Hey Mr. Postman von LadySam ================================================================================ Kapitel 3: eine neue Wendung ---------------------------- „Du bist so ein Idiot!“, schimpfte Axel aufgebracht. Er hatte Recht, doch taten seine Worte trotzdem weh. Warum musste ich ihm auch von dem Vorfall erzählen? „Zuerst machst du alle verrückt damit und dann versaust du so eine Chance! Das gibt es doch nicht! Sora, wie dumm muss man eigentlich sein!“ „Er hat es nicht versaut, Axel“, versuchte Roxas zu vermitteln. „Es wird noch viele Chancen für ihn geben, schließlich können wir doch einfach weiter machen und Sora wird irgendwann mutig genug sein und alles zugeben.“ Eigentlich waren die beiden nur zu mir gekommen, um sich ihre Pakte abzuholen. Aber natürlich konnte Axel seine Neugier nicht zurückhalten und wollte wissen, wie es zwischen Riku und mir lief. Er ließ nicht so lange locker, bis er wirklich jedes Detail rausbekommen hatte – somit auch, wie ich ihm einfach gehen ließ, als er mir diese Fragen stellte. Nun war er wirklich sauer auf mich und ließ sich nicht mal von Roxas beruhigen, der wirklich sein Bestes gab, um sein aufbrausendes Gemüt zu besänftigen. So fuhr er wütend zu seinem blonden Freund herum, als er das sagte und zeigte anklagend auf mich. „Nicht so eine, Rox! Riku hatte ihm eine klare Frage gestellt. Er hätte nur ehrlich darauf antworten müssen, und sie hätten jetzt vermutlich schon irgendwelche Dates oder Sora könnte wenigstens sagen, dass er richtig gut durchgevögelt wurde! Und was macht er am Ende wirklich? Steht hier und erklärt uns, dass seine Aktion umsonst war und er es komplett versaut hat!“ „Beim nächsten Mal wird er -“ „Es wird kein nächstes Mal geben, Rox“, entschied er böse. „Wie lange sollen wir das denn machen, bis endlich mal was passiert? Es ist doch sinnlos – er ist sinnlos!“ Es tat so unendlich weh, ihn so zu hören. Doch änderte es leider nichts an der Tatsache, das er Recht hatte. Ich hatte es versaut und konnte mir auch so nicht mehr vorstellen, ihn noch einmal zu begegnen. Vermutlich war es somit wirklich besser, wenn wir die Aktion einfach abbrachen und den Vorfall einfach vergaßen. Es brachte sowieso nichts, wenn ich mich so dumm anstellte und nicht mal dazu fähig war, eine einfache Frage zu beantworten. Somit hatte ich es wohl auch einfach verdient, allein zu bleiben. In meinen trüben Gedanken sah ich eine Hand auftauchen. Es war Roxas, der mich mit einem liebevollen Lächeln dazu bringen wollte, zu ihm zu kommen. Ich tat ihm den Gefallen, auch wenn ich mich so weit weg wie möglich von Axel auf die Couch setzte, der sich noch immer nicht beruhigt hatte. Zum Glück saß Roxas zwischen uns und hielt nun meine Hand. Diese kleine Berührung und das er mich vor Axel beschützte war ein kleiner Trost für mich, doch konnte er mich leider nicht vor meinen eigenen Gedanken bewahren, die mich noch immer mit Axels Stimme einen Idioten schimpften. Irgendwann war er mit ihm gegangen und in den nächsten Tagen kamen noch weitere Freunde, die ihre Päckchen abholten. Bald gab es nichts mehr, das mich an diesem Vorteil erinnerte. Jedenfalls nicht im visuellem Sinne. Mein Hirn vergaß nicht und es würde wohl lange dauern, bis ich meine Tat vergessen konnte. *** Ein stürmisches Klingeln holte mich aus meinem Schlaf. Für einen kurzen Moment glaubte ich sogar, es wäre Riku. Mein benebelter Verstand zwang mich einfach zu dieser absurden Annahme. So schlug mein Herz wild und voller Vorfreude, als ich mit schlürfenden Schritten zur Tür ging. Doch als ich sie öffnete war da kein Riku, sondern Axel, der mich mit einem breiten Grinsen musterte. In seinen Augen war ein vielsagender Blick und in den Händen hielt er ein kleines Paket. Das Paket, das Riku als letztes lieferte. Für einen Moment starrte ich ihn nur ungläubig an. Zeit genug für Axel, um sich einfach an mich vorbei zu drängen und sich somit selbst einzuladen. Zielstrebig steuerte er das Wohnzimmer an und griff auf den Weg dahin nach meinem Arm. Stolpernd folgte ich ihm notgedrungen und wurde grob auf die Couch gedrückt. Dann setzte er demonstrativ das Paket auf den Tisch und zeigte darauf. „Mach auf“, forderte er und wirkte dabei so ungewohnt aufgeregt. Misstrauisch blickte ich zwischen ihn und dem unschuldig aussehenden Päckchen hin und her. „Woher hast du das?“ Seufzend rollte Axel seine Augen. „Frag nicht so viel, mach das verdammte Päckchen auf!“ Diesmal war seine Stimme fordernder und etwas sagte mir, dass ich seiner Bitte lieber folgen sollte. So richtete ich mich auf und zupfte den Klebestreifen ab, dass der zerbeulte Pappkarton verschloss. Scheinbar war ich dabei viel zu langsam, denn mein Freund machte immer wieder irgendwelche ungeduldige Laute und konnte es kaum erwarten, bis ich es endlich öffnete. Als ich es dann endlich schaffte und in das Päckchen hinein sah, weiteten sich meine Augen vor Überraschung. So zog ich mit offenen Mund zwei kleine Figürchen heraus. Die eine war ein kleiner Postmann mit winzigen Hütchen und einem ebenso winzigen Kästchen in der Hand, das andere war eine einfache Figur, mit einem Lächeln und wilden braunen Wollhaaren. Ich war gerührt, auch wenn ich noch nicht ganz deuten konnte, was es damit auf sich hatte. So sah ich noch mal in das Päckchen hinein und fand dort eine kleine Notiz, die ich aufmerksam zu lesen begann: Da ich annehme, dass du meine Hinweise noch immer nicht verstanden hast, versuche ich es auf diese, bildliche weise und habe dir zwei Püppchen ins Paket gelegt, die verdeutlichen sollen, wie ich über dich denke. Schau in das Päckchen des Postboten hinein und du wirst hoffentlich verstehen. Wenn nicht, habe ich wohl deine Reaktionen und dein Handeln falsch interpretiert und das alles hier war umsonst gewesen. Nur glaube ich, dass dein Benehmen doch eindeutig war und ich mich diesbezüglich einfach nicht täuschen kann. Ich werde ja sehen, wie du dich entscheiden wirst, wenn du das Päckchen endlich in deinen Händen hältst. Riku Ungläubig blinzelte ich den kleinen Zettel an und musste erst mal verarbeiten, was darin stand. Als endlich die Erkenntnis kam, bildete sich auf meinen Lippen ein dummes Grinsen. Es war eine Nachricht von Riku! Mein Herz machte kleine Hopser bei dieser Tatsache, während meine zittrigen Finger schon längst nach der kleinen Postbotenpuppe griffen. So vorsichtig wie nur möglich öffnete ich den winzigen Karton in seinen Händchen und pulte einen weiteren kleinen Zettel hervor. Aufgeregt öffnete ich ihn und starrte mit offenen Mund zu Axel auf, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte und nun zufrieden nickte. „Eine Telefonnummer“, japste ich verblüfft. Eine eigenartige Unruhe breitete sich in meinem Körper aus bei dieser Erkenntnis. Nie hätte ich geglaubt, dass Riku so was machen würde! „Ja, und diese wirst du auch sofort anrufen!“, bestimmte Axel nun mit strengen Blick. „Jetzt?“ „Ja.“ „Aber -“, versuchte ich mich zu wehren, doch er schüttelte nur nachdrücklich seinen Kopf. „Nichts aber. Du wirst anrufen, damit dieses ganze Chaos ein Ende hat und ich mir nicht mehr ständig dein herum Geheule anhören muss!“ „Aber“, versuchte ich es wieder, doch er drückte mir stattdessen nur das Telefon in die Hand. „Ruf` ihn an! Jetzt, und ich werde dabei sein, damit du es auch wirklich tust. Keine dummen Ausreden mehr!“ „Aber ich will nicht, dass du dabei bist!“ Axel verdrehte nur die grünen Augen und nahm mir einfach den kleinen Zettel aus der Hand. Dieser Verräter tippte einfach die Nummer in das Telefon ein und war höchst zufrieden, als das Freizeichen ertönte. Elend lange Sekunden verstrichen, als er auf eine Meldung von Riku wartete. Axel blieb ruhig, seine Augen prüfend auf mich gerichtet, während seine Hand sich fast schmerzhaft um meinem Arm legte, als ich einen Fluchtversuch wagte. Das war viel zu surreal, ging mir alles viel zu schnell. Was sollte ich nur sagen, wenn er sich wirklich endlich mal meldete? Sinnvolle Dinge würden es wohl nicht sein, denn mein Kopf war dazu einfach nicht mehr fähig. Er war viel zu schockiert, um irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Ich würde mich doch eh nur wieder blamieren und dann war es ganz vorbei. Riku würde mich dann ganz abschreiben und mich wahrscheinlich für einen kompletten Trottel halten! In seiner kleinen Nachricht hatte er ja schließlich schon so was angedeutet … Als ich dann wirklich Axels Stimme hörte, schreckte ich zusammen, konnte ihn nur fassungslos anstarren, als er so lässig neben mir stand und ganz locker die momentane Situation erklärte. Ich bewunderte ihn dafür, starb ich selbst doch gerade einen qualvollen Tod, obwohl mir mein Herz etwas anderes weiß machen wollte. Es beschleunigte sich sofort, machte kleine Saltos und drohte mir damit, aus meiner Brust springen zu wollen. Doch das durfte es nicht, so legte ich meine Hand darüber, um es daran zu hindern. „Ja, er ist hier neben mir“, hörte ich meinen Freund nun mit einem belustigten Unterton sagen. Um es zu verdeutlichen, hielt er unsere Arme hoch, obwohl er es ja eh nicht sehen konnte. „Er brauchte einfach einen kleinen Schubser in die richtige Richtung, sonst wird das ja nie was.“ Er lachte über etwas, vermutlich über einen Kommentar von Riku. Wahrscheinlich fand er es lustig, dass sich mein Freund meldete und ich nicht persönlich am Telefon war. Machten sie sich über mich lustig? Über den unreifen Sora, der nicht mal selbst mit seinem Schwarm sprechen konnte? Der Gedanke ließ mich ganz schlecht werden. Doch blieb mir keine Zeit um zu protestieren, denn wieder sagte Axel irgendwas und reichte mir einfach den Hörer. So unerwartet, dass ich ihn fast fallen gelassen hätte. „Sora, bist du dran?“, fragte er nach einer Weile, in dem ich nur krampfhaft den Hörer festhielt und nichts sagte. Seine Stimme klang ein bisschen ängstlich. „Ja“, kam es gequält von mir zurück, nachdem mir Axel mit Mimik und Schubsern klar gemacht hatte, dass ich endlich, was sagen sollte. „Gut.“ Er klang erleichtert. „Also, waren meine Interpretationen falsch oder hast du wirklich Interesse an mir?“ Ich schluckte hart, und das lag nicht nur an seiner Direktheit, sondern auch, weil Axel das Telefon auf Lautsprecher umgestellt hatte, damit er unser Gespräch verfolgen konnte. Zusätzlicher Druck – na danke auch! Irgendwie wurde mein Mund ganz trocken und mein Hirn spinnt rum, bei dieser ganzen Überforderung. Schließlich war es schon schwer genug seine Stimme zu hören und diese warnenden grünen Augen ertragen zu müssen, da konnte ich nicht auch noch auf seine Frage eingehen! Das war einfach unmöglich! So konnte ich erst etliche Sekunden, und einem erneuten Rippenstoß später, mit einem krächzenden „Ja“ antworten. Mehr bekam ich einfach nicht raus. „Ja, meine Interpretationen waren falsch, oder ja, du hast wirklich Interesse an mir?“, hakte er diesmal hörbar belustigt nach. Natürlich kannte er die Antwort bereits und wollte mich nur ein bisschen ärgern. Nur war ich viel zu verwirrt, um es bewusst zu merken. „Das letztere“, gab ich verlegen zu. Irgendwie war meine Stimme dabei viel zu leise, sodass ich schon befürchtete, er hätte es nicht richtig verstanden. Aber er tat es, und er klang irgendwie erleichtert, als er weiter sprach: „Gut, dann können wir uns also treffen?“ Hilflos sah ich zu Axel auf, der nur seine Augen verdrehte und dann nickte. „Natürlich willst du!“, raunte er mir gereizt zu. Das ihn dabei auch Riku hören konnte, war ihm scheinbar egal. Empört zog ich den Hörer von ihm weg und drehte mich von ihm weg. Dabei war das olle Plastikding wie mein rettender Anker, als ich beide Hände darum klammerte und ein weiteres „Ja“ hinein flüsterte. Diesmal lachten beide über mich. Ein Klang, bei dem ich am liebsten den Hörer fallen gelassen und die Flucht ergriffen hätte. Nur hielt mich seine Stimme zurück, die diesmal so freundlich und überaus erfreut klang. „Okay, dann hoffe ich nur, dass du bei unserem ersten Date ein bisschen gesprächiger sein wirst. Schließlich wollen wir uns ja kennenlernen.“ Meine Augen wurden groß. Ein Date! Er hat es tatsächlich als ein Date bezeichnet! In meinem Bauch kribbelte es unaufhörlich bei dieser plausiblen Tatsache. „Oh, wünsch` dir das besser nicht, Riku. Sobald ihr euch besser kennenlernt, wird er seinen Mund nicht mehr zubekommen!“ Riku lachte über seinen Kommentar, während ich ihm nur einen bösen Blick zuwarf. Das war doch keine gute Werbung für mich! Was soll er denn bitte schön von mir denken? „Hör` bitte nicht auf den Idioten, Riku“, bat ich aufgebracht. „Er ist ein Idiot, aber das wirst du bald selbst erfahren!“ „Alles der Reihe nach“, gab er ruhig zurück und brachte mich auf erschreckender weise dazu, über meine eigenen Worte nachzudenken. Es klang nach Zukunft und mehr. So sah es wohl auch Riku, als er sagte: „Erst mal möchte ich dich näher kennenlernen, dann können wir dazu übergehen, dass du mir deine Freunde vorstellst.“ Ich nickte dämlich, bis mir auffiel, dass er es gar nicht sehen konnte. Axel lachte amüsiert im Hintergrund über meine kleine Dummheit, während ich einen zustimmenden Laut ins Telefon machte. Dann wurde es erneut still zwischen uns, bis Riku nach einer Weile seufzte. „Okay, und damit wir nicht weiterhin auf der Stelle trampeln und nichts passiert, sage ich einfach mal, dass ich dich am Samstag so gegen sieben Uhr abholen werde. Bis dahin möchte ich keine seltsamen Ausreden oder sonst was von dir hören, okay?“ „Okay“, presste ich furchtbar nervös hervor. „Ich werde schon dafür sorgen, dass er pünktlich und ausgehfertig vor der Tür steht, Riku, keine Sorge“, mischte sich nun auch noch Axel ein und warf mir einen strengen Blick zu. Er hielt sein Versprechen und kam mit Roxas an dem besagten Samstag viel zu früh, damit sie mich beraten und vielleicht auch bewachen konnten, damit ich wirklich keinen Rückzieher machen konnte. Im Nachhinein war ich ihnen wirklich dankbar dafür. *** Grummelnd schmiegte ich mich in meinen Kissen, wollte weder meine Augen öffnen, noch aus meinem kleinen Traumland erwachen – und ich hatte so wunderbar geträumt. Doch das Klingeln an der Tür war unbarmherzig und zwang mich dann doch dazu, mich aufzurappeln und mich aus dem Bett zu bewegen. Halb blind, da mich die Müdigkeit noch nicht verlassen wollte, schlürfte ich zur Tür und öffnete sie mit unbegeisterten Gesicht. „Guten Morgen, Sora“, wurde ich betont freundlich begrüßt und erwiderte den Kuss nur halbherzig, der mir auf den Mund gedrückt wurde. „Morgen“, brummte ich ihm entgegen, während ich grinsend von oben bis unten gemustert wurde. „Du bist so schrecklich nach dem aufstehen“, stellte er amüsiert fest. „Du solltest auch langsam wissen, dass ich es einfach nicht mag, so früh geweckt zu werden.“ Mein Postmann gab mir einen spöttischen Blick und hielt ein paar Briefe hoch, als würde es etwas Besonderes sein, dass er die in den Händen hielt. „Aber ich hab Post für dich!“, beharrte er und kam ein paar Schritte auf mich zu, um mir mit der freien Hand unter das Kinn zu fassen und mich so dazu zu bringen, zu ihm aufzusehen. „Außerdem mag ich dein verschlafenen Anblick. Er ist niedlich.“ Ich schnaubte, fühlte ich mich doch weder niedlich, noch irgendwie ansehnlich. Trotzdem ging ich auf seinen Kuss ein, bewegte meine Lippen gegen seine und spürte auch schon wieder dieses vertraute Kribbeln in meiner Magengegend, als er mit seiner Zunge über meine Unterlippe fuhr. Ich mochte das Gefühl, welches er mit nur einem einzigen Kuss in mir auslösen konnte. „Trotzdem hättest du sie mir auch später geben können“, maulte ich trotzig. „Aber dann würde ich auch erst später erfahren, was sich in diesem Umschlag befindet.“ Er hielt mir den besagten Umschlag vor die Nase und machte ein enttäuschtes Gesicht, als ich ihn einfach aus seiner Hand riss. „Das ist eine Überraschung, die du noch gar nicht sehen darfst!“ „Nicht?“ Nun war er wirklich neugierig und betrachtete erst den Umschlag, dann mich argwöhnisch. „Dann hättest du ihn wohl nicht mit der Post verschicken sollen.“ „Es ging nicht anders“, gab ich schlicht zurück. „Okay“, sagte er und kam dabei meinem Gesicht immer näher. Ich konnte seinen Atem hauchzart auf meine Wange spüren, als seine Lippen meine Haut streiften. „Und wann werde ich sie sehen dürfen?“ „In ein paar Tagen.“ Schnell trat ich ein paar Schritte zurück, damit er nicht weiter gehen konnte. Schließlich wusste er ganz genau, dass er mich auf diese Art rum kriegen konnte. Böser Riku! Sein Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an und erneut versuchte er nach mir zu greifen. Ich wich ihm aus und schaffte es sogar, ihm in die Augen zu sehen, ohne gleich wieder schwach zu werden. „Bis dahin musst du dich wohl noch ein bisschen gedulden.“ Warnend hob ich meinen Zeigefinger nach oben, als er meinem Gesicht bedrohlich nahe kam. Ein seltsames Funkeln lag in seinen Augen, als er schmunzelnd meine Lippen mit den seinen einfangen wollte. Schnell wurde sein 'Angriff' geblockt und ich wandte meinen Blick von ihm ab. Seufzend vergrub er stattdessen seine Nase in mein Haar und ich konnte hören, wie er den Duft einatmete – jedenfalls hoffte ich, dass ich gut roch. „Was ist an diesem Umschlag so besonders? Schließlich steht doch nichts wichtiges an, oder?“ Es fiel mir schwer mich zu konzentrieren, wenn er so an meinem Ohrläppchen knabberte. Doch irgendwie schaffte ich es dann doch, mein Seufzen nicht so enttäuscht klingen zu lassen, als er das sagte. Zum Glück merkte er davon nichts, dafür war er viel zu sehr mit meinem Hintern beschäftigt, den er nun ausgiebig massierte und es ihm schon bald nicht mehr nur genügte, ihn durch den Stoff zu berühren. Unglaublich langsam, verschwanden seine Hände in meinen Shorts und entlockten mir ein heiseres Seufzen, als sie meine nackte Haut berührte. „Ich könnte meine Pause ein bisschen vorverlegen“, schnurrte er rau in meinen Ohr. Ich konnte nicht mehr antworten, da er mich einfach zurück in die Wohnung schob. Axel hatte Recht, gut durchgevögelt wurde ich ziemlich oft. *** Ich war so verdammt aufgeregt, sah mich immer wieder im Wohnzimmer um und kontrollierte, ob ich auch nichts vergessen hatte. Alles sollte perfekt sein, wenn er kam. Wenn er denn endlich mal auftauchte. Unruhig schaute ich auf die Uhr und verzog unglücklich das Gesicht. Er war schon viel zu spät, seine Schicht müsste doch eigentlich schon längst vorbei sein. Wie konnte er es nur wagen, ausgerechnet an diesem speziellen Tag zu spät zu kommen? Langsam wurde ich wütend, wütend und enttäuscht darüber, dass er diesen speziellen Dienstag einfach nicht ernst nahm. Diese Gefühle wurden stärker, je länger ich auf ihn warten musste. Dementsprechend war auch mein Gesichtsausdruck, als ich endlich seinen dummen Schlüssel klappern und seine Schritte hören konnte, die unmittelbar im Wohnzimmer endeten. Wenigstens hat er den Weg hier her gefunden. Sein überraschter Ausdruck hob dabei auch nicht gerade meine Stimmung, als er seinen Blick durch den Raum wandern ließ und schlussendlich an mir hängen blieb. „Gibt es was zu feiern?“, erkundigte er sich höchst ungläubig. Mein finsterer Blick war ihm hoffentlich Antwort genug. Das war es, denn er kratzte sich unbeholfen am Kopf und wusste erst mal nicht, was er sagen sollte. „Deinen Geburtstag habe ich aber nicht vergessen?“, fragte er nach einer Weile weiter. Ich schüttelte langsam und betont böse den Kopf. Zum Glück funktionierten seine Augen noch ganz gut, denn er machte ein höchst zweifelndes Gesicht. Wenigstens wusste er noch, dass er was falsch gemacht hatte. Dummerweise war er aber auch so furchtbar niedlich dabei, wie er unschlüssig da stand und fieberhaft überlegte, was er denn für ein Fehler gemacht haben könnte. Wie seine Augen über den Tisch huschten, das Essen und die Kerzen in sich aufsaugten, ohne zu verstehen, warum sie überhaupt da standen und warum hier alles so festlich war. Es erweichte mein Herz, obwohl ich doch eigentlich wütend auf ihn sein sollte. Verdammt, er schaffte es doch immer wieder! So klopfte ich auf das Polster neben mir, als Zeichen, das er sich neben mir setzen sollte. Er kam der Bitte zögernd nach und setzte sich. Eine Weile blieb es zwischen uns Still – wieder etwas, was ich so nicht eingeplant hatte und starrten nur auf das Essen vor uns, mit dem ich den ganzen Nachmittag beschäftigt war. „Okay Sora, was habe ich verbrochen?“ Seufzend schaute er mich von der Seite an, beobachtete jede Regung in meinem Gesicht, als ich meinen Kopf zu ihm drehte. „Du weißt es wirklich nicht?“ Leider konnte ich nicht verhindern, dass meine Stimme etwas verbittert klang. Ich wollte nicht verbittert sein, oder enttäuscht! Schließlich sollte es doch ein schöner Abend werden, da hatten solche Gefühle einfach nichts zu suchen! „Nein“, gab er ratlos zu. Ein bisschen schuldig blickte er in meine Augen und versuchte mich so um den Finger zu wickeln. Die Wogen zu glätten sozusagen, und es klappte ziemlich gut, denn meine Wut wurde weniger. „Heute ist unser Tag!“, verkündigte ich trotzig und schaffte es damit tatsächlich, ihn ehrlich überrascht aussehen zu lassen. „Unser Tag?“ „Ja“, stieß ich mit scharfer Stimme aus, da sich bei meinen Worten ein vergnügtes Lächeln um seine Mundwinkel zeigte. Er nahm mich einfach nicht ernst! „Und inwiefern?“, hakte er auch noch nach. Er wusste eindeutig nicht, was gut für ihn war! „Vor fünf Monaten hast du mir die Püppchen gegeben! Wir wurden ein Paar! Sind das denn nicht genug Gründe, um diesen Tag zu feiern?“ Meine Stimme überschlug sich fast vor Empörung für seine Unwissenheit. Wie konnte er das denn nur vergessen? Dabei war es doch so wichtig, dass er sich an diesem bedeuteten Tag erinnerte! Und was machte er in diesem Moment? Anstatt sich schuldig zu fühlen, wie es in diesem Moment angebracht wäre, fing er einfach an zu lachen! Zuerst nur leise, als würde er es noch zurückhalten wollen, doch dann wurde es mehr, bis er in schallendes Gelächter ausbrach und sich hilflos seinen Bauch hielt. Fassungslos rückte ich von ihm ab, starrte ihn nur mit großen Augen an und war überaus beleidigt über seine Reaktion. „Das ist nicht lustig!“, beschwerte ich mich laut. Doch bei seinem Lachen war ich kaum zu hören. „Doch, das ist es“, prustete Riku ungehalten. Verzweifelt versuchte er sich zu beruhigen, doch als er in mein beleidigtes Gesicht sah, fing er schon wieder an. „Du bist ein Idiot“, schnaubte ich. Gekränkt verschränkte ich meine Arme vor der Brust und rückte noch etwas weiter von ihm ab, bis mein Rücken die Seitenlehne der Couch berührte. „Nein Sora, ich kann mich nur noch sehr gut daran erinnern, wie unsere Dates abgelaufen sind und da waren wir noch sehr weit davon entfernt, ein Paar zu werden.“ „Gar nicht“, motzte ich. Diesmal räusperte er sich, versuchte sich zu beherrschen, damit er mir ernst ins Gesicht sehen konnte. Es gelang ihm nicht ganz und während er sprach, schlich sich doch noch ein amüsiertes Grinsen auf seine Lippen. „Sora, es brauchte unzählige Dates, bis du überhaupt richtig mit mir gesprochen hast! Und bei unserem ersten hättest du Axel am liebsten mitgenommen, der dich sogar aus dem Haus schieben musste, damit du überhaupt in mein Auto einsteigst.“ Oh, diese Erinnerung musste ich wohl verdrängt haben. Leider hatte er Recht, ich war wirklich nicht sonderlich kooperativ gewesen – kein Wunder, dass ich das einfach verdrängt hatte. Missmutig senkte ich meinen Blick und zog beleidigt meine Unterlippe vor. Ein Zeichen für Riku, näher zu mir zu rücken und schon bald konnte ich seine Hand, weich auf meiner Wange fühlen. „Unser Tag wäre dann wohl erst, als ich dich nach Hause brachte und ich dich endlich vor der Haustür küssen durfte“, merkte er mit sanfter Stimme an. „Du hast mich damit einfach überrumpelt“, schnaubte ich. Riku zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und streichelte weiterhin meine Wange. „Du standest eben besonders günstig und deine Lippen waren einfach so verlockend – so wie jetzt.“ Er beugte sich zu mir hinunter und bewegte seine Lippen gegen meine, was ich aber nur halbherzig erwiderte. Seufzend hob er mein Kinn ein wenig an, damit ich in seine Augen sehen musste. Diese blickten besorgt auf mich, versuchten zu verstehen, was in mir vor ging. Momentan war ich einfach nur enttäuscht und beleidigt, weil er diese Dinge sagte. Wahre Sachen, aber so unpassend für diesen Moment, der mir so viel bedeutete und trotzdem so falsch war. Der Abend war versaut und an allem war nur Riku und seine Besserwisserei Schuld! „Wenn dir so viel daran liegt, können wir es ja zu unserem Tag machen“, gab er irgendwann seufzend nach. „Nein“, murrte ich durchaus trotzig. „Ich will den richtigen haben, da wo wir zusammen gekommen sind!“ „Warum ist dir das so wichtig?“ Seine Stimme war dabei genauso weich wie seine Berührungen, die er nun wieder fortsetzte. Ich schmiegte mich der Hand entgegen, meine Stimme, die etwas zu wackelig war. „Weil“ Ich stockte ein bisschen und holte tief Luft, um weiter reden zu können. „Weil ich diesen Tag feiern will, an dem wir zusammen gekommen sind. Er war so besonders für mich!“ „Ja, so besonders, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst!“, spottete er. Augenblicklich fuhr mein Kopf hoch und ich schaute ihn grimmig an. „Dir scheint er ja nicht wichtig gewesen zu sein!“, warf ich ihm aufgebracht vor. Leider hatte es nicht seinen gewünschten Erfolg, denn Riku sah mich weiterhin ruhig an und streichelte über mein Haar. „Natürlich tut er das. Nur haben wir wohl unterschiedliche Meinungen, wenn es um die Bedeutung geht. Für dich war der Tag wichtig, an dem ich dir die Püppchen gegeben habe, für mich der Kuss, den ich dir endlich geben konnte.“ „Und was machen wir jetzt? Beide Tage feiern oder lieber die Zeitspanne zwischen den beiden Tagen?“ Lachend nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich. „Das wäre dann wohl etwas zu übertrieben. Belassen wir es bei dem Kuss, an den werde ich mich wohl noch ewig erinnern.“ Das freute mich dann doch ungemein, würde sich doch solch eine Szene das nächste Mal nicht mehr abspielen. Trotzdem konnte ich mir eine misstrauische Frage doch nicht verkneifen: „Warum gerade der Kuss? Was war so besonders daran?“ „Es war der Tag, an dem du dich ehrlich gefreut hast mich zu sehen und du nicht mehr die Unterstützung deiner Freunde brauchtest, um deine Scheu zu überwinden. Du warst so schön gelöst, plappertest einfach drauf los, ohne das du dir erst mal Minuten lang überlegen musstest, was du mir erzählen willst. Es war der Moment, wo ich mich in dich verliebte – einfach weil du Sora warst und dich nicht verstellt hast, um mir zu gefallen.“ Seine Erklärung gefiel mir, erwärmte mein Herz und brachte mich dazu, mich etwas von ihm zu lösen, um ihn lächelnd ins Gesicht zu sehen. „Okay, dann wird das unser Tag sein.“ „Dann wird meine Überraschung also erneut verschoben?“, hakte er enttäuscht nach. Natürlich hatte er das nicht vergessen. „Eigentlich ja“, überlegte ich laut. Er machte ein unzufriedenes Gesicht und schielte augenblicklich zu dem Umschlag, den ich auf den Tisch abgelegt hatte, bevor all das hier passierte. Noch bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte er sich ihn schon gegriffen und zog ein Heft heraus, das er neugierig durchblätterte. Dann sah er überrascht zu mir und ein breites Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Eine Reise, Sora? Das hast du für diesen Tag geplant?“ Ich nickte schüchtern. „Ich dachte, es wäre eine schöne Gelegenheit. Es ist auch nicht lang, nur ein paar Tage und im Gegensatz zu Roxas, der es für zu früh hält, mag ich den Gedanken, mit dir ein bisschen Zeit allein zu verbringen.“ „Du hast mit Roxas darüber geredet?“ Darüber war er dann weniger begeistert, doch ließ ich mich nicht beirren. „Und mit Axel“, setzte ich daher hinterher. „Und was hat er gesagt?“ Diesmal wurde ich doch ein bisschen rot. „Das wir uns gut amüsieren und auf den Sand aufpassen sollten, wenn wir es treiben.“ Riku lachte auf. „Gut, davon gibt es in Agrabah ziemlich viel“, stimmte er zu und zog mich wieder an sich. Es war so schön, wieder in seinen Armen zu sein. Fühlte es sich doch so gut an und verursachte in mir dieses vertraute Kribbeln, was einfach nicht vergehen wollte, egal wie oft er es machte. Der kleine Streit war dabei schon längst wieder vergessen. So war ich überaus schockiert, als er nach einer Weile vergnügt sagte: „Wir werden schon genug Möglichkeiten haben, um den Sand von unserer Haut abzuwaschen. Schließlich ist es wirklich unangenehm, wenn die kleinen Körnchen zwischen den Pobacken kleben – da hat er schon Recht.“ Ich wollte etwas darauf erwidern, doch schnell verschloss er meinen Mund mit seinen Lippen und mein Kopf war wie leergefegt. Es war seine Art, mich zum schweigen zu bringen und egal wie oft er das auch tat und wie sehr es mich doch im Nachhinein ärgerte, er hatte immer Erfolg damit, konnte ich doch von seinen Küssen einfach nicht genug bekommen. Ich wollte es auch gar nicht anders, mochte ich es doch einfach viel zu sehr, seine Nähe zu spüren. Und von diesem Gefühl sollte ich mehr bekommen, als ich mir je erträumt hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)