Liebe auf dem Trainingsgelände von PurpleTaiga ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Jean striegelte sein Pferd Buchwald, hing mit seinen Gedanken allerdings wo anders. Seufzend blickte er in den Himmel. Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Umgebung in ein angenehmes Rot. Es war ein perfekter Abend, doch als Mitglied der Survey Corps war es schwierig, so etwas zu genießen. Allerdings waren die Gedanken, die Jean plagten, nicht von Titan- Natur. Er brachte sein Pferd in den Stall, legte ihm noch etwas Heu hin und trat wieder in den Abend hinaus. Sein Blick schweifte zum Trainingsgelände, sein Herz machte einen leichten Satz. Von der Nervosität übermannt, blieb er stehen. Armin trainierte mit Reiner, um seine Fertigkeiten zu verbessern. „Armin! Was ist denn los mit dir? Seit einer Woche machst du keine Fortschritte mehr, davor lief es viel besser!“, erkundigte sich Reiner. Armin landete unter Verwendung des Manöver Gears vor seinem Kameraden. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich weiß es nicht“, antwortete er schuldbewusst. Einen Freund zu enttäuschen, war nicht das, was er wollte. „Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl im Bauch“, umschrieb er seinen Gefühlszustand. „Ach so. Ja, in letzter Zeit ist es etwas zu ruhig, das empfinde ich auch so.“ Verstehend nickte Reiner und blickte zur Mauer. Armin schüttelte den Kopf, das war nicht, was er meinte, doch Reiner sah seine Geste nicht. „Wir sollten zurückgehen, bald gibt es Essen“, meinte dieser gerade und machte sich auf den Weg. Armin lief ihm hinterher und hielt es für besser, das Missverständnis nicht aufzuklären. Jean bemerkte aus der Ferne kritisch, dass Armin sich wieder mit Reiner herumtrieb. Er ballte die Hände und bewegte sich langsam auf das Hauptquartier zu. „Warum hat er nicht mich gebeten, ihm beim Training zu helfen?“ Er öffnete die Tür zum Essenssaal. „Jean!“, rief Armin ihm zu, „ich hab dir schon einen Teller besorgt.“ Er deutete lächelnd auf den freien Platz an seiner Seite. Jean errötete, räusperte sich, um es zu verbergen und setzte sich neben Armin. „Hey“, grüßte er. „Wie lief die Patrouille heute?“, begann Armin ein Gespräch. „Alles ruhig. Und dein Training?“ Missbilligend nahm er zur Kenntnis, dass Armin bei dieser Frage zusammenzuckte. „Hahaha. Ich mache im Moment keine Fortschritte.“ Reiner beobachtete das Gespräch und war sichtlich unzufrieden. „Woran liegt es?“, fragte Jean gelassen, obwohl er innerlich brodelte. „Ich... ähm...“, stotterte Armin und brach die Antwort schließlich ab. „Was soll ich denn ausgerechnet ihm antworten?“, dachte er verzweifelt und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Bevor Jean weiter bohren konnte, kamen Eren und Mikasa zu ihrem Tisch, sehr zur Erleichterung von Armin. Doch Jean hatte schon einen Entschluss gefasst, kampflos würde er niemals aufgeben. Nach dem Essen zogen sich alle in ihre Zimmer zurück. Jean jedoch marschierte zielstrebig zum Zimmer von Reiner. Er klopfte kräftig an, Zögern war nicht seine Art. Reiner öffnete die Tür. Als er sah, wer da stand, lehnte er sich genervt an den Türrahmen. „Was willst du, Jean?“, fragte er überheblich. „Lass mich Armin beim Training helfen.“ Reiner lachte. „Warum sollte ich?“ Diese freche Antwort überraschte Jean. Für kurze Zeit war er sprachlos. Er fing sich wieder und gab zurück: „Warum nicht? Armin lernt bei dir ja anscheinend nichts mehr.“ Die Luft schien zu knistern. Reiner winkte ab. „Ach, was. Manchmal geht es halt etwas langsamer voran.“ Jean ballte die Fäuste. „Lass mich ihn trainieren!“, bellte er. Reiner baute sich vor ihm auf. „Warum willst du ihn so unbedingt trainieren?“ „Und warum lässt du mich nicht?“ Ihre Blicke trafen sich. Reiner zuckte mit den Schultern und meinte: „Ich denke, wir haben denselben Grund. Du magst ihn auch, oder nicht?“ Jean schluckte, er hatte gehofft, dass seine Eifersucht auf Reiner unbegründet wäre. Er blickte Reiner entschlossen an. „Ja, ich liebe ihn!“ Reiner lachte: „Unverblümt wie immer, was? Gut, ich gebe dir eine Woche Zeit. Dann trainiere ich ihn wieder. Gemäß dem Falle, dass du ihn nicht von dir überzeugen kannst. Falls du ihn für dich gewinnst, mische ich mich auch nicht mehr ein.“ „Alles klar. Du wirst es noch bereuen, dass du dir so sicher warst.“ Jean machte eine Siegergeste. „So ein Unsinn. Immerhin hatte er von sich aus mich gefragt, ob ich ihm helfe. Das heißt ja wohl alles. Gute Nacht.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, knallte Reiner ihm die Tür vor der Nase zu. Langsam machte sich Jean auf den Rückweg zu seinem Zimmer. Der letzte Satz von Reiner hatte ihn doch leicht verunsichert. „Verdammt“, murmelte er, „er hat Recht. Warum hat er nicht mich gefragt?“ Er schlug mit der Faust gegen die Wand. „Egal. Ich werde es schaffen, ihn zu überzeugen.“ Am Vormittag des nächsten Tages befand sich Armin schon auf dem Trainingsgelände. „Guten Morgen“, grüßte Jean ihn. Armin hatte ihn nicht bemerkt, da er mit dem Rücken zu ihm gewandt war. Als er seine Stimme vernahm, zuckte er zusammen und drehte sich ruckartig um. „Jean! Was machst du denn hier?“ Jean konnte die Betonung dieser Frage nicht einordnen. War Armin froh oder enttäuscht darüber, ihn zu sehen? Er schüttelte den Kopf, was Armin verwirrt zur Kenntnis nahm, um diesen Gedanken beiseite zu wischen. Dann antwortete er: „Ich habe eben bemerkt, dass Reiner es nicht auf die Reihe bekommt, dir etwas beizubringen. Also hab ich ihm gesagt, dass ich mich mal darum kümmern werde.“ Auf Armins Gesicht machte sich ein Rosaschimmer breit. „Also... ähm“, stotterte er. „Was denn?“, unterbrach Jean ihn. Es nervte ihn, dass Armin sich so zierte, mit ihm zu trainieren. „Sollte Reiner Recht haben und er ist in ihn verliebt?“, dachte er verzweifelt. „Ich denke nicht, dass es an Reiner lag, dass ich mich nicht mehr verbessert habe“, erklärte Armin ehrlich. „Und woran dann?“ Jean wurde laut. „Ich bin abgelenkt zur Zeit.“ Beschämt sah er zu Boden. Jean war in der Bredouille. „Entweder sag ich ihm jetzt direkt, was ich empfinde oder ich näher mich ihm langsam an.“ Er sah auf den jungen Mann vor ihm, der verlegen mit der Schuhspitze über den Boden strich. Da wurde Jean klar, alles oder nichts. Er packte Armin sanft an der Schulter und hob sein Kinn mit der anderen Hand an, damit er ihn ansehen musste. „Armin, ich liebe dich!“, sagte er aufrichtig. Seine Wangen leuchteten rot und machten seine Aussage authentisch. Armin war sprachlos und konnte sein Gegenüber nur anstarren. Jean ließ ihn los und war sich sicher, dass er den Platz nun verlassen müsste. Doch dann lächelte Armin ihn an. „Du warst der Grund, der mich abgelenkt hat“, erklärte er. Jean spürte ein Kribbeln, das seinen Rücken entlang lief. „Oh Mann, was bin ich froh“, rief er, hob Armin hoch und drehte sich. „Hey, Jean! Lass mich runter!“, wehrte sich Armin, lachte aber dabei. Jean setzte ihn ab, zog ihn allerdings an sich und küsste ihn mutig auf die Lippen. Zaghaft erwiderte Armin seinen ersten Kuss. In der Nacht wälzte sich Armin in seinem Bett hin und her. Der Tag war sehr schön gewesen, sie hatten zusammen trainiert, Jean hatte ihn oft an sich gezogen und Liebesbeweise gegeben und sie hatten fröhlich zu Abend gegessen. Doch nun konnte er nicht einschlafen, dafür war er zu aufgeregt. „Ich bin so glücklich. Dass Jean mich liebt. Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass sich dieser Wunsch erfüllen könnte. Aber, was ist, wenn sich dieser Wunsch gar nicht erfüllt hat? Jean hing doch so an Marco. Aber Marco lebt nicht mehr. Kann es sein, dass ich ein Lückenbüßer für Jean bin? Dass ich Marco ersetzen soll, so lange, bis Jean dessen Tod überwunden hat?“ Letzten Endes konnte er nicht schlafen, weil er dachte, dass Jean es nicht ernst mit ihm meinte. Zur selben Zeit klopfte Jean abermals an der Tür von Reiner. Als dieser die Tür öffnete, brüllte Jean ihm ins Gesicht: „Hah, hast du das gesehen?“ Reiner wusste nur zu gut, was Jean meinte. „Anscheinend warst du der Grund, weshalb Armin sich nicht konzentrieren konnte. Glückwunsch, hast gewonnen“, stellte er sachlich fest. Er war kein schlechter Verlierer, also gestand er sich die Niederlage im Kampf um Armins Liebe ein. Jean war etwas perplex über die schnelle Aufgabe seines Gegenübers. „So einfach...?“, brachte er nur heraus. „Was erwartest du? War so abgemacht. Also...“ Er schloss die Tür. Enttäuscht darüber, dass er seinen Sieg nicht weiter auskosten konnte, machte Jean sich auf den Weg in sein Zimmer. Armin setzte sich beim Frühstück Eren gegenüber, der wie immer als erster im Essenssaal war. „Hey, Armin!“ „Hallo, Eren“, grüßte Armin müde. „Armin, ich weiß ja, dass du Jean magst und wenn ich das gestern Abend richtig gesehen habe, seid ihr zusammen, oder?“ Armin war mit einem Schlag hellwach und lief knallrot an. War ihr Verhalten so offensichtlich gewesen? „Ähm... ja....“, flüsterte er leise. „Ich will dir das ja echt nicht madig machen, aber kann es sein, dass er dich als Lückenfüller benutzt?“ Armin sah ihn schockiert an. „Meinst du wirklich?“ Eren konnte nicht mehr antworten, da sich der Saal in diesem Moment mit Leben füllte. Jean setzte sich fröhlich neben seinen Freund. „Guten Morgen“, grinste er ihn breit an. „Morgen. Du, Jean?“ „Hm?“ Jean blickte in ein verunsichertes Gesicht. „Können wir uns später mal irgendwo alleine unterhalten?“ „Öhm ja, klar. Worum geht es denn?“ „Das sag ich dir dann später.“ Jean war beunruhigt, doch es blieb ihm keine andere Möglichkeit, als auf den Abend zu warten, da heute eine spontane Gemeinschaftspatrouille angesetzt worden war. Nach dem Abendessen trafen sich die beiden am Pferdestall. „Sollen wir ein bisschen spazieren?“, fragte Armin unsicher. „Ja, klar.“ Jean konnte einfach nicht glauben, dass sein Glück nur einen Tag angedauert haben soll. „Also, schieß los, wo drückt der Schuh?“ Mit schlechten Wortspielen versuchte er, seine Unsicherheit zu überspielen. „Ich frage mich, ob ich nur eine Lücke für dich füllen soll“, begann Armin seine Bedenken zu äußern. „Was? Wie kommst du denn darauf? Welche Lücke?“, ereiferte sich Jean. „Marcos Lücke...“ „Marco? Was hat er damit zu tun?“ Jean stand auf dem Schlauch. „Du hast ihn doch sehr gemocht.“ „Marco war ein sehr guter Freund für mich! Aber ich habe ihn nie geliebt!“ Er packte Armin. Das Mondlicht schimmerte in der dunklen Nacht. „Armin, ich liebe nur dich und habe so noch nie für jemanden empfunden!“ Armin errötete. „Oh, Jean“, flüsterte er. Zärtlich küssten sie sich und Armins Zweifel waren fortgeblasen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)