Der Duft von Kischblüten von Lykkana ================================================================================ 2. Kapitel ---------- Mikoto stöhnte. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte sie versucht mit ihm einen Felsen zu spalten und vorher noch ordentlich mit ihren ehemaligen Teamkollegen gebechert. „Hey, hey, hey! Ich glaube sie wacht auf!“ Wer auch immer es war, der da genau neben ihrem Ohr so ein Höllenspektakel veranstaltete... Sie würde ihn töten. Langsam und qualvoll. Jemand erhob sich und kam mit vorsichtigen Schritten näher. Eine Tür rutschte über ihre schlecht geölte Schiene und eine dritte Person verlies den Raum. War das hier ein Versammlungsraum oder was? Sonst machte ihre Familie doch auch nicht so ein Aufhebens, wenn mal wieder etwas mit ihrem Tamashihiira schiefgegangen war. Und jetzt gleich drei Aufpasser auf einmal? Oho, entweder sie hatte den bedauernswerten Jungen total ausgesaugt (woran sie sich aber theoretisch erinnern können müsste und dabei auch nicht hätte umkippen dürfen) und dieses unsympathische, chauvinistische, großkotzige Ekel von einem Uchiha hatte vor seine Drohung von wegen Auge-um-Auge, Leben-um-Leben, wahr zu machen, oder der Verfolgungswahn ihres Vaters hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. „Mi-chan? Kannst du mich hören?“ , fragte Tamiko mit gedämpfter Stimme und berührte sie leicht am Arm. Als Antwort brachte Mikoto nur ein raues Krächzen heraus. „Wasser. Bitte.“ „Bleib hier! Ich hol ihr was!“ Schon wieder dieser Schreihals! Wer zum Teufel hatte solche Todessehnsucht, dass er sie mitten im schönsten Migräneanfall, der unweigerlich auf den übermäßigen Gebrauch ihres Kekkei Genkais folgte, so anbrüllte? „Sei mal leiser, sie hat bestimmt mörderische Kopfschmerzen. Hat sie immer. Also danach, meine ich.“ Tamiko räusperte sich und jemand kniete sich dicht neben sie, sodass sie seine Wärme auch durch die dicke Decke, die über sie gebreitet worden war, spüren konnte. Wohlweislich hielt sie weiter die Augen geschlossen, denn in ihrem Zustand wäre das Licht Gift für ihre Sinne. Etwas aus Holz drückte gegen ihren Mund und kühle Flüssigkeit schwappte über ihre aufgesprungenen Lippen. Der Fremde schob ihr eine Hand unter den Kopf und brachte sie in eine halbwegs aufrechte Position, damit sie sich nicht verschluckte und hob den Becher noch etwas höher. Gierig trank Mikoto alles bis auf den letzten Tropfen aus und seufzte. Das würde jetzt nochmal hart werden... „Mata kommt gleich mit Vater zurück. Er wollte sofort informiert werden, falls du aufwachst“ , plapperte Tamiko währenddessen unbeschwert drauflos. Gestern ist ein Botenvogel von Mutter angekommen. Es geht ihr gut und sie kommt in zwei Wochen hier an, Kota und dem Baby geht es auch gut. Vater war drauf und dran aufzubrechen und ihr entgegen zu kommen, aber Hajaku konnte ihn Himmel sei Dank davon abhalten.“ Sie lachte. „Und Sae hat einen Job in so einem kleinen Laden gefunden, total schnuckelig, mit Blume und allem möglichen Schnickschnak.“ Während ihre Schwester immer weiter erzählte, aktivierte Mikoto ihre Heilkräfte, um den Kopfschmerz verschwinden zu lassen und den Muskelkater auf ein erträgliches Maß zu regulieren und versuchte das schwache grüne Glühen ihres Körpers so gut es ging zu verbergen. Sie musste nur sich selbst heilen, also machte diesmal auch ihr Chakra keine Zicken und ging eifrig seiner Arbeit nach, doch schon nach wenigen Sekunden standen ihr vor Anstrengung Schweißperlen auf der Stirn. „Man, das sollst du doch nicht!“ Erschrocken riss Mikoto die Augen auf und kniff sie sofort wieder zusammen, als Tamiko sie gegen die Schulter boxte. „Das tat voll weh, du altes Mannsweib“ , knurrte sie erbost und blinzelte vorsichtig in das dämmrige Licht des verdunkelten Zimmers. Vor den Fenstern und den lichtdurchlässigen Türen auf Papier und Holz, hingen dunkle Tücher und hielten die Sonne draußen. Sie lag auf einem Futon in der Mitte des Raumes, der nur recht spärlich möbliert war. Links von ihr stand ein großer Raumteiler, der den Rest des Zimmers und auch den Eingang vor ihren Blicken verbarg und in der Ecke stand eine große Truhe, die sie als ihre eigene identifizierte. Tamikos hellgrüne Augen funkelten lebhaft und sie beugte sich so weit vor, dass ihre langen braunen Haare Mikoto an der Nase kitzelten. „Bah, geh weg damit!“ , nieste sie und rieb sich über die Augen. Wie immer musste ihre Schwester die Zeit in der ihre motorischen Fähigkeiten noch eher eingeschränkt funktionierten, voll ausnutzen, bevor ihr Mikoto in wenigen Tagen körperlich wieder überlegen und für physisches Pisacken damit unerreichbar war. Sie verdrehte genervt die Augen und schüttelte ganz vorsichtig, verärgert den Kopf. Dann nahm sie den Krawallschieber näher in Augenschein. Also irgendwie kam er ihr bekannt vor. Hatte der nicht- „Hast du nicht grade noch halbtot im Gras gelegen?“ , fragte sie mit gerunzelter Stirn und versuchte im Kopf zu überschlagen, wie lange sie den bewusstlos gewesen sein musste, dass er schon vollständig genesen war. Der letzte Stand der Dinge, an den sie sich erinnern konnte, waren nämlich noch ein Loch in der Leber und zwei ekelhafte Fleischwunden an Brust und Hand. Der blondhaarige junge Mann fuhr sich grinsend mit einer Hand durch die Haare, sodass sie noch schlimmer abstanden als vorher. „Nicht ganz. Du hast fünf Tag durchgeschlafen, weil du mich bis auf ein paar kleine Kratzer vollständig geheilt hast. Also zumindest hat man mir das so erklärt. Ich bin nämlich auch gestern erst aus dem Krankenhaus entlassen worden.“ Mikoto sah ihn an wie ein Einhorn mit bunt glitzerndem Schildkrötenpanzer, dass ihr grade verkündet hatte, es sei ihr neuer Vertrauter Geist. „Fünf Tage?“ „Dein neuer Rekord Mi-chan“ , trällerte Tamiko. Sie winkte Minato – war das nicht sein Name gewesen? - ihr zu helfen, den Futon aus der Mitte des Raumes an die Wand zu ziehen, damit Mikoto sich aufrecht hinsetzen und anlehnen konnte. Er sah etwas verlegen drein. „Du hast einfach nicht aufgehört meine Wunden zu schließen, bis dein Bruder irgendwas versiegelt hat. Was genau will mir keiner sagen.“ Er wirkte sichtlich eingeschnappt. „Und wird auch keiner.“ Tamiko stopfte noch ein Kissen in ihren Rücken und zielte mit ihrem Zeigefinger, wie mit einer Pistole auf sie. „Strengstes Schweigeverbot für alle Miya-Furugawas und Beteiligten, erlassen vom erlauchten Oberhaupt persönlich und-“ Sie wandte sich an Minato. „Wir hätten diese Probleme nicht Freundchen, wenn du keinen Typen hinterherrennen würdest, die dreimal stärker sind als du und sich für schmutzige Tricks nicht zu schade sind!“ „Jaa, Fugaku und Kushina haben mir auch ganz schön die Leviten gelesen...“ , sagte er und rieb sich verlegen die Nase. „Oh ja, mit Kushina wirst du dich prächtig verstehen, Mi-chan!“ Tamiko grinste und räumte den leeren Holzbecher in eine Truhe zurück. „Genau deine Wellenlänge und ihre Standpauke war wirklich furchterregend, kann sich glatt mit deinen messen.“ Sie schauderte kurz und lies den Deckel mit einem lauten Knall zufallen. „Na ja, ich muss dann auch wieder, das Haus räumt sich schließlich nicht von alleine ein.“ Und schon war Mikoto mit ihrem ehemaligen Pflegefall alleine. Sie räusperte sich. „Und was ist alles passiert, während ich weg war?“ Fünf Tage waren eine lange Zeit, in der jede Menge passieren konnte. Wie zum Beispiel, das Ankommen im neuen Dorf, den Bezug des neuen, alten Clananwesens und den gesamten letzten Teil der Reise. „Ich kann dir leider auch nur sagen, was mir von anderen erzählt wurde.“ Minato zog entschuldigend die Schultern hoch. „Die Ärzte haben mich in ein künstliches Koma versetzt, bis sie sicher sein konnten, dass keine Inneren Verletzungen mehr vorhanden waren.“ „Und wie hat dein Spürhund dich auf dem Weg nach Konoha ruhig gehalten?“ , fragte Mikoto neugierig und legte den Kopf schief, was sie sofort bereute. „Fugaku-san hat mir einfach jedes mal, wenn ich mich geregt habe, eins übergebraten“ , grinste der junge Mann und fragte sich im selben Augenblick, ob er nicht vielleicht besser den Mund gehalten hätte. Fasziniert beobachtete er ihr aufgeregtes Mienenspiel, aus dem er lesen konnte, wie aus einem Buch. Jede Gefühlsregung spiegelte sich sofort und eins-zu-eins auf ihrem Gesicht wieder und im Augenblick war sie ganz eindeutig in mörderischer Stimmung. „Er hat was?“ Ihre Stimme war gefährlich ruhig und sie betonte jedes Wort einzeln. „Es war ja kein Iryonin vor Ort, der mich hätte betäuben können, also musste er eben auf die alten Hausmittelchen zurückgreifen.“ Mikoto verengte ihre Augen zu Schlitzen und trommelte mit beiden Fäusten wütend auf ihre Bettdecke. „Alte Hausmittel? Alte Hausmittel? Nächstes Mal kann dieser Idiot sich seine Leute selber wieder zusammenflicken und dabei krepieren! Hausmittel, pah! Wenn ein gottverdammter Ninja zuhaut, dann kann er mal eben so mir nichts, dir nichts einen Schädelknochen brechen! Aber hey, ist ja keine große Sache, so ein bisschen Hirnblutung ist ja nichts schlimmes, kann man bestimmt auch in zwei Tagen noch regeln!“ , keifte sie und stach wütend mit dem Zeigefinger nach Minatos Brust. Schwer mit sich und seinem Lachkrampf kämpfend, wich der nach hinten aus, sodass sie nur seinen Arm erwischte. „Aber und das ist so eine bodenlose Frechheit, dass ich ihn am liebsten erschlagen möchte, ihr hattet sehr wohl so einige Iryonin dabei! Und dazu noch welche der Besten! K.O.- Schlagen, so ein Schwachsinn! Ich verwette meine Ausbildung als Kunoichi darauf, dass dieser arrogante Trottel einfach nur keinen aus meiner Familie mehr an dich ranlassen wollte, nachdem er schon beinah die Krätze bekommen hat, als ich dich geheilt habe, aber auf der Waage hat dann doch dein Leben gegen staubtrockene Vorurteile gewonnen, Glück gehabt! Ich hoffe der Hokage hat ihm wenigstens eine Eins-Plus auf seine Mission gegeben!“ Sie hatte sich so in Rage geredet, dass weder sie, noch Minato die zwei Männer bemerkten, die das Zimmer betraten. „Ich habe sogar eine Eins Plus mit Sternchen bekommen.“ Ertönte eine eisig kalte Stimme und Fugaku trat, dicht gefolgt von Mikotos Vater, hinter dem Raumteiler hervor. Wenn man vom Teufel spricht. „Minato, ich halte es für besser, du verlässt uns nun“ , sagte er mit starrem Blick und sein Tonfall überschritt haarscharf die Grenze zur Unhöflichkeit. Eilig sprang der junge Namikaze auf die Füße, verabschiedete sich hastig von Mikoto und huschte so unauffällig wie möglich an den Männern vorbei nach draußen. Er kannte Uchiha Fugaku schon von einigen früheren Missionen und wusste, dass mit dem ehrgeizigen Kommissar der Konoha Polizei nicht gut Kirschen essen war. Hoffentlich erkannte das auch Mikotos Selbsterhaltungstrieb... Mikoto schluckte hart, als der Blick des Uchihas sie fixierte. Er war definitiv sauer. Oh ja. Aber wenn er dachte, er wäre damit der einzige, dann hatte er sich aber gewaltig geschnitten! Auch wenn er so mit flammendem Blick und nur mühsam beherrschter Nonchalance, einfach zum anbeißen aussah... „Und?“ , fragte sie angriffslustig und sah ihn herausfordernd an. „Noch irgendwelche Kranken, die ich nicht anfassen soll, weil ich sie mit meiner durch die Decke schießenden Totenquote unter die Erde bringe?“ „Ich denke eurer Tochter geht es schon wieder viel zu gut mein verehrter Freund. Ihr solltet ihr gestatten, sich mit ein wenig Hausarbeit abzulenken, um von dieser fixen Ninja-Idee wegzukommen“ , knurrte Fugaku und kniete sich so weit von Mikotos Futon entfernt auf den Boden, wie es möglich war, ohne unhöflich zu werden. Tja, dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät, dachte sie und lachte grimmig. „Mikoto, du hast einige harte Tage hinter dir, aber nun reiß dich zusammen Kind.“ Missbilligend schüttelte ihr Vater den Kopf und setzte sich direkt neben sie. Böse funkelte sie Fugaku über seine Schulter hinweg an. Ärgerlich hieb Sen mit der Faust auf den Boden, dass es krachte. „Jetzt ist es aber genug! Ich weiß nicht, wie ihr in so kurzer Zeit einen solchen Kleinkrieg zwischen euch anzetteln konntet und aus welchen obskuren Gründen auch immer, es ist mir egal. Wir haben dringendere Angelegenheiten zu klären. Fugaku, du hast um eine Erklärung gebeten und einen Schwur geleistet, dass nichts von dem, was du nun hören wirst, diesen Raum verlässt.“ Er räusperte sich, doch Mikoto unterbrach ihn entsetzt: „Du willst einem Fremden Zugang zu unserer Geschichte gewähren?!“ Und dann auch noch so einem offensichtlich alles andere als ihrer Familie wohlgesonnenem, dahergelaufenem Kerl! Sie wusste selbst nicht genau, was (abgesehen von diesem schrecklichen mittelalterlichen Frauenbild) er an sich hatte, dass sie eine solche Abneigung gegen ihn hegte, doch mit jeder Sekunde die verging, wuchs in ihr der Wunsch in für seine bloße Anwesenheit zu erwürgen. „Exakt“ , sagte Sen. Er sah den Uchiha an und legte den Kopf ein wenig schräg, so wie er es immer tat, wenn er in Gedanken in die Vergangenheit abtauchte. „Meine Frau, meine beiden ältesten Kinder, Hajaku und Sae und ich, waren der einzige Zweig des Miya-Furugawa-Clans, der sich jemals in Konoha niedergelassen hatte. Niemand interessierte sich groß für uns, unser Kekkei Genkei war kein Geheimnis, wurde von den meisten aber als nichts großartig interessantes angesehen. Als ich dann vor zwanzig Jahren die Position des mit diplomatischen Vollmachten ausgestatteten Verbindungsmannes zwischen Konoha und Kiri angeboten bekam, kam es innerhalb des Clans zu Unruhen. In allen möglichen Ländern wurden Verwandte angegriffen, Familien auseinandergerissen, Kinder entführt und Erwachsene niedergemetzelt. Also entschieden wir uns, die Talente der Miya-Furugawas zumindest in Konoha in Vergessenheit geraten zu lassen, damit wir irgendwann, wenn sich die Lage wieder beruhigt hatte, zurückkehren könnten, ohne uns Sorgen machen zu müssen, entdeckt und ebenso gejagt zu werden. Wir haben nie herausfinden können, wer hinter den Angriffen steckt oder mit welchem Sinn und Zweck. Aber mit ziemlicher Sicherheit können wir sagen, dass eine plausible Erklärung, die versuchte Ausrottung des Tamashihiira wäre. Das Kekkei Genkei des Miya-Furugawa-Clans.“ Er stoppte und Mikoto schüttelte verwirrt den Kopf, während Fugaku aufmerksam gelauscht hatte und nachdenklich die Stirn in Falten legte. Er konnte sich tatsächlich an keine Schriftstücke in den Archiven von Konoha oder der Uchihas erinnern, die vom Miya-Furugawa-Clan handelten. „Aber das weiß ist doch alles bekannt. Geschichte der Ninjaclans im zweiten Akademiejahr und weshalb gestattest du ihm überhaupt mein Zimmer zu betreten?“ , fauchte sie. „Weil er sich überaus besorgt und höflich nach deiner Genesung erkundigt hat“ , sagte Sen scharf und legte ihr einen schweren Umschlag in den Schoß, dessen Siegel bereits aufgebrochen worden war. „Lies ihn dir später noch einmal genau durch Mikoto. Der Hokage, Fugaku und ich haben einvernehmlich beschlossen-“ Mikoto knurrte böse. „Dass ihr das Tamashihiira nicht mehr in der Öffentlichkeit verwenden dürft. Weder du, noch deine Brüder, noch Keita und auch privat und im ausgewählten Kreis, dürfen wir uns nur im äußersten Notfall offenbaren. Durch den Einsatz des Tamashihiira bei der Heilung des jungen Namikaze Minato haben wir noch bevor wir überhaupt in Konoha angekommen sind, schon vier Leute mehr, die wir ins Vertrauen ziehen mussten. Das macht-“ Er warf einen entschuldigenden Blick zu Fugaku. „Vier weitere unberechenbare, einzukalkulierende Risiken, was die Geheimhaltung unseres Kekkei Genkei betrifft.“ Mikoto legte den Kopf schief und dachte kurz nach. „Zwei Personen kann ich nachvollziehen, Minato und unser... Gast. Aber wer sind die anderen zwei?“ „Der Hokage der dritten Generation befand sich bereits im Amt, als die Miya-Furugawas das Dorf verließen und ist daher über das Tamashihiira informiert. Allerdings waren wir gezwungen, dem Leiter der Anbu-Einheiten, Danzo, ebenfalls einen kurzen Bericht vorzulegen, damit sie sich auf eventuelle Angriffe unserer Feinde und unsere Sicherheitsvorkehrungen vorbereiten können.“ Mikoto überlief beim Namen des Letzten ein kalter Schauer, doch die beiden Männer schienen nichts davon zu bemerken. Fugaku lehnte sich ein Stückchen nach vorne und stützte sich mit beiden Händen, auf dem glatt polierten Holzboden ab. „Und was genau steckt hinter eurem Kekkei Genkei? Ich habe gesehen, zu was für komplexen Heilungen es befähigt, aber das ist doch nicht alles, oder?“ Sen schmunzelte. „Das ist nur ein kleiner Bruchteil von dem, was Mitglieder unserer Familie, die das Gen geerbt haben, können.“ Vorsichtig, als könnte der Brief sie beißen, legte Mikoto ihn neben ihr Kopfkissen. „Vom Hokagen“ , erklärte ihr Vater beiläufig und fuhr dann fort, Uchiha Fugaku, der grade dabei war die Spitze ihrer Unbeliebtheitsskala zu erklimmen, die Funktionsweisen des Tamashihiira zu erläutern. „Es gibt insgesamt acht Grade die erreicht werden können. Jede höher der Grad, desto vielfältiger sind die Fähigkeiten des Ninja und die Veränderungen, die das Tamashihiira mit sich bringt.“ „Veränderungen in welchem Sinne?“ , fragte er. „Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Mal physische, mal psychische und in sehr, sehr seltenen Fällen kann sich sogar der Charakter eines Menschen nachweislich in das komplette Gegenteil verwandeln.“ Fugaku grinste sie an. „Dann warst du also ein liebes, fügsames, ruhiges Kind, bevor du dein Kekkei Genkei erweckt hast?“ Mikoto durchbohrte ihn mit einem eisigen Blick und sah wieder zur Decke hoch, weg von ihm. „Wirklich gut, dass ihr Ninja und kein Komödiant geworden seid. Ihr würdet von euren erbärmlichen Witzen nicht mal eine heiße Suppe finanzieren können“ , fauchte sie und starrte die dunklen Holzleisten böse an. Ihr Vater sagte keinen Ton zu dem Gezanke und schüttelte innerlich nur den Kopf. Während Sae praktisch nichts anderes mehr tat, als von dem großen, starken Uchiha zu schwärmen, verhielten er und Mikoto sich dagegen wie Hund und Katz und liesen keine Gelegenheit aus, um sich ihre gegenseitige Ablehnung zu demonstrieren. „Wie gesagt, charakterliche Veränderungen treten nur einmal in Tausend Fällen auf. Bei Mikoto zum Beispiel ist bisher lediglich die Augenfarbe betroffen. Normalerweise zeichnet sich der Miya-Furugawa-Clan durch rezessiv vererbte grün-gelben Augen aus. Doch aus irgendeinem Grund, haben beinah alle meiner Kinder mittlerweile schwarz-braune Augen. Die sichtbaren oder zumindest wahrnehmbaren Veränderungen sind allerdings nur der erste Grad. Fünfundachtzig Prozent aller Clanmitglieder sind nie darüber hinausgekommen, denn auch wenn jeder Miya-Furugawa grundsätzlich das Tamashihiira besitzt, also die Grundvoraussetzungen alle gegeben sind, heißt das noch lange nicht, dass es sich auch bei wirklich jedem komplett herausbildet.“ Nachdenklich legte Fugaku die Stirn in Falten und betrachtete gedankenverloren das Clanwappen der Miya-Furugawas, einen aufsteigender Vogel aus grünen Flammen, der von einer seiner eigenen, messerscharfen Federn durchbohrt wurde, den jemand in detaillierter Feinarbeit an die Wand gemalt hatte. „Und wenn doch jemand über den ersten Grad hinauskommt? Wie äußert sich ein aktiviertes Tamashihiira?“ , fragt er. „Ihr werdet sicherlich verstehen, dass die Fähigkeiten, die die einzelnen Grade jeweils mit sich bringen, soweit nur möglich von uns unter Verschluss gehalten werden, um Feinden keinen Vorteil gegen uns zu bieten.“ Fugaku wollte ihm ins Wort fallen, doch Sen sprach einfach weiter: „Allerdings werdet ihr euch selbst schon einiges zusammengereimt haben, also wird es noch ein wenig mehr Hintergrundwissen auch nicht viel schlimmer machen. Das erste, was ihr wissen müsst ist, dass anders als beim Sharingan oder Byakugan, das Tamashihiira nicht durch Training und Wille beherrscht und höhere Grade erreicht werden können, sondern der Grad schon in der DNA vorherbestimmt ist, wenn sich das Kind grade als Zellenhaufen im Mutterleib eingebettet hat. Welchen Grad ein Baby besitzt, können wir mittlerweile sofort nach der Geburt in einer Routineuntersuchung feststellen. Wenn das Kind älter wird, zeigen sich die Veränderungen des ersten Grades. Dann ein, zwei Jahre später kommt das, was wir Clan intern-“ Unglaublich und ganz und gar nicht melodramatisch, warf Mikoto in Gedanken ein. „- die Erweckung nennen. Das Ergebnis ist die Freisetzung der Fähigkeiten des Tamashihiira bis zum jeweiligen Grad des Kindes. Beispielsweise kommt mit jedem zweiten Grad, also drei, fünf und sieben, eine Elementaffinität dazu und die sensorischen Fähigkeiten werden geschärft und spezieller. Einige Techniken, wie etwa die Bändigung der Elemente und alle, die man bis zum dritten Grad gewinnt, können ohne das Tamashihiira zu aktivieren eingesetzt werden – davon das man bis zum vierten dazu gar nicht in der Lage ist, mal abgesehen. Wird es dann eingesetzt, beginnt derjenige in einem grünen Licht zu erglühen.“ „Ich erinnere mich“ , sagte Fugaku und hatte augenblicklich wieder das Bild der beängstigend blassen jungen Frau vor Augen, die von einem unheimlichen grünen Leuchten, wie von einem gruseligen Heiligenschein umgeben war und die ihn im Augenblick so gut es ging ignorierte. Sen deutete seinen Gesichtsausdruck richtig und nickte leutselig. „Jaja, das kann auch einen gestandenen Mann schon mal die Knie weich werden lassen. Aber keine Sorge, bis zum siebten Grad ist es vollkommen ungefährlich.“ Der Polizist in ihm zog die Augenbrauen hoch bis an den Haaransatz und fragte: „Und was passiert danach, wenn es gefährlich wird?“ - Doch er hielt sich zurück. Im Augenblick hatte der Miya-Furugawa ihm alles erzählt, was er bereit war zu erzählen, aber Fugaku wusste instinktiv, dass er sofort dichtmachen würde, sollte er noch tiefer bohren. Mal davon abgesehen das seine Tochter ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte und bestimmt nicht zögern würde ihren Vater zu bitten ihn vor die Tür zu setzen. „Ich danke euch für euer Vertrauen“ , sagte er stattdessen und verbeugte sich knapp. „Eure Geheimnisse sind sicher bei mir aufgehoben.“ „Na das bezweifle ich aber“ , grummelte Mikoto und verschränkte die Arme vor der Brust. Nicht nur, dass dieser Mann die Fähigkeiten ihrer Familie so offensichtlich angezweifelt hatte (was ja außer ihr keiner zu bemerken schien), nein, jetzt gab es auch noch ein Leckerli für das feine Hundi, dass es so brav gewesen und sie nicht gleich umgebracht hatte! Der siebte Sinn ihres Vaters für Sarkastische Kommentare schlug anscheinend Alarm, denn er legte Mikoto noch einmal nahe sich auch genügend auszuruhen und komplementierte den Uchiha dann so schnell es ging aus ihrem Zimmer zum Tee trinken, Blutbrüderschaft schließen oder am besten gleich die Adoptionspapiere aufsetzen. Was zum Teufel hatte der Uchiha den an sich, dass ihr Vater ihm sofort so mir nichts, dir nichts vertraute? Sein bestechender Charakter konnte es ja schon mal nicht sein. Aber im Prinzip konnte ihr das Warum jetzt auch egal sein, das Kind war eh schon in den Brunnen gefallen und sie konnte absolut nichts dagegen tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)