Weiße Rosen von Robinchen_ (Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben.) ================================================================================ Prolog: -------- Es ist Morgen. Genauer gesagt später Morgen. Bevor ich dich jedoch in das pulsierende Herz des Geschehens mitnehme, gibt es noch eine Sache, die ich klarstellen muss. Wenn ich sie später erwähne, würde sie dich wahrscheinlich so sehr ablenken, dass du dich auf nichts anderes konzentrieren kannst. Mein Name ist Tiger D. Momo. Nimm dir einen Moment Zeit, um dir diese Information erst einmal durch den Kopf gehen zu lassen und zu verarbeiten. Wenn du sie erst verinnerlicht hast, ist es eigentlich ganz in Ordnung, oder? Stell dir vor, du bist jetzt mitten in dieser langen Geschichte (zu der wir gleich kommen werden) und hättest es erst später erfahren. Du hättest mich entweder schief angeguckt oder einfach losgeprustet, weil mein Name leicht merkwürdig klingt (das sagen jedenfalls die meisten). Kommen wir zu meinen Eltern, die inzwischen schon lange getrennt sind: Meine Mutter heißt Tiger D. Aya. Warum sie mich nicht Maya (oder so ähnlich) nannte und sich ausgerechnet für Momo entscheiden musste, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber weiter zu meiner Mutter: Sie ist eine mittelgroße, schlanke Frau. Inzwischen ist sie schon neununddreißig. Und -Oh, Wunder- immer noch keine grauen Haare. Sie hat Haare in einem hellen Rosa und blaue Augen mit langen, dichten Wimpern. Ich sehe aus wie meine Mutter als sie noch jünger war und meine Mutter sieht aus wie ich in der Zukunft. Das Einzige, was uns wirklich unterscheidet ist der Charakter.  Meine Mutter ist (meistens jedenfalls) überaus sentimental, ausgesprochen penetrant höflich (was man normalerweise immer von Großmüttern erwartet) und hegt einen leichten Groll gegen Piraten. Zudem hat sie diesen unerträglichen Putzwahn (oder Putzfimmel, wie man mag) und einen leichten Zwang sich gesund zu ernähren. Wie das mein Vater (von dem du gleich erfahren wirst) so lange aushalten konnte, ist mir völlig schleierhaft. Doch seitdem meine Mutter sich einen neuen Typen angelacht und auch noch ein Kind auf die Welt gesetzt hat, ist sie wie ausgewechselt, ich meine... sie hat sich wirklich für einen Typen verändert, der sie nicht mal aufrichtig liebt. So habe ich jedenfalls das Gefühl. Und in so was hat sich meine Mutter verliebt. Vermutlich war sie betrunken, oder so was.  Außerdem ist der Kerl ernsthaft gehässig, weswegen ich ihn einfach Mistkerl nenne. Du wirst vielleicht denken ich sei eine respektlose Göre, oder so was, aber da hättest du nur teilweise Recht. Vor Leuten, die stärker, intelligenter sind oder mehr Lebenserfahrung haben oder so was, habe ich Respekt. Aber Leute, die meinen, einen auf dicke Hose machen zu müssen, haben in meinen Augen keinen Respekt verdient, weshalb ich gern über sie herziehe. Das kommt vielleicht arrogant rüber, aber man sollte doch eine gewisse Arroganz an den Tag legen, oder? Kommen wir nun zu meinem Halbbruder.  Sein Name ist Kai, mittlerweile neun Jahre und ein herzensguter Mensch. Für sein Alter scheint er auch ziemlich intelligent zu sein, dabei bin ich vermutlich die Einzige, der das aufgefallen ist. Kai hat große, grüne Augen, dunkelbraune Haare und -Oh mein Gott, wie süß- Sommersprossen im Gesicht. Die Einzigen, die er wirklich respektiert und liebt, sind meine Mutter und ich. Von seinem Vater, dem Besuche in der Kneipe wahrscheinlich wichtiger sind als sein eigener Sohn, ist er durch seine ständigen "Ausgehabende", wie der Mistkerl das gern nennt, einfach nur genervt oder so was.  Und schon kommen wir zur nächsten Person: meinem leiblichen Vater. Über ihn gibt es leider nicht viel zu sagen, außer, dass er kurz nach meiner Geburt abgehauen ist, um in eine Reise -als Pirat natürlich- aufzubrechen oder so was. Als ich noch klein war und ich meine Mutter fragte, wer mein Vater war, kam immer wieder dieselbe Antwort: "Er war ein dummer Egoist." Woraufhin ich dann gefragt habe: "Was ist ein Egoist?" Keine Antwort.  Nun möchte ich euch etwas über mich erzählen. Wie schon bereits erwähnt, bin ich das Ebenbild meiner Mutter in jüngeren Jahren. Ich bin jetzt siebzehn und mein größter Wunsch ist es, eine Piratin zu werden. Dieser hat sich bis jetzt nicht erfüllt.  Ich bin im Grunde eine nette und manchmal auch rebellische Person. Ich sage gern was ich gerade denke, jedoch ecke ich damit bei den meisten Leuten an. Man nennt mich auch "Vielfraß", weil ich, wie der Name schon sagt, ziemlich viel in mich reinstopfe und vor Alkohol schrecke ich natürlich nicht zurück. Besonders trinke ich den Sake aus meiner Heimat. Lieber trinke ich ihn aus der Flasche. Ich pflege nicht gern die umgänglichsten Manieren. Oh, ganz vergessen, ich hab nicht mal gesagt, wo ich geboren wurde. Also ich komme aus dem Westblue und dort lebe ich heute noch mit meiner Mutter, Kai und... dem Mistkerl. Eine weitere Eigenschaft ist, dass ich gern über so gut wie jeden Scheiß philosophiere. Ich lese zudem sehr viel, besonders gern Bücher von Piraten, die früher mal gelebt haben und kann ziemlich viele Zitate auswendig. Selbstbewusst, freundlich, (manchmal) ein wenig frech, verträumt und kindisch zählen zu meinen weiteren Eigenschaften. Aber ich kann auch sehr ernst sein und bin des Öfteren philosophisch veranlagt. Ich schrecke auch nicht davor zurück, mich mit anderen zu prügeln und, ehrlich gesagt, bin ich manchmal ein echter Sturkopf. Aber nur manchmal. Außerdem bin ich es gewohnt, viele Sätze mit "oder so was" enden zu lassen. Das ist eine Angewohnheit, oder so was. Siehst du?  Nun möchte ich dir etwas über meine Kindheit erzählen:  Sie war nicht einfach.  Punkt. Aus. Ende.  Nein, nein, so fies bin ich nicht. Fangen wir mal an: Wie du bereits erfahren hast, komme ich aus dem Westblue. Der Ort an dem ich a) geboren wurde und b) meinen Vater suche. Eigentlich ist b) ziemlich sinnlos, weil er längst Pirat ist und vermutlich durch die ganze Welt segelt und es sich vielleicht auch noch richtig gut gehen lässt.  Meine Mutter will mir nichts über ihn erzählen. Wie jeden Tag, gehe ich raus und setze mich auf eine Bank, um die Vögel zu füttern. Manchmal jage ich ihnen hinterher, obwohl das Tierquälerei ist, oder so. Aber ich bin ein kleines Kind und somit noch jung und dumm, besser gesagt unerfahren, um so was zu verstehen. Auf einmal setzt sich so ein alter Mann neben mich hin, während ich damit beschäftigt bin, die Vögel zu füttern. "Sag mal, was macht ein kleines Mädchen wie du, so allein hier auf einer Bank?" Der Alte hat so eine raue Stimme, als hätte er eine Raucherlunge, oder so. Ich antworte einfach nicht. Wie meine Mutter mir immer hinterherruft , wenn ich raus gehe: "..., aber rede nicht mit Fremden." und ich sage dann: "Ja" Einfach Ja.  Der Typ quatscht mich schon wieder an: "Scheinst wohl nicht sehr gesprächig zu sein." Mir bleibt, nach langem Zögern, nichts anderes übrig als ihm zu antworten. "Meine Mama sagt, ich darf nicht mit Fremden reden." "Keine Sorge, ich bin viel zu alt dazu, um kleine Kinder zu entführen, oder so was. Ehrlich gesagt, habe ich auch kein Interesse daran, dich zu entführen."  "Wirklich nicht? Sicher das du keine Süßigkeiten hast?" Wenn er keine Süßigkeiten dabei hat, klingt das ein bisschen glaubwürdig. Aber nur ein ganz kleines bisschen. Er lacht. "Nein. Zu viel Zucker ist ungesund." Ist ja ein ganz Schlauer, der Alte.  "Das weiß ich auch schon."  "Du bist für dein Alter ganz schön schlau" "Nein... Mama ist schlau." Und wieder fängt er an zu lachen.  "Ja ja, Mütter sind immer schlau.", sagt er, nachdem er sich wieder einigermaßen einkriegt. "Aber, wenn Mama so schlau ist müsste sie wissen, wer mein Papa ist." Er sieht mich an und macht große Augen. "Wer ist denn deine Mutter, vielleicht kenne ich sie?" Warum fragt er gerade nach dem Namen meiner Mutter? Ich antworte einfach: "Tiger D. Aya" Schon wieder lacht er. Langsam hab ich das Gefühl, der hat einen Kasper zum Frühstück verdrückt. "Ja... die kenne ich gut. Sie ist mal mit einem guten Freund von mir zusammen gewesen. Als sie schwanger war, trat er bereits seine Reise als Pirat an." Jetzt sehe ich ihn mit großen Augen an. "Du kennst meinen Papa?" Er legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. "Ja, sogar sehr gut. Wir haben uns öfters zu einem Sake verabredet." "Was ist ein Egoist?", frage ich plötzlich. Er öffnet die Augen und sieht mich schon wieder an. "Wie kommst du darauf?"  Offen gestanden, weiß ich das selber nicht und sage einfach: "Weil meine Mama immer sagt, das mein Papa ein dummer Egoist war."   "Ein Egoist ist ein Mensch, der nur an sich denkt und glaub mir, das war dein Vater auf gar keinen Fall."  "Wie sieht mein Papa aus?" "Siehst du den großen Baum?"  Er zeigt auf einen Baum, der nur ein paar Meter von uns entfernt ist. "Ja" "Und du siehst auch diesen Steckbrief, der an dem Baum befestigt ist, oder?" "Hmm.", mache ich zur Bestätigung. "Sieh genau hin." Ich sehe diesen Steckbrief öfters, aber... ist das wirklich mein Vater?  Ich laufe jeden Tag an diesen Baum mit seinem Steckbrief vorbei und habe nicht gemerkt, dass das tatsächlich mein Vater ist.  Auf dem Steckbrief steht: Wanted Death or Alive Shanks 700.000.000 Berry    schrecklicher Auszug vom Tagebuch der Tiger D. Momo   Kapitel 1: Abschied ------------------- Abschied tut weh. Doch jeder Abschied trägt wunderbare, neue Lebensmöglichkeiten in sich. Es ist früh am Morgen und ich hab keine Lust aufzustehen. Das schlimmste am Aufwachen ist immer, dass man danach  überhaupt nicht mehr einschlafen kann. Und ich habe einen Mordshunger. Ist zwar nichts neues, weil ich so gut wie immer Hunger habe, aber heute ist es wirklich... extrem. Deshalb versuche ich mich irgendwie aus dem Bett zu kämpfen, was gleich nach dem ersten Versuch scheitert. Nach dem zweiten Versuch schaffe ich es sogar, wenigstens meinen Oberkörper aufzurichten. Mehr klappt im Moment nicht. Deshalb lege ich mich wieder hin und warte solange bis meine Beine endlich 'aufwachen'.  Toll, nicht mal das klappt. Also beschließe ich einfach, mich aus dem Bett zu zwingen. Das funktioniert wenigstens. Ich stehe auf und -welch' Wunder- ich stehe. Jetzt kommt der letzte und schwierigste Teil: Laufen. Der erste Schritt ist schon mal getan.  Zweiter Schritt. Ich stolpere -Oh, Mann. Ich hab's doch geahnt- über meinen eigenen Fuß und schon mache ich Bekanntschaft mit dem Boden. Meine arme Nase. "Hey, Fußboden. Oh, wie ich dich vermisst habe.  Wir haben uns viel zu erzählen. Ich habe ja glatt vergessen wie hübsch du geworden bist." Ja, Fußböden können leider nicht reden, ich weiß. Meine Beine stellen sich stur, also versuche ich einfach mich mit den Armen fort zu bewegen. Da gibt es ein Problem:  Wie komme ich verdammt nochmal die Treppe runter, ohne auf die Schnauze zu fallen oder mir das Genick zu brechen?  Einen Versuch ist es wert... und wenn ich dabei draufgehe. Ich nehme einfach jede Treppe einzeln. So müsste es eigentlich klappen. Nachdem ich die Hälfte der Treppenstufen erreiche, höre ich wie eine Zimmertür geöffnet wird. Ich hoffe nur, dass es Kai ist. "Was machst du da, Momo?"  Es ist Kai. Zum Glück. "Ach, meine Beine sind eingeschlafen und... ehm... versuche möglichst nicht auf die Nase zu fallen?"  Ich hätte am liebsten 'Schnauze' gesagt, aber einem Neunjährigen sollte man lieber nicht solche Wörter beibringen, weil man sich sonst eine Pfeife bei den Eltern anbrennen kann, oder so was.  Hilfsbereit, wie der süße kleine Kai ist, fragt er: "Soll ich dir vielleicht helfen?" und ich antworte: "Nein, geht schon." Endlich. Ich habe den Fußboden erreicht. Ich merke, wie meine Beine langsam munter werden. Ich richte mich auf und laufe, wie durch ein Wunder, zur Küche. Was ich in der Küche vorfinde, ist ein übergroßes, nerviges, würgereizerregendes Insekt.  Aber kein gewöhnliches Insekt. Es ist.. der Mistkerl. Wie immer mit einer Zeitung in den Händen.  "Da du schon mal hier bist, kannst du ja das Essen machen." "Na klar, mach ich was zu essen, aber ganz bestimmt nicht für dich." "Warum denn so frech?" "Erstens, weil du kein Respekt verdient hast und zweitens, bist du einfach nur ein nerviger, widerlicher..." Ich unterbreche mich, als Mutter in die Küche kommt. Wenn ich den Mistkerl in ihrem Beisein anfange zu beleidigen, schreit sie mich an, dass ich 'Erwachsene' wie ihn mit Respekt behandeln soll. Mal ehrlich: Was findet sie nur an den Typen? Ich nehme mir vor, nicht weiter daran zu denken und mache das Essen. Wohl oder übel, muss ich auch etwas für den Mistkerl machen, weil Mama dabei ist und ich nicht gerade am frühen Morgen von ihr angeschrien werden will.  Als das Essen fertig ist setze ich mich sofort hin und fange an, alles runter zu schlingen. Welch' süße Erleichterung, endlich was im Magen zu haben. "Kannst du nicht ordentlich essen?", fragt mich der Mistkerl. Meine Nasenflügel beben vor Wut und ich greife fester an meiner Gabel. "Tut mir ja leid, wenn ich Hunger habe." Ich kann nur mit Mühe meine Wut unterdrücken. Wie ich den Kerl hasse. Kai sieht mich an, ich sehe ihn an und er weiß sofort was los ist.  "Dein Vater hat Recht, Momo. Iss ordentlich.", wirft meine Mutter mahnend ein. Jetzt ist das Maß endgültig voll.  Ich stehe auf, knalle die Küchentür zu und renne die Treppe hoch. Zwei Stufen auf einmal nehmend. Meine Mutter hat sie doch nicht mehr alle. Dieses... Dreckschwein meinen Vater zu nennen. Ich beschließe meine Sachen zu packen und endgültig von  zu Hause abzuhauen. Ich halte es einfach nicht aus. Meine Füße tragen mich ins Bad, wo ich mir die Zähne putze, mich anschließend dusche und frische Sachen anziehe. Als ich endlich fertig bin gehe ich zurück ins Zimmer und sehe Kai auf meinem Bett sitzen, der mich fragend ansieht. "Warum hast du Sachen gepackt?", fragt er. Ich seufze. Ich hoffe nur, das dass Kai versteht. "Hör mir zu,... wie soll ich dir das in aller Feinfühligkeit sagen? Na ja, weißt du, ich halte es zu Hause einfach nicht mehr aus. Das liegt aber nicht an dir. Auch nicht an Mama, oder so was. Sondern an den Mi... ich meine, an deinen...  Va...ter." In dem Moment konnte ich nicht die richtigen Worte finden. "Wirst du wiederkommen?", will er wissen.  Wie soll man bei der Frage einem Neunjährigen antworten? Ich kann ja schlecht sagen:  Ach, weißt du? Dein Vater ist ein echter Mistkerl und hier ist es doch sowieso scheiße, also würd' ich sagen... Nö, ich komm' nie wieder.  Bei so einer Antwort würde ich ihn nur zum Heulen bringen und mein inneres Ich wird dann sagen: Herzlichen Glückwunsch, du hast einen unschuldigen, süßen Neunjährigen zum Heulen gebracht! Also sage ich: "Ich... weiß es nicht... Ich hoffe, du wirst mir eines Tages nachkommen. Ich habe schon längere Zeit vorgehabt von hier zu verschwinden und ich will endlich meinen Vater ausfindig machen, was du sicherlich schon weißt." und Kai sagt: "Weißt du, wenn ich so alt wäre wie du,... hätte ich dasselbe getan."  Ich muss bei der Antwort lächeln.  "Pass auf dich auf, ja?"  Kai kommt auf mich zu und umarmt mich.  "Mach ich. Du aber auch auf dich" "Das werde ich." Ich nehme den Rucksack und gehe runter zur Küche. Meine Mutter sieht mich an, als ich in die Küche komme.  "Was war vorhin los mit dir und was soll der Rucksack? Willst du etwa verreisen?" "Du bringst es auf den Punkt...ja." "Schlag dir das mal ganz schnell aus dem Kopf, junge Dame. Du bleibst hier. Wir leben hier, alle zusammen" -sie macht eine allumfassende Geste- "als Familie." "Mama, du hast die Familie längst zerstört. Sie ist nicht mehr das, was sie einmal war und ich werde ganz bestimmt nicht  hierbleiben und ein braves Mädchen sein, oder zumindest so tun. Ich will nicht dieses brave Mädchen sein, was den ganzen  Tag zu Hause herumsitzt, die Hausarbeiten macht, oder so was. Ich möchte leben. Leben, wie ein echter Pirat. Ja, du hast richtig gehört. Ich will Piratin werden. Das war schon immer mein großer Traum, durch die Welt zu segeln und das Leben als Gesetzlose zu genießen. Mir ist es inzwischen egal, ob du mich eine dumme Egoistin nennst. Ich will einfach nur weg." Meine Mutter sieht mich einfach an. Sie ist den Tränen nahe.  "Mama, ich weiß, dass Abschied wehtut. Doch jeder Abschied trägt neue Lebensmöglichkeiten in sich."  Ich versuche mich zu einem Lächeln, was auch einigermaßen klappt. Meine Mutter sagt nichts. Ich werde nur angestarrt. Ich seufze, drehe mich weg und laufe Richtung Haustür. "Warte. Wir können doch noch mal darüber reden." Ich bleibe stehen und schließe die Augen. "Da gibt es nichts mehr zu reden, Mama... Lebe wohl." Ich gehe aus dem Haus und mache keine Anstalten, mich umzudrehen. Ich muss mich noch beim Alten verabschieden. Ja, genau der Alte, der gern mit meinem Vater einen saufen gegangen ist. Seit meiner Kindheit ist der Alte (den ich auch sehr oft Opa nenne) mein bester und einziger Freund gewesen. Er erzählt mir viele Geschichten über sein Leben, das er selbst in jüngeren Jahren als Pirat geführt hat.  Als ich an seinem Haus ankomme (das nicht weit von uns entfernt ist), klopfe ich an und warte ab. Schon höre ich die schlurfenden Schritte, die mich an einen Demenzkranken erinnern (Der Alte ist nicht wirklich demenzkrank. Sein schlurfender Gang täuscht nur). Die Tür geht auf. Opa sieht mich an und sagt: "Momo. Was für eine Überraschung. Komm doch rein." Mit einer einladenden Geste bittet er mich ins Haus und ich trete ein. Ich kenne dieses Haus nur zu gut. Ich bin (fast) jeden Tag dort gewesen. Das Haus ist ziemlich klein. Ein schmaler Korridor führt direkt zum Wohnzimmer, zum Bad und zur Küche. Das Wohnzimmer grenzt direkt am Schlafzimmer. Eigentlich ist es ja kein Haus, sondern eine ganz kleine Hütte. Ich gehe ins Wohnzimmer und entdecke eine halboffene Schublade, in der haufenweise Unterhöschen versteckt sind. Ich muss grinsen. "Opa, ich bin ja so stolz auf dich. Du hast deinen Unterhöschen-Fetisch nicht abgelegt." "Hey, also wirklich. Das ist meine Sache, was... was... ich... ach ist jetzt auch egal. Aber in meinen Schubladen hast du nichts verloren." Er spricht hektisch und ich sehe einen leichten Rotschimmer auf seinen dicken Backen. "Ich hab nicht mutwillig in deinen Schubladen rein geguckt. Das war reiner Zufall. Außerdem, wenn ich Unterhöschen verstecke, dann wohl richtig, Opa." "Du hast dich wirklich nicht verändert." Ich zucke nur mit den Schultern. "Opa?" Er schaut mich an. "Hmm?"  "Ich bin nicht hier, weil ich dich wegen deinem Unterhöschen-Fetisch aufziehen will, sondern  es gibt da... was ganz anderes." "Und das wäre?" "Na ja. Ich habe... beschlossen... von zu Hause abzuhauen, meinen Vater zu suchen und ein Leben als Gesetzlose  zu führen..." "Das ist schon in Ordnung... ich hab gewusst, dass dieser Moment, in dem wir uns verabschieden müssen, bald kommen würde" Ich nicke nur.  "Weißt du, Momo, ich kann dich wirklich verstehen. Du wendest dich vom Elternhaus ab, um das Leben als Gesetzlose  zu führen und zu genießen, das ist richtig. Im Leben als Pirat lernst du, was wahre Freundschaft und Aufrichtigkeit bedeutet. Und wer weiß, vielleicht lernt man auf hoher See sogar die wahre Liebe kennen." Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meinem Gesicht. "Danke, Opa."  "Ach ja. Ich hab da noch etwas für dich." Er schlurft auf den großen Schrank zu, macht ihn auf und holt etwas heraus, was wie ein Schwert aussieht.  Oh, es ist ja tatsächlich ein Schwert. Er kommt zurück und überreicht es mir so vorsichtig, als würde er mir gerade eine  wertvolle Porzellanvase geben. "Sei achtsam. Nimm es mit Bedacht. Dieses Schwert kann mehr Schaden anrichten, als du glaubst." "Danke.", sage ich nur, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.  "Du musst dich nicht dafür bedanken." "Doch, muss ich, weil du mir gerade etwas geschenkt hast und ich will nicht wie sonst immer unhöflich sein. Mir gefällt es sehr" Er lacht. "Es ist schön, dass es dir gefällt." Ich befestige das Schwert an meinem Gürtel. Jetzt... Jetzt ist der Moment gekommen, an dem ich mich von Opa verabschiede. Meine Heimat verlasse. Ein Leben als Gesetzlose lebe.  "Es fällt mir wirklich schwer, dass sagen zu müssen, aber... Lebe wohl." "Leb' wohl, Kleine und pass gut auf dich auf. Und noch was." "Hmm?" "Falls dich deine Reise nach Alabasta verschlägt, dann trink bloß nicht den Sake dort. Der schmeckt wie schlechter  Hustensaft." Ich lache. "Das beurteile immernoch ich." Ich umarme ihn.  "Mach's gut, Opa." "Mach's gut, Kleine. Ich werde dich vermissen." "Ich werde dich auch vermissen. So einen alten Knacker mit Unterhöschen-Fetisch lernt man nicht alle Tage kennen." "Also jetzt übertreibst du." Ich hebe entschuldigend die Hände  "Ach, war doch nur Spaß." Ich löse mich von unserer Umarmung. Nun trete ich aus der kleinen Hütte und gehe mit einem Lächeln auf den Lippen meinen Weg.  Ich weiß nicht, ob ich jetzt eine Gesetzlose bin, aber ich denke mir einfach: Ja. Ja, jetzt bin ich es. Kapitel 2: "...Halt einfach die Klappe und lass mich mein Ding machen..." ------------------------------------------------------------------------- Seit zwei Wochen bin ich schon auf sämtlichen Inseln der Grandline unterwegs. Ich will ja nicht rumjammern, aber meine Füße tun schon höllisch weh vom ganzen Laufen. Aber ich halte durch. Ich muss durchhalten. Ich laufe weiter, weiter und weiter. Immer weiter.  Über mir spannt sich ein makellos blauer, wolkenloser Himmel. Und es ist angenehm warm. Zum Glück, denn meine Jacke... nun ja... hab ich vergessen. Vermutlich bin ich am Tag meiner Abreise so wütend auf meine Mutter gewesen und das könnte das Vergessen meiner Jacke erklären. An der Jacke hänge ich -glücklicherweise- nicht besonders, sonst müsste ich wieder zurück zu meiner Mutter und sagen: "Ach hallo Mama, wie geht's dir so? Ich hab nur meine heißgeliebte Jacke vergessen an der so viele Erinnerungen hängen und um die nicht zu vergessen, will ich sie einfach schnell abholen und bin dann schneller verschwunden als ich gekommen bin." Erstens, würde ich mir wie eine Bekloppte vorkommen und es wäre, zweitens, einfach nur Zeitverschwendung gewesen.  Und ich bin nicht der Typ für lange Reden. Na ja, manchmal schon. Ich laufe an sämtlichen Geschäften vorbei und nach ewigem Suchen, entdecke ich eins nach meinem Geschmack und gehe da rein. Erst als ich mich umschaue, bemerke ich, dass ich kein Geld dabei habe. Oh, Mann. So was kann auch nur mir passieren, aber egal. Ich nehme mir einfach die Jacke, die ich suche und renne schnell weg.  Aber da meldet sich schon wieder mein (lästiges) inneres Ich oder einfach angeborene Lästigkeit oder so was. Inneres Ich: Momo, ist dir da gerade bewusst, was du da tust? Du willst doch nicht ernsthaft stehlen, oder? Ich: Ja, das ist mir sogar durchaus bewusst, aber mal ehrlich, was würdest du tun, wenn du eine tolle Jacke  oder irgendetwas anderes vor Augen hast und dich daran nicht satt sehen kannst, aber feststellen musst, dass  du mehr als pleite bist? Inneres Ich: Ich würde dem Verkäufer oder der Verkäuferin sagen, dass meine Familie schwerkrank ist und mein kleiner Bruder unbedingt eine Jacke braucht, weil er eine schlimme Erkältung hat und nichts weiter als abgewetzte Lumpen trägt. Ich: Hahaha, oh Mann, das ist wirklich die dümmste Ausrede die ich je gehört habe. Mit so was schicken die mich gleich zur Marine, oder so was. Also, bitte... Halt einfach die Klappe und lass mich mein Ding machen, in Ordnung? Und endlich war meine angeborene Lästigkeit (aL) verschwunden.  Auf einmal höre jemanden hinter mir schreien: "Haltet die Diebin, sie hat ihre Jacke nicht bezahlt." Und ich renne einfach und hoffe, nicht von Leuten oder sonst wen abgefangen zu werden. Ich renne so lange bis ich -wie in den meisten Büchern, oder so was- an eine Sackgasse komme. Scheißmauer. Ich konnte von Glück reden, dass die nicht so hoch war, sonst wäre ich echt am Arsch.  Angeborene Lästigkeit: Oooh, böses Wort. Ich: Hab ich dir nicht gesagt, du sollst die Klappe halten?  Angeborene Lästigkeit: Ist gut, ich geh ja schon. Ich: Am besten du kommst erst, wenn ich dich darum bitte! Da kann mein Inneres Ich aber lange warten. Weiter zum eigentlichen Geschehen, was die aL unbedingt unterbrechen musste.  Ich klettere über die Mauer und lande mehr oder weniger elegant auf den Boden.  Hinter mir höre ich noch sämtliche Schritte und Stimmen, die sagen: "Wo ist sie?" oder so was.  Ich drehe mich einfach um und stehe in einer kleinen engen Gasse, die direkt zu einem Dorf führt. Davon sind die meisten Gebäude abgerissen oder die Schaufenster sind mit sämtlichen Steckbriefen zugeklebt worden. Ich sage es mal ganz offen: Sowohl das Dorf als auch die Gasse ist furchterregend. Ich habe jetzt kein quitschbuntes Stückchen Land mit fliegenden Pferdchen, rosafarbenen, riesigen Teddybären, die sprechen können und wo alles nach Erdbeer oder Vanille riecht, erwartet. Aber so was nun auch wieder nicht. Auf einmal spüre ich erneut den Schmerz in meinen Beinen, den ich bis jetzt erfolgreich ignoriert habe. Ich würde jetzt so gern in irgendeine Kneipe gehen, was essen und mich betrinken. Ich sehe mich um und entdecke den Steckbrief meines Vaters. Ich reiße ihn von einem der Schaufenster, falte ihn zusammen und stecke ihn mitsamt der Jacke einfach in meinen Rucksack. Für den Fall, wenn einige Dorfbewohner wissen sollten, wo er ist oder wenigstens wo sie ihn zuletzt gesehen haben. Selbst das würde mir reichen.  Doch irgendwie habe ich so meine Zweifel, dass hier irgendwelche Leute wohnen sollten. Ich laufe durch das Dorf und sehe bis jetzt wirklich -aber auch wirklich keinen Menschen. Ich hab echt keine Ahnung, wo ich bin und will es auch gar nicht erst wissen.  Auf jeden Fall ist diese Gegend menschenleer. Nichts. Mir kommt es vor, als würde ich gerade durch einen fremden, verlassenen Planeten laufen, oder so was. Zum ersten Mal habe ich mich verlaufen. Habe komplett die Orientierung verloren. Aber dann  -aus heiterem Himmel- fällt mir der Log-Port ein, den ich dummerweise in meinen Rucksack verstaut habe. Gerade da, wo ich es schnell wieder vergesse. Ich krame einfach im Rucksack herum und finde ihn nach einer Weile des ewigen Herumkramens. Ich binde ihn mir um das Handgelenk und der Log-Port deutet mit dem Pfeil Richtung Norden. Ich tippe mit dem Zeigefinger leicht auf das helfende kleine Ding um meinem Handgelenk, um zu überprüfen, ob er wirklich keine Schäden mit sich getragen hat.  Aber es scheint ihm wohl nichts zu fehlen. Ich beschließe, auf meinen Log-Port zu hören und gehe weiter Richtung Norden.  Nach einer gefühlten ganzen Stunde erspähe ich eine Pension, oder so was. Vermutlich auch leer. Ich gehe einfach weiter und während ich weitergehe sehe ich voller Überraschung aber auch Erleichterung, dass es nicht leer ist. Ich gehe einfach rein. Die Leute starren mich an. "Was gibt's da zu glotzen. Noch nie ein Mädchen gesehen, oder was?", frage ich laut in die Runde. Sie sagen nichts. Sehen mich weiter an. Ich lasse die Leute einfach gucken und setze mich auf einen Barhocker. "Hören Sie zu, ich bin auf einer Durchreise, habe fürchterliche Schmerzen in den Beinen und habe schon ein paar Tage nichts mehr im Magen gehabt. Ich hätte gern einmal die gesamte Speisekarte und eine große Flasche Sake, bitte.", sage ich zum Mann hinter dem Tresen. Er nickt nur. "Ich will ja nicht unhöflich sein, aber... können sie auch mal was sagen?"  Der Mann dreht sich zu mir und... tatsächlich.  Er sagt was:"Ja, kann ich. Nur... es ist so... wir sind fremden Besuch nicht gewohnt." "Verstehe, aber... was ist eigentlich mit eurem Dorf passiert, wenn ich fragen darf?" "Wurde... zerstört... von Piraten." Das ist jetzt ganz schlecht. Ich bin so etwas wie eine Gesetzlose und von Piratenfeinden umzingelt, aber ich versuche einfach, mir nichts anmerken zu lassen.  "Ich würde gern für ein paar Tage hier übernachten." "Sicher..." Er reicht mir einen Schlüssel.  "Danke." Ich nehme den Schlüssel an mich und bin wieder beschäftigt weiter auf mein Essen zu warten. Lange muss ich mich aber nicht mehr gedulden. Sämtliche Teller voll mit Essen und einer großen Flasche Sake liegen vor mir. Ich zögere nicht lange und schlinge mein Essen nur so herunter. Kapitel 3: "Übrigens heiße ich Pepper." --------------------------------------- Ich bin so erleichtert, endlich mal was im Magen zu haben. Zudem bin ich auch froh endlich zu sitzen, denn jetzt merke ich allderweil, wie meine Beine schmerzen. Das Essen schmeckt einfach wie... Essen. Köstlich zubereitetes Essen eben. Ich weiß selber nicht, was ich da in Gedanken vor mich hin spinne. Es ist seltsam. Nachdem ich alle Teller geleert habe, trinke ich meine große Flasche Sake. Enttäuscht muss ich feststellen, dass er sehr fade schmeckt. Ich trinke ihn trotzdem, weil mir nichts anderes  übrig bleibt, als dieses unappetitliche Zeug runter zu kippen, um den Durst zu löschen, der mir seit Wochen gewaltig zusetzt.  Oh, Mann. Ich würde die Leute in der Pension ja zu gern fragen, ob sie meinen Vater kennen und ihnen den Steckbrief zeigen, damit sie eine gewisse Vorstellung haben, wie er eigentlich aussieht. Aber... so wie ich die Sache sehe, würden die mir gleich an die Gurgel springen, weil mein Vater ein berüchtigter Pirat ist. Mit ekligem Nachgeschmack im Mund und nun weniger schmerzenden Beinen gehe ich die Treppen hinauf in mein Zimmer. Ich sehe auf meinen Schlüssel, in der die Nummer 204 eingraviert ist. Also suche ich die entsprechende Nummer. Der Flur war lang und schmal. Ich könnte länger brauchen, ehe ich das  gesuchte Zimmer finde. Tatsächlich, nach geschätzten zehn bis fünfzehn Minuten sehe ich das Zimmer, dass ich gesucht habe.  Ich schließe es auf und trete in das kleine, kärglich eingerichtete Zimmer. Im Gegensatz zum Flur riecht es wenigstens nicht modrig. Ich schließe die Tür. Nur zwei, drei Schritte und schon hab ich fast das Bett erreicht. Ich mache die zwei, drei Schritte, lasse mich bäuchlings aufs Bett fallen und atme erstmal tief aus. Wo bin ich hier nur gelandet?  "Besser als gar nichts." Sofort schrecke ich mit dem Kopf hoch. Wer, verflucht nochmal, will mit mir ein Streich spielen? Ich geb' dem gleich einen Streich. Wenn ich mit dem fertig bin, kennt er wenigstens seine Blutgruppe. Für den Fall, dass er sie nicht kennen sollte, hätte ich ihm oder ihr einen Gefallen getan, oder so was. "Ich will keinen Streich spielen. Nur ein Pläuschchen halten."   Langsam ist das echt nicht mehr witzig. Ich suche den Raum ab. Unterm Bett. Nichts. Im Schrank. Nichts. Im Bad. Nichts. Der Raum ist so erbärmlich klein, dass es überhaupt keinen Sinn hat, nach irgendetwas bestimmtem zu suchen. Ich gebe die Suche auf und lasse mich aufs Bett fallen. "Warum suchst du sinnlos den Raum ab? Da gibt's nichts zu suchen. Ich bin nämlich hiiiieeer." Die Stimme klingt gedämpft. Als würde sie durch ein Fenster sprechen, oder so was. Ich stütze das Kinn aufs Bett und  sehe eine Katze, die mit ihrer Pfote verzweifelt am Fenster kratzt. Sie hat schwarzes, seidenes Fell, was (meiner Meinung nach) für eine streunende Katze ziemlich ungewöhnlich ist. Kann auch sein, dass sie nicht lange in dieser Gegend herumstreunt. Allmählich plagt mich der Mitleid mit der Katze und ich gehe automatisch auf das Fenster zu. Ich öffne es, die Katze bleibt sitzen und sieht mich mit ihren großen, grünen Augen an. Ich seufze. Wo kriege ich jetzt eine Schale Wasser her? Noch ein Seufzer. Ich entdecke  auf dem kleinen Holztisch einen Aschenbecher. Ich kippe die aufgerauchten Zigaretten in den Mülleimer und wasche den Aschenbecher gründlich aus. Ich komme mit dem Aschenbecher voll Wasser zurück und stelle ihn auf das Fensterbrett. Das fellbedeckte Vieh rührt sich immer noch nicht. "Hör mal zu, wenn du unbedingt was fressen willst, musst du irgendwo nach was  Essbarem suchen. Tut mir leid, dich bitterlich enttäuschen zu müssen, aber ich hab nichts!" Mir ist bewusst, dass die Katze mich nicht verstehen kann, aber kann die mir nicht einmal zuhören? Ich bin so sehr mit der Katze beschäftigt, dass die Stimme zum Opfer meiner Vergesslichkeit geworden ist. Ich sehe ein, dass die Stimme einfach vom Wunderzauberland meiner Vorstellungen stammt. "Die Stimme, die du da gehört hast kommt nicht aus dem Wunderzauberland. Sie ist real."  Ich drehe meinen Kopf links und rechts. Immer wieder, bis ich innehalte und mir bewusst wird, dass die Stimme von der Katze kommt. Moment mal... von der Katze? Ich sehe nach unten zur Katze, die immer noch auf dem Fensterbrett sitzt und mich ansieht. Zwei, drei Mal zwinkere ich.  "Hast du da... gerade gesprochen?"  "Miau... Ja." Meine Haare am Nacken sträuben sich. Ich werde doch immer bekloppter.  "Das... ehm... ist nur ein blöder Traum." "Nein... ich kann sprechen." "Ja, es ist ein Traum." Ich gehe zurück ins Bett, um mich dort wieder fallen zu lassen. Das darf doch alles nicht wahr sein.  Ich atme wieder tief aus. Ich höre wie die Katze vom Fensterbrett in mein Zimmer springt.  Ich richte mich wieder auf und stütze mit beiden Händen den Kopf. Das süße, kleine Katzenvieh springt aufs Bett und macht ganz vorsichtige Schritte.  "Normalerweise fliehe ich vor Menschen, aber du... bist ein ganz besonderer Zweibeiner. Ich mag dich. Die meisten Menschen hätten mich vertrieben." "Ehrlich? Weißt du, ich hab noch nie mit einer Katze gesprochen." "Ich weiß, dass es etwas ungewöhnlich ist, mit einer Katze zu reden...miau." "Ehm... ja... ich weiß nicht was ich sagen soll." "Tu einfach so, als wäre ich eine gewöhnliche Katze, die weder sprechen noch Gedanken lesen kann." "Wird schwierig." "Dann gewöhn' dich dran." Jetzt kann die auch noch Gedanken lesen. Wie erfreulich. Ich frage mich, ob es noch schlimmer kommen kann. Ab jetzt muss ich mich auch noch mit meinen Gedanken zügeln. Nun ja, es wird schon schief gehen.  Die Katze sieht mich an und sagt: "Sag mal hast du ein Schälchen Milch für mich?" Immer diese Sonderwünsche.  "Gib dich doch einfach mit dem Aschenbecher Wasser zufrieden." "In dem Aschenbecher haben Menschen ihre Zigaretten ausgedrückt." "Dann geh raus, such einen Bach oder sonst irgendwas und am Besten du holst dir noch eine extra Portion Fleisch, damit du  meine Nerven nicht noch mehr strapazierst." Die Katze macht elegante Sprünge bis zum Fensterbrett dreht sich noch einmal zu mir um. "Übrigens heiße ich Pepper." "Momo. Freut mich außerordentlich, dich kennen zu lernen." "Ganz meinerseits, Momo. Ich werde kurz unerlaubt Essen borgen." "Du meinst klauen." "Bei mir heißt es unerlaubtes ausborgen. Klingt höflicher." "Wie charmant." Die Katze miaut zufrieden und springt herunter, um unerlaubt Essen zu borgen. Kapitel 4: Der letzte gute Tag vor dem letzten guten Tag -------------------------------------------------------- Als Pepper an der Fensterscheibe kratzt, ist bereits die Abenddämmerung angebrochen. Ich bin so froh, dass er erstens, wieder da ist und zweitens, Proviant mitgebracht hat. Ich schiebe das Fenster hoch und lasse ihn rein. Er lässt den Riesenbeutel fallen, den er in seiner Schnauze getragen hat und fängt an, sich ausgiebig zu putzen. "Du warst aber wirklich erfolgreich." Abrupt hört er auf sich zu säubern. "Ich bin nun mal eine Katze.", gibt er zurück. Da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll, fange ich an, in mein Schlafzeug zu schlüpfen (natürlich außer Sichtweite von Pepper). Mein Schlafzeug (oder auch Schlafanzug) besteht aus einem, für mich etwas zu großem, supersüßem T-Shirt mit einem großen Pandakopf in der Mitte, der frech die Zunge rausstreckt. Die Ärmel, die halb meine Oberarme bedecken, haben so ein kotzgrün, was meiner Meinung nach nicht zum süßen Pandaköpfchen passt. Meine Schlafhose ist schwarz, kurz (aber nicht zu kurz) und bequem. Ganz normal eben. Ich gehe wieder zu Pepper, der bereits den halben Proviant aufgefuttert hat, setze mich auf Bett und sehe aus dem Fenster. Auf einmal fällt mir was ein, was ich eigentlich schon vorher hätte tun sollen. Ich habe in meinem Rucksack noch den Steckbrief meines Vaters. Das klingt zwar total  idiotisch, aber ich könnte Pepper fragen, wo er ihn das letzte Mal gesehen hat. "Du, Pepper?" Er sieht auf. "Kennst du zufällig diesen Mann hier?" Ich nehme den Steckbrief aus dem Rucksack und zeige ihn ihm. Auf einmal macht er einen Katzenbuckel, fängt an zu fauchen und versteckt sich unter dem Tisch. "Sag mal, hast du eigentlich eine Ahnung, wer das ist?", fragt er.  "Ja, natürlich, sonst würde ich dich gar nicht fragen."  "Das ist Rothaar-Shanks." "Oh, das hab jetzt nicht gewusst.", sage ich ironisch. "Ich meine das todernst. Der Typ ist gefährlich. Warum fragst du überhaupt, ob ich ihn kenne?", will Pepper wissen. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass der rote Shanks mein Vater ist, dann bin ich mir sicher, rast Pepper durch die Wand und kommt nie wieder.  "Ach, nun ja... ich..."  Scheiße. Mir fällt echt nichts als Ausrede ein. Pepper kommt langsam unter dem Tisch hervor. "Ist das dein Ernst?" Was ist mein Ernst?... Oh. Ich hab vergessen, dass er Gedanken lesen kann. Zur Bestätigung nicke ich, ohne aufzusehen. Ich starre nur den Steckbrief meines Vaters an. "Als meine Mutter mit mir schwanger war, ist er... nun ja... abgehauen, oder so was."  "Ich versteh' schon." "Hmm... Ich habe ganz vergessen, dass ich in zwei Wochen Geburtstag habe."  Auf seinen Augen sind nun große Sterne zu sehen.  "Wie alt wird denn das kleine Momolein?" "Ich werde achtzehn. Ach ja, nenn' mich gefälligst nie wieder Momolein!!" Beim letzten Satz steigt meine Stimme um drei Oktaven höher. Pepper macht sich ganz klein. "Tut mir leid, Momo..."  "Schon gut, ich hasse es nur wenn man mich Momolein nennt. Von diesem Kosenamen bekomme ich Ohrenkrebs." "Ich habe es verstanden." "Hoffe ich für dich." Er macht große Augen, doch ich setze nur ein breites Grinsen auf. Ich merke, wie mein Magen (mal wieder) grummelt.  "Pepper?" "Hmm..?" "Hast du noch was zu futtern? Ich will nicht runter, um nochmal angestarrt zu werden. Und glaub mir, das ist ziemlich lästig, wenn du weißt, dass du von allen Seiten angegafft wirst."  "Bedien dich, bin sowieso satt." "Du bist so gütig." Und schon bediene ich mich. Fehlt nur noch Reiswein (von zu Hause natürlich).  "Du trinkst?", fragt mich Pepper auf einmal. "Ja...", antworte ich mit vollem Mund. "Wo hast du eigentlich das ganze leckere Zeug her?"  "Ein paar Meilen von hier entfernt ist ein Markt. Da hab ich das Essen ge... ich meine, unerlaubt ausgeliehen." "Da können wir morgen vorbeigehen und noch ein bisschen Proviant klauen." "Morgen?" "Ja, morgen... Wir brechen am nächsten Tag auf." Ich habe keine Lust die ganze Zeit hier herumzuhängen, den ungenießbaren Reiswein zu trinken und Däumchen zu drehen, nur um zu warten, bis mal eine gute Fee auf einem Einhorn geritten kommt und mir meine Wünsche erfüllt.  "Wo geht's denn als nächstes hin?" "Alabasta." "Dein Ernst? Da ist es doch so heiß und ich fange an, mich zu haaren." Jetzt fängt Pepper auch noch an, rumzujammern.  "Schluss mit dem Katzenjammer. Stell dich nicht so an. Genieße noch diesen Tag, denn das ist der letzte gute Tag vor dem letzten guten Tag." Ich grinse breit, Pepper dagegen, macht es sich einfach nur auf dem Bett bequem und fängt zu schlafen an. Kapitel 5: Nächstes Reiseziel: Alabasta --------------------------------------- Wohin auch immer wir reisen, wir suchen, wovon wir geträumt  haben, und finden doch stets nur uns selbst. -Günter Kunert Der nächste Morgen bricht an. Der große Tag ist gekommen. Jetzt wird die Reise erst richtig anfangen.  Ich öffne langsam meine Augen und werfe einen Blick auf die Uhr. 8:26 Uhr. Ich sehe zu Pepper. Er sitzt neben mir  und mustert mich. "Gut geschlafen?" Ich reibe mir die Augen. "So einigermaßen." Ich setze mich auf.  "Heute beginnt unsere Reise." Stimmt. Trotz alledem bin ich schon ein bisschen aufgeregt, was mich auf meiner ersten richtigen Reise erwartet und ich will so schnell wie möglich eine Piratenbande finden, die mich als neues Crewmitglied aufnimmt.  Das klingt vielleicht etwas sonderbar oder so was, weil ich keine Piratenbande zusammentreiben will, aber der Job als Kapitän liegt mir einfach nicht. So oder so bin ich keine Autoritätsperson. "Zeit zu frühstücken. Ich hab Hunger.", sagt Pepper.  "Ich kann aber nicht aufstehen.", erwidere ich. Auf Peppers Kopf ist ein dickes, fettes, rotes Fragezeichen zu sehen.  "Na ja, es ist ziemlich merkwürdig. Beim Aufwachen macht nur mein Oberkörper mit, aber meine Beine brauchen noch zehn  oder fünfzehn Minuten, bis sie... aufgewacht sind." Beim Wort 'aufgewacht' mache ich Gänsefüßchen. Pepper scheint mit meiner Erzählung des üblichen Morgenrituals zufrieden zu sein. "Ich mache mich dann mal ans Packen.", äußert Pepper.  "Gut... ich helfe dir, sobald ich aufstehen kann.", entgegne ich mit einem unschuldigen Grinsen im Gesicht.  Pepper macht sich bereits ans Packen. In dem Moment fällt mir das Schwert ein, was mir der Alte geschenkt hat.  Ich drehe mich auf den Bauch, um an das Schwert ranzukommen. Ich nehme es am Griff und schaue es mir genauer an. Das Sonnenlicht fällt direkt auf die Klinge und sie glänzt so extrem, dass es mir in den Augen sticht und ich sie zuhalten muss.  Vorsichtig öffne ich die Augen wieder. Die Klinge glänzt nicht mehr so sehr und ich habe endlich die Gelegenheit, sie mir  genauer anzusehen. Die Schwertklinge ist breit und trägt eine leichte, schwungvoll eingravierte Schrift: Niemand weiß, wie weit seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat. Ich finde, der Spruch hat was. Wie aus dem Nichts muss ich auch an das Gesagte von Opa denken: Sei achtsam. Nimm es mit Bedacht. Dieses Schwert kann mehr Schaden anrichten, als du glaubst. Vorsichtig fahre ich mit dem Zeigefinger über die Klinge. Plötzlich spüre ich einen leichten Schmerz. Ich sehe meinen Finger an und etwas Blut fließt aus der Wunde. Ohne Scheiß: Dieses Schwert ist rasiermesserscharf. Da erwacht mein Inneres Ich, was ich gedanklich eigentlich niedergemetzelt habe, wieder zum Leben: Inneres Ich: Siehst du? Das hast du davon, wenn du einfach so ein gefährliches Mordinstrument berührst. Ich: Mal ganz im Ernst, kannst du nicht einmal deine Schnauze halten? Ich hab dir doch gesagt, du sollst erst wiederkommen, wenn ich dich darum bitte! Inneres Ich: Bist du dir darüber eigentlich im Klaren, dass du meine Gefühle verletzt hast? Ich: Nö. Warum musstest du unbedingt wiederkommen? Inneres Ich: Na ja, ich habe es ohne dich einfach nicht mehr ausgehalten. Ehm... und ich hab Unmengen in mich reingestopft. Ich: Wie hast du das denn geschafft? Woher hast du denn bitte das Essen her? Inneres Ich: Ach Momo, du Dummerchen. Hast ja glatt vergessen, dass ich in deinem Kopf wohne. Im Kühlschrank hatte ich noch einen Eimer voll Mitleidseis für Minderbeglückte. Ich habe soviel davon gegessen, dass ich die ganze Bude vollgekotzt habe. Ich: Oh, Mann. Du bist doch echt widerlich. Mach den Scheiß gefälligst wieder sauber, oder... Inneres Ich: Oder was? Ich: Oder ich haue dir paar aufs Maul. Inneres Ich: Wie willst du das bitte hinbekommen? Ich lebe nur in deinem Kopf. Ich: Dass du in meinem Kopf lebst bereitet mir schon genug Probleme. Ich werde das irgendwie schaffen. Keine Sorge. Schließlich habe ich dich gedanklich, leider nur für zwei Tage, abgemurkst. Inneres Ich: Wie gesagt, nur für zwei Tage. Ich: AAAAARRRRGGGHHH!!!! Inneres Ich: Bin schon weg, thihihi. Und endlich ist es weg. Meine Beine sind bereits aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und deshalb stehe ich auf, lasse das Schwert auf dem Bett liegen und begebe mich mit frischen Sachen ins Bad. Diesmal habe ich mich für eine kurze, verwaschene Hose und ein blaues Top entschieden. Mein geliebter Hut darf auch nicht fehlen. Noch ein Geschenk vom Alten, als ich klein war.  Ich komme aus dem Bad raus und packe alle Sachen, die mir gehören, in den Rucksack. Am liebsten hätte ich noch was vom Zimmer geklaut, aber dafür bleibt jetzt keine Zeit. Ich muss meine Reise so schnell wie möglich beginnen. Ich schultere meinen Rucksack,befestige das Schwert an meinem Gürtel, und wende mich an Pepper, der ebenfalls bereit für die Abreise ist.  "Wir gehen durchs Fenster. Meine Reise soll nicht unbedingt so anfangen, dass ich vor einem wütenden Mob wegrenne, weil ich den Aufenthalt in dieser Pension inklusive das Essen nicht bezahlt habe.", beschließe ich.  Pepper nickt. "Ist gut." Er schaut zum Fenster und dann wieder zu mir. "Ladies first."  "Wenn's sein muss." Ich klettere aus dem Fenster und lande, wenn auch hart, auf den Boden.  Pepper macht es mir gleich, doch dann springt er auf meine Schulter und macht es sich dort bequem. Nun laufe ich, mit Pepper an meiner Schulter, ins nächste Reiseziel: Alabasta. Kapitel 6: "Wir haben es geschafft, Pepper!" -------------------------------------------- Wieder sind zwei Wochen vergangen. Ich bin durch Straßen gelaufen, die ich nicht kenne, meine Beine tun wieder weh und  ich habe das Gefühl, dass mein Arm (mitsamt Schulter) abfällt, weil Pepper die ganzen zwei Wochen faul auf meiner Schulter hängt. Den gesamten Proviant haben Pepper und ich binnen fünf Tagen aufgefuttert. Die zweite verbringen wir damit, uns  gegenseitig die Ohren vollzuheulen, weil wir nichts zu essen haben. Und nichts zu trinken. Mir fehlt meine große Flasche Reiswein und Pepper sein Schälchen Milch, oder so was. Diese zwei Wochen, die wir gemeinsam durchstehen müssen, haben wir (wie schon gesagt) damit verbracht, uns die Ohren vollzuheulen, aufgrund mangelnder Vorräte und alle paar Minuten auf meinen  Log-Port zu starren, um uns zu vergewissern, ob er nicht kaputt ist oder ob wir wirklich richtig sind. Alle paar Tage haben wir auch die Pensionen gewechselt, ohne die geforderte Zeche zu bezahlen. Wir sind müde, hungrig, durstig und sehen sicherlich (nett gesagt) beschissen aus... und wir hätten mal wieder dringend eine Dusche nötig. Wir laufen seit drei Tagen durch eine Wüste, in der es nichts gibt. Nur uns. Pepper (der verdammt nochmal von meiner Schulter verschwinden soll) und mich.  Pepper seufzt. "Ich glaub, ich seh was.", sagt er müde. Erschöpft gebe ich zurück: "Das ist sicherlich nur eine Fata Morgana." Peppers Schnurrhaare kitzeln meinen Hals. Vermutlich schüttelt er den Kopf, um mir zu beweisen, dass da wirklich was ist. "Dann laufe schon mal vor und wenn da wieder nichts ist, dann schwöre ich dir, wirst du, wenn wir eine Kneipe oder ein Restaurant finden sollten, mir beim Essen zusehen müssen." Meine Stimme ist so kratzig und der Hals furztrocken.  "Du hörst dich an, wie eine Seekuh mit Raucherlunge."  "Schönen Dank.", sage ich ironisch. "Worauf wartest du eigentlich noch? Renne endlich vor, ob da vorn wirklich was ist." "Bin schon weg." Weg ist er. Das Einzige was ich von ihm sehe, sind seine Staubwolken, die er beim Rennen hinterlässt. Jetzt sehe ich auf den  Boden. Ich hasse es, rumzujammern, aber ich kann nicht mehr. Hätten wir uns bloß die Vorräte eingeteilt. Ich muss mir langsam selbst eingestehen, dass ich ein echtes Hungerproblem habe. Das ist alles zum Kotzen. Aber ich darf nicht rumjammern. Muss durchhalten. Ich bin keine wandelnde Heulsuse. Piraten heulen nicht rum. Sie geben nicht auf.  Und ich bin mir ganz sicher, dass auch mein Vater so denken wird. Wenn ich daran denke... Werden wir jemals aufeinander treffen? Er kennt mich nicht. Ich kenne ihn nicht. Er konnte nie miterleben, wie ich gewachsen bin, meinen ersten Zahn verloren habe oder die ersten Schritte gemacht habe.  "MOMOOOO!!!!" Sofort blicke ich auf und bleibe ruckartig stehen. Ich richte meinen Kopf ein Stück nach vorn, um genauer sehen zu können, und sehe einen schwarzen Punkt und im Hintergrund riesige Staubwolken. Pepper. Vermutlich haben wir tatsächlich eine Stadt erreicht, die nicht mehr weit von uns entfernt liegt. Mit seinen Hinterbeinen 'bremst'Pepper noch rechtzeitig ab und steht auf allen Vieren vor meinen Füßen. "Ich hatte Recht. Da ist eine Stadt. Die ist nicht mehr weit von uns." Er gluckst, als könne er seine Freude kaum unterdrücken. Ich sehe ihn noch kurz an und laufe einfach an ihm vorbei. "MOMOOOO!!!" Pepper rennt mir hinterher, aber ich würdige ihm keines Blickes. Ich gebe es zu: Wenn ich seit einer Woche weder etwas gegessen noch getrunken habe, bin ich ein pessimistisches, nicht ansprechbares, äußerst misstrauisches Dreckstück. Und ich bin mir sicher, wenn ich jemals depressiv werde, wird mich die Melancholie in ein richtiges Arschloch verwandeln, wie jetzt in der Wüste. Nennen wir es doch einfach Arschloch-Tumor. "Du bist wirklich unausstehlich, wenn es dir dreckig geht."  "Hast du aber früh geschnallt, du Blitzmerker.", bemerke ich trocken.  "IST DIR EIGENTLICH BEWUSST, WELCHER TAG HEUTE IST?" "Der Tag, an dem ich entgültig in der Wüste verrecke?" "NEIN!!" "Hör auf mich anzuschreien! Ich bin nicht schwerhörig... noch nicht jedenfalls." Pepper bleibt auf einmal vor mir stehen, so als würde er gleich zum Sprung ansetzen.  "HEUTE IST DEIN ACHTZEHNTER GEBURTSTAG, VERDAMMT NOCHMAL!!!" Die Faust halb erhoben, juchze ich mit kratziger Stimme, die sich tatsächlich wie eine Seekuh mit Raucherlunge anhört: "Herzlichen Glückwunsch, Momo. Du bist nun volljährig und jetzt stirb." Natürlich ist das purer Sarkasmus. "Sei nicht so pessimistisch." "Bin ich aber, daran ist nichts zu ändern." Wieder laufe ich an Pepper vorbei. "Guck nach vorn." Ich guck nach vorn und drehe mich dann wieder zu Pepper.  "Was soll da schon sein?" "Schau doch mal genauer hin!" Ich schaue genauer hin. Tatsächlich. Da ist eine Stadt. Ich bringe ein halbes Lächeln zustande.  "Wir haben es tatsächlich geschafft, Pepper." "Sag ich doch. Los, lass uns ein Restaurant aufsuchen, bevor wir noch verhungern." Beim Wort Restaurant werde ich hellhörig. Ich renne auf die Stadt zu, die nicht mehr weit liegt. "Hey, Momo, warte auf mich."  Ich renne einfach weiter. Nur noch ein paar Meter.  Und ich bin da. Keuchend falle auf die Knie. Wir haben es geschafft. Tatsächlich geschafft.  Pepper kommt neben mir zum Stehen. Ich stehe wieder auf und laufe nun durch die Straße, die eher nach einer breiten Gasse aussieht. Überall, wo ich auch hinsehe, sind kleine Hütten oder Häuschen, aber auch einige große Türme.  Ich halte nach Restaurants Ausschau. Wieder einmal fängt mein Magen an zu knurren.  "Momo." Ich blicke nach unten zu Pepper. "Hmm?"  "Pass auf."  "Häh?" Bevor ich wieder nach vorne gucken kann, knalle mit ich irgendjemanden zusammen. Wie der Zufall es so will, verliere ich das Gleichgewicht und lande auf den Hintern.  "Oh nein, das tut mir wirklich leid. Ich hab nicht aufgepasst." "Ach...macht nichts." Schon sehe ich eine Hand vor mir, die mir aufhelfen will. Ich greife nach ihr und lasse mir hoch helfen. Ich blicke auf und sehe  in das Gesicht meines...äh... Hindernisses... oder so was.  Als ich in das Gesicht sehe, scheint alles um mich herum verschwommen. Ich starre den Typen nur an.  Auf einmal ist mir mein ganzes Auftreten ihm gegenüber peinlich.  Besonders meine krächzende Stimme ist mir total unangenehm.  Ich sage es mal ganz offen: Der Typ ist echt süß. Wenn man von einem nicht-süßen Jungen angestarrt wird, ist es im schlimmsten Fall eine Form von Belästigung und ich meine... Jungs, die Sommersprossen haben und dabei süß aussehen, trifft man nicht jeden Tag.  "Du kannst ruhig meine Hand loslassen."  Ich merke, wie ich langsam rot werde und lasse seine Hand los.  "Entschuldige.", murmle ich verlegen.  "Macht nichts." Er grinst schief. "Übrigens, mein Name ist Ace." "Momo. Freut mich, dich kennenzulernen." "Gleichfalls."  "Na dann, wir... sehen uns." "Wir sehen uns." Er läuft an mir vorbei und ich sehe ihm noch hinterher. Er hat eine muskulöse Statur (und kein Oberteil). Mein Gott, der Kerl braucht für diesen Wahnsinnskörper einen Waffenschein. Was mir besonders auffällt, ist sein riesengroßes Tattoo auf seinem Rücken.  Es ist nicht irgendein Tattoo. Ein Totenkopf mit einem sichelförmigen Was-weiß-ich. Ich weiß nicht, ob das ein Lächeln oder einen Bart darstellen soll. Hinter dem Totenkopf kreuzen sich zwei Knochen.  "Momo ist verliiiieeebt.", frohlockt Pepper auf einmal. "Ist doch gar nicht wahr." "Oh, doch. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen und wie du ihn angestarrt hast. Das ist einfach zu süß!" Mir steigt die Schamesröte ins Gesicht. "Das ist nicht wahr." "Momo ist verliieebt!" "HALT DIE FRESSE!", krächze (eigentlich will ich schreien, aber bei meinem trockenen Hals ist meine Stimme total im Arsch und ich könnt kotzen) ich und hebe die Faust zur Drohung.  "Beruhig dich mal. Lass uns erstmal eine Pension suchen." Und so suchen wir weiter nach einer Pension. Kapitel 7: Peppers Worte wirken Wunder -------------------------------------- Langsam steigt in mir das Gefühl der Verzweiflung empor, weil immer noch keine Pension in Sicht ist.  Einfach positiv denken. Wer sucht, der findet.  "Hey, wir werden schon eine Pension finden.", muntert mich Pepper auf. Vermutlich denkt er, ich sei immer noch so  schlecht gelaunt wie vor, schätze ich, einer halben Stunde in der Wüste. Überraschenderweise muss ich an diesen Kerl denken. Er ist viel größer als ich. Gut gebaut (das ist ja wohl offensichtlich). Sommersprossen im Gesicht (dabei kommt sein supersüßes  Gesicht noch mehr zur Geltung). Meine Begegnung mit ihm, ist gerade das, was fast alle erleben, wenn sie einen süßen Jungen treffen: Sie laufen gemächlich durch die Straßen, bis sie nicht aufpassen und sich rein zufällig begegnen, indem sie zusammenstoßen. Der Junge oder auch das Mädchen fühlt sich schlecht, bekommt vielleicht ein schlechtes Gewissen, weil es nicht aufgepasst hat und versucht höflich zu sein und hilft demjenigen auf. Sie kommen ins Gespräch, lachen miteinander. Das Mädchen hegt (ist jedenfalls meistens so der Fall) Gefühle für den Jungen, der wiederrum (was nur selten auftritt) etwas für sie empfindet. Sie treffen sich wieder und kommen sich nach mehrmaligen Treffen näher. Sie gestehen sich ihre Liebe. Der erste Kuss. Dann leben sie glücklich und zufrieden, wie man es von superkitschigen Liebesbüchern kennt. Aber die meisten finden kitschig süß. Also, ich denke bei mir wird es ganz anders sein: Ich treffe den Typen. Wir kommen kurz ins Gespräch, dann geht er... und wir werden uns nie wieder sehen. Pepper wird dann den Seelenklempner spielen müssen.  Nachdem ich darüber nachgedacht habe, bin ich mal so gütig und mache einen Vorschlag: "Lass uns erst mal Pizza essen, oder so was. Wir können später nach einer Pension suchen." Pepper macht ein Würgegeräusch, als würde er gleich ein Fellknäuel rauskotzen wollen. "Kotzdreiecke, wie ekelhaft." Ja, ich hab's kapiert, Pepper. Ich seufze und sehe mich um. Nichts. Ich biege rechts ab. Pepper dicht neben mir. Mit meinen Augen suche ich jeden Winkel ab und erspähe -endlich- eine Pension.  Sofort renne ich auf die Pension zu. Pepper überholt mich und hinterlässt beim Rennen -mal wieder- Staubwolken.  Außer Atem betreten wir die Pension und bestellen uns, zum Tresen laufend, die komplette Speisekarte.  Der Mann hinter dem Tresen schenkt mir noch einen verdutzten Blick, mustert mich jedoch noch ein wenig genauer und muss feststellen, dass ich offenbar ziemlich beschissen aussehe.  Scheiße, wie mir der Magen knurrt... und ich brauche dringend eine Dusche.  "Mach dir nichts daraus, Momo. Ich brauche auch nur eine Dusche." Eine Aussage, die mich die Stirn runzeln lässt.  "Katzen haben doch bekanntlich Angst vor Wasser." "Ich bin eine besondere Katze." Er zwinkert mir zu.  Die, leider Gottes, auch noch Gedanken lesen kann. Noch ein Grund, warum man Pepper 'besonders' nennen sollte.  "Ich kann nichts dafür, dass ich Gedanken lesen kann. Wenn man bedenkt, was für widerliche Gedanken die meisten Leute  haben..."  "Ich kann dich verstehen." "Ach, wirklich?" "Nein." Pepper seufzt und sagt resigniert:"Ich hab's mir doch gedacht. Niemand versteht mich." "Lass den Kopf nicht hängen. Mich versteht auch bloß keiner." Ich lache.  Wir sind in unserem (äußerst amüsanten) Gespräch weiterhin vertieft, als der Typ hinter dem Tresen kommt und uns die Teller mit Essen bringt. Pepper und ich bekommen Sternchenaugen und unsere Kinnladen fallen auf den Tresen.  "Ich glaube, ich bin im Himmel.", schwärmt Pepper. Ich nicke nur.  Schon fangen wir an zu essen. Das ist ja noch besser als das Essen in der vorherigen Pension. Mit vollem Mund rufe ich dem Typ hinterher: "Iff brauch noch'n Flüffel." Er wirft mir einen Schlüssel zu, der erstaunlicherweise direkt neben meinem Teller landet.  "Danke." sage ich, nachdem ich das Essen runtergeschluckt habe.   "Hana, nicht so schnell."  Ruckartig drehe ich mich um. Nicht, weil ich mich angesprochen fühle, keineswegs, sondern die Pension erstaunlich leer ist. Und dieses Wort benutze ich nicht leichtfertig.  Ich sehe ein kleines Mädchen mit Zöpfen und Haarspangen, die direkt auf mich zukommt. Der Vater im Schlepptau. Mit großen, zimtfarbenen Augen sieht sie mich an und zeigt mit dem Finger auf Pepper. Auf einmal hatte der Spruch (den mir meine Mutter des Öfteren versucht hatte beizubringen) Mit dem nackigen Finger zeigt man nicht auf angezogene Leute irgendwie eine ganz andere Bedeutung.  "Darf ich die streicheln?", fragt sie mit (kleinkindmäßig) piepsiger Stimme.  "Lieber nicht.", sage ich knapp und lächle. "Biiiittee!", bettelt sie und zieht die Unterlippe nach vorn. Pepper sieht mich irritiert an und bedeutet mir, dass ich etwas unternehmen soll, oder so was.  "Hana, lass die junge Dame in Ruhe, du sollst doch nicht mit Fremden reden" - er sieht zu mir- "das tut mir sehr leid, aber Sie wissen doch, wie kleine Kinder nun mal sind." "Das ist schon in Ordnung." Ich versuche so höflich wie möglich zu klingen und winke das Thema ab.  Er setzt sich mit seiner Tochter ein paar Tische weiter.  Ich muss plötzlich an meinen Vater denken. Er weiß vermutlich nicht einmal, wer ich bin.  Ich will ihn so gern kennenlernen. Er ist einfach abgehauen, als Mutter schwanger war. Um Pirat zu werden. Sein Traum ist erfüllt. Er ist ein berüchtigter Pirat. Ich dagegen muss mich noch zu einem Piraten hocharbeiten. Wieder hole ich den Steckbrief raus und blicke auf das Foto. Wir sehen uns kein bisschen ähnlich. Er hat rote Haare. Ich rosane. Er hat schwarze Augen. Ich blaue.  Meine Lippen zittern und ich muss mir die Tränen unterdrücken. Lange habe ich es unterdrückt. In meiner Kindheit machte ich folgende Regeln, die ich bis jetzt immer noch gefestigt habe: a) Heule erst, wenn du alleine bist. b) Lasse nichts zu nah an dich heran.  c) Sei ehrlich. Jetzt, in einem geradezu unpassenden Moment, bin ich kurz davor zu heulen. Ich spüre etwas weiches auf meiner Schulter und weiß, dass es Pepper ist, der genau weiß, was sich gerade in meinem Kopf abspielt. Mein Blick wandert zu ihm und er schaut mich nachdenklich an.  "Es wird alles gut, Momo." Jetzt versucht er auch noch Seelenklempner zu spielen. "Das sagt sich so leicht."  "Aber es ist so, Momo. Es wird alles gut. Ich bin mir sicher, dass wir deinen Vater finden werden. Ich werde dich begleiten und wenn es mich meine sieben Leben kosten wird. Niemals lasse ich dich im Stich, darauf kannst du wetten. Es ist erstaunlich, wie man einen Menschen wie dich, in so kurzer Zeit lieb gewinnen kann, auch wenn er einige Macken in sich trägt. Die hat jeder. Leute ohne Macke sind Kacke. So ist es und so bleibt es auch." Bei den Worten muss ich anfangen zu heulen.  "Pepper... deine Worte wirken Wunder.", sage ich, das Schluchzen unterdrückend.  "Ach...", gibt er nur von sich, als wäre das selbstverständlich.  Ich kann nicht anders. Ich bin so dankbar, diese Worte zu hören, dass ich ihn hochhebe und an mich drücke.  Kapitel 8: Wiederbegegnung mit Ace ---------------------------------- Nachdem ich mich -mit Pepper im Arm- endlich ausgeheult hatte, ist eigentlich alles wieder beim Alten. Pepper fängt an weiter zu mampfen und ich -inzwischen pappsatt und kugelrundem Bauch- nehme noch den letzten Schluck meiner Reisweinflasche. "Scheiße, bin ich satt. Ich wünschte, ich hätte noch mehr Hunger... das war mal sowas von lecker!", sage ich und tätschle mir dabei auf den Bauch, aber nur vorsichtig, schließlich will ich die Bude nicht vollkotzen und es mir beim Barkeeper verderben. Wie ein altes Sprichwort sagt: Bei der Person, die einem Essen gibt, sollte man es sich zu allerletzt verderben. Zum Glück hat der Barkeeper sich gleich verpisst, als er mir den Schlüssel gegeben hat. Mir wäre das echt peinlich gewesen, wenn er das mitbekommen hätte, dass ich geheult hab. Apropo Heulen. Ich hab mal so ein Buch gelesen, das hieß Wie (ich hab den Namen vergessen) die Tränen erforschte, klingt wie ein Kinderbuch ist es aber nicht, denn, wie der Name schon sagt, geht es um Tränenforschung. In diesem Buch schreibt der Forscher, wenn man weint, dass wir Eiweißstoffe oder so was ausheulen, die schlechte Laune verursachen und nachdem wir uns kräftig ausgeweint haben, würde es uns besser gehen. Das ist natürlich totaler Quatsch. So denke ich jedenfalls. Ich versuche einfach, nicht an meinen Vater zu denken. Wir werden ihn schon finden. Wie Pepper gesagt hat. "Pepper?" Er frisst einfach weiter. "Wie wär's wenn wir ein bisschen durch die Stadt bummeln gehen?" Jetzt glotzt er mich mit seinen grünen Augen an. "Bin dabei.", gibt er kurz von sich. "Gut" - ich stehe auf- "wer als Erster da ist." Und schon laufe ich die ersten Schritte zur Tür. "Kannst du nicht warten?!! Ich esse noch!!!" "In deinem Fall nennt man es fressen." "Ich bin eine besondere Katze!!!" "An deiner Stelle" -ich drehe mich um und schenke Pepper ein schiefes Lächeln- "würd' ich mich beeilen, du Besonderheit." "Werd' bloß nicht frech, ja? Ach übrigens, du hast gerade geguckt wie dieser Typ den du so angestarrt hast... wie hieß der noch gleich... Ace, oder?" Jetzt streckt der auch noch die Zunge raus. Wie dreist. "FANG NICHT SCHON WIEDER DAMIT AN!!!" "Wieso? Der Typ war doch echt nett." "Mag sein, aber wenn du mich noch einmal provozierst, in Bezug auf ihm, dann.." "Was dann?" Ich kann dem Kater doch unmöglich eine scheuern. Tiere schlägt man nicht. Hör bloß nicht zu, Pepper. "Ich hör' jedes Wort" "DU SOLLST NICHT ZUHÖREN!!" Ich hab' keine Lust, weiter mit Pepper zu streiten, also werde ich mich ganz schnell auf die Socken machen. Ein Glück, der frisst schon wieder. Och, Mann, halt doch mal die Klappe! Scheiß Hirn. Ich schleiche mich aus der Pension und laufe dann schnellen Schrittes... irgendwohin.   Die Leute sollen bloß Platz machen. Ich hab keine Lust schon wieder jemanden anzurempeln. An einem Laden -voller Klamotten natürlich- mach ich Halt. Ich geh in den Laden und nehme mir das, was ich kriegen kann (und was natürlich meinen Geschmack trifft). Der Ladenbesitzer fragt mich, ob ich soviel Geld habe, als ich den riesigen Berg auf den Kassentisch stelle. Jetzt sind schauspielerische Fähigkeiten gefragt. Ich beiße mir auf die Fingerkuppe und sage (natürlich mache ich einen auf totales Unschuldslamm): "Nun ja... meine Mutter ist sehr krank und hat hohes Fieber, wissen Sie? Sie braucht diese Sachen, damit sie nicht friert." "Die Masche kenn ich schon. Denkst du, du kannst bei mir einfach so die Zeche prellen? So läuft das nicht. Verschwinde, sonst gibt's Ärger!" "Aaaach, mit wem denn?" "Der Marine." Scheiße. Die hab ich ja ganz vergessen. Egal. Ich brauch die Sachen. Ich nehme den Berg voll Klamotten und renne so schnell wie möglich. Ich habe es so geahnt, dass das in die Hose gehen würde. "HALTET DIE SCHNEPFE AUF!!!" Der Typ nennt mich Schnepfe?!! Gar nicht cool, Mann. Gar nicht cool. Ich schiele rüber ob irgendwo eine kleine Gasse ist, wo ich abbiegen könnte oder ich renne einfach zurück zur Pension. Scheiße, geht ja nicht. Dann müsste ich umkehren, direkt durch den wütenden Mob hindurch, der mich inzwischen verfolgt. Nach ein paar weiteren Minuten, die ich mit Wegrennen verbracht habe, finde ich eine kleine Gasse. Na endlich. Ich renne direkt zur Gasse zu und schmeiße die Sachen hin. Zum Glück ist der wütende Mob weit hinter mir. Endlich kann ich mich entspannen. Ich schmeiße mich auf den Berg voller Klamotten und verschränke die Arme hinter den Kopf. Doch irgendwo höre ich jemanden rumplärren: "Haltet ihn auf!!" Ich seufze vor Erleichterung. Nicht mein Problem. Die kriegen mich nie. Ich schließe die Augen. "Hey, aufwachen!" Erschrocken öffne ich die Augen und traue meinen Augen nicht. Der süße Typ, den ich angerempelt habe. Ace. "W-Was machst du denn hier?" "Jedenfalls nicht da liegen und entspannen. Die verfolgen mich." Er kann doch froh sein, dass er seinen wütenden Mob abgelenkt hat. "Sei doch froh, dass du sie abgelenkt hast. Ich war gerade in der gleichen Situation wie du." Er hebt eine Augenbraue.  Oh, Mann, dieser Gesichtsausdruck... Der ist einfach zu göttlich (mit göttlich meine ich natürlich unheimlich süß). Kapitel 9: Einfach beim Essen eingepennt... ------------------------------------------- Ich kann meine Augen nicht von diesem Gesicht abwenden. Es ist so unbeschreiblich süß, oder um es besser zu formulieren... göttlich. Oh nein, zu übertrieben. Das passende Adjektiv für Ace' Gesichtsausdruck zu finden ist nun wirklich nebensächlich. Wenn das Stunden so weitergehen würde, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er sich belästigt fühlt. "Sag mal könntest du bitte aufhören, mich so anzustarren?  Das ist mir ziemlich unangenehm." Ace riss mich aus meinen Gedanken. Das meinte ich gerade. Er fühlt sich belästigt und versucht es mir auf eine möglichst höfliche Art und Weise dies mitzuteilen. Moment mal,... seit wann rede... Entschuldigung, denke ich so merkwürdig. Ich klinge auf einmal so formell. Ein Grund mein Inneres Ich wieder anzusprechen, wenn auch nur mit Widerwillen.   Ich: Hallo.   Inneres Ich: Momo! Welch' Freude dich wieder zu sehen. Wie geht es dir? Was machst du schönes? WIe war dein Geburtstag?   Ich: Immer mit der Ruhe. Ich wollte dich nur auf etwas ansprechen. Etwas sehr Ungewöhnliches. Etwas, bei dem du höchstwahrscheinlich mit verantwortlich bist.   Inneres Ich: Und das wäre?   Ich: Na ja, wie soll ich sagen? ... Seit wann denke ich so... formell? So anständig, so denke ich normalerweise nie.  Du müsstest mich doch nach all den Jahren kennen, schließlich wohnst du in meinem Kopf.   Inneres Ich: Alscho isch weisch nischt..   Ich: Sag mal, isst du gerade?!   Inneres Ich: Tut mir leid, ich hab' nun mal Hunger.   Ich: Mach das bloß wieder sauber.   Inneres Ich: Das tue ich doch immer.   Ich: Und was war letztes Mal? Na gut, ist ja jetzt Nebensache. Warum denke ich nur so? Nenn mir wenigstens einen plausiblen Grund.   Inneres Ich: Es könnte sein, dass du dich weiterentwickelst. Nicht nur von der Erfahrung oder vom Aussehen, auch dein Wortschatz verändert sich mit der Zeit. Sei doch stolz auf dich.   Ich: Na toll. Nun ja, vielen Dank für deine äußerst hilfreiche Antwort.   Inneres Ich: Hab ich doch gern gemacht. Ach ja, ich würde mir ein passendes Argument für Ace einfallen lasse. Da ist unhöflich, wenn man angesprochen wird und nicht antwortet.   Ich: Seufz. Ja, schon gut. Ich streng' mich an.   Nach und nach muss ich doch feststellen, dass dieses 'Gespräch' ziemlich sinnlos gewesen ist. Dann habe ich mich eben weiterentwickelt. Gut, wenn ich mir weiterhin darüber den Kopf zerbreche, krieg ich noch Fieber vom ganzen Nachdenken. Vom Nachdenken habe ich auch noch Ace völlig vergessen. Ich muss mir jetzt so schnell wie möglich ein passendes Argument einfallen lassen, wie mein Inneres Ich schon sagte. "Tut mir wirklich leid. Ich war so... abgelenkt"   Inneres Ich: Das ist das Einzige, was dir dazu einfällt? Momo, ich hätte wirklich mehr von dir erwartet.   Ich: Ach, lass mich doch. Immerhin habe ich mich entschuldigt.   Inneres Ich: Na gut, es ist dir überlassen. Ich lass dich mal in Ruhe.   Ich: Danke. Ich bin echt stolz auf dich.   Endlich kann ich mich auf Ace konzentrieren.  Er sieht verwirrt aus. Verständlich. Bei mir kann man nur verwirrt sein. Ich bin nun mal ein komischer Mensch. "Ich war wirklich abgelenkt. Ich weiß, du bist jetzt verwirrt und das ist mehr als verständlich." Ace atmet erst einmal tief durch, um kurz seinen Kopf klar zu bekommen und dann antwortet er: "Das ist wirklich sehr verwirrend... Abgelenkt also?" "Ja, ich war ziemlich abgelenkt,verstehe das jetzt bitte nicht falsch.", versuche ich ihm zu versichern. Ace lächelt das schiefe Lächeln, dass mich schnell aus der Fassung bringt und antwortet: "Schon gut, ich verstehe." Er steht auf. "Ich würde vorschlagen, dass wir uns ein Restaurant suchen. Ich hab nämlich Hunger." "Dasselbe wollte ich gerade auch vorschlagen." Ich stehe ebenfalls auf ... und wundere mich gerade, wo eigentlich Pepper bleibt. Doch lange muss ich mir aber keine Gedanken machen, bis etwas Schweres, Weiches auf meiner Schulter landet und ich Peppers Stimme höre: "Da bin ich wieder" Ich wende mich an Pepper. "Hat aber lange gedauert" "Tut mir leid, aber das Essen war so guuut." , schwärmt er. "Glaub ich dir. Ace und ich hatten gerade vor uns ein Restaurant zu suchen." "Da hab ich aber eine Menge verpasst." Das war definitiv eine Anspielung. Ich nehme den Haufen Klamotten und (mal wieder mit Pepper auf der Schulter) renne Ace hinterher, der bereits vorgelaufen ist. "Da bist du ja wieder und wie ich sehe, hast du jemanden mitgebracht." Er schaut auf Pepper. "Ja. Der kleine, fette Kater auf meiner Schulter ist Pepper." "Du nennst mich FETT?!" "...und er kann sprechen." "Ich bin eine besondere Katze.", prahlt Pepper. "Jaja, wissen wir." Ace lächelt leicht. "Gut zu wissen." Ohne ein weiteres Wort machen wir uns (wieder) auf die Suche nach einem Restaurant. Wenn ich ehrlich bin, geht mir dieses ständige Gesuche wirklich auf die Nerven und wenn ich es mir recht überlege, hab ich auch wirklich keinen Hunger. Das will natürlich etwas heißen. Nach einigen Minuten, ohne großartig suchen zu müssen, finden wir ein Restaurant. Wir setzen uns hin. Schon kommt ein Mann auf uns zu, um die Bestellungen aufzunehmen. Ich bestelle mir nur einen Sake. Kaum wurde mir eine Flasche gebracht, fange ich sofort an zu trinken. Ich habe zwar -merkwürdig, aber wahr- keinen Hunger, aber dafür umso mehr Durst. Heimlich  blicke ich des Öfteren zu Ace. Dass dieser Typ keine Freundin hat, ist mir mehr als schleierhaft. Moment mal... Woher will ich denn bitte wissen, ob er eine Freundin hat, oder nicht? Außerdem geht mich das doch gar nichts an. Wir haben uns nur zufällig getroffen. Früher oder später werden sich unsere Wege sowieso wieder trennen. Mir ist durchaus bewusst, dass Pepper meine Gedanken hören kann, aber in dem Moment interessiert es mich nicht. "Du hast wohl keinen Hunger?", fragt mich Ace und reißt mich somit aus meiner kleinen, fantasiereichen Gedankenwelt. Oh nein, natürlich nicht. Ich mache, immer wenn ich denke, vor Hunger zu sterben, folgendes: Ich schaue den Leuten, die gerade einen Berg Essen vor sich haben, beim Essen zu, während ich zu Tode verhungere. "Nein, hab ich nicht.", sage ich nur, schließlich will ich nicht unhöflich sein. Jedenfalls nicht  Ace gegenüber. "Hmm.. Verstehe, weshalb bist du eigentlich hier?" "Ich bin auf der Suche nach meinem Vater..." -ich nehme den Steckbrief aus meinem Rucksack und zeige ihn Ace, der natürlich große Augen macht- "Hast du ihn zufällig gesehen oder kennst du ihn vielleicht?" "Dein Vater ist... der rote Shanks?!" Ich seufze. "Ja... Du hast meine Frage nicht beantwortet." "Ich kenne ihn, aber als wir uns das letzte Mal gesehen haben ist lange her" Als ich das höre, fange ich vor Freude an zu strahlen. Endlich jemand (außer der Alte und meine Mutter), der meinen Vater kennt. "Und... Und du kannst mir nicht sagen, wo er zu finden ist?" Ein Gefühl der Hoffnung macht sich in mir breit. "Nein, tut mir leid.", antwortet Ace. Die Antwort, die ich schon erwartet habe. Aber immerhin kennt er meinen Vater. "Schon gut..und warum bist du in Alabasta?", sage ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Ich möchte einen Ver..." Weiter kommt er nicht. Sein Gesicht ist im Essen vergraben und er hält immernoch die Gabel in der Hand. Verwundert über die Tatsache, beuge ich mich weiter zu ihm vor, um zu sehen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Er regt sich nicht. Langsam mache ich mir schon Sorgen. Auch Pepper und andere Gäste schauen jetzt zum reglosen Ace besorgt rüber. "Einfach so beim Essen abgekratzt.", murmelt einer der Gäste. Immer mehr Leute melden sich nun zu Wort. "Plötzlich war er mir nix dir nix hinüber." "Kannste mal sehen, wie giftig die Wüstenbeere ist." Das ist eine Spinne, die wie eine Beere aussieht, Schlaukopf. Doch plötzlich richtet sich Ace wieder auf. Ich wundere mich einfach nur. Kann es sein, dass er vielleicht ohnmächtig geworden ist, oder so was? Das letzte, was ich mir denke ist, dass er einfach eingepennt wäre. Die Gäste sind mehr als überrascht und rufen: "Heilige Scheiße! Er lebt!" Ace scheint nicht viel davon mitzukriegen. Stattdessen wischt er sich gerade sein Gesicht mit dem Rock (oder auch Kleid) ab. Die Frau, dem dieser Rock (oder das Kleid) gehört, ist (wie zu erwarten) darüber ziemlich empört und fängt erstmal an, meine Ohren zu betäuben. Vielen Dank, junge Frau, dass sie nun eins meiner wichtigsten Sinnesorgane betäubt haben. Wie kann ich das je wieder gut machen?  Endlich gibt Ace etwas von sich: "Puh...heftig... ich bin eingepennt." Natürlich kann ich das nicht wirklich verstehen, weil die nette junge Frau meine Ohren betäubt hat. Doch die Gäste rufen völlig außer sich: "EINGEPENNT?!" Das habe ich wenigstens verstanden. Einzelne Leute diskutieren gerade über das Ereignis. Mal ehrlich, er ist -mitten beim Essen- eingepennt und ist nicht gestorben. Er lebt. Die Leute sollen sich doch nicht so aufregen. "Ist was?", fragt Ace verwundert über diesen ganzen Aufruhr. Ich habe Ace verstanden (so hab ich jedenfalls das Gefühl). Meinen Ohren geht es also wieder gut. Das ist ja wunderbar. Die aufgebrachten Gäste: "WIR HATTEN ANGST UM DICH!" Ace (an den Typ hinterm Thresen gewandt): "Sind die irre?" Der Typ hinter dem Thresen: "Äh... gut, dass du okay bist." Meine Rede. Ace wendet sich wieder an den Typen hinter dem Thresen. "He sag mal, kennst du den..." - er zeigt einen Steckbrief von einem Jungen ungefähr in meinem Alter- "... so ein Typ mit Strohhut?" "Dich bringt wohl nichts aus der Ruhe." Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Mich beschleicht so ein Gefühl, als ob uns Ärger erwartet. Kapitel 10: "Mein erster Kampf." -------------------------------- Ich drehe mich in die Richtung, aus der die unbekannte Stimme kommt. EIn muskulöser Typ mittleren Alters schätze ich, steht an der Türschwelle des kleinen Restaurants. Dieser Typ hat zudem zwei Zigarren im Mund. Z-W-E-I  Z-I-G-A-R-R-E-N. Hut ab, dass er nicht keuchend vor uns kniet und noch atmen kann, ohne einen Hustenanfall zu bekommen. Was mir noch auffällt, ist, dass er fast dieselbe Stimme wie der Alte hat. Herrlich. Wieder meldet sich der Unbekannte zu Wort: "Das ist Käpt'n Whitebeards zweiter Kommandant! Was willst du hier, Portgas D. Ace?" Hab ich da richtig gehört?! WHITEBEARDS ZWEITER KOMMANDANT?! Ace?! Über Whitebeard habe ich schon viele Geschichten gehört. Er soll der stärkste Pirat der Welt sein und ist einer der Yonko. Ebenso wie mein Vater. Und das Tattoo auf Ace' Rücken ist dann wohl Whitebeards Zeichen. Wie konnte ich nur so blöd sein und nicht wissen, dass das Whitebeards Zeichen ist? Ich schaue zu Pepper, der ebenfalls überascht ist. Er sieht aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. "Mach dich bloß nicht über mich lustig.", flüstert mein Kater. Tu ich doch gar nicht, denke ich  und setze dabei ein Grinsen auf und hebe eine Augenbraue. Ich wünschte, ich könnte mich durch Telepathie mit Pepper unterhalten. Wäre bestimmt ganz witzig. Außerdem muss ja nicht jeder mitkriegen über was wir uns unterhalten oder meistens streiten.  Pepper nickt dabei zustimmend. "Das kann man lernen", murmelt Pepper. "Wie denn?" "Nimm doch einfach bei einer besonderen Katze wie mir Unterricht" "Klingt verlockend", sage ich, mein schiefes Lächeln lächelnd. Ich sehe in die Runde. Mal wieder alle verwundert über Ace. Jetzt äußert sich Ace: "Ich suche... meinen kleinen Bruder." Also der Typ auf dem Steckbrief. Mit dem Strohhut. Abwechselnd schiele ich zu Ace und zu dem Unbekannten, der nun mich ansieht. Warum glotzt der mich so an? Sein Blick ist einschüchternd. Muss ich schon zugeben. "Und du bist also Tiger D. Momo?" Woher kennt der meinen Namen? Doch die Frage beantwortet sich schnell von selbst, als er einen Steckbrief herausholt. Mit meinem Namen und einem Foto von mir. Freude und Stolz breiten sich in mir aus. Auch Pepper ist erstaunt. "Momo, dein erstes Kopfgeld" "Mein erstes Kopfgeld" Peppers und meine Augen werden zu riesigen Sternchen und wir schreien begeistert: "20 Millionen Berry!!" Doch lange hält die reine Freude nicht an. Der Kerl hebt eine Augenbraue. Wenn mir mal jemand sagen würde, wer das ist. "Das ist Smoker." Wie in Zeitlupe drehe ich meinen Kopf zu Pepper. "Und das sagst du mir erst jetzt?!" Bei den zwei letzten Wörtern steigert meine Stimme um zwei Oktaven. Smoker meldet sich wieder zu Wort. "Ihr seid beide verhaftet!" Aus irgendeinem Grund, fange ich an, laut zu lachen. Also ein Typ aus der Marine. "Dazu müsstest du uns erst einmal kriegen" Na endlich. Ich hab was gesagt, auch wenn es nicht gerade die schlaueste Antwort gewesen ist. Immerhin ist es eine Antwort. Ich glaube, mit dieser Antwort, hab ich Smoker (dessen Name ziemlich gut zu ihm passt, wie ich feststellen muss) ein wenig verärgert. Er macht gerade eins, zwei Schritte auf uns zu. Doch weiter kommt er nicht. Irgendetwas schleudert ihn derbe  nach vorn und Ace reißt es mit... und BOOM! Durch die Wand durch, was natürlich einen entsetzlichen Krach verursacht. Sofort stehe ich vom Barhocker auf und  gehe auf das riesige Loch an der Wand, was nun entstanden ist, zu. Meine Fresse. Das hat sie ja derbe mitgerissen. Nicht nur durch dieses kleine Restaurant, sondern gleich durch mehrere Häuser hindurch. Hinter mir höre ich eine kindliche Stimme laut lachen und rufen: "He, Koch, ich nehm' einmal alles!" Auch so ein Fressack wie ich. Das trifft sich gut. Neugierig wie ich bin, möchte ich natürlich wissen, wer dieser Fressack ist. Ich drehe meinen Kopf zum Tresen und sehe -voller Überraschung- den Typ mit dem Strohhut. Ace' kleiner Bruder. Der kann aber auch ordentlich reinhauen. Ich werde ihn einfach mal ansprechen. Wird bestimmt ein lustiges Gespräch. "He, du" -er dreht sich um- "Ja, dich meine ich, bist du nicht der kleine Bruder von Ace?" Seine Augen fangen an zu glänzen, als er Ace' Namen hört. "Du kennst meinen Bruder?" "Wir haben uns zufällig getroffen.", antworte ich. "Das ist ja spitze!", ruft er enthusiastisch. "Wo ist er?" "Nun, er ist.." Prompt wird mein Satz unterbrochen, als ich eine Stimme höre, die dem Alten sehr ähnelt. Smoker. Ace' Kopf rammt er volle Möhre auf den Boden. Meinen Respekt hat er definitiv nicht verdient. "STROHHUT!" Oh oh. Zwei Meter vor uns bleibt Smoker stehen. Ein triumphales Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit. "Ich wusste, ich krieg dich..." Der Strohhut starrt ihn nur an und frisst einfach weiter. "Hör auf, zu fressen!" Er frisst weiter. Doch nach einigen kurzen Augenblicken (des Schweigens und des "Beim-Fressen-Beobachtens") schaut er so, als würden ihm die Augen gleich aus den Höhlen fallen und ruft völlig perplex: "Der Typ mit dem Rauch! Was macht der denn hier?!" Dabei bespuckt er Smoker mit Essen, was er zuvor in sich reingeschaufelt hat. Nun stopft er sich das ganze Essen vom Teller in den Mund, bedankt sich dafür und rennt weg. Das mach ich jetzt auch. Pepper hinterher. "Bild' dir bloß nicht ein, dass du wieder auf meiner Schulter sitzen kannst, Pepper. Renne lieber dem Strohhut hinterher. Versuche, ihm irgendwie zu helfen." Zum Glück ist der Stohhut in meinem Sichtfeld. "Halte den Strohhut auf!" Oje. Eine Frau mit kurzen, dunkelblauen Haaren versucht den Strohhut aufzuhalten. Ich will dem Strohhut helfen, also stelle ich mich der Frau in den Weg und zücke mein Schwert. "Bevor du den Strohhut aufhältst, musst du erstmal an mir vorbei.", sage ich monoton. Mein erster Kampf. Das kann ja was werden. Ich darf garantiert nicht verlieren. Die Frau lächelt. "Na dann, zeig, was du drauf hast." "Ich werd' mich nicht zurückhalten." Und schon greife ich an. Nicht gerade klug von mir, den Gegner direkt anzugreifen, aber ich weiß in dem Moment nicht, was ich sonst machen soll. Sie blockiert den Angriff gekonnt mit ihrem Schwert. Ich hätte es mir denken können. So geht das Spiel immer weiter. Sie greift mich an, ich blocke den Angriff und umgekehrt. Es endet in eine Art Fechttanz, oder so was. Augenblicklich spüre ich einen stechenden Schmerz am Bein. Mist. Sie hat mich erwischt. Doch so einfach gebe ich mich nicht geschlagen. Als sie zum nächsten Angriff ausholen will, weiche ich gekonnt aus und setze noch einen drauf, in dem ich ihr einen Schwertstreich verpasse. Damit fällt sie augenblicklich zu Boden. "War nett mit dir gekämpft zu haben. Ich habe vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Momo. Tiger D. Momo. Wenn wir uns jemals wiedersehen sollten, kannst du dich gern bei mir revanchieren." Mit einem Lächeln befestige ich mein Schwert wieder am Gürtel. Ich springe auf ein Haus hoch, um von Dach zu Dach zu springen und ich bessere Aussicht auf die Umgebung habe. So kann ich den Strohhut leichter ausmachen. Wie ich feststellen muss, hat es nicht wirklich lang gedauert. Ich sehe Pepper unten beim Strohhut mit mehreren Leuten. Die gehören wahrscheinlich zu ihm. Zu meiner Überraschung sehe ich auch Ace... und Smoker. Ich springe vom Dach runter zum Strohhut und seinen Leuten. Ace will es also mit Smoker aufnehmen. Ich seufze. Hoffe nur, dass das gut ausgeht. Für Ace. Er dreht sich zu uns um und sagt: "Geht schon mal vor. Ich komme nach." Wieder seufze ich und werfe Ace noch einen besorgten Blick zu, bevor ich mit den Strohhüten verschwinde. Kapitel 11: Hello again, Wüste ------------------------------ Der Mensch bringt sogar die Wüsten zum Blühen. Die einzige Wüste, die ihm noch Widerstand bietet, befindet sich in seinem Kopf. -Ephraim Kishon.     Da sitze ich nun. Seit einiger Zeit schon. Im Schiff der Strohhut-Bande, was sie liebevoll Flying Lamb nennen (hat mir jedenfalls die Langnase erzählt, wie heißt der noch gleich?). Genauer gesagt, sitze ich auf der Reling. Ich muss schon zugeben, diese Bande ist echt ein komischer Haufen. Da gibt es zum Beispiel Sanji. Der Blonde mit der gekräuselten Augenbraue. Er war direkt der Erste, der gleich um mich herumgetänzelt ist, als wäre ich ein magischer Feuerkelch, oder so was. Dann hat er auch noch Herzchenaugen bekommen und herzförmige Rauchwölkchen sind aus seiner Zigarette gestiegen. Ich dachte schon, ich wäre bekloppt. Zugegeben, ist er ein echter Charmeur. Dann gibt es noch Nami. Sie mag Seekarten, Orangen (passend zu ihrer Haarfarbe) und Berries. Sie ist ziemlich hitzköpfig, wie ich mitbekommen habe. Also ich mag sie. Um ehrlich zu sein, bin ich heute mal bisschen frech und zähle jetzt nicht die ganze Strohhut-Bande auf. Luffy hat mir seine Bande stolz vorgestellt. Ich schmunzle, als er anfängt von seinem großen Bruder zu erzählen und alle völlig empört im Chor rufen: "Dein großer Bruder?!" Luffy beginnt, weiter zu erzählen: "Er ist Pirat und sucht nach dem One Piece." "...Wie so ziemlich jeder Pirat", murmle ich grinsend. Pepper, der ebenfalls neben mir auf der Reling sitzt, nickt dabei zustimmend. "Ace ist drei Jahre älter und drei Jahre länger unterwegs.", fährt Luffy fort. "Und ihr habt beide eine Teufelsfrucht gegessen?", fragt nun Zoro. Ace hat also Teufelskräfte. Interessant. "Ist mir auch neu.", entgegnet Luffy lachend, "aber früher als er noch keine gegessen hatte, war er immer stärker. Ace ist total taff!" ...Und unverschämt gut aussehend, füge ich gedanklich hinzu. "Haaach, wo die Liebe hinfällt", schwärmt Pepper neben mir. Unwillkürlich zuckt meine Augenbraue. "Pepper, bitte bring mich nicht zur Weißglut. Ich bin nicht in ihn verliebt.", zische ich, während ich versuche, Luffy aufmerksam zu zuhören. "...Genau! Tausendmal stärker!" - er lacht- "aber jetzt bin ich stärker." Plötzlich spüre ich neben mir einen Windhauch. "Du bist stärker als wer?" Es ist Ace. Pepper stupst mich mit seiner Pfote am Oberschenkel an. Ich wende mich an Pepper. "Was ist?" "Dein Bein. Es blutet.", entegegnet Pepper flüsternd. Tatsache. Das Blut läuft bis zu meinen Füßen runter und tropft auf den Boden. Merkwürdig, wie ich sowas die ganze Zeit ausblenden kann. Vielleicht liegt es daran, dass ich bereits abgehärtet bin... und das nicht nur von der Reise. Ich räuspere mich und richte nun mein Wort an die Strohhut-Piraten. "Ähm, Leute?" Die Köpfe der Bande drehen sich nun zu mir und bemerken jetzt mein Bein. "Chopper, hol schnell einen Verband.", ruft Nami. "Ach kommt schon, es ist wirklich halb so wild, ihr braucht euch keine Sorgen machen.", meine ich beschwichtigend. "Deine Wunde sieht aber ziemlich schlimm aus.", meint Ace. "Es sieht schlimmer aus, als es eigentlich ist.", antworte ich, ohne ihn anzusehen. Schon kommt der kleine Elch mit Verbandskasten. Schwungvoll stoße ich mich von der Reling ab und lasse mir von Chopper, die Wunde reinigen. Anschließend verbindet er mein Bein. "Vielen Dank", bedanke ich mich lächelnd. Chopper nickt mir zu und verschwindet wieder, um den Verbandskasten in seinen gewohnten Platz zu stellen. Da ich schonmal stehe, strecke ich mich erstmal ausgiebig. "Geht doch rein. Wollt ihr Tee?", bietet Sanji fragend an. Kein schlechtes Angebot. Doch das harmonische Beisammensein oder so was wird jäh unterbrochen als fünf -ich wiederhole fünf- Schiffe vor uns auftauchen. "Die Baroque-Firma. Das sind die Schiffe der Billions!", ruft Bibi entsetzt. "Wir sind am Arsch.", sagen Pepper und ich gleichzeitig verzweifelt. Da meldet sich Ace zu Wort (natürlich mit seinem wunderschönen Grinsen):"Das würde ich nicht behaupten." "Willst du sie etwa aufhalten? Ich meine,... es sind fünf Schiffe." "Lass das mal meine Sorge sein." Und schon spingt runter ins Wasser. Ich lehne mich weiter nach vorne an die Reling, um zu sehen, ob ihm nichts passiert ist. Schließlich können Menschen mit Teufelskräften nicht schwimmen. Doch es geht ihm gut. Er ist sicher auf seinem Striker gelandet. EIn Transportmittel oder sowas, was ich schon immer haben wollte. Ich atme auf. Erleichtert, weil es ihm gut geht. Oh mann, jetzt fang ich schon an mir um ihn Sorgen zu machen. Hör auf damit. Hör auf damit. Sofort. Wie ein Mantra sage ich mir das immer wieder vor, während ich mich zu den Anderen geselle. "Hach, Momo.", flötet Pepper, der nun zu meinen Füßen sitzt. Das bringt meine Augenbraue wieder zum Zucken. "Pepper, bitte mach mich nicht wütend." Er lässt seine scharfen Zähne blitzen. "Nun gut, so sei es, meine Liebe. Trotzdem ist es wirklich niedlich, wie du dich um ihn sorgst." Ich seufze. "Das hat nichts zu bedeuten, Pepper." "Wenn du meinst." Doch das Gespräch währt nicht lange, weil meine Aufmerksamkeit nun einem riesigen Feuer gewidmet ist. Dieses riesige Feuer verbrennt alle fünf Schiffe. Schreie sind noch zu vernehmen. Das ist also Ace' Teufelskraft. Luffy ist total begeistert. Der Rest ist genauso erstaunt wie ich. "Wie gesagt, lass das nur meine Sorge sein.", dringt Ace' Stimme ganz nah an mein Ohr und spüre seine Hand auf meiner Schulter, was mich erröten lässt. Er ist wieder zurück. Die Strohhut-Bande wendet sich jetzt auch an Ace. "Das war spitze!", ruft Luffy begeistert. "Wie wär's wenn wir darauf ein Bier trinken?", schlage ich vor, worauf die Strohhüte ziemlich begeistert sind. Einige Zeit später, als alle Gläser und Getränke geholt haben, stoßen wir alle an und somit setzt sich unser harmonisches Beisammensein fort.     ~ "Müssen wir wirklich wieder durch die Wüste latschen?", jammere ich und fahre mir durch die bereits verschwitzten Haare. Nichts ist bei Hitze unangenehmer als zu schwitzen. Besonders in den Haaren oder am Nacken. Deshalb versuche ich, meine widerspenstigen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Wirklich keine gute Idee, die Haare bei Hitze offenzulassen. Da schwitzt man wie ein Wasserfall. "Kannst du laut sagen. Mein schönes Fell.", meint Pepper ebenfalls jammernd. "Wenn du von meiner Schulter gehen würdest, ..." Den Rest des Satzes lasse ich durch meine Gedankengänge wandern, was nichts bringt, weil Pepper sowieso Gedanken lesen kann. Mit den Strohhüten und Ace laufe ich schon seit einigen Stunden durch die vermaledeite Wüste. Bibi meinte, sie und die Strohhut-Bande müssten sich dort die Füße wundlatschen. Sie wollen nach Rainbase, oder so was. Ace, Pepper und ich begleiten sie. Während ich durch die Wüste laufe, fange ich an, über meine Kindheit nachzudenken. Die Wüste ist schon ein komischer Ort. Schon das letzte Mal, als ich heulend mit Pepper durch die Wüste gelaufen bin, habe ich mich an vereinzelte Ereignisse meiner Kindheit erinnert, die ich nicht erwähnt habe. Wie gesagt, ein echt komischer Ort die Wüste. Da ich schonmal beim Thema Kindheit bin, werde ich ein kleines Ereignis erzählen.     Momo Nach der ersten Begegnung mit dem Alten, treffen wir uns immer öfter an der kleinen Bank. Mal ist es rein zufällig, mal eine Verabredung, oder so was. Eines Morgens haben wir uns bei ihm zu Hause verabredet. Ich habe ein eher mulmiges Gefühl bei der Sache, deswegen stecke ich doch lieber einen kleinen Dolch in meine viel zu großen Stiefel, damit es nicht allzu sehr auffällt. Ich habe zwar den Alten schon mehrere Male getroffen und er ist ein äußerst humorvoller Kerl, aber man kann trotzdem nie wissen. Also, mache ich mich mit meinem schwer bepackten -oder auch mit Bücher beladenem-Rucksack, der immer mit muss, wenn ich unterwegs bin, auf den Weg zur kleinen Hütte vom Opa. Ich habe es nicht einmal weit bis dorthin. Da ich mit Mutter in der Nähe vom Feld wohne, in dem auch seine kleine Hütte steht. Kaum angekommen, klopfe ich an die Tür, die man eigentlich locker einbrechen könnte. Schlurfende Schritte vernehme ich und die Tür wird aufgemacht. "Komm doch rein, Momo. Setz' dich.", werde ich schon begrüßt und bittet mich in seine kleine, bescheidene Bude. Was für eine Gastfreundlichkeit. Ich begebe mich ins Wohnzimmer, was leicht zu finden ist und setze mich auf den vergilbten Polstersessel. "Du hast ein schönes Haus. Warum muss ich hier sein?",lisple ich (Ich war erst fünf.) "Du bist hier, um eine kurze Geschichte zu hören und um jemanden kennenzulernen." Wie die lieben Opis so sind. Schwelgen zu gern in alte Erinnerungen und erzählen es ihren Enkelkindern. Der Alte setzt sich hin, seufzt und schon fängt er an zu erzählen. "Weißt du vor langer Zeit" -fängt ja schon mal gut an- "war ich mal ein Gesetzloser. Zwar machte ich mir auf der Grand Line keinen allzu großen Namen, aber für mich zählte auch kein Ruhm oder ein hohes Kopfgeld. Alles, was ich wollte, war eine Familie, Freundschaft und Freiheit. Und das lernt man alles, wenn man in See sticht." Eine Weile hält er inne und schaut einfach in die Ferne. Was ist denn jetzt los? Bestimmt hat er vergessen, was er eigentlich sagen will. "Hallo? Erde an Oooopa.", rufe ich wedelnd mit den Armen. Er blinzelt. "Oh, ich bin wohl etwas abgeschweift." Ja, etwas. Er räuspert sich und erzählt weiter: Doch eines Morgens, als ich mit meiner Crew anlegte, um unsere Vorräte ein wenig aufzustocken, sah ich einen kleinen Säugling, von dem ich nicht wusste, wie sehr er mein Leben verändern könnte. Dieses Kind hat in mir Vatergefühle erweckt und ich konnte einfach nicht anders und musste es einfach mitnehmen. Ich taufte sie unter dem Namen Kano, für Blume. Du wirst sie noch kennen lernen, könnte aber ein wenig dauern, denn sie ist gegenüber Fremden ein wenig skeptisch." Augenblicklich höre ich ein Geräusch, was ich als Türzuknallen vernehme. Das müsste sie sein. Diese Kano. "Papa, ich bin wieder zu Hause.", dringt eine Stimme durch das Wohnzimmer. Eine junge Mädchenstimme. Dann kommt sie ins Wohnzimmer und das Erste, was ich sehe ist ein misstrauischer Blick mir gegenüber.     Über diese Person wird später noch ein wenig genauer gesprochen. Außerdem ist das ein weiterer Auszug aus meinem Tagebuch. Wir latschen immernoch durch die Wüste, falls dich das interessieren sollte. "Wann, denkst du, machen wir eine Rast?", frage ich Ace, der schon die ganze Zeit neben mir läuft. In einem gewissen Abstand natürlich. "Wahrscheinlich erst am späten Nachmittag", antwortet er und schaut zur Sonne. Nach ihrem Stand zu urteilen, ist es gerade einmal Mittag. Das heißt, noch ein paar weitere Stunden, dann würden wir endlich ein Lager aufschlagen. Stunden aus quälender Hitze bestehend... und wundgelatschten Füßen. "Momo", flüstert mir Pepper -der immernoch auf meiner Schulter sitzt- ins Ohr, "Ich glaube, ich habe was zu Essen gefunden. Da vorne." Er zeigt mit seiner Pfote auf eine nicht ganz weit entfernte Pflanze, die (schätzungsweise) anderthalb Meter groß ist und an dieser Pflanze hängt eine sternförmige, dunkelrot-glänzende Frucht. Seit wann wachsen in Wüsten Pflanzen? "Pepper, geh von meiner Schulter runter, ich hole mir dieses Ding." Der Kater springt von meiner Schulter. Schon sprinte ich los. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Allein beim Anblick dieser Frucht. Zum Endspurt mache ich einen Sprung und reiße (im Sprung) die Frucht von der Pflanze und nehme einen Riesenbissen. Baaah. Die schmeckt echt zum Kotzen, so derb süß, dass es wieder eklig ist, aber wie meine Mutter schon sagte: Wenn du Hunger hast, frisst du alles. "Momo nicht", höre ich Bibis Stimme und es klingt wie eine Art Mahnung, "Diese Frucht verursacht Halluzinationen und lässt dich wirres Zeug reden." "Aber ich hatte Hunger", gebe ich etwas kleinlaut bei. "Hunger haben wir alle", sagt Zoro barsch. Ich nehme noch einen (Riesen-)Bissen, weil ich Hunger habe. Ich schüttle mich von dieser widerlichen Süße. Das Überbleibsel der Frucht, schmeiße ich über meine Schulter hinweg und stehe auf, was mir komischerweise in dem Moment schwerfällt. Nun wenden sich wieder alle zum Gehen. Da meldet sich meine angeborene Lästigkeit.   Inneres Ich: Du hättest diese Frucht nicht essen sollen, Momo. Das hast du nun davon.   Ich: Willst du mir jetzt eine Gardinenpredigt halten? Da kannst du aber gleich wieder verschwinden.   Inneres Ich: Warum bist du nur so gemein zu mir?   Ich: Was fragst du noch so blöd?   Inneres Ich: Seufz. Ich dachte, du hättest mich vielleicht vermisst.   Ich: Du weißt doch, dass ich dich niemals vermissen werde. Wann lernst du es endlich? Schau dir ein paar Liebesdramen an, iss dein Eis. Die Packungen Taschentücher, die du vollheulen wirst, werden dir Gesellschaft leisten.   Inneres Ich: Mit Taschentüchern kann man aber nicht reden.   Ich: Mit viel Fantasie schon. Hat bei mir und dem Fußboden auch geklappt, als ich auf die Schnauze geflogen bin, weil meine Beine eben noch nicht wach waren. Das kennst du sicher alles schon.   Inneres Ich: Oh ja, viel zu gut.   Ich: Hätte mich auch gewundert, wenn nicht.   Inneres Ich: (Gluck. Gluck.) Du hast da 'nen ziemlich heißen Typen aufgegabelt. (Gluck. Gluck.)Guter Sake am Mittag ist das, was ich jetzt brauche.   Ich: Halt die Schnauze und hör auf zu saufen. Mir ist schon ziemlich schwummrig.   Inneres Ich: Dann hättest du die Frucht nicht essen sollen.   Ich: Du hättest mich auch davon abhalten können.   Inneres Ich: Such die Schuld nicht immer bei mir. Ich kann nix dafür.   Ich: Du kannst sehr wohl etwas dafür. Du bist in meinem Kopf eingezogen und bringst mich dazu, völlig kopflose Dinge zu tun.   Inneres Ich: Ich mach gar nichts. Ich sitze nur rum und esse... und schaue mir Liebesschnulzen an.   Ich: Verschwinde!   Und schon ist meine angeborene Lästigkeit wieder verschwunden. Ich kann nicht einmal mehr gerade laufen und sehe völlig verschwommene Bilder. Der Himmel ist auch nicht mehr im klaren Blau. Er ist völlig von Regenbogenfarben bedeckt, die sich ineinander vermischen. Statt Wolken sind nur Fabel -und prähistorische Wesen zu sehen. Drachen, Einhörner, Dinos, selbst geflügelte Elefanten mit den verschiedensten Farben und Mustern. Und... Meerjungfrauen auf Einrädern. Was läuft hier für 'ne Scheiße? "Pepper!", rufe ich. Ein wenig Verzweiflung schwingt in meiner Stimme mit. Anstelle eines Katers, kommt ein ziemlich rundes pelziges Etwas auf mich zu, mit einem kleinen Schwänzchen, an dem noch eine Bommel hängt. "Was ist mit dir passiert? Warum hast du auf einmal einen Rattenschwanz mit Bommel? Das ist nicht normal." "Du bist nicht normal, Momo. Du hättest die Frucht nicht essen dürfen. Mit mir ist alles in Ordnung." Das pelzige Etwas springt auf meiner Schulter. "Es reicht schon, dass ich eine psychische Belastung habe. Meine Schulter brauche ich noch." "Ich will dir nur den Weg weisen.", versucht sich Pepper zu rechtfertigen, "Übrigens ist schon Nachmittag." "Was?! Hab ich solange mit meinem inneren Ich gequatscht?" "Kann sein. Der Nachmittag hat erst angefangen." "Also nicht mehr lange, dann schlagen wir endlich ein Lager auf?" "Ja." "Ich muss mich umziehen, Pepper." "W-Was?! Doch nicht hier, oder?" "Doch, ich hab schon seit zwei Wochen, dieselben Klamotten an. Ich bin eine richtige Drecksau." "Nicht nur in dieser Beziehung." "NA VIELEN DANK!" "Hehe, keine Ursache!" Langsam fange ich an, müde zu werden. Meine Schritte sind nur noch ein Schlurfen, stellenweise stolpere ich. "Soll ich dir nicht helfen? Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten." Sofort werde ich rot. Warum werde ich in letzter Zeit so schnell rot? Ace. "Ist nicht nötig, trotzdem danke.", lehne ich dankend ab. "Ich helf' dir." "N-Nein, dassis nich' nötig.", lalle ich. Schon merke ich, wie sein starker Arm meine Hüfte umfasst und mit dem anderen Arm den meinen um seine Schultern legt, sodass ich mit seiner Hilfe gerade laufen kann. Meine Gesichtsfarbe könnte der einer Tomate Konkurrenz machen. An mir sausen Meerjungfrauen auf Einrädern vorbei und selbst Eisbären rennen hier durch die Wüste rum. "He, Ace. Siehst du diese Meerjungfrauen auf den Einrädern? Wie mach'n die das nur?" "Ich sehe hier nur Wüste, Momo." "Nich' mal die geflügelten Elefanten da oben?" Er seufzt. "Nein."   ~ Es ist schon Abend (was mir natürlich gesagt wurde, weil ich nur bunte Scheiße sehen kann). Das Lager wurde bereits aufgeschlagen und alle, bis auf mich, sitzen ums Lagerfeuer. Ich habe es mir auf meinem Schlafsack gemütlich gemacht, mit dem wunderbaren Gefühl, ein Buch zu lesen und endlich neue (und vorallem frische) Klamotten anzuhaben, die ich noch in meinem Rucksack verstaut habe. Da fällt mir der restliche Berg voller Klamotten ein, den ich im Restaurant liegen gelassen habe. Was soll's, es gibt auch woanders Geschäfte. Durch das Licht des Lagerfeuers kann ich gerade noch so lesen. Wenn man bei schlechtem Licht liest, ist das ziemlich schädlich und man riskiert, grauen Star zu bekommen, aber ich kann nicht anders. Irgendwie muss ich mir erstens, die Zeit vertreiben und zweitens, ist das Buch so spannend. Gott sei Dank, hat die Wirkung der Frucht etwas (aber nur etwas) nachgelassen, sodass ich ein Buch lesen kann. Der Zeitvertreib wird jäh unterbrochen, als ich aus dem Augenwinkel erkenne, dass sich jemand neben mich setzt. Super, ich bekomme Gesellschaft. Als ich mich zu meinem Nebenmann wende, klappe ich vor Schreck das Buch zu und mir bleibt der Mund offen stehen. Die junge Frau, die mich warm anlächelt, sodass ihre Sommersprossen noch mehr zur Geltung kommen, mich mit ihren warmen bernsteinfarbenen Augen ansieht und die blonden, schulterlangen Haare ihr ins Gesicht wehen, ist definitiv Einbildung. Das kann nicht sein. Es ist ein Traum. Du bist ein Traum. "Es ist ein Weilchen her, Momo." Kano. Kapitel 12: Großes Piratenehrenwort -----------------------------------     Ich bin mir zu neunundneunzig Komma neun Prozent sicher, dass das ein Traum eine Einbildung ist. Erstens sieht Kano viel jünger und gesünder aus als ich sie das letzte Mal in Erinnerung habe und sie ist, zweitens, schon seit sechs Jahren tot. Den Kopf an der Hand abgestützt sieht sie mich immernoch mit ihrem breiten Grinsen an, während ich unfähig bin, mich zu bewegen. Ich atme tief durch, versuche, wieder Fassung zu bekommen. "Du... bist nur... Einbildung, hab ich Recht?", stammle ich. "Nicht direkt. Eher Teil deiner Erinnerung." Sie schaut langsam zu den Strohhüten und Ace. "Wie ich sehe, ...hast du Freunde gefunden.", bemerkt sie lächelnd. "Allerdings. Sie sind alle schwer in Ordnung." Mein Blick wandert zu Luffy, Usopp und Chopper, die sich am meisten zu amüsieren scheinen. Sie tanzen, lachen und albern rum. Ich schaffe es sogar, meinen Mund zu einer Art Lächeln zu verziehen. Sie kichert. "Das glaub ich dir auf's Wort." Ich blicke wieder zum Buch, was zugeklappt auf meinem Schoß liegt. Das Buch trägt den Titel Arthur Reisegans. Kano hat mir daraus immer vorgelesen. Die teilweise losen, völlig vergilbten Seiten, die selbst vom Wasser nicht verschont wurden und leicht gewellt sind, sind Beweis genug dafür, dass es schon viele Jahre auf den Buckel hat. Ich hab sämtliche Dinge in meinem Rucksack eingepackt, von denen ich keine Ahnung habe, dass ich sie tatsächlich eingepackt habe. Weitere Opfer meiner Vergesslichkeit. Im Buch Arthur Reisegans handelt es sich -wer hätte es gedacht?- um eine Gans, die sich auf gefährliche Reisen begibt und nach Mitstreitern sucht. Er ist seine Reise deshalb angetreten, weil er seinen Traum verwirklichen will: Er möchte in die Geschichte eingehen. Durch seine vielen Reisen musste er auch viele Kämpfe ausfechten und Treffer einstecken. Doch der letzte war zu viel für den Heden. Er starb an inneren Verletzungen und Erschöpfung, jedoch mit dem guten Gewissen, dass er seinen Traum verwirklichen konnte und Freunde und Familie hatte, die ihn liebten. Das Buch ist Teil meines Lebens geworden und musste es unbedingt auf die Reise mitnehmen. "Sag mal,... ist dir nicht kalt?" Kano deutet mit dem Zeigefinger auf meinen Oberkörper, der nur mit einem gestreiften Bikinioberteil bedeckt ist. Dafür habe ich eine lange Hose an und wie immer Sandalen. "Wenn mir kalt wäre, würde ich nicht so rumlaufen.", entgegne ich keck. "Du bist genauso frech wie früher. Aber,... was ist eigentlich mit deinen...Narben?" Das letzte Wort kann sie nur mit Mühe aussprechen. Ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, bereut sie es sofort wieder, nachgefragt zu haben. Doch ich antworte trotzdem: " Genauso scheußlich wie vorher." Ich presse die Lippen zusammen und lege meine Hand an den Nacken, der ebenso von feinen Narben gezeichnet ist. "Du kannst sie nicht ewig verstecken und solltest lernen, dass man sich für sowas nicht schämen muss" Nun beiße ich mir auf die Unterlippe. So fest, dass ich den warmen, metallischen Geschmack meines Blutes schmecke. Momo Nach dem Besuch beim Alten, betrete ich wieder mein Zuhause. Mama ist nicht da. Wahrscheinlich einkaufen oder sie arbeitet noch. Ich gehe in die Küche, um mir was zu Essen zu machen. Vor dem Küchentisch entdecke ich den Mistkerl, wie immer mit der Zeitung in den Händen. "Wo bist du so lange gewesen?",fragt er ruppig, ohne aufzusehen. "Ich hab jemanden besucht. Was geht dich das eigentlich an?", blaffe ich ihn an. Er steht wie in Zeitlupe auf und tritt auf mich zu. Ich kann die Wutader auf seiner Stirn deutlich pochen sehen. "Hat dir deine Mutter denn keinen Asstand beigebracht?" Er schreit es fast und ich bekomme Angst. Große Angst. Ich renne so schnell ich kann. Doch ich komme nicht weit genug. Ein höllischer Schmerz trifft auf meinen Rücken. Wieder und wieder. Wieder und wieder... Es soll aufhören. Ich stütze den Kopf in die Hände, um die Erinnerung aus meinem Kopf zu verbannen. Es gelingt mir einfach nicht. Warum müssen diese Erinnerungen gerade jetzt auftauchen? Ich habe doch gerade erst angefangen mich wohlzufühlen. Neue Freunde zu finden. Und meinen Vater... "Setz' dich doch mit zu den anderen. Das lenkt dich wenigstens ab" Ich hebe den Kopf und begegne Kanos besorgten Blick. Sie war schon immer so fürsorglich. Ich ziehe mir eine Jacke darüber, um die schmerzenden Erinnerungen auf meiner Haut zu bedecken. Soll ich mich wirklich zu den anderen setzen? Wenn ich noch dazukomme mit meiner Selbstmitleidsleier... "Komm schon, Momo. Lass die Vergangenheit endlich ruhen und fang zu leben an. Bitte hör auf, mir auch noch im Himmel Sorgen zu bereiten. Jetzt geh und lache mit den anderen. Es lenkt dich von der ganzen Scheiße ab." Ich sehe zu Kano, die mich mild anlächelt. Ich erwidere ihr Lächeln, stecke vorsichtshalber den Steckbrief meines Vaters in die Jackentasche und stehe auf. Noch einmal drehe ich mich um, doch sie ist (ziemlich schnell) verschwunden. Sie ist wieder im Himmel. Ich hoffe, es geht ihr gut dort oben. Ich trete zu den Strohhüten. "Darf ich mich vielleicht zu euch setzen?" Nami dreht sich zu mir und antwortet mit einem Lächeln: "Klar." Sie rückt ein Stückchen nach rechts und ich nehme Platz. Links neben mir sitzt Pepper, der weiß, was gerade passiert war, aber Gott sei Dank, Stillschweigen bewahrt. Ich werde ihm alles später noch mal in Ruhe erzählen. Eins weiter sitzt auch Ace. "Cool, das du hier bist, Momo", begrüßt mich auch schon Luffy und grinst dabei breit. Das ist wirklich Dauerzustand bei ihm, dieses Grinsen. Ein schwaches Lächeln umspielt meine Mundwinkel. Ich winke ihm zu. "Momo-Mäuschen, Namileiin" Ich stöhne entnervt. Der hat mir gerade noch gefehlt. Sanji. Schon tänzelt er wieder um mich herum und sieht mich mit Herzchenaugen an. "Soll ich dich wärmen? Dir ist bestimmt kalt.", fragt er mit viel zu hoher Stimme und kichert etwas dümmlich. "Ich hab doch schon eine Jacke an, Sanji" "Ach das macht nichts. Körperwärme ist doch viel schöner." Ich räuspere mich und spüre, wie mir an den Wangen etwas heiß wird. Wie schaffe ich mir jetzt den Kerl vom Hals? Lange brauch ich nicht zu überlegen, als Nami ihm auch schon eine Kopfnuss gibt. Ich bedanke mich, erleichtert, dass sie ihm vor mir eine Kopfnuss gegeben hat und Nami antwortet: "Keine Ursache, so ist er immer, wenn er schöne Frauen sieht." "Aber im Großen und Ganzen ist er eigentlich doch ein netter Kerl." Namis Antwort ist ein Lächeln, was ich erwidere. Mein Blick schweift durch die Runde. Zoro hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt und pennt. Luffy, Usopp und Chopper amüsieren sich nach wie vor. Vivi und Nami sind mittlerweile in ein Gespräch vertieft. Pepper ist kurz davor einzuschlafen und Ace beobachtet lächelnd seinen kleinen Bruder. Ich kann mich an ihm nicht satt sehen. Dieses süße Lächeln... Wieder merke ich, wie mein Gesicht heiß wird und ich erröte.   ~ Mittlerweile ist das Lagerfeuer gelöscht und alle haben sich in ihre Schlafsäcke gelegt. Ich habe es mir ebenfalls bequem gemacht, doch ich schlafe nicht. Gedankenverloren beobachte ich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Sterne. Ich werde mein Versprechen halten, Kano. Großes Piratenehrenwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)