Once the sun has set... von DreamerInHeaven (...no candle can replace it) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Loras' Hände zitterten so stark, dass er sie zu Fäusten ballte, während er mit schnellen Schritten versuchte, so viel Raum zwischen sich und und diesen widerlichen kleinen Mistkäfer, der sich selbst König nannte, zu bringen wie möglich, damit er am Ende nicht doch etwas dummes tat. Wie zum Beispiel sein Schwert zu ziehen und es Joffrey in sein höhnisch lachendes Gesicht zu stoßen. Noch immer glaubte er, die restlichen Hochzeitsgäste über das Stück der Zwerge lachen zu hören. Über Renly. Seinen Renly. Er hatte die besorgten Blicke seiner Schwester und seiner Großmutter auf sich gespürt, als er derart abrupt aufgestanden war und das Fest verlassen hatte. Er fragte sich verschwommen, für den diese Scharade wohl mehr gedacht gewesen war: für Lord Tyrion oder für ihn. Er hätte wissen müssen, dass der Vorfall von vor einer Woche nicht ohne Folgen bleiben würde. „Ser Loras!“ Der Angesprochene ließ sein Schwert langsam sinken und wandte sich in die Richtung, aus die die Stimme des Knabenkönigs erklang. Flankiert von zwei Mitgliedern der Königsgarde und Margaery kam Joffrey auf den Übungsplatz zu und etwas in den Augen des Jungen ließ Loras schlimmes ahnen. „Erinnert Ihr Euch an mein neues Schwert, Ser?“ „Natürlich, Euer Gnaden.“ „Es heißt, Ihr seid ein herausragender Schwerkämpfer.“ Joffrey belauerte ihn und Loras zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck. „Seine Gnaden sind zu freundlich.“, brachte er heraus und sein Blick huschte für den Bruchteil einer Sekunde zu seiner Schwester. Sie hatte ein bewunderndes Lächeln auf den Lippen, wie immer wenn Joffrey in der Nähe war, doch in ihren Augen war für einen Herzschlag Unsicherheit aufgeflackert und er wusste, dass er ernsthaft in Gefahr war. „Da wäre es doch nur angebracht, wenn Ihr mit mir üben würdet, denkt Ihr nicht auch?“ Für ein paar Augenblicke war es absolut still. War das ein Test? Wollte Joffrey überprüfen, wie loyal er war? Egal, was es war er konnte sich auf keinen Fall weigern. Und er würde den König gewinnen lassen müssen, gleichgültig wie sehr sein Stolz darunter leiden würde. „Seine Gnaden ehren mich.“, antwortete er mit einer leichten Verbeugung in Joffreys Richtung. Das war vor einem Mondlauf gewesen. Seitdem hatte Joffrey ihn dazu genötigt, jede Woche mehrmals mit ihm zu trainieren und jedes mal ließ er sich von dem Kindkönig nach einer angemessenen Zeit das Schwert aus der Hand schlagen und manches mal musste er sich sogar von ihm auf den Boden stoßen lassen. Natürlich hatte es immer Zuschauer gegeben, von denen jeder Einzelne von ihnen wusste, dass Loras den König immer und immer wieder gewinnen ließ, was sie jedoch nicht von Spötteleien abhielt, um dem König zu gefallen. Und er hatte gedacht, der Kampf gegen Brienne von Tarth sei demütigend gewesen. Und je öfter er mit ihm hatte trainieren müssen, desto mehr Wut hatte sich in ihm angestaut. Bis zu jenem Training eine Woche vor der Hochzeit. Es war eigentlich alles wie immer gewesen und Loras war kurz davor, den Griff um seinen Schwertgriff (natürlich ein Übungsschwert, niemand wollte ja, dass der König verletzt wurde, nicht wahr?) zu lockern, damit Joffrey es ihm aus der Hand schlagen konnte. „Ihr seid nicht so gut, wie ich es erwartet habe.“, spottete Joffrey, als er einem vorgetäuschten Schlag auswich. „Aber es muss ja einen Grund geben, weshalb Renly der Verräter einfach so ermordet werden konnte.“ Loras dachte nicht nach, als er sein Schwert mit aller Wucht gegen Joffreys donnern ließ, der es gerade zur Abwehr erhoben hatte. Der Knauf des Übungsschwertes krachte gegen Joffreys Nase und der König ging mit einem Schrei zu Boden. Die Männer der Königsgarde waren sofort zur Stelle gewesen, ebenso wie Margaery. Und er hatte einfach nur dagestanden, vor Wut zitternd, bis Margaerys Blick ihn darauf aufmerksam machte was er getan hatte. Und so sehr er sich auch dafür gehasst hatte, er war auf die Knie gesunken und hatte Joffrey um Verzeihung gebeten. Dass es ein Versehen gewesen war. Dass er seinen König nie hatte verletzen wollen. Halb hatte er erwartet, dass Joffrey kreischend und heulend nach seinem Kopf verlangen würde, doch stattdessen hatte er ihm gesagt, er solle sich erheben und dass so etwas beim Training vorkam. Er solle sich keine Gedanken machen. Doch ein Blick in die Augen des Königs verriet ihm, dass er diesen Schlag noch bereuen würde. Die Woche bis zur Hochzeit hatte er in angespanntem Misstrauen verbracht, unsicher, womit er zu rechnen hatte. Und dann das Theaterstück. Die Wut loderte noch immer in ihm und er wünschte sich mehr denn je, er hätte Joffrey mehr als nur die Nase gebrochen. Renlys Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf und seine Wut wich dem ohnmächtigen Schmerz, den er noch immer über seinen Tod empfand. Bei allen sieben Höllen, reichte es nicht, dass ihr letztes Gespräch vor seinem Tod ein Streit gewesen war? Dass er nicht mehr die Möglichkeit gehabt hatte Renly zu sagen, wie sehr er ihn liebte? Wie sehr er ihn [I"]brauchte? Auf dem Weg zu seinen Gemächern kam Olyvar auf ihn zu. Dieser öffnete den Mund, doch irgend etwas in Loras' Gesichtsausdruck hielt ihn offenbar davon ab, ihn anzusprechen und er schwieg. Ohne ihn weiter zu beachten ging Loras an ihm vorbei. Er hatte versucht, sich abzulenken, er hatte es wirklich versucht. Doch egal, was er tat – es war immer Renly, den er vor sich sah. Also hatte er jeden weiteren Annäherungsversuch Olyvars abgewiesen. Er wollte keine Ablenkung mehr, schon gar nicht, wenn es sowieso nicht dabei half den einzigen Mann zu vergessen, den er jemals geliebt hatte. Denn wenn die Sonne gesunken ist, kann keine Kerze sie ersetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)