Die Herrin der Dämonen von XdramaX (Sesshoumaru X ?) ================================================================================ Kapitel 41: ein Anhaltspunkt ---------------------------- Wie unwirklich es schien, als am Morgen Sonnenstrahlen durch das Fenster ins Schlafzimmer fielen. Trotz der auslaugenden Nacht mit seiner Frau, hatte Sesshoumaru kein Auge zugetan. Er lag nur da, einen Arm unter seinem Kopf, den anderen unter dem von Kuraiko und strich ihr stetig beruhigend über Schulter, Oberarm und Rücken. Wenigstens sie war irgendwann eingeschlafen und das war das Wichtigste. Er hatte ein fürchterlich schlechtes Gewissen, dass sie beide ihren Vergnügungen nachgegangen waren, während ihre Tochter dort draußen irgendwo festgehalten wurde. Doch gleichzeitig war er froh, dass sie sich nicht voneinander entfernten. Wie Kiyoshi bereits in der Nacht zuvor andeutete, war es für Eltern, die ein Kind verloren, oft schwer ihre Beziehung darüber hinaus aufrecht zu erhalten. Er schloss die Augen. Ja, in sofern war er wirklich froh, dass er wenigstens noch Kuraiko hatte – so herzlos das auch klang. Er schreckte fast hoch, als es plötzlich an der Tür klopfte und Lee – ohne eine Antwort abzuwarten – hereinplatzte. Verschlafen hob auch Kuraiko den Kopf. „Verzeiht, mein Herr. Kuraiko.“, sprach er und trat aufgeregt an das Bett heran. Seine Familie – außer Ronin – und der Rest des Beraterstabes von Sesshoumaru folgten einfach. „Muss das sein?“, murrte Kuraiko und zog die Decke über ihre nackte Gestalt etwas höher. „Was hat das zu bedeuten, Lee?“, verlangte Sesshoumaru zu wissen. „Verzeiht, aber das hier solltet ihr sehen.“, er hatte einen Tablet-PC in der Hand, den er herum drehte und seinem Meister reichte. Ein Video war geladen... Und war das, unter dem riesigen Startpfeil, nicht Mariko? Augenblicklich hellwach setzte sich das Fürstenpaar auf. Sesshoumaru ließ die Decke einfach von seinem Oberkörper rutschen, während Kuraiko sich ihre an die Brust drückte, dann sahen sie den Bildschirm aufmerksam an. Lee drückte auf Play und in der selben Sekunde noch schrie Mariko lautstark durch den Raum. Entsetzt rutschte Kuraiko dichter an ihren Mann und griff nach den Ecken des Gerätes. Die Kamera zoomte ein kleines Stück heraus. Das plärrende Bündel wurde von zwei dunkelgrünen, äußerst scharfen Klauenpranken gehalten. Im Hintergrund ertönte ein sarkastisches Klatschen, erzeugt von Akito, der ins Bild trat. „Glückwunsch, mein Fürst“, spukte er voller Verachtung. „Und Glückwunsch, an dieses Wesen, das ihr Fürstin schimpft.“ - er verbeugte sich mit dunklem Grinsen - „Ihr habt es also geschafft, Tomomi einzufangen, ehe unser Plan aufgeht. Respekt, dass du sie nicht gebissen hast, Sesshoumaru. In dem Fall habe ich dich wirklich unterschätzt. Ich dachte, dass du diesem Drang nicht widerstehen kannst. Aber vermutlich hast du da mehr Glück als Verstand gehabt. Du hast dich von einem kleinen Menschen retten lassen!“ - er knurrte - „Ach und meinen Respekt an die Fürstin, dass sie meinen kleinen Rauchkrug so einfach überlebt hat. Bravo.“ Erneut klatschte er sarkastisch und es war weiteres Lachen aus dem Off zu hören. Auch der Dämon, der die Prinzessin hielt, zuckte amüsiert. „Aber weißt du was? Es ist noch nicht vorbei! Deine Prinzessin haben wir immer noch!“, er hob eine Hand und strich der Kleinen über die zarte Haut. Man sah förmlich, wie sie die Luft anhielt und dann erneut barbarisch los plärrte, als eine seiner Klauen eine flache Wunde quer über ihre Wange schnitt. Kuraiko schrie erstickt auf und schloss die Augen. Sichtlich genüsslich leckte Akito die blutende Kralle ab und grinste in die Kamera: „Köstlich! Das wird ein Festessen!“ Sesshoumaru zog die Herrin mit einer Hand fester an sie und knurrte tief. „Aber du kennst mich, ich bin doch kein Untier!“, Der Entführer lachte über diesen Antiwitz. „Ich gebe dir die Chance, deine Prinzessin ein letztes Mal wiederzusehen.“ Damit wurde er ernst: „Gib deinen Thron freiwillig auf und liefere dich uns aus. Du verstehst sicher, dass wir deine Tochter auch dann nicht gehen lassen können – sie ist deine Thronerbin – aber so könnt ihr wenigstens gemeinsam den Löffel abgeben. Und keine Sorge, deine Frau wird nicht lange um den Verlust trauern. Die wird mit dir zusammen sterben, ob du willst oder nicht. Du hast sie markiert!“, er lachte wieder. „Ich erwarte deine Antwort bis Sonntag um Mitternacht.“ Damit endete das Video. „Bis heute Nacht?“, fragte Kuraiko entsetzt. „Und dann? Was ist dann?“ „Wir werden weiterhin alles tun, um die Prinzessin zu finden.“, verkündete Isamu. „Dieses Video ist online?“, fragte Sesshoumaru stattdessen und schwang die Beine aus dem Bett, sodass Nanashi und Sarana sofort die Gelegenheit nutzten, um an Kuraikos Seite zu springen, während er aufstand und sich anzog. „Seit einigen Stunden, Meister.“, bestätigte Kiyoshi. „Und noch etwas solltet Ihr wissen, Herr, auch die Medien haben hiervon Wind bekommen. Vor einer halben Stunde haben sie begonnen, ihre Zelte vor der Villa zu errichten.“ „Seiichi, wegschaffen!“, beschloss Sesshoumaru nur. „Ich will keinen dieser Aasgeier hier haben.“ Ein Diener klopfte an die Tür und verneigte sich: „Mein Herr, der Fürst Kyllian Dubois und seine Fürstin Klarasi, sowie Prinz Olivier aus dem Osten sind soeben eingetroffen. Sie warten im Salon auf Euch und die Herrin.“ Er atmete tief durch. Kyllian und Klarasi, auf die beiden war in solchen Momenten aber auch immer Verlass. Er zog den Gürtel enger. „Wir kommen sofort. Geht ihr alle schon einmal hinunter.“, sprach er die Umstehenden in seinem Schlafzimmer an und sie verneigten sich. Auch Nanashi und Sarana schickte er mit einem stummen Befehl hinaus. Kaum, dass die Tür zu war, sprang Kuraiko aus dem Bett. „Was machen wir jetzt?“, fragte sie panisch und kam auf ihn zugerannt, doch er schob sie nur weiter zum Kleiderschrank, wo Nanashi und Sarana bereits ihre Garderobe zu der des Fürsten gehängt hatte. „Zieh dich erst einmal an, dann sehen wir weiter.“, versprach er. Schnell tat sie, was er wollte. „Wenn Mariko etwas passiert, dann...“ „Ihr wird nichts passieren. Egal wie, aber alles wird wieder gut.“, versicherte er und als sie die Haare aus dem Kragen des Pullovers zog, griff er bereits nach ihrem Gesicht und zog sie zu sich hinauf, um sie einmal fest zu küssen. „Du darfst nur nicht die Hoffnung aufgeben. Ich hole Mariko wieder zurück!“ Sie nickte wortlos und folgte ihm dann eilig die Stufen hinunter. Mit ernsten Gesichtern sprangen Klarasi und Kyllian von der Couch auf, als die beiden den Raum betraten. Neben ihnen waren vier weitere Dämonen aus ihrem Stab eingetroffen. „Sesshoumaru, Kuraiko, wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten, als wir davon erfahren haben!“, bestätigte Kyllian und griff Sesshoumarus Hand. Ein kräftiger Klapps auf dessen Oberarm folgte, während Klarasi Kuraiko in den Arm nahm. „Ihr könnt euch sicher sein, dass mein Volk hinter euch steht. Wisst ihr bereits mehr über den Entführer?“ Sesshoumaru wies sie an sich zu setzen. „Sein Name ist Akito.“ „Warte, DER Akito?“ Er nickte. „Der Psychologe, ja.“ „Was sagt diese Tomomi, die ihr gestern eingesperrt habt?“ Sesshoumaru sah sie beide bedeutungsvoll an, doch selbst, als Kuriko nach seiner Hand griff, konnte er noch immer nichts sagen. „Sie sprach von einer gewaltigen Armee, die hinter Akito steht.“, erklärte sie fest. „Abtrünnige Dämonen aller Himmelsrichtungen.“ Klarasi atmete tief durch. „Nun, wenn wir mit ihnen fertig sind, dann können wir uns zumindest sicher sein, dass wir keine Verräter mehr unter uns haben.“, bemerkte Kyllian und seine Frau nickte. „Ich bewundere deine Stärke, Kuraiko.“, erklärte sie. „Wenn ich mir vorstelle, dass dies auch Olivier passieren könnte...“ Die Angesprochene sah zu Sesshoumaru. „Ich vertraue darauf, dass alles wieder in Ordnung kommt.“, erklärte sie und er nickte. „Ich darf jetzt keine Angst haben.“ Sesshoumaru lächelte leicht und auch sein Beraterstab war mit dieser Fürstin vollauf zufrieden. „So ganz nebenbei – das könnte der falsche Moment sein“, Kyllian beugte sich vor. „Diese Reporter dort draußen, sind nicht hier, um eine Entführungsgeschichte zu bekommen. Unser Unternehmen steht unter Beschuss der Medien.“, erklärte er. „Dadurch, dass das alles gestern bei uns im Ring ans Tageslicht kam, gehen die davon aus, dass wir eine schlechte Show auf dem Rücken eines Säuglings durchziehen.“ „Was?“, schrie Kuraiko nun sauer. „Sind die denn...“ „Das kann doch nicht deren Ernst sein, oder?“, blaffte auch Lee und Klarasi schüttelte den Kopf. „Leider doch. Nicht nur, dass wir von einer Armee unserer eigenen Art bedroht werden, dieser Akito hat es auch ganz hervorragend geschafft, aus den Dämonen wieder das klassische Feindbild zu machen, dass uns damals in die Gefangenschaft gebracht hat.“ „Wir kämpfen also an zwei Fronten.“, fasste Kiyoshi zusammen. „Zum einen versuchen wir unsere Ordnung und unseren Frieden zu erhalten – und die Prinzessin zu befreien – und zum anderen müssen wir uns gegebenenfalls vor einer erneuten Angst der Menschen bewahren.“ Kuraiko atmete tief aus. „Und nun?“ Kyllian und Klarasi sahen sich an und wollten gerade darum bitten, dass sie vor die Kameras traten und den Menschen ein für alle Mal versicherten, dass es sich hierbei nicht um eine geschmacklose Storyline der Dämonenkämpfe handelte, als ein Kreischen die Luft zerriss. Erschrocken stürzten Nanashi und Isamu zum Fenster. „Das sind Adler!“, brüllte Nanashi aufgeregt. „Der Fürst des Südens ist gekommen!“ Isamu wand sich in die andere Richtung, als ein brummen an den hohen Felsen der Berge widerhallte. „Bären, der Norden kommt auch!“ Sofort sprangen die Anwesenden auf und eilten zur Haustür. Die menschlichen Reporter stoben voller Angst davon – wenigstens bis zur Straße hinunter ins Tal – und sahen ehrfürchtig dabei zu, wie die gewaltigen Schwingen eines Adlers alles um sie herum aufwirbelte, als er nieder ging, um James – den alten Herrn über den südlichen Fürsten – und dessen Mutter abzusetzen. Die monströsen Tiere selbst zogen sich augenblicklich in Kugeln aus Federn zurück und gleich darauf landeten fünf Adlerdämonen auf zwei Beinen in menschlicher Gestalt um die Fürstin und den Kronprinzen des Südens herum. „Sesshoumaru“, der Meister der Adlerdämonen joggte auf ihn zu griff seine Hand. „Wir hörten, was passiert ist und brachen sofort auf.“, versicherte er wie Kyllian kurz zuvor und wies auf seinen Sohn und seine menschliche Frau, sowie seinen Stab. „Mein Volk steht dir in dieser Zeit zur Seite.“ „Gutes Timeing, Lincoln“, bemerkte Klarasi. „Denn wie es aussieht, betrifft dieser Kampf nicht nur ihn, sondern uns alle.“ „Dann ist es ja gut, dass auch wir hier sind. Ohne uns wärt ihr verloren!“, spottete Mikail in einem Versuch wenigstens etwas Witz in die Sache zu bringen und trat mit Charlotta im Arm näher. „So treffen wir uns und halten Kriegsrat, wegen eines verschwunden Babys.“ „MEIN verschwundenes Baby, Mikail, vergiss das nicht! Du hast gesagt, dass du mir noch etwas schuldest! Ich habe euch freigelassen!“, warf Kuraiko ihm an den Kopf. Er sah überrascht auf sie hinab. „Na sieh mal einer an, wer da Feuer gefangen hat.“ „Eine würdige Fürstin.“, bemerkte auch Lincoln und griff nach Kuraikos Hand. „Es freut mich endlich deine Bekanntschaft zu machen, Kuraiko.“ Unter dem kalten Blick von Sesshoumaru und der überraschten Miene der Japanerin, führte er ihre Finger an seine Lippen und küsste sie leicht. „Nanashi, Sarana, sorgt dafür, dass unsere Gäste entsprechend untergebracht werden und serviert Tee im Salon.“, bat Kiyoshi und schob die Gemeinten wieder in die Villa, die anderen folgten nach und nach. „Das Video ist... nicht zu beschrieben.“, raunte Mikail leise, als sich alle abwandten und auch seine baldige Gemahlin, seine Begleiter und die Familie von Lincoln hineingeführt wurde. „Akito hat eine Grenze überschritten.“, erklärte Sesshoumaru hart. „Und diese Aasgeier dort halten das alles für Show.“, bemerkte Klarasi und nickte in Richtung der Reporter, die sich nun wieder ein Herz fasten und eilig näher gestürmt kamen. Vielleicht rochen sie aber auch einfach nur eine Story, dank des plötzlichen Erscheinens aller Fürsten. „Die sind wirklich nicht zu fassen...“, murmelte Kuraiko und wollte sich gerade schon beleidigt den Gästen anschließen, als Sesshoumaru sie aufhielt. Sanft drehte er sie herum und schob sie an Lincoln und Maikail vorbei auf die Heranstürmenden zu. Irritiert sahen die beiden, sowie Klarasi und Kyllian dabei zu, wie er sich mit Kuraiko vor den Menschen aufbaute und sie hart ansah, als sie ihn zu umzingeln versuchten und Mikrophone, Diktiergeräte und Kameras in sein Gesicht streckten. Wild begannen alle durcheinander zu schreien, doch er blickte sie einfach nur stumm an. Langsam und ein wenig unentschlossen, traten die anderen drei Dämonen und der Mensch näher und die Meute wich wieder einen halben Schritt zurück. „Wenn sie eine Stellungnahme erwarten, dann sollten sie langsam still sein.“, rief da auf einmal Kyllian und augenblicklich wurde es ruhig. Doch Sesshoumaru wartete noch einige quälende Sekunden, bis er zu reden ansetzte: „Die Annahme, dass der Auftakt unserer Sendung am vergangenen Abend nur Show gewesen sei, ist ein Irrtum.“ Die Verunsicherung und Irritation in den Augen der Umstehenden konnte man beinahe greifen. „Selbstverständlich habe wir keine Kindesentführung vorgetäuscht, um das Unternehmen voran zu bringen.“, er atmete tief durch. „Gestern wurden meine Fürstin und unsere Tochter, Mariko, überfallen. Man hat Kuraiko niedergeschlagen und betäubt und anschließend Mariko entführt, um mich zu erpressen. Das Video, das im Netz von dem Entführer kursiert, ist echt.“ Sofort brach ein heilloses durcheinander aus, als alle versuchten ihre Fragen gleichzeitig vorzubringen. „Erwarten Sie, dass wir das glauben? Was hatte es dann mit der Doppelgängerin von Yokokume-san auf sich?“ „Diese Doppelgängerin ist ein Formenwandler. Sie wurde gefangengenommen und verhört. Bisher jedoch ohne Ergebnis.“ „Wenn nur ein Kind entführt wurde und ein Fürstentum bedroht ist, warum sind dann alle Fürsten hier?“, rief jemand anderes. Das war es. Keine weiteren Fragen. Sesshoumaru legte Kuraiko einen Arm um die Schultern und führte sie hinein. Die anderen folgten und die Tür schloss sich hinter ihnen. „Hätten wir ihnen nicht sagen sollen, dass alle von einer Armee bedroht werden?“, überlegte Kuraiko. „Besser nicht.“, Klarasi schüttelte den Kopf. „Wenn die Menschen das herausfinden, dann schürt das die Angst nur weiter an und am Ende stehen wir vor dem Problem, dass sie erneut versuchen werden uns zu Bannen.“ Sie betraten den Salon, wo bereits der „Kriegsrat“ versammelt war und angespannt aufsah. Akaya seufzte leise, während er die Arbeitsfläche in der Küche seines Hauses polierte. Er brannte darauf, wie verabredet, mit Sesshoumaru, Ronin und Isamu weiter nach Mariko zu suchen, doch dann war dieses Video aufgetaucht und hatte alles verändert. Da er nicht mehr zum Stab des Fürsten gehörte, hatte er auch kein Recht darauf, bei dem Kriegsrat der vier mächtigsten Herrscher ihrer Art dabei zu sein. So war er zum Nichtstun verdammt, während Nanashi und Sarana wenigstens eine Ausrede hatten, um lange Ohren zu machen; Wie früher bereits, waren sie die Dienerinnen der Herrin. Sauer darüber, dass er so zur Untätigkeit verdammt war, schrubbte er sich die Hände mit dem Handtuch ab und stützte sich dann verzweifelt auf der Ablage ab. Er wollte schreien, etwas gegen die Wand werfen... Oder wenigstens mit irgendjemandem reden. Zwar war er nicht allein im Haus, doch Ronin stand nun schon seit er früh morgens heim gekommen war, unter der Duschen. Sekunde... Was? Wie lange war der nun hier? Akaya sah auf die Uhr. Bald Mittag. Seit bestimmt sechs Stunden lief das Wasser im Badezimmer. Ein Wunder, dass es noch keine Überschwemmung gab. Einen merkwürdigen Sohn hatte er da! Doch gut, er würde ihn nicht bei seiner überaus gründlichen Körperpflege stören. Lustlos schlurfe Akaya hinüber in das Wohnzimmer und sah sich um. Überall lagen noch die Reste der Malerfolie und ein Haufen von Klebestreifen – mit denen sie die Fenster vor der Farbe hatten schützen wollen. Nur, um überhaupt irgendwas zu tun, griff er nach dem ganzen Müll und schlurfte hinaus vor das Haus, um die Sachen in eine Mülltonne zu stopfen. Er öffnete den Deckel und versenkte seine Ladung darin, als ihm der schwarze, dicke Stoff auffiel, der dort lag. Ein Pullover, darunter eine Jeans mit Gürtel, Socken, Schuhe, eine Unterhose. Alles noch neu, gerade erst von seiner Frau gekauft. Kleidung von Ronin. War das normal? Gefielen ihm die Sachen nicht? Aber deshalb musste er das doch nicht wegschmeißen... Er roch kurz daran, doch außer seinem Sohn und dem typischen Müllgestank, konnte er daran nichts feststellen. Die gute Kleidung! Er beschloss, einfach alles wieder heraus zu holen und trug die Sachen zurück ins Haus, hinunter in den Keller und schmiss sie zu den anderen Kleidungsstücken, die Sarana noch waschen wollte. Ach, warum warten? Er hatte doch eh nichts zu tun... So begann er selbst die Maschine zu bestücken. Während er so auf dem noch neuen Betonboden hockte, dachte er wieder über Marikos Entführung nach und bei dem Anblick von Ronins Kleidung daran, wie hart es seinen jüngsten Sohn getroffen hatte. Ronin war beinahe ausgerastet, machte Höhen und Tiefen am laufenden Band durch und Lee hatte ihm erzählt, dass er sich in der vergangenen Nacht sogar beinahe mit dem Fürsten wegen ihr in den Haaren hatte. Ronin hatte er eigentlich als ruhigen, beherrschten Mann kennengelernt und nun das. Gut, man hatte bemerkt, dass Mariko ihm alles bedeutete und wie Kiyoshi sein Verhalten analysiert hatte, klang das durchaus einleuchtend, doch es wollte nicht in seinen Kopf, dass der Mann heimgekommen war, sich noch vor dem Haus auszog, um alle Sachen wegzuwerfen – selbst Hose und Socken – nur um sich dann über Stunden hinweg unter die Dusche zu stellen. Wo war der Sinn? Er betätigte den Startknopf und wartete, bis die runde Trommel sich summend in Bewegung gesetzt hatte. Und wenn etwas nicht stimmte? Akaya beschloss nachzusehen, ließ die Waschmaschine allein und stieg die Treppen hinauf, bis er zum Badezimmer kam. Angestrengt lauschte er an der Tür, doch nichts war zu hören. Nur das stetige Rauschen des Wassers und das schlagen der Tropfen auf den gefliesten Boden der Dusche. Er sah auf die Klinke hinab, entschied sich dann aber trotzdem dazu, erst einmal zu klopfen. „Ronin?“, rief er. „Ich bin es. Alles in Ordnung bei dir?“ Doch es kam keine Antwort, also versuchte er es ein zweites Mal. „Ronin? Was ist los?“ Wiederholt reagierte sein Sohn nicht auf ihn. So fasste er sich ein Herz und drückte die Klinke hinunter. Der Dunst des heißen Wasser schlug ihm sofort entgegen, als er eintrat und sich umsah. Eine leere Flasche Badezusatz lag auf dem Boden, etwas weiter entfernt eine zweite Flasche Shampoo und daneben eine dritte, in der sich einmal Duschgel befand. Irritiert sah er sich um und entdeckte Ronin auf dem Boden sitzend, mit dem Rücken zur Wand unter dem heißen Strahl, der aus der Brause kam. Die Arme über seinen angezogenen Knien hingen schlaff herunter, seine langen Haare klebten überall an seinem Körper. Eine Stück Seife löste sich allmählich in dem Wasser um ihn herum auf. Er hatte es wohl fallen lassen, als er eingeschlafen war. Obwohl, schlief er? „Ronin?“, fragte Akaya in das Rauschen hinein, doch sein Sohn reagierte weiterhin nicht. „Ronin!“ Von plötzlicher Panik ergriffen sprang er auf ihn zu und schaltete eilig das Wasser aus. „Ronin!“, er packte das Gesicht des anderen Dämonen und legte es in den Nacken. Erleichtert atmete er aus, als seine Augen seinem Blick auswichen und der ganze Kopf folgte, um sich aus diesem Griff zu befreien. „Ronin, Junge, was ist denn los?“, wollte er wissen, doch der Jüngere ließ nur erneut kraftlos den Kopf vornüber sacken. Weiter regte er sich nicht. „Hey, komm schon! Sieh mich an! Ich bin es, dein Vater! Sag mir doch, was passiert ist.“, dieses mal hielt er das Gesicht strenger fest, doch Ronin schloss einfach die Augen und presste die Zähne aufeinander. „Hast du irgendwas genommen?“, ratete er drauf los. „Lass mich einfach in Ruhe. Ich muss duschen...“, murmelte er matt. „Du musst duschen? Du stinkst wie eine verdammte Parfümerie. Du sitzt seit mindestens sechs Stunden unter dem heißen Wasser.“ „Das ist nicht genug...“ „Was?“ „Lass mich duschen. Bitte lass mich einfach duschen... Ich muss sauber werden...“ „Sauber? Wie sauberer kann man noch werden? Komm schon, reiß dich mal zusammen und sag mir, was passiert ist!“ Aber Ronin schob einfach die Hände seines Vaters weg, zog die Beine noch weiter an und strich sich mit den Händen durch Gesicht und Haare, bis er die Finger im Hinterkopf verschränken konnte und das Genick wieder hinunter drückte. Fassungslos sah Akaya auf dieses kraftlose Paket hinab, dass sein eigentlich sehr kräftiger Sohn darbot. Was war bloß in ihn gefahren? „Du schämst dich?“, murmelte Akaya und das half. Nach einigen Sekunden nickte Ronin endlich. „Warum?“ Doch das war wieder die falsche Frage. Er reagierte nicht. „Gut, dann sag es mir nicht... Aber denkst du, dass du Mariko so helfen kannst? Komm schon, reiß dich zusammen und steh wieder auf. Unsere Prinzessin braucht dich.“ „Wir werden sie niemals finden...“, flüsterte er mit gebrochener Stimme. „Niemals wieder... Ich habe sie verloren.“ „Was? Wovon redest du bitte? Warum gibst du so einfach auf? Die Fürsten aller Himmelsrichtungen sind zusammengekommen, nur um Mariko zu finden und Akito endlich zur Strecke zu bringen.“ „Wir werden sie niemals finden.“, flüsterte er verzweifelt. „Es ist sinnlos. Er wird sie töten... Vielleicht hat er es schon...“ „Nein, sicher nicht. Er will, Sesshoumru quälen. Wir müssen ihn nur finden, dann haben wir sie. Komm, steh auf und zieh dich an. Sicher brauchen sie bald unsere Hilfe.“ Ronin bewegte sich weiterhin kein Stück. Ratlos sah sein Vater ihn an, dann setzte er sich schließlich neben ihn, ungeachtet dessen, dass er selbst auch nass werden würde. „Gut, dann nicht. Also, Junge, was ist los?“ „Ich habe versagt... Ich habe sie verloren...“, flüsterte er. „Du kannst für die Entführung nichts.“ „Ich wusste aber, dass Akito und Tomomi auf Sesshoumarus Thron wollten.“ „Warum hast du nichts gesagt?“ „Weil ich dachte, dass Tomomi ebenso von Akito festgehalten wird, wie wir anderen. Ich dachte, dass ich sie damit in Gefahr bringe. Aber nun weiß ich es besser.“ Er zog einmal die Nase hoch und Akaya sah ihn weiter an. „Was hast du getan?“ „Sie hat eine Bedingung gestellt.“, flüsterte er. „Welche und wofür?“ „Ich wollte den Ort wissen, wo sie sie festhalten. Dafür wollte sie... Dafür sollte ich...“, er schluckte. „Ich wollte es nie wieder tun...“ „Was?“, stocherte Akaya weiter und versuchte in das Gesicht des Anderen zu sehen, doch der reagierte erst nicht. „Mit jemanden...“ Langsam dämmerte es Akaya und er strich sich durch das Gesicht. „Sie hat dich gezwungen, mit ihr zu schlafen?“ „Ich habe es getan... Für Mariko... Sie sollte mir sagen, wo sie ist, aber sie tat es nicht...“, plötzlich brach der Mann im Körper eines Kriegers zusammen und vergoss bitterliche Tränen. Akaya seufzte und zog ihn einfach in seine Arme. „Alles gut, mein Großer. Wir finden sie auch so wieder und du wirst sehen, alles wird wieder gut werden.“ Unten wurde die Haustür geöffnet und plötzlich hallte Lees aufgeregte Stimme durch das Haus. „Vater? Vater! Ronin!“, er sprang die Treppe hinauf und platzte in dieses surreale Bild herein, dass die beiden zusammengekauert in der Pfütze abgaben. „Ehm...“, machte er nur. „Halt die Klappe und sag, was du willst.“, knurrte Akaya und ließ Ronin wieder los, der sich prompt zusammenriss und sich erhob. „Wir wissen vielleicht, wo sie ist.“, überrascht sahen die beiden ihn an. „Was? Wo?“, rief Ronin. „Ein altes Industriegebiet auf der anderen Seite der Stadt. Tomomi führt uns hin.“ „Tomomi?“, fragte Akaya überrascht und selbes Unverständnis stand auch Ronin ins Gesicht geschrieben. „Fragt nicht, sondern zieht euch an. Du kannst nicht nackt gehen und du nicht nass. Auf jetzt!“ Ronin preschte sofort an seinem Bruder vorbei. Er trocknete sich gar nicht ab – zumindest nicht gründlich – ehe er seine Sachen überwarf und in die Schuhe stieg – Unterwäsche und Socken ließ er gleich ganz weg. Zeitgleich mit Akaya kam er wieder auf den Flur gestürzt und folgte Lee die Treppe hinunter und aus der Haustür hinaus. Sein Herz pochte wild bis zum Hals, als er auch schon die Massen an Dämonen sah, die sich alle dem Hinweis von Tomomi anschlossen und ihrem Herrn dabei helfen wollten, die Prinzessin zurück zu holen. Zu dritt stürzten sie hinterher. Wie eine gewaltige Gewitterwolke aus purem Zorn walzte die Meute über den Wald hinweg, in die Richtung, die ihnen Tomomi an der Spitze bei den vier Fürsten wies. Sesshoumaru war nervös. Endlich würde er Mariko wieder in die Arme schließen. Er hatte es erst einmal getan und das war zwei Tage her, doch es fühlte sich an, wie ein Menschenleben. Sie erreichten das große Industriegelände. Seltsam, alles wirkte so leer. Erst dachte er an einen Bannkreis, der die Armee abschirmte, wie Akito es mit seinen Spuren im Wald getan hatte und während seines Angriffs, als er ihn aus dem Schlafzimmer seiner Frau vertrieb, doch dann landeten sie auf dem Hof und noch immer war alles ruhig. „Das verstehe ich nicht!“, jammerte Tomomi. „Sie waren hier! Ganz sicher! Als ich ihn zuletzt sah, da waren sie alle hier. Er selbst hat mit den höchsten der Dämonen in dieser Halle dort gewohnt!“, sie machte einen Satz auf das gemeinte Gebäude zu, doch sie kam nicht weit. Die Wache, die sie festhielt, ließ nicht locker. Sesshoumaru sah zu dem schweren Tor und nickte seinen Soldaten zu. „Sie müssen hier sein!“, schrie die Dämonin, die sie geführt hatte, noch einmal. Und während die Bewohner der Siedlung begannen das ganze Gelände abzusuchen, betraten Sesshoumaru und sein Stab das Gebäude, das Tomomi genannt hatte. „Dieser Geruch...“, stöhnte Lee, als auch er, Akaya und Ronin dazu stießen. Tomomi sah auf und erschrak bei den starren Augen von Ronin. Schuldbewusst ließ sie den Kopf hängen, aber er ignorierte sie einfach. Stattdessen trat der nun wieder normal wirkende Mann an Sesshoumaru heran und sog die Luft ein. „Es WAREN viele Dämonen hier.“, erklärte er. „Sie sind weg.“, bestätigte Sesshoumaru und sah kurz zu ihm. Er war erfahren genug, um das Durcheinander in seiner Seele zu erkennen. So hob er eine Hand und legte Ronin eine Hand auf die Schulter. Mit verbissenem Ausdruck in den Augen sah er seinen Fürsten an. „Wir finden sie. Das hier ist ein Anfang.“, erklärte Sesshoumaru fest und Ronin nickte. „Mein Fürst!“, ein Soldat kam die Eisentreppe am Ende der Halle hinuntergesprungen. In seiner Hand hielt er eine fliederfarbene Fleecedecke. Ronins Augen wurden größer. „Das ist ihre!“, stellte er schockiert fest und streckte die Hand danach aus, doch wagte es nicht sie zu berühren. Sesshoumaru nahm sie entgegen und knautschte sie etwas, dann drückte er sie an die Nase und um den Geruch tief in sich aufzunehmen. „Angst...“, knurrte er wütend und breitete den weichen Stoff in in seinen Händen wieder aus. Ronin wurde kreidebleich. „Das ist Blut, hab ich recht?“, murmelte er und auch Sesshoumaru hielt inne, als er den Fleck entdeckte. Eine Weile starrte er es fassungslos an. „Was bedeutet das?“, fragte Lee. „Nichts Gutes.“, brummte Sesshoumaru und gab die Decke weiter an die zittrigen Finger von Ronin. Er spannte den Stoff an der Stelle, wo der Fleck war und führte ihn dicht an seine Nase. Erst roch er nur leicht daran, doch dann vergrub er das Gesicht darin und sackt auf die Knie. „Panik...“, flüsterte er. Akaya trat an ihn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir finden sie, Ronin.“, versicherte Sesshoumaru noch einmal. „Und wie, Meister?“, verzweifelt sah er hinauf in den entschlossenen Blick des Fürsten. Eine Sekunde war es still zwischen ihnen, dann nickte er und hob den Blick zu den anderen. „Es gibt nur eine Möglichkeit, um herauszufinden, wo Mariko ist.“ - alle hielten den Atem an. „Ich gehe auf Akitos Forderungen ein. Ich werde mich ihm ausliefern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)