Totgesagte leben länger von The_Onliest ================================================================================ Kapitel 3: Die Katze aus dem Sack lassen ---------------------------------------- Mit ein paar Blumentöpfen und den passenden Pflanzen in den Händen, kehrte Makoto in die Etage ihres Apartments zurück. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich dazu durchringen konnte, ihr Lieblings-Geschäft zu verlassen. Schließlich gab es dort unzählige Bäumchen und Blumen, die sie noch nicht bei sich stehen hatte und die sich alle so gut in ihren vier Wänden machen würden... Das einzige Problem und der Grund, warum sie sich bei ihrem vorherigen Einkauf zurückhalten konnte, wenn auch mühevoll, war die knapp bemessene Quadratmeter-Zahl ihrer Wohnung. Sämtlichen Raum, den sie mit Bäumen und anderen Pflanzen hätte zustellen können, war bereits dementsprechend gestaltet und so sehr es ihr auch das Herz brach, auf weitere Pflanzen verzichten zu müssen, - es ging nicht anders. Spätestens als sich die Ranken ihrer geliebten Porzellanblume beim alltäglichen Wohnungsputz in ihren Haaren verfangen hatten und sie daraufhin ihr Pflänzchen samt Blumentopf in den Boden gerissen hatte, war dieser Spaß vorbei. Die einzig logische Konsequenz, die Makoto aus dieser Erfahrung gezogen hatte, war, so früh es ging in eine größere Wohnung oder noch besser – in ein Haus mit einem schönen, weiten Garten zu ziehen. Auch die Setzlinge ihrer Pflanzen, die sie stets sorgsam zu züchten und zu pflegen gewohnt war, mussten mittlerweile umziehen. Zwar war sie sehr wählerisch und so wurde nicht jede Person aus ihrem Freundeskreis mit eines ihrer wertgeschätzten Pflänzchen bedacht, doch hätte sie die Möglichkeit, alle Pflanzen bei sich aufzuziehen, dann hätte sie keiner daran hindern können. Keiner. Dennoch machte es sie froh, zu wissen, dass ihre Pflanzen ein neues Zuhause gefunden hatten und gut versorgt waren. Dies hatte sie insbesondere Ami und Rei zu verdanken. Ami besaß schon von vorneherein das nötige Wissen, um für das Wohlergehen ihrer Pflanzen zu sorgen und Rei lebte in einem großen Tempel und erfreute sich stets daran, wenn sie ihrem faulen Großvater eine Beschäftigung geben konnte. Usagi und Minako gingen regelmäßig leer aus, wenn Makoto ihre Pflanzen zur Adoption freigab, das den einfachen Grund hatte, dass beide eher mit sich selbst beschäftigt waren und aller Wahrscheinlichkeit nach ständig vergessen würden, ihre Pflanzen zu gießen. Usagi schaffte es noch nicht einmal, ihren Wecker zu stellen, geschweige, ihr Baby-Pflänzchen mit ausreichend Wasser zu versorgen... Makoto verschwand völlig in ihrer eigenen Welt und während sie über ihre grünen Freunde sinnierte, kramte sie gedankenverloren in ihrer Handtasche herum, um ihre Hausschlüssel herauszufischen. Ein schwieriger Akt, sofern man nicht bereit war, die Tüten, die man festhielt, abzulegen. Plötzlich ertönte ein Räuspern hinter ihr. Makoto erstarrte zunächst in ihrer Bewegung. Unfreiwillig und nur äußerst langsam drehte sie sich um, da sie bereits eine dunkle Ahnung hatte, wer da hinter ihr sein könnte. Scheinbar besaß keiner die Absicht, sie einen Tag lang einfach nur in Ruhe zu lassen. Rei hatte ihre Arme verschränkt und schien von ihrem delinquenten Verhalten am meisten enttäuscht zu sein. Ami nahm es sich zur Aufgabe, sie mit ihrem strengen Blick zu belehren und schob ihre Brille zurecht. Usagi schien mental kaum in dieser Angelegenheit verwickelt zu sein und konnte es nicht mehr abwarten, am Nachmittag ihren Freund zu treffen. Zumal sie selbst gewiss kein gutes Beispiel war, sofern es um das Erscheinen in der Schule ging. Minako trat einen Schritt nach vorne und ergriff als erste das Wort: „Wo warst du?“ „Meinst du mich?“ Makoto kramte weiterhin in ihrer Handtasche - in der Hoffnung, bald diese gott-verdammten Schlüssel zu finden und ihre Freundinnen, die sie natürlich auch in naher Zukunft über alles lieben würde, hinter sich zu lassen und von ihrer Wohnung ausschließen zu können. Ihre Schlüssel hatten gefühlt fünf Anhänger, wie konnte es dennoch so schwer sein, sie ausfindig zu machen? „Nein, ich meinte die Tür hinter dir, die scheint es nämlich oft ihrer Eigentümerin gleichzutun und macht gerne ausgedehnte Einkaufstouren während ihrer Schulzeit.“ „Ach, ehrlich?“, hakte Makoto verwundert nach und wand sich beleidigt zur Tür, „da muss ich wohl ein ernstes Wörtchen mit dir reden, - so nicht!“ Usagi grinste und wippte unruhig auf ihren Füßen. Reis Haltung blieb weiterhin unverändert, ihr Gesichtsausdruck zugleich stoisch und Ami schmunzelte so unauffällig wie es ging, - schließlich wollte sie seriös wirken. Auch Minako blieb unbeeindruckt und wartete stattdessen ungeduldig auf Makotos ernstgemeinte Antwort. „Ja, gut“, sie hätte mittlerweile gelernt haben müssen, dass sie in eine schon verlorene Schlacht zog, wenn es darum ging, ihren Freundinnen auszuweichen, doch ein Versuch war es wert gewesen, oder? „Kommt 'rein in die Wohnung, aber seht zu, dass eure Haare nicht an meine Pflanzen geraten.“ Makoto schwante nicht Gutes, als sie endlich oder eher zu spät ihre Schlüssel entdeckt hatte und die Wohnungstür öffnete. Minako schenkte ihr ein Lächeln, das als karieserregend süß bezeichnet werden konnte und leider nichts dazu beitrug, dass sich an ihrem Eindruck etwas änderte. * * * „Kann ich euch Tee zubereiten? Wollt ihr ein paar selbstgebackene Kekse, hm? Fühlt euch hier bitte wie Zuhause.“ Es war ein billiger Trick, den Makoto vollziehen wollte, aber vielleicht konnte es ihr gelingen, ihre Freundinnen so voll zu machen, dass sie ins Fresskoma fielen. „Makoto“, grollte Rei, doch ehe sie fortfahren konnte, eilte ihr Usagi, wenn auch ohne Absicht, zur Hilfe: „Oh ja, bitte!“ Usagi war kein Mensch, der sich liebevoll zubereiteten Tee und selbstgemachte Kekse entgehen lassen konnte, dafür war ihr Hunger viel zu groß und ihr Durst unstillbar. Seit jeher sah sich Makoto mit dem unlösbaren Rätsel konfrontiert, wie es ihrer Prinzessin stets gelang, sich schier unendliche Massen an verzehrbaren Stoffen zuzuführen und trotzdem keinen Gramm zuzunehmen. Sie war sich sicher, dass es nicht normal sein konnte, aber wenigstens hatte sie ihren Köder geschluckt. Zugegeben, bei Usagi stellte dies keine große Herausforderung dar, aber nichtsdestotrotz: Ein Erfolg blieb ein Erfolg. Dann erhob sie sich vom Sofa und streifte den nicht vorhandenen Staub von ihrem Rock ab. „Ich gehe in die Küche und hole dir etwas, Usagi.“ Es dauerte daraufhin nicht lange, bis Makoto fünf Teetassen und die dazugehörigen Untertassen auf ihren Händen balancierte und sie im Wohnzimmer auf den Tisch platzierte, gefolgt von einer Teekanne und einem Teller, der großzügig mit Schoko-Keksen angerichtet worden war. „Bedient euch.“ „Wir sind nicht hergekommen, um Kekse zu verdrücken“, erwiderte Rei, obwohl es der Angesprochenen nicht entging, wie sie auf ihre reizvollen Kekse schielte. Makoto war sich der Wirkung ihrer hausgemachten Schoko-Kekse bewusst und ja, in dem Augenblick machte sie sich diese schamlos zunutze. Lieber das, als über ihre heutige Verfehlung zu reden. Letzten Endes gab es doch so viele weitere, interessante Themen, die es ebenso wert waren, behandelt zu werden. Sie konnten sich beispielsweise darüber unterhalten, wie sie es geschafft hatten, die Erde vor ihrer totalen Vernichtung zu bewahren und sich danach selbst auf die Schulter klopfen oder sie konnten sich ihretwegen darüber echauffieren, dass man vor lauter Pflanzen keinen vernünftigen Blick aus dem Fenster werfen konnte... Alles war ihr lieber, als darüber zu reden, heute die Schule geschwänzt zu haben, denn ihr Geist war schon längst von der Schande ihrer Sünde befreit. Nie mehr wieder blau machen. Wirklich. Noch nicht einmal unter der Bedingung, ihre Eltern zurück ins Leben zu holen. Minako nahm einen zaghaften Bissen von ihrem Keks. „Mako-chan, wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“ „Wir dachten, dir wäre etwas zugestoßen“, erläuterte Rei den Beweggrund für ihr Kommen und schüttete sich währenddessen ausgiebig Tee in ihre Tasse hinein. „Und es beruhigte uns nicht, dass Luna die ganze Zeit ihre Schreckensszenarien ausmalte.“ Ami besaß nach Usagi den engsten Kontakt zu Luna, da beide stets darum bemüht waren, neue Technologien für ihr geheimes Quartier zu entwickeln und Gadgets zu entwerfen, die ihnen irgendwann im Kampf gegen das Böse nützlich werden könnten. Bestimmt war es nicht gelogen, dass Luna die Tendenz aufwies, paranoid zu sein, sofern es um die jungen Frauen ging, doch das war sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass vor allem Prinzessin Serenity nicht die einfachste und gehorsamste von allen Prinzessinnen war und sie dementsprechend stets auf der Lauer sein musste. Ihre Feinde waren nie dazu geneigt gewesen, ihre Nachlässigkeit zu vergeben und der Sieg gegen Metallia war einer, der alles andere als leicht errungen worden war. „Wohwafuiezmaohoh?“ Usagi besaß – warum auch immer, die Gründe könnte sich wohl keiner von ihnen jemals erschließen – die unappetitliche Angewohnheit, mit vollgestopftem Mund zu reden. Wenn Makoto es sich recht überlegte, dann hatte sie Usagi sogar auf diese Art kennengelernt. Wahrlich eine tolle und sehr vorbildliche Prinzessin, falls man ihre Manieren außer Acht ließ. „Ich war draußen“, antwortete Makoto kurz und knapp und besah sich ihrer Teekanne, die trotz ihres romantischen Stils keineswegs kitschig wirkte. Sehr schön, da hatte sie eine schöne Wahl getroffen. „Wer hätte das gedacht?“, erwiderte Rei lakonisch und verdrehte genervt die Augen, „du siehst die ganze Zeit aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen, - also hör' jetzt endlich auf, auf deine Teekanne zu starren oder hast du mit ihr einen geheimen Pakt geschlossen?“ Warum waren alle Priesterinnen, die ihr bekannt waren, immer so aufbrausend und temperamentvoll? Mussten sie nicht, eben weil sie Priesterinnen waren, ruhig und besonnen sein und im Einklang mit sich selbst stehen? Makoto schüttelte ihren Kopf, als wollte sie ihren lächerlichen Gedankengang abwerfen. „Ich habe Nephrite gesehen“, wisperte sie dann und auf der Stelle herrschte eine bedrückende Stille in ihrem Wohnzimmer. Usagi musste sich zurückhalten, damit ihre Kekse nicht vor lauter Schreck aus ihrem Mund fielen. Minako hob eine Augenbraue in die Höhe und schien zu glauben, sich verhört zu haben. Rei schwieg und betrachtete Makoto eindringlich. Ami hielt inne und wirkte nachdenklich. „Bist du dir … wirklich sicher, dass es Nephrite war?“, fragte Minako und legte ihren Kopf schief, „ich meine, wir haben alle gesehen, wie er – und auch die anderen … ausgelöscht worden sind.“ Ausgelöscht. In der Tat. Metallia hatte sie innerhalb einer Sekunde regelrecht ausradiert. Auf einen Schlag waren sie weg, - als hätte es sie niemals gegeben, sondern als wären sie bloß Teil eines wahnhaften Alptraums gewesen. „Ich, - ich weiß es nicht. Vielleicht war ich auch nur schockiert, weil er meinetwegen einen Unfall gebaut hat...“ Sie fasste sich an die Stirn und vergrub sich danach tiefer in das Polster ihres Sofas. Nur für einen Moment entspannen und alles vergessen, mehr hatte sie nicht verlangt. „Bitte, bitte, bitte, - was?!“ Minako konnte es nicht fassen, was Makoto ihr gerade auftischen wollte. „Wenn du uns auf'm Arm nehmen willst, dann hör' auf, Makoto, - es ist nicht witzig.“ Rei klang überdeutlich erzürnt und sie wusste, dass in dem Zustand überhaupt nicht mit ihr zu spaßen war. Ihr wäre es lieber gewesen, sie wären beim Teetrinken geblieben und hätten nebenher ein paar Kekse verdrückt, doch es blieb ihr nichts erspart. Also fasste sich Makoto ein Herz und fing an, zu erzählen: „Nein, das tue ich nicht. Ich bin über die Straße gegangen und habe nicht auf die Ampel geachtet, als er mit seinem Auto angefahren kam und anstatt mich zu überfahren, ist er in eine Häuserwand hineingekracht.“ „Hat er's überlebt?“, wollte Ami erfahren und sprach in einem sachlichen Ton. Wie ein Reporter, der nüchtern darüber berichtete, dass hunderte von Menschen verstorben sind. „Ja, er...“, Makoto lachte kurz auf, doch es hörte sich bitter an, „er war sauer …, weil er sein Auto zu Schrott gefahren hat. Es tut mir Leid, Mädels, mir ist das selbst zu viel geworden und ich weiß auch nicht, ob er es tatsächlich war oder nicht. Er nannte sich Masato.“ Aus Frust, dass sie sich dieser Tatsache nicht sicher war, schob sie sich einen Keks in den Mund. Er schmeckte hervorragend. Ganz wie erwartet. „Zugegeben“, warf Minako ein, „ich bin auch froh, in diesem Leben Minako anstatt Venus genannt worden zu sein und wie wir erfahren haben, wurden sie genauso wiedergeboren wie wir auch. Mal abgesehen davon, dass Beryl sie zu Untertanen des Dunklen Königreichs gemacht hat.“ „Es kann sein, dass sie vorher ein ganz normales Leben hatten, wie wir auch...“, murmelte Ami und packte ihren Laptop aus ihrer Tasche heraus, um sich ein paar Notizen zu machen. Dann sprach sie weiter: „Wir wissen sehr wenig darüber, wie ihr Leben war, bevor Metallia ein zweites Mal erweckt wurde und sofern Nephrite tatsächlich hier wiedergeboren worden ist, kann es gut möglich sein, dass er als Masato weiterlebt.“ Rei glaubte ihnen nicht und erwiderte: „Aber wir waren doch dabei, als sie vernichtet wurden. Wie könnte es uns entgangen sein, dass einer von ihnen zurückgekehrt ist?“ „Tokio ist eine große Stadt“, säuselte Minako. „Warum sollte es nicht möglich sein? Wir sind doch auch erst mit Hilfe von Sailor Moon und des Silberkristalls wiederbelebt worden. Oder hast du vergessen, dass wir unsere Stifte geopfert haben? Metallia war schon so weit und hatte den Silberkristall erlangt, hätte Usagi sie nicht bezwungen, dann...“, warf Ami vielsagend ein und schwieg daraufhin. Sie erinnerte die Sailor-Kriegerinnen ebenso daran, wie knapp sie ihrem Untergang entkommen konnten und dass sie ohne Usagi und der Macht des Silberkristalls ihr jetziges Dasein nicht hätten fristen können. Eine Vorstellung, die, obwohl sie unwirklich schien, dennoch hätte Realität werden können. Denn nicht nur sie hatten vorübergehend ihr Leben verloren, sondern auch die ganze Menschheit. Es war ein Wunder, dass die jungen Frauen in der Lage waren, dieses große Geheimnis für sich zu behalten. Doch das einzige, was es ihnen kostete, war, selbst nicht daran zu glauben oder es zumindest nicht wahrhaben zu wollen. Ihre Lebensretterin, die sich eine Pause von den Keksen gönnte, schaltete sich nun ebenfalls in das Gespräch ein: „Wenn das stimmen sollte, dass sie wieder zurückgekehrt sind, dann muss ich das unbedingt Mamoru erzählen...“ „Aber Usagi“, unterbrach Makoto ihr Krümelmonster, „ich kann nicht zu hundert Prozent behaupten, dass er es gewesen ist.“ „Und ich wette, du warst nach dem Unfall ziemlich schockiert. Ich meine, dich nimmt die Sache noch immer mit, wie wir sehen können“, ergänzte Rei, die sich trotz Amis logischer Erklärung nicht vorstellen konnte, dass die Prinzen der vier Himmel wieder unter ihnen weilten. Minako nickte und stimmte der Schwarzhaarigen zu: „Ich würde Mamoru nichts erzählen, solange wir uns nicht sicher sein können, wer dieser Mann gewesen ist, den Makoto da gesehen hat.“ „Was ist mit Luna?“, fragte Ami nach. Letztendlich besaßen sie die Pflicht, Luna zu informieren, sofern sich auch nur der leiseste Verdacht einer potenziellen Gefahr ergab. Ungeachtet ihrer persönlichen Meinung, musste Luna involviert werden. Für sie galt stets: Besser Vorsicht, als Nachsicht. „Ihr müssen wir es sagen“, sagte es Minako, „genauso wie Artemis.“ Rei seufzte und fiel langsam völlig vom Glauben, „aber wenn von diesem Masato eine Gefahr ausgehen sollte, dann hätte ich es wenigstens erahnt.“ „Tja, vielleicht lassen deine Kräfte nach“, scherzte Usagi und zwinkerte keck. „Sieh' lieber zu, dass deine Verdauung nicht nachlässt“, konterte Rei und zwickte sie in die Seite. „Aua!“, schrie die Angegriffene, „das tat weh!“ „Ach ehrlich? Das war auch die Absicht.“ „Du bist gemein. Makoto, sag' etwas!“ „Hä?! Was hat das mit mir zu tun? Ihr seid alt genug, um eure Streitigkeiten selbst auszutragen … achtet bloß darauf, hier keine Unordnung zu machen. Ich will nicht die Spuren eures Blutbades beseitigen müssen.“ Danach rümpfte sie ihre Nase, während Minako sich das Grinsen bei ihrem Schauspiel nicht verkneifen konnte. Nur Ami wurde das Gefühl nicht los, in einer Gurkentruppe gefangen zu sein. Erneut musste sie ihrer Rolle als Stimme der Vernunft gerecht werden und ihre Aufmerksamkeit auf das Entscheidende lenken. „Wie seid ihr nach dem Unfall verblieben, Makoto?“ „Gute Frage, ich weiß es nicht.“ „Wie? Du hast doch gesagt, dass er sein Auto auf eine Häuserwand gelenkt hat. Was ist denn danach passiert?“ „Ich bin sofort zu seinem Auto hingelaufen und habe nachgesehen, ob's ihm gut geht, aber mit ihm war alles in Ordnung. Nur sein Auto – war halt Schrott. Dann kam er auf mich zu und war total sauer, aber dann … keine Ahnung, warum, war er nett und verständnisvoll und ließ mich gehen.“ „Er ließ dich gehen? Musstest du nicht von der Polizei befragt werden?“ „Nee, … ich habe wohl zu dämlich aus der Röhre geschaut.“ „Ernsthaft? Das war der Grund?“, hakte Minako nach und unterbrach das Zweiergespräch zwischen Makoto und Ami. „Ich fürchte es?“ „Ich weiß nicht, wie es euch geht“, warf die junge Priesterin ein, „aber das Wort 'skurril' vermag die Sache nur im Ansatz zu beschreiben. Sicher, dass mit dir alles stimmt, Makoto? Weswegen hast du eigentlich heute blau gemacht?“ Die Brünette hielt inne und blickte betreten zur Seite. Sie dachte an ihre Eltern und daran, dass sie nur ein paar Stunden für sich haben wollte, damit sie sich endlich wieder fangen konnte und um all das zu verarbeiten, was sie in den letzten Wochen erlebt hatte. War das zu viel verlangt? Musste sie, weil sie eine Sailor Kriegerin war, alles mit ihren Freundinnen teilen? Sie mochte nicht daran glauben, dass es so sein sollte, aber sie wollte ihre besorgten Mitstreiterinnen auch nicht hängen lassen und zudem auch noch Verwirrung stiften. Denn sie war nicht die Einzige, die sich in ihrer neuen Rolle zurecht finden musste, also durfte sie es den anderen nicht schwerer machen, als es ohnehin schon war. „Mir ist das alles etwas zu viel geworden. Die Sache mit den Sailor-Kräften, Beryl, Metallia … Es kommt mir vor, als wäre seit meinem Schulwechsel mein Leben auf'm Kopf gestellt und ich wollte einfach nur ein bisschen Zeit für mich alleine haben. Mehr nicht. Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Tag so nach hinten losgehen würde.“ „Ach, Mako-chan“, erwiderte Usagi“, du brauchst dir darüber keinen Kopf machen. Es geht uns allen ähnlich und wenn du deine Ruhe brauchst, dann haben wir auch Verständnis dafür. Wir wollen nicht, dass du traurig bist.“ Rei nickte und stimmte ihrer Prinzessin zu: „Wenn ich Zeit für mich brauche, dann meditiere ich. Das hilft mir, mich zu entspannen. Es ist nicht verwerflich, dass wir manchmal überfordert sind, aber du solltest dich niemals verstecken, da wir uns sonst Sorgen machen. Es genügt schon, uns mitzuteilen, dass du dich zurückziehen willst.“ „Du weißt ja auch, wie Luna ist“, ergänzte Ami und zwinkerte. „Und wir wollen ebenso nur das Beste für dich, Makoto“, sprach ihre blonde Anführerin und warf ihr ein Lächeln entgegen. „Es tut mir Leid, falls wir dich jetzt überfordert haben. Wir können uns jetzt auf den Weg machen und erst einmal mit Luna und Artemis darüber sprechen, was sie von der Möglichkeit halten, dass die Generäle der vier Himmel zurückgekehrt sein könnten. Du kannst hier bleiben und deine Gedanken ordnen und dich langsam von deinen Schock erholen.“ „Jup – und ich kann gleich Mamo-chan treffen!“, quiekte Usagi vergnügt. „Mensch, jetzt sei doch nicht soein … soein Mädchen! Mamo-chan hier, Mamo-chan da, ich kann's nicht mehr hören.“ Usagi streckte Rei ihre Zunge aus: „Du bist doch nur neidisch, weil du keinen Freund hast.“ „Pfft! Als ob ich einen Freund bräuchte. Wer könnte einer Dame wie mir schon das Wasser reichen?“ Um ihren Punkt zu unterstreichen, fuhr Rei eine Hand durch ihr lange, perfekte Mähne. „He he he he“, ertönte sogleich Minakos Lachen, während sich Ami bloß verlegen am Hinterkopf kratzte. „Ihr seid so süß“, war das Einzige, womit Makoto ihre Zankerei quittierte, ehe sie ihre bequeme Position verließ, um ein paar Kekse für ihre Freundinnen einzupacken, damit sie die ihnen gleich mit auf den Weg geben konnte. Makoto konnte es kaum abwarten, in ein paar Minuten alleine zu sein und sich endlich kurz auf ihr Bett hinlegen zu können. Ihrem Geist würde etwas mehr Wachheit sicherlich nicht schaden. * * * Luna konnte ihren spitzen Ohren nicht trauen, als Ami Makotos heutige Erlebnisse schilderte. „Ist Makoto sich ganz sicher, dass es Nephrite war?“ „Sie hat uns gesagt, dass er sich Masato nannte, aber so aussah wie er.“ Luna lief vorsichtig über der Computertastatur. Ihr Schwanz sah aus wie ein Fragezeichen. Sie wirkte konzentriert, als sie überlegte, welcher Schritt ihr nächster werden würde. „Kennt Makoto auch seinen Nachnamen?“ „Leider nicht.“ „Dann werden wir wohl länger nach ihm suchen müssen, aber wir wissen zumindest, wie er aussieht. Vielleicht finden wir etwas in der Datenbank...“ Daraufhin begann Luna, mit ihren Pfoten auf der Tastatur zu tippen. „Glaubst du, wir werden etwas über ihn herausfinden können?“ „Wenn das stimmt, was du mir erzählt hast, Ami, dann lässt es sich nicht ausschließen, dass sie wiedergeboren wurden so wie ihr. Es kann durchaus möglich sein, dass sie ein normales Leben geführt haben, bevor Metallia und Beryl sie wieder zu ihren Marionetten degradiert haben.“ Ami schluckte und klang unsicher, als sie fragte: „Warum fällt es mir schwer, mir eben das vorstellen zu können? Dass sie vorher ein ganz normales Leben hatten...“ Lunas Antwort kam schneller als erwartet: „Sie waren eure Feinde … von Beginn an. Natürlich prägt sich das ein. Schließlich hatten sie keine Chance, das wieder gut zu machen.“ „Meinst du, sie würden das tun, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten?“ Selbst erstaunt über ihre Worte, wand Ami erschrocken ihren Kopf zur Seite, sodass Luna nicht erkennen konnte, wie rot ihre Wangen wurden. Luna spielte ihr Spielchen mit und gaukelte ihr vor, keine Notiz von ihrem merkwürdigen Verhalten zu nehmen. „Ich kann es dir nicht sagen, Ami. Letztendlich haben wir sie nie richtig kennenlernen können.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)