Janus von DeischyYukino ================================================================================ Kapitel 6: 6. ------------- Als er die Burg wieder betrat, war es draußen bereits dunkel, doch derjenige, der allabendlich die Fackel anzündete, hatte es an diesem Abend versäumt, weshalb Janus kaum die Hand von den Augen sehen konnte. Plötzlich flackerten am Ende des Ganges, in dem sein Zimmer lag, ein sehr kleines Licht auf, dann noch eins und noch eines. Janus wollte seinen Augen nicht trauen, vorallem, da die drei binnen eines Momentes wieder verschwunden waren und vor seiner Nase wieder auftauchten. Es waren drei fliehende Lichter, die er in einer der Höhlen kennen gelernt hatte. "Ah, da ist er ja der stolze Prinz", sagte eines, mit einer Stimme höher als die höchsten Flötentöne "... da ist er ja, da ist er ja...", echoten die anderen beiden. Die drei schossen auf ihn zu, um ihn zu piesacken. Eins kniff ihn mit aller Kraft in die Wange, ein anderes zog an den Haaren. "Auuu!!... Hey, lasst mich in Ruhe!" Unbeholfen versuchte Janus nach ihnen zu greifen, aber die kleinen Lichter schlüpften mühelos durch seine Finger. "Warum sollten wir dich in Ruhe lassen?" ,fragte eines. "Warum sollten wir?", wiederholte das zweite. "Das erwartest du doch von uns!", stellte das dritte fest und kniff ihn ins Ohr. Mit wild fuchtelnden Armen bahnte sich Janus den Weg zu seinem Zimmer. Ein Chor aus feinen Stimmen folgte ihm: "Du bist genau so feige, neidisch, rücksichtslos und egoistisch wie dein Vater!" Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich schwer atmend dagegen. Das Feuer im Kamin war erstaunlicher Weise entzündete worden und spendete wohlige Wärme, doch dies ließ Janus eher erschaudern. Er kroch in sein Bett, wohl wissend, dass es nicht wirklich helfen würde, denn diese Kälte kam von viel tiefer. Seine Arme schmerzten immer noch, aber nicht mehr so sehr. Er starrte an die Decke und in seinem Kopf schwammen die Gedanken. Doch er konnte keinen so richtig davon fassen. Immer wieder kam der Hass in ihm hoch, von dem er jetzt nicht mehr so richtig erklären konnte, woher er stammte. Er erinnerte sich auch, wieder an die Wärme, die ihn erfüllt hatte, als er durch die Wälder und das Schloss spaziert war. Hin und her gerissen von beiden Seiten bemerkte Janus kaum, wie sich langsam und leise die Zimmertür öffnete. Jemand den Janus über seine Bettdecke hinweg nicht erkennen konnte kam herein. "Wie geht es dir?", fragte Sukas Stimme. Doch als Janus die Decke so weit zurückgeschoben hatte, dass er denjenigen im Blick hatte, stand der kleine Junge aus der Schulhalle vor ihm und ganz langsam klärte sich sein Geist. "Was willst du?", fragte Janus anstatt zu antworten. "Ich wollte nur sehen, wie es dir geht und dir sagen, dass ich nicht böse auf dich bin. Der Wolf ist selbst für sich verantwortlich, weißt du? Ich habe noch nie viel Glück in meinem Leben gehabt. Jede schöne Zeit ist mal vorbei. Irgendwann wäre es so wieso passiert. Irgendwann hätte sie ihn besiegt." Er schniefte und wischte sich einige Tränen von der Wange. "Was geschieht jetzt mit euch?", fragte Janus ohne sich darüber bewusst zu sein an diese Frage überhaupt gedacht zu haben. "Naja ich schätze der Wald verliert seine Magie sobald der Wolf tot ist, und wir werden ganz normale Menschen." Bei diesen Worten wurde dem Prinzen noch kälter, vor allem als ihm wieder einfiel kam, was Fips gesagt hatte und die blanke Panik nistete sich bei ihm ein. Er hatte sich so lange darauf vorbereitet, den blauen Engel zu finden und nun würde er ihn verlieren, egal ob durch Zufall oder seine eigene Dummheit. Es war einfach unmöglich. Die Erinnerung an die letzten Tage, die er problemlos als die glücklichsten seine Lebens bezeichnen konnte, erwärmten sein zitterndes Herz, bis ihm der Hass dazwischen funkte. Doch diesmal konnte Janus die Oberhand behalten, vor allem, weil sich seine Hoffnung regt. "Und du glaubst der Wolf lebt noch?" "Fips meint es!", antwortet Suka ausweichend "und er ist der beste von uns allen in Magie. Trotzdem solltest du packen. Es kann nur noch ein paar Tage dauern, bis alles vorbei ist." Janus nickte und schwang die Beine aus dem Bett. In seinem Kopf begann sich ein Plan zu formen. Er war sehr gefährlich, doch immer noch besser als hier rumzusitzen und auf das Ende zu warten. Auf einmal rannte Suka auf ihn zu und umarmte ihn heftig und so weit oben wie er konnte, dann verwandelt er sich in in den kleinen Pilz, den Janus kennen gelernt hatte und verschwand durch die Wand. Es dauerte etwas, bis sich Janus von diesem Schrecken erholt hatte, doch in die Erinnerung daran wärmten sein Inneres noch mehr. Entschlossen suchte er nach dem Erdenblutdolch und der Tarnkappe unter seiner Matratze. Sein Körper protestierte zwar, aber das war ihm herzlich egal. Bevor Janus sein Zimmer verließ, versicherte er sich, dass er von niemandem dabei gesehen wurde. Er schlich über den riesigen Vorplatz auf den schmalen Pfad zu. Die Sonne war untergegangen und von Osten her brach die Nacht herein. Zu Janus' Erleichterung begegnete er niemandem. Er kroch durch Büsche und anderes Unterholz, in die Richtung von der er wusste, dass sich dort das Land der Hexe befand. Es war ein weiter Weg, aber Janus hielt nur zweimal an. Einmal, um von einem niedrigen Beerenstrauch ein paar Blätter abzuzupfen, das andere mal, um eine kleine Flasche ins Wasser zu tauchen. Damit hatte er seine Medizin wieder zusammen, denn schließlich wusste er nicht wie lange die Reise dauern würde und die sieben Montage waren ja noch nicht um. Eines der Blätter benetzte er und aß es sofort, die anderen steckt er sorgsam ein. Wie alle Grenzen des magischen Gebirges, standen auch an der Grenze zum Reich der Hexe palisadenartige Bäume. Janus brauchte sich jedoch keine Gedanken darüber zu machen, wie er hindurch kam. An der Stelle, an der die Hexe durchgebrochen war, klaffte ein riesiges Loch, wie eine Wunde. Dahinter konnte er im fahlen Licht des fast vollen Mondes ein Labyrinth aus kahlen, dunklen Felsen erkennen, die keiner sichtbaren Ordnung folgten. Janus atmete einmal tief durch. Das Land war mindestens so groß wie das magische Gebirge, und doch er konnte keinen Hinweis auf ein Haus oder etwas ähnliches entdecken. Es würde schwerer werden, als er geglaubt hatte. Die Idee, jemanden nach ihr zu fragen, konnte er vergessen, denn nirgendwo sah er ein Lebewesen, nicht mal Tiere schien es zu geben. Das beste war es noch, ein Stück hinein zu laufen und von einem höheren Felsen Ausschau zu halten. Vielleicht entdeckt er ja so das Haus der Grauen Hexe. Der Mond würde dabei sehr hilfreich sein. Er musste einfach auf sein Glück vertrauen, denn umkehren wollte Janus auf keinen Fall. Also setzte er sich die Tarnkappe auf und trat vorsichtig über einen kleinen Strauch hinweg auf die Felsen. Ein eiskalter Wind empfing ihn und er zog seinen Mantel fester um sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)