die Stilles des Herzens von Lalira ================================================================================ Kapitel 8: Veränderung ---------------------- Ein schriller Schrei dringt laut und klar an mein Ohr. Ich blinzele ein paar Mal um mich wieder orientieren zu können. Ich bemerke, dass der Tag zu dämmern angefangen hat. Ich stehe immer noch dort, wo ich mich in den Anblick des Gartens vertieft hatte. Auch jetzt noch sehe ich dem Garten zugewandt, welcher nun anfängt in der Dunkelheit zu versinken. Langsam und stetig drehe ich meinen Kopf zur Richtung des Schreis. Ich drehe ihn immer weiter, bis ich ihn um 90 Grad gewendet habe. Mit Blickrichtung zum Schrei. Und Schau, ich werde tatsächlich angesehen. Ängstliche und erschrockene Augen sehen mich an. Die Hände über den Mund zusammengeschlagen. Unfähig sich zu bewegen. Dennoch blitzt in den Augen auch erstaunen und Verzückung auf. Ich frag mich wieso sie mich so ansieht. Ich bin doch kein fremdes Wesen. Oder, sehe ich merkwürdig aus? Ich hoffe meine Haare sind nicht strubbelig. Doch dabei sieht sie völlig anders aus. So wie sie da mitten im Raum steht und aus dem Fenster hinaussieht. In diesem edlen und weißen Nachthemd, welches selbst ihre Füße vollständig bedeckt. Mit leicht zerzausten Haaren, die ihr über Rücken und Schultern fallen. Deutlich wirft ihr Körper einen langen Schatten ins Zimmer. Nach dem Schrei bleibt sie so wie sie ist. Still und reglos dort stehen. Nur ihr Kopf bewegt sich in die Richtung. Und wird, wie der Rest ihres Körpers von den Farben des Sonnenuntergangs gefärbt. Sie erinnert trotz ihres unheimlichen Erscheinens an eine Prinzessin. Nobel, hübsch und kühl. Nicht die typische Prinzessin, mit einem Herz aus Liebe, Sonnenschein und rote Rosen. Sondern eine Schönheit, die Opfer bringen musste und nun als Einzige das Leid, für andere, ertragen muss. So sieht sie aus. Fantastisch und Atemberaubend. Mehr kann ich gar nicht denken. Denn da, war sie schon weg und ich höre nur noch:„Eine ist aufgewacht. Hört ihr mich, eine ist aufgewacht …“ Ich verstehe nicht. Ich verstehe meistens nicht. Wieso muss das Meiste auch so kompliziert sein? Ich weis es einfach nicht. Genauso wie eben. Da kommt jemand herein. Erschreckt sich wegen mir und starrt mich dann an. Und gerade als ich mich dazu entschlossen hatte mit ihr zu reden, ist sie dabei wegzurennen. Was sie schlussendlich auch getan hat. Ach, was ist denn nur los hier? Ich verstehe es nicht. Wieso kann nicht Miriella aufwachen. Das ist ein komischer Ort, vielleicht wüsste sie ja bescheid. Doch wie sie aussieht wird sie wohl noch eine ganze Weile schlafen. Och, ist das alles nervig! Und sie an, da werden wieder meine Gedankengänge unterbrochen und gestört. Diesmal aber von mehreren. Sie alle sind Frauen und Mädchen. Mit unterschiedlicher Größe, Breite und Aussehen. Also wirklich sehr unterschiedlich. Dennoch tragen sie alle vom Prinzip her die gleiche Kleidung, natürlich unterschiedlich ausgestattet. Kurz lasse ich meinen Augen über sie hinweg schweifen, und entdecke prompt das Mädchen von gerade eben. Jetzt im Kerzenlicht betrachtet, erkenne ich sie erst richtig. Sie jünger als ich angenommen habe. Doch ich lasse meine Augen nicht auf ihr verweilen, sondern lasse sie über jede einzelne wandern. Schließlich blicke ich doch wieder aus dem Fenster, und sehe in den nun nächtigen Garten hinaus. Überraschender Weise bleibt es still. Nur ein paar Füße wurden vor Nervosität hin und her geschoben. Jedoch blieb es nicht lange still. Es wurde kurz getuschelt, bevor jemand etwas unsanft nach vorne geschupst oder gestoßen wurde. Langsam drehe ich wieder einmal meinen Kopf in die Richtung und sehe dasselbe Mädchen wie vorhin. Nervös schaut sie auf den Boden und beißt sich immer wieder auf die Unterlippe. Ihre Beine sind leicht eingeknickt und ihre Hände umklammern sich abwechselnd gegenseitig. Bestimmt schwitzt sie nur so vor Nervosität. Aber warum ist sie überhaupt so nervös, doch nicht etwa wegen mir!? Ich darf mich jetzt nicht im Raum umdrehen, ich muss meine Ausstrahlung beibehalten. Nicht umdrehen, nicht umdrehen, nicht umdrehen, … Während ich mich innerlich konzentriere fängt das Mädchen an zu sprechen. Ich muss dazu sagen, sie versucht zu sprechen. Immerhin kommt nichts Verständliches raus, außer „Hm“, „Ähm“ und ähnlich klingende Laute. Hinter ihr standen wie zu ihrem Erscheinen alle in einer Reihe. Nur ein Platz ist frei und diese Person steht außerhalb der Reihe. Nicht nur außerhalb, sondern vor ihr. Es ist ein jämmerlicher Anblick. Mir kommt es so vor als benutzen sie dieses Mädchen. Lassen sie vortreten und die Arbeit verrichten. Ziemlich egoistisch. Sie hat mein Beileid. Doch sie muss selbst die Kraft finden um sich von diesen unsichtbaren Fesseln zu lösen. Wenn nicht bleibt sie immer dort stehen wo sie gerade steht, im geistlichem Sinne übertragen. Doch für alles braucht man einen kleinen Schubs. Mit dem Schubs kann ein Anfang gemacht werden. Und einen Schubs, gebe ich diesem Mädchen. Dafür habe ich mich gerade entschieden. Doch dafür genügt nicht nur mein Kopf und mein Gesicht. Um ihnen allen meine Absicht und meine Worte klar zu machen, egal ob miss- oder verständlich, muss ich ihnen voll ganz gegenüberstehen. So denke ich jedenfalls. Ganz bestimmt wird dies hier ein dramatischer Effekt, wenn ich mich endlich mal, in ihrer Anwesenheit, bewege. So bewege ich mich. Wende mich ihnen zu und dem Fenster ab. Langsam, aber dennoch schneller als nur den Kopf zu bewegen. Bis ich mich ihnen völlig zugewandt habe. Ich sehe sie ein weiteres Mal an und verharre schlussendlich mit meinen Blick auf dem Mädchen. Ich sehe sie an, und dabei bleibt die Stille vorhanden. Alle sind leise und rühren sich nicht. Diese Stille unterbreche ich:„Aufhören!“ Laut, deutlich und gebieterisch durchbreche mit diesen einem Wort die Ruhe. Viele halten in ihrer Bewegung inne. Doch das wollte ich nicht erreichen. Denn das Mädchen ist immer noch nervös. Beißt sich auf die Lippen und fummelt an ihren Händen rum. Ich sehe sie aber weiter unverwandt an. Wie es scheint, versteht sie nicht. Ebenso wie ich. Ich verstehe auch so vieles nicht. Aber na ja, ich muss ihr wohl deutlicher vor Augen führen was ich meine! Vorsichtig und sanft gehe ich einen Schritt auf sie zu und bleibe stehen. Mein Standpunkt hat sich nun verändern. Ich sehe sie weiter an. Von ihr ist aber keine Reaktion auszumachen. So erhebe ich ein weiteres Mal meine Stimme:„Ich sagte Aufhören!“ Mein Blick ruht auf ihr. Ihrer hingegen fixiert dauernd andere Punkte meines Gesichtes. Wahrscheinlich hat sie jetzt Angst. Nervös kann sie ja jetzt kaum noch sein. Also ist meine eigentlich erzielte Wirkung nicht eingetroffen. So eine Güte aber auch. Dann hilft wohl alles nichts. Dann muss es wirklich das sein. Es bringt wahrscheinlich nur handeln etwas. Was sein muss, muss sein. Also, los geht’s. Du schaffst das, du hast bis jetzt auch schon den Anfang geschafft. Da bekommst du auch das hier hin. Also, los – los – los! Ich setzte einen Fuß vor den anderen. Immer Stück für Stück und, im nachvollziehbaren Tempo, hintereinanderweg. Bis ich da ankomme, wo ich hin möchte. Ich stehe nur kurz vor ihr. Nicht mal eine Armlänge von ihr entfernt und diese nutze ich nun mit genüge aus. Bevor sie auch nur reagieren kann schnappe ich mir ihre Hände und halte sie fest. Wie erwartet zappelt sie daraufhin sofort los und schreit laut und schrill. Schnell umfasse ich mit einer Hand ihre beiden Handgelenke, um eine Hand frei zu haben. Mit dieser Hand verdecke ich ihren Mund, damit sie endlich mit diesem ohrenbetäubenden Lärm aufhört. Laut und klar spreche ich zu ihr:„Wenn ich meine Hand von deinem Mund runter nehme, bist du leise!“ Es ist keine Frage, es ist ein Befehl und sie sollte sich daran halten. Was sie glücklicherweise tat. Auch ließ ich ihre Handgelenke los. Was jedoch an meiner leicht schmerzenden hand lag und nicht um ihr das ganze zu erleichtern. Dennoch ließ ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen um, in indirekter Weise, zu Bestimmen wo ihre Hände hin sollen. Nämlich an die Seite! Nun kommt der schwierigere Teil. Mit meinen Zeigefinger fahre ich über ihre Unterlippe, was dazu führt, dass sie instinktiv von ihr loslässt. „Fein! Genau, dass sollst du lassen.“, lobe ich sie. Doch damit ist noch lang nicht genug. Ich lasse kurz von ihr ab und begutachte sie, von vorne. Doch schließlich laufe ich hinter sie und lasse meinen Zeigefinger ihre Wirbelsäule hingleiten. Vom Nacken abwärts. Immer Wirbel hinter Wirbel gereiht. Einen Wirbel berühren und dort kurz verharren. Der nächste. Den Wirbel berühren und ebenfalls dort kurz verharren. Und immer so weiter. Während ich in der Mitte ihres Rückens angekommen bin flüstere ich ihr ins Ohr:„Nicht auf die Lippen beißen. Schön die Hände ruhig an der Seite lassen, und immer fein auf deine Haltung achten. Wir wollen doch beide nicht, dass ich unzufrieden mit dir werde oder doch?“ Bei der ganzen Wirbelaneinanderreihung kann ich ganz deutlich ihr zittern spüren. Ihr zittern ist nicht angstvoll, sondern voller Genuss. Ich spiele sozusagen mit ihr, auf einer höchst interessanten Ebene. Schließlich komme ich am letzten Wirbel an und lasse von ihr. Ich bin fertig und trete ein Stück zur Seite. Sie dreht sich um und blickt beschämt zu Boden. Doch ich sehe gar keinen Grund beschämt zu sein. Als sie, zu ihrer Ranghöheren, hochsieht erblicke ich ziemlich knallige errötete Wangen. Jedoch wird sie immer noch nicht in die Reihe gelassen. Dann dreht sie sich entschlossen mir zu. Unter ihrem heftigen Atem sehe ich deutlich wie sich ihre Brust schnell hebt und senkt. Nachdem sie ein paar Mal tiefen einatmend spricht sie, nun wirklich:„Ähm…, ich möchte bei ihnen entschuldigen. Für diese ähm… Störung von vorhin. Es … tut mir leid!“ Das kommt unerwartet. Nach all diesem nervös sein, kommt sie mit einer Entschuldigen. Ich darf jetzt nur nicht lachen. Dazu dieser Knicks beim Es tut mir leid. Sie sollte da nicht so verharren. Muss doch anstrengend sein, die Zeit im knicks zu verharren. Es scheint so, als müsste ich sie erlösen. Also gut, was tut man nicht alles für einen guten Willen. „Erhebe dich, und sieh mich an.“ und tatsächlich, sie bewegt sich aus dieser Verharrung und sieht mich an, „Wenn du es ehrlich meinst, weiche nicht von meiner Seite.“ Damit war das geklärt. Hoffe ich. Immerhin verschluckte sich jemand, nachdem ich das gesagt hatte. Mir ist das jedenfalls egal. Die Dame, in der Reihe, die sich verschluckte soll das lösen. „Nun gut, was wollt ihr eigentlich hier?“, und wie ich es dachte, die Verschluckte antwortet. Sie tritt hervor, bevor sie mit einer unerwartet tiefen Stimme antwortet:„Wir sind zu euren Diensten hier und hegen die Hoffnung ihr wüsstet unsere Anwesenheit als brauchbar anzuwenden.“ Ich sehe erstmal nur an. Schon wieder so etwas merkwürdiges was ich nicht verstehe. Das kommt immer nur an den unbrauchbarsten Stellen vor. Was soll man aber nun machen? Was soll ich nun machen? Wenigsten sind sie für mich da, dass habe ich verstanden. Vielleicht ist das ein Anfang. Ich zeige auf Miriella:„Was ist mit ihr?“ „Darüber haben wir keine Auskunft erhalten.“ „Wo bin ich?“ „Im Schloss unseres edlen Herrschers, den so genannten König der Sonne.“ „Was mach hier?“ „Man vermutet, ihr seit eine Trophäe. Obwohl im Schloss offiziell bekannt ist, dass ihr ein Gast seid.“ „Was erwartet mich hier?“ „Nach Angaben werdet ihr einen kleinen Teil des Schlosses vorgestellt, und zu den verschiedensten Anlässen aller Art ausgeführt und präsentiert. Zudem munkelt man in den ersten Ecken des Schlosses, ihr sollt den neuen Körper des Nachfolgers erschaffen, hüten und tragen. Das sind allerdings nur Gerüchte.“ Das ist wie ein Frage – Antwort – Spiel. Man muss konzentriert sein und auf jedes Wort achten. Doch darauf habe ich jetzt keine Lust. Meine Fragen werden so schrecklich monoton beantworten, und dazu auch noch so karg. „Ihr dürft alle gehe. Ohne Ausnahme. Ich möchte meine Ruhe.“, damit ist die Angelegenheit meinerseits fürs erste erledigt. „Ach übrigens, “ mir ist da nämlich eine Idee gekommen, „macht euch doch auf irgendeine Weise bemerkbar, bevor ihr zu mir treten wollt. Klopfen oder so was.“ Ob man es glauben möchte oder nicht. Trotz ihres beleidigten Gesichtsausdrucks stimmten sie ein und bejahten meine bitte. Irgendwie gefällt mir das, aber irgendwie auch nicht. Es so eine miese Ausstrahlung das mit dem Willen Aufzwingen und des Herabsehens. Etwas ungemein machtvolles, wobei dabei stets Vorsicht geboten sein sollte. Diese werde ich auch nicht ablegen. Immerhin bin ich hier eine Fremde. Nachdem alle gegangen waren, stehe ich noch ein wenig am Fenster. Sehe in die nun vollendete Dunkelheit. Sie sind weg, erstmal. Ich habe meine Ruhe und mein Körper entspannt sich. In diesem Zimmer ist nichts. Nichts, dass mein Interesse weckt. Denn in dieser Zeit des Lebens, wenn es dunkel ist, ist alles farblos. Alles wird ähnlich und nichts ist so wie es am Tag scheint. In der Nacht werden andere Dinge schön und fantastisch. Trotz allem muss ich acht geben, auf Miriella. Sie rannte in die Nacht hinein. Unter den sternenklaren Himmel. Der Mond leuchtete hell über ihr und ließ ihr silbernes Harr schimmern. Immer mal wieder sah sie über ihre Schulter, um die Angreifer im Blick zu haben. Doch dann endlich, erreichte sie einen Ort wo sie im Vorteil war. Mit einem sehr großen Vorteil. Der folgende Kampf war blutig, ängstigend nichts für eine junge Frau. Am Ende sank sie erschöpft auf den Boden zusammen. Alle Feinde waren rund um sie herumgestreut. Blutüberströmt und tot. Doch für Pause war keine Zeit. Die nächsten waren auf dem Weg. Obwohl die nächsten nur eine einzelne Person war. Diese Person war Inksa. Schnell und leise schlich sie ums Gebüsch. In den Händen einen vergifteten Dolch. Durchtränkt von unsagbarem Leid. Mit ein paar schnellen Schritten sprang sie aus dem Gebüsch und rammte der Person von hinten den Dolch in Rücken. In Richtung lebenswichtige Organe. In Richtung des Herzens. Als der Dolch dabei war in ihren Körper zu dringen, lächelte die junge Frau. Ihr Tod war nun besiegelt. Rot. Rotes Blut durchdrang ihre Kleidung. Sog sich in ihnen fest und tropfte von ihnen herab. Als Inksa den Dolch wieder herauszog sprach sie laut und deutlich: „Dein Leben, für die Leben meines Volkes.“ Leise flüsternd antwortete die Getroffene: „Ich bin froh, dass ich durch deine Hand sterben werde!“ Ab da an war Inksa die Person nicht mehr fremd. „Sreza, mein Schwesterchen, bist du das?“, ruft sie erschrocken aus. Durch ihre immer leiser werdenden Flüsterstimme war ihr „Ja“ kaum noch wahrzunehmen. Doch Inksa nahm es wahr. Diese war in der Zwischenzeit vor Sreza getreten und hockte nun vor dieser. Einer ihrer schwachen Hände, legte sie an Inksas Wange und ließ sie dort verharren. „… und ich bin froh, dass sich mein Schicksal erfüllt hat. Mit meinen Tod geht meine Gabe, das Schicksal zu sehen oder die Möglichkeiten die die Lebenden einschlagen können. Sie verschwindet. Doch ich lasse es nicht zu! Ich übergebe sie dir.“ Ihre Hand zitterte an Inksas Wange und doch sprach sie weiter: „Meine Gabe, soll deine sein!“ Das waren ihre letzten Worte, die man vernehmen konnte. Die Inksa vernahm. Bevor ihr Herz aufhörte zu schlagen, ihre Hand in die Tiefe fiel und unsanft aufschlug. Über Inksas Wange rannen Tränen. Diese mischten sich mit ihrem immer wieder kehrenden Wortgemurmel: „Es tut mir Leid!“ und, „Das wollte ich nicht!“ Und die Nacht herrschte immer noch. Die nächsten Tage vergingen wie im Laufmarsch. Ich war da, dort und überall. Was wirklich mit mir passierte kann ich im Endeffekt nicht sagen. Nur, dass sehr viele Menschen die ganze Zeit um mich herum gewuselt sind. Sie sind hin und her gelaufen. Immer etwas in den Händen. Immer etwas neues zum herumhetzten. Was sollte eigentlich dieser ganze Aufwand. Die unzähligen Stoffe, Farben, Klimperdinge und sonstiger schnick schnack. Viel zu viel, wenn man mich fragt. Jetzt habe ich endlich Ruhe. Körperlich bin ich fit, doch mein Geist ist durch die neuen Umstände erschöpft. Manchmal bin ich kurz davor zu vergessen wieso ich eigentlich hier bin. Doch dann erinnere ich mich. Für Miriella! Sie ist hier und ich beschütze sie. Nur weis ich noch nicht vor was. Doch damit ich sie beschützen kann, so wie ich es plane muss ich so bleiben wie man mich sehen soll. Nicht so wie ich bin, sondern so wie es scheinen soll. Ansonsten wird es unser Untergang sein. Wenn sie alle wüssten, dass ich im innersten schwach und zerbrechlich bin, würden sie es alle schamlos ausnutzen. Ohne Reue, ohne nichts. Einfach nur an sich selbst denken. So sind die Menschen, so ist jedes lebende Geschöpf. Ich weis nicht, seit wann dies mir klar ist, nur, dass es sich schon seit einer kleinen Weile zusammenformt hat. Für die Lösung braucht man Zeit. Zeit und Geduld. Mehr nicht. Doch irgendwann endet die Zeit, sodass man die Antwort nicht mehr finden kann. Denn alles ist begrenzt. Selbst die Zeit, die einem zur Verfügung steht. Sie endet immer, doch immer anders! Was soll ich nur mit meiner machen?! Sie ist ja schon am enden, wenn ich mich recht erinnere. Sie ist ja bald am Ende angekommen. Bei diesen Gedanken fängt mein Körper wieder an zu zittern. Verkrampft sich und will nicht loslassen. So als ob er in sich selbst gefangen wäre. Das einzige was ich dagegen tun kann ist so weit es mir möglich ist Ruhe zu bewahren. Ein- und Ausatmen. Immer im stetigen und immer im langsamen Rhythmus. Doch immer auf die Atmung bedacht. Auf die Atmung, auf sich selbst und die Loslösung des Problems. Das Problem, dass meines ist. Ganz und gar. Dieses bestimmt mich und was passiert. In etwa so, als wäre es schon passiert. In dieser Beruhigenden Phase kann ich ohne direkt daran zu denken, am besten darüber denken. Denn so trifft es mich nicht völlig. Doch in solch einer Stabilität kann ich nicht bleiben. Dafür ist es im Gesamtüberblick zu anstrengend und kraftaufwendig. Würde ich es zu lange aufrechterhalten, würde ich wahrscheinlich Hyperventilieren und somit ohnmächtig werden. Jedoch ist dies noch nicht vorgekommen! Ich hoffe, dass es das auch nicht wird. Neben mir regt sich Miriella ein wenig. Das tut sie immer gehäufter. So wie sie dort daliegt sieht sie schwach und zerbrechlich aus. Ganz anders als die, die ich in der Wildnis getroffen habe. Gehetzt und gejagt. Mit der Furcht in dem Rücken. Ihr Weg muss beschwerlich gewesen sein. Das könnte nicht jeder schaffen. Ich kann nur darum achten, dass ihr Weg nicht umsonst war. Darauf werde ich wohl achten müssen. Nervös von all den Gedankengängen steh aus dem Bett aus und laufe ein paar verschlungene Kreise im Zimmer. Ob man es glaub, oder nicht die Konzentration auf solch einen Kreislauf beruhigt den Kopf und lässt die Sinne alles in völliger Harmonie wahrnehmen. So laufe ich und finde einen Punkt in dem ich meine Mitte gefunden habe und mich entspannen kann. Endlich! Mit diesem Bewusstsein lege ich mich glücklich und zufrieden ins Bett. Bette meinen Kopf ins weichgefüllte Kissen und schlage die Decke über meinen Körper. Schließlich sind nur noch mein Kopf und meine Finger am Deckenrand zu sehen. An diesen Luxus sollte ich mich nicht zu sehr gewöhnen. Ich weis, dass Miriella hier abgehauen ist. Somit muss es noch eine unangenehme Sache hier geben. Also, alle Sinne wachsam halten! Gähnend kuschel ich mich tiefer in die weiche wärme des Bettes, bevor mich der Schlaf im vollem Maße einholt. Weder sehe ich was, noch schmecke ich was. Doch ich hab so ein schweres Gefühl. Träume ich? Doch wieso ist es mir so schwer. Ist etwas auf mir? Wieso passiert so was immer mir?! Diesem erdrücken Gefühl entgehen wollend bewege ich mich. Dadurch spüre ich, dass ich noch immer im Bett bin. Nur sitzt jemand auf mir. Wer das sein mag ist mir ein Rätsel, doch meine Augen sind mit irgendeinem Stoff verbunden. Egal ob ich sie öffne, oder nicht. Das Ergebnis bleibt gleich! Ich sehe nichts! Will ich Gewalt anwenden? Nein, lieber nicht. Ich bin hier Gast. Doch was nun? Für großes Denken bleibt mir mal wieder keine Zeit. Das Etwas auf mir bewegt sich. Endlich passiert was. Nur wie geht es weiter? Das was geschieht ist unerwartet und heftig zugleich. Es ist eine Qual und ein Vergnügen zugleich. Ich muss lachen und wehre mich dennoch. Wer auch immer das macht, derjenige lacht auch! Und wer immer ist, es ist eine Sie. Ich weis nicht wie lange es so geht. Doch schließlich werde ich erlöst. Mein lachendes Leiden hat ein Ende. Und um ehrlich zu sein, es war toll. Ich konnte sein langer Zeit wieder lachen. Unendlich lange. Als mir die Augenbedeckung heruntergenommen wird, blendet mich die Helligkeit. Dringt in meine Augen und lässt mich für einen kurzen Moment erblinden. Aber wirklich nur kurz! Die immer schärfer werdenden Umrisse, in den Sekundenbruchteilen lassen mich sofort Miriella erkennen. Ein einziger Gedanke schießt durch meinen Kopf: Sie lebt! Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Um es einfach darzustellen, ich bin glücklich! Meine Freundin lebt. Ab jetzt spielen wir das Spielchen, was sie angefangen hat zu zweit. Was immer hier geschieht, was immer hier ist; es wird leiden und jämmerlich zugrunde gehen. Das kann ich jetzt schon sagen, ohne das Ende zu kennen. Denn das kennt jemand anderes. Jedoch werde ich, was immer hier passieren mag lenken und so einrichten, dass ich nur gewinnen kann. Jetzt muss nur noch alles darauf ausgerichtet werden!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)