Verrat und Bombenstimmung von Sternenruferin ================================================================================ Zwischenspiel: Angst -------------------- Schmerz durchzuckte mich. Ein leichtes Stöhnen entwich meinen Lippen und als ich versuchte die Augen zu öffnen, änderte dies nichts an der Umgebung. Ich stöhnte erneut und versuchte mich dann zu erinnern. Doch da war nichts. Ich erinnere mich an die Bombe, an Jethro, an den Morgen, aber die letzten Stunden lagen im Dunkeln. Ähnlich wie ich nun. Gedanklich tastete ich meinen Körper ab. Versuchte die Schmerzen zu orten. Meine Handgelenke lagen unter mir und als ich versuchte sie nach vorne zu ziehen, spürte ich die raue Oberfläche eines Seiles an ihnen. Ich musste schon lange in dieser Position liegen, denn meine Schultern schmerzten. Als ich versuchte mich zu drehen, schoss ein Schmerzsignal aus meinem Oberschenkel in meinen Cortex. Meine Synapsen feuerten ein Feuerwerk von Signalen ab. Beweg Dich nicht! Einfach liegen bleiben! Langsam atmete ich tief durch, die Schwärze um mich war undurchdringlich und tief in meiner Brust meldete sich ein Klumpen, ein Knoten aus Angst schwoll heran. Erneut atmete ich ein, schloss meine Augen und atmete aus. Dann versuchte ich mich auf andere Sinnesreize zu konzentrieren. Die Schmerzsignale zuckten wieder durch meinen Cortex und ich bemühte mich ruhig und gleichmäßig zu atmen. Langsam entspannte ich mich, die aufkommende Übelkeit hatte ich im Schach gehalten. Nun konzentrierte ich mich auf meine Umgebung. Es war still, bis auf ein leises Rauschen, wie von einem entfernten Bach und ein stetiges Tropfen. Die Luft war modrig, wie in einer tiefen Höhle, hinzu kam ein leichter Geruch nach Urin, nach faulem Fisch, nach Erbrochenem. Ein erneutes Feuerwerk meiner Synapse. Brechreiz. Übelkeit. Ekel. Durchatmen Luisa, wenn du jetzt deinen Magen entleerst, hast du ein Problem. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Nicht die Kontrolle verlieren. Wie ein Mantra betete ich es vor mir her. Es funktionierte. Die Übelkeit ließ nach, der Schmerz war erträglich. Ich konzentrierte mich wieder auf die Umgebung. Ich konnte zwar nicht sehen, aber meine anderen Sinne funktionierten einwandfrei. Ich ließ meine Sinne zu meinen Händen wandern. Was nahm ich unter mir war? Der Untergrund war hart, ich pulte mit den Fingern und stellte fest, es war Erde. War ich in einer Höhle? Wenn ja, warum? Wo war die Höhle? Wer wusste dass ich weg bin? Würde mich jemand suchen? Einatmen. Ausatmen. Nicht die Kontrolle verlieren. Die Temperatur war zwar nicht angenehm, aber ich fror nicht. Mein Gehirn schaltete einen Gang höher. Wenn niemand wusste wo ich war, würde mich auch keiner hier suchen. Logisch. Plötzlich blitzte in meinem Kopf ein Gesicht auf. Blaue Augen, graue Haare, schiefes Grinsen. Jethro. Ich durfte, wollte hier nicht elendig verrecken. Mach dir einen Plan Luisa! Punkt 1: Ich werde hier nicht verrecken. Punkt 2: Ich werde einen Weg hier raus finden. Punkt 3: Wer auch immer mich hier abgeladen hat, ich trete ihm in den Arsch. Ich nickte mir innerlich selber zu. Ein guter Plan. Jetzt musste ich ihn nur in die Tat umsetzen. Die Schmerzen in meiner Schulter und in meinem Oberschenkel, wo kamen die eigentlich her, ignorierend, drehte ich mich auf die linke Seite und begann wie eine Raupe zu robben. Ich musste zuerst einmal herausfinden, wie groß mein Gefängnis war und dabei einen eventuellen Ausgang finden. Bei jeder Bewegung schossen die Schmerzen in mein Hirn, ein Feuerwerk an Farben und Formen schoss durch meinen Kopf. Halleluja! Ich merkte wie Adrenalin meine Körper durchfuhr. Die Schmerzen wurden dumpfer, meine Sinne gespannter. Meine Nebennieren arbeiteten auf Hochtouren. Ich robbte weiter und nach wenigen Minuten erreichte ich eine Wand. Ich drehte mich einmal um mich selbst auf die rechte Seite, rutschte wieder an die Wand heran, um sie mit meinen Händen zu untersuchen. Hart, kalt, rau. Stein? Beton? Wo war ich? Mit gleichmäßigen Bewegungen trat ich den Rückweg an, um die gegenüberliegende Seite zu erreichen. Es dauerte nicht lange bis meine Füße auf ein Hindernis stießen. Wieder drehte ich mich auf die andere Seite und tastete mit meinen Händen die Wand ab. Das gleiche Material. Ich atmete tief ein. Dann versuchte ich, mich mit Hilfe meiner Hände und der Wand aufzurichten. Als ich versuchte mich auf die Beine zu stellen, knickte das Rechte ein und ich saß auf meinem Hintern. Mein Cortex feierte eine kleine Party. Keine gute Idee also. Erneut mein Mantra: nicht die Kontrolle verlieren. Meine Hände spielten in der Erde unter mir als mir eine Idee kam. Wenn ich einen Stein finden würde, der nur scharf genug war. Neuer Plan Luisa: werde die Fesseln los. Ich begann in der Erde unter mir zu wühlen, bekam Erde in die Finger, kleine Steine. Ich wurde ungeduldig. Verdammte Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Nicht fluchen, Luisa, weitersuchen. Eine gefühlte Ewigkeit später hatte ich einen kleinen spitzen Stein in der Hand. „JA!“ Erleichterung machte sich in mir breit, meine Nebennieren spendierten eine Extraportion Adrenalin und ich fing an mit dem Stein das Seil um meine Handgelenke zu bearbeiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)