Kleines Vergnügen von Avalanche (Die kleine Sammlung verschiedenster Sachen) ================================================================================ How we met each other --------------------- Es war kein Großereignis im Adelshaus. Dass die Thronfolger einen Gefährten an ihre Seite gestellt bekamen, war die Regel. Und doch zitterte die kleine Rothaarige am ganzen Leib, als man sie für das anstehende Treffen fertig herrichtete. Mit einem ruhigen Atem ging sie zum vereinbartem Treffpunkt, begleitet von ihren Zofen und ihrer Mutter, die kurz hinter ihr gingen und ihr immer wieder Mut zusprachen. Sie wussten, wie schwer es für die junge Prinzessin war, mit Gleichaltrigen auszukommen. Sie hatte nie ein wirklich unbeschwertes Leben mit Kindern ihres Alters geführt. Es war eine Fehlentscheidung gewesen, sie nur mit wichtigen Persönlichkeiten bekannt und vertraut zu machen und sie ihrer Kindheit beraubt zu haben. Aber sie nur ihrer Freiheit zu überlassen, das war auch keine Option mehr gewesen. Zumindest wollten sie das jetzt mit ihrem zukünftigem Gefährten ein wenig aufbessern. Die Mutter wechselte einen vielsagenden Blick mit ihrem Mann, der einen kleinen Junge in den Saal führte. Die Prinzessin, bis eben noch ganz ruhig, stockte. Sie hatte den Jungen vorher noch nie gesehen. Seine an Karamell erinnernden Haare, die meeresblauen Augen. Er lächelte, als sie sich das erste Mal begegneten. Doch es war traurig. In den Strahlen der Morgensonne hatte es niemand gemerkt. „Ich bin Ceryll, freut mich, Sie kennenzulernen“, sprach er höflich das aus, was die kleine Thronfolgerin eigentlich hätte zuerst sagen sollen. „F-Freut mich auch sehr, ich bin Relia …“, sagte sie, immer noch perplex von der anmutigen Gestalt des Jungen. Er war vier Jahre älter als sie, also … zehn? Sie rührte sich immer noch nicht vom Fleck. Die Erwachsenen entfernten sich still und ließen die beiden Kinder allein in diesem viel zu großem Raum, in dem sie so fremd wirkten. So, als wäre es eine Geschichte, wo die handelnden Personen entgegengesetzt der Erwartungen und Nicht-Erwartungen handeln würden. Vollkommen falsch handelten. Und es doch richtig war? Es sah einfach nur „komisch“ aus, „merkwürdig“. Und da platze es aus Relia heraus: „S-Sollen wir spielen oder so?!“ Sie rief es förmlich über den gesamten Raum hindurch, denn sie hatten sich nicht mehr als auf zehn Meter genähert. Die Worte hinterließen auf Relias Gesicht einen Ausdruck höchster Scham, solche Bitten hatte sie bislang noch nie ausgesprochen und zu unterlassen gehabt. Der Junge wirkte überrascht, stimmte aber lächelnd zu. „Sicher“, erwiderte er freundlich und Relia tapste unsicher mit ihren Füßen auf ihn zu. In seiner Reichweite angelangt bot Ceryll ihr seine Hand an, die sie verlegen annahm. Mit einem Ruck zog er die noch verkrampfte Relia mit sich mit, in den Garten, die er bei dem Hinweg gesehen hatte. Den er als so wunderschön empfunden hatte. Er wusste nicht, warum und wieso er überhaupt als Gefährte irgendeiner verwöhnten Prinzessin herhalten musste, doch er musste sich auch etwas eingestehen. So verwöhnt schien sie nicht zu sein. Eher angespannt und nervös. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sich einfach um sie kümmern musste. Und er wusste, dass das nur schlecht enden konnte. Das … Dieses Gefühl … durfte einfach nicht sein! Aber dennoch führte er sie in den Garten, der reich an Rosen in allen Farben war und spielte mit ihr, den ganzen Tag lang. Er hatte erstaunlicherweise selbst Spaß dabei. Obwohl ihm das eigentlich verwehrt bleiben sollte. Als Relia am Abend in ihr weiches Bett fiel, war sie zum ersten Mal so erschöpft, dass sie direkt einschlief. Ein schöner Traum besuchte sie und sie wünschte sich, dass sie immer so mit Ceryll spielen konnte wie heute. Der heutige Tag hatte eindeutig etwas in ihr verändert. Den Wunsch, die Art zu „leben“. Ich möchte immer … immer an seiner Seite sein. Ein Lächeln schmückte ihr schlafendes Gesicht. Nachdenklich setzte sich Ceryll an die Bettkante seines sauber hergerichteten Bettes in „seinem“ Zimmer nahe des königlichen Gemachs. Er wusste nicht, was heute war und was passieren würde. Doch irgendwie … Er ahnte nichts gutes. Es konnte einfach nicht gut gehen. Er seufzte und kuschelte sich schließlich auch in die warme Decke ein. Zum ersten Mal … war die Decke über ihm, die Matratze unter ihm, weich und einladend. Zum ersten Mal … hatte ich Spaß gehabt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)