Feuer und Wind von Pandaishie (Minato's Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Der erste Zunder --------------------------- Kushina war wie das Feuer. Hell leuchtend aus der Ferne, einladend warm aus der Nähe, wunderschön anzusehen. Aber solltest du aus Versehen zu nah kommen, oder noch schlimmer, das Feuer berühren, würdest du dich verbrennen. Die Hitze wäre unerträglich. Aber was passiert, wenn ein Feuer im Wind brennt? Als sie das erste Mal im Café auftauchte, war es ein regnerischer Tag. Obwohl sie ihre dunkle Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, bemerkte ich ihr feuerrotes Haar augenblicklich. Sie bestellte einen schwarzen Kaffee, saß für ungefähr zwei Stunden am Fenster und verschwand dann wieder. Sie hatte nichts getan in dieser Zeit. Nur aus dem Fenster gesehen. Als sie das zweite Mal im Café auftauchte, bestellte sie abermals einen schwarzen Kaffee, setzte sich auf exakt den selben Platz und verweilte für knappe anderthalb Stunden an ihrem Tisch. Wieder tat sie nichts und ich kam nicht herum mich zu fragen, warum sie mir so auffiel. Ihre Haare waren natürlich sehr markant, aber nicht so außergewöhnlich, dass ich etwas dergleichen niemals zuvor erblickt hätte. Trotzdem blieb ein Teil meiner Aufmerksamkeit immer auf der jungen Frau am Fenster. Als sie das dritte Mal im Café auftauchte, hatte ich gerade frisch gebackene Schokomuffins ins Schaufenster gestellt und bemerkte mit Interesse, dass sie einen Moment inne hielt, als sie das Geschäft betrat. Ihre sonst so monotonen Handlungen änderten sich zum ersten Mal an jenem Tag. „Einen Kaffee.“, informierte sie mich, der hinter der Theke stand. „Schwarz.“, fügte sie hinzu bevor ich fragen konnte. Ein Lächeln erschien unabsichtlich auf meinem Gesicht, als ich nickte und zu arbeiten begann. Ich stellte die Tasse mit der heißen Brühe auf den Tresen und blickte sie an. „Darf es sonst noch etwas sein?“, fragte ich aus Routine. Sie zögerte und weckte damit meine Aufmerksamkeit. „Einen Muffin.“ Mein Lächeln wurde breiter. Von ihrem siebten Besuch an, hörte ich auf zu zählen. Sie kam jeden Wochentag, von Dienstags bis Samstags, um genau dieselbe Uhrzeit - morgens um Neun, wenn das Café den ersten Ansturm überstanden hatte. Sie blieb um die zwei Stunden und ging dann wieder. Sie trank schwarzen Kaffee und, wenn es etwas Schokoladenhaltiges im Sortiment gab, dann nahm sie es dazu. Sie spielte mit ihren Haaren, wenn sie nachdachte. Ihr Blick war monoton nach draußen gerichtet und ihr Gesicht war kalt und ernst, aber ihr Zeigefinger drehte sich in kleinen Kreisen und wickelte Haarsträhne für Haarsträhne um sich, wie ein Stäbchen mit Zuckerwatte es tat. Sie brachte niemals Magazine oder dergleichen mit sich. Immer saß sie alleine da und wartete. Wenn ich sie so sah, wirkte sie schrecklich einsam. Wartest du auf jemanden? Ich schreckte hoch aus einem Traum von rotem Haar, weichem Sand und bitteren Tränen. Schwer atmend setzte ich mich auf und griff mir an die Brust, legte die Hand aufs Herz und krallte die Finger in den Stoff. Ich nahm einen tiefen Atemzug. Dann noch einen. Langsam entspannten sich meine verkrampften Glieder und ich konnte mich beruhigen. Ich hatte von etwas Rotem geträumt. Kein Blut diesmal. Merkwürdig. Fremd. Mühsam erhob ich mich vom Bett und machte die zwei obligatorischen Schritte zum Fenster, dass ich mit meiner freien Hand aufstieß, die Andere noch dicht an meinem Herzen verkrampft. Augenblicklich fiel Sonnenlicht in den Raum und färbte den Boden und die Wände in einem warmen Orange. Kühler Wind streichelte mir durch die Haare und trocknete den Schweiß auf meiner Stirn. Ich schloss die Augen und sog einen tiefen Atemzug durch die Nase ein, atmete langsam durch den Mund aus und bevor ich mich versah war die Dunkelheit aus meinem Herzen geschmolzen und ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen erschienen. „Minato! Minato!“, rief jemand von der Straße und ich öffnete die Augen, blickte neugierig herab und erkannte Kakashi, den Sohn des Café - Besitzers. „Guten Morgen.“, grüßte ich den Jüngeren, der ungeduldig von einem Bein aufs Andere sprang. „Minato! Kommst du Mittwoch Abend?“, wollte Kakashi wissen und grinste breit, voller Vorfreude. Ich hielt einen Moment inne und versuchte mich zu erinnern, was denn genau an diesem Abend stattfinden sollte. „Maruh kommt aus Suna wieder!“, informierte mich Kakashi, dem es anscheinend sichtlich zu lange dauerte. Ich grinste entschuldigend und nickte. „Natürlich.“, meinte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Ich war heute mal wieder langsam. „Bis Mittwoch Abend, ok? Wenn du dich nicht beeilst, kommst du zu spät zur Schule.“, tadelte ich den Jungen verspielt, aber Kakashi streckte mir nur die Zunge raus, grinste und rannte dann los. //Kinder …// Maruhs Rückkehr bereitete mir mindestens genauso viel Schmerz, wie damals als er gegangen war. Dennoch hielt ich es für besser die Gefühle zu unterdrücken. Nach einer ausgiebigen Dusche und einem kurzen Frühstück machte ich mich auf den Weg zur Arbeit. Das Café lag in einer unauffälligen Seitenstraße mitten in der Stadt und war darum von Bewohnern sehr geliebt, aber von Touristen meist unbemerkt. Es hatte seinen ganze eigenen Charme und seitdem ich dort arbeitete, hatte ich ein wunderbares ruhiges Leben gehabt, wie es mir von meinem Onkel vorgeschlagen worden war. Kein Stress mehr. Keine Schuldgefühle. Kaffee und Ruhe. Und kein Maruh. Ich hatte heute die Spätschicht, also kam ich erst gegen elf Uhr ins Café, meine Gedanken noch bei Maruhs baldiger Rückkehr, als mir die Person am Fenster sofort ins Auge fiel. //Sie ist wieder da … // Unabsichtlich bereitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Wenigstens hatte ich sie heute noch einmal sehen können. Ehrlich gesagt, hatte ich Sorgen gehabt, ob ich sie heute zu Gesicht bekommen würde. Sie war in letzter Zeit aus irgendeinem Grund immer nur für kurze Zeit gekommen. Ich lief in den Mitarbeiterraum und zog mich um, kam dann wieder nach vorne und beschlagnahmte einen Schokoladencookie. Sie mochte Schokolade. Es war das einzige, was sie sich manchmal mit dem Kaffee zusammen gönnte. Ich servierte den Keks auf einem Teller und brachte ihn zu ihrem Tisch. Mit einem Lächeln stellte ich ihn ab und erntete für meine Tat einen neugierigen Blick ihrerseits. Sie dankte mir mit einem Lächeln, aber wie ich mich selbst in ihren Augen spiegelte - nur ein reflektiertes Bild. Ein Gesicht, dass sie sofort vergessen würde, sobald sie das Café verließ. Der Gedanke ließ mich für einen Moment verweilen und ich selbst war überrascht über die Erregung in meiner Brust bei dem Gedanken, dass ich wohl nur ein Schatten sein würde. Ich war so an meine kalte, gemütliche Gleichgültigkeit gewöhnt, dass mich dieses Gefühl völlig aus der Bahn warf. Für einen Moment zögerte ich und ließ mich dann in den Sitz fallen, der sich ihr gegenüber befand und erregte damit nun vollends ihre Aufmerksamkeit. Statt meinem trüben Antlitz in ihren Augen war da Licht und Erkenntnis. Und für einen Moment war ich geblendet von ihrer Schönheit, und wie paralysiert hielt ich inne, während sich ihr Ausdruck zu einem verwirrten veränderte. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie höflich und augenblicklich realisierte ich, was genau ich gerade eigentlich tat. Das Blut stieg mir ins Gesicht und färbte meine Wangen rot und mein nutzloser Mund öffnete und schloß sich, ohne einen Laut von sich zu geben. In meinem Kopf tanzten Worte und Sätze, aber meine Zunge war unfähig zu artikulieren. Der Scham über meine Unfähigkeit stieg mit jeder Sekunde und als sie die Lippen ein weiteres Mal zur Frage öffnete, konnte ich nicht anders reagieren als physisch, denn anders als mein Verstand funktionierten meine Gliedmaßen noch ohne Probleme. Ich riss mich aus meiner Starre und rannte zurück hinter die Theke. Im Mitarbeiter Zimmer versteckte ich mich, bis sie gegangen war. Was war ich? Ein aufgescheuchtes Schulmädchen? Ich kam mir so erbärmlich vor, aber anders zu reagieren wusste ich nicht. Die ganze Nacht dachte ich über mein kindliches Verhalten nach und wie es dazu gekommen war, dass ich von einem Mann unwissentlich in eine Memme verwandelt wurde? Was ich getan hatte war weder erwachsen noch reif gewesen und vorallem konnte ich mich an diesem Abend beim besten Willen nicht mehr erinneren, was in mich gefahren war. Aus einer Laune hatte ich impulsiv gehandelt. Ein Gedanke hatte mich gefangen genommen und genötigt. Ich war erbärmlich, dass ich auf dieser Weise meinen Emotionen erlag. Definitiv würde ich mich bei ihr für diese Sache entschuldigen müssen. Ich konnte nur hoffen, dass sie nach der peinlichen Aktion irgendwann wieder kommen würde. Als ich am nächsten Tag hinter dem Tresen stand und gelangweilt auf meiner Unterlippe kaute, bemerkte ich die Türklingel nur im Hintergrund. Erst als das markante Feuerrot ihrer Haare in meinem Augenwinkel erschien, war ihr meine Aufmerksamkeit gewiss. Schüchtern blickte ich in ihr Gesicht, um zu sehen, ob sie in jeglicher Weise wütend oder erzürnt war über mein gestriges Verhalten, aber sie schien ganz ruhig und freundlich und bestellte nur ihren üblichen schwarzen Kaffee. Ich zögerte kurz nachdem ich ihre Bestellung auf den Thresen abgestellt hatte. „Wegen gestern...“, setzte ich leise an und sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich denke, du hattest sicher deine Gründe.“, ermutigte sie mich weiter zu sprechen und meine Schüchternheit hatte wieder Mal die Oberhand gewonnen als sich meine Wangen rot färbten. „Entschuldigen Sie.“, sagte ich sofort und deutete eine Verbeugung an. Sie wirkte überrascht und fing an herzlich zu lachen. „Ihr Leute aus Konoha seid wirklich merkwürdig.“, scherzte sie und versteckte ihr Lachen hinter ihrer Hand. Bedauerlich. Es war so schön. Über ihre Worte musste ich jedoch verlegen schmunzeln. „Ich hoffe es wird sie nicht davon abhalten unser Cafe weiter zu frequentieren.“, bemerkte ich kleinlaut und sie schüttelte den Kopf und schenkte mir ein weiteres Mal ihr wunderschönes Lächeln. Dann ging sie zu ihrem Platz, und für den Rest ihres Aufenthalts war ihr Blick wie immer aus dem Fenster gerichtet. Dank meiner Entschuldigung war mir ein schweres Gewicht vom Herzen genommen und für den Rest meiner Schicht grinste ich verschmitzt in mich hinein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)