Only know you love him when you let him go von Diversity (...and you let him go) ================================================================================ Kapitel 1: ...and you let him go -------------------------------- Es wäre wohl vermessen gewesen, zu sagen, ich hätte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Ich hatte es gehofft - zunächst -, bevor ich angefangen hatte, mich vor diesem Tag zu fürchten. Auch wenn er mir derlei Mitgefühl und Anteilnahme vielleicht nicht zutraute, so hatte ich doch zu Anfang auf meine Fähigkeiten vertraut und gehofft, ihn schnell aus seiner misslichen Lage befreien zu können. Ich fühlte mich schuldig, verantwortlich für seine Situation. Ich hoffte, möglichst schnell ein Gegengift entwickeln zu können, wollte wieder gut machen, was ich durch meine Tätigkeit bei der Organisation verbockt hatte: Durch das von mir entwickelte Gift steckte er in dem Körper eines siebenjährigen Grundschülers fest! Doch irgendwann waren mit meine eigenen Gefühle in die Quere gekommen. Ich wusste nicht, wann es begonnen hatte und wie es soweit hatte kommen können. Ich konnte keinen bestimmten Tag benennen an dem mir das erste Mal bewusst geworden war, dass ich Conan Edogawa plötzlich mit anderen Augen sah. Dieses Gefühl kam schleichend, dafür aber stetig und irgendwann konnte ich die Augen nicht mehr davor verschließen: Ich hatte Gefühle für ihn entwickelt die mich den Tag fürchten ließen, an dem mir die Entwicklung eines dauerhaft wirksamen Gegengifts endlich gelingen und Conan endgültig wieder zu Shinichi werden würde. Ich wusste, dass ich an diesem Tag verlieren würde, was ich nie gehabt hatte: Ihn. Nein, nicht als Freund, dafür war Conan ein viel zu loyaler Mensch; es war vielmehr die Chance darauf, dass auch er mich irgendwann einmal mit anderen Augen sehen könnte. Denn ich wusste, dass, sobald Conan wieder zu dem Oberschüler werden würde, der er in Wirklichkeit war, es wahrscheinlich nichts auf dieser Welt geben würde, dass ihn von Ran würde fernhalten können. Und doch konnte ich sagen, dass es an der Zeit war. Ich wusste, dass es ein egoistisches Gefühl war, das ich für ihn empfand und auf gewisse Art und Weise schämte ich mich auch dafür. Ich hatte kein Recht, so für ihn zu empfinden, geschweige denn, ihn für mich beanspruchen zu wollen. Ich war es gewesen, die ihn in diese Misere geritten hatte und nun war es an mir, ihm zu helfen, was auch immer für Gefühle meinerseits dies verhindern wollten. Ich kann bis heute nicht sagen, weshalb ich diese Art von Gefühlen für ihn entwickelt hatte. Versuchte ich, das Ganze logisch und nach den Regeln der Wissenschaft zu analysieren, war die einzige Erklärung, die mir blieb, diese: Er hatte nie über mich geurteilt. Conan Edogawa hatte nie - zu keinem Zeitpunkt - meine Vergangenheit verurteilt und mich auf das Level der Menschen degradiert, mit denen er sonst viel zu oft in Kontakt geriet: Das Level eines Verbrechers! Und dabei, so musste ich selbst gestehen, hätte ich eine solche Behandlung durchaus verdient. Er aber schien von Anfang an etwas in mir gesehen zu haben. Eine gute Seite vielleicht, verborgen unter meiner Vergangenheit bei der Organisation. Er hatte an mich geglaubt, mir Vertrauen geschenkt und mir meine Selbstachtung zurückgegeben und vielleicht war das der Grund für diese wirren Gefühle. Offensichtlich hatte ich mich in meinen Gedanken verloren, denn erst als Ayumi ihren Regenschirm zusammenklappte, der nicht einmal ausgereicht hatte, um sie selbst trocken zu halten, und sich ein Schwall kalten Wassers auf mich ergoss, wurde mir wieder bewusst, wo ich mich befand: Ich stand im Flur der Detektei Mori, nass wie ein begossener Pudel und durchgefroren bis auf die Knochen. "Oh entschuldige." Ayumi sah mich verlegen an und zog mich am Ärmel hinter sich her in die Wohnstube der Detektei. "Komm Ai, Conan und die anderen sind schon vorausgegangen." Sie hatte Recht. Die anderen hatten es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht und doch blieb ich unschlüssig neben eben diesem stehen: Meine Klamotten waren viel zu durchnässt, als dass ich die weichen Kissen hätte beschmutzen wollen. "Ich hab' hier heiße Schokolade für euch und einen leckeren Vanillepudding! Außerdem hab ich euch Handtücher mitgebracht und ein paar trockene Sachen von Conan, damit ihr euch nicht erkältet!" Ran betrat lächelnd den Raum, in der einen Hand ein Tablett mit dampfenden Tassen und Schälchen, in der anderen einen Berg von Handtüchern und Kleidung. "Das ist aber auch ein Mist. Dabei wollten wir so schön unseren neuen Drachen steigen lassen. Dass wir dann von diesem Gewitter überrascht werden, konnte ja keiner ahnen." Mitsuhiko seufzte. "Genau und jetzt ist alles pitschnass." Ayumi sah angewidert an sich herunter. Mein Blick glitt zu Conan hinüber. Dieser schien nicht so recht teilzuhaben an dem, was in der warmen Detektei vor sich ging. Es hatte sich bereits seit Tagen angedeutet und mittlerweile war es umso offensichtlicher geworden: Er kämpfte, so wie er jeden Tag gekämpft hatte. Nicht nur gegen die Organisation, nein, auch gegen sich selbst. Und welcher Kampf konnte wohl schwieriger sein als derjenige, den ein siebenjähriger Junge auszutragen hatte gegen die Gefühle eines 17-jährigen Oberschülers? Die von ihm stets zur Schau gestellte Maske verriet nichts von dem Konflikt, der in ihm wütete, nur seine sonst so blauen Augen, die durch die großen Fenster der Detektei in die Ferne blickten, schienen in einem aufgewühlten Sturmgrau. Es war das gleiche Sturmgrau, wie es die dicken, gewitterschwangeren Wolken zierte, die heute tief hingen zwischen den Hochhäusern der Tokioter Innenstadt. Es war Herbst und so golden wie der Oktober auch gewesen sein mochte, genauso verregnet und düster war nun der November. Und so, wie das Wetter sich verschlechtert hatte, so war auch Shinichi mit der Zeit niedergeschlagener geworden. Es war bereits das zweite Jahr, dass er in der Gestalt Conans gefangen war, der zweite Herbst und der zweite Winter von dem er erwartete, ihn als Grundschüler verbringen zu müssen. Ja, es war an der Zeit... Conans Maske blieb auch dann ungerührt, als er sich umdrehte und mit dem perfekten Lächeln eines spitzbübigen Grundschülers auf den Lippen Genta beobachtete, der gerade mit größter Mühe versuchte, seine Beine in die engen Hosen Conans zu zwängen, während der Reißverschluss jedoch meilenweit offen stehenblieb. Er ließ die Hose schließlich Hose sein, stolperte fast, da seine Füße noch immer in den Hosenbeinen gefangen waren, als er zum Tisch eilte und sich eine Schale der noch dampfenden Leckerei schnappte. "Mhhh, köstlich!" "Danke, Ran!" Die Stimmen der anderen Detective Boys erklangen wie im Chor, während Ran sich neben Mitsuhiko und Ayumi auf das Sofa hatte fallen lassen. "Gerne!" Sie lächelte. Gentas Wangen glühten förmlich vor Tatendrang, während er den Pudding löffelweise verschlang. "Ich hab euch doch gesagt, dass Ran immer etwas Leckeres für uns da hat!" Das aufgesetzte Lächeln auf Conans Lippen wurde eine Spur ehrlicher, liebevoller, als er seine Freundin betrachtete. Diese löffelte nun ebenfalls den Inhalt eines Schälchens, beobachtete Conan aus dem Augenwinkel und klopfte schließlich auf ihren Schoß. "Na komm her, Conan, der Pudding wird noch ganz kalt." Ohne zu zögern folgte Conan ihrer Aufforderung, kletterte artig auf ihren Schoß und ließ sich brav von Ran füttern, die solange pustete, bis der Vanillepudding eine angenehme Temperatur erreicht hatte. Der leichte Rotschimmer, der sich auf Conans Wangen niedergelegt hatte, verriet, dass es ihm peinlich war, vor seinen Freunden auf diese Art und Weise von Ran umsorgt zu werden und doch hatte offensichtlich der Oberschüler in ihm die Oberhand gewonnen, der die Nähe des Mädchens zu sehr genoss, als dass er sich hätte dagegen wehren können. Er beschwerte sich nicht, als Ran schließlich die leere Schale beiseite stellte und ihn in ihre Arme zog, um den eben noch so durchnässten Jungen aufzuwärmen und dabei begann, mit den Fingern durch seine Haare zu kämmen, die noch immer feucht vom Regen waren. Es war nicht offensichtlich, man musste schon genauer hinsehen um zu erkennen, dass er sich nicht nur nicht wehrte, sondern seine Wange gerade der dargebotenen Hand noch entgegenstreckte, sich in die warmen Arme fallen ließ, die ihn hielten. Es war ein seltener Moment. Viel zu oft beherrschte er sich, ließ den Oberschüler in ihm nicht die Kontrolle gewinnen, den kleinen Jungen in ihm nicht die Oberhand verlieren. Nie war Shinichi weniger er selbst als in Rans Gegenwart, gefangen im Körper eines siebenjährigen Grundschülers, und doch war er gleichzeitig nie mehr der Oberschüler, der er ja eigentlich war, als wenn sie bei ihm war. Es war verrückt. So sehr er auch kämpfte, die Gefühle, die ihn zu verraten drohten, nicht zur Schau zu stellen, so schwer fiel es ihm auch, sie zu unterdrücken. Als Teenager, beide im Körper zweier pubertierender Oberschüler, hatten sie nie zu ihren Gefühlen gestanden; es hatte keinerlei körperliche Zuwendungen gegeben, die die eigenen Gefühle dem anderen hätten preisgeben können. Jetzt, sie eine junge Frau, er gefangen im Körper eines Winzlings, war diese Scham verflogen. Ohne das Wissen, wer sich hinter Conans Identität tatsächlich verbarg, hatte sie keinerlei Scheu, den Jungen zu umarmen, seine Hand zu halten und ihm nahe zu sein. Und er genoss es, spürte, wie ihre Nähe all die Schmetterlinge in seinem Bauch nur noch anstachelte und es ihm umso schwerer machte, seine Identität und seine Gefühle zu verbergen. Hinzu kam, dass Shinichi ein Wahrheitsfanatiker war, eine Eigenschaft, die auch bei Conan nicht minder durchschlug. Er hasste Lügen und am meisten hasste er es, ausgerechnet Ran mit Unwahrheiten abzuspeisen, mit ihr nicht reinen Tisch machen zu können. Vielleicht war es Absicht, vielleicht war es aber auch sein Unterbewusstsein, das ihn dazu veranlasste, Ran zumindest durch sein Verhalten und mit Gesten reinen Wein einzuschenken - wenn auch nicht über seine Identität, dann doch aber zumindest über seine Gefühle. Sie waren wie für einander geschaffen, waren vielleicht sogar von Geburt an durch den sagenumwobenen roten Faden verbunden, der den jeweiligen linken kleinen Finger eines Liebespaar umspann, das vom Schicksal füreinander bestimmt worden war. Aber wie hätte es auch anders sein können? Sie, ein hoffnungsvolles Karatetalent, Meisterin der Teitan Oberschule, er beliebter Oberschülerdetektiv, der Retter der japanischen Polizei? Zudem stand Rans zarte Schönheit der Attraktivität und dem Charme Shinichi Kudos in keinster Weise nach. Doch es waren nicht nur die offenkundigen Umstände, die Äußerlichkeiten, die es quasi offensichtlich und unumgänglich machten, dass diese beide jungen Menschen zusammengehörten. Es fiel vielleicht nicht sofort ins Auge, aber es hatte sich herauskristallisiert, desto länger ich Conan - Shinichi - kannte: Sie war seine Konstante in diesem Leben, das für diesen Jungen so aus den Fugen geraten war und durch die Grausamkeit der Welt im Allgemeinen und die Kriminalität in diesem Land im Speziellen jeden Tag auf's Neue erschüttert wurde. Sie war das, was ihn zwischen all dem Negativen an die schönen Dinge im Leben erinnerte. Er brauchte sie. Liebte sie für das, was sie war, was sie ihm gab. Und andersherum war es genauso. Meine Hand glitt in die Tasche seitlich an meinem dicken Pullover, der unter meiner Jacke als einziges trocken geblieben war, umfasste den kleinen, runden Gegenstand, der sich darin befand und drehte ihn gedankenverloren hin und her. Wenn es doch so eindeutig war, dass die beiden zusammengehörten, warum um alles in der Welt hatte ich sie ihm dann noch immer nicht gegeben? Ich trug sie doch nun schon seit einer geschlagenen Woche mit mir herum. Hatte ich wirklich gehofft, dass es auch nur die geringste Hoffnung darauf gab, dass Conans Gefühle für Ran eines Tages abschwächen, sich legen würden? Dass er erkannte, dass es auch möglich für ihn war, seine Zukunft anders zu gestalten? Ich wusste, wie egoistisch dieser Gedanke war, noch während ich mich dabei ertappte. Nein, es hatte keiner der beiden verdient, dass ich in diese Richtung spekulierte. Wie konnte ich auch nur jemals in Erwägung ziehen, dass Conan für immer bleiben könnte, was er derzeit war - ein Grundschüler - und sein Leben diesen Voraussetzungen entsprechend anders arrangieren könnte - mit mir an seiner Seite? Wie sollte so etwas möglich sein, wenn Ran das Rädchen war, das sein Zahnrad funktionieren ließ? Wenn ich wirklich etwas für Conan empfand, sollte ich es ihm wünschen, endlich auf die von ihm erwählte Art glücklich zu werden. Und auch Ran verdiente es, dass all ihre Warterei endlich einmal ein Ende finden und Shinichi zu ihr zurückkehren würde. Ich mochte sie. Zu Beginn hatte ich in meinem Egoismus Gründe dafür gesucht, ihr etwas ihrer Perfektion aberkennen zu können, doch mit der Zeit hatte ich einsehen müssen, dass ich nichts dergleichen finden würde: Ran war hübsch, liebevoll, großherzig und aufopferungsvoll. Ich hatte erkannt, dass ich auf verquere Art und Weise verstand, weshalb sie Shinichis Herz im Sturm erobert hatte. Es war diese bestimmte Art, mit der sie es schaffte, einen in ihren Bann zu ziehen. Diese Art, die auch Shinichi innehatte. Er war schon immer begehrt gewesen. Bereits als gutaussehender, intelligenter und durchaus charismatischer Oberschülerdetektiv hatte er geradezu einen eigenen Fanclub gehabt und doch konnte ich nicht sagen, ob ihm überhaupt bewusst war, wie viele Mädchenherzen ihm tatsächlich entgegenflogen. Und auch jetzt als Knirps war er nicht weniger beliebt. Mein Blick wanderte zu Ayumi. Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass sie Conan, der noch immer auf Rans Schoß saß, skeptisch beobachtete. Das muntere Geschnatter der anderen Detective Boys verstummte, als ein gleißender Blitz für den Bruchteil einer Sekunde den Himmel erhellte, gefolgt von einem Donnerschlag, der lautstark durch die Straßen Beikas hallte. Ich konnte sehen, dass Ayumi vor Schreck zusammenzuckte und zögerlich nach Hilfe suchend die Hand nach Conans Arm ausstreckte, der gemeinsam mit Ran direkt neben ihr saß. Doch Conan bemerkte es nicht. Es war nicht seine Art, unaufmerksam zu sein; es passte nicht zu ihm, einem Detektiven, dem die kleinsten Details förmlich ins Auge sprangen und sich derart auf seiner Festplatte manifestierten, dass er sie hinterher für die Lösung eines Falls heranziehen konnte. Doch an diesem Nachmittag schien er nur Augen für Ran zu haben. Ja, es war wohl wirklich an der Zeit... Es war ein harter Kampf, den Conan kämpfte. Es war nicht nur Ran, die auf Shinichis Rückkehr wartete, auch Conan wartete. Wartete, endlich zu ihr zurückkehren, endlich Schluss mit all den Unwahrheiten machen zu können, die zwischen ihnen standen. Es war ein Kampf, dessen Ende ungewiss war. Keiner der beiden konnte sagen, wann das Warten vorüber sein, ob es überhaupt jemals ein Ende nehmen würde. Was trieb einen in einem solchen Kampf voran, dessen Ausgang noch in den Sternen stand? Woher nahmen sie, jeder einzelne von ihnen, nur die Kraft, festzuhalten, weiter zu warten und auf einen glücklichen Ausgang zu hoffen? Es konnte bloß die Liebe zueinander sein, die sie vorantrieb, sie die Hoffnung nicht aufgeben ließ. Ich konnte sehen, wie Conan die erstaunten Blicke Gentas und Mitsuhikos darüber ignorierte, noch immer nicht von ihrem Schoß gestiegen zu sein. Geflissentlich lächelte er die Skepsis der beiden fort. Ich konnte nur vermuten, dass heute einer dieser Tage war, an denen seine Kraft, festzuhalten an der Hoffnung und an dem Vertrauen in mich, irgendwann ein Gegengift zu entwickeln, auf wackligen Beinen stand. Er brauchte sie heute umso mehr. Wenn er sonst auch hartnäckig gegen seine Gefühle ankämpfte, so hatte er zumindest diesen Kampf für heute niedergelegt, versuchte krampfhaft, neue Energie aus ihrer Nähe zu schöpfen um für sie beide weiterkämpfen zu können, durchzuhalten, damit Rans Warterei nicht umsonst gewesen sein würde. "Möchte noch jemand eine heiße Schokolade? Du vielleicht, Ai?" Ich fühlte mich ertappt als Ran mich plötzlich direkt ansprach, wusste nicht, ob sie bemerkt hatte, dass ich Conan und sie beobachtet hatte. Verlegen schüttelte ich den Kopf. "Also ich könnte noch eine vertragen!" Ein Grinsen zierte Gentas Gesicht, während er sich seinen beträchtlichen Bauch rieb. "Na dann mache ich dir noch eine!" Ran lächelte und stand auf. Conan quittierte dies mit einem unzufriedenen Blick. Wann man nur genau genug hinsah konnte man den bedauernden Schimmer in seinen Augen erkennen angesichts der nun leeren und kalten Sofaecke, die ihn die vertraute Nähe sofort vermissen ließ. "Soll ich dir vielleicht helfen?", bot er deshalb an. "Bleib du nur sitzen, mein Süßer, ich bin gleich wieder zurück.", lehnte Ran dankend ab und wuschelte noch einmal durch sein kurzes Haar, bevor sie in der Küche verschwand. Es kam nicht häufig vor, dass Conan derart anhänglich war, aber offensichtlich war heute einer dieser seltenen Tage. Ich seufzte. Ich sollte die Gelegenheit wohl am Schopfe packen. Ayumi und Mitsuhiko waren in ein Gespräch vertieft, bedauerten noch immer den schönen, selbstgebastelten Drachen, der sich auf Grund des herrschenden Sturms in den Ästen eines hohen Baumes verfangen hatte und zerbrochen war. Genta hingegen war viel zu sehr beschäftigt mit dem dritten Schälchen Vanillepudding und fügte dem Gespräch der beiden anderen Detective Boys nur hin und wieder schmatzend hinzu, sie könnten ja am nächsten Tag beim Professor einen neuen, noch schöneren und bunteren Drachen bauen, weshalb sie mich nicht weiter beachteten, als ich zu Conan hinüberlief und ihn am Arm fasste, um ihn hinter mir her und ein paar Meter von den anderen wegzuziehen. "Was ist los, Haibara?" Conans Blick war fragend. "Das sollte ich dich fragen, so gefühlsduselig kenne ich dich ja gar nicht. Du wirfst dich ihr heute ja förmlich an den Hals!" Ich grinste. Es war kein echtes Grinsen, zu schwer wog die Entscheidung, die ich soeben getroffen hatte und gleich besiegeln würde. "Ich..." Conan wusste nicht, was er sagen sollte. "Ich weiß schon, Shinichi, du bist auch nur ein Mann und hin und wieder braucht auch ihr mal Nähe!" Ich gab mir Mühe, meiner Stimme einen flapsigen Tonfall zu geben. Er wich meinem Blick aus, doch ich ließ mich nicht beirren und nahm seine Hand. Der kleine, weiße, runde Gegenstand, den ich in seine Handfläche legte, fühlte sich warm an, so oft hatte ich ihn wohl zwischen meinen Fingern hin und her gedreht, unschlüssig, was ich tun sollte. Nun hatte ich die Entscheidung getroffen. Conan sah mich nicht an; sein Blick war auf die Pille in seiner Hand gerichtet. "Wie lange dieses Mal, Haibara? 12 Stunden oder... weniger?" Seine Stimme war kratzig. Ich konnte nur vermuten, dass er in Gedanken bereits überlegte, für welche Gelegenheit er sie am besten aufbewahren, wie er die ihm gegebenen paar Stunden am besten nutzen sollte. Ich schüttelte den Kopf, doch als er mich noch immer nicht ansah, musste ich seine Zweifel endlich durch Worte zerstreuen. "Es ist nicht temporär, Shinichi." "Was?" Sein Kopf schnellte hoch und sein Blick traf meinen. Ungläubig sah er mich an, schien nach Anhaltspunkten dafür zu suchen, dass ich mir einen Spaß mit ihm erlaubte. Es dauerte einige Sekunden, ehe die Zweifel aus seinem Gesicht verschwunden waren und sich ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Noch ehe ich etwas sagen konnte spürte ich, wie er mir lachend um den Hals gefallen war und mich im Kreis herumwirbelte. Es war nur ein kurzer Moment, nur ein Augenblick, und trotzdem genoss ich die Wärme, die sich mit seinen Armen um mich legte. Sein ausgelassenes Lachen kitzelte mein Ohr und auch, wenn es wehtat, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Um nicht sentimental zu werden, löste ich seine Arme gespielt schroff von mir. "Ich gehe jetzt. Der Professor wartet sicher schon!" Conan sagte nichts. Ich konnte den stummen Dank aus seinen Augen ablesen, als er mir wortlos einen Schirm entgegenhielt. Als ich hinaus auf die Straße und in den Regen trat, durchnässten sofort die ersten Regentropfen den dünnen Stoff meiner Jacke. Ich hatte keinen Schirm gewollt. Der Regen war kalt und doch tat er gut, war wie Balsam auf der wunden Stelle meines Herzens die schmerzte bei dem Gedanken daran, dass es an der Zeit war, sich von Conan Edogawa zu verabschieden. Als Conan mir um den Hals gefallen war, hatte ich Ayumis stechenden Blick bemerkt, der auch dann noch in meinem Rücken brannte, als ich die Detektei verlassen hatte. Ich hatte sie in mein Herz geschlossen, sowohl Ayumi als auch Genta und Mitsuhiko. Wie konnte ich es ihr also verübeln, dass ihre Eifersucht sich in ihrer kindlichen Naivität gegen mich richtete? Es war nicht ich, der Conans Herz gehörte. Nein, Conans - Shinichis - Herz gehörte schon lange dem hübschen, starken, unerschrockenen Mädchen in der Detektei, das so lange auf ihn hatte warten müssen und dessen Sehnen nun bald ein Ende haben würde, wenn der Oberschüler Shinichi Kudo endlich zurück war! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)