I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 3: Zum Scheitern verurteilt ----------------------------------- Ich saß fest, in einer dunklen, klebrigen Masse und kam weder vor, noch zurück. Je mehr ich mich versuchte zu befreien, desto tiefer versank ich. Schließlich gab ich den Kampf auf und ließ mich einfach treiben. Komischerweise ging ich nicht unter, sonder trieb vor mich hin, meine Augen waren geöffnet und starrten in die Leere. Es fühlte sich an wie Wasser, doch es war eine zähflüssige, schleimige Flüssigkeit. War ich in einem Sumpf oder so? Was war nur passiert? Ich war in dieser Wohnung…mit Pey. Oh mein Gott, Pey! Was zum Teufel war er nur? Sein Abbild hatte mir eine riesige Angst eingejagt. War es vielleicht nur ein schlechter Witz gewesen? Aber wie hätte er sich so schnell, ja was eigentlich? Schminken? Verkleiden? Ich schloss die Augen, da ich eh nichts sehen konnte, außer Schwarz. Um mich herum rauschte es, wie als ob jemand einen Wasserhahn aufgedreht hätte und um mich herum begann es Wellen zu schlagen. Da ich mich immer noch nicht bewegen konnte, musste ich mich meinem Schicksal ergeben und schwamm mit den hohen Wellen mit. Keine Ahnung, wohin sie mich trieben, Hauptsache weg von diesem Ort. Pey meinte, er wollte mich umbringen. Hatte er es schon erledigt? War ich schon tot? Sollte das der Himmel sein? Oder doch besser, die Hölle?? Dann hatten die Schwestern recht gehabt. Unartige Leute, die sich nicht nach den Grundsätzen des Glaubens verhielten, kamen in die ewige Verdammnis. Hätte ich mich doch nicht gegen sie alle gestellt… Hätte ich doch an ihre Worte geglaubt. Das war jetzt wahrscheinlich meine Strafe. Vielleicht war Pey auf meine persönliche Bestrafung gewesen, damit ich begriff, dass ich mit meiner Meinung im Unrecht war. Naja, vielleicht würde ich Rachel hier irgendwann wiedersehen. Sie hatte mindestens, wenn nicht sogar noch mehr Mist gebaut, als ich. Die Wellen um mich herum hatten aufgehört zu schlagen und ich trieb wieder in ruhigem Wasser. Als ich mich vorsichtig versuchte aufzusetzen, gelang es mir gleich beim ersten Versuch. Unter mir fühlte ich immer noch das Wasser, wurde aber nicht nass. Ich schien auf dem Wasser zu laufen. Mein Weg war mir unbekannt, doch ich machte einen Schritt vor den anderen. Wie lange ich so lief, wusste ich selbst nicht, irgendwann begann sich jedoch das Wasser wieder zu einem Sumpf zu verwandeln. Meine Knöchel waren schon nach kurzer Zeit verschwunden und ich versuchte verzweifel heraus zu kommen, genau wie am Anfang. Als ich dann bis zur Hüfte in dem schlammigen Untergrund steckte, zog ich mich mit meinen Händen voran. In der Ferne erkannte ich eine schwache Silhouette von einem Baum. Er schien zu leuchten. Krampfhaft und mit aller Gewalt zog ich mich immer näher zu ihm, ging aber immer weiter unter. Kurz vor meinem Ziel dachte ich, dass ich ihn noch erreichen würde, versank dennoch gänzlich. So knapp vor meinem Ziel, war ich doch noch gescheitert. Mit einem tiefen Luftzug riss ich meine Augen auf. Hecktisch sah ich mich um. Ich lag in einem großen Bett, gegenüber von mir war ein großes Bild, welches einen Wasserfall und zwei Bäume zeigte. Im Hintergrund war mittig eine große Sonne, die gelb schimmerte. Vor ihr waren Nebelschwaden in Weiß, Hellblau, Rosa und zum Teil auch Grün. Die Schaumkronen des Wasserfalls wiesen die gleichen Farben auf. Der Rest war in Blautönen gehalten, einzig die Bäume und die Wand des Wasserfalls waren in einem Graubraun bis Schwarz gehalten. Das Zimmer in dem ich lag, war auch in verschiedenen Blautönen gehalten. Es sah ziemlich kahl aus, denn außer dem Bett waren nur noch ein großer Kleiderschrank und eine Kommode in dem Zimmer. Kein Fenster zum Rausgucken. Ich richtete mich langsam auf und zuckte zusammen, als mich ein Wall von Schmerzen überfiel. Vorsichtig tastete ich mit meinen Fingerspitzen an meinen Hals. Dort spürte ich etwas Weiches, konnte jedoch nicht feststellen, was es war. Als ich mit meiner Hand weiter runterrutschte, spürte ich das gleiche Material auf meiner Schule und drehte leicht meinen Kopf. Eine Kompresse war mit einem weißen Verband darum gewickelt. Mein Blick wanderte nun zu meinen Händen. Sie waren ebenfalls mit Verbänden umwickelt, nur meine Fingerspitzen guckten heraus. Langsam, damit mir nicht schwindelig wurde, schlug ich die Decke beiseite und schwang mich aus dem Bett. Ich bemerkte, dass ich mein Kleid trug, mit welchem ich in die Bar gegangen war. Die Bar… Ich erinnerte mich wieder an den Abend und Panik bereitete sich in mir aus. Wo war ich und wo war Pey? Hatte ich ihn wirklich in der Bar getroffen? War das alles real gewesen? Ich tastete mich mit meinen Füßen etwas auf dem Boden hin und her, dann stand ich auf. Neben der Tür fielen mir meine Schuhe auf, die ich schnell an mich nahm. Mit Bedacht öffnete ich die Zimmertür einen spaltbreit und schielte heraus. Vor mir erstreckte sich ein kurzer Flur mit drei Türen und einem offenen Durchgang. Aus dem Raum mit dem offenen Durchgang war Geklapper zu hören. Es klang wie Geschirr, was jemand aufeinander stapelte. „Erklär mir mal bitte, was da los war!“, forderte eine dunkle Stimme. „Scheiße man, ich weiß es nicht! Ich habe das gleiche gemacht wie sonst auch, doch irgendwie hat es nicht funktioniert!“, erklärte sich eine andere Stimme. Sie kam mir bekannt vor. Erschrocken stellte ich fest, dass es Peys Stimme war. Ich war also immer noch in seiner Wohnung. „Warum hast du ihr nicht einfach das Genick gebrochen? Das wäre um einiges einfacherer gewesen!“, klagte die andere Person. „Ich hab’s ja versucht, doch ich habe irgendwie einen beschissenen Stromschlag bekommen, jedes verdammte Mal, als ich kurz davor war, sie zu töten!“, rechtfertigte sich Pey. „Und was machen wir jetzt?“, fragte eine dritte Person. Verdammt, wie viele sind denn hier? Verzweifelt blickte ich mich um und fixierte eine Tür, welche mir doch schwer nach einer Haustür aussah. Wenn ich es schaffen würde, unbemerkt dorthin zu gelangen, könnte ich vielleicht fliehen. „Ihr könnt es ja selbst versuchen, aber ich denke ihr werdet genauso viel Erfolg haben wie ich!“, fuhr Pey seine Besucher an. „Na schön, meinetwegen gerne. Ich habe eh Hunger.“ Die Stimme der dritten Person klang schon beinahe animalisch. Ich hatte Angst, doch ich durfte mich nicht unterkriegen lassen. Fest entschlossen, hier heraus zu kommen, tappte ich schnell zur Haustür. Ich hatte nur eine Chance, ich durfte sie nicht vermasseln. Vorsichtig prüfte ich, ob diese verschlossen war, zum Glück war sie es nicht! Da der Raum mit dem offenen Durchgang noch eine Tür weiter befand, bemerkte mich auch keiner. Ich riss die Tür auf und rannte das Treppenhaus hinunter. Über mir hörte ich nur ein Scheiße, wer hat vergessen die Tür abzuschließen?, dann hörte ich auch schon die schweren Schritte meines Verfolgers. Ich rannte so schnell ich konnte und erreichte auch die Tür, wollte sie aufreißen, doch eine Hand legte sich an den Griff. „Na na, Süße. Was rennst du denn weg?“ Es war Pey, der hinter mir stand. Ich konnte sein Spiegelbild in der Scheibe erkennen. „Du drehst dich jetzt um und gehst schön wieder nach oben, haben wir uns verstanden?“ Seine Stimme war so bedrohlich, ganz das Gegenteil von der Stimme, mit der er mich an geflirtet hatte. Ich schluckte schwer, biss mir erst auf die Lippen und begann dann wie wild zu kreischen. Hinter mir hörte ich nur ein amüsiertes Lachen. „Du kannst so viel schreien, wie du willst. Dir wird keiner zur Hilfe eilen. Die einzigen Personen hier sind: du, ich und meine Freunde!“ Mir schossen die Tränen in die Augen, als ich erkannte, wie aussichtslos meine Situation war. „Komm jetzt“, zischte er mich an, packte mich unter dem Arm und zerrte mich die Treppen wieder mit hoch. Die Tür stand noch sperrangelweit offen. Mit einem lauten Knall warf er sie wieder ins Schloss zurück und drehte den Schlüssel um. „Damit du mir nicht wieder wegläufst, Kleine“, grinste er düster und schob mich in die Küche. Dort saßen zwei Typen, die ich schon am Vorabend gesehen hatte. War es wirklich gestern? Wie lange ich wohl in diesem Bett gelegen habe… „Uh, das Frischfleisch“, lachte der Junge mit den dunkelblonden Haaren auf. Sein Name war Rel, wenn ich mich richtig erinnerte. Neben ihm, am Tisch, saß der Braunhaarige mit den blonden und violetten Strähnen. „So, dann versucht euer Glück!“, forderte Pey hinter mir die beiden Jungs auf. Zuerst stand Rel auf und näherte sich mir. „Du schmeckst bestimmt genauso süß, wie du aussiehst!“ Sein Gesicht wurde breiter, es war eine unheimliche Fratze. Seine Augen begannen hell aufzuleuchten, in einer unnatürlichen Farbe: Weiß! Um seine weißen Pupillen hatte sich ein goldschimmernder Rand gebildet, der seine Augen umso faszinierender wirken ließ. Meine Augen weiteten sich noch ein Stück mehr, als ich sah, wie sich seine Augäpfel von dem natürlichen Weiß in ein tiefes Schwarz verwandelten. Er bleckte seine spitzen Reißzähne, welche bis vor ein paar Sekunden noch nicht da gewesen waren. „Mach schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Ich habe gestern kein Essen bekommen und ich werde unwiderstehlich, wenn ich nicht bald etwas zwischen den Zähnen habe!“, drängte Pey und schubste mich in Rels Arme. Ich musste kurz erschrocken auf quietschen, als sich seine spitzen Krallen in die Verbände an meinen Schultern krallten. „Was soll eigentlich der Scheiß, Pey?“, fragte der Junge, welcher noch am Tisch saß. „Ich konnte sie nicht töten, hab ich ja schon gesagt. Hätte ich die Wunden nicht verbunden, hätte sie mein ganzes Bett versaut!“ „Ist jetzt auch egal. Sie wird dir bald nicht mehr lästig sein.“ Rel drehte mich mit dem Rücken zu sich und ich blickte nun in Peys Gesicht. Es sah wieder ganz normal aus, wie als ob nichts gewesen wäre. Meine Augen brannten, als ich gegen die Tränen ankämpfte. Rels Finger fuhren langsam meinen Hals hinauf und schlossen sich sanft um ihn. Wird er mich erwürgen, oder doch das Genick brechen? Hauptsache, es geht schnell! Ich spürte, wie sich sein Griff verstärkte und ich begann schon zu Röcheln. Peys Abbild verschwamm langsam vor meinen Augen und schwarze Punkte bildeten sich vor meinem Sichtfeld. Ich bekam immer weniger Luft! Kurz bevor ich vollends das Bewusstsein verlor, spürte ich, wie Rel mich schlagartig los ließ, doch für mich war es zu spät. Ich klappte in mich zusammen und sackte auf den Boden. Das war es dann wohl gewesen. Um mich herum war wieder diese drückende Dunkelheit, doch es war trocken um mich herum. Ich tastete vorsichtig an meiner Seite entlang und spürte nichts anderes als festen Untergrund. Fast schon, wie ein Stein. Plötzlich wurde es um mich herum einen ticken heller, sodass meine Umgebung in einem dunklen Grauton erstrahlte und ich sah, dass ich auf einer Steinplatte lag. Langsam setzte ich mich auf und sah an der Seite herunter. Ich war in weiß Gott nicht wie großer Höhe, denn vor mir erstreckte sich ein tiefer dunkler Abgrund. Meine Beine zitterten und ich wandte sofort meinen Blick von dem erschreckenden Bild ab. Ich hatte keine Möglichkeit, woanders hin zu kletter, da es nichts gab, wo ich hin klettern konnte. Es begann um mich herum an zu wehen und der Wind peitschte in meine Ohren. Ich klammerte mich richtig an der Steinplatte fest, um nicht davon geweht zu werden, doch die Oberfläche des Steins war so glatt, dass ich nichts zu fassen bekam. Verzweifelt griff ich immer wieder nach ihr, ohne irgendeinen Halt zu spüren und merkte, wie ich immer weiter zum Rand rutschte. Ich näherte mich dem Abgrund Stück für Stück. „Nein, nicht!“, schrie ich auf, als meine Füße schon über der schwarzen Tiefe hingen und ich immer weiter ihr entgegen rutschte. Meine Finger hatten schon angefangen zu bluten und meine Nägel waren aufgerissen vom verzweifelten Festhalten. Als dann auch meine Hüfte über dem Abgrund hing, gab ich schließlich auf. Es war ausweglos, das musste ich nun endlich begreifen. Ich ließ los und fiel in ein schwarzes Nichts. Meine Haare flatterten im Wind und ich schloss die Augen, damit ich nicht sah, wie schnell ich dem Boden entgegen sauste. Nach einiger Zeit, ich wusste nicht, wie lange ich schon in diesem fliegenden Zustand war, öffnete ich doch wieder meine Augen. Ich hatte mich auf den Rücken gedreht und starrte gen Himmel. Die Steinplatte auf der ich gelegen hatte, war noch deutlich zu erkennen. Es schien, als ob ich mich kein Stück von ihr entfernte. Es war eigenartig, weswegen ich mich nun auf den Bauch drehte und nach unten sah. Dort war immer noch die unheimliche Schwärze. Es waren keine Umrisse vom Boden zu erkennen, nur schwarz. Wenn ich ehrlich war, gefiel es mir schon ein bisschen, so zu fliegen. Irgendwie hatte es doch seine guten Seiten. Es war ein Gefühl von Freiheit. Wenn ich die Augen wieder schloss und mich einfach auf das Rauschen an meinen Ohren konzentrierte, konnte ich alles vergessen, was mich belastete. Also schloss ich wieder meine Augen und begann mich auf das Rauschen zu konzentrieren. Plötzlich hörte ich noch ein anderes Geräusch und schlug schnell meine Augen auf. Es war das Krächzen eines Raben oder einer Krähe, was mich abgelenkt hatte. Da ich immer noch auf dem Bauch lag, begannen meine Augen zu tränen. Der Wind peitschte mir wieder entgegen und ich raste schlagartig auf einen Boden zu, der urplötzlich unter mir aufgetaucht war. Panisch ruderte ich mit meinen Armen um mich, in der Hoffnung mich irgendwo festzuhalte, doch es war zu spät und ich schlug krachend auf den Boden auf. Mit einem erschrockenen Schrei in der Kehle fuhr ich hoch. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich zitterte am ganzen Leib. Dann schlang ich meine Arme um mein Knie, befand mich so in einer Embryostellung und kniff die Augen zusammen. Ich schluchzte auf und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Knien. „Man, jetzt heul hier nicht so rum!“, fuhr mich eine dunkle Stimme an. Ich sah auf und erkannte, dass ich auf einem Sofa saß, die drei Jungs mir gegenüber und der Fernseher lief. Rel hatte eine beleidigte Miene aufgesetzt und starrte auf den Bildschirm. Sofort hörte ich auf und blickte wieder zu Pey, der seine Arme vor der Brust verschränkt hatte und mich total ignorierte. Der andere Junge, dessen Namen ich noch nicht kannte, blickte mich abschätzig an, dann wandte auch er sich ab. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und zog die Decke etwas höher, die über meinen Beinen lag. Ich hatte sie wohl von mir geworfen, als ich aufgewacht war. Wie kann das sein? Ich dachte, Rel hätte mich getötet! Die Sendung, welche sich die Jungs ansahen war vorbei und Pey schaltete den Fernseher aus, dann drehte er sich zu mir und musterte mich. „Ich versteh einfach nicht, warum du nicht stirbst…“, murmelte er und stand auf. Dann ging er aus dem Raum. Rel hatte nun ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkt und starrte trotzig gen Boden. „Aber, ich dachte...“, begann ich, stoppte aber in meinem Satz. Pey kehrte zurück in den Raum und stellte einen Teller mit Essen auf den Couchtisch. Verwunderte blickte ich ihn an, als er sich wieder auf seinen Platz setzte. „Ess, bevor ich es mir anders überlege und dich verhungern lasse!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und schnappte mir den Teller. Erst jetzt bemerkte ich, was für einen großen Hunger ich hatte und aß schnell auf. Es waren Nudeln mit einer dunklen Soße und Fleischstückchen darin. Zu meiner Überraschung schmeckte es wirklich köstlich. Nein, es darf dir nicht schmecken. Er hat versucht dich umzubringen und unheimlich ist er auch noch! „Und was machen wir jetzt mit ihr? Wir können sie nicht laufen lassen“, wandte sich plötzlich der Namenlose an Pey, dieser zuckte nur mit den Schultern. Es herrschte kurzes Schweigen, bis ich mich dazu durchringen konnte, eine Frage zu stellen, die ich schon seit dem letzten Mal, als ich aufgewacht war, auf der Zunge hatte. „Welcher Tag ist heute?“ Meine Stimme war so leise, das es schon fast nur ein Flüsterton war. „Dienstag“, antwortete Rel monoton. Meine Augen weiteten sich noch ein kleines Stückchen mehr. Ich bin schon seit Freitagabend hier. Die anderen werden sich sicherlich schon sorgen um mich machen! Ich muss hier raus, so schnell wie möglich! Rel schien meine Panik im Blick zu bemerken, denn er verzog nur mürrisch seine Lippen und schnaubte verächtlich. „Was ist los? Überlegst du schon wieder, von hier abzuhauen? Das kannst du vergessen“, zerstörte Pey meine Hoffnungen, hier irgendwie rauszukommen. Wahrscheinlich hatte er die Haustür diesmal wirklich abgeschlossen. „Wann kommen die anderen? Sie wollten schon vor einer halben Stunde hier sein“, fragte der Namenlose. „Keine Ahnung. Die müssten bald kommen“, meinte Rel von seiner Seite der Couch. Wie aufs Stichwort, klopfte es an der Tür. „Ah, na endlich.“ Pey erhob sich und verließ den Raum. Aus dem Flur hörte ich, wie er zuerst die Tür entriegelte und sie dann öffnete. „So, wo drückt der Schuh“, lachte eine mir unbekannte Stimme auf. „Kommt einfach rein“, knurrte Pey und ließ seine Besucher rein. Das Poltern ließ mich darauf schließen, dass es vielleicht so drei bis vier Leute waren. Es klopfte an die offene Wohnzimmertür und ich drehte mich erschrocken um. In dem Türrahmen stand ein großer Junge mit schwarzen Haaren und roten Strähnen. Auch ihn erkannte ich aus der Bar wieder. Er musterte mich kurz, dann begrüßte er die Jungs auf der Couch. Hinter ihm kam ein Rothaariger, dann noch ein Braunhaariger durch die Tür spaziert. Dann kam Pey zurück. Er stellte sich, die Arme verschränkt hinter mich und schnaubte. „Hier ist das Problem!“ Bei dem klang seiner angepissten Stimme, versank ich immer mehr in die Couch und machte mich so klein wie möglich. Der Rothaarige musterte mich eingehend. Er hatte ein kurzes Shirt mit tiefem Ausschnitt an, wo sein Tattoo unterhalb seines Halses deutlich hervorschaute. Der Braunhaarige kratzte sich nachdenklich am Kinn und betrachtete mich nun auch ausgiebig. Ich kam mir langsam echt vor, wie ein seltenes Tier im Zoo, was alle begafften. „Töte sie doch einfach, dann ist sie auch kein Problem mehr“, meinte der Schwarzhaarige mit den roten Strähnen überzeugt. Rel seufzte tief und massierte sich mit einer Hand die Schläfen. „Denkst du, das haben wir nicht schon versucht, Bana?“ Bana biss sich auf die Unterlippe. „Was weiß ich, was ihr schon versucht habt. Musst mich ja nicht gleich so anfahren!“, maulte er und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Warum ist sie dann noch am Leben?“, mischte sich nun der Braunhaarige ein. „Keine Ahnung“, antwortete der Typ, den ich schon aus der Küche kannte. „Ich hab es zuerst versucht und wurde irgendwie, wie von einem Stromschlag von ihr getroffen, als sie ohnmächtig war. Dann hat Rel es am Sonntag auch nochmal versucht. Ihm ist das gleiche passiert wie mir. Pira hat es gestern ausprobiert und da war es genauso wie bei uns!“ Pey wirkte etwas fassungslos, als er mit seinen Erzählungen geendet hatte. Also haben sie jetzt schon das dritte Mal versucht mich zu töten. Aber das dritte Mal habe ich es gar nicht mitbekommen. Vielleicht hat Pira es versucht, als ich noch ohnmächtig war… „Soll also heißen, dass sie unsterblich ist?“, fragte der Rothaarige verwirrt. „Mensch Piwi, du bist ja heute wieder ein Blitzmerker!“, lobte Pira ihn, mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. „Regt euch doch mal ab! Wir werden schon irgendeinen Weg finden, sie zum Schweigen zu bringen. Vorerst solltest du sie aber noch etwas bei dir in der Wohnung festhalten, Pey“, wandte sich nun der Braunhaarige an den Schwarzhaarigen mit den eisblauen Strähnen. „Baka hat Recht. Wenn nicht, ich kann sie auch gerne mitnehmen. Dann wird es nicht so langweilig bei mir“, schmunzelte Piwi. Es war wirklich unheimlich zuzuhören, wie sie alle über mich sprachen und so taten, als sei ich nicht anwesend. „Bitte… Ich werde niemandem etwas erzählen, wenn ihr mich gehen lasst!“ Meine Stimme war zwar nicht so gefasst und laut wie sonst, sie glich eher einem Wimmern, dennoch schienen sie mich zu verstehen. „Aber Süße, das geht leider nicht“, antwortete Bana mit einer zuckersüßen Stimme, „Es besteht für uns alle immer noch ein Restrisiko und das können wir nur beseitigen, wenn du tot bist.“ Er grinste mich so lieb an, dass seine Worte viel harmloser klangen, als sie eigentlich gemeint waren. Ich musste fest schlucken. „Na schön, sie bleibt vorerst hier“, seufzte Pey auf und verließ wieder den Raum. Rel folgte ihm, der Rest blieb sitzen und starrte mich nachdenklich an. „Ich wüsste nur zu gern, warum es bei dir nicht funktioniert“, grübelte Bana laut vor sich hin und lehnte sich auf seinem Platz zurück. „Wie habt ihr denn versucht sie zu töten? Vielleicht habt ihr euch auch nur zu blöd angestellt“, wandte sich Piwi an Pira. Mir wurde es immer unangenehmer und ich begann wieder, auf meiner Lippe herum zu kauen. Auf einmal hatte ich das dringende Verlange, eine Toilette aufzusuchen, doch ich wusste ja nicht wo sie war. Ich überlegte kurz, ob ich die Jungs wirklich fragen sollte, doch als der Druck immer größer wurde, hielt ich es nicht mehr aus. „Wo ist hier die Toilette?“, platzte es aus mir heraus. „Links rum raus und dann die letzte Tür auf der linken Seite“, erklärte Piwi normal, als würde er mit einem Freund reden. Ich sprang sofort auf und rannte wortwörtlich aus dem Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)