Die gelbe Mütze von Lillith ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war einmal ein kleiner Junge, dem hatte die Oma eine gelbe Mütze gestrickt. Sie sagte ihm er solle damit vorsichtig umgehen und nur nachts tragen. Doch vor allem dürfte er niemanden von deren besonderen Fähigkeiten erzählen. Daran hielt sich der kleine Junge, doch eines Tages legte er sie in den Schrank, denn er war zu alt geworden um mit Kobolden und Feen wilde Abenteuer zu bestreiten. Eines verregneten Tages jedoch, kramte ein anderer kleiner Junge, von gerade mal sieben Jahren, auf dem Dachboden in verstaubten Kisten rum und fand die alte Mütze. Die Farbe war verblichen, der Wollfaden fühlte sich rau und kratzig an und der Saum ribbelte sich langsam auf. Und doch strahlte sie immer noch einen Hauch von Fantasie und Mystik aus. Der Junge dachte er hätte einen Schatz gefunden und voller Stolz rannte er die Treppen hinunter, um seinem Vater den faszinierenden Fund zu zeigen. „Papa, Papa guck mal was ich gefunden habe“, rief er schon vom Treppenabsatz herunter. Unten angekommen hielt der die alte Kopfbedeckung in die Höhe und grinste seinen Vater mit strahlenden Augen an. Dieser war zunächst irritiert, dann etwas verärgert, weil sein Sohn ohne Erlaubnis in den alten Kisten herum gestöbert hatte, doch letztlich stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, als ihm wieder einfiel, was er dank dieser Mütze alles erleben durfte. „Oh, meine alte Mütze“, sagte er nun zu seinem Sprössling. „Sei schön vorsichtig damit, denn diese Mütze hat Zauberkräfte.“ „Wirklich? Welche denn?“, fragte der Junge voll überschwänglicher Freude. „Du musst sie nachts beim zu Bett gehen tragen, dann wirst du es heraus finden. Aber denk immer daran, dass nur mir erzählen darfst was du erlebt hast, sonst verliert sie ihre Kraft.“ Diesen Abend konnte der Sohn es gar nicht abwarten ins Bett zu gehen, er war sehr gespannt was es mit dieser alten Mütze auf sich hatte. Vor lauter Aufregung konnte der Junge erst gar nicht einschlafen, aber letztlich übermannte ihn dann doch irgendwann der Schlaf. Er träumte von eine großen Wiese auf der abertausende Wildblumen blühten und die Luft mit ihrem betörenden Duft schwängerten. Lachend und vor Freude jauchzend sprang der Junge tanzend über die Wiese. Trunken vor Glück, bemerkte er nicht, dass er dem dunklen Wald immer näher kam, der die Wildblumenwiese auf der einen Seite flankierte. Hufgedonner riss ihn unerwartet aus seiner Euphorie. Seltsame Reiter steuerten direkt auf ihn zu. Als sie ihn einkreisten bemerkte der Junge, dass die Reiter nicht in einem Sattel saßen sondern den Hals und den Kopf des Pferdes ersetzten. Er hatte diese Gestalten schon einmal gesehen, in irgendeinem Buch. Aber welchen, und wie hießen sie doch gleich? „Bitte verzeih uns kleiner Mann, aber du darfst diesen Wald nicht betreten“, sprach ihn der Pferdemensch mit dem längsten Haar an. „W… wieso denn nicht?“, fragte der Junge. „Weil dort das Unglück wohnt. Wenn niemand die Grenze übertritt, kann nichts passieren und alles bleibt wie es ist, doch sollte jemand oder etwas auch nur einen Fuß auf die andere Seite setzten, wird großes Unheil über uns herein brechen. Also gib gut Acht, junger Mann.“ Ein wenig verängstigt ging der Junge nun einige Schritte rückwärts. „Komm mit uns, wir bringen dich ins Dorf.“ Und eh der Junge etwas erwidern konnte, saß er auf dem Rücken eines Pferdemenschen und klammerte sich mit aller Macht an dessen Brust, damit er nicht herunter fiel. Als der Junge am nächsten Morgen erwachte, wollte er gleich seinem Vater von seinem Traum erzählen. Doch seine Mutter sagte ihm, dass dieser schon zur Arbeit gegangen sei. Eigentlich ging er gern zur Schule, aber heute dauerte alles scheinbar doppelt solange und immer wieder wurde er von den Lehrern ermahnt, weil er mit seinen Gedanken wo anders waren. Seine Gedanken trugen ihn wieder ins Traumland zurück. In das Dorf voller fantastischer Wesen. Überall wuchsen die duftenden Wildblumen, die Häuser waren in freundlichen Farben gestrichen. Die Leute waren alle total nett zu ihm und boten ihn Milch und Kekse an. Auf den Wiesen grasten Einhörner und geflügelte Pferde. Scheue Wesen, die sich von niemand außer ihren Besitzern anfassen ließen, aber um so schöner anzusehen waren. Neben scheinbar normalen Menschen wohnten auch Feen mit durchscheinenden Flügeln, glitzernde Elfen, winzige Kobolde, riesige Trolle und noch viele andere lustige Gestalten dort. Er erfuhr, dass die Pferdemenschen Zentauren hießen und eine Art Friedenswache waren. Sie patrouillierten an der Waldgrenze, damit niemand das Unheil über das friedliche Traumland bringen konnte. Nach dem Abendessen stürmte er zu seinem Vater ins Arbeitszimmer, um ihm alles zu erzählen. Mit sanften Lächeln und liebvollem Blick hörte er seinem Sohn zu, wie er aufgeregt von einer Welt schwärmte, die er selbst als Kind so sehr geliebt hatte. „Sag Vater, du glaubst mir doch?“, fragte er unsicher als er endlich fertig war. „Aber natürlich, schließlich hab ich dir doch von den magischen Kräften der Mütze erzählt“, versicherte er seinem Sohn. „Woher wusstest du denn davon?“, wollte der Sohnemann wissen. „Tja weißt du, ich war als Kind auch oft ihm Traumland und habe viele tolle Abenteuer erlebt.“ Der Junge bekam große Augen und der Vater erzählte ihm die Geschichten, die er mit seinen Traumland-Freunden erlebt hatte. Eine handelte von einer wilden Jagd eines Brotdiebes, eine andere von einer Schatzsuche. In der nächsten mussten seine Freunde und er eine seltene schwarze Mohnblume finden um einen Heiltrank für eine alte Elfenlady zu brauen, die schwer krank danieder lag. „Und ich habe noch viel mehr erlebt, aber darüber ein anderes mal mehr, denn jetzt ist erst einmal Schlafenszeit“, schloss der Vater seine Erzählungen. „Okay, aber ich erzähle dir morgen Abend als erstes, was ich heute Nacht erlebt habe. Ja?“ „Okay!“, erwiderte der Vater. Fröhlich sprang der Junge auf und verschwand durch die Tür des Arbeitszimmers. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)