Einnehmende Freiheit von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Ich spürte noch das Glück durch meine Adern rauschen. Es fühlte unbeschreiblich an. Ein Glücksgefühl, das ich so noch nie bei Sora hatte. Ich wusste, dass es nicht richtig war, was wir hier taten, dennoch konnte ich damit nicht aufhören. „Wie bist du jetzt mit Sora verblieben? Sie wirkte sehr entspannt heute.“ Deine Stimme durchbrach die Stille und ich brauchte erst ein paar Sekunden, um mich wieder zu Recht zu finden und vor allem um den Sinn der Frage zu verstehen. „Wir haben uns vorerst getrennt, um uns nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Es wäre nicht richtig, wenn wir eine Fernbeziehung führten und uns dann dem anderen zur Treue verpflichtet fühlten, wenn wir jemand besseren dort fanden. So fühlte sich niemand schon vorher betrogen und wir können ohne schlechten Gewissens unsere Träume verwirklichen“, erklärte ich dir die aktuelle Lage. „Echt jetzt? Findet ihr das nicht ein wenig übertrieben? Ihr liebt euch doch. Da dürften die paar Jahre Fernbeziehung nichts daran ändern.“ Du wirktest aufgebracht und ich verstand deine Reaktion nicht. Schließlich war es eine Sache zwischen mir und Sora. Wir hatten lange darüber geredet und viel diskutiert. Dies war die Entscheidung mit der wir beide sehr gut leben konnten. Sora musste nicht mehr Angst um mich haben und konnte sich gänzlich auf ihr Studium konzentrieren. Und ich? Nun, ich musste mir nicht ihr Gejammer anhören, dass meine Berufswahl für sie nicht zumutbar sei. „Ja, tun wir, dennoch liege ich hier mit dir und trotzdem haben wir diese Entscheidung getroffen! Wir haben schon unsere Gründe!“ Ich hasste dich dafür, dass du mir unbedingt zeigen wolltest, wie falsch unsere Entscheidung war, doch alleine die Tatsache, dass ich immer noch mit dir schlief, zeigte mir, dass diese Beziehung mich nicht vollständig ausfüllte. „Matt, das wollte ich nicht damit sagen.“ Ich war aufgesprungen und wich nun deiner ausgestreckten Hand aus, bevor ich nach meiner Boxershorts griff und sie mir anzog. „Es ist mir egal, was du sagen wolltest. Du selbst nimmst diese Beziehung doch nicht ernst, sonst würdest du es nicht mehr mit mir treiben. Kannst du dich noch an unsere Abmachung erinnern?“ „Ja, kann ich. Aber du hast nie etwas dagegen gesagt und darum dachte ich mir, dass es okay wäre“, widersprachst du mir und ich hasste dich dafür. Ja, es wäre meine Aufgabe gewesen das Alles zu beenden. Schließlich war ich in einer Beziehung und nicht du, aber ich konnte nicht. Ich sehnte mich nach deiner Nähe und diesen Schäferstündchen. Es fühlte sich einfach richtig an. „Ich glaube, dass es jetzt besser wäre, wenn du gehst, Tai.“ Ich warf dir deine Kleidung zu und deutete auf die Tür. In diesem Moment wollte ich einfach nur noch alleine sein. So unendlich alleine. Meine Gedanken machten mich verrückt und deine Gegenwart trug nicht zur Besserung bei. Im Gegenteil, du hattest mit deinen Worten eine Tür in mir aufgestoßen, die ich am Liebsten für immer verschlossen gehalten hätte. Wieso hatte ich diese Vereinbarung mit dir nicht beendet, als ich mit Sora eine Beziehung anfing? Warum trafen wir uns trotzdem noch und schliefen miteinander? Das war nicht richtig, weder Sora noch dir gegenüber. Ich musste mich entscheiden, aber egal, was ich tat. Keinen von euch würde ich in der nächsten Zeit oft sehen. Unsere Träume trieben uns auseinander. Ich sah dir dabei zu, wie du deine Kleidung anzogst und mit einem letzten Blick zu mir meine Wohnung verließt. Der Knall der Tür klang so endgültig. Hatte ich jetzt alles kaputt gemacht? Würde ich dich jetzt nie wieder sehen? Hätte ich mich schon viel früher entscheiden müssen? „Matt?“ Die Stimme von Gabumon drang zu mir durch und ich drehte mich mit einem erzwungenen Lächeln zu ihm um. Er stand schüchtern im Türrahmen und schien sich nicht sicher zu sein, ob er reinkommen durfte. Ich liebte ihn für sein Feingefühl und die Tatsache, dass er immer bei mir blieb. Diese bodenlose Treue fand man selten auf dieser Welt und ich war froh, dass Gabumon sie mir entgegen brachte. „Es ist alles in Ordnung, Gabumon“, winkte ich ab und sah auf die Couch. Ich konnte deine Berührungen auf meiner Haut spüren. Diese unendliche Wärme und Zärtlichkeit gepaart mit einer ungezügelten Lust und Dominanz. Es war anders als bei Sora und dieses anders gefiel mir, darum wollte ich es nicht aufgeben. Ich wusste, dass es niemals mehr werden würde. Wir waren einfach nur Freunde, die miteinander schliefen. „Warum hast du Tai weggeschickt?“ Er trat neben mich und sah mich an, doch ich konnte seinem Blick nicht begegnen. Ich hatte Angst, dass er all meine versteckten Gedanken lesen könnte und dann Fragen stellte, die ich nicht beantworten konnte. „Es war besser so. Wir müssen Abstand zwischen uns bringen sonst fällt uns der Abschied nur zu schwer.“ Es war eine Lüge. Das wusste ich. Mehr als alles andere war es mir klar und ich wünschte mir, dass es nicht schon so weit kommen würde. Der Fakt, der mich jetzt so eiskalt traf, brachte selbst meinen Traum ins Wanken. Konnte ich die Jahre ohne dich überstehen? Du warst immer da. Ich konnte zu dir gehen, wenn alles über mir zusammenbrach. Würde ich es wirklich alleine schaffen können? Plötzlich berührte man mich sanft an der Hand und als ich auf sie sah, erblickte ich das warme Lächeln von Gabumon, der seine Finger um meine legte: „Ich bin bei dir, Matt. Immer. Du bist nicht alleine und auch deine Freunde sind bei dir. In deinem Herzen und du wirst in ihren bleiben. Ja, wenn die Zeit gekommen ist, werdet ihr euch wiedersehen. Glaube an die Freundschaft, Matt.“ Ich musste grinsen, als ich seine Worte hörte. Er war so vernarrt in die Freundschaft und diese Worte hatte er mir schon einmal gesagt. Ich wusste, dass dieser Glaube sehr schwer war. Vor allem in solchen Zeiten, wo man sich nicht mehr täglich sehen konnte, dennoch wollte ich es versuchen. Gabumon hatte Recht. Ich durfte nur nicht aufhören zu glauben, dann würden unsere Herzen auf ewig verbunden bleiben. Langsam beugte ich mich zu ihm runter und lächelte ihn an. Strich über seinen Kopf und umschloss nun ebenfalls seine Hände: „Ja, du hast Recht. Wir werden wieder zusammen finden. Irgendwann werden unsere Herzen uns wieder zueinander führen, denn die Macht der Freundschaft ist stark. Danke, Gabumon. Für alles.“ ~*~ Es war ein komisches Gefühl alleine in der Wohnung zu sitzen. Gabumon war mit Agumon irgendwo unterwegs und beide meinten, dass ich doch etwas mit dir unternehmen sollte, aber ich wollte nicht. Ich wusste einfach nicht, wie ich dir begegnen sollte, nachdem ich dich aus meiner Wohnung geschmissen hatte. Nur noch zwei Wochen, dann würden sich unsere Wege für die nächsten Jahre trennen. Ich wusste nicht, ob wir uns jemals wiedersehen würden oder dann gar noch Freunde wären. Es war ein beschissenes Gefühl nicht zu wissen, was die Zukunft für einen breit hielt. Am Liebsten wäre ich jetzt einfach zu dir gerannt, doch ich blieb stur auf der Couch sitzen und spielte mit dem Digivice in meinen Händen. Mit diesem kleinen Teil hatte alles angefangen. Mittlerweile konnte ich es gänzlich in meiner Hand verstecken und es war mein einziges Verbindungsglied zu Gabumon. Es machte uns zu Partnern und unzertrennlich. Auch war es neben der Existenz der Digimon das einzige Erinnerungsstück an die gemeinsam erlebten Abenteuern. Nie würde ich den Tag vergessen, als wir gemeinsam durch den Schnee gerollt waren, weil sich unsere Meinungen wieder einmal nicht deckten. Der Kampf unserer Digimon war in meinem Gedächtnis, als wäre es erst gestern passiert. Wie dumm ich damals war. Dieses berauschende Gefühl, als uns die Pfeile von Angemon und Angewomon trafen und uns zu den Auserwählten machten. Von diesem Moment an lag der Erfolg unserer Reise in unseren Händen. Sie spannten ein Band zwischen uns, das niemals zerreißen sollte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an die Moment der ersten Digitation von Gabumon dachte: Der See, als er mich aus den Fängen von Seadramon befreite. Das Restaurant, als ich begriff, wie wichtig Freundschaft war. Er hatte mich niemals im Stich gelassen. Selbst als ich dabei war im Meer der Dunkelheit zu versinken, blieb er bei mir und zog mich wieder aus dem Wasser. Ja, dieses Digimon war tatsächlich die reine Verkörperung der Freundschaft. Ich musste auflachen, als ich all die Lehren von Gabumon vor Jahren auch Davis sagte damit er verstand, was Freundschaft wirklich war und er das Digiarmorei aufheben konnte. Es war schon interessant mit anzusehen, wie mein kleiner Bruder in meine Fußstapfen trat und den Bremser für den Anführer machte. Jeder brauchte einen Menschen, der einem zeigte, dass der aktuelle Weg der falsche war. Ich wusste, dass die Zwei auch heute noch Kontakt hatten. Solch ein Abenteuer verband einfach für den Rest des Lebens. Darum sollte ich selbst aufhören zu zweifeln. Wir waren Freunde fürs Leben und wir würden uns alle wiedersehen, wenn sich unsere Träume erfüllt haben. Ein Seufzer stahl sich über meine Lippen, als ich mich nach hinten sinken ließ und zur Decke starrte. Ich musste lächeln, als ich an die gemeinsame Zeit zurück dachte. An dem Moment, als Gabumon aus dem Sack sprang und sich unsere Wege für den Rest unserer Leben vereinten. Dieses Weihnachtsgeschenk war das Beste, was mir Taikeru bis heute machen konnte. Er würde es niemals mehr toppen können. Ich stand auf und trat an das Fenster, um auf die belebten Straßen von Tokyo zu blicken. Es war ein seltsames Gefühl so viele Leben an einem vorbeiziehen zu sehen. Warum wurden wir damals ausgewählt? Es gab doch noch so viele andere Kinder im Ferienlager, wieso ausgerechnet wir sieben? Ach ja, da war ja mal was. Ich musste schmunzeln, als ich an die Nacht zurückdachte: Der große Dinosaurier kämpft gegen den riesigen Vogel. Damals sahen wir unsere ersten Digimon. Bis heute weiß ich nicht, wie du und Kari mit diesen Monstern in Kontakt getreten seid. Vielleicht sollte ich dich danach fragen? Ob du es schon vergessen hattest? Ich befestigte das Digivice wieder an meinem Gürtel und sah noch einmal aus dem Fenster. Wir hatten noch zwei Wochen zusammen. Sora und ich hatten ausgemacht, dass wir uns kurz am Tag der Abreise sahen und dann wieder in Kontakt traten, wenn alles vorbei wäre, aber wir hatten keine solche Abmachung. Konnte ich wirklich hier stehen und darauf warten, dass wir Abschied nahmen? Würde ich es mir verzeihen können, dass ich die letzten gemeinsamen Tage einfach so verstreichen ließ? Nein. Plötzlich klingelte es an der Tür und ein Schauer glitt über meine Rücken. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Ich wusste, wer unten stand und um Einlass bat, dennoch starrte ich fassungslos in Richtung Tür. Es klingelte noch einmal und zweimal bis ich meine Starre überwand und zur Gegensprechanlage eilte. Bitte sei noch nicht gegangen. „Tai? Bist du das?“ – „Ja.“ ~*~ Ich spürte, wie mir das Herz bis zum Hals schlug, als ich darauf wartete, dass du im Treppenhaus erschienst. Es war ein komisches Gefühl, das sich in meinem Bauch ausbreitete, als dein Haarschopf in mein Sichtfeld kam und ich im nächsten Moment dein breites Grinsen sah. Du warst gänzlich außer Atem, als du vor mir stehen bliebst, dennoch verschwand das Lächeln auf deinen Lippen nicht. Ich konnte es nicht fassen, dass du wirklich vor mir standest und du das gleiche empfandest wie ich. „Tai? Warum?“ Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Du warst hier und wir würden unsere Freundschaft niemals aufgeben. Das wusste ich, als ich in deine leuchtenden Augen sah und ich einen Schritt zurückging, um dich in die Wohnung zu lassen. In der gleichen Bewegung mit der du die Tür schlossest, umarmtest du mich und zogst mich an dich. Ein Schauer glitt durch meinen Körper, als ich deine Wärme an mir spürte und mein Mund fühlte sich plötzlich so trocken an. Ich zögerte, bevor ich dann auch meine Arme um dich legte und mich von deinem Geruch einfangen ließ. Warum benahmen wir uns so? Das war doch nicht normal. Klar, wir waren wirklich gute Freunde, die eindeutig ein bisschen zu intim miteinander umgingen, dennoch konnten wir doch jetzt nicht so hier stehen. Mein Verstand bestand darauf, dass ich diese Umarmung auflöste, während mein Herz schmerzhaft bei der Vorstellung aufschrie. „Bist du den ganzen Weg gerannt?“ Ich spürte, dass deine Kleidung durchnässt war. Etwas, was man bei dir nur beim Fußball-Training sah. Du hattest eine gute Kondition, doch die Strecke von dir zu mir konnte auch dich ins Schwitzen bringen. „Ja.“ Erst jetzt löstest du dich von mir und dein Lächeln wurde ein wenig schiefer. „Ich wollte einfach nicht, dass wir uns so trennen. Sich streiten ist die eine Sache, aber wir haben nur noch zwei Wochen, die wir nutzen sollten. Wer weiß, wie dann unsere Leben aussehen und ob wir dann überhaupt noch Zeit füreinander haben. Ich sehe es doch an meinen Eltern wie wenig Zeit sie noch für Freunde haben. Darum möchte ich diese letzte Zeit, die uns noch bleibt mit dir vollkommen auskosten.“ „Du kannst wohl Gedanken lesen. Ich habe nämlich genau in dem Moment, als du auf die Klingel gedrückt hattest selbst beschlossen mich wieder mit dir zu treffen.“ Ich schlug dir spielerisch gegen die Schulter und nahm dann ein wenig Abstand zu dir. Es tat gut dich wieder vor mir zu sehen. Dein keckes Lächeln und die frechen, braunen Augen. Wie konnte ich dich nur rauswerfen? „Nun ja, anscheinend hast du meine gelesen, denn ich hatte die Idee schon eher“, zogst du mich ein wenig auf und gingst dann an mir vorbei weiter in die Wohnung hinein. Dein Weg führte dich zielstrebig in mein Zimmer und ich musste ein wenig schmunzeln. „Okay, großer Ideenhaber. Hast du dann auch einen Vorschlag, was wir jetzt machen?“ Ich folgte dir und lachte kurz auf, als du über deine Schulter zu mir sahst und ein wenig zweideutig grinstest. „Hast du auch noch andere Sachen im Kopf?“ „Nein, ich bin in meinen besten Jahren und da will man sich austoben“, widersprachst du mir und ich schüttelte nur den Kopf, als ich sah dass du dich auf meinem Bett niederließest und auffordernd neben dich auf die Decke klopftest. Auch wenn alles in mir danach schrie, dass ich zu dir kam und mich einfach in deine Arme fallen ließ, blieb ich in der Tür stehen und lehnte mich an ihren Rahmen. „Matt? Was ist los?“ Dein Lächeln starb langsam und ich senkte meinen Blick, als ich merkte, wie ich zu zittern begann. Plötzlich erfasste mich eine Angst, die ich nicht begreifen konnte. Was wäre, wenn dies unsere letzten zwei Wochen wären? Wäre es dann richtig, wenn wir weitermachten, wie als würde es immer so bleiben? Was sollte ich tun, wenn es nicht so wäre und dann all das bereute? Ich wich einen Schritt zurück und starrte dich an. Die Sorge um mich stand dir deutlich ins Gesicht geschrieben und du begannst dich aufzurichten. Deine Hand streckte sich nach mir aus und ich erschauderte bei der Vorstellung, dass sie mich jeden Moment berühren würde. So oft hatte ich sie schon auf meiner Haut gespürt. Ich bemerkte, dass mein Entschluss zu wanken begann. War ich wirklich in der Lage meinen Traum zu verfolgen und mich für mehrere Jahre von meiner Heimat und vor allem von dir zu verabschieden? Wir würden beide in andere Länder reisen. Es könnte passieren, dass die ganze Welt irgendwann zwischen uns stand. Klar, du wolltest für die Digiwelt arbeiten, aber dennoch würde dich deine Ausbildung an andere Orte bringen. Weg von mir. „Hast du keine Angst, Tai? Kannst du deiner Heimat wirklich so leicht den Rücken kehren? Woher willst du wissen, dass du zurückkommen wirst?“ Das Zittern meiner Hände ließ nicht nach. Oh Gott, ich wollte keine Schwäche vor dir zeigen. Du warst hier um unsere letzte gemeinsame Zeit würdig zu verbringen und ich machte schon wieder alles kaputt. Was fandest du nur an mir? „Das ist doch bei dir das gleiche. Du wirst auch ins Ausland gehen und es war uns damals, als wir uns für diesen Weg entschieden haben, auch bewusst. Genauso haben wir uns geschworen, dass wir uns in Tokio wiedersehen werden und daran glaube ich.“ Deine Zuversicht war verblüffend, wie gerne würde ich selbst daran glauben. „Es vergehen bestimmt fünf Jahre. Das ist eine lange Zeit und da kann sich viel ändern.“ Ich krallte mich in meine Ärmel und konnte dich nicht mehr ansehen. Wie gerne würde ich dir einfach glauben. Dein Lächeln nehmen und mich daran festhalten. Oh Gott, das ging doch nicht. Es war mein Traum Astronaut zu werden und wir waren Freunde. Ich musste meinen Weg gehen. Das war doch mein Wunsch. Ich sollte ihn deswegen nicht einfach wegwerfen. Außerdem hatte ich es Gabumon versprochen. Plötzlich standest du vor mir und hieltst mir dein Digivice unter die Nase: „Kannst du dich daran erinnern, als ich für kurze Zeit in die Menschenwelt kam und mich dieses kleine Gerät zu euch geführt hat? So wird es auch nach fünf Jahren sein. Wir werden uns wieder finden. Wenn es sein muss mit der Hilfe unserer Digivices.“ Unsicher tastete ich nach meinem und nahm es vom Gürtel um es ebenfalls an deines zu legen. Sie waren gänzlich identisch. Bis zu dem Moment, wenn unsere Digimon mindestens auf das Ultra-Level digitierten. Dann änderten sich ihre Farben, dennoch spürte ich, dass sie anders waren. Deines gehörte einfach nicht mir. Langsam schlossest du deine Finger wieder darum und es verschwand. Ich tat es dir nach kurzem Zögern gleich und sah dich unsicher an. Manchmal hasste ich dich dafür, dass du mein wahres Ich zum Vorschein brachtest und dennoch mochte ich dich genau dafür, dass du mir diese Möglichkeit gabst. „Und jetzt hör auf Trübsal zu blasen und komm endlich her!“ Du zogst mich an meinem Kragen zu dir und im nächsten Moment trafen sich unsere Lippen. Ich erwiderte den Kuss nach kurzer Zeit und ließ mich von dir führen. Niemals würde ich das Gefühl vergessen, als ich die Matratze unter und dich auf mir gespürt habe. Nie wieder. Verbunden für immer… ~*~ „Oh Gott war der Film schrecklich“, jammertest du, als wir den Kinosaal hinter uns ließen, „viel zu viel Gelabber und viel zu wenig Action. Die hätten ruhig ein paar Gespräche durch Gefechte ersetzen können. Das hätte niemandem wehgetan. Wirklich nicht.“ Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. Mir gefiel der Film durchaus. Ich fand die Mischung perfekt, doch es war mir klar, dass du da anders dachtest. Du warst kein Mensch der großen Worte, sondern ließest lieber Taten sprechen. Darum gefiel es dir auch nicht, wenn in Filmen große Reden geschwungen wurden. „Matt? Tai?“ Die Stimme von Sora drang zu uns durch und wir blieben synchron stehen, bevor wir uns dann umdrehten und unsere Freundin erkannten. Sie lächelte unsicher und an ihrer Seite war Yolei. „Sora? Schön dich zu sehen. Was treibt dich hierher?“, begannst du sofort ein Gespräch und tratst auf die Beiden zu. Ich selbst wäre lieber weiter gegangen. Nur kurz gegrüßt und dann weiter gezogen. Ich wusste nicht, wie ich ihr begegnen sollte. Es war zu früh und wir wollten uns nicht mehr sehen. „Wir wollen uns einen Film ansehen und ihr? Was macht ihr hier? Es freut mich, dass ihr noch zusammen abhängt. In ein paar Tagen geht es ja schon los.“ Sie versuchte immer wieder zu mir zu sehen, doch ich wich ihrem Blick aus. Nein, dieses Treffen war mir wirklich nicht recht. Ich wollte am Liebsten verschwinden und das so schnell wie möglich. Wie sollte ich nur mit ihr umgehen? „Wir waren grad im Kino. Der aktuelle Hollywood Streifen. In meinen Augen ist er nicht zu empfehlen. Viel zu wenig Action.“ Du schienst das Gespräch zu genießen und ich spürte, dass ich mich fügen sollte. Auch wenn ich nicht wusste, ob das wirklich die beste Idee war. Immer wieder sah Sora zu mir und schenkte mir ein Lächeln, das ich nur kurz erwiderte. Es war nicht richtig, dass wir hier standen und nicht wusste, was die Zukunft für uns bereithielt. „Ach, wirklich? Nun ja, den wollten wir uns auch anschauen, aber gut, wenn es nur an der Action mangelt, dann könnte er uns durchaus gefallen, oder Yolei?“ Sie sah zu ihrer Begleitung, die eifrig nickte und dann kurz ebenfalls lächelte, bevor sie auf die Uhr sah: „Wir müssen jetzt aber auch weiter, Sora, sonst verpassen wir den Anfang. Also, man sieht sich, Jungs.“ Wir verabschiedeten uns voneinander und ich konnte mit dir weiterziehen. Nur langsam fiel das seltsame Gefühl von meinen Schultern. Ich wusste schon gar nicht mehr, was wir jetzt tun wollten. Alles in meinem Kopf war mit Sora gefüllt. Würde ich sie wiedersehen, wenn wir unsere Ausbildung beendet hatten? Lief es wirklich so gut zwischen uns, dass ich die Beziehung noch einmal möchte? „Alles in Ordnung?“ Du sahst mich kurz fragend an und ich nickte darauf kurz. „Ja, geht schon. Ich habe nur gehofft, dass ich sie bis zu meiner Abreise nicht mehr sehe, aber es kommt bekanntlicherweise immer anders, als man selbst denkt.“ Ich schritt ruhig neben dir her und wich den entgegenkommenden Menschen aus. Diese Bewegungsart war schon automatisch, wenn man in solch einer Stadt wie Tokio aufwuchs. Anders wurde man nur zertrampelt und herum geschubst. „Ist damit auch deine Lust auf ein Eis verschwunden oder steht der Deal noch? Du hast ja versprochen mich einzuladen“, sprachst du ruhig weiter und schrittst neben mir her. Es gefiel mir mit dir unterwegs zu sein. „Nein, der steht noch. Ich hab es dir ja versprochen.“ Danke, dass du mich daran erinnertest, denn sonst hätte ich es wirklich vergessen. Ruhig gingen wir weiter bis zu unserer Eisdiele, die wir dann freudig betraten. Wir nahmen an einem Tisch Platz und nach wenigen Minuten bestellten wir unser Eis. Es tat gut mit dir hier zu sein und die letzten Tage zu genießen. „Wann geht dein Flug am Freitag?“, durchbrachst du die Stille und ich stocherte kurz in meinem Eisbecher herum, bevor ich mir dann einen Löffel in den Mund schob, um kurz darauf zu antworten: „Gegen Mittag und deiner? “ „Ich fliege erst am Samstag, aber relativ früh. Hast du Lust, dass ich dich zum Flughafen begleite?“ Deine Stimme war ruhig und ich merkte, wie die Stimmung zwischen uns bedrückter wurde. Es gefiel mir nicht, doch ich konnte auch nichts daran ändern und obwohl ich wusste, was du dir wünschtest, schüttelte ich den Kopf: „Nein, mein Vater bringt mich hin. Ich will am Flughafen nicht zu stark auffallen. Es reicht schon, dass meine Familie da sein wird, um sich von mir zu verabschieden.“ „Wann kann ich dann vorbeikommen?“ Es gefiel mir nicht dich traurig zu sehen und darum lächelte ich kurz, bevor ich ruhig antwortete: „Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir die letzte Nacht gemeinsam verbringen und du dich verabschiedest, wenn ich dann zum Flughafen fahre.“ Das Leuchten in deinen Augen kehrte zurück und du stimmtest freudig zu. Deine Begeisterung fürs Leben gefiel mir und es war etwas, was ich an dir bewunderte. Du konntest aus jeder Situation etwas Positives herausholen. Auch jetzt wieder. Deine Frage hatte mir aber gezeigt wie wenig Zeit wir noch hatten. Die zwei Wochen vergingen wie im Flug. Wir hatten jeden Tag etwas unternommen und nun war es schon so spät. In zwei Tagen würde ich fliegen und sich unsere Wege für mehrere Jahre trennen. Vielleicht sogar für immer… ~*~ Ich lag in deinen Armen in meinem Bett und sah dir beim Schlafen zu. Gedämpft drang das Zwitschern von Vögeln zu mir durch und ließ mich lächeln. Deine Wärme umhüllte mich und ließ in mir eine Geborgenheit entstehen, die ich nie wieder missen wollte. Ich wusste, dass diese Gedanken falsch waren und den kommenden Abschied nur erschweren würden, doch ich konnte sie nicht verhindern. Dein braunes Haar fiel dir wirr ins Gesicht und hin und wieder zuckte dein Körper im Schlaf, dennoch löstest du die Umarmung nicht auf. Das Verhalten war nicht normal. Sonst schliefen wir einfach nur nebeneinander und nicht so eng umschlungen. Anscheinend fiel dir der Abschied auch nicht leicht. Ich versuchte mich aus deiner Umarmung zu schälen, doch die einzige Reaktion, die ich dadurch auslöste, war, dass du mich noch näher zu dir zogst. Dein nackter Körper presste sich gegen meinen Rücken und ich spürte, wie mir heiß und kalt zugleich wurde und ich trocken schlucken musste. Die Erinnerungen an unsere letzte Nacht kamen lebhaft zurück und ich musste kurz wehleidig lächeln. Noch nie warst du so sanft gewesen und hast dir so viel Zeit gelassen. Es fühlte sich an, als wolltest du jede Berührung in meinen Körper brennen, dass ich sie nie wieder vergesse. Erneut musste ich über meine Gedanken den Kopf schütteln. Wir waren nur Freunde und hatten Spaß zusammen. Das war alles und auch bei Freunden tat der Abschied weh. Besonders wenn sie so viel Zeit zusammen verbrachten wie wir. Plötzlich spürte ich deine Lippen in meinem Nacken, was einen Schauer über mein Rückgrad schickte und deine Hände begannen meinen Oberkörper zu streicheln. Ich wusste in diesem Moment, dass du wach warst und musste leicht lächeln, als ich mich zu dir umdrehte. „Guten Morgen“, begrüßte ich dich und bekam einen Kuss. Er war am Anfang sanft wurde aber dann kurz darauf leidenschaftlich, während deine Hände weiter über meinen Körper wanderten. Ich wusste, was du damit bezwecktest und mir war auch klar, dass wir eigentlich keine Zeit mehr hatten. Wir mussten aufstehen und ich musste mich endlich fertig machen. Noch einmal alles durchgehen und… Ich stöhnte kehlig auf, als du über mein Glied strichst und verlor sämtliche Gedanken, als mein Körper zu zittern begann. Du beugtest dich zu mir herunter. Küsstest dich über meine Wange zu meinem Ohr und knabbertest kurz daran. „Nur noch einmal. Das letzte Mal. Bitte.“ Du klangst so flehend, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog und ich begriff, was es bedeutete, dass sich unsere Wege bald trennten. Selbst wenn wir uns wieder sahen. Niemand konnte uns garantieren, dass wir einfach da weitermachen konnten, wo wir aufgehört hatten. Wer wusste, was unser Leben uns bereithielt. Ich zog deinen Kopf zu mir, um dich zu küssen. Meiner Stimme traute ich im Moment nicht über den Weg. Sie würde mich bestimmt verraten und meine Gefühle zu offen zeigen. Ich wollte diesen letzten Sex mit dir noch genießen. Einfach noch einmal das Glück spüren, dass du in mir erwecktest. Mich noch einmal unter dich winden und deinen Namen flüstern. „Danke“, flüsterst du mir zu, bevor du dich langsam nach unten arbeitest. Du küsstest noch einmal meine Lippen, mein Kinn und meinen Hals. Wandertest über mein Schlüsselbein tiefer und zogst eine feuchte Spur bis zu meinem Nabel. Ich selbst versuchte in deinen Haaren Halt zu finden. Wieso fühlte es sich so gut an in diesem Moment? Besser als bei Sora und dennoch liebe ich sie und nicht dich. Du knabbertest kurz an meiner Hüfte, bevor du dich tiefer küsstest und einen kurzen Hauch auf die Spitze meines Glieds hauchtest. Deine Hände wanderten über die Innenseiten meiner Oberschenkel und ich öffnete willig meine Beine für dich. Ich wusste nicht, wie du es schafftest, dass diese Wellen der Lust durch meinen Körper rauschten und ich mir wünschte, dass es niemals aufhörte. Du begannst mich weiter zu verwöhnen. Ich musste immer wieder ein Stöhnen unterdrücken, um nicht allzu laut zu werden. Schließlich wollte ich nicht, dass mein Vater etwas mitbekam, der durchaus schon wach sein könnte. Das war unser Geheimnis und ich wollte es nicht im letzten Moment aufdecken. „Tai“, hauchte ich deinen Namen und drängte mich näher an dich. Ich wollte mehr von dir spüren und endlich mit dir gemeinsam fliegen. Es war etwas, das nur uns gehörte und ich wünschte mir, dass es niemals aufhören würde. Plötzlich ließest du von mir ab und kamst über mir. Ich sah das Lächeln auf deinen Lippen, als du in eine Schublade auf meiner Kommode griffst und im nächsten Moment eine Tube Gleitgel in der Hand hieltst. Sanft strich ich über deinen Rücken und drückte dich dann zur Seite. Ich sah deine Verwirrung und lächelte dich nur sanft an, bevor ich dir die Tube aus der Hand nahm und dich küsste, um über dich zu kommen. Sanft knabberte ich an deinen Lippen und glitt tiefer. Kostete jede Stelle von deinem Körper und merkte mir deinen Geschmack. Niemals wollte ich diese Momente vergessen. Die Zeit, als ich gänzlich glücklich war und ich mich unheimlich frei fühlte. Ich umspielte deine Brustwarzen mit meiner Zunge und verteilte ein wenig Gel auf meiner Hand, bevor ich es dann auf deinem Glied verteilte. Verwöhnte jeden Zentimeter von dir und lauschte deinen unterdrückten Lauten. Erst als ich leicht in deine Brustwarze biss, entkam dir ein kehliges Stöhnen und du begannst dich gegen meine Hand zu drängen. „Oh Gott, Matt. Ich will dich.“ Deine Stimme war kehlig und ließ einen angenehmen Schauer über meinen Rücken gleiten. Ich fühlte mich genauso, wodurch ich im nächsten Moment einfach über dich kam und langsam auf deinen Schoß Platz nahm. Schon lange hatte ich mich mit dieser Rolle abgefunden. Am Anfang hatten wir uns noch darum gestritten, aber jetzt war es zur Gewohnheit geworden, dass ich dich in mir aufnahm und ich genoss dieses Gefühl, wenn du langsam jeden Zentimeter in mir ausfülltest. Ein kehliges Stöhnen entrang mir, als du gänzlich in mir warst und ich lächelte dich sanft an. Verharrte zwei Atemzüge so, um das Gefühl noch ein wenig zu genießen, bevor ich langsam begann mich zu bewegen. Deine fahrigen Berührungen auf meinen Körper stachelten mich weiter an und immer wieder versuchtest du mich ein wenig zu dirigieren, indem du meinen Körper gezielt hobst und runter drücktest. Meine Bewegungen wurden immer schneller und du zogst mich zu einem Kuss zu dir herunter, bevor du unsere Position ändertest und selbst das Steuer übernahmst. Ich mochte deine unbändige Leidenschaft, die mich kaum zu Atem kommen ließ und gab mich dir völlig hin. Ich versuchte so wenig Laute wie möglich zu machen und auch du unterdrücktest den ein oder anderen Laut, dennoch lag diese Spannung in der Luft. Jeder Gesichtszug zeigte mir, wie du dich gerade fühltest und auch wenn du nicht stöhntest, so hörte ich es dennoch in meinen Erinnerungen. Ich strich über deinen Rücken, als du das Tempo weiter steigertest und drängte mich gegen dich. Mein Höhepunkt kam mit schnellen Schritten näher und instinktiv wanderte eine Hand von mir zwischen uns, um mein Glied im Takt deiner Stöße zu massieren und als ich über die Klippe sprang, zog ich dich mit mir. Du sankst schwer atmend auf mich und ich musste lächeln, als ich selbst den Glückswellen erlag. Ein paar Atemzüge ließ ich dich liegen, doch als es länger war als gewohnt, schob ich dich von mir runter: „Ich muss noch duschen und alles noch mal durchgehen.“ Nein, ich wollte diese Nähe nicht. Nicht zu lange bei dir bleiben, sonst könnte ich mich nicht mehr von dir lösen. Darum griff ich nach meiner Boxershorts und schlüpfte hinein, um schon fast fluchtartig das Zimmer zu verlassen. Ich sah nicht zu dir zurück, als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog und in das Badezimmer eilte, um mich für meine Abreise fertig zu machen. Erst als ich unter der Dusche angekommen war, gönnte ich mir einen tiefen Atemzug und begriff, was gerade passiert war. Es war ein Fehler gewesen heute noch einmal mit dir zu schlafen. Ein so verdammt großer Fehler… ~*~ Ich packte langsam all meine Sachen ein. Du saßest derweil auf meinem Bett und hattest dich mittlerweile schon wieder angezogen. Ich spürte, dass du reden wolltest, doch nachdem du dreimal angesetzt hattest und ich dich immer wieder mit den Worten, dass ich keine Zeit hatte, unterbrach, gabst du schließlich auf. Ja, ich wusste selbst, dass wir reden mussten, aber ich konnte einfach nicht. Wenn ich jetzt blieb und mit dir sprach, dann könnte ich nicht mehr gehen. Ich spürte immer noch die Glücksgefühle in mir und das leichte Ziehen in meinem Becken. Du würdest immer bei mir sein. In meinen Gedanken und meinem Herzen. All das sollte ich dir sagen, doch wir schwiegen. Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche zu und sah auf die Uhr. Wir mussten los und das Klingeln an der Tür verriet mir, dass nun auch Sora da war, um sich zu verabschieden, dennoch rührte ich mich nicht und starrte weiter auf das weiße Ziffernblatt. Sah dem Sekundenzeiger bei seiner Bewegung zu und lauschte deinem Atem genauso wie dem Tik-Tak der Uhr. „Matt? Sora ist da! Wir müssen auch langsam los, sonst verpasst du deinen Flieger!“ Die Stimme meines Vaters drang zu mir durch und ich schulterte meine Tasche, um mich dann abzuwenden, doch du stopptest mich: „Matt? Wirklich? Willst du es so zwischen uns enden lassen? Kannst du so wirklich gehen?“ Ich schluckte schwer und spürte, wie sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog, doch ich nickte dann und flüsterte: „Es tut mir Leid, Tai.“ Sofort schlüpfte ich durch meine Tür in den Flur und ließ dich in meinem Zimmer zurück. Ich durfte mich nicht umdrehen und dich noch einmal ansehen, denn dann könnte ich nicht mehr gehen. Sora lächelte mich traurig an, als sie mich sah und erneut spürte ich, dass meine Entscheidung diese Ausbildung zu machen eine sehr einschneidende Wahl war. Sie hatte Tränen in den Augen und auch wenn es mir wehtat, so trat ich zu ihr und umarmte sie. Ich roch ihr Haar und spürte ihre Wärme. Unbewusst zog ich sie noch einmal näher an mich und erhoffte mir Halt von ihr. Sie legte ihre Arme um meinen Oberkörper und erwiderte das leichte Drücken. „Ich liebe dich, Sora. Hoffentlich sehen wir uns wieder und können da weitermachen, wo wir aufgehört hatten“, flüsterte ich ihr ins Ohr und spürte, wie ihr Körper zu zittern begann. Sie nickte gegen meine Schulter und ich spürte einen leichten Kuss auf meiner Wange: „Ja, das hoffe ich auch. Meld dich bei mir, wenn du in Japan bist, okay?“ Wir trennten uns leicht von einander und ich sah in ihre braunen Augen. Sanft wischte ich ihr eine Träne aus dem Augenwinkel und lächelte sie kurz an. „Ja, werde ich. Du wirst die Erste sein, die von meiner Rückkehr erfährt.“ Ich spürte deinen Blick in meinem Rücken und ich erschauderte, als die Tür meines Zimmers ins Schloss fiel und dennoch drehte ich mich nicht um. Wie sehr wünschte ich mir, dass ich dich noch einmal ansah und dir ebenfalls vernünftig auf Wiedersehen sagen konnte, doch ich fixierte mich auf Sora und als mich mein Bruder ansprach, sah ich auf ihn: „Matt, wir müssen jetzt los. Also, Sora und Tai, man sieht sich. Danke, dass ihr gekommen seid.“ „Ja, danke euch.“ Nur kurz sah ich über meine Schulter zu dir und dein Anblick versetzte mir einen Stich ins Herz. Du wirktest verletzt und traurig, doch ich konnte nicht mehr mit dir reden. Die Zeit war gegen uns und ich musste gehen, sonst würde ich hier bleiben und ich wusste nicht, ob ich mir das jemals verzeihen könnte. Darum klammerte ich mich fester an den Riemen meiner Tasche und folgte meiner Familie aus der Wohnung raus. Ohne zu zögern ging ich die Treppen runter und hörte, wie sich meine Eltern ebenfalls bei meinen Freunden bedankten und sich von ihnen verabschiedeten. Ich wusste, dass ich auch dort oben sein und noch einmal mit euch reden sollte, aber ich konnte nicht. Ich konnte dir nicht in die Augen sehen und danach noch gehen. Deine Berührungen spürte ich noch lebhaft auf meinem Körper und auch deine flehende Stimme kreiste in meinen Gedanken. Immer wieder dachte ich an den letzten Sex mit dir und spürte, dass meine Entscheidung ins Wanken geriet, doch bevor ich mich dagegen entscheiden konnte, saß ich schon im Auto zum Flughafen. Mein Bruder war neben mir auf der Rückbank und sah mich besorgt an, bevor seine Stimme die Stille durchbrach: „Matt? Alles in Ordnung mit dir? Du bist so schnell abgehauen und der Abschied von Tai hielt sich auch in Grenzen. Sicher, dass du das nicht bereuen wirst?“ Nein, ich war mir nicht sicher, aber ich wusste, dass ich nicht hätte gehen können, wenn ich mich noch länger mit dir unterhalten hätte, darum ballte ich meine Hände zu Fäuste und schnaubte nur zornig, bevor ich mich dann abwandte und aus dem Fenster sah. Takeru sprach genau das an, was ich selbst insgeheim wusste, aber gerne verdrängen würde. Er war mein Bruder und wahrscheinlich daher auch ganz verständlich, dass er wusste, was in mir vorging, aber dennoch musste er nicht auf Wunden zeigen, die ich ignorieren wollte. „Matt? Schmollen bringt jetzt auch nichts“, sprach er mich weiter an und ich spürte erneut diesen Schmerz in mir, als wir an Orten vorbeifuhren, an denen wir uns häufig getroffen hatten. Besonders weh tat der Sportplatz. Ich glaubte sogar, dass ich dich dort rennen sah, doch ich wusste, dass dies nicht der Fall war. Du warst vielleicht irgendwo in der Stadt unterwegs und möglicherweise sogar auf den Weg zum Sportplatz, aber du konntest jetzt noch nicht da sein. „Matt?“, drang nun die Stimme von Gabumon zu mir durch. Ich sah zu ihm und er lächelte mich an. Natürlich würde er bei mir sein, aber er war nicht du und auch wenn er mich verstand, konnte er mir die Schmerzen nicht nehmen. „Mir geht es gut und ich habe so gehandelt, dass meine Träume nicht in Gefahr gerieten“, antwortete ich schließlich und hoffte, dass sie mich jetzt in Ruhe ließen. Sie schwiegen auch, doch nach drei Atemzügen spürte ich die warme Hand von Gabumon und ich musste hart schlucken, um nicht zu weinen. Du fehltest mir jetzt schon und dennoch wollte ich nicht umkehren, denn ich wusste, dass man manchmal getrennte Wege gehen musste, um gemeinsam glücklich zu werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)