A Winters Tale von rea_seraph ================================================================================ Kapitel 6: Und zum Glück war ich es auch für Dich. -------------------------------------------------- Ganz dumpf hörte ich Charlie nach mir rufen. Aber das musste ich mir einbilden. Charlie war fort. Wer wusste schon, ob er je aus Paris zurück kehren würde? Ich musste mich damit abfinden. Wo der Schmerz soweit weg war, konnte ich doch endlich loslassen... Da klopfte etwas. Im nächsten Moment brachte ein Ruck an meinem Finger mich dazu meine Augen zu öffnen. Das konnte nicht sein... Charlie?! Verwunderung und Freude überrollten mich wie eine Flutwelle. Herrje, warum konnte ich denn nichts sagen? Da erinnerte ich mich wieder. Hier unter der Eisdecke war nur meine Seele. Mein Körper wartete am Ufer auf mich - und mit ihm mein Charlie. Ein samtenes Band an meinem Finger zog mich zurück in meinen Körper, zurück zu meinem Seelenpartner. Meinen steifgefrorenen Lippen entkam nur ein Wort. Der Name meines kleinen Lieblings. ~~*~~ Die nächsten Tage wurde ich von Charlie geradezu in Watte gepackt. Er hatte mich zu sich nach Hause mitgenommen und Rakan und Sinka gebeten sich um meinen Tempel zu kümmern. Charles kuschelte stundenlang mit mir in seinem Bett, oder auf dem Sofa im Wohnzimmer seines Elternhauses. Wir aßen gemeinsam mit Charlies Eltern, die gar nichts seltsam daran zu finden schienen, dass wir uns stets an den Händen hielten und keusche Küsse auf Wange und Stirn miteinander tauschten. Ich traute mich nicht etwas zu sagen, denn ich wollte nicht, dass es aufhörte. Aber irgendwann mussten wir darüber reden, wie es nun weitergehen sollte. "Ich habe lange und ausführlich mit Deinem Onkel Rakan telefoniert, als Du vor ein paar Stunden auf mir eingeschlafen bist." Blinzelnd blicke ich von Deinem Schoß aus hoch in Dein Gesicht und drücke meinen Hinterkopf unsicher gegen deinen Bauch. "Schau mich nicht so traurig und unsicher an." grinst Du frech und wuschelst mir sanft durch mein weißes Haar. "Du weißt ich liebe Dich und ich habe eine Möglichkeit gefunden, damit Du Dich sicher genug fühlst mich auch mal ein paar Tage zu entbehren. Außerdem würdest Du dadurch die Unabhängigkeit erlangen, Deinen Tempel für längere Zeit zu verlassen und mich so nach Paris begleiten zu können." Erstaunt blicke ich Dich an und traue mich zu fragen "Wieso hat Rakan das Dir erzählt, aber nicht mir?" "Naja, erstens hat er wohl gehofft, dass Dich das mit uns beiden nicht so aus der Bahn werfen würde, weil ich ja nur ein Mensch bin und zweitens hast Du jetzt, nachdem Du mich zurück hast, noch nicht mit Rakan gesprochen. Ich glaube er denkt Du bist wütend auf ihn, weil er Dich nicht ins Bild gesetzt hat, wegen Deinem Finger und Dich nicht gewarnt hat, was passieren könnte..." Mein wildes Kopfschütteln entlockt Dir ein Lächeln. "Ich weiß." sagst Du nur. "Das erklären wir ihm später zusammen. Aber jetzt will ich Dich erst mal was fragen." Meine Augenbrauen berühren fast meinen Haaransatz, was wohl wirklich Aufforderung genug ist weiter zu sprechen und Du lächelst, während du fragst "Liebst Du mich so sehr, dass ich Dein sein soll? So sehr wie ich Dich? Würdest Du mich heiraten?" Vollkommen verdutzt starre ich Dich an. "Ja." presse ich überglücklich hervor und stemme mich hoch um Deine Lippen zu berühren. Sanft treffen sich unsere Münder und wir tauschen einen liebevollen Kuss. Meine Hände verschwinden in deinen braunen wuscheligen Haaren und genießen deren weiche Textur. Deine Hände stützen sich auf meine Schultern. "Rakan wird sich um alles kümmern. Die Kleidung, den Zeremonienmeister und den Zeitpunkt. Er gibt uns Bescheid." Ich nicke nur und sinke in eine Umarmung. Und dann war es schon fünf Tage später so weit. Charlies Eltern waren leicht erstaunt, aber stimmten zu. Das war alles was nötig war. Und nächste Woche musste Charlie ja schon zurück nach Paris und seine Ausbildung fortsetzen. Aber diesmal würde er nicht allein gehen. ~~*~~ Während der Zeremonienmeister - ein höherer Dämon aus dem Schlangenklan - die heiligen Worte sprach, hatten Charlie und ich uns fest an den Händen. Die blaue Einfärbung unserer kleinen Finger ging zurück, bis es an unserer beider Finger nur noch ein blaues Band, wie die Tatöwierung eines Rings, war. Nach dem letzten Segnungsspruch warf ich Charlies weiße Haube zurück, um seine zarten Lippen zu küssen. Beide trugen wir an japanisches Hochzeitsgewand angelehnte Kleidung. Mein schwarzes Gewand gab einen schönen Kontrast zu Charlies weißem. Und wie auf ein Stichwort begann es nach unserem Kuss zu regnen. Da die Sonne trotzdem mit aller Kraft schien an diesem eher warmen Wintertag, zog sich ein großer Regenbogen über den Platz. Wir hörten Charlies Mutter flüstern "Wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint, dann findet irgendwo eine Fuchshochzeit statt. Das hat mir meine Mutter mal erzählt. Sie hatte also Recht. Heute heiratet unser Sohn seinen geliebten Fuchsdämon und schon spielt das Wetter verrückt, um einen Regenbogen zu bilden." Charlies Vater, Rakan, Sinka und einige andere anwesende Dämonen konnten ein Lachen nicht zurückhalten. Auch Charlie und ich mussten kichern. Wir würden es gemeinsam schaffen. Ich würde Charlie so oft wie möglich begleiten, bis er mit seiner Ausbildung fertig war. Dann würden wir uns um die Eröffnung seines kleinen Schmuckgeschäfts neben meinem Tempel kümmern. Und wenn es an der Zeit war und er mich irgendwann nach langen gemeinsamen Jahren verließ... würde ich ihm nachfolgen. Denn es gab nur eine Liebe für mich. Nur einen Charlie. So wie es für ihn nur mich gab. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)