Der gnadenlose Richter von tprau66 (NaruHina) ================================================================================ Kapitel 14: Sayo Komuro ----------------------- Die Kabine von Sayo Komuro war groß genug, um fünf Personen aufzunehmen, ohne dass es dabei ein Gedränge gab. Ein wuchtiger antiker Schreibtisch, hinter dem Sayo saß, vier gepolsterte Stühle, ein kleines Sofa, ein Regal voller wertvoll gebundener Bücher und ein Rundtisch vervollständigten den Raum. An den Wänden hingen Bilder und zwei Kristallspiegel und die Kabine wurde durch einen protzigen Kronleuchter erhellt. Vermutlich kostete die ganze Einrichtung mehr, als eine normale Familie in einen Jahr als Lebenskosten zur Verfügung stand. Sayo Komuro musterte jeden von uns, wobei ihr Blick etwas länger auf Naruto weilte, dann richtete sie das Wort an Solo. „Ist alles nach Plan gelaufen, oder gab es Schwierigkeiten?“, fragte sie. „Du hast länger gebraucht als gedacht.“ „Es gab eine kleine Auseinandersetzung zwischen der Hyuga und einen meiner Männer. Die Sache ist geklärt.“ Sayo stellte keine weiteren Fragen, sondern machte in unsere Richtung eine einladende Geste. „Setzt euch, ich denke, wir haben jede Menge zu besprechen.“ Wir nahmen auf den Stühlen Platz. Auch Solo machte Anstalten sich zu setzen, doch Sayo räusperte sich laut. „Hast du nicht noch etwas zu tun, Solo? Jemand sollte darauf achten, dass die Leute oben keinen Fehler machen. Wäre doch sehr bedauerlich, wenn mein Plan durch eine Dummheit deiner Untergebenen zunichte gemacht wird.“ Solo erstarrte mitten in seiner Bewegung und für einen Moment funkelte Widerspruch in seinen Augen, doch dann presste er seine Lippen zusammen und verbeugte sich leicht vor der jungen Frau. „Wie Ihr wünscht, Lady Sayo.“ Das Wort Lady betonte Solo auf eine Art und Weise, dass es wie eine Beleidigung klang. In Sayos Augen glitzerte es belustigt. „Dann kannst du jetzt gehen, Solo.“ Solos Blick zeigte deutlich seinen Ärger, doch er sagte nichts mehr, nickte uns allen zu und verließ die Kabine. Naruto fing an zu grinsen. Er gönnte dem Söldner diese Abfuhr. Sayo, die Narutos Reaktion bemerkte, schenkte ihm ein kurzes Lächeln. „Er ist ein guter Mitarbeiter, aber zuweilen muss man ihn auf seinen Platz verweisen, sonst lässt er die notwendige Distanz vermissen und glaubt, er könnte sich einige Frechheiten erlauben.“ „Ja, gutes Personal zu finden ist schon ein Problem.“ Naruto zeigte sein übliches Lausbubengrinsen, das offensichtlich auch auf Sayo seine Wirkung nicht verfehlte. „Ich hoffe doch sehr, Ihr macht mich darauf aufmerksam, wenn ich bei Euch die nötige Distanz verletze, Lady Sayo.“ „Nun, Naruto Uzumaki, mit dieser Einstellung dürfte es zwischen dir und mir keine Probleme bezüglich von Distanz oder Nähe geben.“ Das Lächeln von Sayo vertiefte sich. „Ich bin froh, dass euch die Flucht aus Konoha-Gakure gelungen ist und ihr ohne große Schwierigkeiten den Weg zu uns gefunden habt.“ Keine großen Schwierigkeiten? Ich dachte an die vielen Toten auf der Maru und beschloss, mich nun in das Gespräch einzuschalten. „Solo hat uns einige Versprechungen gemacht. Er sagte, Ihr könntet uns ein Versteck und eine lohnende, neue Beschäftigung beschaffen. Wie steht es nun damit?“ Das Lächeln auf Sayos Gesicht machte einer grimmigen Kälte Platz. „Eins nach dem anderen, Hyuga. Zuerst habe ich noch einige Fragen an euch. Mir ist nämlich noch einiges unklar und bevor ich nicht genau weiß, was an diesem Attentat dran ist werde ich keines von Solos Versprechen einlösen. Ich habe gelernt vorsichtig zu sein.“ „Dann stellt diese Fragen endlich, Lady Sayo.“, warf Rin ein. „Es ist schon ziemlich spät und ich fange langsam an müde zu werden. Außerdem habe ich auch einige Fragen an Euch. Euer Name ist mir bekannt und ich weiß auch, wer Euer Vater ist. Ihr seid genauso auf der Flucht wie wir und ich frage mich, ob Ihr uns überhaupt helfen könnt.“ Zu meiner Verwunderung zeigte sich Sayo nicht verärgert, sondern eher belustigt über Rins Worte. „Du sprichst sehr selbstsicher, Fuma. So wie ich das sehe, steht ihr alle drei mit dem Rücken zur Wand und könnt euch glücklich schätzen, dass ich Verwendung für euch habe. Ich kann euch versichern, dass mein Vater und ich noch über viele Möglichkeiten und Mittel verfügen. Ich kann euch die Freiheit, Sicherheit und sehr viel Geld garantieren, ihr müsst nur bereit sein ins Ausland zu gehen. Habt ihr damit ein Problem?“ „Ganz sicher nicht.“, antwortete Naruto. „Mir liegt nichts an diesem Land und die Sache mit dem Geld macht mir den Abschied noch leichter.“ Ohne Zweifel hatte Naruto sofort einen Draht zu Sayo Komuro gefunden. Amüsiert hob sie eine Braue. „Ich bin erfreut über deine pragmatische Einstellung. Ich denke, wir werden uns beide sehr gut verstehen, Naruto Uzumaki, sofern es zu einer Zusammenarbeit kommt.“ „Dann stellt Eure Fragen, Lady Sayo.“, meldete ich mich wieder zu Wort und warf dabei Naruto einen Blick zu, der besagte, er solle mich allein die Fragen beantworten lassen. „Vor unserem Treffen habe ich mich natürlich über euch informiert. Gerade die Lebensgeschichte von Naruto Uzumaki ist ziemlich bekannt und in seinem Fall kann ich es klar nachvollziehen, warum er zu einen bezahlten Attentäter wurde, der auf eigene Rechnung arbeitet. Man hat ihn zuerst nicht sehr respektvoll behandelt, ihn sogar für eine Gefahr für Konoha gehalten und ihn geschnitten, wo man nur konnte. Das jemand wie er, dazu bereit ist, seine Heimat für Geld und aus Rache zu verraten, das ist nur zu verständlich. Bei dir, Hyuga, ist die Sache schon ganz anders. Deine Familie ist ziemlich reich und sehr mächtig. Dein Vater ist das Clanoberhaupt und hat viel Einfluss in Konoha. Also, warum solltest du zu einer Verräterin werden, frag ich mich.“ Da Sayo mich so vertraut ansprach, beschloss ich, sie ebenfalls zu duzen. „Gerade jemand wie du sollte wissen, wie schwer es zuweilen ist, eine Tochter aus einer traditionellen und sehr reichen Familie zu sein. Meine Mutter starb als ich noch klein war, ich kann mich kaum an sie erinnern und mein Vater ersetzte ihre Liebe zu ihren Kindern durch Strenge und Härte. Er erlaubte mir nicht, um sie zu trauern, sondern er wollte mich in die Rolle der über alle Gefühle erhabenen Clan-Erbin zwingen. Als ihm das nicht gelang, verstieß er mich und sah in mir nur noch eine Schande für die ganze Familie und um mich der Lächerlichkeit preiszugeben machte er meine kleine Schwester zur neuen Clan-Erbin. Du kannst dir bestimmt gut vorstellen, welche mitleidige oder höhnische Blicke mir die Leute zuwarfen, wenn ich an ihnen vor rüber ging und was sie sich zuflüsterten. Nein, ich habe keinen liebevollen Gedanken übrig für meinen Clan und als ich von Narutos kleinen Nebenerwerb erfuhr, da schloss ich mich ihm an. Geld ist Geld, egal woher es kommt und wenn ich mich außerdem an meinen Clan rächen kann, dann ist das für mich ein willkommener Bonus. Meine Reputation ist nun dahin und ich habe damit den Ruf meines Vaters geschädigt. Das einzige, was mir leid tut, ist der Umstand, dass ich nicht den Genuss hatte, sein Gesicht zu sehen, als er erfuhr, dass er nun eine Verräterin als Tochter hat.“ Auf Sayos Gesicht zeichnete sich eine Boshaftigkeit ab, die mir einen eisigen Schauer über meinen Rücken laufen ließ. „Also Rachsucht und Gier. Das sind Motive, die ich nur zu gut nachvollziehen kann. Ich denke, wir ähneln uns in vielen Dingen, Hyuga.“ Ihr Blick fiel nun auf Rin Fuma. „Mit dir habe ich einige Schwierigkeiten, Fuma. Du passt nicht so recht in das Konzept. Wie bist du denn ein Teil der Verschwörung geworden? Solange kennt ihr euch doch nicht.“ „Da irrt Ihr Euch, Hinata und ich kennen uns schon seit einiger Zeit. Da meine Familie genauso traditionsreich ist wie die der Hyuga, lernten wir uns vor einigen Jahren bei einem Treffen unserer Clans kennen. Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander, vermutlich weil sich unsere Leben in den gleichen Bahnen bewegen. Als ich aus privaten Gründen von meiner Familie weggeschickt wurde, kam für mich nur ein Ziel in Frage und das war Konoha. Und warum ich bei der ganzen Sache mitgemacht habe? Da habe ich dieselben Gründe wie Hinata und Naruto. Geld, Rache, Macht.“ „Interessant. Darum bist du also nach Konoha gekommen. Darf ich die privaten Gründe für deinen Umzug erfahren?“ „Die Hojo-Familie und ich waren unterschiedlicher Meinung in Sachen Bezahlung. Man hat mich dabei erwischt, wie ich einige Wertsachen verkaufte, deren Eigentümerin ich nicht war. Nichts wirklich von Wert, aber man war der Meinung, ich solle besser den Palast verlassen.“ Sayo Komuro stellte uns noch einige andere Fragen, sie wollte alles über das Attentat erfahren und über unsere Flucht. Sie fragte nach den Auftraggebern des Attentats und nach weiteren Dingen aus unserem Leben. Die ganze Befragung dauerte gut eine Stunde und wir konnten froh sein, das Ibiki Morino uns so gut vorbereitet hatte. Als Verhörspezialist hatte er jede Frage von Komuro voraus geahnt und zu unserer Erleichterung wirkte Sayo mit dem Ergebnis des Verhörs sehr zufrieden. „Soweit scheint die ganze Sache zu stimmen.“, meinte Sayo. „ Ich gebe ehrlich zu, ich habe eigentlich geglaubt, dieses Attentat sei nichts anderes als eine Täuschung, um meinen Vater und mich aus der Reserve zu locken. Nun, da scheine ich mich wohl geirrt zu haben, aber ich werde selbstverständlich einige eurer Angaben noch überprüfen. Bis dahin heiße ich euch aber willkommen.“ Nach diesen Worten griff sie zu einem kleinen Glöckchen und läutete. Eine Dienerin betrat den Raum, in ihren Händen ein silbernes Tablett haltend, auf dem vier Gläser und eine Flasche standen. Sie stellte es auf dem Schreibtisch ab, füllte die Gläser und verließ uns dann wieder. Der Geruch von Sake erfüllte den Raum. „Ich pflege mit meinen neuen Mitarbeitern immer auf eine gute Zusammenarbeit anzustoßen. Greift also zu.“ Ohne große Begeisterung griffen wir nach den Gläsern, stießen mit ihr an und tranken zu viert unsere Gläser leer. Danach setzten wir uns wieder. Ich ahnte, das Sayo noch eine Überraschung für uns haben würde. Während der letzten Stunde hatte ich viel über sie gelernt. Sayo war sehr intelligent, misstrauisch und äußerst vorsichtig. Man durfte sie als Gegnerin nicht unterschätzen und mittlerweile hielt ich sie für genauso gefährlich wie Solo. Als wir uns zugeprostet hatten, war mein Blick auf ein Tetsu-Sen an ihrer Hüfte gefallen, einen Kriegsfächer und perfekte Schlagwaffe für jemanden, der die Kampfkunst Tessen-Jutsu beherrschte. Das war kein einfaches Accessoire sondern eine tödliche Waffe in den richtigen Händen und ich war mir nun ziemlich sicher, dass es sich bei ihr um eine gut ausgebildete Kämpferin und nicht um eine verwöhnte Tochter aus reichem Haus handelte. Sayo griff in eine Schreibtischschublade und holte ein großes Kuvert heraus. Sie öffnete ihn und schüttete den Inhalt auf den Tisch. Ein Foto und ein Grundrissplan lagen vor uns. „Bevor ich euch zu unserem Versteck bringe, erwarte ich allerdings noch einen Treuebeweis von euch, eine letzte Absicherung für mich, das ihr mich nicht getäuscht habt, sozusagen. Der Mann auf dem Foto heißt Uko Kano und ist der neue Polizeipräfekt des Nyohhira-Reichs. Er ist der Mann, der gegen meinen Vater die ganzen Beweise gesammelt hat, worüber wir natürlich sehr verärgert sind. Er ist leider grundehrlich und unbestechlich, dadurch sind wir dann auch aufgeflogen. Dafür muss der Kerl nun bezahlen, schon aus Prinzip. Ich will, das ihr ihn tötet und das schon morgen Abend. Das geht doch für euch in Ordnung, oder?“ Den letzten Satz hatte Sayo lauernd ausgesprochen. Sie traute uns immer noch nicht ganz und mit ihrer Bitte brachte sie uns an den Rand einer Katastrophe. Wir konnten schließlich schlecht einen Polizeipräfekten umbringen, nur um unsere Tarnung weiter aufrecht zu erhalten. „Wir sind keine einfachen Mordbrenner, die kostenlos und aus reiner Gefälligkeit einen Menschen umbringen.“, wehrte ich ab. „So eine Sache muss genau geplant werden und dafür ist die Zeit zu kurz. Wenn das ein Scherz sein soll, so ist er misslungen.“ „Mit solchen Dingen treibe ich keine Scherze, Hyuga. Ich stelle außerdem keine Bitte sondern eine Forderung, die ihr zu erfüllen habt. Eine Weigerung werde ich nicht hinnehmen und für euch hätte das auch sehr unangenehme Folgen.“ Rin beugte sich nach vorne. „Wollt Ihr uns etwa drohen, Lady Sayo?“, fragte sie gefährlich leise. „Muss ich Euch erst darauf aufmerksam machen, dass Ihr zurzeit allein seid? Bevor jemand Euch zu Hilfe kommen könnte, hätten wir Euch schon längst getötet.“ Das Lächeln, das Sayo zeigte, machte mir Angst. Es war das Lächeln einer Frau, die genau wusste, dass sie alle Fäden in der Hand hielt und uns ihren Willen aufzwingen konnte. Ihre nächsten Worte waren nicht nur für mich ein Schock. „Hat euch der Sake eigentlich geschmeckt? Er beinhaltete nämlich eine Zutat, die nicht nach jedermanns Geschmack ist. Sozusagen eine kleine Erfindung von mir, mit der man Mitarbeiter zu noch besseren Leistungen motivieren kann. Diese Zutat ist ein Nervengift, das innerhalb von 96 Stunden zum Tode führt, sofern kein Gegenmittel verabreicht wird. Und bevor ihr euch zu einer unbedachten Aktion hinreißen lasst, erkläre ich euch, dass dieses Gegenmittel sich nicht hier an Bord befindet, sondern sicher im Versteck von meinen Vater. Es hat also keinen Sinn, mich als Geisel zu nehmen, um die Herausgabe des Gegenmittels zu erzwingen, ihr würdet euch nur selbst schaden.“ Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Zu tief saß der Schock. Wie dumme Kinder hatten wir uns von Sayo Komuro hereinlegen lassen. Ich fühlte, wie sich mein Magen schmerzhaft zusammen zog und sich langsam eine lähmende Angst in meinen Körper ausbreitete, doch dann konzentrierte ich mich und bezwang meine aufsteigende Panik. Später sagte mir Naruto, ich hätte in diesen Sekunden, wie ein Eisblock auf ihn gewirkt, der sich von nichts erschüttern ließ. „Da du selber vom Sake getrunken hast, nehme ich mal an, du hast kurz vor diesen Umtrunk das Gegenmittel eingenommen. Das war sehr schlau von dir. Ich gebe zu, du hast uns alle hereingelegt.“, sagte ich ruhig. „Ich schätze mal, die Herausgabe des Mittels ist an Bedingungen geknüpft.“ Sayo zeigte ein strahlendes Lächeln, das mir bewies, dass vor uns eine Psychopathin saß, die es liebte, Menschen seelisch zu quälen. „Natürlich ist es das. Ich verlange, dass ihr morgen Abend Uko Kano umbringt. Sollte dies aus irgendwelchen Gründen nicht geschehen, bekommt ihr das Gegenmittel nicht und ihr werdet auf sehr schmerzvolle Weise sterben.“ Sayo reichte mir das Foto und den Plan, dann läutete sie wieder die Glocke und die Dienerin erschien. „Sie wird euch eure Kabine zeigen. Ich erwarte, dass ihr mir bis zum Frühstück einen Plan ausarbeitet, wie ihr Kano zu töten gedenkt. Ich wünsche euch eine gute Nacht und angenehme Träume.“ Damit waren wir entlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)