Fesselnde Angst von Luiako (~Wenn Liebe zur Angst wird!~) ================================================================================ Kapitel 8: "Fesseln - 6" ------------------------ Mein Nacken schmerzt. Mein Magen knurrt laut. Wegen der peinlichen Sache mit Jaden bin ich heute nicht mit den anderen essen gegangen, obwohl Kuririn mich deswegen fast gefoltert hätte. Es ist schon dunkel, und mein Magen scheint sich gerade aufzulösen. Ich muss dringend aus den unbequemen Klamotten raus und in warme Socken schlüpfen, sonst werde ich krank. Erschöpft tippe ich mein Code ins Display und freue mich auf die Käsenudeln, die im Kühlschrank warten, meine Kuschelsocken und eine Folge Friends. Nur kurz aufwärmen, dann - Hallo? Was ist da los? Die Tür rührt sich nicht. Kein Summen, kein Nachgeben. Irritiert starre ich aufs Display. Habe ich eine falsche Nummer eingegeben? Nein, das ist unmöglich. Es sind schließlich Zahlen. Ich werde diesen Code noch in siebzig Jahren einer Pflegerin im Altersheim vorbeten können. Ich kann mich nicht vertippt haben. Trotzdem versuche ich es noch einmal, etwas langsamer. Und … wieder nichts. Die blöde Tür bleibt verschlossen, nicht mal das übliche Summen des automatischen Öffners ertönt. Sauer rüttle ich am Türgriff, aber der Stahl bewegt sich kein Stück. Na herzlichen Glückwunsch, ausgerechnet heute! Dieser Tag ist doch verflucht, ganz eindeutig. Mir wird warm. Dritter Versuch. Ganz langsam. Ich kneife die Augen zusammen und starre auf meine Finger. 7389412. der Code ist definitiv korrekt, das kann doch nicht … „Verdammt“, murmle ich, als auch dieser Versuch vergeblich bleibt. Genervt krame ich das Handy aus meiner Hosentasche und wähle die Notrufnummer, die auf dem Aufkleber neben der Tür steht. „Waldstrike & Baro.“ Oha, da hat einer noch schlechtere Laune als ich. Und sie wird durch diesen Anruf nicht besser werden. „Goku Son hier, Capsule Corporation bei Bulma Briefs. Mein Code funktioniert nicht, aber ich habe ganz sicher die richtige Nummer eingegeben.“ „Moment.“ Es knackt in der Leitung, dann rauscht es, und ein hässliches Midifile mit Clementine ertönt. Ich muss das Telefon ein ganzes Stück von meinem Ohr weghalten, damit ich keinen Hörsturz erleide. „Hallo? Hören Sie? Sind sie sicher, dass Sie den richtigen Code eingege ...“ „Ich bin doch nicht dämlich. Ich bin zwar Kampfsportlerin aber ich vergesse niemals eine Zahl. Da muss ein Systemfehler vorliegen, den Sie bitte umgehend beheben.“ „Moment.“ Es knarzt. Verdattert starre ich das Handy an, das blöde Lied klimpert erneut. Zweite Strophe. Wie unverschämt ist das denn? Zu allem Unglück höre ich nun auch noch Schritte auf der Treppe. Feste Schritte, eindeutig männlich. Hastig wende ich dem Treppenhaus den Rücken zu und trommle ungeduldig mit den Fingern gegen die Tür. Beeil dich, lieber Notdienst-Mann! Bevor er … „Hey, Mrs Frost.“ Ich drehe mich nicht zu ihm um, sondern deute nur mit der freien Hand auf das Handy an meinem Ohr und ziehe entschuldigend die Schultern hoch. Mir dröhnt schon der Kopf von dem nervtötenden Geplärre im Hörer, aber immer noch besser, als mir von diesem Chauvi blöde Sprüche über einen pinken Häschen-vibrator anhören zu müssen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er übertrieben vorsichtig auf Zehnspitzen an mir vorbei zu seiner Tür schleicht. Sehr witzig. Erleichtert registriere ich, dass er seine Tür zuzieht, und drehe mich wieder um, damit ich nicht weiter gegen die Wand starren muss. Oh my darling, oh my daaaarling Clementine … Knacken im Telefon. „Hallo? Hören Sie?“ „Ja, ich bin noch dran. Trotz der schrecklichen Musik.“ Der Typ am anderen Ende räuspert sich. „Tut mir leid, es scheint eine Störung in der Leitung zu geben. Wir müssten das Display aufschrauben und die Drähte überprüfen, aber es wird ein bis zwei Stunden dauern, ehe der Notdienst bei Ihnen sein kann. Sie sind heute Abend leider nicht die Einzige mit diesem Problem.“ „Ein bis zwei Stunden? Das soll wohl ein Witz sein?“ Entsetzt sinke ich auf die obere Treppenstufe. „Ich war den ganzen Tag Trainieren, bin müde und hungrig und will in meine Wohnung. Wie stellen Sie sich das vor?“ „Wir beeilen uns, versprochen. Aber ich kann nicht genau abschätzen, wie lange es dauern wird.“ „Schon okay.“ Zähneknirschend schaue ich auf meine Armbanduhr. Halb neun. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als mein Sofa und was zu essen. Irgendwas, Hauptsache, ich kann mich danach rasch ins Bett verkriechen. „Ich warte. Und wehe, wenn in einer Stunde keiner da ist. Ich komme um vor Hunger.“ „Wir bemühen uns, aber ich kann nichts versprechen.“ Ja, schon kapiert. Offenbar hat der das Standardwerk Wie man lästige Kundenbeschwerden abwimmelt neben sich liegen und liest daraus ab. Es hilft nichts, ich muss hier wohl oder übel ausharren. Aber kein Problem. Mein Zweitname könnte Geduld lauten. Ich hab die quasi erfunden. Nach einer Weile geht das Licht im Treppenhaus wieder an. Irritiert beende ich das Sudoku-Spiel auf meinem Handy und drehe mich um. Mein Nacken gibt ein beunruhigendes Knacken von sich. Keine Ahnung, wie lange ich schon hier auf der Treppe sitze. „Ist das nicht ein bisschen kalt? Nicht, dass du dir die Blase verkühlst.“ Mein Nachbar steht in seiner Tür und mustert mich mit geneigtem Kopf. Von seinen schönen schwarzen Haaren fällt eine Haarsträhne in sein schönes Gesicht. „Kein Problem, meine Blase ist sehr robust.“ „Trotzdem. Was ist eigentlich passiert? Schloss kaputt?“ Er deutet mit dem Kinn auf mein Display. „Technischer Fehler, sagt der Kundendienst. Der gleich hier sein sollte“, brumme ich unwirsch. „Komm rein und warte bei mir. Ist gemütlicher.“ Es klingt nicht wie ein Vorschlag, sondern eher wie ein Befehl. Der Tonfall lässt mich erstarren. „Nein, danke“, antworte ich frostig. „Ich sitze gern hier. Die Luft ist … ganz gut.“ Er lacht laut. Das Geräusch hallt von den Wänden wider. „Sei nicht albern, Kakarott. Es ist duster, zugig und ungemütlich. Außerdem hast du heute Morgen was bei mir vergessen.“ Wütend beiße ich die Zähne aufeinander und halte mich am Handy fest. (Woher weiß er meinen richtigen Namen?) Meine Wangen werden schon wieder ganz warm, und das regt mich so auf, dass gleich noch mehr Blut in meinen Kopf strömt. Aber leider hat er recht; ich spüre schon ein leichtes Brennen in der Blase. „Ich hoffe, es dauert nicht lange“, sage ich entschuldigend und schlüpfe an ihm vorbei in die hell erleuchtete Wohnung. Neugierig lasse ich den Blick durch sein Loft schweifen, das genauso groß ist wie meins. Aber viel … eingerichteter. Eine sehr männlich anmutende Mischung aus Leder und braunem Holz. Im Gegensatz zur meiner besteht seine Wohnung nur aus einem einzigen großen Raum; eine kleine Küchenzeile trennt den Wohnbereich von seinem Bett. Man sieht auf dem ersten Blick, dass der Bewohner gastfreundlich ist und gern Freunde bewirtet. Alles ist großzügig und darauf angelegt, viele Menschen um sich zu scharen. Ein langer Tisch mit zwei Holzbänken steht in der Mitte vor den riesigen Fenstern. Überall liegen Dinge herum, es sieht bewohnt und lebendig aus. „Du liebe Zeit, hast du einen Sammeltick oder was?“, frage ich mit aufgerissenen Augen, als mein Blick an die Decke gleitet. In meinem ganzen leben habe ich noch nicht so viele CD´s, DVDs und Bücher auf einmal gesehen, da würde der Virgin Megastore vor Neid erblassen. Direkt neben der Küche baumelt ein brauner Boxsack von der Decke. Hinter mir fällt die Tür ins Schloss. Ich schnuppere und rieche … gebratenes Fleisch. Oh Kami. Mein Magen tanzt einen Twist und gibt gleichzeitig Geräusche von sich. Leider steht auf dem Tisch nur ein einzelner Teller. Enttäuschung breitet sich in mir aus. „Ich will dich nicht stören“, sage ich verlegen. Mit Handy in der Hand stehe ich stocksteif neben der Tür, wie bestellt und nicht abgeholt. „Kein Problem. Ausnahmsweise hab ich heute nichts vor. Setz dich.“ Er deutet auf die Bank. Zögerlich folge ich seiner Einladung. Meine Füße fühlen sich an, als wären sie gefroren. „Möchtest du was trinken? Bier, Wein, Champagner …?“ Er öffnet einen riesigen amerikanischen Kühlschrank und sieht mich fragend an. „Ich trinke keinen Alkohol, danke.“ Unruhig rutsche ich auf der Bank herum. „Ein Wasser vielleicht?“ „Wasser, hm. Klar.“ Ich bin erstaunt, dass er nicht nachfragt. Normalerweise werde ich gelöchert, wenn ich sage, dass ich nicht trinke. Fährst du? Bist du Schwanger? Krank? Sobald ich all diese Fragen verneint habe, setzen die Leute einen mitleidigen Gesichtsausdruck auf. Als ob einem das Leben entginge, nur weil man keinen Alkohol trinkt. Was für ein Quatsch. Dankbar nehme ich das Glas entgegen, das er mit gefiltertem Leitungswasser gefüllt hat, und trinke einen Schluck. Mein Magen knurrt so laut, dass ich mich fast selbst nach einem Raubtier im Raum umsehe. Himmel, wie peinlich! Ich presse beide Arme gegen den Bauch, um das Geräusch zu unterdrücke, aber zu spät. Er hat es natürlich gehört. „Oh Mann, sorry. Du hast Hunger! Ich bin leider kein besonders guter Koch, mehr als ein Steak kriege ich nicht hin. Aber dafür ist das in der Regel wirklich gut. Isst du so was?“ „Nein, nein. Ist schon gut, du musst mir nichts anbieten“, wehre ich eilig ab. Ich fühle mich in meinem Trainingsanzug so fehl am Platz wie der Papst in einer Tabledance-Bar. Gleichzeitig rührt sich etwas in mir, das mich fast an Neid erinnert. Aber das ist natürlich Blödsinn. Worauf sollte ich neidisch sein? „Keine Widerrede, es ,macht mir nichts aus. Außerdem kann das noch dauern mit dem Notdienst. Also, isst du Fleisch?“ „Ja, sicher“, sage ich und trinke wieder einen Schluck. Meine Füße tauen langsam auf, es ist angenehm warm bei ihm. Während ich zusehe, wie er ein riesiges Steak aus dem Kühlschrank holt und die gusseiserne Pfanne auf den Gasherd zurückstellt, ziehe ich meine Jacke aus. Vegeta brät das Fleisch, und ich betrachte weiter seine Wohnung. Natürlich fängt mein Gehirn an, die Bücher zu zählen, die sich über mir türmen. Himmel, warum kann ich das nicht lassen? Und wann wird er mir blöde Sprüche wegen des Vibrators an den Kopf werfen? Mein Blick fällt auf das antike Bild an der einen Wand, auf dem ein wunderschöner Roter Planet zu sehen ist, und das wirkt wie als sei es auf einem Altar gestellt. Doch dann entdecke ich den pinken Plastikhasen daneben und spüre, wie ich schon wieder knallrot anlaufe. „Ich muss mich entschuldigen“, sage ich so schnell, dass meine Zunge sich fast überschlägt. „Wegen heute Morgen. Meine Freundin hat mir das Ding vor die Tür -“ „Ich weiß.“ Er hat sich noch immer nicht zu mir umgedreht, und ich beobachte argwöhnisch seinen schönen Rücken. (Warum sage ich als zu ihm schön?) Wenn er über mich lacht, gehe ich wieder. Lieber hole ich mir eine Nierenbeckenentzündung, als mich von ihm auslachen zu lassen. Zum Glück wendet er einfach nur weiter das Steak. Ohne zu lachen. Es zischt erneut, Dampf steigt aus der Pfanne auf. „Ist okay, ich fand`s lustig. Und wer ist Jaden? Dein Freund?“ Ich schlucke trocken. Natürlich hat er Chichis Nachricht gesehen, im Gegensatz zu mir. Aber ich habe heute schon schlimmere Situationen überstanden, also was soll`s. „Ein Kollege aus dem Training.“ „Und du stehst auf ihn.“ Es ist eine Feststellung, keine Frage. Mir wird mulmig. Will ich ausgerechnet mit ihm darüber sprechen? Eher lernen Schweine fliegen! „Vielleicht. Kann sein. Was geht’s dich an?“, frage ich zickig. „Ich habe gesagt, dass es mir leidtut, und -“ „Entschuldige mal, aber wenn mir meine attraktive Nachbarin einen Vibrator in die Hand drückt, mit dem sie üben soll, bevor sie mit einem anderen Kerl vögelt, will ich natürlich gern wissen, wer der Typ ist. Vielleicht bin ich … neidisch?“ Vegeta dreht sich zu mir um, und ich bete inständig, dass die Holzdielen unter meinen Füßen plötzlich bersten und mich in die untere Etage befördern. Denn mein Gesicht ist garantiert heißer als das Steak in der Pfanne. „Als ob du neidisch auf andere Männer sein müsstest. Du hast doch genug zu tun in dieser Hinsicht.“ Ich lache, um meine Verlegenheit zu überspielen. Er überlässt das Steak sich selbst und beugt sich zu mir runter. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, weil er mich so intensiv ansieht, als ob er Geheimnisse aus mir herauskitzeln wollte. „Weiß er, dass du scharf auf ihn bist?“ „Nein, ich … Herrgott, Vegeta, was soll das? Was interessiert dich mein Sexleben?“ (Mein nicht existentes Sexleben, aber das ist das Letzte, was ich ihm verraten würde) „Ich lasse dich ja auch an meinem teilhaben, also ...“ Ich schnappe empört nach Luft. „Ich nehme höchst unfreiwillig daran teil, wie du wohl weißt! Also steck deine lange Nase nicht in meine Angelegenheiten. Außerdem hat sich das mit Jaden sowieso erledigt.“ „Ach ja?“ Vegeta richtet sich auf und kümmert sich wieder um das Steak. „Und wieso?“ „Weil ich … egal.“ Ich beiße mir auf die Lippe. Wenn das blöde Steak nicht so köstlich duften würde, dass sich mein Magen schon voller Vorfreude zusammenzieht, würde ich aufstehen und zurück in den Flur gehen. „Komm schon. Du kannst mich nicht erst mit einem Vibrator heiß machen und dann das Spannendste verschweigen.“ Er verzieht den Mund zu einem Grinsen. „Wenn du mich auslachst ...“, warne ich. Vegeta hebt abwehrend beide Hände, in der linken noch immer den Pfannenwender. „Hey! Sehe ich aus wie ein Arschloch?“ „Erwarte bitte keine Antwort auf diese Frage“, gebe ich zurück, und wir müssen beide lachen. Gleichzeitig. Sein Lachen ist angenehm, warm, und ich habe nicht das Gefühl, dass er sich über mich lustig macht. Stattdessen wirkt er ehrlich interessiert. Beinahe vertrauenswürdig. Also erzähle ich ihm doch, was im Trainingsraum passiert ist, und zu meinem Erstaunen lacht er mich nicht aus. Ich muss zugeben, wenn man seine grimmige Art zu schauen ignoriert, dann sieht er sogar ganz nett aus. Wie jemand, mit dem man gern befreundet sein möchte. Jemand, mit dem man in einem Pub sitzen und Bier trinken will. „Wenigstens weiß er nun, woran er bei dir ist. Männer mögen das.“ Ich zucke mit den Achseln. „Bisher hat er sich nicht besonders für mich interessiert. Und jetzt ist es nur noch peinlich.“ „Ich find´s gut, wenn Frauen offen sagen, was sie wollen. Vielleicht ist er froh, dass du den ersten Schritt gemacht hast.“ „Hm“, brumme ich nur kurz und sehe ihm weiter beim Kochen zu. Fast fühlt es sich so an wie ein erstes Date: vorsichtiges Antasten, angespannte Stimmung. Großer Kami, was denke ich denn da gerade?, weise ich mich kopfschüttelnd zurecht. Nur um mich gleich darauf dabei zu erwischen, wie ich fasziniert seinen schönen Rücken betrachte. Wenn er das Fleisch wendet, sehe ich, wie seine Muskeln unter dem Shirt spielen. Es spannt stark um die Schultern, die Bewegungen halten meinen Blick gefangen. Dann wandert er tiefer, landet auf seinem Hintern, und ich kann nicht mehr wegsehen. Sein Schweif betont die schmale Hüfte, die Hose betont die prallen Pobacken. Eine seltsame Wärme steigt in mir auf. „Medium oder roh?“ Ich zucke ertappt zusammen und schaue wieder nach oben. Oh Kami, er hat den Kopf zu mir gedreht und ganz bestimmt gesehen, wie ich ihm auf den Hintern gestarrt habe. Meine Halsschlagader fängt an zu pochen. „Durch, bitte“, sage ich schnell und bete, dass er es nicht gemerkt hat. Er lacht. „Na klar. Durch. Wie sie wünschen, Mrs Frost.“ „Ich heiße … Ach, vergiss es.“ Grinsend strecke ich die Beine aus. Meine Leggings ist fast trocken, und in meine Zehen ist Leben zurückgekehrt. Ich bin kurz davor, mich wohl zu fühlen. „Et voila – ein perfekt durchgebratenes Steak.“ Er stellt einen riesigen Teller mit einem köstlich duftenden Fleischstück vor mir ab und legt Messer und Gabel daneben. Richtige Steakmesser, ich liebe es. Er hat sogar ein paar grüne Salatblätter neben dem Fleisch drapiert und Öl darübergeträufelt. Hungrig fange ich an zu essen, während er sich mir gegenübersetzt und das Kinn auf eine Hand stützt. Erst nach fünf Bissen wird mir klar, wie unhöflich ich mich gerade verhalte. „Entschuldige bitte, aber ich hatte entsetzlichen Hunger.“ „Ich sehe Frauen gern beim Essen zu. Zumindest Frauen mit Appetit. Manche zählen beim Essen die Kalorien, total unsexy.“ Ich lächle, um mich nicht zu verraten. Zwar zähle ich kein Kalorien, dafür aber die Bissen und Kaubewegungen. Zumindest wenn ich nicht fernsehe beim Essen, dann bin ich zum Glück abgelenkt. „Wann bist du denn hier eingezogen?“, frage ich neugierig zwischen zwei Bissen. Das Steak ist perfekt, und mein Bauch möchte Kniefälle machen vor Dankbarkeit. „Vor drei Tagen.“ Er nimmt einen Schluck aus der Bierflasche und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand hinter ihm. Erstaunt sehe ich ihm in die Augen. „Ich wohne seit drei Monaten hier und hab dich bis vor kurzem noch nie gesehen? Geschweige denn gehört.“ (Okay, das konnte ich mir nicht verkneifen) „Ich war bis vor kurzem unterwegs. Im Weltall.“ Der Bissen bleibt mir vor Überraschung fast im Hals stecken. Ich huste und klopfe mir auf die Brust, dann leere ich das Wasserglas vor mir. (Kann es denn sein das er auch ein Saiyajin ist, so wie ich, das würde zumindest sein Anhängsel erklären) „Eine richtige Reise im All, oder wie darf ich das verstehen?“ Das erklärt, immer noch nicht warum er so einen sommerlichen Teint hat. „Ich war noch mit meinem Gefährten unterwegs. Nächstes Jahr nehme ich dich mit.“ Entgeistert lege ich das Besteck zur Seite. (Hab ich es doch gewusst!) Unsere Blicke kleben aneinander, aber komischerweise nicht mehr unangenehm. Er sieht vollkommen entspannt aus, und mein Körper scheint seinen wie von selbst zu imitieren. Ich fühle mich plötzlich lockerer. Was natürlich auch am Essen liegen kann. „Warum?“, wollte ich einfach wissen. Es musste doch einen guten Grund geben. Er runzelt die Stirn und mustert mich eindringlich. Unruhig rutsche ich auf der Sitzbank hin und her. Er scheint in meinem Blick nach einer anderen Antwort zu suchen, aber ich bin gut darin, mich zu verschließen. Seit Jahren habe ich niemanden mehr an mich herangelassen, und ich habe heute Abend schon viel zu viel erzählt. Aber es tut seltsamerweise gut, dass sich jemand für mich interessiert. Auf eine ganz andere Weise als sonst. »*« Nach einer gefühlten Ewigkeit, bei der ich mir anhören durfte warum ich den nicht meinen Auftrag ausgeführt hatte und warum ich mein Leben als Saiyajin nicht ausleben würde, und einiges mehr und ich ihm erklärte das ich einfach keine Lust hatte und anders sei als er oder mein Bruder Radditz, wechselte er das Thema so einfach und schnell als hätte es nie stattgefunden. (So ein eingebildeter Prinz, soll er doch zum Teufel gehen) „Man kann sehr viel im Gesicht lesen. Deine hohen Wangenknochen, zum Beispiel. Die ich übrigens umwerfend attraktiv finde, falls dir das noch niemand gesagt hat. Ich mag markante Gesichter.“ Ach du … Vor Schreck über das unerwartete Kompliment rutscht mir das Glas das ich bis jetzt in der Hand hatte und knallt auf den Tisch. (So was aber auch erst eiskalt und gefühllos gegenüber mir sein, und dann mir gegenüber Komplimente reißen. Vegeta du bist sonderbar) „Offenbar hat dir das noch niemand gesagt. Süß, wie du rot anläufst.“ Er lacht auf. „Erkläre mir lieber mal, was meine Wangenknochen über mich aussagen“, frage ich mit gerümpfter Nase. Seine Lippen kräuseln sich amüsiert. „Eigentlich nicht viel. Geduldiger Stratege, vermute ich. Deiner Größe nach zu urteilen bist du auch sehr launisch und zickig?“ Ich schnappe nach Luft. Unfassbar. „Das ist … Aber woher zum Teufel …? „Gute Beobachtungsgabe.“ Mit unverhohlenem Stolz sieht er mir fest in die Augen, hält meinen Blick. „Deine hohe Stirn zeugt von Intelligenz, aber auch von Durchsetzungsvermögen. Das gefällt mir.“ „Ach ja?“ Jetzt ist es an mir, amüsiert zu grinsen. „Das entspricht doch gar nicht deinem Frauentyp.“ „Eigentlich habe ich keinen bestimmten Typ.“ Gleich sagt er bestimmt: Ich liebe alle Frauen. Ich schwöre, gleich sagt er … „Ich mag besondere Frauen.“ Verblüfft lasse ich das Glas los, an dessen Rand ich herumgespielt habe. Sein Lächeln zieht sich über das ganze Gesicht. Etwas in meinem Bauch verknotet sich, und ich muss tief Luft holen. Sehr tief. Gütiger Himmel, flirtet da gerade der Prinz mit mir? Das kann nicht sein, ich habe die Frauen ja gesehen, die er mit nach Hause bringt. Was will er da mit einer langweiligen, kleinen grauen Maus? Sich über mich Lustig machen? Ich bin ziemlich genau das Gegenteil der Frauen, mit denen er sich sonst abgibt. „Der Lippenstift steht dir übrigens gut, tolle Farbe.“ Ich spüre, dass ich schon wieder rot werde. Mein Herz klopft schneller. „Ich benutze gar keinen Lippenstift.“ „Ich weiß.“ Er zwinkert mir zu, und ich schnaufe empört. Wusste ich doch, dass er sich über mich lustig macht. Was auch sonst? Neugierig versuche ich, in seinem Gesichtszügen zu lesen. Seine Lippen sind voll, das Kinn ist markant und männlich, was durch seinen leichten Bartschatten noch verstärkt wird. Das Auffälligste in seinem Gesicht ist jedoch – neben seinen dunklen Augen – das Grübchen links von seinem Mund. Es ist so tief, dass man den Finger hineinlegen möchte, und es verleiht seinem sonst so dusterem Gesicht einen permanent amüsierten Ausdruck. Auf gewisse Weise wirkt er wie ein zu groß geratener Junge. Einer, der ständig neue Streiche ausheckt. »*« Ich verfiel in Erinnerungen. Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich gerne mit Männern geflirtet. Es war eine der Annehmlichkeiten die Ruhm mit sich brachte. (Na ja, wenn man Kampfsportturniere als Ruhm bezeichnen kann) Vorher hätte ich es gar nicht gemacht und in vollen Zügen ausgekostet. Danach versuchte meine Adoptivmutter mich vor mir selbst zu schützen, und verbot mir weiterhin daran teilzunehmen. (Sie hatte nur zu sehr Angst vor mir und meiner Stärke) „Alles klar?“, fragt Vegeta, der mich stumm beobachtet hat, während ich meinen trüben Gedanken nachhing. Sofort schalten sich in meinem Kopf sämtliche Alarmanlagen ein. Ich war tatsächlich kurz davor, meine Maske fallen zu lassen. Das darf nicht passieren. Wenn jemand wie Vegeta von der Sache erfährt, bin ich geliefert. Ich war viel zu vertrauensselig ihm gegenüber, ich muss unbedingt vorsichtiger sein. Auch wenn er Interesse an mir zeigt und nett wirkt. Aber nett war Gary auch. Damals. Vor jener Nacht. „Ja sicher. Ich frage mich nur, wann der Notdienst endlich kommt. Vielleicht sollte ich rübergehen und -“ „Keine Sorge, wir werden sie hören. Es gibt keinen Grund, auf der zugigen Treppe zu warten. Es sei denn, du möchtest meine Gesellschaft meiden.“ Er schmunzelt. „Warum sollte ich? Ich habe nichts zu befürchten, oder?“ Meine Stimme zittert leicht. „Kommt drauf an, wovor du dich fürchtest“, erwidert er lächelnd. Er geht zum Sofa und klopft mit der Hand auf den Sitz. „Komm zu mir, hier ist es gemütlicher. Fühlt sich fast an wie ein Date, der Abend.“ Mit glühenden Wangen setze ich mich neben ihn und rutsche sofort an den Rand, bis ich die Kante der Armlehne am Hintern spüre. Er scheint das nicht zu bemerken. „Jetzt nehme ich dich schon fast eine Stunde in Anspruch, das ist mir echt peinlich“, sage ich schließlich, um das Schweigen zu brechen. „Kein Problem. Ein Date sollte neunzig Minuten dauern. So lange braucht man nämlich, um sich zu verlieben.“ „Was?“ Ich lache mit gespieltem Entsetzen. „Neunzig Minuten? So lang wie ein Fußballspiel oder was?“ „Gute Idee! Wieso bin ich darauf noch nicht gekommen?“ Er fasst sich theatralisch an die Stirn und schüttelt den Kopf, dann lacht auch er. „Aber es stimmt, Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es die ideale Länge ist, um jemanden kennenzulernen.“ „Das ist doch Unsinn. Man braucht Jahre, und selbst dann kennt man den anderen noch nicht.“ (Oder man glaubt, ihn zu kennen, und stellt fest, dass man sich getäuscht hat) „Das klingt verbittert. Allerdings würde eine weitere Frage dazu Regel Nummer eins brechen – niemals beim ersten Date über Ex-Geliebte sprechen.“ Hitze steigt in mir auf. „Keine Sorge. In meinem Fall gibt es da nicht viel zu erzählen.“ Das ist eine glatte Untertreibung. Ich bin ein Buch mit leeren Seiten, wenn es um Beziehungen geht. Oder auch nur um Sex. „Dann sag mir, was du an Jaden magst. Was er hat, was ich nicht habe.“ Er sieht mich mit unbewegter Miene an. Mein Herz klopft schneller. Wieso tut er so, als ob er an mir interessiert wäre? (Oder ist er es wirklich?) Das ist unmöglich. Nie und nimmer. Wir sind wie Feuer und Wasser. Hund und Katze. Wir leben in verschiedenen Welten, und während ich in meiner gefangen bin, ist er frei wie ein Vogel. Jedenfalls wirkt er so, und ich kann nicht leugnen, dass ich insgeheim neidisch auf ihn bin. „Du bist ganz einfach nicht mein Typ, tut mir leid. Ich bin mir zu schade für belanglose Sexgeschichten.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehne den Notdienst herbei. Das Gespräch wird mir unangenehm. Ich bin es nicht gewohnt, über mich zu sprechen, (Da war es mir doch lieber das er mich zur Sau gemacht hat) und außerdem kann ich sein Interesse an mir nicht einordnen. Will er mich wirklich ins Bett kriegen? Vielleicht sieht er in mir eine besondere Herausforderung, weil ich wie er eine Saiyajin bin, und nicht so wie die Mädchen, mit denen er sich sonst rumtreibt? Er hebt beide Arme, als wollte er mich von seiner Unschuld überzeugen. Was bei seinem Aussehen wenig glaubhaft ist. Ein Mann wie er muss nur mit dem Auge zwinkern, und schon ziehen sich die lockeren Mädchen das Höschen aus. Ganz sicher. „Wie kommst du darauf, dass ich nur an belanglosen Sexgeschichten interessiert bin?“, fragt er. „Ich habe Ohren. Und dazwischen ein bisschen graue Masse, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.“ Mein Blick fällt auf eine Blumengirlande am Fenster, an der eine rote Lichterkette befestigt ist. Ich habe keine Zweifel, zu welchen Gelegenheiten er diese Beleuchtung wählt. „Um auf Jaden zurückzukommen … Ich glaube, wir passen einfach gut zueinander. Wir sind uns sehr ähnlich, er ist nett, und er ist … na ja … harmlos.“ Ich atme tief aus und sehe ihn an. „Harmlos? Hast du etwa auch vor Männern Angst?“ Ich zucke mit den Achseln. „Vor manchen.“ (Vor Männern wie dir jedenfalls) „Dann geh mit ihm aus, wenn du auf ihn stehst. Wo ist das Problem?“ Ich lache leise. „Das kann ich nicht. Ich habe Angst, dass er nein sagt. Bis jetzt hat er kein Interesse an mir gezeigt.“ „Und wenn? Was ist so schlimm daran?“ Sein Kinn zuckt. Himmel, er macht sich über mich lustig, hab ich es doch gewusst. Warum habe ich überhaupt davon angefangen? Als ob ausgerechnet er mir bei meinen Problemen helfen könnte. „Was so schlimm daran ist? Es wäre einfach irre peinlich.“ Ich sehe ihn entsetzt an, als er in Gelächter ausbricht. „Kein Spaß ohne Risiko. Angst behindert dich nur.“ „Angst ist wichtig. Ohne Angst würden wir alle sehr früh sterben“, erwidere ich. „Auch du hast bestimmt vor irgendwas Angst.“ Er wird plötzlich ernst. „Ja, das habe ich. Aber bei den meisten Dingen, die mir Angst machen, frage ich mich: Was ist das Schlimmste, das mir passieren kann? Weißt du, warum es vielen Leuten so schwerfällt, eine Risiko einzugehen? Eine Entscheidung zu treffen? Sie versuchen, sich auszumalen, was alles geschehen könnte, aber man kann nicht zwei Gedanken zur gleichen Zeit verfolgen. Dann kommt man durcheinander, die Gedanken fangen an zu rasen, und das macht einem Angst. Wenn man sich auf das Schlimmste konzentriert, was passieren kann, findet man sich quasi schon damit ab. Danach wird es leichter, sich zu entscheiden. Und die Risiken erscheinen einem kleiner, wenn man ernsthaft über sie nachdenkt. Kann ich es überleben? Ist die Antwort ja, dann spricht nicht viel dagegen, es zu versuchen.“ „Das klingt ziemlich waghalsig.“ Meine Stimme bricht, ich räuspere mich. Für jemanden wie mich, der vor nahezu allem Angst hat, hört sich Vegetas Lebensprinzip an wie das eines Selbstmörders. Wahrscheinlich ist er einer, der sich kopfüber von steilen Klippen stürzt. Das alles ist undenkbar für mich. Ein Klopfen an der Tür unterbricht uns. Erst jetzt merke ich, dass mein Blick sich in seinen verhakt hat. Vegeta steht auf, um zu öffnen. Ein gelangweilt dreinblickender Typ in einer dunkelblauen Uniform schielt über Vegetas Schulter hinweg zu mir. „Sind Sie Ms Son? Ich bin der Notdienst.“ „Na endlich.“ Nur ungern trenne ich mich von dem gemütlichen Sofa. Der Handwerker fummelt bereits am Display meiner Tür herum. „Also … dann. Danke für das Asyl.“ Der noch immer etwas klamme Mantel hängt über meinem Arm, aber meine Füße sind wieder warm und trocken. „Kein Problem. So lange hab ich allerdings noch nie gebraucht, um eine Frau ins Bett zu kriegen.“ Er schenkt mir ein schelmisches Grinsen, wieder ganz der Alte. Ich verdrehe die Augen, muss aber lachen. „Vielleicht solltest du es öfters mal mit Frauen versuchen, die noch nicht bewusstlos sind?“ „Netter Tipp. Werde ich bei Gelegenheit ausprobieren.“ Als er plötzlich das Kinn senkt und sich meinem Gesicht nähert, zucke ich erschrocken zurück. Er will mich doch nicht etwa … küssen? Im Flur flucht der Notdienst, ein Werkzeug fällt klirrend auf den Boden. Oh Mann, wie komme ich bloß darauf, dass er mich küssen will? Es ist doch eindeutig, dass sein Geplänkel nichts weiter ist als ebendas. Reines Geplänkel. Nur Spaß. Trotzdem erstarrt mein Körper, als seine Lippen meinen Hals streifen. Nur kurz, eigentlich ist es kaum zu spüren. Aber die sanfte Berührung lässt mein Herz stolpern. Er schnuppert an mir, richtet sich wieder auf und lächelt. „Lilie. Kein Mauerblümchen. Ich mag deine Bodylotion, sie passt zu dir. Gute Nacht, Mrs Frost.“ „Kakarott. Sag doch bitte Kakarott“, bringe ich noch hervor, dann spüre ich ein seltsames Ziehen in meinem Unterleib, das nur eins bedeuten kann … Mist, ich bekomme meine Tage! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)