Prolog
Plitsch, plitsch. Das Geräusch des beständig herunterfallenden Blutes war der einzige Ton, welcher das Schlachtfeld erfüllte. Wenn man genauer hinhörte, konnte man das schmerzerfüllte Keuchen einer Frau hören. Sie schien schreckliche Schmerzen zu haben.
Fassungslos hielt sich Pluto die blutende Schulter. Sie war getroffen. Warum nur? Warum hatte sie diesen, alles entscheidenden, Kampf verloren? Sie hatte doch all ihre Magie eingesetzt. Sie hatte gekämpft, wie noch nie zuvor. Aber nun? Nun kniete sie am Boden, zwischen ihren bereits geschlagenen Mitkämpfern, völlig hilflos und hatte schreckliche Schmerzen. Pluto hatte sicherlich schon viel zu viel Blut verloren, ihr Körper war völlig entkräftet von den zahlreichen Wunden, und ihre Magie war erschöpft.
Plötzlich trat er vor sie. Der, der dies zu verantworten hatte. Pluto hob mühsam den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Wie gern sie doch aufgestanden wäre und ihm ins Gesicht gespuckt hätte, ihn angeschrien oder geschlagen hätte. Aber sie konnte nicht. Lediglich ein Röcheln verließ ihren Mund und ihr Gegenüber lachte höhnisch auf. Plutos Wut steigerte sich ins Unermessliche. Wie konnte er es wagen, sie auszulachen?
"Pluto... Wie tief du nur gesunken bist", hauchte ihr Gegner boshaft grinsend. Die Angesprochene konnte nichts tun, außer zu knurren. Selbst dabei verschluckte sie sich an ihrem eigenen Blut. "Ich mache dir einen Vorschlag, Pluto. Ich werde dich verschonen. Jedoch musst du etwas für mich tun", schlug ihr Gegenüber vor. Pluto hustete.
"Töte Rin."
Die Frau riss ihren Kopf nach oben und mobilisierte ihre letzten Kräfte, um zu schreien: "Lieber sterbe ich, als dass ich meine Freunde verrate!", brüllte sie.
"Wie du meinst", knurrte der Mann wütend, bevor er einen schwarzen Strahl purer Energie auf Pluto abschoss.
Das Letzte, was man von Pluto hörte, war ein animalischer Schrei voller Schmerzen
Ein Versuch der ganz besonderen Art!
Eine leichte Brise wehte durch die Kronen der Bäume, die letzten Tautropfen perlten von den Grashalmen und Vögel zwitscherten.
"Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst, oder?"
"Doch, vollkommen."
"Heiliger Bimbam."
"Das ist doch nur ein schlechter Scherz, oder?"
"Ich dachte, wir hätten das alles nur geträumt..."
"Scheint nicht so."
"Steh gerade, Jupiter. Du bist doch keine alte Frau."
"Ich fühl mich aber so."
"Das ist bedenklich."
Es ist so einiges bedenklich, dachte ich säuerlich, während ich die Szene neben mir betrachtete. Rai stand mehr schlecht als recht und machte den Eindruck, als hätte sie starke Rückenbeschwerden. Hinter ihr stand Rin und piekte ihr in den Rücken, was bei Rai aber keine große Reaktion hervorrief. Rin gab es schließlich auf und stellte sich mit Hoshi und Yoko vor uns auf. Ich schluckte; was kam jetzt?
"So, ihr seid hier, damit ihr eure Fähigkeiten und eure Magie besser kennenlernt. Zu diesem Zweck verwandelt ihr euch bitte", erklärte uns Hoshi freundlich. Also, so langsam fing ich an, ernsthaft an mir und meiner Wahrnehmung zu zweifeln. Entweder bekam ich starke Halluzinationen oder das, was sich vor meinen Augen abspielte, passierte wirklich. Yoko blickte uns auffordernd an: "Wird’s bald?", drängte sie uns.
Wir blickten uns alle schwer seufzend an. Es führte ja sowieso kein Weg vorbei. "Damit ihr nicht einzeln euren Verwandlungsspruch sagen müsst, könnt ihr auch einfach 'All Souls! Soulsilver!' rufen. Damit geht es schneller. Ihr löst also praktisch eine Gruppenverwandlung aus. Es funktioniert aber nur, wenn ihr alle zusammen seid", meldete sich die weißhaarige Rin erneut zu Wort. Wir nickten schicksalsergeben.
"All Souls! Soulsilver!"
Und es klappte tatsächlich. Als wir uns wieder dort befanden, wo wir waren, sah ich meine Freunde an. Wow, ich musste mir wirklich merken, wie wir vor unserer Verwandlung gestanden hatten, damit ich wusste, wer wer war.
"Nun, da ihr euch noch erst an eure magischen Fähigkeiten gewöhnen und euren Körper besser kennenlernen müsst, haben wir uns gedacht, dass ihr eure Kräfte mal ausprobieren solltet", erörterte Hoshi mit liebevoller Stimme. "Und wie machen wir das?", kam es genervt von Yuki, deren nun rostroten Augen gefährlich aufblitzten. Rin beantwortete dies gelassen mit einem Einfachen: "Werdet ihr dann sehen." Super, applaudierte ich in Gedanken.
Eigentlich fand ich ja diese 'Sache' ganz gut und irgendwie fing ich an, mein neues Äußeres interessant zu finden. Auch wollte ich unbedingt meine neuen Kräfte kennenlernen, aber doch nicht so. Würde das jetzt immer so laufen? Dass wir einfach mitten im Alltag in diese völlig abstruse Welt gerissen werden würden und in eine neue Rolle einnehmen müssten? Hatte uns eigentlich schon jemand gefragt, wie wir das fanden? Und ob wir überhaupt Lust zu dieser ganzen Sache hatten? Superkräfte mochten ja ganz schön und gut sein, aber wir hatten überhaupt nicht die Zeit dazu, um uns in lebensgefährliche Kämpfe zu stürzen und die Rolle des Helden zu bekleiden.
"Probiert alles aus, was euch einfällt. Überlegt euch was. Durch eure Verwandlung habt ihr nun ganz andere Körper, sie halten unglaublich viel aus und sie sind auf eure Kräfte maßgeschneidert", berichtete Yoko fröhlich. "Heißt das, wir können uns beliebig verprügeln lassen, ohne dass etwas passiert?", fragte die nun schwarzhaarige Sayo gelangweilt nach. "Nein, ganz so ist es natürlich nicht. Einige von euch sind nun imstande, mehrere Tonnen zu heben. Ihr habt alle unterschiedlichen Stärken. Ihr werden sie schon herausfinden", machte Hoshi Sayos Hoffnungen wieder zunichte.
Na dann, überlegte ich, müsste ich doch... besonders schnell rennen können!
Das musste in die Tat umgesetzt werden. Ich machte mich bereit, spannte alle meine Gliedmaßen an und schoss los. Oho! Es funktionierte ja einwandfrei. Ich war schneller als ein geölter Blitz. Meine Umgebung flog an mir vorbei, sodass ich nur noch einen Mischmasch aus Farben wahrnahm. Ich war wohl zu flott, um einzelne Farben wahrzunehmen. Ich hätte mir jedoch einen anderen Ort zum Rennen suchen sollen. Ich lief Gefahr, mit voller Wucht gegen einen Baum zu knallen. Wie schnell war ich jetzt bloß?
Auf einmal lichtete sich der Wald und vor mir lag eine Klippe. "Ah!", schrie ich und versuchte zu bremsen. Aber es klappte nicht. Die Klippe raste immer weiter auf mich zu und ich bereitete mich innerlich auf meinen Tod vor. Also, wem würde ich was vererben? One Piece könnte ich theoretisch an Masako weitergeben... Oder vielleicht an Sayo...? Nein! Eher an... Rai!
Jedoch konnte ich nicht weiter darüber nachdenken, bei wem One Piece besser aufgehoben war, da ich mit Schwung ins Leere flitzte.
Na herzlichen Glückwunsch.
Ich machte die Augen zu und probierte mit all meinen Kräften, nicht an den bevorstehenden Aufprall zu denken. Großer Gott, bitte rette mich irgendjemand!
Als hätte man meine Gebete erhört, schloss sich etwas um meinen Bauch und riss mich im Fall zurück. Es kostete mich große Selbstbeherrschung, nicht zu würgen und mein Mittagessen wieder auszuspucken. Ich öffnete die Augen, um zu erfahren, was mich denn da bitte gerettet hatte.
Zuerst nahm ich wahr, dass ich in schwindelerregender Höhe vor mich hin baumelte. Dann sah ich nach links. Lianen. Ich wurde von Lianen festgehalten. Wie bitte ging so was? Wer hatte mich aufgefangen? Meine Pupillen schossen nach oben und ich sah Misaki.
"Misaki, wie...?", hauchte ich fassungslos zu meiner entgeisterten Retterin herauf. Offenbar wirkte sich unsere Verwandlung auch auf unsere Sinnesorgane ausgewirkt, denn die Grünhaarige tat nichts anderes als verkrampft den Kopf zu schütteln: "Ich weiß es nicht!", piepste sie kleinlaut. Ich vollbrachte es, ein gezwungenes Lächeln aufzusetzen und sie ruhig zu fragen, ob sie es schaffen würde, mich wieder nach oben zu bekommen. Die Grünhaarige zuckte nur bestürzt mit den Schultern, was mich dazu brachte, laut seufzend den Kopf zu senken.
"Ich versuche es, aber ich kann nichts garantieren...", rief meine Freundin zu mir herunter. Ich nickte ergeben; es würde sowieso schief gehen. Ich kniff die Augen zusammen, um meinem Tod nicht direkt ins Auge sehen zu müssen. Aber das musste ich gar nicht. Als die Lianen rissen, bemerkte ich, dass Fallen sich genauso schlimm mit geschlossenen Augen anfühlte wie mit offenen.
Toll, jetzt würde ich also sterben. Na herzlichen Glückwunsch.
Magische Momente! Die Souls entdecken ihre Kräfte!
Ähm... Ja", kam es seitens Yoko.
"Was heißt hier 'Ähm Ja'?!", keifte ich drauflos. Was war bitte bei den Dreien schief gelaufen?! Makani hatte gerade laut aufgeschrien und alles, was denen Intelligentes einfiel, war 'Ähm Ja'?! Makani brauchte sicherlich Hilfe und zwar dringend! Misaki war der enthusiastischen Teenagerin zwar hinterher gerannt, aber, um es mal böse auszudrücken, sie war in Sachen 'Rettung und Hilfestellung' nicht unbedingt die Beste. Makani brauchte eine wesentlich 'hilfreichere' Unterstützung! Also so jemanden wie mich, der die Sache in die Hand nahm!
Ich spurtete drauflos, nicht auf das kollektive "Masako!" und das dreistimmige "Saturn!" achtend. Die konnten sich meinetwegen gern heiser schreien; mich würden sie nicht davon abbringen können, Makani zu helfen!
Tausende Gerüche strömten auf mich ein, während ich weiter durch das Waldstück lief. Alles wirkte intensiver, schärfer und klarer. Ich konnte Dinge wahrnehmen, die ich sonst nie bemerken würde. Ob es was mit dieser 'Magie' zu tun hatte? Ich war so damit beschäftigt, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, dass ich erst durch die Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht fielen, bemerkte, dass ich den Wald verlassen hatte.
Ich hielt an, um mich umzusehen: Gras, Baum, Klippe, Stein, weinende Misaki, Himmel... Weinende Misaki?! Warum zum Teufel weinte sie? Schnellen Schrittes lief ich zu der Jüngeren, kniete mich neben sie und sah sie an: "Was ist passiert?", fragte ich hart und ohne Umschweife. Das völlig verzweifelte Mädchen sah mich mit rot geschwollenen Augen an und schniefte herzzerreißend. Ich verdrehte die Augen. Musste Medo aus allem eine dramatische Seifenoper machen?
"Makani... Sie ist runter gefallen...", heulte Earth Soul auf. Meine Hände landeten schroff auf ihren Schultern und meine Finger bohrten sich in Misakis Haut. "Wo runter gefallen?", wollte ich harsch von der Weinenden wissen, während ich sie ein wenig schüttelte. "Da", wimmerte sie schwach und wies langsam auf die Klippe.
Ich musste schlucken, bevor ich mit wackeligen Knien aufstand und zu dem Vorsprung lief. Als sich der gähnende Abgrund vor mich auftat, wurde mir leicht schummrig. Wenn Makani wirklich darunter gefallen sein sollte, was bei ihrem stürmischen Wesen gut sein konnte, dann...
Zur Probe bückte ich mich, suchte mir einen Stein und ließ ihn den gähnenden Schlund hinunterfallen. "Aua! Sag mal, spinnst du?!", kam es prompt als Antwort, als der Stein etwas traf. "MAKANI!!!", brüllten Misaki und ich gleichzeitig voller Erleichterung. Erst einmal tat sich nichts. Dann kam uns ein leichtes Lüftchen aus dem Abgrund entgegen, welches sich zunehmend verstärkte. "Makani?", rief ich zu der Gefallenen herunter. Nichts, außer dass sich das leichte Lüftchen inzwischen zu einem starken Wind entwickelt hatte. "Makani!", schrie ich nun unglaublich laut, um das Tosen des Windes übertönen zu können. Langsam wurde ich panisch. Woher kam dieser Wind? Urplötzlich schoss etwas aus dem Abgrund hoch in die Luft empor und der Wind legte sich.
"Oh mein Gott", brachten wir beide nur heraus, als wir endlich erkannten, was dort oben mit ausgestreckten Armen und einem lauten "Juhu!", herumflog. Es war Makani höchstpersönlich.
"Ich wusste doch, dass sie es schafft", hörten wir es hinter uns, was uns dazu veranlasste, uns ruckartig umzusehen. Hinter uns standen unsere Begleiter und sahen sich das Spektakel näher an. "Gehört das zu ihren Fähigkeiten?", wollte Cho fasziniert wissen. "Ja, das ist ein Privileg, das nur dem Gott der Luft zugeteilt ist: Uranus", erklärte Rin mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck, "Uranus ist in der Lage, das Element Luft, welches den Wind einschließt, zu kontrollieren."
Was für eine Kraft... Während ich Makani bei ihren Flugversuchen beobachtete, dachte ich daran, dass wir gestern noch völlig normal gewesen waren. Also, wie man 'normal' auch betiteln wollte...
Angefangen hatte alles gestern, am 1. April. Das neue Schuljahr hatte begonnen und es war alles so wie immer. Misaki hatte bereits zwei Mal geweint, Cho hatte einen Wutanfall bekommen, Rai hatte sich, wie so oft, mit Makani in den Haaren, ob Fairy Tail nun eine Nachmache von One Piece war oder nicht. Nagisa hatte ihre Noten verloren, Ami überlegte, wer besser zu Naruto Uzumaki passen würde und wie sie am besten mit ihrem Bild beginnen sollte und Sayo hatte sich vollkommen in eins ihrer Spiele vertieft.
Wir bekamen unsere Stundenpläne und wir erlebten einen normalen Tag, bis... ja, bis mich der personifizierte Mond, Rin, besucht hatte, und mir eröffnet hatte, dass ich die Tochter von Saturn sei und ich nun die Aufgabe hätte, ihr Universum zu schützen.
Ich seufzte. Das hörte sich alles so an, als hätte ich gestern irgendetwas genommen. Total unglaubwürdig.
Ein lautes 'Paff' holte mich aus meine Verzweiflung. Ich sah auf, entdeckte die Quelle des Geräusches und lachte laut auf. Vor unseren Füßen lag eine leicht angekokelte Uranus Soul, deren Haare wüst in alle Richtungen abstanden. Ursache für dieses neue Styling war Jupiter Soul, die anscheinend herausgefunden hatte, wie sie ihre Kraft benutzen konnte. "Ich bin ja wie Lambo!!!", jauchzte Rai, die vor Freude einen Tanz aufführte. "Jupiters Kraft liegt in der Erzeugung von Blitzen und Donnern", erklärte uns Yoko, alias die personifizierte Sonne, mit einem Lächeln. Makani stand murrend auf, tapste zu uns und werkelte an ihren Haaren herum. Sie wirkte, als hätte sie den Finger in der Steckdose gehabt.
"Seht mal!", rief Cho begeistert. In ihrer Hand tanzte eine kleine Flamme, die sie in eine Blume verformte. "Mars ist die Göttin des Feuers und der Hitze", kam es seitens Hoshi, "Ihr Gegenteil ist Merkur, die Herrscherin über das Eis, den Schnee und die Kälte." Alles blickte zu Yuki, die den Blick mit gerunzelter Stirn erwiderte. "Wie mache ich Eis?", erkundigte sie sich leicht entnervt. "Magie entsteht allein durch die Vorstellungskraft. Stelle dir es einfach vor", belehrte Hoshi Merkur Soul. Yuki sah noch einmal in die Runde und schloss dann die Augen.
Zunächst blieb es still. Jedoch, nach einigen Sekunden, fiel etwas auf Amis Nasenspitze. Schnee. Immer mehr rieselte, immer schneller, auf uns herab und der Boden war schon bald mit einer weißen geschlossenen Decke überzogen. Cho begann zu bibbern und rieb über ihre Oberarme, um sich warmzuhalten. Als der Schnee uns bereits zu den Knöcheln ging, räusperte sich Yoko, als Zeichen, das es nun genug war.
Yuki hob ihre Augenlider wieder an, realisierte, was sie gemacht hatte und sah sich staunend um, was zur Folge hatte, dass es sofort aufhörte zu schneien. "War ich das?", hauchte sie überwältigt. "Durchaus. Venus, die perfekte Gelegenheit, deine Kräfte auszuprobieren", wand sich Yoko an Ami.
Die Angesprochene nickte und streckte ihren Arm aus. Auf ihrer Hand, die sie so gekrümmt hatte, dass eine Kuhle entstanden war, bildete sich ein See. Wir alle traten näher, um uns kollektiv über die Hand zu beugen. "Was soll das sein?", fragte Misaki leise. "Licht. Venus Kraft basiert auf dem Licht." "Aber Licht ist doch nicht flüssig", stellte Nagisa skeptisch fest. "Ich glaube, ich kann es verschiedene Zustände annehmen lassen...", wisperte Ami und ließ einen Tropfen Licht auf den Schnee fallen. Als der goldene Tropfen die weiße Decke traf, schmolz dort der Schnee, verwandelte sich zu Wasser, dass auf Nagisa zuschoss und sie umkreiste.
"Oh!", erklang ihre Stimme und Nagisa streckte die Hand aus, um das Wasser zu berühren. Es schmiegte sich um ihre Hand, fast wie eine Katze. "Wasser richtig? Meine Magie liegt im Wasser, oder?", flüsterte Nagisa begeistert, als sich das Wasser in viele kleine Bläschen aufteilte.
"Ja, du bist Neptun. Göttin des Wassers und des Meeres", sagte die Göttin der Sterne, Hoshi.
Nach endlosen Stunden des Übens, welche nicht ohne Schmerzen vergingen, konnten wir von uns allen behaupten, dass wir unsere Magie halbwegs im Griff hatten. Ich hatte festgestellt, dass ich die Erde und den Sand kontrollieren konnte, während Sayo die Schatten und die Dunkelheit beherrschte. Alles im allem war ich schon zufrieden mit mir und meinen Äußeren. Ich hatte jetzt dunkelviolette Haare, was zunächst recht gewöhnungsbedürftig gewesen war.
"Souls, ihr habt heute sehr gute Arbeit geleistet. Wir sind stolz auf euch. Ihr könnt nun zurückkehren." Mit diesen Worten verabschiedete Yoko uns und die Umgebung um uns herum verschwamm.
"Denkt ihr, sie werden es schaffen?"
"Wir können nur hoffen. Sie müssen sehr viel lernen, bevor wir sie zu ihren Schutzplaneten schicken und ihnen ihre Begleiter vorstellen können"
"Kashinko könnte Kontakt mit ihnen aufnehmen."
"Können wir uns das leisten? Sie sind die Einzigen, die momentan kämpfen können."
"Wir müssen wohl. Kashinko?"
"Ja?"
"Nimm Kontakt mit Galaxy Force auf."
"Verstanden."
Ein unmögliches Unterfangen! Überzeugungsarbeit bei Yuki!
„Rai! Warum bist du zu spät?!", "Rai, was hast du so lange gebraucht?" und "Alles in Ordnung?", war das Erste, was ich zu hören bekam, als ich, nach Luft schnappend, bei meinen Freunden stehen blieb. Ich stützte die Hände auf die Knie und rang nach Atem, während sieben Augenpaare mit verschiedenen Ausdrücken auf mich herunter sahen. "Sorry, ich hatte noch einige Probleme mit den Jungs", brachte ich mühsam hervor. "Oh, was ist den passiert?", fragte Nagisa einfühlsam, während sie aus ihrer Tasche eine Wasserflasche kramte, sie aufdrehte und mir hinhielt, was ich aber lächelnd ablehnte. "Haru und Gin." war ausreichend, um für das obligatorische "Oh nein!" zu sorgen.
Gerade, als ich den morgendlichen Terror näher beschreiben wollte, hielt mich das Klingeln der Glocke auf. "Später, wir wollen den Unterricht ja ohne Albträume überstehen", kam es fies grinsend von Cho, was ihr einen Ellenbogenhieb in die Seite bescherte. Zusammen gingen wir gemächlich in Richtung Schulgebäude, bis ein gedämpftes "Seht mal, wer da ist!", von Ami dafür sorgte, dass wir alle stehen blieben. "Was ist?", murrte Makani genervt, die nichts mitbekommen hatte und mit voller Wucht gegen Sayo geprallt war. "Da vorne ist unsere Lieblingsfreundin...", teilte Masako der Jüngeren mit und wies mit ihrem Kinn in die entsprechende Richtung. Yuki war umringt von ihren Fans und 'Freunden', sodass sie uns nicht sah. Als sie sich jedoch umdrehte, traf ihr Blick unseren. Es war, als hätte jemand die Zeit eingefroren. Für eine kleine Ewigkeit starrten wir uns an, bis Suno uns herablassend ansah, sich überheblich umdrehte und prinzessinnenhaft mit ihrem Gefolge davon stolzierte. Dieses Verhalten führte bei Cho und mir dazu, dass auf unserer Stirn eine pochende Ader erschien und wir die Hände zu Fäusten ballten. "Wie gern ich dieser arroganten Scheißkuh die Visage polieren würde!", knurrte ich aggressiv. "Lass!", beschwichtigten mich meine Freunde sofort, "wir brauchen sie noch!".
Einige Sekunden zögerte ich noch, spielte immer noch mit der Versuchung, hinter Yuki herzurennen und ihr mal so richtig die Meinung zu geigen - in Rai-Manier natürlich. Das eindringliche "Rai Arashi!" brachte mich dazu, aufzugeben. "Ich will ja jetzt kein Spielverderber sein, aber ich würde sagen, wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir zu spät zu Physik...", informierte uns Masako mit harter und disziplinierter Stimme. "Oh verdammt!", schrien wir auf und rannten los, um nicht zu spät zu kommen.
Nachdem wir es doch noch rechtzeitig geschafft und die ersten Schulstunden überlebt hatten, klingelte es zur Mittagspause.
Die langsame Melodie erlöste uns geradezu von der ewig langweiligen Mathestunde, in der ich fast eingeschlafen wäre, hätte Masako mir nicht mit voller Wucht auf den Fuß getreten. Alle Schüler sprangen förmlich von ihren Stühlen auf, um ihre Bento verspeisen zu gehen. Wir blieben noch kurz sitzen, was uns einen tadelnden Blick von unseren Lehrer, Herr Matsuda einbrachte, der uns sowieso schon nicht leiden konnte, da wir ausnahmslos Lachanfälle bekamen, wenn sein Name fiel.
"Wir kommen gleich nach", teilte Ami dem Grauhaarigen mit, der seufzend den Klassenraum verließ. "Armer Lehrer... Er hat es auch nicht leicht…", bedauerte Misaki den älteren Herrn. "Ach was! Der ist das gewohnt, glaub mal!", beschwichtigte Cho unseren Zwerg. "Da wir das ja jetzt ausreichend besprochen haben, sollten wir uns zwei anderen wichtigeren Themen zuwenden", unterbrach ich die Diskussion.
"Welche?"
"Erstens, Masako ist mir in ihrer, nun ja... Zwangsdisziplin so dermaßen auf den Fuß getreten, dass ich glaube, nicht mehr laufen zu können. Und zweitens müssen wir mit Yuki reden."
"Weichei", kam es einstimmig von Masako und Cho, was ich aber geflissentlich ignorierte. Rache war ja bekanntlich bittersüß...
"Und wo soll Yuki sein?", hauchte Misaki angsterfüllt, gerade so, als hätten wir vor, den Drachen Acknologia aus Fairy Tail jagen zu gehen. "Yuki ist kein Monster", vernahmen wir auf einmal kalt von Sayo. Wir sahen sie verwundert an, denn es war äußerst selten, dass die Gamerin von sich aus etwas sagte.
"Stimmt. Los, lasst uns gehen."
"Ich weiß ja nicht..."
„Misaki!“
"Ist ja gut!"
Und so kam es, dass wir uns auf die Suche nach Yuki Suno machten. Makani hüpfte fröhlich vorweg, gemeinsam mit Misaki. Cho und Nagisa schlenderten gemütlich, während sie sich über Musik unterhielten. Masako und Sayo gingen schweigend nebeneinander her und ich wurde von Ami begleitet. Diese seltsame Prozession betrat den Schulhof und sah sich um. Keine Yuki aus dem 3. Jahrgang weit und breit.
"Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen?", schlug Makani enthusiastisch vor. "Wir können uns ja per WhatsApp in der Gruppe Bescheid sagen, wenn jemand sie gefunden hat. Wir alle waren mit der Idee einverstanden und teilten uns auf. Ami stolzierte in den Innenhof, Cho verschlug es zu den Turnhallen, Misaki sah sich bei den Clubräumen um und Nagisa sah in der Aula nach. Ich machte mich auf den Weg zur Mensa, Masako lief zu den leeren Klassenräumen des 3. Jahrgangs, Makani zu den naturwissenschaftlichen Räumen und Sayo ging zu den Computer-Räumen.
Makani: Habt ihr sie schon gesichtet? :)
Cho: Wir sind gerade mal fünf Minuten unterwegs, Idiot! -.-
Misaki: Ich hab sie bisher nicht gesehen... ^^'
Ami: Ich auch nicht. Es wäre ja auch zu viel von einer Zicke zu erwarten, dass sie sich für Pflanzen interessiert. <.<
Nagisa: Hier ist sie auch nicht. :(
Masako: Ich aber, Sie ist im zweiten Stock bei den Spinden. Allein. Beeilt euch!!!
Nach dieser Nachricht drehte ich auf dem Absatz um und flitzte unter schmerzerfülltem Keuchen los. Auf in die Schlacht!
Ich hetzte auf das Schultor zu, rannte dabei fast eine Gruppe von Schülern aus dem 1. Jahrgang um und raste zur Treppe.
Nachdem ich, um Luft ringend, im zweiten Stock angekommen war, erlaubte ich es mir, langsamer zu gehen und meinen Fuß nicht mehr so stark zu belasten. Verdammt, das schrie nach Rache an der braunhaarigen Schülersprecherin! Ich schlurfte schwerfällig dahin und überlegte mir, wie ich am besten mit Yuki umgehen sollte.
Ich hatte leider noch kein Verhaltensmuster gefunden, das mir gefiel, als meine Freunde in Sicht kamen, die an der linken Ecke eines Nebengangs standen und sich leise miteinander unterhielten. "Hey, Leute", rief ich gedämpft aus und guckte interessiert in die Runde. "Sie ist da vorn", eröffnete mir Misaki mit einem Lächeln. "Immer noch allein", tönte es von Nagisa. "Und sie ist immer noch schwer beschäftigt, so wies aussieht.", informierte Makani mich. "Sollen wir?", erkundigte Ami sich. "Ja, ne?", nickte Cho. "Meinetwegen", stimmte die Schulsprecherin zu.
Wir bogen um die Ecke und liefen langsam auf Yuki zu, die den Kopf hob, als Makani "Hey, Yuki!", rief. "Ach, ihr schon wieder. Womit wollt ihr mich diesmal nerven?", seufzte die Grauhaarige entnervt. Wir blieben auf etwa anderthalb Meter Entfernung stehen und Masako trat vor. Und dann ging es los.
"Wir wollen wissen, warum du dich so gegen uns sträubst."
"Weil ich euch hasse."
"Warum das?"
"Das braucht keine Erklärung."
"Doch, ich würde gerne eine hören."
"Fein, dann sag ich euch was. Ihr seid ein Haufen von billigen Anime- und Manga Freaks. Anime und Manga sind etwas für Kleinkinder."
"Wenn das alles ist... Wir haben dir nie was getan, Suno. Ob du nun willst, oder nicht, wir müssen in dieser Sache zusammenarbeiten!"
"Mit euch zusammenzuarbeiten ist das Letzte, was ich will."
"Hast du überhaupt kein Verantwortungsgefühl?"
"Für was benötige ich bitte mein, nach deiner Sicht, fehlendes Verantwortungsgefühl?"
"Hast du dir nie Gedanken um die Leben gemacht, die du retten musst?"
"Diese Leben sind mir egal."
Mit diesen Worten nahm die 16-Jährige ihre Tasche auf und ging an uns vorbei. Ich wartete, bis sie in den Gang hinunter zu den Treppen eingebogen war und nickte dann andächtig mit dem Kopf: "Ja, ich sollte ihr eine reinhauen." Cho drehte sich sofort zu mir und zischte mich an: "Bist du bekloppt? So erreichen wir doch nie unser Ziel."
"Tja, aber so wie es aussieht, liegen unsere Chancen unter null", sprach die Blauhaarige geknickt. Misaki nickte: "Nagisa hat recht. Ich mag Suno nicht." Masako schüttelte den Kopf und sah Misaki eindringlich an: "Hier geht es nicht um mögen oder nicht-mögen sein.", erklärte sie, "Sondern um Zusammenarbeit." "Yuki wird niemals mit uns zusammenarbeiten, wenn sie ihre momentane Haltung nicht aufgibt", rief die Zeichnerin angesäuert, sowie verzweifelt. "Ami, du bringst es auf den Punkt", pflichtete ich ihr bei.
Ein lautes Lachen und ein "Is nich wahr!", unterbrach unsere Diskussion. Wir sahen uns verwirrt an und blickten in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Unsere Gesichtszüge entgleisten uns, als wir sahen, was Makani und Sayo veranstaltet hatten. Sie waren doch tatsächlich an Sunos Spind gegangen!
"Was macht ihr Vollidioten da? Was, wenn Suno zurückkommt?!", zischte die schwarzhaarige Tänzerin wütend. "Ach, Cho, beruhige dich! Sie wird schon nicht wiederkommen!", winkte die 14-Jährige giggelt ab. Sayo stand uninteressiert daneben, und sah in der Gegend herum. Masako schlug sich, wohl wegen der ganzen Absurdität der Situation, gegen die Stirn, ich seufzte, Nagisa lächelte nachsichtig, Ami und Misaki schauten entsetzt auf die lachende Reiterin, die gerade von der älteren Cho eins drüber bekam. Was hatten wir nur falsch gemacht, dass wir mit so einer Chaotin gestraft waren?
"Seht mal, was die Manga-Hasserin besitzt!", rief die jüngere aus, und griff hemmungslos in den Spind, was für ein einstimmiges Stöhnen führte. Makani steckte die Zunge aus dem Mundwinkel und zog angestrengt die Augenbrauen zusammen. "Ich habs gleich", brachte sie konzentriert hervor und mit einem lauten "Ahja", zog sie ihre Hand wieder heraus. In der Hand hielt sie etwas, für uns, Unfassbares.
Einen Manga.
Und nicht nur irgendeinen Manga, nein. Es war Beyblade. Ich ging ungläubig auf die Finderin zu und nahm ihr den Manga aus der Hand. "Das ist Beyblade Metal Fusion aus der Metal Saga...", murmelte ich nachdenklich und drehte den ersten Band in der Hand. "Ja, und sieh mal! Sie hat alles von Beyblade! Selbst diese Kreisel... Wie heißen die Dinger noch mal..? Achja, Beys!"
"Das hätte ich ihr nicht zugetraut", gluckste Masako hämisch und lief an Makani und Rai vorbei, um in den Aufbewahrungsort von Yukis Beyblade-Sammlung zu starren. "Wahnsinn..", hauchten drei Stimmen hinter uns, die zu Nagisa, Misaki, und Ami gehörten.
Als wir mit der Inspektion an Yukis Spind fertig waren, blickten wir uns gegenseitig an und nickten. Wir würden Yuki dazubekommen, mit uns zusammenzuarbeiten!
Leider verleitete uns die Schulglocke dazu, unser Vorhaben zu verschieben. Jetzt mussten wir uns nur noch durch eine Stunde Chemie und eine Stunde Naturkunde quälen, dann konnten wir Yuki erneut aufsuchen.
Leider hielt mich das Projekt 'Yuki', wie ich unser Vorhaben still und heimlich getauft hatte, so schwer in seinem Griff, dass ich nur am Rand etwas vom alten Rom mitbekam. Nur das laute "Arashi!", brachte mich dazu, aufzusehen. Ich saß mit Masako und Cho in der letzten Reihe, sodass erst einmal Orientierung benötigte. An der Tafel prangerte groß und breit das Kanji für Rhein und ich überlegte kurz. "Der Rhein...", stotterte ich etwas hilflos und sprang von meinem Platz empor, "Der Rhein... Der Rhein ist ein Fluss, der auf beiden Seiten Ufer hat!", brachte ich schließlich siegessicher heraus.
Zunächst herrschte Stille. Dann begannen einige, leise zu kichern, was sich so weit hochschaukelte, dass bald alle laut lachend da saßen. Makani weinte vor Lachen, Misaki war von ihrem Stuhl gefallen und Masako stütze verzweifelt ihren Kopf auf ihre langfingrigen Hände.
"Ach, Arashi... Du bist wirklich eine Marke!", giggelte unsere Lehrerin Aihara, was mich dazu brachte, mir verlegen an den Hinterkopf zu fassen. Dennoch grinste ich breit und lachte schließlich über mich selbst, während ich mich wieder setzte. So war ich halt.
Die Chemiestunde überstand ich jeweils pannenlos, im Gegensatz zu Misaki, die es irgendwie geschafft hatte, zwei völlig ungefährliche Substanzen so zusammenzumischen, dass sie mit einem lauten 'Puff!' in einer kleinen schwarzen Rußwolke explodierten. Meine Freunde und ich wandten sich hustend ab und wedelten mit der Hand, um den lästigen Dunstschleier zu verflüchtigen. Was sich uns nun bot, wäre ein Foto allemal wert gewesen: Eine Misaki mit hochstehenden, schwarz angerußten Haaren, einem verdreckten Gesicht und einem Reagenzglas in der Hand, die uns verwirrt ansah.
"Hahahaha!", lachten wir alle, mit Ausnahme von Sayo und Masako, los und sorgten so dafür, dass wir im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Sensei Osaka ging schnellen Schrittes auf uns zu, um sich um Misaki zu kümmern.
"Musstest ihr mich unbedingt auslachen?!", quengelte die nun wieder grünhaarige Misaki vor sich hin, als wir am Schultor stoppten, und uns so hinter die Büsche stellten, dass uns niemand sah.
"Ja, und jetzt sei still, sonst hängen wir ganz umsonst in diesem Grünzeug!", wies Cho sie zurecht und sah gebannt zu der Schultür.
"Mann, ist das unbequem", stöhne Ami entnervt, die bereits seit mehreren Minuten mit einem Ast kämpfte, der ihr permanent ins Gesicht fiel. Schließlich wurde es mir zu bunt und ich brach den Ast einfach ab.
"Da!", zischte Masako und wies auf die Tür der Schule, die sich langsam öffnete. Heraus kam Yuki, ungewöhnlicher Weise allein. Keiner ihrer Fans lief ihr hinterher und ihre Clique war auch nirgends zu sehen.
"Warum ist sie allein?", wisperte Makani überrascht. "Ist doch wurscht, so ist es doch viel einfacher!", hauchte Nagisa, die auf einen Ast hockte, der Reiterin zu. "Stimmt", gab die Fragende zu bedenken, was ihr einen Schlag einer weißhaarigen Person auf den Unterarm einbrachte. Makani rieb sich den Unterarm und schaute die Gewaltanwendende schief an. Ami saß da und guckte zu Yuki, die sich bereits auf wenige Meter genähert hatte. Yuki griff in ihre Tasche und förderte ein großes, in eine eisblaue Hülle verpacktes Smartphone hervor und begann, geschäftig darauf herumzutippen. Dann hob sie das Handy an ihr Ohr und wartete kurz. Wir sahen ihr so gespannt dabei zu, als würden wir darauf warten, dass sie sich in ein Monster verwandelte. Als die Grauhaarige begann zu sprechen, hielten wir den Atem an. "Guten Tag, Alfred. Ich bin es, Yuki. Ich habe jetzt Unterrichtsschluss und bin gleich beim Training. Sie brauchen mich nicht abzuholen", unterrichtete die 16-Jährige den Mann am Ende der anderen Leitung.
"Wer-!", setzte Misaki an, wurde dann aber von uns allen aufgehalten, indem wir ihr die Hände vor den Mund legten. Misaki verharrte, nach einigen Sekunden des Widerstandes, still und wir lauschten weiterhin dem Gespräch zwischen Alfred und Yuki. Es war leider nicht ganz verständlich, was am anderen Ende der Leitung gesagt wurde, aber kurz danach lächelte der Eisklotz Suno und verabschiedete sich förmlich.
Als sie dann aufgelegt hatte und ihr Handy zurück in ihre Schultasche steckte, schulterte Yuki diese und schlenderte vom Schulhof hinunter. Wir verblieben einige Sekunden in unserer Stellung, bis die Blau-Grün-Äugige um die Ecke des Schulhofs verschwunden war.
Daraufhin brachen wir buchstäblich aus dem Grünzeug hervor und befreiten uns vom gröbsten Dreck. "Herrgott! Jetzt ist unsere Schuluniform hinüber!", seufzte es neben mir theatralisch und ich sah zu, wie die heißblütige Cho daraufhin die Nörglerin zusammenfaltete.
"Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun!"
"Entschuldige bitte, dass ich Wert auf mein Äußeres lege!"
"Dein Äußeres interessiert hier keinen!"
"Doch, mich! Und zwar brennend!"
"Ami, das ist jetzt egal", mischte sich Nagisa gut gemeint ein, was aber völlig in die Hose ging.
"Halt die Klappe!", war die Antwort der zwei Streitenden.
Das leise, aber bedrohlich: "Leute...", seitens Masako brachte die zwei Streithähne dazu, augenblicklich zu verharren und still zu sein.
"Hopp, hopp!", schrie Makani lachend und hüpfte beschwingt davon, was wir mit einem Seufzen quittierten, während wir dem HB-Männchen hinterherdackelten.
"So, wir sind dieser blöden Kuh ganze dreizig, ich betone, dreizig Minuten hinterher gelaufen und sie hat nichts Weltbewegendes getan", regte sich Cho auf, während wir hinter einer Hausecke standen und beobachteten, wie die blöde Kuh Yuki die Straße hinunterging.
"Herrgott noch mal, wir können doch nichts dafür. Reiß dich doch mal zusammen!", erwiderte Nagisa leicht angesäuert. Wir wussten, wenn die Musikerin genervt war, war mit der sonst so freundlichen Blauhaarigen nicht gut Kirschen essen.
"Leute, jetzt beruhigen wir uns mal und überlegen... Was ist hier den noch am Stadtrand von Horonobe?", gab ich zu bedenken. "Ähm... Die Rentier-Ranch, der Nationalpark und... sonst nicht, oder?", zählte Ami gewissenhaft auf, zögerte jedoch zum Ende hin. "Vielleicht reiten Yuki ja Rentiere!", grinste Makani vor sich hin, was Misaki zum Glucksen brachte. "Natürlich nicht", verwarf unsere braunhaarige Freundin ernst und sah unserem Überwachungsopfer hinterher, die fast außer Sichtweite war.
"Los, hinterher!", zischte Cho und lief gemächlich los, um die Weggehende im Blick zu behalten. Wir folgten ihr, wobei wir darauf achteten, nicht zu laut und zu auffällig zu sein. Masako grinste vor sich hin: "Ich komm mir wie Konohamaru vor, als er Naruto verfolgt..." Ich grinste unweigerlich: "Hat was davon, oder?" Masako nickte lächelnd. "Sie hat doch was von Training erzählt, oder?", japste Misaki, die nicht unbedingt die Ausdauerndste war. "Aber was soll man hier groß trainieren?", murmelte Nagisa vor sich hin. "Vielleicht wie man Rentiere zureitet!", kam es kichernd von dem Clown Makani.
Sayo blieb plötzlich stehen: "Nein. Hier ist noch etwas anderes, als die Rentier-Ranch und den Nationalpark. Hier ist das Eisstadion."
Yuki's Geheimnis! Die Galaxy Force tritt in Erscheinung!
Eis...Stadion?", echoten wir gleichzeitig. Sayo nickte. "Wie kommst du auf die absurde Idee, Yuki würde einen Sport betreiben, der auf dem Eis stattfindet?", harkte Cho mit genervter Miene nach. Sayo wies lautlos auf das riesige Eisstadion, welches unser Spionopfer gerade betrat. "Oh...", ertönte es von Cho und Rai erstaunt. Sayo sah man nichts an, während der Rest etwas fassungslos und mit offenen Mündern der älteren hinterher sah, wie sie mit einer Verständlichkeit die Eishalle betrat, die schon fast beängstigend war. Na super. Jetzt taten sich hier also noch mehr Abgründe auf.
Cho war sofort Feuer und Flamme: "Wir gehen da jetzt rein und reden mit ihr!", beschloss sie in einer Lautstärke, die meine Ohren penetrierte. Ich sah der, vor Wut zitternden, Ami ängstlich ins Gesicht. "Nicht streiten...", hauchte ich schüchtern. "Wir gehen!", bestimmt Masako mit einer solchen Unausweichlichkeit, dass selbst Makani, die im Hintergrund herumgealbert hatte, innehielt und sich wieder zu uns gesellte. Selbst die ruhige Nagisa, die sich etwas von uns entfernt hatte, um das Gebäude zu betrachten, trat wieder zu uns und lächelte wie gewohnt. Dies nahm sie mit einem zufriedenen Lächeln hin und joggte auf das große Gebäude zu. Sie riss die Tür der Eishalle schwungvoll auf und wurde von klirrend kalter Luft empfangen. Die Braunhaarige lief zügig drauf los, während wir mit eher gemischten Gefühlen die Eishalle betraten. "Arschkalt hier!", begann die Schwarzhaarige sofort zu fluchen, als wir das Gebäude betraten.
Ich ging als letzte und versuchte, ganz langsam zu laufen, um möglichst spät auf Yuki zu treffen. Aber die Mehrheit wollte es so, und ich hätte mir vor Wut in meinen Allerwertesten beißen können, weil ich den Mund nicht aufbekommen hatte. Ich sah zu Rai und Cho, die sich angifteten. Betrübt wandte ich meinen Blick ab. Ich wollte auch so werden wie sie. Ich wollte auch den Mut haben, schreien zu können. Jedes Mal aufs Neue nahm ich mir dies vor, nur um im entscheidenden Moment zu scheitern.
Meine Gedanken wanderten zu Yuki. Sie tat es auch. Gemein sein. Jenes, was ich nicht beherrschte. Zu oft kam ich mir schwach und unnütz vor. Warum konnten alle Nein sagen, nur ich nicht?
"Hey, alles okay?", drang die sanfte Stimme von Nagisa durch mein vernebeltes Hirn zu mir durch. "Hm?", machte ich verwirrt und ich sah mich um, bis ich dann dieses sanfte Lächeln sah, dass Nagisa so stark ausmachte. Ich seufzte schwer. "Ja, sicher", lächelte ich zurück. "Wenn etwas ist oder du ein Problem haben solltest, kannst du immer zu mir kommen. Das weißt du ja", versicherte mir die Blauhaarige verständnisvoll. Ich nickte und wollte zum Reden ansetzten, wurde jedoch unterbrochen.
"Leuties!", rief Rai lachend, die von hinten ihre beiden schweren, bemuskelten Arme auf unsere Schultern krachen ließ, was bei mir für Schnappatmung und ein Einknicken in den Kniekehlen sorge, und hinter uns in der Mitte lief. "Was ist los? Ihr guckt so traurig! Dabei werdet ihr bald Zeuge eines Jahrhundertgefecht!", lachte sie. "Du bist eine Niete im Aufmuntern, Arashi", tönte es blasiert von Cho, die weiter vorne lief.
"Oho, wie aufmerksam von dir!"
"Du bist ja nicht mal in der Lage, ein Relaxo zu fangen."
"Das liegt nur an deiner Inkompetenz als Ratgeber."
Ich musste unweigerlich schmunzeln. Die beiden benahmen sich teilweise wie ein altes Ehepaar. "Ruhe", herrschte unsere 'Anführerin' Masako die beiden an. Die beiden blitzten sich noch kurz an, was mir einen Schauer über den Rücken jagte, dann wandten sie sich zu ihr um.
"Ihr müsst etwas leiser sein, kapiert? Hier scheint heute nicht viel los zu sein", löste Ami die völlig gestresste und vor allem 'zerstörte' Masako ab. Ich sah mich beiläufig um und stellte fest, dass die Eishalle sehr modern gehalten war. Ich musste die Stirn runzeln. Was, bitte schön, tat Yuki hier? Die einzigen Sportarten, die mir auf Anhieb einfielen, die etwas mit Eis zu tun hatten, waren Eishockey und Eiskunstlauf. Und ich konnte mir bei bestem Willen keine Yuki in diesen Sportarten vorstellen.
Wir waren in der Zwischenzeit in der großen Halle angekommen, und schauten uns suchend nach Suno um. Makani rannte zur Bande und schaute über diese auf die Eisfläche. "Hm, komisch... Wo ist sie denn?", murmelte sie enttäuscht und sah sich prüfend um. Wir alle sahen etwas ratlos in der Gegend herum, bis Nagisa uns vorschlug, sich auf die Tribüne zu setzen und einfach abzuwarten. Keiner hatte dem etwas entgegen zu setzten, da eh niemand wusste, was er hier noch groß in der Landschaft herumstehen sollte. Also, gesagt, getan. Ich nahm als letzte neben Nagisa und Makani auf den höchsten Plätzen der Tribüne Platz.
Da ja irgendwie die Zeit vertrieben werden musste, fingen wir an, über unser aller Lieblingsthema, zu sprechen. Anime. Durch die Kabelei, die dadurch entstanden, verging die Zeit im Flug, und so erinnerten wir erst uns wieder durch eine weibliche, sehr disziplinierte Stimme, warum wir hier waren. Ich wand mich zu der Quelle des Geräusches und betrachtete diese.
Die Frau, die dort unten stand, war, geschätzt, Mitte zwanzig. Sie hatte braune, lockige Haare und sah, dank ihrer randlosen Brille, sehr streng aus. Des weiteren trug diese Frau eine blaue Sportjacke. trotz der Tatsache, dass ich mich anstrengte und versuchte, durch Zusammenkneifen der Augen mehr zu erkennen, schaffte ich es nicht.
Die Frau sprach mit... Yuki. Ja, da unten war Yuki. Moment mal! "Leute-", sagte ich, wurde aber unterbrochen. "Still", bekam ich den einsilbigen Befehl.
Wir hatten ja keine Ahnung, was sich in einem gewissen Paralleluniversum zusammenbraute...
"Kashinko?", rief Rin durch unser Hauptquartier. "Ja?", antwortete ich langsam und sah von dem Pergament auf, dass ich bis dato in der Hand gehalten hatte. "Hat sich die Galaxy Force gemeldet?", ich schüttelte den Kopf: "Nein", erwiderte ich ruhig, "Ich werde versuchen, sie noch einmal zu erreichen", versicherte ich ihr und sah sie an. Die Weißhaarige nickte und wandte sich ab. Ich sah ihr hinterher und ließ meine Gedanken kreisen. Sie machte sich bestimmt Sorgen, da die Galaxy Force nie hätte zum Einsatz kommen sollen. Vielleicht hätte sie niemals gewollt, dass es so weit kam, um die Galaxy Force zu aktivieren, jedoch... Wir hatten es mit übersinnlichen Gegnern zu tun, die man nicht ignorieren sollte. Die Sun System Fighters würden Rin hoffentlich die Sorge nehmen können. Aber nachdem was ich gesehen hatte... Ich musste mir ein amüsiertes Funkeln in den Augen verkneifen, als ich an das zurück dachte, was mir Yoko und Hoshi erzählt hatten.
Ich konzentrierte mich und leerte meinen Kopf bis auf einen einzigen Gedanken. Galaxy Force... Ich stellte mir die Gesichter genau vor und in mir breitete sich der Wunsch aus, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Da. Da war es, das typische Rauschen und Knistern, jenes immer entstand, sobald ich diese Art Kontakt aufnehmen wollte.
'Galaxy Force?'
'Was willst du, Kashinko?', antwortete mir die leblose und kalte Stimme Nikkis.
'Wo seit ihr?', fragte ich neutral zurück.
'Unterschiedlich', teilte mir Kimochi mit.
Ich nickte langsam: 'Seid ihr in der Lage, bildlichen Kontakt aufzunehmen?'
'Ja.'
Ich drehte mich um und entdeckte bereits das Flackern vor mir, dass die Hologramme der vier Kämpfer ankündigte. Ich musste nicht lange warten, dann erschienen die schemenhaften Gestalten der vier Frauen vor mir. Wie immer bei dem Anblick der Vier überkam mich eine Welle des Respekts und der Ehrfurcht. Ich schluckte und nickte ihnen als Gruß zu. "Schön, dass ihr es geschafft habt." Die Vier nickten langsam. "Ja", sprach Asuka, "Es war einzurichten." "Wie läuft es?", harkte ich nach, obwohl ich überhaupt nicht daran interessiert war. "Gut", teilte mir Kimochi mit ihrer sehr gewöhnungsbedürftigen Stimme mit.
"Das Dimension Trio hat die Sun System Fighters gefunden", ging ich auf den Grund der Kontaktaufnahme ein. Es war schon ein Wunder, die Galaxy Force nur etwas erstaunt zu sehen. "Ist dem so?", durchdrang eine eisige Stimme den Raum, der dafür sorgte, dass sich meine Nackenhaare aufstellten. In der Stimme schwang der Tod mit, was mich unwillkürlich zum Schaudern brachte. Shinoko hatte gesprochen. Ihre pupillenlosen Augen schweiften zu mir. Ich nickte. "Ja", brachte ich stockend hervor. Sie nickte. "Stellen sie sich gut an?", wollte Asuka lauernd wissen. Ich schüttelte den Kopf: "Nicht wirklich, nein...", gab ich zu.
"Und hier kommt ihr ins Spiel." "Wir?", wiederhole Nikki langsam und bedächtig. "Warum wir?" "Nun ja... Ihr seid die Elite auf unserer Seite. Und ihr könnt ihnen einiges an Magischen Wissen weitergeben", erörterte ich. Die Vier sahen mich ausdruckslos an. Kimochi ergriff als Erste das Wort: "Ich finde, dass das bestimmt lustig wird!", rief sie und lächelte. Asuka seufzte: "Dann bin ich auch dafür..." Ich sah Kimochi verwundert an. Ja, sie war zwar noch sehr jung, jedoch hatte ich bisher geglaubt, dass sie bei der Galaxy Force wenig zu sagen hatte, was aber offenbar nicht der Fall war, denn Nikki und selbst Shinoko stimmten nach kurzer Zeit zu.
"Gibt es Neues von unseren Gegnern?", wollte ich in Erfahrung bringen. "Wir haben erfahren, dass sich die Organisation Amania nennt.", erwiderte Nikki. "Mehr nicht?", bohrte ich nach. "Sie greifen ohne Unterlass weiter die neun Planeten an, die wir euch nannten. Besonders Tjalda scheint stark in ihrem Fokus zu liegen." Asuka sah mich, während sie diese Sätze sagte, kalt an.
Ich nickte. "Danke, Galaxy Force." Ich sagte diesen Satz als Beendung des Gesprächs, was auch so verstanden wurde. Die Außenlinien der Körper der vier Frauen verwischten, bis sie irgendwann ganz verschwunden waren.
Ich holte tief Luft. Tjalda also...
"Sie läuft tatsächlich Schlittschuh...!"
"Mein ganzes Weltbild ist zerstört..."
"Dieses Lächeln ist doch wohl nicht normal für Yuki..."
Fassungslos hatten wir auf die Eisfläche gestarrt, als wir entdeckt hatten, was sich da unten abspielte. Yuki hatte gelächelt, als sie elegant eine Pirouette auf dem Eis gedreht hatte. Und dieses Lächeln hatte unser Weltbild geschlagen und in Grund und Boden gestampft. Ich dachte an diesen Zeitpunkt zurück und wünschte mir, die Zeit wäre in diesem Moment stehen geblieben. Denn nun waren wir wieder vor dem Stadion und sahen etwas, naja, bedröppelt aus. Wir würden Yuki nur vom Training abhalten, war die Begründung gewesen, mit der wir vor die Tür gesetzt wurden, als wir Yuki ansprachen.
"Diese miese Kuh...", zischte es neben mir gefährlich und ich sah verängstigt zu der rotäugigen Cho. "Uns einfach rauszuwerfen... Was fällt denen ein?!" Cho kam mir wie ein brodelnder Orkan vor, der kurz davor war, auszubrechen. Cho war schon immer das temperamentvollste Wesen gewesen, was ich kannte. Und besonders rücksichtsvoll war sie nie gewesen...
"Beruhige dich", beschwor Masako leise und legte eine Hand auf ihre Schulter. "ändern können wir eh nichts", sagte Ami mit einem überheblichen Gesichtsausdruck. "Cho, es ist doch nicht so, als würde Yuki in der Eishalle wohnen...", beschwichtigte Nagisa die wild aussehende Cho. "Ja, und sobald sie raus kommt, nehmen wir sie auseinander!", grinste Rai vorfreudig, was ihr ein "Nein, werden wir nicht!", von Masako einbrachte. Niedergeschlagen blickte die Boxerin auf ihre Füße: "Ach man... Nie darf ich das", murmelte sie. "Du übertreibst maßlos. Wir können sie nicht schlagen, das wäre ja Körperverletzung", sprach Ami schnippisch. "Ähbäbäbäbää!", äffte die Angesprochene sie nach, was sie aber mit einem Schmunzeln tat.
Ich wollte gerade zu Makani sehen, die versuchte, an einen Apfel zu kommen, der von den Ästen eines Baumes hing, der vor dem Eisstadion wuchs, als mir plötzlich schwindelig wurde. "Hey...", nuschelte ich verwirrt, als mein Sichtfeld verschwamm. "Ist euch auch so schwindelig...?", fragte ich kraftlos, während ich vor mich hin torkelte. Die Antworten auf meine Frage hörte ich nicht mehr, denn mir wurde schwarz vor Augen. Ich schloss meine Lider und ließ mich einfach fallen.
Das Erste, was ich hörte, waren Vögel. Dann kam eine unbekannte Wärme hinzu, die man in Horonobe im September ehr selten fand. Ich runzelte die Stirn, als ich feines Gras an meinen Händen spüren konnte. Ich roch den Geruch von Holz und frisches Gras, was mich stark verwirrte. Dazu kam eine mir unbekannte Wärme auf meinem Gesicht, die mich dazu brachte, blinzelnd die Augen zu öffnen. Ich hörte das Surren von Insekten und eine leichte Brise strich durch die Blätter, die hoch über mir thronten.
"Hohllimohlli....", raunte jemand neben mir, und diese dunkle, männliche Stimme konnte nur einer Person gehören. Rai! Wenn Rai da war, würde alles gut werden. Rai konnte mich bestimmt beschützen. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, in der ich die Blonde vermutete. Da saß sie, eine Hand an der Stirn und die Augen zusammengekniffen.
"Wo sind wir?", vernahm ich es hinter mir und so langsam verstand ich, dass alle da waren. Ich musste glücklich lächeln, als ich sie der Reihe nach ansah. Bis mein Blick auf das mürrische Gesicht einer ganz bestimmten Person fiel. "Yuki?!", schrie ich panisch und sprang auf. Dabei hatte ich leider vergessen, dass ich ja bis vorhin starken Schwindel erlitten hatte, und so knallte ich wieder auf meinen Hintern, was mich schmerzerfüllt zum Zischen brachte. Aber trotz dessen starrte ich Yuki weiterhin fassungslos an, was ihr ein "Tsk", entlockte. Ich rappelte mich auf, was ich ohne zwei helfende Hände von Rai und Masako nicht geschafft hätte.
"Besonders widerstandsfähig seid ihr ja nicht...", lachte jemand hinter uns und wir sahen uns alle gleichzeitig um. Yoko hatte sich hinter uns aufgebaut und grinste so breit, dass ich das Gefühl hatte, die Grinsekatze aus Alice vor mir stehen zu haben. "Ähm, was bitte machen wir hier?", fragte Ami in einem derart schnippischen Ton, dass ich mich etwas hinter Rai verkroch. "he, Zwerg, was machst du da?", raunte sie mir zu. "Mich verstecken..."
Makani sah sich um. "Heh, ich glaub, wir waren hier schon mal", stellte sie freudig fest. Rin, die derweil hinter der Goldhaarigen aufgetaucht war, schüttelte verständnislos den Kopf. "Tut sie nur so unterbelichtet?", harkte sie trocken nach. Nagisa sah sie mit einem Lächeln an: "Nein, leider nicht."
"Ihr seit zum Training hier, was denn sonst?", lächelte die große Frau, um Amis Frage zu beantworten. "Schon wieder?", rief Cho ungläubig aus. "Ja 'schon wieder'.", sagte Rin, die heute anscheinend ihren trockenen Tag hatte.
"Och nö...", maulte Makani. "Los, keine Müdigkeit vorschützen! Ihr müsst schließlich ein Universum retten!"
Ein nervenaufreibendes Training! Ein sehr spezielles Paar tritt auf!
Verdammte Axt, der Typ hat einen verfickten Fächer! Und so einen geilen Hut, man!", rief ich laut und hüpfte vor Aufregung auf der Stelle, "Ich mein, hallo?! Das macht ihn wohl zum besten Bleach-Charakter!" Ich fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum, während ich unachtsam das Bokutō fallen ließ. Rai, die mir gegenüberstand, musste unwillkürlich grinsen: "Uhhh, ein Kisuke Fangirl!", grinste sie vor sich hin, "Macht er dich etwa an?", lachte sie. "Rai!", entrüstete ich mich. "Die Einzigen, die mich anmachen, sind ja wohl immer noch Grimmjow und Renji!", sagte ich inbrünstig. "Na? Bist du schon ganz feucht, Babe?", raunte Rai mit wackelnden Augenbrauen, was mich zu einem entsetzen Gesichtsausdruck zwang. "Was erwartest du?!", wütete die Blonde auf einmal los, die mit ihrem Holzkatana wüst herumfuchtelte, "Ich habe sieben Brüder, ja?! Da muss ich mir einiges anhören!"
"Wenn ihr beide mit euren Privatgesprächen so weit seid, könnt ihr ja mal weiter machen, nicht wahr?", schnaubte jemand entnervt hinter uns. Wir drehten uns zu einer völlig fertigen Hoshi, einer genervten Yuki und einer rot angelaufenen Misaki um, die auf einem großen Felsen mitten auf der Lichtung thronten. "Ähäm... Ja...", murmelte Rai und nahm das Schwert fester in die Hand. Innerlich alle mir bekannten schwertschwingenden Animefiguren verfluchend, bückte ich mich und nahm mein Holzschwert wieder auf.
Warum? Das war das Wort, dass ich mich in der letzten Zeit ziemlich häufig fragte. Warum nur ich? Wieso, ja, mein Hirn brauchte Abwechslung, deshalb wieso, musste ich ein Universum retten? Natürlich, es klang total toll und interessant. Wahrscheinlich auch spannend, aber ich wollte es nicht wirklich. Ich musste mich, genau wie alle anderen, den Worten Rins, Hoshis und Yokos unterwerfen, was aber nur daran lag, dass wir ja ohne ihre Magie nie wieder nach Hause kommen würden. Und ich war wirklich nicht daran interessiert, hier zu verhungern.
Also hieß es, den Schwertkampf zu trainieren. Und das war verdammt anstrengend. Ich hatte mir noch nie, selbst
beim Ballett, so oft die Arme verrenkt!
Ich schluckte und stellte mich standfest hin und wartete drauf, dass mich Rai wieder angriff. Und ich hatte so Angst, wie schon lange nicht mehr. Rai war mir im punkto Kraft und Stärke wesentlich überlegen. Mich würde es nicht wundern, wenn sie mich wie beim ersten Mal, einfach wegputzen würde. Ich schauderte bei der Vorstellung und umfasste das 'Schwert' fester.
Rai sah mir entschlossen entgegen und rannte auf mich zu. Ich hob das Katana auf Gesichtshöhe, um größere Schäden in meinem Gesicht zu vermeiden. Die Schwerter trafen mit einem dumpfen Geräusch aufeinander und ich spürte Rais rasselnden Atem auf meinem Gesicht, was mich etwas zusammenzucken ließ. Ich parierte dennoch den Hieb, indem ich das Schwert nach unten und gleichzeitig nach rechts drückte.
Hoshi hatte uns mehrfach demonstriert, wie die Kunst des Schwertkampfes in den Grundprinzipien zu funktionieren hatte, und wir vier merkten langsam, was auf uns zukam.
Rai reagierte schnell und ließ das Schwert wieder auf meins knallen. Ich taumelte etwas, erstaunt von der Wucht des Aufschlags und stolperte rückwärts. Rai sah darin ihre Chance und schlug mir das Bokutō aus der Hand. Nun stand ich ihr waffenlos gegenüber und ich schnappte vor Respekt nach Luft, als sie mir das Schwert an die Kehle drückte.
"Stopp!", lies Hoshi verlauten, die langsam auf uns zu kam. Ich ließ meine Augen zu ihr schweifen, unfähig mich zu bewegen. Rai senkte das Schwert und sah zu Hoshi. Diese blickte uns aus ihren goldenen Augen an. "Ihr macht eure Sache gut", lobte sie uns mit ihrem strahlenden Lächeln.
Ich sah zu Misaki und Yuki, die das Ganze bisher sehr gespannt verfolgt hatten, saßen geplättet auf dem Stein und starrten Rai an, als würden ihr Karotten aus den Ohren wachsen. Ich war nicht minder beeindruckt und versuchte gar nicht, dies zu verbergen. "Rai, wie machst du das?", rief Misaki überrascht aus und starrte die Blonde an. Diese drehte sich mit ihrem typisch frechen Grinsen zu Misaki. "Ich gehe öfters mal mit Aki ins Dojo", gab sie lächelnd zu, "Da schnappt man so einiges auf." Hoshi zog die Brauen in die Höhe: "Aki?", harkte sie nach. "Er ist mein älterer Bruder und trainiert schon sehr lange im Dojo", erörterte die Blonde.
"Achso!", lachte Hoshi, "Ich dachte, dein Freund!" Rai musste ebenfalls lachen: "Nene! Ich hab keinen Freund!" "Hätte mich auch stark gewundert...", murmelte Yuki gerade laut genug, um sie zu verstehen. Ich musste mitlachen. "Das wäre ja auch so, als würde man mit einem Mann zusammen sein! Die putzt dich doch runter, wenn du ihr schief kommst!", kicherte ich ausgelassen und musste nach Luft schnappen, als ich mir diese Situation bildlich vorstellte.
Misaki lehnte sich glucksend an Yuki, was diese mit einem genervten "Geht's noch?", abblockte.
Herrgott, dass konnte ja noch heiter werden mit uns.
Ami's PoV
"Musst du immer so fest zuschlagen?!", wütete ich, während ich wild mit den Armen in der Luft herumfuchtelte. Yoko lachte laut auf, was mich noch viel wütender machte. "Musst du so dumm lachen?!", brüllte ich die Sonne blöd an, was sie noch lauter lachen ließ. "Man, man, man, du bist vielleicht ne Nummer...", grinste die goldhaarige. Ich blitzte sie weiter sauer an, während ich an die letzten Stunden dachte. Wir machten das ja ach so tolle Krafttraining. Ziel des Trainings war es, dass wir lernten, unsere körperliche Kraft im Normalzustand zu vervielfachen. Zunächst hatten uns Rin und Yoko durch die Wälder unseres TrainingsPlaneten gescheucht. Danach hatte Rin aus Jux und Tollerei beschlossen, uns wilde Tiere auf den Hals zu hetzen. Und zu guter Letzt war ich diejenige, die das Privileg besessen hatte, die erste Leidende beim Schlagtraining zu sein. Wie ich erfahren hatte, besaßen wir einen ganzen Planeten, den wir kaputtbomben durften. Ein gewisses Akatsuki-Mitglied und einen gewissen Mafioso hätte das sicher gefreut, uns tangierte dies aber peripher, wie Rai in ihren guten fünf Minuten sagen würde.
"Machst du schlapp, Ami?!", brüllte Makani aufmüpfig zu mir herüber, was mich dazu anspornte, zu ihr zu sehen. Da saßen sie, meine besten Freunde und geiferten zu mir herunter, als wäre ich ihr Gott höchstpersönlich. Okay, Makani hätte Trafalgar D. Water Law niemals so angeschrien, aber... Egal. Masako und Sayo verhielten sich angenehm ruhig auf dem Baum mit den vielen Ästen, der uns als Sitzgelegenheit diente. Sayo saß ganz oben in der Krone, war aber dennoch an ihren Schulballerinas zu erkennen. Masako hatte unter ihr Platz genommen, Makani saß unterhalb von ihr und Nagisa saß an den Baumstamm gelehnt auf dem Boden.
Ich seufzte schwer. Dieses verdammte Krafttraining ging mir wirklich gegen den Strich. Immer wieder dasselbe. Und ich konnte förmlich die ganzen verdammten Hämatome spüren, die Yoko mir zugefügt hatte. Ich sah übellaunig zu der Lachenden und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sie von einem Blitz getroffen werden möge. Ach, ich sollte zusehen, dass ich Rai für so etwas immer in der Nähe haben sollte.
Plötzlich spürte ich eine fremde Hand auf meiner Schulter, die mich zusammenzucken ließ. "He, ich bis nur...", beruhigte mich meine Trainerin, "Du kannst aufhören", erlöste sie mich, was mich zu einem glücklich Lächeln brachte. Ich hopste beschwingt zu meinen Freunden und ließ mich neben Nagisa fallen. "Hast du es überlebt?", lächelte sie mich beschwingt an. Ich nickte erleichtert: "Und wie!"
Mit einem dumpfen Ton fiel der leblose Körper zu Boden. "Wie schwach...", spie ich die Worte förmlich aus und betrachtete beinah fasziniert das schillernde Blut an meinen Fingern. Die warme Flüssigkeit rann langsam über meine Hand und tropfte auf die tote Person vor mir. Ich sah von meiner Hand auf und blickte auf das Schlachtfeld vor mir. Ich stand inmitten eines Blutmeeres, das von unzähligen Leichen bedeckt wurde. Wie viele ich getötet hatte? Wer hatte schon mitgezählt. Hundert? Zweihundert? Ich wusste es nicht. Aber das Einzige, was ich wusste, war, dass ich Freunde dabei verspürt hatte. Die hilflosen Schreie, das Geräusch brechender Knochen und jener Ton, der entstand, wenn ich die wehrlosen Leiber vor mir mit meiner Hand durchstieß.
Langsam setzte ich mich in Bewegung und lauschte beinah verzückt dem melodischen Plätschern, das entstand, sobald ich auftrat. Ich blickte fast begeistert auf den blutgetränkten Steinfußboden. Unachtsam trat ich einen der unzähligen Körper vor mir beiseite.
"Wie lange schon?", fragte ich mit klarer Stimme die Person, die mich bereits seit geraumer Zeit beobachtete. Ich wusste genau, wer es war, das spürte ich an dieser Austrahlung, die so leblos und schrecklich war.
"Nicht lange", halte die emotionslose Stimme meines Beobachters von den Felswänden der riesigen Schlucht wieder. Ich nickte: "Wie weit bist du gekommen?" Ich spürte die Druckwelle der puren Stärke, die entstand, als meine Partnerin zu mir in die große Schlucht sprang. Ich blieb inmitten des Blutes stehen und drehte mich halb nach hinten.
Ich sah die schemenhafte Silhouette der Frau. Sah die Ringe, die sich über das Blut, bis hin zu meinen Füßen, ausbreitete. Spürte die Magie, die meiner mehr als ebenbürtig war.
Als Shinoko aus dem Schatten trat, sah ich in ihre toten Augen.
"Ich habe versucht, eine Magie zu finden, jedoch ohne Erfolg. Ich denke, sie sind ohne ein magisches Wesen hier", erklärte sie mit monotoner Stimme. "Das ist ungewöhnlich", gab ich langsam zurück und sah mich um. Die Uniform der Leiche vor meinen Füßen stach mir ins Auge und ich beugte mich langsam zu diesen einem der zahllosen Kämpfer. Ich strich beinah zärtlich über die drei verschnörkelten As. Sacht wischte ich die Blutflecken fort, die beim Kampf dort hinauf gespritzt waren.
"Was glaubst du, hat Amania vor?", durchbrach ich die Stille mit einem scharfen Flüstern.
"Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Aber bald werden wir es erfahren."
"Wie, neue Lehrer?", echoten wir alle fünf, als Hoshi uns zu sich gerufen hatte und uns eben dies verkündet hatte. "Nun, wir sind nicht direkt in der Lage, euch beizubringen, wie ihr eure Magie fokussiert. Das letzte Mal diente lediglich einer Art 'Einschätzung', wie gut ihr überhaupt seid", erklärte sie mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen, während sie auf dem Stein, auf dem sie schon die ganze Zeit über saß, herumrutschte. Wir saßen im Gras vor ihr und lauschten ihren Worten andächtig, ließen diese sacken, bis ich aufsprang und einen Zeigefinger auf sie richtete. Hoshi hob verwirrt ihren Kopf und starrte mich an: "Ist etwas?", hakte sie vorsichtig nach. "Gib es zu, wir sind gut!", schrie ich triumphierend, während sich ein beinah ekelhaft breites Grinsen im Gesicht hatte. Der Gesichtsausdruck Hoshis veränderte sich rasend schnell von verwirrt zu genervt: "Nein, ihr seid furchtbar. Etwas so Schlechtes habe ich noch nie gesehen", knallte sie uns die bittere Wahrheit um die Ohren, die einem nassen Scheuerlappen glich. "Was stellt ihr überhaupt für Anforderungen?! Wir können nicht alles so wie ihr oder unsere Vorfahren! Wie sollen wir denn bitte in so kurzer Zeit so gut werden?", platzte mir schlussendlich der Kragen, während ich mit den Armen herumfuchtelte.
Hoshi sah mich eine Weile ausdruckslos an, bis sie aufstand und mich ansah. "Und deshalb wird euch die Galaxy Force in der nächsten Zeit unterrichten."
Sun System Fighters und Galaxy Force! Eine ungewohnte Mischung!
Langsam ließ ich meinen Blick über die Kämpfer vor mir gleiten. Unaufmerksam war ich gewesen, als ich meinen Auftrag ausgeführt hatte und nach Informationen gesucht hatte. Zu meinem Leidwesen hatte ich auf keinerlei Geräusche geachtet, was eigentlich ein Anfängerfehler war. Aber durch eben diesen Anfängerfehler war ich erst in diese Misere geschliddert. Und nun stand ich hier. An einer riesigen Klippe, nicht weit entfernt von der scharfen Abbruchkante. Und vor mir mehrere, stark aussehende Amania-Kämpfer.
Ich spielte gelassen mit einem kleinen Stein, den ich vorhin aufgehoben hatte und nun in meiner linken Hand hielt. Ich würde meine Magie nur zu gern gebrauchen wollen, spürte das sehensuchtsvolle Ziehen in meiner Brust. Jedoch würde das seine Zeit dauern. Ich sah gerade noch rechtzeitig auf, um die Gegner zu sehen, die auf mich zurannten.
Er trug ein Schwert bei sich, das ich hochriss, während er auf mich zu rannte. Er war nicht alt, was ich an der Unschuld und Reinheit seiner Gefühle, die in seinen Augen tobten, erkannte. Diesen Sinn hatte ich noch nicht verloren, den Sinn für die Empfindungen der Lebewesen. Der Mann fühlte noch ehrlich, das war offensichtlich.. Nur leider war er in die Fänge Amanias gelangt. Eine weitere unschuldige Seele würde dieses Universum verlassen.
Der junge Angreifer sprang geschickt auf mich zu, drehte sich einmal in der Luft und ließ das Schwert auf mich niedersausen. Ich war ihm jedoch weit überlegen und umfasste die stumpfe Seite des Schwertes und entwand es mit etwas, meiner Meinung zu viel, Kraftaufwand den starken Händen meines Gegners. Ich schleuderte das Schwert von mir, während ich kurz darauf unter diversen Angriffen der Amania-Angreifer wegtauchte und mich mit Händen und Füßen gegen Faustschläge wehrte.
Es waren hoffnungslose Versuche, mich zu besiegen. Mehrere Kämpfer hatten bereits die Klippe passiert, waren hinuntergefallen und einige Kämpfer, die nicht so einfach zu besiegen gewesen waren, hatten meine Magie zu spüren bekommen. Langsam war ich genervt. Ich wollte eine Herausforderung! Einen Kampf mit Magie. Einen Kampf, in dem ich mich wieder einmal so richtig verausgaben konnte. Doch durch meine Genervtheit sah ich die Klinge nicht, die auf meine Seite zurauschte. Der brennende Schmerz ließ mich aufkeuchen, tauchte meine Welt in ein tiefes Rot, nahm mir die Empfindung, oben und unten zu unterscheiden. Blind vor Schmerz taumelte ich nach hinten, blinzelte, um meine Sicht zu klären. Als ich wieder halbwegs schemenhaft sehen konnte, blickte ich mich hektisch um. Nichts, außer karger Fels, Blut und Waffen. Reflexartig riss ich meine Hand zu der Wunde. Nicht besonders tief, aber schmerzhaft. Der Stoff meines Kleides war bereits blutdurchtränkt, was ich mit einem ärgerlichen Murren kommentierte.
Wie auf Kommando spürte ich urplötzlich eine starke magische Präsenz, ganz in meiner Nähe. Zischend fasste ich mir an den Kopf. Was war das? Diese Magie war meiner auf irgendeine Art und Weise ähnlich. Aber wie konnte das sein? Jede Magie war einzigartig. Es konnte allein aus physikalischen Grundgesetzen heraus keine Magie doppelt existieren!
Nein. Es waren zwei verschiedene Magien, die ich spürte. Die eine, die meiner so ähnlich war und eine Zweite, die mir völlig unbekannt war. Sie kamen aus... Asukas Richtung!
Schwerfällig setzte ich einen Fuß vor den anderen, versuchte, den Schmerz zu irgnorieren, der wir wie abermilliarden Nadelstiche erschien. Ich durfte keine Zeit verlieren, also rannte ich los, keuchend, stöhnend vor Schmerz. Die zwei mir unbekannten Energien waren stark, sehr stark. Ich zweifelte zwar keinesfalls an Asukas Kompetenz, jedoch... Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. Im Extremfall... hätten wir noch das Teleportion-Trio.
Flink sprang ich auf einen etwa fünf Meter hohen Felsen, sprintete über eben diesen und sprang auf den steinigen Boden unter mir. Ich kam strauchelnd auf, wimmerte vor Schmerz. Ich biss meine Zähne zusammen, um mich etwas von dem Schmerz abzulenken. Das Stechen der spitzen Steine an meiner Fußsohle nahm ich kaum wahr, als ich losrannte. Ich spürte, dass ich der Magiequelle immer näher kam und so beschleunigte ich noch einmal.
Uranus war wirklich beneidenswert gewesen. Sie konnte fliegen, etwas, was ich schon immer einmal aus eigener Kraft tun wollte. Nur leider lag meine Magie nicht im elementaren Bereich.
Meine Ohren nahmen Asukas gehetzten Atem wahr, als ich sie erblickte. Asuka kniete am Boden und hielt sich ihre Schulter. Ihre zweifarbigen Haare berührten ihre Schultern, als sie sich etwas krümmte und ihre, sonst so stahlgrau blitzenden Augen waren getrübt vor Schmerz. Ruckartig kam ich vor ihr zum Stehen und beugte mich zu ihr herab. "Was ist passiert?", wollte ich schweratmend von meiner Partnerin wissen, währenddessen ich ihr dunkles Blut von der Wange wischte. Etwas Spitzes drückte in meinen Zeigefinger, was mich dazu brachte, das Blut vorsichtig von der Fingerkuppe zu streichen und mir den Gegenstand näher zu betrachten. Glas. Ein kleiner Glassplitter. Aber woher kam er?
Urplötzlich vernahm ich Asukas dunkle Stimme, welche sich sehr schleppend anhörte: "Ich schätze, ich hatte grade das Vergnügen mit zwei Amania-Mitgliedern", grummelte sie missgelaunt, als ich ihre Schulter sanft betastete. Ich befühlte die Haut minimal und spürte auf einmal einen kleinen Knubbel unter der Haut. Ich zog etwas von der Kleidung weg und sah, dass es sich hier ebenfalls um Glas handelte. Glasmagie... Davon hatte ich noch nie gehört.
"Und mit was hattest du es zu tun?", keuchte Asuka, als sie auf meine linke Seite sah. "Das weiß ich auch noch nicht so ganz", gab ich leicht lächelnd zurück. Ich wollte nicht schwach wirken, Askua das Gefühl geben, schwach zu sein. Ich wollte ihr eine Stütze sein, also erlaubte ich es mir nicht, mich schwach zu zeigen. Aber als ich Asukas große Hand auf meiner Wange spürte, wie sie sanft hinüberstrich, sah ich in ihre Augen. Ein sanfter Blick begegnete mir, der von einem schwachen Lächeln begleitet wurde. Und augenblicklich fühlte ich mich geborgen. So wie immer.
"Wollen wir dann dem Teleportion-Trio Bescheid geben?", hakte ich nach und half Asuka dabei, wieder auf die Beine zu kommen. "Wenn diese Pappnasen auch überhaupt kommen...", grummelte sie angesäuert, worauf ich leicht kichern musste. "Asuka, wer glaubst du denn, wer wir sind?", hörten wir eine entspannte Stimme hinter uns, so dass ch mich mit Asuka schwerfällig umdrehte. Ich lächelte die drei an, die so locker auf dem Felsen saßen, als würden sie Tee trinken wollen. Mit einem Seitenblick auf Asuka, erkannte ich, dass ihre Gesichtszüge etwas entspannter geworden waren. Sie war schon eine gute Partnerin, wenn sie einmal aufgetaut war.
Missmutig stampfte ich durch den Wald, indem sich anscheinend die, ach so hochwohlgeborenen, Sunsystem Fightersbefanden. Neben mir lief eine, wie immer, emotionslose Shinoko, die diese wahrhafte Störung überhaupt nicht zu interessieren schien. Was bildete sich dieses verdammte Dimension Trio auch ein?! Glaubten diese drei kleinen Scheißer, dass sie mich, mich, überall hin scheuchen zu können?! Ich hatte in dem Moment, als diese Idiotin von Kashinko mich zu sich befehligt hatte, eine Person so wunderbar mit meinen Nadeln gequält. Es war fantastisch gewesen, diese herrlichen Schreie...
Nur Shinoko hatte mich wieder aus meinem Rausch heraus in die bittere und vor allem nervige Realität gebracht. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir überhaupt nicht auf diese stupide Aufforderung seitens dieser Spacken hören müssen. Ich hätte so gern diesen Menschen weiter in den Wahnsinn getrieben... Aber leider blieb mir dies ja verwehrt.
Manchmal hasste ich Shinoko. Sie war so ganz anders als ich. Unberührt und kalt, ganz wie Schnee oder Frost. Nur eines teilten wir. Wir zeigten beiderseits kaum Emotionen. Wir waren nur Partnerinnen geworden, da unsere Magien wuderbar hamoniert hatten. Ich liebe die Magie Shinokos. Sie war so rein, so klar, nicht so besudelt wie manch andere Magien. Zumindest in meinen Erinnerungen.
Knurrend griff ich zu meinem Dolch, zog ihn schwungvoll aus seiner Scheide und ließ ihn in meiner Hand wirbeln. Ich genoss das Surren, das entstand, als die scharfe, gebogene Klinge die Luft praktisch durchschnitt. Ich bemerkte nicht, wie der Dolch meine Lieblingsflüssigkeit absonderte und Shinoko an der Wange traf. Unbeteiligt wand ich meinen Kopf zu meiner Partnerin. Ein kleines, ovales Stückchen Haut hatte sich bereits verabschiedet und rosa glänzendes Fleisch trat an die Oberfläche. Das Fleisch wurde an mehreren Stellen bereits braun, verfaulte und fiel zu Boden. Nicht lange dauerte es, bis ich Shinokos Wangenknochen sah.
Meine Gegner, wenn sie mit dieser in Berührung kamen, schrien entweder vor Schmerz oder existierten bald nicht mehr, da sie dann weder Organe, Haut oder Muskeln besaßen. Shinoko zeigte jedoch keinerlei Reaktion. Wohl aus zwei ganz einfachen Gründen. Shinoko fühlte zum einem keinen Schmerz und zum anderen war Shinokos körpereigene Regeneration so derartig hoch, dass ihr solche läppischen Wunden nichts ausmachten.
Beinah fasziniert sah ich dabei zu, wie sich neue Muskeln über den Knochen zogen und sich schlussendlich Haut über die Wunde spannte. Dieser Vorgang faszinierte mich noch immer.
"Ah, da seid ihr ja", vernahm ich die klirrend klare Stimme Rins. Gelangweilt wand ich meinen Kopf in die Richtung, aus der dieser, in meinen Ohren, dieser hässliche Ton kam. Dieses Miststück ließ mir überhaupt keine Chance mehr, mich in irgendeiner Form zu artikulieren, da sie uns glorreich über den Mund fuhr: "Man wartet bereits auf euch."
Unruhig sah ich mich um. In mir kam das Gefühl hoch, beobachtete zu werden. In meinen Armbeugen bildete sich kalter Schweiß. Ich verspürte dieses mir unbekannte Gefühl zum ersten Mal. Es war, als würde mir jemand tausend glühende Nadeln in meinen Brustkorb stechen.
Meine unruhigen Pupillen nahmen nichts wahr, was mich hätte beobachten können. Jedoch blieb die Unruhe. Unsicher sprang ich von dem Stein, auf dem ich gesessen hatte und drehte mich einmal um meine eigene Achse.
Plötzlich spürte ich Atem in meinem Nacken. Kalten und leichten Atem. Mit einem erstickten Aufschrei fuhr ich herum und starrte in zwei weiße pupillenlose Augen. Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück und knallte mit meinem Unterschenkel an die moosbewachsene Seite des Steins. Zischend zog ich das Knie hoch. Trotz des 'sanften' Aufpralls hatte es weggetan. Autsch. Musste ich mir auch immer wehtun?
Vor mir stand eine Frau. Zumindest vermutete ich, dass sie eine war. Sie hatte diese grauenvollen Augen und trug eine Art Mütze, sodass ich ihre Haare nicht erkennen konnte. Gekleidet war sie in einen Anzug, der mich unwillkürlich an Neon Genesis Evangelion erinnerte.
"Wer sind Sie?", fragte ich so sachlich und beherrscht, wie es mir gerade möglich war. "Doch nicht etwa...", überlegte ich leicht entgeistert laut, "meine Trainerin?". Das riesige Geschöpf vor mir nickte leicht.
Earth. Die starke Kriegerin der Natur. Die, die keinen Partner benötigte, um einen ganzen Planeten zu beschützen. Eine Magierin, die ohne Weiteres ein ganzes Volk auslöschen konnte.
Das war Earth gewesen.
Das, was jedoch vor mir stand, war niemals in Einklang mit der allmächtigen Kriegerin zu bringen. Das kleine grünhaarige Etwas starrte mich verklärt an, zitterte und ich roch ihren Angstschweiß.
Langsam holte ich Luft und sah sie unverwandt an. "Wie heißt du?", fragte ich die Kleine, was bei ihr für starkes Schlucken sorgte. "Medo Misaki...", brachte sie leicht stockend hervor und sah mich mit der stummen Aufforderung in den Augen an, mich ebenfalls vorzustellen. Dies versagte ich ihr jedoch und sah sie weiter an.
Ich nahm keinerlei Magie in ihr wahr. Es wirkte so, als wäre sie... magielos, ja. So schwach und verletzlich sah sie aus. Was hatte sich das Dimension Trio nur dabei gedacht? Mir dieses Kind vor die Nase zu setzen, das den Anschein erweckte, überhaupt keine Ahnung von irgendwas zu haben. Sie wirkte noch zu klein, um überhaupt wissen zu können, was von ihr verlangt wurde.
Es war das allererste Mal, dass ich die drei vollwertigen Göttinnen nicht nachvollziehen konnte.
Desinteressiert sahen mich zwei stahlfarbene Augen an, was dazu führte, dass ich unwohl mit meinen Händen spielte. Ich hatte ein ungutes Gefühl, während die, vielleicht zwanzigjährige Frau auf mich zuschritt, die sich Asuka nannte. Makani half mir mit ihrer Anwesenheit auch nicht wirklich, Ruhe zu finden, da sie selber herumzappelte, als gäbe es keinen Morgen mehr.
Asuka war groß. Viel größer als Rai, die mich schon haushoch überragte. Etwas Bedrohliches ging von der Frau aus, die knapp einen Meter vor mir stand. Ich hatte Angst vor ihr.
Wer war diese Asuka, oder besser gesagt, was wollte sie?
"Bist du die Frau, auf die wir warten sollten?", fragte Makani neugierig. Die Angesprochene nickte.
"Ich werde euch in der nächsten Zeit unterrichten. Ich kenne keine Gnade. Ich erwarte Disziplin und Ausdauer. Wenn ihr euch Beschwerden wollt, könnt ihr gleich die Klappe halten, haben wir uns verstanden?"
Wir nickten steif. In irgendeiner Art und Weise fühlte ich, das Makani genau dieselben Emotionen verspürte.
Respekt, Angst und Unwohlsein.
Yuki
Grelles Licht drang in meine Augen, sodass ich unwillig murrte und mich zur Seite drehte. "Alfred!", knurrte ich müde und verbarg mein Gesicht unter der Bettdecke. „Yuki, es täte dir gut, jetzt aufzustehen, da es bereits neun Uhr ist und um elf dein Training beginnt."
Training, das hatte ich ja komplett vergessen. Konnte einem ja mal unterkommen, wenn man nebenbei dabei war, ein Universum zu retten.
"Ich komme dann sofort....", gab ich zurück und streckte mich, nachdem Alfred den Raum verlassen hatte. Ein fataler Fehler. Überall spürte ich die Folgeschäden von Kimochis Trainings. Frustriert stöhnte ich auf und rieb mir mit den Händen über mein Gesicht. Das würde.... anstrengender als gewöhnlich werden.
Dennoch stand ich auf und ließ mein Blick durch mein Zimmer schweifen. Marvel Comics, Manga, Bücher, Merchandise, Poster, Gamingzubehör, Anime und Filme. Alles, was das Nerdherz begehrte. Nochmal seufzte ich und dachte an die acht Chaoten. Sie waren es auch. Nerds. Aber sie machten keinen Hehl daraus, so wie ich. Selbst im Mutterland der Anime und Manga waren Otakus nicht gern gesehen. Sie galten als Faulenzer, etwas, was ich nie sein wollte. Sollten diese Freaks doch sehen, wo sie blieben.
Frisch geduscht und fertig angezogen stieg ich die mahagonifarbende Wendeltreppe hinab und betrat das Esszimmer. Alfred saß wie gewöhnlich in den Sommermonaten auf der Terrasse am Frühstückstisch und las Zeitung. Leicht lächelte ich. Es war beruhigend, diese Art der Routine zu erleben. Es war beinah so, als würde die Zeit uns niemals berühren, uns immer auslassen. Alfred war meine Familie. Alles, was ich hatte. Und ich war glücklich, dass es so war. Er war einfach immer da, sei es, wenn ich litt oder beim Frühstück. Immer war er da. Egal wann.
Als ich mich dazu setzte, legte er sofort die Zeitung weg. Der Geruch von Würstchen, Baked Beans und Rühreiern stieg mir in die Nase. Alfred kam aus Cornwall und hatte sich nie so wirklich mit dem japanischen Frühstück anfreunden können, sodass wir den Kompromiss geschlossen hatten, dass es am Wochenende immer britisches Frühstück gab, während er in der Woche seine heiß geliebten Kellogs und ich meine eingelegten Radieschen aß.
Ich warf einen Blick auf meine Tasse: "Zwei Schuss Milch und einmal umgerührt?", befragte ich den älteren Herren beinah misstrauisch, worauf dieser leise gluckste: "So wie immer, Ma'am." Ich schmunzelte aufgrund des Spitznamens. Er war in meinen jungen Jahren entstanden, in denen ich noch oft eine Krone aufhatte und mit einem Kinderzepter durch die Gegend fuchtelte. Krone und Zepter waren gegangen, Ma'am war geblieben.
"Sie brauchen mich nicht zu fahren", sagte ich zu ihm, als ich meinen Tee ausgetrunken hatte. Alfred lächelte mich daraufhin freundlich an. "Möchtest du laufen?", hakte er interessiert nach, ehe er sich ein Stück von seinem Würstchen abschnitt. "Fahrrad fahren", erwiderte ich nüchtern und lächelte leicht.
Der milde Frühlingswind umspielte meine Haare, als ich die stillen Straßen Horonobes entlang fuhr. Für April war es ungewöhnlich warm, was wohl an den klimatischen Bedingungen Hokkaidos lag. Hier waren die Sommer warm und die Winter bitterkalt. Ich spürte, dass ich sogar leicht schwitzte, also hielt ich an und zog meine leichte Jacke aus, unter der ich ein dunkelblaues Top trug. Und da spürte ich es das erste Mal. Rasende Kopfschmerzen, die meine Sicht verdunkelten und für eine gewaltige Übelkeit sorgte. Taumelnd ließ ich mein Rad los und kniff die Augen zusammen, um dem Scheppern des Rades etwas zu entfliehen. Verzweifelt versuchte ich, dem Würgreiz lange genug zu widerstehen, ehe ich auf die Knie sank und würgte. Halb verdautes Essen kroch meine Kehle hinauf, das widerliche Gemisch aus Magensäure und Baked Beans gelangte in meinen Mund, sorgte für ein Wimmern meinerseits.
Und plötzlich war es wieder vorbei. In meinem Kopf machte sich eine angenehme Stille breit, die ich so noch nie erlebt hatte. Schwankend stand ich auf, schaute benommen zu meinem Fahrrad. Es lag dort, völlig ruhig, so, als wäre es vorbestimmt, dass es dort liegen würde. Während ich so auf das Fahrrad starrte, überkam mich die Empfindung gleißender Panik. Hektisch sah ich mich um, versuchte herauszufinden, ob mich jemand gesehen hatte. Erleichtert atmete ich auf, als ich begriff, dass keine Menschenseele auch nur in näherer Umgebung war. Wenigstens etwas.
"Du bist spät", war die schroffe Begrüßung, die ich entgegen geschleudert bekam, als ich das Stadion betrat. Trainerin Summers stand an die Bande gelehnt vor mir, ihre Augenbrauen kritisch hochgezogen. Ich verbeugte mich entschuldigend: "Das kommt nie wieder vor", versicherte ich und blickte meine Trainerin entschuldigend an. Diese rückte seufzend mit geschlossenen Augen ihre Brille zurecht und wies mit der Hand Richtung Umkleidekabinen. Ich nickte und lief hastig dorthin, um meine Trainingshose, Oberteil und Jacke anzuziehen. Zuletzt zog ich meine weißen Trainingsschuhe an und stakste zur Eisbahn. Schnell öffnete ich das Tor und setzte meinen ersten Fuß aufs Eis. Kurz darauf folgte auch der andere, als ich die Tür hinter mir schloss. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich in die Mitte der Eisbahn glitt. Ein fantastisches Gefühl, ganz so, als würde ich nur dafür leben. Leichtfüßig wendete ich und fuhr rückwärts weiter. Ich breitete die Arme aus, und sah auf meine Füße. Das tat ich oft. Nur, um zu sehen, wie ich dahinglitt, ohne mich besonders anzustrengen.
Ich wusste schon seit meiner Kindheit, dass das Eiskunstlaufen meine Welt war. Es machte mich so glücklich, wie nichts anderes. Damals, als ich das erste Mal das Eis betreten hatte, tat sich mir eine völlig neue Welt auf, eine Welt zu meinen Gefühlen. Das Eiskunstlaufen ließ mich diese Welt ergründen, definieren und strukturieren. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde bei mir eine herausragende Balance und Körperbeherrschung festgestellt. Daher war ich beim Eiskunstlaufen geblieben. Es… vollendete mich.
Zudem war ich völlig ungebunden, was ich sehr genoss. Einige meiner Bekannten waren Duettläufer. Etwas, was ich niemals tun würde. Alleine war das Eiskunstlaufen sowieso viel besser. Sololäufer zu sein, war ein Ausdruck völliger Unabhängigkeit, Vollendung und Selbstbestimmung.
„Yuki!“, rief mir Trainerin Summers zu, die selbst in der Mitte der Eisbahn ihre Runden drehte, während ich außen herumfuhr. „Komm her!“, wies sie mich an und winkte mich zu sich. Schnell drehte ich ab und bewegte mich auf sie zu. Ich war gespannt, was mich heute erwarten würde.
Rasende Kopfschmerzen ereilten mich, als ich elegant in den Layback Spin glitt. Unsanft landete auf dem Eis und verdankte es erneut meinen Knieschonern, dass ich keine aufgeplatzten Knie davontrug. Zischend fasste ich mir an den Kopf, versuchte, an etwas anderes zu denken, als den Schmerz. Dumpf wummerte dieser in meinem Gehirn, fast so, als würde er aus seinem Gefängnis entkommen wollen. Ich schluckte hart, als ich hörte, wie die Kufen meiner Lehrerin über das Eis glitten. „Ach Suno…“, hörte ich sie sagen, als sie sich zu mir herunter beugte. Ich blickte auf, direkt in ihre grünen Augen. „Entschuldigen Sie“, gab ich gepresst zurück und sah auf meine Schlittschuhe. Das cremige Weiß war zerkratzt von den unzähligen Stürzen, die ich über die Jahre erlitten hatte. Die mich zu dem gemacht hatten, was ich nun war.
„Hör zu, Yuki. Ich schlage vor, wir holen das Training morgen nach, du ziehst dich jetzt um und ich gehe mit dir ins Eiscafé. Was hältst du davon?“, schlug mir Mrs. Summers vor, was ich mit einem Lächeln quittierte. „Klingt ganz wunderbar.“, gab ich sanft zurück und ließ mir von ihr aufhelfen.
Als ich die Kabinen betrat, kehrten die Schmerzen mit aller Macht zurück, sodass ich würgend zu den Toiletten stürzte.
Das Straciatellaeis hinterließ einen wunderbar cremigen Geschmack, als ich es hinunterschluckte, während mir die Sonne ins Gesicht schien. Ich lächelte leicht und löffelte weiter an meinem Eis herum, als ich Mrs. Summers dabei beobachtete, wie sie erfolglos versuchte, eine Wespe loszuwerden. „Weißt du, Yuki… Ich finde, wir sollten das Turnier in Betracht ziehen, welches hier bald stattfinden wird. Es ist eine gute Möglichkeit für dich“, sagte die ehemalige Eiskunstläuferin und sah mich an. Das Licht reflektierte sich auf ihrer Brille, sodass ich ihre Augen nicht ganz sehen konnte. Ich nickte bedächtig. Vielleicht war es eine gute Idee, es könnte mir helfen. Aber in Hinblick auf meine Berufung war es wohl eher hinderlich.
„Ich werde mit Alfred sprechen“, gab ich daher ausweichend zurück.
Kühle Luft umfing mich, als ich die Haustür aufschloss und den Eingangsbereich betrat. Schnell zog ich meine Schuhe aus und machte mich auf die Suche nach Alfred. Auf die Suche machen traf es ganz gut, da der ältere Mann fast wie ein Gespenst war. Er kannte dieses Haus besser als jeder andere und vermochte es mit spielender Leichtigkeit, plötzlich und lautlos hinter jemanden aufzutauchen. Meine Suche hatte jedoch schnell wieder ein Ende, da ich Alfred summend im Garten entdeckte, wie er den Weg harkte. Ich lächelte leicht, während ich meine Tasche neben das Sofa stellte und zur großen Glasfront ging, die die Terrasse vom Wohnraum abtrennte.
Langsam schob ich die Tür auf und betrat den Garten. Gemächlich schlenderte ich über den noch ungeharkten Weg und sah zu Alfred, der mich freundlich ansah. „Ein junges Mädchen war hier, die sich nach dir erkundigte. Sie sagte, sie wäre deine Freundin“, eröffnete er mir, was mich dazu brachte, verwirrt die Augenbrauen zusammenzuziehen: „Wie sah sie aus?“, fragte ich, während ich sein Gesicht musterte. „Jung, sehr jung, ich glaube, sie ist nicht in deinem Jahrgang.“, ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, welches sich sogleich bestätigte, „Sie hatte grüne Haare und grüne Augen.“
„Medo“, presste ich heraus und sah zur Seite. Was hatte sie gewollt? Woher wusste sie, wo ich wohnte? Ich hatte ihr doch zu verstehen gegeben, dass ich sie nicht mochte! Was suchte sie dann noch meine Nähe?
„Wie heißt sie?“, unterbrach Alfred meine Gedankengänge und blickte mich interessiert an. „Medo. Medo Misaki“, antwortete ich nach kurzer Zeit und blickte verstimmt in den Himmel. „Seit wann bist du mit ihr befreundet?“, bohrte er nach, was mich innerlich zum Knurren brachte. Befreundet, pah! Als ob! Freunde… ich hatte keine Bekanntschaften, die so tief reichend waren, als das man sie als Freundschaften bezeichnen konnte. Was bildete sich diese Person ein, so in meine Privatsphäre einzudringen?!
„Wir sind nicht befreundet“, widersprach ich mürrisch. „Würde es dir behagen, die Sachlage bei einer Partie Backgammon darzulegen?“, erkundigte sich mein Gesprächspartner schmunzelnd, sodass ich ebenfalls lächelte und nickte.
Die abendlichen Sonnenstrahlen tauchten das Wohnzimmer in ein angenehmes, ruhiges Licht, welches jedoch ausreichte, um lesen zu können. So reichte sie auch, um das Spielfeld zu erleuchten, auf dem ich gerade meinen Stein bewegte. Das Spiel dauerte bereits über eine halbe Stunde, was für dieses Brettspiel üblich war. So hatten wir Zeit gehabt, uns über Misaki zu unterhalten, beziehungsweise hatte ich die Möglichkeit, vehement abzustreiten, dass ich überhaupt irgendeinen tieferen Kontakt mit ihr pflegte. Das wäre ja schlichtweg furchtbar.
„Wie war das Training?“, erkundigte sich Alfred nach einiger Zeit emsiger Stille, die er aber geschickt genutzt hatte, um mehrere meiner Spielsteine galant aus dem Rennen zu werfen. Wieder einmal bewies er mir, dass ich ihm doch deutlich unterlegen war. Alfred war ein begnadeter Backgammonspieler, er hatte es mir damals mit großer Leidenschaft beigebracht. Seitdem spielte ich dieses Spiel beinah genauso gern wie er. Zudem waren diese Spiele perfekt, um Gespräche zu führen. „Gut, Mrs. Summers hatte die Idee, mich an dem Turnier teilnehmen zu lassen, welches hier bald in der Nähe stattfinden wird“, führte ich aus und sah ihn an. Seine beruhigende Art ging vollends auf mich über, ummantelte mich. Ich fühlte mich augenblicklich besser und konnte so das Wummern in meinem Kopf vergessen, das bereits seit Spielbeginn in meinem Kopf wütete.
Nachdem Alfred mich drei Mal eindrucksvoll in die Schranken gewiesen hatte und wir zu Abend gegessen hatten, saß ich nun vor meinen Laptop. Ich nahm gerade mein Tumblr Dashboard unter die Lupe, bemerkte das schöne Thorki-Bild und wollte gerade herunterscrollen, als ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde implodieren. Ich wimmerte auf, biss mir in meinen Knöchel, um nicht zu schreien und kauerte mich zusammen. Meine Sicht verschwamm erneut, ehe ich ins Hohlkreuz ging.
Und plötzlich sackte ich wieder zusammen. Mein Blick wanderte zu meiner Digitaluhr am Handgelenk und ich stellte verwundert fest, dass mein Anfall nur wenige Sekunden gedauert hatte. Stirnrunzelnd sah ich zu meinem Laptop und rutschte wieder an den Schreibtisch heran, um weiter Tumblr auseinanderzunehmen.
Meine Güte, deine mentale Stärke ist beeindruckend.
Ich stutzte und sah auf meine geöffneten Tabs. Kein Video schien zu laufen, und auch Musik hörte ich keine. Wo kam die weibliche Stimme her?
Ich bin in deinem Kopf.
Okay, das war definitiv krank, ich begann schon, mir Sachen einzubilden.
Ich bin keine Einbildung. Ich bin da, genau wie du. Ich heiße Kashinko und arbeite mit dem Dimension-Trio zusammen. Ich habe den ganzen Tag über versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen.
Warst du dann für meine Kopfschmerzen verantwortlich?
Ja, sie traten heute vier Mal auf, nicht wahr?
Ich nickte, ehe ich bemerkte, dass mir das ja nichts brachte, weil Kashinko nicht vor mir stand.
Ja, das stimmt.
Das war zu den Zeitpunkten, an denen ich ganz nah dran war, deine Verteidigung zu durchbrechen.
Meine Verteidigung?
Jedes magische Wesen verfügt über eine erhöhte mentale Stärke. So sind sie nicht so leicht zu beeinflussen. Deine ist wirklich sehr hoch, was aber bei Göttern normal ist.
Das saß. Das Eindringen in meinen Kopf war also möglich? Das gab mir zu denken. Jedoch fiel mir auch ein, dass Kashinko sicher nicht ohne Grund in meine Gedanken geplatzt war.
Was willst du eigentlich von mir?
Es ist an der Zeit, Merkur Soul.
An der Zeit für was?
Deine Bestimmung anzutreten. Hör mir jetzt ganz genau zu. Das Teleportation-Trio wird gleich ein Dimesionsloch erschaffen, also stelle dich bitte irgendwo hin, wo es nicht zu viel einsaugt.
Ich hatte noch nie so die Kontrolle über meine Gesichtszüge verloren, wie in diesem Moment. Was war? Dimensionsloch? Spinnten die jetzt total, oder was?
Ist dir noch zu helfen?, zischte ich in Gedanken wütend und zwickte mir nebenbei in den Arm, um auch ganz sicher zu gehen, dass die Stimme aus meinem Kopf verschwand.
Das ist kein Spiel.
Ich schluckte. Noch nie hatte jemand so ernst mit mir gesprochen. Ich wägte alles ab, überdachte meine Vor-und Nachteile. Malte mir die möglichen Folgen aus. Ich war mir der Gefahr bewusst, obgleich ich mir sicher war, dass ich mir nur einen winzigen Bruchteil vergegenwärtigen konnte. Doch letztlich siegte die Neugier.
Ich gehe zu meinem Spiegel, ginge das?
Falls du davor ungefähr einen Meter Platz hast, ja.
Ich sah zu meinem Spiegel und schätze den ungefähren Abstand ein. Ein Meter müsste hinkommen. Ich klappte meinen Laptop zu, und stand auf. Eilig nahm ich mir noch meine Jacke, die über der Stuhllehne hing und trat zum Spiegel.
Ich wäre dann so weit.
Sehr gut, mach dich bereit. Verspanne dich nicht allzu sehr. Bleib locker und ruhig, dann ist das Reisen durch ein Dimensionsloch angenehmer.
Betont langsam atmete ich ein und aus, versuchte so, mich zu beruhigen. Eine kurze Zeit hielt ich dies auch durch, bis vor mir etwas minimal aufblitzte. Das Aufblitzen verwandelte sich schnell zu einem, beinah grellen, Leuten, welches in sich zu rotieren schien. Es war praktisch eine Spirale aus purem Licht, vielleicht fünfzig Zentimeter im Durchmesser. Ungläubig begutachtete ich es und schaute probeweise einmal hinter es. Nicht besonders breit, wie sich herausstellte, sodass ich erleichtert aufatmete. Wenigstens das war ein Vorteil.
Wird das Ding verschwinden, wenn ich weg bin?
Durchaus. Sie werden das Dimensionsloch in einem nächstgelegenen Gegenstand versiegeln, sodass du es nach Belieben nutzen kannst. Lege den gewählten Gegenstand einfach unter das Dimensionsloch.
Schnell sah ich mich nach etwas Passendem um und entschied ich spontan für mein Handy. Ich müsste dann zwar erst mal rumexperimentieren, wie ich das Loch erneut öffnen konnte, aber das war ja jetzt nebensächlich. Geschwind zupfte ich es aus meiner Jeanshose und legte es unter das schwebende Gebilde.
Ich richtete mich auf und blickte in die Mitte der Spirale. Sie blendete nicht wirklich, obgleich von ihr ein unbestimmbarer Glanz ausging. Zögerlich streckte ich meine rechte Hand aus und berührte es sacht mit meinen Fingerspitzen. Ein kleiner Schauer jagte über meinen Rücken, aber ansonsten passierte nichts.
Mutig geworden tauchte ich nun mit der gesamten Hand in den Lichtstrudel und spreizte die Finger. Dort war... nichts. Ich hatte erwartet, dass ich bereits die andere Seite spüren würde. Aber dort war nichts. Stirnrunzelnd zog ich die Hand wieder hinaus und besah sie mir. Meine Finger kribbelten, als wären sie eingeschlafen, aber ansonsten spürte ich nichts. Schweigend legte ich meine Hand mit der Handinnenfläche an den Strudel. Und jetzt passierte was. Meine Umgebung begann zu verschwimmen, da ich in die Spirale gerissen wurde.
Und dann fiel ich.
Es war unangenehm und befremdlich, einfach so kopfüber zu fallen. Mein Gehirn drückte gegen meine Stirn, sodass ich glaubte, sie würde aufplatzen. Meine Augäpfel pressten sich aus ihren Höhlen, meine Kehle wurde staubtrocken und mein Körper fühlte sich mit einem Mal unheimlich schwer an. Verzweifelt versuchte ich, wieder in die Gerade zu kommen, mein Mund öffnete sich zu einem verzweifelten Schrei, bis-
Ja, bis ich mit einem lauten Scheppern landete. Unangenehm landete. Ich blinzelte, ehe ich mich mühsam aufrichtete. Blind für meine Umgebung, tastete ich nach meinem Untergrund, den ich ebenso wenig wahrnahm wie Geräusche oder Gerüche. Beinah erleichtert keuchte ich auf, als sich etwas Scharfes in meine Hand bohrte. Es wirkte wie ein Blitz, der durch meinen Körper schoß. Plötzlich wurde alles klarer und deutlicher, Töne schlugen auf mich ein, Düfte umhüllten mich. Auch verschwand die Schwärze vor meinen Augen, sodass es mir möglich war, mich umzusehen. Zunächst sah ich nicht viel, außer einen Lichtstrahl, der mich brutal blendete.
Blinzelnd wand ich mich ab, und suchte mit meinen Händen nach einer Möglichkeit, mich nach oben zu ziehen. Ich fand auch eine.
Jedoch keine besonders Ideale.
Es war eine Hand, warm und schweißnass, die meinen Oberarm schraubstockfest umschloss, ihn zusammenquetschte und verdrehte. Ich stöhnte vor Schmerz auf, was denjenigen, der mich festhielt, überhaupt nicht zu stören schien, da er mir irgendetwas zuzischte: "Los omo iyaau caafgh omo?" Verdutzt zog ich meine Augenbrauen zusammen, während ich versuchte, das Gesicht der eindeutig männlichen Stimme auszumachen. Ich scheiterte kläglich, spätestens als der Mann begann, mich brutal zu schütteln und mir dieselben Worte noch einmal brüllend entgegen schleuderte. Verzweifelt fing ich an, mich zu winden, wurde aber daraufhin so hart getreten, dass ich kreischend zu Boden ging. Pulsierender, brennender Schmerz durchzog meine Adern, meine Sicht wurde kurzzeitig wieder schwarz.
Dennoch hörte ich eine andere Männerstimme, die von weiter wegzukommen schien.
"Los onnoc?!"
Was war das bloß für eine seltsame Sprache? Was redeten die da?
"A orlo raaofc o ghamr!"
"Al cac so ghos af omo?!"
Erneut wurde ich brutal hochgerissen, eine vom Schmutz raue Hand umfasste mein Kinn und drückte es nach oben. Mein Nacken wurde überdehnt, als an meinen Haaren gerissen wurde und ich schrie vor Schmerz auf. Jemand blendete mich, sodass ich meine Lider schließen musste. Mein Versuch, mich aus dem Griff um meine Haare zu befreien, scheiterte kläglich, da der Mann noch heftiger an diesen zog, sodass ich noch einige verlor. Mein Atem, der die ganze Zeit über schon kurz und stoßweise erfolgt war, wurde noch schwerer, dass ich dem Gefühl erlag, zu ersticken-
"Lo saaurc narr om!"
Kurz, nachdem ich diese Worte vernommen hatte, wurde es plötzlich still. Ich hörte ein Klicken. Und dann überkam mich gleißende Panik, als kühles Metall an meine Kehle gesetzt wurde. Der Führer des Messers drückte leicht zu, auf dass meine Haut jeden Moment reißen müsste. Mein Verstand arbeitete wie wild, ich dachte hilflos an Alfred, an meine Eltern, sogar an Misaki und ihre Freunde.
Sollte es so enden? So... plötzlich? Vor meinem inneren Auge zog noch einmal mein ganzes Leben vorbei, so wie man es immer sagte. Ich kämpfte gegen die Tränen an, die mit aller Macht versuchten, aus mir herauszubrechen. Hektisch versuchte ich, Luft zu holen, meine Lungen brannten, die getretene Stelle pochte, mein Herz raste.
Ich hatte mich immer gefragt, wie sich Todesangst wohl anfühlen müsse.
Jetzt wusste ich es.