Mondscheinkuss von Shunya ================================================================================ Kapitel 10: Gier nach Blut -------------------------- Als ich die Augen öffne, habe ich im ersten Moment keine Ahnung wo ich mich befinde, doch dann kommt mir alles wieder in den Sinn. Ich nehme eine Bewegung neben mir wahr und sehe zur Seite. Farik sitzt nackt neben mir im Bett. Ein Bein hat er angezogen, das andere lang auf der Matratze ausgestreckt. Er bemerkt meinen Blick und sieht zu mir. Seine Hand streicht durch meine Haare. Ich drehe meinen Kopf von ihm weg und spüre den stechenden Schmerz in meinem Hintern als ich mich rege. Ich schiebe Fariks Hand weg und setze mich ächzend auf. Er setzt sich hinter mich und küsst meinen Rücken, umschlingt meinen Körper und ich komme mir vor wie in einem schlechten Traum. Zumindest hoffe ich, dass es einer ist. „Wir kriegen heute Besuch. Mach dich ein wenig frisch, ich lasse dir passende Kleidung bereitlegen und benimm dich anständig.ˮ „...ˮ „Ja, Meister! Sag es!ˮ, fordert Farik mich auf und beißt mir mit seinen scharfen Zähnen schmerzhaft ins Ohrläppchen. „Nein.ˮ „Sag es!ˮ Seine Zähne durchschneiden mir die empfindliche Haut. Ich stöhne und versuche sein Gesicht wegzuschieben. Ich merke wie mein Ohr blutet. „Ja...ˮ, gebe ich unwillig von mir. „Ja, Meister...ˮ Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht spucken, für all das was er in der letzten Nacht getan hat. Er gibt einen zufriedenen Laut von sich. „So ist es gut. Braver Junge.ˮ Er zieht mich zurück ins Bett, legt sich auf mich und nimmt meine Lippen in Besitz. Ich kneife die Augen zusammen und greife nach seinen Schultern, versuche ihn wegzudrücken, aber er ist viel stärker als ich. Gierig küsst er sich über meinen Oberkörper. „Bitte nicht, Farik. Bitte nicht noch mal!ˮ, flehe ich und winde mich unter dem Mann. Er richtet sich auf und schaut auf mich herab. „Du wirst dich schon noch daran gewöhnen.ˮ Unbeeindruckt blickt er mich an, dann seufzt er. Er fährt seine Zähne aus und beißt sich in den Arm. Ich sehe gebannt zu seinem Unterarm und meine Brust hebt und senkt sich schneller als meine Atmung sich beschleunigt. Ich greife nach seinem Arm und trinke, verschlucke mich, huste und trinke weiter von dem Blut, das so verführerisch duftet. Meine Augen schließen sich, während Farik sich wieder auf mir niederlegt. Das Blut fließt durch meine trockene Kehle und ich kann kaum genug davon kriegen. Nur am Rande bemerke ich, dass Farik mir dabei durch die Haare streicht. „So durstig?ˮ, fragt er amüsiert und ich hasse mich dafür was ich hier tue. Ich öffne meine Augen und sehe zu ihm auf, erwidere seinen Blick starr und labe mich an seinem roten Saft. Er entzieht mir abrupt seinen Arm und streicht mir mit dem Daumen über die blutigen Lippen. Ich lecke daran, schmecke das Blut und lasse mich regungslos von ihm küssen. Mehrmals blinzele ich, dann schubse ich Farik abrupt von mir und richte mich hastig auf, rutsche näher an das Kopfende und ziehe die Beine an. Angeekelt wische ich mir über den Mund und versuche einen klaren Kopf zu behalten. Schon wieder hat mein Gehirn ausgesetzt. Farik lächelt und klaubt seine Gewänder zusammen. „Geh dich nebenan waschen.ˮ Er verlässt das Zimmer und verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in den Händen. Was mache ich hier? Was soll das alles werden? Will er mit mir nur einen Vogel in einem goldenen Käfig halten? Ich kauere mich zusammen und verfluche mich innerlich dafür, dass ich in diesen dämlichen Flieger gestiegen bin. Wie soll ich denn jetzt wieder zurückkommen? Die Tür geht auf. Ein Mann bringt mir frische Kleidung. Ich sehe zu wie er das Zimmer wortlos verlässt und rühre mich nicht vom Fleck. Mein Blick fällt auf die andere Zimmertür. Langsam stehe ich auf und taumele durch das Zimmer. Zögernd gehe ich auf die Tür zu, öffne sie und gucke erstaunt in das große einladende Badezimmer. In der Mitte des Raumes steht eine große Wanne auf goldenen Füßen, sogar der Wasserhahn ist vergoldet. Ich drehe den Hahn auf und lasse heißes Wasser ein. Mehrere Fläschchen stehen auf einer Amatur. Ich öffne sie nacheinander und schnuppere daran bis ich einen Duft finde, der mir gefällt und gebe den Inhalt in die Wanne. Schaum sammelt sich an und nach einiger Zeit drehe ich das Wasser ab. Vorsichtig steige ich hinein. Seufzend lasse ich mich ins heiße Nass sinken und genieße das die Hitze, die meinen Körper hinaufkriecht. Ein schwacher Trost für all das was ich bisher durchmachen musste. Ich komme mir so blöd vor. Wieso lasse ich diesen Mann auf meiner Nase herumtanzen? Wieso lasse ich das zu? Wieso bin ich hier? Ich ziehe die Beine eng an den Körper und lehne meine Stirn auf die Knie. Mit der Hand reibe ich über meinen Hintern. Mein erster Sex und dann auch noch mit einem Mann, für den ich keine Gefühle hege und dann bin ich auch noch mit Gewalt genommen worden. Ich kann nicht mal zu einem Arzt gehen oder jemandem davon berichten. Ich muss hier weg. So schnell wie möglich. Ich will wieder nach Hause zu meiner Familie. Ich will wieder zurück in mein Zimmer in dem ich mich sicher fühle. Ich will wieder zu meinen Freunden und all das hier vergessen. Das hier ist ein Alptraum. Ein Leben, das ich nicht führen will. Nicht mit dieser Person. Nach dem Bad trockne ich mich ab und fühle mich ein klein wenig besser. Erholt, aber immer noch mit dem Gefühl schmutzig zu sein. Ich muss an die letzte Nacht denken. Die Schmerzen waren nichts gegen die meiner Verwandlung, aber das Farik sich in dieser Nacht mit Gewalt geholt hat was er wollte kann ich ihm nicht verzeihen. Das werde ich niemals tun! Ganz sicher werde ich nicht klein beigeben und mich in einem Schneckenhaus verstecken. Er mag vielleicht meinen Körper in Besitz nehmen können, jedoch nicht meine Seele und mein Herz schon lange nicht. Ob ich will oder nicht, es gehört längst Dale. Abwesend blicke ich in den Spiegel und runzele die Stirn. Skeptisch trete ich näher heran und strecke die Hand danach aus. Er zeigt mein Spiegelbild nicht. Jetzt ist es vollkommen fort. „Gibts doch nicht!ˮ, murmele ich fassungslos und lasse die Hand am Glas herab rutschen und kann lediglich die Badezimmereinrichtung darin sehen. Jemand klopft an die offene Tür. Überrascht drehe ich mich um, wobei mein Herz einen unsanften Sprung macht. Meine Miene verzieht sich. „Was?!ˮ, murre ich als ich Farik erblicke, dessen Augen lechzend über meinen Körper gleiten. „Ich wollte nur nachsehen ob du fertig bist.ˮ Er trägt einen edlen schwarzen Anzug, der diesen Mann nur noch attraktiver aussehen lässt. Es vermittelt ein falsches Bild von ihm. Seine wahre Gestalt will niemand kennen lernen. „Mein Spiegelbild ist weg.ˮ „Sieh es mal so, dann musst du deine Visage nicht mehr ansehen.ˮ Farik lächelt unbekümmert. Griesgrämig gehe ich auf ihn zu, an ihm vorbei und zurück ins Zimmer. Vor dem Bett bleibe ich stehen und blicke lustlos auf die zusammengefaltete Kleidung. Farik tritt hinter mich und versteckt seine Nase in meinen Haaren. Ein unangenehmer Schauder überkommt mich und zieht eine Gänsehaut über meinen Körper. Fariks Hände legen sich auf meine Schultern, massieren sie leicht. Ich erstarre unter seinen Berührungen und fühle mich wie gelähmt. „Mach dir keine Gedanken. Die Verbrennungen in deinem Gesicht stören mich nicht.ˮ Ich rümpfe die Nase und drehe mich zu ihm um. „Was willst du von mir? Ich bin nicht dein Spielzeug!ˮ „Dessen bin ich mir bewusst. Du bist mein Gefährte.ˮ „Nein, bin ich nicht! So behandelt man seinen Lebensgefährten nicht! Du hast kein Recht dazu mich zu Dingen zu zwingen die ich nicht tun will! Du respektierst mich nicht!ˮ „Du wirst dich schon damit abfinden.ˮ Farik streicht mir über die Wange und beugt sich vor um mich zu küssen. Ich weiche zurück und plumpse auf das Bett. Das Handtuch öffnet sich und hastig ziehe ich es wieder zusammen. Farik greift nach meinen Händen und als ich aufsehe ist sein Gesicht direkt vor meinem. Ich spüre seinen Atem. „Ein Leben mit mir ist sorgenfrei. Du wirst für immer und ewig an meiner Seite leben können. Es hat durchaus seine Vorzüge. Ich biete dir ein sehr komfortables Leben, Andreas.ˮ Seinen Kuss erwidere ich nicht und so löst er sich auch sofort wieder von mir und blickt mir ernst in die Augen. „Du solltest mir ein wenig entgegen kommen, sonst mache ich dich mir gehörig und glaub mir, dass willst du nicht!ˮ Meine Mundwinkel ziehen sich nach unten. Farik versucht es noch einmal und widerwillig öffne ich den Mund, spüre seine Zunge und erwidere den Kuss halbherzig, zumindest bis ich mich entscheide ihm in die Zunge zu beißen, doch leider komme ich nicht dazu. Farik lächelt und geht auf Abstand. „Zieh dich an und komm herunter in die Halle.ˮ Ich wische mir mit dem Handrücken über die Lippen. „Ich bin nicht sein Eigentum...ˮ, murmele ich wütend. Wenn ich das nicht sein will, muss ich den Spieß umdrehen. Ich muss ihn mir hörig machen. Nur wie stellt man das bei einem Mann an, der sich nichts sagen lässt? Der sich nimmt was er will. Zur Not auch mit Gewalt. Seufzend stehe ich auf und ziehe mir die Klamotten über. Zum Glück keine komischen Gewänder. Ich ziehe mir ein blaues Hemd zum Zuknöpfen an und dazu eine schwarze Stoffhose. Auch polierte schwarze Schuhe hat der Diener mir dagelassen. Ich gehe herüber zum Spiegel an der Wand und bleibe unschlüssig davor stehen. Ich habe ganz vergessen, dass mein Spiegelbild fortan nicht mehr vorhanden sein wird. Ich zupfe an meinem Hemd und verlasse schließlich das Zimmer. Orientierungslos irre ich eine Weile durch das große Haus. Nicht mal die Treppe nach unten finde ich auf Anhieb wieder. Schließlich lande ich in der Eingangshalle und warte ungeduldig. Wieso lasse ich mich auf diesen ganzen Mist ein? Ich hätte es boykottieren und auf meinem Zimmer bleiben sollen. Der Butler kommt mir entgegen und deutet mir an ihm zu folgen. Schweigend laufe ich ihm hinterher. Er öffnet eine Seitentür, versteckt hinter einem roten gemusterten Wandteppich und lässt mich eintreten. Er schließt die Tür hinter mir. Überrumpelt drehe ich mich um. Den Rest des Weges muss ich wohl alleine zurücklegen. Vor mir liegt eine Steintreppe, die nach unten in die Finsternis führt. Lediglich der schwache Lichtschein einer Fackel an der Wand erhellt den dunkeln Gang. Ich greife nach der rauen Wand und laufe die Stufen unsicher herunter. Am liebsten würde ich umdrehen und aus diesem Haus flüchten. Irgendetwas bereitet mir gewaltiges Unbehagen. Nicht erst jetzt, schon seit ich dieses Haus betreten habe. Auf halber Strecke mache ich Halt und sehe zurück. Langsam setze ich den Weg fort und erreiche schließlich eine verschlossene schwere Eisentür. Skeptisch bleibe ich davor stehen. Ich lege nicht wirklich wert darauf diese Tür zu öffnen. Ich will nicht wissen was sich dahinter verbirgt. Eine Weile hadere ich mit mir und gerade als ich mich umdrehen will um die Treppe hochzulaufen öffnet sie sich. Mein Herz macht einen kurzen Aussetzer und sofort dränge ich mich an die Wand. Eine Frau sieht mich überrascht an. Sie hat rote Locken und trägt ein figurumspielendes dunkelrotes Abendkleid. Der Schlitz im Stoff geht hinauf bis zu ihrem Oberschenkel. Ihre üppige Oberweite springt beinahe aus ihrem Dekolleté. „Oh, hier ist doch jemand! Ich dachte, ich habe mich geirrt!ˮ, meint sie und mustert mich interessiert. „Tritt ein!ˮ, fordert sie mich auf und zögernd folge ich ihr. An einer langen Tafel sitzen mehrere fremde Leute und sehen mich an. Ich merke, dass ich nicht wirklich willkommen bin. Wo ist Farik? Ich entdecke ihn am Ende der Tafel. Er schaut kurz zu mir, unterhält sich allerdings mit dem Mann neben sich. Unbeholfen bleibe ich an der Tür stehen und nestele nervös an meinem Ärmel herum. Ich fühle mich unwohl und will einfach nur weg. Der Raum ist wie ein schmaler Schlauch angelegt. Mir gegenüber am Ende der Tafel befinden sich bodenhohe Vorhänge und an den langen Seiten stehen Kommoden bedeckt mit Kerzen, Blumen und allerlei anderen Accessoires. Über dem Esstisch hängt ein riesiger Kronleuchter. Schließlich steht Farik auf und kommt auf mich zu. Er legt mir einen Arm um die Schultern und führt mich an die Tafel heran. Die Gespräche verstummen und alle blicken zu uns. „Heute Abend möchte ich einen ganz besonderen Gast in unserer Runde willkommen heißen. Andreas Lehmann.ˮ Tja, Beifall kann ich wohl kaum erwarten. Die Runde schweigt beharrlich und betrachtet mich teils skeptisch, teils neugierig. „Sag nicht, du hast deinen letzten Lover mal wieder unter die Erde gebracht!ˮ, ertönt es amüsiert von der rothaarigen Schönheit. Entsetzt sehe ich zu Farik auf, der sich nichts anmerken lässt. „Andreas ist einer von uns. Ich habe ihn unter meine Fittiche genommen und von nun an wird er bei mir leben. Ihr werdet ihn mit Respekt behandeln!ˮ Seine feste Stimme lässt keine Widerworte zu. Einigen der Anwesenden ist es anzusehen, dass es ihnen nicht in den Kram passt. Dass ich ihnen gänzlich ungelegen komme. Ich habe es mir ja nicht ausgesucht. Ich wollte nicht einer von ihnen werden. Ich lasse den Blick über die Männer und Frauen schweifen. Sind sie alle Vampire? Sie sehen so normal aus. Farik dirigiert mich zu einem leeren Stuhl an seiner Seite. „Nun denn, möge das Fest beginnen!ˮ, ruft er aus und erhebt sein Glas. Ich blicke auf das vor mir, aber es ist leer, also sehe ich zu wie alle ihre Gläser in die Luft heben und erschrecke mich zu Tode als hinter Farik der Vorhang hochgezogen wird. Ich dachte, der wäre nur eine Verzierung! Stattdessen befindet sich dort eine Art Bühne wie in einem Theater. Ein paar Leute sitzen auf dem Boden. Gefesselt und geknebelt. Mir sträuben sich die Nackenhaare als sie sich ängstlich mit geweiteten Augen umsehen und klägliche Laute von sich geben. „Such dir einen aus.ˮ Farik sieht mich auffordernd an. „Wa-was?ˮ, frage ich irritiert und sehe von den Geiseln zu ihm und wieder zurück. Farik lächelt. „Du sollst dir einen aussuchen. Mach schon!ˮ „Wieso?ˮ, frage ich und verschränke die Arme vor der Brust. „Damit du das Blut trinken kannst. Was denn sonst?ˮ Fassungslos sehe ich Farik an. „So etwas tue ich nicht! Das ist barbarisch!ˮ Abrupt stehe ich auf, so dass mein Stuhl nach hinten umkippt und polternd zu Boden fällt. Alle sehen zu uns. „Ihr seid doch nicht ganz dicht im Kopf! Ihr seid Monster! Zum Teufel mit euch! Ach was! Nicht mal der will euch haben!ˮ Aufgebracht trete ich zurück und renne zur Tür, doch ein Mann stellt sich mir sofort in den Weg. „Was soll das?ˮ, frage ich wütend und bekomme es langsam mit der Angst zu tun. Was ist das hier für ein seltsames Treffen? Was sind das für kranke Menschen? Ich sehe zurück zu den Anderen. Sie wirken sichtlich brüskiert über mein Verhalten. Farik winkt einen Mann zu sich heran, der sich eine zeitlang im Schatten an der Wand des Raumes aufgehalten hat und den ich vorher gar nicht richtig bemerkt habe. Farik flüstert ihm etwas ins Ohr. Der Mann durchquert den Raum und packt mich am Oberarm. Er zerrt mich nach draußen, die Treppe hinauf und bringt mich zurück in mein Zimmer. Er öffnet die Tür und schubst mich grob in den Raum. Ich stürze zu Boden und kann mich gerade noch so eben mit den Händen beim Aufprall abstützen. Nach wenigen Minuten kommt Farik ins Zimmer gestürmt, auf mich zu und schlägt mir die Faust ins Gesicht. „Macht dir das Spaß? Mich vor allen zu blamieren? Muss ich dir erst Manieren einprügeln?!ˮ, brüllt er mich an und schlägt auf mich ein. Schützend halte ich mir die Hände vor den Körper und kauere mich zusammen. Irgendwann scheint er genug zu haben und lässt von mir ab. Ich wage es nicht die Augen zu öffnen und rühre mich nicht. Mein Gesicht fühlt sich seltsam angeschwollen an. Ich sehe zu Farik auf, der sich neben mir auf den Boden sinken lässt und sich durch die Haare fährt. Ich schniefe und sehe ihn verletzt an. Meine Lippen zittern vor Wut. „Du bleibst den Rest des Tages auf deinem Zimmer.ˮ Ächzend erhebt er sich und verlässt den Raum. Ich bleibe am Boden liegen, vergrabe mein Gesicht heulend in den Händen, will einfach nur noch nach Hause und wünsche mir, dass dieser Schrecken endlich ein Ende nimmt. Ich schleppe mich ins Bett und verstecke mich unter der Decke, nachdem ich mich von den Schuhen befreit habe. Laute Stimmen reißen mich aus dem Schlaf. Ich schrecke hoch und die Tür öffnet sich abrupt. Ein junger Mann wird unter lautem Protest in mein Zimmer gezerrt. Verwirrt sehe ich zu den Männern, die ihn ohne irgendwelche Erklärungen auf mein Bett befördern und dort an einer der vier hochstehenden Säulen am Bettgestell mit einem Seil festbinden. Sie lassen uns ohne eine Erklärung alleine zurück. Der Junge spricht schnell und ängstlich in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Arabisch, vermute ich. Er zerrt an den Fesseln und sieht mich mit großen Augen an. Er ist in meinem Alter, trägt ein weißes verwaschenes Shirt sowie eine braune Hose, schwarze Schuhe und hat dunkelbraunes kurzes Haar. Er kauert sich ans Bettende ohne mich aus den Augen zu lassen. Irritiert starre ich ihn an und rücke selbst auf Abstand. Was soll das werden? Wir beäugen uns skeptisch bis wir einfach nur noch unseren Gedanken nachhängen. Ich ziehe meine Bettdecke höher und erinnere mich, dass ich den Jungen unten bei den anderen Leuten gesehen habe. Wieso wurde er auf mein Zimmer gebracht? Der Tag neigt sich langsam dem Ende entgegen und mein Magen beginnt zu knurren. Es ist unüberhörbar. Der Junge schreckt zusammen und sieht mich mit großen Augen an. Er jammert und beginnt wieder panisch an seinen Fesseln zu zerren. Ich krabbele langsam über das Bett und greife nach dem Seil. Wieder spricht der Junge ohne Punkt und Komma und rückt von mir ab. Ich greife nach dem Knoten und versuche ihn zu lösen, aber er wurde so festgezurrt, dass sich der Knoten kaum öffnen lässt. Verzweifelt zerre ich daran. Es ist auch nicht gerade hilfreich, wenn der Junge selber am Ziehen ist und den Knoten damit nur noch fester macht. Seufzend gebe ich es auf. Das hat einfach keinen Sinn. Ich sehe mich im Zimmer um, aber ich bezweifle, dass hier so etwas Scharfes wie ein Messer herumliegt. Ich lecke mir über die Zähne. Die sind aber immer noch stumpf. Wenn ich das Seil wenigstens durchnagen könnte. Ich raufe mir den Kopf und sehe zu dem heulenden Jungen. Erst jetzt fällt mir auf wie sehr es mich nervt, aber ich bin ja auch nicht besser, bin ständig am Heulen wie ein Kleinkind und unternehme einfach nichts. Es wird langsam Zeit etwas zu tun. Schon im nächsten Moment trete ich so fest ich kann gegen diese blöde Säule am Bett. Noch mal und noch einmal. So fest ich kann. Ich höre ein Knarzen, aber viel tut sich noch nicht. So leicht gebe ich mich jedoch nicht geschlagen. Der Junge hilft mir nun auch, tritt selber zu und dann endlich gibt das dicke Holz nach. Es kracht und die Säule fällt polternd zu Boden. Da wurde wohl am Material gespart. Hastig versuchen wir gemeinsam das festgezurrte Seil nach oben zu ziehen. Es ist anstrengend und wir haben Mühe, aber es klappt. Nach oben hin geht es sogar leichter, weil die hervorgehobenen Verzierungen nicht mehr im Weg sind. Jubelnd ziehen wir das Seil hoch. Der Junge schreit auf und sieht auf den Arm. Er hat sich am zerborstenen Holz des Bettgestells geschnitten. Wie hypnotisiert starre ich auf die blutige Wunde. Der Junge jammert und versucht die Fessel am Handgelenk zu befreien. Ich greife nach seiner Hand woraufhin er inne hält. Ich schlucke mehrmals und kann den Blick nicht von dem Blut abwenden. Abgehackt atmend senke ich den Kopf, strecke die Zunge heraus und lecke genüsslich über die Wunde. Der Junge redet auf mich ein und versucht meinen Kopf wegzuschieben. Er schreit und tritt panisch nach mir. Ich sehe zu ihm und mein Blick verweilt sofort auf seinem Hals. Ich spüre wie es mich erregt und stoße ihn rücklings auf die Matratze. Überrascht fällt er hintenüber und versucht mich abzuwehren. Er schlägt mir die Faust an den Kopf. Ich packe seine zusammengebundenen Handgelenke und halte sie über sein Haupt, lege mich auf ihn und lecke über seinen verschwitzten Hals. Er brüllt, zappelt und windet sich unter mir. Mit der freien Hand gleite ich über seine Brust und zerre an seinem Hemd, reiße es auf und lasse meine Finger wolllüstig über seine nackte Brust wandern. Ich beiße in seinen Hals, aber ich spüre kein Blut an meinen Zähnen. Ich lecke über die Haut und beiße erneut zu. Wieder klappt es nicht. Dann fester und zerre unnachgiebig an der Haut. Der Junge unter mir schreit lauthals. Er heult und schreit auf mich ein, doch ich verstehe ihn nicht. Kann ihn in meinem Zustand kaum selbst wahrnehmen. Als hätte jemand einen Schalter in meinem Kopf umgedreht. Immer fester beiße ich in die malträtierte Haut. Dann endlich spüre ich wie sich meine Zähne verändern und vergrabe sie tief in dem verwundeten Fleisch. Verlangend und wie in einem Rausch sauge ich das Blut aus seinem Hals und kriege kaum genug davon. Die Zeit scheint ewig anzudauern, aber seine Stimme wird leiser bis er schließlich keinen Ton mehr von sich gibt und keuchend trinke ich immer und immer weiter. Ich halte inne und lecke über meine Lippen. Zufrieden schließe ich meine Augen und lasse den Kopf auf die Schulter des Jungen sinken um mich ganz dem Nachklang dieses Genusses hinzugeben. Als ich wieder aufwache ist es Abend. Verschlafen reibe ich mir über die Augen. Auf wem liege ich? Dale? Ich hebe den Kopf an und sehe auf den Jungen unter mir. Seine Augen sind geschlossen und sein Körper eiskalt. Hastig rappele ich mich auf und rutsche von ihm herunter. Zögernd strecke ich die Hand aus und berühre ihn ängstlich. „Hey, alles okay mit dir?ˮ, frage ich besorgt, doch er rührt sich keinen Zentimeter. Ich schlucke und sehe mich hilflos um. War ich das etwa? Was habe ich da angerichtet? Ich wollte ihm doch helfen! „Komm schon! Wach auf!ˮ, rede ich auf ihn ein und rüttele an seinem Körper. „Ich wollte das nicht. Es tut mir so leid. Das wollte ich nicht!ˮ, jammere ich panisch. „Wach auf, bitte! Bitte!ˮ Er ist noch so jung. In meinem Alter und nun ist er tot. Ich sacke in mich zusammen und schaue auf den leblosen Leib des fremden Jungen. „Was mache ich denn jetzt?ˮ Ich wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln und klettere vom Bett. Die Tür lässt sich zu meinem Kummer nicht öffnen was meine Panik nur noch mehr anstachelt. „Macht auf!ˮ, brülle ich und hämmere unablässig mit den Fäusten an die Tür. „Macht auf! Lasst mich hier raus! Bitte! Ich will hier raus!ˮ Ich sinke an der Tür zu Boden. Über die Schulter sehe ich zurück zum Bett auf dem die Leiche liegt. Stunden später kommen die zwei Männer wieder ins Zimmer. Ohne mit der Wimper zu zucken holen sie den Leichnam. Ich sitze zusammengekauert in einer Ecke des Raumes und sehe ihnen wie in Trance nach. Sie gehen an Farik vorbei, der draußen steht, mich ansieht und zu mir ins Zimmer kommt. Er schließt die Tür hinter sich und lehnt sich dagegen. Ich schniefe und wische mir über die Augen. Farik sieht mich ernst an. Er kommt auf mich zu und hockt sich vor mich. „Ich habe ihn umgebracht...ˮ „Es ist schwierig sich zu beherrschen, nicht wahr?ˮ Seine Stimme klingt ruhig und entspannt. Er lehnt sich neben mich an die Wand. „Es dauert eine Weile bis man die Gier nach Blut unter Kontrolle bekommen hat.ˮ „Ich wollte das nicht. Er hatte doch solche Angst...ˮ Heulend wische ich mir über die Augen. Farik zieht mich an sich. Ich sollte ihn von mir stoßen. Er hat mir den Jungen immerhin ins Zimmer bringen lassen. Ich lasse mich resigniert in eine Umarmung ziehen und schließe die Augen. „Ich will wieder nach Hause!ˮ, flehe ich ihn an. „Ich kann dir nicht geben was du von mir verlangst.ˮ Ganz langsam knöpft er mein Hemd auf. „Doch, das kannst du. Du musst es nur zulassen, akzeptieren wer du jetzt bist und dich mir endlich öffnen.ˮ Farik senkt den Kopf und küsst sich über meine Brust. Ich sehe zu ihm herunter. Mit jedem weiteren Knopf legt er meine Haut frei. Seine Lippen wandern immer tiefer. Mein Blick fällt zur offenen Tür. Farik greift in meinen Schritt und unwillkürlich stöhne ich auf. Ich schubse ihn heftig von mir, rappele mich auf und eile aus dem Zimmer. Ich renne zur Treppe, laufe sie herunter und falle dabei beinahe zu Boden, kann mich allerdings gerade noch am Geländer festhalten, taumele weiter und renne durch die große Halle. Ich kann hören wie Farik nach mir ruft. Seine Stimme hallt durch das große Anwesen. Panisch hechte ich zur großen Haustür und rüttele daran, doch sie ist verschlossen. Ich laufe zu den anderen Türen, aber die führen nur in fensterlose Räume. Eine Bibliothek, ein Arbeitszimmer... Hier gibt es keinen Ausgang, stelle ich verzweifelt fest. Farik steht oben an der Treppe und sieht zu mir. Es gibt kein Entkommen. „Dachtest du, ich mache es dir so einfach?ˮ, fragt er mit kalter Stimme. Ich weiche zurück. „Du Psycho!ˮ, schreie ich ihn wütend an. „Sei ein braver Junge und komm nach oben!ˮ, fordert er mich auf. Ich bleibe störrisch in der großen Halle stehen. „Komm her!ˮ, brüllt er gereizt. Ich atme tief durch. Ich kann hier nicht weg und eine Waffe bringt mir bei einem Vampir auch nicht viel. Es gibt hier nicht mal etwas womit ich mich zur Wehr setzen könnte. Widerstrebend gehe ich langsam die Treppe hoch. Farik hält mir seine Hand entgegen. Gereizt ergreife ich sie. Er packt grob zu und schleift mich hinter sich her. Er öffnet eine Tür am Ende des Ganges. Farik schaltet einen Lichtschalter an und unbehaglich sehe ich mich in dem erhellten Raum um. Wir befinden uns in einem Schlafzimmer. Farik schließt die Tür und zieht mich zum Bett. Ich lasse mich auf der weichen Matratze nieder und wehre mich nicht als er mich unsanft entkleidet. Er zieht sich aus und steigt zu mir aufs Bett. Ich sehe ihm nicht ins Gesicht als er mich an der Schulter küsst und in die Laken drückt. Ich spüre das Kissen unter meinem Kopf und starre an die Decke. Ich ärgere mich über mich selbst. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich habe mich für blöd verkaufen lassen und habe nicht mal Dale über meine Aktion in Kenntnis gesetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)