Wenn Hass vergisst zu hassen von Plixel ================================================================================ Prolog: -------- Feuer. Überall Feuer. Alles verschlingend zog es sich über die einst so grüne, lebhafte Stadt, die ich meine Heimat nannte. Hohes Kinderlachen konnte man dort vom frühen Morgen bis zum späten Abend vernehmen. Doch auch diese erheiternden Laute verschlang das Feuer, lies nichts übrig, außer die Klageschreie der Jenigen, die die einst blühende Stadt zudem betörenden Anblick gemacht hatten, welches man noch vor ein paar Stunden stilliegend im Gras beobachten konnte. Mittendrin, in diesem grauenvollem und doch auch faszinierendem Schauspiel stand ich. Mit tränenden Augen und triefender Nase sah ich meinem Werk entgegen. Ja, genau. Mein Werk. Ich hatte diese Zerstörung über meine eigene Heimat gebracht, auch wenn ich, mit meinen elf Jahren, in den Augen der Erwachsenen noch ein Kind seien mochte. In meinen Gedanken nach dem Zeitpunkt suchend, den ich dafür verurteilen konnte, meiner Stadt und den Menschen, die in dieser lebten, mit solch einer grauenhafter Tat zu bestrafen, sank ich auf meine Knie. Mir war, als würden ganze Meere meinen Augen entweichen, denn ich konnte einfach nicht aufhören so haltlos vor mich hin zu heulen. >Halt’ jetzt deine verdammte Fresse!< Schalt ich mich selbst, >Du bist ganz alleine daran Schuld, also sei ein Mann, steh’ auf und tu’ gefälligst irgendetwas!< Ich nickte, immer noch verstört, und stand auf. Mit nun wachem Verstand, sah ich mir das Haus, vor dem ich die ganze Zeit gehockt hatte, genauer an. Eisenstangen, Zahnräder, Messer und Schwerter ragten aus dem dunklen Holz hervor. Wie waren die denn da hingekommen? Ich durchforstete angestrengt meinen Kopf, bis es mir wieder einfiel. Die Gegenstände waren plötzlich zu mir geflogen, als mich die Nachbars Kinder mal wieder für meine große Klappe verprügelt hatten. Nichts besonderes eigentlich, hätten sie nicht angefangen wie wild über meine verstorbene ‚Hure einer Mutter’ zu lästern. Ich kannte sie zwar nicht, da sie kurz nach meiner Geburt gestorben war. Aber ich war mir sicher, dass sie ein guter Mensch gewesen sein musste. Diese Annahme und der Gedanke, sie für ihren Tod an dieser ungerechten Welt zu rächen, hielten mich davon ab in der trostlosen Welt, die mir mein dauerbetrunkener Vater bieten konnte, elendig unterzugehen. Und aus diesem Grund hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt entschlossen, den Anfang zu machen und mich zu wehren (aha, da haben wir auch schon den gesuchten Schuldigen) Doch plötzlich hörten die Kinder von alleine auf, auf mich einzuprügeln. Als ich meine vor Schmerz geschlossenen Augen öffnete, sah ich in die leblosen Augen meiner Peiniger. Mit Messern und ähnlichen metallischen Gegenständen waren sie durchbohrt. Ein wahnsinniges Lachen entlockte sich meiner trockenen Kehle. Erst leise. Dann immer lauter. An dieser Stelle verstummten meine Erinnerungen prompt, wenn ich versuchte, sie vor mein inneres Auge zu zerren. Also blieb mir nichts anderes übrig. Ich wand mich von meinem einstigem Heim ab, starrte nicht mehr wie besessen auf den verkohlten Körper des Mannes, welcher sich früher mein Vater geschimpft hatte. Ich wanderte ziellos umher und betrachtete mit zusammengebissenen Zähnen die zerstörten Häuser und verunstalteten Leichen, welche sich in ihnen befanden. Dabei beachtete ich die Hitze des Feuers gar nicht. Irgendwann kam ich an einem Haus vorbei, vordem viel altes Gerümpel stand. Ich schnaubte. ‚Willys Antiquitäten’ stand in verschnörkelten Lettern auf dem herabgefallenen Schild, welches mir zu Füßen lag. >Der alte Sack hat sich sein Ende redlich verdient!< Dachte ich mir. Der alte, mürrische Greis hatte mir immer irgendwelche Holzklötze vor die Füße geworfen, als ich an seinem Haus vorbei gerannt war, um mich vor irgendwelchen Leuten zu verstecken, die mir mal wieder mit ihren üblichen Beschwerden hinterher hetzten. Ich setzte ein Fuß auf die nicht mehr ganz so heilen Stufen, die zum Eingang des Lädchens führten. Ich schaute mich neugierig um, immerhin war es das erste Mal, dass ich diesen Laden betreten ‚durfte’. Und der stand nun schon neun Jahre hier. Das erste, was mir ins Auge fiel, war ein alter, aber gut instand gehaltener Spiegel. Ich trat vor ihn und betrachtete mich. Meine feuerroten Haare standen mysteriöserweise in alle Richtungen ab und eine Fliegerbrille hing mir locker um den Hals. Eigentlich hatte sie mir der Schmied geschenkt, als ihm aufgefallen war, dass mir oft ein paar lose Strähnen in den Augen hingen. Er hatte gemeint, es sei eine Art männliches Haarband. Nachdem ich es mit roten Wangen entgegengenommen hatte, strich er grinsend durch meine Haare und wünschte mir alles Gute. An diesem Tag hatte ich mein erstes Geburtstags Geschenk bekommen. Auch ihn hatte ich getötet, den einzigen Menschen, der je nett zu mir gewesen war. Ich blickte vom Boden auf und sah meinem von Tränen gerötetes Gesicht entgegen. >Jetzt hör’ aber mal auf! Das ist schon Jahre her!< Dachte ich mir zähneknirschend >Reiß’ sich verdammt noch mal zusammen!< Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und merkte, dass ich dabei meine Bemalung verwischt hatte. Ja! Bemalung, keine Schminke. Genervt aufstöhnend putzte ich mir mit dem nächstbestem Tuch die schwarzen Spuren von den Wangen. Meine goldenen Augen waren nach wie vor von schwarzer Kohle umrandet. Gut, wenigstens musste ich nichts neu aufmalen. Ich schaute wieder in den Spiegel. Mit der Schminke, äh, Bemalung und meinen nicht vorhandenen Augenbrauen sah ich ziemlich bedrohlich für mein Alter aus, genau nach Plan. Nun betrachtete ich auch meine dunkelroten, zu einem Grinsen verzogenen Lippen. Sie ergänzten mein Gesicht perfekt. Meine Nase war schmal und spitz, und zeugte von den harten Schlägen, die sie schon aushalten musste. Der Körper, auf dem mein Kopf trohnte, war jetzt schon ansehnlich gebaut. Flacher Bauch, breite Schultern, gefolgt von dünnen, aber muskulösen Armen. Ein hellblaues Top mit zwei Flicken an der rechten Seite zierten diesen Körper. Meine Hose hatte auch einen Flicken, der überhaupt nicht zu dem schwarz-gelb gestreiften Muster passte, aber was soll’s. An den Füßen war sie schon zerrissen, zeigte ein wenig meiner blassen Haut. Sie war definitiv zu blass, dafür, dass ich im Southblue lebte. Meine Schuhe waren nichts weiter, als kakifarbene Lappen, die schlaff an meinen Füßen hingen. Und trotzdem. Ich will und werde es niemals leugnen: Ich sah verdammt gut aus. >Irgendjemand wird mich, meines Egos wegen, wahrscheinlich einmal noch umbringen.< Dachte ich mir, immer noch grinsend. >Ach was, ein Eustass Kid wird von nichts und niemandem umgebracht!< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)