Jackson High von Melodie-chan14 (Sammelband) ================================================================================ Kapitel 19: Der Streit und die Offenbarung ------------------------------------------ „Willkommen zu einer weiteren Tanzstunde, meine Lieben. Ich hoffe ihr habt fleißig geübt“, begrüßte Jack seine Schüler, wie jede Tanzstunde die er abgab. Als ob nie etwas vorgefallen wäre. Dabei hatte sich in den letzten Monaten einiges geändert. Doch er schien das alles einfach abstreiten zu können. Wahrscheinlich interessierte es ihn nicht einmal mehr. Er schien sich nur noch auf sich und seine Karriere zu konzentrieren. Nicht dass es Rose stören würde. Es war nur irritierend. „Wir sollten üben?“, fragte Rose sofort frech, woraufhin Jack kurz schnaubte und zu seiner Schülerin blickte. „Natürlich! Schließlich findet bald der Weihnachtsball statt. Dafür müsst ihr wenigstens den Walzer beherrschen.“ „Den beherrschen ich schon seit Anfang des Schuljahres. Darf ich dann gehen?“, fragte Rose kalt, woraufhin Jack lediglich enttäuscht den Kopf schüttelte und mit den Schultern zuckte. Seit dem Vorfall von vor einem Monat benahm er sich so der jungen Dame gegenüber. Er ging ihr regelrecht aus dem Weg und wechselte so gut wie keine zwei Worte mehr mit ihr. Ein wenig verletzt war sie deswegen schon, da sie das Gefühl gehabt hatte endlich eine Verbindung zu ihm aufbauen zu können. Doch direkt nach dem Überfall im Wald, hatte er sich eiskalt abgewandt. Lediglich zum Essen setzte er sich zu ihr und ließ sich füttern. Doch das verging ebenfalls langsam. Seitdem seine Wunde am Arm komplett verheilt war, kümmerte er sich gar nicht mehr um sie. Im Unterricht nahm er sie allerdings immer härter ran. Ständig verbesserte er sie und meckerte sie wegen jedem noch so kleinen Fehler an. Selbst wenn sie nur eine Sekunde aus dem Fenster starrte, beschwerte er sich und schlug mit einem Buch auf ihren Tisch ein. Jedes Mal zuckte sie zusammen und riskierte einen halben Herzinfarkt. Dabei konnte sie ihm trotzdem genau zuhören. Doch er schien sich darum nicht zu kümmern. Dazu schien die junge Dame das Gefühl zu haben, dass er sie ständig beobachtete. Immer wieder spürte sie Blicke auf sich ruhen. Unterhielt sie sich mit Daliha, schien jemand da zu sein. Selbst wenn sie alleine den Raum wechselte, folgte ihr jemand auf Schritt und Tritt. Doch wieso tat er das? Wieso behandelte er sie so und entfernte sich von ihr? Zuerst hatte er sie wie eine Sklavin behandelt und nannte sie sogar sein Schoßhündchen, doch jetzt wirkte es fast so, als ob sie ihm vollkommen gleich geworden wäre. Hatte sie irgendetwas falsch gemacht? Es störte sie sowieso nicht. Lediglich diese Verfolgungen gingen ihr auf die Nerven. Wenn er mit ihr reden wollte, sollte er es einfach machen! Wenigstens verstärkte sich durch die ganze Sache die Bindung zwischen Rose und Daliha. Die Beiden schienen sich nicht mehr voneinander trennen zu können. Jeden Tag unternahmen sie etwas zusammen. Selbst in dem Theater Stück, welches ausgesucht wurde, spielten die Beiden die Hauptrollen und konnten nachmittags sogar privat zusammen proben. Rose spielte Romeo, während Daliha die Julia verkörperte. Das Stück ging sogar wunderbar voran, da die Beiden wie ein Ei zusammen harmonisierten. Allerdings verschlimmerte dies immer mehr die Kluft zwischen Daliha und den anderen Mädchen. Sie schienen sich mehr und mehr von ihr abzuwenden und ihr den Rücken zu zukehren. Auch Jack wirkte noch kälter zu ihr, als je zuvor. Rose verstand das alles einfach nicht mehr. Erst diese Aktion mit den Flyern und jetzt das. Wenn es ihn störte, dass Daliha und sie die Hauptrollen spielten, dann sollte er eben halt jemand anderes dafür besetzen, anstatt sich so aufzuführen. Ständig machte er Daliha fertig, während er Rose regelrecht machen ließ, was sie wollte. Es war schon wieder so ein Kontrast, den die junge Dame nicht verstehen konnte und langsam auch nicht mehr wollte. „Rose? Rose. Hörst du mir zu?“, ertönte plötzlich eine Stimme neben der jungen Dame, woraufhin diese aus ihren Gedanken gerissen wurde und erschrocken zu ihrer Freundin blickte. Beide befanden sich auf einer Bank. Kurz wunderte sich Rose wie sie hier her gekommen war. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie gerade Sport gehabt hatten. Langsam verlor sie jegliches Zeitgefühl. Ihre Gedanken kreisten nur noch um Jack und seine Eigenheiten. Es regte sie förmlich auf. Sie hatte schließlich besseres zu tun, als sich um diesen Idioten Gedanken zu machen. Allerdings konnte sie nicht anders. Er war in ihrem Kopf, ob sie wollte oder nicht. Wenn er wenigstens mit ihr reden würde und erklären würde, warum er sie so behandelt. Es nervte nur noch. Ständig diese Blicke auf sich spüren zu müssen, während er einen behandelte, als ob man Dreck wäre. „Entschuldige… Ich war mit den Gedanken woanders…“, sagte Rose sofort, woraufhin Daliha kurz seufzte. Ihr war nicht entgangen, dass ihre Freundin in den letzten paar Wochen immer schweigsamer und nachdenklicher wurde. Dazu schien sie immer wieder zu Jack blicken zu müssen und wandte ihren Blick nicht mehr von ihm. Das Mädchen gab es ungern zu, allerdings verspürte sie so etwas wie Eifersucht. Trotzdem versuchte sie ihren Ärger hinunter zu schlucken und sich nichts anmerken zu lassen. Auch wenn sie endlich erfahren wollte, was denn los sei. Sie benahm sich so, seitdem Jack den Beiden im Wald einen furchtbaren Streich gespielt hatte. Beide hatten Todesängste gehabt und daran war bloß er Schuld. "So wie immer…“, äußerte Daliha enttäuscht und wandte sich an ihren Spind, woraufhin Rose betrübt zu ihrer Freundin blickte. Als ob es Absicht wäre, dass sie so abweisend zu ihr war. Die ganze Zeit hatten sie sich so gut verstanden. Doch langsam schien sich die junge Dame von ihrer Freundin zu entfernen. Es war ihr schon längst aufgefallen, allerdings versuchte sie deswegen immer mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Was damit endete, dass sie lediglich den Text probten und sich danach die ganze Zeit anschwiegen. Zwischendurch zeichnete Rose, während Daliha ihre Hausaufgaben machten. Es wirkte fast so, als ob sie sich nichts mehr zu sagen hätten, dabei würde Rose zu gerne mit ihrer Freundin über alles reden. Doch sie hatte Jack versprochen, niemandem etwas von dem Vorfall im Wald zu sagen. Schnell erfuhr die junge Dame nämlich, dass Dalihas Erinnerungen nicht einfach nur ausgelöscht, sondern auch noch ersetzt worden waren. Somit hatte sie nun in Gedanken, dass Jack den beiden Damen einen Streich gespielt hatte, um ihnen vor Augen zu führen, wie gefährlich es war nachts alleine herum zu laufen. Somit konnte die junge Dame nicht einmal mehr mit ihr über irgendetwas reden. Die Sache mit dem Vampir ließ sie allerdings auch nicht los. Immer wieder hatte sie diese rot glühenden Augen vor Augen und diese Zähne. Das Geräusch auf ihrer Haut, bevor er sie beißen wollte. Die Schmerzen in ihren Armen. Niemals würde sie es vergessen können. Es war furchtbar! Sogar Albträume verfolgten sie seitdem Tag und Nacht. Es gab niemanden mit dem sie darüber reden konnte. Daher wünschte sie sich manchmal, dass wenigstens Jack aufhören würde ihr die kalte Schulter zu zeigen. Bei ihm konnte sich die junge Dame wenigstens erkunden. Dazu war er ihr eine Erklärung schuldig. Doch er musste sie wie Dreck behandeln. „Tut mir leid, Daliha… Es ist nur… hach… es ist kompliziert“, versuchte Rose seufzend zu erklären. Wenn sie ihr wenigstens alles erzählen könnte. Doch dazu war sie nicht in der Lage. Es war ihr verboten worden. Somit konnte sie nichts anderes machen, als ihre Freundin weiterhin anzuschweigen und sie in ihrer Nähe zu halten. „Tihi! Guckt mal. Die kleine Lesbe ist EIFERSÜCHTIG!“, ertönte ein Gackern aus der hinteren Ecke. Lucy und ihre Freundinnen waren mal wieder da und mussten Daliha das Leben zur Hölle machen. Seitdem sie erfahren hatten, dass sie lesbisch war, keiften sie sie ständig an und ließen das arme Mädchen nicht mehr in Frieden. Immer wieder gaben sie dumme Kommentare ab und beschimpften sie als lesbische Hure und Hexe. Manchmal sagten sie sogar, sie sollte zur Hölle fahren, dort wo sie hingehörte. Anscheinend waren die vier Damen äußerst abergläubisch. Dagegen halfen Dalihas rote Haare und die zarten Sommersprossen auf der Haut nicht wirklich. „Haltet die Klappe und verzieht euch ihr dummen Hühner!“, fauchte Rose den vier Mädchen entgegen, doch diese begannen nur noch lauter zu Gackern und zu Kichern. Als ob es lustig wäre, wie sehr die junge Dame ihre Freundin in Schutz nahm. Auch auf Rose hatten sie schon des Öfteren rumgehackt, da sie angeblich bevorzugt werden würde. Es lag eher daran, dass die junge Dame klüger war als die vier Frauen zusammen. Doch das schienen sie nicht zu akzeptieren. Stattdessen stempelten sie Rose als Lehrerliebling und Streberin dar. Ihr war es gleich. Sollten sie über sie hinter ihrem Rücken lästern so viel sie wollten. Auf dieses Niveau würde sich die junge Dame niemals herab lassen. Lieber würde sie ihnen ihre hässlichen Visagen mit der blanken Faust polieren. „Oh seht mal. Ihre Ehefrau greift ein. Schnell weg hier. Ahahah!“, kicherte Lucy hämisch, bevor sie mit ihren Freundinnen aus der Umkleide flüchtete. Knurrend schob Rose ihren Ärmel hoch und wollte hinter den Beiden her stürzen, doch Daliha hielt sie davon ab und umarmte sie von hinten. Leise nuschelte sie etwas, doch Rose verstand nicht ganz was es war, weshalb sie lediglich seufzte und sich festhalten ließ. Danach rieb sie sanft über die zitternden Hände ihrer Freundin, welche mit Farbe befleckt waren. Irritiert wanderte der Blick der jungen Dame zu dem Spind ihrer Freundin, welcher von innen überall besprüht war mit Hure, Lesbe, Schlampe und so weiter. Zuerst weiteten sich die Augen der Blauhaarigen, als sie dies sah. Danach füllte sich ihr gesamter Körper mit Hass und Wut, woraufhin sie sich losriss. „Wie kannst du dir das gefallen lassen?! Du musst mit dem Rektor reden! TU IRGENDETWAS!!! VERDAMMT DALIHA! Ich kann dich nicht ewig beschützen! Ich muss auch endlich an mich denken!“, beschwerte sich Rose. All ihre Wut platzte aus ihr hinaus. Bevor sie es bemerken konnte, was es geschehen. Schnell hielt sie sich erschrocken ihre Hände vor den Mund. Erschrocken über ihre eigenen Worte brachte sie nun kein einziges mehr hervor. Sie wollte ihre Freundin nicht anschreien. Sie hatte es auch gar nicht so gemeint. Die Wut sprach aus ihr heraus. Ausgerechnet an Daliha musste sie alles raus lassen. Das war doch keine Absicht. Sie konnte sich einfach nicht mehr bremsen. Doch was für einen Schaden sie damit angerichtet hatte, erfuhr sie erst, als sie die Tränen in ihren Augenwinkeln erblickte. Wegen ihr würde Daliha weinen. Das alles hatte sie nicht gewollt. Wieso geschah das immer? Wieso machte sie immer alles falsch und nur noch schlimmer? „Daliha ich… Es… ich wollte nicht… Ich…“, stammelte Rose vor sich her, während Daliha Tränen immer größer wurden und langsam ihren Wangen runter liefen. Wieso schaffte sie es nicht? Es gelang ihr einfach nicht sich zu entschuldigen. Lediglich kleine Wörtchen bekam sie aus dem Mund hinaus. Ansonsten verstummte sie. Es fehlten ihr die Worte, welche sie in ihrem Kopf hinaus schrie. Es tut mir leid, wollte sie sagen. Sie hatte das nicht so gemeint. Doch nichts davon gelang in ihrem Mund. Dieser öffnete sich lediglich immer und immer wieder. Doch er blieb stumm. Als ob ihre Kehle ausgetrocknet wäre. Nichts wollte mehr funktionieren. „ICH HASSE DICH!“, schrie Daliha ihr plötzlich ins Gesicht, bevor sie aus dem Zimmer stürmte und dabei laut schluchzte. Erschrocken über diese Worte, erstarrte Rose sofort. Was hatte sie getan? Nun verlor sie nicht nur ihre einzige Freundin, sondern diese verlor SIE. Wie sollte sie jetzt noch zurechtkommen können? Daliha konnte nicht alleine kämpfen. Sie war zu schwach. Sie konnte sich gegen all die Tyrannen nicht wehren. Doch auf Roses Hilfe würde sie wahrscheinlich ab sofort verzichten. Dazu diese Worte. Sie stachen direkt in ihre Brust und ließen die junge Dame laut aufschluchzen. Sie hatte das alles doch gar nicht so gemeint. Vor ein paar Tagen waren sie doch nicht die besten Freundinnen gewesen. Warum musste sich alles ändern? Wie konnte es so enden? Und wieso schmerzte es so sehr? Mein Herz… Es tut so weh… Wieso verlassen mich alle? Ich habe es doch nicht so gemeint… Daliha, dachte Rose verzweifelt und sackte langsam zu Boden, während sie ihr Gesicht in den Händen vergrub. Welche Ausmaße dieser Streit mit sich führen würde, ahnte die junge Dame bis dahin noch nicht. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie die Tür hinter sich aufgehen hörte. Ohne großartig darüber nachzudenken, sprang die junge Dame auf und stürzte sich mit verheulten Augen auf die Person, in der Hoffnung, dass es sich um Daliha handeln würde. Doch sofort spürte sie, dass die Person keine Brüste besaß. Somit handelte es sich um einen Mann. Ein Mann, der ihr einen eiskalten Blick zu warf. Wobei er rötliche Wangen besaß. Verheult starrte sie zu Jack nach oben, welcher laut zu Seufzen begann. „Es gibt Essen. Wenn du fertig bist, komm“, befahl er ernst. Keine Fragen. Kein Trösten. Lediglich Kälte umhüllte die junge Dame, welche langsam in ein schwarzes Loch zu fallen schien. Daliha hasste sie und Jack behandelte sie wie den letzten Dreck. Es war also wieder genauso wie am Anfang. Sie war alleine. Keine Freunde und ihren Meister verachtete sie. Wobei sie ihn nicht wirklich mehr hassen konnte. Ich hasse es, dass ich Sie nicht hassen kann… Wieso habe ich mich bloß auf das alles eingelassen?! Ich liebe dich… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)