A ever changing Life von Satomi ================================================================================ Kapitel 15: Nächtliche Begegnung -------------------------------- Den Tag über verbringt Sophie die meiste Zeit in ihrem Zimmer, um sich beim Lernen der Lieder sich von dem Traum der letzten Nacht abzulenken. Frühs hatte Scott ihre Verletzungen erneut versorgt, sodass ihr Bein nur noch einen Verband am Knöchel stützt, während auf den Schnittstellen Pflaster liegen. Sie bespricht mit ihm die Auswahl, die sich auf fünf reduziert hat. „Okay, gut. Dann lerne ich die noch ein wenig.“ „Alles okay bei dir?“ „Ja, ist schon gut.“ Sie dreht sich um, geht zur Anlage, um die engere Auswahl noch mehr zu singen, dabei fällt ihr nicht einmal der besorgte Blick von ihm auf. Die Ruhe wurde beendet, als sie Lärm von der Haustür aus hörte, kaum im Haus schrie ihre Mutter herum. Da Sophie weder Lust auf ihre Mutter, noch auf Diskussionen mit ihr hat, zeigt sie sich kein einziges Mal unten, sodass sie das Abendessen verpasst, dabei hat sie sich den ganzen Tag so sehr abgelenkt, dass sie nicht einmal etwas gegessen hat. Es war Nacht als sie durch das Magengrummeln nicht einmal mehr schlafen kann. Nachts würde sie schon niemanden in der Küche begegnen, da ist sich sicher, ihr Knöchel schmerzt noch leicht, aber auf Zehenspitzen schleicht sie sich runter. Den Lichtschalter lässt sie ab geschalten, damit niemand sie in der Küche bemerkt. Sie sieht zu den Obstablagen, doch diese sind leer, dabei weiß sie ganz sicher, dass die gestern noch Bananen, Äpfel und anderes gesehen hat, wo war das auf einmal hin? Sie schaut in den einen Schrank, wo sie das Trockenobst hin geräumt hatte, aber nichts, das Fach war komplett leer. Es war für sie ein weiterer Beweis dafür, dass ihre Mutter sie loswerden will. Während sie überlegt, was sie nun machen soll, hört sie leise Schritte näher kommen, sodass sie sich umdreht. Im schwachen Mondlicht erkennt sie Scott, der einige Meter hinter ihr steht. Irgendwas glänzt bedrohlich im Mondlicht, als sie erkennt, dass er eine Pistole in der Hand hält, weicht sie nach hinten. Er hat die Waffe auf sie gerichtet. „S-Scott. Ich bin es, Sophie.“ Langsam senkt er den Arm, als er sie erkennt. „Sophie. Oh man tut mir Leid. Was machst du hier, mitten in der Nacht?“ Er hatte eine Waffe auf sie gerichtet und hielt diese noch immer in der Hand. Als er näher kommt, weicht sie so weit zurück bis sie die Küchenzeile im Rücken spürt. „B-Bleib stehen!“ Während ihr Blick auf der Waffe in seiner Hand liegt, hat sie nicht nur Angst, sondern Panik! „Ich würde dir nie etwas tun, bitte glaube mir.“ „Geh weg!“ Panisch sucht sie einen Fluchtweg, doch der einzige Weg wird ihr versperrt. Bei seinem Näherkommen versucht sie sich an irgendwas festzuhalten, dabei schmerzen ihre Finger der rechten Hand, als sie von der Küchenzeile abrutscht, jagt ihr ein entsetzliches brennen von den Fingerspitzen bis in ihre Schulter hinauf. Kniend hält sie sich den rechten Arm, ihre Finger zucken schmerzhaft unkontrolliert und pulsieren warm gegen die Schiene. „Au.“ Im nächsten Moment sieht sie ihn knapp einen Meter von sich entfernt. „Bleib mir vom Leib!“ „Ich tue dir nichts. Bitte lass mich dir helfen, du brauchst doch vor mir keine Angst haben.“ Sie atmet stoßweise, panisch versucht sie ihre Atmung zu beruhigen. Als er bei ihr ist, sie an der Wange berührt, sie zu umarmen versucht, schubst sie ihn von sich weg, versucht sie hingegen an ihm vorbeizurennen. Das schmerzhafte Stechen ihres Knöchels bringt sie beim Auftreten ins Straucheln. Bevor sie fällt, fängt er sie auf, nimmt sie in den Arm, während er die Pistole weglegt, sieht er, dass sie das Gesicht schmerzhaft verzieht. „Sophie?“ Sanft streicht er über ihre Wange, die sich unter seiner Hand kalt anfühlt. „Ich will nach Hause zu Papa.“ Verunsichert, was sie damit meint, fragt er sich, was mit ihr los ist. „Sophie, ich bitte dich, du kannst nicht zu Hendrik.“ „Ich will zu Papa, bei ihm sein.“ Fassungslos sieht er sie an. „Was faselst du da?“ Ihm fällt der Ausdruck ihrer Augen auf, dieser ausdruckslose, leere Blick macht ihm Angst. Leise flucht er, was soll er nur tun? „Sophie bitte komm zu dir, tue mir das nicht an.“ Verzweifelt drückt er sie an sich, sie wurde immer kälter in seinen Armen. Wie würde Hendrik sie beruhigen? „Verdammt, was hast du damals nur zu ihr gesagt, dass sie sich beruhigt, hilf mir Hendrik.“ Er überlegt angestrengt, doch er erinnert sich nur an eine einzige Situation, die ihn wie jetzt hilflos machte. Damals war Sophie weggetreten ähnlich wie jetzt, ein Junge trug sie nach Hause, als Hendrik sie sah, handelte er einfach. Nachdem er was zu ihr gesagt hatte, war sie wieder da. Ihm fielen die Worte zwar wieder ein, doch er ist sich sicher, dass er es falsch sagen wird. „Calmar te pequeño Ángel.“ In seinen Ohren klang es so verkehrt, sicher hat er es falsch gesagt, leise flucht er, weil er dieses Mal sich gar wünschte spanisch zu können. Langsam änderte sich Sophies Blick, bevor sie sich von ihm löst, sich aus ihrer Schock- und Angststarre lösend, hustet sie und zieht Luft ein, als wäre sie kurz vorm ertrinken gewesen. Ihre Lunge schmerzte. Sie blinzelt mehrmals, greift sich an den Kopf, der angefangen hat zu brummen, als ihr der besorgte Blick von Scott auffällt. Noch immer hustet sie, als sie seine Arme um sich liegen bemerkt. „Dad?“ „Na, alles wieder gut bei dir?“ „Glaub schon, mir tut nur der Brustkorb so komisch weh.“ Langsam nimmt der stechende Schmerz ab, sodass sie aufatmet, doch sie spürt das schmerzhafte pulsieren ihres Knöchels. Beim Versuch sich aufzusetzen, hält sie inne, als ihr bewusst wird, was er zu ihr gesagt hat. „Woher ... woher wusstest du von diesem Satz?“ Er streicht ihr eine Strähne hinters Ohr, erleichtert darüber, dass sie wieder da ist. „Ich habe es mal gehört, als Hendrik dich beruhigen wollte. Ich weiß nur nicht, ob ich es richtig ausgesprochen habe, geschweige denn was es bedeutet.“ Sie wiederholt den Satz noch einmal, aber richtig, bevor sie ihm die Bedeutung mitteilt. „Beruhige dich kleiner Engel. Das wäre die tatsächliche Übersetzung, du hast ein paar Fehler gehabt.“ „Das kann ich ihm nicht verübeln, immerhin bist du sein kleiner Engel und nicht -.“ Scott bricht ab, würde sie ihn wirklich jemals als Stiefvater akzeptieren, sein kleiner Engel werden, wie es bei seinem besten Freund der Fall war? „Au.“ Währenddessen löst sich Sophie aus seinen Armen, versucht aufzustehen, aber ihr Knöchel ließ sie kaum stehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hinkt sie wackelig in Richtung Tisch. Wenige Schritte weiter wird sie von ihm gestützt, sodass sie sich auf den Stuhl fallen lassen kann. „Doofer Knöchel, tut das weh.“ „Was wolltest du in der Küche?“ „Etwas essen.“ Als sie das Gesicht verzieht, ist es nicht vor Schmerzen, sondern vor Kälte, er hat ihr einen Eisbeutel auf den Knöchel gelegt. „K-kalt. Wo ist eigentlich das ganze Obst und das Gemüse hin?“ Mit der Frage reißt sie ihn aus den Gedanken. „Miriam hat alles entsorgt. Ich habe versucht sie davon abzuhalten. Tut mir Leid.“ „Das konnte ich mir schon denken. Geh ich halt ins Bett.“ Sie war schon dabei vom Stuhl aufzustehen. „Sophie bleib sitzen, du hast schon den ganzen Tag kaum etwas gegessen.“ „Ich habe Heimweh.“ „Heimweh?“ Sophie nickt nur, dafür sieht Scott diesen sehnsüchtigen Ausdruck in ihren Augen und er ist sich sicher, dass es nicht wegen Hendrik ist. „Du vermisst jemanden?“ Ein zögerliches Nicken ist ihre Antwort. „Sophie, ich verspreche dir, dass wir zusammen in den Ferien nach Las Palmas fliegen, dann kannst du alle wiedersehen.“ „Nein. Ich will nicht nur kurz dort sein. Ich will dort bleiben. Dort sind alle die ich liebe. Meine Freunde.“ „Vielleicht auch ein süßer Junge?“ Bei diesem vernichtenden Blick von ihr kichert er etwas. „Lass mich meine Vermutung zu Ende äußern. Es ist der Junge mit dem du immer zusammen warst.“ „Denjenigen den du meinst, ist mein bester Freund, nicht mein Freund. Ich vermisse meine Freunde einfach. Als ich sie zuletzt erreicht habe ging es mir wegen der Platzwunde nicht gut.“ „Vor allem dein bester Freund.“ Oh je, da hat er sie wohl auf dem falschen Fuß erwischt, als sie aufspringt ihn böse ansieht, geradezu wütend, hebt er abwehrend die Hände. Dann sieht er, wie sich ihre Mimik von Wut zu Schmerz verändert und Sophie zurück in den Stuhl sinkt. Er hockt sich vor sie, streicht über ihr blondes Haar. „Wie wäre es, wenn ich etwas zu essen mache, dann geht es dir bestimmt besser, bin ja nun sowieso wach.“ „Er war wütend, er war richtig wütend, als ich damals gehen musste, haben sie mir keine Zeit gelassen mich zu verabschieden. Ich habe Angst ihn nie wieder zu sehen.“ Scott sieht rüber zu Sophie. „Du hast ihn doch sicher im Videochat gesehen.“ „Das ist kein richtiges sehen. Ich will ihn richtig sehen, sein Lachen, seine Wärme spüren, wenn er mich umarmt. Ich … Ich vermisse ihn.“ „Das klingt schwer nach Liebeskummer.“ „Ich weiß es nicht. Ich war noch nie verliebt, wie sollte ich dann wissen wie sich das anfühlt.“ „Wenn ich mich richtig erinnere sind du und er seit der Kindheit befreundet. Da fällt es einem schon mal nicht auf, wenn man verliebt ist. Hat er sich anders benommen, als du noch dort warst?“ „Wenn du es wissen willst, sag es doch einfach. Er war oder vielmehr, er ist in mich verliebt. Er will mich zurück haben.“ „Autsch, der Ärmste, der ist ja voll in dich verliebt.“ „Ich kann ihm das nicht verübeln, wir kennen einander in und auswendig, dann plötzlich wurden wir auseinander gerissen, leben auf zwei verschiedenen Kontinenten, in anderen Zeitzonen.“ „Sophie, bitte hau mich nicht, aber das klingt alles schwer nach Liebeskummer. Nur fürchte ich, dass ich da nicht weiter helfen kann.“ Er stellt ihr einen Teller Nudeln mit roter Tomatensoße vor die Nase. „Ich weiß es nicht. Aber wenn das damals nicht passiert wäre, dann hätte er es mir sicher schon gesagt, aber so. Er kann impulsiv sein, niemals hätte er mich freiwillig gehen lassen. Seit dem letzten Chat erreiche ich ihn nicht mehr.“ „Also ist Er der wahre Grund wieso du zurück willst?“ Sie rührt ihre Nudeln nicht an, beißt sich auf die Unterlippe bevor sie antwortet. „Ich will zu Papa. Ich war nicht einmal bei seiner Beerdigung, meine Freunde, mein bester Freund. Ich habe zu viel Gründe.“ „Ich weiß. Ich war dort. Ich habe den Jungen gesehen ... zumindest glaube ich das, er war bei der Beerdigung deines Vaters, er hat dich überall gesucht, er weinte am Grab deines Vaters, weil du weg warst, da bin ich mir ziemlich sicher.“ „Scheiße, wieso erzählst du mir das! Ich habe ihm angesehen, wie schlecht es ihm geht. Verdammt noch mal. Ich will zurück. ... Ich muss zurück.“ Scott beobachtet Sophie, wie ihr Tränen hinab laufen, bis sie den Kopf senkt und bitterlich weint. Er setzt sich neben sie, zieht sie auf seinen Schoß um sie zu umarmen. „Statt zu weinen solltest du wirklich was essen, sonst werden die Nudeln kalt.“ „Bitte Scott, ich will zurück.“ „Sophie, es tut mir Leid, dass geht nicht. Selbst wenn ich dein Stiefvater dann bin, ich kann und darf dich nicht gehen lassen.“ Sophie schluchzt gegen seine Brust, krallt sich in sein Shirt. „Wieso nicht?“ „Ich habe meinem besten Freund etwas versprochen, als ich an dessen Grab stand und das werde ich halten.“ „W-Was hast du ihm versprochen?“ Noch immer schluchzt sie gegen seine Brust. „Ich habe ihm versprochen auf dich, seinen kleinen Engel aufzupassen, dich zu beschützen, mich um dich zu kümmern. Einmal habe ich bereits versagt. Ich habe dich seit wir uns kennen sehr lieb. Deswegen kann ich dich auch nicht gehen lassen.“ „Du bist aber nicht er.“ „Ich wünsche mir nur, dass du mich als deinen Stiefvater akzeptierst. Als ... als du im Pool triebst, ich hatte Angst. Ich hatte richtig Angst dich zu verlieren.“ Sophie hört ihm an, dass er darunter leidet. „Hast du wirklich Angst um mich gehabt, auch die Zeit davor?“ „Ich weiß, es klingt in deinen Ohren bestimmt töricht, aber ich könnte es nicht ertragen dich auch noch zu verlieren.“ „Tust du mir einen Gefallen.“ Sie lässt ihn nicht einmal zu Wort kommen. „Richte nie wieder eine Pistole, oder sonst etwas auf mich.“ Sie sieht nicht seinen Gesichtsausdruck, stattdessen versucht sie mit der linken Hand die Gabel zu halten, mehrmals fallen ihr die Nudeln runter. „Darf ich dir helfen?“ „Ausnahmsweise, aber auch nur.“ Helfen war wohl falsch ausgedrückt, da er sie viel mehr fütterte. Murrend nahm sie es hin, auch als er sie einfach nach oben trug, da sie ihren Knöchel nicht belasten sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)