A ever changing Life von Satomi ================================================================================ Kapitel 29: Rutschige Wahrheit ------------------------------ Verschlafen versucht Scott sich zu orientieren, seine Sicht klärt sich, sodass er merkt, dass er im Wohnzimmer auf seiner Couch liegt. Vorsichtig dreht er den Kopf zur Seite, wo er Sophie dicht neben sich und Paolos Kopf auf ihrem Bauch liegen sehen kann, beide schlafen. Beim näheren Hinsehen sieht er, dass die Teenager selbst im Schlaf ihre Finger miteinander verschränkt haben, während Sophies linke Hand an seiner Wange liegt. Sein Blick wandert zur anderen Seite der Couch, wo Jan und Lea aneinander gekuschelt unter einer dunkelbraunen Decke, wie sie alle liegen. Schließlich nimmt er Geräusche und Schritte in Küche und Wohnzimmer wahr, ein angenehmer Geruch von Essen liegt in der Luft. Nur mag er sich nicht aufsetzen, sonst würde er nur Sophie und die anderen wecken. Kurz sieht er seine Mum, an der Couch vorbei gehen, aber kaum ist sie weg, hält sie inne und kommt lächelnd zu ihm. „Hey mein kleiner Liebling, du bist ja wieder wach.“ Sie flüstert, um die Jüngeren nicht zu wecken. „Wie lange war ich denn weggetreten?“ Er klingt noch völlig verschlafen und reibt sich über die Augen, so sieht er das Schmunzeln von Mona, die zur Uhr im Wohnzimmer sieht und wieder zu ihm. „Knapp drei Stunden, kurz darauf sind die Kinder auch eingenickt. War schon niedlich mit anzusehen, Sophie wollte nicht einschlafen, dennoch hat sie sich an dich und Paolo gekuschelt und Jan ist bei Lea geblieben.“ Sein Blick schweift zu seinem kleinen Engel neben sich, sieht dann zu ihrer Hand an seiner Wange. „Ihr seid euch so ähnlich, vielleicht merkst du dann, wie schwierig es sein kann, ein Vater zu sein.“ Ungewollt hat er die Bedeutung ein Vater zu sein bei Sophie seit sie klein war übernommen und mehrmals dabei versagt. So einfach, wie er es sich manchmal erhofft, ist es doch nicht. Sanft streicht er über Sophies Wange, deren Kopf leicht zu seiner Hand kippt. Seinen kleinen Engel, den er heranwachsen gesehen hat, wird er nicht mehr hergeben, denn seit ihrem Versuch wegzulaufen, will er nicht noch einmal diese tiefe Verzweiflung spüren. Über ihm kichert Mona-Beatrice und lächelt ihn an. „Du gibst sie nicht mehr her, so wie du Sophie ansiehst, könnte man denken, du seist wirklich ihr Vater.“ Er hält in seiner Bewegung inne, schwer seufzend sieht er hoch seiner Mum. „Ich will nicht noch einmal diese Verzweiflung spüren. Ohne sie fehlt mir einfach etwas.“ Die Hand an seiner Wange verrutscht, als sich Sophie bewegt, im nächsten Moment legt sich Paolo anders an ihre Seite, Scott kann Mona schmunzeln sehen. „Der Junge liebt sie sehr. Er würde wahrscheinlich sein Leben für Sophie geben.“ Leise seufzt Scott. „Nicht nur er.“ „Du hast Sophie immer noch am liebsten. Hendrik würde bestimmt lachen, wenn er das hier sehen könnte.“ Scott streicht über Sophies Wange und muss wirklich daran denken, was sein bester Freund wohl tun würde. „Er würde erst lachen und dann Sophie von mir wegziehen, er hat oft gedacht, dass sie mich lieber hat, als ihn. Einmal hat sie mich verschlafen Papa genannt, dabei wurde Hendrik eifersüchtig. Aber ich hätte ihm Sophie nie wegnehmen können, egal wie sehr ich sie lieb habe.“ „Scott, ich weiß, dass es dir schwerfällt, aber was ist wirklich zwischen dir und Miriam vorgefallen? Sie hätte dich beinahe getötet und seit du wieder Zuhause bist rückt Sophie dir kaum noch von der Seite. Leider weiß ich nicht, was vorgefallen ist, denn Derek musste sie immer wieder beruhigen, aber ich weiß, dass sie dich nicht verlieren wollte.“ Erschrocken das zu hören, zieht er seine Hand von Sophies Wange und zu Mona über sich an der Lehne, so bemerkt er nicht einmal, dass Sophie längst wach ist und sich aber schlafend stellt. „Ich habe versucht Miriam zu beruhigen, damit sie Sophie nicht mehr angreift und bin deswegen mit ihr in mein Arbeitszimmer gegangen. Ich habe es zwar immer wieder versucht, aber sie hat mich angeschrien und mir dann sogar vorgeworfen etwas mit Sophie zu haben. Sie hat gemeint, ich würde Sophie mehr lieben, als sie und sie wäre ja nun nur meine Frau. Als ich ihr immer wieder sagte, dass ich sie lieben würde, ist sie völlig ausgerastet und hat glaub den Pokal der im Regal stand genommen, im nächsten Moment hat sie mich damit geschlagen. Was dann war, weiß ich nicht.“ Sophie beißt sich auf die Unterlippe, gibt sich Vorwürfe, wieso sie nicht ihrem Dad nach ist, so hätte sie ihn vielleicht beschützen können, stattdessen muss sie herausfinden, dass er ihr leiblicher Vater ist. Aber ihre Gedanken werden von dem Gespräch zwischen ihrer Grandma und Scott unterbrochen. „Miriam hat dir wirklich vorgeworfen, etwas mit Sophie zu haben?“ Bei der Frage zuckt Sophie zusammen, entsetzt darüber, dass Mona auch noch nachfragt, ob sie ahnt, dass er ihr Vater ist? Ihre Mutter weiß es jedenfalls. Neben ihr bewegt sich Paolo, sodass sie ihre Finger mit seinen stärker verschränkt. Durch die Bewegungen der Teenager sieht Scott von den beiden zurück zu seiner Mum. „Sei bitte nicht so laut und ja, sie hat mir das vorgeworfen. Ich verstehe selbst nicht, wie sie auf so etwas kommt. Sophie ist für mich immer, seit damals, wie eine Tochter gewesen, die ich nie hatte. Wäre Hendrik bei dem Unfall nicht gestorben, dann wäre Sophie nicht hier. Dann wäre so vieles nicht passiert.“ Bei seinen Worten beißt sich Sophie die Unterlippe blutig, er weiß es wirklich nicht, dass er ihr Vater ist, aber ihn so leiden zu sehen erträgt sie nicht weiter. „Dad?“ Scott schreckt zusammen, als er Sophie so leise neben sich hört und sieht, wie niedergeschlagen sie ihn anblickt. „Haben wir dich geweckt?“ Sie schüttelt kurz mit dem Kopf. „Ich habe mitgehört, aber ich kann von den Anschuldigungen dir gegenüber nichts bestätigen. Meine Mutter tickt echt nicht mehr ganz sauber.“ Sophie zischt und faucht so leise, damit sie die Anderen nicht weckt, aber Scott sieht die Wut in ihren Augen funkeln. Dabei würde sie ihm so gerne die Wahrheit zwischen ihnen sagen, dass sie Vater und Tochter sind, aber sie weiß noch immer nicht, wie sie es ihm sagen soll. „Es tut mir Leid Sophie.“ Er streicht wieder über ihre Wange, hofft sie zu besänftigen. „Dir muss nichts Leid tun. Immerhin kannst du ja nichts dafür, dass meine Mutter so ist.“ Dann bemerkt Scott, wie Sophie zu Paolo sieht, vermutlich ist dieser wach. „Entschuldige.“ Sanft streicht sie über Paolos Gesicht, als Scott die beiden so beobachtet, fällt ihm auf, dass Miriam nie so zärtlich zu ihm war, wie die beiden neben ihm. Schließlich dreht sich Paolo und legt sich dichter neben Sophie, seine Hände von der Decke verdeckt, an ihrem Körper liegend. „Ich gebe meine Freundin nicht mehr her. Sophie gehört zu mir.“ Als er sie kitzelt quiekt Sophie erschrocken auf und wirft einen finsteren Blick zu Paolo, da sieht sie sein Grinsen „Du bist manchmal so unmöglich.“ „Ich weiß, dennoch liebe ich dich und noch einmal will ich dich nicht verlieren. Meine Freundin teile ich mit niemanden!“ „Junge, pass auf was du sagst, sie gehört dir nicht!“ Paolos Blick zu Mona lässt Sophie seufzen, wieso denken alle, dass man sie einfach haben kann, als wäre sie ein Gegenstand. Von den Decken verborgen wandert ihre Hand über Paolos Körper, der sie angrinst und sich noch enger an sie schmiegt, während ihre Hand seine Seite entlang streicht. „Ich will gar nicht wissen, wo deine Hand bei ihm liegt.“ „Da wo sie hingehört, nicht wahr?“ Paolo küsst Sophie zärtlich, sie sieht verlegen weg, wobei sie schon neugierig ist, was Paolo machen würde, wenn sie seinen Körper mehr erkundet, aber sein Blick sagt ihr bereits, dass er mehr möchte. Über ihr seufzt Mona nachdenklich. „Ich fürchte, du wirst weder Scott noch Paolo wieder los. Die zwei haben dich halt lieb.“ Verwundert sieht Sophie zu Mona, dann von Paolo zu Scott und wieder zurück, ein paar Mal hin und her. Sie liegt in der Mitte. „Ich verschwinde.“ Sie rutscht schon weg, als sie zurückgezogen wird und nun weiß sie, wie sich ein Stofftier fühlt, wenn es von zwei Seiten umarmt und zusammen gedrückt wird, dennoch fühlt sie sich zwischen den beiden geborgen. Jedenfalls, wenn sie sie nicht zerdrücken. „Grandma, Hilfe.“ „Jungs, bitte lasst Sophie leben, ich habe sie auch lieb.“ Sophie spürt, wie Paolo sie viel zu sehr an sich drückt. „P-Paolo nicht, das tut weh. Ich trage die Schiene nicht!“ Der Griff um sie lockert sich, aber der drückende Schmerz in ihrer rechten Hand bleibt, ihr Freund hat etwas übertrieben. Aber da spürt sie im nächsten Moment, die schwindende Wärme auf ihrer linken Seite, so sieht sie den traurigen Blick ihres Vaters, als er sich aufsetzt, was ihr gar nicht gefällt. „Dad, was ist denn? Hast du wieder Kopfschmerzen?“ Kopfschüttelnd sieht er zu ihr. „Nein, alles okay. Mir ist nur klar geworden, was du vor ein paar Wochen gemeint hast.“ Sophie sieht sie ihn fragend an. „Ich glaube Miriam war einzig und allein nach diesem Leben hier aus. Sie hat nur mit mir gespielt und ich bin darauf reingefallen.“ Über die Worte von ihm löst sie sich sanft, ohne Paolo abweisen zu wollen, um sich aufzusetzen und ihren Dad zu umarmen. Da ihre Arme um seinen Nacken liegen, stört sie die Halskrause dabei ein wenig „Es tut mir Leid. Ich hätte dir das gerne erspart.“ Sophie redet so leise, direkt in Scotts rechtes Ohr, sodass nur er sie verstehen kann. „Obwohl ich dich schon die ganze Zeit lieb hatte, habe ich dich neu lieb gewonnen.“ „Bist du dennoch mein kleiner Engel?“ Über Scotts geflüsterte Frage verstärkt Sophie vorsichtig ihre Umarmung. „Bin ich doch schon immer und die ganze Zeit gewesen. Papa wäre froh zu wissen, dass sein bester Freund auf mich aufpasst.“ „Er wäre stolz, weil du mir das Leben gerettet hast.“ Beide hören ein deutliches Räuspern neben sich, dort sieht Mona-Beatrice skeptisch zu den beiden, weil sie nicht weiß, was sie davon halten soll, wie die beiden sich flüstern unterhalten. „Sicher, dass zwischen euch nichts läuft, mein Lieber?“ Schmunzelnd sieht Scott zu seiner Mutter. „Ganz sicher Mum.“ Sophie hingegen entgeht der böse Blick von Paolo nicht, als sie sich zu diesem dreht. Schließlich hören sie leises Murren und Lea wieder husten. Sogleich geht Mona zu Lea und streicht über die Stirn der Kleinen, die kaum die Augen offen halten kann. Ihr Gesicht ist vom Fieber gerötet, Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn und ihre Atmung geht mit mehreren Unterbrechungen stoßweise. Im Augenwinkel sieht sie den feindseligen Blick ihres besten Freundes, welcher sich verändert, als sie sich von Scott löst und um die Couch in den Flur geht. „Wo willst du hin?“ „Ich bin nur im Bad, bin gleich wieder da.“ Ihr entgeht sein skeptischer Blick nicht, oben im Flur seufzt sie und geht mit hängenden Schultern ins Bad, welches sie verriegelt. Beim ersten Schritt auf den Fliesen, rutscht ihr Fuß auf den Fliesen weg. Mit einem Aufschrei landet sie auf den Fliesenboden. Sie setzt sich murrend auf, ihr Hinterkopf schmerzt, vorsichtig tastet sie diesen entlang, zuckt aber zusammen, als sie die schmerzende Stelle ertastet. Grummelnd steht sie wieder auf, um ihre Baderledigungen zu tun, nur fällt ihr an der Tür der fehlende Griff auf. Dieser liegt auf dem Fliesenboden vor der Tür. „Na toll.“ Sie klopft gegen die Tür. „Paolo! Grandma! Kann mich wer hören?“ Aber nach gefühlten Minuten hört sie auf zu rufen, keiner hört das Klopfen bis Wohnzimmer. Ihr Kopf schmerzt, sodass sie sich einen der Waschlappen tränkt und sich diesen an den Hinterkopf legt. „Ein Glück ist Paolo nicht gerade geduldig.“ Sie setzt sich neben die Tür und hält sich den Lappen an den Hinterkopf. Ungeduldig sitzt Paolo auf der Couch, immer wieder sieht er zum Flur und zur Uhr, seit fünf Minuten ist Sophie weg. Bei seinem erneuten Blick auf die Uhr sind bereits zehn Minuten vergangen und seine Geduld aufgebraucht, sodass er sich erhebt und nach oben geht. An der Badezimmertür klopft er an. „Sophie. Alles okay bei dir?“ Als er keine Antwort erhält, klopft er erneut an. So langsam macht er sich Sorgen um sie, als er den Griff betätigt, merkt er dass die Tür verriegelt ist, aber der Griff rutscht aus der Verankerung, sodass er diesen loslässt. Nun ballt er die Hand zur Faust und hämmert gegen die Tür. „Sophie! Entriegele bitte die Tür!“ Hinter ihm taucht Sophies Grandma auf. „Was ist denn los? Ist etwas mit ihr?“ „Sie antwortet nicht und die Tür ist verriegelt.“ „Ganz ruhig, es geht ihr bestimmt gut.“ „Wenn es ihr gut gehen würde, wäre ich nicht so besorgt.“ Dumpf nimmt Sophie Geräusche wahr, als sie den Kopf hebt, ihr Hinterkopf schmerzt noch immer, als sie sich aufrichtet hört sie die Stimmen vor der Tür. Erneut hört sie das Schlagen gegen die Tür, wie oft hat Paolo schon so gegen die Tür gehämmert. „P-Paolo!“ „Sophie! Was ist los?“ „I-Ich bin okay. Der Griff ist aber hinüber.“ „Bitte mach die Tür auf.“ An seiner Stimme hört sie, dass er ihr nicht glaubt, dafür kennt er sie zu gut. Er wusste schon immer, wenn es ihr gut oder schlecht geht. Sie hört das dumpfe Geräusch, anscheinend lehnt er mit dem Kopf gegen die Tür, nicht einmal zwanzig Zentimeter von ihr entfernt, nur durch das Holz der Tür getrennt. „Warte kurz.“ Als sie sich aufrichtet reibt sie sich über den schmerzenden Hinterkopf, tastet nach dem Türgriff. „Mach einfach die verdammte Tür auf oder ich trete sie ein.“ „Nicht. Ich. Ich bin genau vor der Tür.“ Schnell dreht sie dreht den Schlüssel im Schlüsselloch nach links, sodass die Tür entriegelt ist. Im nächsten Moment lehnt sie sich neben die Wand und beobachtet, wie die Tür aufgestoßen wird. Warme Hände umfassen ihr Gesicht, sodass sie in die grünen und besorgten Augen ihres Freundes blickt. An seinem Blick sieht sie, dass es ihm nicht gefällt, wie sie ihn ansieht. Sie lässt die Hand vom Hinterkopf sinken, murrt leise, als er sie zu sich zieht, einen Arm um sie legt, spürt sie seine andere Hand über die Erhebung an ihrem Kopf streichen, woraufhin sie schmerzhaft zischt. „Wie ist das denn passiert?“ „Ich bin ausgerutscht und als ich gesehen habe, was passiert ist, war der Griff bereits abgebrochen und mir tut der Kopf weh.“ „Dann ist es ja ganz gut, dass ich noch immer so ungeduldig bin, wenn du nicht bei mir bist.“ „Du hast es noch nie lange, ohne mich ausgehalten.“ Sie spürt seine warmen Lippen auf ihrer kalten Wange, schließlich legt er seine Arme niedriger, um sie hochzuheben. Seufzend legt sie ihren Kopf an seine Halsbeuge und ihre Arme in seinen Nacken. In ihrem Zimmer setzt er sie auf ihr Bett, streicht ihr mit seiner warmen Hand über Stirn und Wange, die im Gegensatz zu seiner Hand kühler sind. „Schon komisch, erst dein Dad, dann Lea und nun auch du, seid ihr wirklich nicht miteinander verwandt?“ Er wollte wohl beiläufig klingen, während er ihr erneut über die Wange streicht, doch das war gerade der Punkt, wo sie es nicht mehr zurück halten kann. Sie kippt gegen ihn, wird von ihm aufgefangen, doch sie drückt ihn näher zu sich. Es fällt ihr so schwer, vor allem, weil sie angefangen hat ihre neue Familie, ihre Geschwister und ihren Vater zu lieben. „Sophie? ... Sophie! Hey, nicht wegnicken.“ Sie schüttelt mit den Kopf, nicht dazu in der Lage es ihrem Freund zu erzählen, was sie seit knapp einer Woche weiß. „Kann ich …. Kann ich dir etwas anvertrauen, so wie früher?“ Ihre Stimme klingt so erstickt dabei. Sie bemerkt, er wie ihre Hände löst, sich vor sie hinhockt und dieses Gesicht macht, welches er immer beim Zuhören macht. „Du bist seit zig Jahren meine beste Freundin, nun bist du meine Freundin, du kannst mir alles anvertrauen, dass weißt du doch.“ Sie wischt sich eine Träne vom Auge. „Bitte schließ und verriegele die Tür.“ An der Tür bemerkt sie, wie er sie im Blick behält, das klacken vom Verriegeln der Tür lässt sie etwas aufsehen, so auch, wie er schnell wieder bei ihr ist. Sie deutet neben sich, sodass er sich zu ihr setzt, so fertig, war sie noch nie bei einem Geheimnis anvertrauen. „Also was ist mit dir los?“ Sie holt ein paar Mal Luft, um sich zu beruhigen. „Ich möchte dir ein Geheimnis anvertrauen. Etwas, was ich zusammen mit meinem Onkel herausgefunden habe.“ „Mit deinem Onkel? Sophie dieser Derek ist höchstens dein Stiefonkel.“ Sie schließt die Augen, beißt sich auf die Unterlippe und holt Luft, um nicht in Tränen auszubrechen. „Genau darum geht es ja, dieses Geheimnis. Ich wurde mein Leben lang belogen, mein Vater war gar nicht mein richtiger Vater, zumindest nicht mein leiblicher. Zwar war er mein Papa, aber ich habe die Wahrheit herausgefunden. Er war zeugungsunfähig. Beim nächsten Befund habe ich herausgefunden, wer mein richtiger Vater ist, wer mein leiblicher Vater ist. Ausgerechnet er ist es. Meine Mutter hatte ihn zuvor beinahe totgeschlagen und ich erfahre, dass er mein leiblicher Vater ist. Deswegen habe ich so viel Angst um ihn, seit Jahren kenne ich ihn, ich habe ihn lieb und beinahe hätte ich auch ihn für immer verloren. Ich würde es nicht ertragen, auch noch ihn zu verlieren.“ Sprachlos sieht Paolo zu ihr, der ihr helfen möchte, aber bevor sie weint, zieht er sie in seine Arme. „Du hast Befund gesagt, gibt es etwa Tests darüber?“ „Ja, aber die sind echt, ich kann sie dir zeigen, wenn du willst.“ Er nickt, so sie löst sich von ihm, geht zum Schreibtisch und zieht den Umschlag aus dem untersten Fach heraus, reicht diesen Paolo zum Lesen. „Also bist du von Scott die leibliche Tochter, aber wieso sagst du es sei ein Geheimnis?“ Sie sieht weg und legt den Umschlag in die unterste Ablage. „Er weiß es nicht, nicht nur ich wurde die ganzen Jahre über belogen, sondern auch er.“ „Dann sage es ihm, man Sophie, wenn er dein leiblicher Vater ist, dann sage es ihm doch.“ „Du hast gesehen, wie es ihm geht. Er ist heute erst aus dem Krankenhaus gekommen. Ich warte noch bis sich der richtige Moment ergibt, es ihm zu sagen.“ Seufzend lehnt sie sich an ihm, sieht diesen frechen Ausdruck in seinen Augen. „Aber es stört mich dennoch, wie er dich umarmt oder ansieht.“ „Ich weiß, dass es dich stört, aber bitte sei nicht eifersüchtig. Dafür siehst du mich gerade so an, als würdest du etwas mit mir anstellen wollen.“ Sein Grinsen wurde herausfordernder, glucksend nimmt sie es hin, dass er sie küsst und an sich zieht. Von seinen Lippen gelöst wuschelt sie ihm durchs Haar, sodass seine Haare kreuz und quer liegen. Über den finsteren Gesichtsausdruck von ihm, gluckst sie und weicht vor ihm zurück. Im nächsten Moment landet sie mit einem Aufschrei in ihrem Kissen und sieht über sich das freche Grinsen ihres Freundes. „Mistkerl.“ „Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich so nennst.“ Er verzieht das Gesicht dabei, seine Lippen zucken leicht. „Ja, aber du schmollst, dann immer so niedlich.“ Sie schmunzelt ihn an, nähert sich seinem Gesicht, seinen Lippen und legt ihre auf seine, um ihn zu besänftigen. Nur zwickt Paolo sie in die Lippen, sodass sie ihn irritiert ansieht. „Du bist so stur, wie fies, kleine Meerjungfrau.“ „Dafür ist mein Meermann noch immer ziemlich emotional.“ Während sie das sagt setzt sie sich auf und steht auf, um zur Tür zu gehen. „Willst du wirklich runter gehen?“ „Ich will nach Dad und Lea sehen, zudem habe ich Hunger, sonst fresse ich meinen Freund noch.“ „Das traust du dich doch sowieso nicht.“ So schnell, wie sie wieder bei ihm ist, kann er ihr nicht widersprechen, sondern knabbert an seiner Unterlippe, seine Wange und Hals hinab, hört im nächsten Moment ein leises Keuchen aus seinem Mund, sodass sie weiter machen will, aber er schiebt sie von sich. „Okay, gehen wir lieber runter.“ Grinsend folgt sie ihm, legt ihre Hand seine und verschränkt sie ineinander. „Wie geht es eigentlich deinem Kopf?“ „Dem geht es gut, brummt zwar noch etwas, aber sonst ist es okay.“ Sie sieht, wie er darüber erleichtert ist, als sie gemeinsam ins Wohnzimmer kommen sehen Jan und Mona zu den Teenagern. „Wie geht es den beiden?“ „Lea geht es etwas besser, aber Papa scheint wieder zu schlafen.“ Es verunsichert sie, dass ihr Dad schon wieder schlafen soll, daher geht sie zu ihm, streicht ihm über Stirn und Wange, wodurch seine Gesichtszüge entspannter werden. „Na wenigstens etwas.“ „Habt ihr Hunger?“ Zwar antworten Mona alle einstimmig, doch sie bleibt noch einen Moment bei Scott. „Kommst du essen, Sophie?“ Sie sieht auf, Jan lehnt sich über die Couch, sie lächelt ihn an. „Gleich, bin in zwei Minuten bei euch.“ Jan verschwindet aus ihrem Blickfeld, sodass sie ungesehen ihrem Vater einen Kuss auf die Wange geben kann. „Wenn es dir besser geht, sage ich es dir wirklich.“ Kaum ist sie bei den anderen, nimmt Paolo ihren rechten Arm und befestigt die Schiene fest an ihren Unterarm, die Stütze kehrt zurück, aber auch die Unbeweglichkeit, nur weil sie den Arm ruhig stellen soll. Ihr Blick schweift zu den anderen, zwar ist Scott aus ihrem Blickfeld, aber dieses Mal fühlt sie sich heimisch. Schmunzelnd beobachtet sie, wie Jan Lea hilft, weil sie kaum aufrecht sitzen kann und immer wieder hustet, muss er da sehr geduldig vorgehen. Nur gefällt ihr nicht, wie Mona-Beatrice alle ansieht, dieser Blick macht sie misstrauisch. „Grandma, alles in Ordnung?“ Ihr Seufzen kann Sophie hören. „Leider nein. Ich werde morgen abreisen, aber ich mache mir einfach Sorgen um euch, dass ihr das nicht alleine schafft. Zudem geht es Scott nicht gut.“ „Du fährst morgen wieder zurück?“ Irgendwie kommt es ihr komisch vor, nach Derek, auch ihre Grandma wieder gehen zu lassen. „Ja, aber keine Sorge wir sehen uns bald wieder. Immerhin will ich doch meine drei Enkelkinder und meinen Sohn wiedersehen.“ Ein wenig traurig darüber sieht Sophie weg, es wird ganz anders sein, wenn ihre Grandma weg ist. „Aber wer macht uns dann so etwas leckeres zu essen? Du darfst nicht gehen, Grandma, bitte.“ Die Einwände von Jan lassen Mona seufzen, Lea bekommt nur husten heraus, aber die Kleine will ebenfalls nicht, dass sie geht. Der restliche Tag verging und am nächsten Tag verabschiedet sich Mona-Beatrice von ihren drei Enkelkindern, die sie nicht gehen lassen wollen. Mona ist die einzige Oma, die sich wirklich um ihre Familie kümmert, nicht wie die mütterlichen Großeltern. „Seid nicht so traurig, wir sehen uns doch zu Scotts Geburtstag wieder.“ Sophie ist gleichermaßen traurig, wie ihre Geschwister Mona gehen zu lassen, die winkend in ein Taxi steigt und zum Flughafen fährt. Das Fahrzeug verschwand und so würde sich wieder einiges ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)