Lesson for the Lover von pusteherz ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Freitagabend. Bunte Scheinwerfer erhellten den kleinen Club. Der Raum war eng, die Stimmung der Gäste trotzdem perfekt und die Musik umrundete das Ganze. Diese Nacht würde unvergesslich werden. „Aufgepasst Leute, gleich spielen sie ihren neuen Song!“, liess Sora laut verkünden. Mimi nahm ihren Cocktail von der Theke und lief zum rothaarigen Mädchen. Auch Kari und TK wurden hellhörig und machten es sich ebenfalls neben den zwei Freundinnen gemütlich. Mimi sah sich um und schien nach jemandem zu suchen. „Wo bleibt denn Tai?“, fragte sie schliesslich. „Er verpasst noch das Lied!“ Nun hielten alle Ausschau nach dem braungebrannten Jungen mit dem Wuschelkopf. Durch die vielen Leute war der Club ziemlich unübersichtlich und erschwerte den Freunden die Suche ein wenig. Er konnte aber nicht allzu weit weg sein, er hatte sich eben noch mit TK unterhalten. Da zeigte Kari mit dem Finger in eine Richtung, wo sich der Toiletteneingang befand. „Da ist er!“, schrie sie munter. Sofort erblickte auch Tai die Truppe und lief lässig zum Tisch, an dem die Freunde verteilt auf zwei roten Sofas sassen. „Na endlich. Setz dich jetzt, Matt spielt gleich sein neues Stück!“, befahl ihm Mimi schnippisch und zog ihn am Handgelenk runter, um sich neben TK und Kari zu setzen. Etwas genervt verdrehte Tai die Augen, unterliess es sich aber etwas zu sagen. Die Aufmerksamkeit richtete sich nun auf die Bühne, welche soeben durch weitere Scheinwerfer erhellt wurde. Der rote Vorhang wurde gezogen und die Teenage Wolves standen bereit. Matt nahm sich das Mikrofon zur Hand und räusperte sich kurz. „Bevor wir beginnen, möchte ich erwähnen, dass dieses Lied einer Person gewidmet ist, die mir viel bedeutet. Ich hoffe, es gefällt dir, Sora“, erzählte er und liess es sich nicht nehmen die Benannte anzugrinsen. Alle Mädchen kreischten vor Begeisterung und wünschten, er hätte zu ihnen gesprochen. Mimi konnte es kaum glauben und umarmte ihre Freundin innig, welche daran fast zu ersticken drohte. Sora errötete dann aber und lächelte den Sänger schüchtern an. Der Schlagzeuger gab kurz den Takt an, ehe die Band startete. As the spring in its bloom, the summer stars and the moon Come and dance with me my love, and we will be one. We go together, I promise forever, Everyday together, I live with you. Die Menschenmenge, welche sich vor der Bühne versammelt hatte, tanzte im Takt mit und freute sich über den gelungenen Track. Auch Sora war sehr begeistert und gerührt von so viel Gefühl. Eins musste man verstehen. So etwas würde Matt nicht für jede machen, sie musste ihm also wirklich viel bedeuten. As the leaves and the trees, the oceans celebrate you and me. We will live to see many days, and we will dream, we'll dream. We go together, I promise forever, Everyday together, I live with you. Als die letzten Gitarrenriffs gespielt wurden, tobten die Fans und klatschten Beifall. Zufrieden bedankte sich die Band und war stolz auf ihren heutigen Auftritt. Sie verabschiedeten sich von der Bühne und der Vorhang wurde geschlossen. „Wow, ich kann’s nicht glauben“, kreischte Mimi und schaute Sora erwartungsvoll an. „Heisst das etwa, ihr seid zusammen?“ Die Befragte zögerte kurz und strich sich eine Strähne hinter das Ohr, ehe sie den Mund aufmachte. Doch zu einer Antwort kam es nicht, denn Matt gesellte sich zu ihnen und machte es sich auf der Couch zwischen den beiden bequem. „Schön, dass ihr alle gekommen seid!“, meinte dieser und lächelte, bevor er Sora einen Kuss zur Begrüssung gab. Alle Kinnladen fielen runter. Tai blinzelte ein paar Mal, um sich bewusst zu machen, dass dies kein Traum war. „Okay“, stotterte Mimi schliesslich. „Ich glaube meine Frage ist somit beantwortet.“ Tais Herz zog sich innerlich zusammen. Sein Atem stockte. Ist das gerade eben wirklich passiert? Hat Matt tatsächlich Sora geküsst? Immer noch baff, nahm er sich schliesslich seinen Wodka vom runden Tisch und begann am Glas zu nippen, obwohl kaum noch etwas vom Getränk übrig geblieben war. „Tja, das habt ihr dann wohl richtig erkannt“, meinte Matt schmunzelnd und brach dadurch das Schweigen, welches entstanden war. Mimi begann erneut zu kreischen und hüpfte auf dem Sofa herum. Auch Kari und TK freuten sich für die beiden Turteltäubchen und klatschten fröhlich in die Hände. Sora war die ganze Aufmerksamkeit etwas unangenehm, freute sich aber über die Reaktion ihrer Freunde. Matts Hand suchte vorsichtig diejenige seiner Freundin, welche auf ihrem Oberschenkel ruhte, und hielt sie vorsichtig fest. Sora zupfte sich ihr rotes, trägerloses Top zu Recht, was sie immer tat, wenn sie nervös war. Zusammen mit Mimi hatte sie sich heute Abend bereit für den Ausgang gemacht und wurde von ihrer Freundin outfittechnisch beraten. Mimi hatte ein wahres Auge für Mode und konnte das Beste aus jemandem herausholen. Das rothaarige Mädchen wollte heute besonders hübsch aussehen. Schliesslich war es der erste Abend, an dem sie offiziell vor ihren Freunden als Paar auftraten. Matts Hand war so weich. Es war immer noch so ungewohnt für das Mädchen. Sie war tatsächlich mit Matt zusammen. Dem Matt. Der von allen Fans bewundert wurde. Den alle vergötterten. Und sie war seine Freundin. Sie durfte sich als seine Freundin bezeichnen. Nur schon der Gedanke daran liess sie lächeln. „Ich hab’s ja schon immer gewusst, dass aus euch beiden noch was wird!“, erklärte TK grinsend. Alle lachten über diese Bemerkung und gaben ihm recht. Einzig Tai schien etwas abwesend und hatte auch nichts über das Ganze zu sagen. Dies hatte Sora bemerkt und sah ihren braunhaarigen Klassenkameraden, der gegenüber von ihr sass, schief an. „Ist alles okay bei dir?“, fragte sie ihn schliesslich besorgt. Tai zuckte zusammen und wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er schaute sie mit einem müden Blick an und erzwang sich ein kleines Lächeln. „Ja, klar. Alles bestens“, antwortete er übertrieben fröhlich und nahm sich einen weiteren Schluck, wobei nur noch das geschmolzene Eiswürfelwasser übrig geblieben war. Natürlich bemerkte Sora, dass er ihr etwas vormachte, ging jedoch nicht näher darauf ein, da er anscheinend nicht darüber reden wollte. Also lächelte sie ihn an und beschloss ihn später noch einmal auszuquetschen. Immerhin war er einer ihren besten Freunde, sie wollte nicht, dass ihn etwas bedrückte. Die beiden kannten sich schon seit sie klein waren und im Sandkasten zusammen gespielt hatten. Dieser wurde nach ein paar Jahren durch das Fussballfeld ausgetauscht, auf welchem sie gemeinsam trainierten. Nun spielte Sora zwar Tennis, aber sie verbrachten weiterhin viel Zeit miteinander und gingen in dieselbe Klasse. Es war schon etwas spät geworden. Die Stimmung der Gäste war nach einigen Gläsern lockerer, sodass sich viele auf die Tanzfläche wagten und zur Musik herum hüpften. Der Club war immer noch ziemlich voll, aber niemand schien sich daran zu stören. Im Gegenteil, alle waren bester Laune. Die Wände waren in einem lila gestrichen, was dem Raum einen modernen Touch gab. Die Bar war ganz hinten und die verschiedenen Alkoholgetränke reihten sich in einem grossen Regal auf, welcher hellblau beleuchtet wurde. „Ich bin dafür, dass wir darauf anstossen“, beschloss Matt und stand auf, um zur Theke rüber zu gehen und sich Shots für die Truppe zu bestellen. Er nannte dem Barkeeper, was er gerne hätte und dieser machte sich gleich auf den Weg, um die Flasche zu suchen. Er kam sofort wieder zurück und füllte die kleinen Gläser, welche auf einem runden Tablett standen. „Geht auf’s Haus“, meinte dieser und lächelte Matt freundlich an, als er ihm die Getränke übergab. Matt bedankte sich bei ihm. Es hatte seine Vorteile als Hauptact in einem Club aufzutreten. Er marschierte zurück zu seinen Freunden, darauf achtend, dass er nichts ausschüttete. Dort angekommen legte er das Tablett ab. Noch einmal dankte er allen fürs Kommen. „Heute drücke ich ein Auge für euch zu, TK und Kari“, meinte er grinsend und überreichte allen ein Glas. Die beiden Genannten verdrehten nur die Augen. „Ich würde dann mal sagen: auf Matt und Sora!“, gab Mimi hinzu und hob ihr Glas. Die Clique folgte ihrer Handlung und nahm ihre Gläser in die Höhe. Tai hatte seinen Shot zwar in der Hand, legte diesen aber dann auf den Tisch und stand auf. „Tut mir leid Leute, ich muss jetzt leider gehen“, meinte er und zog sich seine Jacke an. „Was? Du kannst doch nicht einfach schon gehen! Wir wollten doch gerade anstossen“, widersprach ihm Mimi. Er schien aber nicht darauf zu reagieren, stattdessen stand er auf und drehte sich eilig um. „Nein, ich muss jetzt wirklich gehen“, gab er hartnäckig von sich. Der Teenager verschwand zügig und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Er liess seine Freunde verdutzt zurück. Niemand verstand sein Verhalten. Sie waren so sprachlos, dass sie gar nicht auf die Idee kamen ihm zu folgen. Tai musste sich durch die vielen tanzenden Jugendlichen durchdrängen, um zur Tür zu gelangen. Dort angekommen, atmete er tief ein, ehe er hinaufblickte und den starken Regen bemerkte. „Na toll“, seufzte er. Als wäre seine Laune nicht sonst schon im Keller. Aber er hatte ja kaum eine Wahl und zurück zu den anderen zu gehen war keine Option. Also zog er sich seine braune Lederjacke über den Kopf und machte sich eilig auf den Weg nach Hause. Kapitel 2: Nüchterne Gedanken ----------------------------- Kari stellte sorgfältig ihr Glas zurück auf den Tisch. Was war nur mit ihrem Bruder los? Gerade noch hatte er sich doch prächtig mit den anderen amüsiert. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lehnte sich zurück auf das Sofa. „Ich glaube, ich werde dann mal auch langsam gehen“, brach sie schliesslich das Schweigen. „Ist schon ziemlich spät.“ „Wir kommen auch mit“, schloss sich Sora der Jüngeren an und stand auf. Die anderen nickten zustimmend. Die Clique war wirklich lange genug hier gewesen. Es war höchste Zeit ins Bett zu gehen. Also zogen sich alle ihre Jacken an und liefen gemeinsam zum Ausgang. Die Stimmung war etwas angespannt und alle dachten nach, was Tai wohl hatte. Es regnete immer noch. Die Temperatur war innerhalb kürzester Zeit ziemlich gesunken, sodass es draussen richtig kühl war. Matt legte einen Arm um Sora, um sie so ein wenig wärmen zu können. Sie lächelte ihren Freund kurz dankend an. Er war wirklich lieb zu ihr, aber gerade plagten sie andere Gedanken. Was hatte Tai? Er hätte doch wenigstens kurz anstossen können, das war doch wohl nicht so eine Sache. Es musste wohl etwas Schlimmes passiert sein, sonst wäre er kaum aus dem Nichts verschwunden. „Ist alles in Ordnung?“, riss Matt sie aus ihren Gedanken. Sie schaute ihn verwirrt an, wollte sich aber ihre Unsicherheit nicht anmerken lassen. Eigentlich sollte sie doch glücklich sein. Warum machte sie sich überhaupt so viele Sorgen? Vielleicht hatte Tai auch einfach keine Lust mehr oder war zu müde. Er war schliesslich nicht verpflichtet zu bleiben. „Wenn ich dich an meiner Seite habe ist alles in Ordnung“, antwortete sie ihrem Freund und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Diese Worte zauberten Matt ein kleines Lächeln auf die Lippen. Er begann leise zu gähnen. Seine Gedanken richteten sich zurzeit nur an sein Bett. Das Konzert war wirklich gelungen, aber es hatte ihn dennoch echt müde gemacht. Die Jugendlichen waren an einer Kreuzung angelangt, an der sich Mimi von ihnen trennte, da sie in einem anderen Viertel wohnte. Sie blieben kurz stehen, um sich zu verabschieden. „Wir können dich auch kurz begleiten, nicht, dass dir noch etwas zustösst“, bot Matt ihr an. „Ach quatsch, das braucht ihr wirklich nicht. Ich bin ja so gut wie zu Hause“, antworte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung. Sora schaute ihre Freundin besorgt an, doch diese warf ihr nur einen überzeugenden Blick zurück, der ihr erklären sollte, dass sie gut alleine zu recht kam. Also wünschten sie sich Gute Nacht und liefen dann weiter, um zur U-Bahn zu gelangen. Der Regen plätscherte und wollte einfach nicht aufhören. Kari blieb stehen und atmete tief ein. „Was ist los?“, fragte TK sie, als er bemerkte, dass sie nicht weiterlief. „Ach, ich weiss nicht“, fing sie an. „Ich liebe dieses Geräusch wenn die Tropfen auf den Asphalt fallen. Und auf die Schirme. Oder Fenster. Es hat so was Beruhigendes.“ Während sie das sagte, schloss sie träumend ihre Augen. „Ich glaube eher, dass du einfach betrunken bist“, witzelte TK und stiess ihr mit dem Ellbogen neckisch in die Seite. „Hey, das stimmt gar nicht!“, wehrte sich das Mädchen. Sie liess sich das nicht gefallen und schubste ihn spielerisch zur Seite. Auch die anderen beiden hatten die zwei Jünglinge bemerkt und Matt verdrehte genervt die Augen. „Kommt ihr endlich? So erreichen wir unser zu Hause ja nie“, rief er mürrisch. TK und Kari machten sich gleich vom Fleck und folgten ihren Freunden eilig. Das Wasser auf den Strassen durchnässte ihre Schuhe und die Füsse begannen schon kalt zu werden. Nach einer Weile erreicht sie endlich die U-Bahn und hielten bei der Treppe kurz an, damit Matt eine rauchen konnte. „Oh man, bin ich müde“, murmelte er und schüttelte die Regentropfen vom Schirm ab, ehe er sich eine Zigarette anzündete. „Du hast immer noch nicht damit aufgehört?“, fragte TK mit einem enttäuschten Unterton und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Matt liess dies aber ziemlich kalt und reagierte nicht auf die Frage. Er hatte gar nicht vor mit dem Rauchen aufzuhören. Er brauchte das. Wenn er nervös war, rauchte er eine. Wenn er gegessen hatte, zündete er sich eine an. Nach dem Sex auch. Wenn er sauer oder müde war ebenfalls. Oder wenn er sich langweilte. Er hatte sich das Rauchen einfach zu sehr angewöhnt, um damit Schluss zu machen. Als er fertig damit war, liefen die vier die Treppe runter und suchten die Anzeigetafel. Sie mussten glücklicherweise nur noch drei Minuten warten bis die nächste Bahn anhielt. Sora und Kari waren mittlerweile wirklich erschöpft und setzten sich auf die Sitzplätze an der Wand. Kari wollte gerade ihre Augen schliessen, um sie auszuruhen, als Sora sie sanft am Arm packte. Die Bahn war bereits da und so stiegen die Freunde ein und liessen sich nieder. Glücklicherweise hatten sie nicht allzu weit zu fahren, sodass sie bei der übernächsten Station bereits wieder aussteigen konnten. Dort trennten sich dann die Wege von Kari und den anderen. Sie verabschiedeten sich müde und liefen dann nach Hause. Kari hatte gerade die Wohnung erreicht und suchte den Hausschlüssel in ihrer Tasche. Als sie ihn gefunden hatte, steckte sie ihn in die Tür und bemerkte dann, dass sie bereits offen war. Tai hatte wohl vergessen sie abzuschliessen. Sie zog sich im Flur ihre Schuhe aus und lief müde ins Wohnzimmer, wo der Fernseher noch lief. Dort fand sie ihren Bruder auf dem Sofa liegend und zwei leere Weinflaschen auf dem Tisch. „Tai, warum bist du nicht im Bett? Und was soll das hier überhaupt?“, fragte sie und hielt eine der leeren Flaschen in die Luft. Ihr Bruder konnte seine Augen kaum offen halten und murmelte etwas vor sich hin, was Kari nicht verstand. Er war eindeutig betrunken. Sie setzte sich neben ihm hin und klatschte im sanft auf die Wange, um ihn wacher zu machen. Plötzlich setzte er sich auf und raufte sich die Haare. „Warum hat er das getan?“, murmelte er wieder. „Was meinst du Tai?“, fragte seine Schwester verwirrt. „Wer hat was getan?“ „Na… Matt“, gab er zurück. Matt? Was meinte er damit? In Gedanken ging sie nochmals den Abend durch und suchte nach einer auffälligen Szene, in welcher Matt eine bedeutende Rolle spielte. Und da ging ihr endlich ein Licht auf. Der Kuss. Er ist gleich nach dem Kuss verschwunden. „Es ist wegen Sora, stimmt’s?“, fragte sie ihn schliesslich. Er erwiderte nichts, doch das Schweigen war eine klare Antwort für Kari. Wie konnte sie im Club so auf dem Schlauch gestanden sein? Es hätte doch gleich Klick machen müssen. Sie hatte es ja schon öfter geahnt, dass sich Tai mehr als nur Freundschaft von Sora wünschte. Er mochte die Rothaarige schon immer, aber dass ihn das so mitnahm hatte sie nicht erwartet. Kari nahm ihren Bruder liebevoll in den Arm und drückte ihn fest an sich. Er tat ihr wirklich leid. Ihn so zu sehen war herzzerreissend. „Weisst du Tai, manchmal kriegt man eben nicht immer das, was man sich wünscht“, begann sie ihm zu erklären. „Manchmal hat das Schicksal andere Pläne mit uns. Vielleicht verstehen wir sie nicht, aber wir können nunmal nichts dagegen tun.“ „Es ist einfach unfair“, flüsterte er in Karis Arm. „Er weiss es.“ Kari runzelte die Stirn. Was hatte sie denn jetzt wieder verpasst? „Was meinst du, Tai?“, fragte sie ihn. „Matt weiss es“, gab er von sich. „Er weiss, dass ich mehr für Sora empfinde. Schon immer. Er wusste es von Anfang an.“ Kari wusste nicht was sie sagen sollte und hoffte sich verhört zu haben. Das Ganze verstrickte sich in eine völlig komplizierte Situation. „Naja, man kann sich nun mal nicht aussuchen in wen man sich verliebt“, meinte sie schüchtern. Tai stand nun auf und war sichtlich wütend. Er nahm die beiden Flaschen vom Tisch und lief zur Küche, um sie dort zu entsorgen. Als er wieder zurückkam, setzte er sich auf den Sessel und blickte seiner Schwester tief in die Augen, welche nicht mehr nachkam. „Es geht mir nicht darum“, erklärte er sauer. „Es geht mir darum, dass er mein bester Freund ist. Und ja, gottverdammt, auch wenn man sich nicht aussuchen kann in wen man sich verliebt, das tut man seinem besten Freund einfach nicht an! Er wusste genau, dass ich etwas von ihr wollte, seit Jahren! Warum konnte er nicht einfach irgendeine andere nehmen, so wie er es immer tat? So viele Mädchen fahren auf ihn ab. Aber nein, ausgerechnet Sora! Ehrlich, Matt ist für mich gestorben.“ Er hatte diese Worte mit so einem eiskalten Unterton gesagt, dass Kari für einen Moment Angst vor ihm hatte. Nun kapierte sie, wie verletzt Tai wirklich war. Und das lag nicht nur an Sora. Es lag anscheinend viel mehr an Matt. Kari stand eingeschüchtert auf und legte die Kissen auf dem Sofa wieder zurecht. Sie war einfach zu müde, um noch mit ihrem Bruder zu diskutieren. Wie gerne würde sie ihm helfen, aber schlussendlich musste sie sich einfach eingestehen, dass es nichts brachte. Tai bemerkte nun, dass er nicht so laut hätte werden sollen. Wären ihre Eltern gerade nicht im Urlaub, wären sie längstens aufgestanden und hätten sich Sorgen gemacht. Dennoch wollte er eigentlich nicht so ausflippen. Seine kleine Schwester konnte schliesslich am allerwenigsten etwas dafür. „Hey, tut mir leid. Ich… Ich bin einfach erschöpft“, meinte er leise und stand nun ebenfalls auf. Sie war erleichtet, dass er sich ein wenig beruhigt hatte. Dennoch hatte sie vor ihn morgen erneut darauf anzusprechen und ihm irgendwie versuchen zu helfen. „Ich werde dann mal ins Bett gehen. Vielleicht sollten wir einfach eine Nacht darüber schlafen“, schlug er vor und wuschelte seiner Schwester liebevoll durch die Haare, bevor er den Fernseher ausschaltete und in sein Zimmer schlurfte. Kapitel 3: Morgendliche Sorgen ------------------------------ Die Sonne schien durch das Fenster direkt auf Matts Bett. Er hatte Sora gestern Nacht vorgeschlagen bei ihm zu übernachten, damit sie in später Stunde nicht alleine nach Hause laufen musste. Sie hatte dankend eingewilligt und als die beiden in seine Wohnung liefen, wollte seine Freundin nur noch müde auf sein Bett fallen. Natürlich hoffte er, dass vielleicht noch etwas mehr laufen würde. Aber Sora meinte, es sei noch zu früh um weiterzugehen und das akzeptierte Matt. Er wollte ihr so viel Zeit lassen, wie sie brauchte. Immerhin waren sie noch nicht lange zusammen und sie wollten nichts überstürzen. Also legten sie sich gemeinsam ins Bett und kuschelten sich aneinander, um dann friedlich einzuschlafen. Es war noch früh als Matts Wecker losging. Sora setzte sich auf und rieb sich ihre Augen, bevor sie nachsah wie spät es nun war. Viel zu früh. Seufzend krabbelte sie aus dem Bett und gab ihrem Freund einen Kuss, ehe sie ins Bad verschwand. „Ich hätte dich eigentlich lieber hier neben mir im Bett“, murmelte Matt müde. „Ich würde ja wirklich gerne bleiben“, begründete sie vom Badezimmer aus, während sie sich Zahnpasta auf die Bürste ausrückte. „Aber leider muss ich arbeiten gehen, ich brauche das Geld und das weisst du auch.“ Sora arbeite ein paar Mal die Woche als Floristin, um sich ihr zukünftiges Studium im Modedesign finanzieren zu können. So kam es nun mal auch vor, dass ein Samstagmorgen daran glauben musste. Der Job war eigentlich ganz in Ordnung und ihre Chefin war ebenfalls freundlich. Dass sie dadurch weniger Zeit für ihre Freunde hatte, nahm Sora hin. Sie versuchte trotzdem den Kontakt zu ihren Liebsten zu pflegen. Der Blondschopf warf sich derweil zurück auf sein Kissen und schloss müde seine Augen. Er hatte keine grossen Pläne für den Tag. Also nahm er sich vor in den Park zu gehen und an neuen Songs zu feilen. Das Wetter dafür war perfekt. Die Sonne schien und es war schön warm. Im Park hatte er jeweils die besten Ideen und konnte seiner Fantasie freien Lauf lassen. Nachdem sich Sora fertig gerichtet hatte, lief sie zurück in Matts Schlafzimmer und setzte sich auf die Bettkante. Liebevoll strich sie ihm durch die Haare und lächelte ihren Freund an. Dieser öffnete seine Augen und warf ihr einen schläfrigen Blick zu. Er umschlang ihre Taille, um sie zu sich zu ziehen. Sie legte ihren Kopf auf seine nackte Brust und hörte seinem Herzschlag zu. Es klopfte ruhig und regelmässig. Am liebsten wäre sie nie wieder aufgestanden und hätte den ganzen Tag mit ihm im Bett verbracht. Der gestrige Abend war so schön gewesen. Sie musste daran denken, wie er das neue Lied für sie gespielt hatte. An Mimi und wie sie sich für die beiden gefreut hatte. An den Kuss. Und danach an Tai und wie er einfach ging. Sie setzte sich wieder auf und wirkte nun besorgt. „Was hast du?“, fragte Matt gähnend als er ihren traurigen Blick bemerkte. „Ich mache mir immer noch Sorgen um Tai“, meinte sie und kramte in ihrer Tasche herum, welche neben dem Nachttisch lag. Matt seufzte. Jetzt fing das wieder an. Natürlich hatte er ein paar Gewissensbisse, schliesslich ahnte er um was es ging. Aber das Thema fing an ihn zu nerven. Er verstand nicht, wieso sich seine Freundin weiterhin den Kopf darüber zerbrach. „Mach dir nicht so einen Kopf deswegen“, versuchte er sie aufzumuntern. „Er hat sich bestimmt wieder beruhigt.“ Sie nahm sich ihr Handy aus der Tasche und schaute nach, ob irgendeine neue Nachricht eingetroffen war. Dem war nicht so, also legte sie das Gerät wieder zurück. „Ja, du hast wahrscheinlich recht“, stimmte sie ihm dann zu. „Ich muss jetzt langsam gehen, sonst komme ich noch zu spät.“ Matt nickte ihr zu und gab ihr einen kurzen Abschiedskuss bevor sie das Zimmer verliess und sich auf den Weg in die Stadt machte. Er konnte sich in der Zwischenzeit noch nicht dazu überwinden aufzustehen und deckte sich nochmals zu. Es war gerade mal acht Uhr morgens, da hatte er noch genügend Zeit. Das Schreiben konnte warten. Auf dem Weg zur Arbeit konnte Sora dennoch nicht aufhören an ihren Klassenkameraden zu denken. Normalerweise redeten Tai und Sora offen über ihre Gefühle, liessen den anderen wissen, wenn etwas nicht stimmte. Diesmal war dies nicht der Fall und das plagte das Mädchen. Sie konnte sich bei bestem Willen nicht vorstellen, was Tais Problem war. Ihr war nichts bekannt. Um sich zu vergewissern, dass auch wirklich alles in Ordnung war, beschloss sie ihm eine SMS zu schreiben. Sie wollte nicht allzu verzweifelt wirken, deshalb probierte sie die Nachricht so belanglos wie möglich zu gestalten. Guten Morgen, Wuschelkopf :) Hoffe, du bist gestern gut nach Hause gekommen. Gut geschlafen? Bis bald! xx Sora Sie las sich die Nachricht noch ein paar Mal durch bevor sie beschloss sie so abzuschicken. Das Mädchen hoffte sehr, er würde antworten. So konnte sie wenigstens versuchen heraus zu leiten, wie es Tai ging. Nach einem kurzen Spaziergang, stand sie nun vor dem Laden. Bevor Sora das Blumengeschäft betrat, steckte sie sich ihr Handy zurück in die Tasche. Sie war froh die Nachricht jetzt geschickt zu haben. Während der Arbeit würde sie sich mit anderen Dingen beschäftigten und dadurch nicht ständig auf eine Antwort warten. Das hatte Zeit bis am Mittag. Eine Weile verbrachte Matt noch im Bett, konnte aber nicht mehr einschlafen. Nun musste er sich eingestehen, dass ihn die Sache von gestern Abend auch etwas plagte. Tai war immerhin sein bester Freund und er sah ein, dass sein Verhalten nicht okay war. Er hätte ihm das mit Sora früher sagen und ihn nicht einfach damit überraschen sollen. Die Situation konnte er nicht mehr rückgängig machen, das war ihm klar. Vielleicht konnten die beiden sich aber zusammensetzen und über das Ganze reden. Tai würde ihm bestimmt verzeihen, wenn er sich gut genug ausdrücken konnte. Bevor er aufstand, streckte er sich und gähnte laut. Vielleicht würde ihn eine Dusche wacher machen. Also nahm er sich frische Klamotten aus dem Schrank und lief ins Badezimmer. Dort wusch er sich erst mal das Gesicht und trocknete es mit einem Handtuch ab. Der blonde Junge betrachtete sich im Spiegel. Er sah wirklich zerstört aus, dabei hatte er gestern nicht einmal so Gas gegeben wie auch schon. Seit er mit Sora zusammen war, hatte er das Bedürfnis dazu auch nicht. Es schien fast so, als hätte sie ihn gezähmt. Matt fragte sich, ob das wohl einfach diese verliebte Phase war. Was auch immer es war, sie tat ihm gut. Nach dem Duschen, packte er einen Notizblock und ein paar Schreibutensilien in seine braune Umhängetasche. Matt überlegte sich kurz, ob er die Gitarre ebenfalls mitnehmen sollte, legte sie dann aber wieder zurück. Er wollte sich erst mal einige Ideen für den Text zusammensuchen bevor er an der Melodie feilte. Er verliess sein Zimmer und nahm sich auf dem Weg noch einen Apfel aus der Obstschale, ehe er die Garderobe erreichte und sich die Schuhe anzog. Danach lief er hinaus und machte sich auf den Weg zum Park, welcher nicht allzu weit weg vom Apartment war. Dort angekommen, setzte er sich auf eine freie Bank neben einem grossen Baum, welcher schön Schatten spendete. Es waren nicht viele Leute unterwegs, was Matt ein wenig verwunderte. Vereinzelt gingen Leute Gassi mit ihren Hunden, etwas weiter weg picknickte ein glückliches Pärchen und auf der Bank gegenüber fütterte ein älterer Mann die vielen weissen Tauben. Matt genoss das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Laubblätter. Er nahm einen tiefen Atemzug. Es war ein sehr friedlicher Samstag und das Wetter war perfekt, um im Park an neuen Liedern zu texten. Er kramte sich seine Schreibsachen aus der Tasche und beobachtete die Enten im kleinen Teich, welcher etwas weiter entfernt lag. Matt hatte einzelne Ideen für neue Songs, welche er sich gleich notierte, damit er sie nicht im nächsten Moment wieder vergass. Immer wieder machte er sich kleine Notizen, strich andere wieder durch und kritzelte wieder neue Wörter dahin. Irgendwie konnte er sich nicht wirklich zusammenreissen und konzentriert nachdenken. Sein schlechtes Gewissen wurde immer grösser. Warum hatte er Tai nicht einfach davon erzählt? Er hatte Angst vor seiner Reaktion, das musste er sich eingestehen. Aber ihm einfach nichts zu sagen war wohl die schlechteste Art mit dieser Situation umzugehen. „Ach verdammt“, seufzte er verärgert und strich wieder Zeilen auf seinem Block durch. Es machte keinen Sinn. Bevor er sich nicht mit seinem besten Freund ausgesprochen hatte, konnte er sich nicht auf seine Musik konzentrieren. Und das konnte nicht länger warten. Deshalb beschloss Matt seinem Kumpel einen Besuch abzustatten, um mit ihm reden zu können. Er packte seine Sachen zusammen und lief zur nächsten U-Bahnstation. Nach einer kurzen Fahrt hatte er das Viertel erreicht, in dem Tai wohnte. Er musste noch ein paar Strassen weiterlaufen, bis er zum Wohnblock gelangte. Sein Herz begann schneller zu klopfen, als er den ersten Schritt auf der Treppe machte. War das wirklich eine gute Idee? „Reiss dich zusammen Matt, du musst das tun“, motivierte er sich leise und lief weiter. Er erreichte die Wohnungstür der Yagamis und blieb stehen. Matt atmete noch einmal tief ein und aus bevor er klingelte. Am liebsten wäre er auf der Stelle wieder weggelaufen. Er wurde immer nervöser und sein Herz klopfte noch schneller. Er hatte schon das Gefühl, es würde ihm gleich aus dem Brustkorb springen. Matt hörte Schritte in der Wohnung. Der Schlüssel wurde von innen eingesteckt und die Tür wurde langsam aufgemacht. Kari stand da und schaute den Besucher überrascht an. „Was machst du denn hier, Matt?“, fragte sie ihn schüchtern zur Begrüssung. Der Angesprochene fuhr sich nervös durch die Haare, liess sich aber nichts anmerken. Am liebsten hätte er gesagt, er hätte die Wohnung verfehlt und die Flucht ergriffen, aber das war lächerlich. Er kannte niemanden sonst hier. Matt räusperte sich kurz. „Ich muss mit deinem Bruder sprechen. Ist Tai zu Hause?“, gab er unsicher zurück. Er war sich sicher, sein Herz würde gleich explodieren... Kapitel 4: Klare Worte ---------------------- Kari war sich nicht sicher, ob sie den Besucher anlügen sollte, um das Drama, welches sie sich gerade im Kopf ausmalte, zu verhindern bevor es überhaupt stattfand. Sie zögerte eine Weile, trat dann aber zur Seite, damit Matt hineinkommen konnte. Früher oder später mussten sich die Jungs sowieso aussprechen, also wieso nicht gleich jetzt? „Er ist in seinem Zimmer. Ich hole ihn schnell“, erklärte sie und lief eilig weg. Matt nickte stumm und zog sich in der Zwischenzeit seine Schuhe aus, die er sorgfältig zur Seite stellte. Er legte seine Tasche leise ab und bemühte sich keinen Ton von sich zu geben. Innerlich schlug alles Alarm und Matt wäre am liebsten gleich wieder raus gestürmt. Jetzt hatte er noch die Gelegenheit dazu. Kari und Tai waren beide nicht anwesend. Einen Moment lang wollte er wirklich verschwinden, so Angst hatte er, entschied sich kurzerhand dann doch dagegen. Er wollte kein Feigling sein. Er musste sich seinem Freund stellen und ihm alles erklären, wenn er die Freundschaft noch retten wollte. Der Blondschopf atmete nervös ein und aus. Währenddessen klopfte Kari bei ihrem Bruder an. Sie wartete nicht bis er ihr irgendeine Antwort gab und lief einfach in sein Zimmer hinein. Dort fand sie Tai im Bett liegend und an die Decke starrend. Schüchtern schlich sie sich näher zu ihm ran und setzte sich an das Bettende. „Tai, du hast Besuch da“, fing sie leise an. Der Angesprochene drehte sich zu seiner Schwester und musterte sie überrascht an. Er erwartete niemanden und konnte sich nicht vorstellen, wer das sein sollte. Ausserdem war er auch gar nicht in Stimmung mit irgendjemandem zu plaudern. „Wer ist es?“, fragte er sie misstrauisch. Karis Herzschlag verdoppelte sich. Warum musste er diese Frage denn stellen? Konnte er nicht einfach aufstehen und nachsehen wer da stand und auf ihn wartete? Gleich würden die Fetzen fliegen, da war sich das Mädchen sicher. Vorausgesetzt es kam überhaupt so weit, dass sie ihren Bruder aus dem Zimmer brachte. Er würde sich bestimmt dagegen sträuben, wenn er erst einmal erfuhr, wer sein Besucher war. Sie wartete einen Moment, ehe sie antwortete. „Es ist… Matt“, flüsterte sie fast unhörbar. Die Augen ihres Bruders weiteten sich blitzartig und Tai konnte es kaum fassen. Matt war die allerletzte Person, mit welcher er nun reden wollte. Wütend stützte er sich ab und ballte seine Hände zu Fäusten. „Was will der hier?“, fauchte er sichtlich unerfreut. „Das weiss ich doch auch nicht. Er will mit dir reden“, erwiderte seine Schwester. „Na komm schon, was hast du schon dabei zu verlieren? Hör dir doch wenigstens mal an, was er dir sagen möchte.“ Tai konnte es nicht glauben, dass seine Schwester ihn dazu ermuntern wollte mit diesem Idioten zu sprechen. Er sprang aus seinem Bett und lief hastig zum Bürostuhl, wo ein Haufen voller Kleider lag. Dort nahm er sich einen Pulli heraus und zog ihn sich über. Er schnaubte frustriert. „Ich hatte eigentlich vor dich zu fragen, ob du spinnst“, erklärte er, sich bemühend nicht sauer zu wirken. „Aber andererseits hast du vielleicht sogar recht.“ Mit diesen Worten verliess er sein Zimmer und schlurfte zum Eingang. Kari sah ihm nur überrascht hinterher und beschloss ausser Sichtweite zu bleiben, um die beiden nicht zu stören. Also ging sie in ihr Zimmer und nahm sich ein Buch, liess die Tür aber offen, um allfällige Eskapaden mitzubekommen. Matt wartete nervös beim Eingang bis sein Kumpel vor ihm stand und zögerte eine Weile, ehe er unsicher lächelte. Er konnte aus Tais Gesichtsausdruck nicht herauslesen, wie er sich fühlte. Ob er sauer oder enttäuscht war. Vielleicht hatte er ihm in der Zwischenzeit auch einfach verziehen und das Ganze war Schnee von gestern? Nein, das war absurd, das musste er sich eingestehen. „Hi“, begrüsste der Besucher Tai zögerlich. Der Wuschelkopf erwiderte nichts und schaute ihn ausdruckslos an. Innerlich brodelte er zum übergiessen und hätte ihm am liebsten schon längst eine rein gehauen. Aber Tai riss sich zusammen. Das würde nichts nützen. Er würde erst einmal abwarten was der Verräter zu berichten hatte. Er holte tief luft. „Komm rein“, erwiderte er schliesslich und schwang seine Hand in Richtung Wohnzimmer. Dort angekommen setzte Matt sich auf das Sofa und Tai auf den Sessel. Die Distanz zwischen ihnen gab den beiden eine kleine Sicherheit. Eine Weile starrten die beiden angespannt in die Leere und sagten sich nichts. Matt wusste nicht wie er beginnen sollte, es gab keinen guten Anfang für solch ein Thema. Aber nichts sagen war wohl die schlechteste Variante. „Also“, begann er schliesslich und fuhr sich durch die Haare. „Ich weiss, ich bin zurzeit wohl der letzte Mensch, den du sehen möchtest“, fuhr er fort. „Tja da hast du recht“, gab Tai sofort hinzu. Matt sah ihn kurz etwas baff an, sprach aber gleich weiter. „Hör zu, es tut mir leid wie das Ganze sich aufgebaut hat. Ich habe Mist gebaut, das ist mir bewusst. Ich bin ein ziemliches Arschloch, ich weiss. Und keine Ahnung, wahrscheinlich hatte ich einfach keinen Mut mich dem Problem zu stellen“, erklärte er. Er kam sich irgendwie blöd vor und es machte ihm wirklich mühe sich so zu entschuldigen. Natürlich war es das Mindeste, das Tai verdiente, aber es war einfach nicht Matts Art so zu reden. Sein Kumpel reagierte immer noch nicht, schien stattdessen auf eine Fortsetzung zu warten. „Es tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, dass da was zwischen Sora und mir läuft. Es ist irgendwie einfach passiert und ich habe einfach keinen passenden Moment gefunden, dir das alles zu beichten“, meinte Matt weiter. „Und da hast du gedacht, mir nichts zu sagen und zu hoffen, dass es total in Ordnung für mich ist, wenn ich es dann mal so nebenbei erfahre, wäre die beste Lösung“, schlussfolgerte Tai mit einem beleidigten Unterton. Matt seufzte. Solch Gespräche waren anstrengend. Er hatte keine Lust mehr auf grosse Diskussionen und hoffte, Tai würde sich bald wieder beruhigen. „Man, Tai, ja. Irgendwie schon. Es war nun mal die einfachste Lösung. Ich dachte, bis ich mir überlegt hab wie ich dir das beibringe, sage ich am besten nichts. Und je länger das ging, desto schwerer fiel es mir. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte unsere Freundschaft nicht kaputt machen, das musst du mir glauben“, flehte er ihn an. „Daran hättest du denken sollen, bevor du es getan hattest“, erwiderte der Braunhaarige. „Glaubst du nur, weil du dich jetzt entschuldigt hast, wäre alles wieder vergessen?“ „Nein natürlich nicht. Aber es ist ein Anfang. Tai, wirklich. Ich kann nicht mehr tun als mich zu entschuldigen. Und das meine ich auch so. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommt, aber ich habe mich nun mal verliebt. Und es tut mir ehrlich leid, dass ich genau für dieselbe Person Gefühle entwickelt habe, wie du. Aber das konnte ich mir leider nicht aussuchen, es ist nun mal einfach passiert“, versuchte Matt das Ganze noch zu retten. „Aber das ist ja genau das Problem, du Idiot! Es ist Sora. Du wusstest von Anfang an wie verliebt ich in sie bin. Wie lange schon habe ich Gefühle für sie, Matt, wie lange! Warum konntest du nicht einfach irgendeines von deinen Betthäschen nehmen, die du immer bei dir hast? Du hättest sie alle haben können, aber nein, es ist Sora! Ich dachte wir wären Freunde, Matt“, entgegnete er ihm verletzt. „Das sind wir doch auch!“, erwiderte Matt laut. „Nein! Freunde verraten sich nicht!“, schrie Tai ihn an. „Hör zu. Ich hab ja gesagt, dass ich es mir nicht ausgesucht habe, mich in sie zu verlieben. Aber mein Gott, es ist nun mal so gekommen. Und wie der Zufall es nun mal will, empfindet Sora halt ebenfalls etwas für mich. Was sollte ich denn tun? Ihr sagen, dass das nicht ginge, weil du noch im Spiel wärst, in den sie leider nicht verliebt ist?!“, fauchte Matt zurück. Das reichte Tai. Er war auf hundertachtzig. Er stand wutentbrannt auf, warf sich zu Matt auf die Couch und holte mit seiner Faust aus, um ihm eine zu verpassen. „Stop!“, schrie Kari auf einmal verängstigt. Tai und Matt sahen überrascht zur Seite. Das Mädchen hatte im Türrahmen gestanden und die Situation beobachtet, als die beiden Jungs laut wurden. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt sich einzumischen, aber das Ganze würde sonst noch eskalieren. Kari schritt etwas nach vorne, ging dennoch nicht zu nahe an die beiden ran und sagte auch kein Wort. Sie schaute die Streithähne lediglich besorgt an. „Raus“, meinte Tai schliesslich monoton und liess von seinem Besucher ab. Dieser stand kommentarlos auf und lief zum Flur. Er wusste nicht was er denken sollte. Eigentlich hatte Matt doch nur vorgehabt sich zu entschuldigen und Frieden mit Tai zu schliessen. Stattdessen schien er die Situation nur noch schlimmer gemacht zu haben. Er zog sich seine Schuhe an und Kari übergab ihm noch seine Umhängetasche. Danach öffnete er die Tür, sah Kari kurz an, lief aber ohne etwas zu sagen aus der Wohnung. Er zog sich sofort eine Zigarette aus der Schachtel und zündete diese an. Diesen Besuch musste er erst mal verdauen. Kari schloss die Tür hinter sich zu und lief zurück in das Wohnzimmer. Dort setzte sie sich neben Tai hin, der seinen Kopf auf den Händen abgestützt hatte. Sie strich ihm sanft über den Rücken. „Ist alles okay bei dir?“, flüsterte sie ihm liebevoll zu. Eine Weile sassen die beiden einfach da und Tai gab keine Antwort von sich. Kari wusste nicht so recht, ob er nun sauer auf sie war. Sie wollte eigentlich nicht dazwischen funken, das war nicht ihre Art. Aber sie wusste, dass Gewalt keine Lösung dieses Problems war. Also schien es für sie unumgänglich gewesen zu sein, einfach nur zuzusehen wie sich die beiden abschlugen. „Lass mich bitte alleine“, entgegnete dieser schliesslich emotionslos. Sie verstand ihren Bruder, stand auf und lief in ihr Zimmer. Es machte ihr Sorgen ihn so traurig und wütend zu sehen, aber wenn er Zeit für sich alleine brauchte, dann sollte er diese auch bekommen. Vielleicht musste er noch etwas darüber nachdenken. Aber Kari wusste, sie würde zu ihrem Bruder stehen, egal was kommen würde. Kapitel 5: Endlose Lust ----------------------- Erschöpft schloss Sora die Tür hinter sich zu und schmiss ihre Tasche auf den Boden. Was für ein anstrengender Tag. So viele Kunden hatte das Blumengeschäft schon lange nicht mehr und Sora wusste auch nicht wirklich, weshalb sich dies plötzlich geändert hatte. Natürlich war das super, so würde der Umsatz steigen. Aber das Mädchen war nach der ganzen Arbeit so müde, dass sie sich gleich auf das Bett ihres Freundes warf. Matt hingegen war noch gar nicht zu Hause, was die Rothaarige stutzig machte. Er hatte heute Morgen nicht erwähnt, dass er noch irgendwo hingehen würde. „Oh, die Nachricht!“, schrie sie plötzlich auf und sprang vom Bett. Bei all dem Stress hatte sie nicht mehr an die SMS gedacht, die sie an Tai geschickt hatte. Eilig öffnete sie das Seitenfach ihrer Tasche und kramte ihr Handy hervor. Sofort drückte sie auf einen Knopf, damit sich das Display erhellte. Doch Sora seufzte enttäuscht. Keine neue Meldung. Was war nur mit ihm los? Er hatte die Nachricht bestimmt gesehen. Sie glaubte nicht, dass Tai den ganzen Tag nicht auf sein Telefon schauen würde. Sora konnte nicht mehr länger warten und beschloss ihren Klassenkameraden anzurufen. Wenn er ein Problem hatte, dann sollte er ihr das nun einfach sagen. Er wusste doch, dass sie immer für ihn da war und jederzeit mit ihm reden würde, wenn ihn etwas belastete. Sie war schon fast enttäuscht, dass Tai es diesmal für sich behielt und ihr nichts davon erzählte. So durfte es nicht weitergehen. Sie suchte sich seine Nummer aus dem Adressbuch und drückte auf den grünen Hörer. Nervös zupfte sie ihre Bluse zurecht. Es ging einen Moment bis das Tuten erklang. Ungeduldig wartete Sora bis jemand ans Telefon ging. Aber soweit kam es nicht. Eine Weile hielt sie sich das Handy ans Ohr, doch niemand nahm ab. Was sollte das, warum ging Tai nicht an sein Handy? Wütend schmiss sie das Gerät zur Seite und warf sich zurück aufs Bett. Wenig später öffnete sich die Eingangstür und Matt trat hinein. Auch er machte ein weniger glückliches Gesicht und zog sich seine Jacke ab, welche er anschliessend über einen Stuhl warf. Er lief durch das Wohnzimmer und bemerkte, dass seine Freundin im Schlafzimmer auf dem Bett lag. „Hey Baby“, begrüsste er sie müde, legte sich neben sie hin und gab ihr einen Kuss. „Wie war dein Tag so?“ „Na ja, wir hatten viel zu tun und ich bin einfach nur noch müde. Aber ich freue mich, dass du jetzt da bist“, antwortete sie ihm lächelnd und kuschelte sich an ihn. Matt strich ihr liebevoll durch die Haare und seufzte laut. Am liebsten würde er einfach gleich schlafen und so tun, als hätte dieser Tag nie stattgefunden. „Und wie war deiner?“, fragte Sora schliesslich zurück. Er wusste nicht so recht, ob er ihr die Geschichte mit dem Besuch erzählen sollte. Aber seine Freundin schien erschöpft und er wollte sie nicht noch mehr mit anderen Problemen belasten. Also fasste er sich kurz. „Ganz okay, war ein wenig im Park und hab an neuen Texten gefeilt“, teilte er ihr bescheiden mit. Sora freute sich, dass ihr Freund so fleissig war. Er konnte sich die schönsten Zeilen zusammendichten und hatte solch eine faszinierende Stimme, wenn er diese dann vorsang. Es fesselte sie jedes Mal aufs Neue und sie wünschte sich dann jeweils, dass sie ihm für immer zu hören könnte. Sie kuschelte sich enger an ihren Liebsten und schloss ihre Augen. Wahrscheinlich würden die beiden heute Abend nur noch faul herumliegen bevor sie einschliefen, aber das machte ihr nichts aus. Im Gegenteil, es wäre die beste Idee. Die beiden lagen eine Weile angekuschelt da und sagten sich nichts, genossen lediglich die Stille und den warmen Atem des jeweils anderen. Zwischendurch tauschten sie Zärtlichkeiten aus, küssten und streichelten sich. Dies brachte die beiden in Stimmung, sodass die Luft ganz heiss wurde. Matt begann die Bluse seiner Freundin aufzuknöpfen und liebkoste ihr Dekolleté, während ihr ein Stöhnen entlief. Sie fuhr ihm wild durch die Haare und legte sich zur Seite, damit er sich auf sie setzen konnte. Er bedeckte Sora weiter mit Küssen, streichelte liebevoll und sanft ihren Körper und zog ihr vorsichtig die Bluse aus. Heute Nacht würde Matt endlich mit ihr schlafen. Doch pötzlich vibrierte Soras Handy, welches auf dem Bettlaken lag. Überrascht löste sie sich von Matts Lippen und griff nach ihrem Telefon. Ihr Freund schaute sie nur verwundert an, seufzte laut und legte sich zur Seite, was Sora nicht weiter kümmerte. Sie öffnete stattdessen die Nachricht und las sie sich durch. Hey Süsse, was hast du heute Abend vor? Ich hab so einen tollen Typen kennengelernt und muss dir uuunbedingt davon erzählen!!! :) Lust auf einen Drink bei mir? xxx Mimi „War das jetzt so wichtig?“, fragte Matt schliesslich genervt, nachdem Sora enttäuscht seufzte. „Nein, ich dachte bloss es sei Tai. Aber es ist nur Mimi“, antwortete sie ihm, nahm sich ihre Bluse vom Boden und zog diese wieder an. Verwundert schaute der blonde Junge seine Freundin an. Ihm war nicht klar, warum sie auf eine Nachricht von Tai wartete. Erst wollte er sie nicht darauf ansprechen und die Sache cool ignorieren, aber die Neugier überwog schlussendlich doch. „Von Tai? Was wolltest du denn von ihm?“, fragte er so unbekümmert wie möglich. „Ich wollte nur wissen, wie es ihm nach gestern Abend geht, aber er reagiert weder auf meine Nachricht, noch auf meine Anrufe“, antworte sie ihm frustriert. Matt fehlten gerade die Worte. Wenn sie wüsste, was wirklich los wäre. Er dachte nach, ob er ihr erzählen sollte, wieso sich Tai wirklich so komisch verhielt, aber er konnte nicht. Matt wollte nicht auch noch seine Freundin verlieren. Irgendwann musste er es ihr erzählen, das war ihm klar. Aber nicht heute. Heute hatte er andere Pläne mit ihr. „Mach dir keine Sorgen um ihn. Der wird sich schon wieder beruhigen“, munterte er sie auf und zog sie zurück zu ihm, wo er ihr wieder Küsse verteilte. Sora war nun überhaupt nicht mehr in Stimmung und löste sich von ihrem Liebhaber. Sie entschloss sich bei Mimi vorbeizuschauen und mit ihr zu reden. Vielleicht wusste sie mehr über die Situation mit Tai Bescheid. Ausserdem konnte ein Gespräch unter Frauen nicht schaden. Sie stand auf und nahm sich ihre Tasche. „Wo willst du hin?“, fragte Matt sie verdattert und setzte einen Hundeblick auf. Eventuell nützte das und sie würde zurück in sein Bett krabbeln. „Mimi hat gefragt, ob ich vorbeikomme. Tut mir leid, Matt, ein anderes Mal, ja?“, gab sie ihm mit einem lieblichen Unterton zurück und küsste ihn zum Abschied, bevor sie das Zimmer verliess. Ein anderes Mal. Matt seufzte laut und drückte sich ein Kissen ins Gesicht. Jedes Mal war ein anderes Mal. Er wollte sie wirklich nicht drängen, aber seine Geduld war langsam am Ende. Sie konnte ihn nicht immer heiss machen und dann im letzten Moment doch noch abspringen. So sehr Matt sie auch liebte, ein Mann hatte seine Bedürfnisse und er hoffte, diese bald stillen zu können. Er würde warten bis Sora bereit war, ja, aber je länger das dauerte, desto frustrierter war der Blondschopf. Sora verliess in der Zeit die Wohnung und lief die Strasse runter. Ein wenig fühlte sie sich schon schlecht, ihren Freund einfach so links liegen zu lassen. Aber er hatte ihr versprochen, ihr so viel Zeit zu geben, wie sie brauchte. Sie wollte auf den richtigen Moment warten und dieser war leider nicht heute. Also entschied sie, sich mit Mimi zusammenzusetzen und über Gott und die Welt zu reden. Vielleicht würde das ihre Sorgen um Tai mindern. Es dauerte nicht allzu lange, bis sie vor Mimis Wohnung stand und die Klingel betätigte. Von innen konnte sie eilige Schritte bemerken, welche zur Tür stürmten und diese aufrissen. Eine fröhliche Mimi mit locker zusammengebundenem Haar, grauen Trainerhosen und einem süssen rosa Top strahlte sie an. „Da bist du ja! Komm rein“, begrüsste sie ihre Freundin herzlich und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. So kannte die Rothaarige ihre beste Freundin. Immer gut gelaunt, manchmal etwas laut und impulsiv, aber stets liebenswert. Sora betrat die Wohnung und wurde gleich ins Wohnzimmer geführt, wo schon eine Flasche Sekt bereitstand. „Ich muss dir so viel erzählen! Gestern seid du und Matt im Fokus gestanden, da konnte ich dich nicht vollquatschen“, prudelte Mimi gleich los und setzte sich auf die Couch. „Weisst du, vorgestern, da war ich in so einem Club und da gab es einen echt süssen Typen, der mich immer wieder angeschaut hat. Er hat mir dann ein Getränk spendiert und eine Weile später tanzten wir eng umschlungen auf dem Parkett“, schwärmte sie ohne Punkt und Komma. Sora konnte gar nichts dazu erwidern, hörte sich stattdessen einfach weiterhin an, was die Braunhaarige zu berichten hatte, während sie Sekt in die beiden Gläser gab. „Wir haben dann auch viel gequatscht und irgendwann haben wir rumgeknutscht und ich sag’s dir, man, konnte der küssen! Wir waren dann ziemlich betrunken und dann sind wir zu mir und naja, du weisst schon, aber es war so gut!“, quasselte sie munter weiter. „War das nicht komisch am nächsten Morgen?“, fragte Sora schliesslich neugierig. Sie konnte sich nicht vorstellen Sex mit einem fremden Mann zu haben und am nächsten Tag neben ihm aufzuwachen. „Ach, der hat sich aus dem Staub gemacht bevor ich überhaupt wach war“, meinte Mimi locker. „Aber das war okay, das hätte eh nie geklappt zwischen uns.“ Manchmal bewunderte Sora Mimis Art. Nicht unbedingt, dass sie jedes zweite Wochenende die Nacht mit irgendeinem Typen, den sie am Abend zuvor kennengelernt hatte, verbrachte. Aber die Art, wie sie damit umging. Sie machte sich nicht viel daraus. Dass sie am nächsten Morgen wieder alleine war, schien ihr egal zu sein. Dennoch schaffte sie es jeden Mann um den Finger zu wickeln und war ein riesiges Talent im Flirten. „Wie sieht es bei dir und Matt eigentlich aus?“, fragte Mimi sie mit einem schmutzigen Grinsen und riss somit Sora aus den Gedanken. „Wir… Wir sind noch nicht so weit“, stotterte diese und lief rot an. „Wie süss“, meinte Mimi, lächelte entzückt und nahm sich einen Schluck vom Sekt. „Hast du Angst davor?“ „Nein, das ist es nicht. Ich möchte einfach, dass es etwas Besonderes wird“, erklärte die Angesprochene schüchtern. „Das wird es auch bestimmt. Schliesslich liebt ihr euch, was gibt es denn Schöneres? Ausserdem ist es gut die Männer auch mal zappeln zu lassen. Die sollen ruhig mal warten und merken, dass sie nicht immer gleich alles bekommen, was sie wollen“, motivierte Mimi ihre Freundin. „Weisst du, manchmal bin ich schon ein wenig neidisch auf dich. Ich meine, Matt ist wirklich nicht ohne. Der ist echt zum anbeissen und alle schwärmen von ihm, aber er will trotzdem nur dich. Wer so einen Freund hat, kann sich echt glücklich schätzen.“ Mimi zwinkerte ihre Freundin an und diese wusste in dem Moment nicht genau, ob sie die Worte misstrauisch oder schmeichelnd aufnehmen sollte. Aber dann wollte sie sich innerlich ohrfeigen, schliesslich war Mimi ihre Freundin. „Weisst du schon, wie euer erstes Mal denn aussehen soll?“, bohrte die Brünette weiter nach. „Naja, um ehrlich zu sein nicht so genau. Ich will einfach, dass es schön wird. Ich möchte es nicht unbedingt gross planen, es soll sich einfach aus einer perfekten Situation ergeben“, erklärte Sora verträumt. Mimi fand die Idee niedlich und unterstützte ihre Freundin bei dem Gedanken. Sie gab ihr noch einzelne Tipps, welche Soras Hemmungen heben sollten und ihr wirklich halfen. Die beiden amüsierten sich prächtig und lachten über die Worte des jeweils anderen. „Hey, hast du schon was von Tai gehört?“, lenkte Sora das Thema schliesslich in eine andere Richtung. „Ich habe seit gestern nichts mehr von ihm gehört.“ „Nein, ich auch nicht. Aber ich denke nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Bis morgen ist er wahrscheinlich wieder ganz der Alte“, entgegnete Mimi. „Jeder hat doch mal schlechte Tage.“ Sora runzelte die Stirn. Sie wusste nicht so recht, ob sie überzeugt von den Worten der Brünette war. Natürlich konnte man nicht immer einfach super gelaunt durch die Welt laufen. Aber von der einen Sekunde zur nächsten die Stimmung zu wechseln war dann doch ziemlich komisch, vor allem wenn es um Tai ging. „Er antwortet mir aber nicht auf meine Nachricht“, konterte sie und schaute ihre Freundin erwartungsvoll an. Mimi sah sie nachdenkend an und bat Sora ihr die Nachricht zu zeigen, welche sie an Tai geschickt hatte. Sie las sie sich kurz durch und überlegte eine Weile, bevor sie zu einem Entschluss kam. „Vielleicht hat er sie auch gelesen und einfach wieder vergessen zu antworten. Das passiert mir auch manchmal. Ausserdem hast du sowieso nichts Weltbewegendes geschrieben, auf das man hätte antworten müssen. Wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass er es einfach vergessen hat, wieder steigt.“ Die Besucherin musste zugeben, dass dieses Argument nicht schlecht war. Sie gab sich mit dieser Antwort zufrieden und die beiden wechselten erneut das Thema, indem Mimi vom nächsten Typen schwärmte. Die Mädchen tranken den ganzen Abend und hatten Spass an den verschiedenen Storys. So ging es einige Stunden weiter und die Zeit schien wie im Nu zu verfliegen. „Oh, ich sollte langsam gehen“, meinte Sora dann irgendwann angetrunken. Mimi lachte ebenfalls beschwipst und flehte sie an noch eine Weile zu bleiben, da der Abend mit ihrer besten Freundin so schön war. Sie hielt sie am Arm fest und zog sie wieder runter zum Sofa. „Nein, ich muss jetzt wirklich gehen. Ausserdem schulde ich Matt noch was“, erklärte Sora leicht grinsend. „Ich habe ihn einfach im Stich gelassen, um dich zu besuchen.“ „Aha! Denke ich das, was du denkst?“, fragte Mimi neckisch zurück und stiess ihre Freundin mit dem Ellbogen in die Seite. „Erwischt“, kicherte diese nur und stand nun mit endgültiger Überzeugung auf. „Ich glaube, er hat genug gewartet. Ausserdem hat mir das Gespräch mit dir sehr geholfen.“ Die Gastgeberin freute sich über diese Bemerkung und stand ebenfalls auf, um Sora zu verabschieden. Sie drückten sich zum Schluss noch, ehe die Freundin die Wohnung verliess und zurück zu Matts Apartment lief. Dort angekommen öffnete sie vorsichtig die Tür. Matt schlief noch nicht, hatte es sich aber auf der Couch gemütlich gemacht und schaute irgendeinen Film. Sora lief lächelnd zu ihm und schlich sich von hinten an, um ihn zu kitzeln. „Hey, na? Wie war’s?“, fragte er sie etwas erschrocken. „Hab dich gar nicht reinkommen hören.“ Sie antwortete nicht, legte sich stattdessen zu ihm hin und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Matt war überrascht, hatte er doch nicht mit so einer Handlung gerechnet. Er liess sich aber liebend gerne auf das Ganze ein und umschlang ihre Taille, um sie näher an sich zu ziehen. „Jetzt ist keine Zeit für Worte“, flüsterte sie ihm belustigt ins Ohr und begann seine Hose aufzuknüpfen. Kapitel 6: Gemischte Gefühle ---------------------------- „Ich hab Brötchen geholt“, rief Kari durch die Wohnung, als sie am Sonntag kurz vor Mittag wieder nach Hause kam. Tai hatte sich kurz zuvor aus seinem Bett geschleppt und ein Glas Milch geholt, welche er nun müde am Esstisch trank. Das Wochenende war schon wieder fast vorbei und er hatte mehr Zeit schmollend im Zimmer verbracht als sich zu amüsieren. Das würde heute nicht der Fall sein. Heute würde er raus in die Welt gehen und aufhören Trübsal zu blasen. Seine Schwester legte die Tüte mit dem Gebäck auf den Tisch, sodass sich Tai gleich ein Brötchen herausnahm und herzhaft hineinbiss. Kari gesellte sich zu ihm und begann ebenfalls zu frühstücken. „Mh, die schmecken köstlich! Danke, Schwesterherz“, meinte er mit halbvollem Mund und grinste über beide Ohren. „Da hat wohl jemand gute Laune?“, schlussfolgerte Kari skeptisch und beobachtete ihren Bruder. „Bei dem Wetter kann man ja gar nicht anders“, erklärte er und zeigte mit dem Finger auf das Fenster. Es war ein wirklich schöner Tag. Die Sonne schien, keine einzige Wolke bedeckte den Himmel und warm war es auch noch. Tai konnte sich gar nicht richtig entscheiden, was er denn unternehmen sollte. Erst wollte er Fussball spielen gehen, aber dann fiel ihm ein, dass er Soras SMS gar nicht beantwortet hatte. Er hatte es die letzten Tage gemieden jeglichen Kontakt mit ihr aufzunehmen. Dafür war er viel zu verletzt und das wollte er sie nicht bemerken lassen. Natürlich ging es ihm immer noch nicht viel besser, aber nun hatte er das Gefühl es überspielen zu können. Er konnte sie nicht bis auf sein Lebensende meiden, spätesten morgen in der Schule würde er sie wiedersehen und er wollte nicht, dass es ein unangenehmes Nebeneinandersitzen wird. Nachdem er mit dem Essen fertig war, stand er auf und griff zum Telefon, wo er Soras Nummer eintippte. Er musste nicht lange warten, bis das Mädchen endlich abnahm und sich meldete. „Hey Sora, sorry, hab‘ vergessen auf deine Nachricht zu antworten“, begann Tai. „Das macht doch nichts. Schön, dass du dich meldest“, gab sie von sich. „Hast du Lust auf ein Eis? Wir könnten dann an den Strand oder so“, schlug er lässig vor. „Ja, wieso nicht? Gerne!“ „Cool! Ich hol‘ dich dann nachher gleich ab“, meinte er noch und beendete danach das Gespräch. Kari sass verdattert in der Küche und schaute ihren Bruder nur ungläubig an. Hatte er soeben wirklich Sora angerufen und mit ihr geredet, als sei nie etwas gewesen? Was hatte er denn über Nacht getrunken? Ungläubig stand sie auf und legte die benutzten Teller in den Geschirrspüler. „Warum hast du das gemacht?“, fragte sie ihn und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Warum nicht? Darf ich mich nicht mit ihr treffen?“, gab er fast schon beleidigt von sich. Sie antwortete ihm nicht, beobachtete ihn weiterhin skeptisch und lief dann in ihr Zimmer. Irgendetwas stimmte da nicht. Er konnte nicht von heute auf morgen einfach über Sora hinweg sein und die Situation verdaut haben. Schliesslich hatte er sich gestern noch beinahe mit seinem besten Freund gekloppt. Aber Kari wollte eigentlich nicht gross darüber diskutieren. Er war alt genug, um selber zu entscheiden, was für ihn das Richtige war. Wenn er Sora also sehen wollte, obwohl sein Herz gerade zerbrach, dann sollte er das eben tun. Natürlich war Tai bewusst, dass seine Handlung etwas schräg war. Er konnte auch nicht wirklich zuordnen wie er sich gerade fühlte. Ein wenig nervös war er schon, als er sich die Schuhe anzog und aus der Wohnung lief. Tai wollte Sora eine Chance geben ihm die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen. So schwer es auch war, er musste lernen zu akzeptieren, dass sie und sein bester Freund ein Paar waren. Dies würde einfacher für ihn werden, wenn er die Situation wenigstens ein bisschen nachvollziehen könnte. Es dauerte nicht lange bis er das Haus seiner Klassenkameradin erreicht hatte und die Klingel betätigte. Sora öffnete ihm gleich die Tür und liess ihn hinein. „Schön, dass du da bist“, begrüsste sie ihn etwas verlegen. Tai lächelte sie nur angespannt an und setzte sich auf den Hocker im Flur, während das rothaarige Mädchen noch rasch ihre Tasche zusammenpackte und nach dem Schlüssel griff. „Wir können losgehen“, meinte sie schliesslich und lief gemeinsam mit dem Jungen wieder raus. Zu Beginn war die Atmosphäre sichtlich angespannt und keiner der Beiden getraute sich wirklich gross ein Gespräch aufzubauen. Stattdessen redeten sie über das Wetter und ähnliche belanglose Dinge, während sie nebeneinander spazierten. Wenig später erreichten sie glücklicherweise die Eisdiele, wo sie sich einen Tisch mit zwei freien Plätzen ergattern konnten. Es dauerte nicht lange bis sie eine Kellnerin bediente und die beiden ihre Bestellung aufgeben konnten. Freundlich gab Tai die beiden Karten zurück und beobachtete seine Begleitung. Diese war sichtlich müde und gähnte herzhaft. „Da scheint wohl jemand müde zu sein“, meinte Tai und grinste keck. „Nur ein wenig“, meinte sie und schmunzelte schüchtern beim Gedanken an gestern Nacht. Am liebsten hätte sie ihm davon erzählt, aber dafür war Tai nun wirklich nicht die richtige Ansprechperson. Das wollte sie lieber Mimi mitteilen. Für Sora war der Tag danach komisch. Sie fühlte sich glücklich, immerhin hatte sie nun ihr erstes Mal hinter sich und es war mit ihrem Freund, welchen sie von Herzen liebte. Aber andererseits hatte sie ein seltsames Gefühl und sie war sich nicht sicher, ob es Matt wirklich gefallen hatte. Gleich nach dem Verkehr hatte er sich zum Schlafen hingelegt. Seither hatten die beiden nicht mehr gross miteinander gesprochen, schon gar nicht erst über dieses Geschehnis. Die Kellnerin brachte die beiden Eisbecher an den Platz, wodurch Sora aus ihren Gedanken gerissen wurde. „Wow, das sieht ja toll aus“, meinte sie begeistert und nahm sich den Löffel. „Na dann, guten Appetit!“, entgegnete Tai und leckte sich vorfreudig über die Lippen. Die beiden liessen sich ihr Eis sichtlich schmecken. Immer wieder unterhielten sie sich über die Schule und ähnliche Dinge, aber ein Thema beschäftigte Sora nun brennend. Sie wollte unbedingt wissen, was mit ihm los war am Freitagabend. „Ich muss dich was fragen“, begann sie, nachdem sie sich den letzten Löffel Vanilleeis gegönnt hatte. „Klar, schiess los“, meinte Tai und nickte ihr zu. „Warum hast du am Freitag so plötzlich den Club verlassen?“, fragte sie ihn zögerlich. Er antwortete nicht sofort, liess sich die Frage durch den Kopf gehen und überlegte, was nun die beste Erklärung wäre. Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Tai wollte ja eigentlich, dass sie wusste was los war. Andererseits wollte er ihr kein schlechtes Gewissen machen, schliesslich konnte sie grundsätzlich nicht viel dafür. Seine Wut richtete sich mehr an Matt. Immerhin war ihm bewusst, welche Gefühle Tai für Sora hegte. „Ach, das war nichts Schlimmes“, erklärte er. „Mir war nur etwas übel und da wollte ich nur noch schnell nach Hause.“ Ihm fiel in diesem Moment keine bessere Ausrede ein. Dennoch war es nur eine Halblüge, schliesslich hat ihm der Anblick der beiden Turteltauben wirklich den Magen verstimmt. „Warum hast du nichts gesagt?“, hakte Sora aber nach. „Ich wollte euch die Stimmung nicht verderben“, meinte er. „Ausserdem war das ja halb so wild.“ Wenn sie weitere Fragen stellen würde, kämen Tai bald keine klugen Argumente mehr in den Sinn. Mit jeder weiteren Begründung, die er ihr auftischen musste, zog sich sein Herz innerlich etwas zusammen. Er konnte nur schwer überspielen wie verletzt er war. Das war nun wirklich ein komischer Tag. Heute Morgen hatte er noch das Gefühl gehabt, ihm ginge es besser, aber da schien er sich geirrt zu haben. Nachdem die beiden ihr Eis fertig verputzt hatten und die Rechnung von Tai übernommen wurde, machten sie sich auf den Weg zum Strand, welcher glücklicherweise nur wenige Strassen entfernt war. Dort setzten sie sich auf den weichen Sand und sahen den leichten, rauschenden Wellen zu. Sora umschlang ihre angezogenen Beine und legte ihren Kopf müde auf die Knie. „Ach, Tai“, murmelte sie lächelnd, „weisst du, es gibt glaube ich wirklich nichts Schöneres als verliebt zu sein. Mit Matt habe ich eine unglaublich schöne Zeit und er könnte mich nicht glücklicher machen. Er ist einfach perfekt.“ Tai schwieg eine Weile und blickte weiterhin in die Ferne des Meeres. Er wollte es nicht hören. Nicht von Sora. Seine Wunde, von welcher er meinte, sie würde bald wieder anfangen zu heilen, wurde soeben kaltblütig aufgerissen. Das war einfach nicht fair. „Hast du das eigentlich auch schon erlebt?“, riss Sora ihn schliesslich aus seinem Kummer. „Was meinst du?“, fragte er verwirrt nach. „Na, verliebt sein. Gibt es jemanden, der dir gefällt?“ Sora wurde soeben bewusst, dass sie sich nie mit Tai über dieses Thema unterhalten hatte. Nicht, dass das irgendwie Tabu war, aber es hat sich seltsamerweise nie wirklich ergeben. Es gab für die beiden immer andere interessante Themen zu besprechen, aber dieses wurde ignoriert. „Hm, ja“, begann Tai nach einer kurzen Denkpause. „Es gibt da wirklich jemanden.“ Sora wurde sofort hellhörig und wendete sich mehr ihrem Sitzpartner zu, indem sie ihren Kopf zu ihm drehte. Das musste sie schon genauer erläutert bekommen. Der Gedanke, dass Tai Schmetterlinge im Bauch hatte, machte sie glücklich. „Erzähl mir mehr davon!“, befahl sie ihm neugierig. „Wer ist sie? Wie läuft es bis jetzt?“ „Na ja“, stotterte Tai, „das ist etwas kompliziert. Ich mag sie wirklich, aber da gibt es etwas, das zwischen uns steht.“ Der Junge überlegte kurz, wie er ihr die Geschichte clever verpacken sollte. Er wollte ihr nicht zu viel verraten, schon gar nicht seine Liebe beichten. Aber er wollte sie in dieser Hinsicht nicht anlügen und liess stattdessen einfach wichtige Details weg. „Sie empfindet nicht das Gleiche für mich.“ „Woher willst du das wissen? Hast du ihr davon erzählt?“, bohrte Sora wundernd weiter und runzelte nichtsahnend ihre Stirn. „Nein, also, nicht so direkt. Aber sie liebt jemand anderen“, fuhr er enttäuscht fort. Es machte ihm doch mehr zu schaffen darüber zu reden, als er zu Beginn dachte. „Ach, lassen wir das einfach. Das lässt sich jetzt nicht ändern, egal…“ Natürlich bemerkte Sora gleich, dass ihr bester Freund tatsächlich Liebeskummer hatte. Deshalb fragte sie auch gar nicht mehr weiter nach, auch wenn sie zu gerne wüsste, wer es war. Wer konnte Tais Herz brechen? Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Mitleidig legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und schweigend beobachteten sie wieder das rauschende Meer. Tais Gefühle spielten innerlich verrückt und er hatte überhaupt keinen Durchblick mehr. Welche Ironie war es, Sora neben sich zu haben. Trotzdem schien sie gleichzeitig ganz weit weg. Er wollte sie nahe bei sich haben, wirklich. Aber nicht bloss auf körperlicher Ebene. Er wollte sie auf so viele andere Arten. Aber vor allem wollte er ihre Liebe. Nach einer Weile des Schweigens beschlossen die Beiden sich auf den Rückweg zu machen und spazierten daher langsam nach Hause. Das Thema war nun auf die Schule gelenkt, welche morgen wieder auf dem Plan stand. Sora erinnerte Tai daran, dass er noch Physikaufgaben lösen musste, was ihn enttäuscht stöhnen liess. Das rothaarige Mädchen kicherte bloss. Das war Tai, wie sie ihn kannte. Er hat sie nach Hause begleitet, was er immer tat. Das war für ihn einfach selbstverständlich. Bei der Wohnung angekommen lächelte Sora ihn glücklich an und umarmte ihn fest. „Das war ein schöner Nachmittag“, meinte sie und liess von ihm los. Auch Tai wurde nun ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Es tat ihm schon fast leid, wie nichtsahnend sie doch war. Dennoch war er froh, hatte er den Tag einigermassen erträglich mit ihr überstanden und würde morgen kein schlimmes Erwachen erwarten. Er wusste, dass Matt ihr nichts von dem Vorfall gestern erzählen würde. Das würde nur weitere Probleme bereiten, auf welche der Blondschopf wahrscheinlich getrost verzichten konnte. In dieser Hinsicht war Matt wahrhaftig nicht das grösste Vorbild. „Aber Tai“, fuhr Sora fort, nachdem sie sich eine Weile Gedanken darüber machte. „Eins würde ich schon noch gerne wissen.“ Sie schmiegte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen und musterte ihr Gegenüber leicht grinsend an. Tai schaute sie bloss erwartungsvoll an und blickte etwas verdattert zurück. „Wer ist denn dieses Mädchen, in das du verliebt bist?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)