Phönix von Phoenix_Michie ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Wie ein Phönix steig ich gleich, hoch hinauf in Windes Reich. *** "Möchte noch jemand auf ein Bier mit zu mir kommen?", fragte Zero in die Runde, nachdem sie den Raum wieder auf Vordermann gebracht hatten. Der Bass stand in seine Tasche verpackt in der Halterung, die Gitarre hatte Karyu bereits auf dem Rücken, die Kabel waren stolperfrei verstaut und der Müll weggeräumt. "Tut mir leid... Ich muss noch mal ins Studio", seufzte Karyu und sah dabei etwas unglücklich drein. Kirito schien ihm wirklich zu schaffen zu machen. Enttäuscht nickte Zero, während Tsukasa eine Hand in die Hüfte stemmte. "Versuch doch noch mal mit ihm zu sprechen, wenn nicht heute, dann aber möglichst in naher Zukunft. Wenn er dir weiterhin Ärger macht, muss ich mal mein Glück versuchen." Überrascht sahen sie den Drummer an. Dieser hatte es am Morgen zwar bereits angedeutet, dennoch wäre es ein großer Schritt, es in die Tat umzusetzen. Nicht nur, dass man nicht einfach zu Kirito ging und sich bei ihm beschwerte; es war auch ein Verhalten von Tsukasa, dass er lange nicht mehr an den Tag gelegt hatte - zuletzt wohl, als er noch der Leader ihrer zerbrechenden Truppe gewesen war. Der Gitarrist sah ihn für einen Moment stumm an und schüttelte schließlich den Kopf. "Danke, Tsuka, aber ich schaffe das schon. Ich kenne ihn besser." Er lächelte schwach. "Ich muss nur stur genug sein." Nach dem Abschied des Gitarristen widmete sich Tsukasa Zeros eingangs gestellter Frage. "Also ich kann leider auch nicht. Enka", erklärte er kurz angebunden und lächelte entschuldigend, bevor er sich seine Tasche nahm. Mit den Gedanken war sein Freund wohl noch immer bei Karyu und Kirito, sonst hätte er nicht so knapp geantwortet. Zero seufzte niedergeschlagen, bevor sie sich auch von Tsukasa verabschiedeten. "Und du?", wandte sich der Bassist mit trauriger Miene an ihn. "Deine Designs warten, oder?" Zögerlich hob er eine Schulter. "Na ja...da wartet immer irgendwas. Aber ich komme gern mit dir. Zwei, drei Stündchen kann ich erübrigen." Er lächelte ihn an und bemerkte zufrieden, wie sich Zeros Gesicht aufhellte. In diesem Moment dachte er gar nicht darüber nach, dass die Anwesenheit des Brünetten ihn oft genug in Verlegenheit gebracht hatte. Selbst in den letzten Jahren - oder gerade dann – war er immer nervös gewesen. Sie sahen sich furchtbar selten im Jahr, aber er war sehr froh, dass sie sich nie ganz aus den Augen verloren hatten. Es ehrte ihn, wenn Zero zu Besuch in seine Offline Stores kam, auch wenn er Mühe hatte, locker und natürlich zu bleiben. Nun kannte er ihn schon über fünfzehn Jahre, doch nach wie vor fühlte er für ihn eine besondere Zuneigung. Davon hatte er dem Bassisten nie erzählt, aber vielleicht hatte es dieser bereits selbst bemerkt. Zeros Wohnung lag ganz in der Nähe des Probenraums - ein Zufall, wie er beteuert hatte, doch das merkwürdige Schmunzeln auf seinen Lippen hatte Hizumi stutzig werden lassen. Nachgefragt hatte er nicht, schließlich war Zero der arme Tropf gewesen, den sie mit der Suche nach einem Probenraum betraut hatten. Drum gerissen hatte er sich nicht, aber einen guten Job gemacht. Daher waren Hizumi und die Anderen zufrieden und nahmen es ihm nicht übel, etwas seiner Wohnung nah gelegenem ausgesucht zu haben. Mit einem Lächeln nahm er Zero die kalte Flasche Bier aus der Hand, als sich dieser zu ihm hinaus auf den kleinen Balkon gesellte. Es war gerade mal Platz für sie zwei und einen Gartenstuhl, aber der Bassist war froh, überhaupt über einen Balkon zu verfügen. "Zum Glück ist es etwas kühler geworden", murmelte Zero, während er eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche hervorkramte. Mittlerweile war es auch schon dunkel geworden. "Ich finds immer noch zu warm..", seufzte Hizumi und nahm einen Schluck. Zero zog langsam an seiner Zigarette und nickte. Den Qualm stieß er in die Nachtluft hinaus, aber es störte Hizumi nicht. Er hatte mehr als ein Jahrzehnt mit drei Rauchern zugebracht. "Wenn das so weitergeht... Die Proben sind ja so schon anstrengend. Aber bei der Hitze fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren", gab der Bassist zu und starrte auf die Straße hinab. Es fuhren einige Taxis umher, aber kaum private Wagen. Alles in allem war es bereits recht ruhig, trotz des erst frühen Abends. "Eine echte Quälerei", stimmte Hizumi leise zu und trank von dem Bier, das ihn ein wenig erfrischte. Er warf Zero einen unauffälligen Blick von der Seite zu. Einige Spitzen seiner Haare klebten ihm dunkel und feucht auf der Stirn und im Gesicht, die Augen funkelten warm, die Lippen schmiegten sich um die brennende Zigarette. Er wirkte erschöpft, aber sah schöner aus als je zuvor. Für einen Moment huschte ein Lächeln über Hizumis Lippen, dann wandte er sich um und blickte in die Wohnung. "Wann war ich das letzte Mal hier?", murmelte er halblaut und in sich gekehrt, ohne eine Antwort zu erwarten. Zero gab einen vagen Laut von sich. „Keine Ahnung. Vielleicht Monate. Oder länger.“ Zero drehte sich ebenfalls um, drückte die Zigarette in den Aschenbecher und griff nach seinem Bier, das neben der Schiebetür auf dem Boden stand. "Weißt du noch, vor ewigen Zeiten...?" Er grübelte. "War das 2002...? Wie wir Vier hier gesessen haben, blau bis an die Kante?" "Ha", machte Hizumi mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. "Wie sollte ich das vergessen? Auch wenn ich wirklich besoffen war..." *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* Dreizehn Jahre zuvor... Sie saßen seit einiger Zeit zusammen, hatten den Alkoholvorrat geplündert und unterhielten sich über Gott und die Welt, ja, wirklich über die wichtigsten Fragen des Lebens. Natürlich war es Karyu gewesen, der damit angefangen hatte. Hizumi sah von seinem Platz auf dem Boden auf und blickte zu ihm, der auf Zeros Couch ausgestreckt lag und gedankenverloren an die Decke starrte. Tsukasa und Zero saßen dem Gitarristen gegenüber auf der zweiten Couch. Der Bassist hatte seine leere Flasche Bier in der Hand und starrte hinein, als müsse er gründlich inspizieren, ob da nicht doch noch ein Schluck drin war. Einzig Tsukasa wirkte nur halb so betrunken wie die beiden Anderen – und vermutlich auch wie Hizumi selbst. Sein Kopf fühlte sich bereits etwas benommen an, und wenn er sich so umsah, brauchte er sich darüber nicht zu wundern. Auf dem Couchtisch war schon kein Platz mehr, so viele Gläser und vor allem Flaschen hatten sich darauf verteilt. Der Rest stand einfach auf dem Boden - Zero kümmerte das schon nicht mehr, zu abgelenkt war er von den tiefgründigen Fragen, die Karyu versuchte zu klären. Dieser rutschte gerade ein wenig auf der Couch hin und her, versuchte, eine angenehmere Position zu finden. "Hatte denn keiner von euch Biologie? Muss doch ‘nen einfachen Grund geben, wieso Frösche nun mal platzen, wenn man sie gegen ‘nen elektrischen Zaun wirft", murmelte er trotzig und erntete angewiderte Laute. "Hör schon auf damit", murrte Zero und stellte endlich die leere Bierflasche neben die Couch, aber langsam, wie in Zeitlupe. "Hast du das schon mal ausprobiert?", erkundigte sich Hizumi neugierig, woraufhin der Gitarrist nickte. "Eher aus Versehen..." "Aha..." "Google halt", brummte Zero und begann, die Flaschen auf dem Tisch nach einer mit Inhalt zu durchsuchen. Der Gitarrist schnaubte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Hizumi rechnete damit, dass er gleich mit einer weiteren dämlichen Frage aufwarten würde. Er sah wieder zu Zero, welcher betont langsam aufstand, trotzdem schwankte, sich an der Couch festhielt und schließlich drei Schritte zu dem Regal tat, in welchem sich der Alkohol gestapelt hatte - jetzt war nicht mehr viel übrig. Einzig ein Mini-Sixpack Sahne-Likör war bisher verschont geblieben. Zero murrte, griff aber danach und setzte sich wieder neben Tsukasa, der dies alles schweigend, mit einem halbvollen Glas Rotwein in der Hand, beobachtete. Hizumi nahm eines der Fläschchen an, das Zero ihm ebenso wie Karyu anbot. Anstatt es wie Zero gleich zu trinken, hielt der Gitarrist es jedoch bedächtig in der Hand, den Blick wieder gen Decke gerichtet. "Denkt ihr, das Universum is‘ unendlich?" Ein Stöhnen ging durch die ganze Gruppe. Hizumi entschied sich, sein Fläschchen mit einem Zug zu leeren, bevor er sich gemütlich gegen den Sessel hinter sich lehnte. Tsukasa schwenkte indes nur schweigend den Inhalt seines Glases. Abwesend drehte Hizumi das Gefäß in seiner Hand, während Karyu weiterhin erfolglos versuchte, mit irgendeinem von ihnen dieses tiefgründige Gespräch zu führen. "Das muss doch auch mal aufhören, ein Ende haben, oder? So wie die Erde..." Zero seufzte. "Es gibt im Prinzip nur drei unterschiedliche Formen, die in Frage kommen: Das Universum kann positiv gekrümmt, negativ gekrümmt oder gar nicht gekrümmt sein. Wenn du dir die Erde ansiehst, ist sie unbegrenzt: Du kannst Jahre geradeaus spazieren und wirst doch nie an ihr Ende stoßen. Das wäre eine positiv gekrümmte Oberfläche..." Es schien, als wolle der Bassist fortfahren, aber Karyu starrte ihn verwirrt an. "Hä....?" Zero winkte ab und schüttelte den Kopf, hielt damit aber sofort wieder inne, da es einen unangenehmen Schwindel auslöste. Karyu für seinen Teil schien die Erklärung noch mal durchzugehen, jedenfalls legte sich seine Stirn in Falten, als würde es dahinter angestrengt arbeiten. Dabei glitt ihm das Fläschchen Likör aus der Hand, welches er völlig vergessen hatte. Klirrend kam es auf dem Boden auf, zersprang aber Gott sei Dank nicht in tausend Teile. Tsukasa trank seinen Wein aus und erhob sich. "Ich denke, wir sollten gehen, Karyu." Der Drummer fühlte sich noch nüchtern genug, um mit dem Auto die vier Straßen zu fahren - er würde Karyu mitnehmen und unterwegs absetzen, denn sie wohnten nicht weit auseinander. Der Gitarrist verzog das Gesicht, wirkte wie ein Kind, während er seinen Arm ausstreckte und nach dem Likör auf dem Boden griff. "Aber ich wollte das noch trinken..." "Das kannst du das nächste Mal trinken", schlug Tsukasa schief lächelnd vor und hielt dem Blonden die Hand hin. Dieser grummelte, fügte sich aber und ließ sich aufhelfen. Er geriet ins Schwanken, stöhnte leise, da sich vermutlich alles um ihn herum drehte. Glücklicherweise war Tsukasa da und konnte ihn aufrecht halten. "Also ihr beiden..." Er sah zu Hizumi und Zero, die dem Ganzen nur mäßig interessiert gefolgt waren. "Wir sehen uns." Sein Blick glitt zum Regal, aber da wirklich nichts mehr zu trinken übrig war, wandte er sich beruhigt ab. "Ihr solltet schlafen gehen", riet er ihnen, woraufhin Zero nur nickte, während Hizumi die Worte kaum wahrnahm. Er dachte schon an ganz andere Dinge. Erst, als die Wohnungstür mit einem lauten Klacken zufiel, sah er auf. "Hey, Zero...", murmelte er schließlich verschwörerisch und beugte sich vor, um an dem Hosenbein des Bassisten zu zupfen. Fragend sah ihn dieser an. "Hm...?" "Mir geht Karyus Frage nicht aus dem Sinn..." "Was, das mit dem Universum? Das kann ich noch mal genau erklären", meinte Zero, plötzlich geschäftig wirkend, und setzte sich neben ihn auf den Boden. Hizumi errötete leicht. "Nein, nich‘ das... Das mit den Träumen." Das war eine der ersten Fragen ihrer philosophischen Runde gewesen. "Dass das, was wir träumen, von tiefer Bedeutung ist. Dass wir es uns entweder wünschen, oder dass uns das Schicksal einen Wink geben will...oder dass man von der Person vermisst wird, von der man träumt..." Der Andere sah ihn an, enttäuscht, dass es nicht um sein Universum-Wissen ging. "Hm, weiß nich‘. Warum? Was für Träume hast du denn so, dass dir diese Frage auf der Seele brennt?" Ertappt lehnte Hizumi sich zurück und zuckte mit den Schultern. "Ach, nur so von...Leuten....und Sex..." Das Rosa auf seinen Wangen nahm einen intensiveren Ton an. "Und dafür schämst du dich? Für Sexträume?", erkundigte sich Zero amüsiert und schnaubte leise. "Nein...", murmelte er mit abgewandtem Blick. "Hm... Und, von wem träumst du so?" Peinlich berührt leckte er sich über die Lippen. "Nich‘ so wichtig..." "Ach, komm schon. Erzähl. Du kannst doch nich‘ mit dem Thema anfangen und dann nix weiter dazu sagen. Also?" Der Bassist lehnte sich dichter zu ihm, sodass Hizumi den vertrauten Duft seines Bulgari Parfums wahrnehmen konnte. Er schluckte. "Von Tsukasa, manchmal.." Und von dir. Aber das sagte er lieber nicht laut. "Oh, von Tsukasa? Na, das is‘ interessant..", gab Zero überrascht zu. "Und was passiert da so? Vögelt ihr?" Hizumi schnappte nach Luft und sah seinen Freund etwas hilflos an, entschied sich dann zur Wahrheit. "Auch..." "Ach, gib‘s zu, ihr vögelt. Besonders dreckig, deinem Gesichtsausdruck nach." Zero grinste, ließ den Kopf dann gegen die Couch hinter sich rollen. Ein verträumter Ausdruck legte sich auf seine Züge. "Mach dir nichts draus. Jeder hat Sexträume. Mit allen möglichen und unmöglichen Leuten, mit den abgefahrensten Fantasien. Was soll‘s? Tut doch keinem weh. Es ist eher faszinierend." "Faszinierend...?", murmelte Hizumi verwirrt und dachte an die verruchten Träume, die er vor allem von Zero und Tsukasa hatte. "Klar. Das soll einem schließlich was sagen." Wo sie, wie Hizumi fand, wieder beim eigentlichen Thema angekommen waren: ob Träume eine tiefere Bedeutung hatten. Der Brünette wandte ihm den Kopf zu. "Es zeigt uns, welche Wünsche wir haben. Oft genug sind die verborgen." Neugierig betrachtete er seinen Freund, nagte leicht an seiner Unterlippe. "Und...wovon träumst du so?" Zero sah ihn an und blinzelte, dann lächelte er leicht. "Ich stecke in einem Tierkostüm...am liebsten bin ich ein Bär...stark, männlich, agressiv, weißt du. Und um mich herum sind andere in Tierkostümen...wir reiben uns aneinander, immer schneller und intensiver..." Er gurrte. "Ich liebe die Eule, wenn die kommt, nehm ich erst richtig Fahrt auf." Hizumi erstarrte und konnte den Blick nicht von seinem Freund lösen. Redete er da von Furries? Zero sah ihn unverwandt an und begann schließlich zu grinsen. "Du glaubst auch alles. Warum sollte ich dir erzählen, wovon ich träume? Dann darfst du auch ‘nen Seelenstriptease machen!" "Hey... Ich hab dir gesagt, dass ich von Tsuka träume! Manchmal...", fügte er leise hinzu, woraufhin Zero nur schmunzelte, dann gähnte. "Wir sollten schlafen gehen." Er stöhnte leise, als er sich vom Boden wieder auf die Couch begab. "Dieses ganze Gerede von Sex und Träumen... Das erinnert mich nur daran, dass ich schon viel zu langen keinen schönen Orgasmus mehr hatte..." "Kann man denn einen unschönen haben?", brubbelte Hizumi, während er das Likör-Fläschchen auf dem Boden betrachtete, dass Karyu zuvor hatte fallen lassen. "Ja, kann man - nämlich gar keinen", meinte Zero und legte sich auf die Couch. "Mach doch mal das Licht aus." Mit einem Ächzen stand Hizumi auf, wobei sich alles drehte, so langsam und vorsichtig er sich auch erhoben hatte. Er strich sich über das Gesicht und blinzelte, um nach dem Lichtschalter zu suchen. Es dauerte einige Zeit, bis er realisierte, dass er geradewegs auf den Schalter starrte. Erleichtert lief er die paar Schritte zur Wand und löschte das Licht, woraufhin Zero ein zufriedenes Seufzen von sich gab. "Hey, Zero", murmelte Hizumi mit leiser Stimme, war grundlos ins Flüstern verfallen. "Wie oft träumst du sowas...?" Er tastete sich durch die Dunkelheit. "Ha", machte der Bassist amüsiert. "Brauchst du Bestätigung, dass es nicht unnormal ist, wie häufig du von Tsuka träumst?" Hizumi erwiderte nichts. Leider hatte der Bassist gar nicht so Unrecht. Mit dem Fuß stieß er gegen die Couch und kletterte vorsichtig darauf und versuchte, Zero nicht zu erwischen, während er sich voran tastete. Sich an ihm nicht störend, machte er es sich neben Zero gemütlich, war sofort von dem dezenten Parfum des Anderen umgeben sowie von der angenehmen Körperwärme. "Ich träume nicht nur von Tsukasa", murmelte er schließlich leise gegen Zeros Haar, unsicher, wohin mit seinen Armen. "Sondern auch von dir. Ab und an..." Seine Wangen wurden heiß. So dicht, wie er an Zero lag, konnte er spüren, wie dieser für eine Sekunde erstarrte, und da bekam er schon Angst, das komplett Falsche gesagt zu haben. Aber bevor er das doch noch als Scherz abtun konnte, um sich zu retten, drehte sich Zero umständlich zu ihm um. Viel konnte er nicht erkennen, dazu war es zu dunkel. Einzig Formen und Silhouetten, aber keinen Gesichtsausdruck. Das machte ihn wahnsinnig, sodass er erleichtert ausatmete, als Zero endlich etwas erwiderte. "Was sagtest du, was in den Träumen so passiert?" Bei dieser Frage lief er rot an, schämte sich doch wieder etwas, auch wenn Zero alles andere als beunruhigt klang. Er hatte alle Mühe, nicht zu stottern. "Hey, du hast auf meine Frage noch nicht geantwortet", versuchte er ihn abzulenken und klang erstaunlich selbstsicher, auch wenn er sich nicht wirklich so fühlte. "Hrmmm..", machte der Bassist nur und schien zu überlegen, ob er ihm die schuldige Antwort noch geben sollte. Er entschied sich dafür. "Ich träume 'sowas' sehr oft. Vor allem in den jetzigen Zeiten, wo es nie genug Gelegenheiten gibt, wie ich sie gern hätte." Hizumi lächelte schief. Der Bassist war sowieso kein Mensch, der locker vom Hocker durch die Gegend vögelte. "...verstehe." "Also, sag schon, was machen wir so in deinen Träumen? Haben wir auch Sex, so wie mit Tsuka?" Seine Stimme klang leicht belustigt, weswegen Hizumi die Lippen zu einem Schmollen verzog. "Hör auf, das ist nicht witzig. Zieh mich doch damit nicht auf. Ist mir schon peinlich genug." Unvermittelt legte sich die warme Hand des Bassisten in seinen Nacken. "Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich ziehe dich nicht auf, weil du von mir und Tsukasa träumst. Ich finde es eher amüsant, dass du dich so dafür zu schämen scheinst, und das, obwohl wir beide schon alles andere als nüchtern sind." Die Hand strich zu seiner Taille, wo sie verweilte. "Ich verrate dir jetzt mal was. Etwas über Karyu. Aber behalt das für dich. Er ist mir sonst sicher böse. Verstanden?" Hizumi nickte, vermutete dann aber, da Zero nicht sofort fortfuhr, dass der Andere das wohl im Dunkeln gar nicht sehen konnte. "Verstanden", wisperte er und hörte neugierig zu. "Unser lieber Karyu hat mir schon vor einigen Monaten im Vertrauen gestanden, dass er den Gedanken heiß findet, mit uns Sex zu haben. Das ließe ihn nicht mehr los." Hizumi schluckte, während er sein Herz schneller schlagen spürte. Was sollte das nun bedeuten? Geilte sich Karyu an ihnen auf, oder was? Stellte dieser sich sie vier alle gleichzeitig dabei vor, oder wie durfte man das verstehen? Hizumis Gedanken überschlugen sich. "Wie, mit uns?" "Zuerst sagte er, mit Tsukasa zu schlafen, wäre sicher interessant. Oder mit Hizumi, hat er dann leiser hinzugefügt. Und nach einigem Nachbohren gab er zu, sich das auch mit mir vorstellen zu können." Unweigerlich atmete er ob der Offenbarung schneller. "Und, habt ihr...?" "Sex?" "Mhmm.." Der Bassist schwieg für einen kurzen Moment, als überlege er, ob er darauf antworten sollte. "Nein.. Ich war dem nicht abgeneigt, ich wollte, aber...irgendwie hat sich das nicht richtig angefühlt. Weiß nicht, vielleicht wäre das zu gezwungen gewesen. Wie auf Kommando." Zero seufzte kaum hörbar. "Seitdem kam das Thema auch nicht mehr zur Sprache." "Und das enttäuscht dich", stellte Hizumi fest, woraufhin der Andere brummte. "Dieser Bastard hat mich mit seinem Gedanken angesteckt", gab er ohne Umschweife zu, was Hizumi doch überraschte. Solch Offenheit zeigte der Bassist selten. "Oh...", machte er nur leise, da er im ersten Moment nicht wusste, was er erwidern sollte. Die Hand auf seiner Taille verstärkte ihren Druck. "Dann hoffst du jetzt, dass er das noch mal anspricht...?" Ein erneutes Brummen, bevor sich ein Bein über seine legte und er Zeros Atem im Gesicht spürte. Er konnte die fremden Lippen beinahe schon auf seinen eigenen fühlen. "Halt die Klappe", raunte der Bassist, während seine Hand ihn dichter an sich drückte, sodass ihre Lippen sich nun tatsächlich berührten. Der Kontakt löste ein angenehmes Prickeln auf seinen Lippen aus, das sich immer weiter ausbreitete, tiefer in seinen Körper, bis in jede Faser eindrang. Er fühlte sich wie in einem seiner unzähligen Träume, und das obwohl Zero ihn nur küsste - was fast keusch war, angesichts dessen, was er sich sonst so erträumte. Ehe er sich versah, lag der Bassist auf ihm, hielt seine Handgelenke neben dem Körper fest. "Wovon träumst du? Woran findest du Gefallen?" Sein Herzschlag beschleunigte, während er sich flüchtig über die trockenen Lippen leckte. "Ich träume von dir, wie du mir weh tust..." Er konnte hören, wie Zero leise ausatmete, spürte die sanfte Brise auf seiner Wange. "Schmerz bereitet dir also Vergnügen beim Sex..." Ein Lächeln schlich sich in Zeros Stimme, vielleicht auch auf sein Gesicht. "Ich denke, da kann ich dir helfen..." ================= to be continued ================= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)