"Natsu, mehr Fleisch!!" von kora (Natsu x Lucy) ================================================================================ Kapitel 9: Monat 9: Willkommen in Fairy Tail!! ---------------------------------------------- „Ich schätze, dass es nur noch etwa eine Woche, maximal zehn Tage, bis zur Geburt sind. Zumindest ist der errechnete Termin in sieben Tagen“, erklärte mir mein Arzt lächelnd. „Dem Kind geht es außerdem ausgezeichnet und wenn es sich nicht mehr viel bewegt, liegt es auch perfekt in ihrem Bauch. Es sollte also eigentlich alles reibungslos verlaufen“, fuhr er fort und zog sich dabei die Brille aus, um diese daraufhin zu putzen. Ich atmete erleichtert aus. Das waren so unglaublich gute Nachrichten, die mich einfach nur extrem beruhigten. Denn ich musste schon zugeben, dass meine Angst mit jedem Tag wuchs. Immerhin war das hier meine erste Schwangerschaft und ich wusste eigentlich nichts. Wie ich mich verhalten sollte, wenn die Wehen eintreten würden, wenn irgendetwas mit dem Baby nicht stimmen würde. Und mit diesen Sorgen war nicht allein. Natsu hatte die gleichen Gedanken. Auch wenn er sie nicht unbedingt aussprach. Mein Arzt und ich standen auf und ich verabschiedete mich, nun etwas entspannter als zu Beginn der Untersuchung. Anschließend verließ ich das Gebäude und legte meinen flauschigen Schal so eng es ging um meinen Hals. Doof nur, dass der eisige Wind sich dennoch unter meine Kleidung schlich und auch die dicke Winterjacke mich nicht hundertprozentig warm hielt. Also hatte ich keine andere Wahl, als so schnell wie möglich zur Gilde zu gehen und mich dort mit einem heißen Tee wieder aufzuwärmen. Mit schnellen Schritten stapfte ich deswegen durch den Schnee und hoffte, dass es nicht wieder anfangen würde zu stürmen. Obwohl es gerade Mal Anfang Dezember war, hatte es schon ordentlich geschneit und ganz Magnolia war unter einer weißen Decke versteckt. Erst in der letzten Nacht war eine ordentliche Menge der weißen Flocken vom Himmel gefallen und die Gehwege waren noch nicht alle geräumt. Das war auch der Grund, weshalb ich trotz meines hohen Tempos eher schlecht als recht vorrankam. Ach ja, dazu kam auch noch mein riesiger Bauch, meine geschwollenen Füße und meine wirklich sehr geringe Ausdauer, wobei ich letzteres auf mein erhöhtes Gewicht schieben konnte. Aber wie auch immer, ich würde mal mindestens eine halbe Ewigkeit bis zur Gilde brauchen. Echt, wieso war Natsu auch nicht da, um mich zu tragen und bei dieser Kälte zu wärmen? Ich zog den Schal höher in mein Gesicht und grummelte ein paar Flüche vor mich hin, während ich weiter durch die verschneiten Straßen lief. Doch da es nichts brachte, sich über Dinge aufzuregen, an denen man eh nichts ändern konnte, richtete ich meine Aufmerksamkeit lieber auf die vielen bunt geschmückten Fenster. Es waren nur noch etwa zwei Wochen bis Weihnachten und die gesamte Stadt strahlte beinahe vor Festtagsstimmung. Und wie man es von Magnolia gewohnt war, sah auch zu diesem Fest alles wunderschön aus. Nicht nur die Fenster, der meisten Häuser, nein, auch alle Straßenlaternen, der Park, der Hauptbahnhof und vor allem die Gilde waren prächtig geschmückt. Es war unmöglich nicht in Weihnachtsstimmung zu kommen. Und so war auch ich von der Vorfreude gepackt, konnte es gar nicht mehr abwarten. Besonders da der Geburtstermin ja ziemlich nah an Weihnachten lag. Also bekam ich noch ein ganz besonderes Geschenk. Etwas, das mein Herz schon jetzt höher schlagen ließ und mir beinahe die Tränen der Freude in meine Augen trieb. Als ich endlich in der Gilde ankam, war ich entgegen meiner Erwartungen nicht komplett durchgefroren. Zum Beispiel meine Füße und meine Hände spürte ich noch sehr gut. Aber dafür war ich leider komplett aus der Puste. Und einen heißen Tee konnte ich jetzt wirklich gut vertragen. Also setzte ich mich wie immer zu Mira an die Bar und fragte sie nach dem Getränk. Wenige Minuten später stand dann eine dampfende Tasse vor mir und ich legte sogleich meine Hände um sie. „Tut das gut…“, murmle ich leise vor mich hin. „Du bist es bestimmt gar nicht mehr gewohnt zu frieren, oder?“, fragte mich daraufhin Mira lächelnd. Ich musste ebenfalls leicht schmunzeln. „Irgendwie schon. Natsu wärmt mich ja eigentlich immer. Auch wenn wir auf Aufträgen sind. Das ist seit Jahren der erste Winter, in dem ich so friere… “, erwiderte ich und sogleich kam in mir die Sehnsucht nach ihm auf. Aber nicht nur nach seiner Wärme, auch nach ihm. Obwohl ich noch immer etwas wütend war, so vermisste ich ihn dennoch schrecklich. Mira, die wohl anhand meines Gesichts merkte, was mir gerade durch den Kopf ging, legte eine Hand auf meine Schulter. „Natsu ist doch bald wieder da, Lucy. Nur noch ein paar Tage. Und dann lässt er dich mit Sicherheit nicht mehr allein. Immerhin kommt ja bald das Baby“, versuchte sie mich aufzumuntern. Doch es brachte nicht viel. „Das ist es ja. Bald kommt das Baby und Natsu ist nicht hier. Und wieso? Weil wir total blank sind und er die nächsten Wochen natürlich nicht auf einen Auftrag gehen kann. Nur jetzt“, schimpfte ich wütend und machte meinem ganzen Ärger endlich Luft. Klar, es war nicht nur seine Schuld, aber frustrierend war es trotzdem. Wenn man plötzlich, drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, merkt, dass fast kein Geld mehr da war… Und die Frage, wohin alles Jewels verschwunden waren, blieb bis jetzt unbeantwortet. Meine Vermutung war, dass Natsu, als er die letzten Wochen alle Einkäufe gemacht hatte, das Geld nicht ganz im Auge behalten hatte. Oder, dass der Verlobungsring entgegen seinen möglichen Berechnungen ein zu großes Loch in unser Erspartes gerissen hatte. Fest stand jedenfalls, dass Natsu keine andere Wahl gehabt hatte, als mit dem Rest der Truppe auf eine Mission zu gehen. Es war nichts unglaublich Großes. Sie mussten nur mal wieder eine Verbrecherbande einfangen. Das eigentliche Problem und gleichzeitig der Grund, weshalb sie noch nicht wieder da waren, war, dass es mindestens eine Tagesreise bis zum Auftragsort war. Zumindest hatte das Erza gemeint, bevor sie aufgebrochen waren. Natsu hätte natürlich auch etwas viel Näheres ausgesucht, doch bei diesem Job war die Belohnung wirklich mehr als gut. Aufgeteilt würde jeder 850 Tausend Jewels bekommen. Geld, das wir einfach brauchten. Also hatte Natsu sogar die ewiglange Zugfahrt akzeptiert. Wenn ich darüber nachdachte, tat er mir sofort leid. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es ihm auf der Hinfahrt gegangen war. Oder wie es ihm auf der Rückfahrt ergehen würde. Ohne mich, die ihn immer irgendwie beruhigen konnte… Ich seufzte und stützte meinen Kopf auf eine Hand. Wenn ich so über alles nachdachte, war es ja irgendwie klar, dass nicht alles reibungslos, wie mein Arzt es genannt hatte, ablaufen konnte. Etwas musste passieren und alle Pläne durchkreuzen. So war es in Fairy Tail ja schon immer gewesen. Aber vielleicht hatte ich ja Glück und Natsu kam schon morgen oder übermorgen zurück. Dann wäre alles gut und wir könnten uns gemeinsam auf das Baby freuen und die letzten Tage gemütlich bei uns Zuhause verbringen. Es war ja auch nichts mehr wirklich zu tun. Alle Babysachen hatten wir entweder bei der Party geschenkt bekommen oder schon selbst in den vergangen Wochen besorgt. Meinen letzten Arzttermin hatte ich auch gerade gehabt und meine alte Wohnung war schon längst leergeräumt. Beziehungsweise, ich war komplett in unser neues Haus eingezogen. Wie man sah, gab es also wirklich nichts mehr zu tun und ich konnte mal wieder meine Zeit entweder in der Bar oder alleine am Schreibtisch totschlagen. Ich hatte die erste Möglichkeit gewählt, da ich mich im Haus, obwohl es recht klein war, irgendwie allein und verloren fühlte. „Ach Lucy, was ich dich noch fragen wollte…“, begann Mira auf einmal und ich schaute auf. „Welchen Termin für die Hochzeit findest du besser? Den 15. April oder lieber den siebten Mai?“ Sie lächelte mich wie immer lieb an. Ich schüttelte daraufhin leicht genervt den Kopf. „Mira, ich hab euch doch schon gesagt, dass ich die Hochzeit selbst planen werde und somit auch entscheide, wann der Termin ist. Oder hast du das vergessen?“, entgegnete ich und wusste eigentlich schon, was sie nun sagen würde. „Natürlich habe ich das nicht vergessen“, begann sie und nahm sich lächelnd ein Glas zum Polieren. „Aber du hast wohl vergessen, dass du dich zur gleichen Zeit auch um ein kleines Baby kümmern musst, Lucy. Also überlass die Hochzeit uns“, meinte sie fröhlich, doch mir war klar, dass sie nun keine Widerworte akzeptierte. Also beließ ich es vorerst dabei und nahm mir stattdessen vor, ein anderes Mal mit allen Frauen aus Fairy Tail über die Themen Privatsphäre und persönliche Angelegenheiten zu reden…. „Wie auch immer, was gibt es sonst Neues? Ich sterbe momentan vor Langeweile“, klagte ich dann und legte meinen Kopf auf dem Tresen ab. „Ich muss dich leider enttäuschen. Momentan ist alles wie immer. Die meisten Mitglieder sind ja auch weg, auf Missionen um noch etwas Geld für Weihnachten zu verdienen“, erzählte allerdings Mira mit einem mitfühlenden Blick. „Das hab ich gemerkt“, entgegnete ich frustriert. Es war ja wirklich nicht zu übersehen. Aber abgesehen von Natsu, war das Schlimmste eigentlich, dass meine beste Freundin ebenfalls fehlte. Ich meinte, warum musste auch ausgerechnet Levy weg sein? Mit ihr hätte ich wirklich gern ein paar schöne Tage verbracht. Wir hätten über irgendetwas reden können und gleichzeitig hätte ich Natsu nicht so sehr vermisst. Aber sie war ja mit Gajeel auf einem Auftrag… Okay, ich freute mich darüber natürlich sehr. Schon länger versuchte ich mein bestes, damit die zwei endlich zusammen kamen. Denn, obwohl sie nach außen vielleicht total verschieden wirkten, so passten sie einfach perfekt zusammen. Und mir war auch völlig klar, dass beide mehr als nur Freundschaft empfanden, so offensichtlich wie das manchmal war. Aber Levys Schüchternheit in der Beziehung und Gajeels Vermeidung von jeglichen Gefühlen hinderte sie, mal ernsthaft zu reden. Wenigsten erledigten die zwei gemeinsam Aufträge. Das war ja zumindest ein Anfang… „Ach, Lucy, seit du schwanger bist, vermisst du Natsu viel mehr, nicht wahr?“, fragte mich Mira auf einmal und ich hob den Kopf. „Natürlich. Immerhin hab ich grad sein Kind in meinem Bauch. Außerdem war ich nie so oft und so lange von Natsu getrennt. Ich bin ja immer mit ihm zusammen auf Missionen gegangen“, erwiderte ich und stütze mein Kinn nun auf einer Hand ab. „Und in Zukunft wird sich das wahrscheinlich auch nicht groß ändern. Mein Kind werde ich ganz bestimmt nicht allein zurücklassen, während wir einen Job erledigen“, sprach ich weiter und überlegte gleichzeitig, wie das wohl aussehen würde. Da Natsu ja mittlerweile ein S-Class Magier war, konnte er wirklich gut bezahlte Aufträge annehmen und uns somit für ein paar Wochen versorgen. Andererseits dauerten diese Missionen auch viel länger. Also würde sich in den nächsten Monaten ja eigentlich nicht viel ändern. Doch wenn ich darüber nachdachte, wie Bisca und Alzack es machten, fiel mir auf, dass es nach einer gewissen Zeit auch anders gehen würde. Indem sie Asuka entweder jemand aus der Gilde oder einem engen Verwandten anvertrauten, konnten sie zusammen auf Missionen gehen und gleichzeitig gute Eltern sein. Dieser Gedanke stimmte mich wieder froh. Außerdem, wenn Natsu dann mal auf einem längeren Auftrag wäre, würde ich eh nicht alleine sein. Ich würde ja unser kleines Baby haben. Und ich wusste schon jetzt, dass ich massenhaft Jobs immer wieder gegen das Kind in meinem Bauch tauschen würde. Tja, wenn man vom Teufel sprach. Ich spürte einen leichten Tritt in mir und fasste automatisch an die Stelle. In letzter Zeit bewegte sich das Baby recht häufig und manchmal kam mir sogar mein großer Bauch etwas anderes geformt vor. Vielleicht lag es daran, dass das Kind sich drehte und ein paar Schwimmübungen in der Fruchtblase machte… Ich musste leicht lachen, als ich dieses Bild vorm geistigen Auge hatte. Ein kleines Baby mit – hoffentlich – rosa Haaren, das etwas schwamm. Meines Erachten eine sehr amüsante Vorstellung. Ich trank den letzten Rest meines Tees aus und schaute gleichzeitig auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Halb sechs war es nun. Und mit einem Blick aus dem Fenster bemerkte ich außerdem, dass es schon ziemlich dunkel war. Also bezahlte ich den Tee bei Mira und stand auf, um meine dicke Jacke und meinen Schal anzuziehen. „Gehst du nach Hause?“, fragte mich Mira währenddessen lächelnd und ich nickte. „Ich will nicht durch den Wald und durch den Schnee gehen müssen, wenn es schon stockdunkel ist. Außerdem kann ich wirklich ein Bad vertragen bevor ich ins Bett gehe“, erwiderte ich und grinste sie schief an. „Soll dich nicht vielleicht jemand begleiten? Nur für den Notfall?“, meinte Mira dann noch und sah besorgt aus. Ich allerdings schüttelte den Kopf. „Keine Angst, in zehn Minuten bin ich zu Hause. Da wird mir nichts passieren“ Doch Mira bestand natürlich darauf, dass ich nicht alleine ging. Und am Ende gab ich es auf, akzeptierte, dass jemand mich begleitete. Oder nach Mira mich im Notfall natürlich auch beschützte. Dieser Jemand war außerdem Juvia, die genau als ich gehen wollte, die Gilde betreten hatte. Sie wusste ebenfalls, dass man Mira bei sowas lieber nicht wiedersprach und so gingen wir schweigend durch die verschneiten Straßen. Seit ich mit Natsu zusammen war, hatte sich unsere Beziehung deutlich verbessert. Sie sah mich überhaupt nicht mehr als Liebesrivalin an und ich konnte viel besser mit ihr reden. Oder mit Gray. Dieser war nebenbei gesagt mit Natsu und den anderen weg, sodass Juvia wie ich ziemlich deprimiert war. Mit hängendem Kopf ging sie neben mir her und ich hatte das Gefühl, sie irgendwie aufmuntern zu müssen. Obwohl ich mich ja nicht wirklich anders fühlte… „Sag mal Juvia, was schenkst du Gray eigentlich zu Weihnachten? Du hast doch bestimmt schon was, oder?“, fragte ich sie lächelnd und sofort erhellte sich ihre Miene etwas. „Ja, Juvia will Gray-sama eine Silberkette schenken. Bei einem Auftrag ist seine alte nämlich kaputt gegangen und Gray-sama hat ziemlich traurig gewirkt. Also hat Juvia ihm eine neue machen lassen, die genauso aussieht“, erklärte sie mir und verfiel anschließend natürlich in Schwärmereien über Gray. Wenn ich mittlerweile so über die beiden nachdachte, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass da bald wirklich was laufen könnte. Irgendwie verhielt Gray sich Juvia gegenüber ganz anders, fast schon liebevoll. Außerdem warf rt ihr manchmal Blicke zu, die mich an eine Art Verliebtheit erinnerten. Ich hoffte, ebenso wie bei Levy und Gajeel, dass die beiden zusammenkamen. Besonders Juvia würde ich das mehr als nur gönnen. Als wir nach etwa zehn Minuten am Haus ankamen, war es fast schon stockdunkel. Nun war ich etwas froh darüber, dass Juvia mich hierhin begleitet hatte. Normalerweise hätte ich keine Probleme damit, abends allein durch Magnolia zu gehen, aber mit meinem kleinen Baby im Bauch konnte doch vieles passieren. Also dankte ich Juvia und verabschiedete mich anschließend von ihr. Danach drehte sie sich um und ging entweder zurück zur Gilde oder zu Fairy Hills. Um sie musste ich mir aber keine Gedanken machen. Juvia war eine unglaublich starke Magierin. Ich schloss die Tür hinter mir und zog meine tausend Schichten Klamotten aus und ging dann ins Schlafzimmer, um schon mal die Heizung für nachher aufzudrehen. Ohne Natsu war es in unserem Bett immer so kalt und einsam, da brauchte ich die etwas stickige, aber vor allem mollige Wärme der Heizung besonders. Obwohl ich vermutlich eh nicht viel schlafen würde… Bevor ich mir ein Bad einließ, machte ich mir ein kleines Abendessen. Nichts Großes, ein paar Scheiben Brot und eine dampfende Tasse Tee mit Honig. So was war einfach das Beste an einem Winterabend. Doch wirklich Hunger hatte ich ja eigentlich nicht. Ich zwang mich ein paar Bissen zu essen, denn in den letzten Tagen hatte ich ebenfalls nicht viel in meinem großen Bauch bekommen. Meine Heißhungerattacken waren eigentlich Geschichte und mit den ganzen Sorgen und Gedanken die Geburt betreffend, hatte ich einfach kein Appetit gehabt. Aber wenigstens den Tee trank ich komplett aus und anschließend begab ich mich ins Bad. Ich drehte den Hahn auf und zog meine Klamotten aus. Der Dampf, der vom heißen Wasser aufstieg, beschlug die Spiegel und ich konnte meinen nackten Körper nur verschwommen erkennen. Ich hatte mich stark verändert. Mein Bauch war mittlerweile so groß, dass ich weder Beine noch Füße erkannte und auch meine Brüste waren noch viel größer, als sie ohnehin schon waren. Doch irgendwie hatte ich überall „mehr“. Wegen der Schwangerschaft hatte ich auch an den Armen und ein bisschen im Gesicht zugenommen. Ich hoffte sehr, dass ich das alles nach der Geburt irgendwann wieder runterbekam…. Aber jetzt brachte es eh nichts, sich über so etwas Gedanken zu machen. Stattdessen stieg ich in die volle Wanne und spürte, wie die Wärme in meine immer noch verfrorenen Glieder kroch, sie entspannte. Ich wälzte mich von der einen Seite auf die andere. Währenddessen verhedderte ich mich in der Decke und fing an zu frieren. Dann legte ich mich wieder auf den Rücken, brachte meine flauschige Decke in die richtige Position und schloss genervt die Augen. Es war nun etwa halb drei morgens und noch immer hatte ich keinen Schlaf gefunden. Und das lag bestimmt nicht an der fehlenden Müdigkeit, oh nein! Wohl eher daran, dass ich keine halbwegs angenehme Position fand. Mein Bauch war immer im Weg, mein Rücken schmerzte bei jeder falschen Bewegung und auch sonst war alles gerade einfach nur kacke. Alles in mir verlangte so sehr nach Schlaf und doch konnte ich nichts tun. Allein Natsu könnte mir hier helfen. Er würde mich in seine starken Arme nehmen, mich wärmen und mir vielleicht auch sanft über den Rücken streicheln. Bei ihm konnte ich einfach immer einschlafen, egal wie schlecht es mir auch ging. Doch nun war ich allein und vermisste ihn so sehr, dass meine Brust sich zuschnürte und ich einen spitzen Schmerz im Herzen spürte. Hoffentlich kam er bald wieder! Ich zuckte zusammen. Das war plötzlich kein spitzer Schmerz gewesen. Und im Herzen hatte ich ihn schon gar nicht gefühlt. Eher weiter unten, Richtung Unterleib. Ich verkrampfte mich, was war das gerade gewesen? Es war, als hätte sich ein festes Band um meinen Bauch gelegt und zugedrückt. Vergleichbar mit dem Gefühl, dass ich während meiner Regel manchmal bekam. Doch nun war das Band weg und es fühlte sich normal an. Meine Muskeln entspannten sich etwas, ich setzte mich hin und legte beunruhigt meine Hand auf den unteren Bauch. Waren das Wehen? Das Baby sollte doch frühestens in einer Woche kommen, wenn Natsu längst wieder da war! Doch nun war es mitten in der Nacht, ich allein in unserem Haus. Panik machte sich in mir breit. Was wäre, wenn die Wehen nun wirklich einsetzten? Ich musste irgendwen erreichen. Ich musste zu meinem Doktor, Natsu musste wieder kommen! Ich spürte wie Tränen der Panik und Verzweiflung über meine Wangen rannen. „Lucy, jetzt beruhig dich!“, wies ich mich dann aber selbst an. Wenn ich jetzt den Kopf verlor, würde das nicht gut ausgehen. Vor allem, da ich nicht wusste, ob es tatsächlich die Wehen waren. Immerhin stand der Geburtstermin eigentlich erst in sieben Tagen an. Es war doch unwahrscheinlich, dass das Baby zu früh kam. Oder? Ich zwang mich, die Augen zu schließen und dreimal tief durchzuatmen. Ich musste mich beruhigen. Ich durfte nicht in Panik verfallen. Anschließend stand ich auf, meine Knie zitterten und ich musste mich am Bettgestell festhalten, um nicht umzufallen. Dann ging ich auf sehr wackeligen Beinen in Küche, machte das Licht an und stellte Wasser auf. Ich brauchte jetzt definitiv einen Tee. Während ich wartete, setzte ich mich an den Tisch und versuchte mich an alles zu erinnern, was ich über eine Geburt wusste. Die ersten Wehen, die die Geburt ankündigten, dauerten etwa dreißig Sekunden und kamen in regelmäßigen Abständen. Anfangs betrug der plus, minus zwanzig Minuten. Wenn die Wehen aber alle fünf Minuten kamen und bis zu einer halben Stunde an dauerten, stand die Geburt unmittelbar bevor. Also hatte ich, wenn das Kind nun wirklich kam, noch etwas Zeit. Der Teekessel pfiff und ich zuckte zusammen. Etwas umständlich stand ich auf, nahm das heiße Wasser vom Herd und bereitete mir einen Pfefferminztee. Anschließend ging ich mit der dampfenden Tasse zurück zum Tisch und ließ mich auf den Stuhl fallen. Was sollte ich nun tun? Zunächst abwarten, ob ich eine weitere Wehe bekam. Wenn das der Fall war, würde ich zu irgendjemand gehen müssen. Am besten zu meinem Arzt, oder wenigstens zu Polyuschka. Sie würde mir mit Sicherheit auch helfen. Doch meinen Arzt würde ich um diese Uhrzeit nicht erreichen können. Und Polyuschka lebte mitten im Wald, nachts und mit all dem Schnee und vor allem mit Wehen würde ich nie dahin kommen. Am liebsten würde ich nun zu Mira gehen, oder zu Bisca. Sie könnten mir helfen, sagen, was ich nun tun sollte. Ich fühlte mich gerade so hilflos und allein. „Prinzessin, wollen Sie mich nun bestrafen, damit sie nicht so traurig sind?“, fragte auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. „Virgo! Was machst du denn hier?“, wollte ich verwundert wissen und musste zugeben, dass ich mich sofort etwas besser fühlte. Immerhin war ich nun nicht mehr allein. „Ich habe gemerkt, dass Sie ein Problem haben, Prinzessin. Deswegen bin ich gekommen“, erklärte sie mir und lächelte leicht. „Bestrafen Sie mich jetzt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Für so was haben wir grad echt keine Zeit, ich glaub nämlich, dass ich schon in den Wehen bin. Also hol bitte irgendwie Mira oder Bisca oder sonst irgendwen hier hin. Bitte“, flehte ich sie an, ehe ich die Zähne zusammenbiss und erneut diesen Druck auf meinem Unterleib spürte. „Jawohl, Prinzessin“, und mit diesen Worten war Virgo schon wieder weg und ich schon wieder allein. Ich richtete mich wieder auf. Diesmal war die Wehe etwas länger und etwas schlimmer gewesen, hatte ich das Gefühl. Doch vermutlich war ich mittlerweile so in Panik, dass ich gar nichts mehr richtig einschätzen konnte. Wieso kam das Baby denn auch jetzt schon? Genau dann, wenn ich alleine war und Natsu meilenweit weg auf einem Auftrag. Und mussten die Wehen natürlich auch mitten in der Nacht kommen! Plötzlich kamen mir irgendwelche Szenarien in den Sinn. Was wäre, wenn niemand rechtzeitig hier war und ich ganz allein die Geburt überstehen musste? Oder wenn irgendetwas mit dem Kind nicht stimmen würde? Ich begann hektisch ein und auszuatmen. Ich musste mich einfach beruhigen. „Es wird alles gut gehen. Irgendjemand kommt auf jeden Fall. Alles ist gut“, sprach ich mir selbst gut so und wiederholte den Satz die ganze Zeit, wie eine Art Mantra. „Alles ist gut. Alles ist gut. Alles ist gut“ Ich atmete tief ein. Es ging mir nun ein ganz kleines bisschen besser. Doch noch immer quälten mich Sorgen und Ängste und ich hoffte einfach, dass Virgo bald mit Mira oder Bisca oder sonst wem wiederkam. Ich hielt das hier nicht mehr lange aus. Erneut rollte eine Wehe durch meinen Körper. In der Mitte des Bauches angefangen bis hinunter zu meinem Unterleib. Diesmal war es viel schlimmer, richtig schmerzvoll und ich klammerte mich verzweifelt an der Tischplatte fest. Es waren nur 16 Minuten vergangen seit der letzten Wehe. Viel kürzer als eben. „Oh Gott! Virgo beeil dich!“, presste ich hervor und kämpfte gegen diesen unglaublichen Druck an. Also wenn all das hier nun ein Roman wäre, müsste Natsu genau jetzt durch die Tür kommen. Er müsste auf mich zu stürzen, mich in die Arme nehmen und irgendetwas tun. Mich zu Polyuschka bringen. Und Gott, ich wollte so sehr, dass das gerade wirklich eine Szene aus einem schön kitschigen Roman wäre „Verdammt, Natsu!“, rief ich wütend aus. Lustig, ich wäre fast vom Stuhl gefallen, als die Tür tatsächlich geöffnet wurde. Und richtig auf dem Boden gelandet wäre ich wohl, wenn Natsu und nicht Mira da gestanden hätte. Doch ich konnte kaum weniger erleichtert sein. „Mira!“, rief ich glücklich aus und sie kam sofort auf mich zu. „Gott, Lucy, ist alles in Ordnung? Dein Stellargeist meinte, du wärst schon in den Wehen?“, fragte sie mich besorgt und setzte sich neben mich auf einen Stuhl. Ich nickte. „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und auf einmal hab ich dann einen unglaublichen Druck in meinem Unterleib gespürt“, erklärte ich und war den Tränen nah, so erleichtert war ich gerade. Endlich war ich nicht mehr allein! „Aber du hattest doch gesagt, dass die Geburt erst in einer Woche sein sollte? Bist du sicher, dass du Wehen hast?“ Sie sah mich noch immer sehr besorgt an. „Eigentlich schon. Aber ich bin mir ganz sicher dass das die Wehen sind. Schon dreimal hat mein Bauch und alles darunter wehgetan, eben waren auch nur sechzehn Minuten dazwischen vergangen. Oh Mira, was soll ich nun tun? Natsu ist nicht da und zu meinem Arzt kann ich auch nicht. Die Praxis ist zu!“ Die verzweifelten Worte sprudelten nur so aus meinem Mund und ich warf mich meiner Freundin in die Arme. Sofort streichelte sie mir behutsam über den Rücken und ich konnte mich ein kleines bisschen beruhigen. „Ich denke, es wäre am besten, wenn Polyuschka hier hinkäme. Kannst du Virgo sagen, dass sie sie holen soll?“, meinte Mira dann und ich nickte. Dann rief ich Virgo und sie tauchte sofort vor mir auf. „Wollen Sie mich jetzt bestrafen, Prinzessin?“, fragte sie wie immer. „Nein, natürlich nicht. Aber kannst du bitte auch Polyuschka holen? Sie wohnt in einer Hütte mitten im Wald. Sag ihr, dass ich in den Wehen bin und dass ich sie brauche“, bat ich sie. „Zu Befehl“, antwortete Virgo und verschwand in einem Loch. Dann wandte ich mich wieder Mira zu. „Und was soll ich jetzt machen?“, fragte ich sie etwas ängstlich. Ich wusste nicht, wie diese Nacht ausgehen würde. „Ich hab mal gehört, dass man sich unbedingt entspannen muss, wenn das Baby kommt. Also würd ich sagen, du nimmst jetzt erst mal ein Bad und entspannst dich, okay?“, schlug Mira nach kurzem Überlegen vor und ich nickte. Ich malte auf meinem großen Bauch unter Wasser immer wieder Kreise. Währenddessen wartete ich eigentlich schon auf die nächste Wehe. Die Abstände und die Dauer veränderten sich eigentlich immer mehr. Und noch immer war Polyuschka nicht hier. Seit fast zwei Stunden warteten Mira und ich nun und so langsam glaubte ich, dass sie auch nicht kommen würde… Hasste sie uns alle doch so sehr, dass sie mir nicht helfen wollte? Ich hoffte nicht, denn ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Ich seufzte und spürte erneut die Panik und die Verzweiflung in mir. Wenn wenigsten Natsu da wäre. „Kopf hoch, Lucy. Sie kommt bestimmt jeden Moment“, sagte dann Mira und lächelte mich aufmunternd an. Ich wollte wirklich, dass sie Recht hatte. Plötzlich verkrampfte ich mich erneut, bog den Rücken durch und keuchte vor Schmerz auf. Man, tat das weh. Und es wollte auch kein Ende nehmen. Immer wieder durchfuhr mich die Welle des Schmerzes und tausende Bänder legten sich fest und eng um meinen Bauch und um meinen Unterleib. Ich stöhnte erneut gequält auf, hoffte, dass das bald aufhörte. Sofort war Mira bei mir, strich mir über den Rücken. „Atme ganz ruhig, Lucy“, sagte sie und ich versuchte genau das zu tun. Nach ein paar Minuten war es dann endlich vorbei. Ich legte mich wieder richtig in das angenehm heiße Wasser und schloss erschöpft die Augen. Wer hätte gedacht, dass die Nacht so verlaufen würde? Ich bestimmt nicht. Und noch immer hoffte ich darauf, dass Natsu jeden Augenblick wiederkam. Das wäre dann zwar der klischeehafteste Auftritt aller Zeiten, doch das wäre mir so egal. Ich wollte einfach meinen Freund hier haben. Ohne ihn würde ich die Geburt bestimmt nicht schaffen. „Warum hat auch niemand von denen ein Übertragungslacrima dabei? So könnten wir sie wenigstens erreichen“, murmelte währenddessen Mira vor sich hin. Sie machte sich die gleichen Gedanken wie ich und hatte auch die gleichen Sorgen. Und doch konnte ich mich durch ihre Anwesenheit wenigstens ein bisschen beruhigen. Auch wenn die Tränen noch immer jeden Moment kommen konnten. Auf einmal hörten wie die Tür ins Schloss fallen und schreckte auf. Wer war das? Polyuschka oder Natsu? Ich wusste nicht, auf wen ihr mehr hoffte. Mira stand jedenfalls sofort von ihrem Stuhl auf und eilte aus dem Zimmer. Ich konnte nicht hören, wie sie mit dem Besucher sprach, doch als beide das Bad wieder betraten, sah ich, dass endlich die alte Heilerin gekommen war. Mit grimmigem Blick wie eh und je ging sie zu mir und beugte sich herunter. „Wenn du nicht gerade in den Wehen wärst, würde ich dich dafür umbringen, mich mitten in der Nacht zu wecken“, murmelte sie schlecht gelaunt. Ich musste schlucken. „Tut mir wirklich leid, Polyuschka-san. Aber meinen Arzt hätten wir nie erreicht“, versuchte ich zu erklären. Die alte Frau richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf. „Der wäre bestimmt zu nichts gebrauchen gewesen. Ich kann dir viel besser helfen, Kind. Aber dafür musst du aus der Wanne kommen, verstanden?“ Sofort nickte ich und stand etwas wacklig auf. Mira half mir natürlich und nach zehn Minuten konnte ich mich in das Bett legen, zudem mich Polyuschka befohlen hatte. „Also, wie lange war deine letzte Wehe? Und wie lang war der Abstand zur letzten?“, fragte sie mich sogleich und ich überlegte. „Ich glaub neun oder zehn Minuten hat sie gedauert und der Abstand betrug etwa 11 Minuten“, antwortete ich. Nun, mit professionellem Beistand fühlte ich mich viel besser. Doch Natsu fehlte noch immer. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich das alles ohne ihn überstehen musste. „Und wo ist der Vater“, fragte sie weiter. Ich schluckte erneut, konnte nicht sprechen. „Auf einem Auftrag“ Mira kam mir zuvor und setzte sich auf die Bettkante, während sie mir vorsichtig dir Haare aus dem Gesicht strich. Zum Glück war sie da. „War ja typisch. Ich fürchte aber, dass, sofern er nicht in den nächsten zwei Stunden kommt, dass er während der Geburt nicht da sein wird“, erklärte sie mir und sofort spürte ich die Tränen in mir aufkommen. „Was?“ Doch ich konnte nun nicht weiter darüber nachdenken, erneut wurde mein Körper von Schmerzen heimgesucht. Ich hatte vollkommen das Zeitgefühl verloren. Ich wusste nicht, ob es schon längst Morgen oder noch immer Nacht war. Alles war einfach eine Aneinanderreihung von dutzenden Wehen und so großen Schmerzen. Wenn ich dann mal wieder kurz nichts spürte, schaute Polyuschka nach, wie weit sich der Muttermund schon geöffnet hatte und jedes Mal sagte sie, dass es noch dauerte, bis zur Geburt. Wie lange, sagte sie nicht. Und ich hoffte immer, dass Natsu doch noch rechtzeitig kam. Eigentlich wollte er doch heute kommen, oder hatte ich das falsch im Kopf? War es so unwahrscheinlich, dass er gerade zum richtigen Moment da sein würde? Polyuschka hatte mittlerweile mit Mira zusammen auch schon alles für die Geburt vorbereitet. Tücher, in denen das Baby später gehüllt werden konnte, eine Schüssel mit Wasser und Schwamm um mir den Schweiß und später auch Blut abzuwischen, was zu trinken. All das lag nun feinsäuberlich neben meinem Bett auf der Kommode. Wir waren alle bereit. Okay, ich war es nicht. Ich starb gerade beinahe innerlich. Die ganze Zeit versuchte Mira mich deswegen abzulenken. Sie erzählte mir alle möglichen Geschichten und ich musste zugeben, dass es irgendwie half. Die Geschichten, die sie fast alles selbst erfunden hatte, waren zwar eigentlich ziemlich schlecht, doch sie brachten mich dazu, an etwas anderes zu denken. Irgendwann, ich glaubte, es war schon längst morgen, da ein paar Sonnenstrahlen ins Zimmer schienen, meinte Polyuschka, dass das Baby nun wirklich kam. Ich legte mich richtig hin, winkelte die Beine an und betete so sehr, dass Natsu kam. Ich betete darum, dass ich nur diesen einen Wunsch erfüllt bekam. Und manchmal hatte man einfach Glück. Ja, manchmal wurden Gebete und Wünsch erhört und erfüllt. Ich hörte die Haustür ins Schloss fallen und dann sah ich, wie die Tür zum Schlafzimmer aufgemacht wurde. Ziemlich vorsichtig, immerhin glaubte Natsu ja, dass ich noch schlief. Bis er mein gequältes Stöhnen hörte. Eine unglaublich heftige Wehe durchzuckte meinen Körper und ich kniff die Augen zusammen, biss mir auf die Lippe. Sofort sprang Natsu dann ins Zimmer und erschrak, als er mich und auch Mira und Polyuschka sah. „Was ist hier los?“, fragte er entsetzt und setzte sich zu mir aufs Bett. Er legte seine warme Hand auf meine Stirn und allein diese Berührung mache den Schmerz in meinem Bauch etwas erträglicher. Doch meine Stimme war weg, ich konnte nichts antworten. „Das Baby kommt, Natsu“, sagte stattdessen Mira, die sich auf der anderen Seite befand. Er sagte zuerst nichts, schien geschockt und gelähmt zu sein. „Oh Gott, Luce! Es tut mir so leid, dass ich erst jetzt komme! Hätte ich das gewusst… Ich hätte es spüren müssen! Luce, wie geht es dir?“ Dann fing Natsu an, ohne Punkt und Komma zu reden und schien mehr als hilflos. „Schon-gut-Natsu“, brachte ich keuchend hervor. „Jetzt-bist-du-da-AAAAH!!!“ Ich fing an zu schreien, das war ein ganz anderer Level des Schmerzes. „Jetzt pressen“, wies mich zudem Polyuschka an und ich tat, wie mir geheißen. Dann packte ich hilfesuchend Natsus Hand und drückte sie unglaublich fest. Ich wusste nicht, wie lange die Geburt gedauert hatte. Es kam mir wie Stunden vor. Stunden, in denen ich nichts anderes als unglaubliche Schmerzen gespürt hatte. Sie waren so groß und so schrecklich gewesen wie nichts bisher erlebte. Ich hatte gedacht, ich würde nie etwas anderes fühlen können. Allein Natsus Hand gab mir Kraft weiter zu machen. Und auch der Gedanken an das Kind. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich wollte eigentlich schon aufgeben, als ich hörte, wie Polyuschka sagte „Nur noch einmal pressen!“ und ich sammelte alle meine Kräfte. Und dann hörte ich es. Ein Schreien. Das erste Schreien unseres Kindes. Ich hatte es geschafft, das Baby war auf der Welt, war gesund. Ich ließ mich ins Kissen fallen und schloss unglaublich erschöpft die Augen. Es war vorbei. Ich hatte diese Schmerzen überstanden. Nur sehr undeutlich verstand ich dann die Worte der alten Frau. „Es ist ein gesundes kleines Mädchen“, meinte sie. Mich kostete es alle Mühen, daraufhin die Augen wieder zu öffnen und mich wieder aufzurichten. Ich sah gerade noch, wie Polyuschka leicht lächelnd Natsu das kleine Bündel in die Arme gab. Dann drehte sie sich um und verließ zusammen mit Mira den Raum. Zurück blieben Natsu, ich und unser Kind. Er legte sich fast neben mich und zum allerersten Mal sah ich unser Baby. Es war vielleicht das allerschönste und perfekteste Geschöpf auf der Welt. Ich konnte es nicht fassen. Natsu ebenfalls nicht, denn er weinte, als er mir sprachlos unsere kleine Tochter reichte und ich sie an mich drücken konnte. Sie war so klein und wirkte so zerbrechlich, dass ich Angst hatte, sie zu fest halten. Ich fing ebenfalls an zu weinen. Das war unglaublich. Das war unsere Tochter! Natsus und mein erstes Kind. Leyla Dragneel. Sie war wunderschön. Natsu nahm uns beide in den Arm und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich konnte währenddessen nicht die Augen von ihr lösen, wie sie mich neugierig musterte, mich dann leicht anlächelte. Ich bemerkte den kleinen Schopf rosa Haare und musste noch breiter grinsen und noch mehr weinen. „Sie sieht aus wie du“, flüsterte ich und lehnte mich mehr an ihn. „Nein, wie du“, entgegnete er und seine Stimmte zitterte noch immer. Ich sah ihn an. „Danke, dass du rechtzeitig gekommen bist“, sagte ich leise und legte meine Stirn an seine. „Tut mir leid, dass ich so lange dafür gebraucht hat“, erwiderte er und ich hörte, wie verzweifelt er deswegen war. „Das ist egal. Hauptsache, du bist gekommen“, murmelte ich und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Dann schaute ich wieder auf Leyla. Sie war so wunderschön, dass mir schon wieder die Tränen kamen. All die Strapazen der letzten Monate, all die Anstrengung und auch die Schmerzen der Geburt waren vergessen. Für dieses perfekte und engelsgleiche Geschöpf würde ich es immer wieder durchmachen. Ich hob eine Hand und legte sie vorsichtig und ganz sanft an ihre Wange. Leyla schmiegte sich ihr sofort entgegen und ich lächelte glücklich. Doch dann fing sie an zu weinen und ganz instinktiv wusste ich, was ich tun musste. Ich knöpfte mein Nachthemd auf und begann unsere Tochter zu stillen. Keine Sekunde ließ ich dabei von ihrem Gesicht ab. „Sie sieht viel mehr aus, wie du“, meinte dann plötzlich Natsu und ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich weiß nicht, auf jeden Fall hat sie deine Haare“ Dann küsste ich ihn erneut. Ganz sanft, es war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. „Ich liebe dich, Natsu. So sehr“, flüsterte ich. „Ich liebe dich auch so unglaublich, Luce. Und unsere Tochter“ Es konnte sein, dass Natsu und ich stundenlang so auf dem Bett lagen. Es konnte auch sein, dass ich wie unsere Tochter Leyla zwischendurch immer mal wieder Stunden schlief. Ich wusste es nicht. Vielleicht waren aber auch nur wenige Minuten vergangen. Irgendwann stand Natsu jedenfalls auf und hob Leyla vorsichtig in seine Arme. Ich nahm das alles ziemlich verschwommen war, war eigentlich schon im Halbschlaf. Was ich allerdings ziemlich klar vernahm war, wie Natsu unglaublich glücklich zu unserer Tochter sagte: „Willkommen in Fairy Tail“ Ich lächelte, schloss erschöpft die Augen und war einfach nur glücklich. So glücklich wie noch nie in meinem ganzen Leben. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)