Die andere Seite der Anstalt von AnnaUnknown (Neue Gefühle) ================================================================================ Prolog: Stille -------------- Obwohl die Sonne schon sehr tief stand, war es noch immer sehr warm. Samara schaute der sinkenden Sonne entgegen. Ihr braunes Haar wehte ganz leicht im sanften Wind. Der Himmel färbte sich leicht rosa. Sie lächelte, schloss ihre braun grünen Augen und atmete tief ein. Ein Läuten durchdrang die vollkommende Ruhe. Samara blickte wieder auf um sich noch einmal den Sonnenuntergang einzuprägen. Dann stand sie auf und ging den leichten Hang hinauf, durch eine große Tür in die Anstalt hinein. Kaum drin überkam sie sogleich wieder diese innere Unruhe. So viele Menschen auf einem Fleck. Sie sah sich nur kurz um. 9 Patienten, 3 Schwestern. Das reichte ihr schon. Sie senkte ihren Kopf und ging lautlos an den Leuten vorbei. Zielstrebig in Richtung Treppenhaus, am Fahrstuhl vorbei. Diesen benutzte sie nie. Auf so engem Raum, eingesperrt mit anderen Menschen ohne Fluchtmöglichkeit? Nein. Das konnte sie nun wirklich nicht. Also stieg sie wie immer die 66 Stufen hinauf. Auf dem Flur angekommen lief sie nun leichtfüßig zu ihrem Zimmer. Raum 1016. Sie betrat ihr Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Sie lehnte sich mit ihrem Rücken an die Tür und atmete einmal tief durch. Dann schaute Sie wieder auf und ging an Ihrem Kleiderschrank, dem Bett und dem Beistelltisch vorbei zu ihrem sperrlichem Fenster. Sie sah hinaus. Die Sonne war schon kaum mehr zu sehen, der rosafarbene Himmel war verblasst. Schade, dachte sie. Dann drehte sie sich wieder um, setzte sich auf ihr Bett und sah sich um. Ihr Zimmer war klein, ja. Aber eigentlich ging es ihr hier recht gut. Wenn keine Ruhezeiten waren, konnte sie sich ziemlich uneingeschränkt in der Anstalt und auf dem Anstaltsgelände bewegen. Es gab Patienten die durften nie aus ihrem Zimmer, geschweige denn nach draußen an die frische Luft. In dem Gedanken gefangen, wie es wohl wäre, nie raus zu können, ließ sie sich nach hinten fallen und starrte daraufhin die weiße Decke an. Nein. So würde sie nicht leben können. Sie fragte sich immer wieder, was das wohl für Menschen seien, die niemals raus durften. Eins leises Klicken riss sie aus ihrem Gedanken. Sie sah sich kurz um. Es war komplett dunkel. Sie muss wohl kurz eingeschlafen sein. Sie richtete sich auf und schaltete ihre kleine Nachttischlampe an. Sie hüllte ihr Zimmer in ein leichtes Schummerlicht. Sie rieb sich die Augen und schaute auf die Uhr. Was? Schon 00.51uhr? War sie tatsächlich so fest eingeschlafen? Doch da rissen sie ganz leise Schritte aus ihren Gedanken. Sie kamen näher, ganz sicher. Die Nachtschwester? Nein. Das waren nicht die Schritte der Nachtschwester. Sie überlegte weiter, bis die Schritte bei ihrer Tür ankamen und… bei ihr stehen blieben? Ihr stockte kurz der Atem. Wer könnte das nur sein? Und warum blieb derjenige direkt vor ihrer Tür stehen? Sie starrte ihren Türgriff total gefesselt an, als würde sie die Tür mit ihren Gedanken zuhalten wollen. Langsam senkte sich der Türgriff. Oh Gott. Wer ist das? Was will er von mir? Mitten in der Nacht? Was soll ich machen? Verstecken? Wo? Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Die Entscheidung fiel. In ihrem Kopf hatte sie schon das Licht ausgeschaltet und sich blitzschnell hingelegt. Doch für die Umsetzung war es zu spät. Die Tür öffnete sich. Sie erkannte nur die Umrisse einer großen Gestalt. Es musste sich um einen Mann halten. Groß gewachsen, breite Schultern. Samara saß dort. Regungslos. Sie starrte gebannt zu dem Mann, nicht im Stande sich zu bewegen. Er kam näher, schwer atmend. Sie hielt die Luft an. Ihr Kopf war vollkommen leer. Keinerlei Reaktion. Der Mann stand nun direkt vor ihr. Sein Blick durchbohrte sie förmlich. Es herrschte totale Stille. Das einzige was man hörte, war sein Atem und ihr rasendes Herz. In Samara breitete sich pure Panik aus. Sie begann zu zittern. Plötzlich durchbrach der Mann die Stille mit einem leisen, tiefen ‚‚Du bist die Nächste. ‘‘ Sie starrte ihn nur regungslos an. Bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er sie auch schon am rechten Arm gepackt, hoch gezogen und die andere Hand vor ihren Mund geschoben, sodass sie nicht schreien konnte. Sie wehrte sich nicht. Die Angst war zu groß. Was hätte sie schon gegen solch einen kräftigen Mann ausrichten sollen? Also nickte sie einfach. Er überlegt kurz ob er ihr auch wirklich trauen konnte. Doch da er zuvor genug über sie in Erfahrung gebracht hatte, wusste er, dass sie nicht so dumm sein konnte einen Fluchtversuch zu starten. Also nahm er seine Hand langsam von ihrem Mund. Doch ihren rechten Arm hielt er weiterhin gepackt, schmerzhaft. Sie musterte ihn mit ängstlichem Blick. Sie erkannte nicht viel in dem seichten Licht. Lediglich erkannte sie, dass er einen schwarzen Pullover trug, die Kapuze über den Kopf gezogen. Auch erkannte sie eine, selbst bei diesem Licht unverkennbare, große Narbe die über seine linke Wange von der Schläfe bis zur Lippe verlief. Und dieser unglaublich kalte Blick. Das ließ ihr Blut förmlich gefrieren. Er zog eine Spritze aus seiner Hosentasche hervor. Sie blickte nur kurz zu der Spritze, dann wanderte der Blick wieder sofort zu seinem Gesicht. Ihre Angst war ins unermessliche gestiegen. Ihr lief eine Träne über die Wange. Da hatte er auch schon in ihren rechten Arm zugestochen. Dann ging alles ganz schnell. Ihre Beine wurden schwach. Ihre Augen schlossen sich unausweichlich. Und was blieb, war die Stille. Kapitel 1: Erste Begegnung -------------------------- Ein Schauer überkam Samara. Langsam öffneten sich wieder ihre Augen. Ihre Sinne waren noch total zerstreut. Sie hörte eine tiefe Männerstimme. Sie kannte diese Stimme. Ja. Das war der große Mann der plötzlich in ihrem Zimmer stand. Ihre Augen fielen immer wieder zu. Da. Noch eine Männerstimme. Aber weiter weg. Sie versuchte zu verstehen was sie sagten, doch keine Chance. Sie driftete immer wieder ab. Gefühlte Stunden vergingen in diesem Zustand. Doch allmählich wurde alles klarer. Sie sah sich langsam um. Ihr Kopf schmerzte höllisch. Immer wieder schloss sie ihre Augen. Das Licht ließ die Kopfschmerzen stärker werden. Doch auch die Schmerzen ließen langsam aber sicher etwas nach. Die Stimmen waren verschwunden. Nun sah sie sich genauer um. Ein… Labor? Sie konnte nicht richtig deuten was sie sah. Sie wollte aufstehen. Dann sah sie an sich herunter. Sie war an Hand,- und Fußgelenken an den Metallstuhl gefesselt auf dem die saß. Natürlich, dachte sie sich nur. Dann sah sie sich wieder um. Stille. Es schien niemand mehr in der Nähe zu sein. Bei näherer Betrachtung entdeckte sie hier und da Blut am Boden. Und gar nicht mal so wenig. Langsam kam in ihr wieder die Angst auf. Was war das nur für ein merkwürdiger Ort? War sie noch in der Anstalt? Sie war erschöpft, doch das unaufhörliche Adrenalin in ihr hielt sie hellwach. Es verging eine ganze Weile. Es müssten einige Stunden gewesen sein. Dann hörte sie wieder Schritte. Sie wurde aufmerksamer. Es waren nicht die Schritte des Mannes von vorhin. Geband starrte sie die offen stehende Tür an. Die Schritte kamen näher. Ein Schatten fiel vor dem Eingang und sogleich stand ein Mann in der Tür. Er blieb in der Tür stehen und musterte Samara. Auch sie musterte ihn. Sie fing wieder an zu zittern. Sie versuchte es mit aller Kraft zu unterdrücken, schaffte es aber nicht. Er stand noch immer da. Schweigend. Er war etwas kleiner als der Mann zuvor, aber noch immer deutlich größer als sie selbst. Er trug eine ziemlich verschmutzte und zerrissene Hose. War das etwa… Blut? Sie versuchte nicht weiter drüber nachzudenken, da sie dieser Gedanke nur noch nervöser machen würde. Sie schaute weiter hinauf. Lediglich ein offener, ebenfalls sehr verschmutzter und zerrissener offener Kittel. Auch er hatte eine Kapuze über den Kopf gezogen. Er schien sie mit seinem Blick genauso zu durchbohren wie sie es tat. Das machte sie noch nervöser. Seine Haut schien zu einem großen Teil verbrannt. Plötzlich bewegte er sich langsam auf sie zu. Das riss sie komplett aus ihrer Konzentration. Sie versuchte stark zu wirken, doch zitterte fürchterlich. Er blieb kurz vor ihr stehen und sah zu ihr hinab. Dieser leere Blick. Ihr Herz schien kurz stehen zu bleiben. Sie versuchte seinem Blick auszuweichen, da dieser sie total aus dem Konzept brachte. Was hat er wohl vor? Was will er von mir? Wie komme ich hier nur wieder weg? Woher kommt das ganze Blut? Ist das etwa… Menschenblut? Ihre Gedanken rasten. Er hob langsam die rechte Hand und bewegte sie langsam in ihre Richtung. Nun war es wieder pure Panik die ihren Körper durchströmten. Sie kniff die Augen zusammen und wand ihren Kopf zur Seite hinweg. Sie hätte schwören können dass man ihr rasendes Herz hören konnte. Auf einmal fühlte sie seine kalten, aber doch unerwartet sanften Fingerspitzen an ihrem Kinn. Ihr Herz schien erneut für diesen Moment still zu stehen. Er drehte vorsichtig ihr Gesicht wieder in seine Richtung. Sie öffnete ganz vorsichtig die Augen. Ihr rollten unaufhaltbar ein paar Tränen über die Wange. Sie zitterte nochimmer fürchterlich. Nun sah sie ihm direkt in seine Augen. Sein Blick schien für einen kurzen Moment an wärme zu gewinnen. ‚‚Nein...‘‘ Kam lediglich leise über seine Lippen. Er nahm seine Finger wieder von ihrem Kinn, wandte sich ab und ging zu einem der 2 Operationstische die sich in dem Raum befanden. Nein? Was nein? Samara war sichtlich irritiert. Sie folgte ihm aufmerksam mit ihrem Blick. Er nahm eine Spritze in die Hand und ging wieder auf sie zu. Bitte nicht schon wieder, dachte sie nur. Als er wieder vor ihr stand sah sie ihn nur eindringlich an und schüttelte leicht mit dem Kopf. ‚‚Glaub mir, die willst du.‘‘ sagte er nur kühl und stach direkt zu, wieder in den rechten Arm. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten und schon sackte Samara wieder zusammen. Und wieder einmal war alles was blieb die Stille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)