Wunschdenken von LordPuschel ================================================================================ Kapitel 1: Ein alter Freund --------------------------- Es ist Mittag, die Sonne scheint heiß vom Himmel hinunter. Auf dem Weg zu seinem Freund treibt es ihm den Schweiß in die Augen, denn er ist beladen mit Einkaufstüten. Seitdem er sich so verändert hat kann er nichts mehr selbst machen. Trotzdem will er seinem verstörten Freund helfen weiter zu leben, deswegen war er für ihn einkaufen gegangen. Damals hatte er ihn in der Schule kennen gelernt. Sie waren beste Freunde. Seit er ihn kannte, wusste er dass er davon träumte ein Arzt zu werden. Am liebsten Chirurg. Er fand seine Begeisterung darüber immer sehr nett und motivierend. Aber da er kein Blut sehen kann, folgte er seinem Freund nicht ins Medizinstudium, obwohl es ihn doch interessiert hätte. Donk donk donk …, war zu hören. Ich drehte mich zu dem dumpfen Geräusch um. Woher kam das nur? Verwirrt blickte ich mich in diesem Raum um. Dabei fielen mir meine Haare wirr ins Gesicht. Donk donk donk…, nochmal! Wie ein aufgescheuchtes Reh sprang ich von meinem Stuhl auf und saß kurzerhand auf meinem Schreibtisch. Die aufgeschlagenen Medizinbücher rutschten von der Tischplatte und fielen zu Boden. „Ich bin es, Tariq“, erklang die bekannte Stimme hinter der Tür. Vorsichtig entriegelte ich diese und öffnete sie. Hinter einem winzigen Spalt linste ich hervor. „Willst du wieder eine Behandlung?“, fragte ich ihn wobei sich ein freudiges Grinsen über mein Gesicht zog. Zu meinem Bedauern schüttelte Tariq den Kopf. „Nein danke, aber ich hab dir Essen mitgebracht“, sprach er und hielt die Einkaufstüten höher. Tatsächlich, die Plastiktüten die er dabei hatte waren mit Lebensmitteln voll gestopft. Ich aß sehr wenig, weil ich immerzu mit etwas anderem beschäftigt war. „Nun gut, komm rein“, bat ich ihn nun herein und verriegelte die Tür hinter ihm sofort wieder. Niemand sollte hier rein kommen außer wenn ich es erlaubte. Tariq ist ein guter Freund, er kauft mir oft Essen und bringt es dann vorbei. Dieser ging gerade in die zugemüllte Küche und stellte die Tüten ab. „Willst du hier nicht einmal etwas aufräumen? Ich helfe dir auch dabei“, schlug er nun vor. Hier lagen leere Plastiktaschen, dreckige Verpackungen, einen Haufen alter Zeitungen und noch vieles mehr herum. Jedes mal wenn Tariq hier rein kam musste er sich zusammen reißen, da es sehr unangenehm roch. Als wäre etwas unter diesem Müllberg gestorben. „Warum? Das stiehlt mir die Zeit! Willst du dich wirklich nicht untersuchen lassen?“, wendete ich schnell das Thema und räumte mit einem Ruck den Tisch frei um ihn als Behandlungstisch zu benutzen. Eigentlich war es ja ein gewöhnlicher Esstisch, doch für mich hielt es als steriler Operationstisch her. Alles sah für mich aus wie in einem OP-Saal. Und wenn ich den Raum verließ um in mein Arbeitszimmer zu gehen, fand ich meine Medizinbücher vor, den Computer und natürlich die schön aufgehängte Zulassung als Arzt. Dies war mein ganzer Stolz, denn es zeigte mir, dass ich das Medizinstudium geschafft hatte und meinen Traum verwirklichte. „ähm… nein ich sollte jetzt besser gehen“, sprach Tariq. Die Stimme seines Freundes riss mich aus meinen Gedanken. Gehen, er wollte jetzt schon gehen? Dabei hatte ich doch so viel geplant. Ich wollte mehr lernen und das zusammen mit Tariq. Genau wie früher als wir noch auf der Selben Schule waren. Damals hatte er mich immer unterstützt und geholfen, doch jetzt hatte es den Anschein als würde er mich im Stich lassen. Ich senkte meinen Kopf und ging zur Tür. Als meine Hände die Riegel zurück schoben fühlten sie sich so schwach an. Ein taubes Gefühl machte sich in meinen Fingerspitzen breit. Müde und kraftlos öffnete ich die Tür. Tariq trat nach draußen, er war erleichtert weiter entfernt von seinem alten Freund zu sein. Immer wenn er diesen ausdruckslosen Blick hatte und sich bewegte als würde er in Trance stehen, erschauderte es ihm. Er traute ihm einfach nicht mehr über den Weg, denn er wusste, dass etwas in seinem Kopf nicht mehr stimmte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)