Things you didn't know von Legal-Alien (and some of them that you don't want to know) ================================================================================ Prolog: Warum Caleb nicht schwimmen kann ---------------------------------------- Eigentlich hatte ich wie jeder andere in der ersten Klasse schwimmen lernen sollen. Aber ganz ehrlich, viele andere konnten es schon vorher. Aaron zum Beispiel. Der hatte es relativ früh gelernt. Damals war das auch recht bald klar, denn Aaron und ich, wir kannten uns quasi schon immer. Dadurch, dass Dan und Eddy in derselben Klasse waren und ich viel Zeit mit Eddy (und der viel Zeit mit Dan) verbracht hatte, lernte ich bald Aaron kennen und wir verstanden uns sofort gut. Aaron konnte also bereits schwimmen und das war toll. Das wollte ich selbstverständlich auch können bevor die Schule anfing. Und wir hatten ja schließlich auch einen Pool! Also wollte meine Mum es mir vorher bereits beibringen. Mit Schwimmflügeln und allem Überlebenswichtigem war ich gewappnet. Noch nicht ganz sechs Jahre alt stand ich am Becken und bekam eine Trocken-Einführung meiner Mutter. Dann zeigte wollte sie mir die Praxis beibringen, doch es klingelte. Rasch war meine Mum im Haus verschwunden und ich blieb mit meiner Ausrüstung zurück. Einige Minuten vergingen und mein Dad kam heraus. Er sah wie fast immer recht ernst aus, es war als konnte er gar nicht richtig lächeln. Fröhlich hopste ich auf ihn zu, erzählte ihm, dass Mum mir schwimmen beibringen wollte und jemand angerufen habe. Er sagte, er würde das jetzt übernehmen, nahm mir die Schwimmflügel wieder ab, die er als Unfug bezeichnete und führte mich zum Poolrand zurück. Er fragte mich, ob ich die Schwimmbewegungen könne und ich nickte. Dann warf er mich ins Wasser. Irgendwie hätte ich damit rechnen müssen... denke ich. Aber ich hatte damit nicht gerechnet. Total geschockt davon zappelte ich nur noch sinnlos herum und versuchte mich über Wasser zu halten. Und dann kam mein Vater. Er zog mich aus dem Wasser, fragte, ob es mir gut ging. Ich war heil froh darüber. Und dann schubste er mich nochmals hinein. Wieder war ich so überrascht, dass ich alles vergaß und danach hatte ich viel zu große Angst vor dem Wasser. Doch das war nur ein Teil des großen Ganzen. Nein, nein, das eigentlich Schlimme passierte erst als ich 14 Jahre alt war und an der Militärakademie. Natürlich erwarteten die Lehrer dort, dass man schwimmen konnte. Jeder kann schwimmen! Und mit 14 war das ja gar keine Frage. Also wurde ich wie alle anderen auch zum Schwimmtraining eingeteilt und stand dann vor dem Becken. Ich hatte dem Lehrer und Feldwebel und wie sie nicht alle hießen bereits gesagt, dass ich nicht schwimmen konnte, doch sie lachten nur herzlich, so als sei das ein schlechter Scherz von mir. Ich traute mich schlicht nicht nochmals darauf aufmerksam zu machen, doch ich weigerte mich ins Wasser zu gehen. Bis mein Mentor zu mir kam, die Hand auf meine Schulter legte und lachend meinte, dass das keine bitte sei, sondern eine Aufforderung ins Wasser zu gehen. Nochmals sagte ich, dass ich nicht schwimmen konnte. Das schien allerdings die Älteren nur anzutreiben, denn sie begann mich gemeinschaftlich erst in Richtung Pool zu drängen und auch hoch zu heben und hinein zuschmeißen. Durch den Wurf stieß ich kurz aber kräftig auf dem Boden des Pools auf und war einen Moment lang ohnmächtig. Ich wäre beinahe ertrunken und hatte die Ehre, noch eine Weile mitzubekommen, wie ich krampfhaft versuchte nach oben zu kommen und die anderen mich sogar nochmals unter tauchten, ehe ich das Bewusstsein verlor. Warum mein Vater mich allerdings darin so unterstützte, ab der 10. Klasse den Schwimmunterricht zu meiden? Er hatte Angst, dass man meine Verletzungen, die Striemen am Rücken und Schläge sehen und sich wundern würde woher sie kamen. Also regelte er das mit einem befreundetem Arzt unter der Hand, dass ich nicht gerne schwamm und das lieber meiden würde und so weiter und so fort. Das Artest war also ausgestellt und somit zweifelte keiner an, dass ich meine Gründe dafür hatte. Aber interessiert hat es eigentlich auch nie jemanden. Nicht einmal Aaron hatte mich je gefragt, weshalb ich nicht im Schwimmunterricht war. Und er wusste ja sogar, dass ich nicht schwimmen konnte. Kapitel 1: Starbucks Überraschung (2017) ---------------------------------------- Manchmal konnte man sich nur wundern, was für seltsame Menschen durch die Gegend tingeln durften. Heute waren bestimmt zehn Leute hier gewesen, die ihn gefragt hatten, ob er es auch entkoffeinierten, fettarmen TEE gab. TEE. Das war so, als würde er sich immer einen vegetarischen Kohlkopf bestellen.... oder.... Geschmacksneutrales Leitungswasser. Was glaubten die Leute denn, was Starbucks tat? Alles gen-manipulieren? Aber dann würde auch die Bitte um fettarmen Tee nichts bringen. Er würde es mit Absicht fabrizieren. Oh jaaa~ Caleb war in Bestlaune. Heute war ein echt beschissener Tag! Caleb hatte einfach nicht gut geschlafen und all diese dummen Menschen an einem Samstag Vormittag zu ertragen half ihm da nicht unbedingt drüber hinweg. Dazu kam noch diese affen Hitze, die heute herrschte. Immerhin stand er in einem klimatisiertem Raum. Aber selbst das änderte nichts daran, dass es irgendwie viel zu warm war. Der Schweiß rann ihm bereits unter seiner Arbeitscappy über die Stirn und in den Nacken. Kein angenehmes Gefühl. Vor allem wenn dann auch noch die Klimaanlage einem den Schweiß kalt pustete. Ein ekelhaftes Gefühl. Doch davon ganz abgesehen Kam sein schlimmster Albtraum durch die Tür. Na ja... tatsächlich nicht der allerschlimmste, aber sein Englischlehrer zusammen mit seinem Mathematiklehrer. Aber auch das an und für sich war ja nicht das Schlimme. Aber anstelle einfach einen dummen Kaffee zu bestellen und zu verschwinden, meinte Fitzherbert natürlich ihn anquatschen zu müssen. „Hey Caleb, alles in Ordnung bei dir?“ Immerhin stand Falcon nur hinter seinem Kollegen und starrte auf die Menü-Auswahl. „Geht so... Was möchten Sie zu trinken?“, fragte er versucht nicht allzu missmutig zu klingen. Aber ehrlich, er hatte keine Lust auf so ein Gespräch auf der Arbeit. Das hier war sonst so wunderbar ungezwungen und meist musste er nichts anderes sagen, als nach der Bestellung zu fragen. Aber Fitzherbert wollte unbedingt ein Gespräch führen. Nachdem er also endlich die Bestellung der beiden Lehrer bekommen hatte, machte er sich auch gleich an die Arbeit. Natürlich versuchte sein Englischlehrer weiter Smalltalk zu führen, während Falcon einfach nur finster durch die Gegend starrte. Die beiden Lehrer waren immer noch da, als seine Schicht endete und er eben gehen wollte. Und Fitzherbert sprang auch schon vom Tisch auf, als er der blonde Schüler die Tür ansteuerte und in die Hitze hinaus wollte. Sein Lehrer wollte unbedingt wissen, was los war. Mit Mühe und Not schaffte er es sich von dem Duo zu lösen und einfach zu gehen. Diese Hitzewelle setzte sich selbstverständlich auch am Sonntag noch fort. Sonntag arbeitete er allerdings auch früh im Starbucks und musste mit unglaublicher Freude feststellen, dass Fitzherbert wieder auftauchte. Dieses Mal alleine. Caleb verdrehte bereits die Augen und zog die Cappy noch ein Stückchen tiefer ins Gesicht. Um diese Uhrzeit war Gott sei Dank genug Personal da, dass einer an der Kasse blieb und Sloan somit am Mixer und der Kaffeemaschine. Das hieß, er musste überhaupt nicht mit dem Lehrer reden wenn er nicht wollte. Fitzi, wie Aaron ihn allerdings nannte, stellte sich penetrant an die Seite. Er beobachtete ihn, was Caleb nicht nur nervös machte, sondern auch ein ungutes Gefühl in ihm aufsteigen ließ. Hatte der Kerl denn immer noch nicht geschnallt, dass er ihn in Ruhe lassen sollte? Und als Caleb einmal die Cap vom Kopf fiel, als aus einem Schrank etwas holte, Als er sich dann umdrehte sah sein Lehrer ihn entsetzt an. Shit! Die Cappy! Hastig sammelte er die Kappe auf und zog sie sich wieder tief ins Gesicht, ehe er sich wieder den Schweiß von der Stirn wischte. Natürlich hatte Fitzherbert nun das blaue Auge und vor allem die Platzwunde an seiner linken Augenbraue gesehen. Und der Überfürsorgliche begann ihn sofort zu löchern. Was passiert sei. Wer das gewesen war. „Caleb! Du kannst doch nicht behaupten, dass dir immer per Zufall so etwas passiert. Wer tut das? Ich will dir doch helfen“, betonte der Mann. „Lassen Sie mich einfach in Ruhe, okay?! Sie machen alles nur schlimmer.“ Ernst gemeinte Worte. Und kaum dass seine Ablöse da war, stürmte er aus dem Starbucks., Fitzherbert im Rücken, der noch immer versuchte zu reden. Cally blieb stehen und drehte sich abrupt um. „Hören Sie auf mir ständig hinterher zu laufen und mir angeblich helfen zu wollen. Okay? Ich will nichts von Ihnen“, sagte er leise aber deutlich. Der Lehrer sah ihn entsetzt an. „Ich möchte dir wirklich nur helfen Caleb, sonst nichts.“ Ja ja... und deswegen starrte er ihn immer so an und... kam ihm so verdammt aufdringlich nahe. So wie jetzt.Wieso konnte er nicht einfach seinen Abstand einhalten? Caleb wich auch gleich zurück, während der Mann wieder näher kam. „Alle wissen es, okay?“, meinte Caleb dann etwas garstig. „Es ist kein Geheimnis mehr, dass sie....“ Mehr musste er gar nicht sagen, denn sein Blick sprach tausend Bände voller Worte. Er wich nochmal etwas... angewidert vor dem Mann zurück. Und als der nochmals etwas sagen wollte kam, Gott sei Dank Aaron um die Ecke. „Cally! Hast du schon frei? Komm los! Wir wollten doch an den Strand!“ Er kam angejoggt und hielt neben seinem blonden Freund an. „Was ist denn hiiieeer los?“, fragte Aaron dann verwundert als er den Lehrer bei Caleb sah. Dann schnappte er sich Cals Arm und zog ihn einfach mal mit. „Alter... schwitzt du nicht? Du trägst ja lange Jeans!“ Während sie noch zum Strand liefen, zog er sich nun die Schürze über den Kopf aus. Da es so unheimlich heiß war, war sein Shirt bereits auffällig durchgeschwitzt, von der Jeans gar nicht erst zu sprechen. Er konnte sich allerdings nicht anders anziehen, wenn er nicht wollte, dass alle dumme Fragen stellten, so wie Fitzherbert. „Ist doch nur ein bisschen warm“, log er also dreist während ihm das Wasser hinunter lief. Aaron zog eine Augenbraue hoch. „Jaaaa~ klar. Und Dan tanzt Ballett im Tütü! Sind deine anderen Klamotten etwa alle in der Wäsche? Aaaalter... zieh doch die Sachen zur Not einfach... aus.“ Der Gedanke lenkte ihn kurz ab. Doch dann fasste er sich wieder und grinste seinen Kumpel an. „Aber gleich kannste dich abkühlen, du Lügner“, scherzte er fröhlich und lief auf die Strandpromenade und schließlich bis ans Wasser vor. „Komm schon Cally! Abkühlen!“ Unmöglich konnte er jetzt mit ins Wasser. Sogar wenn er nur bis zu den Knöcheln hineingehen würde. Okay, das ginge, aber es würde kaum etwas bringen und ganz ehrlich würde Aaron sicherlich wollen, dass er ganz mit ins Wasser kam. Nein, das.... das ging einfach nicht. Er könnte jetzt auch absolut nichts ausziehen. Selbst wenn er schwimmen könnte, ging das einfach nicht. „Neee Aaron, echt. Ich hab keinen Bock aufs Meer.“ Aaron wusste natürlich, dass er nicht schwimmen konnte, aber er wusste nicht, obwohl er sein fester Freund war, dass er seine Klamotten nicht ausziehen wollte, weil er verprügelt worden war und man das so wunderbar sehen könnte. Jetzt aber, so in den Klamotten bemerkte man allerhöchstens das blaue Auge. „Lass uns doch lieber zu dir gehen!“, rief er Aaron zu, der eben in die Wellen rannte und sich zu ihm umdrehte. „Waaas?!“, rief dieser, weil er Caleb echt nicht hören konnte von hier. „Komm schon, du musst ja nicht schwimmen.“ „Nein! Ich will... lieber woanders hin.“ Klar, hier draußen war es verdammt heiß! Caleb verreckte fast mit den Klamotten. Aber es ging eben nicht anders. Er setzte sich also nur in den Sand bis Aaron wieder zu ihm kam und ihn fragte, warum er denn nicht nachgekommen war. Er antwortete darauf nur halbherzig und dann gingen sie auch Gott sei Dank zu Aaron nach Hause. Da Fred anwesend war, wurde ihm prompt vorgeworfen wie unhöflich es doch war im Haus einen Hut zu tragen. Aaron und Fred diskutierten eine Weile doch Caleb gab einfach nach. Er hatte eine Ausrede parat, eine verdammt gute, also würde das schon passen. Solange er nicht nackt vor ihnen stand, verstand sich. Aaron war unglaublich entsetzt als Caleb die Cappy abnahm, Fred schien nur halb so beeindruckt zu sein, aber beide kauften sie ihm die Ausrede ab, dass er beim Karate-Training eins abbekommen hatte. Aaron würde wohl auch glauben, wenn Caleb felsenfest behaupten würde, er wäre gegen eine Wand gelaufen und habe sich verletzt. Sicherlich. Weil er ihm erst einmal alles glaubte, einfach, weil sie sich liebten. Und das war so unglaublich süß von ihm. Da tat es Caleb beinahe schon Leid, dass er seinen Freund so anlog. So furchtbar dreist. Ein Glück, dass diese furchtbare Seite es noch nicht herausgefunden hatte. Diese ganze Scharade würde irgendwann nicht mehr gut gehen. Als Aaron dann schließlich wieder aus dem Wasser kam, gingen sie zusammen zu den Brylers nach Hause. Da Fred ein sehr altmodischer Mann war, ließ Cale sich also dazu bringen, die Cappy ab zu nehmen. Aaron und Fred reagierten beide mehr als überrascht und dann wollte Aaron sich natürlich gleich darum kümmern. „Woher hast du das?“, fragte Aaron. „Keine Sorge... das ist vom Taekwando, passiert ab und an mal“, redet sich der Blonde heraus. Die Ferien hatten nun begonnen, es war etwa eine Woche vergangen, und Caleb hatte sich mal wieder etwas abgekapselt von allen Mitmenschen. Letztens als er bei Aaron war, hatte er dort dummerweise seine Arbeitskleidung vergessen. Gott sei Dank gab es immer Ersatz für solche Fälle, welche er am ersten Ferientag auch gleich in Anspruch nehmen musste. Es war ansonsten ein ganz normaler Tag und nahezu angenehm, dann kam allerdings eine Person, die er dort niemals hatte sehen wollen. Gilbert. Er war sauer. Aufgebracht. Redete etwas davon, dass die Schule angerufen hatte und sie mit ihnen reden wollten. Er wurde aus dem Starbucks mitgenommen (es sah alles recht moderat und normal aus, so wie es sich für die Öffentlichkeit eben gehörte) und dann zu Hause mit in den Keller gezerrt. Dort wurde er erst einmal gegen die nächste Wand geschubst und dann am Kragen gepackt.Was er seinen Lehrern gesagt habe, fragte er. Ob er wirklich so dumm sei, seine Lehrer darauf hinzuweisen. Caleb entgegnete, dass er gar nichts hatte sagen müssen, da man ja sehen konnte, dass etwas nicht stimmte. Intelligenter Weise verpasste er Caleb dafür noch eine Ohrfeige, dann zog er ihm das Shirt aus und sich selbst den Gürtel. Am ersten Ferientag hatte Aaron nichts wirklich Wichtiges zu tun, endlich konnte er einfach nur entspannen und Blödsinn treiben. Doch als er in die Küche kam, fiel ihm auf, dass Caleb seine Starbucks Arbeitskleidung hier vergessen hatte. Am besten, er würde sie ihm gleich vorbei bringen. Zuerst ging Aaron also zum Starbucks, denn er wusste ja, dass Cally dort heute arbeitete, nur eben nicht wie lange. Allerdings war sein Freund schon weg. Na gut, dann eben direkt zu Caleb nach Hause, auch wenn der das generell gar nicht gerne hatte. Warum wusste Aaron gar nicht so recht. Schließlich hatten die Sloans ein unglaublich tolles Haus und seine Familie war doch eigentlich echt nett! Er kannte sie jedenfalls nicht anders. Um Zeit zu sparen, klingelte er nicht, sondern ging direkt zur Hintertür, von der er wusste, dass sie in 80 Prozent der Fälle offen stand, und heute war es ebenfalls so. Er ging also hinein und wollte schon rufen, als er ein lautes Zischen hörte. Oder Klatschen? Es war jedenfalls kein schönes Geräusch. Und es kam aus dem Keller. Noch ein lautes Zischen und ein Klatschen... also doch beides... daraufhin folgte ein Wimmern. Ace zuckte zusammen. Dann lief er ganz vorsichtig, und so leise wie möglich die Treppe zum Keller hinab. Und was er da sah, ließ ihm glatt das Blut in den Adern gefrieren. Mit einem Zischen ging der Gürtel auf Calebs Rücken nieder. Mittlerweile lag er bereits zusammen gekauert in der Ecke und versuchte nur noch wenigstens seinen Kopf irgendwie zu schützen. Sein Vater war sehr kreativ, was die Prügelstrafen anbelangte, er blieb nie bei einem Schema, mal schlug er mit den Fäusten zu, ein anderes Mal trat er lieber, nun verprügelte er ihn mit dem Gürtel, manchmal schienen ihm Prügel wohl noch zu lasch zu sein. Nach einer Weile allerdings hörte er etwas rascheln. Caleb konnte sich kaum darauf konzentrieren, glaubte auch eher, dass er es sich einbildete, doch Gilbert drehte sich ebenfalls um. Er lief einige Schritte zur Treppe und sah dann doch tatsächlich Aaron stehen. Caleb konnte kaum nachvollziehen, was sein Vater in dem Moment wohl als erstes gedacht hatte, doch er versuchte die Scharade, die Maske, den Schein aufrecht zu erhalten. Die Frage war nur, wie er versuchen wollte, das offensichtliche Szenario umzudrehen? Er tischte Aaron eine Lüge auf, von wegen Caleb habe sich beim Sport einen Wirbel ausgerenkt und das hätten sie jetzt wieder gerichtet, natürlich kamen die Wunden auch vom Sport. Ein letzter Blick und er verließ den Keller und ließ die beiden Jungs alleine. Worüber Caleb mehr als nur froh war. Er war erleichtert, froh und gleichzeitig aber auch peinlich berührt. Niemals hätte Aaron ihn so schwach und hilflos sehen sollen. Aber immerhin hätte es auch schlimmer sein können und womöglich hatte Aaron auch das ein oder andere verhindert. Er rappelte sich auf und fiel seinem Freund um den Hals, etwas wirklich sehr seltenes. Normalerweise mochte er ja keinen Körperkontakt, doch das musste sein. „Danke! Du bist gerade rechtzeitig gekommen“, flüsterte er ihm während der Umarmung zu und ließ dann wieder los. „Eigentlich wollte ich dir nur deine Arbeitskleidung vorbeibringen...“, meinte Aaron dann perplex und hielt das Shirt, die Cappy und Schürze hoch. Kapitel 2: Silvester 2018 ------------------------- Konnte man es ihm verübeln? Gewiss konnte das keiner. Irgendwie schienen die meisten auch mehr als nur angetan davon zu sein, was ihn ehrlich gesagt recht irritierte. Ganz davon abgesehen, dass er sein Privatleben... nun ja, privat halten wollte, wusste der Blonde nicht so recht wie er das einstufen sollte. Als wäre es der sehnlichste Wunsch vieler Mädchen, schienen sie immer wieder in Quietschen auszubrechen, wenn Caleb mit Aaron zusammen auf den Schulhof kam. So viel zu privat. Die ganze Schule wusste, dass sie zusammen waren und manche schienen sich da viel zu sehr hineinzusteigern. Vor allem die Mädchen. Gar nicht daran zu denken, was in deren komischen Köpfen vor sich ging, dass sie so vor sich hin quietschten. Doch genug der Vorgeschichten. Der Blonde hatte vermutlich noch nie so viel Zeit im Badezimmer wegen einer stink normalen Party verbracht. Okay, es war natürlich keine stink normale Party. Es war eine Silvesterparty und so gut wie die gesamte Schule würde dort heute Abend sein. No Parents. Nicht einmal übereifrige Lehrer, die nichts besseres zu tun hatten, als dafür zu sorgen, dass alles gesittet zuging. Von wegen. Caleb würde seine Hand darauf verwetten, dass die eine Hälfte Lehrer mitfeiern würde. Bridges jedenfalls würde sicherlich Aufsicht halten, allerdings zog er nie Konsequenzen. Er rief nur, dass man das ja lassen sollte. Caleb hatte gehört, dass der Sport- und Biolehrer letztens auf einer Schulfeier jemanden auf der Toilette rummachen sehen hatte und ihnen nur eine Handvoll Kondome zu warf und dann in diesem typischen Coach-Ton kommandierte, dass sie gefälligst nicht auf der Toilette miteinander schlafen sollten. Es war so, als wolle er nur so laut die Regeln verfechten, damit die anderen Lehrer hörten, dass er Schüler zurechtwies. Ansonsten schien es ihm recht egal zu sein, was die Schüler trieben. Doch auch davon genug. Seit bestimmt zehn Minuten starrte er nur in den Spiegel. Sein Gesicht sah aus wie eine angefaulte Nektarine. Überall hatte er blaue, grüne und rote Flecken im Gesicht. Na ja, nicht überall. Eine große Stelle am Kinn und Kiefer, dann an der anderen Wange noch eine Blessur und am rechten Auge zur Stirn hin. So konnte er unmöglich weggehen. Jeder würde fragen, was passiert sei. Also schnappte er sich etwas von dem Make-Up seiner Mutter und überdeckte die zu bunten Stellen seines Gesichtes. Hoffentlich würde niemand so nahe kommen, dass das auffiel. Nun... Aaron... müsste er eventuell etwas auf Abstand halten oder ihn davon ablenken. Wie auch immer. Oder er behauptete, er habe sich mit jemandem geprügelt. Aber mit wem? Jeder hier kannte sich. Ach.... bescheuert. Das würde so schon hinhauen. Endlich war er bereit für den Aufbruch und ging dann Aaron abholen. Doch etwas nervös stand er vor der Tür und wartete ab, bis sein Freund schließlich heraus kam. Caleb konnte noch hören, wie Ace seinen Vater auf ein 'später' vertröstete. Dann stand er vor ihm und grinste ihn breit an. Der Blonde erwiderte das Grinsen und zog seinen Freund an sich. Immerhin hatte er nicht mehr so eine große Angst für Berührung, dass er bei Aarons kleinen Gesten bereits wegrennen wollte. Bei Aaron war es ja auch was ganz anderes. Die meisten anderen durften ihm noch immer nicht nahe kommen. Ganz voran Ryder. Ihm wich er seit einem kurzen Gespräch nach dem Vorfall immer aus. Wenn Ryder nur in seine Richtung sah, dann machte Caleb kehrt und lief weg. Es funktionierte ganz gut soweit. Jedenfalls war Caleb immerhin für Aaron etwas aufgetaut. Nach einigen Minuten Fußweg waren sie allerdings auch schon bei wieder zurück in der St-Michael-Avenue und kamen bei MacGregor bei der Nummer 69 an. Bereits jetzt dröhnte die Musik laut auf die Straße hinaus. Die Feier war wohl schon voll im Gange. Aaron und Caleb warfen sich also nahezu in das Gedränge. Es verstand sich ja von selbst, dass sie sich erst einmal etwas zu Trinken besorgten, dann spazierten die beiden auch schon in Richtung Musik. Auch wenn Caleb unglaublich unmusikalisch war, keinerlei Takt- oder Rhythmusgefühl besaß, so mochte er Musik ja schon. Also zum zuhören eben nur. Gut, okay, Caleb sang auch verdammt gerne mit, aber das klang leider immer so als würde man einen Kater kastrieren und dementsprechend hob er sich das dann für daheim auf. Und auch dort sang er eher selten. Nun jedenfalls tanzten sie ein bisschen am Rande der Tanzfläche und schlürften immer wieder an ihren Drinks. Tanzen konnte Caleb übrigens auch nicht. Hierbei wurden die furchtbarsten Disco-Moves der 80er Jahre ausgegraben, aber immerhin machte es irre viel Spaß. Und immerhin war es Aaron auch scheinbar vollkommen egal, wie er tanzte. Da spielte wohl viel mehr eine Rolle, dass sie zusammen tanzten. Sie tanzten und tranken und hatten eine Menge Spaß. Natürlich ohne all zu viel Körperkontakt zu haben, so wie immer eben. Doch je später es wurde, desto anhänglicher wurde Caleb und hier und da gab es nun sogar Berührungen. Schließlich wollten sie sich kurz vor Mitternacht noch etwas zum Anstoßen holen, da war Caleb eine Sekunde abgelenkt und verlor Aaron doch prompt in der Menge. Er holte sich also wie geplant etwas zu Trinken und suchte dann erst einmal nach Aaron. Er konnte ja nicht soweit weg sein, denn schließlich wollte er auch etwas zu trinken holen. Tatsächlich stellte es sich als schwerer heraus Aaron wieder zu finden als geahnt. Denn irgendwie fand er Aaron einfach nicht mehr. Dafür stieß er allerdings recht bald auf Ryan, der scheinbar bisher auch alleine gewesen war. Nun ja, so alleine wie man auf einer Party sein konnte. Und dann gab es ja auch schon den Countdown und alle stürmten nach draußen,um das Feuerwerk zu sehen. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut mit Aaron aneinander gekuschelt das Feuerwerk anzusehen und vielleicht ein bisschen herum zu knutschen und so. Allerdings war Ace nun ja nicht da. So ein Mist. Nochmals warf er einen suchenden Blick durch die Menge. Aber er konnte seinen Freund einfach nicht sehen. Dabei war Aaron doch wirklich nicht klein und ging auch nicht in der Menge unter. Ganz im Gegenteil. Der Countdown kam bei der drei an. Caleb drehte sich wieder nach vorne und zählte die letzten Zahlen mit runter, dann wurde angestoßen und gejubelt. Die umherstehenden wünschten sich ein frohes Neues Jahr. Dann wurde geschossen und geböllert, was das Zeug hielt. Eigentlich wollte er nochmal nach Aaron sehen, doch Ryan zog seine Aufmerksamkeit auf sich und für einen Moment vergaß er den anderen, sondern ging mit Adams ein paar Raketen abfeuern. Danach tranken sie noch mehr und irgendwann verlor sich die Sorge um Aaron im Alkohol. Ryan und Caleb feierten also noch eine Weile weiter, tanzten und hatten Spaß, ehe sie dann beschlossen um vier Uhr doch einmal langsam die Party zu verlassen. So wie er nun beisammen war, brauchte Caleb ganz sicher nicht nach Hause zu gehen. „Ryan... sach mal, gild dein Angebot...von vor 'ner Weile noch?“, lallte er noch relativ beherrscht und legte seinen Arm um Ryan, da er sonst drohte gleich nach hinten umzukippen. Ryan sah ihn breit grinsend an. „Klaro, du kannst bei mir pennen. Gar kein Problem!“, verkündet er und klopfte Cally auf die Schulter, dernochmals ganz kurz etwas schwankte. „Sehr guuut! Nach Haussse brauch ich so nämlich nüsch geh'n“, meinte Sloan. Beide sahen sich nochmal an und begannen dann zu lachen. Ryan war sich des Ernstes dieser Lage wohl nicht ganz bewusst, noch wussten die Wenigsten, was bei den Sloans Zuhause alles so lief. Doch mehr als nur freudig verließ Caleb mit seinem Kumpel die Party und torkelte mit ihm die Straße entlang. Dass Aaron ihn ab und zu eventuell sah, ahnte er nicht. Zudem dachte er sich auch nichts böses dabei. Er wollte nichts von Ryan, außer eine Schlafmöglichkeit. Als sie bei Ryan Adams also zuhause ankamen, öffneten sie leise die Tür und verschwanden nach oben. „Warum kannste denn jetzt nicht nach Hause?“, wollte der andere dann doch wissen, doch Caleb gab ihm keine Antwort. Er sah nur weg und begann von dem Feuerwerk zu reden. „Das Feuerwerk war echt cool vorbereitet, nicht wahr?“ Doch Ryan lachte nur und beließ es dabei. Vorerst. Und so schliefen sie auch nach einem kurzen und nichtigen Gespräch beide ein. Kapitel 3: Neujahr 2018 ----------------------- „Unglaublich oder?“ Neben ihm hörte er eine vertraute Stimme, konnte sie aber nicht einordnen. „Sag mal... hörst du mir überhaupt zu?“ Eddy legte seinen Stift nun nieder und blinzelte seinen kleinen Cousin an. „Also ich muss dir nicht unbedingt Dinge aus meinem Leben erzählen, wenn es dich so unglaublich nervt.“ Verständlicherweise klang der junge Mann leicht angepisst. Caleb sah von seinen Händen zu Eddy auf. „'Tschuldigung... was hast du gesagt?“, fragte er und outete sich ahnungslos. Eddy stand auf und gab dem Stuhl einen Ruck. „Ich muss in einer Stunde zurück, Caleb. Ich dachte, du wolltest über irgendwas reden? Dann rück' jetzt aber auch mal endlich mit der Sprache raus. Mann ey...“ Er fuhr sich durch das blonde, lockige Haar. Sein kleiner Cousin hatte gemeint, er wolle mit ihm über etwas reden. Etwas Wichtiges scheinbar. Allerdings hatte Sloan seitdem kaum ein Wort über die Lippen gebracht. Eddy dachte sich ja eigentlich nichts bei der Verschlossen- und Verschwiegenheit seines Verwandten, aber heute war es auffällig, dass er nichts sagte. „Willst du einfach nicht nach Hause? Das ist in Ordnung. Du weißt doch, Mum und Dad nehmen dich immer mit offenen Armen auf. Und Dad weiß ja, dass Maureen nicht immer leicht ist...“ Tatsächlich lag es aber nicht an Caleb's Mum, dass er sich nicht nach Hause traute. Viel mehr an seinem Vater. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, seinem Cousin zu sagen, wieso. Deswegen war er nun hier. Doch seit fast einer halben Stunde kam er nicht auf den Punkt. Oder besser gesagt, er sagte einfach gar nichts. „Mann... Caleb! Sprich mit mir!“, kam es beinahe bettelnd und leicht erzürnt von dem nun 19 Jährigen, der mit der Schule natürlich schon fertig war und auf die Antwort eines Klatsch-und-Tratsch-Fernsehformats bezüglich seiner Bewerbung wartete. Und da klingelte auch schon ein Handy. Caleb sah auf sein Smartphone und erkannte Aarons Nummer. Die Nachricht war recht knapp, aber eindeutig: Komm bitte zu mir. Wir müssen reden. Aaron Keine Herzchen, keine Küsse, keine schön verpackten Worte. Irgendwas stimmte nicht. Ob es Aaron wohl gut ging? Was wollte er ihm so dringend sagen? Caleb stand auf und steuerte die Tür an. „Hey Moment mal?! Willst du jetzt einfach gehen?“, fragte Eddy verwirrt. „Du wirst bestimmt genommen“, das war zumindest etwas, was er mitbekommen hatte, „und ja, ich geh zu Aaron. Wir sehen uns!“ Und mit diesen Worten verließ er eilig das Haus der Greenbergs. Mit raschen Schritten machte er sich auf den Weg in die Van Pillsbourgh Street. Bei den Brylers angekommen klingelte er rasch und freute sich auf seinen Freund. Seit Silvester hatte er noch nichts von ihm gehört. Okay... Silvester war natürlich auch erst gestern gewesen. Aber sie hatten sich verloren, natürlich hatte Caleb sein Handy nicht genügend geladen gehabt und dementsprechend hatten sie sich nicht mehr gefunden. Als die Tür aufging, strahlte Caleb über beide Ohren, sah dann aber in Aarons recht unzufrieden wirkendes Gesicht. Sloans Mundwinkel sackten ab. Oh weh, irgendetwas war passiert. Das sah er Aaron an. Aber was war es? „Aaron? Was ist passiert?“ Seine Stimme war leise und verunsichert. Eben hatte er sich noch so gefreut seinen Freund zu sehen. Aaron holte ihn hinein. Die Tür schloss er hinter dem Blonden und dann ging es nach oben in Aarons Zimmer. Bis sie dort waren sagte Aaron nichts, sondern kaute nur nervös auf seiner Lippe herum. Ob Aaron etwas ausgefressen hatte? Dieses auf der Lippe herumkauen kannte er, es bedeutete meist, dass Aaron irgendetwas ausgefressen hatte. Und erst als sie oben waren holte Aaron tief Luft und sah Cal an. „Caleb... w-wo warst du gestern Abend ab kurz vor Zwölf?“ Aaron knibbelte an irgendetwas in seinen Händen herum. Während sich auf Calebs Stirn ein großes Fragezeichen bildete, lief Aaron quer durch den Raum. „Ich war... auf der Party? Du warst plötzlich weg und dann bin ich mit Ryan raus zum Countdown“, antwortete er also unbeirrt, stockte dann allerdings, weil er Aarons Gesicht sah. Kaum hatte Caleb Ryan erwähnt, verzog Aaron das Gesicht, ganz so als wäre er angewidert. „Ich hab dich bestimmt eine Viertelstunde lang gesucht, aber du warst wie vom Erdboden verschluckt. Und dann... dann hab ich Ryan gesehen...“, erklärte er sich nochmals. „Ich weiß genau, was du mit Ryan gemacht hast. Ihr scheint ja ziemlich viel Spaß gehabt zu haben!“,klang Aarons vorwurfsvolle Stimme durch den Raum. Moment mal? Was? „Wie meinst du das?“ „Du weißt verdammt genau was ich meine!“ Während Calebs Stimme noch immer ruhig war, tanzte die des jungen Brylers bereits einen Samba von Gefühlen. Aufgebracht war gar kein Ausdruck mehr dafür. „Wir haben etwas getanzt und getrunken... das war's doch auch schon. Was daran ist so wild?“ Mittlerweile hatte Aaron ihm den Rücken zu gewandt. Er sah so aus, als würde er sich zusammenreißen müssen. Das war es also noch lange nicht gewesen. „Aaron?“, fragte Caleb noch verwirrt nach. „Du hast mich gar nicht gesucht!“, Aaron klang zittrig und dennoch entschlossen. Er war wohl fest überzeugt davon. „Erst habt ihr gefeiert, ohne mich. Und dann bist du mit ihm nach Hause.“ „Ja, aber ich hab nur -“ „Nur was!? Caleb! Ich wohne genau gegenüber von Ryan. Genau gegenüber! Ich hab es gesehen! Wie ihr Arm in Arm die Straße entlang getorkelt seid und du dann zu ihm nach Hause bist.“ Die Anschuldigung war klar. „Ich hab nichts mit Ryan gemacht. Er ist doch nur ein guter Freund“, versuchte sich der Blonde zu erklären. „So gut, dass ihr es miteinander tut?!“ „Spinnst du?! Ich hab doch nicht mit Ryan geschlafen!“ Der Streit uferte schnell aus. Caleb war sich sicher, dass Aaron es eigentlich nicht hatte sagen wollen, aber schließlich kam dann doch das, worauf er bereits wartete. „Mit mir willst du also nicht schlafen, aber bei Ryan ist das natürlich was anderes...“ „Verdammt nochmal! Das hat nichts mit dir oder Ryan zu tun! I-ich... ich will aus einem anderen Grund noch keinen Sex haben. Okay? Geht das in deinen Sex besessenen Schädel rein? Und ich würde dir niemals fremd gehen!“ Mittlerweile schrie sogar Caleb. „Weißt du was? Dann werd halt mit Ryan glücklich und tut was ihr wollt! So kann eine Beziehung nicht laufen!“, warf der Braunhaarige nun Cal an den Kopf. „Ich halte deine ständige Eifersucht eh nicht mehr aus! Ich habe nie mit irgendwem anders irgendwas gehabt! Du siehst Gespenster! Aber gut, dann ist es wohl vorbei!“ „Jaa! Das ist es. Du stehst nicht einmal dazu, du Feigling!“ Einige Male hatten sie sich noch an den Kopf geworfen, was sie voneinander hielten. Alles wohl hauptsächlich Beschimpfungen, die spontan auftauchten, aber mit Dingen zusammen hingen, die sie wirklich störten. In Caleb kochte die Wut mittlerweile. Bei all den Anschuldigungen, dass er immerzu mit Ryan flirten würde und mit Ryder bereits etwas getan hatte, war die Beschuldigung, dass er mit Ryan geschlafen hatte, die absolute Spitze des Eisbergs. „Das mit Ryder war etwas komplett anderes! Es war bevor ich wusste, dass... das ich auf... und es war bevor wir zusammen gekommen sind. Ganz davon zu schweigen, dass ich es nicht nur bereut habe, sondern auch unglaublich besoffen gewesen war. Es war nicht freiwillig, okay? Und mit Ryan lief gar nichts! Wie kommst du nur auf die Scheiße? Wie kannst du nur so auf Sex fixiert sein, dass es dir nicht einmal auffällt, dass ich ganz andere Probleme habe?!“ Er sprach es nicht aus, aber das war das Letzte. Als wäre Caleb ein untreues Arschloch, welches Aaron mit Absicht den verdienten Sex verwehrte. Blödes Arschloch. Wütend stapfte Caleb schließlich davon, als sie sich beiden noch noch an gekeift hatten, dass ihre Beziehung beendet war. Von Wut getrieben war er nach Hause gelaufen. Kein sonderlich guter Plan, wenn man so darüber nachdachte. Allerdings wollte er auch nur eine Sache holen. Und immerhin war er wütend genug, um mal richtig Kontra zu geben. Natürlich ließ es sich nicht verhindern, dass Caleb einige Fäuste abbekam. Aber zumindest steckte auch sein Vater mal was ein. Dann schnappte Cal sich noch eine Flasche des teuren Whiskeys und dann verdünnisierte er sich auch gleich wieder. Er rannte einfach nur die Straße hinab. Immer weiter. Bis er irgendwann weit genug von Aaron und seinem Vater entfernt war. Als das endlich der Fall war, blieb der Junge erst stehen und setzte sich dann an den Straßenrand. Das war doch beschissen. Da hatte Aaron mit ihm an Neujahr Schluss gemacht. Und auch noch wegen einer Sache, die er sich einbildete. Aber er hörte Caleb ja gar nicht zu. Kein Wort hatte er als Entschuldigung angenommen. Sloan öffnete die Whiskey-Flasche und hob sie an seinen Mund. Das bernsteinfarbene Gesöff rann seine trockene Kehle hinab und hinterließ ein leichtes Brennen. Kein unbekanntes Gefühl. Das Brennen des Alkohols war wie ein sanftes Streicheln für sein Gemüt. Es kam öfter vor, dass er trank. Und mittlerweile hatte er eine gewisse Routine entwickelt. Es gab Situationen, die bei Caleb ganz schnell den Griff zur Flasche auslösten. Und diese Situationen kamen leider häufiger vor als es ihm recht war. Das hier war zwar irgendwie eine ganz andere Situation, aber es kam dem irgendwie ziemlich nahe. Einen guten Moment lang fragte er sich tatsächlich, ob es seine Schuld war, ob Aaron Recht hatte. Er fragte sich, ob er alles verbockt hatte. Wäre ja nicht das erste Mal. Doch nach einigen Schlucken war er wieder davon überzeugt, dass Aaron ein vollkommener Idiot war und er nichts falsch gemacht hatte. Er hatte doch nach ihm gesucht. War schließlich keine Absicht gewesen, dass er Aaron aus den Augen verloren hatte oder er Ryan fand. Er hatte nichts davon getan, um Aaron zu verletzen oder so. Nein, ganz und gar nicht! Und nun saß er hier am Bordstein in einer Sackgasse und versuchte sich das Gehirn wegzusaufen. Großartig! Und vielleicht wäre es ihm noch gelungen im Krankenhaus zu landen, wäre nicht eben der Naturwissenschaftslehrer Mister Falcon vorbei gekommen. Der Mann beendete eben seinen Neujahrs Spaziergang und wollte zu seinem Haus gehen, als er unverkennbar einen seiner Schüler auf dem Bordstein sitzen sah mit einer Flasche Whiskey in der Hand. Nicht nur verstieß er gegen das Rauschgiftgesetz der USA, das ihm untersagte, Alkohol unter 21 Jahre zu konsumieren, sondern auch noch in der Öffentlichkeit zu trinken – nein! – er versperrte ganz nebenbei auch den Fußgängerweg. Mit einem erschöpften und frustrierten Seufzen ging der Mann auf den blonden Jungen zu und sprach ihn an. „Caleb, was tust du hier?“, in seiner Stimme schwang keinerlei Mitgefühl, Besorgnis oder Interesse. So schien es zumindest. „Du kannst hier doch nicht am helllichten Tag sitzen und...“ Er deutete nur auf die Flasche. Ganz davon zu schweigen, dass der Junge überhaupt nicht trinken sollte. „Lass'n se mich alleeein~!“, lallte Caleb und umklammerte die Flasche mittlerweile schon. Ethan Falcon gab seiner rauen Schale einen Ruck und entschied sich dafür, den Jungen von der Straße einzusammeln bevor er noch von der Polizei erwischt wurde. „Komm, Caleb... Auch wenn Neujahr ist, wird man dir das hier nicht nachsehen.“ Und mit den Worten hatte er den blonden Knaben auch schon auf seine zwei Füße gezogen und manövrierte ihn zu seiner Haustür. Er hatte zwar äußerst ungern Schüler bei sich zu Hause, aber in diesem Fall machte er wohl eine Ausnahme. Als alles drinnen war, schloss er die Haustür und sah seinen Schüler an. Sonst war Caleb immerzu nur schweigsam, er hielt sich aus dem Unterricht heraus, aber dennoch war dem Mathematiklehrer aufgefallen, dass hinter dem leeren Tunnelblick einiges an Grips steckte. Zumindest im Bereich der Mathematik lernte er sehr schnell. Caleb umklammerte immer noch seine Flasche Whiskey und sah den Lehrer an. „Wiessso tun Sie daas?“, fragte er dann direkt. Falcon nahm ihm die Flasche weg und stellte sie auf einen Tisch. Verwundert über diese Aktion sah Caleb der Flasche nach und dann in das ernste Gesicht seines Lehrers. Das war doch ein ganz typisches Standpaukengesicht, oder? „Du trinkst zu viel für dein Alter.“ Kalt, beinahe analytisch, kamen die Worte über die Lippen des Mannes. Der blonde Junge starrte ihn nur an. „Und warum sitzt du überhaupt mitten auf der Straße herum? Hast du denn kein Zuhause?“ Es klang abermals eher wie ein Vorwurf. Nichts anderes vermochte man in diese Stimme hinein zu interpretieren. „Setz dich!“ Wurde er dann noch angewiesen und folgte dem Befehl recht rasch, woraufhin er auf der Couch Platz nahm. Falcon hatte die Tür mittlerweile geschlossen und kam nun zu Caleb. Natürlich setzte sich der Lehrer nicht. Er sah ihn einfach nur eindringlich an, hatte selbst ein Glas in der Hand, dessen Inhalt verdächtig bernsteinfarbig war, allerdings konnte er sich auch täuschen. „Möchtest du etwas zu trinken? Wasser?“ Die Frage wurde offenbar gleich selbstständig beantwortet, denn auf Sloans Reaktion wartete der Lehrer nicht, sondern drückte ihm ein Glas mit Wasser kurz darauf in die Hand. „Das Zeug macht dich kaputt. Du solltest lieber bei Eistee bleiben.“ Demonstrativ hob er sein Glas. Vielleicht zur Rechtfertigung? Ob darin wirklich Eistee war? Cal hatte es noch nicht geschafft ein weiteres Wort über die Lippen zu bringen. Die Situation war viel zu fremdartig und zu neu, um es einfach so zu verarbeiten. Es folgte ein ausführliches Gespräch. Anfangs war es noch so, dass eher hypothetisch um ein Thema herum geredet wurde. Letzten Endes konnte man es beinahe eine private, normale Unterhaltung nennen. Caleb war allerdings immer noch zu betrunken, um sich über den Fakt, alleine mit einem Mann in einem Raum zu sein, Gedanken zu machen. Nein, ganz im Gegenteil. Aus irgendeinem ihm unerklärlichem Grund, wollte er sogar hier bleiben. Es war bereits Abend geworden und Ethan war drauf und dran Caleb vor die Tür zu setzen. Ausgenüchtert war dieser nicht. Aber immerhin hatte er nicht weiter getrunken. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, bot Ethan Falcon schließlich an. Sloan ließ sich also nach einem kurzen Disput darauf ein. Er folgte dem Mann aus dem Haus und stieg in den schwarzen Lincoln ein. Dann wurde er in die St. Michael-Avenue gefahren. Der Blonde hatte sich geweigert seine gesamte Adresse preis zu geben. Und um ehrlich zu sein, wollte er nicht direkt vor's Haus gefahren werden. Also stieg er nun aus und kam noch kurz ans Fahrerfenster. „Danke... Mister F.; Das war sehr … nett von Ihnen“, sagte er also etwas zögerlich. Falcon sah ihn nur an und wartete ab, bis er fertig war. Doch anstelle noch etwas zu sagen, oder einfach zu gehen, lehnte Caleb sich durch das offene Fenster des Wagens vor und küsste seinen Lehrer. Zugegebenermaßen war es ein sehr seltsamer Augenblick. Einen Moment machte der Mann auch nichts dagegen, doch dann schob er Caleb aus dem Fenster wieder hinaus und sah ihn nur wieder so leer an. „Wir sind dann wohl fertig hier“, meinte er nüchtern und startete den Wagen, um auch sofort davon zu brausen. Leicht bedeppert blieb der Blonde zurück und wusste weder, wieso er das getan hatte, was ihn dazu trieb noch ob er wirklich nach Hause gehen sollte. Kapitel 4: Getting High (May 2018) ---------------------------------- Getting High (Mai 2018) Fünf Monate war es nun schon her, dass Aaron Schluss gemacht hatte. Fünf lange Monate. Und alles nur wegen Aarons unendlicher Eifersucht und einem Abend, der einfach nicht funktioniert hatte, wie er sollte. Dass Aaron selbst fremdgegangen war, das wusste Caleb noch gar nicht. Bisher existierte nur der Fakt, dass sein damaliger fester Freund von allem scheinbar so unendlich angepisst war, dass er Caleb satt hatte. Weil er noch keinen Sex mit ihm hatte, weil er nicht alle anderen männlichen Wesen der Erde ignorierte (wobei er ja auch definitiv nie Interesse an jemandem gezeigt hatte) und weil er an fucking Silvester irgendwann zu betrunken gewesen war, um noch aktiv nach Aaron suchen zu wollen, der sich scheinbar vor ihm versteckt hatte. Es war frustrierend, dass er Aaron immer noch nachtrauerte. Aber er hatte ja nicht nur seinen festen Freund an diesem Neujahrstag verloren, nein, er hatte auch seinen allerbesten Freund verloren mit dieser Trennung. Alle anderen waren nur Schatten von Freunden im Vergleich zu Aaron. Auch wenn selbst er nicht alles wusste, wusste Ace doch noch am meisten. Abigail war schon lange fort gezogen, Lukas war für viele Themen einfach kein guter Ansprechpartner. Und auch wenn er mittlerweile irgendwie mit Ryder befreundet war, konnte man mit dem auch nicht so wie mit Aaron reden. Ryder wollte immerzu aktiv etwas ändern. Zudem sprach er auch einfach viel zu viel über Sex. Ryan hatte auch etwas Abstand genommen, wobei Caleb sich gar nicht sicher war, weshalb. Aber er selbst änderte nichts daran, denn irgendwie.... hatte er einfach keine Lust auf Freundschaften. Auf all seine Freunde. Er wollte mit niemandem etwas unternehmen. War ihm doch egal, was die anderen alle trieben. Er saß wohl so viel wie nie zuvor zu Hause und versuchte einfach nur durch den Tag zu kommen. Manchmal erfolgreich, manchmal nicht. Jedenfalls hatte er mittlerweile eine Möglichkeit gefunden, die ihm über Frust und Leben hinweg half: Alkohol und Schmerztabletten. Eine Mischung, von der jeder abraten würde, doch er würde auch jedem von seinem Leben abraten. Warum also nicht wenigstens noch etwas Spaß haben, bevor man den Löffel eh abgeben musste? Nach dem er heute wieder eine Portion Vaterliebe abbekommen hatte und der Schultag ohnehin unheimlich beschissen gewesen war, wollte er mal wieder etwas Entspannung. Oder besser gesagt: erst Schmerz betäuben, dann alles betäuben. Und praktischer Weise gab es heute in diesem einen Club sogar billiger Getränke. Also machte Caleb sich fertig, richtete sich ordentlich her, verdeckte die sichtbaren Verletzungen und nahm seine Packung Schmerztabletten – sprich Ibuprofen – mit. Dann noch etwas Geld und es konnte losgehen. Selbstverständlich war der Club nicht für unter 21 Jährige erlaubt. Offiziell. Caleb hatte mittlerweile aber einen Weg gefunden, um dennoch rein zu kommen und sogar trinken zu können. Bisher war er nicht aufgeflogen. Er warf noch vorher eine der Ibus ein um die Schmerzen sämtlicher Prellungen ausblenden zu können und ging feiern. Was er nicht wusste, war allerdings, dass sich in seinem Tablettenvorrat nicht nur Ibuprofen befanden, sondern auch XTC. Erst recht wusste er nicht, dass diese in seinen Vorrat gerutscht waren, als er letztes Jahr noch bei Aaron gewesen war und seine Tabletten herausgefallen waren. Denn niemals würde er auf die Idee kommen, dass bei Aaron XTC herum kullern könnten. Jedenfalls wusste der Blonde nicht, dass er da eben keine Ibu sondern ein XTC erwischt hatte. Selbstverständlich floss Alkohol, die ersten zwei Becher leerte er zu Beginn des Abends bereits und danach verlor er doch glatt den Überblick. Es ging ihm schon nach einer Weile so viel besser, dass er vollkommen vergessen hatte, dass sein Körper übersät war mit grünen und blauen Flecken, Blutergüssen und Prellungen. Caleb fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Und als er dann ein weiteres Mal an die Bar des Clubs ging, begegnete er Ryder Flynn. Ausgerechnet ihm. Und es kam ein breites Grinsen über Calebs Lippen. „Heeyy~ Cal! Wie bist du denn hier rein gekommen? Hast du dich verlaufen?“, scherzte Ryder und klopfte ihm auf die Schulter. Sloan grinste noch breiter. „Genau so wie du wohl. Und nein, ich hab mich nicht verlaufen. Ich bin hier zum feiern!“, rief der Blonde gegen die laute Musik an. „DU? Und feiern? Mit einem Lächeln im Gesicht? Was ist denn heute schief gelaufen?“, Ryder schien das noch zu sehr zu faszinieren. „Ich trinke gerne, ich mag Musik, ich feier gerne. Und heute ist einfach... ein so verdammt schöner Tag!“ Im Prinzip war das eine falsche Aussage. Aber gerade im Moment fühlte es sich so an. Und gerade im Moment durchflutete ihn eine Hitzewallung, die er so noch nie gespürt hatte. „Ganz schön warm hier drinnen, nicht wahr?“, stellte er dann eher fest und fächerte sich ein bisschen Luft zu. „Warm? Heiß wohl eher! Falls du dich von Kleidung trennen möchtest... ich helf gerne“, witzelte Flynn. Oder zumindest glaubte Caleb gerade, dass das eher als Witz gedacht war und grinste nur breit. „Ne passt schon! Aber ich hab Bock zu tanzen!“ Und da waren die beiden auch ernsthaft schon auf der Tanzfläche. Sein Tanzstil war wie eigentlich immer sehr fragwürdig. Allerdings wusste das Ryder ja bereits und all die anderen Menschen um ihn herum waren ihm eh völlig egal. Viel verwunderlicher war wohl wie unglaublich gut gelaunt der junge Sloan war und wie offen. Es kam sogar dazu, dass er sich von Ryder antanzen ließ, es sogar nahe zu selbst provozierte, dass Ryder ihn antanzte. Doch der wohl überraschendste Moment war angelangt, als Caleb richtigen Körperkontakt zuließ. Er legte seinen Arm um Ryder, ging mit diesem wieder zur Bar und holte sich noch einen Drink. Er lehnte sich sogar an den Dunkelhaarigen an. Die Berührungen und der leichte Körperkontakt waren ein unheimlich angenehmes Gefühl. Die Wärme in ihm schien nun sogar noch mehr zu steigen und er trank eigentlich nur aus purer Gewohnheit weiter. Wirklichen Durst hatte er nicht, Hunger ohnehin nicht. Es ging wieder auf die Tanzfläche und erneut blühte er auf und nun tanzte er sogar selbst Ryder an. Von hinten. Ließ seine Hände über dessen Seite gleiten und drückte sich selbst etwas an seinen Rücken. Den Kopf hatte er einen Moment einfach auf Flynns Schulter gelegt, doch da wurde auch schon verkündet, dass die Disco nun schließen würde. Es war noch nicht einmal drei Uhr nachts und Cally hatte absolut nicht vor nach Hause zu gehen. Die Nacht war noch so jung! Ryder schien allerdings auch andere Pläne zu haben und schüttelte den Blonden ab. Da er nicht heim wollte und noch vieel zu gut gelaunt war, um zu schlafen (ganz davon zu schweigen, dass er auch aufgedreht war) lief er etwas durch die Gassen Churninghams und setzte sich schließlich auf eine Bank im Park. Es war wie ausgestorben hier, was bei der Uhrzeit kein Wunder war. Er sah einfach nur in den Himmel zu den Sternen auf. Nach einigen Minuten hörte er Schritte, allerdings sah er sich nicht um. Es war egal, wer das war. Würde schon nichts passieren. Was konnte schon passieren? Seine Gedanken waren so unglaublich positiv, komplett verschleiert und benebelt. Er fühlte sich so leicht und es war so unglaublich warm. Noch immer. Zwei Personen kamen auf ihn zu und blieben stehen. Er sah nicht zu ihnen. „Ich hab doch gesagt, dass er es ist.“ „Und wenn's die Königin von Pisa wäre, wäre es mir auch egal! Lass uns gehen, es wird kühl!“ „Wir können ihn doch nicht einfach so hier sitzen lassen.“ „Sieh doch. Er lächelt! Scheint alles bestens zu sein.“ „Du bist der furchtbarste Mensch, den ich kenne! Wirklich! Er holt sich sicher eine Erkältung, wenn er so hier sitzen bleibt.“ Und da tauchte eine Hand in seinem Gesichtsfeld auf. Er blinzelte und sah nun doch vor sich. Zwei Männer standen da. Der eine war sehr jung, hatte ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht und schien voller Elan, während der andere... genau das Gegenteil zu sein schien. Es war als verfolgten sie ihn. Sein Englisch- und Mathelehrer. Doch er war viel zu gut gelaunt, um das anzumerken. „Komm Caleb, wir bringen dich nach Hause“, meinte Fitzherbert und half dem Blonden auf. Caleb ließ es mit sich machen und kippte prompt ein bisschen gegen den brünetten jungen Lehrer. „Nich' nach Hauze... dazzz iz gar keine gute Idee~“, lallte Caleb dann noch immer mit einem glückseligem Lächeln auf den Lippen. Der junge Mann sah zu dem dunkelhaarigen älteren Lehrer. Ein kurzer Moment des Schweigens, dann seufzte der ältere ergeben und damit war es wohl abgemacht. Caleb wurde mit in das Haus des Mathelehrers gebracht. Man löste ihn von Fitzherbert, der wirklich unheimlich gut roch und so eine angenehme Körpertemperatur hatte und verfrachtete den Jungen auf das Sofa. Er hörte noch Gemurmel im Flur, dann fiel die Tür ins Schloss. Mit schweren Schritten kam Falcon in das Wohnzimmer und stellte Caleb ein Glas Wasser hin. „Trink!“, forderte er ihn unwirsch auf. „Kein'n Durs“, nuschelte Cal und richtete sich vom Sofa etwas auf. Müde war er noch lange nicht. Dafür war ihm aber immer noch so unglaublich heiß und ihm fehlte der Körperkontakt. Ironisch.... Sonst wollte er nie welchen. „S' häng'n imma mim Fi'zherber' ab... läuf' da waz?“, fragte er seinen Lehrer dann auch gleich und setzte sich nun direkt neben den Mann, fixierte dessen Gesicht mit seinem Blick. Einen Moment lang blieb seine Miene scheinbar ernst, dann wanderte sein linker Mundwinkel in die Höhe. Caleb Sloan grinste. Falcon gab ein abfälliges Schnauben von sich und grinste seinen Schüler leicht amüsiert an. „Mister Fitzherbert – sicherlich erinnerst du dich, dass man so seine Lehrer anspricht – ist ein Kollege, mehr nicht.“ „Ah... a'hso... na dann.“ Caleb kratzte sich hinter dem Ohr und ließ seine Hand dann einfach fallen, ganz so als besäße er keinerlei Muskeln, um den Fall zu steuern. Er gluckste leise auf, als seine Hand auf seinem Oberschenkel aufkam. Allerdings nicht deswegen, sondern viel mehr wegen der Geschichte mit Fitzherbert. Natürlich lief da nichts. „Was lachst du?“, fragte der Mann und musterte den Jungen einen Augenblick. „A'h nichz... öhm könn' 'ch noch bissl was zu trink'n ham?“ Natürlich meinte er nicht Wasser, denn das Wasserglas stand unberührt vor ihm. Doch Ethan schien zu verstehen und stand auf, brachte ihm ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit. „Aber komm nicht auf die Idee, dass du mehr bekommst“, meinte er noch, ehe er sich selbst etwas einschenkte. Und wie er mehr zu trinken bekam! Aber auch der Mann trank noch ein wenig und die Laune des Blonden wurde von Minute zu Minute besser. Es gab Anspielungen. Falcon fragte ihn sogar, warum er bei einem Lehrer, von dem man sagte, dass er mit seinen Schülern schlief, zu Hause saß und trank. Ha! Was für eine komische Frage! Als habe er das gewusst. Aber doch war es ihm anfangs egal. Bis wieder die Hitze durch ihn rollte. „'Ss ziemlich heiß hia drinn“, bemerkte der junge Sloan und zog sein Shirt aus. Er wusste auch gar nicht so recht, wie es genau dazu kam, aber es hatte nicht lange gedauert bis sich plötzlich ihre glühenden Körper aneinander pressten. Dieses Mal wurde sein hungriger und gieriger Kuss erwidert. Die großen Hände des Mannes hielten für einen Moment seinen Kopf fest, ehe eine in Calebs Nacken, die andere an seinem Rücken hinunter wanderte. Für diese Nacht war all sein Kummer und seine Sorgen vergessen. All das, was ihn beschäftigte gab es nicht mehr. Es gab nur ihn, Ethan und diese unglaubliche Hitze. Jede einzelne Berührung löste ein wahres Feuerwerk an Gefühlen aus, er konnte gar nicht genug davon bekommen. Sogar ein ganz einfacher normaler Hautkontakt war so angenehm wie noch nie etwas zuvor. Einfach alles fühlte sich großartig an. Ethan half Caleb aus seiner Jeans und der Junge erwiderte diesen Gefallen bei dem Mann. Das letzte Stückchen Stoff war schnell entfernt und dann konnte wohl keiner der Beiden noch leugnen, wie sehr ihnen das hier gefiel. Während Ethan Caleb ins Ohr wisperte, was für ein intelligenter Junge er war, wanderte die Hand über den Rücken, zu dessen Hintern und dann nach vorne an seine Erregung. Caleb währenddessen hielt den Mann an den Lenden fest und versuchte ihn enger an sich zu pressen, drückte seinen Brustkorb gegen die warme und raue Haut des Erwachsenen. Einige Küsse wurden auf Calebs empfindliche Ohren gesetzt, dann wanderten diese zu seinem Hals. Ethan drehte den Jungen mit einer gekonnten Bewegung um und drückte ihn nochmals an sich. Sloan konnte den harten Schwanz seines Lehrers deutlich an seinem Hintern und Rücken spüren. Und sogleich griff der Mann wieder beherzt vorne zu. Caleb versuchte Ethan noch näher an sich zu pressen. Noch nie hatte er so ein Verlangen jemanden an sich zu spüren oder sogar in sich. Worte waren mittlerweile schon überflüssig. Hier und da entwich einem der beiden ein leises Keuchen oder Stöhnen, doch es war nichts lautes, kein Schreien, nichts Auffallendes. Der einzige laute Laut kam von Cal als der Lehrer tatsächlich in ihn eindrang. Er hatte ihn sogar gedehnt, darauf vorbereitet. Etwas, was der Junge gar nicht kannte. Das Gefühl an und für sich vielleicht schon, aber es war nie so angenehm, so schön gewesen. Mit einigen kräftigen Bewegungen stieß Ethan in das blonde Mathe-Ass und verpasste dabei allerdings nicht, sich auch um die Bedürfnisse seines Schülers zu kümmern. Wie lange das Spielchen dauerte, war ungewiss, beide waren viel zu vertieft, keiner achtete darauf. Jedenfalls kamen beide wunderbar auf ihre Kosten. Am nächsten Morgen erwachte er auf einer Couch. Sie war ihm nicht unbekannt, das war ganz eindeutig die Couch seines Mathelehrers. Aber wieso war er hier? Was tat er hier? Er richtete sich langsam und träge auf. Ein Stechen ging durch seinen Schädel und er drückte sich die linke Hand an die Schläfe. Zwei Gläser standen auf dem Beistelltisch, ein volles Wasserglas. Daneben lag eine zerrissene Kondompackung.... unter dem Tischchen lagen Klamotten. Caleb richtete sich vollständig auf und sah sich hektisch um. Seine Klamotten! Und tatsächlich hatte er absolut gar nichts mehr an, als er unter der Decke an sich herab sah. Oh verdammte Scheiße! Das hier war viel zu eindeutig. Etwas übereifrig griff er nach seiner Boxershort und wollte die eben anziehen, als der Mann ins Wohnzimmer kam (nur in Unterwäsche) und an ihm vorbei lief, so als sei er gar nicht da. Einen Moment sah er ihm nach, dann drehte sich Ethan Falcon um und sah in das entsetzte Gesicht seines Schülers. „Keine Sorge, das wird nie jemand erfahren und vorkommen wird es auch nicht noch einmal.“ Einem Anderen hätte dieser Satz vielleicht das Herz aus der Brust gerissen, doch für Sloan war es Erleichterung, die über sein Gesicht schwappte. „Oh und trink dein Wasser! Bevor es komplett abgestanden ist.“ Der Lehrer ging in die Küche, machte Toast und Kaffee. Er forderte den Blonden sogar dazu auf etwas zu essen, doch mehr als ein trockenes Toast schaffte er nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)