Wie durch die Hölle von Aredra ================================================================================ Kapitel 2: Ein Auftrag und Wiedersehensfreude --------------------------------------------- [Akira] Nachdem die Beiden einige Minuten gelaufen waren, wurde der Wald lichter und sie ließen ihn recht schnell hinter sich. Sie steuerten das Dorf an, in dem Bankotsu seinen Auftrag erhalten hatte und wo sie selbst lebte, wie sie ihm erzählt hatte. „Warum warst du eigentlich hier in der Gegend?“, fragte sie neugierig. Die jungenhafte, junge Frau konnte seinen fragenden Blick auf sich spüren. Doch sie fuhr fort, auch wenn sie etwas unruhig war. Die Kupferhaarige hoffte, ihm würde die leichte Nervosität ihrer Stimme nicht auffallen. Immerhin war ihr Begleiter ein völlig Fremder. „Ich meine, hier ist es ziemlich friedlich. Wir brauchen normalerweise keine Hilfe von außerhalb und wir heuern schon gar nicht Fremde an. Nichts für ungut.“ „Passt schon. Es war eigentlich reiner Zufall. Ich war auf der Rückreise von einem anderen Job. Dann hab ich von dem Vorfall gehört und meine Hilfe angeboten...“ „Bezahlte Hilfe.“, ergänzte sie seine Worte leicht neckend. Doch dann ließ die junge Miko ihn seinen Satz beenden, damit er sich nicht schon wieder aufregte. Aber tatsächlich war ihr Begleiter noch immer am Grinsen. Im Gegensatz zu vorher hatte er seine Gelassenheit wiedergefunden... und sein offenbar großes Ego. „Ja, genau. Aber so viel ist es nicht. Ich wollte einfach nur mal wieder kämpfen. Das letzte Mal ist viel zu lang her.“, erklärte Bankotsu. Dann schaute er nach vorne und hielt auf einmal an. Akira schaute interessiert in dieselbe Richtung. „Sieh mal. Wir sind gleich bei deinem Dorf, Kleiner.“ Sie wollte hinzufügen, dass es nicht ihr Dorf war – aber sie musste zugeben, dass es zumindest im Moment ihr Zuhause war. Auf einmal hörten sie einen Freudenschrei, der nach „Akira-sama!“ klang. Die Quelle des Schreis war ein kleines Mädchen, das sie entdeckt hatte und nun auf sie zu lief. Lächelnd kniete sich die Angesprochene in dem Moment hin, in dem das Mädchen sie stürmisch umarmte. „Hallo, Natsuki-chan. Alles in Ordnung?“, fragte Akira noch immer lächelnd. Sie schien ihren Begleiter schon wieder vollkommen vergessen zu haben. Genau genommen lächelte die junge Frau fast immer, wenn Natsuki in der Nähe war. Die Kleine war nun mal ein richtiger Sonnenschein. Die Jüngere nickte heftig und blickte dann scheu zu Akiras Begleiter, was sie selbst auch dazu brachte, ihm kurz ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Aber das Einzige, was Bankotsu tat, war, leichtes Interesse zu zeigen. „Natsuki-chan, das ist Bankotsu. Er hat mir mit den Dämonen im Wald geholfen. Bankotsu, die Kleine hier ist Natsuki, die Tochter meines Trainers.“ „Freut mich, Kleine.“, sagte er und hielt ihr erstaunlicherweise seine freie Hand hin. Aber das Überraschendere war, dass das Gesicht des jungen Söldners ein freundliches Lächeln zierte. Normalerweise grinste, griente er oder etwas anderes in der Art, soweit sie wusste. 'Verhält er sich anders, weil sie nur ein Kind ist?', fragte sie sich. Das Kind nahm seine Hand, während sie strahlend lächelte. Offensichtlich mochte Natsuki diesen Kerl. „Kannst du mich zu deinem Vater bringen?“ Das Mädchen nickte wieder fröhlich, während sie ihn hinter sich her in Richtung des kleinen Dorfes zog, das nur noch einige Meter entfernt war. Akira folgte ihnen gedankenverloren. 'Dieser Hitzkopf kann ja richtig nett sein, wenn er will. Aber wahrscheinlich steht ihm meistens sein Ego im Weg. Er ist zu stolz, um diese Seite zu zeigen.', dachte die junge Frau, während sie beobachtete, wie die Zwei miteinander redeten. Allerdings hörte sie ihnen nicht wirklich zu. Überdies war sie auch etwas erleichtert, dass sie sich nicht um das Mädchen kümmern musste, denn dieses konnte manchmal ziemlich fordernd sein und sie war dazu zu erschöpft. 'Also... Job erledigt! Ich hoffe mal, dass Kunji-sama nicht noch möchte, dass ich andere Aufgaben vor meinem Nickerchen erledige...' „Akira-san.“ Eine wohlbekannte Stimme erklang rechts von ihr. Vor einer großen, hölzernen Hütte stand ein älterer Mann, der seine Haare in einem Pferdeschwanz zusammenhält. 'Kunji-sama.', stellte sie fest und hielt an, während die anderen beiden einfach weitergingen. Vielleicht brachte Natsuki den jungen Söldner zu der Hütte, in der sie selbst lebte. Daher machte Akira sich auch keine großen Sorgen um sie. „Du bist zurück. Das ist gut, denn wir müssen reden. Unter vier Augen.“ „Warum?“, fragte die Kupferhaarige etwas mürrisch. Alles, was sie in diesem Moment tun wollte, war zu schlafen. Wie schwer konnte es sein, sie nur ein paar Stunden in Ruhe zu lassen. Dann seufzte sie ungehalten. „Was ist los?“ „Es geht um deine Zukunft. Und jetzt komm mit.“, antwortete Kunji einfach, während er in die Hütte zurückkehrte. Offensichtlich war das nicht seine Hütte, also stimmte etwas nicht. Diese Hütte war nur für Besucher des Dorfes. Sie folgte ihm trotzdem die Stufen hinauf und in die Hütte hinein. Die Hütte selbst war bescheiden eingerichtet: Alles, was man zum Leben brauchte, war hier und es war nicht viel – eine Feuerstelle, ein Futon und einige Eimer. Ohne ein Wort zu sagen ließ sie sich Kunji gegenüber nieder, der schon längst kniete, und wartete darauf, dass er zu sprechen begann. Das war eine ihrer ersten Herausforderungen gewesen: Geduldig zu sein. Es hatte Wochen gedauert, bis sie gelernt hatte, darauf zu warten, dass der andere sich ihr zuerst näherte, zuerst zu sprechen begann. Nach einigen Minuten reiner Stille begann ihr Mentor wieder zu sprechen, wenn auch ziemlich vorsichtig. „Der Vater deines Verlobten verlangt, dass du seinen Sohn in nächster Zeit heiraten sollst. Ein Bote war hier, während du den Dämon gejagt hast. Er ist auch vor ungefähr einer Stunde wieder aufgebrochen. Ich... glaube, du bist nicht sehr glücklich mit dieser Entwicklung.“ Sie war es tatsächlich nicht. Die junge Frau sah aus, als hätte man ihr direkt ins Gesicht geschlagen. Sie schien darauf zu warten, dass er sagte, dass er scherzte. Aber das war eine vergebliche Hoffnung. 'Er muss scherzen! Ich kann diesen Kerl nicht heiraten, ich kenne ihn ja nicht mal. Was ist, wenn ich ihn nicht mag? Ich bin noch nicht bereit, zu heiraten! Außerdem habe ich noch eine wichtigere Pflicht, die es zu erfüllen gilt! Dafür brauche ich nicht auch noch eine andere Ablenkung.', dachte sie panisch. Die junge Frau hatte immer gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde, auch wenn sie wusste, dass es ihr deshalb auch verboten war, jemand anders zu heiraten. Warme Augen beobachteten sie, während ihr Besitzer darauf wartete, dass sie sich beruhigte. „Ich... ich kann nicht...“ „Ich verstehe dich, Akira-san. Das tue ich wirklich. Aber es ist deine Pflicht deinem Vater gegenüber, sein Versprechen einzulösen.“, sagte er nun ernst, was sie dazu brachte, zusammenzusacken. Jetzt konnte ihr Mentor ihr Gesicht nicht mehr sehen, ihr Pony verdeckte ihre Stirn und ihre Augen. Warum musste er sie an den Ehrenkodex ihrer strengen Erziehung erinnern? Das war einfach nur grausam. „Wenn du nicht willst, dann musst du ihm das selbst sagen. Wie auch immer, du musst trotzdem zu seiner Heimatstadt reisen. Ich möchte allerdings nicht, dass du alleine verreist.“ „Was?“ Die Kupferhaarige schaute überrascht auf. Wollte er ihr wirklich helfen, sie aus der Patsche holen? Normalerweise war Kunji-sama sehr pflichtbewusst und etwas altmodisch... „Was meint Ihr damit?“ „Du wirst nicht allein zur Heimatstadt deines Verlobten reisen.“ Ihr Kopf schoss hoch. Sie hatte etwas gehört, einen bestimmten Unterton. Hieß das, dass er...? Ohne ein Wort schloss sie die Schiebetür zu ihrem Zimmer und ging auf eine kleine Kommode zu, wo sie eine der Schubladen öffnete. Dort drinnen lag etwas sehr Wertvolles, eingewickelt in ein altes, schon ehemals weiße Tuch, das von seinem Alter gezeichnet war. Akira wollte nicht, dass irgendjemand mitbekam, dass sie noch immer das Erbe ihres Alten hatte. Vorsichtig entnahm sie es der Schublade, entfernte das gräuliche Tuch und eine alte Klinge kam zum Vorschein. 'Surudo'i(*)... Warum bekomme ich immer eine Gänsehaut, wenn ich es sehe?', fragte sich die Kupferhaarige und schaute lange auf das Katana ihres Vaters. Dieses Erbstück wurde von Vater zu Sohn weitergegeben, aber... sie wollte es nicht. Sie hatte es nie gewollt. Sie war auch kein Sohn, sondern eine Tochter. Das dämmrige Licht ihres Zimmers spiegelte sich auf der Klinge des Schwerts und verlieh ihm ein geisterhaftes, mysteriöses Aussehen. Es hatte zu viele Schlachten und Blutbade gesehen. 'Surudoi hat einfach zu viel unschuldiges Blut vergossen, Vater...', stellte sie bekümmert fest und fühlte sich zutiefst beschämt, dass sie dieses Schwert hielt. Akira umklammerte den Griff und die Klinge fest, während sie versuchte das plötzliche Gefühlschaos zu kontrollieren. Nach einem Moment hatte sich die junge Frau wieder unter Kontrolle und sie befestigte das Katana schnell an ihrem Gürtel, ohne zu bemerken, wie etwas Blut auf den Holzboden tropfte. Die Kupferhaarige sprang auf, immerhin musste sie so schnell wie möglich in den Hauptraum zurück. 'Ich glaube, ich kann meinen Schlaf vergessen... Oh Mann...' ~~~~~~~~~~~ [Bankotsu] Der junge Söldner saß im Schneidersitz an dem niedrigen Tisch, während vor ihm eine Tasse Tee stand. Er hatte ihn zwar nicht verlangt, aber das kleine Mädchen, das so an Akira hing, hatte ihn einfach hingestellt. 'Apropos, wo ist der Kerl eigentlich?', fragte sich der Zopfträger. Einige Minuten zuvor war er durch den Hauptraum gestürmt, ohne die Anwesenheit der anderen zu beachten. Der Kupferhaarige hatte sich wie immer etwas unhöflich verhalten, auch wenn er so ausgesehen hatte, als wäre er gedanklich vollkommen abwesend. Bankotsu schüttelte den Kopf und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann, der mit Akira diese Hütte betreten hatte. Er hatte schnell Akiras Situation erklärt und ihm erklärt, dass er nicht wolle, dass Akira allein reiste. Der junge Söldner hob seine Augenbrauen. „Das ist der Auftrag? Du willst, dass wir auf Akira aufpassen? Das ist alles.“ Er strich sich über sein Kinn, wie er es immer tat, wenn er nachdachte. Wo war der Haken? Dieser Job konnte nicht so einfach sein, wie Kunji ihn beschrieben hatte. Außer, dass es eine ziemlich lange Reise zu seiner Verlobten sein würde. „Bist du dir sicher?“ „Nun... dieses Kind kann sehr frech und störrisch sein. Ich fürchte, Akira könnte etwas Dummes anstellen. Wie zum Beispiel weglaufen. Das würde mich nicht mal überraschen, wenn ich ehrlich bin... Und ich kann keine normalen Krieger mitschicken aufgrund ihrer Herkunft. Akira ist mittlerweile einfach zu stark, auch wenn...“ Er stoppte abrupt, als die Person, über die gerade gesprochen wurde, hereinkam und sich zwischen die anderen beiden Männer setzte, wenngleich er nur gedankenverloren auf den Tisch starrte. Der Junge hörte nicht mal zu. 'Was stimmt denn mit diesem Kerl nicht? Es ist nicht so schlimm, in eine reiche Familie einzuheiraten, wenn du aus so einem Dorf kommst. Insbesondere, wenn er Glück hat und seine Braut schön ist...' Der Schwarzhaarige betrachtete Akira aufmerksam und bemerkte dann eine rote Blutspur auf seiner rechten Hand, die auf einem Katana ruhte, welches er noch nie gesehen hatte. Aber warum machte er sich eigentlich Gedanken um diesen blöden Jungen?! Der junge Söldner beschloss, die Unterhaltung fortzusetzen. „Was ist mit der Bezahlung? Du weißt ja sicher, dass der normale Betrag ziemlich... hoch ist.“ „Der Bote hat mir das gegeben, um Leute anzuheuern.“, erklärte der alte Mann, während er mehrere Schnüre mit Münzen hervorholte. Es war ein kleines Vermögen und Bankotsu sah zufrieden aus. Das war leicht verdientes Geld. „Ich denke, das dürfte genug für mindestens zwei Wochen sein richtig? Den Rest der Belohnung erhälst du von unserem Herrn selbst, wenn du Akiras Wohlbefinden garantierst.“ „In Ordnung. Wir haben einen Deal.“ Der junge Söldner leerte seine Tasse und stellte sie wieder auf den Tisch. Leicht grinsend stand er auf. „Wohin soll es gehen?“ „Kyoto.“ Bankotsu lächelte und genoss die Stille, die momentan zwischen den beiden Reisenden herrschte. Er ließ seinen Blick über den ruhigen, hellen Wald schweifen, den sie gerade durchquerten. Einige Stunden waren seit ihrem Aufbruch von dem kleinen, friedlichen Dorf vergangen. Allerdings hatte seine kupferhaarige Begleitung noch kein einziges Wort gesagt. Er folgte dem Schwarzhaarigen nur, seine dunklen Augen halb geschlossenen und die Arme vor der Brust verschränkt, so als müsse er sich vor irgendetwas schützen. Der junge Söldner schüttelte erneut seinen Kopf, was seinen geflochtenen Zopf hin und her schwingen ließ, wie er es immer tat. Der junge Mann wurde einfach nicht schlau aus diesem Jungen. Manchmal war er temperamentvoll und streitlustig, dann war er wieder ruhig und kühl. Wie jetzt. Bankotsu schaute wieder nach vorne. 'Wir sollten bald auf die anderen treffen. Wenn sie gewartet haben, wie ich es ihnen gesagt habe...' Er lächelte wieder. Eigentlich freute sich der junge Mann darauf wieder zurück zu sein, mit seinen Kameraden zu reisen. 'Allein zu sein ist manchmal sehr nett... aber es gibt nichts Besseres, als an der Seite meiner Freunde zu kämpfen. Obwohl sich mein letzter Job als sehr... entspannend herausgestellt hat...' Sein Lächeln verwandelte sich wieder in ein dreistes Grinsen, als er sich die letzte Nacht mit dieser schwarzhaarigen Schönheit ins Gedächtnis rief, obwohl er sich nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte. 'Aber am nächsten Morgen wurde sie etwas anhänglich...' Der junge Söldner wurde sofort zurück in die Gegenwart befördert, weil ihm aufgefallen war, dass er keine Schritte mehr hinter sich hörte. Irritiert drehte sich der Schwarzhaarige um – immerhin musste er den Kerl im Auge behalten – und dachte bei dem Anblick darüber nach, vom Glauben abzufallen, wenn er einen gehabt hätte. Akira hatte sich einfach mitten auf der Wiese der Waldlichtung in einer Meditationsposition niedergelassen, seine Beine überschlagen. „Hey du!“ Er ging ungläubig und mit einem genervten Gesichtsausdruck zugleich auf seinen unverschämten, sturen Gefährten zu. Machte er das absichtlich? Bestimmt. Da war sich der Schwarzhaarige ganz sicher. „Steh sofort auf!“ „Und warum sollte ich das tun, Ban?“, fragte der Kupferhaarige zurück, ohne auch nur seine Augen zu öffnen. Er wirkte so, als hätte er vor nichts und niemandem Angst. 'Niemand hat es je gewagt, mir gegenüber so respektlos zu sein, ohne dafür mit seinem Leben zu bezahlen! Wenn mir nicht ein Haufen Geld hierfür gezahlt werden würde, wäre dieser Bengel längst tot...' knurrte Bankotsu innerlich, allerdings ohne seine Verärgerung zu zeigen. Aber der junge Anführer erhielt keine Chance, um die Frage seinen zeitweiligen Begleiters zu beantworten, da auf einmal nach ihm gerufen wurde. „Bankotsuuu!“ Die Stimme klang angenehm vertraut und wies einen leicht weibliche Ton auf. Der Kupferhaarige öffnete ein Auge einen Spalt, um zu sehen, wer da kam. Dann stöhnte er übertrieben, während er es schaffte, seinen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. Bankotsu selbst drehte sich um, nur um seinen ältesten Freund auf sich zulaufen zu sehen, sein Schwert auf seinem Rücken, während er winkte. 'Wie schafft er es, in diesem Aufzug zu rennen?', fragte er sich wie immer, wenn er ihn sah, und hob seine Hand, um seine Kameraden zu begrüßen. Hinter Jakotsu folgten die anderen Fünf, waren aber nicht so begeistert wie Jakotsu. Nun, wer konnte das schon sein? Manchmal erinnerte er Bankotsu an ein Kind mit seiner manchmal naiven Einstellung. Der junge Anführer setzte sich nun in Richtung seines Freundes in Bewegung, da er wusste, dass sich Akira keinen Zentimeter bewegen würde. ~~~~~~~~~ [Jakotsu] „Jakotsu, ich möchte, dass du auf unseren neuen Auftrag aufpasst, auch wenn er nichts tun sollte. Ich werde die anderen unterrichten.“, erklärte der Anführer seinem Freund ruhig, während Jakotsu versuchte, einen guten Blick auf die neue Person, die sie nun beschützen sollten, zu erhaschen. Ihre Kameraden waren noch etwas weiter hinter ihm selbst, weshalb sie den Neuen noch nicht gesehen hatten. Aber Bankotsu stand noch immer im Weg, sodass der weibliche Mann anfing zu schmollen. Er konnte doch nicht einfach seine Neugier wecken, indem er ihm Befehle gab, und ihn dann auf die Folter spannen! „Gut. Nicht so schwer. Ich kümmere mich um ihn.“, lächelte Jakotsu lieb und hibbelte etwas auf der Stelle herum. Hoffentlich sah dieser Kerl gut aus. 'Nein, es ist besser, wenn er es nicht ist. Dann will ich ihn nicht auffressen!' Er kicherte leise und versuchte erneut, einen anderen Blick auf das 'Mündel' zu werfen, aber sein Anführer versperrte noch immer sein Sichtfeld. „Sieht er gut aus?“ „Denke schon... Keine Ahnung! Musst du selbst entscheiden...“, antwortete sein Freund seltsam ruhig, aber Jakotsu dachte darüber nicht weiter nach. Er wusste, dass Bankotsu manchmal launisch war. Schließlich trat er beiseite und ging in die Richtung, wo sich die restlichen Shichinin-tai befanden. Dann stoppte er kurz, als wäre ihm etwas eingefallen. „Ah, und verletze ihn nicht!“ Und dann verschwand er endgültig und ließ Jakotsu sehr neugierig und interessiert zurück. Der junge Mann näherte sich dem anderen mit dem interessanten, kupfernen Haar. Diese Farbe erinnerte ihn plötzlich an einen alten Freund aus Kindertagen, der dieselbe Haarfarbe gehabt hatte. Aber das war vor langer Zeit gewesen. Sein alter Freund sollte mittlerweile in dem Dorf leben, in das er ihn damals selbst gebracht hatte. Nun stand er direkt neben dem Sitzenden und schaute ihn eine Weile an, bevor er hinter ihm in die Hocke ging und ihn von allen Seiten betrachtete. Allerdings bekam er nur mehr seines glänzenden Haares zu sehen. Seufzend erhob sich Jakotsu und umrundete den Kerl, der noch immer auf seine Meditation konzentriert war. Normalerweise wäre die Person schon längst irritiert gewesen, aber dieser hier war eine harte Nuss. Der Schwarzhaarige mochte das. Er kniete sich genau vor seinem Klienten hin und hob dessen Kopf mit seiner Hand an, auch wenn sein Gesicht noch immer halb von seinem Pony verborgen war. Jakotsu konnte seinen angespannten Kiefer deutlich spüren, dann musterte er ihn überrascht. 'Könnte es wirklich sein...?', dachte er verblüfft. Um sich seiner Ahnung sicher zu sein, entfernte er den kupfernen Pony aus dem Gesicht des Jugendlichen. Aber mittlerweile begann sein Gegenüber wirklich ärgerlich zu werden. Sie – zumindest erinnerte sich an ein Mädchen, das einst sein Freund gewesen war – öffnete genervt ihre Augen. „Würdest du das lassen?!“, fuhr sie ihn an. Ihre Augen blitzten förmlich. Jakotsu ließ ihren Kiefer los, betrachtete sie. Seine alte Freundin war wie ein Mann gekleidet, ihr Geschlecht gut durch den Brustharnisch verborgen. Selbst er hatte die junge Frau zuerst nicht erkannt. Mann, sie trug einen Bogen mit Pfeilen mit sich herum. Und sogar ein Katana, wobei er sich sicher war, dass sie damit definitiv umzugehen wusste. Aber sein Gegenüber schien ihn nicht zu erkennen. Natürlich tat sie das nicht. Es war eine ganze Weile her und sie beide waren erwachsen geworden, aber der Transvestit schmollte trotzdem. Wenn auch nicht für lange. „Lange nicht gesehen, Acchan.“, begrüßte er sie mit einem lieben Lächeln auf seinen rot geschminkten Lippen. Ihr Mund öffnete sich leicht, da sie offensichtlich sprachlos war. Er kicherte. Nach einem Moment hatte sich 'Acchan' wieder gefangen, obwohl ihre Gedanken noch immer durch ihren Kopf zu rasen schienen, wie Jakotsu bemerkte. Es war immerhin auch für ihn eine Überraschung. „Jakotsu? Bist du das wirklich?“, fragte sie noch immer verwirrt und überrascht in eins. Er nickte langsam und gab ihr Zeit, sich wieder vollständig von dieser Überraschung zu erholen. „Du liegst nicht falsch, Nee-chan. Aber was machst du hier? Ich meine... solltest du nicht schon längst verheiratet sein, Kinder haben oder so was Ähnliches?“ „Nenn mich nicht so...“, beschwerte sich Akira spielerisch, so wie sie es früher immer getan hatte. Ihr Gesicht wirkte noch immer überrascht. Dann beugte sie sich auf einmal nach vorne und umarmte ihn, aber nicht sehr lange, was ihn sehr überraschte. Ihre Sitzposition schien eine längere Umarmung nicht zu erlauben. Akira lächelte ihn strahlend an, wurde dann aber wieder ernst, um seine Frage zu beantworten. Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich soll von Soldaten zu meinem Verlobten eskortiert werden. Und diese Krieger scheint ihr zu sein.“ „Okay... Das erklärt unsere Aufgabe.“, antwortete Jakotsu und dachte schwer nach. Dann fiel ihm etwas anderes ein, was ihn irritierte. „Aber warum hat Bankotsu mir dann gesagt, du seist ein Kerl?“ „Naja...“, begann Akira und schaute etwas verlegen und schuldbewusst nach unten. 'Was ist mir ihr passiert damals?', fragte Jakotsu sich, während er ihrer Erklärung lauschte. „Weil er mich für einen gehalten hat. Ich habe versucht, dieses Missverständnis aufzuklären, aber... dieser Idiot hat mich nicht zu Ende reden lassen...“ Sie wurde für ungefähr eine Minute ruhig, fügte dann noch hinzu: „Eigentlich will ich es aber so lassen, wie es ist, Ja-chan.“ „Warum?“, fragte der Transvestit grinsend. Offensichtlich hatte sein enger Freund sie schon um ihre Fassung gebracht, ohne es zu wissen, wenn er ihre Miene richtig las. 'Nun ja... er ist ziemlich gut darin...' Er hob seine Augenbrauen. „Ich sehe keinen Grund dafür.“ „Wirklich?“, fragte sie sarkastisch und hob selbst ihre Brauen. Jakotsu legte seinen Kopf leicht schief, während er weiter über ihre Aussage nachdachte. „Was machen deine Freunde mit Frauen? Ob gefangen oder nicht, spielt dabei keine Rolle.“ „Sie amüsieren sich mit ihnen, wie eigentlich jeder...“, antwortete Jakotsu langsam. Seine Stimme nahm wieder einen fröhlichen Ton an, als er seinen Zeigefinger hoch hielt. „Ich wette, Bankotsu hatte auch nach seinem letzten Job eine Frau bei sich. Das ist vollkommen normal.“ Erst dann bemerkte er, dass seine alte Freundin ihn schon fast bedrohlich anstarrte. Es war, als würden ihre Augen 'Du machst Witze, richtig? Das ist mein Punkt!' sagen. Aber der Transvestit zuckte nicht einmal zusammen. Immerhin war er an solche Blicke gewöhnt. Jakotsu verschränkte die Arme und schloss seine Augen. Er beschloss, dieses Mal nachzugeben. „Na gut, na gut. Ich werde nichts sagen, Acchan.“ Seine Augen öffneten sich plötzlich wieder und warfen Akira einen fast strengen Blick zu. „Aber nur, weil du meine Schwester bist und unter der Bedingung, dass du mir alles erzählst, was dir in den letzten paar Jahren widerfahren ist.“ Akira strahlte ihn wieder an und umarmte ihn abermals, während sich Jakotsu weder unbehaglich noch behaglich fühlte. Er war einfach nicht an diese Art von Körperkontakt gewöhnt. „Hey, ihr Zwei!“, rief eine wohlbekannte Stimme. „Kommt ihr?“ „Huh? Warum?“, fragte Akira überrascht und gab den Transvestiten aus der Umarmung frei. „Nun, jemand muss kochen und kein anderer möchte das machen.“, antwortete Bankotsu mit einem Schulterzucken und wirkte so, als hätte er keine einzige Sorge auf der Welt. Die junge Frau stand auf, blieb jedoch neben Jakotsu stehen, der die ganze Szene interessiert betrachtete. „Also erwartest du, dass wir kochen?“, hakte sie gefährlich ruhig nach, mit einem provozierenden Blick auf ihrem Gesicht, während sie auf den jungen Anführer zuging. Jakotsu blieb sitzen, ohne sich nur ein Stück zu bewegen, und beobachtete das Spektakel mit großen Augen. 'Zwei Hitzköpfe an einem Ort... Das kann nicht gut enden.', dachte er, unterbrach die Beiden aber auch nicht. Er erinnerte sich, dass das Mädchen früher ab und an ausgerastet war, wenn ihr etwas nicht passte, sie provoziert wurde oder wenn sie ihn verteidigt hatte. Und er kannte Bankotsu. Vielleicht würde das hier amüsant werden. Sein Freund schien ihren Blick auch gesehen zu haben, denn er entschied sich, sie zu ärgern. „Ja, ich dachte, du könntest das erledigen. Immerhin müssen wir dich beschützen. Erinnerst du dich?“, erklärte er aufsässig, gehässig und eine Spur Arroganz schwang auch in seinem Ton mit. Zudem hatte er sein typisch arrogantes Grinsen auf den Lippen. Das schien Jakotsus Kindheitsfreundin noch wütender zu machen. Jakotsu konnte schon fast sehen, wie ihre Aura rot aufflammte. Nun wirkte sie wie ein Dämon. Ein wütender Dämon. „Nur das du's weißt, ich werde NICHT die Hausfrau für euch spielen!“, antwortete Akira sehr direkt und lauter als vorher. Sie trat einen weiteren Schritt auf Bankotsu zu. So stand sie ihm schweigend gegenüber mit ihrer beeindruckenden Aura, während sie ihre Hände schon fast in ihre Taille bohrte. „Wer hat was von Hausfrau gesagt?! Du bist ein KERL!“, schoss Bankotsu zurück. Er ließ sich wirklich nichts von ihr gefallen. Allerdings schien diese Einstellung auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Akira knurrte schon fast. Offensichtlich hatte er unwissend ihren wunden Punkt getroffen. 'Naja, zu seiner Verteidigung... er weiß nicht, dass Akira eine Frau ist...', dachte Jakotsu und stand elegant auf. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, ihren Streit zu stoppen. Der Schwarzhaarige ging einige Schritte in die Richtung der beiden Streithähne, erkannte dann aber, dass es schon zu spät war. „Du würdest doch nur schräg in einem Frauenkimono aussehen. Und den müsstest du tragen! Im Gegensatz zu Jakotsu stünde er dir nicht im Geringsten!“ Es schien, als hätte Jakotsus enger Freund eine Grenze überschritten. Akira schrie aufgebracht „BAKA(*)!“ und traf den Kopf des Schwarzhaarigen hart mit ihrem Bogen. Der Schlag kam aus dem Nichts und selbst Jakotsu hatte den Schlag nur flüchtig sehen können. Es war auch ein Wunder, dass der hölzerne Bogen auch nicht aufgrund der Belastung zerbrochen war. Er zuckte zusammen. 'Das gibt bestimmt eine Beule...' „Ouch! Wofür war das denn?“, schrie Bankotsu ungläubig auf. Aber Akira schulterte ihren Bogen nur, verschränkte ihre Arme und lief beleidigt und ziemlich aufgebracht davon, ohne noch mal zurückzuschauen. Sie hatte in ihrer Wut sogar Jakotsu vergessen. Bankotsu hingegen rieb sich seinen schmerzenden Kopf, als könne er nicht glauben, was gerade passiert war. Normalerweise wurde der junge Söldner nie geschlagen. Und wenn doch, zahlte er das immer zurück. 'Und dieses Gezanke müssen wir die ganze Reise über ertragen... Das klingt ja wirklich toll.', seufzte Jakotsu und schüttelte ungläubig den Kopf. „Geht es dir gut, Aniki(*)?“, machte er sich bemerkbar. Immerhin war es ein ziemlich heftiger Schlag gewesen und Jakotsu war etwas besorgt um seinen Kameraden. „Ich werde ihn umbringen...“, murmelte Bankotsu gekränkt, ohne die Frage seines Freundes zu beantworten. Aber diese Aussage reichte schon als Antwort für den Älteren der Beiden: Bankotsu's Kopf würde schnell heilen, aber sein verletzter Stolz war eine andere Angelegenheit. Jakotsu seufzte erneut. Das würde in Zukunft vielleicht eine neue, aber schlechte Gewohnheit werden. 'Das kann ja heiter werden...' ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Surudo'i - Akiras Schwert, ein Erbstück ihres Vaters. Bedeutet "scharf, schnell; Gefühllosigkeit, Kaltherzigkeit" auf Japanisch Baka - japanisch für "Idiot" Aniki - Bruder Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)