieht er das Schmunzeln von Mona, die zur Uhr im Wohnzimmer sieht und wieder zu ihm. „Knapp drei Stunden, kurz darauf sind die Kinder auch eingenickt. War schon niedlich mit anzusehen, Sophie wollte nicht einschlafen, dennoch hat sie sich an dich und Paolo gekuschelt und Jan ist bei Lea geblieben.“ Sein Blick schweift zu seinem kleinen Engel neben sich, sieht dann zu ihrer Hand an seiner Wange. „Ihr seid euch so ähnlich, vielleicht merkst du dann, wie schwierig es sein kann, ein Vater zu sein.“ Ungewollt hat er die Bedeutung ein Vater zu sein bei Sophie seit sie klein war übernommen und mehrmals dabei versagt. So einfach, wie er es sich manchmal erhofft, ist es doch nicht. Sanft streicht er über Sophies Wange, deren Kopf leicht zu seiner Hand kippt. Seinen kleinen Engel, den er heranwachsen gesehen hat, wird er nicht mehr hergeben, denn seit ihrem Versuch wegzulaufen, will er nicht noch einmal diese tiefe Verzweiflung spüren. Über ihm kichert Mona-Beatrice und lächelt ihn an. „Du gibst sie nicht mehr her, so wie du Sophie ansiehst, könnte man denken, du seist wirklich ihr Vater.“ Er hält in seiner Bewegung inne, schwer seufzend sieht er hoch seiner Mum. „Ich will nicht noch einmal diese Verzweiflung spüren. Ohne sie fehlt mir einfach etwas.“ Die Hand an seiner Wange verrutscht, als sich Sophie bewegt, im nächsten Moment legt sich Paolo anders an ihre Seite, Scott kann Mona schmunzeln sehen. „Der Junge liebt sie sehr. Er würde wahrscheinlich sein Leben für Sophie geben.“ Leise seufzt Scott. „Nicht nur er.“ „Du hast Sophie immer noch am liebsten. Hendrik würde bestimmt lachen, wenn er das hier sehen könnte.“ Scott streicht über Sophies Wange und muss wirklich daran denken, was sein bester Freund wohl tun würde. „Er würde erst lachen und dann Sophie von mir wegziehen, er hat oft gedacht, dass sie mich lieber hat, als ihn. Einmal hat sie mich verschlafen Papa genannt, dabei wurde Hendrik eifersüchtig. Aber ich hätte ihm Sophie nie wegnehmen können, egal wie sehr ich sie lieb habe.“ „Scott, ich weiß, dass es dir schwerfällt, aber was ist wirklich zwischen dir und Miriam vorgefallen? Sie hätte dich beinahe getötet und seit du wieder Zuhause bist rückt Sophie dir kaum noch von der Seite. Leider weiß ich nicht, was vorgefallen ist, denn Derek musste sie immer wieder beruhigen, aber ich weiß, dass sie dich nicht verlieren wollte.“ Erschrocken das zu hören, zieht er seine Hand von Sophies Wange und zu Mona über sich an der Lehne, so bemerkt er nicht einmal, dass Sophie längst wach ist und sich aber schlafend stellt. „Ich habe versucht Miriam zu beruhigen, damit sie Sophie nicht mehr angreift und bin deswegen mit ihr in mein Arbeitszimmer gegangen. Ich habe es zwar immer wieder versucht, aber sie hat mich angeschrien und mir dann sogar vorgeworfen etwas mit Sophie zu haben. Sie hat gemeint, ich würde Sophie mehr lieben, als sie und sie wäre ja nun nur meine Frau. Als ich ihr immer wieder sagte, dass ich sie lieben würde, ist sie völlig ausgerastet und hat glaub den Pokal der im Regal stand genommen, im nächsten Moment hat sie mich damit geschlagen. Was dann war, weiß ich nicht.“ Sophie beißt sich auf die Unterlippe, gibt sich Vorwürfe, wieso sie nicht ihrem Dad nach ist, so hätte sie ihn vielleicht beschützen können, stattdessen muss sie herausfinden, dass er ihr leiblicher Vater ist. Aber ihre Gedanken werden von dem Gespräch zwischen ihrer Grandma und Scott unterbrochen. „Miriam hat dir wirklich vorgeworfen, etwas mit Sophie zu haben?“ Bei der Frage zuckt Sophie zusammen, entsetzt darüber, dass Mona auch noch nachfragt, ob sie ahnt, dass er ihr Vater ist? Ihre Mutter weiß es jedenfalls. Neben ihr bewegt sich Paolo, sodass sie ihre Finger mit seinen stärker verschränkt. Durch die Bewegungen der Teenager sieht Scott von den beiden zurück zu seiner Mum. „Sei bitte nicht so laut und ja, sie hat mir das vorgeworfen. Ich verstehe selbst nicht, wie sie auf so etwas kommt. Sophie ist für mich immer, seit damals, wie eine Tochter gewesen, die ich nie hatte. Wäre Hendrik bei dem Unfall nicht gestorben, dann wäre Sophie nicht hier. Dann wäre so vieles nicht passiert.“ Bei seinen Worten beißt sich Sophie die Unterlippe blutig, er weiß es wirklich nicht, dass er ihr Vater ist, aber ihn so leiden zu sehen erträgt sie nicht weiter. „Dad?“ Scott schreckt zusammen, als er Sophie so leise neben sich hört und sieht, wie niedergeschlagen sie ihn anblickt. „Haben wir dich geweckt?“ Sie schüttelt kurz mit dem Kopf. „Ich habe mitgehört, aber ich kann von den Anschuldigungen dir gegenüber nichts bestätigen. Meine Mutter tickt echt nicht mehr ganz sauber.“ Sophie zischt und faucht so leise, damit sie die Anderen nicht weckt, aber Scott sieht die Wut in ihren Augen funkeln. Dabei würde sie ihm so gerne die Wahrheit zwischen ihnen sagen, dass sie Vater und Tochter sind, aber sie weiß noch immer nicht, wie sie es ihm sagen soll. „Es tut mir Leid Sophie.“ Er streicht wieder über ihre Wange, hofft sie zu besänftigen. „Dir muss nichts Leid tun. Immerhin kannst du ja nichts dafür, dass meine Mutter so ist.“ Dann bemerkt Scott, wie Sophie zu Paolo sieht, vermutlich ist dieser wach. „Entschuldige.“ Sanft streicht sie über Paolos Gesicht, als Scott die beiden so beobachtet, fällt ihm auf, dass Miriam nie so zärtlich zu ihm war, wie die beiden neben ihm. Schließlich dreht sich Paolo und legt sich dichter neben Sophie, seine Hände von der Decke verdeckt, an ihrem Körper liegend. „Ich gebe meine Freundin nicht mehr her. Sophie gehört zu mir.“ Als er sie kitzelt quiekt Sophie erschrocken auf und wirft einen finsteren Blick zu Paolo, da sieht sie sein Grinsen „Du bist manchmal so unmöglich.“ „Ich weiß, dennoch liebe ich dich und noch einmal will ich dich nicht verlieren. Meine Freundin teile ich mit niemanden!“ „Junge, pass auf was du sagst, sie gehört dir nicht!“ Paolos Blick zu Mona lässt Sophie seufzen, wieso denken alle, dass man sie einfach haben kann, als wäre sie ein Gegenstand. Von den Decken verborgen wandert ihre Hand über Paolos Körper, der sie angrinst und sich noch enger an sie schmiegt, während ihre Hand seine Seite entlang streicht. „Ich will gar nicht wissen, wo deine Hand bei ihm liegt.“ „Da wo sie hingehört, nicht wahr?“ Paolo küsst Sophie zärtlich, sie sieht verlegen weg, wobei sie schon neugierig ist, was Paolo machen würde, wenn sie seinen Körper mehr erkundet, aber sein Blick sagt ihr bereits, dass er mehr möchte. Über ihr seufzt Mona nachdenklich. „Ich fürchte, du wirst weder Scott noch Paolo wieder los. Die zwei haben dich halt lieb.“ Verwundert sieht Sophie zu Mona, dann von Paolo zu Scott und wieder zurück, ein paar Mal hin und her. Sie liegt in der Mitte. „Ich verschwinde.“ Sie rutscht schon weg, als sie zurückgezogen wird und nun weiß sie, wie sich ein Stofftier fühlt, wenn es von zwei Seiten umarmt und zusammen gedrückt wird, dennoch fühlt sie sich zwischen den beiden geborgen. Jedenfalls, wenn sie sie nicht zerdrücken. „Grandma, Hilfe.“ „Jungs, bitte lasst Sophie leben, ich habe sie auch lieb.“ Sophie spürt, wie Paolo sie viel zu sehr an sich drückt. „P-Paolo nicht, das tut weh. Ich trage die Schiene nicht!“ Der Griff um sie lockert sich, aber der drückende Schmerz in ihrer rechten Hand bleibt, ihr Freund hat etwas übertrieben. Aber da spürt sie im nächsten Moment, die schwindende Wärme auf ihrer linken Seite, so sieht sie den traurigen Blick ihres Vaters, als er sich aufsetzt, was ihr gar nicht gefällt. „Dad, was ist denn? Hast du wieder Kopfschmerzen?“ Kopfschüttelnd sieht er zu ihr. „Nein, alles okay. Mir ist nur klar geworden, was du vor ein paar Wochen gemeint hast.“ Sophie sieht sie ihn fragend an. „Ich glaube Miriam war einzig und allein nach diesem Leben hier aus. Sie hat nur mit mir gespielt und ich bin darauf reingefallen.“ Über die Worte von ihm löst sie sich sanft, ohne Paolo abweisen zu wollen, um sich aufzusetzen und ihren Dad zu umarmen. Da ihre Arme um seinen Nacken liegen, stört sie die Halskrause dabei ein wenig „Es tut mir Leid. Ich hätte dir das gerne erspart.“ Sophie redet so leise, direkt in Scotts rechtes Ohr, sodass nur er sie verstehen kann. „Obwohl ich dich schon die ganze Zeit lieb hatte, habe ich dich neu lieb gewonnen.“ „Bist du dennoch mein kleiner Engel?“ Über Scotts geflüsterte Frage verstärkt Sophie vorsichtig ihre Umarmung. „Bin ich doch schon immer und die ganze Zeit gewesen. Papa wäre froh zu wissen, dass sein bester Freund auf mich aufpasst.“ „Er wäre stolz, weil du mir das Leben gerettet hast.“ Beide hören ein deutliches Räuspern neben sich, dort sieht Mona-Beatrice skeptisch zu den beiden, weil sie nicht weiß, was sie davon halten soll, wie die beiden sich flüstern unterhalten. „Sicher, dass zwischen euch nichts läuft, mein Lieber?“ Schmunzelnd sieht Scott zu seiner Mutter. „Ganz sicher Mum.“ Sophie hingegen entgeht der böse Blick von Paolo nicht, als sie sich zu diesem dreht. Schließlich hören sie leises Murren und Lea wieder husten. Sogleich geht Mona zu Lea und streicht über die Stirn der Kleinen, die kaum die Augen offen halten kann. Ihr Gesicht ist vom Fieber gerötet, Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn und ihre Atmung geht mit mehreren Unterbrechungen stoßweise. Im Augenwinkel sieht sie den feindseligen Blick ihres besten Freundes, welcher sich verändert, als sie sich von Scott löst und um die Couch in den Flur geht. „Wo willst du hin?“ „Ich bin nur im Bad, bin gleich wieder da.“ Ihr entgeht sein skeptischer Blick nicht, oben im Flur seufzt sie und geht mit hängenden Schultern ins Bad, welches sie verriegelt. Beim ersten Schritt auf den Fliesen, rutscht ihr Fuß auf den Fliesen weg. Mit einem Aufschrei landet sie auf den Fliesenboden. Sie setzt sich murrend auf, ihr Hinterkopf schmerzt, vorsichtig tastet sie diesen entlang, zuckt aber zusammen, als sie die schmerzende Stelle ertastet. Grummelnd steht sie wieder auf, um ihre Baderledigungen zu tun, nur fällt ihr an der Tür der fehlende Griff auf. Dieser liegt auf dem Fliesenboden vor der Tür. „Na toll.“ Sie klopft gegen die Tür. „Paolo! Grandma! Kann mich wer hören?“ Aber nach gefühlten Minuten hört sie auf zu rufen, keiner hört das Klopfen bis Wohnzimmer. Ihr Kopf schmerzt, sodass sie sich einen der Waschlappen tränkt und sich diesen an den Hinterkopf legt. „Ein Glück ist Paolo nicht gerade geduldig.“ Sie setzt sich neben die Tür und hält sich den Lappen an den Hinterkopf. Ungeduldig sitzt Paolo auf der Couch, immer wieder sieht er zum Flur und zur Uhr, seit fünf Minuten ist Sophie weg. Bei seinem erneuten Blick auf die Uhr sind bereits zehn Minuten vergangen und seine Geduld aufgebraucht, sodass er sich erhebt und nach oben geht. An der Badezimmertür klopft er an. „Sophie. Alles okay bei dir?“ Als er keine Antwort erhält, klopft er erneut an. So langsam macht er sich Sorgen um sie, als er den Griff betätigt, merkt er dass die Tür verriegelt ist, aber der Griff rutscht aus der Verankerung, sodass er diesen loslässt. Nun ballt er die Hand zur Faust und hämmert gegen die Tür. „Sophie! Entriegele bitte die Tür!“ Hinter ihm taucht Sophies Grandma auf. „Was ist denn los? Ist etwas mit ihr?“ „Sie antwortet nicht und die Tür ist verriegelt.“ „Ganz ruhig, es geht ihr bestimmt gut.“ „Wenn es ihr gut gehen würde, wäre ich nicht so besorgt.“ Dumpf nimmt Sophie Geräusche wahr, als sie den Kopf hebt, ihr Hinterkopf schmerzt noch immer, als sie sich aufrichtet hört sie die Stimmen vor der Tür. Erneut hört sie das Schlagen gegen die Tür, wie oft hat Paolo schon so gegen die Tür gehämmert. „P-Paolo!“ „Sophie! Was ist los?“ „I-Ich bin okay. Der Griff ist aber hinüber.“ „Bitte mach die Tür auf.“ An seiner Stimme hört sie, dass er ihr nicht glaubt, dafür kennt er sie zu gut. Er wusste schon immer, wenn es ihr gut oder schlecht geht. Sie hört das dumpfe Geräusch, anscheinend lehnt er mit dem Kopf gegen die Tür, nicht einmal zwanzig Zentimeter von ihr entfernt, nur durch das Holz der Tür getrennt. „Warte kurz.“ Als sie sich aufrichtet reibt sie sich über den schmerzenden Hinterkopf, tastet nach dem Türgriff. „Mach einfach die verdammte Tür auf oder ich trete sie ein.“ „Nicht. Ich. Ich bin genau vor der Tür.“ Schnell dreht sie dreht den Schlüssel im Schlüsselloch nach links, sodass die Tür entriegelt ist. Im nächsten Moment lehnt sie sich neben die Wand und beobachtet, wie die Tür aufgestoßen wird. Warme Hände umfassen ihr Gesicht, sodass sie in die grünen und besorgten Augen ihres Freundes blickt. An seinem Blick sieht sie, dass es ihm nicht gefällt, wie sie ihn ansieht. Sie lässt die Hand vom Hinterkopf sinken, murrt leise, als er sie zu sich zieht, einen Arm um sie legt, spürt sie seine andere Hand über die Erhebung an ihrem Kopf streichen, woraufhin sie schmerzhaft zischt. „Wie ist das denn passiert?“ „Ich bin ausgerutscht und als ich gesehen habe, was passiert ist, war der Griff bereits abgebrochen und mir tut der Kopf weh.“ „Dann ist es ja ganz gut, dass ich noch immer so ungeduldig bin, wenn du nicht bei mir bist.“ „Du hast es noch nie lange, ohne mich ausgehalten.“ Sie spürt seine warmen Lippen auf ihrer kalten Wange, schließlich legt er seine Arme niedriger, um sie hochzuheben. Seufzend legt sie ihren Kopf an seine Halsbeuge und ihre Arme in seinen Nacken. In ihrem Zimmer setzt er sie auf ihr Bett, streicht ihr mit seiner warmen Hand über Stirn und Wange, die im Gegensatz zu seiner Hand kühler sind. „Schon komisch, erst dein Dad, dann Lea und nun auch du, seid ihr wirklich nicht miteinander verwandt?“ Er wollte wohl beiläufig klingen, während er ihr erneut über die Wange streicht, doch das war gerade der Punkt, wo sie es nicht mehr zurück halten kann. Sie kippt gegen ihn, wird von ihm aufgefangen, doch sie drückt ihn näher zu sich. Es fällt ihr so schwer, vor allem, weil sie angefangen hat ihre neue Familie, ihre Geschwister und ihren Vater zu lieben. „Sophie? ... Sophie! Hey, nicht wegnicken.“ Sie schüttelt mit den Kopf, nicht dazu in der Lage es ihrem Freund zu erzählen, was sie seit knapp einer Woche weiß. „Kann ich …. Kann ich dir etwas anvertrauen, so wie früher?“ Ihre Stimme klingt so erstickt dabei. Sie bemerkt, er wie ihre Hände löst, sich vor sie hinhockt und dieses Gesicht macht, welches er immer beim Zuhören macht. „Du bist seit zig Jahren meine beste Freundin, nun bist du meine Freundin, du kannst mir alles anvertrauen, dass weißt du doch.“ Sie wischt sich eine Träne vom Auge. „Bitte schließ und verriegele die Tür.“ An der Tür bemerkt sie, wie er sie im Blick behält, das klacken vom Verriegeln der Tür lässt sie etwas aufsehen, so auch, wie er schnell wieder bei ihr ist. Sie deutet neben sich, sodass er sich zu ihr setzt, so fertig, war sie noch nie bei einem Geheimnis anvertrauen. „Also was ist mit dir los?“ Sie holt ein paar Mal Luft, um sich zu beruhigen. „Ich möchte dir ein Geheimnis anvertrauen. Etwas, was ich zusammen mit meinem Onkel herausgefunden habe.“ „Mit deinem Onkel? Sophie dieser Derek ist höchstens dein Stiefonkel.“ Sie schließt die Augen, beißt sich auf die Unterlippe und holt Luft, um nicht in Tränen auszubrechen. „Genau darum geht es ja, dieses Geheimnis. Ich wurde mein Leben lang belogen, mein Vater war gar nicht mein richtiger Vater, zumindest nicht mein leiblicher. Zwar war er mein Papa, aber ich habe die Wahrheit herausgefunden. Er war zeugungsunfähig. Beim nächsten Befund habe ich herausgefunden, wer mein richtiger Vater ist, wer mein leiblicher Vater ist. Ausgerechnet er ist es. Meine Mutter hatte ihn zuvor beinahe totgeschlagen und ich erfahre, dass er mein leiblicher Vater ist. Deswegen habe ich so viel Angst um ihn, seit Jahren kenne ich ihn, ich habe ihn lieb und beinahe hätte ich auch ihn für immer verloren. Ich würde es nicht ertragen, auch noch ihn zu verlieren.“ Sprachlos sieht Paolo zu ihr, der ihr helfen möchte, aber bevor sie weint, zieht er sie in seine Arme. „Du hast Befund gesagt, gibt es etwa Tests darüber?“ „Ja, aber die sind echt, ich kann sie dir zeigen, wenn du willst.“ Er nickt, so sie löst sich von ihm, geht zum Schreibtisch und zieht den Umschlag aus dem untersten Fach heraus, reicht diesen Paolo zum Lesen. „Also bist du von Scott die leibliche Tochter, aber wieso sagst du es sei ein Geheimnis?“ Sie sieht weg und legt den Umschlag in die unterste Ablage. „Er weiß es nicht, nicht nur ich wurde die ganzen Jahre über belogen, sondern auch er.“ „Dann sage es ihm, man Sophie, wenn er dein leiblicher Vater ist, dann sage es ihm doch.“ „Du hast gesehen, wie es ihm geht. Er ist heute erst aus dem Krankenhaus gekommen. Ich warte noch bis sich der richtige Moment ergibt, es ihm zu sagen.“ Seufzend lehnt sie sich an ihm, sieht diesen frechen Ausdruck in seinen Augen. „Aber es stört mich dennoch, wie er dich umarmt oder ansieht.“ „Ich weiß, dass es dich stört, aber bitte sei nicht eifersüchtig. Dafür siehst du mich gerade so an, als würdest du etwas mit mir anstellen wollen.“ Sein Grinsen wurde herausfordernder, glucksend nimmt sie es hin, dass er sie küsst und an sich zieht. Von seinen Lippen gelöst wuschelt sie ihm durchs Haar, sodass seine Haare kreuz und quer liegen. Über den finsteren Gesichtsausdruck von ihm, gluckst sie und weicht vor ihm zurück. Im nächsten Moment landet sie mit einem Aufschrei in ihrem Kissen und sieht über sich das freche Grinsen ihres Freundes. „Mistkerl.“ „Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich so nennst.“ Er verzieht das Gesicht dabei, seine Lippen zucken leicht. „Ja, aber du schmollst, dann immer so niedlich.“ Sie schmunzelt ihn an, nähert sich seinem Gesicht, seinen Lippen und legt ihre auf seine, um ihn zu besänftigen. Nur zwickt Paolo sie in die Lippen, sodass sie ihn irritiert ansieht. „Du bist so stur, wie fies, kleine Meerjungfrau.“ „Dafür ist mein Meermann noch immer ziemlich emotional.“ Während sie das sagt setzt sie sich auf und steht auf, um zur Tür zu gehen. „Willst du wirklich runter gehen?“ „Ich will nach Dad und Lea sehen, zudem habe ich Hunger, sonst fresse ich meinen Freund noch.“ „Das traust du dich doch sowieso nicht.“ So schnell, wie sie wieder bei ihm ist, kann er ihr nicht widersprechen, sondern knabbert an seiner Unterlippe, seine Wange und Hals hinab, hört im nächsten Moment ein leises Keuchen aus seinem Mund, sodass sie weiter machen will, aber er schiebt sie von sich. „Okay, gehen wir lieber runter.“ Grinsend folgt sie ihm, legt ihre Hand seine und verschränkt sie ineinander. „Wie geht es eigentlich deinem Kopf?“ „Dem geht es gut, brummt zwar noch etwas, aber sonst ist es okay.“ Sie sieht, wie er darüber erleichtert ist, als sie gemeinsam ins Wohnzimmer kommen sehen Jan und Mona zu den Teenagern. „Wie geht es den beiden?“ „Lea geht es etwas besser, aber Papa scheint wieder zu schlafen.“ Es verunsichert sie, dass ihr Dad schon wieder schlafen soll, daher geht sie zu ihm, streicht ihm über Stirn und Wange, wodurch seine Gesichtszüge entspannter werden. „Na wenigstens etwas.“ „Habt ihr Hunger?“ Zwar antworten Mona alle einstimmig, doch sie bleibt noch einen Moment bei Scott. „Kommst du essen, Sophie?“ Sie sieht auf, Jan lehnt sich über die Couch, sie lächelt ihn an. „Gleich, bin in zwei Minuten bei euch.“ Jan verschwindet aus ihrem Blickfeld, sodass sie ungesehen ihrem Vater einen Kuss auf die Wange geben kann. „Wenn es dir besser geht, sage ich es dir wirklich.“ Kaum ist sie bei den anderen, nimmt Paolo ihren rechten Arm und befestigt die Schiene fest an ihren Unterarm, die Stütze kehrt zurück, aber auch die Unbeweglichkeit, nur weil sie den Arm ruhig stellen soll. Ihr Blick schweift zu den anderen, zwar ist Scott aus ihrem Blickfeld, aber dieses Mal fühlt sie sich heimisch. Schmunzelnd beobachtet sie, wie Jan Lea hilft, weil sie kaum aufrecht sitzen kann und immer wieder hustet, muss er da sehr geduldig vorgehen. Nur gefällt ihr nicht, wie Mona-Beatrice alle ansieht, dieser Blick macht sie misstrauisch. „Grandma, alles in Ordnung?“ Ihr Seufzen kann Sophie hören. „Leider nein. Ich werde morgen abreisen, aber ich mache mir einfach Sorgen um euch, dass ihr das nicht alleine schafft. Zudem geht es Scott nicht gut.“ „Du fährst morgen wieder zurück?“ Irgendwie kommt es ihr komisch vor, nach Derek, auch ihre Grandma wieder gehen zu lassen. „Ja, aber keine Sorge wir sehen uns bald wieder. Immerhin will ich doch meine drei Enkelkinder und meinen Sohn wiedersehen.“ Ein wenig traurig darüber sieht Sophie weg, es wird ganz anders sein, wenn ihre Grandma weg ist. „Aber wer macht uns dann so etwas leckeres zu essen? Du darfst nicht gehen, Grandma, bitte.“ Die Einwände von Jan lassen Mona seufzen, Lea bekommt nur husten heraus, aber die Kleine will ebenfalls nicht, dass sie geht. Der restliche Tag verging und am nächsten Tag verabschiedet sich Mona-Beatrice von ihren drei Enkelkindern, die sie nicht gehen lassen wollen. Mona ist die einzige Oma, die sich wirklich um ihre Familie kümmert, nicht wie die mütterlichen Großeltern. „Seid nicht so traurig, wir sehen uns doch zu Scotts Geburtstag wieder.“ Sophie ist gleichermaßen traurig, wie ihre Geschwister Mona gehen zu lassen, die winkend in ein Taxi steigt und zum Flughafen fährt. Das Fahrzeug verschwand und so würde sich wieder einiges ändern. Kapitel 30: Türen sind zum Schließen da --------------------------------------- Gelangweilt sitzen sie zu viert im Wohnzimmer auf der Couch und sehen einen Film, den sie nicht wirklich verfolgen. Währenddessen sitzt Scott in seinem Arbeitszimmer an einem neuen Entwurf eines Auftraggebers. Ihm geht es besser, sodass er die Halskrause nicht mehr tragen muss, ebenso geht es Lea besser. Seit Mona abgereist ist, sind fünf Tage vergangen und bei denen im Wohnzimmer hieß es die träge Langeweile überstehen, bei der stehenden Luft und Hitze draußen wollte niemand irgendwas machen. Sophie sitzt an Paolo gekuschelt auf der einen Seite der Couch, während Jan und Lea auf der anderen Seite sitzen. Nur bemerkt Paolo diese abwesenden Blicke der drei, seufzend streicht er Sophie eine Strähne aus dem Gesicht. „Hey, sei nicht so traurig, du und ihr anderen seht eure Grandma ja doch bald wieder.“ Sophies Blick schweift vom Fernseher zu Paolo, aber es hebt nicht ihre Laune. In ihrem Sichtfeld bemerkt sie den fragenden und niedergeschlagenen Blick von Jan, so sieht sie zu ihm. „Was ist denn?“ „Weißt du wann Papa Geburtstag hat?“ Nachdenklich setzt sie sich auf, geht die Geburtstage durch. „Dad hat im September Geburtstag, also in zwei Monaten, erst da sehen wir Grandma wieder.“ Als sie noch einmal wegen den Geburtstagen überlegt, fällt ihr ein, dass jemand anderes bereits am nächsten Tag Geburtstag haben würde. Dramatisch lässt sie sich quer auf Paolo hinab sinken. „Was ist denn mit dir los?“ „Was los ist? Mein bester Freund hat morgen Geburtstag und ich habe nichts, was ich ihm schenken könnte.“ Ihr entgehen die Blicke von Jan und Lea, als Paolo anfängt zu kichern und sie frech angrinst. Er beugt sich zu ihr runter, flüstert ihr seinen Wunsch ins Ohr, je mehr sie hört, umso röter wird sie, bis sie mit hochroten Wangen aufspringt und kurz überlegt, wie sie diese Idee von ihm wieder losbekommt. Nervös sieht sie auf, das kann nicht sein ernst sein, währenddessen grinst Paolo nicht mehr, sondern lacht über Sophies Gesichtsausdruck, allein dieses Bild mit einer Schleife um ihren Hals sein Geschenk zu sein, bringt sie durcheinander. Kopfschüttelnd springt sie auf und läuft, wie ein auf gescheutes Tier umher. „Was hast du der denn gesagt?“ „Och eigentlich nichts Besonderes.“ Sophie flüchtet hinaus in den Garten um Luft zu bekommen. Den skeptischen Blick von Paolo bemerkt sie nicht einmal, als sie dem Pool immer näher kommt. Jan grinst über Sophies Verhalten, dennoch fragt er sich, was Paolo seiner Schwester gesagt hat, denn dieser geht zu ihr in den Garten. Bevor sie in den Pool tauchen kann, schnappt Paolo sie da weg, ihr war es egal gewesen, dass sie samt Kleidung und der Schiene hinein gesprungen wäre. „Lass mich los, ich will verschwinden.“ „Du willst in einem Pool vor deinem Freund verschwinden? Wäre da der Atlantik nicht besser geeignet?“ Seufzend hört Sophie auf, sich gegen ihren Freund zu wehren, der sie sowieso aus dem Pool geholt hätte. „K-Kannst du dir nicht etwas anderes wünschen?“ „Okay, meine kleine Meerjungfrau mit Schwimmflosse, ist der Wunsch besser?“ Augen verdrehend sieht sie zu ihm. „Ja super und wo soll ich die bitte herbekommen? Ich glaube kaum, dass man so etwas einfach kaufen kann.“ Zwar hat gegen diese Idee nichts einzuwenden, da sie schon lange Mal mit einer Schwimmflosse versuchen wollte zu schwimmen, aber wenigstens ist dieser Wunsch nicht wie sein erster. „Vielleicht haben die hier einen Laden, wo man welche herbekommt.“ Bei dem Wort `welche´ horcht sie genauer hin, dieser Kerl hat irgendeinen Plan im Hinterkopf. „Welche?“ „Klar, oder darf dein Meermann keine haben?“ „Du bist mehr ein Pirat, der seine Meerjungfrau für sich alleine haben will, als ein Meermann.“ Mit einem erschrockenen Aufschrei wird sie hochgehoben und landet über seiner Schulter. „Paolo!“ Schon wird sie zurück ins Wohnzimmer getragen, wo Sophie diesen stutzigen Blick ihres Dad sieht, der wohl eine Pause macht, nur lässt Paolo sie nicht runter. „Was hast du mit Sophie vor?“ „Och ich entführe sie nur.“ Misstrauisch sieht Sophie auf, denn das Grinsen verrät Paolo, er hat irgendwas vor. „An deiner Stelle wäre ich vorsichtiger.“ Beide beobachten, wie Scott ihnen folgt und Paolo bei der Haustür am Weitergehen hindert. „Und wo willst du sie hin entführen?“ Sophie weiß, dass Scott es nicht leiden kann, wenn man versucht sie ihm wegzunehmen, auch wenn Paolo ihr nichts Böses will. Wenigstens setzt Paolo sie ab, hält aber ihre Hand fest. „In die Mall, einfach mal in Ruhe shoppen gehen.“ Bis zur Mall ist es ein ganzes Stück, das weiß Sophie, nur bemerkt sie diesen nachdenklichen Blick von Scott, der sie nicht alleine gehen lassen will. „Ihr könnt meinetwegen shoppen gehen, aber hinbringen und abholen tue ich euch.“ Im Augenwinkel bemerkt Sophie den finsteren Blick von Paolo, der keine Lust hat, auf Scott angewiesen zu sein. Dafür schleicht sich Sophie die Treppe hinauf, als Paolo es bemerkt, lugt sie kurz hinter der Wand hervor und grinst. Die Diskussion zwischen beiden hört sie selbst bis in ihr Zimmer, während sie ihre Sachen heraus sucht. Umhängetasche und Geldbörse, wie ihr Handy packt sie ein. „Wir brauchen keinen Babysitter, der auf uns aufpasst.“ „Ihr wollt wirklich den ganzen Weg laufen?“ Derweil zieht sich Sophie um, das Top tauscht sie mit einem weißen Shirt, während sie die grüne Hot Pant anbehält. „Zu welcher Mall wollt ihr eigentlich? Dem Shopping Center, der Dolphin Mall oder der Miami International Mall?“ Schnell kämmt sich Sophie ihre Haare, dreht sie seitlich ein und befestigt es mit einer weißen Haarspange. „Das ist doch unsere Sache, nicht ihre und wir brauchen keinen Fahrer.“ „Also mich stört es nicht, wenn Dad uns fährt.“ Sophie erscheint neben den beiden auf der Treppe und bemerkt deren Blicke. „Hast du dich gerade umgezogen?“ Skeptisch sieht Paolo zu Sophie. „Ja, was dagegen?“ Sophie geht die letzten Stufen nach unten, um ihre Schulter liegt die kleine Umhängetasche. „Wie schnell bist du bitte? Das ist ja unheimlich.“ Schultern zuckend geht sie an den beiden vorbei, nimmt sich aus dem Kühlschrank eine der kleinen Wasserflaschen und packt diese in ihre Tasche. „Dürfen wir mit?“ Jan steht neben ihr und zieht einen Flunsch. „Frag Dad, vielleicht könnt ihr ja ein paar neue Sachen kaufen.“ Wenige Minuten später kann Sophie das Grummeln von Paolo hören, da er hinter dem Beifahrersitz sitzt, wo sie sitzt und zu fünft in Richtung Miami Mall fahren. Beim Parkplatz angekommen wird Sophie von Scott zurück gezogen, ihr wird etwas in die Hand gedrückt, als sie hinsieht, liegen in ihrer Hand mehrere grüne Dollarscheine. „Dad! Bist du des Wahnsinns?“ „Vielleicht. Los geh schon und kauf dir was Schönes.“ Er zwinkert ihr zu und gibt ihr einen sanften Stoß in Richtung Paolo. Verdutzt über das Geld in ihren Händen zählt sie es grob nach, wahnsinnig ist sogar untertrieben, er hat ihr fast $300 in die Hand gedrückt. Soll sie damit die Mall leer kaufen oder was? Auf den Weg zu Paolo steckt sie das Geld in das zweite Fach ihrer Geldbörse, welches geschlossen in ihrer Tasche landet und bei ihm verschränkt sie ihre Finger mit denen von Paolo und verschwindet mit ihm in der Mall. „Vielleicht war das doch ein wenig viel Geld gewesen.“ Er hat das Geld, was er Sophie gegeben hat nicht gezählt, dafür ist seine Geldbörse nun ziemlich leer. Seufzend steckt er seine Geldbörse weg und sieht noch den Blondschopf nach, der in der Mall verschwindet. Als er am Arm gezogen wird, sieht er zu Jan, der den Kopf zu ihm hochstreckt. „Papa, können wir uns die Mall ansehen?“ „Sicher, dann kommt mal mit.“ Kurz dreht er sich zu Lea, die seine Hand nimmt, aber bei der Wärme immer wieder schwankt. In der klimatisierten Mall hält sie sich irgendwann an seinem Hosenbein fest. „Papa.“ Scott sieht zu der Fünfjährigen, die schwankt mehr, als zu stehen und deren Augen sich immer wieder schließen. Bevor die Kleine ihm umfällt hebt er sie hoch und trägt sie, nach kurzer Zeit ist Lea in seinen Armen eingenickt, während Jan sich in der Mall umsieht. Hingegen albern Paolo und Sophie herum, bis sie sich dazu entschließen zu schauen, ob sie nicht doch etwas Neues zum Anziehen finden. Als sie in einem Outlet Shop ein Shirt mit einer Qualle drauf findet, liest sie den Text `Jellyfish my best friends´, sie hebt grinsend das Shirt in Paolos Richtung, der ein paar Kleiderständer weiter steht. „Das wäre doch ideal für Alice oder?“ Da fällt Sophie ein, dass sie seitdem Alice gefunden wurde, kaum was von ihrer besten Freundin gehört hat. „Klar, weil die Medusen ja auch ihre Freunde sind.“ Paolo bemerkt Sophies Blick. „Alles okay?“ „Ja, aber ich hoffe, dass es Alice und den anderen gut geht.“ „Ich habe vorgestern mit Pierre gechattet, er meinte Alice sei okay, zwar hat sie sich den Arm gebrochen und die rechte Schulter ausgekugelt gehabt, aber sie wird wieder. René ist jeden Tag bei ihr und sieht nach ihr.“ „Wenigstens gute Nachrichten. Du sag mal, irre ich mich oder besteht unsere Clique nur noch aus Pärchen?“ „Mehr oder weniger.“ „Was soll das denn heißen?“ „Ach ja, du weißt das ja gar nicht. Na ja, du weißt ja, dass Alice und Pierre zusammen sind, ebenso wie Marie und René, auch wenn die beiden wie Hund und Katze sind.“ Sophie grinst darüber. „Man hat bei den beiden das Gefühl, dass er sie zähmt, sonst ist sie ziemlich aufbrausend und kaum zu bremsen.“ „Die beiden sind ja auch noch harmlos im Vergleich zu Henry und Luise, bei den beiden kracht es ständig.“ „Okay, wieso das denn?“ Zwar kennt sie die Charaktere ihrer Freunde, aber dass es zwischen denen so viel Ärger gibt, dachte sie nicht. Seufzend lehnt sich Paolo zu ihr. „Weil Henry es absolut nicht ausstehen kann, wenn Luise mit jemand anderes flirtet oder gar von einem anderen berührt wird, da wird er rasend vor Eifersucht.“ „Redest du von Henry oder von dir selbst?“ Sophie kichert leicht, da Paolo schon früher gerne eifersüchtig wurde, wenn Henry auch nur versucht hat ihr näher zu kommen. „Im Gegensatz zu Henry bin ich noch harmlos.“ Nun fragt sich Sophie, ob sie ihm sagen soll, dass sie weiß, was er mit dem Biologieraum angestellt hat, als sie nicht mehr bei ihm war. Seufzend lehnt sie sich an ihn, sieht sich aber um, dass sie keiner beobachtet, bevor sie sich nach oben streckt und ihren Freund küsst. „Lass uns weiter shoppen.“ Sie zwinkert ihm zu, dass Shirt mit dem Jellyfish behält sie in der Hand, dass wird sie Alice schicken, damit sie etwas von ihr hat. Nach kurzem suchen findet sie bei den Kleidern, ein weiteres, was ihr gut gefällt, hängt es aber wieder weg, als sie den Preis sieht. Ihr sind $85 für ein Kleid zu viel Geld, aber die Gitarre, die sie sich noch kaufen möchte kostet mehr, als das Dreifache. Ihr fällt Paolos Blick auf, der sich das Kleid ansieht, was sie eben angesehen hat und wirft es ihr grinsend zu. „Probiere es wenigstens an.“ Sein Blick lässt nicht zu, dass sie sich weigert, so verschwindet sie mit dem Kleid in der Umkleide und sieht ihn an dieser lehnen. „Wenn du guckst, bist du tot.“ „Hab dich nicht so. Ich weiß doch sowieso, wie du aussiehst.“ Sie schiebt den Vorhang zur Seite und kommt in dem Kleid aus der Umkleide und sieht seinen musternden Blick, weswegen sie die Augen verdreht. „Schon klar, dass dir gefällt, was du siehst.“ „Also ich würde sagen, das Kleid ist gekauft. Es steht dir.“ Sein freches Grinsen und sein Zwinkern irritieren sie, sodass sie zurück in die Umkleide verschwindet, damit er ihre Röte nicht sieht. In der Umkleide betrachtet sie sich in dem Wandspiegel, kritisch prüft sie jeden Winkel und Zipfel des Einträgerkleides mit dem schrägfarbigen Verlauf und dem Wechsel von Rot zu Blau. Sie dreht sich um, um zu schauen, ob es zu kurz ist, es reicht ihr fast bis zu den Knien. Sie lässt die Schultern hängen, das Kleid gefällt ihr wirklich, aber ihr Erspartes wird dadurch weniger, denn das Geld ihres Vaters wird sie deswegen nicht anrühren. Sie kommt angezogen aus der Kabine und geht mit den ausgesuchten Sachen zur Kasse, bevor sie es sich noch anders überlegt. Grinsend tut es ihr Paolo gleich, nur findet sie es ungerecht, ihre Handvoll Kleidung kosten gleich mal fast das doppelte, wie bei ihm. Aus dem Laden hinaus durchstreifen beide die Mall, als Paolo sie zurückzieht und zur Eisdiele deutet. „Lust auf dein Lieblingseis?“ Sophie stutzt ein wenig, in der Eisdiele ist sie vor ein paar Wochen Scott ziemlich böse angegangen und hat ihn mit ihren Worten verletzt. „Ich weiß nicht.“ „Seit wann lehnst du eine Einladung zu deinem Lieblingseis ab?“ Ohne sich zu wehren, lässt sie sich mit in die Eisdiele führen. „Scheint, als hätte nicht nur ich die Idee gehabt, schau mal da hinten.“ Sophie sieht auf und folgt seiner Deutung, am selben Tisch, wie vor ein paar Wochen sitzen Scott und ihre Geschwister, die sich über Eis hermachen. Beide gehen auf die drei zu, kurz vorm Tisch sehen die drei zu den beiden, die mit Tüten bepackt sind. „Hey ihr zwei, was macht ihr hier?“ „Eigentlich wollte ich Sophie auf ihr Lieblingseis einladen, aber sie wollte nicht und was machen sie hier?“ Erneut spürt Sophie diese Anspannung zwischen den beiden, wieso muss Paolo eifersüchtig auf ihren Vater sein? Wortlos setzt sie sich neben Scott, die Tüten stellt sie neben sich. „Was ist denn mit dir los?“ Sie nagt nervös an ihrer Unterlippe und sieht weg, ihr Blick fällt auf die Jukebox, sodass sie aufsteht und die anderen fragend sitzen lässt. Vor der Jukebox bleibt sie, wie vor paar Wochen stehen sieht zu Scott, der nervös zu ihr blickt. Doch dieses Mal sucht sie in ihrer Hosentasche nach Kleingeld, wirft US$2 in die Jukebox und wählt eines der Lieder. Schmunzelnd sieht sie zu, wie das Lied eingelegt wird, wo sie weiß, dass es eines der Lieblingslieder von Scott und ihrem Papa Hendrik ist. Selbst da haben die zwei den gleichen Geschmack gehabt. Als das Lied einsetzt, sehen einige der Besucher zu ihr, so oft wird das Lied wohl nicht gespielt, doch sie sieht grinsend zu Scott, der sichtlich überrascht ist, als er dieses Lied hört. Sophie singt die erste Strophe mit, so oft hat sie das Lied in ihrer Kindheit gehört. Wieder neben Scott, lehnt er sich zu Sophie. „Ein anderes Lied wolltest du wohl nicht hören?“ „Ich hätte ja auch den King einschalten können.“ Sie sieht zu Paolo, der neben ihren Geschwistern sitzt und skeptisch zu ihr sieht. Bis eine Kellnerin auf ihren Rollschuhen zu dem Tisch kommt. „Was darf es denn für die junge Dame denn sein?“ Nur kommt Sophie gar nicht dazu zu antworten, da Scott und Paolo gleichzeitig sagen, was sie sich wohl bestellt hätte. Wegen den finsteren Blicken, die sie sich zuwerfen fängt Sophie an zu Lachen. Sie kann es nicht verkneifen. Glucksend und amüsiert darüber, wie die zwei reagieren verschwindet die Kellnerin mit der Bestellung wieder auf ihren Rollschuhen in Richtung Tresen. „Hast du denn was Schönes bekommen?“ Sie spürt bei der Frage von Scott, wie Paolo sie unterm Tisch am Schuh mit seinen berührt, sodass sie zu diesem sieht, seinem Gesichtsausdruck zufolge, gefällt es ihm nicht, wie Scott seinen Arm um sie gelegt und zu sich gezogen hat. „Ja, aber die Sachen hier sind ziemlich teuer, viel habe ich mir nicht gekauft.“ Ihre Ersparnisse sind weniger geworden, das Geld von ihm hat sie nicht einmal angerührt. Sie sieht zur Seite und beobachtet die Kellnerin, die den beiden Teenagern die Eisbecher hinstellt. Dieses Mal lässt sie den Eisbecher nicht verkommen, zumindest wenn da nicht ein frecher Kerl ihr gegenüber sitzen würde. „Hey, du hast selber.“ Frech grinsend stibitzt sich Paolo etwas von ihrem Vanilleeis und wird von ihr böse angefunkelt. „Das Eis bei Enrique schmeckt dennoch besser.“ Sophie zieht den Mund zur Seite, während ihr Blick auf dem filigranen Eisbecher mit dem Vanille- und Erdbeereis, den Erdbeerstücken und der Erdbeersoße, ohne diese typische Schlagsahne, da sie diese nicht mag, liegt. Sie kann nicht mehr zusammen mit ihren Freunden in ihrer Lieblingseisdiele Eis essen. Dafür lässt sie sich das Eis schmecken, irgendwann sieht sie schließlich zur Seite und nach vorn, beide sehen sie fragend und misstrauisch an, was sie versucht zu ignorieren. Ihr Eisbecher war leer, genauso wie die der Anderen. Zurück auf dem Weg zum Parkplatz ist Jan über Sophies Entscheidung verblüfft, als der Zehnjährige vorne sitzen darf, damit sie neben Paolo sitzen kann. An ihn gelehnt bemerkt Sophie, wie ihr Handy die Melodie von dem Film `Der Weiße Hai´ spielt, sie holt es aus ihrer Tasche und sieht die Nachricht an. »Hey, na wie geht es meiner kleinen Nichte? Alles okay bei euch?« Schmunzelnd gluckst sie über die Nachricht von Derek. Skeptisch sieht Scott in den Rückspiegel, nicht nur wegen dem Ton, sondern auch, weil Sophie so schmunzelt. „Wer hat dir denn geschrieben?“ Sie hebt den Blick und sieht zum Hinterkopf ihres Dad. „Dein Bruder fragt nur, ob alles okay bei uns ist.“ „Derek hat dir geschrieben?“ Er klingt darüber so entsetzt, dass sie den Kopf neigt, hat er etwa immer noch Angst, dass ihr Onkel sie nach Chicago holt? „Darf er das nicht?“ „Doch schon, es verwundert mich nur, dass er dir schreibt.“ Sie will ihm bereits antworten, als erneut die Melodie ertönt und sie die Nachricht liest. »Ist deine Mutter wieder aufgetaucht?« Finster sieht sie diese Nachricht an und antwortet ihrem Onkel. »Hey Derek. Mir und den anderen geht es gut. Dad irritiert es nur, dass du mir schreibst. Der Rabe ist noch immer ausgeflogen, soll er bloß wegbleiben. Und wie geht es meinem Lieblingsonkel? Vermiss es mit dir Wetten abzuschließen.« Seufzend schickt sie die Nachricht weg, sie vermisst Derek wirklich. In der kurzen Zeit hat sie ihren Onkel sehr lieb gewonnen, zum Leidwesen ihres Vaters. „Du scheinst deinen Onkel ziemlich gern zu haben.“ Da Paolo neben ihr sitzt, konnte er ihre Nachrichten mitlesen. „Ich habe vorher keinen Onkel gehabt, Papa war Einzelkind und seine Eltern waren als ich drei war gestorben. Hab in meiner Kindheit nur Papa, Scott, dich und die anderen von der Clique gehabt, ihr seid meine Familie gewesen.“ Vor ihr räuspert sich Jan, der sich zu ihr umgedreht hat und finster mit einem Flunsch zu ihr sieht. „Hey, ich habe von früher geredet, ich weiß doch, dass ich nun auch einen kleinen Bruder und eine kleine Schwester habe.“ „Hast du uns denn jetzt lieb?“ Sie grinst ihren Bruder an. „Erinnerst du dich an den Kuss bei der Hochzeit? Man sollte meinen, man gibt nur denjenigen, die man gern und lieb hat Küsse.“ Prompt errötet Jan und lässt sich tief im Beifahrersitz hinab sinken, während Scott darüber schmunzelt, fährt dieser in die Wohnsiedlung. Vorsorglich stellt Sophie ihr Handy auf Vibration, damit es nicht erneut klingelt. Zurück beim Haus steigen die fünf aus, bevor Paolo auf die Idee kommt, in ihren Tüte nachzusehen, was sie für ihn gekauft hat, schnappt sie sich diese und sieht seinen Schmollmund, als sie zur Haustür flüchtet. Dabei bemerkt sie nicht einmal, dass in ihrer Tasche ihr Handy vibriert. Stattdessen ärgert sie Paolo, bleibt auf der Veranda stehen und zwinkert ihm mit einem Grinsen zu. Bei seinem finsteren Blick verschwindet sie schnell nach oben, bevor Paolo in ihr Zimmer kommt, hat sie sein Geschenk grad so verstecken können und die anderen Tüten auf ihr Bett fallen lassen. „Wieso verrätst du mir nicht, was du vorhin gekauft hast?“ Sie schmunzelt und gluckst, bei seinen Gesichtsausdruck, er sieht mehr, wie der sechsjährige Paolo aus, dem sie schon einmal so geärgert hat und ihm nicht gesagt hat, was er zum Geburtstag bekommt. „Du hast dich nicht verändert, süß, wie du schmollst.“ Sein Blick verändert sich, als er ihr näher kommt weicht sie grinsend nach hinten und stößt ans Bett, im nächsten Moment fällt sie nach hinten, sitzt so auf ihrem Bett, während er sich bedrohlich über sie beugt. „Ich bin nicht mehr süß, so wie damals, als wir noch klein waren.“ „Doch bist du! Du bist süß, niedlich und … ähm … Paolo, was wird das?“ Sie kommt ins Stocken, als er ihr noch näher kommt, sie lehnt sich mehr nach hinten, stützt sich mit den Ellenbogen ab, während er sich abstützt um nicht auf sie zu fallen. Kaum hört sie auf auszuweichen liegen seine Lippen auf ihren, sanft erwidert sie den Kuss, genießerisch schließt sie die Augen, als er ihren Mund öffnet, um mit seiner gegen ihre Zunge zu stupsen. „Papa. Sophie und Paolo machen was ganz komisches!“ Vor Schreck beißen sich beide gegenseitig, als sie Leas Stimme vom Flur aus hören. „Könnt ihr bei sowas nicht mal die Tür zu machen! Man eh.“ Schon knallt Jan die Tür zu. „Die haben mir gerade den Moment zerstört.“ Sophie schmunzelt und küsst ihren Freund einfach wieder, immerhin ist ja nun die Zimmertür geschlossen. Erst als er völlig atemlos ist, löst sie sich von seinen Lippen. „Du schmollst dennoch niedlich, Cariño.“ Sie zwinkert ihm zu und sieht das bedrohliche Funkeln in seinen grünen Augen. „Dann erzähle mir doch mal, was ich denn noch so alles bin.“ Sie sieht zur Seite, überlegt, stützt sich mehr ab, um ihm ihre Antwort ins Ohr zu flüstern. „Mein ein und alles, du frecher Meermann. Mir kannst du schon lange keine Angst mehr mit deinem Blick machen.“ Sanft beißt sie ihm ins Ohrläppchen und wandert seinen Hals hinab, sieht an seinen zitterten Armen neben sich, dass sie ihn damit schwach macht. Sie sieht ihm an, wie er sich zusammen reißt, um nicht nachzugeben. Paolos Arme und Beine geben nach, als sie ihn zärtlich auf seinen hervorstehenden Adamsapfel küsst. Da hat sie ihm scheinbar den Rest gegeben. Sie hält ihn fest, während er vor ihrem Bett kniet und sein Kopf auf ihrem Schoß liegt. „Tue das bitte nicht noch einmal.“ Mit der linken Hand hält sie ihn fest und mit der rechten krault sie ihm im Nacken, während seine Arme um ihren Rücken liegen. „Weißt du, für mich ist es schon wichtig, wie wir als Kinder waren. Ganz schwach erinnere ich mich daran, wie du mich im Kindergarten gefragt hast, wer ich bin, weil ich neu dort war. Aber ich habe dich nicht verstanden, weil du spanisch gesprochen hast. Eine der Erzieherinnen hat dir gesagt, dass ich es nicht verstehe, also hat der kleine Paolo einen Versuch gewagt und mich auf Deutsch gefragt wer ich bin.“ Sie kichert darüber, wie niedlich Paolo damals gewesen ist, sieht dabei sein Lächeln. „Du erinnerst dich an so etwas banales, wie unser kennenlernen?“ „Ja irgendwie schon, denn nachdem ich dich kennen gelernt habe, habe ich auch die anderen nach und nach kennen gelernt. Zudem habe ich durch dich schnell spanisch gelernt.“ Sie schmunzelt zu ihm, krault derweil seinen Nacken weiter. „Ich weiß gar nicht mehr, wieso ich dich angesprochen habe, war wohl einfach neugierig, auf das kleine blonde Mädchen, was alleine mit den Bauklötzen in der Ecke spielte.“ „Ach, dann weißt du es ja doch noch.“ Kaum gluckst er, dreht er ihr den Kopf zu, sodass sie sein freches Grinsen sieht. „Ich kenne meine beste Freundin in und auswendig. Keiner kennt dich besser, als ich. Kommt davon, wenn man der beste Freund einer kleinen Meerjungfrau ist.“ Schmunzelnd sieht sie zu ihm und neigt den Kopf leicht. „Geht mir mit meinem besten Freund genauso, nur ist er nicht nur frech, sondern auch ziemlich impulsiv, vor allem, wenn seiner kleinen Meerjungfrau was passiert. Da flippt mein Meermann leider auch mal aus.“ „Du weißt also von dem Schulverweis?“ „Ja, Pierre hat es mir geschrieben, aber wie bist du nur darauf gekommen, alles im Biologiezimmer was nicht Niet und Nagel fest war zu zertrümmern?“ „Ich weiß das gar nicht mehr so genau, ich und die anderen haben dort erfahren, wo du bist und meine Angst, dass sie was passiert sein könnte wurde zu Wut, nicht mal die Jungs oder der Lehrer haben mich stoppen können. Irgendwann bin ich nur weinend zusammen geklappt. Als ich zu mir kam, war ich im Krankenzimmer, mit Verbänden an den Händen. Ich hatte mir einige Schnittwunden zugefügt.“ „Kannst du denn nach dem Schüleraustausch einfach wieder zurück?“ „Ja, der Direktor hat mich im Grunde verstanden, ich tat ihm leid, aber für den Schaden mussten meine Eltern aufkommen.“ „In einem knappen Jahr werden wir wieder getrennt sein. Ich will das nicht.“ Als eine Träne ihre Wange hinab tropft, kann sie ihn grummeln hören, die Träne hat seine Wange getroffen, sie weiß, dass er es hasst, wenn seine Freundin weint. Sie lässt sich vom Bett in seine Arme ziehen und umarmt ihn ebenfalls, lässt sich von ihm trösten. „Hey, nicht weinen, in einem Jahr kann so vieles passieren und bis dahin genießen wir jeden Moment zusammen, okay?“ Schwach nickt sie in seinen Armen, wischt sich die Tränen weg, sieht auf und küsst ihn erneut an der Stelle, wo er schwach geworden ist. Unschuldig blinzelt sie ihn an, während er sie böse anfunkelt. Ein Glucksen rutscht ihr raus. „Du freche kleine Meerjungfrau ... Also bekomme ich morgen erst mein Geschenk?“ „Du hast erst morgen Geburtstag, nicht heute.“ Erneut gluckst sie, als er wieder so niedlich schmollt, grinst sie ihn frech an. „Du bist so ungeduldig.“ Grinsend steht sie von seinem Schoß auf und hilft ihrem Freund aufzustehen, wobei sie nochmals von ihm geküsst wird. „Hey, wollen wir morgen die Partnerlooks Shirts anziehen?“ Seinem Blick zu urteilen, würde er es sogar direkt anziehen. „Ich rede von morgen, nicht von heute. Du bist unmöglich.“ „Du doch auch. Hey, was hast du eigentlich vorhin im Elektronik Geschäft mitgenommen?“ „Ach, stimmt ja.“ Sie löst sich von ihm, sucht in einer der Tüten und holt eine Hülle hervor, schaltet ihren Laptop ein, um die Software zu installieren, derweil beobachtet sie, wie Paolo sich die Beschreibung auf der Hülle genauer ansieht. „Willst du ein Fotobuch erstellen?“ „Ja, die Idee ist mir dort gekommen, dass ich Dad ein Fotobuch mit seiner Familie gestalte und zum Geburtstag schenke.“ „Du kannst es zwar hier erstellen, aber du musst es in der Mall abholen.“ „Hab dort nachgefragt, wo du bei den CDs warst, die schicken es auch zu. So Laptop hochgefahren.“ Sie schnappt sich die CD und legt sie ins CD-Fach. „Du bist ja übereifrig dabei, aber was für Fotos willst du denn dafür verwenden?“ „Das mit den Fotos ist kein Problem. Papa hatte oft welche gemacht und die von den anderen bekomme ich auch einfach.“ Zudem weiß sie, wo Scott die Fotos, seiner Familie aufbewahrt. Sophie setzt sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, schaut ein paar Fotoordner durch, sämtliche Fotos hat sie nicht nur auf Papier, sondern auch digital gespeichert. Schnell ist ein neuer Ordner erstellt und eine erste Auswahl eingefügt. Sein Seufzen kann sie hinter sich hören und an ihrem Stuhl spüren, als er sich dagegen lehnt. „Und wann bekomme ich mein Geschenk?“ Den Flunsch den er zieht sieht sie in der Reflektion ihres Monitors, seufzend dreht sich Sophie zu ihm, küsst ihren ungeduldigen Freund auf die Wange. „Morgen. Du ungeduldiger Kerl.“ „Du bist so gemein zu mir. Dabei brauche ich doch Zuneigung.“ Genervt verdreht Sophie die Augen, sieht in der Reflektion des Bildschirmes nun seinen Welpen Blick. „Schau weiter so und ich nehme dich nicht in den Arm, sondern an die Leine.“ Sie bemerkt seinen Blick, als er sich aufrichtet und sich vor sich an den Schreibtisch lehnt. „Du hast über einen Monat Zeit für das Fotobuch, kannst du da nicht einmal mir nachgeben?“ Augen reibend lehnt sie sich nach hinten, zwar ist sie dickköpfig, aber sie mag es nicht, wenn er sie so traurig ansieht. „Willst du jetzt auf meinen Schoß und gekrault werden oder wie muss ich das verstehen?“ An seinem Blick sieht sie, dass er wirklich darüber nachdenkt, als er sich wirklich auf ihren Schoß setzt, liegen seine Arme um sie. „Paolo, du bist schwer.“ „Mir egal.“ Ihr fallen Worte mehr ein, die sein Tun beschreiben könnten. Mit ihrer rechten Hand bewegt sie die Maus überm Desktop, während ihre linke Hand seinen Nacken krault und sein Kopf auf ihrer linken Schulter ruht. „Aber schlaf mir nicht ein, okay?“ „Bin ich doch schon längst.“ Sie dreht ihren Kopf mehr nach links und küsst ihn auf die Wange, wodurch er grinst. „Verrückter Paolo.“ Kurz sieht sie ihre grobe Auswahl von Fotos durch, sortiert einige wieder aus, als sie beschließt alles zu schließen. Nun kümmert sie sich darum ihrem Freund mehr Zuneigung zu widmen. Ihre rechte Hand wandert unter sein Shirt, wodurch er ihr näher kommt, als er sich mehr zu ihr drückt. „N-Nicht, sonst verliere ich heute wirklich meine Selbstbeherrschung.“ „Dabei willst du doch Zuneigung haben.“ Sanft streichelt sie mit ihrer rechten Hand über seinen warmen Rücken, während ihre linke noch immer seinen Nacken krault und ein Seitenblick ihr zeigt, wie er es genießt. „Fehlt nur das Schnurren.“ Leise seufzt sie auf, als sie ein Klopfen von ihrer Tür her hört. „Kannst ruhig reinkommen.“ An den Schritten hinter ihr erkennt sie ihren Dad näherkommen, nur sieht sie seinen Blick nicht. „Was macht ihr denn da?“ Nun steht Scott neben ihr, sodass sie zu ihm sehen kann. „Zuneigung widmen.“ Sie sieht den skeptischen Blick, wie ihr Vater die Augenbrauen hebt, so sieht sie nicht einmal, dass Paolo nicht einmal aufgesehen hat. „Kommt ihr zwei essen?“ Fragend sieht Sophie ihren Freund an, der sich auf ihrem Schoß aufrichtet und Scott mit einem finsteren Blick beäugt. „Paolo schau nicht so finster.“ Als sie sieht, wie Paolo das Gesicht verzieht, bemerkt sie, wie seine Augen seltsam zucken, woraufhin sie ihn festhält. „Paolo, was ist mit dir?“ Als er sich von ihr löst und aufsteht, sieht Sophie zu ihrem besten Freund, der kommentarlos zur Tür geht. Sein Verhalten alarmiert Sophie nicht nur, sondern macht sie nervös, so verhält sich Paolo nur, wenn es ihm schlecht geht. Ihre Gedanken rasen. „Oh Mist.“ Ihr Stuhl kippt nach hinten, als sie aufspringt um Paolo zu folgen. Weit ist er nicht gekommen, er lehnt sich an den Türrahmen zu ihrem Zimmer, nur sein Gesicht zeigt zum Flur, sodass sie sich an der offenen Stelle vorbei drängt. Neben ihm sieht sie, wie er sich den Kopf hält und wegsieht. „Paolo. Was ist los?“ Sie hasst es, wenn es ihm schlecht geht, sie schiebt ihre Hand unter seine, um seine Stirn zu fühlen, als ihr sein Blick auffällt, wie er die Augen zusammen kneift. Sie geht alles Mögliche in ihrem Kopf, wieso es ihm so schlecht gehen könnte, als ihr einfällt, dass er den Tag über zu wenig etwas getrunken hat. „Du Idiot! Du hast viel zu wenig getrunken und das bei dieser Hitze!“ Sie kann seinen entschuldigenden Blick sehen, nur gefällt ihr nicht, wie er sie ansieht. Ihre Lippen zittern, ihr Freund sieht aus, als würde er jeden Moment zusammen klappen. „Wag es dir mir hier umzufallen!“ „T-Tut mir leid, dass ich dir Sorgen ma-.“ Im nächsten Augenblick kippt er ihr wirklich entgegen, sodass sie ihn auffängt, aber durch sein Gewicht fast selbst umfällt. „Paolo!“ Ihr Freund liegt ohnmächtig in ihren Armen. Sie dreht sich zu Scott, der es beobachtet hat und auf Sophie zugeht. „D-Dad.“ Ihr stehen Tränen in den Augen, sie hätte es richtig deuten sollen, wieso er ihre Nähe haben wollte. Sie drückt Paolo an sich, spürt die Hand von Scott auf ihrem Kopf, sodass die ersten Tränen hinab laufen, als sie ihren Dad ansieht. „Na komm, deswegen musst du nicht weinen. Wir legen ihn erstmal in dein Bett, okay?“ Ihr wird Paolo abgenommen, erstaunt beobachtet sie, wie viel Kraft Scott hat, denn Paolo wiegt mehr, als sie. Schnell geht sie ihm nach und hilft ihm Paolo in ihr Bett zu legen. „Ich kümmere mich um ihn, geh ruhig runter zu den anderen.“ „Wenn was ist, kannst du mir Bescheid sagen.“ „In Ordnung.“ Kurz sieht sie noch zu dem Rücken von Scott, als sie aus ihrer Umhängetasche die halbvolle Wasserflasche holt und sich zu Paolo setzt. Vorsichtig stützt sie seinen Kopf und hält die geöffnete Flasche, während das Wasser in seinen Mund gelangt, hofft sie, das er dadurch wieder zu sich kommt, aber erstmal verschluckt sich Paolo beim Trinken, doch er trinkt die Flasche leer. Sie beobachtet, wie er blinzend wieder zu sich kommt, wegen dem Verschlucken hustet und zu ihr sieht, doch sie sieht ihn finster an. Ein schwaches Lächeln kann sie bei ihm sehen. „H-Hey.“ „Spar dir dein Hey und bleib liegen.“ Sie dreht sich von ihm weg, um sich die Tränen wegzuwischen. „Ich habe meine Freundin zum Weinen gebracht.“ Für diese Aussage schlägt Sophie neben ihn auf die Matratze. „Du Vollidiot! … Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“ Es passiert selten, dass sie einen Wutanfall hat, aber wegen dieser Dummheit von ihm, kann sie sich nicht zurück halten. „Bleib erstmal liegen, ich kümmere mich um dich.“ Als er irgendwas Seltsames von sich gibt, sieht sie ihn argwöhnisch an und geht nach unten was zu Essen und Trinken holen. Es beruhigt sie, dass es Paolo nach einer Stunde schon wieder gut geht. Nur bereut sie ihm Traubenzucker gegeben zu haben. Kapitel 31: Hinter ihrem Rücken ------------------------------- Etwas nervös lehnt sie an ihrem Fenster, sieht nach draußen zu den leicht verfärbten Wolken am Abendhimmel. Seitdem Paolo zusammen geklappt ist, sind zwei Stunden vergangen und sie bereut es ihm mehr als ein Stück Traubenzucker gegeben zu haben, da sie nicht bedacht hat, dass der "Kleine" bei zu viel Zucker auf kurzer oder langer Zeit zu viel Energie über hat. Stirnreibend dreht sie sich zu ihm, sieht sein freches Grinsen, sogleich weiß sie, dass der Abend lang werden wird. Aus dem Grund nähert sie sich ihm auch nicht, er würde sie nur wegfangen und an sich drücken. Um das zu umgehen, setzt sie sich an den Schreibtisch, ihr Laptop hat sich bereits selbst heruntergefahren. Nur erregt etwas in einer der schwarzen Schreibtischablagen ihre Aufmerksamkeit, sodass sie den Laptop zuklappt, zur Seite schiebt und sich die Ablage heranzieht. Ihr fallen diese vielen Zettel, Formulare und Flyer in der schwarzen Ablage auf, sodass sie einen dieser Flyer in die Hand nimmt. „Senior High School.“ Sie verzieht die Lippen und kräuselt sie schließlich, am Montag würde die Schule beginnen und sie entdeckt jetzt erst, diese Unterlagen. „Aber wieso sind das so viele Flyer?“ Grübelnd legt sie ihre linke Hand ans Kinn, seufzend beschließt sie sich diese viel zu volle Ablage vorzunehmen. Die ganzen Flyer legt sie neben ihren Laptop, sodass ein bunter Stapel aus Papier dort liegt. Verblüfft sieht sie auf die ausgefüllten Formulare, so ist sie bereits mit ihrem Neuen `Last Name´ McCallum eingetragen, auch erkennt sie die Handschrift von Scott, ihre Augen wandern die Punkte ab, sodass sie bei `Emergency Contact Name und Phone´ seinen Namen und Handynummer lesen kann, aber bei `Relationship´ beißt sie sich auf die Unterlippe, denn dort steht nicht stepfather, sondern nur father. Es verwirrt sie einfach, er weiß es nicht, aber schreibt in den Formularen unbewusst die Wahrheit. Nervös zittern ihre Lippen, sodass sie sich ins Fleisch beißt. Nur irritiert es sie, wie viele Seiten es zu dem Gesundheitsbogen gehören. Dabei musste er das nicht nur bei ihr ausfüllen, sondern auch bei Jan. Sie hat gar nicht bemerkt, dass er so viel hinter ihrem Rücken erledigt hat. Ihr Blick wandert zu den Flyern, viele von denen sind durchgestrichen. „Er konnte sich wohl nicht gleich für eine entscheiden.“ Nur fragt sie sich, wo der Zettel ist auf welche Schule sie am Montag geht. „Was machst du die ganze Zeit da drüben?“ Umherblickend, sieht sie zu Paolo, den sie beinahe vergessen hätte, dass er ja auch noch in ihrem Zimmer ist und auf ihrem Bett liegt. Sein Blick ist auf sie gerichtet. Da fällt ihr ein, dass er ihr noch gar nicht gesagt hat, auf welche Schule er gehen wird. „Du Paolo, auf welche Schule gehst du eigentlich, während deinem Schüleraustauch?“ Sie beobachtet ihn, wie er zur Decke sieht, als würde da stehen, auf welche Schule er geht. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube mit einem schwarzen Panther oder so, als Schulmaskottchen.“ Augen verdrehend sieht sie wieder zu ihm. „Das hilft ja wirklich zu wissen, welches Maskottchen die Schule hat.“ „Hey, besser als Kobra oder Viper.“ Darüber gluckst sie, da er keine Schlange mag, kann sie gut verstehen, dass er nichts mit denen zu tun haben will, auch, wenn es nur die Maskottchen von Schulen sind. Ihr kommt so ein Gedanke. „Es wäre schön, wenn wir auf derselben Schule wären.“ Aber es wäre mehr Zufall und Glück, wenn sie wirklich dieselbe Schule besuchen würden. „Gegenfrage. Auf welche Schule gehst du?“ Seufzend sieht sie zu den Unterlagen links neben ihr, wenn sie das so einfach beantworten könnte, wäre sie schlauer. „Ich weiß es selbst noch nicht, hier sind so viele Unterlagen, dass ich den Durchblick erst finden muss.“ Sie nimmt die durchgestrichenen Flyer und lässt einen nach den anderen in den Mülleimer fallen. Währenddessen fragt sie sich, wieso Scott diese Flyer nicht gleich entsorgt hat, er weiß doch, dass sie Unordnung nicht mag. Schmollend lässt sie weitere durchgestrichene Flyer in den Mülleimer fallen. Nun nimmt sie einen halboffenen Karton neben ihrem Schreibtisch wahr, der Name irgendeines Laden steht auf der Pappe, sowie `public school clothes´, aber bevor sie genauer hinsehen kann, hört sie das Grummeln ihres ungeduldigen Freundes. Sie wagt sich zu ihm und setzt sich neben ihm auf die weiche Matratze, musternd behält sie ihm Auge, nicht das er irgendwas vorhat. „Was wäre dir denn lieber, auf welche Schule du gehst?“ „Die, wo auch meine Meerjungfrau hingeht.“ Grinsend knufft sie in seine Seite, sodass er zusammen zuckt und sich auf die Seite dreht. „Versuche mir nichts vorzumachen, du würdest das Jahr ohne mich nicht aushalten.“ „Was spricht dagegen mit meiner Freundin auf dieselbe Schule gehen zu wollen?“ „Nichts. Ich sehe nur an deinem Blick, dass du noch immer überlegst, aber du scheinst es wirklich nicht zu wissen.“ „Ich müsste in meinen Unterlagen bei den Gonzalez nachsehen.“ „Die Gonzalez? Das ist deine Gastfamilie oder?“ „Ja, sie sind sogar Bekannte meiner Eltern, aber es wäre dennoch blöd, wenn wir nicht dieselbe Schule besuchen würden.“ Ihr Blick richtet sich zu ihrem Schreibtisch ehe ihr Blick zurück zu Paolo wandert, als sie aufsteht um nachzusehen. „Erinnerst du dich noch an den Namen der Schule, weil nur das Maskottchen hilft mir nicht viel oder erinnerst du dich an die Schulfarben?“ Sie sieht sich die nächsten Flyer durch, zwei sind nicht durchgestrichen, die restlichen wirft sie zu den anderen in den Müll. „Nicht wirklich, aber irgendwas mit schwarz war es.“ „Meinst du einen Panther?“ Sie erinnert sich an den Flyer mit dem Panther, das Maskottchen, der Schule dessen Flyer sie bereits in den Müll geworfen hat. Dafür findet sie heraus auf welche Schule sie gehen wird. „Sag mir doch einfach auf welche du gehst.“ Ihre Lippen zittern nervös. „Ich glaube, wir gehen nicht auf dieselbe Schule. Die Senior High School auf die ich gehen werde, hat kein Tier als Maskottchen, es sind die Knights.“ Traurig legt sie den Flyer, zurück in die Ablage. „Ernsthaft? Das wäre Horror für mich.“ „Für mich auch, es herrscht dort auch eine Kleiderordnung, wenn nicht gar Uniformpflicht. Die Schulfarben sind Schwarz, Gold und Silber, kein Wunder, wieso Dad diese ganzen Sachen besorgt hat, es ist Pflicht die zu tragen.“ In dem Karton neben ihrem Schreibtisch sind verschiedene Kleidungsstücke in schwarz, gelb und grau, flüchtig erkennt sie Oberteile und Sportsachen. Sie wendet den Blick von dem Karton ab und sieht zu Paolo, der sich durchs Haar rauft, seine Verzweiflung nicht auf dieselbe Schule zu gehen, wie sie, ist ihm deutlich anzusehen. Aber als er innehält, sieht er sie argwöhnisch an. „Hast du Knights gesagt?“ Sie setzt sich auf die Matratze knapp einem Meter von ihm entfernt, als er sich aufsetzt. „Ja, hab ich … wieso schaust du mich so komisch an?“ Dieses schiefe Grinsen von ihm, lässt sie weiter nach hinten rücken. „Die Schulfarben, da war schwarz dabei, richtig?“ „Ja, man eh was willst du mir sagen?“ „Es könnte sein, dass wir auf dieselbe Schule gehen.“ Sie lässt dennoch den Kopf hängen. „Wäre ja zu schön.“ Im nächsten Moment versucht sie sich gegen ihn zu wehren, als er sie zu sich zieht und umarmt, da spürt sie den Kuss auf ihrer Wange. „Schau nicht so niedergeschlagen, ich schaue bei meinen Unterlagen und sage dir Bescheid, okay?“ „Aber du weißt schon, dass ich dich nicht gehen lasse.“ Als er seine Augen verdreht, gluckst sie kurz auf. „Ich komme wieder, die Gonzalez sind da nicht so streng, ob ich bei denen bin oder bei dir.“ Als er die Umarmung um sie löst, steht er auch schon auf, nur hält sie sich an seiner Hüfte fest, nicht gewillt ihn gehen zu lassen, nur geht er weiter, sodass sie an ihm mit dem Oberkörper einen halben Meter über ihren Teppich hängt. Nur bemerkt sie, wie sie ihm seine Hose herunter zieht und dem Boden näherkommt. Sie schließt die Augen, macht sich auf den Aufprall gefasst, aber als sie die Augen öffnet spürt sie etwas Warmes unter sich. „Und du nennst mich anhänglich?“ Sie sieht auf und realisiert, dass er mit heruntergezogener Hose unter ihr liegt, während sie auf seinem Bauch liegt. „Du hast dich fallen gelassen?“ „Besser, als dass du dir was tust.“ Sie setzt sich auf die Fersen, sieht errötet weg, ihr war die Situation peinlich. Im Augenwinkel sieht sie sein freches Grinsen, als er sich die Hose wieder nach oben zieht und vor ihr steht. „Also ich gehe dann mal zu den Gonzalez.“ Sie zieht die Lippen zur Seite, da sieht sie ihn schon nahe vor sich. Bevor sie ihn fragen kann, was das wird, hebt er sie hoch und legt sie auf seine Schulter, als würde sie nichts wiegen. „Paolo! Lass mich runter.“ Sie würde ihm wirklich keinen Traubenzucker mehr geben. Wie sie es hasst so getragen zu werden, sie setzt sich zur Wehr und schlägt ihm auf den Hintern, grummelnd bekommt sie ebenfalls einen Hieb auf ihren Hintern. „Lass mich runter!“ „Nein, ich nehme dich mit.“ Schon ist er mit ihr auf dem Weg nach unten und an der Haustür, als Sophie Lea mit einem Lolly sieht, legt die Jüngere nur den Kopf schief. „Was machst du mit Sophie?“ Schon ist der Lolly im Mund der Fünfjährigen verschwunden. „Ist euer Dad irgendwo zu sehen?“ Sophie sieht, wie Lea den Kopf schüttelt und den Lolly aus dem Mund nimmt. „Papa ist im Garten.“ Sophie bemerkt Paolos Grinsen, sodass sie hoffnungslos von ihm aus dem Haus getragen wird. Mit einem Schmollmund sieht Lea zu Paolo. „Hey, was machst du nun mit Sophie?“ „Sie mitnehmen.“ Sophie verdreht die Augen und beobachtet, wie Lea ins Haus geht und aus Sophies Blickfeld verschwindet. Irgendwie ahnt sie, zu wem Lea gehen wird. „Ich hoffe, du hast einen Fluchtweg parat.“ „Du gehörst nicht denen, sondern mir.“ Über sie Äußerung schmunzelt sie sogar. „Ach und wo steht das bitte geschrieben?“ „In deinem und meinem Herzen.“ Seufzend lässt sie sich von ihrem Freund wegtragen, wobei ihr Blick auf seinen Hintern fällt. „culo dulce…“ Grinsend sieht sie zu ihm, als er deswegen stehen bleibt und sich ihre Blicke treffen. „Solange du nicht auf den `süßen Hintern´ schlägst ist es okay.“ „Ach und sonst darf ich das sagen?“ „Du darfst fast alles zu mir sagen, immerhin bist du meine Freundin.“ Da er weiter geht, hängt sie noch immer über seine Schulter und sieht alles Kopfüber, während ihre Haare auf den Boden aufkommen. „Kannst du mich nicht anders tragen? Meine Haare sind schon voll dreckig.“ Genervt grummelt sie, er setzt sie nicht ab, verlagert sie stattdessen anders auf seiner Schulter, dass sie nicht so tief über seinen Rücken liegt. Ihr Blick schweift zur Straße, als sie einen bekannten schwarzen Wagen sieht, der Paolo im nächsten Moment actionreich mit einer scharfen Kurve und Vollbremsung den Weg versperrt. „Und wo ist der Fluchtplan?“ Nun grinst Sophie und kichert gar, weil Scott aus dem Wagen aussteigt und Paolo finster ansieht. „Der ist ja schlimmer, als dein anderer Papa.“ „Dafür kann ich nichts.“ Sie verzieht den Mund, ihr Papa war nicht so übervorsichtig, aber sie weiß, wieso Scott sie so im Auge behält, er hat Angst, dass sie wieder verschwinden könnte. Wobei sie nicht freiwillig über Paolos Schulter liegt. Sie wagt einen Blick zu Scott, sieht ihn kopfüber vor Paolo stehen und zu ihr sehen. „Darf man mal erfahren, was du schon wieder mit Sophie vorhast?“ „Mitnehmen, was sonst.“ Augenverdrehend sieht sich Sophie bereits im Land Rover, aber wie kann er auch so eine Antwort geben! „Und wohin?“ Sie hält sich an Paolo fest und dreht sich so gut es geht mit einem Grinsen zu Scott. „Zu seiner Gastfamilie, keine Sorge, er bringt mich auch zurück.“ Zumindest hofft sie es, dass er das wirklich machen wird. Sie sieht dafür, wie bedrohlich Scott Paolo ansieht. „Du weißt was passiert, wenn ihr etwas passiert!“ Sie kann Paolos selbstsüchtiges Schnauben hören. „Was soll ihr schon groß passieren? Immerhin bin ich ja bei ihr.“ Als Paolo an Scott und dem Land Rover vorbei geht, sieht Sophie zu ihrem Vater, der so finster schaut, als würde er Paolo zerreißen wollen. Bevor das passiert zieht sie ihr Handy aus der Hosentasche. Kopfüber, auf den Schultern ihres Freundes tippt sie eine Nachricht und schickt diese an ihren Dad. »Er bringt mich schon zurück und ich melde mich, wenn was sein sollte. Bis dann« Kaum abgeschickt, will sie ihr Handy zurück stecken, merkt aber das Vibrieren in ihrer Hand, sodass sie die Mitteilung liest. »Ich mache mir einfach Sorgen um dich.« Ein Seufzen weicht aus ihren Lippen, sie hofft, dass Scott in ihr Tun mehr Vertrauen geben würde und sich nicht ständig um sie sorgen würde. Er ist ihr gegenüber zu vorsichtig. Im nächsten Moment geht Paolo zu einem grünbewachsenen Haus, welches eine gelbe Fassade und ein roten Spitzdach hat. „Da wohnt deine Gastfamilie?“ „Ja.“ Er stellt sie auf der Veranda wieder auf ihre eigenen Füße, sodass sie sich sehen kann, rechts ist auf dem breiten Vorbau mit einem Vordach eine Hollywoodschaukel. Kaum öffnet Paolo die Tür wird er im nächsten Moment herzlich begrüßt und schließlich auch sie. Die Familie gibt ihr seltsames Gefühl von Zuhause, weil sie sich in Spanisch mit ihnen unterhalten und lachen kann, aber lange wollen sie nicht bei den Gonzalez bleiben. Paolo sieht auf dem kleinen Schreibtisch in seinen Unterlagen nach, während sie sich umsieht und einen ähnlichen Karton mit Kleidungsstücken sieht, wie bei ihr. Sie greift sich eines der Poloshirts und sieht das Schullogo. Ihr kommt das Logo bekannt vor, ein Ritterhelm ziert den Kopf des Logos. Ritter … Knights! Sie dreht sich im selben Moment zu Paolo, wie er sich zu ihr, mit einem Zettel in der Hand. „Wir gehen auf dieselbe Schule!“ Für einen kurzen Moment herrscht Stille zwischen beiden. Sie haben es gleichzeitig gesagt, sodass sie sich gegenseitig ansehen und schließlich loslachen. Sophie unterdrückt es zu lachen, gluckst immer wieder, als sie auf ihn zugeht und ihrem Freund in die Arme springt. Es stört sie nicht, dass Sophie ihre Beine um Paolos Hüfte geschlungen hat und seine Hände an ihrem Rücken liegen, um sie festzuhalten, sie sind einfach glücklich darüber, sich jeden Tag für ein Schuljahr sehen zu können. Glucksend, weicht eine Freudeträne aus ihrem Auge, als sie das Gesicht ihres Freundes in ihre Hände nimmt und ihn sanft küsst. Auf dem Rückweg schalten sich die Straßenlaternen ein, als sie grinsend das Haus mit Paolo im Schlepptau betritt. Den Flur hüpft sie, wie ein kleines glückliches Kind entlang und stoppt vor ihrem Dad im Wohnzimmer, der erleichtert wirkt, dass sie wieder da ist. „Rat mal wer mit mir auf die gleiche Schule geht?“ „So wie du grinst, kann es nur der Typ hinter dir sein, der dich so gerne entführt.“ „Genau und bitte sei nicht ständig so in Sorge um mich, okay?“ Ihr Blick wandert zu dem Film, den sich wohl Jan gewünscht hat, aber Lea sitzt mit einem Kissen umschlungen auf der Couch und fürchtet sich vor den Piraten, dabei macht der eine gerade mit dem Glas voll Dreck einen Absturz nach unten, während Jan vor sich hin kichert. Den restlichen Abend verbringen die beiden zusammen auf der Couch, aneinander gekuschelt, während die Familie den Film guckt. Kapitel 32: Heimtückisches Königswasser --------------------------------------- The Miami Knight Senior Highschool (Teil I)   An dem Montag hält Scott pünktlich 7 a.m. den Wagen vor der Senior Highschool, um Sophie abzusetzen. Danach würde er Jan zur Elementary School bringen. „Schreib mir bitte, wenn Schulschluss ist. Ich hole dich dann wieder ab.“ Ihr Blick schweift von dem großen modernen Gebäude mit einem gelben Vorbau, welches von Palmen umgeben ist zu ihm und nickt verstehend. Sie trägt ein schwarzes Poloshirt mit dem gelben Schullogo auf linker Brusthöhe, was von einem Ritterhelm geziert wird. Sie nimmt sich ihre schwarze Umhängetasche aus dem Fußraum, beim Aussteigen hält sie kurz inne und beugt sich zu Scott rüber, um ihn einen Kuss auf die Wange zu geben. Über den Kuss schmunzelt Scott. „Ich melde mich später.“ Ihr Blick huscht zu Jan nach hinten. „Viel Spaß in der Schule.“ Ein Schmollmund und grummeln sieht ihr entgegen, aber sie sieht wieder zu Scott. „Dann bis später Dad.“ Sie steigt aus dem Wagen, lässt die Tür zufallen und geht zu Paolo, der wie sie das schwarze Poloshirt trägt und auf sie bereits gewartet hat. Zur Begrüßung wird sie nicht nur umarmt, sondern auch flüchtig von ihm geküsst. Bei ihm verschränkt sie ihre Finger mit seinen, sieht aber noch kurz dem Wagen nach, als dieser losfährt. Neben Paolo richtet Sophie ihre Umhängetasche, es ist seit dieselbe, die sie seit der Oberstufe in Las Palmas verwendet. Das Wappen der Insel Gran Canaria ist darauf abgebildet mit ihrem blauen Wappenschild, welches zwei pfahlweise drei silberne Dreiecke und ein Dreieck im Schildfuß besitzt, während eine goldene Krone auf dem Schild ruht und dort darüber im silbernen Band, die Devise in majuskeln `Océano´ geschrieben steht, während zwei Schildhalter, zwei braune Hunde mit blauen Halsband das Wappen vervollständigen. Wie sie, trägt Paolo seine schwarze Tasche über der Schulter, an dessen rechte Seite ein Meerjungfrauenanhänger hängt, während an ihrer Tasche ein Meermann und ein Delphinanhänger dran hängen. In den Anweisungen der Schule haben sie kein Taschenverbot, fremder Schulen gefunden, daher haben sie ihre gewohnten Schultaschen bei sich. Unterdessen gehen sie zu dem Haupteingang mit der gelben Fassade und dem gleichfarbigen Dach. Auf dem Weg zum Sekretariat ignorieren sie weitestgehend die neugierigen Blicke der anderer Schüler, die sich im Gang befinden, manche unterhalten sich neben den zahllosen schwarzen, gelben und grauen Spinden, andere sehen auf ihren Kursplan oder Büchern und manche sind wiederum in ihrer eigenen Welt versunken. Ebenso sieht sie direkt, wer zu welcher Sportart gehört oder welche Mädchen Cheerleader sind. Als sie an einem schwarzen Brett mit den zahlreichen Aktivitäten und Sportclubs der Highschool vorbei kommen, bleibt Sophie neugierig stehen, sodass sich ihr linker Arm streckt, bis Paolo ebenfalls stehen bleibt und zu ihr sieht. Schmunzelnd sieht sie auf einen der Zettel. „Paolo sieh mal, die haben sogar einen Schwimmclub.“ Nun sieht sie das Grinsen von ihm, als er ihr einen Arm um ihre schmale Schulter legt. „Du kannst echt nicht vom Wasser fernbleiben, oder kleine Meerjungfrau.“ „Ich weiß nicht, ob ich mich anmelden soll. Die haben echt viele Angebote.“ „Komm, wir sehen uns das später an und entscheiden dann.“ Gemeinsam betreten sie das nebenliegende Sekretariat, wo sie nach einem Gespräch mit der Sekretärin die restlichen Formalitäten klären, ihre Schülerausweise und eine Übersicht für die Kurse erhalten. „Bitte tragt ein, welche Kurse ihr besuchen wollt.“ An einem freien Stehtisch sehen sie sich die Kurse in der Übersicht an, sodass sie sich neben den Pflichtfächern, wie Mathematik, Englisch und US-History frei entscheiden können, was für Kurse sie besuchen wollen. „Das ist ganz schön viel Auswahl.“ Sie weiß gar nicht so recht, wie sie sich bei der Auswahl für weitere Kurse entscheiden soll. Ihr Blick schweift zu Paolo, der ein paar Dinge schon eintragen hat, wo sie weiß, dass sie es nicht wählen wird. Den Blick zurück auf ihre Liste gerichtet schreibt sie sich in insgesamt vierzehn Kursen ein. Nach wenigen Minuten geben sie die Auswahl ab, sodass die Sekretärin beiden ihnen die individuellen Stundenpläne mit den Kursen ausdruckt und einen Plan mit sämtlichen Räumen überreicht. „Dann herzlich willkommen an der Miami Knight Senior High.“ „Danke.“ Wieder draußen im Gang nimmt Paolo ihren Plan und vergleicht diesen mit seinem, sodass Sophie an seinem Gesichtsausdruck erkennen kann, dass ihn etwas stört. Als er daraufhin seufzt und ihr einen Arm um die Schulter legt, neigt sie fragend den Kopf. „Wie gemein, ich muss jetzt schon von dir trennen.“ Diesen Schmollmund von ihm bringt sie zum Kichern. „Nicht traurig sein. Was hast du denn zuerst?“ Sein Blick schweift zu den Zetteln. „US-History II. Du hast dafür Mathe I und wir sehen uns erst in der dritten zu Spanisch.“ Schmollend legt er seinen Kopf auf ihre Schulter, schmunzelnd tippt Sophie ihn an, spürt wie er ihr den Kopf zudreht und sie ansieht, sanft küsst sie ihn zweimal. Aber als sie sich löst, liegen seine Lippen auf ihren, was sie mit einem Zwicken in seine Unterlippe kontert. „Denk dran, zu viel dürfen wir uns hier nicht küssen.“ „Ich lasse mir so ungern es nehmen, meiner Freundin zu zeigen, wem sie gehört.“ „Eher zeigst du den anderen zu wem ich gehöre.“ Sanft streicht sie über die sonnengebräunte warme Haut seiner Wange, während ihre eigene Hand dagegen weiß wirkt. Sie legt die Hand in seinen Nacken und krault einen Moment. „Bitte versuche dich nicht von anderen Typen anbaggern zu lassen und kein Flirt! Sonst flippe ich aus.“ „Das gilt, aber auch für dich. Du gehörst schon zu deiner kleinen Meerjungfrau.“ Sie zwinkert ihm zu. „Bis dann Cariño.“ Als sie sich auf dem Weg machen will, spürt sie, wie Paolo absichtlich ihren Hintern entlang streift und ihr frech zu grinst, während ihre Wangen rot wurden. „Dann bis später.“ Für zwei Stunden würden sie getrennt sein und Sophie dreht sich noch einmal im Gang um, sieht zu ihrem Freund und beobachtet, wie er ihr nachblickt. Sie schenkt ihm ein freches Zwinkern bevor sie im Treppenhaus verschwindet, um eine Etage höher zu den Räumen zu gelangen. In dem Zimmer, wo sie Mathematik haben würde sind fast sämtliche Plätze bereits besetzt, so setzt sie sich auf einen freien Stuhl. Kurz bevor es zur Stunde klingelt, kommt ein Lehrer in den Raum. „Hey everybody you had a fine summer?“ Sophie seufzt leise, als andere irgendwas rufen, wo sie im Sommer waren. Hingegen hört sie dem Lehrer zu, der sich als Mr. Barson vorstellt. Schließlich werden Mehrere Stapel Papier durchgereicht, die Themen für das erste Trimester stehen darauf, aber auch eine Liste, was im Unterricht erlaubt und was verboten ist, wird ihr gereicht, bevor sie den Stapel weiter reicht. Zu Beginn des neuen Schuljahres will Mr. Barson seine Schüler scheinbar nicht überfordern, was ihr ganz recht ist, sie hat ihren Grafischen Taschenrechner Zuhause liegen lassen, aber die einfachen Aufgaben kann sie noch im Kopf lösen. „Hey who are you?“ Hinter ihr versucht ein Mitschüler mit Sophie in ein Gespräch zu kommen. Nur geht sie nicht darauf ein, da Mr. Barson nach den Lösungen fragt und sie gegeben falls antworten könnte. Nach einer endlos vorkommenden Stunde erlöst sie der Gong vom Unterricht, sodass sie ihre Sachen nimmt und drei Zimmer weiter zu ihrem nächsten Kurs geht. Anders als in Mathe krampft ihre verletzte Hand im Wirtschaftskurs, während Mrs. Ruiz schon erbarmungslos mit dem Lehrstoff anfängt, sodass sie über die Versuche der Jungen um sie herum ignorieren kann. Sie hat zu tun hinterher zu kommen. Der erlösende Gong ertönt, sodass Sophie nur noch den letzten Satz zu Ende schreibt und ihre Sachen zusammen räumt. Im Gang versucht ein Mitschüler aus dem Kurs, ihr den Arm um die Schulter zu legen, im nächsten Moment wird dieser von ihr losgerissen und fortgestoßen. Verdutzt darüber, dass sie hinter Paolo geschoben wird, sieht sie den Blick von ihm, er sieht den anderen Jungen finster an, welcher an der Wand lehnt und sich den Kopf hält. „Damn what`s your problem?“ Sophie beobachtet, wie der Junge sich den Kopf abtastet. „Don´t touch my girlfriend again!“ Schon seufzend stellt sich Sophie vor Paolo und legt ihre Hände auf Paolos Schulter und Brust. „It´s okay.“ Selbst, wenn er so drauf ist, kann sie ihn damit beruhigen, doch sein Blick bleibt noch immer so finster. Daher zieht Sophie ihren Freund mit sich, wirft aber den Jungen einen entschuldigenden Blick zu. „I´m sorry.“ Dieser grummelt vor sich hin, während Sophie Paolo in eine andere Richtung zieht. In einer ruhigeren Ecke dreht sie sich zu ihm. „Musste das sein? Gleich am ersten Tag fängst du fast eine Prügelei an.“ Sein Blick wurde sanfter, dennoch sieht sie in seinen Augen den Frust leuchten. „Er hat dich angefasst! Weißt du eigentlich, wie ich mich fühle, wenn dich ein anderer berührt?“ Diesen frustrierten, traurigen Blick von ihm mag sie nicht an ihm, sodass sie den Abstand zwischen ihnen beendet, als sie ihn umarmt und seinen Kopf auf ihrer Schulter liegen hat. Sanft krault sie ihn im Nacken, was ihn viel zu leicht beruhigt. „Ich kann es mir denken. Beruhige dich erstmal und dann gehen wir zu Spanisch.“ Ihre Finger der linken Hand verschränkt sie mit seinen der rechten Hand, zieht ihn schnell mit zum Raum, damit beide nicht zu spät zum Kurs kommen. Die argwöhnischen Blicke der anderen im Raum übergehen beide, leider sieht Sophie keine zwei freien Plätze nebeneinander, sondern nur noch welche vereinzelt, was Paolo hinter ihr grummeln lässt. Bevor sie sich zu einem der freien Plätze begeben kann, zieht er sie zu sich und küsst sie einfach um zu vermeiden, dass sich niemand es sich traut sich an Sophie ran zu wagen. Gespielt rollt sie mit den Augen und geht auf den freien Platz, während sich Paolo zwei Reihen weiter ebenfalls hinsetzt. Der Lehrer betritt den Raum, begrüßt alle in Spanisch, sodass ein paar den Lehrer Mr. Juan Díaz ebenfalls begrüßen. Eindeutig ein Spanier. Bei der Schülerliste fallen diesem zwei neue Schüler auf, sodass er die beiden bittet nach vorne zu kommen und sich vorzustellen. Sowohl Sophie, als auch Paolo erheben sich und gehen vor, stellen sich den anderen vor, beantworten auch die ein oder andere Frage. Weitere Fragen folgen, wobei Sophie ungern die Frage beantworten möchte, wieso sie nun in Miami ist. Daher geht die Frage an Paolo. Grinsend deutet dieser auf Sophie, was Mr. Díaz verstehend schmunzeln lässt. Während des Unterrichts schreibt Sophie kaum mit, sieht kurz nach hinten zu Paolo, der den Kopf schüttelt, aber sie braucht doch ihre Notizen. Schließlich fällt ihr der Stift aus der Hand, welcher zu Boden fällt. Dem Lehrer fällt nach einer Weile auf, dass Sophie nicht mehr mitschreibt, fragt sogar nach, leise antwortet sie, dass sie nicht weiter schreiben kann. Erst da fällt Mr. Díaz auf, dass sie eine Schiene am Arm trägt und nimmt Sophie dafür mündlich dran, sodass sie an die Tafel soll, um dort etwas, was der Lehrer diktiert schreiben soll. Entweder ist dem egal, dass Sophie kaum schreiben kann, oder er will ihr Wissen testen. Dabei soll sie doch nur einen Satz schreiben, in der Mitte fällt ihr das Stück Kreide herunter, während von ihren Fingerkuppen, der stechende Schmerz ihre Hand, Arm hinauf in ihre Schulter jagt. Zähne zusammen beißend, hebt sie die Kreidestücke auf und schreibt den Satz zu ende. Ihr Arm zittert und sie beißt sich auf die Unterlippe, als sie sich zu ihren Platz begibt. Der Gong erlöst die Schüler zur Mittagspause, aber Sophie hat es nicht eilig, das Zittern und viel zu warme pulsieren ihrer Hand hintern sie dran, ihre Unterlagen einzupacken, da hebt sie den Blick und sieht Paolo neben sich stehen, der ihre Sachen einpackt und die Tasche nimmt. Sie lässt sich von ihm aus dem Raum zu führen, vor der Tür zu den Mädchen Toiletten löst er die Schiene von ihrem Arm. „Geh den Arm kühlen, ich warte hier auf dich.“ Sie nickt, drückt die Tür auf und verschwindet in dem Raum, der die Schulfarben hat, die Fliesen sind abwechselnd mal schwarz, gelb oder grau. Bei den Waschbecken lässt sie mehrmals kaltes Wasser über ihren rechten Unterarm und Hand fließen. Als zwei Mädchen, eine braunhaarig, die andere rothaarig herein kommen, um sich das Make-Up aufzufrischen, bekommt sie mit, wie diese über den Typen neben der Tür reden. „Ich wette er hat einen Sixpack.“ „Sein Hintern sieht auch nicht übel aus.“ „So viele heiße Kerle sind ja nicht auf der Schule.“ Am liebsten hätte Sophie den Kopf gegen das Waschbecken gehauen und losgelacht, denn diese aufgetakelten Tussis wissen ja nicht, dass genau dieser Kerl schon zu ihr gehört. Sie zieht sich eines der Papierhandtücher von dem grauen Kasten neben dem Waschbecken und trocknet ihren Arm ab, auch, wenn Sophie nicht so eifersüchtig, wie Paolo wird. Kurzerhand folgt sie den zweien Mädchen hinaus auf den Gang, sieht so diese anschmachteten Blicke zu ihrem Freund, der nur Augen für Sophie hat, als sie zu ihm tritt lächelt er sie an. „Ich habe dich schon wieder vermisst.“ Allein dieser Satz lässt sie schmunzeln, vorsichtig greift sie ihn am Kragen seines Shirts und zieht ihn zu sich um ihn sanft zu küssen. „Du hast mich doch wieder.“ „Zum Glück.“ Grinsend sieht sie zu, wie er ihr die Schiene wieder fest an den verletzten Arm legt. Ein Seitenblick sagt ihr, dass sie sich soeben Feinde gemacht hat, aber wieso sollte sie nicht zeigen, dass sie zu ihrem Freund gehört und er zu ihr? Die Mittagspause verbringen beide draußen unterm Pavillon an einem ruhigen Tisch. Die Sonnenstrahlen wärmen Sophie, während sie sich an Paolo lehnt, der sich beide Pläne noch einmal ansieht und sich auf seinem schreibt, wo sie getrennt sein würden. „Wir haben gleich Französisch. Du versuchst aber nicht mich von der Bank zu schubsen oder?“ Ihr Blick wandert zur Seite, neben ihm sind noch gut dreißig Zentimeter Platz, bevor er von der Bank fallen könnte. Schmollend sieht sie auf und lässt ihre Wange an seiner Schulter gelehnt. „Da drinnen kommt kaum Sonnenlicht in die Zimmer, da muss ich doch die paar Minuten hier draußen im Sonnenlicht ausnutzen. Außerdem ist mein Freund warm und du müsstest ja nicht wegrutschen.“ „Du hast diesen beiden Mädchen vorhin die Tour vermasselt.“ „Na und, die haben über meinen Freund geredet. Ich lasse mir meinen Freund nicht wegnehmen.“ Sie bemerkt sein Glucksen, dieses freche Grinsen. Den Mund verzieht sie zur Seite, als er ihr Kinn zu sich zieht und sie küsst. „Nun weißt du wenigstens, wie es ist eifersüchtig zu werden, meine süße Sophie. Verrätst du mir, was sie über mich erzählt haben?“ „Das sage ich dir doch nicht und nenn mich nicht süß.“ Trotzig bläst sie ihre Wangen auf und verschränkt ihre Arme vor der Brust, was ihn zum Lachen bringt. „Meine kleine Meerjungfrau ist noch immer so dickköpfig und süß, wie früher.“ Als er aufsteht und sich die Taschen nimmt, sieht sie verwirrt hoch. „Kommst du mit oder willst du zu spät zu Französisch kommen?“ Dieses freche Grinsen schon wieder, als er ihr seine Hand hinhält und sie sich erhebt und für einen Moment größer als er ist, während sie auf der Bank steht. „Irgendwann beiße ich dich wirklich noch.“ Nun hebt er sie auch noch von der Bank und nimmt ihre Hand in seine. „Das tust du sowieso nicht, aber sag mal ist bei dir alles in Ordnung?“ „Bis auf die Schmerzen im rechten Unterarm, geht es mir gut.“ Die restlichen Stunden erwischen sie Plätze nebeneinander. Unterdessen wurde es Paolo in Chemie langweilig, als er ihr einen kleinen Zettel zu schiebt, schmunzelt sie über die kleine Botschaft. Dabei steht dort nur »Je t`aime« drauf, vorsichtig schreibt sie noch »aussi« hinzu und als der Lehrer nicht hinsieht reicht sie den Zettel zurück zu Paolo. „McCallum!“ Erst irritiert es Sophie, bis sie bemerkt, dass sie ja damit gemeint ist, sie muss sich noch an ihren neuen Namen gewöhnen. Aber es wundert sie, dass der Lehrer, dass mit den Zettel bemerkt hat. Zur Strafe, weil sie nicht aufgepasst hat, soll sie vor an die Tafel und die letzte Gleichung der chemischen Formel lösen. Sie sieht sich die Verbindungen an. „Salpetersäure (HNO3), Salzsäure (HCL), aber was soll Gold (Au) dabei?“ Sie grübelt, als ihr die Lösung direkt vor Augen liegt. „Königswasser, das einzige was selbst Gold auflösen kann. Dann ist das nicht Gold, sondern Goldchlorid.“ Sie flüstert gegen die Tafel, setzt mit der Kreide an und löst diese Formel, sodass am Ende dort: HNO3 + 3HCL → NOCL + 2 + 2H2O; Au + 3 → AuCl3 steht. Zufrieden dreht sich Sophie um, sieht aber den Blick des Chemielehrers, sie hat diese Formel ohne Nachschlagewerk gelöst, dennoch sieht sie nochmal nach, nein verrechnet hat sie sich auch nicht. Dann hört sie nur, dass sie sich setzen darf, beim Vorbeigehen am Lehrertisch sieht sie, dass sich Mr. Garzon etwas notiert. Zurück am Tisch schmunzelt Paolo neben ihr sie an. „Heimtückisch dieses Königswasser, oder?“ „Ich verstehe nicht, wieso der mich so komisch angesehen hat, das war doch eine leichte Aufgabe.“ Glucksend sieht Paolo zu ihr, sie stützt gelangweilt den Kopf auf den Arm, als auch die letzte Stunde für beide zu Ende ist. Da sich beide noch die Aktivitäten ansehen wollen, nehmen sie sich Flyer vom schwarzen Brett mit, ihr nächster Weg führt zu den Spinden im unteren Gang, beide suchen nach den zugewiesenen Schränken. „456, 457 … ach da 458. Ich hab meinen Spind gefunden.“ Sie dreht sich zu Paolo, der sich hinter ihr an einem Spind lehnt. „788.“ Sie sieht seine Deutung nach oben auf die Zahl und gluckst, dreht sich zu ihrem Spind und dreht die Zahlenkombination, um das Schloss und Spind zu öffnen. „Na wenigstens geräumig.“ Hinter ihr kichert Paolo über ihren Gesichtsausdruck. „Du würdest den Spind doch echt auswischen wollen.“ „Na hör mal, wenn da sonst was zuvor drinnen gewesen sein könnte.“ Sie verzieht angewidert das Gesicht und lässt ihren Freund lachen. „Erinnere mich bitte, dass ich morgen früh den in der Mittagspause zu desinfizieren!“ Sie grummelt, weil Paolo noch immer über ihren Ordnungstick lacht. „Mein Freund ist ein Idiot … vielleicht brauche ich einen neuen?“ Sie schließt den Spind, verriegelt das Schloss wieder davor und dreht sich um, tut so, als würde sie Ausschau nach einem neuen Typen halten. Nur sieht sie den finsteren Blick von Paolo. „Na gut, nehme ich lieber meinen Meermann mit nach Hause.“ Sie packt ihn am Hosenbund und zieht ihn an sich, legt ihre Hände an seine Seiten. „Schau weiter so und beiße dich hier auf der Stelle.“ Sein Blick bleibt, nur seine Brauen heben sich skeptisch, er fordert sie heraus, was er haben kann, sie zieht ihn am Kragen zu sich küsst ihn erst und beißt ihn dann in die Unterlippe. „Hör lieber auf mich anzuknabbern, da hinten kommt jemand mit einem Zeigestock auf uns zu.“ Sophie dreht den Oberkörper herum, sieht die Frau mit strenger Miene, Zeigestock und Brille, die näherkommt. „Da will man einmal ein Bad Girl sein und schon kommt die Fluraufsicht.“ Die Frau erkennt sie, als eine Lehrerin, nur sagt ihr der Name auf dem Namensschild nichts. Miss Evans hält nicht nur den Blick streng auf die zwei gerichtet, sondern hält den Zeigestock in den Händen, als würde sie bei Widerhandlungen damit sogar handgreiflich werden. „Das ist hier eine Lehranstalt, tut solche unschicklichen Dinge meinetwegen bei euch Zuhause, aber nicht in der Schule! Und jetzt bitte geht, wer keinen Club besucht oder Sport betreibt, hat bitte die Schule zu verlassen.“ „Wir gehen ja schon, um diese unschicklichen Dinge Zuhause weitermachen zu können.“ Paolo nimmt Sophies Hand und zieht sie in Richtung Ausgang. Draußen neben dem Gebäude sehen sie zurück nach drinnen, bevor sie sich zurück an die Fassade lehnen und loslachen müssen. „Alter was war das, denn für eine?“ „Keine Ahnung, aber, wenn die einen Mann hat, wird er sicher auch mit dem Teil bedroht.“ „Na, wenn der darauf steht.“ Erneut lachen beide, nur fällt Sophie ein, dass sie ja bei Schulschluss ihren Dad benachrichtigen soll. »Hey Dad wir haben für heute Schulschluss und warten vor dem Gebäude, bis gleich.«   Wenige Minuten nachdem sie Scott geschrieben hat, dass sie Schluss haben, hält der schwarze Land Rover an einer freien Stelle nahe der Bordsteinkante und hupt. „Hey ihr beiden, wieso habt ihr denn so gute Laune?“ „Wir haben die Fluraufsicht geärgert.“ „Ich will gar nicht wissen, was ihr angestellt habt. Los steigt schon ein.“ Den Teenagern fällt auf, dass nicht nur Jan auf der Rückbank sitzt, sondern auch Lea. So setzt sich Paolo, während sich Sophie vorne neben ihrem Vater hinsetzt. Nur bemerkt sie seinen Blick, als er jemanden beobachtet. „Dad?“ Als er nicht reagiert beugt sich Sophie zu ihm rüber. “Alles okay bei dir?” Nun versucht sie herauszufinden, was oder wen er beobachtet, aber sie kann nur einen Jungen mit einer Sporttasche sehen, der die Straße entlang läuft. „Schnall dich bitte an.“ Das hätte sie beinahe vergessen, aber ihr Blick wandert noch einmal zu der Straße, aber der Junge ist wohl die Straße abgebogen. „Wieso hast du so seltsam geschaut?“ „Ich dachte, ich hätte jemanden bekanntes gesehen, hab mich wohl geirrt.“ Sophie denkt sich nichts dabei, ahnt, aber was auf sie noch zukommen wird, als er einen anderen Weg nimmt. „Schon wieder einkaufen?“ „Außer du willst nichts zum Abendessen haben. Ich bin den Tag über nicht dazu gekommen.“ „Okay, dann einkaufen, hast du wenigstens die Leinen mit?“ „Die habe ich leider nicht dabei.“ Beide schmunzeln darüber. Kapitel 33: Wieso ausgerechnet er? ---------------------------------- The Miami Knight Senior Highschool (Teil II)   Die nächsten Tage der ersten Schulwoche ziehen sich verschieden durch, an dem Dienstag hat Sophie nicht nur ihren Spind gesäubert und desinfiziert, sondern auch den von Paolo gleich mit. Abwechselnd hatten sie immer wieder Unterricht zusammen und dann auch getrennt. Die Mittagspausen verbrachten sie bei Sonnenschein meist draußen beim Pavillon, da die Cafeteria recht klein für die vielen Schüler ist und Sophie dem Essen dort nicht traut. Wie die Tage zuvor hält Scott den Wagen am Donnerstagmorgen nahe der Schule und wieder bemerkt Sophie seinen Blick, so als würde er nach jemanden suchen und Ausschau halten. Ihr Blick ist hingegen auf Paolo gerichtet, der sich an dem Geländer der Treppe lehnt. „Sophie, bitte vergiss nicht, dass ich heute ein Meeting wegen des Projektes habe.“ Sie nimmt ihre Tasche, sieht nach links und lächelt zaghaft. „In Ordnung. Bis später Dad.“ Direkt nach dem Kunstunterricht legt sie ihre Utensilien in ihren Spind, als spürbar warme Arme um ihren Bauch gelegt werden. „Wie war Kunst?“ Sie schmunzelt, dreht den Kopf zu Paolo, der bei seinem Kurs war. „Ganz gut, haben Stillleben gezeichnet und wie war Kriminologie?“ „Sehr interessant, ich glaube das war nicht verkehrt es zu belegen.“ Sie schmunzelt darüber, nimmt sich ihr Französischbuch und das Heft von der Ablage, bevor beides in ihrer Tasche landen. „Lass mich doch noch den Spind schließen, bevor du mich mitziehst.“ Der gespielte Flunsch, als sie zu ihm sieht, lässt sie glucksen, schnell sind Tür und Spind mit dem Drehschloss verschlossen, sodass sie ihre Hand und Finger mit seinen verschränken kann und sich von ihn zum Raum führen lässt. Nach der Französisch Stunde zieht Paolo die Übersicht der Kurse noch einmal hervor und schmunzelt. Sophie sieht, wieso er schmunzelt und gluckst selbst. Die nächste Stunde ist der Kurs, den beiden am einfachsten fällt, Musik. Immerhin sind beide musikalisch begabt. Sie sitzen nebeneinander in dem Raum an dessen hinteren Seite zahlreiche Musikinstrumente und vorne sogar eine Box für Musikaufnahmen steht. Nur sieht die Lehrerin sämtliche Kursteilnehmer mit dem Blick über ihrer kleinen Lesebrille und der Liste mit den Teilnehmern skeptisch jeden einzelnen an. Mit einem deutlichen Akzent verkündet die Lehrer Mrs. Padron ihren Schülern, dass jeder ein Lied seiner Wahl vorsingen soll, damit sie weiß, woran und womit sie arbeiten kann. Für Sophie klingt es mehr, als wollte Mrs. Padron nur herausfinden, wer singen kann und wer eventuell schief singt. Einige sind schon dran gewesen, so auch Paolo, aber bei dem hat Sophie sich die Gänsehaut vertreiben müssen. Nun war ein kleiner schlaksiger Junge an der Reihe und Sophie kann ihm anhören, dass er sich Mühe gibt, auch wenn es etwas schief gerät, schwierig zu sagen, wieso, aber er klingt, als wäre er gerade im Stimmbruch. „Okay, stop, next Sophie McCallum.“ Der Junge stoppt, sodass er sich hinsetzt und sich Sophie dafür erhebt, sieht so zu der Lehrerin, die zu Sophie geht und diese, wie ein Geier fixiert. „Okay, whats your song?“ Sophie hat zwar die Zeit über nachgedacht, welches Lied sie genau singen soll. „It´s French or Española okay?“ Sie kratzt sich über die Wange, weil sie nicht weiß in welcher Sprache sie singen soll. „You can this language?“ „Yes of course.“ Was ist schon dabei, wenn sie mittlerweile vier Sprachen sprechen kann. „Okay sing something.“ Mit dem Gedanken irgendwas singen zu dürfen, zieht Sophie die Lippen nach links und rechts, was singt sie, denn nun? Währenddessen geht die Lehrerin mit ihrem Klemmheft zurück zum Pult. Kurzerhand entscheidet sich Sophie für ein englisches Lied, holt Luft und beginnt das Lied. Neben sich kann sie das Grinsen von Paolo sehen. Unterdessen kann sie sehen, wie die meisten aus dem Kurs zu ihr blicken, während sie »Give me von Blutengel« singt. Ganz kann sie es nicht unterlassen sich dabei etwas zu bewegen und mit dem Fuß den Takt zu behält. Ihr fällt auf, welche Akustik in dem Raum herrscht, was ein Vorteil bei den höheren Phasen ist. Dafür stört dieser musterte Blick der Lehrerin Sophie, aber da sich Mrs. Padron irgendwas auf einen Block schreibt, anders, als bei anderen Schülern wird sie nicht beim Singen unterbrochen, sondern beendet ganz normal das Lied. „It´s great. Okay next one ...“ Sophie setzt sich, bekommt währenddessen nicht mit wer da aufgerufen wurde. Neben ihr erhebt sich ein hochgewachsener Junge, der wie alle gemustert wird, nach den kurzen Fragen beginnt er mit »Incomplete von den Backstreet Boys«. Als sie dem Jungen neben sich zuhört bekommt sie eine Gänsehaut, was sonst nur Paolo bei ihr hinbekommt, schluckend sieht sie zu dem Jungen, der entweder wegen irgendwas all seinen Schmerz in diesen Song legt oder aber wirklich gut ist. Nun ist sie neugierig, wer er ist, beobachtet ihn, als er sich wieder setzt, sodass sie ihn genauer mustern kann, kurzes dunkelbraunes fast schwarzes Haar und warme braune Augen, die sich zu ihr nicht nur sehen, sondern sie angrinsen. Ihr kommt dieses Grinsen seltsam bekannt und sogar vertraut vor, als ihr eine Ähnlichkeit zu jemand anderes auffällt. Mit einem frustrierten Seufzer lässt sie den Kopf auf den Tisch sinken, während dieser Kerl über ihr Verhalten gluckst. Sie dreht den aufgestützten Kopf zu ihm, sieht noch immer sein Grinsen. Nun versteht sie, was Derek damit meinte, dass Nicky ihm ähnlich wäre, er sieht seinem Vater nicht nur ähnlich, auch haben beide das Gleiche Grinsen. Aber wieso muss ausgerechnet ihr Cousin neben ihr sitzen oder auf diese Schule gehen? „Wieso hat Derek mich, denn nicht vorgewarnt, man eh.“ Sie sieht schmollend auf ihre Füße, sieht nur im Augenwinkel, wie Niclas den Kopf zu ihr neigt. „Doch hat er, aber bei der Nachricht kam keine Antwort.“ Grummelnd hebt Sophie den Kopf, nicht nur Derek spricht also deutsch, auch seine Familie kann es. Nur sieht ihren Cousin finster an, der über ihren Gesichtsausdruck schmunzelt. Beide drehen sich zu Mrs. Padron, die beide musternd ansieht. „Are you siblings?“ Anscheinend ist der nämlich derselbe Familienname der beiden aufgefallen, aber Sophie stützt ihren Kopf auf ihre Hand, während Niclas grinsend den Kopf schüttelt. „No. She is my sweet cousin.“ Mit geballter Faust und einem argwöhnischen Blick hofft Sophie sich gerade verhört zu haben, dass er sie nicht so genannt hat! Ihr Blick wird vernichtender. „Nicky shut up or.“ “Or what honey.” Dieser süßholzgeraspelter Ton und sein herausfordernder Blick provozieren Sophie. Auch, wenn sie sicher Ärger mit Derek bekommen würde, wenn sie seinem Sohn etwas tut, sie hat Lust Niclas wehzutun. Im nächsten Moment erlöst der bekannte Gong die Schüler aus dem Unterricht. Die Lehrerin verzieht sich nach vorne, sodass Sophie ihre leeren Notizen mit schnellen Handgriffen wegpackt, ihre Tasche nimmt und ohne Niclas nochmal eines Blickes zu würdigen aus dem Raum stolziert. Bei solchen Bezeichnungen könnte sie aus der Haut fahren, sie ist vieles, aber sicherlich ist sie nicht süß! Sophie bleibt bei Schließfächern stehen, sucht in ihrem Handy diese angebliche Vorwarnung von der Niclas geredet hat und lässt die Schultern mit einem Seufzen hängen als sie die Nachricht findet. »Hey Kleines bevor ich es vergesse warne ich dich mal vor, es wird so sein, dass Niclas in Miami auf dieselbe Schule wie du gehen wird.« Grummelnd steckt sie ihr Handy zurück in die Hosentasche. Neben ihr taucht Paolo auf. „Ist dieser Typ wirklich dein Cousin?“ „Ja leider, er ist Dereks Sohn und er ist wirklich, wie sein Dad.“ „Du bist doch auch, wie dein Dad.“ Zusammenzuckend dreht sich Sophie um, hinter ihr steht Niclas und sie anlächelt. Es beunruhigt sie, was genau er damit meint, sein näherkommen macht sie nervös, als er sich auch noch zu ihrem Ohr hinunter beugt zittert sie, während sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spüren kann. Ihre Stimme genauso nervös. „W-Wie … d-du weißt es?“ Sein leises glucksen verursacht ihr eine Gänsehaut, wieso ist sie bei ihm so nervös? „Klar weiß ich es und du bist dennoch süß. Meine süße Cousine.“ Zu spät bemerkt sie sein Vorhaben, da liegen seine Lippen an ihrer Wange, was sie mit roten Wangen ausweichen lässt. Aber dadurch findet sie ihre Stimme wieder. „Woher weißt du es?“ Schulter zuckend steht er dann vor ihr. „Mein Dad hat es mir erzählt. Zwar hat er mir ein paar Fotos von der Hochzeit gezeigt, aber so vor mir bist du sogar niedlicher.“ Ihr Blick schweift zur Seite zu Paolo, der Niclas jeden Moment entweder verprügeln oder umbringen wird. Neben ihr grinst Niclas. „Dein Freund hat wohl etwas dagegen, dass ich versuche mich mit meiner Cousine anzufreunden.“ Ihr Kopf fängt an zu schmerzen, während die beiden Kerle sich finstere Blicke zuwerfen, geht sie mit hängenden Schultern und nahenden Kopfschmerzen den Gang in Richtung Cafeteria. „Wenn ihr euch prügelt, geh ich alleine zum Mittagessen.“ Zwar gibt ihr Scott fürs Mittagessen Geld mit, aber meist holt sie sich nur irgendwas an Obst und Gemüse, da sie bei den meisten Gerichten immer tierische Beilagen dabei hat. Sie erreicht die Cafeteria, als sich zwei Arme um sie legen, die nicht zu Paolo gehören. „Lass mich los.“ Sie sieht weg, damit Niclas nicht auf dumme Ideen kommen kann. „Ach komm schon, bin doch ganz lieb.“ „Wenn du sterben willst bitte meinetwegen, aber Paolo hat etwas dagegen, wenn mich andere anfassen.“ Zudem lässt sie sich ungern von anderen berühren, geschweige denn anfassen. „Selbst deine Familie?“ Durch ein bedrohliches knackendes Geräusch sieht Sophie hinter sich, wo Paolo mit seinen Fingerknöcheln dieses Geräusch verursacht, während er vernichtend zu dem anderen grinst. Als sich Niclas von ihr löst und umdreht, steht er schließlich mit dem Rücken zu ihr. Sie mustert beide, da fällt ihr auf, dass die zwei fast gleich groß sind, aber Paolo wohl ein paar Zentimeter größer, als Niclas ist. Dennoch, überragen beide sie locker um eine Kopflänge. „Na das Schuljahr kann ja was werden.“ Schwer seufzend dreht sich Sophie um. „Vorsicht!“ Bei dieser Warnung sieht Sophie einen dunklen Schatten sich nähern, spürt einen Ruck, hört etwas Metallisches scheppern und schließlich nimmt sie den Boden unter sich wahr. Ein schwerer Körper liegt auf ihrem Oberkörper, der ihr die Luft raubt bis dieser verschwindet, ist alles um sie herum dunkel. Hustend setzt sie sich auf und hält sich Kopf und Brustbereich. Ihr Kopf schmerzt, aber mehr nimmt sie ihre rechte Rippenseite mit, nur beobachtet sie in den Moment, wie Paolo dem Typen eine verpasst, der in sie hinein gesprungen ist. „P-Paolo … don`t!“ Sie hustet erneut, sitzt auf dem Boden und nimmt dann Nicky neben sich wahr, erinnert sich, dass er versucht hat sie noch zur Seite zu ziehen, nun kniet er neben ihr und stützt sie. „Sophie, geht’s?“ Ihr Blick verschwimmt, als sie zwischen dem Geschehen von Paolo zu Niclas sieht, der sie nun besorgt ansieht, ihre rechten Rippen schmerzen. „W-Was war das, d-denn für ein Überflieger?“ Dabei versucht sie aufzustehen, spürt im nächsten Moment Nickys Arme um ihren Bauch, als sie schwankt. „Sophie bitte beantworte meine Frage.“ Ihr Blick schweift zu ihrem Cousin, der sie noch immer festhält. Aber sie hat das Gefühl von einer schweren Eisenkugel getroffen worden zu sein, ihre rechte Rippenseite schmerzt beim Einatmen, wodurch sie das Gesicht verzieht. „Meine Rippen schmerzen.“ Sie kann dieses grummeln neben sich spüren, anscheinend sieht ihr Niclas an, dass sie ihm nicht alles sagt, aber ihr Blick schweift von ihrem Cousin zu Paolo, der den Kerl, der sie umgeworfen hat loslässt und auf dem Boden liegen lässt. Ihr gefällt nicht, wie er sie ansieht, seine ganze Haltung verdeutlicht, dass es wütend ist. Es verunsichert sie, wie er sie betrachtet, irgendwas scheint ihm zu missfallen und sie glaubt, dass es nicht wegen Niclas ist, sondern wie sie dasteht, das Gesicht verzieht und wahrscheinlich blass ist. Direkt vor ihr bleibt er stehen, kann seine Berührung seiner warmen Hand an ihrer kalten Wange spüren, sieht dieses argwöhnischen Blick von ihm und spürt wie er ihr Shirt nach oben schiebt. Sie versucht die Blicke der anderen zu ignorieren, sieht zu Paolo, der leise knurrt. „Geprellt.“ Den Stoff ihres Shirts lässt er wieder sinken, befreit sie aus Niclas Umarmungen und wird von ihrem Freund hochgehoben. „Dämliche Basketballjunkies, die in der Cafeteria spielen müssen!“ Ihr war schwindelig, lehnt sich mit geschlossenen Augen und herab hängenden Armen an ihn, während er sie auf den direkten Weg zum Krankenzimmer bringt. Neben Paolo bemerkt sie jemanden, so sieht sie zu Niclas, der sie noch immer besorgt ansieht. Im Krankenzimmer angekommen, erzählt Paolo der näherkommenden Schulärztin was passiert ist, da wird ihm gesagt, dass er das Mädchen auf die Liege legen soll. Allein von dem Vorhang zu Paolo abgeschirmt verzieht sie das Gesicht, da die Ärztin sie untersuchen muss und ist Sophie dazu genötigt sich das Shirt auszuziehen. Bei der ersten Berührung an ihrer verletzten Rippenseite verzieht sie nicht nur das Gesicht, ihr rutscht ein Schmerzenslaut heraus, welchem weitere folgen, während ihre rechte Seite abgetastet wird. Die Prozedur an ihrem Kopf bekommt sie kaum mit, sie beißt sie kräftig auf die Lippe, sieht das blendete Licht der Lampe, damit sie keine Gehirnerschütterung hat. Schließlich wird ihr eine kühlende Salbe auf die rechte Seite aufgetragen, was anderes wäre bei dieser Art von Prellung sinnlos. Endlich darf sie sich ihr Shirt wieder überziehen und den Vorhang zur Seite schieben, ihr missfällt die Blicke von den beiden, die sich im Moment so ähnlich sehen. Ihr Blick schweift über Paolos Körperhaltung, angespannt und mit geballten Händen steht er da, ein sicheres Zeichen dafür, dass er wütend und um sie besorgt ist. Hingegen sieht Niclas sie nur nervös und besorgt an. Seufzend versucht Sophie ihre Tasche von Paolos Schulter zu nehmen, doch er verweigert es ihr. „G-Gehen wir dennoch zum Mittagessen?“ Zu dritt betreten sie erneut die Cafeteria und Sophie sieht, was vorhin so gescheppert hat, der Tablett Wagen hat eine ziemliche Delle, ein Glück ist sie nicht gegen den gefallen. Ihre Rippen schmerzen ihr schon genug, ihre Kopfschmerzen nehmen hingegen ab. Sie will sich ein Tablett nehmen, was ihr Paolo wegnimmt und ihr mit seinem Blick verbietet es auch nur zu versuchen es zu tragen. „Paolo, ich bin okay.“ Als er nichts zu ihrem Protest sagt, sieht sie, wie er das Tablett mit zwei vollen Tellern darauf nimmt und einen freien Tisch ansteuert, seufzend folgt sie ihm mit den Getränken, die sie tragen darf und setzt sich neben ihn an dem schwarzen Tisch. Zu den beiden gesellt sich Niclas, der sich neben sie setzt, sodass sie zwischen den beiden sitzt und in der Portion Nudeln mit Tomatensoße herumstochert. Dabei lässt sie den Blick schweifen, sieht so neben sich zu Niclas, der mit einem traurigen Gesichtsausdruck sein Handy wegsteckt, es wundert sie die ganze Zeit schon, dass nur er hier ist. „Wo ist eigentlich Ricky?“ „Zuhause bei unseren Eltern.“ Ihr entgeht der fragende Blick von Paolo nicht, aber auch Nicky entgeht dieser Blick nicht. „Ricarda ist meine jüngere Zwillingsschwester.“ Ihr entgeht der schmerzvolle Ausdruck in seinen Augen nicht. „Was ist denn passiert?“ Sein Blick weicht zur Seite, bevor er seufzt und wieder zu ihr sieht. „Wir hatten im Camp einen ziemlich heftigen Streit, sie meinte daraufhin, dass ich soll mich verpissen soll, weil sie mich hasst und nicht wieder sehen möchte.“ So wie er es ihr erzählt nimmt es ihn noch immer mit, dabei ist das ganze Wochen schon her. „Aber wieso denn?“ Nun kann sie die Verzweiflung in seinen Augen und seiner Körperhaltung sehen, er stützt die Ellenbogen auf den Tisch und hält sich den Kopf. „Ich weiß es nicht, ich war nur dagegen, dass sie nach dem Abschluss nach San Francisco geht. Als ich ihr das gesagt habe fing der ganze Streit an, aber bevor wir wieder Zuhause waren, habe ich mit meinen Eltern geredet, beide gefragt, ob ich nicht nach Miami kann, sodass ein Abstand zwischen uns ist.“ Sophie sieht ihn mitfühlend an, sie hat so eine Trennung selbst durchgemacht, nur hat sich ihr bester Freund aufgemacht um sie wiederzuhaben. Nur wie kann sie ihren Cousin aufmuntern? „Hast du deswegen Incomplete gesungen?“ Ein kurzes und niedliches Schmunzeln kann sie an Niclas sehen, bevor es weicht. „Ja auch, immerhin bin ich … war ich immer mit Ricky zusammen. Wir haben alles gemeinsam gemacht, aber nun … es tut einfach weh, sie ignoriert mich, selbst wenn ich Zuhause anrufe, will sie mich nicht einmal sprechen. Sie tut so, als wären wir keine Geschwister, als wäre ich ein Fremder. Nur ich weiß von Dad, dass sie seit ich weg bin, sich immer wieder in mein Zimmer schleicht, sich in mein Bett legt und weint.“ Neben ihm sieht Sophie, wie glasig seine Augen schimmern, wie er kurz davor ist zu weinen, aber da mischt sich Paolo ein, der ebenfalls zugehört hat. „Was genau hast du denn dagegen, dass sie nach San Francisco geht?“ Sie wirft einen seltsamen Blick zu ihrem besten Freund, der sich einfach weitere Nudeln in den Mund stopft, neben ihr seufzt Nicky leise. „Sie fehlt mir einfach. Manche Zwillinge spüren es ja, wenn es dem anderen schlecht geht, so ergeht es mir mit ihr und ihr mit mir.“ Sophie rückt näher zu Nicky, zieht ihn zu sich, tröstet ihn, bevor weitere Tränen an seinen Wangen hinab laufen. „Hey, nicht weinen, das wird schon wieder. Immerhin seid ihr Zwillinge, die können doch nicht ohne einander.“ Leise seufzt sie, als sie von Nicky näher zu ihm gezogen und umarmt wird, dabei fragt sie sich, wie lange er diese Tränen zurück gehalten hat. Leider fällt ihr nichts ein, wie sie ihren Cousin trösten kann. „Umarme meine Freundin weiter so und ich bringe dich gleich hier um.“ Finster und mit einem Kopfschütteln sieht sie zu Paolo. „Paolo lass es, er ist mein Cousin.“ Inzwischen nervt seine Eifersucht Niclas gegenüber Sophie, immerhin ist ihre Familie eine Ausnahme und Nicky gehört dazu! Sanft streicht sie über Niclas nasse Wange die Tränen weg, versucht ob er durch sanftes Kraulen im Nacken auch so schnell beruhigt wird, wie ihr neidischer Freund neben sich. Über das Verhalten von Paolo verdreht sie die Augen, er isst wie ein schmollendes Kind seine Portion auf, während ihre eigene sicher schon kalt geworden ist. Nickys Kopf ruht auf ihrer rechten Schulter, seine Tränen sind zwar versiegt, aber noch immer tut er ihr leid. „Na komm, iss auch was, sonst sag ich Derek, dass er dich nach Hause holen soll.“ Sie sieht ein zaghaftes Lächeln bei ihrem Cousin. „Dad meinte, damit kann man deinen Dad am einfachsten ärgern, dich mit nach Chicago nehmen.“ „Woher weißt du es eigentlich?“ Schulter zucken, war seine Reaktion darauf. „Von Dad. Er hat es mir ja erzählt, aber ich sollte den Mund halten, weil Scott es nicht weiß. Oder weiß er es bereits?“ „Nein, hab es ihm noch nicht gesagt.“ Neben ihr richtet sich Nicky wieder auf, seine rotunterlaufenen Augen lassen seinen sanften Blick seltsam wirken. Mit der Gabel steckt sie sich zwei Nudeln mit der roten Tomatensoße in den Mund, während ihre Gedanken bei diesem Problem hängen. Irgendwann muss sie Scott sagen, dass er ihr Vater ist. „Weißt du, Dad hatte noch mit etwas anderem Recht.“ Bei seinem Grinsen geht es ihn wieder gut, da das grinsen auch seine Augen erreicht, sodass sie wieder glänzen. „Das wäre was?“ „Er hat uns zwar das Hochzeitsvideo gezeigt, aber so neben dir zu sitzen und dir beim Singen zu zuhören, war wirklich besser. Du kannst wirklich super singen. Ach da fällt mir ein, was hast du eigentlich bei diesem Bild gemacht?“ Schmunzelnd nimmt sie das Kompliment von ihm an, da es ihm besser geht, ist seine Neugier für sie in Ordnung, während er sein Handy hervor holt und bei den Fotos eines öffnet und ihr das Bild zeigt. Sie erkennt das Bild mit der Welle, wo sie an der Klippe stand und auf ihre Hand sieht. Ihr fällt auf, wie sie da für die anderen gewirkt haben muss. „Ich habe gesungen und am Ende ist durch das nahende Unwetter eine größere Welle an der Klippe gebrochen, sodass das Wasser so nach oben stieg. Dabei wurde ein Stein angespült, deswegen sehe ich auf meine Hand, ich habe den aufgefangen.“ Ihr fällt ein, dass Scott den Stein noch immer hat, aber da holt Nicky sie aus ihren Gedanken. „Klingt ziemlich magisch. Aber du sahst wirklich wunderschön in dem Kleid aus.“ Ihr Blick schweift nach links, wo Paolo seine Gabel bereits umgebogen hat und möglicherweise das gleiche mit Nicky vorhat, wenn dieser sich noch mehr zu ihr lehnt. „Du solltest nicht mit mir flirten, sonst bringt dich Paolo wirklich noch um.“ Neben ihr bemerkt sie den Blick von Niclas, wie er zu Paolo sieht und die Augenbraue hebt. „Ich habe keine Angst vor deinem Freund.“ Mit schweifendem Blick von dem einem zum anderen steht sie schließlich auf, nimmt sich neben Paolo ihre Tasche, hängt sich diese um. Schluckend verschwindet der aufkommende Schmerzenslaut, als ihre Tasche ihre rechte Seite berührt, dämliche Prellung. Ihren Teller lässt sie stehen, da Paolo diesen sowieso für sie weggestellt hätte. Sie verzieht verbissen das Gesicht, sodass sie den Riemen der Tasche vorn mit ihrer Hand von ihrem Körper hält, damit dieses bedrückende Gefühl von ihren Rippen nachlässt. „Sophie?“ Den Blick lässt sie zur Seite wandern, sieht so Niclas neben sich stehen und besorgt zu ihr blicken. „Ist schon okay, meine rechten Rippen sind halt geprellt.“ Ein sanftes Lächeln huscht über ihre Lippen, als ihr die Wasserflasche in seiner Hand auffällt, sodass sie den Kopf schüttelt. Darüber gluckst sie sogar, sieht ihn einfach an, ohne zu wissen, wie sie ihn genau ansieht. „Bist du wie Derek oder genauso dickköpfig, wie dein Onkel?“ „Eher so dickköpfig, wie meine Cousine, na komm trink noch was, du bist ziemlich blass.“ Sie nimmt ihm die geöffnete Wasserflasche ab, trinkt ein wenig daraus, doch er sieht sie finster an, sodass sie Augen verdrehend die Flasche halbleer trinkt bevor sie ihm zurück reicht. „Welchen Kurs hast du jetzt?“ Sie ahnt, dass er sie dahin führen möchte, nur weiß sie ihren Plan noch nicht auswendig, daher öffnet sie das hintere Fach ihrer Tasche, zieht den Plan hervor und sieht nach. Auf dem Zettel steht nur »Drama«, was mehr wie Theater bedeutet. Von dem Plan sieht sie auf zu den beiden. „Theater und ihr?“ „Dann sind wir wohl im selben Kurs.“ Ihr entgeht Paolos Grinsen nicht, aber auch das Schmunzeln von Niclas bemerkt sie. Ihr rutscht ein Seufzen heraus, als sie aus der Cafeteria hinaus in den Gang geht und auf die Karte sieht, wie sie zum Auditorium gelangen. Beim wegpacken der Karte und des Plans, bemerkt sie wie sie beiden hinter ihr gehen. Irritiert sieht sie erst nach links und dann nach rechts über ihre Schulter. Die zwei hinter ihr folgen mit geringem Abstand. „Ich komme mir vor, als hätte ich zwei Bodyguards.“ Ihr fallen die verschiedenen Blicke der Mitschüler auf, manche sehen nervös andere neidisch aus und wiederum andere beachten die Jungs oder sie gar nicht. Im Auditorium angekommen kann sie ein paar Mitschüler auf der Bühne stehen, die Unfug mit Waffen treiben, indem sie sich duellieren. Andere sitzen in den schwarzen Sesseln schreiben an irgendwas oder lesen in einem Buch. Wiederum sehen andere zu den drei Neuen, als die Tür hinter ihnen zufällt und man das Geräusch im ganzen Saal hören konnte. Ein paar Meter vor der Bühne springt einer der Jungen von dieser und kommt auf die drei zu. „Hey, ihr seid neu in diesem Kurs oder?“ Sophie nickt knapp, bemerkt im Augenwinkel, wie grimmig Paolo diesen Jungen anschaut. „Ich bin Bastian Salobré.“ Der Junge vor Sophie sieht sie erwartungsvoll an, als keiner der drei etwas sagt, kratzt sie sich an der Wange. „Ich bin Sophie, das hinter mir sind Niclas und Paolo.“ „Sind die zwei deine Brüder?“ Über diese Frage gluckst Sophie und schüttelt mit dem Kopf, aber bevor sie antworten kann, fällt die Tür erneut ins Schloss und ein gut gelaunter Lehrer kommt herein, der beim Vorbeigehen Bastians Haar zerzaust. Dieser sieht dem Lehrer finster und schmollend nach, während er versucht seine Haare wieder zu richten. „Er kann es einfach nicht lassen.“ „Ist er immer so?“ „Ja leider und er ist mein Dad. Aber Zuhause ist es wenigstens nicht so peinlich, wie in der Schule.“ „Bastian! Ich kann dich hören und du hast schon wieder die Requisiten ohne zu fragen herausgeholt.“ Schluckend und wachsam geht Bastian zur Bühne, räumt die Waffen wieder dahin wo sie hingehören. Währenddessen wandert der Blick von Mr. Salobré von einem zum anderen Schüler. „Sucht euch bitte einen Platz, damit wir anfangen können.“ Ihr Blick schweift zu Boden, als sie ihre Tasche abstellt, stellt dabei fest, dass die Jungs sogar jetzt neben ihr sitzen. Bastian setzt sich als letzter auf seinen Platz, lässig sitzt hingegen sein Vater am Bühnenrand. „Ich sehe einige neue Gesichter, sehr schön. Ihr wollt doch sicher wissen, was wir dieses Jahr vorhaben.“ Ein paar nicken, andere seufzen und Sophie sieht, wie Bastian die Augen verdreht. „Dieses Jahr werden wir mehrere Stücke aufführen. Das erste ist für Oktober zum Schulfest angesetzt, bis dahin erwarte ich von jeden sich daran zu beteiligen.“ „Sag doch einfach, welches Stück wir durchnehmen werden.“ Sophies Blick richtet sich wie andere zu der Stimme, die dazwischen geredet hat, hingegen ist der Blick von Mr. Salobré zu Bastian ist missfälliger geworden, bis er mit dem Kopf schüttelt. „Ich entschuldige mich bei euch, einige wissen es ja nicht, dieser freche und vorlaute Junge eben ist mein Sohn. Na ja und dafür das du so ungeduldig bist, darfst du für alle Teilnehmer die Bücher holen, die stehen vorne bei der Tür.“ Sophie sieht wie die beiden finsteren Blicke austauschen, bis Bastian sich murrend erhebt und in Richtung Tür geht. „Wo war ich denn stehen geblieben? Ach ja. Ich hoffe sehr, dass ihr dieses Stück mit Hingabe einstudiert und die Texte lernt, denn es ist ein wahrer Klassiker. Oh und Bastian teilst du bitte gleich den anderen die Bücher aus.“ Dieser kommt mit einem Stapel abgenutzter Bücher wieder, als Sophie eines gereicht wird, schluckt sie. »Romeo and Juliet by William Shakespeares« Ja, der Klassiker von Liebesdramen. „Ich sehe an euren Gesichtern, dass einige nicht begeistert von diesem Stück sind, aber, wenn ihr alle zusammen arbeitet wird es ein wundervolles Stück und denkt dran, eure Eltern werden bei der Aufführung zusehen.“ Genau aus diesem Grund lässt Sophie den Kopf auf das Buch sinken. Bei ihrem heutigen Glück wird sie wohl kaum auf eine Nebenrolle hoffen können. Sie wird von links und rechts an der Schulter berührt, sieht auf und erblickt Mr. Salobré, der grinsend vor ihr steht. „Wie heißt du junge Dame?“ „Sophie.“ „Na dann Sophie, wie wäre es, wenn du die Juliet spielen würdest?“ Ihr Blick verfinstert sich. „Eher gefriert die Hölle, als, dass ich Juliet Capulet spiele.“ Sie hat keine Lust im Mittelpunkt zu stehen, aber Mr. Salobré grinst sie noch immer an. „Oh du kennst also einige Zitate, geh doch bitte auf die Bühne.“ Grummelnd verschränkt sie die Arme vor der Brust, verzieht kurz das Gesicht, als sich ihre Rippen bemerkbar machen. Seufzend schüttelt Mr. Salobré den Kopf und sieht zu sämtlichen Schülern. „Ich bitte nicht nur Sophie auf die Bühne, sondern auch alle anderen jungen Damen in diesem Kurs. Immerhin wollen wir doch die passende Juliet für das Stück finden und es heißt bekanntlich Ladies First.“ Die anderen Mädchen stehen auf und gehen nacheinander auf die Bühne, nur geht Sophie grummelnd als letzte auf die Bühne. Immerhin mag sie auch keine schlechte Note bekommen. Insgesamt sind mit ihr neun andere Mädchen auf der Bühne und stehen nebeneinander. Ein Seitenblick bestätigt es Sophie, jedes Mädchen sieht anders aus. „Okay ihr Hübschen, ich gebe euch jeder nun einen Text, bitte sagt mir eure Namen und sprecht nacheinander vor, ich werde am Ende euch sagen, wer zu welcher Rolle passt.“ Augen verdrehend sieht Sophie zu Paolo und Niclas, die amüsiert zusehen. Vor nicht mal einer halben Stunde hätten sie sich beinahe geprügelt und nun amüsieren sie sich die zwei, weil sie nicht als Juliet vorsprechen will! Während nacheinander die Mädchen vorsprechen, gehen die anderen zwei Schritte nach hinten. So unterschiedlich die Mädchen aussehen, so sprechen sie auch vor, einige sind selbstsicher, wie Shamika, die größte von den Mädchen im Kurs und braunen Locken, die ihr um die Schulter fallen. Andere wie Mary die schwarzes schulterlanges Haar hat, recht klein, eher schüchtern wirkt. Was nicht einmal an dem Text liegt, jede hat einen anderen Text erhalten. Ein paar der Namen behält Sophie im Hinterkopf, die schwarzhaarige Rachel ist vielleicht genauso groß wie Sophie. Die brünette Francesca und trägt, als eine der wenigen eine Kurzhaarfrisur, aber bei den restlichen Mädchen hat sie die Namen bereits wieder vergessen. Sie blickt auf den Text in ihren Händen und tritt vor, als Francesca nach hinten geht, kurz sieht sie zu den grinsenden Jungs und würde am liebsten das Werk beiden gegen den Kopf werfen. Luft holend spricht sie den Text aus dem ersten Akt vor, wo Juliet die Verlobung mit Graf Paris erfährt, dafür sieht sie hier und da jemand finster an. Am Ende sieht sie zu Mr. Salobré, der seinen Notizblock festhält und sie erwartungsvoll ansieht. „Sophie McCallum.“ Schließlich geht sie zum Rand der Bühne und hört ihren Freund und ihren Cousin lachen. „Sophie. Gehst du bitte zurück zu den Anderen.“ Sie weigert sich, im Augenwinkel sieht Sophie, wie die Jungs miteinander reden, als beide auf sie zukommen, wird sie links und rechts hochgehoben „Lasst mich runter!“ Zurück auf der Bühne wird sie abgesetzt, finster blickt sie zu Paolo und Niclas, die glucksend und grinsend neben ihr selbst von der Bühne gehen wollen, woraufhin sie die Arme vor der Brust verschränkt. „Jungs wartet ihr bitte, denn von euch will ich ja auch, dass ihr vorsprecht.“ Sophie stellt sich mit einem fiesen Grinsen zu den anderen Mädchen, hört jeden einzelnen der elf Jungen zu. Bei ein paar der Jungen bemerkt sie, wie diese zu einem der Mädchen zwinkern, scheinbar gibt es in dem Kurs drei oder vier Pärchen, neben ihr kichern welche. Aber noch schnulziger und sie bricht vor Lachen auf der Bühne zusammen. Da vergisst sie glatt sich die Namen der Jungs zu merken, als auch schon Niclas vortritt kann sie sich bei seinem selbstsicheren Vorsprechen das Grinsen nicht verkneifen. Er hat wohl eine der Szenen aus dem dritten Akt erwischt. Bevor er allerdings zu Mr. Salobré sieht, dreht er sich zu ihr um und zwinkert ihr zu, wodurch sie glucksen muss. „Niclas McCallum.“ Ihr Blick schweift zu Paolo, aber statt vor zu treten, geht er zu ihr und zieht sie mit sich nach vorn. Nach seinem Vorsprechen von der Ballszene seufzt sie und sieht ihn finster an, aber er grinst nur frech zu ihr. „Ich warne dich, wenn ich wegen dir Juliet spielen soll, schubse ich dich von der Bühne.“ „Das nehme ich in Kauf, denn ich würde Romeo nur mit dir, als meine Juliet spielen.“ Manchmal hasst sie ihren Freund einfach und geht mit einem eingeschnappten Geräusch von ihm weg, sodass er kichern muss. „Ihr zwei bleibt mal stehen.“ Mr. Salobré kommt auf Sophie und Paolo zu, und sieht beide musternd an. „Sieh ihn mal an, aber ganz normal.“ Sie weigert sich erneut, nur zieht Paolo sie zu sich und küsst sie zärtlich, was ihr Eis bricht. Ihr Ausdruck wird sanfter, seufzend sieht sie zur Seite, es ist ungerecht da er weiß wie er sie besänftigen kann. „Sieht so aus, als würden wir unsere Hauptpersonen haben.“ „Und damit ist die Hölle zugefroren.“ Sophie blickt zu Nicky, geht auf ihn zu, während er abwehrend die Hände hebt und vor ihr zurück weicht. „Juliet, lass bitte unseren zweiten Romeo leben.“ Bei dieser Bemerkung halten Sophie und Nicky inne, nur stolpert sie im nächsten Moment direkt in seine Arme, und wird festgehalten, als ihnen Mr. Salobré entgegen kommt. „Seid ihr zwei Geschwister?“ Sophie verdreht die Augen bei dieser nervigen Frage und lässt sich von Niclas umarmen, der sie angrinst. „Nein, er ist mein Cousin.“ „Verstehe, es hat mich nämlich stutzig gemacht, weil ihr denselben Familiennamen habt.“ Seufzend löst Sophie die Arme von Nicky um sich, auf den Weg von der Bühne, geht sie an Paolo vorbei, der ihr fragend nachsieht. In dem schwarzen Sessel, lehnt sie sich zurück, nicht nur ihre rechte Seite macht ihr Probleme, ihr Magen zieht sich ungewohnt zusammen. Um sich nichts anmerken zu lassen liest sie wahllos in dem Werk eine Szene irgendeines Akts. Oben auf der Bühne stehen Paolo und Niclas nebeneinander und grinsen über Sophies Verhalten. „Sie ist so dickköpfig, wie ihr Dad.“ „Ihr seid doch alle dickköpfig.“ Sophie bemerkt, wie die beiden wohl, doch noch aneinander geraten und reibt sich über die Augen. Genervt steht sie auf, bleibt aber vor der Bühne und nähert sich den beiden. „Wenn ihr euch prügelt, werde ich nicht Juliet spielen.“ „Ist es für dich also doch in Ordnung Juliet zu spielen?“ Ihr Blick schweift zu Mr. Salobré, weswegen sie die Arme vor der Brust verschränkt, dieses seltsame Gefühl ist noch immer nicht verschwunden. „Sie haben sich ja schon entschieden.“ „Noch habe ich mich nicht fest entschieden, wer welche Rolle spielen wird.“ Widerwillig geht sie auf die Bühne da der erste Akt den Ball beinhaltet, bittet Mr. Salobré alle Mädchen sich einen der Jungen zu schnappen und mit diesen zu tanzen, nur gehen zwei Jungen leer aus. Sie schmunzelt fies zu Paolo, wird aber direkt an ihn gezogen. „Na super mein Freund ist besitzergreifend.“ „Bei meiner Freundin bin ich das doch immer.“ „Deswegen ja!“ Sophie beäugt Paolo kritisch, was er wohl vor hat? Die Musik setzt aus den Boxen neben der Bühne ein, sogleich zieht Paolo sie näher an sich, seufzend nimmt sie es hin und tanzt mit ihrem Freund, als würde das nicht zum Theater gehören. Der klassische Walzer ist für die beiden einfach. Beim Herausdrehen wird sie gekonnt von Niclas entführt, damit dieser auch die Chance hat mit ihr zu tanzen, was Paolo grummeln lässt. Sie kann ein Glucksen nicht unterdrücken. „Lass mich raten, du kannst, wie dein Dad tanzen?“ Es erinnert sie ziemlich an den Tanz zur Hochzeit, als sie mit Derek getanzt hat, da müsste er nicht mal antworten. „Genau.“ Nach dem Tanz mit ihrem Cousin sieht sie, wie finster Paolo Niclas ansieht, der sich grinsend hinter sie stellt und die Arme um sie legt, dafür bekommt sie das schadenfrohe Grinsen nicht aus dem Gesicht. Paolos Blick wird bedrohlicher, als Nicky sie auf die Wange küsst, so schmunzelnd dreht sie den Kopf zu ihm. „Lass dich nicht umbringen.“ „Ich doch nicht.“ Schon verschwindet Niclas von der Bühne verfolgt von Paolo. Sie schüttelt amüsiert den Kopf darüber, während die anderen zu ihr sehen. „Hey Romeo, lass Romeo am Leben, ich brauche euch beide noch.“ Glucksend beobachtet sie das Schauspiel vom Bühnenrand. Mit einem tiefen Atemzug beruhigt sie sich, die zwei rennen durch die Gänge, springen über die Sitze und Paolo erwischt Niclas dennoch nicht. „Zwei Jungs, die sich um ein Mädchen streiten, oh man das Schuljahr kann ja echt was werden.“ Hinter ihr glucksen ein paar von den Anderen, sodass sie sich umdreht. „Sind die immer so drauf?“ „Paolo erwischt Niclas nicht, der ist extrem schnell.“ Sie blickt von einem zum anderen Mitschüler und erkundigt sich wer welche Rolle spielen wird. „Also wird einer Romeo spielen und der andere Tybalt.“ Sie reibt sich über die Augen. Neben ihr taucht Bastian auf, der sie berühren versucht, aber sie weicht der Berührung aus, folgt ihm dann einfach. „Was hast du vor?“ „Nun ja, wenn die beiden sich schon duellieren wollen, können sie es auch richtig tun.“ Er führt sie in eine Kammer voller Requisiten und reicht ihr drei klassische Florette. „Keine Sorge, wenn man zu stark mit denen umgeht brechen die Klingen, die sind wiederum stumpf.“ „Also soll ich die beiden bekämpfen?“ „Wer gewinnt wird Romeo, Dad hat sich längst entschieden, dass du Juliet spielen sollst, zu dir passt die Rolle besser, als zu den anderen. Nur fehlt uns der Richtige Romeo.“ Sie denkt darüber nach, geht zurück und springt von der Bühne, um beide in diesem sinnlosen Kräftemessen zu stoppen. „Ihr dürft gerne um meine Gunst und der Rolle von Romeo kämpfen, aber vorher müsst ihr mich erst einmal besiegen.“ Sie wirft beiden einen der Florette zu, während Niclas seinen geschickt fängt, landet der bei Paolo erstmal auf dem Boden. Sie hingegen geht zurück auf die Bühne und wartet geduldig, auf die beiden, während die anderen Teilnehmer gespannt zusehen. „Du weißt gar nicht, worauf du dich da einlässt.“ Nicky kommt auf sie zu, sieht ihr bedrohlich entgegen und versucht den ersten Hieb, den sie geschickt pariert. Sie fällt seine veränderte Haltung auf, kann er etwa fechten? „Du bist wohl im Vorteil, lieber Cousin.“ Sie grinsen einander an, bevor der parierte Hieb in die Ausgangsposition zurück. „Dafür, dass du geprellte Rippen hast, lässt du es dir nicht anmerken.“ „Ich will ungern gegen euch zwei verlieren.“ Beim nächsten Stoß durchbricht sie seine Verteidigung, sodass er zurück weicht, aber als sie sieht wieso, weiten sich ihre Augen und sieht auf die Waffe in ihrer Hand, wütend sieht sie zu Bastian. „Von wegen die Dinger sind stumpf, du Lügner!“ An Niclas rechter Wange läuft ein dünner Faden Blut hinab. „Ich würde sagen, du hast gewonnen.“ Er lässt die Waffe zu ihr rollen und setzt sich auf den Boden. Grummelnd geht sie auf ihn zu, wischt ihm das Blut von der Wange. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wirklich verletzen.“ Ihr fällt eine Strähne nach vorn, die er ihr hinters Ohr legt. „Ach was, ist doch nur ein Kratzer. Vergiss nicht, du musst Paolo noch besiegen.“ Sie sieht zu Paolo und schüttelt schließlich mit dem Kopf. „Mir ist die Lust mich zu duellieren vergangen.“ Nickys warmer Atem streift sie am Hals. „Dann entscheide dich einfach, wer Romeo spielen soll.“ In ihrem Kopf kreisen die Gedanken, charakterlich passt Niclas besser zu Romeo, weil er nicht so impulsiv ist, wie Paolo, da Tybalts Charakter angriffslustig beschrieben wird. Aber soll sie sich wirklich nur nach ihren Charakter entscheiden? Sie richtet sich auf, sieht zu Paolo, den anderen und schließlich zu Mr. Salobré. „Sie haben sich vermutlich entschieden, wer die Rolle des Romeos spielen soll, aber ich möchte ihnen sagen, dass Paolo die Rolle des Romeo und Niclas die von Tybalt übernehmen wird, ansonsten können sie die Zweitbesetzung für Juliet nehmen.“ Schließlich könnte sie ihren Cousin nicht vor den Augen ihres Freundes küssen. „Du bist ganz schön hartnäckig, werte Juliet.“ „Noch heiße ich Sophie, Mr. Salobré.“ Sie dreht sich zu Nicky, sieht sein schwaches Grinsen, aber er wirkt blasser, als eben, so gleich kniet sie sich zu ihm. „Hey, alles okay bei dir?“ Sein Blick hebt sich nicht. „Ja, geht so. Mir ist nur irgendwie komisch.“ Sanft berührt sie ihn an Stirn, Schläfe und Wange. „Du bist ja eiskalt. Sieh mich an.“ Er hebt den Blick, seine braunen Wagen sehen sie nicht mehr selbstsicher, sondern nervös an. Sie dreht sich zu Paolo, der auf die beiden zukommt. „Kannst du ihn stützen?“ „Mit oder ohne fallen lassen?“ Allein das Grinsen von Paolo macht sie sauer. „Ohne!“ Es gefällt ihr nicht, wie Nickys Kreislauf mit einem Mal gesunken ist. Sophie behält die Jungs im Blick, während Paolo Niclas in einen der Sitze sinken lässt, holt sie eine Wasserflasche und reicht diese ihrem Cousin. Zusätzlich hat sie ihre Traubenzucker dabei und reicht ein Stück Niclas. Nur hofft sie, dass er nicht genauso danach ist, wie Paolo. „Was ist denn mit ihm auf einmal los?“ Sophie schluckt bei der Frage von Mr. Salobré, denn sie weiß es nicht. „Es ist nicht wegen mir, es ist wegen Ricky.“ Nicky klingt erschöpft und mitgenommen. „Aber wieso?“ In dem Moment vibriert Sophies Handy, als sie die Nachricht liest, bestätigt es nur, was Nicky eben gesagt hat. »Behalte bitte Nicky im Auge, Ricky ist vor ein paar Minuten zusammen geklappt.« Seufzend sieht sie zu ihm. „Leider, sie ist zusammen geklappt. Ihr müsst das wirklich wieder in Ordnung bringen!“ Sein Blick verändert sich minimal zu einem überraschten Ausdruck. „Sag bloß, Dad hat dir geschrieben.“ Die lose Haarsträhne streicht sie sich zurück hinters Ohr. „Ja, ich soll dich im Auge behalten, aber du bist ja schon zusammen gesackt.“ „Er soll sich nicht immer Sorgen machen, bin ja kein kleines Kind mehr.“ Er klingt wie ein eingeschnapptes und schmollendes Kind, was sie wiederum niedlich an ihm findet, aber ihr auch bekannt vorkommt. „Da haben unsere Väter was gemeinsam, Dad macht sich auch dauernd Sorgen um mich.“ „Klar, weil man dich einfach beschützen muss.“ Sie steckt ihm ein weiteres Stück Traubenzucker in den Mund, damit er den Mund hält, doch er schmunzelt über ihren finsteren Gesichtsausdruck. Sie dreht sich mit dem Oberkörper zum Lehrer. „Ich kümmere mich um ihn, sie können ruhig mit der Stunde fortfahren.“ „Sicher?“ „Klar, immerhin kenn ich mich mit so etwas aus.“ Sie schmunzelt ihren Cousin an, der zur Decke sieht, als seine Augen zu ihr sehen, sieht sie ihn fragend an. Sie waren nun alleine bei den Sitzen. „Langsam geht’s mir wieder gut, Ricky ist wahrscheinlich wieder okay.“ „Ist das nicht nervig zu spüren, was der andere spürt?“ Niclas setzt sich neben ihr aufrechter hin, geht nicht auf ihre Frage ein und lehnt sich an ihre Schulter. „Dafür, dass du nicht fechten kannst, hast du vorhin ziemlich gut pariert.“ Nun gluckst sie auf. „Es war schon eine dumme Idee. Ich hätte wissen müssen, dass du fechten kannst.“ „Dafür bist du von uns beiden die bessere Schwimmerin.“ Ihre Brauen heben sich skeptisch. „Ach, dass weißt du also auch?“ „Ich wollte wissen, wie sie so ist, meine Cousine und habe deswegen Dad ziemlich viele Fragen gestellt.“ „Und wie ist sie so?“ Sie schmunzelt und beobachtet wie er rot wird, was sie verunsichert. „Wenn ich dir das sage, bist du sauer.“ „Wieso sollte ich?“ Dieser ausweichende Blick von ihm, lässt sie misstrauisch werden. „Niclas! Nun sag es schon!“ Dieser verzweifelte Ausdruck in seinen Augen macht es nicht besser. „Unter vier Augen?“ Augen verdrehend sieht sie ihn an, sieht zu Paolo, der mit auf der Bühne ist, um Mr. Salobré zu zuhören. „Meinetwegen. Aber, wag es dir nochmal schlapp zu machen.“ Niclas nimmt ihre Hand, führt sie zu einem der Seitenausgänge, der Gang war bis auf die zwei menschenleer, dennoch zieht er sie weiter von der Tür weg, an einer kleinen Nische bleibt er umherschauend stehen. „Nicky, was soll das?“ Sie beobachtet, wie er sich über die Stirn reibt und an die Wand lehnt, scheinbar nach Worten sucht. „Ich versuche nur dir nicht zu verfallen, okay? Ich hätte die Fotos, das Video nicht sehen und schon gar nicht herkommen sollen.“ „Niclas, was willst du mir damit bitte sagen?“ An seinem Blick, sein nervöses Verhalten ist es zu offensichtlich. „Nicht wirklich oder?“ „Ich weiß, dass ist total blöd von mir. Immerhin sind wir miteinander verwandt. Du bist meine Cousine, mehr als Freundschaft sollte und dürfte ich nicht fühlen, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe mich nicht in dich zu verlieben.“ „Du bist mein Cousin, unsere Väter sind Brüder und ich bin mit Paolo zusammen, den ich mehr liebe, als alle anderen. Ich kenne ihn fast mein Leben lang.“ „Ich sag ja, ist total blöd von mir, aber vorhin im Musikunterricht, das in der Cafeteria, unser kleines Duell. Als du den Stoß gesetzt hast, wusste ich, dass ich ein Idiot bin, der sich langsam in seine eigene Cousine verliebt.“ „Versuche nur Freundschaft zu empfinden, bitte.“ Für sie war das Gespräch beendet, sie will gehen, als er sie zurück hält. „Du hasst mich jetzt doch nicht etwa, weil ich dir das gesagt habe?“ Sie löst seine Hand von ihrem Arm. „Nein, ich hasse dich nicht, eher mag ich dich sogar. Du bist mein einziger Cousin und in Musik hast du mich ziemlich verblüfft, nur Paolo schafft es, dass ich eine Gänsehaut bekomme, dieses Mal war es wegen dir.“ „Das beruhigt mich zu wissen, dass du mich dennoch gern hast. Gehen wir zurück, bevor Paolo nach dir sucht.“ Sie nickt und folgt ihm zurück, als er im Saal verschwindet nimmt sie einen stechenden und ziehenden Schmerz in ihrem Inneren wahr. Während die Tür leise ins Schloss rastet, lehnt sie sich an die Wand. Vorsichtig versucht sie bis zum Zwerchfell einzuatmen, als sie ausatmet schmeckt sie etwas seltsames Metallisches, sie berührt ihre Lippen, sieht ihre Finger an, wo frisches Blut dran haftet. Sie überlegt, wieso sie Blut im Mund hat, von ihrer Lunge ist es nicht. Ihre Gedanken überschlagen sich, als ihr einfällt wieso rutscht sie im nächsten Moment kraftlos an der Wand hinab. Sie hustet mehr Blut heraus, das gurgelnde Geräusch hallt im leeren Gang mehrmals von den Wänden wider. „Ich hätte nichts essen dürfen.“ Ihr Magen rebelliert, wehrt sich gegen den Inhalt, der seit dem Giftanschlag ihrer Mutter zu sehr zugesetzt wurde, dass sie allergisch auf tierische Produkte, vor allem fleischiges reagiert. Dabei hat sie darauf geachtet, dass sie hier nichts Tierisches isst. Mit zittriger Hand zieht sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche, schafft es Paolos Nummer zu wählen, sein Klingelton hallt im Saal neben ihr wider, als er rangeht, klingt er verwundert. „Sophie, aber.“ „Ruf … ruf einen Krankenwagen, … du weißt w-wieso.“ Sie hustet immer wieder neues Blut hervor, im nächsten Moment kippt sie gänzlich zur Seite, ihr Handy fällt ihr aus der Hand, rutscht über den weißen Fliesenboden, welcher sich langsam um sie rot verfärbt, während aus ihrem Mund noch mehr Blut kommt. Im Saal hält Paolo sein Handy ans Ohr, klingt erschrocken. „Was? Wieso?“ Da sieht er Niclas zu den Sitzen gehen, aber nirgends sieht er seine Freundin. „Wo ist Sophie?“ Als sich der Angesprochene umdreht beißt er sich auf die Lippe, rennt das Stück zum Rand der Bühne und springt hinunter, bevor er schon aus der Tür hinaus gestürmt ist, stoppt er abrupt. Direkt neben der Tür liegt Sophie bewusstlos auf dem Boden in einer Blutlache. Fluchend lässt sich Paolo auf die Knie fallen, dreht Sophie in die stabile Seitenlage, damit das Blut nicht in ihre Luftröhre gelangt. Er muss schnell handeln und wählt direkt den Notruf, als hinter ihm Niclas steht beantwortet er bereits die Fragen zu wer, was, und wo, währenddessen kommt weiteres Blut aus Sophies Mund, was ihn verzweifeln lässt. „Was … was ist mit ihr?“ Er dreht sich nicht einmal um, er kann sich denken, wie schockiert Niclas zu Sophie hinab sieht. „Sie hat einen allergischen Schock.“ „Worauf ist sie denn allergisch?“ Er klingt so monoton beim Beantworten. „Auf alle tierischen Produkte … verdammt ich Idiot in der Soße beim Mittag waren Fleischstücke drinnen.“ „Aber wieso ist sie denn darauf allergisch?“ „Sophies Mutter hat Sophie, als sie drei war vergiftet. Ich hoffe nur, dass der Krankenwagen schnell hier sein wird.“ Hinter sich kann er Schritte hören, sieht mit einem Schulterblick zu Mr. Salobré, der schockiert zu Sophie hinab sieht. „Was ist passiert? Schnell ruft einen Notarzt!“ „Ich habe bereits den Anruf erledigt.“ Er sieht zu Sophies Handy, steckt es ein und hebt schließlich seine bewusstlose Freundin hoch, ignoriert dabei das Blut, welches sein graues Shirt ruiniert. Er kann hinter sich das Zähne knirschen von Niclas hören, wie dieser flucht und nach wenigen Minuten ihm mit den Taschen der drei folgt, ihm werden die Glastüren auf gehalten, immer wieder sieht er nach Sophie. „Können wir ihr gar nicht helfen?“ „Nein, das ist es ja, das einzige, was sie rettet ist eine ärztliche Behandlung, wenn der Krankenwagen nicht gleich kommt, drehe ich durch.“ „Seit wann weißt du davon?“ „Ich habe es selbst, erst vor acht Jahren oder so erfahren, dass sie das hat, meine Eltern wussten es auch nicht, damals ist sie einfach vor unseren Augen Blut hustend zusammen gebrochen.“ Sie erreichen den Ausgang, als Sophies Kopf zur Seite kippt. Niclas sieht sich Sophie genauer an, hält seine Hand vor ihren Mund und Nase. „Scheiße, sie atmet nicht mehr.“ Sofort legt er sie auf den Boden, überprüft selbst ihre Lebensfunktionen, aber nichts. „Verdammt, wag es dir mich hier alleine zu lassen.“ Er fängt an, Sophie wiederzubeleben, setzt zwischen dem anstrengenden Herzdruckmassagen zur Beatmung an, ihn steht der Schweiß auf der Stirn, bevor er wieder nach dem Herzdruckmassagen erneut zur Beatmung ansetzt. „Bitte Sophie, bitte.“ Seine Verzweiflung wächst zur unerträglichen Angst seine Freundin zu verlieren. Er hustet bereits, ist erschöpft, was Niclas neben ihm bemerkt und die Taschen neben sich ablegt. „Lass mich weiter machen, hol erstmal Luft.“ Erschöpft lässt Paolo Niclas die Maßnahmen wiederholen, kommt zu Atem, wischt sich den Schweiß von der Stirn bis er endlich den Krankenwagen sehen kann. „Erkläre du es denen.“ Kommt es nur von Niclas, der unerbittlich mit den Maßnahmen fortfährt. Schließlich kommt ein Notarzt und ein Sanitäter zu dem Jungen, die übernehmen wollen, aber Nicky lässt nicht nach, als Sophie zu atmen versucht, würgt und spuckt sie mehr Blut, sofort dreht Niclas sie auf die Seite, damit das Blut nicht in ihre Luftröhre gelangt. Immer wieder hört er dabei das gurgelnde Geräusch, ihr husten, wie sie Blut aus spuckt, welches sich in einer kleinen Lache bereits um sie ausbreitet. „Sie verliert zu viel Blut.“ Der Sanitäter schiebt Niclas zu Paolo, während beide wie betäubt von dem Geschehen vor ihren Augen sind, versucht das Rettungsteam Sophie zu stabilisieren, legen sie auf die Trage und befördern sie in den Wagen. Niclas greift zu den Taschen der drei, nimmt sich alle drei, sein gelbes Shirt ist an mehreren Stellen blutig, ebenso seine Hose, genau wie seine eigenen Klamotten ruiniert sind, als sie zu dem Krankenwagen gehen. „Es kann nur einer von euch mitkommen.“ „Wir müssen uns beeilen, sie verliert zu viel Blut.“ Der Sanitäter sieht zu den Jungen. „Wisst ihr welche Blutgruppe das Mädchen hat?“ „Sie hat B. B negativ, wie ich.“ Neben sich kann er Niclas sich auf die Unterlippe beißen sehen. „Bist du ihr Bruder?“ „Nein, ihr Cousin.“ Das Rettungsteam tauscht kurze Blicke und ein Nicken aus. „Wir nehmen dich dennoch mit, wir wissen nicht, wie viel Reserve im Krankenhaus ist.“ Paolo erstarrt, Niclas sieht ihm an, dass er lieber mitgehen will, doch statt was zu sagen reicht er ihm Sophies Handy. „Sag ihrem Dad Bescheid, er und sie haben dieselbe Blutgruppe. Pass auf meine Freundin auf!“ „Klar mache ich.“ Niclas reicht Paolo seine Tasche, die er nimmt, als der Krankenwagen vom Gelände verschwindet, sieht er weg, das Signalhorn wird eingeschaltet. Der restliche Unterricht ist ihm egal, wieso nur, hat er nicht dieselbe Blutgruppe wie sie, dann wäre er mit ihr in diesem Krankenwagen und nicht Niclas. „Bitte stirb nicht. Bitte tue mir das nicht an.“ In seinem Kopf formen sich Möglichkeiten, was er tun würde, wenn er Sophie verlieren würde, sein ein und alles, ohne die er nicht weiterleben möchte. Tränen laufen ihm übers Gesicht tropfen auf sein blutverschmiertes Shirt, vermischen sich mit dem Blut seiner Freundin, welches ebenfalls auf dem Betonboden neben ihm in einer Lache liegt. Kapitel 34: Am seidenen Faden ----------------------------- Den Gesprächen zwischen Krankenhaus und Krankenwagen lauschend, zuckt er zusammen, als gesagt wird, dass das Krankenhaus eben erst eine große Menge der benötigten Blutgruppe in einer Operation verbraucht hätte. Er beißt sich auf die Unterlippe, sieht auf Sophies Handy, sieht auf zu ihr, sie liegt kreidebleich beinahe leichenbleich neben ihm und die Sirene nervt ihn einfach. „Können sie die Sirene drei Minuten abstellen?“ Der Notarzt ist mit im hinteren Teil des Wagens und behält Sophies Funktionen im Blick, der zu ihm sieht. „Weswegen?“ „Ich muss ihren Vater erreichen, sie haben doch gehört, dass das Krankenhaus kaum noch Reserve hat.“ Sie Sirene verstummt, er wählt mit Sophies Handy Scotts Nummer, der beim zweiten Rufzeichen rangeht. „Sophie? Was ist denn, ich bin in dem Meeting.“ „Hey Onkel Scott, ich bin es.“ Er versuchte so selbstsicher zu klingen, wie nur möglich. Am anderen Ende klingt Scott verblüfft. „Nicky? Wie kommst du bitte an Sophies Handy?“ Okay seine Geduld war auf dem Tiefpunkt und seine Nerven liegen blank. „Das ist egal, komm so schnell, wie möglich ins Hospital! Sophie braucht dich, sie benötigt eine Bluttransfusion, sonst stirbt sie.“ „Was ist überhaupt passiert?“ Er hält sich den Kopf, seine selbstsichere Art ist hinüber. „Komm bitte ins Krankenhaus, sie stirbt sonst.“ „Ist das ein schlechter Witz von euch?“ Seine Stimme bricht, ihm laufen Tränen hinab. „Nein, sie … sie ist mit einem allergischen Schock zusammen gebrochen. Ich erkläre dir alles im Krankenhaus, bitte Scott beeile dich.“ „Ich bin auf dem Weg.“ Direkt nach diesem Wortwechsel legt er auf, lässt den Arm, wie Kopf hängen, er will seine Cousine nicht verlieren und zusehen müssen, wie sie an Blutverlust stirbt. Der Krankenwagen hält, die Türen werden geöffnet und er beobachtet, wie Sophie von der Trage auf eine Liege gelegt und rennend in dem Gang verschwindet. Damit er sie nicht aus den Augen verliert, rennt er hinterher, während neben dem Notarzt ein Arzt in einem weißen Kittel läuft. „Allergischer Schock, hoher Blutverlust, kurzzeitiger Herzstillstand…“ Weitere Diagnosemitteilungen werden von dem Notarzt dem führenden Arzt mitgeteilt, während die Vorbereitungen für die Operation in seine Ohren gelangen. „Sofort den OP Raum 3 vorbereiten, sagen sie den anderen Bescheid, welche Blutgruppe hat das Mädchen?“ „B negativ.“ „Sagt denen unten, dass wir schleunigst die Reserve dieser Blutgruppe brauchen.“ Schließlich wird er von einem Krankenpfleger zurück gehalten, da er nicht in den Operationsbereich darf. „Es tut mir Leid, du darfst da nicht rein.“ An ihm rennen immer wieder Schwestern vorbei, zwei bringen die geforderten Blutbeutel. „Was ist, wenn sie wirklich zu wenig Reserve haben?“ Er taumelt hin und her, erneut den Tränen nahe, als er sich niedergeschlagen auf eine der Wartebänke sinken lässt, den Kopf in den Hände gestützt. Sein Blick schweift zu Sophies Tasche zu ihren Anhängern, bemerkt so nicht einmal, wie sich jemand ihm nähert. „Entschuldige bitte, bist du der Bruder von dem Mädchen im OP3?“ Er hebt nicht einmal den Kopf. „Wenn das Mädchen süß und blond ist, was sehr viel Blut verloren hat, ist es meine Cousine.“ Noch immer ist sein Blick nach unten zu Sophies Tasche gerichtet. „Kennst du jemanden, der ihre Blutgruppe hat?“ Nun hebt er den Blick und deutet auf seinen Arm. „Ich habe dieselbe, wie Sophie, sie können mir ruhig welches nehmen, solange es sie rettet.“ Er kann das Nicken der in weiß gekleideten Frau vor sich sehen. „Dann komm bitte mit.“ Er folgt der Schwester in einen Behandlungsraum, wo erst Tests gemacht werden, ob er überhaupt sein Blut Sophie geben darf, alle kleinen Tests sind sauber, sodass die Nadel gesetzt wird, ihm ein Knetball gereicht wird, damit Blut von seiner Vene in den Blutbeutel fließt. Nach dem dritten Beutel ist ihm schwindelig, sodass die Schwester die Maßnahme stoppt, ihm ein Pflaster auf die Stelle drückt, die Nadel herauszieht und einen breiten Streifen Tape quer über seine Armbeuge klebt. Er hofft, dass diese eineinhalb Liter seines Blutes Sophie helfen, denn er ist selbst kurz davor zusammen zu klappen. Seufzend folgt er der Schwester zurück auf den Gang, wo er sich erschöpft auf die Bank sinken lässt, während die Frau mit den abgenommenen Blut hinter Schleuse zum Operationsbereich verschwindet. Zwar kann er das vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche spüren, aber dafür hat er gerade keinen Nerv um nachzusehen, wer ihm geschrieben hat, es wird ja doch nur sein Vater sein. „Ja du fühlst, was ich gerade durchmache kleine Schwester, tut mir leid.“ Er sieht auf seine Hand, die zittert und vor seinen Augen verschwimmt, er hat es wirklich mit dem Blut abnehmen übertrieben, ihm war nicht nur kalt, sondern eiskalt. Den Kopf dreht er zur Seite, als Scott den Gang entlang rennt und vor ihm stehen bleibt. „Was … ist mit … Sophie?“ Scott steht atemlos vor ihm. „Sie wird gerade operiert, ich weiß es nicht genau. Paolo meint sie hat einen allergischen Schock, weil Sophie keine tierischen Produkte verträgt und dann war im Mittagsessen so etwas drinnen.“ „Was? … Oh bitte nicht.“ Nicky sieht Scott an, dass er sich nicht nur Sorgen um Sophie macht, sondern auch Angst um sie hat. Dennoch fragt er der Neugier heraus. „Wusstest du davon?“ „Ja, ich weiß es, weil Hendrik es mir mehrmals gesagt hat. … Aber, wieso siehst du so benommen aus?“ Ein schwaches Lächeln kommt ihm über die Lippen. „Ich habe eben mein Blut für Sophie gegeben.“ Er kneift die Augen zusammen, sieht mehr den Boden an, statt nach oben zu sehen. „Aber wie kann es sein, dass ihr beide dieselbe Blutgruppe habt?“ „Weil wir alle dieselbe haben … B negativ.“ Ihm fällt es immer schwerer bei Bewusstsein zu bleiben, und sein Kopf dröhnt unaufhörlich, als sich alles entgegengesetzt dreht schließen sich ergeben seine Lider. Als sein Neffe zur Seite kippt fängt Scott ihn auf, bevor der Junge auf den Boden fällt. „Niclas!“ Dieselbe Schwester, die dem Jüngeren das Blut abgenommen hat kommt zu den beiden. „Sind sie der Vater oder Onkel von Sophie?“ „Ich bin ihr Stiefvater, was ist mit ihr?“ Die Schwester sieht ihn bestürzt an. „Sie braucht Blut, der Junge hat eineinhalb Liter für sie gegeben, aber sie ist noch immer nicht überm Berg.“ Nun versteht Scott auch, wieso es Niclas so schlecht geht, aber wie kann es sein, dass die zwei dieselbe Blutgruppe haben? Er beißt sich auf die gesamte Unterlippe, beschließt darüber später noch nachzudenken, Sophie braucht ihn nun mehr denn je. „Nehmen sie mir Blut ab, ich habe dieselbe Blutgruppe, wie Sophie, B negativ.“ „Dann kommen sie bitte mit, den Jungen können sie mitnehmen.“ Er hebt den ohnmächtigen Niclas hoch, legt diesen in dem Behandlungsraum auf die Liege, während er sich in demselben Zimmer wie Nicky zuvor die Reihenfolge unterzieht und sich schließlich Blut abnehmen lässt. Die ersten beiden Beutel sind schnell gefüllt, als die Schwester auch schon den dritten Beutel anschließt. „Es ist wirklich Glück, dass sie als Stiefvater dieselbe Blutgruppe, wie das Mädchen haben.“ Der dritte Beutel füllt sich bereits mit seinem Blut, während er immer wieder diesen seltsamen Ball drückt und zur grauen Decke sieht. Dabei fragt er sich selbst die ganze Zeit, wie es sein kann, dass er und Sophie dieselbe Blutgruppe haben? Aber seine Sorge um sie überwiegt. „Bitte sagen mir, was mit ihr ist.“ „Durch den allergischen Schock ist es zu inneren Blutungen gekommen, sie hat viel Blut verloren, die Ärzte operieren sie noch immer, zwar konnten die inneren Blutungen gestoppt werden, aber der hohe Blutverlust ist kritisch. … Oh je.“ Die Schwester stoppt beim vierten Beutel mit der Blutentnahme, da dieser kurz davor war, ohnmächtig zu werden. „Bleiben sie bitte liegen, ich kümmere mich gleich um sie.“ Vor seinen Augen dreht sich alles, wieviel Blut hat er gerade gegeben? Er versucht sich aufzusetzen, kippt zugleich nach hinten, als ihm schwindelig wird. Den Arm legt er über seine Augen. „Sophie, bitte ich will dich nicht auch noch verlieren.“ Nachdem die Schwester mit einer zweiten zurückkommt, kümmern sie sich um die beiden, die ihr Blut für Sophie gaben. Müde reibt sich Scott über die Augen, seit er das Meeting zu dem neuen Projekt verlassen, hierher gefahren und etwas weniger als zwei Liter sich abnehmen ließ, um Sophie zu retten, sind bereits Stunden vergangen. Die Zeit will einfach nicht vergehen, die Ungewissheit, ob Sophie überm Berg ist, lässt ihn immer nervöser werden. Sein Blick schweift neben sich zu seinem Neffen, Niclas schläft noch immer, an der Wand gelehnt, während er am liebsten durch diese Schleuse zu Sophie will. Im nächsten Augenblick öffnet sich die Schleuse zum Operationsbereich, ein Bett wird in den Gang geschoben, als er Sophie darauf liegen sieht, steht er auf, geht zu ihr und streicht ihr mit Tränen in den Augen über ihr schlafendes Gesicht. Das Bett wird weiter zu einem Fahrstuhl geschoben, sodass er sich zu dem behandelten Arzt dreht. „Wie geht es ihr?“ „Wir haben sie stabilisieren können und wenn es zu keinen Komplikationen kommt, kann sie in ein paar Tagen wieder nach Hause. Aber ohne ihr schnelles Handeln, wäre ihre Tochter gestorben. Sie verdankt ihnen beiden ihr Leben.“ Der Arzt lächelt ihn an, aber er ist verwirrt, wie vorm Kopf gestoßen, was dieses Tochter soll, er ist doch Sophies Stiefvater. Doch der Arzt geht weiter, an ihm vorbei, da sieht er zu dem Fahrstuhl, zu seinem kleinen Engel. „Wo bringen sie sie hin?“ „Auf Station, sobald sie wach wird können sie zu ihr. Den Jungen sollten sie mitnehmen. Ist er ihr Sohn?“ Er schüttelt den Kopf. „Mein Neffe.“ Scott geht zu Niclas, weckt diesen vorsichtig, sodass dieser ihn verschlafen ansieht, sich aber aufrichtet, sich den Kopf hält. „Wo ist Sophie?“ „Da drüben, kommst du mit?“ Nun deutet er zu dem Bett vor dem wartenden Fahrstuhl, beobachtet, wie Niclas die Schultaschen nimmt und direkt zu seiner Cousine geht. Sein Neffe lehnt sich erleichtert an die kalte Metallwand des Fahrstuhls. Neben ihm folgen beide den Schwestern, welche Sophie in ein leeres Zimmer schieben. Er beachtet das Tun der Krankenschwestern nicht, hört aber das stetige Piepen neben sich, das Zeichen das Sophies Herz in einem regelmäßigen und ruhigen Rhythmus schlägt. „Es wird noch eine Weile dauern bis sie wach wird, wollen sie solange warten?“ Kapitel 35: Ein Dickschädel kommt selten allein ----------------------------------------------- Flackernd öffnet sich ihre Augenlider sieht über sich eine grau gekachelte Decke, eine Neonröhre, die sie blendet, weißgelb gestrichene Wände, irgendein Bild hängt an der gegenüberliegenden Wand. Nein das ist nicht ihr Zimmer, auch nicht die Schule, wo ist sie nur? Als sie immer wieder schluckt fühlt sich ihr Hals trocken und rau an. Sie fühlt sich miserabel. Das stetige Piepen links über ihr, zeigt ihren regelmäßig schlagenden Herzschlag an. Sie versucht sich aufzusetzen, aber ihre Hände stoßen auf Widerstand, so sieht sie erst nach links. Schwach schmunzelt sie, während sie sich wieder hinlegt, ihre linke Hand ist in der ihres Vaters eingeschlossen, während sein Kopf auf seinem linken Arm ruht, seine Augen geschlossen. Den Kopf dreht sie weiter nach rechts, stellt aber fest, dass Niclas dort ähnlich, wie Scott liegt und ihre Hand vorsichtig berührt. Ihr Blick wandert rechts entlang, Infusionsnadeln stecken in ihrer schienenlosen Hand und in ihrer Armbeuge, steckt eine größere, der dortige Schlauch ist rot, sodass sie weiter hinauf sieht, dort hängt ein Blutbeutel, wo sie B- lesen kann. Hingegen ist die durchsichtige Flüssigkeit, in ihren Handrücken eiskalt, widerlich, dabei kann sie spüren, wie die Flüssigkeit vom Handrücken ihren Arm hinauf, irgendwo in ihrem Schulterbereich verschwindet. Noch einmal sieht sie zu den Schlafenden und fragt sich, wieso die beiden schlafen. Es ist Taghell. Doch viel mehr würde sie etwas trinken wollen, ihr Hals und Rachen schmerzen. Sie bewegt ihre linke Hand, versucht dabei ihren Vater nicht zu wecken, sie schafft es mit ihrem Handrücken und Fingern seine Wange entlang zu streichen, sodass sie sieht, wie er wach wird. Verschlafen sieht er sie an, sodass sie versucht ihn anzulächeln. „Hey Dad.“ Ihre Stimme ist ein leises Flüstern, sie beobachtet, wie er sich aufrichtet, sich direkt zu ihr beugt und ihr einen Kuss auf die Wange gibt. „Wie fühlst du dich?“ „Ehrliche Antwort?“ Sie sieht sein ernstes Nicken. „Miserabel. Kann ich etwas zu trinken haben, mir tut der Hals weh.“ Ihre Stimme ist rau, immer wieder versucht sie es mit schlucken zu lindern. „Du darfst noch nichts trinken, sonst würde ich dir gerne etwas geben.“ Seine warme Hand an ihrer Wange lässt sie die Augen schließen. „Was ist überhaupt passiert?“ „Du hast mir eine Heidenangst gemacht, Nicky hat mir grob erzählt, was passiert ist. Erinnerst du dich an irgendwas?“ Sie überlegt, aber viel weiß sie nicht mehr. „Das Letzte woran ich mich erinnere ist Paolos Stimme gehört zu haben.“ An ihrer rechten Hand bewegt sich ihr Cousin, der sie genauso müde ansieht, wie Scott die paar Minuten zuvor. „Sophie, du bist wieder wach, ein Glück.“ „Hey.“ Sie beobachtet, wie sich Nicky müde streckt, als ihr an seinem rechten Arm das Pflaster auffällt, bei ihrem Dad ist ebenfalls so ein Pflaster, ihr Blick wandert erneut den roten Schlauch hinauf. „Habt ihr euch Blut abnehmen lassen?“ „Durch den allergischen Schock hast du innere Blutungen gehabt, als man sie gestoppt hatte, hattest du schon zu viel Blut verloren. Niclas hat sich ganz schön viel abnehmen lassen, um dich zu retten.“ Leise seufzt sie, sieht wieder zu der roten Flüssigkeit, die in ihrer Armbeuge verschwindet. „Nicht nur Nicky hat sich Blut abnehmen lassen, sondern auch du, das Pflaster an deinem rechten Arm verrät es mir.“ Sie schmunzelt darüber, sie haben ihr das Leben gerettet, als sie wieder zu Scott sieht, kann sie diesen ratlosen Ausdruck in seinen Augen sehen. „Ich verstehe nur nicht, wie es sein kann, dass wir dieselbe Blutgruppe haben.“ Ihr Blick schweift zu Nicky, der ihr schlichtweg zunickt. Vielleicht wäre jetzt der Zeitpunkt es ihm zu sagen, was er wirklich ist. Sie holt tief Luft, sieht den nervösen Ausdruck in Scotts Augen, als sie wieder zu ihm sieht. „Wir haben dieselbe Blutgruppe, weil ich deine Tochter bin.“ Sie beißt sich auf die Unterlippe, bevor sie weiter spricht. „Du bist mein leiblicher Vater!“ Kaum sind diese Worte ihr über die Lippen gekommen, laufen ihr Tränen an den Wangenseiten hinab, das Piepen neben über ihr wird unruhiger, bis Scott sich wieder zu ihr runter beugt und ihr die Tränen wegwischt, ihre Wangen entlang streicht, da tropft ihr eine seiner Tränen auf die Wange. „Dad, bitte weine nicht.“ „Wieso? … Wieso ich?“ Sie sieht ihm an, dass es ihn überfordert, fassungslos und glücklich zugleich macht, es zu erfahren. „Ich weiß nur, dass du mein leiblicher Vater bist. Papa war zeugungsunfähig.“ „Wie kann es…?“ Schluckend sieht sie in seine warmen braunen Augen, die ihren so ähnlich sind, wie sie ihm ähnlich ist. „Mama hat mir die Testergebnisse vor der Hochzeit gegeben und als sie so wütend war … wollte ich nicht, dass sie dir wehtut, … deswegen bin ich weggelaufen, ich wollte dich beschützen, so wie du mich immer beschützt hast. Aber, als ich deine Stimme am Flughafen hörte konnte ich nicht gehen. … Ich konnte einfach nicht mehr. Ihr zwei verschwandet und Derek war dabei, er weiß von den Ergebnissen. … aber in meinem Inneren zerbrach, wie zu Papas Tod alles erneut, nur hatte ich so ein komisches Gefühl, also hab ich nach dir gesucht und auch gefunden, du bist nicht wach geworden.“ Sie weiß gar nicht, wieso sie ihm das alles erzählt, aber immer mehr Tränen laufen hinab, in ihre Ohren, während ihre Stimme immer wieder bricht, dabei versucht Scott sie zu beruhigen. „Hey, ganz ruhig. Ich bin doch hier.“ „Ich weiß, aber ich habe selbst Derek eine geknallt, als er mich von dir weggezogen hat. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen soll, … du wusstest es wirklich nicht, das habe ich beim Belauschen zwischen dir und Grandma gemerkt. … Nicht nur ich wurde die ganzen Jahre belogen, auch dir wurden nur Lügen erzählt.“ Sie beißt sich auf die Lippe. „Papa hat gewusst, dass ich nicht seine, sondern deine Tochter bin. Er und Mama haben uns die ganzen Jahre belogen!“ Dieses Wissen, diese Tatsachen machen sie wütend, sodass sie das unruhige Piepen über sich nicht bemerkt, während ihre Atmung durch ihr Schluchzen ruckartiger geworden ist. Sie wird etwas ruhiger, als sie die warmen Lippen ihres Vaters an ihrer Stirn spürt. „Bitte beruhige dich.“ Nur bringen seine Berührungen an ihrer Stirn und Wangen nicht mehr viel, sie kann nicht aufhören zu weinen. Als er das begriffen hat hebt er sie hoch, setzt sich mit ihr auf seinem Schoß auf das Krankenbett, erschöpft von den ganzen Tränen spürt sie nur seine Wärme und Arme um sich, während die Schläuche und das Kabel an ihren Seiten hinab baumeln. Still laufen ihr noch wenige Tränen hinab, während er ihr überm Rücken streicht. „Ich habe dich lieb, Dad.“ Sie kann sein leises Seufzen hören, als sie ihn etwas umarmt. „Will ich auch hoffen, hab mir wegen dir fast zwei Liter Blut abnehmen lassen.“ Schon entsetzt darüber, wie viel er sich abnehmen ließ, krallt sie sich in seine Seiten, ignoriert dabei, dass sie ihm wehtut und sich beide Infusionsnadeln schmerzhaft tiefer in ihrem Handrücken und Armbeuge bohren. Neben ihr piept es erneut alarmierend, sodass sie den rechten Arm einfach sinken lässt. „Du dickköpfiger Papa.“ „Hast du mich gerade dickköpfig genannt?“ Ihr kommt ein Schmunzeln über die Lippen. „Wir sind uns zu ähnlich, beide dickköpfig und eigensinnig, keiner will nachgeben.“ Sie schmiegt sich an ihren Dad, dessen Berührungen auf ihrem Rücken beruhigend wirken, gar schläfrig machen. „Schläfst du mir etwa ein?“ „Wäre nicht das erste Mal, dass ich in deinen Armen einschlafe.“ Seit sie weiß, dass er ihr Vater ist, hat sie sich viel mehr an die Erlebnisse mit ihm erinnert, wie oft sie sich an ihn gekuschelt, in seinen Armen eingeschlafen und seine Wärme genossen hat. Wenige Minuten später ist sie eingeschlafen, bekommt nicht mehr mit, wie Scott darüber schmunzelt. „Sie ist wirklich eingeschlafen.“ In der Zeit, wo Sophie Scott alles erzählt hat, hat Niclas nur zugehört und versteht nun einiges mehr, aber etwas wundert ihn dennoch. „Du siehst glücklich aus, bist du denn nicht mal wütend, weil du ihr Vater bist?“ Mit einer halben Drehung und skeptischen Blick von Scott wird er angesehen, noch immer sitzt der Junge auf der anderen Seite des Krankenbettes. „Wieso sollte ich wütend sein? Ich bin sogar irgendwie glücklich, darüber es zu wissen. Ich habe mich öfters gefragt, wieso sie mir so ähnlich ist, wieso Hendrik oft meinte, sie sei wie ich. Ich habe einfach die ganzen Andeutungen und Zeichen falsch gedeutet oder nicht verstanden.“ Beide blicken hinab zu dem schlafenden Blondschopf in Scotts Armen, da fällt ihm etwas anderes ein, sodass er sich erhebt. „Ich werde mal Paolo schreiben, dass sie wieder in Ordnung ist.“ „Bevor du das tust, was ist noch passiert?“ Nicky beißt sich auf die Unterlippe, dreht sich zur Wand, in dieser Familie kennt man den anderen einfach. „Nicky, was ist noch passiert?“ Sein Kopf senkt sich und er streicht sich durch Haar. „Sie hatte ungefähr drei Minuten Herzstillstand, Paolo und ich haben uns mit den Maßnahmen abgewechselt, als er nicht mehr konnte, hab ich übernommen. Ich wollte nicht aufhören bis sie endlich wieder atmet und schließlich ist sie zurückgekommen, aber die hier im Krankenhaus haben kaum noch Reserve mit der Blutgruppe gehabt, da habe ich dich angerufen.“ Seine Stimme zittert und bricht an manchen Stellen. „Gibst du dir dafür etwa die Schuld?“ Nicky dreht sich mit Tränen in den Augen um. „Ja, ich habe nicht genug auf sie aufgepasst, zwei Minuten bevor sie zusammen gebrochen ist, war ich bei ihr. … Ich hätte es ihr nicht sagen sollen.“ Diesen skeptischen Blick seines Onkel umgeht er, als er versucht nicht wie ein kleines Kind anzufangen zu weinen und zieht die Nase nach oben, nur um sich über die Augen zu wischen. „Was hast du ihr denn gesagt?“ Nicky gluckst kurz, er ist wohl wirklich ein Idiot. „Wenn ich dir das sage, bringst du mich um.“ „Ich könnte es mir ja überlegen, also was war es, was du ihr gesagt hast?“ Seufzend holt der Jüngere Luft, sieht zu seiner Cousine, er kann es wohl nicht mehr leugnen. „Ich habe mich in Sophie verliebt.“ „Du hast was?“ Nervös sieht Niclas zur Tür, kurz davor vor seinem Onkel wegzurennen. Finster wird er von Scott angesehen, der Sophie noch immer in seinen Armen und Schoß liegen hat. Er hatte mit einem Gefühlsausbruch und mehr gerechnet, aber sein Onkel war noch nie der Typ, der ausrastet, was für ihn dieses Mal vom Vorteil ist. „Du weißt, dass sie mit Paolo zusammen ist?“ Er hat es mehrmals vergeblich versucht seine Cousine anzusprechen, aber Paolo duldet niemanden in Sophies Nähe, außer sich selbst. An dem Montag hat er es mitbekommen, wie Paolo einen Mitschüler gegen die Wand geschubst hat, nur weil dieser den Arm um Sophies Schulter gelegt hat. „Ja, das habe ich bemerkt, die zwei hängen ständig aneinander und Paolo lässt sie nicht aus den Augen, der hängt wie ein Schatten an ihr.“ „Wolltest du ihm nicht schreiben?“ „Ach stimmt ja.“ Schnell entscheidet er sich aber dem Anderen anzurufen statt zu schreiben. Deswegen geht Nicky aus dem Raum, sucht sich einen ruhigen Ort, wählt mit seinem Handy Paolos Nummer. Am anderen Ende meldet sich Paolo in einer Sprache, die er nicht versteht. Er reibt sich über die Stirn. „Hey Paolo, ich bin es Nicky.“ So wie der andere klingt ist dieser nun hellwach. „Was ist mit Sophie?“ „Ganz ruhig, sie ist überm Berg, zwar wird sie ein paar Tage im Krankenhaus bleiben müssen, aber ihr geht es soweit gut.“ Er kann Paolos Erleichterung und schluchzen hören. „Danke, bist wohl doch nicht so ein schlechter Kerl.“ „Ach, hast du mich so mies eingeschätzt?“ Er kann im Hintergrund jemand anderes hören, nur weiß er nicht wer genau das ist. „Was ist mit Sophie und wo ist Papa?“ „Jan, nerv nicht, wenn ich telefoniere.“ Jan? Er überlegt, wo er diesen Namen schon einmal gehört hat, als ihm das Hochzeitsvideo einfällt, der braunhaarige Junge dort hieß auch Jan, Sophies kleiner Bruder, sein Cousin. „Wieso ist denn der Kleine bei dir?“ Seufzend schenkt Paolo ihm die Aufmerksamkeit. „Ich habe ihn eben von der Schule geholt, weil sein Papa doch sicher mit bei Sophie im Krankenhaus ist, nur nervt es ziemlich, er fragt dauernd nach Sophie.“ „Sag ihm doch einfach, dass es Sophie bald besser geht.“ „In welchem Krankenhaus seid ihr denn?“ Er nennt Paolo das Krankenhaus, die Station und die Zimmernummer. So wie er das einschätzt wird Paolo wohl zum Krankenhaus kommen. Nach dem Telefonat geht er zurück ins Zimmer, wo Scott Sophie mittlerweile wieder in die Kissen gelegt hat und neben ihr auf dem Stuhl sitzt und ihre Hand hält. „Wie hat er reagiert?“ „Erleichternd, er hatte ziemliche Angst, dass sie stirbt.“ „Nicht verwunderlich, die zwei kennen sich seit dem Kindergarten.“ „Er hat Jan von der Schule geholt und wird scheinbar hierher kommen.“ „Oh Mist den habe ich ganz vergessen.“ Er beobachtet, wie sich Scott Vorwürfe macht. „Hat er Jan wirklich abgeholt?“ „Ja, es klang als wären sie auf dem Weg nach Hause, nur hat Jan die ganze Zeit gefragt was mit Sophie ist und wo du bist.“ „Es wundert mich nicht, dass sich Jan erkundigt, er hat seine Schwester gern.“ Kapitel 36: Schuldgefühle ------------------------- Nicht einmal eine halbe Stunde später betritt Paolo mit Jan und Lea das Krankenzimmer, er kann nur nicht einschätzen weshalb Jan Sophie so kritisch und seltsam ansieht, bevor er sich auf die Unterlippe beißt und mit zitterten Schultern wegsieht. Das Verhalten von dem Jüngeren macht ihn selbst nervös, sodass er zögernd sich dem Krankenbett nähert. Als er Sophie so mit den ganzen Verbindungen sieht beißt er sich auf die Unterlippe, während er sich einfach an das heruntergelassene Bettgestell lehnt und zu Scott sieht, der Sophies Hand losgelassen hat. Dieses stetige Piepen über Sophie beruhigt ihn kaum, seine Freundin ist blass, was ihn beunruhigt. „Schläft sie?“ „Ja, sie ist vor einer knappen Stunde eingeschlafen, aber sie wird wieder.“ Dieses zaghafte Lächeln von Scott erleichtert ihn nicht, nur zu wissen, dass es Sophie bald wieder gut gehen wird, so setzt er sich zu seiner Freundin und nimmt ihre linke Hand in seine. Er hätte besser auf sie achten müssen, aber er hat versagt. „Papa du siehst müde aus … wer ist der Junge da drüben am Fenster?“ Lea steht neben Scott und deutet auf Niclas, der am Fenster steht, den Paolo ignoriert, genauso wie das Lächeln, was Scott an den Jungen richtet. „Das ist Niclas, er ist Dereks Sohn und euer Cousin.“ „Echt und wirklich?“ Diese nervige und neugierige hohe Stimme von Lea hat scheinbar Sophie geweckt, denn diese verzieht das Gesicht, öffnet die Augen und sieht die Jüngere finster an, was ihn schmunzeln lässt. Dafür kann er sehen, wie sich Lea hinter Scott versteckt und leise ein „Ups.“ nuschelt. Nun kann sich Paolo es nicht verkneifen zu grinsen, dieser Dickschädel versucht dennoch sich aufzusetzen, bei ihrem schweifenden Blick huscht ihm sein freches Grinsen über die Lippe, sie sieht ihn so verschlafen aus. „Hey Cariño.“ Ihre Stimme klingt in seinen Ohren so anders, er muss sie nicht einmal fragen, wie es ihr geht, er sieht es ihr an. Skeptisch wird hingegen sein Blick, als sie ihn und Niclas musternd von Kopf bis Fuß ansieht. Er kann nur vermuten, dass sie so musternd blickt, weil sie noch immer die blutgetränkte Kleidung tragen. „Von welchem Schlachtfeld seid ihr denn gekommen?“ „Von der Schule.“ Mehr fällt ihm einfach nicht dazu ein, dennoch sieht er wie sie den Mund zu einem Glucksen verzieht, aber der Versuch zu lachen endet hustend. Nun sieht er sie besorgt an, wie auch die Anderen. „Alles okay?“ Dieses schwache Nicken von ihr lässt ihn grummeln, sie verschweigt ihre Schmerzen, um niemanden Sorgen zu machen. „Mein Hals ist nur ziemlich trocken.“ „Darfst du noch nichts trinken?“ Er beobachtet im Augenwinkel, wie Scott aufsteht und aus dem Zimmer geht und nach kurzer Zeit wieder kommt. Kurz danach, kommt eine Schwester ins Zimmer und stutzt, weil so viele Leute im Raum sind. „Ist das deine Familie?“ Sophie lächelt und nickt. Die Krankenschwester stellt in ihrer weißen Arbeitskleidung und den zusammen gebundenen dunkelbraunen Haaren ein Tablett auf den Tisch, sieht den neugierigen Blick des kleinen blonden Mädchens neben sich. „Ist sie deine Schwester?“ „Ja.“ Zwar antworten die beiden gleichzeitig, aber Sophies Stimme ist leiser. Mit einem zaghaften Schmunzeln auf den Lippen hantiert die Frau mit der Kanne und einer Tasse. „In Rücksprache mit dem Arzt darfst du Tee trinken. Du darfst noch nichts Festes zu dir nehmen.“ „Ich habe von essen die Nase voll.“ An ihrem grimmigen Gesichtsausdruck kann er sie gut verstehen, es war dieses Mal so verdammt knapp gewesen, als er sie beobachtet, wie sie den Tee probiert kann er dieses angewiderte Gesicht bei ihr sehen. „Einen anderen Tee haben sie nicht da oder?“ „Du magst keinen Kamillentee?“ „Nicht wirklich.“ Ihm rutscht ein prusten heraus, er weiß wieso sie diese Teesorte nicht mag, sie wurden im Kindergarten mit diesem Tee geradezu gequält. Nur hat er sich die Aufmerksamkeit verschafft, sieht den Blick der Krankenschwester. „Oh okay … Wie seht ihr beide denn aus?“ Der entsetzte Blick der Schwester ist an ihn und Niclas gerichtet, sieht aber ein niedliches Lächeln von Sophie. „Darf ich vorstellen, meine edlen Ritter.“ Bei dieser Bezeichnung kichert nicht nur er, auch Scott und Niclas kichern darüber, während die Schwester noch immer musternd zu ihnen blickt. „Ihr solltet euch etwas anderes anziehen, ihr seht aus, als hättet ihr etwas angestellt.“ „Wohl eher jemanden gerettet.“ Ein mehrmaliges Piepen ertönt, sodass die Schwester auf ein Gerät sieht und mit eiligen Schritten verschwindet. Er beobachtet Sophie noch immer, die erneut über seine Klamotten mit den Augen wandert bevor ihr Blick zu Niclas schweift, seufzend richtet er sich auf, sie sehen alle drei aus, als hätten sie einen Mord begangen und dabei vom Opfer das Blut abbekommen, nur sitzt das Opfer viel mehr neben ihm und kräuselt die Lippen. „Könnt ihr euch bitte etwas anderes anziehen?“ „Ich habe nichts hier und das Shirt ist sowieso versaut.“ Der andere McCallum sieht erneut aus dem Fenster, während Paolo von seinem zu ihrem Shirt sieht. „Mir sind die Klamotten ziemlich egal, willst du dir nicht selbst was anderes anziehen?“ „Ich habe weder andere Sachen hier, noch kann ich so einfach mal die Schläuche herausziehen. Aber ihr beide seht aus.“ Als sie den Kopf schüttelt hält sie inne, was ihn wundert, so sieht er zum Tisch, wo er vorhin ihre Sporttasche einfach hat fallen gelassen, als er wieder zu ihr blickt, wirft sie ihm einen finsteren und skeptischen Blick zu. „Hast du etwa in meinen Klamotten gewühlt?“ Augen verdrehend sieht Paolo wieder zu ihr, ihr war es bezüglich ihrer Unterwäsche peinlich, dass es ihm wiederum Spaß gemacht hat seiner Freundin Sachen einzupacken wird er ihr nicht auf die Nase binden. „Es wäre das erste Mal, wenn es dich stören würde. Hallo ich bin dein Freund, ich darf das.“ Oder auch nicht, ihr finsterer Blick durchbohrt ihn geradezu, aber nerviger sind die Blicke von Scott und Niclas die ihn argwöhnisch ansehen. „Ich habe ja nicht nur ein paar Sachen für dich eingepackt.“ Er stößt sich ab, geht zu ihrer Sporttasche und holt aus dem Seitenfach ihren Ipod und reicht diesen ihr. „Ich kenne dich doch, ohne Musik, würdest du es hier nicht aushalten.“ Ihren kritischen Blick kontert er mit seinen Grinsen, aber ihren Blick zufolge, sieht sie wie es ihm wirklich geht, dass wusste sie schon immer. In den letzten Stunden hat er oft geweint, seine Augen sind rötlich unterlaufen, als sie den Blick zur Tasse senkt, kann er das leichte Zittern ihrer schmalen Schultern sehen. „Es tut mir leid.“ „Wieso sollte dir denn etwas leidtun?“ Immerhin hat er doch beim Mittagessen diesen Fehler gemacht, wegen ihm ist sie im Krankenhaus gelandet, wenn sich jemand entschuldigen sollte, dann er. „Ich habe euch Angst, Sorgen und Kummer bereitet, dabei habt ihr mich lieb.“ „Ich habe dich nicht nur lieb, ich habe dich sehr lieb, weil du meine große Schwester bist.“ Dieses Grinsen der Fünfjährigen, welche zu Sophie auf das Bett geklettert ist, bringt sie zum Glucksen. „Hey, nicht weinen, sonst schmolle ich dich solange an, bis du lachen musst.“ „Das will ich sehen, du kleines Nervenbündel.“ Die braunen Augen von Lea, verfinstern sich und sie schmollt Sophie solange an, bis sie wirklich kichert. Aber als sie innehält und ihren Oberkörper abtastet verzieht sie bereits schmerzvoll das Gesicht. Sie tastet ihren Oberkörper weiter entlang und unter der Baumwolle des Poloshirts spürt sie nicht ihre Haut, sondern Verband, welches dieses seltsame Spannen um ihren Bauch und Oberkörper verursacht. Sie ertastet unter dem Shirt, das raue Gewebe, aber dieser ist nicht elastisch genug, was sie beunruhigt und nervös schlucken lässt. „Sophie, was ist denn?“ Ihr Blick wandert zu Lea, die sie mit großen besorgten Augen ansieht, da wird die Kleine von Scott vom Bett gehoben. Mit schmerzverzogenen Gesicht sieht Sophie zu ihm. Das nervöse Piepen über ihr beunruhigt nicht nur ihn. Ihre Unruhe wächst, als der Verband weiter verrutscht, an den falschen Stellen liegt und ihr schlichtweg die Luft zum Atmen nimmt. „Sophie, was-.“ „I-Ich bekomme … keine Luft.“ Schließlich kneift sie die Augen zusammen atmet flach ein und aus, fühlt sich dabei wie in einer tödlichen Umarmung einer Würgeschlange gefangen, die mit jeden weiteren Atemzug ihr die Luft raubt. Egal wo sie versucht den Verband zu lockeren, an anderer Stelle zieht er sich enger um sie. An ihren Schultern spürt sie starke Hände, die sie ins Kissen legen, als sie die Augen öffnet schiebt Scott ihr Shirt hoch, sieht sogleich an seinem Blick, dass ihm Gedanken durch den Kopf gehen, während er auf den falsch angelegten Verband blickt. „D-Dad.“ „Vertraust du mir immer noch?“ Schwach nickt sie, ringt nach Luft und mit halbgeöffneten Auge sieht sie, wie ihr Dad etwas aus der Hosentasche holt, seinen Schlüsselbund? Ihr Atem stockt noch mehr, als sie das Taschenmesser sieht, welches ihr näher kommt. Nervös schließt sie die Augen. „Was wird das?“ Sie kann Paolos Stimme hören, der versucht Scott aufzuhalten. „Was wohl, soll ich meine Tochter ersticken lassen?“ Sophie spürt im nächsten Moment den Verband reißen, hört das sägende Geräusch, wie ihr Vater den kompletten Verband um ihren Brustkorb mit dem Messer zertrennt. Der Druck lässt nach, sodass sie sich auf die Seite rollt und mehrmals tief einatmet und immer wieder hustet. Das einzige, was an ihrem Oberkörper zurück bleibt ist die Kompresse und das Pflaster von der Operation auf ihrer linken Seite unter ihrem Brustkorb. Der lose und zerrissene Verband rutscht durch ihre Bewegungen an ihr hinab. Als sie bemerkt, dass Scott ihr Shirt wieder nach unten schiebt, zuckt sie zusammen, da er ihre rechte Seite auf Höhe der Rippen berührt, wobei sein Schmunzeln verblasst. Die Prellung hat sie ganz vergessen. „Wie ist das denn passiert?“ Zwar erreicht der nötige Sauerstoff ihre Lunge, aber bei dem finsteren Blick von Scott wird sie nervös. Ihr Dad sieht Paolo und Niclas finster an, sodass sie versucht sich aufzusetzen und wird im nächsten Moment zurück ins Kissen gedrückt. Ihr Blick schweift zu den Jungs, beide sehen zu Boden. „Die … die beiden trifft … keine Schuld.“ Zwar streicht er ihr sanft über die Wange, aber als er sich aufrichtet und aufsteht ist sein Blick so finster, dass sich Sorgen um die Jungs macht. „Niclas, Paolo mitkommen!“ Die Art und Weise wie ihr Dad drauf ist macht ihr schlichtweg Angst, dass er den beiden etwas antun wird und dennoch sieht sie Nicky als erstes aus dem Zimmer gehen, gefolgt von Paolo, der sich auf die Unterlippe beißt. Sie versucht Scott an der Hand festzuhalten, hält ihn an seinem Handgelenk zurück. „Du tust ihnen doch nicht weh oder?“ Der finstere Ausdruck weicht, als er ihr näher kommt, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „Aber das müssen die ja nicht wissen.“ Erleichtert lässt sie ihn gehen, sie hätte nicht an seinem Charakter zweifeln müssen, schließlich könnte er seinem Neffen nie etwas antun aber bei Paolo ist sie sich nicht mehr so sicher. Solange die drei aus dem Zimmer sind, setzt sie sich vorsichtig auf, zieht die restlichen Fetzen von dem Verband ab, als sie eine kleine Hand an ihrem Rücken spürt, sitzt Lea neben ihr und hilft ihr. „Tut es sehr weh?“ „Ohne diesen Verband fühlt es sich besser an.“ „Wieso hast du das dann umgehabt?“ „Ich weiß es nicht.“ Ihr Blick schweift zu Jan, der an der Tür steht, zum einen um Scott zu belauschen, zum anderen um sie im letzten Moment zu warnen, dass die anderen zurück kommen, sodass sie sich wieder hinlegt. „Das war zu schnell.“ Vor ihren Augen dreht sich alles, als sie Scott über sich gebeugt sieht, sieht sie ihn doppelt. „Hast du plötzlich einen Zwilling oder sehe ich dich nur doppelt?“ Sein Gesichtsausdruck verrät ihr, dass er es gesehen hat, wie sie sich ins Kissen hat fallen lassen. „Kannst du einmal brav sein?“ „Ich bin doch brav.“ Sie blinzelt ihn unschuldig an, beobachtet ihn, wie er sich wieder auf den Stuhl setzt und Lea zu sich zieht. „Die beiden haben mir erzählt was in der Schule passiert ist. Du ziehst offenbar Kerle an?“ „Das war eher unfreiwillig.“ Sie ist ja nicht freiwillig umgeworfen worden. Der nachdenkliche Gesichtsausdruck von Nicky lässt sie ihn beobachten, wie er zurück zum Fenster geht und hinaus sieht. Sie gluckst, als ihr diese Ähnlichkeit wieder auffällt. „Nicky steht wie Derek am Fenster.“ Ihre Worte lassen den Angesprochenen zusammen zucken lässt und im selben Moment vibriert dessen Handy. „Oh man wieso musst du ihn auch noch erwähnen.“ Mit dem Handy in der Hand geht er zur Tür, bereits auf dem Weg dorthin nimmt er den Anruf entgegen. „Hey Dad.“ Seufzend verschwindet Nicky aus dem Zimmer, Augen verdrehend sieht er zu Sophie, kaum ist die Tür zu muss sie deswegen kichern. Wenige Minuten nachdem Niclas rausgegangen ist, kommt eine ältere Krankenschwester im weißen Kittel und einer Lesebrille um den Hals ins Zimmer. „Oh ich sehe du hast Besuch, leider muss ich sie bitten zu gehen, die Besuchszeit ist vorbei.“ Seufzend richtet Sophie ihren Blick zu Scott, schmollend sieht sie ihn an, während er sie anlächelt. „Ich komme dich morgen wieder besuchen.“ „Dieses Mal kannst du mich nicht einfach Huckepack nehmen.“ „Unglücklicherweise.“ Als er ihr auf die Wange küsst, tut sie dasselbe bei ihm. „Ich hab dich lieb, Dad.“ „Ich dich auch kleiner Engel.“ Sie sieht Jan schon zur Tür gehen, er war die ganze Zeit so ruhig und hat nur auf dem Stuhl am Tisch gesessen, nun blickt er zu ihr. „Bis dann Große.“ Lea macht ihren Bruder nach und ahmt dessen Geste mit dem Winken nach. Während die Jüngeren schon aus dem Zimmer sind, sieht sie von ihren Dad zu Paolo. „Ich lasse euch mal alleine.“ Dankend nickt sie und als er draußen ist, kommt Paolo ihr näher, küsst sie sanfter, als sie vermutet hat. So gut es ihr mit der linken Hand es möglich ist krault sie seinen Nacken. „Du siehst schrecklich aus.“ „Nicht so schrecklich wie du, du bist blass, die ganze Zeit schon. Ich habe Angst, wenn ich gehe dich nicht wiederzusehen.“ „Unsinn. Paolo sieh mich an, ich bin hier, direkt vor dir und wag es dir mich morgen nicht zu besuchen.“ Bevor er ihr Widerworte geben kann, küsst sie ihren Freund, dass er endlich ruhiger wird, als sie sich von seinen Lippen löst sieht sie den Glanz in seinen grünen Augen wieder. „So gefällt mir dein Blick schon besser.“ Sie krault ihn wieder, schmunzelt ihn an. „Du solltest dich Zuhause umziehen, du siehst aus, als hättest du ein Verbrechen begangen.“ „Wenn es ein Verbrechen ist, seine Freundin zu retten, nachdem ich das ganze verbockt habe, nehme ich jede Strafe auf mich.“ Sie überlegt kurz, was sie ihm als Strafe antun könnte. „Schreibst du für mich mit bis ich wieder da bin? Und deine Strafe bekommst du später.“ Sie lässt ihn nicht gehen, legt stattdessen ihre Lippen auf seine, ihm gibt sie keine Schuld, da sie selbst nicht aufgepasst hat. Schließlich löst er sich dieses Mal von ihren Lippen löst. „Als ob du mich bestrafen könntest.“ „Abwarten.“ Sie haucht ihm einen letzten Kuss auf. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch, meine kleine Meerjungfrau.“ „Kommst du mich morgen auch besuchen?“ „Für wen hältst du mich? Ich halte es doch kaum mehr fünf Minuten ohne dich aus.“ „Dann sehen wir uns morgen.“ Die Schwester kommt noch einmal herein und räuspert sich mahnend, doch nach einem letzten sanften Kuss geht Paolo aus dem Zimmer und hinter ihm schließt die Schwester die Tür. Kapitel 37: Blutige Eifersucht ------------------------------ Alleine im Krankenzimmer dreht Sophie ihren Kopf von der geschlossenen Tür herum zum großen Fenster auf ihrer rechten Seite, sodass sie hinaussehen kann, mittlerweile dämmert es, die wenigen Wolken am Abendhimmel verfärben sich bereits in die warmen Farben des Sonnenuntergangs, von schwachen gelb, orange, Rot und rose Tönen betrachtet sie seufzend die vorbeiziehenden Wolken. Bei hörbaren Schritten, die immer näherkommen dreht Sophie irritiert den Kopf in Richtung Tür, aber da ist er schon fast bei ihr, als sie sieht, wer sich in den Raum geschlichen hat, will sie schon seinen Namen sagen. Im nächsten Moment liegt sein Zeigefinger auf ihren Lippen, sodass sie ihn nur fragend ansehen kann. Irritiert sieht sie zur Tür, als sie Schritte hört, sie dreht den Kopf herum, als er fast schon neben ihrem Bett steht. Schließlich nimmt er seinen Finger von ihrem Mund. „Was machst du noch hier? Du bekommst nur Ärger, wenn die dich erwischen.“ „Das ist mir egal. Ich … Ich will … ich wollte mich bei dir entschuldigen, weil ich nicht richtig auf dich aufgepasst und dich nicht beschützen konnte.“ Innerlich ohrfeigt sie ihn, sieht ihn aber nur verwundert an. „Hast du sie noch alle? Du machst dir deswegen Vorwürfe? Du hast dir Blut wegen mir abnehmen lassen, und mich gerettet, also wieso solltest du dich bei mir entschuldigen?“ „Weil ich ein Idiot bin, ich habe es nicht verhindern können mich in dich zu verlieben.“ „Nicht schon wieder, wir haben das doch besprochen.“ Sie sieht seinen traurigen Blick, welcher sie frustriert seufzen lässt. „Niclas, du bist mein Cousin.“ „Ich weiß, du bist ja auch meine Cousine, aber ich kann es nicht mehr leugnen, dass ich für dich etwas empfinde, was ich gar nicht empfinden dürfte.“ Je näher er ihr kommt desto mehr bringt es sie durcheinander, schließlich dreht sie ihren Kopf zur Seite und schluckt nervös, kaum spürbar nimmt sie an ihrer Wange seine Lippen wahr, was sie verblüfft, dass er so vorsichtig ist, aber als sie zu ihm sieht liegen seine Lippen auf ihren, was ihr für einen Moment den Atem raubt, im nächsten Augenblick sind seine Lippen wieder von ihren wie ein Lufthauch verschwunden. „N-Nicky, was … was soll das?“ Nun ist sie völlig verwirrt, doch er richtet sich nur wieder auf. „Einmal wollte ich dich wenigstens küssen, ohne dabei dein Blut zu schmecken.“ Es verschlägt Sophie die Sprache, als ihr klar wird, wieso er das gesagt hat, es gibt nur eine Möglichkeit. „Du … ich hatte einen Herzstillstand oder? Und du hast mich zusammen mit Paolo reanimiert.“ Ihre Lippen zittern nervös, sie war also kurzzeitig tot. „Ja, aber du bist nicht bei ihm zurückgekommen, sondern bei mir.“ Nun verunsichert sie etwas anderes, sein Blick ist nicht wie eben. „Wieso?“ „Schon klar, es wäre dir lieber gewesen, wenn er dich gerettet hätte. Aber du bist nicht bei ihm zurückgekommen und er konnte nicht mit, weil er nicht dieselbe Blutgruppe hat, wie wir.“ Sie sieht ihm an, dass er wütend ist. „Nein, das meine ich nicht, wieso bist du jetzt so wütend?“ „Weil nicht er dich gerettet hat, sondern dein Vater und ich. Wir haben unser Blut für dich gegeben bis wir zusammen gebrochen sind und dein toller Freund hat nichts dergleichen tun können.“ Seufzend sieht sie weg, dass erklärt wieso er wütend ist, ihr Cousin ist eifersüchtig auf Paolo, weil sie diesen liebt und mit ihm zusammen ist, aber Niclas ist ihr Cousin, ihn darf sie nur gern haben, nur wundert es sie, dass sie überhaupt darüber nachdenkt, dieser Kerl hat sie völlig durcheinander gebracht. „G-Geh einfach.“ Ihre Stimme bricht, wenn er nur wütend ist, braucht er gar nicht hier bleiben. „Dieses Mal war es ganz gut, dass wir so stur sind.“ Sie versucht ihn zu ignorieren, still laufen ihr Tränen hinab, bis sie die Tür zum Zimmer einrasten hören kann. Sie will sich die Tränen wegwischen, gleichzeitig bohrt sich die Infusionsnadel tiefer in ihre Armbeuge, frustriert lässt sie die Arme sinken, stattdessen dreht sie sich auf die linke Seite. Ihr Blick wandert zu den beiden Schläuchen in ihrem Armen, die mit dem Blut schimmert rötlich, während die andere Flüssigkeit durchsichtig von oben hinab in ihrem Arm verschwindet. Mit der linken Hand umfasst sie beide Schläuche, sieht mit einem rätselhaften Blick darauf, während das Kabel des Gerätes über ihr, der Grund ist, wieso sie dieses Stetige piepen hört. Ihr Blick verfinstert sich bei den Gedanken, dass es vielleicht das Blut von Niclas sein könnte. „Deswegen muss ich es noch lange nicht annehmen!“ Wütend drückt sie die Schläuche zusammen, ihre Werte steigen kritisch an im selben Atemzug zieht sie die umfassten Schläuche mit einer einzigen Bewegung nach links heraus, sodass sich der Inhalt des Blutbeutels über sie, den weißen Bettzeug, auf den Boden und bis an die weißgelbe Wand gegenüber spritzt, langsam lässt sie die Schläuche los, die über ihrem Rücken hinabsinken. Der Inhalt des Tropfes landet neben ihrem Bett auf den Boden vermischt sich mit dem Blut aus dem Beutel. Ihr Blick ist auf das Blut gerichtet, viel war nicht mehr in dem Beutel, dennoch hat es eine ordentliche Sauerei fabriziert. Die gestiegenen Werte fallen kritisch, ihr Blick verschwimmt schlagartig. Das Ausschlagen des Gerätes alarmiert die Stationsschwester, als diese ins Zimmer kommt, sieht Sophie mit geschlossenen Augen zur Decke, die keinen einzigen Tropfen des Blutes abbekommen hat. Die Stationsschwester handelt, verständigt ihre Kollegen und die Ärzte. Immer wieder zieht Lea an Scotts Ärmel und Hosenbein, sie stehen vor dem Fahrstuhl und warten noch auf Niclas, der schließlich zu ihnen kommt, währenddessen müssten die Türen zum Fahrstuhl jeden Moment aufgehen. „Papa, geht es Sophie wirklich gut?“ „Klar sicher, du kennst sie doch, sie ein Dickschädel.“ „Ja, wie du.“ Kichert Lea neben ihm, als die Türen des Fahrstuhls aufgehen, kommen der Familie zwei Schwestern und ein Arzt entgegen, die in Eile zu sein scheinen. „Was das Mädchen mit dem hohen Blutverlust hat sich die Schläuche heraus gerissen?“ „Ja, soll ziemlich schlimm sein.“ Schon sind die Personen an den Fünfen vorbei und rennen den Gang entlang. Bevor Scott es richtig erfasst, was das bedeutet beschleunigt sich bereits Paolos Atmung. „Scheiße, Sophie!“ Im nächsten Moment rennt er in die Richtung in der die Mediziner verschwunden sind. Zwar hat er keinen großen Vorsprung zu den anderen, aber er erreicht zuerst die offenstehende Zimmertür bei dem Anblick den er sich bietet weicht sämtliche Farbe aus seinem Körper, er erstarrt und ihm wurde eiskalt. „SOPHIE!“ Neben ihm kommen Scott und Niclas zum Stehen, aber bevor Paolo zu Sophie kann ist Scott schon auf dem Weg zu seiner Tochter, kurz vorm Bett dreht sich eine der Schwestern um und stoppt ihn. „Bleiben sie draußen!“ Scott weigert sich, sieht stattdessen zu Sophie, die keine zwei Meter von ihm entfernt mit geschlossenen Augen blutüberströmt und regungslos in dem Bett liegt. Bei diesem Anblick beißt er sich auf die Unterlippe. Er kann nur tatenlos die Schwestern und dem Arzt beobachten, wie die Verbindung zum Tropf mit Sophies Handrücken wieder verbunden, die Bluttransfusion abgebrochen und die Infusionsnadel aus Sophies Armbeuge entfernt und ein Verband um diese angelegt werden. Langsam stabilisieren sich Sophies Werte, sodass er sieht, wie der Arzt erleichtert aufatmet. „Das war knapp.“ „Ja, aber wieso hat sie sich die Schläuche heraus gezogen?“ Genau dasselbe geht Scott durch den Kopf, zwar mag Sophie keine Krankenhäuser, aber sie würde sich niemals selbst verletzen, irgendwas muss passiert sein. „Verabreichen sie ihr Schlafmittel, so etwas darf nicht noch einmal passieren.“ Auf die Forderung des Arztes hin geht eine Schwester aus dem Zimmer, derweil dreht sich dieser zu Scott. „Bitte gehen sie und bringen sie die Kinder nach Hause.“ Zwar wurde er angesprochen, aber er bewegt sich nicht von der Stelle. „Wie konnte das passieren?“ „Wir wissen es nicht, sie hat sich die beiden Schläuche selbst heraus gezogen.“ „Wieso sollte Sophie so etwas tun?“ Dieses Mal ist es Paolos Stimme, der den Arzt finster anblickt. Scott dreht sich zu dem Jungen, sein Blick schweift weiter zu Niclas, der kreidebleich, zitternd und mit Tränen in den Augen einen Meter hinter Paolo auf dem Boden hockt. „Nicky, alles okay bei dir?“ Dieser schüttelt mit dem Kopf und legt diesen auf seine angezogenen Knie. „E-Es tut mir Leid!“ Paolo dreht sich zu dem Häufchen Elend hinter sich und sieht Niclas wütend an. „Was hast du getan, dass sie sich fast umbringt?“ Doch Nicky antwortet nicht, als er weiterhin schweigt, packt Paolo ihn am Kragen des Shirts und zieht ihn auf die Beine. „Sag mir sofort, was du getan hast!“ Als Niclas noch immer keine Antwort gibt, holt Paolo mit geballter Faust aus und trifft mit voller Wucht Nickys Wange, bevor Scott einschreiten kann, fällt Nicky bereits zu Boden und bleibt mit schmerzverzogenen Gesicht liegen. Scott packt Paolo und sieht diesen wütend an. „Sag mal geht’s noch!“ „Lassen sie mich los, sonst sind sie der Nächste!“ Scott stockt der Atem, sieht diesem aggressiven und angriffslustigen Blick von Paolo entgegen, dass er diesen mit einem missfälligen Blick loslässt. Sogleich kniet er sich zu Niclas, sieht diesen mit Sorge an, da sein Neffe nicht nur eine aufgeplatzte Lippe hat, sondern auch Blut ausspuckt. „Nicky, bitte, was ist zwischen dir und Sophie vorgefallen?“ Mühsam richtet sich der Angesprochene auf, bevor er mit hinablaufenden Tränen in den Augen aufsteht und zur Seite schwankt, sodass Scott seinen Neffen stützt. Als Nicky aufsieht kneift er die Augen zusammen, was Scott gar nicht gefällt. „W-Wärst du mir auch so böse, wenn ich es nicht sagen möchte?“ Während die Tränen nicht versiegen wollen sieht Niclas niedergeschlagen weg, in dem Moment kehrt die Schwester mit dem angeforderten Schlafmittel zurück, als sie den schwankenden Jungen sieht vergisst sie beinahe, was sie zuerst tun sollte. Bei Sophie angekommen, will sie durch die Infusionsnadel das Schlafmittel verabreichen, in dem Moment öffnet Sophie die Augen, sieht rastlos umher, setzt sich auf und schlägt panisch die Spritze aus den Händen der Schwester. Dem darauffolgenden Augenblick greift sich Sophie an den Kopf, und weiß gar nicht was los ist, als ihre Augen Paolo nicht weit von ihr entfernt wahrnehmen nuschelt sie etwas Leises daher, sodass er näher kommt. Der dunkle Ausdruck in Paolos Augen verrät ihr, wie wütend ihr Freund ist. „C-Cariño.“ Ihre leise Stimme bezweckt bei ihm eine Menge, etwas sanfter sieht er sie an, als er sich an das Krankenbett setzt. „Wieso hast du dich fast umgebracht?“ „Ich wollte sein Blut nicht.“ An seiner Körperhaltung dem Ausdruck in seinem Gesicht, kann er sehen, dass sie ihm nicht alles sagt, was vorgefallen ist. „Versuch mich bitte nicht für blöd zu verkaufen, ich kenne dich besser, als jeder andere hier. Du verschweigst mir zu viel, Cariña.“ Seinem eindringlichen und bittenden Blick sieht sie, nur lässt sie den Blick schweifen, und sieht hinter Paolo Scott und Niclas und wie dessen Lippe blutet. „Du bist ausgerastet.“ „Sag mir bitte endlich was vorgefallen ist.“ „Nicky ist eifersüchtig, weil du mein Freund bist, obwohl er und nicht du mich gerettet hat.“ Paolos Blick verfinstert sich. „Aber wieso hast du den Tropf mit heraus gezogen?“ „Ich weiß es nicht, als ich beide Schläuche umfasst und gezogen habe, fühlte ich mich besser, aber danach wurde alles schwarz.“ „Du Dummkopf! Du … wenn du nicht mehr da wärst, würde ich mich umbringen!“ Seine Stimme wurde ernst und traurig, wütend und verzweifelt zugleich. Hingegen sieht sie ihn an, ohne zu wissen, was sie sagen soll. Im nächsten Augenblick spürt sie in ihrem Arm eine betäubende, kalte Flüssigkeit, als sie hinsieht, zieht die Schwester gerade die Spritze mit dem dosierten Schlafmittel heraus, welches sich ihren Arm hinauf arbeitet. „Nein … Ich will nicht. Nein.“ Sie drückt ihren Arm ab, als ihre Hand vom Arm genommen wird, merkt sie, wie ihr Körper immer mehr erschlafft, schließlich kippt sie mit schwindendem Bewusstsein nach hinten. „Ich will … n-nicht.“ Ihre Augen schließen sich, das letzte was sie wahrnimmt sind die Tränen von Paolo über sich. Kapitel 38: Sein wertvollster Schatz ------------------------------------ Save my heart from the storm Give me hope, give me time, give me love I won't cry anymore Save me from the depth of my darkest dreams In ihren Gehörgängen dringt dieses Lied, während die Kopfhörer in ihren Ohrmuscheln hängen ist sie alleine in dem Krankenzimmer, noch immer ist sie stationär auf der Jugendstation und aller gefühlten zehn Minuten sieht jemand durch das kleine Fenster in der Tür ins Zimmer, damit sie nichts anstellt. Seit dem Vorfall, wo sie sich die Schläuche heraus gerissen hat, ist sie unter ständiger Beobachtung und das Zimmer in dem sie zuerst lag, ist wegen Reinigungsarbeiten gesperrt, nun ist im Nebenzimmer unterbracht. Zwar darf sie aufstehen, aber sie muss die Infusion noch immer schmerzhaft ertragen. Schmerzhaft in dem Sinne, dass ihr rechter Arm durch die Infusion zu ihrem restlichen Körper eiskalt ist. Ihre restlichen Werte haben sich noch nicht stabilisiert, aber wenigstens muss sie nicht mit dem nervigen Gerät verbunden sein, so ist es bis auf ihre Musik in ihren Ohren angenehm still im Zimmer. Ihr Blick schweift von der Glasscheibe vor sich hinaus über das Krankenhausgelände. Das Hospital liegt nahe einem Teich vielleicht auch einem See, aber das sieht sie nicht da die vielen Bäume des danebenliegenden Park das meiste auf der anderen Seite in manchen Grünton taucht. Bereits den gestrigen Tag verbrachte sie größtenteils mit Untersuchungen, wenige Blutmengen wurden ihr in zwei Glasstäbe abgenommen, um ihre Blutwerte zu analysieren, so wie der Tag verging ist der Samstag genauso, hinzukommt die Einsamkeit, die ihr in der Zeit in diesen Wänden unerträglich erscheinen lässt. Ihr Blick schweift hinauf zum Himmel, wo sie den nahenden Sonnenuntergang beobachten könnte, aber bis dahin würden noch Stunden vergehen. „Wo bleibt er nur?“ I'm looking at you and I'm waiting for your embrace Mit der letzten Strophe des Liedes senkt sie den Blick auf ihre rechte Hand, wo in ihrem Handrücken die Infusionsnadel steckt und in der Handfläche ihr Ipod liegt. Ihre Lippe zittert nervös, sie denkt an Paolo, der ihr versprochen hatte sie auch heute besuchen zu kommen, aber wo ist er? „Dad ist auch nicht gekommen.“ Den gestrigen Abend haben beide sie besucht, zwar nur eine Stunde, aber sie war nicht die ganze Zeit alleine gewesen und Paolo hat ihr sogar die Mitschriften mitgebracht. Aber es ist Samstag und das findet sie verdächtig, dass niemand zu ihr kommt. Sie kehrt dem Fenster den Rücken zu und geht um das Bett herum zum Tisch, ihre Hand liegt dabei an der Stange des Tropf zieht diesen mit sich, sodass sie die quietschenden Rollen sich überm Boden drehen hört, den Ständer stellt sie rechts neben den Tisch, bevor sie sich an diesen setzt und sich den Stapel von Schulzeug widmet, legt sie den Ipod samt Kopfhörern zur Seite. Sicher hat es Paolo nur gut gemeint, aber was will sie mit seinen Unterlagen zu Kriminologie oder denen zu Kriminaltechnik? „Sein Ziel ist wohl immer noch in die Kriminalbranche zu gehen.“ Seufzend legt sie die beiden Hefte in die linke Ecke des Tisches. Bei dem nächsten Heft, was sie sich heran sieht, stellt sie fest, dass es sich um Chemie handelt. Beinahe schon gelangweilt liest sie sich in Ruhe seine Aufzeichnungen durch, als sie die Seite umblättert liegt ein loses Blatt zwischen beiden Seiten. Sophie, wenn du den Zettel findest, sei bitte nicht böse, ich wollte dich wirklich am Samstag besuchen kommen, aber meine Gastfamilie will mit mir irgendwo hinfahren. Bitte stelle nichts an! Ich liebe dich meine kleine Meerjungfrau Dein Paolo Ihre Mundwinkel verziehen sich, deswegen ist er nicht da, aber wieso hat er es ihr nicht schon gestern gesagt? Den Zettel lässt sie in seinem Heft liegen, welches sie schließt und zu den anderen beiden in der Ecke fallen lässt. Nun nimmt sie sich die nächsten beiden Hefte, legt diese nebeneinander Englisch und Mathematik. „Heute nicht.“ So landen auch diese Hefte auf den Stapel bei den anderen, ihr Blick schweift zu dem letzten Heft, grummelnd nimmt sie sich das Buch zum Theaterstück. Laut den Ärzten dürfe sie, wenn nichts weiter dazwischen kommt am Mittwochabend nach Hause, was bedeuten würde, dass sie am Donnerstag zum Theaterkurs gehen könnte. Ihr kommt ein Seufzen über die Lippen, als sie den ersten Akt zu Ende gelesen hat. „Wieso muss ich auch Juliet spielen?“ Ihren Kopf legt sie müde auf ihren linken Arm, schließt die Augen, vergeblich versucht sie wachzubleiben, im nächsten Augenblick ist sie eingenickt. Wenige Minuten, nachdem sie eingeschlafen ist, steht jemand draußen vor der Zimmertür sieht durch das Fenster hinein und sieht sie schlafend an dem Tisch. Leise wird die Tür geöffnet und geschlossen, sodass sich derjenige ihr nähert, neben dem Tisch etwas abstellt, und sich neben ihrem schlafenden Gesicht hinhockt und lose Haarsträhnen ihr sanft hinters Ohr streicht. Durch die sanften und vorsichtigen Berührungen blinzelt sie, kann die Wärme seiner Hand auf ihrer Wange spüren, müde öffnet sie die Lider, und sieht neben sich in die vertrauten warmen braunen Augen. „Ich dachte schon, du kommst heute gar nicht mehr.“ Sogleich merkt sie wie angeschlagen ihr Körper ist, aber ihm gegenüber will sie sich nichts anmerken lassen und reibt sich stattdessen über die Augen, noch immer hockt er vor ihr und streicht über ihre Wange. Sie lässt ihre Hand sinken, als sie den besorgten Ausdruck in seinen Augen sieht. Kurz verzieht sie den Mund zur Seite, und wegen Nadel und Schlauch legt sie ihre rechte Hand vorsichtig auf seine warme Wange, ein Schmunzeln kommt über ihre Lippen. „Ich habe dich lieb.“ Sein besorgter Blick wird zu einem sanften Lächeln. „Ich dich auch.“ Sie beobachtet, wie sein Lächeln misstrauisch wird, als sie den nervigen Schlauch in die linke Hand nimmt, als er sie mahnend ansieht schüttelt sie mit dem Kopf und legt schließlich den Schlauch über seinen Rücken, damit sie weder sich noch ihn verletzen kann. Sie rutscht auf der Sitzfläche näher heran und drückt ihn bei ihrer Umarmung an sich. „Versuchst du mich umzuwerfen?“ Grinsend lockert sie ihre Arme um seinen Hals. „Nein, dieses Mal nicht.“ „Na dann.“ Verwundert beobachtet sie, wie er beim Aufrichten sie festhält und hochhebt, um sich im nächsten Moment mit ihr auf seinen Schoß auf dem Stuhl niederlässt. Für einen Augenblick kommt sie sich wie ein kleines Kind vor, welches auf dem Schoß des Vaters sitzt. Ihr rutscht ein Glucksen heraus, bevor sie sich grinsend an ihn lehnt und seine Wärme wie Berührungen am Rücken genießt. „Wie fühlt es sich für dich an Vater zu sein?“ Sein schweres Seufzen irritiert sie, da sein Gesichtsausdruck ein Lächeln aufweist, also kann es nicht so schlimm sein. „Ehrlich gesagt … überwältigend, aber du machst mir ganz schön viele Sorgen.“ Ihr Blick huscht zur Seite, sie will ihm keine Sorgen machen. „Tut mir Leid, Daddy.“ „Nenn mich ruhig Dad.“ Sie hebt und senkt ihre schmalen Schultern für einen Moment. „Du bist nun mal mein Vater, auch wenn ich dich ungern Papa nennen möchte, du bist mein Daddy.“ Nun dreht sie den Kopf, streckt sich in seinen Armen nach oben und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. „Solange ich dein Dad sein darf, ist es okay, wie du mich nennst. Ich weiß doch, dass du mich wegen Hendrik nicht Papa nennen willst, er ist und wird immer dein Papa bleiben.“ Auf ihrem blonden Schopf spürt sie die schwere Hand, woraufhin sie nach oben in sein Gesicht sieht, welches ein Lächeln aufweist. Kurz sieht sie ihn schmollend an. „Was heißt hier denn darf, ich brauche meinen Daddy, aber es macht mich wegen Papa traurig, er hat es gewusst und uns nichts gesagt.“ Sanft spürt sie seine Lippen an ihrer Schläfe liegen, während er sie an sich drückt. „Er wollte dich nicht verlieren, du warst sein wertvollster Schatz, sein kleiner Engel.“ Gezielt legt sie ihren Kopf hinab über der Stelle seiner Brust, um durch den Stoff des Hemdes seinen Herzschlag zu lauschen, aber den ihres Papas kann sie nie mehr hören, nur noch den von Scott. „Nicht er hat mich verloren, sondern ich ihn und nun bin ich dein kleiner Engel, den du nicht verlieren möchtest.“ Ein kurzes Glucksen kann sie hören, was sie etwas stutzig macht, sieht auf in sein Lächeln. „Würdest du immer noch so verunsichert sein, wenn ich dir einen Kuss gebe?“ Ihr Blick verfinstert sich einen Moment, sie weiß worauf was er anspielt. „Vielleicht … ein wenig.“ Ganz kann sie es nicht vermeiden rot zu werden, als er ihr auf die Wange küsst, gluckst sie und lehnt sich wieder an ihn. „Du hast mir früher auch schon immer Mal auf die Wange geküsst und ich habe Papa auch oft auf die Wange geküsst, vor allem wo ich aus dem Haus bin.“ „Erinnerst du auch daran, was für Unfug du so angestellt hast?“ Unschuldig blinzelt sie ihn an, an ein paar Dinge erinnert sie sich, aber auch nicht an alles. „Ich und Unfug anstellen, niemals, da müsstest du mir schon auf die Sprünge helfen.“ „Erinnerst du dich an den einen Ausflug zum Strand, wo wir schwimmen gegangen sind?“ Nun verdreht sie die Augen. „Welchen denn? Wir waren oft schwimmen.“ „Den, wo du mir als Neunjährige beim Schwimmen die Schwimmhose stibitzt hast und zurück zum Strand bist.“ Nun erinnert sie sich daran und läuft etwas rot an, kratzt sich an der Wange. „Ach das meinst du. … Ich fand die Aktion lustig.“ Sie unterdrückt es zu Lachen, damals ist sie nicht wieder ins Wasser, sondern stand am Strand mit seiner Schwimmhose in der Hand, während ihr Papa im Sand vor Lachen lag und Scott sich anderweitig bedecken durfte. „Für mich war es nicht gerade lustig, bedecke du dich mal mit Seetang.“ Sie legt nachdenklich die Hand unters Kinn. „Also die Frauen am Strand fanden es sicher sehr unterhaltsam.“ Im nächsten Moment quiekt sie auf, lacht los, als er sie durchkitzelt fällt sie nach vorne und ihm beinahe vom Schoß, sodass sie von ihm festgehalten wird. Als er aufhört hängt sie Luft schnappend in seinen Armen. „Blöd, wenn der eigene Vater, die Schwachstellen der Tochter kennt.“ „Ich kenne die Schwachstellen meines kleinen Engels, seit wir uns kennen.“ Erneut quiekt sie auf dieses Mal, weil er sie auf die Wange küsst. „Ich hab einen frechen Dad.“ Grummelnd lässt sie ihn kichern, während sie sich aufrichtet und sich wieder an ihn lehnt. Froh darüber nicht mehr durchgekitzelt zu werden, fällt ihr etwas ein. „Ich habe gar nicht deine Frage von paar Wochen beantwortet.“ „Welche meinst du denn?“ „Die wo du mich gefragt hast, ob ich froh bin, wenn du bei mir bist. Ich bin nicht froh, wenn du bei mir bist, sondern glücklich.“ Grinsend sieht sie auf, aber sie sieht ihn nicht glücklich blicken, stattdessen verunsichert sie dieser niedergeschlagene Ausdruck in seinen Augen. „Stimmt etwas nicht, du schaust so niedergeschlagen.“ Als Scott wegsieht und seufzt, fragt sie sich, was mit ihm ist oder ob sie etwas falsch gemacht hat, aber er schluckt nervös, bevor er einen Briefumschlag aus seiner hinteren Hosentasche hervorholt und ihr der Absender auffällt. „D-Das ist doch der Brief von Papa.“ „Ja … er hat mir wegen, … bevor ich es dir erzähle, lies es lieber selbst.“ Seine nervöse Art verunsichert sie, so nimmt sie zögernd den Umschlag und zieht an der bereits geöffneten Seite den Inhalt heraus, faltet diesen auseinander, während ihre Augen auf die Handschrift ihres Papas sehen. Hey Kumpel Ich habe lange überlegt, wie ich meine Worte niederschreiben soll, vor allem tue ich es hinter Sophies Rücken, aber du bist mein bester Freund. Es tut mir leid, ich werde wohl nicht wie versprochen dein Trauzeuge zur Hochzeit sein. Ich will verhindern, dass Miriam Sophie so wie damals verletzt. Sie wird versuchen Sophie, während der Hochzeit mit der Wahrheit zu brechen, in der Hoffnung, dass unser kleiner Engel uns beiden den Rücken kehrt, zudem versucht Miriam seit einigen Jahren unsere Freundschaft zu zerstören. Aber du bist mein bester Freund und ich möchte mich bei dir entschuldigen, es gibt eine Sache, die mir am Herzen liegt und es schmerzt sehr zu wissen, dass Sophie nicht meine Tochter, sondern deine ist! Bevor du mich für verrückt oder eifersüchtig erklärst, weil du Dickschädel etwas, wie immer dagegen sagen willst. Es ist die Wahrheit mein Freund. Sophie ist deine leibliche Tochter und ihr habt so vieles gemeinsam, nicht nur positives, sondern auch negatives, ihr seid beide dickköpfig und gebt nicht nach. Auch seht ihr euch ähnlich, ihr habt dasselbe Lächeln, nicht nur dieselbe Augenfarbe, wenn du richtig hinsiehst, siehst du wie ähnlich sie dir ist. Sie erinnert mich ständig an meinen besten Freund und ich schaffe es nicht ihr zu sagen, dass sie deine Tochter ist. Seit du nicht mehr herkommst fragt sie dauernd nach dir, weil du ihr fehlst. Ich bitte dich passe auf meinen und deinen kleinen Engel auf. Miriam versucht noch immer Sophie zu beseitigen, aber ich bitte dich auch darum, sie bei dir aufzunehmen, sie braucht ihren Vater, ihren leiblichen Vater und nicht mich, der nur ihr Erziehungsberechtigter ist. Ich selbst habe es vor ein paar Jahren von Miriam erfahren, dass sie nicht meine Tochter ist. Zudem habe ich Sophie angelogen, ihr nicht gesagt, dass ich bei Miriam war, aber dabei habe ich auch die beiden anderen kennen gelernt, Jan sieht dir so ähnlich, nur die Augen sind dieselben wie Miriam, hingegen ist Lea ein Ebenbild von Sophie. Ich will auch gar nicht wissen, wie und wo ihr etwas getan habt, aber sieh es ein Scott, die drei gehören zu dir, du bist ihr Vater, das kann man nicht leugnen. Ich bitte dich nur inständig auf deine Kinder aufzupassen, denn Miriam ist keinesfalls eine liebevolle Mutter. Der ist wirklich alles zu zutrauen. Wir sehen uns bestimmt wieder, du fehlst mir nämlich auch. Hendrik Nachdem sie den Brief zu Ende gelesen hat erfasst ein Zittern ihren Körper, die Arme von Scott liegen um sie und halten sie fest bis sie den Kopf zu ihm nach oben dreht, ihn mit Tränen in den Augen ansieht. „Ist das wahr?“ Im nächsten Moment spürt sie seinen Kopf auf ihrer Schulter liegen und hört seine erstickende Stimme. „Es tut mir Leid.“ Nun schüttelt sie den Kopf. „Das habe ich nicht gemeint, stimmt es wirklich, dass auch Jan und Lea deine Kinder sind?“ „Scheinbar ja.“ Mit dem Blick auf den Brief gerichtet, seufzt sie leise, ihr ist die Ähnlichkeit zwischen Jan und Scott aufgefallen, nicht nur das Lea und sie gleich aussehen und nun hat sie also Gewissheit, dass die zwei ihre Geschwister sind. Zitternd kräuselt sie mit gesenktem Blick die Lippen. „Es sollte mich eigentlich nicht wundern, immerhin sind die Ähnlichkeiten zwischen Lea und mir so offensichtlich und bei Jan ist es mir aufgefallen, als du mir mal ausversehen ein Foto von dir als Junge gezeigt, Jan sieht fast genauso aus, wie du als Kind.“ „Es würde bedeuten, dass sie deine jüngeren Geschwister sind.“ „Na ja … mittlerweile mag ich die beiden sogar, hier in Miami hat jeder ein eigenes Zimmer, mehr Platz und Freiraum, und ohne Mama streiten wir uns auch nicht.“ Irgendwie hat sie sich an die beiden Nervensägen gewöhnt und gar lieb gewonnen. „Du willst nicht, dass deine Mutter zurückkommt?“ Mit entschlossenem Blick sieht sie auf. „Nein! Und ich kann dir auch sagen wieso, sie hätte mir beinahe meinen Vater genommen und ich könnte es nicht ertragen auch dich zu verlieren.“ „Ach Sophie, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht mehr los bekommst?“ Sie denkt kurz nach. „Ein paar Mal.“ Erneut sieht sie auf den Brief von ihrem Papa Hendrik. „Er war nicht nur mein Erziehungsberechtigter, er war mein Papa und ich habe ihn dennoch lieb.“ Sie schluckt und beißt sich auf die Unterlippe und versucht den Brief nicht zwischen ihren Händen zu zerdrücken. „Du vermisst ihn immer noch sehr.“ In ihren Ohren nimmt sie seine Worte dumpfer wahr, als vor ein paar Minuten, es klang für sie mehr wie eine Frage, als eine Feststellung. „Ich vermisse ihn immer, jeden Tag, aber zugleich gewöhne ich mich daran noch dich zu haben, da du…“ Von der einen auf die andere Sekunde fallen ihr die Augen zu und ihr Kopf kippt nach vorne, sodass Scott sie festhält, damit sie nicht runterfällt. „Sophie, hey was ist denn mit dir?“ Langsam öffnet sie die Augen wieder, obwohl sie an dem Tropf angeschlossen ist, macht ihr Kreislauf mehrmals am Tag einen Sprung in den Keller, sodass sie sekundenweise das Bewusstsein verliert oder einfach einnickt. „Sophie! Nun sag bitte was.“ „Ich … Ich fühle mich nur so schläfrig und mein Arm fühlt sich eisig an.“ Ihre Augen flackern nervös, ihr Bewusstsein schwindet schon wieder, dabei spürt sie die Berührungen an ihren Armen, wobei es rechts unangenehmer ist, ihr Arm fühlt sich komisch an. „Hast du das den Ärzten gesagt? Dein Arm ist eiskalt.“ „Ja, aber sie meinten nur, dass ich die Infusion brauche, aber für mich fühlt es sich mehr nach Schmerzen und Kälte, als nach Hilfe an.“ „Mir gefällt es nicht, dass dein Arm so kalt ist.“ Sie gluckst darüber, sieht zu ihm, kneift die Augen zusammen. „Mir auch nicht, mir ist deswegen kalt.“ Sie kuschelt sich an ihren Vater. „Leider habe ich keinen Pullover hier, sonst würde ich einen anziehen.“ An ihrer linken Schläfe kann sie seine warmen Lippen spüren. „Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht, hab mir gedacht, dass du sicher noch etwas willst.“ Sie reckt den Hals. „Auch einen Pullover?“ Nun sieht sie ihn Schmunzeln und dieses freche Zuzwinkern, was eindeutig ein Ja ist, lässt sie ihn an schmollen. „Dann zeig mal welchen du mir eingepackt hast und lass mich hier nicht frieren.“ Es kommt ihr schon seltsam vor, im Hochsommer einen Pullover anziehen zu wollen, aber ihr war einfach kalt. Mit Schwung steht Sophie von seinem Schoß auf, als sich direkt ihr angeschlagener Körper samt Schwanken meldet, wird sie zurück gezogen, festgehalten und auf den Stuhl befördert, wo sie sich den Kopf hält. Ihr dreht sich einen Moment alles, da hilft nicht mal die Wärme von ihm. „Dir geht es wirklich nicht gut.“ Ihr Blick hebt sich leicht, mit den Augen folgt sie seinen Bewegungen, wie er aus einer Tasche einen grauen Kapuzensweatpullover herausholt, aber als sie die Aufschrift liest, schmunzelt sie. „Ein Pullover passend zur Schule. Aber die Sachen waren sicher teuer.“ Dabei erinnert sich Sophie an den ganzen Karton, der in ihrem Zimmer steht. „Ich habe dir auch gesagt, dass ich mich um dich kümmern werde und als dein Vater, ist es sogar meine Pflicht.“ Sie hebt den Blick höher um in seine Augen zu sehen. „Aber ist es notwendig mir so viele Schulsachen zu kaufen?“ Ein Schulter zucken ist seine Antwort und dem reichen des Pollovers, wo ein Ritter drauf zu sehen ist und mit großer schwarzer Schrift `Knights´ drauf steht. Der Pullover fühlt sich weich an, sicher ist ihr in dem wärmer, als nur in ihrem Shirt. Ihr Blick wandert zum rechten Handrücken, den Schlauch entlang. „Ich kann die Verbindung nicht wieder einfach lösen.“ „Ich werde mal eine Schwester fragen, ob das okay wäre, wenigstens damit du dir den Pullover anziehen kannst.“ Ihr Blick ist auf den Pullover gerichtet, ihre Finger spielen an der Kordel von der Kapuze. „Dan-.“ Sie hält inne, als sich ihr Magen durch Grummeln meldet, was sie den Mund zur Seite verziehen lässt, da Scott darüber schmunzelt und sich vor sie hockt. „Sieht so aus, als würdest du Hunger haben, hast du noch nichts gegessen?“ „Doch … zum Mittag habe ich Suppe gegessen oder viel mehr getrunken.“ Sie darf noch keine anderen Lebensmittel zu sich nehmen, dabei würde sie mittlerweile schon gerne was Normales essen wollen. Erneut grummelt ihr Magen. Nun gluckst Scott vor ihr, prustet sogar und verkneift es sich zu lachen, was sie ganz und gar nicht lustig findet. „Hör auf zu lachen, das ist nicht witzig!“ Nun dreht sich ihr Dad weg und lacht doch wahrhaftig über sie, was sie die Arme vor der Brust verschränken lässt, aber im nächsten Moment spürt sie den Druck der Nadel an ihrem linken Ellenbogen, sodass sie ihre Haltung wieder löst. Sein kurzes Aufsehen und sein weiteres lachen, lässt sie ihn nicht durchgehen. „Na warte!“ Im nächsten Augenblick lässt sich Sophie vom Stuhl in die Arme ihres Vaters fallen, sodass er sie entweder auffängt oder umfällt, und sogleich liegt sie in seinen Armen, während er sie verdutzt ansieht und am Boden liegt. Nun prustet sie wegen seinem Gesichtsausdruck und kichert, während sie sich aufsetzt und ihn sich aufrichten lässt. „Du bist ein frecher kleiner Engel.“ Er grinst sie an und streicht ihr über die Wange, sodass sie ihn ebenfalls angrinst, als die Tür geöffnet wird kommt eine Schwester herein und sieht die beiden auf dem Boden sitzen. „Oh, du hast ja Besuch, sind sie ihr Vater?“ Sophie dreht den Kopf von der Schwester zu Scott und kichert. „Mein Daddy.“ Im nächsten Moment versucht sie aufzustehen, auf halber Höhe schwankt sie nicht nur, sondern kippt nach vorne, sodass Scott sie auffängt und festhält. Nicht nur ihr missfällt es, wie ihr Körper gegen sie ist. Sie lehnt ihren Kopf gegen Scotts Schlüsselbein. „Mir ist nicht nur kalt, sondern auch schwindelig.“ Schon beinahe behutsam wird sie näher an ihn gedrückt, damit sie ihm nicht umfällt. „Können sie ihr nicht Infusion entfernen? Ihr Arm ist eiskalt.“ Irritiert von seinen Worten sieht die Krankenschwester, die Tee gebracht hat zu dem Mann. „Ihr Arm ist kalt?“ Sophie merkt, wie ihr Dad nickt und sie weiterhin festhält. Bei dem Versuch der Schwester ihren Armen zu berühren zuckt sie zusammen und hätte beinahe ihren Vater verletzt, aber da hat die Schwester sie schon am Arm berührt, welcher sich einfach nicht wie ihr Arm anfühlt. „Sie ist ja wirklich eiskalt.“ Sophies Blick schweift zu ihrem rechten Handrücken, sieht da, wie die Schwester die Infusionsnadel wohl entfernen will, aber im nächsten Moment ist die Nadel noch immer dort, in ihrem Handrücken. „D-Dad.“ Ihre Lippen zittern, ihr ist kalt und merkt auch Scott, der sich mit ihr in seinen Armen zurück auf den Stuhl setzt und sie umarmt. Durch die angenehme Wärme und der Geborgenheit von ihm nickt sie immer wieder in seinen Armen ein und wird von ihm daran gehindert. „Nicht einnicken.“ Ihr ist nicht einmal aufgefallen, dass die Krankenschwester aus dem Zimmer gegangen war, als sie zurückkommt, kommt einer der Ärzte, der sie behandelt auf sie zu, im nächsten Moment zuckt sie zusammen, wie sie es hasst von Fremden angefasst zu werden, aber irritiert öffnet sie die Augen, als dieses ekelige kalte Gefühl in ihrem rechten Arm nachlässt und ihr dicke Streifen naturfarbenes Tape auf den Handrücken geklebt wird, die Infusion ist entfernt wurden. Erleichtert wieder Wärme in ihrem Arm zu spüren atmet sie auf, spürt, aber im nächsten Moment die warmen Arme um sich verschwinden, irritiert davon verschwindet ihr Kopf in dem grauen Pullover. „Ich bin doch keine fünf mehr.“ Schmollend sieht sie sein freches Lächeln, als er seine Hand über Nadel und Tape legt, und ihren Arm durch den rechten Ärmel zieht, schmollt sie ihn finsterer an. Sogleich stellt sie fest, dass der Pullover genauso weich auf der Haut liegt, wie sie es sich vorgestellt hat, ebenso ist ihr gleich wärmer als vorher. „Danke für den Pullover.“ Manchmal weiß sie nicht, ob sie ihren Dad lieb haben oder schlagen soll. Von einem zum anderen Moment ist er lieb und dann frech zu ihr und dann wieder lieb, dass macht er doch mit Absicht! Nur kuschelt sie sich nicht nur in den Pullover, sondern schmiegt sich wieder an Scott, der sie grinsend umarmt, bevor beide ein Räuspern wahrnehmen. „Ich möchte ihnen noch mitteilen, dass in einer Stunde die Besuchszeit vorbei sein wird, aber sie können bis Sophie das Abendessen bekommt hierbleiben.“ Augen verdrehend seufzt sie und mag nicht schon wieder nur Suppe haben. „Was kriegt sie denn zum Abendessen?“ Sie hört das Geräusch von Papier, sieht flüchtig zu der Krankenschwester, die ein Klemmbrett in der einen Hand und mit der anderen einige Seiten Papier hält. „Für Sophie ist Gemüsesuppe mit Brot vorgesehen. Die Ärzte haben die Zustimmung gegeben, dass ihr Magen wieder an normale Speisen gewöhnt werden soll.“ „Wenigstens ist Brot dabei.“ Leise seufzt sie gegen Scotts Brust, noch immer hält er sie fest. „Ich komme in einer Stunde wieder und bringe das Abendessen.“ Sophie hört das leise einrasten der Tür, sieht auf und lächelt ihren Dad an. „Nutzen wir die Zeit von hier abzuhauen?“ Sie schluckt und macht sich kleiner bei seinem Blick. „Das war doch nur Spaß.“ In vier Tagen darf sie erst aus dem Krankenhaus. „Ich will nach Hause, hier bin ich ganz alleine.“ Sie kann sein Schmunzeln sehen, sein näherkommen, den sanften Kuss auf ihre Wange spüren, den sie nicht einmal mehr ausweicht. „Wenn es dir besser gehen würde, hätte ich dich schon längst mit nach Hause genommen.“ Blinzelnd sieht sie auf, hat er etwa dieselbe Idee, wie sie gehabt? Glucksend lehnt sie sich an, lauscht unter dem dünnen Hemdstoff seinem Herzschlag, spürt das auf und ab seines Brustkorbs, nimmt seine Wärme wahr, was sie beruhigt. „Derek und Nicky haben recht mit dem was sie über uns sagen. Wir sind uns ähnlicher, als uns früher bewusst war. Aber ich war schon immer ein Papakind, auch, wenn ich eine Zeitlang zwei Papas hatte.“ „Wen von deinen beiden Papas hast du denn lieber?“ Sie rollt mit den Augen, darauf würde sie garantiert nicht antworten. „Keine Antwort, werter Herr Vater, diese Antwort verweigere ich zu meinen Gunsten.“ Bei seinem skeptischen Blick kann sie sich ein unterdrücktes glucksen nicht verkneifen. Sie weiß selbst, wie sehr sie ihre beiden Väter liebt, leider ist ihr Papa ja nicht mehr da, umso mehr hängt sie nun an Scott, ihren Dad. „Ich hab dich sehr lieb, mehr sage ich nicht dazu, sonst kitzelst du mich nur wieder durch.“ Ohne die Infusion in ihrem Arm kehrt die Wärme zurück, auch, wenn sie aufpassen muss, dass ihr Kreislauf nicht zusammen sackt, so genießt sie es sichtlich sich an ihren Vater zu kuscheln. „Ich weiß doch sowieso, wie sehr du uns liebst.“ Ihr Blick wird nachdenklich, so ganz ist sie nicht über den Tod ihres Papas hinweg. „Ich vermisse Papa oft, er dir fehlt ja auch, nicht nur ich habe Fotos mit ihm, du hast in deinem Arbeitszimmer ein Foto von euch beiden stehen.“ Ihr Blick richtet sich gegen den Boden, als ihr etwas dort keine zwei Meter neben dem Tisch ihre Aufmerksamkeit erlangt lässt sie sich von seinen Schoß rutschen, geht die zwei Schritte um das Papier aufzuheben, welches zu stabil für einfaches Papier ist, auf dem unten etwas geschrieben steht.. »Mein Lieblingsbild von meinem kleinen Engel und meinem besten Freund.« Sie erkennt die Handschrift ihres Papas und dreht das Foto um und betrachtet die Aufnahme ehe sie schlucken muss. Auf dem Foto ist Sophie mit Scott abgebildet, aber an ihrem Aussehen würde sie sagen, da war sie fünf oder sechs Jahre alt, während sie ihre linke Hand um Scott hat, ist ihre rechte Hand geöffnet und voller Wassertropfen, die man über das Bild verteilt sieht, derweil lächelt sie dem Fotografen offen entgegen, unterdessen umarmt Scott sie und lächelt wie sie zum Fotografen. Der Hintergrund und ihre nassen Haaren lassen sie vermuten, dass sie da am Strand waren. „Sophie?“ Sie beißt sich auf die Unterlippe, unterdrückt die hochkommenden Tränen, als sie sich umdreht und zurück zu ihrem Dad geht. Bei ihm reicht sie ihm das Foto. „Das ist Papas Lieblingsbild von uns, das steht zumindest hinten drauf.“ Nun beobachtet sie ihn dabei, wie er sich das Foto ansieht und sie schmunzelnd wieder auf seinen Schoß zieht. „Ich mag das Foto auch und er hat sein Hobby mit Begeisterung ausgelebt, erinnerst du dich daran, wie oft er die Kamera in den Händen gehalten hatte?“ Sie neigt den Kopf. „Fast immer, egal wo wir waren, die Kamera musste mit.“ Darüber gluckst sie ein wenig, aber durch die ganzen Fotos kann sie wenigstens ihren Papa noch sehen. Sie lehnt ihren Kopf an Scott, spürt den Stoff seines Hemdes, hört das stetige Schlagen seines Herzens und dann sanfte heben und senken seines Brustkorbes, während er atmet. Früher hat sie sich oft genauso an ihn gekuschelt und noch viel mehr an ihren Papa. „Ich weiß nicht einmal, wie er gestorben ist. Die haben mir das nicht gesagt, nur das er bei einem Verkehrsunfall gestorben sei.“ In ihrem Augenwinkel sieht sie, wie Scott sich auf die Unterlippe beißt und irgendwo an die Wand hinblickt. Sanft legt sie ihre Hand an seine Wange, sodass er sie ansieht, aber sie traut sich nicht nachzufragen, ob er weiß, wie Hendrik gestorben ist, da Scott damit selbst noch zu kämpfen hat. „Ich hätte nicht auf solche Gedanken kommen sollen, tut mir leid.“ „Es ist verständlich, dass du es wissen willst, aber vielleicht ist es besser, wenn wir nicht wissen, was genau passiert ist. Ich selbst weiß nur, dass es nicht seine Schuld war und dass er auf dem Heimweg war.“ Nun beißt sich Sophie auf die Unterlippe, ist zurück versetzt an dem Nachmittag, wo ihr Papa Frühs ihr noch versprochen hatte, dass er abends wieder da sein würde. Aber dazu kam es nicht. „Ich weiß gar nicht mehr, wieso Papa weggefahren war, wenn er Zuhause geblieben wäre, wäre nichts passiert.“ Ihr Kinn wird sanft ein Stück angehoben, sodass sie Scott ansehen muss. „Was ist das Beste an deinem Papa gewesen?“ Sie blinzelt über diese Frage, die sie wohl ablenken soll, aber lange muss sie nicht überlegen. „Alles!“ Augen verdrehend schmunzelt Scott sie an, was sie glucksen lässt. Noch einmal denkt sie über ihren Papa nach. „Ich glaube sein Lachen … seine Art und Weise, wie er immer gut gelaunt war und nie lange böse auf mich sein konnte, wenn ich etwas angestellt hatte, ebenso seine endlose Geduld, ich habe ja doch einiges angestellt und ihm Sorgen bereitet.“ Sie lässt den Kopf hängen und lehnt sich traurig an Scott. „Ich merke erst jetzt, wie vieles sich mit dir wiederspiegelt und ich war so fies zu dir, obwohl du selber so sehr darunter gelitten hast, weil dein bester Freund nicht mehr da war. Es tut mir leid.“ Ihr laufen Tränen die Wangen hinab, die ihr weggewischt werden. „Hey nicht weinen, ich mag es nicht, wenn du weinst.“ Erneut hebt sie ihren Blick, sieht seine eigenen Tränen, die still hinablaufen, ihr trauriger Blick wird schmollend, sie mag es nicht, wenn er weint. „Hör selber auf zu weinen.“ Sie wischt ihm mit den Fingern sanft über Augen und Wangen, aber da er nicht aufhören will zu weinen, schiebt frech grinsend ihre beiden Hände unter sein Hemd um ihn durch zu kitzeln. An seinem Gesichtsausdruck sieht sie, wie er es sich verkneift zu lachen, aber so einfach gibt sie nicht auf, sie würde nicht aufhören, schließlich hört sie ihn ausgelassen lachen und bevor er ihr vom Stuhl fällt, hält sie ihren Vater fest. Frech grinsend sieht sie, wie er sich die Lachtränen wegwischt. „Freches Kind.“ Schultern zuckend nimmt es Sophie hin, sie hat ihn lange nicht mehr lachen gehört, ihr hat es gar gefehlt. „Nächstes Mal mache ich das Zuhause, dann kannst du wenigstens nicht vom Stuhl fallen.“ Bereits bei seinem Grinsen weiß sie, dass er wohl eher sie gnadenlos durchkitzeln wird. Tief Luft holend lehnt sie sich wieder an ihn. „Ich hab dich lieb.“ „Dafür hast du mich eben, aber ganz schön durchgekitzelt, du frecher kleiner Engel.“ Grinsend sieht sie nach oben und küsst ihren Dad auf die Wange, in dem Moment geht die Tür auf und Sophie löst sich etwas von Scott, da die Krankenschwester das Abendessen bringt. Sie weigert sich ihren Dad gehen zu lassen, nur weil die Besuchszeit vorbei ist. Ihr Blick schweift zu dem Teller Suppe und den zwei Scheiben Brot, soviel zu richtigem Essen bekommen. „Es tut mir leid, aber ich muss sie bitten zu gehen, die Besuchszeit ist vorbei.“ Böse funkelt Sophie die Krankenschwester an, während sie Scott umarmt und nicht gehen lassen will. „Ihre Tochter scheint sie sehr zu lieben.“ Sophie ist es egal, dass ihr Dad wegen ihrem Blick schmunzelt, sie will ihn nicht gehen lassen. Sanft wird sie von ihm auf die Stirn geküsst, was sie nicht davon abhält ihn zu umarmen. „Ich bin doch morgen Nachmittag wieder hier.“ Grummelnd und murrend sieht sie auf. „Aber ich lasse dich nicht gehen.“ Sein Schmunzeln lässt sie beinahe schmollen und als ihr etwas ins Ohr flüstert schmollt sie wirklich. „Ich habe dich lieb, mein sturer kleiner Engel, aber sei doch wenigstens einmal brav.“ Nun zieht Sophie einen Flunsch und bekommt den Kuss auf ihrer Wange erst gar nicht mit. „Bin ja nur so stur, wie mein Vater.“ Welchen sie nicht einmal aufstehen lässt, seufzend beobachtet die Krankenschwester das. „Sie haben fünf Minuten, dann bitte ich sie das letzte Mal zu gehen, auch, wenn es ihrer Tochter schwer fällt, es gehört zu der Hausordnung des Hospital.“ Die Schwester geht aus dem Raum, um weiteren Patienten das Abendessen zu bringen. Seufzend lässt Sophie ihre Arme um Scott sinken, wenn sie ihn gehen lässt, ist sie wieder allein und nach dem Abendessen würde sie wieder an dem Tropf und dem Schlafmittel hängen, nur damit sie schläft. „Ich will nach Hause.“ An ihrer Stirn kann sie wieder die warmen Lippen ihres Vaters spüren, wie er ihr überm Rücken streicht. „Na komm iss erst einmal und in ein paar Tagen nehme ich dich wieder mit nach Hause.“ Den Mund zur Seite verziehend, dreht sie ihm den Rücken zu, als sich dem Teller Gemüsesuppe und den Brotscheiben zuwendet, widerstrebend isst sie halt die Suppe und beißt vom Brot ab. Widerwillig lässt sie ihn nach dem Abendessen nach Hause, als er nicht mehr zu sehen ist, senkt sie traurig den Kopf blickt zu dem leeren Teller auf dem Tisch, nimmt sich ihren Ipod von diesem und steckt sich die Kopfhörer in die Ohren hört so die letzte Zeile desselben Lied wie zuvor. Cause I'll die without you tonight Kapitel 39: Mehr Glück als Verstand ----------------------------------- Schon beinahe gelangweilt lässt sie ihre Beine vom Bett herunter baumeln, während der behandelte Arzt und eine Krankenschwester mitschreibt, was er ihr erklärt, ihre Diagnose und die Anweisungen, an die sie sich halten soll, da ihre Werte soweit normal wieder sind, sieht der Arzt keinen Grund das sie noch länger im Krankenhaus bleiben muss. Nur soll sie sich an die Anweisungen halten! Sie lächelt zaghaft. „Ich werde mich schon daran halten.“ Seitdem sind Stunden vergangen und am Nachmittag liegt ihre Tasche gepackt neben dem Tisch, und sie selbst sitzt wie auf heißen Kohlen auf ihrem Krankenbett, während sie ungeduldig auf Scott wartet, der sie endlich mit nach Hause nehmen darf. Bis dahin verbringt sie die Zeit mit Musik hören, wippt im Takt der verschiedenen Lieder, und endlich sieht sie durch das kleine Fenster in der Tür Scott und grinst. Er ist noch nicht mal bei ihr, als sie sich im nächsten Augenblick aufs Bett stellt und ihm in die Arme springt, sodass er sie auffängt, aber gefährlich nach hinten taumelt. „Du ungeduldiges Kind.“ Sie kichert in seinen Armen und will sich von ihm lösen, nur spürt sie im nächsten Moment seine Lippen auf ihrer Wange, sodass sie ihm grinsend ebenfalls einen Kuss auf die Wange drückt. „Hey Daddy, dieses Mal darfst du mich wieder mit nach Hause nehmen.“ „Na ein Glück, ohne dich war es nämlich langweilig.“ Wieder auf ihren eigenen Beinen stehend wird sie erst einmal gemustert, was sie den Kopf schief legen lässt. „Stimmt was nicht?“ Als er ihr überm Kopf streicht und sie auch festhält, kommt es ihr komisch vor. „Die Ärzte haben mir erzählt, was mit dir ist, bitte halte dich an die Anweisungen, also brav sein kleiner Engel.“ Sie verschränkt die Arme vor der Brust und schmollt. „Diese Anweisungen nerven aber.“ „Sophie.“ So wie er ihren Namen in die Länge zieht, grummelt sie vor sich hin, da wird er ihr keineswegs nachgeben, da es um ihre Gesundheit geht. „Ja gut, ich werde brav sein, aber können wir endlich gehen?“ Bevor sie die Tasche auch nur berühren kann, hat er sich die Tasche schon genommen und geschultert, ein Blick sagt ihr, das er kein aber duldet. „Dickschädel.“ „Bist selbst einer.“ „Na von wem ich das wohl habe?“ Sie lässt herausfordernd die Augenbrauen auf und ab wippen. „Keine Ahnung wen du meinst.“ Ihr rutscht ein Glucksen heraus, sieht sich aber noch einmal im Zimmer um, dass sie nichts vergessen hat. „Na alles dabei?“ Sie zieht die Lippe zur Seite und sieht ihn an, neben ihm legt sie ihre Hand in seine. „Jetzt schon.“ Nun schmunzelt, gluckst und schüttelt er gleichzeitig über sie den Kopf und zieht sie an sich. „Du bist ja wirklich anhänglich.“ „Bin ich schon früher gewesen, außerdem kennst du mich doch.“ Im nächsten Moment zieht sie ihn mit sich aus dem Zimmer über den Gang in Richtung Fahrstuhl. Im Fahrstuhl ist sie ungeduldig, kaum öffnen sich die Türen des Fahrstuhls zieht sie ihn weiter mit sich und schaut nach dem Schild mit dem Parkplatz. Draußen schaut sie wo es genau zum Parkplatz geht, im nächsten Moment bleibt Scott nicht nur stehen, sondern zieht sie zurück. Irritiert von seinem Handeln bemerkt sie im nächsten Augenblick den Rettungswagen, der an ihnen vorbei rast und zur Notaufnahme fährt. „Ich sehe dich irgendwann noch unter einem Auto liegen.“ „Den habe ich gar nicht bemerkt.“ Sie spürt sein Grummeln im Rücken, seine Arme liegen um ihren Bauch, seufzend senkt sie den Kopf. Beinahe hätte sie das vom Englischkurs erwähnt, wo sie ganz knapp vorm Land Rover saß, aber das würde ihn nur verletzen, daher legt sie ihre Hand wieder in seine und bleibt dich neben ihn, wenig später sieht sie den schwarzen Wagen aufblinken, wo sie auf die Beifahrerseite geht um einzusteigen, während Scott die Tasche in den Kofferraum packt. Nur hält sie inne, als etwas auf dem Boden vor ihr liegt und sie es aufhebt. „Sophie?“ Bei Scotts Stimme vom Kofferraum blickt sie zu ihm. „Was machst du da?“ Ein schwaches Lächeln zeichnet sich auf ihren Lippen ab, als sie ihm den Dollarschein zeigt. „Der lag hier neben dem Auto, darf ich den behalten oder muss ich den abgeben?“ Mit einem Kopfschütteln kommt er auf sie zu. „Du hast manchmal mehr Glück als Verstand, das ist doch eh nur eine $1-Note.“ „Nein, das ist eine $10-Note, hier, da ist eine Null nach der Eins.“ Sie hält ihm praktisch den Schein unter die Nase, wobei Scott mit den Augen rollt und sie eindringlich ansieht. „Los einsteigen, sonst nehme ich dir den weg.“ Schnell steckt sie den Schein gefaltet zu ihrem Ipod in ihre Hosentasche. „Traust dich ja doch nicht.“ „Kaum aus dem Krankenhaus bist du wieder frech zu deinem Vater. Los einsteigen, die anderen warten immerhin Zuhause auf uns.“ Um ihn zu besänftigen umarmt sie ihren Dad, und steigt schließlich ein und lässt sich in den gewohnten weichen Ledersitz sinken. Dieses Mal verspürt sie auf dem Weg nach Hause das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Ihr Blick schweift nach links, nur verzieht sie skeptisch den Mund, als sie die Miene ihres Dad sieht. „Habe ich dich wirklich verärgert oder wieso schaust du so?“ „Ach was, ich kenne dich doch, aber ich mache mir Sorgen um dich.“ Nachdenklich reibt sie sich über Stirn und Augen, zwar kann sie es ja verstehen, dass er sich Sorgen um sie macht. „Nicht mal Papa hat sich ständig solche Sorgen um mich gemacht.“ Neben ihr kann sie ein Glucksen hören, sodass sie auf und nach links sieht. „Ich verrate dir was, er war sogar schlimmer, als ich es jetzt bin. Hendrik hätte dich des Öfteren verlieren können, und hat dich sogar das ein oder andere Mal verfolgt, nur um sicherzugehen, dass es dir gut geht.“ Mit offenen und sprachlosen Mund sieht sie zu ihm. „Ernsthaft?“ „Ja, ernsthaft, er war immer sehr besorgt um seinen kleinen Engel.“ Sie sieht diesen Ausdruck in seinen Augen, sodass sie näher zu ihm rückt, als er mit den Augen zu ihr sieht, schmunzelt sie. „Dafür, dass er so schlimm gewesen sein soll, bist du nicht wirklich besser.“ Sie lässt sich glucksend in den Sitz sinken. „Ich möchte selbst nie wieder dieses Gefühl spüren dich jeden Moment zu verlieren.“ An der nächsten roten Ampel stupst sie ihn an, mit beiden Händen an den Ohren und einem Schmollmund macht sie einen auf Fisch, wodurch er losprustet und lachen muss. „Sophie lass das.“ Nur denkt sie gar nicht daran damit aufzuhören, er soll sich keine Sorgen um sie machen, aber als die Insassen aus dem nebenstehenden Auto zu ihnen sehen, hört sie doch auf. „Na gut dann was anderes … Eh du oller Schmollmund, weißt du was du tun musst, wenn du schmollst?“ Im nächsten Moment landet Scotts Kopf am Lenkrad. „Wag es dir diesen Fisch nachzumachen!“ Sie holt Luft und legt los. „Einfach schwimmen … einfach schwimmen, schwimmen, schwimmmmmeeeennnn.“ Sophie lässt sich nicht beirren und macht dazu noch Schwimmbewegungen, neben ihr hält sich Scott den Kopf in der Hoffnung, dass die Ampel schneller auf grün schaltet, denn die im Nachbarwagen lachen bereits über Sophies Verhalten. „Womit habe ich das nur verdient?“ Grinsend sieht Sophie zu ihm und fängt von vorn an. „Sophie nein … ich bin doch nicht dieser Clownfisch… Sophie bitte.“ „Einfach schwimmen, denn wenn du schwimmst ist die Welt okay… “ „Na super jetzt kriege ich das nicht mehr aus dem Kopf.“ Mit einem unterdrückten Glucksen sieht Sophie zu ihm, wobei er ihr überm Kopf streicht. „Freches Mädchen.“ „Aber es hat geklappt du schmollst nicht mehr.“ Endlich schaltet die Ampel auf Grün, sodass sie weiter fahren können. „Ja, aber dafür bekomme ich dieses Lied nicht mehr aus dem Kopf.“ „Ich lasse mir heute die Laune nicht verderben.“ Sie holt tief Luft und beruhigt sich langsam wieder, lehnt dabei grinsend den Kopf an das Leder des Sitzes und sieht zu ihm, während sie beobachtet, wie er immer wieder zu ihr blickt. „Ich habe meinen Daddy lieb… ganz doll!“ „Versuchst du dich einzuschleimen?“ Sie verzieht den Mund. „Dann sage ich es dir halt nicht mehr, dass ich dich lieb habe, Hendrik hat mich immer danach weggefangen und umarmt.“ „Geht schlecht ich sitze am Steuer und vor uns sind Autos, und einen Unfall wollen wir ja nicht bauen.“ „Auch wieder wahr, aber wieso bist du im Krankenhaus so anhänglich gewesen?“ „Wer hat mich, denn nicht gehen lassen wollen?“ Sie zuckt mit den Schultern und sieht nach oben und überlegt. „Wenn ich mich richtig erinnere, war ich schon immer gerne bei dir, nur sind die meisten Erinnerungen verschwommen, aber eines hat sich nicht geändert, du bist noch genauso warm wie früher.“ „Das war eher Hendriks Schuld, er hatte dich hochgehoben und schon hatte ich dich in meinen Armen.“ „Und danach hattest du mich immer am Hals hängen, fand das bei deiner Rede zur Hochzeit nämlich komisch, weil ich eher an dir hänge, als du an mir.“ Er gluckst neben ihr. „Ich war kurz vorm umfallen, da war es mir egal, wer an wem hängt.“ „Na ein Glück bist du nicht umgefallen.“ Sie grinst zu ihm und sieht, wie er den Wagen vor der Garage hält, sodass sie sich nach dem ab gurten zu ihm beugt, und ihm einen Kuss auf die Wange drückt. „Hab dennoch meinen verrückten Vater lieb.“ Sie grinst frech und streckt ihm die Zunge heraus und sieht seinen finsteren Blick. „Du wolltest brav sein, schon vergessen?“ „Ich bin immer brav.“ Sie öffnet die Autotür und steigt grinsend aus, während Scott noch ihre Tasche aus dem Kofferraum holt, ist sie schon an der Tür und schließt sie auf. Lächelnd betritt sie das Haus, schlüpft aus ihren Schuhen und geht den Flur Richtung Wohnzimmer, wo ihr ein kleiner Blondschopf von der Couch hüpfend entgegen gerannt kommt und sich Leas Arme um sie legen, nur fällt sie durch den Schwung beinahe um. „Du bist wieder gesund ja?“ Schmunzelnd sieht sie ihre kleine Schwester an, streicht dieser über dem blonden Schopf und nickt. „Ich bin wieder gesund, nur bitte renn mich nicht immer um, okay?“ „Ich werde es versuchen.“ Beide Grinsen darüber, nur beobachtet Sophie, wie sich Jan etwas aus den Augen wischt und schnell wegsieht, als sie zu ihm sieht. Grinsend geht sie zu ihrem kleinen Bruder, zieht ihn in ihre Arme um und umarmt den Jüngeren. „Hey Großer, alles okay bei dir?“ Sie sieht diesen gespielten Flunsch von ihm, seine Augen sind leicht rötlich unterlaufen und verraten ihn, schmunzelnd gibt sie ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange, was ihn sichtlich überrascht und verlegen erröten lässt. Nun richtet sich ihr Blick zu der Person, die auf der Couch sitzt, welche sie zaghaft anlächelt, sogleich dreht sie den Kopf stur zur Seite, seine aufgeplatzte Lippe sieht nicht mehr schlimm aus, aber ansonsten beachtet sie ihren Cousin nicht. Auf den Weg nach oben, sieht sie den Blick von Scott, der zwischen ihr und Niclas hin und her blickt, aber da geht sie vorangehend an ihm vorbei nach oben. In ihrem Zimmer setzt sich Sophie erst einmal auf ihr Bett, es hat sie verunsichert Niclas auf der Couch sitzen zu sehen, hätte er sie wenigstens einmal besucht, wäre sie ihm nicht einmal mehr böse, aber so weiß sie nicht, was sie nun von ihm halten soll. Ein Seufzen verlässt ihre Lippen, als sie vom Bett aufstehen will, schwankt sie einen Moment bis sie sich wieder gefangen hat. Gemächlich geht sie an ihre Kommode und macht sich dort auf die Suche nach frischen Klamotten, sodass Unterwäsche, ein weites Shirt und eine bequeme Jogginghose erst einmal auf ihren Teppich landen, wo sie noch ein großes Handtuch drauffallen lässt. In das Handtuch legt sie ihre Sachen und rollt es etwas ein, als es an der Tür klopft seufzt sie leise. „Come in.“ Sie dreht sich zu der geöffneten Tür und sieht so ihren Dad, als er im Türrahmen stehen bleibt, wird sie skeptisch. „Bist du noch immer wütend auf ihn?“ Ihre Augen huschen zur Seite, kurzerhand nimmt sie ihre Sachen und geht an Scott vorbei. „Es wäre alles okay, wenn er mich wenigstens besucht hätte, aber so, nein. … Ich bin eine Weile im Bad.“ Hinter ihr seufzt Scott und sie geht den Flur runter, an den Zimmern von Jan und Lea, und dem Schlafzimmer vorbei, zum Badezimmer. Dort sieht sie vorsichtshalber nach, dass keiner drin ist, sodass sie hinein geht, die Tür verriegelt und ihre Sachen auf die Ablage legt, nur das Handtuch hängt sie an die Seite der großen Duschfläche, ihre Kleidung zieht sie sich aus und lässt sie direkt in die Wäschebox fallen, bevor sie ausgiebig und lange duschen geht. Angezogen verlässt sie nach mehreren Minuten unter dem heißen Wasserstrahl das Badezimmer, wo ihr eine Dampfwolke hinaus folgt. Kaum im Flur bemerkt sie wie sich alles zu drehen beginnt und sie sich an der Wand festhält um nicht umzufallen, als einen weiteren Schritt setzt taumelt sie stark in Richtung Boden. Im nächsten Moment wird sie aufgefangen und festgehalten, als sie erkennt, wer sie da aufgefangen hat, grummelt sie, und richtet sich auf. Noch immer merkt sie, dass sie nicht auf der Höhe ist, sie hätte nicht so heiß duschen dürfen, und ausgerechnet ihr Cousin muss sie auffangen. „Hey alles okay bei dir?“ Schweigend löst sie sich von ihm, geht weiter in ihr Zimmer, dort dreht sie sich um, nur um festzustellen, dass Nicky hinter sich die Tür schließt. Murrend steht sie ihm gegenüber. „Was willst du?“ Ohne eine Antwort kommt er näher auf sie zu, sodass sie grummelnd rückwärts läuft und schließlich mit dem rechten Fuß an das Bett stößt, aber durch das hin und her sehen ist ihr viel zu schnell schwindelig geworden. Um das Schwindelgefühl zu lindern greift sie sich an den Kopf, aber so kann sie ihn nicht daran hindern, dass er sie umarmt und an sich drückt. „Ich will mich bei dir entschuldigen, bitte verzeih mir und sei nicht mehr wütend auf mich.“ Ohne eine Wirkung versucht sie ihn von sich fortzustoßen. „Lass mich los.“ Mit seinem Schritt nach hinten, dem loslassen kippt sie kurzerhand gegen ihn und knallt mit dem Kopf gegen seine Brust. Erneut liegen seine Arme um sie, sodass sie sich aufrichtet und ihn von sich schiebt, sieht dabei seinen verletzten Gesichtsausdruck, und wie seine Lippen zittern. „Bitte hasse mich nicht.“ Sie dreht den Kopf zu ihm, hebt die rechte Hand und schnipst ihn kurzerhand gegen die Stirn. Seine Miene wird niedergeschlagener, während er sich über die Stelle reibt, diese Berührung kommt einer Ohrfeige gleich, zeitgleich lässt Sophie die Hand sinken, sieht weg, und reibt sich etwas an der rechten Armbeuge. „Ich hasse dich nicht, ich bin wütend, weil du mich nicht einmal besuchst hast. Immerhin gehören wir zur selben Familie, da hätte ich das wenigstens erwarten können, dass du mich besuchen kommst.“ Sie sieht zu Nicky, beobachtet wie sich seine Mimik verändert. „Du hasst mich also nicht?“ Er klingt überrascht, was sie knapp mit Kopf schütteln beantwortet. „Ich habe dir doch eben gesagt, dass ich dich nicht hasse. Aber wieso hast du mich nicht einmal im Krankenhaus besucht?“ Nun sieht er sie verlegen, geradezu eingeschüchtert an. „Ich wollte dich ja besuchen, aber Paolo hat mir gedroht, wenn ich mich dir auch nur nähere, würde er mir nicht nur ins Gesicht schlagen.“ Sophie sieht entsetzt ihren Cousin an, sieht zu seiner aufgeplatzten Lippe. „Dabei hast du gesagt, du hättest keine Angst vor meinen Freund.“ „Eigentlich habe ich die auch nicht, aber der war die letzte Zeit über seltsam drauf, da habe ich es lieber nicht riskiert nochmal was abzukriegen.“ Vorsichtig und sanft legt sie ihre Hand an seine Wange, streicht über die Stelle, wo sie dagegen geschnipst hat, bevor sie nach unten wandert und über seine Lippen streicht. Ihr Blick wandert hinauf zu seinen Augen, sieht diesen seltsamen Ausdruck darin liegen, so als würde er ihr nicht vertrauen. „Ich bin dir nicht mehr böse, es tut mir Leid, dass du wegen mir von Paolo geschlagen wurdest und dass du Angst um mich hattest.“ Sehr spontan zieht sie ihn an seinem Shirt etwas nach unten und küsst ihren Cousin auf die Wange. „Danke, dass du mich gerettet hast.“ Verlegen sieht sie in eine Ecke ihres Zimmers, zu spät bemerkt sie, wie er ihr näherkommt und sie ebenfalls auf die Wange küsst. „Ich bin froh, dass du wieder da bist, aber geht es dir wirklich besser?“ Ihr Blick schweift langsam zu ihm hinauf, während er ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr streicht, seufzend sieht sie weg, immerhin hat er es im Flur und in ihrem Zimmer bemerkt. „Ich soll mich noch schonen und es ruhig angehen lassen, ansonsten bin ich wieder gesund. Nur wäre es schön zu wissen, dass du mich nicht ständig so ansiehst.“ „Wie schaue ich dich denn an?“ „Wie ein verliebter Vollidiot.“ Sie kann sich diese Bezeichnung nicht verkneifen und verschränkt die Arme vor der Brust, und lässt ihn glucksen, sodass sie mit den Augen rollt, sich umdreht und versucht ihn zu ignorieren. „Und mit so einem bin ich auch noch verwandt.“ Grummelt sie leise daher und lässt sich genauso murrend von ihm umarmen, aber als er sie erneut auf die Wange küsst, knurrt sie ihn drohend an. „Nicky, lass es.“ Sein Kopf ruht auf ihrer Schulter, im Augenwinkel sieht sie, wie er sie beäugt. „Es gibt da noch etwas, was du wissen solltest. Mr. Salobré hat ein paar Rollen getauscht, da Paolo so wütend und aggressiv war, hat ihm der Lehrer die Rolle des Romeos entzogen, zwar darf er noch dabei sein, aber nun wird er Tybalt und Graf Paris spielen.“ Bei seinen Worten zuckt sie zusammen, als ihr bewusst wird, was das bedeutet. „Wer spielt nun Romeo?“ Sie beißt sich auf die Unterlippe, sie kann es sich bereits denken, wer den Montague spielen wird. „Er steht hinter dir, liebste Juliet.“ Grummelnd lässt sie den Kopf hängen und greift sich an den Kopf. „Ja super und wie stellt sich Mr. Salobré das vor, soll ich meinen Cousin vor den Augen meines Freundes und unserer Familie küssen?“ Sie spürt im Rücken das Schultern zucken von Nicky. „Paolo hat seine Chance, als Romeo verspielt, er kann froh sein, dass er überhaupt noch mitmachen darf, er hätte beinahe deine Zweitbesetzung geschlagen, woraufhin ein paar der Jungs dazwischen gegangen sind.“ Augenreibend muss sie das erst einmal verarbeiten. „Nur um das kurz zusammen zufassen, weil Paolo sich nicht benommen hat, spielt er nun Tybalt und Paris, und du Romeo, aber ob ich damit einverstanden bin, ist da wohl egal.“ Bei dem Versuch sich aus der Umarmung zu lösen, schwankt sie zur Seite, als die Arme um sie verschwinden und sie sogleich wieder um ihren Körper liegen und ihr Kopf ein paar Sekunden nach unten gekippt ist. „Hey nicht umfallen, sonst hole ich Scott.“ Sie hebt den Blick, sieht so sein Grinsen, welches sie letzte Woche in Musik gesehen hat, dieses Mal fällt ihr auf, dass er dadurch gar niedlich wirkt. Mit einem leisem seufzen lehnt sie sich an Niclas, der sie stärker festhält. „Ich weiß nicht, ob mich Dad morgen zur Schule lässt, wenn ich dauernd noch wegkippe, aber ich habe schon vier Tage verpasst.“ „Wegen den Mitschriften kann ich dir auch helfen, wir haben viele Kurse zusammen und viel hast du noch nicht verpasst.“ Vorsichtig versucht sie sich von ihm zu lösen, dieses Mal schwankt sie nicht dabei, sodass sie von ihm zum Schreibtisch geht, und vor dem Möbelstück bleibt sie stehen. „Wissen unsere Väter, welche Rollen wir beim Stück spielen?“ Sie sieht nicht zu Nicky, hört aber, wie er auf sie zukommt. „Also bisher weiß nur mein Dad, welches Stück wir spielen werden, bei Scott müsstest du es ihm sagen, da ich nicht weiß, ob meiner es deinem schon gesagt hat, aber wieso fragst du?“ Ein fieses Grinsen zeichnet sich in ihrem Gesicht ab, als sie sich halb herum dreht, woraufhin Nicky ebenfalls grinst. „Verstehe, du willst ihnen nicht sagen, dass wir die Hauptrollen spielen.“ Sie nickt entschlossen. „Ich will wenigstens einmal die beiden entsetzt sehen.“ Sie gluckst leicht, bemerkt im nächsten Moment das schmerzhafte ziehen in ihrer Brust, sodass sie das Gesicht verzieht und sich an die Hand auf die Brust legt. Sie bemerkt, wie ihm das Grinsen vergeht und er sie besorgt ansieht. „Hey, alles okay?“ Sie nickt knapp, und sucht in einem Seitenfach der Tasche etwas, was den Schmerz lindern wird, und findet sie die richtigen Tabletten, sodass sie die Dosis aus dem Blister löst, sich in den Mund legt, und mit der Flasche Wasser neben ihrem Schreibtisch die unangenehme Tablette hinunter spült. „Was sind das für Tabletten gewesen?“ Das ziehen schwächt ab, sodass sie zu Nicky sieht. „Ist doch nicht so wichtig.“ Sie will aus ihrem Zimmer, als sie bemerkt, dass Niclas sich die Tabletten ansieht, ist sie schnell aus ihrem Zimmer, bevor er ihr Fragen stellen kann. Unten im Flur hört sie, Nicky die Treppe hinunter kommen, sodass sie seinen Blick sieht, als sie ihren Blick im Wohnzimmer schweifen lässt, so schmunzelt sie, als sie draußen im Garten ihren Dad im Pool schwimmen sieht. Sie geht hinaus, wo sie sich an den Pool stellt, wo sie die Stoppuhr aufhebt und die Zeit stoppt, als er es tun wollte. Kopfschütteln sieht sie zu ihm hinab und hockt sich vor ihn. „Also da musst du echt noch etwas besser werden, wenn du mich besiegen willst.“ Sie sieht sein Schmunzeln. „Wieso sollte ich meine Tochter besiegen wollen?“ „Nur um heraus zu finden, wer von uns beiden schneller ist.“ Sein Schmunzeln wird zum Grinsen. „Erst, wenn du wieder fit genug bist, für dich herrscht erst einmal Sportverbot, dass weißt du.“ Schmollend sieht sie Scott an, sie weiß es, aber deswegen mag sie nicht auf schwimmen verzichten. „Auch nicht um nur ein paar Bahnen zu schwimmen?“ „Sophie. Du weißt was die Ärzte wegen deinem Kreislauf gesagt haben, du hast Sportverbot, eine Woche, bis dahin sollte sich dein Herzkreislaufsystem wieder stabilisiert haben, sodass du wieder trainieren kannst.“ Die Arme verschränkend schmollt sie, beobachtet ihn, wie er aus dem Pool kommt und sich abtrocknet, ihr kommt eine Idee. „Darf ich dir dann wieder die Badehose stibitzen?“ Bei seinem Blick nach unten weicht sie zur Terrassentür und flüchtet im Wohnzimmer hinter die Couch, sodass sich Jan, Lea und Nicky zu Sophie drehen. „Was hast du denn gemacht?“ Schmunzelnd sieht Sophie zu Lea, und lugt hinter der Couch hervor, sieht so Scott hineinkommen. „Also dieses Mal gebe ich dir keinen Vorsprung, überlege dir also schnell, was du tust.“ Sie kichert über die Drohung von Scott, der näher kommt, sie weicht grinsend vor ihm zurück. „Och komm schon Dad, so böse bin ich nun auch wieder nicht gewesen.“ Zumindest hofft sie das, denn als sie einen Schritt zu weit nach hinten weicht, hat sich da der Fluchtweg verflüchtigt, rechts war Wand, links der Fernseher, Mitte ihr Dad zu dem sie nervös sieht. „Da ist wohl jemand in der Sackgasse.“ „Du hast dein Wohnzimmer nicht Kinderfreundlich eingerichtet.“ Schultern zuckend wirft er sich Sophie über die Schulter, die schmollend über seine Schulter liegt, bevor sie fallen gelassen wird und mehrmals auf der Couch abfedert, nur verhindert Scott das sie runter fällt. Noch immer über ihr gebeugt, sieht sie, wie fies er sie angrinst, und sie ahnt übles. „Wag es dir!“ Sie versucht wegzurücken, wird aber festgehalten, er lässt ihr keinen neuen Fluchtweg, als sie schluckt verkneift sie sich schon zu lachen. „N-Nicht.“ Gnadenlos kitzelt er sie durch, sodass sie sich vor Lachen auf der Couch hin und her windet. Keuchend und atemlos ist sie nach einigen Minuten froh darüber, dass er aufhört sie durch zu kitzeln. „Mieser Dad.“ Schluckend weicht sie aus, als er sich zu ihr beugt und sie frech angrinst. „Bist doch selbst schuld, wenn du so frech bist.“ Grummelnd richtet sie sich auf, irgendwann muss ihr wirklich etwas einfallen, um sich für seine Aktionen zu revanchieren. Ihr fallen die Blicke von den anderen auf. „Was denn? Das war früher normal bei uns.“ Sie schmunzelt ihre Geschwister und Nicky an, die sie nur beobachtet haben, wie sie wegen dem durchkitzeln lachen musste. „Es ist nur das erste Mal, dass ich dich lachen gesehen habe.“ Sie sieht zu Nicky und deutet zu Scott in die Küche. „Der da hinten hat mich als Kind ständig durchgekitzelt, vor allem wenn ich etwas angestellt habe oder frech war.“ „Wie lange kennst du Papa denn?“ „Mittlerweile seit etwas mehr als zwölf Jahren, also ziemlich lange.“ Grinsend sieht sie von ihren Geschwistern zu Scott, der in die Küche gegangen ist und selbst schmunzelt. „Jan, Lea, Nicky, ihr könnt euch an den Tisch setzen, es gibt gleich Essen.“ Finster sieht Sophie über die Lehne der Couch, nun vergisst er sie mit Absicht, was sie ihm schmollend übel nimmt. „Die frechen Kinder bekommen heute nichts.“ Nun verschränkt Sophie die Arme vor der Brust und verliert sogleich das Gleichgewicht, mit einem Aufschrei fällt sie von der Couch und liegt am Boden, na wenigstens ist sie nicht gegen den Couchtisch geknallt. Nicky kommt auf sie zu und sieht sie an, nur zieht er skeptisch die Brauen nach oben, Sophies Beine liegen noch auf der Couch und ihr Oberkörper auf dem Teppich. Augen verdrehend sieht sie zu ihrem Cousin. „Hilfst du mir auf?“ Schmunzelnd hilft er ihr auf und umarmt sie kurz. „Ihr habt euch also vertragen, gut.“ Sie setzt sich neben Nicky an den Tisch und sieht den Teller vor sich skeptisch an. „Kann ich nicht etwas Normales haben?“ „Du darfst noch nicht alles wieder essen, deswegen wirst du dich damit zufrieden geben müssen.“ Ablehnend rührt sie in der cremigen Tomatensuppe herum. Sie lässt den Löffel am Rand liegen und sieht nach hinten, ob sie Brot da haben. „Sophie.“ Sie dreht den Kopf zu Scott. „Haben wir Brot da?“ Nachgiebig reicht Scott ihr eine Scheibe Brot, wenigstens nicht nur Suppe, sodass ihr Magen sich mehr an Nahrung wieder gewöhnt. Nur ist ihr Teller schnell leer und die anderen lassen sich nicht beirren mit dem Essen. Flüchtig sieht sie zu Scott, der sie misstrauisch ansieht. „Ich gehe in mein Zimmer.“ Ihren Stuhl zieht sie nach hinten und stellt ihn wieder an den Tisch, auf den Weg nach oben spürt sie die Blicke der anderen im Rücken. Zurück in ihrem Zimmer zieht sie die drei Verpackungen von Tabletten aus der Tasche, und verfrachtet die Verpackungen in eine der Schubladen ihrer Kommoden. Sie hat zwar versucht die Tabletten zu ignorieren, aber danach war sie gut zehn Minuten bewusstlos, dass darf ihr hier nicht passieren, da sich Scott nur Sorgen um sie machen würde. Sie sieht auf den Plan, wann sie welche Tablette einnehmen muss, vorhin hat sie die verspätete Dosis für ihr Herz genommen, bevor sie ins Bett geht muss sie die für ihren Kreislauf nehmen, und die Blutgerinnungstabletten muss sie zum Glück nur Frühs nehmen. „Nur zwei Wochen und dann darf ich wieder normal sein.“ Zwar sagt sie sich das immer wieder, da der Arzt meinte, dass sich bis dahin ihr körperlicher Zustand normalisiert haben wird, aber die Woche Sportverbot stört sie abgrundtief! Ihr Blick schweift zurück zur Tasche, in der sie ihre Unterlagen herauszieht, ihre körperlichen Maße sind ebenfalls darauf geschrieben, bei ihrem Gewicht stutzt sie etwas, weil es nur 45 Kilogramm sein sollen, ihr Normalgewicht war etwas mehr. Seufzend legt sie die Unterlagen weg und kümmert sich um ihre Klamotten, die sie waschen muss. Im Badezimmer trennt sie die Wäsche farblich, nur fällt ihr das gelbe Shirt in der Wäschebox auf, noch immer ist es mit ihrem Blut ruiniert, welches sie sich herauszieht. „Irgendwie muss das doch raus zu waschen gehen.“ Sie nimmt das Shirt und tränkt es erst einmal im Waschbecken, einiges an Blut verschwindet immer wieder im Ausguss, sie hält inne, als jemand ins Badezimmer kommt. „Was machst du da?“ Augen verdrehend dreht sie sich um, und sieht zu Nicky, der offenbar duschen gehen wollte, aber näher zu ihr kommt, und skeptisch zu dem Shirt sieht. „Willst du wirklich versuchen das Blut heraus zu waschen?“ Schultern zucken sieht sie den Dunkelhaarigen vor sich an, als ihr einfällt, dass sein Shirt sicher auch noch so aussieht. „Wo ist dein Shirt von letzter Woche?“ Nun verdreht er die Augen und holt es aus der anderen Wäschebox, sie nimmt sich das Shirt und fabriziert dasselbe, wie bei ihrem. „Du bist echt hartnäckig.“ Sie nimmt sich aus dem Schrank einen der beiden Eimer füllt Wasser hinein, ehe da die Oberteile hinein kommen gibt sie ein Maß von dem Fleckenentferner in den Eimer. „Besser hartnäckig, als ein Haufen Geld in den Müll zu werfen.“ Sie weiß mittlerweile, wie viel allein so ein Shirt kostet und es muss nicht sein, dass sie $40 in den Müll wegen Blutflecken werfen. Den Eimer mit den Shirts lässt sie neben der Waschmaschine stehen, damit es über Nacht wirkt, aber an der Tür bemerkt sie, dass diese verriegelt ist und der Schlüssel fehlt. „Nicky, was soll das?“ Grummelnd dreht sie sich zu ihm, nur um nächsten Moment sich wieder zur Tür zudrehen. „Kannst du dich nicht ausziehen, wenn ich aus dem Bad raus bin?“ Ihre Wangen glühen immer mehr, je mehr sie die Faktoren zusammenzählt, sie ist mit ihrem halbnackten Cousin alleine im Badezimmer, und zwar ohne zu wissen, wo der Schlüssel ist gefangen. Sie schließt die Augen, als er sie zu sich dreht und umarmt, sein Oberkörper ist nackt, mehr will sie nicht feststellen müssen. „N-Nicky lass mich bitte aus dem Badezimmer, das ist schon peinlich genug!“ Dabei lässt sie die Augen geschlossen, ihr ist das nicht nur peinlich, es macht sie richtig nervös zu wissen, dass er halbnackt vor ihr steht, denn wenn er wirklich nackt wäre, würde sie sich die Augen definitiv zuhalten! Er hebt ihr Kinn, sodass sie ihm die Augen sehen muss, während er sie angrinst. „Du bist vielleicht verlegen, dabei wärst du das bei Paolo sicher nicht.“ Da ist sie sich selbst nicht einmal so sicher, da sie noch nicht alleine mit diesem in einem Badezimmer eingeschlossen war! „Gib mir einfach den Schlüssel und lass mich hier raus.“ Ihr Blick wandert nach unten und sie erwischt sich selbst dabei, wie sie seinen Körper entlang mustert, um schnell wieder von seinen Bauchmuskeln wegzusehen, vor allem um nicht zu erfahren, ob er weiter unten noch was trägt oder nicht! Anhand seines Grinsens weiß sie das er ihren Blick bemerkt hat, sodass sie sich auf die Unterlippe beißt. Nervös schluckt sie und versucht ihre Hände an ihrem Rücken zu lassen, die genauso nervös zittern, wie ihr restlicher Körper, als er ihr die Wange küsst. „N-Nicky bitte lass mich hier raus.“ Ihre Stimme zittert nervös, sie kann seinen warmen Atem an ihrem Hals spüren. „N-Nicky lass das.“ Dieses Grinsen von ihm macht sie noch nervöser, sodass sie die Augen schließt. „Hast du etwa Angst vor mir?“ „Ich weiß nicht, was du mit mir vorhast.“ „Ich würde dir nie wehtun, das eine mal hat mir nämlich gereicht.“ Sie öffnet die Augen sieht ihm in die Augen, bemerkt so wie nahe er mit seinen Lippen ihren kommt, bis sie auf ihren liegen. Dieser sanfte Kuss raubt ihr den Atem und fühlt sich zugleich wie ein elektrischer Schlag an, dem sie nicht so einfach wieder entkommen wird. Je länger er sie küsst, umso mehr versucht sie ihm nicht nachzugeben und den Kuss nicht zu erwidern. Als sie dieses Kribbeln spürt kneift sie die Augen zusammen und schafft es sich von seinen Lippen zu lösen. „Du forderst dein Glück ziemlich heraus, wenn du mich so küsst.“ „Wer sollte mich denn aufhalten?“ Sie grummelt ihm entgegen und findet sich sogleich in einem neuen Kuss gefangen, der ihr kaum Zeit lässt zu reagieren. Zu spät realisiert sie, dass sie den Kuss erwidert und sich an ihren Cousin schmiegt. Bevor er sie in einen innigen Zungenkuss verfangen kann geben ihre Beine nach, sodass er sie auffängt, aber Sophies Sicht ist verschwommen, ihr Kreislauf will gerade ganz und gar nicht. „Sophie?“ Sie hängt kraftlos in seinen Armen, kurz davor völlig in die Knie zu sinken. „M-Mein Kreislauf ist in den Keller gesunken.“ Irgendwie war es sogar ihre Rettung, aber es stört sie, nicht aus dem Bad in ihr Zimmer zu können. „Bitte lass mich hier raus, sonst fall ich dir ganz um.“ Dieses Grinsen schon wieder von ihm, dieser Kuss, seine ganze Nähe machen sie nicht nur wegen ihrem Kreislauf schwach, nur kommt sie keinen Meter weit und solange er sie festhält, sie an seiner nackten Brust geschmiegt ist, kommt sie hier nicht raus. „N-Nicky bitte…“ Zu ihrem Kreislaufproblem kommt ein Schwindelgefühl hinzu, ihr wird das gerade alles zu viel. „Gib mir zwei Minuten und bitte fall mir nicht um, sonst bringt mich dein Dad um.“ „Es würde mich nicht wundern, wenn Dad dich in den Pool werfen würde, weil sich Romeo mit seiner Juliet im Badezimmer eingesperrt hat.“ „Als ich klein war hat er das wirklich oft getan.“ Endlich kann sie das entriegeln der Tür hören, nur wird sie von ihm hochgehoben und beobachtet wie er sich im Flur umsieht und praktisch über den Flur schleicht, er setzt sie auf ihren Bett ab und nun versteht sie, wieso er so nervös hin und her gesehen hat. „Hättest halt die Hose anlassen sollen.“ Sie gluckst darüber, als sich Niclas nackt zurück ins Badezimmer schleicht und ihr noch kurz zuzwinkert bevor er darin verschwindet. „Verrückter Kerl.“ Sie reibt sich über die Stirn bevor sie aufsteht um sich die letzte Tablette für den Tag einzuwerfen. Müde und erschöpft sinkt sie in ihr Kissen. Nur bekommt sie kaum ein Auge zu, da sie immer mehr realisiert, wen sie da eigentlich geküsst hat und wen sie damit hintergangen hat. Sie drückt sich das Kissen aufs Gesicht und schreit hinein. Von dieser Sache im Badezimmer darf sie ihrem besten Freund niemals etwas erzählen, sonst ist ihr Cousin nicht nur Hackfleisch, sondern Geschichte. „Das wird morgen eine Katastrophe.“ Sie jammert und wälzt sich im Bett hin und her, bis sie vor Müdigkeit einschläft. Kapitel 40: Nervende Fragen --------------------------- Den nächsten Morgen versucht Sophie Niclas zu ignorieren, sieht so selten wie möglich zu ihm, denn, wenn sie zu ihm blickt grinst er sie an. Geradezu schwer seufzend steigt sie aus dem Wagen, als Scott beide an der Schule absetzt, es ist ihr unbehaglich, dass Nicky sie die ganze Zeit im Auge behält. Doch mehr stört es Sophie nirgends Paolo zu sehen, selbst bei den Spinden ist er nicht an seinem, wo ist er nur? Sie bleibt an ihrem Spint stehen, um ihre Zeichenmaterialien heraus zu nehmen, seufzend nimmt sie die nötigen Sachen, schließt und verriegelt den Spind wieder und geht den Gang hinunter um zum Treppenhaus zu gehen. Auf dem mittleren Absatz bleibt sie stehen, sie wird wie von einem zweiten Schatten verfolgt. „Du hast doch gar kein Kunst, wieso verfolgst du mich?“ Ihr Blick schweift hinter sich zu Nicky, der mit den Schultern zuckt. „Ich habe selbst neben dem Kunstzimmer Unterricht, immerhin findet mein Kurs zum Bau- und Technische Zeichnen dort statt.“ Schwer seufzend geht Sophie weiter, sieht den Kunstraum, aber bevor sie hinein gehen kann, wird sie am Arm festgehalten. „Wenn es dir nicht gut gehen sollte, sage es mir bitte, okay?“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten küsst er sie sanft, was sie durcheinander bringt, da er schon auf dem Weg zum Nebenraum ist. Sophie beißt sich auf die Unterlippe, wie soll sie diesen Tag nur überstehen, wenn Nicky sie sogar hier küsst, in Gedanken versunken tritt sie ins Kunstzimmer und setzt sich an einen der Tische, im nächsten Augenblick klingelt es zur Stunde. Die Stunde sollen sie das zeichnen, was ihnen am liebsten und am Herzen liegt. Sophie senkt ihren Blick auf ihr leeres weißes Papier, was liegt ihr am Herzen? Nicky kann sie ja schlecht an einem Baum hängend zeichnen… Sie schüttelt mit dem Kopf um ihre Gedanken loszuwerden und konzentriert sich ernsthaft nachzudenken, was ihr am Herzen liegt. Neben dem Schwimmen ist es natürlich ihre Familie und ihre Freunde. In Gedanken reibt sich Sophie mit dem Stiftende über die Stirn, sie mag nichts zu privates offen legen, und entscheidet sie sich schließlich für den Atlantik, der ihr mit seiner Artenvielfalt wirklich am Herzen liegt. Immer wieder schließt sie die Augen um in ihrem Bild die Unterwasserwelt vor Las Palmas, mit dem Riff zu zeichnen. Alle Details, der Korallen, die Rifffische landen nach und nach sie auf dem Blatt Papier, als das Ganze soweit als Skizze fertig ist, senkt sie den Blick, sie vermisst ihr Zuhause noch immer. Irgendwann sieht Mr. Slawson der Kunstlehrer in seinem Kittel der über und über volle bunte Farbflecke ist, bei den Schülern vorbei, so auch bei Sophie, nur schweigt er bei ihrem Bild, wie bei vielen anderen auch. Dennoch bemerkt Sophie den Blick des Lehrers, wie dieser sich ihren Block genau betrachtet. Nickend und grübelnd verschwindet der Herr und lässt Sophie allein mit ihrer Zeichnung, die sie als Skizze belässt, da es zur Pause klingelt. Sie macht sich nicht einmal die Mühe ihren Block einzupacken, als sie aus dem Raum geht, lehnt Niclas neben dem Türrahmen, den sie erst ignoriert, aber als er ihren Block aus ihrem Arm zieht und sich die Zeichnung ansieht, sieht sie zu ihm. „Nicht schlecht, du kannst ziemlich gut zeichnen, aber was stellt das dar?“ „Das Riff bei Las Palmas.“ Mit einem finsteren Gesichtsausdruck reißt sie ihm den Block aus der Hand und geht weiter, um ihre Unterlagen für Französisch aus dem Spind zu holen, dummerweise ist das einer der Kurse, den sie mit Nicky und Paolo zusammen hat, die Katastrophe naht herbei, wenn ihr Kreislauf nicht etwas dagegen hätte, kurz vor der Tür schwankt Sophie, sodass Nicky sie festhält. „Hey alles okay?“ Ein paar Sekunden später nickt sie, ihr Kreislauf kehrt langsam wieder zurück, dass sie nicht doch zu Boden sinkt. Nur stört es sie, dass er so dicht neben ihr bleibt und sich sogar neben sie setzt, hingegen suchen ihre Augen nach jemand bestimmtes, aber sie kann Paolo nicht finden. In dieser Stunde schweifen ihre Gedanken immer wieder ab, sie passt nicht einmal auf, ihre Mitschriften sind unvollständig und ihr Kreislauf sinkt wieder in den Keller, ihr war deshalb über Minuten kalt. Nach dieser Stunde wird sie irgendwo mit hin gezogen, findet sich in einer ruhigen Ecke im Gang wieder, vor ihr steht Niclas und versperrt ihr den Weg. „Honey, was ist wirklich mit dir los?“ Wieder kommt keine Antwort von ihr, sie will nicht, dass er sie so nennt, aber ihr Blick ist auf einen Punkt an der Wand irgendwo neben sich gerichtet, sacht wird sie an den Schultern gerüttelt. „Sophie bitte rede mit mir.“ „Mir geht es gut, okay. Wir müssen uns beeilen, gleich fängt der Musikunterricht an.“ Im selben Moment, wo sie an ihm vorbei gehen will, vibriert ihr Handy, sodass sie drauf sieht, den Alarm wegdrückt und aus ihrer Tasche die Tabletten hervorholt und sich zwei heraus nimmt und in den Mund wirft, schon ist sie hinunter geschluckt. „Was sind das für Tabletten?“ Ihr Blick schweift zu ihrem Cousin, der sie finster ansieht, aber erneut gibt sie ihm keine klare Antwort. „Ist doch nicht so wichtig.“ Einen Moment vergisst sie, dass es ja Nicky ist, als sie seine Hand in ihre nimmt und weitergehen will, bleibt er stehen und so rutscht seine Hand aus ihrer, sie blickt nicht einmal zu ihm. „Kommst du mit oder nicht?“ Sie kann seinen Blick sehen, wie er die Hand zur Faust ballt, er sieht gerade wie Paolo aus, wenn dieser wütend ist. „Was sind das für Tabletten, die du da nimmst?“ Seinem Blick weicht Sophie Blick aus und dreht sich wieder um. „Es ist besser, wenn du es nicht weist.“ Mit diesen Worten geht Sophie den Gang hinunter zum Musikzimmer, lässt Nicky so ohne Antwort zurück. Auch wenn sie ihn ratlos und traurig stehen lassen muss sie möchte ihm nicht unnötig Angst machen, hinter ihr kann sie Schritte hören, sodass sie beide gemeinsam und noch rechtzeitig den Raum betreten. Ihr Blick schweift umher und endlich sieht sie die grünen Augen, die sie so sehr vermisst hat, dass sie zu Paolo geht und ihm in die Arme springt, dass dieser sie auffängt und umarmt. „Ich habe dich vermisst. Wieso warst du denn nicht bei Französisch?“ Sein Verhalten und Gesichtsausdruck gefallen ihr ganz und gar nicht, irgendwas muss vorgefallen sein, da er es nicht einmal versucht sie zu küssen. „Paolo. Was ist los?“ Sanft streicht sie über seine rauen Wangen, sieht seinen Blick, folgt diesem und sieht zu Niclas, der sich auf seinen Platz setzt, ihre Lippen zittern nervös, ist noch etwas vorgefallen, als sie im Krankenhaus war oder weiß Paolo, dass von gestern Abend? „Sag mir bitte, was los ist, es macht mir Angst dich so zu sehen.“ Ohne eine Antwort von ihm, lässt Paolo sie runter, setzt sich im nächsten Augenblick auf seinen Platz, sodass sie mit hängendem Kopf zu ihm sieht und sich selbst auf ihren Stuhl sinken lässt. Dem Unterricht folgt Sophie nicht einmal, ihre Gedanken kreisen, wieso sich Paolo so seltsam benimmt, aber ihr will nicht einfallen, was es sein könnte. Gerade noch so bekommt sie mit, dass die Kursteilnehmer sich in Dreiergruppen zusammensetzen sollen, da verkündet die Lehrerin, wer mit wem eine Gruppe bilden soll. Neben ihr bleibt die Musiklehrerin stehen. „In the next group are Niclas, Paolo and Sophie.“ In Sophies Hals bildet sich ein großer nervöser Kloß, den sie versucht hinunter zu schlucken, in einer Gruppe mit den beiden! Das kann ja was werden und im schlimmsten Fall fließt Blut, sie schüttelt den Kopf, um ihre Gedanken loszubekommen. „Ich will nicht.“ Da sie in der Mitte sitzt, rücken beide zu ihr, sodass sie nicht einmal flüchten kann. Nun sinkt Sophie im Stuhl hinab, hält sich den Kopf mit verschränkenden Armen. „Ich werde nicht singen, macht das meinetwegen allein oder gar nicht, aber ich mache nicht mit.“ In ihrem Kopf drehen sich nicht nur Gedanken, im Augenwinkel kann sie bei beiden denselben skeptischen Blick sehen. „Wieso nicht?“ Knapp dreht sie ihren Kopf nach rechts zu Paolo. „Weil ich nicht will, zudem mag ich es nicht, wenn ihr euch wegen mir streitet oder gar prügelt.“ „Dir geht es nicht gut, deswegen willst du nicht singen.“ Nun schweift ihr Blick nach links zu Nicky, der sie nicht mehr skeptisch, sondern besorgt ansieht. Sie weicht seinem Blick aus, sieht so in die grünen Augen von Paolo, welcher sie fragend ansieht. „Was genau meint er damit? Ich dachte du seist wieder gesund.“ Nervös beißt sich Sophie auf die Unterlippe, damit diese nicht zittert, unterdessen sieht sie zu der Lehrerin, die bei den Gruppen nachfragt, ob die schon wissen, was sie machen wollen, in wenigen Minuten würde sie auch bei dieser Gruppe sein. Ihr Blick schweift zurück blickt in diese grünen Augen in das bekannte Gesicht ihres besten Freundes, der eine Antwort haben will. „Die Wahrheit ist, dass mein Kreislauf noch labil ist, ich muss mehrmals täglich Tabletten nehmen, aber ich muss auch Tabletten für mein Herz nehmen, so sollen weitere Schäden minimiert und verhindert werden. Es stört mich selbst sehr, von der einen auf die andere Sekunde ist mein Kreislauf im Keller, dass ich umfallen würde, deswegen behält mich Nicky im Auge.“ Zögerlich blickt sie in Paolos Augen, kann das nervöse Zucken seiner Augen sehen, wie er sich anspannt, dabei wollte er eine Antwort haben, nur will sie ihrem Freund keine Sorgen machen, so verschweigt sie wenigstens, wie lange sie die Tabletten wirklich nehmen muss, genauso auch für die Blutgerinnung. „Dann war das so eine Tablette, die du vorhin genommen hast?“ Wieder blickt Sophie nach links und sieht so das besorgte Gesicht von Nicky. „Macht euch keine Sorgen, ich nehme die Tabletten und in einer Woche bin ich wieder okay, mich stören nur die Nebenwirkungen, dadurch werde ich müde und ich darf kein Sport machen, da ich dabei einfach mal umfallen könnte.“ Zaghaft lächelt sie die beiden an, die sie vor einer Woche gerettet haben, nur kann sie nicht anders, als zu schmunzeln, weil die beiden ja, als ihre Ritter bezeichnet hat. Im nächsten Augenblick zieht sie die Lippen kraus, ihre beiden Jungs um sich sehen sie keineswegs zufrieden an, ihr kommt eine gewagte Idee, die vielleicht hilft. Flüchtig und sanft küsst Sophie erst Paolo und schließlich Niclas, sodass beide erst sie irritiert und dann den anderen finster ansehen. Seufzend fragt sich Sophie, ob es so gut ist zwischen den beiden zu sitzen, die sich wohl nicht nur finstere Blicke zuwerfen würden, wenn sie nicht dazwischen sitzen würde. „Also welches Lied wollen wir nun nehmen? Die Lehrerin ist gleich bei uns.“ Augen verdrehend sieht sie zu den anderen Gruppen, viele sind sich bereits einig, was sie machen wollen, sie kann die Lehrerin hören, die Gruppe neben ihr will wohl etwas mit Instrumenten machen. „Instrumente?… Paolo du kannst doch Gitarre oder Piano übernehmen und Nicky, na ja spielst du eigentlich ein Instrument.“ Der Dunkelhaarige lehnt sich an ihre linke Schulter. „Violine und Schlagzeug.“ Sein Schultern zucken lässt sie skeptisch werden. „Wirklich?“ Sie überlegt sich die Möglichkeiten, als ihr ein Lied einfällt, und schmunzelt sie geradezu fies. „Dann weiß ich ja, welches Lied ich für meine beiden Ritter singen werde.“ Die Lehrerin kommt auf die drei zu und Sophie lehnt sich im Stuhl zurück, spürt so die Arme der beiden im Rücken. „Love Story by Taylor Swift with Instruments.“ Kaum nennt sie den Titel, sehen die beiden neben ihr finster zu ihr. „Paolo du übernimmst die Gitarre und du Nicky das Schlagzeug, ich werde für euch aber nur singen, wenn ihr brav zueinander seid, denn ich habe euch beide lieb.“ Zu spät merkt Sophie, was sie da gerade gesagt hat und schluckt nervös bei den Blicken von beiden. Die drei hören über Sophies Ipod sich mehrmals das Lied noch einmal, gehen die einzelne Instrumente durch, als Sophie aufsteht schwankt sie etwas, dennoch geht sie alleine in eine der hinteren Ecke und singt sich ein und kurz Probe, wobei sie die ganze Zeit die Blicke beider spüren kann, seufzend geht sie zurück zu ihrem Platz, spürt da direkt die Arme der beiden. „Lasst das, mir geht es gut, bin ja keine Porzellanpuppe.“ Zu dritt hören sie den anderen Gruppen zu, manche mal besser, andere etwas schiefer im Ton, aber alle geben sich Mühe, selbst die, die es mit Instrumenten versuchen. Schließlich ist ihre Gruppe dran, sie geht zu den Instrumenten, da das Schlagzeug dort steht, nimmt Nicky dort Platz und richtet sich den Platz ein, während Paolo zu der Gitarre greift und diese stimmt. „Sie kann so dickköpfig sein.“ Schultern zuckend sieht Nicky zu Paolo. „Dennoch ist sie unsere Sophie.“ Über diese Worte grinst Sophie, schnappt sich das Mikrofon und sieht zu den beiden, damit Paolo mit dem Gitarreneinsatz beginnt, eh sie mit dem Gesang einsetzt und Nicky mit dem Schlagzeug mit einstimmt. Sie singt es ganz allein für ihre beiden Jungs, die hinter ihr sind. Viele Textpassagen stimmen irgendwie auch zu ihr und Paolo, aber wieder nicht, nur passt es auch gut zu dem Theaterstück. Ein paar Mal sieht sie zu den beiden nach hinten, bevor sie wieder nach vorn sieht. Mit der letzten Zeile des Liedes lässt Sophie ihre Hand in der sie das Mikrofon hält sinken, und hängt es schließlich zurück in die Halterung, ihre Augenränder und Brauen ziehen sich immer wieder zusammen. Dabei versucht sie sich nichts anmerken zu lassen, so lässt sie ihr Handy hartnäckig vibrieren, nimmt es innerhalb der Hosentasche in die Hand und ertastet die richtige Taste, sodass das Vibrieren verstummt. Die Lehrerin kommt näher, aber Sophie nimmt sie kaum war, genauso wenig, wie die anderen, sie hat das Gefühl jeden Moment auf dem Boden zu liegen. Nicht einmal welche Noten sie als Gruppe bekommen, kriegt sie mit, sie dreht sich schwankend zu Paolo und Nicky, die ihren Zustand sofort deuten können, dass Paolo, beinahe die Gitarre fallen lässt, aber schnell zurück stellt, zu Sophie kommt und sie festhält. „Nicht umfallen.“ Die Lehrerin sieht auf die Uhr, es würde in zwei Minuten klingeln, sodass sie nicht mal mitbekommt, dass eine Schülerin kurz davor ist zusammen zu klappen. Hingegen sehen die anderen aus dem Kurs Sophie besorgt an, die noch immer auf jede Frage schweigt, ihr Blick hebt sich etwas, als sie Nicky neben sich sieht. „Nimm schon die Tabletten, bevor du uns ganz zusammen klappst.“ Als sie nicht reagiert, steckt er ihr die beiden Tabletten in den Mund und reicht ihr eine Flasche, benommen trinkt sie das Wasser, spürt so, wie Tabletten hinab sinken, ihr Magen würde es wohl mehr begrüßen, wenn sie normales Essen zu sich nehmen würde, statt Tabletten. Da klingelt es schon zur Mittagspause, sodass Sophie sich von Paolo lösen will, aber sie schwankt mehr, als zu gehen. Schon wird sie von beiden festgehalten, sodass sie die Augen wieder öffnet, blinzelnd sieht sie die beiden an. „T-Tut mir leid, dass ihr euch wieder Sorgen macht.“ Zwar sieht sie den Blick, wie sich die beiden ansehen und schief grinsen, da spürt sie auch schon von beiden die Lippen auf ihren Wangen, sodass sie rot wird. Von dem doppelten Kuss verunsichert, löst sie sich von ihren beiden Rittern und geht zu ihrem Platz, um sich ihre Sachen zu nehmen, an der Tür merkt sie erst einmal, wie sie die beiden in ihren Gedanken nennt, aber da sind die Jungs schon hinter ihr. Wieder fühlt sie sich, als hätte sie zwei Bodyguards, die sie nicht nur überragen, sondern auch auf sie aufpassen. In der Cafeteria geht Sophie zu einem der letzten freien Tische und lässt sich auf einen Stuhl sinken. Zwar könnte sie sich eine Portion von irgendwas holen, aber die letzte Woche hat ihr gereicht, so wartet sie auf Nicky und Paolo, die ihr einen Teller voll Obst mitbringen. Misstrauisch betrachtet sie den Teller vor sich, probiert skeptisch ein paar der Früchte auf dem Teller, schließlich würde sie es merken, wenn ihr Magen rebelliert. „Wie geht es dir?“ Sie kaut das Stück Pfirsich und schluckt es hinunter, bevor sie auf Paolos Frage antwortet. „Etwas besser, als vor paar Minuten. Es nervt mich, dass ich so angeschlagen bin, ich darf kein Sport machen, kein Schwimmen, das ist der größte Horror für mich, dass weißt du.“ An ihrer Wange kann sie seine Hand spüren und sein freches Grinsen sehen. „Keine Sorge, ohne dich macht mir das Training keinen Spaß und bei Sport kannst du uns doch zusehen.“ Dennoch schmollt sie, er ist immer der einzige gewesen, der sie um Sekunden bei Wettkämpfen schlägt. „Ich weiß gar nicht, ob die Mädchen und Jungen gemeinsam Sport haben.“ „Also laut dem Plan teilen sich beide Gruppen die Sporthalle, da können wir dich auch im Auge behalten, nicht dass du irgendwas anstellst.“ Ihr Blick verfinstert sich, sodass Nicky sie deswegen angrinst. Was anderes wird ihr nachher nicht übrig bleiben. Mit umherschweifenden Blick spießt sie die letzten beiden Fruchtstücke auf und schiebt sie sich in den Mund, während ihr Blick in der Cafeteria umher schweift, nicht viele Schüler passen gleichzeitig an die Tische, manche Tische sind Schwarz, andere Goldgelb, andere Grau Silber und an der Wand ist ein Ritter zu sehen, das Maskottchen der Schule. Überall in dem Saal sieht sie die Schulfarben, nicht nur an den Oberteilen der Schüler, sondern auch am Boden ist das Schullogo zu sehen. Seufzend steht sie auf, wird aber zurück gezogen, verwirrt sieht sie zu Nicky. „Warte doch wenigstens auf uns, bevor du ohne uns zum Theaterkurs gehst.“ Erst da fällt ihr auf, dass die beiden noch nicht aufgegessen haben, seufzend lehnt sie sich zurück. Ihr Blick schweift zu dem Apfel bei Paolo, den sie sich schnappt, sieht aber seinen Blick. Glucksend beobachtet sie ihn dann, bis ihr Blick auch zu Nicky schweift. „War das Lied eigentlich einigermaßen okay für euch?“ Sie sieht, wie Nicky sich das Lachen verkneift, und losprustet, sodass sie zu Paolo sieht, der sie frech angrinst, schmollend verschränkt sie die Arme vor der Brust. „Toll, meine beiden Romeos sind fies und gemein zu mir, dann singe ich halt nicht mehr für euch.“ Schmollend beißt sie in den Apfel und sieht Paolos Blick, hält ihm den Apfel vor die Nase, in der nächsten Sekunde hat er hinein gebissen. „Verfressener Cariño.“ Anders kennt sie ihren besten Freund nicht, während sie schmunzelt zuckt er mit den Schultern. Ihr Blick wandert hoch zur Uhr, so sieht sie auf den Notizzettel, und überprüft, ob sie alle Tabletten bisher eingenommen hat, wenigstens muss sie erstmal keine weiteren nehmen. Flankiert von den beiden betreten sie wenig später das Auditorium, wo die anderen bereits anwesend sind, sogar Mr. Salobré ist schon anwesend, aber es hat doch noch nicht zur Stunde geklingelt. Als Bastian sie sieht, kommt er auf sie zu, wird aber scheinbar durch die Blicke hinter Sophie gestoppt. Nervös sieht Bastian zwischen Nicky, Paolo und Sophie hin und her. „Hey Bastian.“ „Hey, sag mal, irre ich mich oder schauen die beide gleich finster drein?“ Schultern zuckend, nimmt sie beide Jungen an die Hand, sodass Paolo rechts und Nicky links ist. „Sie mögen es nicht, wenn andere mir zu nahe kommen.“ Was sogar stimmt und bevor wirklich noch Blut fließt geht sie weiter. Kaum bei der ersten Reihe angekommen, flüchtet sie sich freiwillig hinter die Jungs, damit Mr. Salobré nicht auf die Idee kommt ihr zu nahe zu kommen. „Hallo Sophie, ich weiß zwar nicht, wieso du dich hinter den beiden versteckst, aber es ist schön, dass du wieder gesund und hier bist. … Hast du schon die Veränderung der Besetzung mitbekommen?“ Grummelnd sieht sie den Lehrer an. „Ja habe ich und ich bin damit nicht einverstanden, weil ich genau weiß, dass er hier etwas dagegen hat, wenn ich ihn hier küsse.“ Dabei deutet Sophie erst auf Paolo und dann auf Niclas. Nur bemerkt Sophie die Blicke der Anderen, aber auch, wie sich Paolo und Niclas ansehen. Es irritiert sie, dass sie sich so angesehen wird. „Was ist denn?“ „Wir werden die jetzige Besetzung nicht rückgängig machen, wir hängen schon hinterher, deswegen wird die Besetzung der Rollen so bleiben. Hast du deinen Text gelernt?“ Sophie zuckt leicht mit den Schultern, sie hatte genügend Zeit um sämtliche Passagen was Juliet betrifft auswendig zu lernen, dabei hat sie mehrmals das Werk gelesen. „Ich habe den Text brav einstudiert, lag ja im Krankenhaus und Tybalt hat Romeo nicht ins Krankenhaus gelassen.“ Allein wegen dieser Aussage glucksen ein paar der Anderen. Seufzend legt sie ihre Tasche auf den Platz, wie letzte Woche ab, wie soll sie nur dieses Werk überleben, allein bei den Proben wird sie nicht drum herum kommen Niclas zu küssen. Allein wegen den gestrigen Abend werden ihre Wangen schon wieder rot und viel zu warm. Schnell schüttelt sie den Kopf und vertreibt diese Gedanken aus ihrem Kopf. „Da unsere Juliet wieder da ist, werden wir heute die Szenen des ersten Akts durchnehmen, später besprechen wir die Kostümauswahl für diese Szenen. Okay, die Darsteller auf die Bühne.“ Sophie wartet einen Moment, sodass sie sich ansieht, wie weit die anderen sind, Die kurze Szene der Musiker, dann die der Diener aus beiden Häusern, schließlich wie Rachel und Steven als die Montagues hinzukommen, ebenfalls beobachtet sie, wie Bastian als Mercutio oder Benvolio, da ist sie sich gerade nicht sicher zu den beiden tritt, dafür sieht sie, wie Paolo neben Nicky steht, der dann als Romeo diese schnulzige Lüge von wegen verliebt sein spielt. Schließlich sieht sie Shamika, die Lady Capulet spielt zusammen mit Robert, der den Herrn Capulet spielt, sie gluckst darüber und kichert in ihrem schwarzen Sessel, die beiden spielen so authentisch, dass es ihr Spaß macht den beiden zu zuhören. Die Szene wo sie auf die Bühne muss naht, sodass sie sich zur Bühne begibt und sich neben Paolo stellt. Da die anderen auf die zwei Personen vorne achten, kneift Sophie mit Absicht in Paolos Hintern, bevor sie zu Shamika tritt, sodass sie ihre Rolle als Juliet spielt, und dieses Einverständnis gibt, diesen Heiratswilligen sich wenigstens anzusehen, dann darf sie auch schon wieder an die Seite und wird gespielt finster von Paolo angesehen, zwar weiß sie, dass er mit der Doppelrolle von Graf Paris und Tybalt einiges zu tun hat, aber da ist er selbst schuld, wenn er sich nicht zusammen reißen kann. Wenig später steht sie als Juliet in der Ballszene Niclas als Romeo gegenüber, beide tragen provisorische Masken, so wie es später vorgesehen ist. Kurz darauf atmet sie erleichtert auf, den ersten Akt soweit hinbekommen zu haben. „Der erste Akt sieht schon mal sehr ordentlich aus, wir kommen gut voran.“ Das Scheinwerferlicht macht hingegen Sophie zu schaffen, es ist so grell, dass sich Sophie an den Kopf greift und als sie schwankt sich unbewusst an Nicky lehnt, der sie umarmt und festhält. „Alles okay?“ Mit größter Mühe verkneift sich Sophie einen Kommentar, während sie zu ihm hoch sieht und den Blick Richtung Boden wendet. „Das Scheinwerferlicht macht mir Probleme.“ Sie kneift einen Augenblick die Augen zusammen und bemerkt so nicht einmal, wie Niclas Blick die anderen mustert und Mr. Salobré wegen den Kostümen zuhören, dafür kann sie sein leises Seufzen hören. „Ich glaube, dir würde eine Pause gut tun.“ Ein schwaches Nicken ihrerseits lässt sie sich von ihm lösen um auf der näherliegenden Bühnenseite die Treppe hinunter zu gehen, aber ihr Vorhaben wird gestoppt, als sie fragen will, was nun wieder sei, hebt er sie bereits hoch und trägt sie von der Bühne. „Soll ich jetzt mit Absicht den sterbenden Schwan spielen oder wieso trägst du mich?“ Sein selbstsicheres und freches Grinsen lässt sie murren, bevor er sie in einen der schwarzen Sessel setzt und vor ihr stehen bleibt. „Ich wollte einfach meine Cousine tragen, bist du…?“ Augen verdrehend seufzt Sophie auf. „Mir geht es gut, das Tanzen und die Scheinwerfer haben mich nur etwas mitgenommen.“ „Ist bei euch beiden alles in Ordnung?“ Auf die Frage von Mr. Salobré dreht sich Niclas um, und sieht zum Lehrer, der zu den beiden sieht, hingegen hält sich Sophie den Kopf und mustert Niclas Rückansicht. „Ja schon, aber Sophie braucht eine kurze Pause, ich bleibe solange bei ihr.“ Verstehend nickt Mr. Salobré und fährt mit der Besprechung der Kostüme fort, als Sophie sieht, dass keiner der anderen zu Niclas und ihr sieht, kneift sie Nicky in den Hintern, wo sie feststellen muss, dass sein Hintern nicht nur stramm und fest, sondern auch hart ist oder kurz gesagt ihr Cousin hat einen Knackarsch. Seinen fragenden Blick, als er sich zu ihr herum dreht beantwortet sie mit einem Schmollmund, was ihn wiederum schmunzeln lässt. „Was hast du bitte vorgehabt?“ „Dich ärgern, aber dein Hintern ist ja mal echt fest.“ Als er ihr näher kommt rutscht sie in dem Sessel weiter nach unten. „Das liegt daran, dass ich seit Jahren fechte, da geht es sehr um die Beinarbeit.“ An dem Punkt wo sie nur vom Sessel fallen würde sieht Sophie in seine braunen Augen, die ihren eigenen so ähnlich sind, bevor sie ihn anlächelt kommt ihr eine Idee. „Zeigst du mir mal, wie man fechtet, dann kann ich meinen Cousin mal fair herausfordern, ohne ihn wieder zu verletzen.“ An seinem Schmunzeln überlegt er nicht lange. „Aber nur, wenn du mir hilfst meine Schwimmtechnik zu verbessern.“ Über diese Forderung gluckst Sophie, wie ein kleines Mädchen und nickt. „Einverstanden, aber kannst du dich bitte etwas zur Seite stellen, sonst wird Paolo gleich zu uns kommen und dich von mir wegzerren.“ Zwar sieht sie, wie er sich umdreht und umsieht, aber sie kann den finsteren Blick von ihrem besten Freund sehen, nur dreht sich Niclas Schultern zuckend wieder zu ihr. „So war das nicht gemeint.“ Bevor sie ganz von dem Sessel rutscht und vor ihm liegt richtet sich Sophie murrend auf, kommt so Nicky immer näher, der sich nicht vom Fleck rührt, stattdessen überwindet er den kurzen Abstand zu ihr und küsst sie so sanft, das es ihr wie den gestrigen Abend und einem elektrischen Schlag gleichkommt, dabei spürt sie wieder dieses Kribbeln, wenn seine Lippen auf ihren liegen. Kaum verschwinden seine Lippen von ihren sieht sie verlegen nach unten, blickt aber schnell zur Seite, statt auf seine Hose, dabei erinnert sie sich auch noch, dass er gestern im Badezimmer ja nackt war. Sie braucht vor allem eines, ganz dringend Ablenkung, sonst findet sie ihren Cousin noch anziehender, als ihren Freund und das muss sie einfach verhindern und unterbinden, egal wie! Nicky ist ihr Cousin und Paolo ihr Freund, den sie liebt oder liebt sie etwa auch Niclas? Bei diesen Gedanken schluckt sie nervös und kneift die Augen zusammen. „Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?“ Nach mehrmaligem Blinzeln sieht sie auf, sieht sogleich Niclas besorgte Miene nahe an ihrem Gesicht. „Ist gleich wieder okay, hab nur Kopfschmerzen.“ „Du wirkst schon wieder so abwesend und blass, dass gefällt mir nicht.“ Bei seinen Worten streicht er über ihre Schläfe und Wange, und schließlich eine ihrer blonden Haarsträhnen hinters Ohr. „Mach dir doch nicht gleich solche Sorgen.“ „Bei dir? Immer Honey.“ Finster grummelt sie ihn an. „Okay, hört bitte alle her und ich bitte euch beide auch zu uns, denn unsere Hauptpersonen müssen auch eingeweiht sein.“ Von den Worten von Mr. Salobré erhebt sich Sophie aus dem Sitz, geht an Nicky vorbei, der ihre Hand in seine nimmt, sie zittert nervös, was er mitbekommt, sodass er sie seufzend zu Paolo lässt, der Sophie auf seinen Schoß zieht und umarmt, während sie sich an ihn lehnt. Nun sitzen alle Darsteller auf der Bühne, aber Sophie bekommt mal wieder kaum etwas mit. „Wie ich sehe haben wir bis auf das Kleid von Juliet für den Ball alle Kostüme im Lager, sogar die Größen können angepasst werden. Aber das mit dem Kleid ist ärgerlich.“ „Ich kenne jemanden, der ein sehr schönes Kleid Zuhause hat.“ Nicky grinst und zückt sein Handy, sucht sein Lieblingsbild von Sophie von der Hochzeit, zoomt heran und zeigt das Foto Mr. Salobré. „Das würde perfekt passen … Sophie hast du dieses Kleid noch?“ Als sie angesprochen wird hebt sie benommen den Kopf, sieht aber erst einmal Paolo fragend an und weiß gar nicht, was los ist. „W-Was ist denn?“ Sie greift sich an den Kopf, ihr Kreislauf ist in den letzten Minuten in den Keller gesunken. Paolos besorgter Blick über sich nimmt sie zwar wahr, aber der Rest um sich herum, kommt nur dumpf bei ihr an. „Alles okay mit dir?“ In ihr Sichtfeld kommt Niclas, der ihr über die Wange streicht. „Du siehst aus, als würdest du jeden Moment umfallen. Ich habe nur eine Frage, hast du das Kleid noch, dass von der Hochzeit deiner Eltern?“ Sie überlegt kurz und nickt. „Es hängt in meinem Schrank, wieso willst das denn wissen?“ Statt ihr zu antworten mustert Nicky seine Cousine, die er am liebsten zum Krankenzimmer bringen und sie sich ausruhen lassen würde, aber in wenigen Minuten ist die Doppelstunde vorbei. „Schon okay, Honey.“ „Geht es ihr immer noch nicht so gut?“ Niclas dreht sich zu Mr. Salobré und erklärt ihm kurz, dass es an Sophies labilen Kreislauf liegt, im nächsten Moment dürfen sich die Schüler zum Sport aufmachen. Da Paolo Sophie trägt, nimmt Nicky sich die Taschen der beiden und folgt beiden in den Gang, in Richtung Turnhalle und Umkleiden, nur sieht er wie der Ältere nachzudenken scheint. „Wir können sie schlecht mit zu uns in die Umkleide nehmen.“ „Wäre nicht sehr ratsam, sonst kippt sie wirklich um.“ Scheinbar stellen sich die Jungs das bildlich vor, denn sie glucksen beide gleichzeitig. „Das würde ein Schock für sie werden.“ So ganz neben sich steht Sophie nicht, sie hat diese Unterhaltung mitbekommen und hebt murrend den Kopf und sieht ihren Freund und ihren Cousin finster an. „Nur weil ihr beide anziehend seid, muss ich nicht mit bei euch in die Umkleide.“ Zwar würde es sie wahrscheinlich kaum stören, immerhin weiß sie, wie Paolo aussieht und seit den gestrigen Abend, weiß sie auch, wie Nicky ohne Klamotten aussieht, aber die anderen Kerle muss sie sich nicht antun. Zudem hat Sophie Horrorgeschichten über das Innere von Jungs Umkleiden gehört. Grinsend bringt Paolo sie zu dem Coach der Mädchen, sodass Paolo Sophie in der Halle am Rand des vorbereiteten Spielfeldes, auf eine der Bänke setzen darf. „Nicht umfallen, kleine Meerjungfrau. Ich hole dich nach der Stunde wieder.“ Der sanfte Kuss von ihm lässt sie müde an die graue raue Wand hinter sich lehnen. Immer wieder spürt Sophie, die Blicke der beiden, die auf der anderen Seite gegeneinander Basketball spielen, mühsam stützt sie sich an der Wand ab, als sie aufsteht und sich an die äußerste Bank auf die andere Seite des Spielfeldes schleppt. Von dort aus beobachtet sie die beiden, während des Dribbelns mustert sie Nickys Beinarbeit, die von Paolo gekontert wird, wie sie vermuten würde, will keiner von beiden nachgeben, daher passt Nicky den Ball einen Mitschüler zu, um ein sogenanntes `One and One´ zu umgehen. Sie schmunzelt darüber, die befürchtete Katastrophe ist noch immer nicht eingetreten. Unterdessen spielen ihre Mitschülerinnen Volleyball, sie schaut ab und an mal zu ihnen, beobachtet so, wie der Ball immer wieder die Seite wechselt bis mal ein Punkt erzielt wird. Bei Netzball wechseln die Mädchen ihre Position, Fehler der Gegner, sodass eine neue Angabe passiert. Ihr Blick schweift zurück zu den Jungen, wo Nicky Paolo ausspielt und einen leichten Korbleger hinlegt, was Paolo nicht auf sich sitzen lässt. Die Geräusche der quietschenden Schuhen auf den Parkettboden, dem aufprallen der Bälle und die Pfiffe der beiden Coach nimmt sie immer kraftloser wahr. Ihren Kopf lehnt sie neben sich an die Holzwand, sieht zu Paolo, der einen gekonnten Wurf mit drei Punkten von der Mittelinie erzielt. Der Ball kommt mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden auf, sodass sie sein siegreiches Grinsen sieht, was er Niclas zuwirft, doch dieser achtet nicht auf den anderen, sondern sieht zu ihr. Leise weicht ein Seufzen über ihre Lippen, während sie zu der Holzwand neben sich sieht, aber als sie im Augenwinkel etwas wahrnimmt zuckt sie zusammen, der befürchtete Treffer bleibt aus. Irritiert davon dreht sie ihren Kopf zur Seite und sieht wer den Volleyball abgefangen hat, sodass sie diesen nicht abbekommen hat, ihr Cousin steht mit dem Rücken zu ihr. Verwundert darüber, wie schnell er bei ihr ist, wirft er schon den Ball zu den Mädchen rüber, dreht sich zu ihr und hockt sich vor sie. „Alles okay bei dir?“ Schwach nickt sie und schließt die Augen, als er ihr über die Wange streicht. „McCallum zurück aufs Spielfeld.“ Nicky dreht den Kopf zum Coach, doch so schnell würde er nicht wieder rübergehen, dass kann sie an dem Ausdruck in seinen Augen sehen. „Fall nicht von der Bank, okay?“ Nun schmunzelt sie und lässt ihn zurück zu den anderen gehen, doch Sophie verfolgt ihn mit den Augen, ihr Cousin ist schnell, beweglich, dass kann sie an seiner Beinarbeit sehen, wie er sich über das Spielfeld bewegt, er ist gegenüber Paolo im Vorteil, der nicht so wendig, wie Niclas ist und mehr Ballverluste durch den anderen hat. Beinahe zeitgleich ertönen die Abpfiffe, und so auch das Zeichen, dass die Stunde vorbei ist. Die quietschenden Schuhe verschwinden, sodass eine angenehme Stille in der großen Sporthalle herrscht, als die anderen an ihr vorbei gegangen sind, erhebt sich auch Sophie von der Bank, sie fühlt sich ganz und gar nicht gut, sie taumelt in Richtung Tür, als sie den liegen gebliebenen Volleyball vor ihren Füßen sieht. Sie hebt den Volleyball auf, dreht ihn spielend in ihren Händen, schnell sieht sie sich um, dass sie nicht beobachtet wird, keiner zu sehen, ihr Blick wandert zum gegenüberliegenden Spielfeld, da fixiert sie einen der roten Eckpunkte eines der kleineren Spielfelder an, springt im nächsten Moment ab und wirft den Ball in die Luft, und schlägt im richtigen Augenblick den Volleyball in der Luft, sodass er einen Bogen fliegt und auf den fixierten roten Eckpunkt aufkommt, beim Aufkommen auf dem Parkettboden, schwankt sie zwar, aber sie grinst, neben schwimmen hat sie auch Volleyball gerne gespielt. Schon als sie sich zur Seite dreht, merkt Sophie sofort, dass sie sich an das Sportverbot halten sollte! Mit Mühe schafft sie es taumelnd aus der Sporthalle in den Gang zu den Umkleiden, und sich an einer Wand zwischen Turnhalle und Umkleideraum zu lehnen. Wenige Minuten später kommen ihr die anderen Mädchen entgegen, ein paar kennt sie aus den anderen Kursen, sodass sie ihnen folgt und auf dem Gang vor den Umkleiden stehen bleibt. Erschöpft reibt sie sich über die Augen, als in ihrer Hosentasche ihr Handy vibriert hört sie schon die Melodie zum Weißen Hai, sodass sie es aus der Hosentasche holt und auf dem Display »Dad« lesen kann, seufzend nimmt sie seinen Anruf entgegen. „H-Hey D-Dad.“ Ihre Stimme bricht vor Erschöpfung, am liebsten will sie sich an der Wand hinab sinken lassen, aber am anderen Ende des Telefongesprächs hört sie Geräusche, die sich wie eine Straße und Verkehr anhören. „Wo bist du?“ Skeptisch betrachtet sie ihr Handy und hält es sich wieder an ihr Ohr. „Keine Begrüßung? … Ich bin in der Schule und warte auf Paolo und Niclas, die gerade Sport hatten.“ Am anderen Ende kann sie ein Seufzen, vielleicht auch ein grummeln hören, was sie nur vermuten lassen kann, dass er besorgt war. „Ich habe Nicky heute früh extra noch gesagt, dass ich dich nach der fünften abholen würde, aber du warst nirgendwo zu sehen.“ Ihre Unterlippe zittert nervös, er hat sich wirklich Sorgen gemacht. „Das wusste ich nicht, die beiden haben mich die ganze Zeit im Auge behalten und …“ Ihr Blick hebt sich, als zwei Personen auf sie zukommen, schmunzelt sie, weil es ihre Jungs sind. „Sophie? Was ist bei dir los?“ Bevor ihr Dad sich wieder Sorgen macht kehrt ihre Aufmerksamkeit zurück zu dem Gespräch mit ihm. „Nichts, schon okay, die beiden stehen nur vor mir, aber sag mal, wo bist du denn?“ Bei der Stille und dem genervten Seufzen von ihrem Vater, hat er eben die Augen verdreht. „Ich bin auf dem Weg dich abzuholen, bitte sei in fünf Minuten draußen.“ Verblüfft hört sie nur noch das stetige Tuten, bis ihr dieses Gespräch einfach nur noch seltsam vorkommt. „Ich glaube Dad braucht ganz dringend einen Kaffee.“ Nach dem auflegen ihrerseits steckt sie ihr Handy zurück in ihre Hosentasche, hebt den Blick und sieht zu den Kerlen, die vor ihr stehen. „Okay… Wer von euch hat meine Schultasche?“ Ihr wird ihre Tasche von Nicky gereicht, als sie das vertraute Gefühl und Gewicht ihrer Tasche auf der Schulter spürt, merkt sie in der nächsten Sekunde, wie sich alles scheinbar nach links dreht, bevor sie auf den Boden aufkommt wird sie aufgefangen. Blinzelnd öffnet sie ihre Augen und sieht in die besorgt dreinblickenden von Nicky, in dessen Armen sie nun liegt. „Frag bitte nicht! Ich bin okay … aber irgendwie auch voll müde.“ Für einen Moment schließt sie die Augen und hält sich den Kopf, die Narbe über ihrem rechten Auge schmerzt mal wieder, so bekommt Sophie nicht einmal mit, wie sich die beiden ansehen und Niclas sie einfach hochhebt, ohne Widerworte lässt sie sich von ihm durch die Gänge zum Haupteingang tragen, wo nicht weit der schwarze Land Rover steht, an den ein nervöser Scott lehnt, zumindest bis er Nicky mit Sophie im Arm sieht. „Was ist passiert?“ Der Teenager sieht von seinem Onkel zu Sophie, die leise Atemgeräusche an seinem Hals und Ohr macht, dass er schon eine Gänsehaut von hat, bevor er wieder zu Scott sieht lächelt Niclas. „Es war heute doch etwas anstrengend für sie. Ihr geht es gut, nur weiß ich nicht, ob sie wirklich schläft.“ Ihm wird Sophie abgenommen, sodass er seinem Onkel zum Wagen folgt und sich neben Sophie auf die Rückbank setzt, die sich an ihn lehnt, was er gar niedlich findet. „Was ist mit deinem Training?“ Ihm war das Training gerade egal, da er sich dennoch Sorgen um seine Cousine macht. „Ich lasse es heute ausfallen, hab mir wohl vorhin im Sport was gezerrt.“ Ein Seitenblick lässt Niclas allerdings umdrehen, Paolo steht am Schulgebäude und beobachtet, wie der Wagen wegfährt, dennoch hat er für einen Moment den verbissenen Gesichtsausdruck des Anderen gesehen. Mit einem zufriedenen Lächeln umarmt er Sophie, da spannt er wohl den anderen die Freundin aus. Nur fällt ihm nun auf, dass auf dem Beifahrersitz Jan sitzt, der seltsam ruhig ist, während das Fenster neben dem Jungen geöffnet ist, an einer roten Ampel beobachtet Nicky seinen Cousin, aber dessen Kopf kippt zur Seite. „Geht es Jan gut? Er ist ja ziemlich blass.“ Auf seinen Worten sieht Scott vom Rückspiegel von Nicky und Sophie zu Jan neben sich, vorsichtig legt er seine Hand an die Wange des Jungen, nur fühlt sich dessen Kopf viel zu warm an. „Oh Mist, sein Kopf glüht.“ Die Ampel schaltet, sodass Scott nur im Augenwinkel zu Jan sehen kann, der Junge war schon so blass gewesen, als er ihn abgeholt hat. Scott hat ähnliches mit Sophie durch, so weiß er, dass sein Sohn ohnmächtig ist. Den Wagen hält er, wie immer vor der Garage, sieht aber zu Nicky nach hinten. „Nimm bitte Jan und bring ihn auf die Couch, ich werde Sophie reintragen.“ Seufzend nickt der Teenager, steigt aus und lässt Sophie neben sich grummeln, die den Kopf hebt. „Ich bin zwar müde, aber dennoch wach… irgendwie zumindest.“ „Du kannst ja kaum die Augen offen halten.“ Nicky kann sehen, wie Sophie die Lippen kräuselt und die Arme vor der Brust verschränkt, seufzend macht sich der Teenager daran seinen Cousin aus dem Wagen zu heben und ihn ins Wohnzimmer zu tragen, wo er Jan auf die eine Seite der Couch ablegt. Im nächsten Moment ist Sophie gefolgt von Scott im Wohnzimmer, und lässt sich mehr taumelnd auf die die andere Seite der Couch fallen. Nur fällt Nicky der besorgte Blick von seinem Onkel auf. Ganz langsam kommt Jan wieder zu sich, und verzieht sogleich das Gesicht, während er über Schmerzen klagt. „Hey, ganz ruhig, bleib liegen.“ Als Scott Jan an den Schultern berührt, schreit dieser auf und jammert vor Schmerzen, sodass Scott ihn wieder loslässt. Tränen kommen aus Jans Augenwinkeln, während er leise jammert. Nun ist Scott ratlos, was mit seinem Jungen los ist, aber da bemerkt er, wie Nicky die Bewegung auf der anderen Couchseite, wo sich Sophie aufsetzt und zu Jan sieht. „Sophie bleib liegen.“ Doch sie erhebt sich, geht zu den drein und sieht ihren Bruder genauer an, berührt ihn an Stirn, Wange, Hals und in seinem Nacken, wo er zusammen zuckt. „N-Nicht.“ Sophies Blick wirkt wacher, als eben, bis sie aufsieht. „Kannst du ihm das Shirt ausziehen? Aber berühre seine Schultern und Oberarme nicht.“ In Niclas Ohren klingt Sophie zwar müde, aber er sieht, wie konzentriert sie gerade ist, als Scott Jan das Shirt überm Kopf gezogen hat, betrachtet Sophie den Rücken ihres Bruders, an vielen Stellen schält sich seine Haut und löst sich, während andere Stellen rot sind. „Er hat einen schlimmen Sonnenbrand, er schält sich an manchen Stellen bereits, sein Kopf ist heiß. … Jan wird einen Hitzschlag haben.“ Sophie sieht von ihrem Bruder zu Scott. „Lass ihn sich vorsichtig auf den Bauch legen, da ist er nicht so sehr verbrannt, aber er braucht Kühlung, etwas was seine Haut am Rücken beruhigt.“ Erstaunt darüber, welches Wissen seine Cousine in erster Hilfe hat, steht er mit offenem Mund neben ihr. Nun sieht Sophie zu Nicky. „Kannst du für ihn bitte einen Kühlakku holen.“ Für einen Augenblick blinzelt Nicky verwirrt und geht einfach in die Küche, um diesen Kühlakku aus dem Kühlschrank zu holen. Beinahe gleichzeitig sind er und Scott bei der Couch, den Kühlakku legt Sophie neben Jans Kopf, danach nimmt sie die Salben, die ihr Dad ihr reicht. Behutsam testet Sophie, ob die Salben auf der Haut ihres Bruders brennen, als dieser jammert und Sophie eine Träne bei ihm sieht, legt sie die erste Salbe weg. Beim zweiten Versuch probiert sie ein Spray, erst an ihrer Hand, bevor sie den Rücken von Jan berührt, welcher erst zusammen zuckt, bis sich das Gesicht des Jüngeren etwas entspannt. „Okay, Jan das könnte etwas kalt werden.“ Sophie sprüht bedacht den kühlenden Inhalt des Sprays auf den Hals, Rücken und Oberarme von Jan und verteilt die Masse schließlich, ergeben schließt Jan die Augen. „Jan. Hörst du mich?“ Der Kleine öffnet die Augen und nickt leicht. „Kannst du dich aufsetzen?“ „I-Ich versuche e-es.“ Sophie sieht dem Jüngeren an, dass es ihm nicht gut geht. „Dad, bitte halte Jan an den Seiten fest.“ Nun kann Sophie beobachten, wie vorsichtig Scott Jan festhält, als sie dem Jüngeren auf die rötliche Brust den weißen Schaum sprüht, und sanft die Masse verteilt, genau wie auf dem Rücken des Zehnjährigen, der den Kopf irgendwann hängen lässt. Sie sieht zu ihrem Dad. „Okay, das sollte erstmal reichen, du kannst ihn hinlegen.“ Ihr fällt das Handtuch auf, was Scott unter Jan legt, damit er nicht auf dem Polster mit nacktem Oberkörper liegen muss. Den Kühlakku legt sie vorsichtig auf Jans heiße Stirn. Ihr fällt der Blick von ihrem Dad auf. „Mach dir keine Sorgen, er wird wieder, immerhin ist der Kleine genauso dickköpfig, wie wir.“ Zaghaft huscht ein Schmunzeln über ihre Lippen, als sie allerdings versucht aufzustehen taumelt sie gefährlich Richtung Boden, im nächsten Moment wird sie schon von Nicky aufgefangen, der ihr näher stand, als Scott. Nur grummelt der Teenager. „Nicht schon wieder.“ Ihre Konzentration lässt nach, sodass die Müdigkeit und Erschöpfung zurück kehrt, entkräftet hängt sie in den Armen ihres Cousins. „Ich bringe sie in ihr Zimmer.“ Kurzerhand hebt Nicky Sophie hoch und begegnet im Flur seiner jüngeren Cousine, die den beiden nachsieht, aber erschrocken quietscht als sie ihren großen Bruder auf der Couch liegen sieht, sodass Lea auf ihn zu rennt. „Jan!“ Scott streicht über den blonden Schopf seiner Jüngsten. „Es geht ihm gut, er braucht aber ein wenig Ruhe.“ In der Zwischenzeit setzt sich in ihrem Zimmer Niclas mit Sophie in seinen Armen auf das Bett seiner Cousine, nur weiß er nicht so ganz, was er tun soll. „Hey Honey, willst du mich gar nicht mehr loslassen?“ Etwas dagegen hat er ja nicht, in Gedanken reibt er sich über die Stirn. „Ich kann mich ja schlecht mit ihr hinlegen, dann würde mich Scott wirklich noch umbringen.“ Daher lässt er die Arme um seine Cousine und seufzt leise auf. „Wobei…“ Sein Blick hebt sich zu der geschlossenen Zimmertür, vielleicht sollte er diese seltene Gelegenheit nutzen und ihr näherkommen. Ein freches und schiefes Grinsen breitet sich in seinem Gesicht aus. Vorsichtig stupst er gegen ihre Nasenspitze, aber mehr als ein Murren kommt nicht von ihr. „Wieso bist du auch so niedlich?“ Er kann nicht anders und küsst Sophie ganz sanft und flüchtig, nur hat er keine Lust seine schlafende Cousine zu küssen. „Okay, wie kriege ich dich mal wach?“ Mittlerweile kommt er sich schon dämlich vor, diese Selbstgespräche zu führen, dabei überlegt er, wie er Sophie wieder wach bekommt. „Okay ein Versuch noch, wenn sie dann nicht wach wird, nehme ich sie mit in mein Zimmer.“ Bei dieser Idee kommt ihm eine weitere, er könnte auch einfach bei ihr im Zimmer bleiben. Neben seinem nächsten Kuss, den er Sophie raubt, kann erspüren, dass sich Sophie entweder versucht den Kuss abzuwehren oder zu erwidern, sodass er mit einem frechen Schmunzeln sich von ihren Lippen trennt und in ihren verschlafenes Gesicht sieht. „Hey Honey, na wieder wach?“ „W-Wo… wo bin ich?“ „Wir sind in deinem Zimmer und wie geht es dir?“ „Okay… und wieso bist du in meinem Zimmer?“ Bei diesem Blick von ihr kann er sich nicht zurückhalten und gluckst, während er seine Stirn gegen ihre legt. „Du bist ja immer noch benommen, soll ich dich nochmal küssen?“ „Wie nochmal?“ Dieser irritierte Gesichtsausdruck von ihr, während sie versucht klarer zu denken, findet er an ihr einfach nur niedlich. „Na ja, irgendwie habe ich dich, wie bei Dornröschen wachgeküsst…“ Nur bekommt er diesen dritten Kuss nicht, da sich Sophie aus seinen Armen windet, aufsteht und sogleich gegen ihn mehr oder weniger fällt. Er kann ihr grummeln spüren, während sie sich den Kopf hält. „Diese nervigen Nebenwirkungen.“ Ruhig zieht Nicky sie zu sich zurück und kann sie ohne Gegenwehr auf das Bett setzen. „Liegt das wirklich nur an den Nebenwirkungen der Tabletten?“ „Ganz sicher bin ich mir nicht, aber Müdigkeit, Desorientiert und Abwesenheit sind Nebenwirkungen der Tabletten… Ich kann mich an gar nichts von den Kursen erinnern.“ Geradezu zärtlich streicht er über ihre Wange, die ihm näher zugewandt ist. „Wie lange musst du diese Tabletten nehmen?“ „Eine oder zwei Wochen, ich weiß es gerade nicht so genau… wäre es okay, wenn du gehst, bin wirklich müde.“ „Klar bleibe ich, wenn du mich so lieb darum bittest.“ „Hä? Ich habe doch nicht gesagt das du bleiben darfst … oder?“ Über diesen verunsicherten Blick gluckst er, da kann Nicky wohl bei Sophie bleiben, vorausgesetzt sie bleibt so benommen. „Willst du denn, dass ich gehe?“ „Ich will mich einfach nur ausruhen und schlafen.“ Ein Schmunzeln huscht über sein Gesicht, sie hat ihm nicht gesagt, dass er gehen soll. „Ich sage Scott Bescheid, dass du dich hinlegst, aber es gibt glaube ich etwas was du wissen solltest.“ „Oh okay und das wäre was?“ „Scott hat deinem sogenannten Freund Hausverbot erteilt und er hat ihm auch gesagt, wenn er seinen Neffen mich noch einmal schlägt, wird Paolo dich das letzte Mal gesehen haben.“ Leise seufzt er, als Sophies Lippen nervös zittern. „Das ist ein Scherz… oder?“ Ihr nervöser Blick wird bestürzt, wieso soll er ihr die Wahrheit verschweigen, nur kann er es nicht mit ansehen, das Sophie so traurig ist. „Also sehe ich Paolo nur noch in der Schule.“ „Wie gesagt, wenn er noch einmal etwas anstellt, wird er wohl auch von der Schule verwiesen, als du im Krankenhaus warst hat er eine Verwarnung bekommen, wenn er nochmal was anstellt fliegt er nicht nur von der Schule, sondern auch direkt nach Hause.“ „Deswegen hat er sich also so seltsam verhalten, es hat mich schon gewundert.“ Nicky versucht Sophie mit seinem typischen Grinsen aufzumuntern. „Ich bin ja auch noch da und ich passe nicht wegen meinem Onkel auf dich auf, sondern weil ich dich liebe.“ „Du schaust schon wieder, wie ein verliebter Idiot.“ „Ich werde es nicht mehr leugnen, weil es stimmt.“ Zärtlich küsst er Sophie, die nicht einmal versucht auszuweichen, da er von selbst den Kuss löst. „Ich bin gleich wieder da, okay?“ „Und dabei versuche ich mich nicht in meinen Cousin zu verlieben.“ Bei ihren Worten hält Nicky inne, spürt wie sein Herz einen Hüpfer macht und sieht sie nicht wie sonst an. „So? Du versuchst also dich nicht in mich zu verlieben?“ Mit Absicht kommt er ihr näher, sieht ihren ausweichenden Blick, sogleich bemerkt er diesen Ausdruck in ihren Augen. „Du wirst es nicht schaffen, dein Blick verrät dich bereits, du kannst diesen Versuch nicht mehr gewinnen.“ Dieser finstere Blick von ihr, lässt ihn schmunzeln, sie schaut nicht mal so böse, wie sie es sollte, ihr Blick ist dennoch volle Wärme. „Ach halt doch den Mund.“ „Gerne.“ Er verschließt ihren Mund mit seinen und wird sich den Kuss, den er am gestrigen Abend nicht bekommen hat, dieses Mal nehmen. Kapitel 41: Am Strand Part I (Miami Beach) ------------------------------------------ Wenige Wochen sind seitdem vergangen und Sophie weiß noch immer nicht, ob sie es schafft sich nicht auch noch in ihren Cousin zu verlieben. In den letzten Wochen hat sie sich sogar daran gewöhnt, ständig von zwei Schatten verfolgt zu werden, manchmal schafft sie es für wenige Minuten dem einen oder beiden zu entkommen. Nur sieht sie Niclas spätestens Zuhause wieder, während Paolo noch immer dieses Hausverbot hat. In Gedanken geht sie ihren Gesundheitszustand durch, während sie auf ihrem blauen Strandlaken liegt und die warmen Sonnenstrahlen auf ihren Körper genießt, sie hat keinerlei Verletzungen, die Tabletten muss sie auch nicht mehr nehmen, da sich ihr Herzkreislaufsystem wieder stabilisiert hat und sie darf ihren geliebten Sport wieder genießen, ihr geht es also gut. Und zu guter Letzt war sie vor wenigen Stunden nach endlosen Monaten wieder im Atlantik schwimmen. Irgendwann döst sie auf ihrem Strandlaken vor sich, hört jemanden sich nähern, ein Klacken, ein weiteres Geräusch folgt, bevor sie quiekend zusammen zuckt, als etwas Kaltes ihren Rücken trifft, sodass sie sich erschrocken halb herumdreht und eine grinsende Lea über sich mit einer Tube Sonnenmilch sieht. „Lea!“ Nur setzt sich die Fünfjährige auf ihren Rücken, sodass sie das Gewicht von Lea spürt, und wie diese den weißen Fleck auf ihrem Rücken verteilt. „Du bekommst sonst einen Sonnenbrand.“ Skeptisch darüber, dreht Sophie den Kopf zur Seite. „Ich bekomme keinen Sonnenbrand.“ Ihr Körper nimmt die Wärme eher auf, als, dass sie sich ihre Haut verbrennt. Grummelnd verdreht sie die Augen, als Lea sich auch noch auf sie legt, überlegt sie, ob sie ihre kleine Schwester zum Papa schubsen kann. „Geh doch Papa damit nerven und nicht mich.“ Als keine Widerworte von diesem kommen, dreht sie den Kopf nach rechts, doch neben ihr waren nur ein Stück weg, Nicky und Paolo, die es sich verkneifen wegen Sophie zu lachen, aber ihren Dad sieht sie nicht. „Wo ist er denn hin?“ Als Lea mit den Schultern zuckt spürt sie die Bewegung auf dem Rücken. „Er wollte sich einen Kaffee holen.“ „Vor wie vielen Stunden war das?“ Sie bemerkt den schief gelegten Kopf von Lea, ihr fallen die langen blonden Haare ihrer Schwester ins Gesicht. „Vor etwa zwanzig Minuten.“ Seufzend lässt Sophie den Kopf sinken. „Er kann mich doch nicht alleine mit euch verrückten lassen.“ „Wer lässt dich denn alleine?“ Bei der Stimme hebt Sophie grummelnd den Kopf, während sie zu ihrem Dad sieht, der zu ihr und Lea grinst. Lea liegt noch immer auf Sophie, deren Haare die Ältere zur Seite pustet, während sich Scott neben die beiden setzt. „Kannst du mich von der Kleinen befreien?“ Geradezu missmutig lässt sie den Kopf sinken, ihr geht sein freches Grinsen auf die Nerven, genauso, wie Lea auf ihrem Rücken. „Fieser Dad.“ Ihr entgeht nicht, wie Scott sie und Lea ansieht und schmunzelt. „Du hast deine Schwester lieb.“ Auf Sophies Rücken zappelt Lea herum und nickt, nur hofft sie nicht von der Fünfjährigen erwürgt zu werden. „Ja. Aber ich hab nicht nur Sophie lieb. Ich hab euch alle lieb.“ Augen verdrehend verzieht Sophie das Gesicht, wenn Lea weiter so auf ihrem Rücken herum zappelt, wirft sie die Kleine direkt zum Papa. „Sag Bescheid, wenn du den Kaffee leer getrunken hast.“ Das fiese Grinsen von ihm kehrt zurück, während er abwechselnd zu dem Becher und zu ihr sieht, wie sie es langsam hasst von ihm geärgert zu werden. Im nächsten Moment stemmt Sophie sich nach oben und lässt Lea zu Scott fallen, sodass die Kleine auf diesen landet. Als sie sich vom Laken erhebt sieht sie, dass der Becher bereits leer war, unterdessen fühlt sich ihr Rücken klebrig an, sodass sie auch sieht wieso, Sonnenmilch. Ihr Blick fällt kurz auf Jan, der auf seinem Laken liegt und über einem Heft gebeugt ist und nachdenkt, aber wieso hat er seine Hausaufgaben mit an den Strand genommen? Kopfschüttelnd geht sie auf die beiden grinsenden Jungs zu. „Und sowas, wie ihr seid Knights, sieht mein Rücken schlimm aus?“ Sie dreht sich mit dem Rücken zu den beiden. „Ziemlich weiß.“ Augen verdrehend setzt sich Sophie zwischen die beiden. „Wer mag, kann es wegmachen, ich mag Sonnenmilch nicht.“ „Du hättest Lea sagen sollen, dass du keinen Sonnenbrand bekommst, du wirst nicht mal braun.“ Am liebsten würde Sophie grummeln, aber sie kann die Hände von den beiden auf ihrem Rücken spüren, sodass sie Gänsehaut bekommt und es gar genießt. „Ihr hättet sie auch aufhalten können.“ „Aber dann könnten wir dich jetzt für uns haben.“ Sie zieht skeptisch die Brauen nach oben und sieht zu den grinsenden Kerlen. „Heckt ihr da irgendwas aus?“ „Wir doch nicht, aber Scott sieht uns an, als würde er nicht wollen, dass wir dich so berühren.“ Ihr fällt der Text von Love Story ein, diese eine Zeile, schmunzelnd sieht sie nach vorne. „And my daddy said stay away from Juliet.“ Diese eine Zeile singt sie schmunzelnd und sieht zu ihren beiden Romeos und zwinkert ihnen zu. Quiekend wird sie nach hinten zu den beiden gezogen, sodass sie zwischen den beiden liegt, ihr anfängliches Glucksen wird zum Lachen. „Wie bist du eigentlich auf dieses Lied gekommen?“ Kurz denkt sie darüber nach, zuckt aber mit den Schultern und grinst nach oben. „Ehrlich gesagt, erinnere ich mich kaum an den Tag, war ein wenig benebelt, ich weiß nicht mal, was wir auf das Lied bekommen haben oder was Mr. Salobré mit dem Kleid von der Hochzeit wollte.“ „Also in Musik haben wir drei ein A bekommen und Mr. Salobré hat wegen dem Kleid gefragt, was du zur Hochzeit getragen hast, da sie kein passendes für die Ballszene im Lager haben.“ Skeptisch verzieht Sophie das Gesicht. „Na, ob das gut geht.“ Sie erinnert sich nicht gerne an den Tag von der Hochzeit ihrer Eltern, aber seitdem trägt sie den Namen ihres leiblichen Vaters, genauso wie ihre Geschwister. Leise seufzt sie, während sie sich aufsetzt und an Paolo lehnt. Neben ihr schmunzelt Paolo und küsst sie auf die Wange. „Findest du es nicht etwas nervig, dass er euch die ganze Zeit im Auge behält?“ „Wen meinst du?“ „Deinen Dad.“ „Ach so, nein, es ist nicht verwunderlich, wir sind alle drei seine leiblichen Kinder, wir sind eine Familie und Niclas ist ja sein Neffe.“ Ihr Blick ist auf den Sand vor sich gerichtet. „Wie habt ihr das, denn herausgefunden?“ Nun blickt sie zu Nicky, leise seufzt sie. „Meine Mutter hat von uns allen drein die Vaterschaftstests im Schlafzimmer gehabt, Dad hat es nachgelesen, als ich im Krankenhaus war und na ja, bis auf das die Blutgruppe von Jan, die dieselbe wie von Mama ist, ist Scott unser Vater. Ein wenig scheint es ihn noch zu überfordern, aber er sieht glücklich aus, blickt mal rüber, wie er zu Jan und Lea sieht.“ Im Augenwinkel sieht sie, wie Scott Jan bei den Aufgaben hilft und Lea neugierig daneben liegt und über Jans Aufgaben drüber schaut, während Scotts Blick immer wieder zu den Teenagern ein paar Meter entfernt wandert, während die Jungs neben ihr darüber schmunzeln, weil Scott die ganze Zeit über lächelt. Mit einem undefinierbaren Laut landet sie im nächsten Moment in Paolos Armen. „Frecher Kerl.“ Grummelnd lässt sie sich umarmen, spürt im nächsten Augenblick seine Lippen in ihrem Nacken und am Hals, was ihre Widerworte auf den Nullpunkt bringt, während seine Arme um ihren Bauch liegen. Neben den beiden seufzt Nicky und sieht eifersüchtig zu den beiden. Nur sehen die Teenager auf, als Scott vor Sophie steht, schmunzelt sie ihn an. „Du guckst ja sehr begeistert.“ „Du weißt, dass er Hausverbot hat.“ Nun verzieht sie das Gesicht und nickt, schließlich zuckt sie mit den Schultern. „Ich weiß, aber das ist seine eigene Schuld.“ Auch, wenn sie nicht ganz versteht, wieso ihr Freund noch immer Hausverbot hat, Niclas geht es ja gut, flüchtig sieht sie zu diesem. Ihr Blick schweift zurück zu Scott, der sie noch immer ansieht, grummelnd kommt sie der Bitte nach und steht von Paolos Schoß auf. „Ab ins Körbchen mit dir, du frecher Kerl!“ Ihr entgehen die Blicke der Jungs nicht, vor allem den skeptischen von Paolo nicht, bevor dieser gar gluckst und brav auf seinem Laken bleibt, geht sie währenddessen kichernd zu ihrem Strandlaken, welches sie kurz aufräumt und sich kurzerhand andere Sachen anzieht. Ihren Blick lässt sie schweifen, als sie sich in einer sehr knappen Hot Pant und einem Shirt mit Fledermausärmeln auf ihr Laken sinken lässt. In aller Ruhe kämmt sie sich die Haare, bevor sie diese anfängt seitlich zu flechten, während sie sich das Grinsen nicht verkneifen kann. „Machst du das mit Absicht?“ Sie neigt ihren Kopf zu Scott, der wieder neben ihr sitzt. „Was meinst du?“ „Du hast dich vor den Augen der Jungs umgezogen und ganz ehrlich, hast du nicht eine längere Hose dabei?“ Sie schmunzelt und sieht von ihrem Dad rüber zu Paolo und Nicky. „Es schadet den beiden schon nicht, wenn ich denen ein wenig den Kopf verdrehe.“ Im Gegenteil, es macht ihr sogar Spaß, ihre beiden Knights zu necken. Da fällt ihr auf, dass sie seit einer Weile Lea nicht mehr gesehen hat. „Wo ist eigentlich Lea?“ Scott deutet rüber zu Jan, als Sophie zu ihrem Bruder sieht, liegt neben diesen unter einem großen Handtuch ihre kleine Schwester und schläft, während Jan noch immer lernt. „Du hast deine Geschwister gern, dass kannst du nicht mehr leugnen.“ Sie schüttelt mit dem Kopf, wieso sollte sie sowas auch leugnen? „Ich habe nicht nur die beiden gern, ich habe meine Familie lieb, vor allem meinen Vater.“ Sie schmunzelt, als er die Brauen nach oben zieht, sieht sie ihm in die Augen und schafft es, indem sie ihn kitzelt, dass er zusammen zuckt. „Wag es dir du...“ Frech grinsend rückt sie näher und kitzelt ihn durch, sodass er ihre Handgelenke festhält, um sie daran zu hindern ihn durch zu kitzeln. Nun kommt es nicht nur darauf an, wer den größeren Sturkopf, sondern auch die meiste Kraft hat, sie versucht sich gegen ihren Vater zu stemmen. Im nächsten Moment verliert Sophie den Halt, als er nachgibt, fällt über ihn und landet hinter ihm mit dem Rücken im Sand. „Au.“ Sie sieht ihren Dad über sich, dessen Miene erst besorgt ist, bis sie sein Schmunzeln sieht. „Wag es dir zu lachen und ich tue das, wo du nicht mehr aus dem Wasser kommst.“ Als er sich wegdreht, hört sie ihn bereits glucksen, sodass sie ihn finster ansieht und schmollend aufsteht. „Doofer Daddy.“ Sie kann ihn hinter sich Lachen hören, als sie in Richtung Wasser geht, ihre Füße werden dann leicht vom Wellengang umspült. Mit einem Schmollmund und verschränkten Armen blickt sie über die Wasseroberfläche, dabei fällt ihr ein dunkler Schatten auf. In einer Halbdrehung blickt sie zum Wachturm, die violette Flagge ist, gemeinsam mit der roten gehisst, wer jetzt ins Wasser geht ist entweder tollkühn oder lebensmüde, es ist Haisichtung und sie kann den dunklen Schatten noch immer beobachten, selbst, als sie sich in den Sand setzt kann sie den Hai beobachten, dem Schatten zu urteilen ein drei oder vier Meter großes Exemplar. Hinter ihr kann sie Schritte im nachgebenden Sand hören, sodass sie einen finsteren Blick auflegt, als Scott sie umarmt. „Bist du wirklich böse auf mich?“ Zur Antwort streckt sie ihm die Zunge heraus. „Du könntest dich ja auch mal ärgern lassen.“ Ihr Blick wird wieder nachdenklich und richtet sich zu der Wasseroberfläche. „Papa? Kannst mir nochmal helfen, ich komme bei zwei Aufgaben nicht weiter.“ Sowohl Scott, als auch Sophie drehen sich zu Jans Flunsch, sodass Scott Sophie allein am Wasser sitzen lässt und zu Jan geht, während ihre Augen den Schatten von vorhin suchen. Lose Haarsträhnen wehen in der sanften Meeresbrise hin und her, während sie ihre Beine anwinkelt, ihre Füße werden vom Wasser umspült und sie hinaus aufs Meer sieht und den Schatten beobachtet. Leise seufzt sie, wäre alles freigegeben, würde sie nochmal ins Wasser gehen, aber so. „Wer jetzt ins Wasser geht, ist wirklich ein Idiot.“ In dem Moment, als jemand an ihr vorbei geht, erkennt sie, wer da nichtsahnend tiefer ins Wasser geht, sodass sie für einen Moment erstarrt. „Nicky! Komm aus dem Wasser!“ Ihr Cousin dreht sich zu ihr und grinst sie an. „Wieso denn?“ Statt zum Strand, und vielleicht zu ihr zu kommen, geht er tiefer ins Wasser, sodass er schon mehr, als hüfttief im Wasser ist. Mit geballten Händen steht sie auf. „Komm einfach raus, du Idiot!“ Beinahe verliert sie ihre Stimme, als sie nervös und angsterfüllt schluckt, während sie zwischen dem was sich ihrem Cousin nähert und ihm selbst hin und her sieht. Nur bemerkt Niclas nicht einmal, dass sich ihm etwas nähert. Ihr Herz rast, sie hat nur Sekunden um sich zu entscheiden, was sie tun wird, sie beißt sich auf die Unterlippe, dreht sich um und sieht neben Jan die Schläger eines Spielsets, kurzerhand nimmt sich einen und rennt ohne groß nachzudenken ins Wasser. Dicht neben Nicky taucht sie hinab, sieht so den Hai direkt vor sich und in die dunklen Augen, bevor dieser Niclas beißen kann knallt sie dem Tier den Schläger auf die empfindliche Nase, was der Hai ganz gar nicht mag und sich von Nicky abwendet und sich dafür ihr zuwendet. Nur kann sie ihrem Cousin nicht sagen, dass er aus dem Wasser soll, da der Hai nun sie verfolgt und im Visier hat. Ihre einzige Chance ist es sich dem Hai zu stellen, während sie tiefer hinab taucht, hört sie einen dumpfen Schrei, Nicky schrie ihren Namen. Nur muss Sophie die Zähne zusammen beißen, sie hat für einen kurzen Augenblick die schwache gestreifte Musterung auf dem Rücken des Hais gesehen, ein Tigerhai ist keinen Meter von ihr entfernt, als sie den Griff des Schlägers in die Kiemen des Hais schlägt, und diesen zurückzieht, schnappt sich der Hai dieses Mal den unteren Teil des Schlägers, sodass dieser scharfkantig in ihrer Hand liegt. Für einen Moment nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen, streckt, als der Hai zubeißen will den Arm mit Schläger senkrecht aus, wo er in der nächsten Sekunde im Maul des Tieres verschwindet, und als der Hai zubeißt, zieht sie ihren Arm im allerletzten Moment weg, so beobachtet Sophie, wie die scharfkantigen Enden vom Schläger das Maul von Kiefer bis zum Schädel durchbohren, sodass sie in Sekundenschnelle in einer Blutlache schwimmt. Der Tigerhai wirft vor Schmerzen den Kopf hin und her, als sie versucht weiter davon und nach oben zu schwimmen trifft sie die fast zwei Meter große und schwere Schwanzflosse. Durch die Kraft, die dahinter steckt, wird sie davon und für einen Bruchteil von Sekunden aus dem Wasser geschleudert, mehrere Meter weit fliegt, bevor sie wieder im Wasser aufkommt und mit dem Rücken gegen Felsen kracht. Benommen nimmt sie wahr, wie der Hai verschwindet, aber ihr schmerzt der Rücken vom Aufprall, als sie versucht aufzutauchen und Luft zu holen, kommt sie nicht vom Fleck. Sogleich wandert ihr Blick nach unten, ihr linker Fuß steckt bis zum Knöchel in einer Felsspalte fest. Kapitel 42: Am Strand Part II (Miami Beach) ------------------------------------------- Nicky kann noch die Blutlache nicht weit von sich entfernt sehen, als jemand ihn am Arm packt und wie in Trance aus dem Wasser hinauszerrt, bleibt sein Blick auf das Blut im Wasser gerichtet. Seitdem sind Sekunden vergangen, aber er bekommt das Zittern nicht los. Wieso hat er nur nicht auf Sophie gehört? Er ist daran schuld, dass… Nein er darf nicht das allerschlimmste denken. „Niclas! Hör mir endlich zu!“ Benommen wird er aus den Gedanken gerissen und kassiert im nächsten Moment eine Ohrfeige, sodass er sich die Wange hält und seinen Onkel entgeistert ansieht. „Beruhige dich, okay?“ „Wie sollte ich das? Sophie ist wahrscheinlich,…“ Er kann seine Angst um Sophie nicht weiter aussprechen, als Scott ihn an den Schultern schüttelt. „Denk nicht einmal sowas!“ Wie kann sein Onkel nur so optimistisch sein, wenn seine Tochter doch … erneut wird er aus den Gedanken gerissen, als sein Onkel an ihm vorbei ins Wasser geht. „Scott!“ „Ich gehe sie holen, sie ist schon viel zu lange unter Wasser.“ Im nächsten Moment ist Scott in den Wellen untergetaucht. Er kommt sich so schuldig vor. Hätte Nicky nur gewusst, was die Flaggen deuteten oder das hinter ihm ein Hai war, nun weiß er eines, er hat Angst um Sophie. „Sie darf nicht…“ Und dabei hat er auch noch Geburtstag, den kann er nun ja wohl vergessen. Hartnäckig versucht Sophie ihren eingeklemmten Knöchel aus der Spalte zu befreien, aber bei jedem ihrer Versuche und je mehr sie ihren Fuß dreht jagt ihr erneut der Schmerz vom Knöchel hinauf. Verbissen sieht sie zur Seite, sie schafft es nicht freizukommen, da sieht sie die Bewegung, vielleicht fünf Meter von sich entfernt, als sie genauer hinsieht, erkennt sie die Person, die auf sie zu schwimmt. Im nächsten Moment ist Scott neben ihr und sie sieht seine vielen Fragen in seinen Augen, daher versucht sie es ein letztes Mal ihren Knöchel aus der Felsspalte zu befreien, bevor sie innehält und beobachtet, wie er ihren Fuß umfasst und befreit. Der folgende Schmerz raubt ihr die Kraft und der Schrei ihre letzten Reserven, die als Luftblasen nach oben steigen, so würde sie es nicht mehr bis zur Wasseroberfläche schaffen. In nicht einmal einer Minute würde ihr die Luft ausgehen, ihre gesenkten Lider sehen zu ihrem Vater, sie deutet ihm mit der flachen Hand an, dass ihr die Luft ausgeht und weiß das er das Zeichen versteht. Ihr Bewusstsein schwindet bereits, als sie näher an Scott gezogen wird, spürt so kaum, wie er ihr Gesicht in seine Hände nimmt, seine Lippen auf ihre legt und ihren Mund öffnet, um etwas von seiner eigenen Luft ihr zu geben. Verblüfft über sein Handeln hält sie sich an ihm fest, während er sie festhält und nach oben bringt, dabei versucht sie so wenig Luft zu verbrauchen, wie möglich. Als ihr Kopf nach einer gefühlten Ewigkeit die Wasseroberfläche durchbricht, atmet sie mehrmals hustend ein und aus unterdessen wird sie noch immer an Scott gedrückt, welcher selbst zu Atem kommt. „B-Bitte sage mir, dass es dir gut geht.“ Sie versucht ihm zu sagen, dass sie okay sei, aber mehr als ein Nicken bekommt sie im ersten Moment nicht heraus, neben dem Schmerz in ihrem Knöchel spürt sie ein leichtes Schwindelgefühl aus Sauerstoffmangel. „Mir ist n-nur… e-etwas schwindelig.“ Ihre Stimme ist kaum ein Flüstern, während die Wellen um sie herum dieses Gefühl verstärken, sie beschließt sich mehr auf ihre Atmung zu konzentrieren. „Das vergeht gleich, ich bringe dich erstmal zum Strand.“ „O-Okay.“ Bei den Bewegungen ihres linken Fußes verzieht sie vor Schmerzen das Gesicht, da ihr Dad sie in Richtung Strand bringt, sieht erst einmal, wie weit draußen sie sind, als ein Rettungsschwimmer den beiden mit einem Surfbrett entgegen schwimmt, soll sie sich darauf legen, widerwillig tut sie es. Ihr Blick schweift von Scott, der sie immer wieder mustert, aber so auf den ersten Blick sieht sie selbst keine weitere Verletzung, nur den geschwollenen Knöchel, schließlich blickt sie zum wolkenfreien blauen Himmel über sich. Die Minuten bis zum Strand fühlen sich träge und mehr Stunden, als Minuten an, dort angekommen bekommt sie mit, wie Scott mit dem Rettungsschwimmer spricht, bevor er sie vom Board hebt und dem Rettungsschwimmer zum Wachturm folgt. Dabei hinterlässt sie im Sand eine ordentliche Wasserspur, während sie in den Armen ihres Vaters liegt, der sie im Inneren des Wachturms auf eine Liege legt. Mehrmals wird sie gefragt, ob sie Schmerzen hat oder verletzt ist. Sie will erst verneinen, setzt sich mühsam auf und tastet sich den Kopf ab, aber da hat sie keine Schmerzen, ihre Hand wandert zu ihrem Rücken, der noch ein wenig zwiebelt, ihr Blick wandert hinab zu ihrem linken Knöchel, der blauviolett und geschwollen gegen den Boden baumelt. Ihr Blick hebt sich seufzend zur Seite, sodass sie zu Scott sieht, der sich neben ihr gegen die Liege lehnt. „Ich bin okay, hab mir nur den Knöchel gequetscht.“ Seinem skeptischen und besorgten Blick zufolge überprüft er selbst, ob sie wirklich in Ordnung ist, aber auch bei seinen Berührungen am Kopf und Rücken zuckt sie kaum merklich zusammen. „Tut dir wirklich nichts weh?“ „Nur der Knöchel, ansonsten bin ich okay.“ Als er seine Stirn gegen ihre lehnt, spürt sie bei seinem Seufzen die warme Luft an ihrer Wange. „Tue das nie wieder! Ich hatte Angst um dich.“ Etwas zögernd umarmt sie ihn und versucht sich selbst zu beruhigen, ihr wird erst jetzt richtig bewusst, wie knapp und waghalsig das Ganze war. „Tut mir Leid, Daddy.“ Schließlich löst sich Scott von ihr und fragt nach Verbandszeug, damit er sich um ihren Knöchel kümmern kann. Den Blick vom bandagierten Fuß hebend, legt sie den Kopf schief und schmunzelt ihn an. „Nimmst du mich Huckepack?“ Ihr entgeht sein Augen verdrehen und glucksen nicht, bevor er sich umdreht und sie Huckepack nimmt, sodass sie sich an seinen Rücken schmiegt. Draußen neben dem Wachturm hebt sie den Kopf und blickt über Scotts Schulter hinweg zu Paolo und Niclas, die näherkommen. Nur ballt sie für Sekunden ihre Hand zur Faust, als ihr einfällt, wieso sie das getan hat und nun verletzt ist. „Sophie, es tut mir l-.“ Im nächsten Moment trifft Sophies Hand Nickys linke Wange, sogleich beißt sie sich auf die Unterlippe, sie mag es nicht Gewalt auszuüben, aber bei dieser Dummheit von ihm, konnte sie sich nicht zurückhalten. „Du Vollidiot! Wenn ich dir nochmal sage, komm aus dem Wasser, tue, was ich dir sage und sei nicht dickköpfig. Ich … ich hatte Angst um dich. Das war ein verdammter Tigerhai, die sind aggressiv und greifen willkürlich Menschen an, und beinahe auch dich! Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist. Es tut mir wegen der Ohrfeige Leid.“ Bereits, während ihrer Worte beobachtet sie den gesenkten Blick ihres Cousins, der sich die gerötete Stelle von der Ohrfeige hält und sich auf die Unterlippe beißt und die Tränen zurückhält. Ebenso tut es ihr leid, dass sie ihm eine Ohrfeige gegeben hat. Mit einem Seufzen schüttelt vor ihr Scott den Kopf und legt einen Moment seine Hand auf Niclas Kopf, bevor er weitergeht und Sophie sich wieder an seinen Schultern festhält, bei den Jüngeren sieht sie, die ängstlichen Blicke der beiden, sodass sie leise gegen Scotts Schulter seufzt. „Sagst du den beiden bitte, dass es mir gut geht.“ Wenig später setzt er Sophie auf ihr Strandlaken, unbewusst bewegt sie dabei ihren verletzten Knöchel und verzieht sogleich das Gesicht, während sie scharf die Luft zwischen den Zähnen einzieht. Sie will gar nicht wissen, wie sie im Moment aussieht, immer mehr fängt ihr Körper an zu zittern, sicher sind ihre Lippen bläulich vor Kälte. Kurz mindern Scotts warme Hände an ihren Wangen die Kälte, aber sie bemerkt seinen besorgten Blick, wie er sie wieder mustert. „Du musst aus den Sachen raus, nicht das du eine Unterkühlung bekommst.“ Ihr war nicht bewusst gewesen, welche Kälte sie erfassen würde. „H-Haben die hier irgendwo K-Kabinen, um sich umzuziehen?“ Im nächsten Moment sieht sie zu Paolo und Nicky, die sich zu ihr setzen. Sophie weiß ja selbst, dass sie aus den nassen Sachen raus muss. Ihr Shirt klebt an ihr, der Jeansstoff der Hose engt sie ein, und sie will sich aufrichtig etwas Warmes und Trockenes anziehen. Beinahe schon flehend sieht sie zu ihren Liebsten vor und neben sich, während diese sie besorgt ansehen, sie zittert immer heftiger. „M-Mir ist es e-egal, wer m-mir hilft, ich w-will nur aus den n-nassen Sachen r-raus. Mir ist e-eiskalt.“ Ihr entgehen die Blicke der drei nicht, während ihre Geschwister wohl ratlos zu ihr sehen. „Hast du einen Pullover eingepackt?“ Knapp nickt sie auf die Frage, ihre Lippen zittern genauso heftig, wie ihr Körper. Bei ihrem nächsten Atemzug beugt sich Paolo über sie und zieht ihr das nasse Shirt aus, und lässt es hinter ihr auf das Laken fallen, als er ihr ein Handtuch umlegt, sieht sie zitternd, wie Nicky sich ein paar ihrer Sachen nimmt. Sekunden später hebt Paolo sie hoch, und trägt sie an sich gedrückt in die ausgewiesene Richtung in denen sich die Umkleiden befinden, während Nicky neben Paolo geht, sieht sie nur kurz zu ihrem Dad, dessen Blick sie nicht ganz deuten kann. Bei den Umkleiden, beobachtet Sophie, wie sich die Jungs umsehen, bevor sie zu dritt in eine größere Umkleide verschwinden und diese verriegeln. Ihr Blick schweift in der leeren Umkleide hin und her, das einzige was sie sieht sind Haken an der Wand, dabei wäre ihr ein Hocker zur Entlastung ihres Knöchels lieber gewesen, aber das gleiche freche Grinsen der beiden macht sie misstrauisch. „W-Wagt es euch i-irgendwas mit m-mir anzustellen.“ Das Kichern der beiden verunsichert Sophie, unterdessen stellt Paolo sie vorsichtig auf den harten Boden, hält sie fest, aber als Sophie merkt, dass sie sowohl von ihm, als auch von Niclas festgehalten wird, landet schon der Jeansstoff zwischen ihren Beinen auf dem Boden. „P-Paolo!“ Nervös schluckt sie, als sie die Balance verliert und ihren verletzten Knöchel belastet wird sie von Nicky, der hinter ihr steht stärker gestützt und festgehalten. „Autsch. Doofer Knöchel.“ Wenige nervöse und schmerzerfüllte Atemzüge später, ist sie bis auf das festumgelegte Handtuch, nackt. Mit Herzklopfen und roten Wangen muss sie es über sich ergehen lassen, dass ihr Paolo trockne Unterwäsche über die Beine zieht. Immer wieder belastet sie unbewusst ihren Knöchel, sodass sie stärker von Nicky festgehalten wird. „Ganz ruhig, ich halte dich.“ Sie grummelt ihr Ärgernis hinaus und beißt die Zähne zusammen, der bandagierte Knöchel schmerzt immer mehr, zur selben Zeit spürt sie an ihren Beinen eine lange und bequeme Stoffhose. Hingegen ist sie obenrum noch immer bis auf das Handtuch entblößt. Sie richtet ihren Blick direkt an Paolo. „Erspar mir wenigstens die Peinlichkeit und lass mich den Rest anziehen.“ Es macht sie nervös, dass ihr Freund sie anzieht und beide nun nicht nur wissen, was sie drunter trägt. Nein dabei beobachtet zu werden, wie sie sich ihre Brüste mit dem Büstenhalter zu verdecken versucht, macht die ganze Sache noch peinlicher. Sophie nimmt sich das hingehaltene Top und Büstenhalter, zieht sich beides überm Kopf und Handtuch und lässt dieses sinken, bevor sie sich die Verschlüsse schnappt und das Teil verschließt, kurz richtet sie noch die Träger. Dennoch blickt sie nervös zu den beiden, die allerdings irgendwo zur Seite und an die Decke sehen. Nun gluckst sie darüber, weil sie die beiden falsch eingeschätzt hat. „Andere hätten ihr Mädchen nicht an-, sondern ausgezogen und sonst etwas angestellt, dagegen seid ihr beide gar brav, … zahme Kätzchen.“ Anhand der Blicke der beiden, scheinen ihre Worte die Jungs zu irritieren. „Wieso denn Kätzchen?“ Grinsend sieht sie auf, in Ruhe zieht sie sich den grauen Pullover über. „Ihr seid beide vom Sternzeichen her Löwe und ich bin, wie du weißt Fische. Ich kann also froh sein, wenn ihr mich nicht fresst.“ Der irritierte Blick von Nicky weicht einem Grinsen. „Na das könnten wir uns ja mal überlegen, nicht wahr?“ Im nächsten Moment beißt sich Sophie auf die Unterlippe, hätte sie doch nur nichts gesagt. Nickys Hände wandern im nächsten Augenblick unter ihre Sachen, ebenso wie die von Paolo. Nun ist sie zwischen den beiden in einer verriegelten Kabine am Miami Beach gefangen, während sie ihren Cousin im Rücken und ihren Freund vor sich spürt, fragt sie sich wieso nochmal auf diese Idee mit den Umkleiden gekommen ist? Durch die Nähe zu den beiden spürt sie trotz Kleidung deren Wärme. „J-Jungs… ihr vergesst, dass ihr nur in Badeshorts hier drin seid, also benehmt euch, sonst wandern meine Hände bei euch mal dahin, wo ihr in die Knie geht.“ Als ihre Worte draußen sind würde sie diese am liebsten zurückzunehmen. „Du traust dich das ja doch nicht.“ Bei dieser Aussage ihres Cousins grinst sie fies und lässt sogleich ihre linke Hand nach hinten zu Nicky wandern, der bei ihrer Berührung nervös schluckt. „Du denkst doch nicht, dass ich ein braves Mädchen bin, oder?“ Unterdessen streicht ihre rechte Hand bei Paolo zärtlich von Brust und Bauch hinab. „Ihr solltet nicht vergessen, dass ich auch weiß, was ich will und was nicht.“ Zumindest will Sophie nicht die ganze Zeit zwischen den beiden stehen, ihr Knöchel braucht Ruhe, aber die Jungs werden durch ihre Berührungen ziemlich nervös. „Soll das heißen du willst uns beide?“ Bei beiden spürt sie, das Zittern der Bauchmuskeln, wie diese unter ihren Berührungen zucken und sich die Jungs zusammenreißen, dabei bleibt sie noch über der Gürtellinie. Und dennoch zeichnet ein fieses Lächeln ihre Lippen, während sie in den grünen Augen von Paolo dieses Funkeln sieht. Ihr Lächeln wird zu einem schiefen Grinsen, als sie bei ihm unter den Gummizug der Badeshorts wandern will, hält er sie davon ab. Der Ausdruck in seinen Augen verrät ihr, dass er hier nicht von ihr so berührt werden will, schon gar nicht, wenn sie im Rücken noch ihren Cousin hat. Als sie hört, wie jemand näher komm, löst sie ihre Hände von ihren Jungs, bevor sie die Balance verlieren kann hält Nicky sie fest und drückt sie an sich. Hingegen ist Nicky nervöser und zittert stärker als Paolo, während sein Kopf auf ihrer rechten Schulter ruht, liegt ihre Stirn an der von Paolo, welcher tief durchatmet. „Ich habe meine Ritter wohl ein wenig durcheinander gebracht.“ Ein kurzes Glucksen entweicht ihren Lippen, als ein Klopfen gegen die Umkleidewand zu hören ist. „It´s inside allright?“ „Sure.“ Sophie kann sich ein erneutes Glucksen nicht verkneifen, während sie hören kann, wie sich derjenige vor der Kabine entfernt und die Schritte verklingen. Für den Augenblick nutzt sie die Chance und küsst Paolo sanft, bevor sie sich schmunzelnd von ihm löst und auch Niclas sanft küsst, der daraufhin grinst und seinen Griff um sie verstärkt. Wenigstens entlastet sie ihren verletzten Knöchel und kann nicht umfallen. Ihre Hände legt sie bei beiden in den Nacken und krault ihre beiden Jungs. Innerlich seufzt sie, dabei hat es Nicky ihr schon vor Wochen gesagt, dass sie es nicht schaffen würde sich nicht auch noch in ihren Cousin zu verlieben, aber ihm das zu gestehen wird sie ganz sicher nicht! Vor allem nicht, wenn sie doch ihren besten Freund über alles liebt. „Sind wir wirklich deine Ritter?“ Über diese Frage von Paolo gluckst sie und haucht ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ja, ihr seid meine Ritter, meine Knights, ihr habt so viel schon für mich getan und damit meine ich nicht nur, dass ihr mich vor einem knappen Monat gerettet, wiederbelebt habt, sondern weil ihr beide mich liebt, was spricht also dagegen, wenn ich euch meine Ritter nenne? Es stimmt ja auch, ihr behaltet mich immer im Auge, sogar im Unterricht und wenn ein anderer Typ mir zu nahe kommt, seid ihr schon da und stellt euch dazwischen.“ Ihr Blick schweift kurz von Paolo zu Niclas, der sich auf die Unterlippe beißt, als sie genauer hinsieht, kann sie Tränen in den Augen ihres Cousins sehen. „Bin ich dennoch ein Vollidiot?“ Ihr Blick bleibt auf Nicky gerichtet, dem sie sanft eine Träne vom Augenwinkel wischt. „Nur, wenn du zu dickköpfig bist und nicht auf mich hörst, ansonsten bist du kein Vollidiot.“ Anscheinend bringen ihre Worte neue Tränen zum Vorschein, wie einem kräftigen Griff, sodass sie nach Luft japst. „N-Nicky nicht… ich b-bekomm keine Luft.“ Der Griff wird gelockert, sodass sie für einen Augenblick das Gefühl hat, als wären ihre Rippen gestaucht. „Tut mir Leid, aber das mit Hai, ich… du sagtest es war ein Tigerhai, was ist da genau passiert, als du im Wasser warst?“ Zwar überlegt Sophie, ob sie Nicky es wirklich erzählen soll, aber in den Augen von Paolo sieht sie dessen Neugier. „Kann ich das euch vielleicht bei den anderen erzählen? Ich habe etwas Bedenken, dass Dad jeden Moment vor der Tür steht und Mäuschen spielt.“ Im nächsten Moment hört sie beide deutlich einatmen, wahrscheinlich würden die mehr Zeit mit ihr allein verbringen, aber als ihre restlichen Sachen genommen werden, wird sie dieses Mal von Nicky hochgehoben und getragen. Als ihnen Scott tatsächlich entgegenkommt kann sie sich ein Augen verdrehen nicht verkneifen, manchmal fragt sie sich wirklich, wer schlimmer und besitzergreifender ist, die Jungs oder ihr Vater? Zurück bei den anderen setzt ihr Cousin auf sein Strandlaken, während sie ihren Blick über den Strand schweifen lässt Sophie die Jungs ebenfalls längere Sachen anziehen. Ein Glucksen rutscht ihr heraus, als sie sieht, was für einen Pullover Niclas da angezogen hat. Scheinbar will er wieder ihre Nähe, da er sie auf seinen Schoß zieht, was dem einen finsteren Blick von Paolo einbringt. In aller Ruhe versucht sie das Geschehene so zu erzählen, dass es die beiden Teenager nicht noch mehr schockiert. Immer wieder sieht Nicky sie niedergeschlagen an, legt seinen Kopf auf ihren, während sich Paolo über die Augen reibt. Sie weiß selbst, wie waghalsig sie war und doch hat sie es ohne größere Verletzungen überstanden, der gequetschte Knöchel würde in ein paar Tagen wieder auskuriert sein. „Ich habe richtig Panik geschoben, als ich das Blut gesehen habe und dann war Scott selbst so lange unter Wasser. Ich habe wirklich das schlimmste vom Schlimmen gedacht.“ Behutsam streicht Sophie über Nickys Handrücken, während der Rest seines Oberkörpers in demselben Sweatpullover mit demselben Bild und Schriftzug wie ihr grauer steckt, nur, dass sein Pullover schwarz ist. „Glaub mir, ich hatte auch welche, aber anfangs hatte ich Angst meinen Cousin zu verlieren. Und ich weiß jetzt schon, dass ich diese Nacht kaum schlafen kann. Allein bei diesen Gedanken fröstelt es mich, was gewesen wäre, wenn ich nicht ins Wasser gegangen wäre.“ Ihr fällt der besorgte Blick von Paolo auf, als dieser ihr über die Wange streicht, merkt sie ihr Zittern. „Du zitterst ja wirklich, ist dir kalt?“ „Etwas,… aber viel mehr bin ich müde.“ Sie beobachtet den Blickwechsel der beiden, sodass Sophie leise in ihren Pullover seufzt, sich in diesen kuschelt, und sich an Nicky lehnt. „Läuft zwischen euch so eine nervige Teenager Dreiecksbeziehung?“ Von dieser Frage überrascht hebt sie den Blick zu ihrem Dad, zwar könnte sie ihm antworten, aber jedes Wort würde er gegen sie verwenden, deswegen lehnt sie sich wieder an Nicky, während ihre Beine bei Paolo auf dem Schoß liegen. Offensichtlicher können sich die drei nicht verhalten und leider ist ihr Dad in solchen Dingen nicht so blind, wie zu merken, dass er Vater von drei Kindern ist. „Ich bin müde, nerv mich andermal mit irgendwas, okay?“ Dabei merkt sie, wie erschöpft sie wirklich ist, ebenso kann sie Scott ansehen, dass er erschöpft ist, dass mit dem Hai hat ihn mehr mitgenommen, als er zugeben würde. Und dennoch lässt er sie in den Armen von Niclas, während er irgendwohin blickt versucht sie seinem Blick zu folgen und erblickt ihre Geschwister, die vom herumtoben am Strand ebenfalls müde sich zum Lachen bringen. „Packen wir zusammen und fahren nach Hause.“ Als sich Scott zu ihr dreht, schluckt sie nervös. „Wir haben nur ein Problem, wir sind zu sechst und in den Wagen passen nur fünf.“ Sophie nagt ratlos an ihrer Unterlippe, sie will sich nicht entscheiden, wen sie noch mitnehmen sollen. „Uns muss einfach etwas einfallen.“ Zurück beim Parkplatz und auf dem Fahrersitz reibt sich Scott mehrmals über die Stirn. Sein Wagen ist für fünf Personen zugelassen, nur haben sie Lea in den Fußraum des Beifahrersitz verfrachtet, wo Jan sitzt, während sich die drei Teenager die Rückbank teilen. „Ich sag es euch, wenn wir angehalten werden, gebe ich euch drein da hinten die Schuld.“ Sophie grinst ihn an, ihr Dickschädel hat über seinen gesiegt und so muss Lea nicht im Kofferraum sitzen. Oder einer zu Fuß und mit dem Bus zurückfahren. Bei dem Lied im Radio gluckst Sophie, als sie dieses erkennt und neben sich sieht, wo Paolo die Augen verdreht. „Sag jetzt nicht, dass ich hier im Auto singen soll.“ Geradezu unschuldig neigt sie den Kopf zu ihm und blinzelt kurz, was ihn grummeln lässt. „Du sture kleine Meerjungfrau.“ Es irritiert sie, das Paolo zu Nicky sieht, als sie zu diesen sieht nickt dieser grinsend, sogleich dreht sie den Kopf zu Paolo und schmollt. „Hey, das war aber nicht abgemacht.“ „Was war denn bitte abgemacht?“ Schmollend lässt sie sich in der Mitte etwas niedriger rutschen, und lässt die beiden neben sich singen. Die aufkommende Gänsehaut lässt sie grummeln, nur hört sie dann eine dritte Stimme, sodass sie nach vorne zum Beifahrersitz sieht. Ihr Bruder singt doch wirklich mit! Glucksend sieht sie zum Fahrersitz. „Wenn Dad jetzt auch noch mitsingt, haben wir ein Männerquartett.“ Durch den Blick im Rückspiegel grinst sie zu Scott, zwar herrscht direkt eine ausgelassene Stimmung, nur konzentriert sich Scott mehr auf den Verkehr, als vielleicht mitzusingen. Allerdings hört Sophie beim nächsten Lied eine kindliche Stimme und blickt zu Lea, die versucht mitzusingen. Als der Kleinen die Luft ausgeht übernimmt Sophie den Part, was ihr ein breites Grinsen von Lea einbringt. Nach dem Lied blickt sie in das sprachlose Gesicht von Nickys neben sich. „War das der höchste Ton, den du erreichst, ich dachte du schaffst es höher zu singen.“ Schultern zuckend dreht sie den Kopf zu Paolo, der ihr frech zu grinst. „Wenn ich das täte, würden euch die Ohren abfallen und das wäre, wie du weißt schmerzhaft.“ „Ich weiß zwar nicht, was du verbergen willst, aber du kannst schon seit du klein bist deine Stimme kontrollieren. Nur weiß ich nicht von wem du das hast, von mir wohl nicht.“ Nun schmollt sie ihren Dad an, zu dessen Hinterkopf sie blickt und Augenkontakt im Rückspiegel mit ihm aufbaut. Dabei hat sie seine Stimme schon viel öfters gehört, als sie kleiner war, hat er zusammen mit Hendrik ihr öfters vorsingen müssen, damit sie einschlief. „Das stimmt nicht! Du hast mir, als ich klein war oft was vorgesungen und ich erwähne nur mal das Spiel zur Hochzeit, und vielleicht habe ich das auch von Grandma.“ Nun schmunzelt sie nach vorne, sieht das Augenverdrehen von Scott im Rückspiegel, im nächsten Moment hält er den Wagen auf der Einfahrt. „Vielleicht hast du es auch von deiner Mutter.“ Sofort verfinstert sich Sophies Blick, steigt aus und hinkt zwei Schritte in Richtung Tür, seitdem ihre Mutter verschwunden ist, sind fast zwei Monate vergangen, genauso lange weiß sie, dass Scott ihr leiblicher Vater ist. „Sophie…“ Bei Scotts Stimme setzt sie den vierten Schritt, aber weiter kommt sie nicht, da sie von Paolo aufgehalten und von diesem Huckepack genommen wird, sodass sie in einer Hand seinen Rucksack und in der anderen ihre Tasche festhält, während er mit ihr nach oben geht. „Du übergehst gerade dein Hausverbot, weißt du das?“ Schultern zuckend setzt er sie in ihrem Zimmer aufs Bett, während die Taschen neben ihrem Bett landen. „Das Hausverbot ignoriere ich solange ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ich sehe es dir an, dein Blick verrät dich.“ Sophie senkt den Blick, zieht ihn an sich und umarmt ihn, im Moment ist er ihr bester Freund, den sie einfach braucht, wenn es ihr nicht gut geht. „Ich hasse meine Mutter, ich will nichts von ihr haben, es reicht mir schon, dass ich ihr so ähnlich sehe.“ „Du bist nicht, wie deine Mutter, dass weißt du, viel mehr bist du, wie dein Dad. Du hast sehr viel von ihm, was mich ein wenig stört… Lässt du mich auch wieder los?“ Zwar sieht sie auf, aber im nächsten Moment befördert Sophie ihn auf ihr Bett, sodass er auf dem Bauch darin liegt. Frech grinsend setzt sie sich auf seine Beine, hört ihn bedrohlich knurren, sodass sie ihm auf den Hintern schlägt. „Sei einfach brav und nicht knurren.“ „Sagt mal, was macht ihr da?“ Ihr Blick schweift zur Tür, in dessen Rahmen Niclas steht, ins Zimmer kommt und hinter sich die Tür schließt, um sich den beiden zu nähern. „Gefangennahme, jeder der es wagt mich zu ärgern, wird bestraft.“ „Was hat er denn angestellt?“ „Er hat geknurrt.“ Kapitel 43: Am Strand Part III - Sophies Jungs ---------------------------------------------- Zwar versucht Nicky nicht wegen Sophies Antwort zu lachen, aber nach einem losprusten, lacht er kurz auf und deutet auf seine Cousine. „Und deswegen sitzt du auf seinen Beinen?“ „Nein, das mache ich damit er nicht weglaufen kann und wenn du näher kommst, landest du genauso in Gefangennahme.“ Sie grinst ihn fies an, während er sie herausfordernd ansieht. „Glaub mir, mach das nicht, sie kann wirklich fies sein.“ Bei Paolos Stimme sieht der Teenager zum anderen, der wegen einem Klaps aufm Hintern von Sophie frustriert stöhnt. Seufzend nähert er sich Sophie, sieht das hinterhältige Grinsen von ihr. Im nächsten Moment landet er selbst mit einem gemeinen Trick auf ihrem Bett und liegt auf dem Rücken, mit diesem Überwurf hat er nicht gerechnet. „Ich hab dich gewarnt.“ Bei ihrem frechen Grinsen grummelt er ihr entgegen, nur fragt er sich, was sie vorhat, als sie sich über ihn beugt. Da liegen im nächsten Moment Sophies Lippen auf seinen, sodass er in den Kuss schmunzelt und diesen erwidert. Etwas verblüfft lässt er es zu, dass sie ihn zu einem Zungenkuss verleitet. Nur kann er den Kus nicht genießen, da sie nicht alleine sind. Ihm entgeht der Blick von Paolo nicht, dieser vernichtende und eifersüchtige Blick des anderen. „Küss lieber ihn so, statt mich.“ Sophies Blick wandert zu Paolo, der krampfhaft versucht ruhig zu bleiben, ohne sie von sich runter zu werfen. Nur sieht er in Sophies Blick etwas, was Paolo innehalten lässt, so beobachtet Nicky nur, wie Sophie sich auf Paolos Hintern setzt. „Sophie nicht!“ Sophie schiebt Paolos Shirt nach oben, streicht ihm überm Rücken, an manchen Stellen bewegt sie ihre Hände seltsam, als Paolo im nächsten Moment schmerzhaft stöhnt, dreht dieser den Kopf in Richtung Laken, sodass die Schreie gedämpft werden. Als Nicky versteht was Sophie mit Paolo macht, fragt er sich, wieso der andere sie nicht daran hindert. „Wieso wehrst du dich nicht dagegen?“ Paolo dreht den Kopf zu Niclas, der sich aufsetzt und zu den beiden sieht. „Weil…“ Er hielt inne, als er und Nicky bemerken, wie Sophie innehält, bevor sie über Paolos Rücken streicht und schmunzelt. „Was hast du mit deinen beiden Rittern vor?“ Ihr Schmunzeln wird zum Grinsen. „Foltern, was sonst, aber bevor Nicky damit dran ist, gibt es noch etwas, was ich bei dir tun muss.“ Misstrauisch sieht Paolo zu Sophie, wird von ihr hartnäckig auf den Rücken gedreht, was ihn schwer zu schaffen macht, da sie sich auf ihn legt, ihr intensiver Kuss, lässt ihn stöhnen. Mit einem sanften Kuss löst sie sich von ihm. „Fall mir nicht um, okay? Ich brauche meinen Cariño noch.“ Sophie ist nicht mal richtig von Paolo runter, als dieser versucht sich aufzusetzen, fällt er mit einem dumpfen Aufprall schon aus ihrem Bett und bleibt am Boden liegen. Hingegen verzieht Sophie das Gesicht. „Okay, das war keine Absicht … Lebst du noch?“ „Grad so, aber ich bleibe eine Weile hier unten liegen, okay?“ Glucksend lässt Sophie ihren Freund auf ihrem Teppich neben dem Bett liegen, dreht sich stattdessen zu Niclas, der seufzend seinen Pullover auszieht und sich bereitwillig auf den Bauch legt. „Du kannst wirklich fies sein.“ Kaum sind seine Worte raus, verkneift er sich alles, als er Sophies Hände nicht nur auf seinen Rücken, sondern auch an seinem Hintern und Seiten spürt, was ihn wahnsinnig macht, nur drückt er sein Gesicht ins Laken, als sie seinen Hintern packt, wie konnte Paolo sich nur so beherrschen? Es macht ihn jetzt schon fertig. Immer wieder stöhnt er schmerzhaft, während Sophie Verspannungsknoten in seinen Schultern, Nacken und Rücken löst. Als die Tür geöffnet wird, findet Scott Sophie auf Niclas sitzend vor, allerdings fragt er sich, was die Teenager nun schon wieder anstellen. „Was bitte tut ihr da?“ Unschuldig neigt Sophie den Kopf zur Seite, sieht kurz zu Nicky und dann zurück zu ihrem Vater. „Massieren.“ „Soll ich dir das wirklich glauben und wo ist Paolo?“ Nun sieht Sophie zur Seite, wo Paolo ausgeknockt neben dem Bett liegt. „Der liegt hier neben dem Bett.“ Skeptisch nähert sich Scott der anderen Bettseite, wo Paolo auf dem Teppich neben dem Bett liegt. „Ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht habt, aber die beiden wissen, was passiert, wenn sie dir wehtun.“ Fies grinst Sophie zu ihrem Dad. „Im Moment bin ich diejenige, die den beiden wehtut.“ Sie löst einen Verspannungsknoten bei Nicky, sodass dieser gedämpft ins Laken schreit, was Scott noch misstrauischer blicken lässt. „Lass wenigstens Nicky ganz, sonst bekomme ich Ärger mit Derek.“ „Keine Sorge, ich lasse meinen Cousin am Leben.“ „Falls ihr noch was essen wollt, in der Küche steht etwas.“ Grinsend nickt Sophie und dreht sich zu Nicky, als Scott aus dem Zimmer gegangen ist. Wenige Minuten später hat sie alle Verspannungsknoten bei ihm gelöst, sodass sie sich frech über ihn beugt und angrinst. „Lebst du noch?“ Schwer seufzt Niclas, froh darüber auf dem Bauch zu liegen. Schmunzelnd sieht sie ihn an und ihn überm Nacken und Hals küsst, was Nicky nervös macht. Am nächsten Morgen versucht sich Sophie verschlafen zu strecken, stößt dabei sowohl links, wie rechts auf Widerstand. Irritiert blinzelt sie gegen das Sonnenlicht und blickt neben sich, wo links neben ihr Niclas und als sie ihren Kopf nach rechts dreht dort Paolo liegt. Sie liegt zwischen den beiden, welche ihre Arme um ihre Seite liegen haben und selbst im Schlaf versuchen, sie für sich zu haben. Innerlich seufzt Sophie und dreht sich auf den Rücken, um an die Decke zu blicken. Wie ist sie nur in diese Situation geraten mit ihrem Freund und Cousin im Bett zu liegen? Ihr Blick wandert hinab zu ihrem Shirt und Pants, auch bei den Jungs kann sie Kleidung erkennen. Also können sie nichts angestellt haben, zumindest hofft sie das! Wieso kann sie sich nur lückenhaft an den gestrigen Abend erinnern? Der Befreiungsversuch scheitert, sie kommt nicht aus dieser doppelten Umarmung frei, als sie ihren Knöchel bewegt, beißt sie sich auf die Lippen, verkneift es sich zu schreien, ihr Fuß pulsiert und strahlt Wärme aus. Schluckend verschwindet der Schmerzensschrei, aber bis auf die Lücken am Abend erinnert sie sich an den Tag lückenlos. Nur wie kann sie sich an einem Sonntagmorgen aus den Armen zweier Kerle befreien ohne sie zu wecken? Grummelnd dreht sie sich zu Paolo, kuschelt sich mehr an ihn, während sie in ihrem Rücken spürt, wie Nicky sich etwas bewegt und sie seine Wärme im Rücken wieder spüren kann. Ergeben seufzt sie gegen Paolos Brust, hört im nächsten Moment leise Schritte in ihrem Zimmer und sieht auf. Hilflos und flehend sieht sie ihren Dad an, der über ihren Gesichtsausdruck leise gluckst, dann formt sie ein lautloses `save me daddy´. Diese drei Worte, lassen ihren Vater fies grinsen und die nicht vorhandenen Hemdärmel hockrempeln. Bei dieser Aufforderung sie aus den Armen der Jungs zu befreien, würde er sich den Spaß nicht entgehen lassen, entschlossen löst er die Arme von den Jungs um Sophie und hebt sie hoch. Durch die entstandene Lücke muss sich Sophie das Lachen verkneifen, als sich Paolo und Niclas aneinander kuscheln. „Gib mir mal mein Handy.“ Sie flüstert grinsend und nimmt ihr Handy entgegen, dieses Beweisbild hält sie fest, bevor sie losprustet, gluckst Scott neben ihr schon erstickter. „Schnell weg hier, sonst holen sie mich zurück.“ Hinter der geschlossenen Tür lachen beide los. „Zeig mal das Bild.“ Grinsend zeigt sie ihm das Bild, wo die beiden Jungs sich umarmen. Sie bekommt einen Kuss auf die Wange gedrückt und grinst noch breiter. „Wie geht es meinem kleinen Engel denn?“ Sich an ihren Vater schmiegend, lässt sie durch den oberen Flur tragen. „Ganz gut, hab aber Gedächtnislücken vom gestrigen Abend … wo bringst du mich eigentlich hin?“ „Glaub mir, es ist besser, wenn du es nicht mehr weist.“ Fragend sieht sie ihn an, legt dabei den Kopf schief und wird im Badezimmer mal wieder auf die Waschmaschine gesetzt. „Ich warne dich vor, das wird wehtun und kalt sein.“ „Dir macht es Spaß deine Tochter kalt zu machen.“ Ihre Beine lässt Sophie von der Maschine baumeln und beobachtet ihn mit seinem fiesen Grinsen, wie er sich daran macht ihren Knöchel neu zu versorgen. „Klar doch.“ Quiekend zuckt sie zusammen, die Salbe ist nicht kalt, sondern eisig, böse kneift sie die Augen zusammen und schmollt ihn an. Schon liegt ein neuer Verband in einem Kreuzmuster fest um ihren Fuß. „Wäre Nicky nicht so blöd gewesen, wäre ich nicht verletzt.“ „Er hat sich sofort Vorwürfe gemacht, er wusste ja nicht, was die Flaggen bedeuten. Nur habe ich viel mehr Angst um dich gehabt, du warst solange unter Wasser, dass ich dachte dich nicht mehr rechtzeitig zu finden.“ Den Kopf neigt Sophie leicht und lächelt ihn an, zieht ihn zu sich und umarmt ihren Dad. „Danke, dass du mich gerettet hast, hab mich ja selbst nicht aus dieser Spalte befreien können und ohne den Sauerstoffaustausch wäre ich wohl ertrunken.“ „War das eigentlich Absicht, dass ich dich aus dieser Umarmung befreien sollte?“ Frech grinst und nickt sie. „Ich bin halt kein Langschläfer, selbst am Wochenende nicht.“ Ebenfalls grinsend wird sie von ihm wieder Huckepack genommen. „Da die anderen noch schlafen, was wollen wir frühstücken?“ Noch immer grinsend zieht sich Sophie höher und grinst ihn an. „Pancakes.“ Sie kann das vibrieren spüren, als er kichert. „Okay, dann gibt es Pancakes, magst du irgendwas derweil schauen?“ Im Wohnzimmer setzt er sie auf der Couch, wo sie kurz überlegt und nachdenkt. „Hast du auch die Videos, die Papa gemacht hat?“ Sie sieht, wie er überlegt und ihr einen Kuss auf die Stirn gibt. „Egal was?“ Sprachlos sieht sie ihn an. „Hast du etwa alle Videos?“ Unschuldig kratzt er sich an der Wange, was wohl ein ja ist, seufzend sinkt sie gegen die Lehne der Couch. „Ich überlasse es dir, was wir schauen.“ Sie beobachtet ihn, wie er seinen Laptop holt und mit einem Kabel diesen mit dem Fernseher verbindet. Sie sucht bei den Videos, während Scott in der Küche ist und die Pancakes zubereitet, da fällt Sophie ein Video auf, sodass sie es anklickt, ihr Blick richtet sich gegen den Fernseher, wo eine kleine Sophie grinsend auf den Schultern von Scott sitzt und zur Kamera grinst. „Papa? Darf ich auch mal filmen?“ Ein Schwenk auf die Umgebung folgt, da waren sie auf Teneriffa, schmunzelnd setzt Scott Sophie auf den Boden, die zu ihrem Papa geht und die Kamera nimmt und festhält, ihre Aufnahmen sind anfangs verwackelt, als sie sieht wieso bleibt sie stehen, dreht sich um zu den beiden und gluckst. „Durch die Sonne sehe ich gar nicht, wer mein Papa ist.“ Ein paar Momente später filmt sie die Landschaft, eine Eidechse weicht vor ihr zurück, sodass sie sich selbst seufzen hören kann, die Kamera macht einen drehenden Bogen und ihr Quieken ist zu hören, dann ist ihre Perspektive erhöht, sie kann ihren Papa filmen. Auf der Couch unterdrückt Sophie die Tränen, während sie als Kind die Umgebung filmt. „Wen hast du denn lieber Scott oder mich?“ Bei dieser Frage zieht Sophie die Beine auf der Couch zu sich. „Ich hab euch beide gleich lieb, aber dich hab ich etwas mehr lieb.“ Sie kann seinen Blick sehen, zwar lächelt er, aber sie sieht ihm an, das ihn etwas bedrückt, als Kind hat sie das nicht deuten können, er hat es da schon gewusst, dass sie auf den Schultern ihres Vaters sitzt und nicht nur auf denen eines guten Freundes. Die Aufnahme stoppt, verwundert blickt sie auf und seufzt, als Scott ihr einen Teller Pancakes hinstellt. „Danke … du hast mich als Kind gerne bei dir gehabt.“ Sie sieht, wie er sie skeptisch ansieht. „Ach und jetzt wohl nicht?“ Ihr Lächeln kehrt zurück, sie beobachtet, wie er eine Aufnahme zu suchen scheint. „Das ist … na ja sieh selbst, vielleicht erinnerst du dich daran.“ Er schaltet das Video ein, sie sind am Strand, dann kurzzeitig im Meer, als die Kamera wieder vom Strand aus filmt, sieht Sophie, wie sie aus dem Wasser gerannt kommt, da erkennt sie die Schwimmhose in ihrer Hand. Grinsend sieht sie zu Hendrik, der da schon angefangen hat zu lachen, während Scott immer wieder Sophie sagt, dass sie seine Schwimmhose ihm zurückgeben soll. „Sophie du kleines freches Kind, gib mir meine Badehose wieder!“ Sie hält diese hoch und streckt den Arm aus. „Dann komm sie dir doch holen.“ Sie setzt sich ans Wasser, sieht zu Scott, der zwar nahe zu ihr heran schwimmt, aber im Wasser bleibt. „Bitte Sophie, sei brav.“ Bei der Aufnahme kann sie einige Frauen am Strand kichern hören, Scott sah so verzweifelt aus und Sophie grinste so fies und blieb stur. Grummelnd verschwand Scott. „Scott? Hey wo willst du hin?“ Sie verzog den Mund zu einem Schmollmund, dreht sich zu Hendrik, der nur zusah. Sie drehte sich zum Wasser suchte nach Scott, als sie ihn sah, kam er auf sie zu und schließlich lachte sie, als er mit Seetang bedeckt an den Strand kam, schnell wollte sie flüchten, doch er fing sie ein und warf sie über seine Schulter. Sie zappelte auf seiner Schulter und wurde dann ins Wasser geworfen. Schmollend tauchte sie auf und sah das fiese Grinsen von ihm. An der Stelle stoppt Scott die Aufnahme und sieht zu Sophie, die schon vor Lachen auf seinem Schoß liegt. „Okay hast recht, ich war wirklich frech zu meinen Dad, aber es ist dennoch urkomisch dich mit dem Seetang zu sehen.“ Schließlich bricht sie erneut in einen Lachanfall aus. Im nächsten Moment hören beide von oben her Schreie. „Scheint, als wären die Jungs aufgewacht.“ Nun kriegt sie sich noch weniger vor Lachen ein. „Klingt, als hätten sie ein Gespenst gesehen.“ Sie sieht glucksend auf, sieht zu seinem Laptop und sucht ein weiteres Video. Sie klickt die Aufnahme an, ein Auftritt im Kindergarten, nach einigen Sekunden sieht sie sich, als eine kleine Elfe mit Feenflügeln auf dem Rücken ins Bild treten, von dem Publikum hört sie manches „Niedlich die Kleine.“ Aber dann sieht sie sich selbst, als Vierjährige auf der Bühne ein Lied singen. „Du warst wirklich niedlich als Elfe, aber als meinen kleinen Engel hab ich dich lieber.“ Sie blickt grummelnd zur Seite und wird näher zu ihrem Vater gezogen. Auf dem Fernseher sieht sie den kleinen Paolo, als Elf zu der kleinen Elfe Sophie gehen. „Ist das wirklich Paolo?“ Sie nickt und gluckst. „Ich weiß unvorstellbar, aber er war als Kind richtig niedlich, einfach zum knuddeln.“ Hinter ihr ertönt ein Räuspern, sodass sie aufsieht und ihren besten Freund schief ansieht, der sich über die Lehne beugt. „Findest du dieses Video nicht peinlich? Da waren wir vier.“ Sie zuckt mit den Schultern und grinst ihn noch mehr an, was ihn frustriert seufzen lässt. „Was sind das für Aufnahmen?“ „Die meisten hat Hendrik, Sophies Papa gemacht, als sie zusammen in Las Palmas gelebt haben. Es ist Beweismaterial, was für Dummheiten sie als Kind gemacht hat.“ Nun grinst Sophie fies und zückt ihr Handy, zeigt den beiden das Bild und sieht die entsetzten Gesichter von Nicky und Paolo. „Lösch das sofort!“ Sie legt ihr Handy weg, als Paolo versucht das Handy an sich zu nehmen, steckt Sophie es ihrem Dad unter die Hose, was Paolo noch verzweifelter zu ihr blicken lässt. Scott hingegen greift sich an den Kopf und zieht Sophie näher zu sich. „Nennt man das Beweisvernichtung?“ „Für was denn ein Beweis? … Wie bist du eigentlich so einfach verschwunden?“ Schmunzelnd deutet sie auf Scott. „Ich habe schon einen frechen Dad, er hat mich aus eurer Umklammerung befreit. Aber was ist eigentlich gestern noch gewesen?“ „Das weist du nicht?“ Nun sieht sie zu Nicky, der von Paolo einen eindeutigen Blick bemerkt, dass er nichts sagen soll. „Was denn? Ich will doch nur wissen, was am Abend war.“ Neben ihr seufzt Scott und verstärkt seinen Griff um sie, sodass sie ihren Dad fragend ansieht, sie senkt den Blick. „Ich habe irgendwas angestellt oder?“ Wie sie diese Blackouts hasst, aber die hat sie seit der Operation damals. „An was kannst du dich denn erinnern?“ Kurz sieht sie weg und überlegt. „Na ja bis dahin, wo Paolo aus dem Bett gefallen ist und halt wo du gefragt hast, was wir machen. Danach … weiß ich nicht mehr.“ Sie bemerkt wie sich Niclas und Paolo ansehen, als die beiden das hören, nur sieht Scott die Teenager finster an. „Wieso ist Paolo eigentlich aus dem Bett gefallen? Der lag ausgeknockt neben deinem Bett.“ Sie verzieht die Lippen zu einem Strich, ihr tut Paolo deswegen noch immer Leid. Sie versucht ihrem Dad zu erzählen, was passiert ist, sieht aber den Blick von Paolo, dass sie nichts sagen soll. „Bevor du dir den Kopf zerbrichst, mir geht’s gut!“ Seufzend nimmt sie es so hin, dennoch würde sie gerne wissen, was noch passiert, das wirklich letzte woran sie sich erinnern kann, ist das Nicky unter ihr auf dem Bauch lag. Bei diesen Gedanken sieht sie zu ihrem Cousin, der sie nicht mal ansieht, sondern zum Fernseher. Grummelnd zieht sie das rechte Bein an und legt ihre Arme darauf. „Ich hasse diese Blackouts.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)