Naraku und der Faltenrock von Kenja (Wenn ein Plan misslingt...) ================================================================================ Kapitel 2: Ein missglückter Plan -------------------------------- Langsam öffnete er die Augen. Ein frischer Lufthauch ließ ihn frösteln, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es hatte funktioniert. Er war wieder in der Welt der Lebenden! Langsam erhob sich Naraku und streckte sich, es fühlte sich gut an wieder unter den Lebenden zu weilen... ein erneuter Windhauch ließ ihn erschauern und ein Blick an sich hinunter ließ ihn die Stirn kraus ziehen. Wo war seine Hose? Naraku fasste sich an sein nacktes Knie, das erstaunlich kalt war und erst jetzt fiel ihm der blaue Stoff auf, der darüber seine Oberschenkel bedeckte. Es schien ein Kleid zu sein. Warum trug er ein Kleid? Er konnte versuchte seinen Körper weiter zu mustern, doch konnte er seinen Bauch nicht bis ganz oben sehen, weil ihm seine Brüste im Weg waren. „Brüste?“, fragte er laut und riss die Augen auf, als er erneut an sich herunter sah. Sein Blick hing einen ganzen Moment an seinen Brüsten. „Ein blaues Kleid und Brüste“, murmelte er erneut und merkte nun, dass auch seine Stimme nicht seine eigene war. Panik machte sich in seinem inneren Breit, er blickte an seinem Körper vorn und hinten herunter, sein Haar war kürzer, seine Hände viel femininer und seine Stimme Schrill. „Was zum Henker hat diese Hexe mit mir gemacht!?“, schrie er und ging panisch auf und ab, als plötzlich jemand hinter ihm stand. Naraku drehte sich abrupt um, es war lange her, dass sich jemand an ihn herangeschlichen hatte und er es nicht gemerkt hatte und dann war es auch noch einer seiner Erzfeinde, der mit schläfrigem Blick vor ihm stand: Inuyasha. Naraku versuchte sich zusammenzureißen, Inuyasha durfte nicht merken, dass er mit seinem neuen Körper noch nicht umgehen konnte. Vielleicht konnte Naraku ihn sogar soweit hereinlegen, dass er gar nicht merkte, dass er Naraku war. „Sag mal Kagome was machst du denn hier mitten in der Nacht im Wald?“, fragte Inuyasha verärgert und Naraku blinzelte ein paar Mal verwundert. „Kago...me?“, fragte er langsam und Inuyasha zog eine Augenbraue hoch. „Ja. Ka-go-me, so heißt du doch? Was machst du hier im Wald?“, fragte er erneut und Narakus Gedanken überschlugen sich. „Ähm ich... dachte ich hätte einen Dämonen gesehen“, erklärte er vorsichtig und Inuyasha blickte einen Moment, als würde er ihm nicht glauben. „Hier ist aber keiner. Können wir jetzt wieder ins Bett gehen?“, fragte er und schlenderte in eine Richtung davon. Naraku wusste nicht, was er tun sollte, also folgte er dem Halbdämonen durch die Bäume. Er musste erst einmal mitspielen, ihm blieb keine andere Wahl. Die Wut auf diese Hexe in der Unterwelt steigerte sich mit jedem Schritt den er machte. ‚Du wirst wieder in der Welt der Lebenden sein’ hatte sie gesagt. ‚Kannst deine Rache üben.’ Wie sollte er das anstellen, jetzt da er ein schwächliches Menschenmädchen war? Sich selbst in ein Messer werfen um Kagomes Körper zu zerstören? Es musste eine bessere Möglichkeit geben. Naraku würde alles daran setzen, herauszufinden, wie er seinen Körper wiederbekam, doch vorerst musste er mitspielen. Er konnte in diesem Körper wohl kaum Inuyasha überwinden. Zumindest nicht, solange er nicht gelernt hatte mit den Waffen einer Priesterin umzugehen. Naraku seufzte innerlich. Nach einer Weile kamen sie an einem kleinen Häusschen an, Inuyasha ging vor und Naraku folgte ihm verdrießlich. Als er das Schlafzimmer fand, lief es ihm eiskalt den Rücken herunter. Inuyasha lag bereits, alle viere von sich gestreckt in dem einzigen Bett im Raum. Vorsichtig legte Naraku sich daneben. Einen Moment war es ruhig. „Was machst du denn da?“, fragte Inuyasha plötzlich und Naraku schreckte hoch. „Ähm... schlafen?“, fragte er vorsichtig und kramte in seinen Gedanken. Es war so schrecklich lange her, dass er ein normaler Mensch gewesen ist. „In deinem Kleid? Ohne Decke?“ Naraku biss sich auf die Zähne. Tatsächlich fröstelte er ziemlich, doch er wusste nicht, in was er sonst schlafen sollte als dem Kleid. Da sah er auf dem Boden etwas liegen, dass wie ein Shirt aussah. Er hob es vorsichtig hoch. „Ähm, darin schlafe ich wohl eher...“, murmelte er und Inuyasha brummte nur etwas, bevor er sich umdrehte. Naraku stand auf und zog sich das Kleid aus. Es war das seltsamste, was er je getan hat. Zwar hatte er schon mehrere Gestalten angenommen, doch nie hatte es sich so echt angefühlt. Er spürte die Kälte, die sich durch seine dünne, zarte Haut fraß, eine Gänsehaut bildete sich über seinen gesamten Körper. Dann stand er einem anderen Problem gegenüber, dem er noch nie gegenüber stand: was war das für ein seltsames Kleidungsstück, dass seine Brüste umhüllte? Er hatte schon einige Frauen nackt gesehen, aber noch keine hatte so etwas getragen. Das musste etwas aus der Neuzeit sein. Naraku betrachtete es einen Moment, entschied sich dann es einfach an zu lassen und das Shirt überzuziehen. Schnell kroch er unter die Decke und starrte in die Dunkelheit. Wie unglaublich schlecht Menschen sehen konnten. Er erkannte kaum die Umrisse des Raumes. Er hatte sich noch nie in seinem ganzen Leben so hilflos gefühlt. Normalerweise würde er Inuyasha einfach umbringen, aber wie sollte er das machen? Mit den kleinen Händen, konnte er ihn nicht einmal erwürgen, geschweige denn ein vernünftiges Schwert schwingen. Seine Körperkraft reichte nicht einmal aus, um ein einfaches Armdrücken gegen Inuyasha zu gewinnen, wie sollte er ihn dann mit reiner Kraft ermorden? Nein das würde nicht gelingen. Er musste lernen, wie man mit Pfeil und Bogen umging, um Inuyasha so zu töten und von diesem Ort fort zu kommen. Dann würde er die Hexe aufsuchen, die ihn in diesen Schlamassel gebracht hatte. Mit diesem Gedanken schlief er ein. Eine wohlige Wärme umhüllte Naraku, als er erwachte. Er musste einen lauten Schrei unterdrücken, als er realisierte, dass es Inyuashas Körperwärme war, die ihn wärmte. Er lag so nah an ihm, dass sie sich fast berührten. Naraku musste einmal tief durchatmen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Am liebsten würde er wild um sich schlagen, diese Erniedrigung war schlimmste was er je erlebt hatte. Im Bett seines Feindes, im Körper seiner Feindin. Ein plötzlicher Gedanke schlich sich ein. Wenn er in Kagomes Körper war... war sie dann womlöglich...? Nein, unmöglich! Das wäre ja noch die Höhe. Naraku erhob sich vorsichtig und griff nach dem blauen Kleid, das auf dem Boden lag. Er wünschte sich, Kagome hätte ein paar mehr Hosen, doch er wusste dass es mysteriös klingen würde, danach zu fragen. Also begnügte er sich einfach mit dem Kleid und wollte gerade das Häuschen verlassen, als Inuyasha mit misstrauischem Blick vor ihm stand. „Wolltest du dich rausschleichen?“, fragte er und Naraku schüttelte langsam den Kopf. „Nein ich meine... ich weiß ja dass du mich hörst“, sagte er und versuchte dabei überzeugend zu klingen. Was ihn am meisten störte war, dass es stimmte. Inuyashas Sinne waren um ein hundertfaches besser als seine eigenen: die Ohren, die Nase, die Augen, alles funktionierte bei den Dämonen so viel besser, als bei diesem schwächlichen menschlichen Körper. Inuyasha zuckte mit den Schultern und verließ das kleine Haus. Naraku seufzte genervt auf. Er musste schnell eine Lösung für dieses Problem finden, so konnte das nicht weiter gehen. In Gedanken versunken folgte er Inuyasha durch das halbe Dorf, bis dieser sich plötzlich umdrehte. „Folgst du mir?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. „Äh... nein?“, Naraku hätte ihn am liebsten ins Gesicht geschlagen. „Kaede wartet bestimmt schon auf dich“, brummelte Inuyasha und beobachtete ihn. Naraku sah sich um. Wenn er sich recht erinnerte, war Kaede die jüngere Schwester von Kikyo gewesen. Also eine alte Frau, die als Miko in diesem Dorf arbeitete. Wenn er jetzt noch wüsste, wo die Alte zu finden war. Plötzlich kam Inuyasha auf Naraku zu. Er hielt den Atem an, war er nun aufgeflogen? Doch Inuyasha grinste ihn neckisch an. „Dass du nie einfach sagst was du willst!“, sagte er dann verärgert, „ich mein wenn du einen Abschiedskuss willst, dann sag das einfach und schleich mir nicht durch das ganze Dorf hinterher“, und bevor Naraku die Worte realisiert hatte, presste Inuyasha auch schon seine Lippen auf die zwarten weichen Lippen, die eigentlich Kagome gehörten. Naraku versuchte sich den Ekel nicht ansehen zu lassen. Inuyasha grinste ihn an und ging. „Ich weiß, ich bin umwerfend“, murmelte er noch, scheinbar hielt er Narakus merkwürdiges Benehmen für eine Reaktion Kagomes auf seinen unglaublich tollen Kuss. Naraku erschauerte. „Ich muss ganz dringend aus dieser Situation heraus“, brummte er vor sich hin und schüttelte sich. Normalerweise hatte er es genossen, die Leute hereinzulegen indem er andere Gestalten annahm, doch diese Situation war eine ganz andere. Er konnte nicht heraus aus diesem Körper. „Ach Kagome, da bist du ja“, die Stimme einer älteren Frau riss ihn aus seinen Gedanken. Als er sich herumdrehte sah er die Alte Miko mit der Augenklappe. Das musste Kaede sein. Naraku folgte der Alten eine Weile, die über einige Kräuter redete, als sich in seinem Kopf ein Plan formte. „Kaede“, sagte er und merkte sogleich, dass er zu bestimmend sprach. Er musste vorsichtiger sein. „Ähm, ich mein Kaede?“, fragte er noch einmal vorsichtig und die Frau runzelte die Stirn. „Was ist denn?“, fragte sie nun. Naraku versuchte möglichst unschuldig und dabei doch irgendwie schuldbewusst auszusehen. „Weißt du, ich habe gemerkt... in letzter Zeit sind meine Fähigkeiten etwas eingerostet, was den Bogen betrifft. Ich würde gern etwas üben... ich möchte nicht einrosten, weißt du?“ Eine Weile schaute die alte Miko ihn verwundert an und gerade als er das Gefühl hatte, sie wurde misstrauisch, begann sie zu lächeln. „Das kann ich verstehen, in letzter Zeit hattest du nicht viel Zeit zum Üben. Na gut, wir können ja mal ein paar Pfeile schießen gehen, das würde auch mir ganz gut tun“, Naraku schluckte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Alte mitkommen würde. Aber nun blieb ihm keine Wahl, er musste mit ihr zusammen üben. Sie machten sich auf den Weg zu einem kleinen Übungsplatz. Naraku wägte gerade ab, ob er in der Lage wäre Kaede zu töten, wenn es hart auf hart kam. ‚Kagome hat mich besiegt, ihr Körper wird ja wohl stark genug sein um eine alte Frau zu überwältigen’, schalt Naraku sich selbst. Doch da hielt Kaede ihm einen Bogen entgegen. Naraku nahm ihn und beobachtete, wie Kaede aus einem Köcher einen Pfeil nahm und einen Schuss auf eine Zielscheibe machte, die etwas fünfzig Meter entfernt war. Naraku biss die Zähne zusammen. Er musste sich jetzt geschickt anstellen, sonst würde er womöglich auffliegen. Selbstbewusst schnappte er sich einen der Pfeile und legte ihn auf. Er rief sich alle Bilder in Erinnerung, die er hatte. Er sah sowohl Kagome, als auch Kikyo, wie sie ihren Bogen spannten und zielten ‚Meistens auf mich’, dachte er grimmig und versuchte alle Bewegungen nachzuahmen, die er aus seinen Erinnerungen kannte. Er schoss. Tatsächlich traf er auch, allerdings weit am äußeren Rand. Sein kurzes Hochgefühl legte sich sofort, als er sah, dass Kaede alle drei Pfeile in die Mitte ihrer Zielscheibe gesetzt hatte. Er versuchte es erneut, sein erster Pfeil war leicht rechts von der Mitte gelandet, also zielte er nun ein Stück weiter links. Dieses Mal flog der Pfeil links an der Scheibe vorbei. Naraku schaute kurz verdutzt, bis er merkte, dass er den Wind nicht einberechnet hatte. Der dritte Pfeil saß gut in der Mitte der Scheibe. Naraku konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, es war so viel einfacher, als er gedacht hatte. Er schoss noch einige Pfeile hinterher, bis er merkte, was die eigentliche Herausforderung war: seine schwachen, menschlichen Arme wurden schnell müde. Nachdem er einen vierten Pfeil direkt in die Mitte der Zielscheibe gesetzt hatte, merkte er, dass Kaede ihn beobachtete. Ihr Blick schien besorgt. Naraku musterte sie einen Moment, bis die Alte zu sprechen begann: „Oh Kagome, ich wusste nicht, dass es so schlimm ist“, sagte sie und Naraku musste sich zusammenreißen, um nicht allzu verwundert auszusehen. Also nickte er einfach langsam. War er so schlecht gewesen? Er betrachtete seine Pfeile erneut. Sie saßen ganz gut. Wo war das Problem? „Macht dir die Langeweile im Dorf wirklich so zu schaffen? Du schießt die Pfeile so konzentriert, als würdest du dich nach einem ernsthaften Kampf sehnen.“ Naraku seufzte innerlich auf. „Ja...“, sagte er vorsichtig, doch Kaede erwartete scheinbar, dass er noch mehr sagte. „Ich würde gern mal wieder ein paar, ähm... Herausforderungen haben. Menschen... helfen.“ Kaede schluckte sein Gerede. „Das kann ich gut verstehen, nach allem was ihr durchgemacht habt... der Frieden ist schön, bis sich das Gefühl einschleicht, nicht gebraucht zu werden. Aber glaub mir Kagome, es wird auch wieder andere Zeiten geben. Es gibt mehr Dämonen als Naraku, die in dieser Welt Unheil anrichten.“, „Äh... ja?“, „Ja. Da draußen gibt es noch wesentlich fiesere und stärkere Dämonen, als Naraku“, „Ach, meinst du?“, „Natürlich. Weitaus stärkere. Und wir müssen immer gut vorbereitet sein, damit wir etwas ausrichten können, falls die sich mal in diese Gegend verirren.“ „Das glaube ich kaum“, murrte Naraku verbittert und Kaede zog die Augenbrauen hoch. „Was?“, fragte sie verblufft und Naraku schluckte. „Ähm, ich kann mir nicht vorstellen, dass es Dämonen gibt die noch stärker als Naraku sind“, sagte er und versuchte sich nicht zu sehr in den Himmel zu loben. „Oh doch, die gibt es.“ Naraku biss sich auf die Lippen. Er erwiderte nichts. Kaede drehte sich plötzlich um. Naraku hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell bewegen kann. „Was...“, begann Naraku, doch dann spürte er es auch: die Anwesenheit von einer großen Ansammlung von Oni. Es war seltsam. Es fühlte sich merklich unangenehm an. In seinem eigenen Körper hatte er die Oni wahrgenommen wie ein paar Fliegen, doch in Kagomes Körper schien jedes Härchen an ihm zu schreien, dass er in Gefahr war. So spürte ein Mensch mit spirituellen Fähigkeiten also die Anwesenheit von Dämonen. Kaede hastete los und Naraku folgte ihr, von Weitem erkannte er schon Inuyasha, der ein paar der Oni mit seinem Tessaiga vernichtete, daneben konnte er den Knochenbummerang von Sango ausmachen, der eine Schneise der Vernichtung durch die Oni schoss. Sie kamen näher an die Kampfstelle, Kaede feuerte einige Pfeile ab und Naraku beobachtete die Situation einen Moment. Er wusste, was die Oni hier wollten. Sie waren einst ein Teil seines Körpers gewesen und spürten seine Anwesenheit. Doch er wusste auch, dass es unmöglich war, ihnen erneut seinen Körper zu geben. Als Onigumo konnte er den Dämonen seinen Körper geben, aber als Priesterin mit läuternden Kräften würde er die Dämonen damit nur Läutern, was ihre Vernichtung zur Folge hätte. Naraku hob seinen Bogen, legte einen Pfeil an und zielte. Plötzlich spürte er die Kraft in sich und eine innere Ruhe machte sich in ihm breit. Die Läuternden spirituellen Fähigkeiten. Natürlich, er musste Kagomes Energie einfach verunreinigen. Wenn er es schaffte ihre spirituellen Kräfte zu verunreinigen, dann konnte er sich die Dämonen einverleiben und dann war er imstande sich einen Körper nach seiner Vorstellung zu formen. Naraku grinste, zum ersten Mal seit er wieder in der Welt der Lebenden hatte, hatte er einen vernünftigen Plan. Er schoss den Pfeil, doch anstatt auf die Oni zu zielen, zielte er direkt auf Inuyashas Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)