Der gnadenlose Richter von tprau66 (NaruHina) ================================================================================ Kapitel 5: Überraschung am Morgen --------------------------------- Punkt neun klopfte ich an Narutos Tür und erwartete eigentlich, dass er wie üblich verschlafen hatte, doch zu meiner Überraschung wurde mir sofort geöffnet. Rin grinste mich an. „Guten Morgen, Hinata.“, begrüßte sie mich. „Naruto ist noch im Bad.“ Ich versuchte ein Lächeln, wusste aber sofort, dass es mir misslang. „Du solltest zuerst fragen, wer da ist, bevor du die Tür aufmachst. Jemand anderes als ich könnte auf den dummen Gedanken kommen, dass du bei Naruto die Nacht verbrachst hast.“ Rin verstand die versteckte Frage sofort. „Ich bin seit etwa zehn Minuten hier und bin auch schon in den Genuss seiner morgendlichen Peepshow gekommen. Als ich ihm ein Geldschein in seine Boxer Short stecken wollte, ist er ins Bad geflüchtet. Ich glaube, er traut sich erst da wieder raus, wenn er weiß, dass du da bist. Er hat wohl Angst vor mir.“ Jetzt musste ich auch grinsen. „Wenn du auch so über ihn herfällst. In Sachen Frauen ist er wie ein scheues Reh. Du solltest ihn am besten in Ruhe lassen mit solchen Dingen.“ „Ist das ein Vorschlag oder ein Befehl?“ „Nimm es als beides.“ Wir betraten die Küche. Rin war schon fleißig gewesen, hatte Tee vorbereitet und den Tisch gedeckt. Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder und blickte schräg zu mir auf. „Also seid ihr beide ein Paar?“ Seufzend setzte ich mich ebenfalls. Rin hatte eine direkte Frage gestellt und erwartete nun eine direkte Antwort, aber die konnte ich ihr nun mal nicht geben. „Wenn es nach mir ginge, dann wären wir es, aber er hat wohl zurzeit kein Interesse an einer Beziehung. Ich warte also ab, bis sich das endlich ändert.“ „Das klingt nach Stress. Warum suchst du dir nicht einen anderen? Jemand wie du, sollte keine Probleme haben, sich einen tollen Kerl zu angeln. Ich kenne jemanden aus der Hojo-Sippe—also ich glaube, der würde gut zu dir passen.“ Ich schüttelte den Kopf. „ Entweder Naruto oder keinen. Er hat mein Leben verändert und ich bin das was ich bin nur durch ihn geworden. Ich weiß, das klingt blöd, aber für mich gibt es keine Alternative für ihn. Lieber bleibe ich allein.“ „Und was machst du, wenn er sich für eine andere endscheidet?“ Das war meine schlimmste Befürchtung, aber ich wusste auch, was ich dann machen würde. „Dann werde ich Konoha verlassen und nicht mehr zurückkehren. Ich könnte es nicht ertragen, eine andere als mich an seiner Seite zu sehen.“ Rin blickte mich voller Mitgefühl an und legte ihre Hand auf meinen Unterarm. „Ich kenne euch beide zwar noch nicht lange, aber eins habe ich sofort bemerkt. Naruto mag dich und er fühlt sich in deiner Nähe sehr wohl. Ich denke, das ist schon mal ein guter Anfang. Jemand wie er braucht wohl immer etwas Zeit für solche Dinge.“ „Die Frage ist, ob ich ihn diese Zeit auch geben kann.“, seufzte ich. „Ich bin auch nur ein Mensch. Ehrlich gesagt, als er mir gestern in Boxershorts die Tür auf machte, da hatte ich für einen Moment einige Gedanken, die sich für ein anständiges Mädchen nicht gehören. Beinahe hätte ich ihn mir geschnappt und ihn zerpflückt, wenn du verstehst, was ich meine.“ Rin versuchte ein geschocktes Gesicht zu machen, während sie sich gleichzeitig ein Lachen verkneifen musste. „Hinata, ich bin entsetzt. So etwas von dir hören zu müssen. Stille Wasser sind also tatsächlich tief und schmutzig. Denk daran, er ist doch ein scheues Reh. So verschreckst du ihn nur.“ „Wenn das mit ihm so weiter geht, dann verpass ich ihm den Blattschuss.“, knurrte ich. Darüber mussten wir beide lachen, allerdings klang mein Lachen etwas gequält. Die Küchentür wurde geöffnet und Naruto trat ein. „Na, für diese frühe Stunde ist eure Stimmung ja prächtig.“, schmunzelte er. „Denkt daran, Vögel, die morgens singen, holt abends die Katze.“ „Können ja nicht alle so ein Morgenmuffel sein wie du.“, verteidigte ich uns. „Sei lieber froh, dass wir zwei hier so früh auftauchen, um dir das Aufstehen zu versüßen.“ „Zuviel süßes ist ungesund, das solltet ihr doch wissen.“, erklärte Naruto. „Aber ich freue mich natürlich über euren Besuch. Wenn du mich morgens nicht weckst, Hinata, fühle ich mich zuweilen etwas einsa—ich meine, ich bin froh, das ihr da seid.“ Narutos Wangen bekamen einen leichten Rotschimmer und er setzte sich schnell hin, um seinen Versprecher zu überspielen. Ich ahnte, dass mein Gesicht ebenfalls etwas Farbe annahm, aber ich freute mich natürlich, dass Naruto sich so sehr an meine Gesellschaft gewöhnt hatte. „Ich habe einen Bärenhunger.“, lenkte Naruto ab. „Dann langt mal zu, ich hoffe, ich habe die richtigen Sachen besorgt. Hinata hat mir ja schon vor einiger Zeit eingetrichtert, das man keinen Rahmen zum Frühstück essen sollte. Ich finde das zwar ernährungstechnisch für falsch, aber ich beuge mich natürlich ihrem sanften aber unwiderstehlichen Willen.“ Lachend fingen wir zu frühstücken an. Während wir aßen, erzählte Rin uns einiges über ihren Clan und ihrem Leben in der Reichshauptstadt. Naruto revanchierte sich, indem er ihr von einigen seiner Streichen erzählte und ich fügte noch einige Dinge über meinen Clan hinzu. Die Atmosphäre war heiter und entspannt und die Zeit verging wie im Fluge. Es war Naruto, der mich darauf aufmerksam machte, dass ich noch einen Termin hatte. „Sag mal, musst du nicht in einer halben Stunde zu deiner Reha? Sakura mag es nicht, wenn man sie warten lässt.“ Ich schaute verblüfft auf die Uhr. „Du meine Güte, du hast recht. Ich muss wirklich los, sonst komme ich tatsächlich zu spät. Und was wollt ihr in der Zwischenzeit machen?“ „Ich werde deinen Vorschlag von gestern aufgreifen und mir einmal die Trainingshallen ansehen.“, sagte Rin. „Dann werde ich dich begleiten.“, erklärte Naruto. „Gut. Sobald Sakura damit fertig ist mich zu quälen, stoß ich dann zu euch.“ Ich verabschiedete mich von den beiden und machte mich auf den Weg ins Reha-Zentrum. Das lag direkt neben dem Krankenhaus und gehörte zu den besten des Landes. Tsunade leitete das Institut auf dem Papier, doch die wirkliche Leitung hatte seit zwei Monaten Sakura Haruno. Die Schülerin von Tsunade hatte in den letzten Monaten ungeheure Fortschritte gemacht und als Belohnung dafür hatte man ihr diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Als ich das Gebäude betrat, wartete Sakura in der Halle schon auf mich. Überrascht hob ich die Augenbrauen und deutete auf die Uhr über dem Eingang. „So spät bin ich doch gar nicht. Ich bin sogar drei Minuten zu früh.“ „Du hättest trotzdem etwas früher kommen können.“ Verblüfft schaute ich Sakura an. Ihre Stimme hatte nicht verärgert geklungen, dafür aber angespannt. „Also gut, dann lass uns mal anfangen.“ Ich wollte den üblichen Reha-Raum ansteuern, doch Sakura hielt mich auf. „Nein, wir gehen in mein Büro.“ Perplex schaute ich Sakura an. „Was ist denn los? Ist etwas passiert?“ „Frag nicht, sondern komm mit.“ Verstimmt folgte ich meiner Freundin. Ich mag es nicht, wenn Leute so geheimnisvoll sind, denn das bedeutet meistens Ungemach. Sakuras Büro lag eine Etage höher. Zu meiner Überraschung waren die Flure dort menschenleer. Sakura steuerte direkt auf ihr Büro zu, öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. Ich wollte den Raum betreten, blieb aber dann verblüfft stehen, als ich sah, wer in dem Raum auf uns wartete. Sakura schob mich in ihr Büro, als ich mich nicht gleich weiter bewegte. „Nun geh schon rein.“ Sakura schloss hinter uns die Tür und ich schaute überrascht auf Hokage Tsunade, die es sich hinter Sakuras Schreibtisch gemütlich gemacht hatte. „Guten Morgen, Hinata.“ Tsunade schenkte mir ein kurzes Lächeln, das mich wohl beruhigen sollte, aber genau das Gegenteil bewirkte. Da mit Sakura sich eine dritte Person im Raum befand, benutzte ich die offizielle Bezeichnung für Tsunade. „Guten Morgen, Hokage. Darf ich erfahren, was mir die Ehre euer Anwesenheit verschafft?“ Dabei warf ich Sakura einen verärgerten Blick zu. Nach meiner Meinung, hätte sie mich wenigstens vorwarnen können, wer mich in ihrem Büro erwartete. Sakura verstand meinen Blick richtig und hob bedauernd die Schultern. „Tut mir Leid, Hinata, aber sie ist vor etwa einer halben Stunde plötzlich hier aufgetaucht und hat mir verboten, dir etwas zu sagen. Sie und ich hatten eine ausführliche Diskussion über deinen Gesundheitszustand und leider sind wir bei diesem Thema unterschiedlicher Meinung. Ich finde es nicht gut, jemanden auf eine Mission zu schicken, der nicht hundertprozentig fit ist.“ Tsunade seufzte, aber ich konnte auch den Stolz auf ihre Schülerin in ihren Augen sehen, die sich nicht scheute, ihrer Lehrmeisterin zu widersprechen, wenn es um die Gesundheit ihrer Patienten ging. „Ich habe ja schon mal angedeutet, dass ich euch drei auf eine wichtige Mission schicken will. Nun sind einige Dinge geschehen, die dafür sorgen, dass wir diese Mission so schnell wie möglich beginnen müssen. Die wichtige Frage ist nun, ob deine körperliche Fitness schon ausreicht, um diese sehr beschwerliche Mission zu überstehen. Hinata, ich will deine ehrliche Meinung hören. Traust du dir es zu, eine Auftrag auszuführen, der vermutlich körperlich und seelisch alles von dir ab verlangen wird?“ Nach dieser kurzen Ansprache von Tsunade, hätte ich auch mit zwei gebrochenen Armen und einen Loch im Kopf behauptet, völlig gesund und fit zu sein. Ich wollte unbedingt bei dieser Mission dabei sein. „Natürlich.“, erklärte ich darum. „ Ich bin absolut einsatzfähig. Schau her.“ Ich machte einen Schritt zurück und streckte dann mein unverletztes Bein gerade in die Höhe, so dass der Innenspann meines Fußes sich direkt vor Sakuras Stirn befand. Mein ganzes Körpergewicht lastete nun auf meinem verletzten Bein und so blieb ich eine Minute wie eine Statue stehen, ohne dass ich eine Spur von Schwäche zeigte oder mein Bein zu zittern anfing. Dann gab ich diese Haltung wieder auf und grinste Tsunade an. „Zufrieden?“ Ein kurzes Lächeln huschte über Tsunades Gesicht. „Gut. Ich bin überzeugt. Ihr bekommt morgen um Zehn von mir ein Briefing.“ „Wir werden pünktlich zu dir ins Büro kommen.“, versprach ich. „Nein, das werdet ihr nicht.“ Tsunade schaute mir fest in meine Augen. „Niemand darf mitbekommen, dass ich euch einen Auftrag gebe. Du kennst doch den Steilfelsen südlich von unserem Dorf. Ihr geht dort morgen hin und wartet auf einen Boten von mir, der wird euch dann zu mir bringen. Falls euch jemand Fragen stellt, wo ihr hin wollt, wenn ihr das Dorf verlasst, dann erzählt ihr irgendeine Lüge. Ihr sagt niemanden, dass ihr auf dem Weg zu mir seid. Das ist wichtig, hast du das verstanden, Hinata?“ „Jawohl“ Die ganze Sache wurde immer geheimnisvoller. „Trichter das bitte auch deinen beiden Schatten ein. Kein Ton davon, das ihr auf eine Mission gehen wollt.“ Ich nickte nur. „Fein. Den Rest erfährst du dann morgen.“ Tsunade warf mir noch einen kurzen, prüfenden Blick zu, nickte dann Sakura zu und verließ das Büro. Kaum hatte sich die Tür hinter Tsunade geschlossen, als ich mich auf einen Stuhl fallen ließ und mein angeschlagenes Bein festhielt. „Pfft!“, machte ich. „Noch länger hätte ich das nicht mehr ausgehalten.“ Sakura blickte mich besorgt an. „Hast du große Schmerzen?“ „Nicht schlimm. Es war nur die einseitige Belastung. Ich bin gleich wieder fit. Meinst du, sie hat was gemerkt?“ „Was denkst du denn. Natürlich hast sie es gemerkt. Aber sie hat auch gesehen, dass du dein Handicap meistern und deinen Schmerz besiegen kannst. Nur darum ist sie bereit, dich auf eine Mission zu schicken.“ Ich nickte und fragte mich gleichzeitig, was es mit dieser Mission auf sich hatte. Sie musste ungeheuer wichtig sein. Und ich fragte mich auch, was Naruto und Rin von der ganzen Sache halten würden. Vermutlich würden sie-genau wie ich-die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen können. Sakura versorgte mein Bein mit Heilchakra. „Ich wünsche dir viel Glück, aber wenn du zerschunden von der Mission zurückkommst, dann erwarte bitte nicht von mir, dass ich dich betäube, wenn ich deine Wunden nähe. Nur Narren gehen angeschlagen auf eine Mission.“ Ich warf Sakura einen dankbaren Blick zu. Hinter diesen rauen Worten versteckte Sakura nur ihre Sorgen um mich. Zum Abschied umarmte ich Sakura. „Kommt ja alle wieder heil und gesund zurück.“, flüsterte sie mir ins Ohr. Mit diesen Worten entließ sie mich in eine ungewisse Zukunft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)