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Sturm des Schicksals

ONE PIECE - Alternative Erzählung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Alle Personen und Charaktere in dieser Geschichte sind gedankliches Eigentum des Autors und Mangakas von One Piece. Weder die Personen noch die Handlungen des Geschehens sind von mir erfunden, noch habe ich in irgend einer Art und Weise ein kommerzielles Interesse an ihnen. Komplett anzeigen

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Begegnungen

Die See stürmte. Der Himmel war von pechschwarzen Wolken behangen. Schwerer Regen prasselte hernieder. Gewaltige Blitze durchzuckten die Luft, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner, der selbst die tosende See verstummen ließ. Inmitten dieser gewaltigen Wellenberge wurde ein einsames Schiff hin und her geschleudert. Man hätte dieses Schiff durchaus als ein großes Schiff bezeichnen können, war es doch den Kriegsschiffen der Marine an Größe ebenbürtig. Doch im Vergleich zu den gewaltigen Wellenbergen um es herum, wirkte es so winzig und zerbrechlich, dass man sich nicht vorstellen konnte, dass dieses Schiff schon mehrere Male auf der GRAND LINE unterwegs gewesen war. Doch dieses mal war alles anders. Vielleicht waren es die vielen ruhigen Reisen gewesen, vielleicht hatte die Mannschaft des Schiffes ihre Fähigkeiten überschätzt, vielleicht hatte der Kapitän falsche Entscheidungen getroffen, oder vielleicht war es alles auf einmal. Das Schiff war auf alle Fälle in eine aussichtslose Situation geraten, und es war nur eine Frage der Zeit bis sie mit Mann und Maus untergehen würden. Der Kapitän des Schiffes, Lukario Mora, war ein erfahrener Seebär der schon so manches Unwetter durch schifft hatte, doch nun kämpfte er verzweifelt mit dem mächtigsten aller Ozeane um sein Schiff, doch er wusste bereits, dass er das unvermeidbare Schicksal seines Schiffes nur noch kurze Zeit hinauszögern konnte. Möglicherweise lange genug, bis ein anderes Schiff zu ihrer Rettung kommen würde. Er hatte seinen Ersten Maat, Trias Manis, bereits vor Stunden unter Deck geschickt, um mit der Teleschnecke um Hilfe zu rufen. Leider hatte er bis jetzt keine Antwort erhalten.
 

Während er hoffte das die Hilferufe seines Ersten Maates bald erhört werden würden, wanderten seine Gedanken für einen kurzen Augenblick zu dem Schiffbrüchigen, den sie zu beginn es Unwetters gerettet hatten. Es handelte sich dabei um ein kleines Kind. Der Kapitän war sehr überrascht gewesen ein Kind in den Weiten der GRAND LINE inmitten eines Unwetters dieser Größenordnung zu finden. Wenn es die Situation erlaubt hätte, so hätte er sich gerne mit dem Kind unterhalten, um mehr über die Umstände zu erfahren, wie es hier hergekommen war. Aber er durfte seine Position nicht verlassen. Zudem hatten sie schnell bemerkt, dass das Kind medizinische Hilfe benötigte. Die Kleidung des Kindes, sofern man die Lumpen in die das Kind gehüllt war, und praktisch das Kind als ganzes verbargen, Kleidung nennen konnte, waren mit Blut durchtränkt. Sein Schiffsarzt, Septimus Malus, hatte sich das Kind sofort geschnappt und im Lazarett mit der Behandlung der Wunden begonnen. Erst vor kurzem war der Septimus aus dem Lazarett wieder aufgetaucht und wollte ihm Bericht erstatten. Er hatte aber leider nicht viel Zeit dazu, denn eine mächtige Welle brach sich auf dem Schiff und riss den Arzt mit in die Tiefen dieses unergründlichen Ozeans. Der Doktor hatte ihm gerade noch sagen können, dass das Kind am gesamten Körper schwere und tiefe Schnittwunden und Brandwunden erlitten hatte, aber keine Lebensgefahr bestand. Als der Kapitän das gehört hatte entwich ihm ein leiser Fluch, denn er wusste was das zu bedeuten hatte.
 

PIRATEN
 

Anscheinen hatte sich das Kind auf einem anderen Schiff befunden, welches von Piraten überfallen worden war. Man wusste ja aus Erfahrung wozu diese gesetzlosen Bastarde fähig waren.
 

Leider war der Kapitän so in seine Gedanken vertieft, dass er dem Arzt nicht weiter in seinem Bericht folgt, bis dieser schließlich von den Wellen verschlungen worden war.
 

'Tja Kleiner, sieht so aus, als ob du bald wieder im Wasser bist. Zusammen mit uns allen', dachte sich der Kapitän im Stillen. Er hatte die Hoffnung bereits für sie alle aufgegeben.
 

Plötzlich hörte er eine Stimme mit der er schon nicht mehr gerechnet hatte.
 

„Kapitän … Kapitän Mora!!“
 

Es war die Stimme seines Ersten Maates, der verzweifelt gegen den Sturm an schrie.
 

„Was ist los Trias? Bitte sag mir das du gute Neuigkeiten hast.“, Lukario begann erneut zu hoffen. Ohne eine gute Neuigkeit hätte sich Trias nicht zu ihm begeben. Vielleicht könnten Sie ja doch noch gerettet werden.
 

„Ja Kapitän, ich habe jemanden mit der Teleschnecke erreicht. Ich habe sie leider nur sehr schwer verstanden, aber ich habe ihnen unsere Koordinaten durchgegeben und es sieht so aus als ob sie sich ganz in der Nähe befinden würden. Sie haben gesagt, dass sie sich sofort auf den Weg machen.“, Trias schien bei dieser Nachricht doch tatsächlich etwas zu lächeln. Und es war ja auch kein Wunder, sie hatten diese Reise mit 30 Kameraden begonnen und nun waren nur noch Kapitän Moral und er selbst am Leben, und natürlich der kleine Schiffbrüchige, das Schiff hatte schwere Schlagseite und das Unwetter wurde sogar noch schlimmer.
 

Trias mag gelächelt haben, als er seinem Kapitän diese Freudenbotschaft überbracht hatte, aber Lukario begann tatsächlich lauthals zu Lachen. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren. Jetzt hieß es nur noch aushalten, bis die Rettung eintreffen würde. Das Schiff auf dem er segelte war ihm dabei völlig egal. Sicher die Royal Voyage war ein beeindruckendes Schiff, aber nicht sein eigenes. Er war angeheuert worden das Schiff samt seiner Ladung zu einer Insel auf der GRAND LINE zu steuern, dort die Ladung zu löschen, und wieder zum Ausgangshafen zurückzukehren. Die erste Hälfte seines Auftragen hatte er ja ohne Schwierigkeiten erfüllen können. Er hatte die Ladung sogar noch vor dem gewünschten Termin zu dem Kunden gebracht. Dafür hatte es einen Schönen Bonus gegeben. Sollte er nun das Schiff durch höhere Gewalt verlieren, so würde die Handelsmarine das sicherlich bedauern, aber er müsste mit keinerlei Benachteiligung rechnen.
 

Während er seinen Gedanken nach hing, suchten seine Augen verzweifelt den Horizont nach dem rettenden Schiff ab. Auch Trias starrte wie gebannt in die Finsternis der Nacht, die nur von dem grellen Licht der Blitze durch schnitten wurde.
 

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, erkannte Lukario in einem Punkt am Horizont der sich langsam näherte ein Schiff. Es musste einfach ein Schiff sein. Es gab tatsächlich noch so etwas wie Ehre und Anstand unter den Seefahrern die es wagten diesen Ozean des Schreckens zu befahren. Er drehte sich zu Trias deutete mit seiner Hand in Richtung des ankommenden Schiffes und sagte, nein vielmehr brüllte er gegen den Sturm: „Hol den Kleinen wir werden abgeholt!“.
 

Kaum hatte er Trias seine Absicht mitgeteilt verschwand dieser schon unter Deck, und erschien mit einer zierlichen Gestalt im Arm wieder an der Seite seines Kapitäns.
 

Als Lukario das Kind nun erneut vor Augen hatte viel ihm die ungewöhnliche Kleidung des Kindes aus. Sicherlich ihm waren die blutverschmierten Lumpen schon zuvor ins Auge gestochen, aber nun erkannte er in den Lumpen eine Art Kutte mit Kapuze. Sie war stark verschließen, verdreckt und dem Kind sicherlich um 10 Nummern zu groß. Während Trias den Kleinen in seine Armen hielt, dachte Lukario dass dieses Kind kaum älter als 9 oder 10 sein konnte.
 

Ein ohrenbetäubender Krach riss ihn wieder in das hier und jetzt. Die Royal Voyage hatte dem Sturm nicht länger stand halten können und war in der Mitte auseinander gebrochen. Lukario riss verzweifelt die Hände in die Höhe, dass durfte nicht wahr sein, nicht jetzt. Das andere Schiff war doch schon so nah. Ein letzter Blick zu dem Schiff, dass sie hätte retten sollen ließ ihn trotz der gefährlichen Situation innehalten. Von diesem unbekannten Schiff war plötzlich eine blaue Stichflamme ausgegangen. Hatten diese Kerle etwa auf sie geschossen? Nein, denn die blaue Flamme kam immer näher und näher. Wie von Geisterhand nahm die blaue Flamme die Gestalt eines seltsamen Vogels an. Dieser Vogel kam rasant auf sie zu, ergriff sie sanft mit einen riesigen Klauen und trug sie von dem sinkenden Schiff weg.
 

„Was zum Teufel ist, … „
 

Weiter kam Lukario nicht mit seinen Gedanken.
 

TEUFEL
 

Das musste die Kraft einer Teufelsfrucht sein. Dieser Mensch hatte eine der Früchte die von den Seeteufel besessen waren gegessen und hatte nun die Fähigkeit erhalten sich in einen brennenden blauen Vogel zu verwandeln. Na das war doch mal eine praktische Fähigkeit. Die Teufelsfruchtnutzer die er bis jetzt kennen gelernt hatte hatten nur ein paar lächerlich, wenn auch erstaunlich Tricks vorführen können. Aber keinesfalls so etwas nützliches wie das hier, das es für Wert gewesen wäre es gegen die Fähigkeit zu schwimmen einzutauschen.
 

Er schaute zu seinem Ersten Maat, und musste grinsen. Trias war wie zu einer Salzsäule erstarrt. Sein Blick war starr und er klammerte sich so fest an den Kleinen, dass Lukario schon befürchtete er würde ihn erdrücken.
 

Das muss wohl das erste Mal sein, dass Trias einem Teufelsfruchtnutzer so nah gekommen ist. Der Kerl war ja auch das erste Mal auf der GRAND LINE unterwegs, und in den anderen Ozeanen waren Teufelsfrüchte und deren Nutzer so selten, das sie ins Reich der Mythen und Legenden gezählt wurden. So wie etwa der Kabauterman.
 

Lukario wollte Trias gerade zurufen, dass er sich keine Sorgen machen müsste, als er etwas eigenartiges bemerkte. Trias starrte nicht auf den Vogelmenschen der sie trug, sondern sein Blick war auf das Schiff gerichtet auf das sie zuflogen. Nun betrachtete auch Lukario das Schiff von dem ihr Retter zu ihnen gekommen war näher, und ihm gefror das Blut in den Adern. Das Schiff war riesig, mindestens doppelt so groß wie die Royal Voyage. Am Bug des Schiffes war eine gewaltige Galionsfigur, nein es wäre besser zu sagen die Galionsfigur war der Bug, in Form eines Blauwales. Ein Blitz zuckte genau über dem Schiff, und erleuchtete es taghell. Nun war er sich sicher die Blauwalfigur war schneeweiß. Lukarios Herz raste und drohte unter dem ständigen Hämmern zu versagen. Aber er musste sicher sein, er musste seine Vermutung, nein seine Befürchtung bestätigen, und so wandte er seinen Blick in Richtung des Mast um die Flagge des Schiffes zu sehen. Es war wieder dunkel, so konnte er nichts erkennen. Für den Bruchteil einer Sekunde wagte er zu hoffen, dass dies nur ein ganz gewaltiger Zufall sei, ein riesiges Schiff geformt nach einem weißen Wal. Wie wahrscheinlich war es hier auf der gewaltigen, unendlichen GRAND LINE, inmitten eines fürchterlichen Sturmes ausgerechnet auf IHN zu treffen.
 

Aber der nächste Blitz zerstörte jedoch seine Illusionen indem er die Flagge des Schiffes hell erleuchtete. Es war eine Totenkopfflagge. Aber nicht irgendeine Totenkopfflagge, oh nein. Der Totenschädel trug eine großen weißen Schnurrbart und war unterlegt mit einer Swastika. Diese Flagge war auf der gesamten GRAND LINE bekannt, nein, sie war auf der gesamten Welt ein Begriff. Jeder Mann, jede Frau, ja sogar jedes Kind das auf dieser Welt lebte kannte diese Flagge und wusste wem sie gehörte.
 

Plötzlich stießen seine Beine gegen etwas hartes.
 

Planken.
 

Ohne das Lucario etwas davon wahrgenommen hatte, war der Vogelmensch zu seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt und hatte sie hart auf den Planken des Schiffes aufgesetzt. Er fühlte viele Augenpaare auf sich gerichtet, während er beiläufig zusah, wie sich der blau brennende Vogel wieder in einen Menschen verwandelte.
 

„Okay Paps, ich hab die drei noch rechtzeitig erwischt. Zwei Männer und ein Kind wie's aussieht, laut dem Hilferuf von der Teleschnecke sollten das die einzigen Überlebenden sein.“
 

Die Stimme war aus den Flammen gekommen, wo nun ein junger Mann stand, auf dessen Brust nun dieser ganz spezielle Totenkopf prangerte.
 

Trias hatte den Kleinen inzwischen losgelassen und er war mit einem dumpfen Klang auf den Planken aufgeprallt. Aber Lukario konnte ihm dafür keine Vorwürfe machen. Auch er war wie fest gefroren, unfähig auch nur einen einzigen Atemzug zu machen. Seine Augen starrten wie gebannt, aber nicht auf den Sprecher, nein, auf den Mann der angesprochen worden war.
 

Da stand ER. Seine gewaltige Statur war durch die am Himmel zuckenden Blitze deutlich zu erkennen. So groß wie drei Erwachsene Männer. ER überragte die meisten seiner Männer um gut drei Meter. Aber es war nicht seine Körpergröße die Lukario dazu brachte sich von seinem Leben zu verabschieden. Es war seine bloße Präsenz die so einnehmend war.
 

Hier kauerte er nun vor dem stärksten Piraten aller Ozeane, dem Obersten der vier Eroberer der zweiten Hälfte der GRAND LINE, dem meist gesuchtesten Mann seit Gold Roger und Dragon. Hier war Edward Newgate, oder wie man ihn meistens nur noch nannte: WHITEBEARD.
 

„Bringt die drei unter Deck und dann weg von hier!“, donnerte WITHEBEARD mit einer solchen Wucht, dass selbst der Sturm zu verstummen schien.
 

Das nächste was Lukario mitbekam war, wie ihn eine starke Hand packte, aufrichtete und dann unter Deck brachte. Mit Trias wurde genauso verfahren. Nur der Kleine wurde vorsichtig hoch gehoben und hinterher getragen.
 

Lukarios Augen waren aber noch immer auf IHN gereichtet. Er starrte immer noch in WITHEBEARD's Richtung, selbst als ihm die Planken des Schiffes die Sicht auf ihn nahmen.
 

Bei sich dachte er, vielleicht wäre es besser gewesen einfach still und leise mit dem Schiff unter zu gehen.

Gedanken

WITHEBEARD stand wie eine Statue im tosenden Sturm. Er beobachte wie die gewaltigen Wellen die Überreste des zerbrochenen Schiffes hin und her warfen.
 

„Na, dass kommt davon wenn man einem Haufen von Kindern die Verantwortung über ein Schiff übergibt!“
 

Für ihn waren die meisten der heute lebenden Seefahrer nichts weiter als Möchtegernabenteurer. Sie konnten sich nicht vorstellen was es bedeutete die GRAND LINE zu bereisen. Sie fuhren einfach von einer Insel zur nächsten und das war's.
 

Es gab nur noch ehrlose und charakterlose Feiglinge, die alles tun würden, um ihre Haut zu Retten. Dieser Kapitän war auch einer von denen.
 

Nach allem was ihm Marco erzählt hatte, war er der Kapitän eines Schiffes der Handelsmarine. Armseliges Pack, dass sogar noch die eigene Familie verkaufen würde, um noch Profit zu machen. Ein Schiff dieser Größe benötigt mindestens eine Mannschaft von 40 bis 50 Leuten. Aber in dem Hilferuf durch die Teleschnecke war zuerst von 5 Leuten die Rede gewesen. WITHEBEARD musste nicht lange überlegen, warum die Mannschft auf der Rückfahrt so sehr geschrumpft war. Es war immer das gleiche.
 

Ein Kapitän, ein Erster Maat, ein Navigator, ein Koch, und ein Schiffsarzt.
 

Für die Handelsmarine waren das die einzigen Crewmitglieder auf die es ankam. Für alle anderen Arbeiten wurden ungelernte Hilfsarbeiter eingesetzt. Die kosteten fast nichts und waren leich zu verschmerzen, wenn sie ums Leben kamen. Und bei der Rückreise brauchte man sie ja dann sowieso nicht mehr wirklich.
 

Aber eines machte WITHEBEARD stutzig. Wie passte das Kind zu dieser Mannschaft? Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand ein so junges Kind auf eine solche Reise mitnehmen würde. Für Arbeiten würde man einen Erwachsenen besser gebrauchen können. Und Schiffsjungen wurden bei der Handelsmarine nicht eingestellt.
 

Vielleicht war einer der beiden geretteten Männer der Vater des Kleinen. Es kam schon hin und wieder vor das ein lang gedienter Handelsmarineangestellter Familienmitglieder für eine Reise mitnahm. Aber es passte einfach nicht zusammen. Als er die drei auf seinem Schiff betrachtete, waren die beiden Männer von Angst starr geworden. Der Kleine schien bewusstlos zu sein, und einer der Männer, der jüngere, wahrscheinlich war das der Erste Maat der so erbärmlich in die Teleschnecke geheult hatte, hielt ihn fest im Arm. Aber es machte nicht den Eindruck, dass er ihn beschützen wollte. Vielmehr schien es, als ob er sich krampfhaft an den Körper des Kindes klammerte um im hier und jetzt zu bleiben. Als er ihn etwas schärfer ansah, war der Kerl doch glatt so erschrocken, dass er den Kleinen einfach los lies und dieser auf das Schiffsdeck prallte.
 

Nein, mit Sicherheit, war er nicht der Vater des Kleinen, und der Kapitän hatte den Kleinen die ganze Zeit über nicht mit einem einzigen Blick gewürdigt. Und nur ein Kapitän oder ein Erster Maat der Handelsmarine hatten genug Autorität um ein Familienmitglied mit an Bord nehmen zu können.
 

Es ergab einfach keinen Sinn, was war die Verbindung des Kleinen mit dem Schiff und seiner Crew?
 

Während er seinen Gedanken nachhing, fragte sich WITHEBEARD plötzlich, warum ihn dass überhaupt zu interessieren hätte?
 

Ihm entwich ein raues und kurzes Lachen. Es war doch immer das gleiche, er konnte einfach nicht anders und alles aus den Augen eines Vaters zu betrachten. Wenn der Kleine einer seiner Söhne wäre, dann hätte er den Kleinen nicht mal im Traum in dem Alter auf ein Schiff gelassen.
 

Der Sturm hatte sich inzwischen deutlich abgeschwächt und die See war ruhiger geworden. WITHEBEARD Stand immer noch an der gleichen Stelle auf dem Deck seines Schiffes, der Regen hatte inzwischen sein Kopftuch und seine Kapitänsjacke vollkommen durchweicht.
 

„Dieser unfähige Trottel!“, WITHEBEARD konnte nicht anders als wieder an die Dummheit das Handelsmarinekapitäns zu denken. Anstatt das er sich auf seinen Logport verlassen hatte, war er von seinem eigentlichen Kurs abgewichen um dem Unwetter auszuweichen. Aber wer sich auf der GRAND LINE nur auf sein Gefühl verlässt und nicht auf den Logport der ist schon verloren. Er konnte den Sturm nicht umfahren also entschied er sich dann wahrscheinlich den Sturm einfach zu durchfahren. Aber er war schon zu sehr von seinem Kurs abgewichen und ohne es zu merken, hatte er im Sturm Kreise gezogen. Natürlich musste es dann so wirken, als ob es ein nie enden wollender Sturm wäre.
 

Es war aber schon seltsam das sich der Kleine überhaupt nicht bewegt hatte, selbst als er auf dem harten Deck aufgeprallt war. Es schien fast so als ob es nur eine leblose Puppe gewesen wäre.
 

WITHEBEARD durchzuckte es. Seine Gedanken waren schon wieder zu dem Kleinen abgeglitten. Man konnte das Herz eines Vaters nun mal nicht kurz auf Urlaub schicken. Mit einem Teil seines Herzens war er immer ein Vater, und dieser Teil von ihm war es, der ihm am meisten formte.
 

Langsam wurde es kälter. Der Tag, obwohl man ihn als solchen nicht erkennen konnte, neigte sich zu Ende. WITHEBEARD machte sich auf den Weg in seine Kajüte. Er hatte noch einiges zu erledigen. Außerdem würde sich Marco noch bei melden, um ihm mehr über seine Gäste zu berichten.
 

Gäste, pahh, als ob er jemals Gäste auf seinem Schiff dulden würde. Sein Schiff war eine Ort wo nur seine Familie erwünscht war und sonst niemand. Aber nur ein Monster würde den Hilferuf eines Kameraden zur See ignorieren. Es hätte gegen alle seine Prinzipien verstoßen wenn er nicht gehandelt hätte als diese unfähigen Bälger vor seinen Augen zu ertrinken drohten.
 

Aber sie würden ja nicht lange bleiben. WITHEBEARD hatte schon in dem Moment entschieden wie mit den Schiffsbrüchigen zu verfahren, als er das erste Mal von Marco über den Hilferuf informiert worden war.
 

Er würde sie auf der erst besten bewohnten Insel absetzten an der sie vorbeikommen würden. Er konnte ja schließlich nicht einfach mit seinem Flaggschiff, der MOBY DICK, in einen Hafen einer Insel fahren die unter der Kontrolle der Marine stand.
 

Er musste grinsen.
 

Natürlich könnte er jederzeit in jeden Hafen auf allen Ozeanen einlaufen. Er würde gerne den armen Tropf sehen wollen, er versuchen würde ihn daran zu hindern. Aber sobald er wieder weg wäre, würde man über die Abgesetzten herfallen und sie der Piraterie beschuldigen.
 

In dieser Hinsicht waren die Leute wirklich engstirnig. Wer mit einem Piraten zusammen gesehen wurde, der wurde automatisch selbst zu einem Piraten.
 

Während er es sich in seiner Kajüte bequem machte hörte er plötzlich ein Klopfen an seiner Tür, und eine vertraute Stimme erklang.
 

„Oj, Pap's, kann ich rein kommen? Ich hab mich über die Meute schlau gemacht.“
 

Wie immer war auf den Kommandanten seiner ersten Division verlass. Marco hatte die Rotznasen wahrscheinlich nicht einmal zu Atem kommen lassen bevor er sie befragt hatte.
 

„Komme rein!“, rief WITHEBEARD während er sich auf seinem Stuhl niederließ und nach seines Flasche Sake griff.
 

Marco betrat die Kapitänskajüte und schloss die Tür. Er nahm sich einen der freien Sessel und setzte sich seinem Kapitän gegenüber.
 

„Und was hast du raus bekommen?“
 

„Sorry Pap's, das es länger gedauert hat, aber die beiden waren so unter Schock, dass es nicht einfach war etwas aus ihnen heraus zubekommen. Du hast sie ja in Grund und Boden gestarrt.“, Marco konnte es sich nicht verkneifen, seinen Kapitän daran zu erinnern wie er auf normale Leute wirkte,
 

WITHEBEARD kommentierte Marcos Aussage mit einem kräftigen Schluck aus seiner Flasche.
 

Marco nahm das als Geste, dass er weiter sprechen sollte.
 

„Also der Name des Schiffes war Royal Voyage, stammte ursprünglich aus dem SOUTH BLUE. Sie sollten eine Fracht unbekannter Art zu einem Marinestützpunkt bringen. Irgendetwas streng geheimes. Außer der Kernbesatzung waren nur Marinesoldaten an Bord, die dann am Marinehafen zurück geblieben sind. Das Ziel kannten sie nicht, sie sind einfach nur einem ITERNALPORT mit der Aufschrift Geheim gefolgt. Der ältere Typ ist der Kapitän, heißt Lukario Mora wenn ich es richtig verstanden habe. Der andere ist der Erste Maat, Trias Manis der Name. So wie es aussieht waren sie auf der Rückfahrt als sie vom Sturm überrascht wurden. Gleich zu Beginn sind der Smutje und der Navigator über Bord gegangen. Der Kapitän hat dann den Ersten Maat unter Deck geschickt um mit der Teleschnecke Hilfe zu holen. Während der um Hilfe gerufen hat ist auch noch der Schiffsarzt über Bord gegangen. Naja und so haben wir sie ja dann auch aufgegriffen.“
 

Marco beendete seinen Bericht und lehnte sich leicht vor, er war gespannt wie sein Kapitän auf die Neuigkeiten reagieren würde. Es war ja auch ein starkes Stück von einer geheimen Aktion der Marine zu erfahren, wenngleich er nichts genaues wusste. Aber aufgrund der Position auf der sie die Überlebenden aufgegriffen hatten konnte er die Marinestützpunkte die sie beliefert hatten eingrenzen. Und die WITHEBEARD Piraten waren immer über alle Gerüchte was diese Marinestützpunkte betraf auf dem Laufenden. Es war also genau so wie es WITHEBEARD vermutet hatte.
 

WITHEBEARD saß noch immer ruhig in seinem Stuhl aber die Flasche in seiner Hand hatte er abgestellt. Er hatte den Blick auf die Decke gerichtet und starrte vor sich hin.
 

„Wie passt das Kind da hinein?“, für WITHEBEARD waren Marcos Informationen keine große Überraschung. Er hatte schon viele Gerüchte über die neu entwickelten Waffen der Marine gehört. Seit Vegapunkt sich mit der Marine verbündet hatte bauten sie immer verrücktere Apparaturen die ihnen im Kampf gegen die Piraten die Oberhand sichern sollte. Ja der Doktor war genial, aber zu abgehoben. Seine Ideen waren brilliant aber es war nicht so einfach zu verwirklichen, denn der gute Doktor war seiner Zeit zu weit voraus. Aber was WITHEBEARD wunderte war, dass Marco mit keinem Wort das Kind erwähnt hatte, so als ob der Kleine nicht dazugehören würde.
 

Marco war überrascht, wenn er mit jeder Antwort von WITHEBEARD gerechnet hätte, aber nicht mit dieser. Es kam so plötzlich und unerwartet, dass er für einen kurzen Moment wortwörtlich sprachlos war. Er konnte sich aber recht schnell wieder fangen. Pap's war eben Pap's, dachte er sich.
 

„Naja, der Kleine scheint auch gar nichts mit ihnen zu tun zu haben. Aus dem was ich aus dem Kapitän raus bekommen habe, haben sie ihn kurz vor beginn des Sturmes aus dem Meer gefischt. Seine Kleidung war blutverschmiert, und der Schiffsarzt hatte eine Menge zu tun um sich um seine Verletzungen zu kümmern. Der Kapitän ist davon überzeugt das er der Überlebende eines Piratenangriffs ist. Deine Krankenschwestern haben sich ihn kurz angesehen. Die Verletzungen sind schwer, aber nicht lebensgefährlich. Hauptsächlich Schnitt- und Brandwunden. Der Kleine ist immer noch bewusstlos, war wohl alles ziemlich viel für ihn. Könnte sein das er zu irgend einer Sekte gehört, hat nämlich eine rasierte Glatze, und trägt so eine Art Kutte, nur die ist viel zu groß für ihn.“
 

„Also zumindest einen Funken Ehre im Leib, diese Rotznasen.“, brummte WITHEBEARD vor sich hin. Dann nahm er seine Flasche und lies sich eine großen Schluck die Kehle hinunter fließen.
 

Marco musste grinsen. Es war so typisch für Pap's sich um eine solche Kleinigkeit wie den Kleinen zu kümmern. Er hatte eben einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt wenn es um Kinder ging. Für Pap's war ja sogar er selbst noch ein Kind auf das man aufpassen musste. Nicht dass er einem nicht vertraute, aber jedes Mitglied der WITHEBEARD Piraten wusste, dass sich ihr Kapitän für jeden von ihnen ohne zu Zögern einsetzten würde.
 

„Sobald wir die nächste bewohnte Insel erreichen werfen wir die Bande von Bord.“
 

„Okay Pap's.“
 

Marco machte sich auf den Weg die Kajüte zu verlassen, bei sich dachte er noch, dass die drei eigentlich das Glück für mehr als ein Leben aufgebraucht hatten.

Geschehnisse

Eine Nacht war vergangen seit sie die drei Überlebenden der Royal Voyage aufgenommen hatte. Für den ungeübten Beobachter würde es scheinen, als ob die Drei vom Rest der Crew gar nicht wahrgenommen werden würden. Doch dieser Eindruck täuschte.
 

Die WITHEBEARD Piraten waren allesamt Veteranen der GRAND LINE. Sie würden ihre Wachsamkeit niemals fallen lassen. Und erst recht nicht, wenn Fremde an Bord waren. Zumindest schien es so, als würde von ihnen keine Gefahr für Schiff und Crew ausgehen.
 

Die beiden Erwachsenen waren in einer Kajüte unter Deck eingesperrt worden, und machten keinerlei Versuche etwas daran zu ändern. Marco hatte ihnen WITHEBEARD's Entscheidung mitgeteilt, und wie nicht anders zu erwarten, waren sie damit einverstanden gewesen. Die Beiden waren schlau genug ein großzügiges Angebot zu erkennen wenn sie es sahen.
 

Der Kleine war jedoch ein ganz anderes Problem. Denn weder der Kapitän der Royal Voyage noch sein Erster Maat schienen großes Interesse an ihm zu haben. Vielmehr schien es so als ob sie seine bloße Existenz bereits vergessen hätten, und nur mehr darauf bedacht waren, ihre eigene Haut zu retten. Sie hatten ja noch nicht einmal gefragt, warum der Kleine nicht zusammen mit ihnen eingesperrt worden war, oder was aus ihm geworden war.
 

Als man sie nämlich gestern Abend unter Deck gebracht hatte, war einigen Crewmitgliedern aufgefallen, dass der Kleine von Kopf bis Fuß in Bandagen gewickelt war. Also hatte sie kurzer Hand beschlossen, ihn nicht in die vorgesehene Kajüte zu bringen, sondern ins Lazarett, damit ihn sich der Doc ansehen konnte.
 

Leider mussten sie feststellen, dass er sich schon in seine Koje zurückgezogen hatte. Aber zum Glück waren noch einige von WITHEBEARD's Krankenschwestern anwesend, die sich sofort um den Keinen annahmen. Da seine Verbände noch im guten Zustand waren, hatten sie entschieden den Kleinen mit einem Verbandswechsel jetzt nicht noch mehr zu belasten und ihn erst einmal schlafen lassen. Aber sie wollten ihn noch etwas im Auge behalten, also wurde er in einem der Betten im Lazarett abgelegt.
 

Zur Zeit waren sowieso die meisten der Betten im Lazarett leer. Es gab nur seit rund 2 Wochen 2 Dauergäste, und zwar Tibor und Sandor. Die beiden hatten sich auf einer Insel irgendetwas eingefangen, und der Doc kämpfte nun schon seit 2 Wochen um ihr Leben, aber es wurde einfach nicht besser, ganz gleich was er auch versuchte. Es erwies sich als ein großes Glück, dass was auch immer sie sich eingefangen hatten, anscheinend nicht ansteckend für den Rest der Crew war. Dennoch war die Lage für die Beiden ernst.
 

Als Marco am Morgen nach den beiden sehen wollte, musste er zu seiner Schande eingestehen, dass er den Kleinen schon komplett vergessen hatte. Erst als er ihn im Bett hatte liegen sehen, war er sich wieder bewusst, das sie ja eigentlich drei Schiffbrüchige gerettet hatten und nicht nur zwei.
 

Gerade als er sich von dem Kleinen abwenden wollte und wieder nach Tibor und Sandor sehen wollte, wachte der auf. Zuerst schien er sehr verwirrt über seinen Aufenhaltsort zu sein. Statt sich einfach aufzurichten und sich umzusehen, tastete er vorsichtig an der Decke herum, als ob er sich vergewissern wollte, dass sie auch wirklich da war. Aber es war schon seltsam, der Kleine bewegte sich so vorsichtig, dass man kaum bemerkte, wenn man ihn nicht ganz genau im Auge behielt. So als ob er keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Er schien sich jedoch im Klaren zu sein, dass ihn jemand beobachtete, denn er hielt immer wieder inne um abzuwarten. Marco vermutete, dass der Kleine wollte, dass er bemerkt wird, um zu sehen wie sein Bewacher reagieren würde. Eine Art Katz und Mausspiel also.
 

'Gut', dachte sich Marco, 'dann wollen wir mal abwarten.'.
 

Und tatsächlich machte der Kleine schon nach kurzer Zeit die Augen auf und sah Marco vorsichtig an. Zumindest vermutete Marco, das er die Augen offen hatte, denn seine Kapuze war tief in sein Gesicht gezogen.
 

„Morgen Schlafmütze, endlich bereit loszulegen?“, Marco hatte sich entschlossen den Kleinen etwas freundlicher anzusprechen, als die beiden Männer der Handelsmarine.
 

Der Kleine zuckte jedoch zusammen und schien sich zu einer Kugel zusammen rollen zu wollen, wie um sich gegen einen Schlag schützen zu wollen.
 

Marco betrachtete die unförmige Kugel die sich aus dem Kleinen und der Decke gebildet hatte. Dachte er wirklich, dass er sich so vor ihm verstecken konnte, oder dass ihm dieses Schutzschild vor Schaden bewahren konnte?
 

`Der Kleine hat anscheinend ziemlich viel durchmachen müssen`, dachte sich Marco bei sich selbst. Er streckte die Hand aus um den Kleinen zu berühren und um ihm zu Zeigen, dass er nichts von ihm zu befürchten hatte.
 

Genau in diesem Moment schnitt eine schrille Stimme durch das Lazarett, „Was machst du da Marco?“
 

Es war Jane, die Oberkrankenschwester von Pap's und erste Stellvertreterin von Doc. Sie starrte Marco mit vorwurfsvollen Augen an, so als ob sie ihn gerade dabei erwischt hätte wie er den Kleinen übel zusammengeschlagen hatte.
 

„Beruhige dich Jane. Der Kleine ist gerade eben wach geworden, und ich hab nur hallo zu ihm gesagt. Davon hat er dann so einen Schreck bekommen, dass er sich zusammengerollt hat.“, versuchte sich Marco zu verteidigen.
 

„Was? Der Kleine soll schon wach sein? Wovon redest du? Durch das Schlafmittel das wir ihm gestern gegeben haben sollte er noch mindestens bis heute Abend schlafen.“, Jane schien mehr als nur verwirrt.
 

„Na dann sieh doch mal selbst“, Marco konnte sich das Grinsen nun nicht mehr verkneifen. Der Kleine hatte sich nämlich, nachdem Marco von Jane zur Rede gestellt worden war, wieder etwas entspannt, hatte ganz vorsichtig den Kopf aus seinem Schildkrötenpanzer aus Decken raus gestreckt und beobachtete das Wortgefecht zwischen Jane und Marco interessiert.
 

Im Bruchteil einer Sekunde hatte sich Jane's gesamte Aufmerksamkeit ihrem kleinen Patienten zugewandt. Schnellen Schrittes ging sie zu dem Bett und beugte sich leicht vorn über.
 

„Guten Morgen, Liebling. Wie geht es dir? Möchtest du etwas Essen? Tut dir noch etwas Weh? Hast du vielleicht Durst?“
 

Bevor Jane auch nur die letzte Frage beenden konnte, hatte sich der Kleine schon wieder blitzartig unter die Decke zurückgezogen. Jane betrachtete den Deckenberg unter dem ihr kleiner Patient so eben verschwunden war besorgt.
 

„Bei mir war es das Gleiche, sobald du ihm zu nahe kommst will er sich verstecken. Fremde machen ihm wohl angst.“, Marco versuchte Jane etwas aufzuheitern, nachdem sich das Objekt ihrer Zuwendung so rasant ihrer Fürsorge entzogen hatte.
 

„Wenn ich nach dem Aufwachen als erstes dein Gesicht sehen würde, würde ich mich auch unter einer Decke verstecken wollen!“
 

`Autsch, das hat man davon wenn man eine Frau aufmuntern will, die gerade abgeblitzt ist.`
 

Sowohl Jane als auch Marco machten sich bereit um ihr Wortgefecht von vorhin wieder aufzunehmen, als sie plötzlich Schreie vom anderen Ende des Lazarettes vernahmen.
 

Tibor und Sandor schien es wieder schlechter zu gehen. Wie zwei geölte Blitze waren Jane und Marco sofort bei ihren Betten.
 

„Ich dachte Doc hätte endlich etwas gefunden, damit es ihnen besser geht?“, fragte Marco bedächtig, während er auf seine zwei leidende Kameraden blickte.
 

„Das dachte er auch, er hat die letzten drei Tage durchgemacht, um das neue Medikament zu mischen. Zuerst hat es so ausgesehen, als ob es helfen würde, und jetzt, …“, Jane konnte nicht weitersprechen.
 

Jeder an Bord wusste das Doc alles tat was in seiner Macht stand um ihnen in einem Notfall zu helfen. Aber dieses Mal schien es so, als ob er nicht für seine Kameraden tun könnte. In Wahrheit machte sich inzwischen die gesamte Crew sorgen um Doc. Tag und Nacht versuchte er alles möglich um die Beiden zu retten. Inzwischen war er so erschöpft und ausgelaugt, dass er nur noch ein Schatten seiner selbst war. Allein die Tatsache das er jetzt noch schlief sprach Bände.
 

„Ich geh dann mal und wecke Doc, er wollte unbedingt geweckt werden, wenn sich ihre Situation verändert.“, seufze Jane, sie hätte Doc gerne noch etwas Ruhe gegönnt.
 

„Gut mach das, ich gebe Pap's Bescheid, er macht sich ja auch Sorgen um die beiden, Spaßvögel hier.“
 

„Aber was machen wir mit ihm?“, Jane deutete auf die zusammengerollte Decke am anderen Ende des Lazarettes. „Sollen wir ihn wirklich hier alleine mit den beiden lassen, jetzt wo er wach ist?“
 

„So wie er sich verhält, würde ich darauf wetten, dass er sich nach all der Schreierei von den Beiden hier nicht mal zu atmen traut. Außerdem bist du mit Doc ja gleich wieder hier. Der wird sich sicher freuen mal einen Anderen Patienten hier zu sehen.“
 

„Gut, bis nachher Marco.“, mit diesen Worten schritt Jane aus dem Lazarett um den Schiffsarzt zu wecken.
 

Marco sah ihr nach und machte sich dann auf den Weg um WITHEBEARD über den Stand der Dinge zu informieren. Beim verlassen des Lazarettes betrachtete er noch einmal kurz den Deckenberg der den Kleinen verbarg.
 

'Schon seltsam, dass das Schlafmittel nicht wirklich bei ihm zu wirken scheint`, dachte sich Marco. Aber vielleicht hatte sich Jane ja auch bei der Dosis verschätzt.
 

Mit einem Schulterzucken verließ er schließlich das Lazarett.
 

Im Lazarett kehrte eine bedrückende Stille ein, die nur vom Stöhnen und Schreien von Tibor und Sandor durchbrochen wurde.
 

Plötzlich kam Bewegung in den Deckenberg. Langsam wurde die Decke abgestreift und der Kleine verließ sein Bett. Mit vorsichtigen aber zielstrebigen Schritten bewegte er sich auf Tibor und Sandor zu.

Ereignisse

Jane bewegte sich nachdenklich in Richtung der Koje von Doc. Warum nur wurden Tibor und Sandor nicht gesund. Der Doc hatte doch alles richtig gemacht. Sie selbst war ja auch eine erfahrene Ärztin und hatte Doc schon des öfteren ohne sein Wissen prüfend über die Schulter geschaut. Aber da war noch etwas, dass sie nicht verstand.
 

Warum war der Kleine schon wach?
 

Bei der Dosis an Schlafmitteln die sie ihm gestern Abend gegeben hatte, hätte er noch mindestens 12 Stunden schlafen müssen. Vor allem bei den schweren Verletzungen die der Kleine hatte. Sie hatte den Kleinen, nachdem sie ihm das Schlafmittel gegeben hatte, noch kurz untersucht. Sie war entsetzt gewesen, als sie sich einige der Verletzungen unter den Bandagen angesehen hatte. Sicher sie hatte schon schlimmeres gesehen, aber noch nie hatte sie ein Kind gesehen, das so misshandelt worden war. Wenn sie Doc jetzt schon wecken musste, dann wäre es sicherlich gut, wenn er sich den Kleinen noch einmal genauer ansieht. Sie hatte ja die Verbände nicht abgenommen, sondern nur kontrolliert.
 

Mann konnte Doc schon schnarchen hören, bevor sie die Tür geöffnet hatte. Nachdem sie eingetreten war musste sie schmunzeln. Er war gestern so erledigt gewesen, dass er sich nicht einmal umgezogen hatte bevor er ins Bett gefallen war. Aber es half nichts.
 

„Doc aufwachen, loss komm schon.“
 

Als Antwort bekam sie ein wirres Gebrabbel zu hören, von dem sie schwören könnte das es einige sehr unliebe Bezeichnungen für sie enthielt.
 

„Doc, es geht um Tibor und Sandor, die ...“, mehr war gar nicht notwendig gewesen. Doc war bei der Erwähnung der beiden Namen sofort vom Bett aufgesprungen, und hatte sie mit seinen starren Augen fixiert.
 

„Was ist mit den beiden?“, wenn es um seine Patienten ging, konnte er genau so schroff sein wie Pap's, dachte sich Jane im Stillen, aber sie verkniff sich dieses Kommentar.
 

„Die Behandlung von gestern hat nicht gewirkt, das Fieber ist zurück und sie scheinen wieder große Schmerzen zu haben.“
 

„Verdammt, also so auch nicht. Jane uns gehen die Möglichkeiten aus. Gut sehen wir uns die Beiden an. War sonst noch etwas während ich geschlafen habe?“
 

„Ja wir haben einen neuen Patienten gestern dazubekommen. Wir haben gestern Abend drei Schiffbrüchige gerettet. Zwei Männer und ein Kind. Das war schon bandagiert, als es auf unser Schiff kam. Unsere Leute haben den Kleinen dann ins Lazarett gebracht. Ich hab ihn mir kurz angesehen. Nichts lebensgefährliches, aber ziemlich viele Schnitt- und Brandwunden. Irgendjemand hat den Kleinen übel zugerichtet. Er war aber schon gut Versorgt, also hab ich ihm nur ein Schlafmittel gegeben, und ihn schlafen lassen. Er ist vorhin erst wach geworden, reagiert aber ziemlich verstört wenn ihm jemand zu nahe kommt.“
 

Als Jane ihren Bericht beendet hatte, waren sie schon vor dem Lazarett angekommen.
 

„Da legt man sich einmal etwas früher aufs Ohr, und schon wird einem mehr Arbeit aufgehalst. Aber gut, ich sehe mir den Kleinen später an.Zuerst kommen Tibor und Sandor dran. Die beiden gehen bevor.“
 

Als Doc und Jane das Lazarett betreten hatten, wusste Jane schon, dass hier irgend etwas nicht stimmte. Ihr erster Blick wanderte zum Bett des Kleinen. Zu ihrem Entsetzten musste sie feststellen, dass das Bett leer war. Die Decke in die der Kleine sich eingewickelt hatte lag ein paar Schritte vom Bett entfernt am Boden. Sie ließ ihren Blick weiter gleiten, und sah, dass der Vorratsschrank geöffnet worden war. Es waren auch einige Ampullen und Heilkräuter entnommen und, so wie es aussah, zusammengemischt worden. Ihre Augen suchten den Raum ab, bis sie schließlich bei den Betten von Sandor und Tibor ankamen. Dort sah sie den Kleinen, wie er gerade Sandor etwas aus einer Schüssel zu trinken gab.
 

„Kleiner was machst ...“, mehr konnte sie nicht sagen, bevor ein unvergleichliches Donnerwetter hereinbrach.
 

„WAS ZUM TEUFEL SOLL DAS!“, Doc war außer sich. Scheinbar mit nur einem einzigen Schritt legte er den gesamten Weg von der Tür bis zu seinen beiden Patienten zurück. Der Kleine war vor Schreck wie zu Stein erstarrt. Mit einer fließenden Bewegung riss ihm Doc die Schüssel aus der Hand.
 

„WAS HAST DU IHNEN GEGEBEN?“, schrie er dem Kleinen entgegen.
 

„GLAUBST DU DAS DAS HIER EIN SPIEL IST, ODER WOLLTEST DU IHNEN DEN REST GEBEN. HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHNUNG WAS DU ANGERICHTET HAST?“
 

Der Kleine hatte sich inzwischen zu einer Kugel zusammengerollt und schien sich damit vor Doc's Schreitriade schützen zu wollen.
 

Marco wollte gerade die Tür zur Kajüte seines Kapitän's öffnen, um ihm einen kurzen Überblick über sie Situation mit Tibor und Sandor gegeben, als es plötzlich einen ziemlichen Wirbel gab. Irgendwo auf dem Schiff schien jemand ziemlich laut herum zu brüllen. Marco erkannte die Stimme, jeder hier auf dem Schiff hatte diesen Mann schon mindestens einmal zu schreien gebracht. Das war die Stimme ihres geliebten Schiffsarztes Doc, und es war zur Gewohnheit geworden, dass er seine ungehorsamen Patienten gesund zu brüllen versuchte. Aber dieses Mal schien ihn etwas ziemlich aufzuregen. Also machte sich Marco so schnell wie möglich auf den Weg zu Lazarett um schlimmeres zu verhindern.
 

Als Marco das Lazarett betrat musste sich zusammenreißen um nicht lauthals loszulachen. Vor den Betten von Tibor und Sandor hüpfte Doc wie ein Feuerwerkskörper auf und ab und ließ eine unglaubliche Schimpforgie vom Stapel. Das Ziel dieses Wutausbruches kauerte verängstigt vor Doc am Boden. Marco wusste nicht was der Kleine angestellt hatte um Doc so wütend zu machen, aber er musste ihm bei Gelegenheit dafür gratulieren. Vorausgesetzt der Kleine würde das heil überstehen. Der einzige Grund dafür, dass sich Doc anscheinend noch nicht auf ihn gestürzt hatte war Jane, die versuchte Doc zu beruhigen. Wenn auch mit keinerlei Erfolg.
 

„Doc so beruhige dich doch endlich. Der Kleine wollte wahrscheinlich nur helfen.“, Jane schien sichtlich Mühe zu haben nicht selbst auch noch loszuschreien.
 

„BERUHIGEN, ICH SOLL MICH BERUHIGEN. JA BIST DU DEN VOLLKOMMEN ÜBERGESCHNAPPT. DIESE KLEINE MISTKRÖTE HIER BRINGT UNSERE LEUTE UM UND DU SAGST ICH SOLL MICH BERUHIGEN.“ Doc's Augen schienen sie förmlich erdolchen zu wollen.
 

Aber auch Marco zuckte zusammen. Irgendetwas schien während seiner Abwesenheit passiert zu sein.Gerade als er einschreiten wollte brüllte eine Stimme hinter ihm.
 

„R U H E !!“
 

WITHEBEARD selbst war nun ins Lazarett gekommen um sich der Ursache des Krawalls anzunehmen.
 

„Was ist hier los? Wer bringt hier wen um?“, diese wenigen Worte reichten aus um es totenstill werden zu lassen.
 

Jane konnte sich als erste wieder fassen und gab WITHEBEARD eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse. Sie endete ihre Ausführungen mit den Worten: „Ich bin mir sicher der Kleine wollte Tibor und Sandor nicht Schaden, vielleicht wollte er ihnen nur etwas zu trinken geben.“
 

WITHEBEARD richtete nun seinen Blick auf Doc, der die stumme Aufforderung sofort verstand.
 

„Ich weiß nicht ob es ihnen schaden wird, verdammt noch mal ich weiß ja noch nicht einmal was der kleine Giftzwerg ihnen gegeben hat. Aber die beiden sind durch das Fieber und die Krämpfe der letzten 2 Wochen so geschwächt, dass es sie ohne Schwierigkeiten umbringen könnte.“
 

Nach dem Doc fertig gesprochen hatte war es still geworden. Marco machte sich Vorwürfe, dass er den Kleinen hier alleine gelassen hatte. Er wollte schon die Schuld auf sich nehmen als die Stille im Lazarett von einer sehr schwachen Stimme durchbrochen wurden.
 

„Das einzige das hier umgebracht wird ist mein Schädel, also tut mir doch bitte den Gefallen und haltet endlich die Klappe.“
 

WITHEBEARD, Marco, Jane und Doc blickten wie vom Donner gerührt zu der Stelle von der die Stimme gekommen war. Und sie trauten ihren Augen nicht. Es war tatsächlich Tibor gewesen, der sie nun durch seine halbgeöffneten Augen ansah.
 

„Ganz deiner Meinung Tibor, altes Haus.“, kam es plötzlich von Sandor, der nun auch Anstalten machte die Augen zu öffnen.
 

„Doc sieh nur, die beiden, die beiden sind wieder aufgewacht. Deine Behandlung war doch wirksam.“, Jane versagte bei diesen Worten beinahe die Stimme.
 

Marco und WITHEBEARD grinsten einfach nur bei Jane's Worten, denn die Erleichterung die die beiden fühlten konnte nicht in Worten ausgedrückt werden.
 

Nur Doc stand wie vom Donner gerührt da und sagte nichts. Aber sein Blick sprach Bände. In seinen Augen war eine vollkommene Verständnislosigkeit zu lesen.
 

„Nein“, dass war alles was er hervorbrachte.
 

„Was meinst du mit nein Doc?“, Marco war doch etwas verwundert über die Reaktion von Doc.
 

„Nein heißt nein“, antwortete Doc kryptisch, „Meine Behandlung hätte gestern Wirkung zeigen sollen. Ich hatte nämlich versucht das Fieber der beiden endlich unter Kontrolle zu bringen. Aber nie und nimmer hätte meine Behandlung den Effekt gehabt die beiden so schnell genesen zu lassen. Damit hatte ich nichts zu tun.“
 

Während er zu Marco gesprochen hatte, waren seine Augen zu der Schüssel gewandert, die er dem Kleinen entrissen hatte. Es befanden sich noch Reste einer Flüssigkeit darin. Aber Doc konnte sich nicht vorstellen, was es sein könnte.
 

Tibor war die Stille unangenehm geworden, also räusperte er sich und sagte: „Ich weiß ja nicht ob du damit etwas anfangen kannst Doc, aber ich hatte einen ganz verrückten Traum, ein Wichtel in einer Kutte hat mir was zu trinken gegeben und gesagt, dass ich wieder gesund werde.“
 

„Was du hattest auch den Traum?“, rief Sandor plötzlich, „hat dir der Wichtel auch was auf den Bauch geschmiert, Tibor?“
 

„Dir auch Sandor?“, nun war auch Tibor sichtlich verwirrt.
 

Jane und Doc sagten wie aus einem Mund,“Zeigt her!“.

Als Sandor und Tibor die Decke wegzogen, konnte man auf ihren Bäuchen die Spuren eines Einstiches erkennen, der noch leicht pulsierte.
 

Doc sank plötzlich auf die Knie und schlug sich die Hände an die Stirn, „Ich Volltrottel“
 

„Was ist jetzt schon wieder?“, WITHEBEARD war schon sichtlich genervt von dem ständigem auf und ab des Gemütszustandes seines Schiffsarztes.
 

„Ich hab die Syntome der beiden falsch gelesen Pap's. Die beiden hatten einen schweren Fall von Dungodungo Fieber. Das ist eine Krankheit die durch den Biss eines Insektes ausgelöst wird. Eine Folge dieser Krankheit ist, dass der Patient für 2 Wochen an hohem Fieber und schweren Krämpfen leidet. Gibt man dem Patienten innerhalb dieser 2 Wochen das Heilmittel tritt eine spontane Regeneration ein. Versäumt man aber diese Frist, kann man dem Patienten nur noch ein schönes Begräbnis verschaffen.“
 

„Also hat der Kleine erkannt was die beiden hatten und hat ihnen das Gegenmittel gegeben?“, WITHEBEARD wollte es nun von Doc genau wissen.
 

„Genau Pap's, der Knirps hat den beiden hier das Leben gerettet.“, sagte Doc mit einem Lächeln.
 

Alle Augen richteten sich nun auf den Kleinen, oder besser gesagt, auf die Stelle, wo der Kleine bis vor kurzem gekauert hatte. Er war nämlich verschwunden. Dort wo sie ihn jedoch vermutet hatten war eine kleine Blutlache zurückgeblieben. Jetzt wo sie genauer hinsahen, bemerkten sie, dass eine leichte Blutspur vom Vorratsschrank zu Tibors und Sandors Betten führte, und dann aus dem Lazarett hinaus.
 

Wahrscheinlich hatten sich einige seiner Wunden durch die Arbeit am Heilmittel wieder geöffnet und bluteten nun. Als sie ihm dann keine Beachtung geschenkt hatten, hatte der Kleine die Chance zur Flucht aus dem Lazarett ergriffen.
 

Jane und Marco tauschten nur einen Blick miteinander aus, und waren dann schon aus dem Lazarett verschwunden. Sie folgten der Blutspur des Kleinen um ihn wieder ins Lazarett zurück zu holen.
 

'Hätte nicht gedacht, dass der Kleine so flink auf den Beinen ist, aber den haben wir gleich wieder', Marco war fest davon überzeugt den Kleinen gleich wieder eingefangen zu haben. Er musste sich ja schließlich bei ihm dafür bedanken, dass er das leben seiner zwei Männer gerettet hatte.
 

Bei Jane hingegen waren nun vollends ihre Mutterinstinkte erwacht. Als Doc den Kleinen so angeschrien hatte konnte sie einfach nicht anders als den Kleinen in Schutz zu nehmen. Aber jetzt war der Kleine verletzt und verängstigt an einem für ihn unbekannten Ort. Sie mussten ihn einfach schnell wiederfinden.
 

Leider war Marco etwas zu übereifrig mit seiner Suche. Er war so auf das verfolgen der Blutspur fixiert, dass er die Wand auf die er zulief vollkommen übersah, und sein Kopf eine schöne Delle an den Holzbrettern hinterließ.
 

Nachdem Marco seine Verfluchungen von Holzplanken abgeschlossen hatte, und Jane ihren Lachanfall wieder unter Kontrolle hatte, sahen sie, dass die Blutspur in einen kleinen Spalt zwischen den Planken hineinführte. Der Kleine hatte sich das beste Versteck auf dem gesamten Schiff ausgesucht, das Zwischenschiff. Als Erwachsener war man zu groß um sich in diese Hohlräume hineinzuquetschen. Und um ihn dort mit Gewalt heraus zu holen, hätte man das gesamte Schiff zerlegen müssen.
 

Jane und Marco standen nun vor einem größeren Problem. Sie beschlossen, sich aufzuteilen. Jane würde bei dem Spalt bleiben und versuchen den Kleinen zu überreden wieder heraus zu kommen. Inzwischen sollte Marco Pap's über die Situation informieren.
 

WITHEBEARD war über diese Neuigkeiten ganz und gar nicht erfreut. Aber zumindest erklärte es diese Präsenz die er seit kurzem fühlte. Der Kleine war so verängstigt, das er seine Position im Zwischenschiff ohne Probleme bestimmen konnte. Aber er wollte die Moby Dick unter keinen Umständen beschädigen. Der Kleine würde schon rauskommen wenn ihn der Hunger übermannen würde.
 

Bis dahin hatten sie eben einen Blindenpassagier. WITHEBEARD musste grinsen, der Kleine hatte es doch tatsächlich geschafft Wirbel auf sein Schiff zu bringen. Aber was ihn am meisten überraschte war die Tatsache, dass der Kleine nicht die geringste Spur von schlechten Absichten hegte. Er konnte es in der Präsenz des Kleinen fühlen.
 

Aber jetzt gab es wichtigeres zu tun. Er musste seine Crew über den Blindenpassagier informieren, und Jane davon überzeugen, dass es vorerst einmal sinnlos war bei dem Spalt auf den Kleinen zu warten. So schnell würde der nicht wieder dort rauskommen, davon war WITHEBEARD überzeugt.

Vorkommnisse

Seit Tibor's und Sandor's wundersamer Genesung war inzwischen eine Woche vergangen. Und auf der Moby Dick war wieder eine gewisse Routine eingekehrt. Die beiden waren von ihren Kameraden wieder herzlich aufgenommen worden. Der Kleine hatte jedoch sein Versteck zwischen den Schiffsplanken nicht einmal verlassen. Jane hatte es sehr lange mit gutem Zureden versucht, aber am Ende hatte es nichts genutzt. Dementsprechend niedergeschlagen war auch ihre Stimmung. Sie plante ihre Arbeitsabläufe an Bord inzwischen so, dass sie mindestens vier bis fünf mal am Tag an dem Spalt vorbeikam. Sie stellte auch kleine Imbisse und Wasserflaschen vor den Spalt, damit sich der Kleine versorgen konnte, obwohl WITHEBEARD das nicht erlaubt hatte. Aber das was sie am morgen dort abgestellt hatte, konnte sie am Abend wieder unberührt wegtragen. Einige Crewmitglieder hatten schon den Verdacht geäußert, dass der Kleine vielleicht schon tot sei. Eine Aussage die sie aber niemals in Gegenwart von Jane, Tibor oder Sandor zu wiederholen gewagt hätte.
 

Marco selbst war sich auch nicht sicher ob der Kleine noch am Leben war, aber WITHEBEARD hatte es ihm bestätigt. Seine Präsenz war zwar sehr schwach, aber noch eindeutig da. Marco war in den vergangen Tagen auch ein paarmal am Eingang des Versteckes vorbeigekommen, und hatte einige Versuche unternommen den Kleinen raus zu locken. Aber auch ihm war kein Erfolg beschert gewesen.
 

Am schlimmsten war die Situation jedoch für Doc. Jedes Mal wenn ihn Jane ansah, konnte man die Dolche in ihren Augen richtig gehend fühlen, und man vermied tunlichst zwischen den beiden zu stehen. Es war nichts neues das Doc's Temperament eine unangenehme Situation ausgelöst hatte, und das Jane auf ihn dafür wütend war. Aber im Normalfall beruhigte sich die Situation zwischen den beiden wieder innerhalb von 24 Stunden. Doc's Ego war nämlich so gewaltig wie die GRAND LINE selbst. In seinem Weltbild war es eine Unmöglichkeit, dass er einen Fehler gemacht haben könnte. Wenn etwas an dem der beteiligt gewesen war schief ging, dann war es meistens die Schuld der anderen, oder eine Verkettung unvorhergesehener Ereignisse, oder das eingreifen der Götter. Aber niemals könnte er Schuld sein. Als Jane Doc kennengelernt hatte, hatte sie sich oft tagelang mit ihm über seine Einstellung in diesem Thema gestritten. Irgendwann hatte Jane aber eingesehen, dass es eine Zeit- und Energieverschwendung war sich mit Doc zu streiten. Denn eher würde sich die Weltregierung auflösen, als das Doc einen seiner Fehler einsehen würde.
 

Aber dieses Mal war es anders, Doc hatte seinen Fehler offen zugegeben. Als der Rest der Mannschaft das gehört hatte waren sie so geschockt gewesen, das sie, ohne es zu merken, eine Weile mit offenen Mündern dagestanden hatten. Ein paar hatten sogar auf die GRAND LINE gestarrt und erwartet das UNICOR, die letzte Insel der GRAND LINE, plötzlich vor ihnen aus dem Meer auftauchen würde.
 

Doc gibt zu einen Fehler gemacht zu haben. Marco dachte, dass das normalerweise eine Fete ohne gleichen auf dem Schiff ausgelöst hätte. Aber wenn man Doc jetzt ansah, konnte er einem einfach nur leid tun.
 

Als erstes hatte er nicht erkannt woran Tibor und Sandor erkrankt waren, und hatte sie von Anfang an falsch behandelt. Dann hatte er den Kleinen, der den beiden dann ja auch wirklich geholfen hatte, wüst beschimpft, angeschrien, und zu guter Letzt auch noch beschuldigt Tibor und Sandor umbringen zu wollen. Aber dass was für Doc das schlimmste war, so seltsam sich das auch anhören musste, dass einer seiner Patienten sich trotz Schmerzen und ernsten Verletzungen vor ihm versteckte. Das war für Doc der eigentliche Knackpunkt seines Egos gewesen.
 

Marco hatte sich später mit Jane unterhalten um mehr über die medizinische Seite zu erfahren, und um das auch etwas besser einschätzten zu können. Jane hatte ihm dann erklärte, dass dieses Dungodungo Fieber eine eigentlich schon ausgestorbene Krankheit sei, die seit mehr als 100 Jahren auf der gesamten Welt nicht mehr diagnostiziert worden war. Niemand würde Doc einen Vorwurf machen, dass er etwas nicht erkannt hatte, das es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Das Heilmittel wäre zwar in der Literatur festgehalten, aber da man es nicht mehr brauchte, war es inzwischen vergessen worden.
 

Was jedoch den Kleinen anging hatte Jane klargemacht, dass es alles Doc's Schuld war. Er hätte den Kleinen nicht so fertig machen dürfen, wo sie ihm doch noch gesagt hatte, dass er sehr verängstigt auf andere Menschen reagiert. Und dass endlich etwas unternommen werden müsste um den Kleinen da raus zu holen, notfalls auch mit Gewalt.
 

Was erschwerend dazu kam, war die Tatsache, dass die beiden Handelsmarineidioten das Schiff schon vor zwei Tagen verlassen hatten, und nicht einmal einen Gedanken an den Kleinen verschwendet hatten. In dem Moment, als Marco zu ihnen gesagt hatte, dass sie jetzt das Schiff verlassen dürfen, waren diese beiden Vollidioten doch tatsächlich über Board gesprungen und an Land geschwommen. Der Kleine war für sie vollkommen egal gewesen. Das war auch etwas, dass die anderen Mitglieder der Crew ziemlich wütend gemacht hatte. Einen Kameraden zurückzulassen, dass war ein absolute Tabu. Wenn der Kleine rauskommen würde, würden sie sicher ein besseres zuhause für ihn finden als bei den beiden. Marco stutzte, jetzt machte er sich doch tatsächlich schon wieder Sorgen um die Zukunft des Kleinen. Er war ja schon fast so schlimm wie Jane.
 

Gleich danach war Jane doch direkt zu Pap's marschiert, und wollte ihn überreden den Kleinen von dort rauszuholen, indem man ein paar Planken aufbrechen sollte. Da merkte man mal wieder, dass diese Frau keine Ahnung vom Aufbau eines Schiffes hatte.
 

Während er so nachdachte, bemerkte er, dass er schon wieder am Versteck des Kleinen angekommen war. Die Essensration die Jane heute in den Spalt gestellt hatte war, wie auch die vorherigen, unberührt geblieben. Er sah sich um. Er hatte ja fast damit gerechnet Jane, Tibor oder Sandor hier irgendwo zu treffen.
 

Tibor und Sandor hatten auch mehrere Male versucht ihrem Retter zu danken, und als sie die Geduld verloren hatten, doch tatsächlich versucht sich durch den engen Spalt zu quetschen. Die beiden waren dumm wie Bohnenstroh, aber sie hatten das Herz am rechten Fleck.
 

Heute Abend gab es sogar ein Fest für ihre Genesung. Marco dachte bei sich, 'wenn ich nicht zu spät kommen will, sollte ich jetzt schön langsam in die Gänge kommen.'
 

Immerhin gehörten die beiden ja zu seiner Division.
 

Das Fest war eigentlich nur ein Fress- und Saufgelage. Aber es machte Laune. Die einzigen, die nicht wirklich mit zu reißen waren, schienen Jane und Doc zu sein. Aber auch sie waren froh, dass die beiden endlich wieder wohlauf waren. Während Marco seinen Becher leerte wünschte er sich, dass solche Feiern öfters stattfinden sollten. Aber die Sache hatte einen Haken. Die Division die die Feier veranstaltet, muss am nächste Tag das Schiff säubern. Das war etwas, dass keiner von ihnen so recht mochte. Mal ehrlich wer will schon verkatert saubermachen.
 

Und so endete das Fest wie jedes Fest. Nach unzähligen Bechern zog sich nach und nach jeder in seine Koje zurück. Aber der nächste Morgen kommt immer, und dann hieß es Dienst wie üblich.
 

Am nächsten Morgen hatte Marco seine Division mit Mühe und Not zusammen gerufen, um mit den Aufräumarbeiten zu beginnen. Sie wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen, und dann ihren Kater genießen. Selbst Sandor und Tibor hatten sich aufgerappelt um bei den Arbeiten zu helfen.
 

Aber als Marco die Tür zu Kombüse öffnete, glaubte er jedoch zu träumen. Alles war sauber. Irgendjemand hatte schon alles geputzt und gereinigt, und zwar sehr sorgfältig. Die Männer seiner Division strömten nach ihm in die Kombüse, und sahen genau so ratlos aus wie Marco. Wer zum Teufel hatte das getan.
 

Im Laufe des Tages hatte Marco jeden, wirklich jeden über die Reinigung der Kombüse befragt. Aber niemand konnte ihm eine Antwort darauf geben. Jedoch waren noch andere seltsame Vorfälle zu Tage gekommen.
 

Die Küche war nicht das erste Mal blitze blank vorgefunden worden, ohne dass jemand geputzt hatte.
 

Die Waffen in der Waffenkammer schienen alle wie durch Zauberhand gereinigt, geschärft, und geölt worden zu sein.
 

Das Lazarett war gereinigt worden.
 

Und das Deck der Moby Dick schien jeden morgen frisch geschrubbt worden zu sein.
 

Einige der Männer meinten scherzhaft, dass da anscheinend der Klabautermann seine Finger im Spiel hatte. Denn es war schon praktische wenn alle unangenehmen Arbeiten wie durch Zauberhand erledigt wurden.
 

Alle diese Vorkommnisse hatten eines gemeinsam, sie alle fingen vor etwa sieben Tagen an.
 

Sieben Tage, Marco viel es wie Schuppen von den Augen. Der Kleine. Er musste das alles getan haben. Er versteckte sich ja im Zwischenschiff, und von dort konnte er überall hingelangen, ohne von den anderen gesehen zu werden.
 

Er musste sofort mit Pap's darüber reden.
 

Zu seiner Überraschung schien WITHEBEARD von seiner Entdeckung nicht überrascht zu sein. WITHEBEARD musste ihm seine Überraschung angesehen habe, denn er grinste ihn an und sagte, : „Ich hab die Präsenz von dem Gör schon die ganze Zeit gespürt. Geistert jede Nacht durch das ganze Schiff um zu putzen.“
 

„Und was wirst du jetzt machen Pap's?“, Marco lehnte sich gegen die Wand der Kajüte.
 

WITHEBEARD nahm einen tiefen Schluck aus seiner Sake Flasche, und schaute dann nachdenklich zur Deck.
 

„Als wir ihn zusammen mit den beiden Idioten an Bord geholt haben, wollte ich die Drei nur wieder schnell loswerden. Aber der Kleine hat Sandor und Tibor das Leben gerettet. Er hatte keinen Grund, keine Verpflichtung das zu tun. Und trotzdem hat er es gemacht. Er erledigt Arbeiten ohne beauftragt zu sein. Er versucht sich nützlich zu machen ohne andere dabei zu stören. Der Zwerg hatte unzählige Möglichkeiten uns oder unserem Schiff zu schaden, aber er hat es nicht einmal versucht. Der Kleine gefällt mir. Wenn er heute Nacht wieder dass Deck schrubbt wird es Zeit sich mit ihm zu unterhalten.“
 

WITHEBEARD grinste vor Vorfreude als der sich dieses Zusammentreffen ausmalte.
 

Auch Marco musste grinsen, Pap's hatte seine Entscheidung, was mit dem Kleinen passieren sollte, bereits getroffen. Je nachdem wie das ausging würden morgen Jane und Doc endlich wieder normal werden, oder komplett durchdrehen. Der Kleine hatte wirklich ziemlich viel Wirbel ins Schiff gebracht.

Konsequenzen

Es war eine ruhige Nacht. Keine Wolke trübte den nächtlichen Himmel, der Vollmond stand am Himmel, und mit ihm unzählige Sterne. Nicht die kleinste Brise bewegte die Segel. Keine Welle verwirbelte die See. Das Meer wirkte wie ein riesiger Spiegel, der das Licht der himmlischen Trabanten widerspiegelte. Man könnte sagen, dass die Nacht zum Tage wurde.
 

Die Uhr zeigte Mitternacht an, die Geisterstunde, als sich plötzlich ein Schatten aus dem Zwielicht, das an Deck der Moby Dick herrschte, löste. Es war eine kleine zierliche Gestalt, die sich vorsichtig über das Deck bewegte. Wenn man diese Person näher betrachtete, konnte man erkennen, dass sie auf die Knie gesunken war, und mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit das Deck schrubbte.
 

Ohne Vorwarnung stoppte die kleine Gestalt jedoch in ihren Bewegungen. Es schien, als wäre sie zu Stein erstarrt. Der Grund dafür stand einige Schritte hinter ihr.
 

WITHEBEARD
 

Trotz seiner beeindruckenden Größe war er wie aus dem Nichts hinter dem Kleinen erschienen, und beobachtete ihn nun mit einem strengen Blick.
 

Es vergingen bange Minuten, eine gefühlte Ewigkeit, in der keiner der beiden auch nur einen Muskel bewegte.
 

Es war schließlich WITHEBEARD der die Stille brach, und zwar mit einer einfachen Frage, „Was soll das?“
 

WITHEBEARD hatte lange überlegt wie er am besten mit dem Kleinen umgehen sollte, aber am Ende überließ er es dem Moment der entscheiden sollte. Jedoch war die Reaktion des Kleinen etwas anders als er es sich vorgestellt hatte.
 

Der Kleine nahm eine komplette Demutshaltung an. Er drehte sich langsam in Richtung von WITHEBEARD, blieb jedoch auf seinen Knien, stützte sich dann auf seine Hände, und berührte mit seinem Kopf, der immer noch unter der Kapuze steckte, das Schiffsdeck. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, dass jemand einen leeren Sack auf dem Deck hatte liegen lassen.
 

Dann erklang eine zarte, Stimme, „Verzeiht erhabener Gebieter, Herr und Meister, ich habe geputzt, bitte bestraft mich nicht“
 

Wenn WITHEBEARD mit allem gerechnet hatte, aber nicht damit. Der Kleine erwartete doch tatsächlich, dass er bestraft werden würde. Zudem hatte der Kleine sehr förmlich und unterwürfig geantwortet. Es war nicht was er gesagt hatte, sonder das wie, dass WITHEBEARD an etwas erinnerte.
 

„Ich habe gefragt was das soll, und nicht was du tust, das kann ich ja selber sehen du Gör“, sagte er nun etwas energischer. Er wollte seinen Verdacht überprüfen, was ihm sicher nicht schwer fallen würde.
 

„Verzeiht erhabener Gebieter, Herr und Meister, ich verstehe eure Frage nicht, bitte bestraft mich nicht.“ , kam die emotionslose Stimme des Kleinen unter den Stofffalten seiner Kutte hervor.
 

„Ich will von dir wissen was du willst, und vor allem wie dein Name ist“, donnerte nun WITHEBEARD.

„Verzeiht erhabener Gebieter, Herr und Meister, ich wünsche nichts. Ich bin nur ein Stück Müll, dass als Werkzeug dient. Ein Werkzeug das benutzt wird bis es zerbricht, und dann wieder Abfall ist. Ich habe keinen Namen, noch verdiene ich einen Namen.“
 

Ob dieser Antwort waren WITHEBEARD'S Unklarheiten beseitigt worden. Nun ergab alles was mit dem Kleinen zu hatte einen Sinn. Das letzte Puzzlestück hatte sich soeben in die Lücke eingefügt, und ließ nun das Gesamtbild erkennen.
 

„Wenn das so ist, warum hast du dann ohne Auftrag gehandelt?“
 

Der Kleine zuckte zusammen, antwortete jedoch nicht.
 

„Du hast Zweien von meinen Männern das Leben gerettet, ohne das es dir befohlen wurde, ohne das du dazu verpflichtet gewesen wärst. Es hat dir auch niemand befohlen auf dem Schiff mitzuarbeiten, die Kombüse zu putzen, die Waffen in der Waffenkammer zu reinigen, oder jede Nacht das Deck zu schrubben. Das waren alles Dinge die du selbst entschieden hast. Schon seltsam für ein Werkzeug, für ein Stück Müll, findest du nicht. Also, wie ist dein Name Kleiner?“
 

Nun war die Selbstkontrolle des Kleinen praktisch nicht mehr vorhanden. Er bebte und zitterte wie Espenlaub, nach dem er die Worte von WITHEBEARD gehört hatte. Es dauerte einige Zeit, aber der Kleine schaffte es dennoch eine Antwort zustande zu bringen. Mit zitternder Stimme sagte er:“Hi … Hi … Hika ...Hikari, m … mei … mein Name ist Hikari. Bitte tut mir nicht Weh. Bitte?“
 

Es war diese Flennen des Kleinen, dass WITHEBEARD aufmerksam werden ließ. Endlich war es ihm gelungen zu dem Kleinen durchzubrechen. Nun wusste er, dass der Kleine wirklich zuhören würde.
 

„Also Hikari, ich habe dir etwas zu sagen, also hör besser genau zu. Wenn du weiter machst dann wirst du wirklich als Abfall enden. Du zerstörst dich selbst. Du hast keine Ziele, und keinen Weg in deinem Leben. Aber ich biete dir die Möglichkeit das zu finden, dich selbst zu finden. Tritt meiner Crew bei, werde Teil meiner Mannschaft, unserer Familie, werde einer meiner Söhne.“
 

Der Kleine schien wie vom Donner gerührt, und schien sogar mit dem Atmen aufgehört zu haben. Bevor er jedoch auch nur irgendetwas antworten hätte könne, sprach WITHEBEARD weiter.
 

„Ich erwarte deine Entscheidung morgen um die Mittagszeit auf dem Hauptdeck.“
 

Nach diesen Worten ging WITHEBEARD an dem Kleinen vorbei und verschwand in seiner Kajüte.
 

Der Kleine jedoch war wie eine Statue auf dem Deck zurück geblieben. Eingefroren im Moment der Bewegung.
 

Am nächsten Morgen herrschte einige Aufregung als WITHEBEARD allen seinen Crewmitglieder auftrug zu Mittag auf dem Hauptdeck anzutreten. Warum würden sie dann schon erfahren.
 

Nur Marco schien zu wissen worum es ging, aber er sagte zu niemandem etwas, um die Überraschung nicht zu verderben.
 

Ohne Vorwarnung war Marco plötzlich flankiert. Zu seiner Rechten stand Jane, zu seiner Linken Doc. Marco war etwas überrascht als er Doc sah. In den letzten Tagen war Doc sichtlich geknickt gewesen, aber heute hatte hatte er eine andere Ausstrahlung an sich. Er wirkte sehr besorgt, und schien mit sich selbst zu ringen. Worum es dabei wohl ging, entzog sich Marcos Vorstellung. Jane schien davon nichts zu bemerken. Sie vermied es noch immer strikt auch nur in Doc's Nähe zu kommen. Aber Marco war nun mal der einzige, der eine Ahnung habe könnte, was WITHEBEARD vorhaben könnte.
 

„Sag schon Marco, was ist los?“, Jane, kam ohne weitere Umschweife.
 

„Du musst dich noch etwas gedulden Jane. Glaub mir, du wirst es nicht nicht bereuen.“, Marco grinste bei dieser Antwort.
 

Nun fasste Jane Marco mit ihrem berüchtigten Oberschwester Blick ins Auge. Marco hütete sich ihr jetzt in die Augen zu sehen. Vor diesem Blick konnte man nur sehr schwer etwas verbergen.
 

Plötzlich kam Bewegung in die Menge. Die Leute fingen an sich gegenseitig anzustoßen, und deuteten verstohlen in eine bestimmte Richtung. Andere wiederum grinsten mit dem Einsetzten der Erkenntnis was nun passieren würde. Auch Jane richtete ihren Blick, mit dem sie versucht hatte Marco zu durchbohren, nun in diese Richtung. Zuerst konnte sie nichts besonderes erkennen. Dann aber bemerkte sie eine kleine Gestalt, die sich langsam auf WITHEBEARD zubewegte.
 

„Sieht so aus, als ob wir bald ein neues Crewmitglied bekommen.“, sagte nun Marco in einem beiläufigen Ton, und war gespannt wie Doc und Jane reagieren würden.
 

Bei Jane war es pure Freude die über ihr Gesicht strahlte, Doc hingegen schien wie vom Donner gerührt und wirkte nun als ob er sich noch unwohler in seiner Haut fühlte als zuvor.
 

Der Winzling hatte inzwischen seinen Weg fortgesetzt und stand nun vor WITHEBEARD, der auf seinem Stuhl thronte.
 

„Ich warte auf deine Antwort, Hikari.“, sagte nun WITHEBEARD.
 

Es herrschte totale Stille auf dem Schiff, und jeder erwartete die Antwort des Kleinen, von dem sie ja nun auch den Namen kannten. Vor allem Jane schien die Spannung kaum ertragen zu können.
 

„Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid, aber ich kann kein Mitglied eurer Crew werden Herr.“, die zarte Stimme war kaum lauter als ein Flüstern, und dennoch schien sie jeder auf dem Schiff gehört zu haben.
 

WITHEBEARD fasste die kleine Gestalt vor ihm ins Auge. Der Kleine trug noch immer seine Kutte die ihn vollkommen vor den Blicken anderer verhüllte. Man konnte aber erkennen, das sein Kopf gesenkt, und die Hände zu Fäusten geballt waren.
 

'Was er sagt und was er will sind zwei verschiedene Dinge', dachte sich WITHEBEARD bei sich selbst.
 

„Du Gör, wem glaubst du hier was vormachen zu können. Wenn du schon versuchen willst mich anzulügen, dann mach wenigsten sicher, dass du selbst glaubst was du sagst.“, schnauzte WITHEBEARD zurück.
 

Marco betrachtete die Szene mit einiger Verwunderung. Normalerweise war es so, dass wenn Pap's jemanden in seiner Crew haben wollte, er ihn oder sie einfach einlud. Aber es war selten die gesamte Mannschaft anwesend um das mitzuerleben. Er schien irgendetwas vorzuhaben, aber was konnte Marco sich nicht vorstellen. Neben ihm kämpfte Jane mit ihrer Selbstbeherrschung, um nicht einfach los zu laufen, sich den Kleinen zu schnappen und ihn ins Lazarett zu bringen. Auch Doc schien ziemlich unruhig zu sein, und beobachte die Situation ganz genau.
 

„I … I … Ich ...Ich ...“, dem Kleinen versagte die Stimme. Man merkte er wollte etwas zu WITHEBEARD sagen, aber er schaffte es nicht seine Gedanken in Worte zu fassen.
 

Plötzlich kam Bewegung in den Kleinen. Seine Hände wanderten langsam entlang seines Körpers nach oben zu seiner Kapuze. Er schien sich daran zu machen seine Kutte auszuziehen. Schließlich umfassten seine Hände den Rand seiner Kapuze. Man konnte dem Kleinen ansehen, wie sehr er mit sich rang.
 

'Warum macht es den Kleinen so fertig sein Gesicht zu zeigen? Ich meine so hässlich kann er doch gar nicht sein, oder?', dachte Marco bei sich.
 

Schließlich gab der Kleine sich einen Ruck und zog die Kapuze von seinem Kopf.
 

Es war eine Überraschung für Marco. Das Erste was einem ins Auge stach war, dass der Kleine keine Haare hatte. Sie schienen ihm abrasiert worden zu sein, und wenn man nach den Schnittwunden an seinem Kopf gehen konnte, dann war das sicher nicht sanft und mit dem Einverständnis des Kleinen passiert. Der nächste Blickfang, wenn man so sagen wollte, war das Gesicht des Kleinen. Man hätte es wohl hager und abgemagert nennen können, der Kleine hatte wohl schon länger nichts mehr zu essen bekommen. Aber jetzt war das Gesicht angeschwollen, von blauen Flecken und Blutergüssen. Der Kleine schien sich eine ordentlich Tracht Prügel eingefangen zu haben, aber das musste schon etwas länger her sein. Teile seines Gesichtes hatten inzwischen eine violette Farbe angenommen.
 

Der Kleine hatte seine Augen geschlossen, Marco vermutete, dass er so nicht gesehen werden wollte.
 

Aber der Kleine schien mit dem was er vorhatte noch nicht fertig zu sein. Er sah aus, wie jemand vor einem großen Sprung, der Moment des tiefen Einatmens. Sein gesamter Körper schien zum zerreißen gespannt.
 

Schließlich streifte Hikari seine Kutte ab. Darunter trug er nur eine verschlissene Hose, die von einem Stück Schnur, das als Gürtel diente, an Ort und Stelle gehalten wurde.
 

Durch die Mannschaft war ein Raunen gegangen. Auch Marco, Doc und Jane starten den Körper von Hikari, der bis jetzt von der Kutte verhüllt gewesen war an.
 

Zuvor hatte Marco noch gedacht, der Kleine wäre abgemagert, aber nun wusste er, dass der Kleine anscheinend kurz vor dem verhungern sein musste. Die Haut von Hikari spannte sich über seine Knochen, dass man dachte, sie würde bei jedem Atemzug reißen. Sein Bauch, wenn man ihn noch so bezeichnen konnte, war nach innen gezogen, und man konnte deutlich die Kontur der Rippen und des Brustbeines erkennen. Was als nächstes auffiel waren seine vielen Verletzungen. Marco war der Meinung gewesen, Hikari wäre zusammen geschlagen worden. Aber das was er hier sah hatte nicht mit dem Gebrauch von Fäusten zu tun. Unzählige Schnittwunden, Striemen von Peitschenhieben und Brandwunden waren auf dem Körper von Hikari verteilt. Doch dass, was selbst die hartgesotten Crewmitglieder sprachlos machte, war das, was auf dem Rücken des Kleinen zu sehen war.
 

Einige der anwesenden Frauen, unter ihnen auch Jane, hatten die Hände vor den Mund geschlagen, und in ihren Augen standen Tränen.
 

Einige der anwesenden Männer hatten ihren Blick beschämt abgewendet, und taten so, als ob sie nichts gesehen hätten.
 

Und in einigen Gesichter, vor allem jener Crewmitglieder die dem Meervolk entstammten, war es kalte Wut die in den Augen brannte.
 

Hikari sank jedoch auf die Knie, beugte sich nach vor und stützte sich auf seinen Unterarmen ab, so als ob er wollte, dass jeder um ihn herum dieses Mal sehen konnte, das Brandmal der TENRYUBITO. Das Zeichen eines ihrer Sklaven, die in der geheiligten Stadt MARIJONA gehalten wurden.
 

„Ich kann eurer Crew nicht beitreten. Ich kann nicht zu einem eurer Söhne werden. Ich bin nichts weiter als ein Stück Müll, das als Werkzeug dient. Wenn ich meinen Zweck erfüllt habe, und ich nicht mehr verwendet werden kann, werde ich wieder als Abfall weggeworfen.“, Hikari sprach diese Worte ohne jedwede Emotion. Seine Stimme war hölzern und steif. Marco wäre sogar bereit gewesen zu schwören, dass Hikari eine Art Lächeln auf seinem Gesicht trug.
 

WITHEBEARD war jedoch nicht überrascht. Als er sich gestern Abend mit Hikari unterhalten hatte, war ihm der Verdacht gekommen, dass der Kleine einer der Sklaven sein könnte, die vor einigen Wochen von Fischer Tiger, dem Kapitän der Fischmenschenpiraten, befreit worden war. Seitdem machte die Marine im Auftrag der TENRYUBITOS Jagd auf Fischer Tiger, seine Crew und die entflohenen Sklaven.
 

„So langsam glaube ich du willst mich nicht verstehen, Gör!“, WITHEBEARD fasste Hikari, der immer noch vor ihm kauerte fest ins Auge, „Es geht nicht darum was dir irgendjemand gesagt hast was du kannst und was nicht. Sondern um das was du willst, Was willst du im Leben Gör?“
 

Hikari fing an am gesamten Körper zu zittern, man konnte förmlich sehen, dass der zwischen dem was er wollte, und dem wovor er sich fürchtete hin und hergerissen wurde. Plötzlich schlug er mit seinen kleinen Händen immer wieder und wieder auf die Planken des Schiffes ein.
 

„Unmöglich, unmöglich, egal wie sehr ich es will, ich kann nicht einer eurer Söhne werden, ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht.“, Hikari's Stimme war inzwischen zu einem Flennen geworden. Er hörte sich an, wie jemand der den Sinn seines Lebens vor sich hatte und nur die Hand ausstrecken müsste um ihn zu ergreifen, aber genau wusste dass er ihn nie erreichen würde.
 

Durch das Trommeln auf den Schiffsplanken waren einige seiner Wunden wieder aufgerissen und Blut trat aus.
 

Dass war das Stichwort für Jane und Doc, wie auf Kommando waren die beiden von Marcos Seite plötzlich verschwunden, und standen im nächsten Moment neben Hikari.
 

Jane ließ sich auf die Knie herab, nahm Hikari's Kutte, die am Boden lag, legte sie Hikari um, und nahm ihn in die Arme.
 

„Tut mir Leid Pap's, aber ich bring den Kleinen jetzt ins Lazarett. Ich muss mich um die Wunden kümmern.“, sagte Jane ohne WITHEBEARD überhaupt anzusehen, so fokussiert war sie auf das flennende Bündel in ihren Armen.
 

Bevor Jane jedoch aufstehen und den Kleinen wegtragen konnte räusperte sich Doc, und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich.
 

„Pap's ich finde auch wir sollten die Kleine jetzt erst mal ins Lazarett bringen. Sie hat in den vergangen Wochen wahrscheinlich mehr durchmachen müssen, als wir und vorstellen können. Sie soll sich jetzt erst einmal etwas ausruhen. Das wird ihr sicher gut tun.“, Doc wirkte nun wieder so selbstsicher wie zuvor.
 

Jane, reagierte instinktiv und wollte Doc's Ausführungen bekräftigen. Aber in dem Moment als sie sprechen wollte, fiel ihr etwas auf. Es war nicht viel, nur eine Kleinigkeit. Doc hatte von einer IHR gesprochen. Der selbe Gedanke schoss zeitgleich durch die Köpfe der gesamten Crew.
 

Jane drehte sich zu Hikari und fragte,“Sag mal Hikari, bist du ein Mädchen?“.
 

Da Hikari noch immer den Tränen nahe war, bekam Jane als Antwort nur ein scheues Nicken mit dem Kopf.
 

„Ich habe die Blutspuren, die sie im Lazarett hinterlassen hat untersucht. Eigentlich wollte ich nur ihre Blutgruppe feststellen, aber dann hab ich einen Zufallsbefund erhalten. Ach ja bevor ich es vergesse, Pap's stell dir vor die Kleine hat die gleiche Blutgruppe wie du, verdammt selten. Ich glaube weltweit gibt es nur vier oder fünf Leute die diese eine Blutgruppe haben.“, Gab Doc seine Erklärung ab.
 

Doch Jane hatte ihm nicht zugehört. Sie erlebte gerade die letzten paar Minuten von dem was geschehen war noch einmal, nur eben jetzt in dem Wissen das Hikari ein Mädchen war. Im Bruchteil einer Sekunde färbte sich Jane's Gesicht rot. Sie wickelte Hikari besser in die Kutte ein und sagte,“ Du Dummkopf, wie kannst du dich dann in der Gegenwart von Männern ausziehen, brave Mädchen tun so etwas nicht. Mach das bloß nicht wieder, hast du verstanden.“
 

Die gesamte Crew war sprachlos, Jane gab Hikari wie aus dem nichts eine Standpauke über damenhaftes Verhalten. Die Situation war so komische das die meisten Mannschaftsmitglieder zu lachen begannen. Und auch WITHEBEARD lachte lauthals.
 

„Anscheinend bin ich jetzt schon so alt das ich Männer und Frauen miteinander verwechsle. Dann lass mich meine Frage erneut stellen Hikari. Willst du eine meiner Töchter werden?“
 

Hikari klammerte sich mit ihren Händen an Jane's Kleidung und fragte mit einer weinerlichen Stimme, „Ich bin immer noch erwünscht?“
 

„Aber sicher doch Kleines“, sagte Jane behutsam zu ihr.
 

Das war der Tropfen, der den Damm brechen lies. Hikari fing an wie ein Schlosshund zu heulen und drückte ihr Gesicht gegen Jane's Körper.
 

„Gratuliere Pap's“, rief Marco über die lachende Menge, „Sieht so aus als ob du jetzt eine neue Tochter bekommen hast.“
 

Während sich die Stimmung auf dem Deck wieder beruhigte, verschwanden Doc und Jane, welche noch immer Hikari trug, in Richtung der Krankenstation.

''Sieht so aus, als ob sich die beiden jetzt wieder länger um einen Patienten kümmern müssten.“, dachte sich Marco, als er den Dreien nachsah.



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