Die Herrin der Dämonen von XdramaX (Sesshoumaru X ?) ================================================================================ Kapitel 38: die falsche Ärztin ------------------------------ „Er ist zu weit gegangen.“, erklärte Ronin kühl und lehnte sich auf der Couch zurück. Kurz musterte er seinen Bruder, dessen Verlobte und seine Nichte, dann sah er auf Mariko in seinem Arm hinab und fing gerade so den Teddybären des Mädchens auf, ehe er hinunter fiel. „Ich kann es nicht glauben...“, murmelte Kuraiko und ließ sich neben ihm fallen. „Ich ach nicht...“, flüsterte Nanashi und klemmte ihre Hände zwischen ihren Knien ein, unwissend, was sie nun tun sollte. Lee beobachtete die beiden, dann schüttelte er den Kopf. „Vielleicht ist es ja alles ganz anders, als es aussah.“, überlegte er und sah hilfesuchend zu seiner Mutter, die gerade mit einem Tuch in der Hand aus der Küche kam, an dem sie sich die Hände abtrocknete, nachdem sie das Frühstücksgeschirr gespült hatte. „Da gibt es nichts anders zu interpretieren.“, bemerkte Ronin hart und streichelte Mariko sanft über die Wange, während sie sich eine Pfote ihres Stofftiers in den Mund stopfte. Gequält schloss Kuraiko die Augen und lehnte sich vor, um das Gesicht in die Hände zu legen. Noch immer sah sie dieses Bild vor sich, das sie so schockiert hatte, als sie mitten in der Nacht in ihr Zimmer trat, um wenigstens noch ein paar Minuten zu schlafen, ehe sie Mariko wieder stillen musste. Der komplette Raum war zerstört gewesen und unweit des Fensters – sie hatte es nicht geöffnet – hatte er auf dem Boden gehockt, Sesshoumaru. Er hatte sich zusammengekauert und beugte sich mit hervortretenden Zähnen und roten Augen über seine Tochter. Er öffnete den Mund und... In dem Moment, da er seiner Tochter über das Gesicht leckte, hatte sie hysterisch nach Ronin geschrien. Es war wie in einem Horrorstreifen, wenn das Monster sein Opfer fand und es verspeisen wollte. Sie war auf ihn zu gehechtet, voller Sorge um ihre Tochter, und dann hatte er sie fast getötet. Noch immer schimmerten die Quetschungen an ihrem Hals rot und blau. „Ich muss Lee Recht geben.“, erklärte Sarana und stellte sich an die Seite ihres ältesten Sohns. „Ich schätze unseren Fürsten nicht so ein. Ich bin mir sicher, dass es eine bessere Erklärung dafür gibt.“ „Das Zimmer ist total zerstört! Die Wände müssen ausgebessert werden!“, warf Nanashi ein, doch diese Information half Kuraiko in ihrer Verwirrung nicht weiter. „Eben.“, sie sahen auf alle Zu Lee, als er weitersprach. „Ich bezweifle, dass der Meister das Zimmer verwüsten würde, als hätte es einen Kampf gegeben, wenn er Mariko einfach verschlingen wollte. Sie ist ein Baby. Sie hätte sich doch sowieso nicht verteidigen können.“ „Ich weiß, was ich gesehen habe!“, knurrte Ronin und funkelte ihn sauer an, sah aber sofort wieder runter, als Mariko ihm erst den Stoffbären gegen die blanke Brust schlug und dann mit der zweiten Hand hinterher klatschte. Sie wand sich mit freudigem Geblubber in seinen Armen, als wolle sie sich zur Seite drehen und ihm in die Haut beißen. „Da wird einer Hungrig sein. Gib sie mir.“, murmelte Kuraiko und nahm ihm sofort ihre Tochter ab. Behalten durfte er nur das Kuscheltier. „Wir wissen eben nicht, was wir gesehen haben.“, tadelte Sarana und legte Kuraiko eine Stilldecke über, die ihre blanke Brust und das Kind verdecken sollte. Mariko war so neugierig, dass das Gespräch der Umstehenden sie von einer ordentlichen Mahlzeit abgelenkt hätte. So lauschten sie einige Sekunden schweigend, bis sie das schmatzen des Babys hörten. Gähnend drehte sich Ren in seinem Körbchen auf den Rücken und streckte alle vier Pfoten in die Luft. Ran hob verschlafen den Kopf und bettete dann das Kinn auf dem weichen Bauch ihres Mithaustieres, ehe sie die Augen schloss. „Die haben es gut. Das will ich auch machen.“, murmelte Nanashi. „Hund müsste man sein, was?!“, Lee lächelte sie amüsiert an, aber da sprach Sarana schon weiter. „Von uns hat keiner bemerkt, dass Sesshoumaru hier war, bis Kuraiko ihn gesehen hat. Und es hat auch keiner gehört, dass im Zimmer randaliert wurde, obwohl das zweifellos fürchterlich laut gewesen sein muss!“ - darauf wusste dann auch Ronin nichts mehr zu antworten - „Ich bin mir sicher, dass er Mariko nicht angegriffen hat.“ „Und wie ist es dann dazu gekommen?“, bedrohlich langsam richtete sich Ronin auf. Wie aufgebracht er war konnte man daran erkennen, wie er den Stoffbären bearbeitete. „Du weißt selbst, was Lee uns sagte, nachdem er ihm von Mariko erzählt hat. Und alles, was er sagte war, dass er den Handel mit Kuraiko erfüllt hat und ihr nichts mehr schuldig ist. Ach ja, und zu allem Überfluss hat er Akaya gestern einsperren lassen. Wenn es so weiter geht, dann wird er Vater hinrichten.“ „Bitte, hört auf, ich will daran nicht denken...“, murmelte Kuraiko. „Der Typ ist doch nicht ganz richtig im Kopf! Und dann hat er Mariko...“ „Ja, was wollte er bitte mit Mariko?“, fragte Lee und sprang nun seinerseits au die Füße, baute sich vor seinem Bruder auf. „Wir wissen nicht, was er mit Mariko gemacht hat. Wie Mutter schon sagte, war das Zimmer durch eine dämonische Kraft abgeschirmt. Stell dir vor, dass er vielleicht einen anderen Feind verjagt hat, der sie verletzt hat. Vielleicht hat er einfach nur die Wunden seiner Tochter heilen wollen, als er ihr durch das Gesicht geleckt hat.“ Ronin schnaubt verächtlich, doch er musste zugeben, dass auch das eine Möglichkeit war. Doch was auch immer Geschah: Mariko war in Gefahr gewesen. „Tja, Jungs, da gibt es nur eines.“, erklärte Sarana. „Während Nanashi und ich Kuraiko zu dieser Spielgruppe begleiten, werdet ihr zwei den Herrn aufsuchen und euch um Akaya bemühen. Bei der Gelegenheit werdet ihr ihn gleich fragen, was das heute Nacht werden sollte, verstanden?“ ihre Söhne sahen sie einige Augenblicke an, dann nickten sie. Nervös und nachdenklich sah sich Sesshoumaru mit verschränkten Armen in seiner neuen Villa um, während die Diener um ihn herum die Möbelstücke zusammenbauten. Er machte sich Gedanken, weil er nach dem Angriff einfach verschwunden war, ohne Kuraiko zu erklären, was passiert war. Immerhin hatte sie doch eine Erklärung verdient. Er war sich bewusst, dass es ein Schock für sie gewesen sein musste, ihn ohne Vorwarnung in diesem dunklen Zimmer anzutreffen, mit ihrer Tochter im Arm und dann hatte er sie auch noch gewürgt, so anespannt wie er war. „Mein Herr?“, sprach ihn Kiyoshi an, aber Sesshoumaru hörte gar nicht auf ihn. Dieser Ronin war wirklich stark und schnell. Er hatte ihn nicht nur überrascht, weil er in diesem Moment von Kuraiko abgelenkt gewesen war, er war auch ein unglaublich guter Kämpfer. Wenn er nicht dem Bannkreis des Angreifers erlegen gewesen wäre, dann wäre Sesshoumaru beruhigt, dass seine Tochter einen solch hervorragenden Wächter hatte. „Mein Herr.“, versuchte es Kiyoshi erneut, doch er dachte weiter angestrengt über diesen Angreifer nach. Es war ein Mann, ganz ohne Frage. Dem Pelz nach zu Urteilen ebenfalls ein Hundedämon. Doch wer war er? Sesshoumaru interessierte nicht die Frage, warum derjenige versucht hatte seine Tochter zu entführen, wichtig war nur, dass er es getan hatte. Doch obwohl er ihn in den Kniekehlen schwer verletzen konnte, war er einfach entkommen und leider ohne ein Tröpfchen Blut zu verlieren, woran man ihn vielleicht hätte identifizieren können. Diese vermummte Gestalt hatte nicht nur einen hervorragenden Bannkreis geschaffen, um die Bewohner des Hauses nicht auf sein Vorhaben aufmerksam zu machen, er war auch noch sehr flink und versiert darin, denjenigen über seine Identität zu täuschen, der direkt vor ihm stand. Kein Geruch und keine dämonische Aura hatte es gegeben, woran sich Sesshoumaru orientieren konnte, wenn er nach seinem Gegner suchte. Und das musste er doch tun. Seine Tochter – und womöglich auch seine Frau – waren in Gefahr, wenn er den Fremden nicht fand... „Mein Herr, Sesshoumaru-sama.“, nun endlich schaffte es Kiyoshi, die Aufmerksamkeit seines Fürsten auf sich zu lenken – zu erkennen nur daran, dass der Meister seinen Kopf kaum merklich in seine Richtung drehte. „Lee und Ronin sind hier. Sie bitten im eine Audienz.“ Nun war er schlagartig wieder im Hier und Jetzt. Er sah über seine Schulter zu den beiden Männern. „Habt Ihr einen Augenblick für uns Zeit, Herr?“, fragte Lee und Sesshoumaru drehte sich zu ihnen um. Finster starrte Ronin ihn an und auch Lee war angespannt, wenn auch weniger feindlich gestimmt. „Gehen wir in den Salon.“, erklärte Sesshoumaru und trat dann an ihnen beiden vorbei, um voranzugehen. Kiyoshi folgte als Letzter. Sie betraten den bereits fertig eingerichteten Raum und Sesshoumaru schickte wortlos die Diener davon, die ein letztes Mal vor dem Einzug saubermachten. „Wie geht es Kuraiko?“, fragte er schließlich, als sie weg waren. „Besser. Allerdings bekomme selbst ich Angst, wenn ich ihren Hals sehe.“, verkündete Lee und setzte sich nach einer stummen Aufforderung von Kiyoshi auf die Couch. Ronin folgte, doch sein Blick auf Sesshoumaru verfinsterte sich weiter. „Wie ich sowohl Euch, als auch dem Herrn bereits ausrichtete, wird sie die Spuren der Quetschungen wohl noch eine Weile sichtbar tragen.“, erklärte Kiyoshi nickend und sah zu seinem Fürsten. Sesshoumaru sah auf den Tisch, der zwischen den vier Männern stand. Er spürte die Blicke von Kuraikos Vater und ihrem Onkel auf sich, wie sie ihn abwartend und durchdringend musterten. Als er den Kopf hob beugte sich Ronin vor, sodass er den jungen Dämonen augenblicklich ins Visier nahm. „Du bist stark. Meine Tochter ist in guten Händen.“ „Greifst du sie noch einmal an, dann zeige ich dir, wie gut meine Hände sind.“ Ein finsteres Grinsen stahl sich auf Sesshoumarus Gesicht. Der Mann gefiel ihm! „Bist du bekloppt? Halt dich zurück!“, fauchte Lee und schob seinen Bruder aus der aggressiven Haltung zurück gegen die Lehne des Sofas, dann sah er wieder zu Sesshoumaru. „Herr, die Frage, die wir uns eher stellen, ist die: Warum seid ihr in unserem Haus gewesen?“ „Ich wollte zu Kuraiko und meiner Tochter.“, erklärte er, als wäre es das Selbstverständlichste auf dieser Welt. „Um sie zu verspeisen, oder was? Mariko ist kein Mitternachtssnack.“, bellte Ronin und kassierte einen erneuten Schlag mit dem Handrücken Handrückends von seinem Bruder gegen die breite Brust. Sesshoumaru hatte geahnt, dass es für die Anderen so ausgesehen hatte, daher war er weder überrascht noch wütend über diese Anschuldigung. „Ich habe Mariko nicht verschlingen wollen, ich habe lediglich eine kleine Kopfwunde geheilt, die sie bei dem Angriff abbekommen hat.“ Ronin knurrte tief, doch Lee griff nach seinem Arm, um ihn auf der Couch zu halten. „Angriff, mein Herr?“ „Als ich euch erreichte, schrie Mariko in ihrem Zimmer, aber keiner von euch hat etwas bemerkt. Eben sowenig, wie ihr den Einbrecher wahrgenommen habt.“ „Einbrecher, mein Fürst?“ „Ein Hunderdämon. Er hat wohl versucht meine Prinzessin zu entführen.“ Ronin verkrampfte sich und knurrte noch mehr. „WAS?“ „Reiß dich zusammen, oder du gehst raus!“, blaffte Lee zu ihm zurück und wandte sich dann wieder an Sesshoumaru. „Daher war das Schlafzimmer so verwüstet?“ „Er hat versucht zu fliehen.“, der Fürst nickte. „Wer war es?“, verlangte Ronin zu wissen, seine Augen wurden bereits rot. „Das weiß ich nicht. Er schirmte nicht nur euch ab, sondern auch auch sich selbst, sodass ich weder seine Aura, noch seinen Geruch wahrnahm.“ Ronin knurrte. „Akito.“ „Was?“, überrascht sahen Kiyoshi und Lee ihn an. „Akito kann so etwas.“ „Der Herr erklärte mir bereits vergangene Nacht, dass der Fremde – Akito – fliehen konnte. Nachdem Ronin ihn verjagte hat er versucht ihn zu finden, aber es war sinnlos.“, Sesshoumaru schloss die Augen bei diesen Worten von Kiyoshi. „Wir können also davon ausgehen, dass die Herrin und die Prinzessin weiterhin in Gefahr sind.“ „Ich lasse sie von nun an nicht mehr aus den Augen.“, erklärte Ronin sofort. „Ich danke dir und ich wäre geehrt, wenn du weiterhin als Wächter meiner Tochter dientest, aber es handelt sich hier um meine Herrin und meine Prinzessin. Ich will sie zu mir holen. Das war der Grund, warum ich gestern zu eurem Haus kam.“ Lee lächele erleichtert und atmete tief durch. „Vielen Dank, mein Herr.“, er senkte ergeben den Kopf, um das Gesagte zu untermauern. „Ich komme heute Abend. Vorher muss ich leider noch Einiges für die Siedlung erledigen. Ihr wisst, wir brauchen das Geld aus der Show.“ Die Männer nickten verstehend. „Die Herrin und Mariko sind während des Tages in Sicherheit?“, fragte Kiyoshi und sofort nickte Lee. „Ja, keine Sorge. Nanashi und Mutter sind mit den beiden zu dieser Ärztin gefahren, die Kuraiko gestern kennengelernt hat. Es gibt wohl eine Krabbelgruppe mit jungen Dämonen und Halbdämonen in Marikos Alter. Nach unserem Gespräch, werden wir uns den Frauen anschließen.“ Kiyoshi nickte zufrieden. „Sehr gut. Unter so vielen Dämonen, werden beide gut geschützt sein. Wenn ihr nichts dagegen habt, dann werde ich euch gerne begleiten.“ „Natürlich, Kiyosh, wie du möchtest.“ „Wir sind noch nicht fertig.“, knurrte Ronin da plötzlich und sah von seinem Bruder, wieder zu seinem Fürsten. „Was habt ihr denn noch auf dem Herzen?“, fragte Kiyoshi an der Stelle seines Meisters. Lee seufzte. „Er hat Recht, es geht um Vater.“ Kiyoshi nicke verstehend. Nachdem er Valerie zu ihrem Wagen geleitet hatte, hatte er immerhin erfahren, dass Sesshoumaru seinen Berater abführen ließ. „Wir wissen, Herr, dass Vater Hochverrat geübt hat, doch bedenkt bitte, dass er der Großvater Eurer Frau ist und damit der Urgroßvater Eurer Tochter. Er hat Verfehlungen begangen, doch er hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Kuraiko während der Schwangerschaft und der Geburt am Leben zu erhalten.“ Der Fürst schwieg noch immer. Er wusste um all diese Umstände und dennoch konnte er ihm nicht verzeihen... „Und bedenkt bitte auch, dass Kuraiko sicherlich unglücklich darüber wäre, wenn sie erführe, dass Ihr ihn habt hinrichten, oder im Gefängnis sterben lasst.“ Sesshoumaru öffnete die Augen. Ja, da hatte Lee durchaus recht. Er sah zu den anderen Männern auf. „Dann nehmt ihn wieder mit. Geht zu Seiichi und sagt ihm, dass er freigelassen werden soll. Kiyoshi, du gehst mit, in meinem Namen. Dennoch kann ich Akaya nicht erneut in meinen Beraterstab aufnehmen. Stattdessen möchte ich dich, Lee, darum bitten, dass du deine Aufgaben als mein General wieder aufnimmst. Kiyoshi“ „Mein Herr?“ „Du wirst Akayas Stelle übernehmen.“ „Gewiss, Meister.“, der gemeinte verneigte sich tief, dann sah der Fürst zu dem Älteren der beiden Brüder. Auch Lee nickte. „Es ist mir eine Ehre, Oyakata-sama. Und habt Dank für Eure Nachsicht mit meinem Vater.“ „Eure Tochter ist wirklich ganz reizend, Yokokume-san.“, flötete eine Dämonin so künstlerisch, dass Kuraiko zu Sarana hinüber sah. Sie wusste beim besten Willen nicht, ob sie das nun ernst nehmen sollte, oder lieber doch nicht. „Ein süßes, kleines Energiebündel.“ Valerie lachte mütterlich, um die doch eher sarkastischen Worte der Frau zu überdecken und servierte noch eine Kanne Tee an alle Gäste an dem runden Tisch. Kuraiko lächelte die Ärztin dankbar an und nahm einen Schluck. Nanashi dagegen verzog wenig begeistert das Gesicht wegen der stichelnden Tante und wandte sich lieber ab, um die Damen am Tisch nicht zu pikieren. Natürlich war Kuraiko sofort aufgefallen – jeder Dämon kannte ihr Bild, nachdem sie und Kyllian für die Freilassung aller gesorgt hatten – doch besonders schlimm wurde es, nachdem sie bemerkten, dass Mariko ein vollwertiger Dämon ist und so ganz nebenbei die Tochter des Fürsten. Sie wurden wie ein Ausstellungsstück in einem Museum begafft und jeder musste seine Meinung zu dem Kind kundtun. „Wie alt ist die Kleine noch gleich?“, fragte eine andere menschliche Mutter aufgeregt und sah von Mariko zu ihrer Mutter. „Eine Woche.“, erklärte Kuraiko. „Ach wie süß!“, sie kicherte. „Meine Junichiro ist fast zwei Wochen alt. Vielleicht können wir uns öfter treffen und die beiden zusammen spielen lassen. Das wäre doch toll, oder?“ Kuraiko lächelte dankbar. „Gerne, das würde mich sehr freuen.“, erklärte sie ihr und die beiden Frauen lachten und sahen auf ihre Kinder hinab... Ein Fehler, wie Kuraiko sich eingestehen musste. Während Mariko auf ihrem Rücken lag und völlig weggetreten das Spielzeug über ihrem Kopf beobachtete, das sich dort im Kreis herum drehte, und an einer Pfote ihres Teddys nuckelte, drehte sich der wenige Tage ältere Halbdämon Junichiro auf den Bauch und hob den Kopf, um freudig bei dem Anblick seiner Mutter mit den Patschehändchen auf dem Boden herum zu trommeln, wie eine Robbe. Die Ärztin hatte ihr zwar erklärt, dass es auf lange Sicht kein Nachteil sein musste, dass sie ihrem Kind keine dämonische Muttermilch bieten konnte, wie andere gebissene Menschenfrauen, aber zu sehen, wie weit ein einfacher Halbdämon im Vergleich zu ihrer vollwertigen Prinzessin war, versetzte ihr ein Stich in das eh schon angebrochene Herz. Sie hoffte Inständig, dass ihre Tochter es ihr irgendwann verzeihen konnte, dass sie ihr nicht den gleichen, perfekten Start bieten konnte, wie andere Mütter mit dämonischen Kindern. Sie spürte Saranas Hand auf dem Rücken und auch Nanashi lächelte sie liebevoll an, so fasste sie wieder Mut. Sie wollte gerade weiter mit Junichiros Mama reden, als eine bisher eher schweigsame Dämonin ihre Tasse an den Mund hob und über den Rand hinweg stichelte: „Um keinen Versuch verlegen, was?“ Verständnislos sahen die Umsitzenden sie an. Wovon sprach sie eigentlich? Doch nachdem sie einen Schluck genommen hatte, stellte sie die Tasse wieder weg und funkelte die Frau an, die so freundlich zu Kuraiko gewesen war. „Ihr braucht gar nicht glauben, dass ich Euch nicht sofort durchschaut hätte. Mag sein, dass dieses Kind es noch nicht verstanden hat, aber ich habe es sofort in Euren gierigen Augen gesehen.“ „Wovon redest du bitte, Fubuki?“ „Und ich verbiete mir diesen Ton!“, die Dämonin schien die Frau fast über den Tisch herüber anzuspringen. „Ihr seid nicht mehr meine Herrin.“ Die Gemeinte hob ergeben die Hände. „Bitte, meine Damen“, sprach Valerie beschwichtigend. „Wir sind doch alle hier, um uns über die Schönheit des Elternschaft zu unterhalten und nicht, um uns gegenseitig anzugreifen.“ Fubuki schnaubte und wandte sich an Kuraiko. „Mädchen, pass auf, es ist so einfach, dass selbst du das verstehst.“, begann sie hochtrabend. „Hey, achte mal auf deine Wortwahl, klar?!“, fuhr Nanashi sie an, doch die andere Dämonin ignorierte sie einfach. Kuraiko konnte nichts anderes tun, als diese scheinbar aggressive Person mit großen, vor Schreck geweiteten Augen anzustarren, während sie weitersprach: „Mädchen, du hast ein Kind von unserem Fürsten bekommen. Jede Familie wird versuchen, sich durch deine Tochter einen Vorteil zu erschleichen. Sie werden dir die Füße Küssen und den Boden verehren, auf dem du gehst, nur um ihre Söhne als Spielkameraden und später potenziellen Ehemann anzubieten. Denn – Überraschung, Überraschung – wer deine Mariko heiratet, könnte neuer Fürst werden, nach Sesshoumaru-sama.“ Kuraiko klappte die Kinnlade herunter. War das ihr Ernst? „Muss das sein?“, fragte Sarana Fubiko stattdessen. „Ein wenig blöd ausgedrückt, aber irgendwo wird sie wohl Recht haben... Entschuldigt, Yokokume-san.“, murmelte eine andere Dämonin mit ehrlich mitfühlendem Blick. „Ihr solltet vorsichtig sein. Eure Tochter ist eine echte Perle in unserem Volk, mit der sich sicher jeder gerne schmücken würde.“, erklärte auch ihr Mann in einem ebenso liebevollen Tonfall. Gut, mit diesen Worten konnte Kuraiko schon eher umgehen. Sie nickte dankbar und bekam dafür ein liebes Lächeln des Paares, ehe die Mutter auf ihren eigenen Säugling hinunter blickte, den sie gerade stillte. „Meine Damen, bitte, könnten wir uns wieder beruhigen?“, bat Valerie erneut. „Wir sind, wie gesagt, hier damit unsere Kinder eine schöne Zeit haben und wir unsere Erfahrungen miteinander teilen.“ Zustimmendes Gemurmel unter den Anwesenden. Der einzige Mann am Tisch erhob sich seufzend. „Ich schau mal nach unseren Ältesten draußen.“, entschied er und ließ die keifenden Kampfhennen allein. Eine Weile blieb es still. „Also“, Valerie ließ sich durch nichts von ihrer guten Laune abbringen. „Will jemand erzählen, welche Fortschritte sein Kind gemacht hat, seit unserem letzten Tee?“ Keiner sagte etwas. Zu erdrückend war die Stimmung in diesem Moment. Also sah Valerie zu den drei neuesten Mitgliedern in ihrem Kreis. „Kuraiko, erzähl uns doch von den Entwicklungsschritten deiner Mariko, seit der Geburt.“ Die Angesprochene lief rot an, als sich alle Augen auf sie richtete, und stieß nachdenklich die Luft aus. „Mariko hat ein richtig süßes Lächeln.“, verkündete Nanashi da plötzlich und lachte leise. „Seit ein paar Tagen grinst sie beinahe ununterbrochen. Das ist so süß.“ Wie zur Untermauerung begann das Baby auf dem Boden zu quieken und zu gackern, was den meisten anderen Müttern verzückte Laute entlockte. „Sie kann aber auch richtig grantig sein. Heute morgen war sie so beleidigt, dass sie meinem jüngsten Sohn, einem vollwertigen Dämonen, die Nase blutig getreten hat, als er sie beruhigen wollte.“, lachte auch Sarana und die Mütter stimmten kichernd ein. Gerettet. Kuraiko lächelte erleichtert, aber natürlich hatte sie nicht mit der Frau gerechnet, die genau wie Fubiko nicht unbedingt die freundlichsten Töne für sie fand. Sie schnaubte abfällig: „Ein Monat alt und so... unterentwickelt?“ - alle Blicke richteten sich auf sie - „Das ist keine Prinzessin, das ist ein Witz!“ Nanashi schlug die Hände auf den Tisch und sprang auf. „Bitte was? Was fällt dir eigentlich ein?“, schrie sie sie an. „Na ja, sie hat ja Recht.“, meinte Fubiko und zuckte die Schultern. „Es wird ein Wunder sein, wenn dieses Kind wenigstens ähnlich stark wie ein Halbdämon wird. Der Vater ist ein mächtiger Dämon, aber die Mutter, nun ja...“, sie nahm wieder ihre Tasse und trank einen Schluck. „Ihr seid echt unfassbar!“, schaltete sich nun auch eine andere Dämonin am Tisch ein. „Wie könnt ihr so etwas sagen?“ „Vollwertig oder nicht, ihre Mutter ist nur ein Mensch. Diese Mariko ist keine würdige Tochter für unseren Fürsten.“ „Nun kommen wir mal alle wieder runter, in Ordnung?!“, bat Valerie, hob beschwichtigend die Hände und wandte sich dann an die Dame, die gegen Kuraiko und ihr Kind zu wettern versuchte. „Nur weil sich die Prinzessin momentan noch etwas langsamer als andere Kinder entwickelt, heißt das nicht, dass sie eines Tages ein Handikap gegenüber anderen Dämonen haben wird.“, erklärte sie ruhig und fachmännisch. „Ob sie überhaupt Nachteile haben wird, das wird sich erst in den nächsten Jahren herausstellen.“ Die beiden Frauen schnaubten wenig begeistert, dann standen sie auf. „Das ist wirklich unter unserer Würde.“, verkündete die eine. „Mit so etwas geben wir uns nicht ab.“, bemerkte auch die Andere und beide nahmen sich ihre Kinder von den Spieldeckchen und marschierten davon. Kuraiko seufzte schwer, als sie verschwunden waren. Sofort strich ihr Sarana wieder über den Rücken. „Nehmt es nicht so schwer, Yokokume-san.“, bat eine der andere Mütter und schob ihr ein Stück Kuchen rüber. „Die sind doch nur neidisch, dass Eure Tochter das erstgeborene Kind des Fürsten ist.“ Kuraiko nickt schwach und griff nach ihrer Tasse. „Eine andere Frage, was ist eigentlich mit Eurem Hals geschehen? Das wollte ich schon die ganze Zeit mal ansprechen.“, verkündete die Mutter, die gerade stillte. Kuraiko überlegte, was sie sagen sollte – immerhin konnte sie diesen Damen doch schlecht sagen, dass das der Vater ihres Kindes war, als er ihre gemeinsame Tochter angriff – aber zum Glück schalltete sich sofort Nanashi ein. „Oh, das ist vergangene Nacht passiert. Kuraiko überraschte einen Einbrecher, der das Kind entführen wollte. Er hat sie angegriffen. Aber zum Glück konnte mein Schwager, Ronin, gerade noch so dazwischen gehen.“ Die Frauen sahen irritiert drein. „Ronin? Das ist aber nicht der Fürst. Wo war der Vater?“ „In seinem eigenen Bett mit seiner Mätresse, vermute ich...“, platzte es griesgrämig aus Kuraiko heraus und sofort war es schlagartig still. „Nun, aber wenigstens ist doch Mariko nichts passiert, oder?“, versuchte Valerie gleich wieder abzulenken. „Kiyoshi hat sie untersucht, ja. Aber er meinte, dass alles in Ordnung wäre.“, bemerkte Sarana. „Ach ja, der Leibarzt des Herrn.“ „Ich hoffe, dass er wirklich Recht hat... Der Angreifer war...“, Kuraiko biss sich auf die Unterlippe. Nanashi und Sarana sahen sich mitfühlend an. „Wenn du Zweifel an der Diagnose hast, Kuraiko – oder besorgt, dass Kiyoshi irgendwas übersehen hat – dann biete ich dir gerne an, dass ich mir deine Tochter in der Praxis hinten noch einmal anschaue.“ Kuraiko sah von Mariko zu der Ärztin und nickt dann leicht. „Ja, vielleicht... Sicher ist sicher, oder?“ Nanashi und Sarana zuckten nur die Schultern. „Dann komm, ich untersuche sie gerne noch einmal für dich.“, Valerie stand bereits auf, da folgte auch Kuraiko. Sie nahm ihr Baby auf den Arm und verschwand dann wortlos Seite an Seite mit der Ärztin in den Flur. Die zurückgebliebenen Frauen sahen einander betroffen an, bis eine seufzte: „Ich fasse es nicht... Die beiden machen sie hier so fertig und wir belagern Kuraiko mit unseren Kindern... und dabei hat sie genug Kummer. Ich würde sterben, wenn ich unser Kinderzimmer käme und da ist jemand, der meinem Baby etwas antun will.“ Alle Anwesenden nickten zustimmend. Kuraiko folgte Valerie schweigend bis in den hinteren Teil des nur halbfertigen Neubaus. Sie drückte Mariko an sich und dachte wieder an Sesshoumaru. Sie hoffte so sehr, dass ihr Vater Recht behielt und der Fürst eine einleuchtende Erklärung für sein Verhalten vorbringen konnte. Sie strich ihrem Baby sanft über das Köpfchen und trat an Valerie heran, die an einer Tür stoppte. Die Ärztin schloss liebevoll lächelnd das Sprechzimmer auf und ließ sie eintreten. „Bitte, Kuraiko, geh durch. Zur Liege.“, bat sie, während sie das Licht einschaltete. Kuraiko nickte und schlurfte hinüber. Sie war so in Gedanken, dass sie das schwache Murmeln aus dem hinteren Teil des Raumes erst nicht hörte und nur im Hintergrund wahrnahm, dass der Raum nicht den üblichen, sterilen Geruch einer Arztpraxis hatte. Doch dann schepperte es. Erschrocken stoppte Kuraiko. Ein Untersuchungsinstrument zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es rollte klimpernd quer über den Boden. Kuraiko hob ihre Tochter etwas höher und drückte sie fester an ihre Brust. Angsterfüllt sah sie zurück zu Valerie hinter sich, doch das freundliche Lächeln der Ärztin wich einem düsteren, siegessicheren Grinsen. Sie verriegelte die Tür. „Valerie?“, langsam dämmerte es Kuraiko, etwas stimmte nicht. Die Frau lachte hinterhältig und trat näher. Schockiert wich die Menschenfrau zurück. Immer weiter, bis sie die spanische Wand hinter dem Schreibtisch passiert. Im Augenwinkel konnte sie eine Bewegung ausmachen. Erschrocken sah sie zur Seite und schrie entsetzt auf, als sie die Person erkannte, die dort – nicht einsehbar von der Tür – auf dem Boden lag und sie mit flehenden Augen anstarrte. Valerie. Aus einem kleinen, Kugelrunden Behälter trat Rauch aus, der die Sinne der Dämonin benebelte und sie so betäubte, sodass sie sich nur schwach zu wehren wusste. „Überraschung.“ Erschrocken bei diesem Wort sah Kuraiko wieder zurück vor sich, doch da sauste schon eine Hand durch die Luft. Hart trafen die flachen Finger sie an der Schläfe und ihr Kopf schnellte herum. Krampfhaft schlossen sich ihre Arme um ihr Baby, doch der folgende Tinituston hallte bereits durch ihren Kopf und ihre Sicht verschwamm. Nur am Rande bemerkte Kuraiko, wie sie zurück taumelte und Halt an der Liege fand. Voller Angst und Panik um Mariko, zwang sie sich dazu, aufrecht stehen zu bleiben. Doch die Taubheit durch den Schlag der Dämonin, breitete sich bereits unnachgiebig aus. Sie würde nicht Lange bei Bewusstsein bleiben, das wusste auch ihre Angreiferin. Zwei Hände streckten sich nach ihr aus und während die eine nach dem Baby griff, wurde sie mit der zweiten Hand leicht angestoßen, sodass sie zur Seite kippte. Freudig lachend sah die Fremde dabei zu, wie die Mutter wie ein nasser Sacke umfiel und neben der Ärzin auf dem harten Boden aufschlug. Valerie schrie erstickt, in der Hoffnung, dass Kuraiko so wieder zu sich kommen würde, doch die junge Mutter bekam nicht einmal mehr einen Ton heraus. Immer wieder flatterten ihre Lider hinab und ihre Augen rollten hinauf, bevor sie es nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte, sich doch noch auf den Rücken zu drehen. Zuerst konnte sie die Frau über sich nicht erkennen, doch langsam klarte das Bild, als sie Marikos weinen hörte. Verbissen kniff sie die Lippen zusammen und versuchte sich aufzurichten, doch bei der kleinsten Bewegung dröhnte ihr Kopf und die Ohnmacht klopfte erneut an ihre Stirn. Die Frau lachte. Es war sie selbst. Kuraiko. Sie selbst stand dort über ihr und hielt ihr Baby fest. ... Nein, das war nicht sie, dass musste diese Tomomi sein... Die Gefährtin von Sesshoumaru. Hatte er etwa... Nein, sie hatte sich geirrt. Das wurde ihr klar, als Tomomi sich einen Mantel nahm, der hier auf sie gewartet hatte. „Mit besten Empfehlungen von Akito und mit freundlichen Grüßen an Sesshoumaru. Jetzt haben wir sein Kind doch bekommen. Aber keine Sorge. Du wirst es nicht mehr erleben, wie wir ihm sein geliebtes Kind in Einzelteilen zuschicken.“ Kuraiko stöhnte vor Schmerz – eigentlich hatte sie panisch schreien wollen – zwang sich ein letztes Mal dazu, sich aufzurichten, doch das Dröhnen in ihrem Kopf wurde stärker, alles Licht verschwamm und dann schlug sie unsanft auf dem Boden auf. Entsetzt sah Valerie von ihr zu der Frau über ihnen, die sie bereits am frühen Morgen in diesem Raum eingesperrt hatte. Und auf das Kind, das dort in ihren Armen lag und hemmungslos schrie. „Du wirst nicht weit kommen. Sie werden Mariko hören und dich jagen!“, warf sie ihr matt und und mit dem Knebel im Mund an den Kopf, doch Tomomi lachte nur. „Wetten, dass ich es schaffe?“ Machtlos sah die Ärztin dabei zu, wie Tomomi wieder aus ihrem Sichtfeld verschwand. Sekunden später erlosch das Licht und die Tür wurde von außen versperrt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)