die Stilles des Herzens von Lalira ================================================================================ Kapitel 9: Geduld ----------------- Mir ist langweilig. Jawohl, mir ist langweilig! Das hat nur einen Grund. Ihn. Wer auch immer er ist, er hat Schuld. Denn er lässt mich warten. Ach, und Miriella auch! Ich finde das frech. Wir sind doch hier so eine Art Gefangene. Er wünscht sich unsere Gesellschaft und lässt uns schließlich warten? So, nun ist mir langweilig. Nun möchte ich ein Spielchen spielen. Ein Spiel das ich bitte auch noch gewinne. Oh, mir ist so langweilig! Die Zeit vergeht wie Wackelpudding. Der schwabbelig und glibberig vor mir steht. Mit dem reich verzierten silbernen Löffel berühr ich immer wieder aufs neue den Schwabbelberg. Er setzt sich in Bewegung und kehrt nach seinem häufigen Ausschwenken in seine ursprüngliche künstliche Form zurück. Dieses sinnlose Spiel spiele ich öfter, bis auch dieses mir zu langweilig wird. Doch wenigsten hat er eingesehen, dass wir nicht stehend im Gang auf ihn warten können. So haben wir Süßspeisen und ein geräumiges Zimmer mit wunderbarem Ausblick bekommen. Wahrscheinlich soll es uns die Wartezeit verkürzen. Leider macht es das auch. Zum Glück, nur ein wenig. Denn welch ein Trottel, lässt mich warten? Wenn ich so Miriella ansehe ergeht es ihr ähnlich. Aber nur ähnlich. Seit wir heute Morgen erfahren haben, dass wir in Empfang genommen werden, wurde sie blass. Ich habe natürlich auf verständlich gemacht und dabei rein gar nichts begriffen. Das folgende hat für mich auch keinen Sinn ergeben. Es wurden prächtige und kostbare Kleider gebracht. In diese wurden wir logischer Weise hineingezwängt. Im groben gesagt, uns wurde ziemlich viel angetan. Dies und das und Jenes. Mit Haaren, mit Haut und keine Ahnung noch was. Es war aber anstrengend. Zum Glück waren wir auch dann mal fertig! Nun sitzen wir hier und langweilen uns. Miriella ist in rosa gehüllt. In einem sanften, jedoch immer noch elegantem rosa. Um diese beiden Eigenschaften zu unterstreichen sind auf dem ganzen Stoff verteilt und zusammen Blumen abgebildet. Immer dieselbe Blume, in einem dunklerem rosa und nur aus Blüten bestehend. Doch nicht die Rose. Das Kleid ist lang und breit. Nichts für enge Räumlichkeiten, weder für den einfachen Gebrauch gemacht. Alles was man in solch einem Gewand tut ist kompliziert. Ihre Arme sind vollständig mit rosa überdeckt, ihre Hände vom Stoff umrandete. In einzelnen Abständen kringeln sich Locken aus ihrer Frisur, hängen ihren Rücken hinunter und über ihren Schultern. Sie macht einen niedlichen Eindruck. Unschuldig. So voller Jugend. Wenn ich mich als Gegensatz ansehe, fühle ich mich wie die Dunkelheit in Person. Zwar nicht in Schwarz, aber in blau. Großflächig in einem dunklem blau. Einem Meeresblau. Das helle als Akzentsetzung, als ob Wellenschaum auf den Ozeanen tobt. So sieht mein Kleid aus, wie ein tosendes Meer. Ebenso lang und breit, wie Miriella`s. Meine Ärmel sind allerdings kürzer. Sie gehen gerade mal über die Ellenbogen. Mit feinen Rüschen besetzt, an den Rändern. An allen Rändern. Meine Haare sind weich gebürstet und einfach hübsch drapiert worden. Ganz simple. Schuhe haben wir auch an, nur sieht man diese nicht unter den bombastischen Kleidern. In diesen Kleidern sind wir also schon den ganzen Tag unterwegs. Wenn man das überhaupt als unterwegs bezeichnet könnte. Wir langweilen uns. Sitzen rum und warten. Warten schon seit Stunden. Pünktlichkeit ist wohl kein bekannter Begriff. Nicht hier. Ich kann nicht zuordnen wann es endlich so weit ist. Wann er endlich kommt. Aber er kommt schließlich. Gelangweilt und durch die Zeit müde geworden, fällt es mir schwer mein äußeres Aufrecht zu erhalten. Geschweige den mit vollem Verstand dabei zu sein. Doch wie heißt es so schön, ohne Verluste kein Gewinn. So ist auch mein Leben gestrickt und immer wieder komm ich mit meinen Gedanke darauf. Wie armselig es auch erscheint. Unser Gastherr ist anders als ich es erwartet hatte. Er ist jünger und irgendwie ansehnlich. Erwachsen und doch noch nicht ganz, aber älter als ich. Was mir merkwürdig erscheint. Mir erscheint generell alles merkwürdig. Jedoch ist das eine andere Seite. Doch hingegen zu ihm verfüge ich über mehr Verstand. Obwohl mich das Gespräch in keinster Weise interessant für mich ist, ist es dennoch von Vorteil zuzuhören. Dabei kann man mögliche Schwächen aufdecken und für sich selbst verwerten. Sei es auch aus verschiedenen Gründen. Selbstsüchtig oder nicht. Es soll ja nur das eigene Bedürfnis befriedigen, soll Intrigen spinnen und Herzen brechen. Doch man sollte allerdings vorsichtig da ran gehen, sonst zerbricht man selbst daran. Ich weis ja was ich tue. Oh ja, ich weis es ganz genau! Darauf bin ich Momentan ausgerichtet. Darauf ziele ich, und deswegen erdulde ich das Folgende. Denn, ohne Verluste kein Sieg. Schlussendlich kann ich nur sagen, dass dieser Herrscher ziemlich unperfekt, für einen Herrscher, ist. Ich meine, seine Art an sich ist schon befremdlich. Er lässt allein der Kontrolle wegen, den ganzen Adel an seinen Hofstaat. Ganz bewusst, nimmt er alle wahr und macht kleine Bemerkungen über Abwesende. Ziemlich dreist, find ich. Doch wieso er auch die alleinige Macht hat ist mir nicht bewusst. Es muss doch nicht zwingend jemand über andere herrschen. Kann man den nicht friedlich miteinander leben? Ich sehe darin kein großes Problem. Aber es sind ja immerhin Menschen. Menschen mit ihrer merkwürdigen Denkweise, ihrem unverständlichen Prinzipien und ähnlichem. Doch was geht mich das an. Bald wird diese Angelegenheit aus dem Weg geschafft sein und meine Reise geht weiter. Ich darf nicht trödeln. Auf mich warten welche. Die Zeit ist schon bestimmt, man muss sie nur einhalten und abpassen. Also, wieder rein ins Geschehen und mitwirken… Sonst kann man die perfekte Gelegenheit verpassen, egal welche es auch sein mag. Die Tage vergehen im Fluge. Ich bin den ganzen Tag lang beschäftigt. Einiges macht mir sogar Spaß. Anderes wiederum nicht. In solchen Momenten muss ich meine Geduld am seidenen Faden halten. Es ist ein Spiel. Ein Spiel das ich gewinnen möchte. Also: Durchhalten! Ich sehe durch das Fenster und blicke zu den Sternen. Sie scheinen, als lächeln sie einen an. Doch es scheint nur so. Dennoch ist es ein schöner Schein. Ich sehe zurück ins dunkle Zimmer und mache mein Kleid aus. Heute ist mal wieder ein berauschendes Fest. Die hab ich in den letzten Tagen öfter erlebt. Ein wenig, sehr übertrieben, diese dauernden Festlichkeiten. Unnötig und nicht brauchbar. Es steigert nur meine Verachtung für die Verschwendersucht des Königs. Doch Verschwendung hin oder her, das Kleid trifft genau meinen Geschmack. Endlich etwas Schlichtes und dennoch etwas Bezauberndes. Halt ganz einfach gehalten und immer noch an den Maßstäben des höfischen Standards angepasst. Ich gehe darauf zu und betrachte es noch mal von nahem. Die Verarbeitung ist makellos. Selbst der Schnitt gefällt mir auf Anhieb. Doch irgendetwas stimmt nicht. Ich weis nur nicht genau was … Irgendetwas hat sich verändert. Etwas Kleines. Was ganz unbedeutendes, und dennoch erscheint es wichtig. Nur was ist es? Verwirrt sehe ich umher und erhasche einen flüchtigen Blick auf was Glänzendem. Schnell dreht sich mein Kopf wieder in die Richtung. Seit wann, glänzt da am Saum des Kleides etwas? Vorsichtig gehe ich in die Hocke und besehe mir das Stück. Es ist eine schlichte und feine Kette. In Silber gehalten und mit einem merkwürdigem Anhänger. Vielleicht ist es eine Gabe. Somit nehme ich es auf und lege es an. Es fühlt sich toll an. So besonders und einzigartig. Unbeschreiblich schön. Immer noch hockend, sehe ich aus reiner Neugier unter mein Kleid. Zuerst sehe ich gar nichts. Auch als sich meine Augen an diese dunklere Dämmerung angepasst haben kann ich nichts erkennen. Ich sehe nichts. Doch dann auf einmal erblicke ich eine Kleinigkeit. So simpel wie der Anhänger selber. Eine rote Rose. Mit Dornen bestückt und von somit von gefährlicher Schönheit. Noch ein Geschenk, was mich erfreut. Dieses rot erinnert mich an etwas, ich kann nur nicht genau sagen an was. Nur, dass es etwas aus meiner frühsten Vergangenheit ist. Kurz darauf werde ich fertig gemacht. Nach meinen Wünschen. Nach meinen Befehlen. Doch meine Befehle sind jedes Mal bitten. Diese Macht bringt einem nur Verluste. Desto mehr Macht man hat, desto größer ist die Angst vor dem Untergang! Da ich keine wirkliche Macht besitze brauch ich keine Angst vor dem Untergang haben. Als ich endlich fertig bin, ist eine ganze Weile vergangen. Doch nach all dieser Zeit erkenne ich unter dieser ganzen Fassade ein großes Stück von mir selbst wieder. Diese Hülle wurde zu mir selbst. Ich habe meine Befürchtungen zu viele Gefühle zu zeigen. Dennoch starre ich in den Spiegel und sehe mich an. Eine Robe aus weis. Der schwere Stoff schmiegt sich an meinem Körper, wie eine zweite Haut. Die Korsage, wie ein Korsett, ist eng. Lässt mich aber atmen. Ein paar Stickereien sind aufgenäht. Jedoch nur ein paar wenige, um dem Kleid die richtige Ausstrahlung zu geben. Der Rockteil öffnet sich leicht, wie eine Blume. Am Saum des Kleides sind ebenfalls Stickereien. Auch die Übergänge von Rockteil und Korsage sind durch Stickereien verbunden. Es sind überall dieselben Stickereien. Es ist immer die gleiche Farbe – weis. Weis auf weis. Das Kleid ist ein wunderschöner Einteiler, welches man nicht alleine anlegen kann. Es müsste immer jemand zuschnüren. Die Ärmel legen sich kühl über meine Schultern. Sie bestehen aus Seide und liegen nur locker und luftig über ihnen. Meine Haare sind leicht nach oben gesteckt. So fällt ein bestimmter Teil von ihnen über meinem Rücken und meinen Schultern. Es ist eine einfache Frisur, doch hierfür allemal perfekt! Ich drehe mich in dem Kleid, die Schleppe erschwert es jedoch. Ich drehe und bestaune mich. Es ist fremd sich selbst einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. So wie jetzt sehe ich mich wahrscheinlich zum ersten und zum letzten Mal. Die Krönung meines Antlitzes, ist meiner Meinung nach die Kette samt Anhänger. Vorsichtig lass ich mir die rote Rose an meine linke Brustseite befestigen. Es ist mir egal was die anderen denken mögen, heute möchte ich in Erinnerung bleiben. Mit festen Schritten gehe ich auf die Feierlichkeit zu. Lasse meinen Charme frei und laufe. Laufe, um endlich meinen Plan durchzuführen … Das was sie sah, war der Tod. Denn solch schreckliche Dinge kann nur der Tod verüben. So viel Blut muss sie sehen und spüren, welches nun glitschig an ihren Körper hinabfliest. Jedoch wurde ihr noch viel Schlimmeres hinzugefügt. Der Tod ließ sie leben, doch für einen hohen Preis. Nachdem alle in dem kleinen Städtchen tot und niedergemetzelt waren, blutüberströmt und leblos. Da wandelte sie noch umher und traf ihn. Einen Mann, locker und dennoch ordentlich gekleidet. Geheimnisvoll und mit Blutspritzer überseht. Sobald er sie erblickte ging er elegant auf sie zu, wie eine Raubkatze auf Beutezug. Man kann sich nicht aus seinem unwiderstehlichen Bann entziehen, und so gelang auch sie in seine Fänge. Seine starken Arme umschlossen sie fest. Doch Entkommen gab es schon nicht mehr, seit sie sein Antlitz gesehen hatte. Seine Lippen streiften kurz ihr Ohr, als er ihr zuflüsterte:„ Du wirst die Bürde für diesen Anlass tragen!“ Da wehrte sie sich, trampelte, rüttelte und gab schließlich doch auf. Sie gab nach und fügte sich den Qualen, die auf sie zukamen, auch wenn sie nicht wusste welche es sein werden. Er fesselte sie an einem Stuhl, mit ihren Handgelenken nach hinten, fest. Der Rest blieb frei. Dann ließ er sie allein. Fürs erste jedenfalls. Nichts war vorhanden, nur sie. So ganz alleine. Als er wiederkam hörte sie ihn, bevor sie ihn überhaupt sehen konnte. Doch er war nicht allein. Er schleifte etwas mit sich, etwas Schweres und lebloses. Mit schweren Augen blickt sie auf und sieht eine Leiche. Das was er hier herschleifte ist eine Leiche, ein toter Mensch. Mit einem hinterlistigem Lächeln spricht er zu ihr:„Ich hoffe du hast Durst, wenn nicht musst du dennoch trinken!“ Das ist also die Bürde, die er meinte. Das ist also damit gemeint, die Bürde zu tragen. Das ist also ihre Bürde, die Leben der Anderen zu tragen. Er holte noch schnell noch einen kostbaren Trinkbecher aus Glas, mit vielen Verzierungen aus Gold, bevor er sich ans Werk machte. Kniend füllte er das Blut der ehemaligen Person ins Glas. Vorsichtig und dennoch mit gekonnten Geschick, als würde er es öfter tun. Langsam kommt er auf sie zu, das Glas in der einen Hand, gefüllt mit Blut. Es schwappt hin und her, rund herum, aber nie aus dem Glas heraus. Die tiefe und dunkle Flüssigkeit hinterlässt eine Spur auf dem Glas und färbt es rot. Mit ängstlichem Blick sieht sie ihn an und erblickt seine abschätzende Gestalt, die ihr das Glas an die Lippen legte und somit aufforderte zu trinken. Sie will nicht. Sie weigert sich. Sie lehnt es ab, Blut zu trinken. Nicht Blut. Nicht die Leute, die sie kannte, und auch sonst nicht. Doch egal was sie will und was nicht, sie nahm sie alle auf. Sie trank sie. Sie wurden ihr eingeflösst. Ihr einfach in den Mund und in den Hals gekippt. Salzig und bitter ran ihr das Blut in den Magen. Er ist ein Monster. Ein Monster in Menschengestallt. Und er hörte einfach nicht auf, ihr immer weiter das so genannte Lebenselixier hineinzukippen. Mit jedem Schluck sammelte sich mehr und mehr der metallische und rostige Nachgeschmack in ihrem Mund fest. Erst als sie alle intus hatte. Als sich alle in ihrem Körper befanden, erlöste er sie. Sie war wieder frei, doch wurde ihr eine schwere Bürde auferlegt. Bevor er allerdings aus dem Großteil ihres Lebens verschwant, flüsterte er mit einer zarten Frauenstimme in ihr Ohr:„Für dich bin ich der Tod, ein Ungetüm das Leben nimmt. Doch ich gebe auch Leben. Ich bin alles und nichts. Niemand kann sich mir entziehen. Ich bin das Schicksal und eine unter mir alles, heersche über jeden. Ich gab auch dir dein Schicksal, also vergiss nicht mir dankbar zu sein. Vergesse das ja nicht, …!“ Nach diesen Worten war er weg. Ist er weg. Nur ein Vogel blieb, welcher sich dann ziemlich zügig aus dem Staub machte. Da war sie nun. Inmitten von Leichen. Mit ihrem Blut besiedelt und abgefüllt. Da steht sie nun und möchte die Welt begreifen. Die Sonne stand schon eine ganze Weile am Himmel, als sie schließlich aufsteht und ihren Weg wählt. Den Tod, denn sie aufnahm und als Leben bekam, will sie ebenfalls als leben zurückgeben. Leben schenken; ihr neuer Vorsatz. Für die Leben zu büßen, die sie aufnahm. Soviel geschieht, in so wenig Zeit und nun muss man sich neu orientieren. Nebeneinander gereiht. Ordentlich gekleidet. Die Falten geschickt ausgestattet. Die Haare ordentlich frisiert. Alles sauber. Kein Schmutz. So stehen alle da! Fuß an Fuß gestellt. Meist nur Junge Männer, vereinzelt auch eine junge Frau. Der Gang zur Halle ist länger als ich ihn in Erinnerung hatte. Doch genauso glanzvoll wie es zu erwarten war. Gleich würde ich in einen großen Saal treten. Durchzogen von stickiger Luft, Körpergerüchen und unzähligen Parfumessorten. Also eine Tortur für die Geruchsprobe. Vielleicht sind noch die schlechten Lichtverhältnisse näher zu bringen. Aber ansonsten ist eine heitere und musikalische Stimmung vorzufinden. Das weiß ich. Damit: Hinein ins Getümmel! Die Geduld wird sich schon bezahlt machen … Wie ein makelloser Punkt wandere ich umher. Durch die Menschenmasse, die mir wie ein Wald voller verwurzelter Bäume vorkommt. Grenz ich mich von ihnen so sehr ab? Bin ich wirklich so sonderbar? So anders? So fremd? Ich wandle durch die Menschenmenge. Meine Schritte sind der Musik angepasst, die leicht in der Luft zu schweben scheint. Es hat den Sinn, das Gefühl als würde man emporgehoben werden. Von der Musik getragen. Den ganzen Abend gehe ich durch die Menge. Dabei achte ich darauf so wenig von den verschwitzen Körpern zu berühren. Mein eigener leicht vom Schweiß bedeckter Körper reicht mir. Da verzichte ich mich höchster Freude auf die Berührung anderer Körper. Dieses kleben, dieser Geruch und einfach dieses Gefühl beim anfassen. Das graust mir. Erst recht nicht in solch einer Verkleidung. Es soll wohl eine Ehre darstellen das der Herrscher sich zu mir herabwagt und mich zu einem tanz auffordert. Am liebsten würde ich ja ablehnen doch wenn mich niemand mag kann mich auch keiner beschützen, wenn ich es überhaupt nötig hab. Doch um den Anstand zu wahren, der hier herrscht, nehme ich demütig an. Was für eine Plage, aber was soll es schon. Dafür das er ein ziemlicher Tyrann ist, hat er schon Stil und vom äußeren nicht abzuweisen. Nein von außen her betrachtet ist er recht ansehnlich. Doch kommt für mich nicht in Frage, zu jung und zu schwach vom Leben her. Der Tanz mit ihm ist geschickt. Er führt mich durch den Saal, lässt mein Kleid durch die schwungvollen Bewegungen aufflattern. Dieser tanz ist toll, auch wenn ich es nicht wirklich zugeben mag. Er versteht es zu tanzen, doch sollte er immer noch belehrt werden. Nur weil er weiß mit vielerlei Dingen umzugehen muss es nicht heißen, dass er ohne Grenzen handeln darf. Das muss ich ihn klar machen auf meine Weise damit es ihm ja im Gedächtnis bleibt, ansonsten scheint er von der Ansicht her ein gepflegter Mensch zu sein. Der Tanz endet. Sein Gesicht ist nah bei meinem. Ich spüren seinen Atem auf meinen Lippen. Dann beginne ich mich sanft zu lösen und er gibt mich frei. Die Leute, der Adel, applaudiert und kommt vor lauter Tratsch der sich nun ergeben wird kaum zur Ruhe. Leider bin ich nicht vollkommen frei von ihm, er hält meine Hand und führt mich umher. Schnell sehen sich meine Augen nach Miriella um und erhaschen sie. Ihr geht es gut. Sie ist nicht allein, aber auch nicht unter Männern. Ihr hellgelbes Kleid lässt den Eindruck erwecken sie geht in der Masse aus bunten Farben unter, doch meines Erachtens lässt sie sich dadurch ziemlich leicht ausmachen. Ihr sehe ihr kurz hinterher bevor er mich schon weiter führt. Wir sind allein, in einem ziemlich dunklem und abseits gelegenem Raum des gesellschaftlichen Treibens, welcher durch ein paar spärliche Kerzen beleuchtet ist ansonsten scheint der Halbmond herab. Er hält immer noch meine Hand seit er sie ergriffen hat. Es etwas langweilig geduldig zu warten bis er das Wort ergreift, da man ja den König erst anreden darf wenn er der Person das Wort erteilt. So macht es doch gar keinen Spaß eine Unterhaltung zu führen, aber ich bleibe zum Glück nicht für immer hier. Das steht für mich fest. „Es ist mir eine Freude sie hier nochmals begrüßen zu können.“ Ich sehe ihn an, leider liegt sein Gesicht im dunklem, sodass ich seine Mimik nicht erkennen kann er meine jedoch schon. „Diese Freude sollte doch eher meinerseits beruhen.“ „Man kann ja wohl kaum einer reizvollen Dame widersprechen, “ dabei gleitet seine Hand über meinen Arm zu meiner Schulter hin und verlässt somit seinen Ausgangspunkt nämlich meine Hand, „und erst recht nicht solch einer die vor mir steht.“ Ich blicke ihn weiterhin an. Sein Verhalten ist mir unbekannt, es passt in keines der Verhaltensmuster die ich bereits kenne. „Dürfte man da dem König widersprechen?“ „Sie brauchen sich nicht vor mir zu verstecken. Seien sie offen und ehrlich zu mir. Es wird ihnen nichts geschehen sie stehen unter meinem Schutz,“ seine andere Hand war im Verlauf meiner Antwort schon der Entscheidung gefolgt meine Hand zu umschließen. Doch nun stand er immer näher und näher zu mir. „Meine Worte würden eure königliche Hoheit nicht gefallen da sie euch kränken würden und wenn euer Schutz wegfallen würde, würden alle sündhaften Worte auf mich zurückfallen. Könnte ich sie dennoch um etwas bitten?“ Leise wage ich mich zu neuen Themen hervor. Kunde aus wie viel ich hier wagen kann. Dabei versuche ich bestmöglich wieder Abstand zwischen uns zu bringen. Vergeblich er tritt immer wieder erneut ran. „Zu Schade das ihr kein Vertrauen zu mir habt. Aber ihr kennt mich noch nicht allzu lange, das sollten wir schnellstmöglich beheben, denkt ihr nicht auch?“ Ich weiß nicht wie lange ich noch zurückweichen soll, aber das muss doch ein Ende haben. „Vielleicht brauch ich von eurer Seite aus etwas Vertrauen, damit ich mir meiner sicher sein kann.“ Schon die Hälfte des Raumes haben wir nun schon durchquert und stehen nun mitten drin. „Was würdet ihr Verlangen?“ Dass er gleich so aufs Ganze geht erstaunt mich. Steckt vielleicht noch mehr hinter seinen Worten? Hat er ein anderes Ziel als ich denke? „Nur Freiheit und gleichermaßen Sicherheit und Ungebundenheit für meine Freundin und mich.“ Mir fehlen etwas die Worte vor Nervosität. Wird er es billigen? Doch genau wegen diesem Stimmverlust hauch ich die Worte mehr oder weniger, obwohl sie doch eigentlich kräftiger klingen sollten. Seine Hand legt sich auf meine Hüfte während die andere immer noch an meiner Schulter ruht. Fast ist der ganze Raum durchschritten. „Verliere ich euch dann nicht?“ Er geht weiter auf mich zu und ich schreite zurück. „Was bleibt mir dann von euch?“ Ich bleibe stehen, sehe ihn lieblich. Stelle mich auf die Zehenspitzen, fasse seine Schultern an und meine Lippen streifen sein Ohr als ich ihm zuflüstere: „Eine Erinnerung an eine Person ist kostbarer als es der Moment erahnen lässt.“ Damit weiche ich wieder zurück, doch er kommt wie schon die ganze Zeit näher. „Was wäre wenn ich damit nicht einverstanden bin?“ „Dann kommen wir beide nicht zu einer zufriedenstellenden Einigung.“ Damit erreiche ich die Wand. Weiter zurück komme ich nicht. An vorwärts ist auch nicht zu denken, da steht nämlich er. „Ich hab da eine gute Idee, wie sie mich überzeugen können ihren Forderungen nachzukommen. Es liegt allerdings an ihnen ob sie dieser Forderung folgen.“ Dabei streichelt er die ganze Zeit meine Schulter, während er spricht. Dann ist Stille, nur das Streicheln ist noch da. Dann beugt er sich zu mir herab, drückt mich an sich und küsst mich. Ich bin überfordert. Doch stoße ich ihn lieber von mir als in das völlig unbekannte zu gehen. „Was tun sie da? Das gehört doch nicht zur Gesellschaft.“ Ich glaube mein Gesicht spiegelt schon Erschrockenheit zurück. Da dies mir ja völlig unbekannt ist. „Sie spaßen wohl, oder entscheiden sie sich dagegen?“ Doch auf meine verwirrter Reaktion muss bei ihm wohl der Schluss gekommen sein, das ich wirklich keine Ahnung hatte. Damit nahm er mich ein weiters Mal an die Hand und führte mich nun ganz woanders hin. „Ich zeig es ihnen!“ Als wir ankamen, lag ein prächtiges Gemach vor uns. Verziert mit allerlei Kostbarkeiten. Diese bestaunte ich erstmal. Danach spürte ich wieder seine Hände auf meinem Körper. Er umschlang mich von hinten, die Arme um meine Hüfte legend. So standen wir eine Weile da, bis seine Hände von meiner Hüfte aus meinen Körper hinaufwanderten und meine Brüste umschlossen. Ich drehe meinen Kopf und sehe ihn an, doch er kommt mir mit seinen Worten zuvor: „Psst, lassen sie es geschehen. Ich zeig ihnen was ich meine, sie sollen es ja verstehen.“ Damit versuche ich mich abzufinden. Seine Lippen wandern meinen Nacken entlang. Ein angenehmes Gefühl das meiner Haut ein prickeln entlockt. Es ist so furchtbar angenehm. Eine kleine Stimme in mir selbst verlangt geradezu nach mehr und dieses Stimmchen gewinnt immer mehr die Oberhand. Seine Hände sind nun an meinem Rücken und gleiten diesen hinab, dabei lockert sich mein Kleid. Er löst also die Schnüre meines Korsetts. Das Kleid sitzt nun so locker das es mit einem Schwung hinab gleiten könnte. Doch noch hält es. Vorsichtig und sanft schiebt er seine Hände unter das Korsett und erreicht die Vorderseite wo er sogleich meine Brüste umschließt. Dabei rutscht das Kleid hinab und hält sich nur noch an der Hüfte. Langsam fährt er über meine Brüste. Sie passen perfekt in seine Hände. Seine Hände sind etwas rau doch angenehm war. Die Empfindungen die er auslöst sind neu und einzigartig. So lehne ich mich an ihn an, ohne weiters auf den Status zu achten. Mein Kopf liegt im Nacken, sodass meine Kehle entblößt ist. Des Weiteren fährt er immer weiter über meine Brüste. Dann plötzlich hört er damit auf und ich kehre zurück mit dem sehnlichsten Wunsch es möge erneut beginnen. Da bemerke ich wie er an mir hinab gleitet und mein kleid nun endgültig auf dem Boden liegt. Er hilft mir aus den Schuhen und aus dem Kleid, als wäre ich die Person mit einem höheren Status. So stehe ich da. Bemerke nicht den Zustand meiner völligen Entkleidung. Dann hebt er mich auf seine Arme trägt mich zu den überdimensionalen Bett. Vorsichtig legt er mich hinauf, auf das voll mit kuscheligen Kissen und Decken bedeckte Bett. Schnell entledigt er sich ein paar seiner Sachen bevor er sich neben mich legt und vom Neuen beginnt. Diesmal nur mit einer Hand, da die andere nicht von Nutzen ist. Denn sein Mund beschäftigt sich mit der einen Seite. Hin und wieder wird abgewechselt, aber es ist und bleibt ein Genus. Irgendwann im Laufe der Zeit, bewegen sich beide Hände. Die eine an der Brust ruhend, die andere meinen Körper hinabwandernd. Bis sie einen Mittelpunkt fand wo sich der ganze Genus sammelte. Sie verlor vieles. Schon ziemlich oft. Doch das Wertvollste musste sie mit Absicht verlieren. So oder so wäre es ein trauriges Lied geworden doch so kann wenigstens eine Seite lächeln. Nicht ihre. Sie hat sich schon lange dazu entschlossen zu singen. Der Halbmond lässt ihren Schatten gefährlich aussehen, dabei ist sie nur eine liebende Person. Sacht und vorsichtig sieht sie auf die Wasseroberfläche des einsamen Sees. Flüstert ihm stille Worte entgegen und sieht bewegende Bilder aufscheinen. Eine junge Frau die sich voller Freude windet. Ein junger Mann der weiß was er will. Der Prolog zu einer Tat die nicht ohne wirklichen Verstand ausgeführt werden sollte. Die ihr angetan wurde. Sieht sie mehr? Ja! Ihre Tochter. Stumm wie eh und je, spricht sie ein weiteres Mal zum Fluss. Entkleidet sich und gleitet schließlich in ihn hinein. Mit bewussten Bewegungen schwimmt sie auf die Mitte zu. Taucht hinab und bleibt Ewigkeiten dort unten. Nach ihrem Auftauchen schwimmt sie genauso zum Ufer zurück wie sie zur Mitte schwamm. Es scheint natürlich doch sie ist nicht mehr komplett. Für das Einmischen in das leben ihrer Tochter gab sie viele Erinnerungen auf. Nur noch jene bleiben ihr die sie bis zu ihrem Lied braucht. Wenn dieses gesungen ist gehören alle Erinnerungen dem See. Auch wenn all diese Erinnerungen nicht vergessen sind existieren sie nun alle im See der verlorenen Erinnerungen weiter. Ein selbstloses Opfer dieser Frau. Für ihr Kind, das ihr das kostbarste ist. Möge es doch so weitergehen. Immerfort und immerzu. Doch ein klarer Gedanke hindert mich daran. So als ob mich jemand ermahne. Ich öffne die Augen. Sehe mich um. Bemerke die wohltuende Geste die auf meiner Haut verübt wird und muss dieser wohl Einhalt gebieten. Schwungvoll und dennoch anmutig setzte ich mich auf. „Es muss reichen“, gebe ich zu verstehen. Damit kann er wohl nicht leben, denn er weigert sich: „Man kann doch nicht beginnen und dann abhauen.“ Unverwand sehe ich ihn an. Nehme seinen Kopf in meine Hände und spreche zu ihm von oben herab: „Ich habe wichtigeres zu erledigen und dafür muss das hier enden damit ich fortfahren kann. DU musst herab von deinen hohem Ross. Sieh genau hin. DU bist nicht der Herrscher der alles tun kann, DU musst erst zu diesem werden. Wenn DU es schaffst komm ich zurück und wir beginnen von vorn.“ Zärtlich lächele ich ihn an und küsse ihn auf die Stirn, „Wahrscheinlich kann ich das Versprechen erst in einem neuen Leben einlösen, dieses hier hat nicht ewig Zeit.“ Das letzte verschwamm in einer Flüsterstimme, doch hört man die Traurigkeit heraus. Damit stieg ich aus dem Bett und kleidete mich an. Schlussendlich half er mir sogar bei der Schnürung des Korsetts. Traurig blickt er mir entgegen. Mit solch einem Gesicht möchte ich mich nicht verabschieden. So wiederhole ich die Worte von vorhin: „Eine Erinnerung an eine Person ist kostbarer als es der Moment erahnen lässt.“ Das lässt ihn doch noch lächeln. Er nickt mir zu und ich winke zurück, bevor ich aus dem Zimmer schlüpfe. Mein letzter Blick auf ihn. Dem Herrscher, der nur ein Ziel brauchte um den Weg zu finden. Auch wenn das Ziel die fleischliche Lust darstellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)