Bright Eyes von KleineEidechse ================================================================================ Kapitel 1: Bright Eyes ---------------------- Leuchtende Augen Geblendet von der Angst vor dem Leben Betrogen vom Sonnenaufgang ‚Nur eine weitere Närrin.’ Wie er es gehasst hatte, das Personal hinter seinem Rücken so über sie reden zu hören. Jedes Mal, wenn er gekommen war um sie durch die verspiegelte Scheibe zu beobachten, wie sie mit leeren, glanzlosen Augen ins Nichts starrte, hatte er sie hinter seinem Rücken flüstern gehört. Keiner hatte ihr helfen können, niemand wusste, was mit ihr geschehen war. Die Ärzte hatte sie aufgegeben und hier eingesperrt, zu ihrer eigenen Sicherheit, wie sie sagten. Man hatte ihm erklärt sie wäre in sich selbst eingesperrt, doch er wusste es besser. Er hatte gesehen wie sie sich verändert hatte. Er wusste warum ihre sonst so leuchtenden Augen mit den Jahren trüb geworden waren. Er wusste warum sie blind für die Realität geworden war, hatte gesehen mit welchen Problemen sie schon in so jungen Jahren zu kämpfen gehabt hatte. Keiner hatte ihm geglaubt. Anfangs hatte er sie noch besuchen dürfen. Dann hatten ihre Augen für einen kurzen Moment wieder angefangen so zu leuchten wie früher. Immer dann, wenn er sie in seinen schützenden Armen gehalten hatte. Denn das war es, was er immer getan hatte. Er hatte sie beschützt vor dem Leben, das sie leben musste. Er war es gewesen, der immer an ihrer Seite gestanden hatte. Doch irgendwann hatten sie ihn gewaltsam von ihr fortgezerrt. Sie hatte geweint, geschrieen, gefleht er solle bei ihr bleiben, aber er war gezwungen worden zu gehen. Seit dem war es ihm nur noch erlaubt sie durch die verspiegelte Scheibe zu sehen. Stundenlang saß er vor dem Glas und beobachtete die junge Frau, die ganz in weiß gekleidet auf der Fensterbank saß und ins Nichts starrte. Sie redete seit diesem Tag kein Wort mehr. Es war schon ein Wunder, wenn sie überhaupt eine Regung zeigte. Dieses Weiß. Es war ein Symbol für ihre unschuldige Art, die sie nie verloren hatte. Sie sagten immer wieder sie wäre in sich selbst eingesperrt. Aber er wusste was passiert war. Kannte ihre Angst vor dem Leben. Wusste dass die Angst ihr Leuchten in den Augen hatte erblinden lassen. Sie war der Grund warum sie sich in eine Welt geflüchtet hatte, in der ihr das Leben nichts anhaben konnte. Eine Welt in der ihre kindlichen Augen leuchten konnten, ohne dass jemand fähig war diesen Glanz zu zerstören. Eine Welt in der sie stark war und niemals Angst haben musste. Er war sich sicher, dass er ihr hätte helfen könne, doch man hatte ihn nicht gelassen. Sie hatte sich isoliert von der Welt und er wusste, dass diese Isolation für sie zu Hause, Sicherheit, Geborgenheit bedeutet hatte. Doch etwas Entscheidendes hatte gefehlte in dieser Welt und daran war sie zu Grunde gegangen, das wusste er. Das was gefehlt hatte, war er selbst gewesen. Sie hatte ihn oft als Zauberer bezeichnet, weil er derjenige gewesen war, der das Leuchten in ihre verängstigten Augen gezaubert hatte. Irgendwann jedoch war auch für sie die Erlösung gekommen und er hatte sie gefunden an dem Tag. Niemand wusste, wie sie es geschafft hatte zu entkommen. Das Weiß ihrer Kleidung war getränkt gewesen mit dem Rot ihres Blutes und er hatte gewusst, dass die Nachricht, die sie an der weiß gekalkten Wand hinterlassen hatte an ihn gerichtet gewesen war. Jetzt stand er hier und las genau die gleichen Worte auf dem marmornen Stein, der auf ihrem Grab ruhte. Doch die letzte Zeile stand nicht darauf, die würde er immer in Erinnerung behalten, genau so wie ihre leuchtenden Augen. ...Kein Zauberer an meiner Seite... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)