Course of Time von LittlePuppetFreak ================================================================================ Kapitel 22: Immer wieder rot ---------------------------- Diese Worte… sie schlichen sich durch meine Ohren in meinen Kopf, blieben dort und wirbelten herum wie ein Tornado. Töten… mich töten…? Er? Warum er? Warum war er eigentlich hier? Gehörte er hierher? Oder war das wieder ein Traum? Gleich, ganz bestimmt, gleich löste er sich wieder auf. Wie immer. Wie jedes Mal, wenn ich ihn sah. Na los schon. Lös dich auf. So viele wirre Gedanken… Mein Kopf tat so entsetzlich weh. Er trat aus den Schatten, leise, als ob man ihn nicht hören durfte. Seine Bewegungen, so lautlos und elegant wie eine Katze. Eine Raubkatze. Ein Panther vielleicht. Ich war das Lamm. Und was macht ein Lamm, wenn es kurz davor steht, getötet zu werden? Richtig, es läuft weg. Leider war ich ein dummes Lamm. Und er war ein viel zu schöner Panther. Wie ich ihn vermisst hatte! Bitte, weckt mich jetzt nicht auf. Sein Gesicht war so blass, entsetzlich blass. Leichenblässe. Die Augen, normalerweise so schön in ihrem Zusammenspiel von Grün und Braun, waren kalt, eiskalt, wenn man ihnen zu nahe kam, würde man sicher gefrieren. Und leer. Die Leere eines Toten, der nichts mehr wahrnimmt, nur noch die kalte Dunkelheit. Vielleicht sah er nur noch Dunkelheit. Was für ein schrecklicher Albtraum. Aber wie in jedem Albtraum hatte ich keine Kontrolle mehr. Ich ging los, stolperte vor mich hin, immer auf ihn zu. „Dan…na…“ Eine brüchige Stimmte, abgehakt und kaum mehr als ein Flüstern. Meine Stimme. Meine Hände die sich ausstreckten, nach ihm, damit er mich auffangen konnte und mir sagen konnte, dass ich jetzt aufwachen durfte. Dass alles gut war. Weckt mich auf. Weckt mich nicht auf. Töte ihn! Plötzlich kam Bewegung in ihn. Er sah mich an, seine Augen immer noch kalt, doch ich blieb nicht stehen. Er allerdings auch nicht. Eine kurze Bewegung, die ich gar nicht richtig wahrnahm. Im nächsten Moment flog ich durch die Luft, spürte den Wind um mich herum, und knallte hart auf den Boden auf, wobei der Schmerz erst verzögert eintrat. Mein Herz, war es jetzt vollständig verätzt…? Ich fand die Kraft, mich aufzurichten und ihn anzusehen. Er sah genauso aus wie vor seinem Tod, wenn auch nicht so lebendig. Ein merkwürdiger Gedanke. Als wäre es nicht klar, dass er nicht mehr lebte. Sah er mich überhaupt? Sein Blick war so stumpf. Als wäre er blind. Er trug eine schwarze Hose und keine Schuhe. Ein schwarzes Oberteil verdeckte seinen Körper. In meinen Augen sah er aus, als sei er ein Racheengel auf der Jagd. Eigentlich war er das doch auch. Aber was machte er hier…? Orochimarus Lachen war erneut zu hören. Inzwischen klang es mehr als triumphal. „Was hast du denn auf einmal, Deidara? Wo ist deine wundervolle Wut hin? Willst du deinem Danna nicht zeigen, was aus dir geworden ist, nachdem er gestorben ist? Sicher interessiert ihn das sehr. Beeil dich aber, er mag es doch nicht, warten gelassen zu werden.“ Langsam wich meine Starre dem vollkommenen Entsetzen. Das hier war kein Traum. Sasori war real. Er lebte. Zumindest glaubte ich das. Er sah aus wie ein wandelnder Toter. Oder eher eine Marionette, die jemand lenkte. Und dieser Jemand war Orochimaru. Aber wie…? Danna setzte sich erneut in Bewegung, wieder genau auf mich zu. Erschrocken riss ich die Augen auf und rollte zur Seite – seine Faust kam eine Sekunde später an der Stelle auf, an der ich gelegen hatte. Seine plötzliche Nähe löste ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Herzen aus. Ich krümmte mich leicht und versuchte, es zu verdrängen, doch der Wind trug seinen Geruch zu mir und machte meine Pläne zunichte. Erneut traf mich seine Faust und schleuderte mich abermals zurück. Blut tropfte über meine Stirn und lief mir in die Augen, sodass sich meine Welt rot färbte. Hastig wischte ich es mit dem Handrücken weg und kam taumelnd auf die Beine. Konzentration, Deidara, du musst dich konzentrieren, sonst tötet er dich! Selbst meine innere Stimme versagte, angesichts dieses neuen Gegners. Er würde mich töten… Ich würde durch seine Hand sterben… Er würde leben und ich würde sterben. Er kannte mich nicht mal. Was machte das Leben für einen Sinn…? Aber warum eigentlich das Ganze? „Danna! Sasori no Danna, un!“, langsam schaffte ich es, wieder lauter zu klingen. Verzweiflung war deutlich zu hören. „Danna, ich bin es! Hör auf damit, un!“ Doch er hörte nicht auf mich und schlug erneut zu, diesmal wich ich allerdings rechtzeitig aus. Mit wieder klareren Gedanken versuchte ich es erneut. Ich sprang etwas näher zu ihm, packte ihn von hinten und versuchte, seine Arme festzuhalten. „Ich bin es, Deidara! Dein Partner! Danna, un!“ Mit einem Ruck, der mir fast die Arme gebrochen hätte, riss er sich los, holte aus und sein Fuß traf mich mit einer solchen Wucht über den Rippen, dass ich direkt gegen die Felsablagerung knallte. Diesmal kam der Schmerz sofort und ich schrie auf. Das ekelerregende Geräusch, welches meine Rippen verursacht hatten, war überdeutlich gewesen. Die waren durch. Meine Sicht wurde an den Rändern schwarz, das Blut suchte sich nun drängender seinen Weg über mein Gesicht. Verdammt… Trotz allem versuchte ich aufzustehen, schaffte es sogar halbwegs, und hielt mich an der kleinen Felswand hinter mir fest. Sasori stand nur da und beobachtete mich. Ob er sich Gedanken machte oder nicht, war mir nicht klar. Doch er wartete nur auf einen Befehl. „Lass ihn ein wenig leiden. Lass dir Zeit.“, kicherte Orochimaru und klang dabei, als sei nun endgültig dem Wahnsinn verfallen. Die gelben Augen funkelten und das Grinsen strahlte aus seinem Gesicht. Erst nach einem Moment verstand ich, was genau er da gesagt hatte und achtete viel zu spät auf den Rotschopf, der sich mir inzwischen genähert hatte, bereit, den Auftrag zu vollster Zufriedenheit auszuführen. Der Griff um meinen Hals kam unerwartet und erschrocken keuchte ich auf, doch es war bereits zu spät. Langsam spürte ich den Druck, der von der hölzernen Puppenhand um meiner Kehle ausging. Die Luft wurde knapper. Mit geweiteten Augen starrte ich in die leeren Iriden meines ehemaligen Partners und versuchte krampfhaft, mich loszureißen, doch es nützte nichts. Meine Füße verloren den Kontakt zum Boden und die Panik wuchs. Der Drang, um mein Leben zu kämpfen, setzte ein und sofort zerrte ich am Arm meines Gegners, doch der Griff blieb genau da, wo er war. Der Druck wurde größer. Ein leises Fiepen entfloh meinen Lippen und noch verzweifelter zerrte ich an den Fingern. Umsonst. Erneut machte sich die Schwärze in meinem Blick breit, nahm mir die Sicht und die Kraft. Meine Arme und Beine hingen schlaff zu Boden, es fehlte die Energie, um die noch zu bewegen. Die Lunge protestierte, verlangte nach Luft, bekam sie nicht. Ich sackte weg. Bis der Griff plötzlich weg war und mein Kopf auf dem Boden aufschlug. Ohne etwas zu sehen, sog ich den begehrten Sauerstoff in mich ein, atmete krampfhaft, hustete dabei. Automatisch zogen mich meine Arme über den Boden, bloß weg von der Gefahrenquelle – so lautete mein Instinkt. Doch mein Verstand setzte wieder ein und mit ihm auch meine Sehkraft. Ich drehte mich auf den Rücken, sah hoch und sah direkt in braungrüne Augen. Danna stand da und beobachtete, wie ich von ihm wegkroch. Sein Shirt wölbte sich, eine Klingenspitze bahnte sich ihren Weg durch den Stoff und zerriss dabei die Fasern, sodass das Oberteil komplett zerrissen auf dem Boden landete. Das Stahlseil in seinem Bauch rollte sich ab und schwang leicht in der Luft hin und her. Erschrocken keuchte ich auf, wobei die Luft noch immer in meiner Kehle brannte, und schob mich weiter weg. Obwohl ich wusste, dass es keinen Sinn hatte. Es war zu spät. Ich schloss die Augen nicht, so wie mein Körper es eigentlich tun wollte, denn ich wollte sehen, wie mein Ende kam. Eine einzelne Träne kämpfte sich aus meinem Auge und rollte lautlos an meiner blutverschmierten Wange entlang, sodass sie eine Rinne in die rote Farbe riss. Immer wieder rot. Es sollte wohl das letzte sein, was ich sah. Immer wieder rot. Das Stahlseil mit dem tödlichen Gift an der Spitze schoss vor, genau auf mein eigenes Herz zu. Dieses stotterte, vielleicht aus Angst. Noch einmal sah ich meinem Danna in die Augen. Versuchte mich an seinen damaligen Blick zu erinnern. Ein letztes Mal. Doch plötzlich erklang ein helles und durchdringendes Geräusch. Metall schlug auf Metall und die Spitze wurde zur Seite gerissen. Ich riss die Augen auf, starrte auf das riesige Mordinstrument, welches das Seil zur Seite gestoßen hatte. Eine große Sense, mit drei Klingen, die ein Stück weit neben mir im Boden steckte. Verdutzt wandte ich den Kopf zur Seite und erblickte einen grimmig dreinblickenden Hidan. Neben ihm Kakuzu und Tobi. Mein restliches Team. Fast hätte ich gelacht. Danna starrte die Neuankömmlinge an, handelte jedoch nicht. Konnte er nicht mehr eigenständig handeln…? Sein selbsternannter ‚Meister‘ sah plötzlich nicht mehr so selbstsicher aus. Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich und er stolperte rückwärts. „Sasori, mach sie kalt! Und zwar sofort! Alle vier, verstanden?! Und danach kommst du auf schnellstem Wege zurück in das Versteck!“, Orochimarus Stimme klang leicht panisch, während er weiter zurück stolperte, sich umdrehte und losrannte, wieder in den Wald hinein. Kakuzu hob seinen Arm und wollte ihn zurückholen, doch blitzschnell schoss Sasori sein Stahlseil nach vorne, umklammerte Kakuzus Arm mit diesem und riss ihn mit Gewalt zur Seite, sodass der Kopfgeldjäger Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Während Tobi und Kakuzu Sasori ablenkten, rannte Hidan zu mir. Sein Gesicht war von Sorge gezeichnet, als er sich zu mir runterkniete. „Verfluchte Scheiße, Deidara-chan, lebst du noch?!“, hastig winkte er vor meinem Gesicht herum, bis ich seine Hand schwach festhielt. „Sie dürfen ihn…nicht töten…! Verstanden…un?! Nicht…töten!“, mein Hals war leicht geschwollen und die Worte fielen mir schwer, doch ich legte so viel Nachdruck in meine Stimme, wie es nur ging. Hidan sah hinüber zu den Kämpfenden. Gerade hatte Kakuzu Sasori mithilfe seiner Tentakel umklammert, doch der Puppenspieler schaffte es, sich zu befreien und Tobi mit einem normalen Kunai eine Wunde in den Arm zu reißen. Der Blick des Jashinisten legte sich wieder auf mich. Wiederstrebend nickte er. „Na schön… Aber zuerst müssen wir dich mal hier wegbringen. Dieser wahnsinnige Puppentyp reißt dir sonst noch den Kopf ab.“, er seufzte und griff nach seiner Sense. Dann nahm er mich hoch, wobei ich schmerzerfüllt das Gesicht verzog. Trotzdem ließ ich den Silberhaarigen nicht aus den Augen. „Ihr müsst…ihn in…die Basis bringen, un! Einsperren…! Keine…Kontrolle…über sich…“, versuchte ich ihm zu erklären, doch er nickte nur. „Ich weiß schon. Wir töten ihn nicht. Mach dir keine Sorgen.“, er lächelte mich vollkommen unhidanmäßig an, nickte Kakuzu zu und rannte dann mit mir auf den Armen in den Wald hinein. Ich sah nur noch, wie Danna sich umsah und mich anstarrte, bevor er wieder meine Kameraden attackierte. Irgendwann auf dem Weg zur Basis musste ich das Bewusstsein verloren haben. Die Schmerzen waren unerträglich gewesen, ständig hatte ich leise Schmerzenslaute ausgestoßen, ohne es auch nur im Mindesten zu wollen. Alles tat weh, nicht zuletzt mein Herz. Es schmerzte unglaublich und immer wieder sah ich Danna vor mir, meinen Sasori no Danna, wie er ausholte, um mich mit dem Stahlseil aus seinem Bauch zu erstechen. Endlich schaffte es die Dunkelheit und Schwärze, mich zu übermannen und so sank ich dankbar ins Nichts. Das erste, was ich wahrnahm, war diese Schwere. Eine bleierne Schwere, die mich in einen weichen Untergrund drückte – ein Bett, wie es wohl sein musste. Meine Beine und Arme schienen bewegungsunfähig. Jemand hielt meine Hand. Es war eine dünne Hand, mit zierlichen Fingern und sie drückte meine eigene Hand unentwegt. Eine Frauenhand, nahm ich doch an. Langsam öffnete ich die Augen, verstand gar nicht, wo ich war. Ich kann diese Decke. Tagtäglich starrte ich sie an. Aber wie kam ich nach Hause, in mein Zimmer? Und wo…war Danna…? Der Gedanke war überwältigend – Danna lebte! Wieso auch immer. Wie auch immer das möglich war. Und er hatte mich verletzt. Hatte mich töten wollen. Hidan war dazwischen gegangen und mit mir geflüchtet. Kakuzu und Tobi hatten ihn im Schach gehalten. Aber… Ich drehte den Kopf zur Seite und erkannte Konan, die mich besorgt ansah. Eine Art Trauer lag in ihren Augen, und doch versuchte sie sich an einem kleinen Lächeln. „Dan…na…?“, brachte ich mühsam hervor, obwohl sich mein Hals noch dicker anfühlte als vorher noch. Es war nur ein Wort, doch sie verstand es sofort und auch die Frage dahinter war klar. Doch ihre Augen verdüsterten sich und sie senkte den Kopf. „Es tut mir sehr leid, Deidara.“, murmelte sie kaum hörbar. „Sasori ist noch nicht zur Besinnung gekommen. Er ist hier in der Basis eingesperrt worden. Pain überlegt noch, was wir mit ihm machen sollen. Die anderen suchen nach Orochimaru.“ Fast hätte ich erleichtert aufgeseufzt, doch das ließ mein Hals nicht zu. Stattdessen schenkte ich Konan ein kleines Lächeln. Danna lebte. Allein dieses unglaubliche Glücksgefühl machte alles wett. Und er war hier in der Basis. Wurde Zeit, alles in Ordnung zu bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)