Life in the Darkness - Es hört niemals auf von Little-Cherry (Teil 3) ================================================================================ Kapitel 6: Ein trauriger Vater... --------------------------------- 6. Ein trauriger Vater…   „I-ich werde jetzt gehen, Mister Nara“, erklang eine leise Stimme. Shikamaru hielt in seinem Tun inne, um zu seiner Sekretärin zu gucken.   „Wie oft denn noch Hinata, du sollst mich nicht Mister Nara nennen. Dafür kennen wir uns viel zu lange“, brummte er. So oft hatte er es ihr schon gesagt, aber das blauhaarige Mädchen konnte sich einfach nicht daran halten, dabei kannten sie sich schon seit der High School.   „E-entschuldige, ich vergesse das immer wieder“, erwiderte sie lächelnd. Dann drehte sie sich um, um das Büro ihres Chefs zu verlassen.   „Komm gut nach Hause, Hinata, wir sehen uns dann morgen“, verabschiedete er sie.   „Du solltest auch langsam nach Hause gehen. Es ist schon spät und du bist der letzte, der noch im Büro ist“, meinte sie. Mehr als ein Brummen konnte sie ihm aber nicht entlocken, weshalb sie seufzend sein Büro verließ, um nach Hause zu fahren.   Shikamaru widmete sich derweil wieder seiner Arbeit. Eigentlich hatte er kaum etwas zu tun. Das war aber auch kein Wunder, denn seit Tagen tat er nichts anderes mehr außer zu Arbeiten. Wie es gekommen war, dass der größte Faulpelz überhaupt plötzlich so vernarrt in seine Arbeit war? Ganz einfach, es war eine willkommene Ablenkung. Wenn er in seinem Büro saß und seiner Arbeit nachging, musste er nicht mehr an Temari und seine neu aufgekommenen Gefühle nachdenken. Saß er aber zu Hause alleine in seiner Wohnung, kreisten seine Gedanken nur um dieses eine Thema. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, er würde verrückt werden. Warum musste das Leben auch so schwer sein?   „Das Leben ist kein Ponyhof, Shikamaru“, tadelte er sich selbst. Natürlich war es das nicht. Wann war das Leben schon mal einfach? Man hatte immer damit zu kämpfen, dass alles gut ging. Das wusste Shikamaru natürlich. Aber momentan hatte er das Gefühl, dass das Leben ihn hasste. Alles ging auf einmal schief und er konnte nichts dagegen tun.   „Vielleicht ist das ja auch nur ein Zeichen?!“, erklang plötzlich eine Stimme. Shikamaru hob seinen Kopf und seufzte. Die hatte ihm noch gefehlt, vor allem weil sie sein Selbstgespräch mitbekommen hatte.   „Was willst du hier?“, fragte er kalt. Natürlich musste sie in diesem Augenblick auftauchen. Es passte zu ihr. Schon immer hatte sie spaß daran ihn zu ärgern.   „Was wohl, Shikalein? Ich werde dich an den Ohren aus diesem Büro ziehen und zu deiner Freundin schleifen, wo du dann um Vergebung betteln wirst, bis sie dich wieder nimmt“, lachte sie süffisant und kam mit eleganten Schritten auf ihn zu. Shikamaru verfolgte sie mit seinen Augen, an seiner Haltung änderte sich allerdings nichts, außer dass sein eiserner Blick sich in einen verwirrten wandelte.   „Du findest es gut, dass ich mit ihr zusammen war?“, fragte er verblüfft. Damit hatte er eigentlich nicht gerechnet. Shikamaru hatte geglaubt, dass sie es gut fand, wie es nun war. Doch, wenn er länger darüber nachdachte, war dies eine blöde Idee. Hätte sie etwas gegen die Beziehung gehabt, wäre sie schon längst bei ihm aufgetaucht.   „So schlau wie eh und je, wobei die Entscheidung, sich von diesem Mädchen zu trennen und ihr auf diesem Konzert den Rest zu geben, nicht gerade schlau war“, kicherte sie und setzte sich schwungvoll auf seinen Schreibtisch, von dort aus beugte sie sich zu ihm herüber. Natürlich konnte sie auch seine Gedanken lesen. Das hatte sie auch früher schon immer getan.   „Geh aus meinem Kopf raus“, erwiderte er genervt.   „Aber Shikamaru, das kannst du doch nicht verlangen! Wer würde dir denn dann sagen, was richtig und was falsch ist? Ich bin ein Teil von dir, mein Schatz und das wirst du niemals ändern können“, hauchte sie liebevoll, wobei sie zart über seine Wange strich.   Shikamaru verengte seine Augen zu Schlitzen. Er durfte sie nicht an sich heran lassen, nicht schon wieder. Er musste sie aus seinen Gedanken, seinem Kopf, seinem Büro verbannen. Sie durfte ihn nicht schon wieder in ihren Bann ziehen. Das war aber leichter getan als gesagt, denn alles kam ihm so vor wie früher. Ihre Sprache war die gleiche wie damals. Ihre Augen waren dieselben. Ihre Berührungen fühlten sich wie die von damals an. Aber vor allem hatte sie dieselbe Wirkung wie früher auf ihn. Wie konnte es nur so weit kommen?   „Das weißt du doch, Shikamaru“, erwiderte sie lachend. Schon wieder war sie in seinen Kopf eingedrungen. Shikamaru warf ihr daraufhin einen bösen Blick zu.   „Ich habe dir gesagt, du sollst aus meinen Kopf raus“, knurrte er sie wütend an. Sie aber lachte nur wieder amüsiert, während sie ihn breit angrinste.   „Es wird langsam langweilig, weißt du. Ich habe dir doch gesagt, das geht nicht, weil ich ein Teil von dir bin. Du wirst mich nicht los“, wiederholte sie eindringlich. „Ich gehe erst, wenn du kapierst, warum ich wirklich hier bin.“   „Du bist hier, weil sich mein übermüdeter Verstand dich ausdenkt“, konterte er bissig. Sie aber gähnte nur und warf ihm einen gelangweilten Blick, was Shikamaru nur noch wütender machte.   „Fällt dir nichts Besseres ein? So wirst du mich sicher nicht los“, meinte sie gelangweilt, behielt ihr Grinsen aber noch immer auf ihren Lippen, um ihn noch ein bisschen mehr zu ärgern, wie sie es schon immer geliebt hatte..   „Das brauche ich auch nicht. Ich muss dich einfach nur ignorieren, dann wirst du gehen“, behauptete er selbstsicher. So langsam reichte es ihm. Er hatte keine Lust auf ihre dämlichen Spielchen. Sie verletzten doch nur noch mehr. „Dann wird es dir sicher auch nichts ausmachen, wenn ich ein paar Liedchen trällere“, lachte sie provozierend.   Shikamaru aber zuckte nur mit den Schultern. Sollte sie doch. Er würde sie so oder so ignorieren, egal ob sie sang, sprach oder einfach nur auf seinen Schreibtisch saß, denn eigentlich war sie nur eine Illusion. Sie war gar nicht wirklich da. Die Schlussfolgerung daraus war also nur, dass er sie einfach nur ignorieren musste, um sie verschwinden zu lassen. Zumindest dachte der Nara das. Allerdings ging sein Plan nicht auf, denn auch nach einer viertel Stunde saß sie noch immer da. Sie hatte ihre Drohung wirklich wahr gemacht und trällerte vor sich hin. Doch war es nicht irgendein Lied. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Er hätte wissen müssen, dass sie ihn noch mehr quälte. Natürlich sang sie das Lied, ihr Lied. Zwar klang es nicht genauso wie bei Temari, trotzdem reichte es, um ihn noch mehr seelisch zu quälen. Hatte sie ihn nicht schon genug gequält? Erst tauchte sie hier einfach so auf und dann sang sie auch noch Temaris Lied. Was wollte sie damit bezwecken?   „Aber, aber, Shikamaru, das weißt du doch genau“, erwiderte sie auf seine Gedanken hin. Natürlich konnte sie sich nicht aus seinen Gedanken heraus halten, egal ob er sie ignorierte oder nicht. Er hätte es wissen müssen.   „Wenn du alles weißt, warum weißt du dann nicht, was richtig ist?“, fragte sie ihn wieder provozierend. Es schien sie so langsam zu nerven, dass er es einfach nicht einsehen wollte, obwohl sie nun schon so oft bei ihm aufgetaucht war, doch noch immer wollte er ihre Existenz bestreiten.   „Kannst du mal die Klappe halten?!“, fauchte er sie wütend an, wobei er von seinem Stuhl aufsprang. Dieser kippte durch die Wucht nach hinten, aber das schien ihn nicht zu stören. Er stierte sie einfach nur aus seinen rehbraunen Augen wütend an, wobei er seine Hände auf den Schreibtisch stützte. Sie ließ sich davon aber nicht weiter beeindrucken. Im Gegenteil, auch sie stützte sich nun auf den Schreibtisch und beugte sich zu ihm herüber, wobei sie den Blick erwiderte.   „Seit wann so aggressiv?“, fragte sie süffisant. Wenn er glaubte, sie würde nur wegen einem bösen Blick aufgeben, hatte er sich getäuscht, dabei hätte er das eigentlich wissen müssen. Jedoch irritierte sie sein fieses Grinsen, welches nun seine Lippen zierte.   „Seit wann wieder unter den Lebenden?“, konterte er böse. Er wollte, dass sie endlich ging, dass sie ihn endlich wieder alleine ließ.   „Touché, mein Lieber“, gab sie zu. In Shikamaru machte sich die Hoffnung breit, dass sie nun endlich wieder verschwinden würde.   „Kannst du dann jetzt gehen?“, fragte er sie Hoffnungsvoll. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht, bevor sie schließlich grinsend sagte: „Lass mich nachdenken… Nein.“   „Bitte, Ino, ich bitte dich, geh endlich aus meinen Kopf. Ich kann nicht mehr!“, flehte er sie an. Er fühlte sich mit seinen Nerven bereits am Ende.   „So muss sich auch Temari fühlen, meinst du nicht auch? Ich meine, ich bin einfach so gegangen, ohne mich von dir verabschieden zu können und nun steh ich plötzlich vor dir, aber du bist zwei Mal gegangen, du hast ihr Hoffnung gemacht und hast sie dann wieder alleine gelassen. Was meinst du, wie sie darauf reagiert hat?“, fragte sie, doch ließ sie ihm keine Chance zu antworten. „Ach ja, ich vergaß. TenTen hatte dir ja erzählt, dass sie danach ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Du hast sie nicht mal gefragt, ob es ihr gut geht! Fühlst du denn gar nichts dabei?“, warf sie ihm entrüstet vor.   „Ich weiß, dass es ihr gut geht! Sie ist schon lange wieder zu Hause. Das kannst du mir nicht vorwerfen!“, erwiderte er bissig, bevor er überhaupt realisierte, was er gesagt hatte. Ino aber hatte es genau gehört.   „Du hast dich wirklich erkundigt?“, fragte sie überrascht. Shikamaru aber drehte seinen Kopf nur zu Seite. Das jedoch war ihr Antwort genug.   „Nein, TenTen hat es dir gesagt, weil du keine Blöße zeigen wolltest. Findest du das nicht erbärmlich Shikamaru? Wieso hast du dich so verändert? Du bist nicht mehr der Mann, in den ich mich damals verliebt habe und sicher hat sich auch Temari in einen anderen verliebt“, hauchte sie traurig. Ihr lief sogar eine Träne die Wange hinunter.   Shikamaru aber schwieg. Er wusste, dass sie Recht hatte, aber was sollte er machen? Er konnte Temari einfach nicht mehr vertrauen. Wobei… Eigentlich wusste er gar nicht so genau, ob er nicht konnte oder nicht wollte. Dass er Temari noch immer liebte, konnte er nicht leugnen und dennoch ging es einfach nicht. Warum konnte er sich nicht einfach zusammenreißen und es versuchen? Er wusste doch wie sehr es ihr schmerzte. Er kannte ihre Gefühle, zumindest so ungefähr, vor allem, weil er auch jetzt litt. Eigentlich müsste er doch gerade deshalb, Verständnis haben. Wieso also nicht?   „Liegt es vielleicht daran, dass du dich schützen willst, Shikamaru? Willst du sie nicht mehr in dein Herz herein lassen, weil du Angst hast, noch ein Mal verletzt zu werden?“, fragte sie sanft. Shikamaru hob seinen Kopf und sah in ihre fürsorglichen Augen. Vielleicht hatte sie wirklich Recht. Nein! Shikamaru wusste, dass sie Recht hatte. Tief in seinem Inneren wusste er das. Allerdings wollte die Erkenntnis nicht wirklich zu ihm vordringen.   „Weißt du, Shikamaru, wenn du dein Herz wirklich schützen willst, geh zu ihr und sprich dich mit ihr aus, denn das hier ist nicht die Lösung. Oder fühlst du dich jetzt besser? Bist du glücklich?“, fragte sie ihn. Shikamaru wollte schon etwas erwidern, aber Ino ignorierte das. „Mach dir nichts vor, Shikamaru! Du sitzt alleine in deinem Büro, bist übermüdet und träumst von deiner toten Freundin und das alles nur, weil du diese Frau vermisst, weil du dich von deinem Schmerz ablenken willst!“, sagte sie einfühlsam, wobei sie ihm sacht über die Wange strich. Es schmerzte sie ihn so verletzt zu sehen…   Shikamaru wusste, dass sie Recht hatte. Aber das war das Problem. Gerade, dass sie Recht hatte, dass alles wahr war, was sie sagte, machte ihn unglaublich wütend. Er wollte die Wahrheit nicht wissen! Er wollte einfach nur aus diesem Albtraum aufwachen. Aus diesem Albtraum, der sein Leben war. Er wollte, dass alles so war, wie es früher war. Er wollte Temari an seiner Seite wissen. Er wollte wieder ihre Lieder hören. Er wollte wieder lieben. Er wollte wieder glücklich sein. Doch das ging nicht. Das wusste er. Und genau darum machte sie ihn so unglaublich wütend. Sie zeigte ihm all seine Fehler auf, aber eine Lösung auf die Probleme zeigte sie ihm nicht. Im Gegenteil. Sie machte es noch schlimmer, denn sein Albtraum wurde immer schlimmer, bis er schließlich mit einem lauten Schrei aufwachte.   Verwirrt sah sich der Nara um. Sein Büro war leer. Niemand war da außer ihm. Er hatte geschlafen. Natürlich hatte er geschlafen. Ino war seit Jahren tot. Engel und Geister gab es nicht. Nur in seinen Träumen konnte sie noch auftauchen, wobei dies eher ein Albtraum gewesen war. Er war wohl wirklich übermüdet und überarbeitet. Vielleicht sollte er doch etwas kürzer treten, aber dann würde er wieder an Temari denken und sein Leben war derselbe Albtraum, wie es jetzt schon war, abgesehen davon, dass er dann noch viel großer war als jetzt, denn er vermisste diese wilde Blondine wirklich sehr. Er vermisste einfach alles an ihr.   Seufzend schnappte sich Shikamaru seine Sachen. Er sollte langsam nach Hause, um endlich einen freien Kopf zu bekommen. Er musste endlich los von Temari, Ino und den ganzen Mist kommen. Er musste lernen, los zu lassen, um endlich wieder glücklich zu werden. Zumindest machte er sich das vor. In seinem Inneren wusste er natürlich, dass das nicht stimmte. Er wusste, dass er nur zusammen mit Temari glücklich werden konnte. Er wusste, dass sie beide Fehler gemacht hatten. Er wusste, dass sie miteinander darüber reden mussten. Er wusste, dass sie beide so lange unglücklich sein würden. Er wusste, dass er sie immer lieben würde. Er wusste, dass er sie deshalb nicht vergessen können würde. Er wusste, dass, obwohl er das alles wusste, er das nicht wahrhaben wollte und alles verdrängte. Ja, er wusste, dass er die Wahrheit so zurecht bog, dass eine für ihn erträgliche Lüge bei herauskam. Diese Lüge würde er versuchen zu leben, auch wenn es nur eine Lüge war. Er würde an dieser Lüge zu Grunde gehen. Aber all das war ihm egal, denn die Lüge war angenehmer als die Wahrheit. Das war sie schon immer gewesen und würde sie auch immer sein, denn jeder konnte nach einer Lüge leben, aber nur die Starken stellten sich der Wahrheit und kämpften um sie. Shikamaru hatte noch nie zu den Starken gehört und er würde es auch niemals tun. Er würde diese Lüge also leben müssen, auch wenn sie ihn unglücklich machte. Er würde sich und allen anderen vorspielen, dass er glücklich war und es irgendwann glauben. Nur in seinem Inneren würde er wissen, dass es eine Lüge war, die er hier lebte. Dass er etwas Besseres haben könnte, würde er nur versuchen darum zu kämpfen…   „Vielleicht…“, dachte Shikamaru, bevor er in sein Auto stieg, um in seine leere Wohnung zu fahren, „vielleicht, würde es sich für sie wirklich lohnen gegen die Wahrheit anzutreten. Aber wenn ich verliere, wird nichts mehr so sein wie es früher einmal war…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)