I want you by my side von Lelu ================================================================================ Kapitel 11: ------------ „Bist du fertig?“, wollte Erik wissen, der, ohne anzuklopfen, Charles Zimmer betrat. Charles schaute gerade aus dem Fenster und zuckte sichtlich zusammen, da er in Gedanken versunken war. „Ich bin fertig“, meinte er und wandte sich zu seinem Freund um. „Dann lass uns gehen.“ Sie hatten für heute den Angriff auf Labor M1 geplant. Erik hatte sich die Baupläne des Labors besorgt und herausgefunden, dass dieses den anderen fast eins zu eins glich. Der einzige Unterschied bestand darin, dass das Hauptgebäude nicht mit dem restlichen Gebäudekomplex verbunden war. Sie, oder besser gesagt Erik, hatte beschlossen dieses Mal gründlicher vorzugehen, was das Beseitigen des Labors anging. Er hatte sie Sprengsätze besorgt, die er in den Gebäuden verteilen wollte. Charles war nicht gerade begeistert gewesen, aber nichts weiter dazu gesagt. Sie hatten geplant ohne Hank zu fliegen, da dieser, seit dem Vorfall vor drei Tagen, nicht viel mit ihnen geredet hatte. Doch als sie zum Jet kamen, stand er davor und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Ihr wolltet doch wohl nicht ohne mich fliegen, oder?“ „Würde uns nicht im Traum einfallen“, entgegnete Erik sarkastisch. Charles lächelte nur. Er war sich sicher gewesen, dass Hank mit ihnen mitkommen würde. Er war ein treuer Freund und mittlerweile einer seiner engsten Vertrauten. Sie stiegen in den Jet und waren zwei Minuten später in der Luft. Ihr Weg führte sie in den Yellowstone Nationalpark, denn dort lag die Forschungseinrichtung M1. „Und du bist sicher, dass du sie alle einfrieren kannst?“, fragte Erik, nun schon zum gefühlten hundertsten Mal. „Ja, ich bin mir sicher. Ich muss mich mehr darauf konzentrieren, aber dann ist es wie vorher auch“, zum gefühlten dreihundertsten Mal, was man auch an seiner Stimme hörte. Erik sah ihn zweifelnd an, erwiderte aber nichts drauf. Er wusste, dass er von ihm keine andere Antwort bekommen würde, selbst wenn es eine gäbe. Stattdessen wandte er sich dem Radar zu. Sie konnten sich keinen ungebetenen Besuch leisten, weshalb ihr Radar auch einige Meter weiter reicht, als der Standard. Dennoch mussten sie ihn ständig im Auge behalten, damit sie anderen Flugzeugen und Jets ausweichen konnten. Deshalb konnte Erik es sich nicht leisten, ihn länger als wenige Sekunden zu beobachten. „Was ist mit dir los, Blauer? Du bist so still heute“, fragte Erik an Hank gewandt. Dieser knurrte bedrohlich und sah ihn von der Seite an. „Wie würde es dir gehen, wenn du deinen besten Freund und Mentor mit dem Typen im Bett erwischen würdest, von dem du gedacht hast, er wäre dein größter Feind?“ Erik zog eine Augenbraue hoch und erwiderte Hanks Blick. „Ich hab eigentlich gedacht wir sind Freunde. Ich sehe dich nämlich nicht als Feind. Ich trage nur den Kampf für unsere Rechte anders aus, als du oder Charles… zumindest habe ich das.“ Er weiß nicht ob er sich freuen oder mich für einen Verräter halten soll. Ich hätte nicht gedacht, dass ihn die Sache so mitnimmt. Erik sah Charles überrascht an. Wenn hier jemand ein Verräter ist, dann ja wohl ich. Immerhin bleibst du deinen Freunden und Zielen treu. Charles lachte leise und sah verständnisvoll in Hanks Richtung. Dieser hielt den Blick nach draußen gerichtet. Aber er wusste dass sie sich unterhielten, soviel las Charles noch in seinen Gedanken, dann zog er sich daraus zurück. Ich kann ihn verstehen. Ich würde wahrscheinlich genauso reagieren. Du hast auch für alles und jeden Verständnis. Sei froh! Charles zwinkerte Erik zu. Dieser grinste zurück und sah dann wieder auf den Radar. Er kam ihm seltsam vor, dass sie bis jetzt noch keinem anderen Flugzeug begegnet waren, aber er würde sich darüber nicht beschweren. Dennoch behielt er den Radar nur umso aufmerksamer im Blick. Er traute den Menschen einfach nicht. Sie waren einfallsreich, wenn es darum ging Dinge zu bauen, vor allem Waffen, die unbemerkt an einen herankommen konnten, um einen dann möglichst schmerzvoll zu töten. Er hatte es erlebt. „Wir sind gleich da, anschnallen bitte“, meinte Hank. Die Ansagen galt Charles, der sich während dem ruhigen Flug abgeschnallt hatte. Dieser legte den Sicherheitsgurt an und nickte ihm dann zu. Schon ging Hank in einen Sinkflug über. Sie rauschten tief über dem Boden dahin, bis Hank langsamer wurde und den Jet schließlich hinter einer Baumgruppe landete. Sie befanden sich in dem Teil des Yellowstone Nationalparks, der Roosevelt Country genannt wurde. Hier gab es fast keinen Tourismus, das perfekte Versteckt für eine Forschungseinrichtung. Sie verließen schnell den Jet und liefen zu der Baumgruppe. Von dort konnte man das Labor schon sehen und Charles erfuhr auch gleich, dass sich keine Wachen in ihrer Nähe aufhielten. Hier nahm man es mit der Umgebungssicherung wohl nicht so ernst, wie in Labor M3. Er saß auf dem Boden und hatte zwei Finger gegen die rechte Schläfe gelegt. Sie hatten seinen Rollstuhl im Jet gelassen, da er sie nur behindern würde. Wenn sie rennen mussten, würde Hank oder Erik ihn tragen, so wie sie es jetzt auch getan hatten. Sie mussten vielleicht schnell sein und da war ein Rollstuhl nicht wirklich nützlich. Erik zog die Riemen seines Rucksackes enger und wollte gerade loslaufen, als Charles ihn am Arm festhielt. Er drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. „Du willst mich doch hier nicht einfach so sitzen lassen, oder?“, fragte Charles. „Was?“ „Ich komme wenigstens bis zur ersten Grenze mit. Ich muss diesen ganzen Menschen einfrieren und je näher ich dran bin, umso einfacher wird es für mich“, erklärte der Kleinere. Das war ein Teil der Wahrheit. Der andere war, dass er Erik so lange wie möglich im Blick behalten wollte. Dessen Blick verriet, dass er diesen Gedanken sehr wohl auf Charles Gesicht lesen konnte. Allerdings versuchte er nicht ihn von diesem Vorhaben abzuhalten. Er wusste, dass das keinen Sinn hatte. Wenn Charles sich etwas in seinen hübschen Kopf gesetzt hatte, konnte man ihn nicht mehr so schnell davon abbringen. „Na schön. Aber dieses Mal muss Hank dich tragen. Ich kann nicht auf euch warten, wenn wir die Grenze erreicht haben. Ihr solltet so oder so ein Stück hinter mir bleiben, dann kann ich die Wachen…“ „Ich werde auch die Wachen einfrieren, keine Angst. Du musst niemanden töten!“, unterbrach Charles ihn. Außer deine Kräfte lassen dich im Stich. Ich bin lieber auf alles vorbereitet. Danke für dein großes Vertrauen. „Könnt ihr das bitte unterlassen? Ich höre gerne, was andere in meiner Anwesenheit miteinander reden“, mischte Hank sich ein. „Entschuldige. Ich lass es“, meinte Charles lächelnd. Hank nickte, zog ihn auf die Beine und dann auf seinen Rücken. Charles schlang die Arme um Hanks Hals und hielt sich fest so gut er konnte und wagte, ohne seinen Freund weh zu tun. Die Gedanken, die er von Erik hörte, ließen ihn grinsen. „Du wolltest mich nicht tragen“, sagte er laut und erntete einen vernichtenden Blick von Erik. Dann liefen sie los. Hank blieb immer wenige Schritte hinter Erik, falls etwas Unerwartetes passieren würde und das tat es tatsächlich. Sie waren noch nicht weit gelaufen. Der erste Zaun, den sie als Grenze bezeichnet hatten, war noch gute fünfzig Meter entfernt, als Erik plötzlich die Hand hob und stehen blieb. Mit gerunzelter Stirn sah er sich um. „Was ist?“, wollte Hank wissen und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, damit Charles nicht herunterrutschen konnte. „Diese miesen, kleinen Idioten. Euch werd ich`s zeigen“, murmelte Erik und machte eine ausgreifende Geste mit den Händen. Im nächsten Moment hätte man denken können sie wurden von Flugzeugen bebombt. Um sie herum flog alles in die Luft. Die Druckwelle riss Hank von den Beinen und bevor er es verhindern konnte, viel er auf Charles, dem es die komplette Luft aus den Lungen drückte. Dreck und Holzsplitter flogen durch die Luft. Doch so schnell das Chaos ausgebrochen war, so schnell war es auch wieder vorbei. Erik stand vor Hank und Charles und half ersterem beim Aufstehen. „Eine Vorwarnung wäre das nächste Mal vielleicht nicht schlecht“, meinte Charles, nachdem er wieder Luft bekam. „So viel zum Thema unbemerkt anschleichen“, knurrte Hank und klopfte sich den Dreck von den Kleidern. „Tut mir leid, aber wir wären anders nicht durch das Minenfeld gekommen.“ Hank schnaubte abfällig und nahm Charles wieder auf den Rücken, damit sie ihren Weg fortsetzten konnten. „Wenigstens wissen wir jetzt, warum hier keine Wachen unterwegs waren“, meinte Charles, als sie sich dem Zaun näherten. Im nächsten Moment erklang ein Ruf und Schüsse wurden laut. Erik und Hank zogen die Köpfe ein und suchten Schutz hinter zwei Bäumen. „Verdammt Charles, du wolltest sie doch einfrieren!“, rief Erik wütend. „Das war die Rache für deinen Bombenauftritt“, erwiderte Charles und legte zwei Finger gegen die Schläfen. „Okay, ihr könnt weitergehen.“ Sie fanden sechs Wachen die vor dem Tor des Zaunes standen. Auf einen Wink von Erik hin löste der Zaun sich, wie von Geisterhand, und fesselte die Männer. Charles spürte dass er sie am liebsten damit zerquetscht hätte und war froh, dass er es nicht tat. Als sie weitergingen befahl er den Wachen zu schlafen und das würden sie tun, bis er ihnen etwas anderes befahl. Genau fünfzig Meter weiter war der nächste Zaun. Dieser wurde von einer Truppe aus fünfzehn Männern und Frauen bewacht, welche Charles schon schlafen geschickt hatte, noch bevor sie am Zaun ankamen, da sie die drei schon ins Visier genommen hatten. Auch diese wurden von Erik gefesselt. Den nächsten Zaun überwanden sie mit der gleichen Taktik und standen dann vor dem Haupttor des Labors. Auf der doppelflüglichen Tür stand in großen Buchstaben M1. „Weiter kommt ihr nicht mit. Sucht euch hier draußen Schutz und wartet, bis ich wieder da bin“, meinte Erik, in einem befehlenden Tonfall. „Ich muss mich beeilen, wenn die Sprengsätze scharf gemacht sind und habe keine Zeit, auf euch zu warten.“ Hank wollte Einspruch erheben, doch Charles war schneller als er und nickte. „Pass auf und vergieß bitte nicht unnötig Blut.“ Erik erwiderte das Nicken, wandte sich von Charles und Hank ab und öffnete die schwere Eisentür mit einem Wink seiner Hand. Im nächsten Moment schlug sie hinter ihm zu. Charles deutete auf eines der Wachhäuschen, welche links und rechts des Tores standen. „Darin können wir uns verstecken.“ „Vor was eigentlich? Ich meine du wirst doch alle einfrieren, warum müssen wir uns dann verstecken?“, wollte Hank wissen. „Weil wir auf alles vorbereitet sein müssen. Diese Menschen haben schon unzählige Mutanten untersucht und wissen, wie sie sich gegen unsere Kräfte schützen können.“ Das sah Hank ein und ging zu dem Wachhaus, welches ihnen am nächsten war. Er trat die Tür kurzerhand ein und sah sich darin um. Kein Mensch war hier, die waren alles zum Zaun gerannt. Er setzte Charles auf einen Stuhl und machte sich daran die Tür zu verbarrikadieren. Dann wandte er sich zu Charles um. Dieser saß, mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht, am Tisch und fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Hank wusste, dass er ihn nicht stören durfte. Das Labor war sicher voll mit Menschen und es war für Charles schon schwer gewesen mehr als zwanzig einzufrieren, als er noch die komplette Kontrolle über seine Kräfte besessen hatte. Hank blieb neben der Tür stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Charles bekam es nicht mit. Er musste sich auf so viele Gedankenstimmen konzentrieren, wie noch nie zuvor. Außerdem war er die ganze Zeit bei Erik und half ihm dabei die richtigen Räume zu finden. Erik rannte währenddessen durch die Gänge des Labors und verteilte die Sprengsätze. Er achtete nicht auf die Menschen, die überall wie versteinerte dastanden und vor sich hinstarrten. Wie willst du sie eigentlich hier herausbringen, wenn du sie einfrierst? Lass das meine Sorge sein. Sorgt du nur dafür, dass unsere Brüder und Schwestern aus ihren Zellen und zu den Helikoptern kommen. Na schön. Wo lang? Erik wartete eine ganze Weile auf Charles Antwort, welche dafür aber umso genauer ausfiel. Den nächsten Gang rechts, dann gerade aus bis zum Ende, erste rechts, dritte links, die Treppen nach oben. Dann müsstest du vor einer Art Luftschleuse ankommen. Der Code um sie zu öffnen ist… Egal, sie ist aus Metall. Charles Gedankenstimme schwieg, während Erik sich Zugang zum Hauptgebäude verschaffte. Was er beim Betreten des ersten Raumes sah, jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken und Zorn und Hass durch seine Eingeweide. Er war in einen Experimentierraum gestolpert, in dem, an einer Wand, zwei Frauen und zwei Männer festgebunden waren. Ihre Arme und Beine hatte man mit Eisenfesseln gegen die Wand gekettet. Ihre nackten Körper waren Blutverschmiert und trugen unzählige Verletzungen. Das schlimmste aber waren die leeren, teilnahmslosen Augen, mit denen sie Erik ansahen. Es waren die Augen von Menschen, die ihre Hoffnung und Willen zu Leben schon lange verloren hatten. Er konnte ihnen nicht helfen. Dennoch befreite er sie von ihren Fesseln. Die vier vielen einfach nach vorn und blieben reglos am Boden liegen. Du darfst sie nicht hier lassen, Erik. Sie werden sterben. Und wie soll ich sie deiner Meinung nach mitnehmen? Ich kann keine vier Leute tragen. Charles schwieg wieder und Erik beschlich die Angst, er hätte ihn verärgert. Das wollte er nicht, aber es war doch die Wahrheit. Wie sollte er die vier aus dem Labor bringen? In solchen Situationen musste man eben Entscheidungen treffen und er entschied sich dafür, diejenigen zu befreien, die noch nicht aufgegeben hatten. Gerade als er den Raum verlassen wollte, standen die vier fast schon Synchron auf und folgten ihm. Erik zog eine Augenbraue hoch und musterte sie. An ihrem Blick hatte sich nichts geändert. Dann fing einer der Männer an zu sprechen und er wusste, was los war. „Ich bring sie raus. Befrei du die anderen.“ Erik nickte und rannte weiter. In den Zellen, die er als nächstes öffnete saßen unzählige Mutanten. Einige davon sahen ihn ungläubig, andere ängstlich, wieder andere rebellisch oder zornig an. Nur wenige richteten den Blick gar nicht auf ihn. In jeder Zelle wiederholte er die gleichen Worte. „Verschwindet von hier. Die Menschen können euch nichts tun. Im Innenhof stehen Helikopter. Steigt ein und wartet. Heute verschwinden wir von hier.“ Es gab viele, die zögerten, aber als sie die anderen sahen, die durch die Gänge rannten, fassten auch sie Mut und rannten zum Innenhof. Endlich fand Erik den Zentralraumund entriegelte alle Zellen. Durch den Lautsprecher machte er die Durchsage, dass alle frei waren, sich in den Innenhof begeben und dort auf die fünf Helikopter verteilen sollten. Er fügte auch hinzu, dass das Labor in einer halben Stunde in die Luft fliegen würde. Dann stellte er seinen Rucksack ab und verteilte zwei Sprengsätze in dem Raum. Mit den restlichen machte er sich auf den Rückweg. „Hank, mach die Tür auf“, murmelte Charles. „Was?“ „Mach bitte die Tür auf“, widerholte er etwas lauter. Hank tat was Charles sagte und öffnete die Tür. Er erschrak, als vor ihm vier blutverschmierte Mutanten standen. Die zwei Frauen und Männer betraten den Raum und sackten an der Wand, neben der Tür, in sich zusammen. „Bitte kümmre dich um sie. Hier liegen bestimmt irgendwo Kleider“, sagte Charles. Hank sah sich um und fand tatsächlich Kleider in einem Eisenschrank. Er zog die vier schnell an und wandte sich dann wieder Charles zu. Diesem war die Anstrengung mittlerweile deutlich anzusehen. Er war auf dem Stuhl zusammengesunken, stützte sich schwer auf die Ellbogen und presste die Hände fest gegen den Kopf. Hank hatte keine Ahnung, was er tat, aber er fror die Menschen sicherlich nicht nur ein. Hank wusste das spätestens, als Charles Blick sich verschleierte und die erste Träne über seine Wange lief. Erik sah auf dem Rückweg in jeder Zelle, jedem Raum nach, an dem er vorbeikam, ob noch ein Mutant darin zu finden war. Zu seiner Freude waren es aber nur Menschen. Die Mutanten hatten all ihre Brüder und Schwestern mitgenommen, auch die, die nicht aus eigener Kraft fliehen konnten. Sie sind alle bei den Helikoptern angekommen. Aber deine Menschen stehen hier immer noch herum. Ich weiß… War das Trauer und sogar etwas Wut, welche Erik da in Charles Gedankenstimme hörte? Was ist? Nichts…nicht erschrecken, sie werden gleich alle das Labor verlassen. Schon im nächsten Moment setzten sich die Menschen in Bewegung und verließen schnell, aber geordnet das Gebäude. Erik folgte ihnen und brachte die letzten Sprengsätze an. Geht zum Jet, ich komme dorthin. Bis gleich. Erik verließ das Labor durch den Haupteingang und rannte an der Menschenmenge vorbei, zu dem kleinen Wald und dem Jet. Hank und Charles saßen schon auf ihren Plätzen und der Jet war auch schon Startbereit. „Dann lass uns losfliegen“, meinte Erik, setzte sich und legte seinen Sicherheitsgurt an. „Hast du die anderen?“, fragte Charles. „Sie werden uns folgen.“ Charles nickte und schloss die Augen. In den Köpfen aller Mutanten hallten seine Worte wieder. Haltet euch fest, wir fliegen los. Da er Fragen über Fragen hörte, fügte er hinzu: Ihr bekommt alle eure Fragen beantwortet, wenn wir in Sicherheit sind. Sie starteten und als Erik aus dem Fenster auf das Labor hinab sah, erkannte er die Menschen. Sie standen in einigem Abstand da, aber nicht weit genug von dem Labor entfernt. Mindestens die Hälfte würde von der Druckwelle der Explosion von den Füßen gerissen werden. Nicht dass das Erik etwas ausmachen würde, aber das war nicht Charles Art. „Warum schickst du sie nicht weiter von dem Labor weg?“, fragte er. Charles schwieg, hielt die Augen auf seine Füße gerichtet. Erik hätte auf alles geschworen, dass ihm lieb war, dass Charles in diesem Moment aufkommende Tränen weggeblinzelt hatte. Er beschloss ihn später noch einmal zu fragen. Dann jetzt musste er sich auf die Helikopter konzentrieren und die Sprengsätze im Labor aktivieren. „Bring uns hier weg, so schnell du kannst“, meinte er an Hank gewandt. Obwohl sie schon ein gutes Stück vom Labor entfernt waren, als es explodierte, wurden sie noch von den Ausläufern der Druckwelle erfasst. Nur Hanks Geschick als Pilot hatten sie es zu verdanken, dass sie ohne allzu große Turbolenzen aus der Druckwelle herauskamen. Erik hatte währenddessen die Helikopter stabilisiert. Jetzt standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn und Charles fürchtete schon er würde es nicht schaffen. Es waren immerhin fünf Helikopter, von der Machart, wie sie das Militär für seine Luftangriffe benutzte. Aber Erik hielt es aus und landete die fünf sogar relativ sanft, hinter der Villa. Erleichtert atmete Erik auf, als er die Helikopter freigegeben konnte. Erst jetzt spürte er Charles besorgte Blicke auf sich. „Alles okay“, meinte er und lächelte müde. „Dann komm. Wir müssen jede Menge Mutanten unterbringen“, sagte Hank an Charles Stelle. Erik nickte und stand etwas schwankend auf. Er half Charles in seinen Rollstuhl und gemeinsam gingen sie zu den Helikoptern. Dort warteten die Mutanten schon auf sie. Charles war einen Moment überwältigt von den vielen Gedankenstimmen, hatte sich aber relativ schnell wieder im Griff. Die versammelten Mutanten sahen ihn, Erik und Hank mit gemischten Gefühlen an. Sie waren ängstlich und misstrauisch, aber auch neugierig und hoffnungsvoll. „Ihr müsst keine Angst haben“, begann Charles. „Wir sind wie ihr, Mutanten. Das hier ist ein sicherer Ort und ihr könnt hier bleiben, wenn ihr wollt. Niemand wird euch dazu zwingen. Es steht euch frei nach Hause zu gehen, wir werden euch auch dabei behilflich sein. Diejenigen unter euch, die hier bleiben wollen, werden gut versorgt. Ihr könnt hier eure Kräfte trainieren und wir werden euch dabei helfen, sie kontrollieren zu lernen. Wenn ihr wollt und es zulässt, wird diese Villa…diese Schule ein neues Zuhause und ihre Schüler und Lehrer eine neue Familie für euch. Hier müsst ihr euch nicht verstecken.“ Nicht nur die Menge vor ihm, sondern auch Hank und Erik, sahen Charles erstaunt an. „Egal für was ihr euch entscheidet, ihr seid hier jederzeit willkommen und jetzt lasst uns reingehen. Ihr seid bestimmt müde und wollt euch ausruhen. Es gibt genug Zimmer für alle. Sucht euch eines aus. Wer Hunger hat, kann in den Speisesaal kommen. Dort wird auch etwas zu trinken für alle bereit stehen. Helft bitte denen unter euch, die nicht die Kraft zu gehen haben und bringt sie in das große Zimmer im Erdgeschoss des rechten Flügels.“ Charles sendete allen ein Bild, wie sie das Zimmer finden konnten. Dann nickte er Hank und Erik zu. Die beiden eilten zu den verletzten und halfen dabei sie in die Schule zu bringen. Charles wartete, bis alle durch die Terrassentür gegangen waren und folgte ihnen dann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)