Okiya von yubae (Delinquent trifft Maiko) ================================================================================ Kapitel 7: "Nimm mir das nich' weg" ----------------------------------- Wie schon erwartet tauchte Jiro am nächsten Morgen nicht in der Schule auf. Dieses Verhalten setzte sich auch die folgenden Tage fort, bis der Lehrer Mittwochs zu Sora kam und ihn bat, die Hausaufgaben dieser Woche dem Älteren zu bringen. Sora willigte ein und machte sich am Mittag auf den Weg zu Jiro. Es war eine längere Fahrt und er verstand nicht recht, warum er nicht auf eine Schule ging, die näher bei ihm lag, doch da gab es wohl Gründe. Endlich am Tor des großen Anwesens angekommen klingelte er und wenig später kam die Haushälterin, um ihm zu öffnen. „Ich würde gerne mit Jiro-san sprechen“, sagte Sora höflich und wurde folgend in den Empfangsraum geführt. „Bitte gedulden Sie sich einen Moment“, entschuldigte sich die Frau und verließ das Zimmer, um nicht viel später zurück zu kommen. „Der Erstgeborene kann Sie leider nicht in Empfang nehmen. Kann ich ihm etwas ausrichten?“ Tief verbeugte sich die Frau, ehe sie Sora abwartend ansah. „Nein... ich... ich wollte...“ Er runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. „Ich bringe ihm nur die Hausaufgaben. Entschuldigen Sie die Umstände“ Damit reichte Sora ihr den Stapel Blätter. „Vielen Dank für Ihre Mühe. Zur nächsten Woche wird der Erstgeborene sicher wieder fit sein.“ Sie sah Sora dabei nicht an, wirkte unehrlich, was dem Jüngeren nicht entging. Jiro war mit Sicherheit nicht krank... Aber warum dann das ganze? Nachdem Sora gegangen war, schrieb ihm Jiro eine Mail. »Danke für die Sachen. Tut mir leid, dass ich dich nich' sehen konnte. Bis zum Wochenende wird’s wieder okay sein. Kommste...?« »Ich wünsche dir gute Besserung. Ich hoffe, ich sehe dich bald wieder. Ich werde mit Okaa-san reden und dir dann Bescheid geben«, schrieb Sora zurück. Ja, da war noch diese Sache... er musste Haruko belügen. Doch Jiro war wirklich erleichtert über die Mail, die er erhalten hatte. »Ich freu' mich drauf... ich würd' dich eigentlich schon vorher sehen, aber... mich hat's ziemlich erwischt...« Das hatte es tatsächlich, wenn auch auf eine andere Art, als Sora nun wohl vermuten würde. »Keine Sorge. Werde erst einmal wieder gesund. Ich freue mich.« Leichte Röte überzog Soras Wangen, als er die E-Mail abschickte, doch es kam auch erst einmal keine Antwort mehr. In aller Ruhe machte er sich auf den Weg nach Hause, setzte sich an die Schulaufgaben und begann später mit den Vorbereitungen für die anderen Maikos und Geikos im Haus. Erst so viele Stunden später brachte es Jiro über sich, dem Jüngeren wieder zu antworten. »Ich bin nicht krank«, schrieb er ihm, war sich dennoch nicht sicher, ob er ihm wirklich vertrauen konnte. Aber er wollte nicht unehrlich sein. Überrascht blickte Sora auf die Worte. »Du bist nicht krank? Was ist dann los? Wolltest du mich nicht sehen?« Er schluckte leicht, senkte den Blick. Er konnte Jiro einfach nicht verstehen. Wieso war er so seltsam? »Doch, gerne. Ich hatt' überlegt dich zu sehen, aber... wollt' dich nich' beunruhigen oder so...«, antwortete der Ältere wieder. Seufzend strich er über seine Wange, die leicht geschwollen war. Nein, so konnte er Sora mit Sicherheit nicht sehen. Seine Nachricht machte es allerdings nicht besser: »Das tust du nur, wenn du mich fern hältst und mir nicht sagst, warum« Wieder dauerte es lange, bis Jiro sich überwand ihm zu schreiben. Dann aber schickte er ein Foto von seinem Gesicht mit. Das Licht war nicht gut, doch es würde reichen sich zu erklären. Es zeigte auch prompt Wirkung, denn Sora zuckte zusammen, keuchte erschrocken auf, als er die Verletzungen sah. »Was ist passiert? Wie? Warum?« »Hab' mich geprügelt«, hielt Jiro auch weiterhin diese Lüge aufrecht. Nun ja, streng gesehen war es ja nicht einmal eine Lüge... aber so wäre es am Besten. »Und warum bleibst du zu Hause?« Unsicher sah Sora auf die Mail, ehe er sie abschickte. Was sollte Jiro darauf antworten? Sollte er ehrlich sein? Sollte er überhaupt antworten? Doch er entschied sich dafür. »Nich' nur mein Gesicht hat was abbekommen. Tu mich grad 'n bisschen schwer mit Herumlaufen« Leicht biss sich Sora auf die Unterlippe. Warum machte er das auch? »Tut mir leid. Ich war unfreundlich zu dir.« »Passt.«, gab Jiro nur zurück und es herrschte wieder Stille. Eine weitere Stunde später erreichte Sora eine weitere E-Mail: »Is' nich' so, dass ich Spaß dran hab'« Sora hatte nicht mehr damit gerechnet noch was von ihm zu hören. Doch nun blinzelte er verwirrt. »Warum dann das Ganze?« Nun antwortete Jiro jedoch nicht mehr. Er ignorierte die Frage, wartete einfach ab, ob Sora weiter schreiben würde. Tatsächlich folgte eine viertel Stunde später wieder eine Mail. »Willst du mir nicht antworten?« So einfach würde Sora ihn nicht gehen lassen. Er wollte endlich mehr wissen. Der Ältere jedoch war sich nicht sicher. Er suchte nach den richtigen Worten, bis er schließlich eine Antwort verfasste. »Wenn man provoziert... bekommt man was man verdient dafür«, versuchte er es. »Wen hast du provoziert?«, hakte Sora weiter nach. »Was interessiert dich das? War halt so 'n Kerl, gegen den ich keine Chance hatte« Das war ja nicht einmal so unaufrichtig. »Ich mache mir Sorgen.«, schrieb Sora nun wieder, legte sein Handy kurz weg. Er musste sich endlich herrichte. Allzu viel Zeit hatte er nicht mehr, bis er mit den anderen los musste. Jiro lächelte leicht. Sorgen? Um ihn...? »Es is' alles okay. Mach dir keine Gedanken...« Er war einfach nicht gut darin zu sagen, was er dachte. Nicht, wenn es um solche persönlichen Gefühle ging. »Aber die mache ich mir. Du sagst immer, wann du nicht kommen wirst und dann fehlst du tatsächlich. Ich würde gerne wissen, warum du dir da immer so sicher bist.« Sora wollte ihm doch nur helfen. Wieso sah das der andere nicht? »Weil ich weiß, wann ich Unsinn mache. Und dann gibt’s eben Ärger für«, entgegnete Jiro. Er wollte ihn eigentlich nicht weiter in sein Leben lassen. Gleichzeitig sehnte er sich aber auch nach jemandem, mit dem er all seine Gedanken, seinen Frust, seine Ängste teilen konnte. Missmutig knurrte Sora leise, bekam dafür einen verwirrten Blick einer anderen Maiko. Leise entschuldigte er sich, sah wieder auf sein Handy. Jiro suchte immer Ausflüchte. »Dann hör doch auf mit dem Unsinn«. Jiro zögerte. Für Sora war das leicht zu sagen... »Dann kann ich dich nach der Schule nich' mehr begleiten. Dabei will ich Zeit mit dir verbringen... Nimm mir das nich' weg...« Er fand sich selbst schon lächerlich dabei, doch die Worte erzielten ihre Wirkung. Sora wurde rot, schluckte etwas. Er verstand das alles noch immer nicht so richtig, aber... »Tut mir leid. Ich will es dir nicht wegnehmen«, antwortete er und spürte, wie schnell sein Herz schlug. »Dann wird’s weiterhin so sein. Aber das is' in Ordnung. Ich nehm's für dich hin...« Hoffentlich verstand Sora das alles. Er war doch noch so jung und irgendwie naiv... Sora wurde nur noch röter, schloss kurz die Augen. Diese Worte machten ihn verrückte. Sie verwirrten ihn so sehr und gleichzeitig gaben sie ihm so schöne Gefühle. »Danke...« Mehr konnte er nicht schreiben. Das alles war so falsch, das wusste er. Im Sommer würde seine Ausbildung richtig beginnen und er würde dann kaum noch Zeit für Jiro haben. Wie sollte er ihm das erklären? Die folgenden Worte machten das alles auch nicht besser. »Hab' noch 'nen schönen Abend. Ich denk' an dich...« Leicht lächelte Sora, versuchte sich nun wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, was ihm aber wahnsinnig schwer fiel. Bei dem Gedanken an das nahende Wochenende war er so aufgeregt. Aber er musste erst noch mit Haruko reden. Als es Freitag wurde, trudelte endlich eine neue Mail bei Sora ein. »Wie sieht's mit morgen aus?«, fragte Jiro nach. Hoffentlich würde Sora kommen. Lächelnd blickte der Jüngere auf die Mail. »Wann soll ich da sein? Okaa-san ist einverstanden« Noch immer fühlte er sich schlecht deswegen... er hatte gesagt, er würde zu einem Klassenkameraden gehen, was zwar stimmte, aber... wüsste sie, dass es Jiro war, hätte sie wohl ganz anders reagiert. »Komm wann du willst. Schreib mir nur vorher, damit ich Bescheid weiß«, gab Jiro zurück und blickte sich um. Er musste aufräumen! Aufgeregt brachte er seine Sachen im Schrank unter, schob mit einem Arm sämtliche Sachen vom Tisch in eine Schublade und drückte sie zu. Dass einige Blätter Papier herausschauten, störte ihn nicht. Er kickte noch ein paar Dinge unters Bett, nickte dann zufrieden. So konnte es bleiben. Am Samstag war Jiro nur noch aufgeregter. Er stylte sich schon fast übertrieben lang, brachte noch einmal sein Zimmer in Ordnung und blickte dann immer wieder auf sein Handy. Sora würde bald kommen... er hätte ihn endlich bei sich. Ungestört... Bei einem weiteren Blick in den Spiegel zögerte er jedoch. Er nahm sich sein Makeup und deckte die noch immer sichtbaren Schwellungen ab. Er wollte dem Kleineren keine unnötigen Sorgen bereiten... Sora war bereits im Bus, tippte nun auf seinem Handy herum. »Bald bin ich da. Noch eine halbe Stunde etwa« Die Antwort ließ nur ein paar Sekunden auf sich warten: »♥« Mehr schrieb Jiro nicht. Es sagte wohl schon genug aus. Doch Sora würde das wohl nicht wirklich verstehen, nahm er an. Und wenn, konnte er ja noch immer umkehren. Das machte er allerdings nicht. Der Jüngere wurde nur hochrot, steckte schnell das Handy weg. Er machte ihn so verlegen mit diesen Dingen... Als der Bus endlich hielt, stieg er schon fast übereilt aus und Jiro stand ihm gegenüber. Er lächelte den Kleineren an, griff seine Hand. „Komm mit...“, sagte er sanft, führte ihn die Straße runter. „Es is' schön, dass du gekommen bist...“ Sanft strich er mit dem Daumen über Soras Handrücken. „Ich freue mich, bei dir zu sein“, antwortete Sora und sah Jiro aufmerksam an. Er hatte sich geschminkt, das war offensichtlich. Doch vorerst würde er nichts dazu sagen. Er wollte ihn ja auch nicht in Verlegenheit bringen oder ihn wütend machen. Endlich bei Jiros Zuhause angekommen, lösten sich ihre Hände und Jiro öffnete die Tür. Sie stiegen aus ihren Schuhen und der Ältere ging Sora voran zu seinem Zimmer. So groß, wie alles andere war, Jiros Zimmer war es nicht. Das überraschte Sora nun doch. Vorsichtig ging er hinein. Es war gerade mal Platz für einen Schreibtisch, ein Bett, einen Einbauschrank und einen kleinen Tisch am Boden. „Is' ein wenig eng, aber geht schon“, meinte Jiro, schloss die Tür hinter ihnen und ließ sich auf ein Sitzkissen an den niedrigen Tisch am Boden sinken. Darauf stand eine Thermoskanne mit Tee, sowie zwei Tassen. „Setz dich...“, meinte er lächelnd, deutete auf ein anderes Kissen und schenkte dann dem Jüngeren Tee ein. „Oh, es ist schon in Ordnung...“, antwortete Sora leise und verbeugte sich leicht, als er ihm einschenkte. „Danke... und... danke, dass ich zu dir kommen durfte.“ „Es is' nur Eigennutz“, gab Jiro schulterzuckend zurück. Vorsichtig griff er die Hand des Jüngeren. „Magste nich' näher herkommen?“, fragte er zögerlich und Sora nickte, rutschte näher zu ihm. „Eigennutz?“, fragte er nach, wenn auch sehr kleinlaut. „Weil ich dich bei mir wollt'“, antwortete Jiro, was dazu führte, dass Sora nur wieder rot anlief. Dass er sich plötzlich in Jiros Armen wiederfand, mache die ganze Sache nicht besser. Doch er krallte seine Finger vorsichtig in sein Oberteil, schloss die Augen. Es tat gut, so nah bei ihm zu sein. Und auch Jiro genoss die Nähe, atmete seinen Geruch ein. „Du... glaubst gar nich', was es für mich heißt, dass du hier bist...“, wisperte er. Er konnte nicht mehr sagen als das, nicht mehr tun, dabei wollte er so viel mehr. Leicht sah Sora auf, schmiegte dann aber sein Gesicht gegen Jiros Brust und lauschte seinem Herzen. Sein eigenes klopfte wieder so wahnsinnig schnell... er hatte Angst, dass Jiro es hören würde, so laut kam es ihm vor. „Wie lang... wirste bleiben?“, fragte der Ältere nach einiger Zeit, schob Sora etwas Weg und lehnte seine Stirn gegen die seines Gegenübers. Mit großen Augen blickte der Jüngere ihn an, bekam eine Gänsehaut bei der Nähe. „Ich... weiß nicht... heute Abend irgendwann... muss ich wieder zurück.“ „Okay...“ Jiro fühlte den Atem des anderen auf seinen Lippen, überwand jedoch die Entfernung nicht. Er wollte nicht weitergehen, behielt die Distanz aufrecht. „Du hast dich... wieder geschminkt...“, hörte er auf einmal die Stimme des Kleineren, fühlte dessen Hand auf seiner Wange und schmiegte sich leicht hinein. „Ich will... dich nich' beunruhigen... Es sieht besser aus, als noch vor ein paar Tagen...“ „Das tust du doch nicht. Bitte... Versteck dich nicht...“, wisperte Sora und Jiro stand langsam auf. „Ich komm gleich wieder...“ Leicht lächelte er, verließ das Zimmer und ging sich abschminken. Wenig später kam er zurück und die Blutergüsse waren nun sichtbar, wenngleich sie schon begonnen hatten abzuheilen. Er setzte sich wieder zu Sora, hielt den Blick gesenkt. „Ich will Zeit mit dir verbringen... deshalb passiert es. Aber... das is' okay.“, sagte er leise und Sora sah ihn erschrocken an. „Nein... ich... ich will nicht, dass so etwas wegen mir passiert“, entgegnete er, strich erneut über seine Wange. Diesmal war er jedoch etwas vorsichtiger, wollte ihm nicht weh tun. „Es is' meine Entscheidung. Ich will's so. Es is' schön mit dir unterwegs zu sein... Deshalb.“, gab Jiro lächelnd zurück und genoss die sanfte Berührung. „Aber... wegen mir passiert so etwas. Das möchte ich nicht...“, wiederholte Sora, doch Jiro schüttelte den Kopf. „Ich will's aber so.“, entgegnete er und lehnte seine Stirn wieder gegen die Soras. „Vertrau mir...“, raunte er ihm zu. Diese Spannung zwischen ihnen ließ ihn erschaudern. Unsicher sah der Kleinere ihn an, lehnte sich mit den Händen leicht auf Jiros Beine. „Ich vertraue dir“, antwortete er, was Jiro ein Lächeln entlockte. Sora wurde rot, als er es sah. Es war wieder jenes liebevolle Lächeln, das er sonst kaum aufbrachte. Überrascht hielt er sich an dem Älteren fest, als dieser ihn an sich zog. „Ich hab dich gern' hier“, hörte er seine Stimme an seinem Ohr. „J-ja? Wirklich?“, fragte Sora leise und blickte ihn an. „Ja, sehr...“, gab Jiro zurück, löste sich nun aber wieder. Sora fühlte sich seltsam, als diese Nähe einfach Verschwand. „Haste Hunger? Die Putze kann was bringen“, sagte der Rotblonde und Sora nickte leicht. „Ich... ein wenig. Aber nenne sie bitte nicht so. Sie ist sehr nett“, antwortete er. Leise hmpf-te Jiro auf diese Bemerkung hin, doch er widersprach nicht, stand stattdessen nur auf und ging zur Tür, an der eine Gegensprechanlage hing. Er hob ab und rieb damit in der Küche an, bestellte für Sora etwas zu essen und legte wieder auf. „Wird gleich gebracht“, verkündete er und setzte sich abermals zu Sora, um seine Hand zu halten. „Danke, willst du denn nichts?“, fragte dieser jedoch nach. „Ich schnapp' mir was von dir“, gestand Jiro nun grinsend, legte seine Arme um seine Hüfte und zog ihn eng an sich. „Sora... ich muss mit dir reden“, begann er überraschend ernst. „Verstehste... warum ich dich hier haben möcht'?“ Zögerlich nickte Sora, wenn auch unsicher und etwas verwirrt. „Ja... ich... Ich denke schon.“, wisperte er und hielt sich etwas an Jiro fest. Leicht strich ihm dieser über die Wange. „Ich hoffe, dass du es tust. Wenn dir das alles zu viel is' dann geh...“ „Ich will nicht gehen! Ich möchte hier bleiben!“, gab Sora nun energisch zurück, schlang die Arme um Jiro und vergrub sein Gesicht an seinem Hals. Leicht lächelte Jiro darauf, wollte ihm gerade etwas näher kommen, als es klopfte. Sofort löste er sich und öffnete die Tür, um das Tablett mit Essen entgegenzunehmen. Er schloss die Tür wieder und stellte das Essen auf den Tisch. „Hier... bedien dich.“ „Vielen Dank“, erwiderte Sora und begann zu essen. „Wieso sprichste eigentlich so förmlich?“, fragte Jiro nach, griff sich ebenfalls ein Paar Stäbchen und nahm sich ein wenig von dem Essen. „Das is' doch irgendwie altmodisch...“ „Es ist... mein Dialekt“, wich Sora aus. Inzwischen konnte er die Sprache der Maikos und Geikos perfekt und war auch sehr stolz darauf. „Du bist nich von hier. Warum sollteste sprechen wie alte Frauen aus Gion?“, versuchte es Jiro weiter. Er wollte nicht aufdringlich sein... Es interessierte ihn nur. „Du... musst nich' antworten, wenn's irgendwie zu persönlich is'“ „Nein, nein. Das ist schon in Ordnung“, antwortete Sora lächelnd. „Ich muss es lernen. Ich habe es Okaa-san versprochen.“ Jiro musterte ihn, nickte dann aber nur. Sora machte ein solches Geheimnis aus seinem Privatleben... Er ließ nie etwas von sich heraus. Aber was blieb dem Kleineren auch übrig? Er konnte es ihm nicht sagen, woraus sein Privatleben bestand. Irgendwie hatte er Angst vor seiner Reaktion und er wusste auch nicht, ob es ihm nicht im Weg stehen würde. Vielleicht konnte er es ihm irgendwann sagen, wenn er die Prüfung bestanden hatte und Maiko war. Nachdenklich sah er auf das Essen, wobei er eingehend beobachtet wurde. Schüchtern lächelte er Jiro zu, hielt ihm dann etwas mit den Stäbchen hin. „Willst du?“, fragte er leise und der Ältere nickte, nahm den Bissen. „Danke...“ Er sah Sora unentwegt an, beugte sich zu ihm und lehnte seine Stirn gegen die des Jüngeren. Schüchtern senkte dieser den Blick, konnte ihm einfach nicht standhalten. Er legte vorsichtig eine Hand auf Jiros Schenkel, strich leicht darüber. Das brachte Jiro allerdings wieder dazu sich zu lösen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Sora leise nach. „Ja... alles okay. Nur schwer, wenn du hier bist und...“ Jiro seufzte tief, griff wieder Soras Hand und strich sie entlang. „Warum? Was ist los?“, fragte dieser weiter. „Ich will dich halten... ich... ich weiß aber nich' mal, warum du hier bist...“ Überrascht sah Sora ihn an. „Warum solltest du nicht?“, fragte er und lächelte schüchtern. „Ich bin hier, weil ich bei dir-“ Doch er kam nicht weiter, denn Jiro überwand sich nun endlich, zog den Kleineren auf seinen Schoß und küsste ihn zärtlich. Seine Finger krallten sich leicht in den Stoff seines Oberteils, eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Doch Sora ging es nicht anders. Im ersten Moment war er verwirrt, wusste nicht wirklich, was da passierte. Dann aber schloss er die Augen, schmiegte sich mehr an Jiro und spielte an seinem Hemdkragen herum. Es dauerte nicht lange, bis Jiro abermals den Rückzug antrat. „Es tut mir leid... Du... du kannst gehen... wenn du nich' mehr hier sein willst“, murmelte er und wandte sich ein wenig ab. „Nein, schicke mich bitte nicht weg. Ich will nicht gehen. Ich will bei dir bleiben!“, antwortete Sora sofort, hielt seine Hände fest. Überrascht blickte Jiro ihn an, lächelte dann leicht. „Ich schick dich nich' weg. Ich sag' nur, dass du gehen kannst, wenn du willst“ „Das will ich aber nicht. Ich möchte bleiben!“ Ernst sah er dem Älteren in die Augen, was diesen doch etwas erleichterte. „Dann bleib...“, sagte er sanft und legte seine Arme wieder um Sora. „Danke...“, flüsterte er ihm ins Ohr. Sora erschauderte etwas, wurde rot. „Ich weiß gar nicht so richtig, was ich machen soll“, nuschelte er, „ich meine... ich... ich habe so etwas noch nie gemacht“ Das brachte Jiro nun doch etwas zum Lachen. „Du kannst gar nichts falsch machen. Keine Sorge. Sei einfach du selbst“, erwiderte er und legte eine Hand auf Soras Wange, ehe er einen Finger über seine Lippen gleiten ließ. „Darf ich?“, fragte er nach und Sora nickte vorsichtig. Liebevoll küsste Jiro ihn erneut, genoss diese Innigkeit zwischen ihnen. Es war alles nicht viel, was sie machten, doch gab es ihm so schöne Gefühle. Sora war wahnsinnig aufgeregt. Seine Hände zitterten etwas und er musste sich konzentrieren, um ruhig zu bleiben. Merklich wurde er jedoch ruhiger und entspannte sich etwas in Jiros Armen. Dennoch schlug ihm sein Herz auch weiterhin bis zum Hals. Als sie sich lösten, schmiegte Sora seinen Kopf gegen Jiros Brust und genoss das Streicheln des Größeren. Er war so zärtlich. So hätte er ihn nie eingeschätzt, wo er doch ständig trank und sich mit anderen schlug. Unsicher sah er auf, küsste ihn nun von sich aus, wenn auch sehr unsicher. Denn kurz darauf löste er sich schon wieder. „Nich' so schüchtern“ „Es ist mir... so völlig neu“, wisperte Sora etwas hilflos, erwiderte jedoch den Kuss, den Jiro wieder aufnahm. Er fühlte seine Zunge, öffnete den Mund einen Spalt und überließ dem Älteren alle Führung, die jedoch nicht von langer Dauer war. Dieses Gefühl war für ihn so intensiv. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte Sora nach, doch Jiro schüttelte nur den Kopf. „Haste nich'. Hast alles richtig gemacht. Fast zu richtig“, gab er zurück, wurde etwas rot und räusperte sich. Sora verstand nicht wirklich was er meinte, blickte ihn fragend an, was nur zu einem kurzen Auflachen von Jiro führte. Er tätschelte dem Kleineren sanft den Kopf, erklärte sich aber nicht weiter. Sora zog eine leichte Schnute. Warum lachte Jiro? Er fühlte einen Kuss an seiner Stirn, lehnte sich nun einfach gegen ihn und beschloss, nicht weiter nachzufragen. Jiro betrachtete ihn aufmerksam, strich ihm immer wieder über den Kopf. Es gab so viele Dinge an Sora, die er nicht verstand. Warum passte er so auf, dass er nicht braun wurde? Warum war ihm das nicht einfach egal? Warum hatte er sich diese Sprache angeeignet? Wieso erzählte er einfach gar nichts über sich? Irgendwie musste er das alles noch aus ihm herausbekommen. Doch auch Sora ging es nicht anders. Jiro war anderen gegenüber so frech und ruppig... Er war ungehalten, fast aggressiv... und dann wieder so aufmerksam und fürsorglich. Das alles passte irgendwie nicht recht für ihn zusammen. Und dann war da noch dieses riesige Haus... und dieses kleine Zimmer, das Jiro sein Eigen nannte. Hier wäre doch sicher viel mehr platz. Warum also? Und was wollte er eigentlich von diesen „Freunden“, die er hatte? Er hatte bei den Treffen nicht sonderlich interessiert an ihnen gewirkt, teilweise eher genervt... Leise seufzte er. Er traute sich nicht recht zu fragen, aber sonst würde er wohl nie etwas erfahren. „Deine Familie... wie... wie ist die so?“, überwand sich Sora nach einiger Zeit. Jiro runzelte die Stirn, sah ihn misstrauisch an. Wieso fragte er so etwas? „Na ja, altmodisch...“, meinte er. „Vater ist recht streng...“ Das klang schon irgendwie lächerlich, wenn man bedachte, was Jiro so in seiner Freizeit trieb und wie er aussah, mit den gefärbten Haaren. Sora verwirrte das sichtlich. Jiro machte was er wollte und dann sprach er von Strenge? Doch er hielt sich nun erst einmal nicht daran auf. „Und deine Mutter?“, fragte er stattdessen weiter und legte vorsichtig einen Arm um Jiro. „Sie's nich' ganz so drauf. Aber früher war sie doch manchmal streng. Ich seh' sie aber ohnehin kaum. Ihr Zimmer is' in 'nem anderen Teil des Hauses. Vater seh' ich häufiger“ Verdutzt sah Sora ihn an. „In einem anderen Teil...?“ Er runzelte die Stirn, setzte sich mehr auf. „Warum... ist ihr Zimmer in einem anderen Teil des Hauses?“ Lebten seine Eltern nicht zusammen? Es war verständlich, dass man sich nicht so häufig sah, wenn das Gebäude so groß war, aber diese Aussage verwirrte ihn. „Auf diesem Flur sind nur meine Brüder, mein Vater und ich. Meine Schwestern und meine Mutter sind auf der anderen Seite des Hauses.“, erklärte Jiro. „Meine Großeltern wohnen zwar auch hier, aber im Südgebäude, nicht auf den Fluren hier.“ „W-was? Aber... schlafen deine Eltern nicht zusammen? Also... ich... ich meine in einem Bett?“ Etwas überfordert sah Sora ihn an, verstand er diese Art der Familienkonstellation doch nicht wirklich. Seine Eltern hatten ein gemeinsames Zimmer und ein gemeinsames Bett. „Nein, sie sind da nun mal etwas altmodisch. Sie interessieren sich auch nich' füreinander, denk' ich. Vaters Geliebte wohnt aber auch auf dem Frauenflur.“, antwortete Jiro und verzog die Lippen zu einem verbissenen Grinsen. Erschrocken blickte Sora zu ihm auf und er verstand mit einem Mal, warum Jiro so war, wie er war. Es wunderte ihn auch nicht wirklich bei einer solchen Familie. Der Vater als Oberhaupt mit einer Ehefrau, die nicht mehr war als das und einer Geliebten, die im gleichen Haus wohnte. Es musste schlimm für ihn sein... „Schau nich' so. So is' er nun mal“, gab Jiro gelassen zurück und sah zur Seite. „Meine Großeltern wurden einander versprochen, bei meinen Eltern war's genauso... Meine Mutter hat das Haus bezogen und war kurz drauf schwanger, wie sichs gehört. Nach mir kamen meine Schwestern, dann meine zwei Brüder. Man sieht sich nich' so häufig. Essen gibt’s auch getrennt. Nur zu Familienfeiern oder so sind mal alle zusammen.“ Betroffen senkte Sora nach dieser Ausführung den Blick. Das war etwas, was er sich niemals vorstellen konnte und auch wollte. Seine Eltern waren glücklich miteinander und der Gedanke daran, dass es bei Jiros Eltern nicht so war und seine Mutter lediglich dafür gedient hatte, um Kinder in die Welt zu setzen, machte ihn irgendwie traurig. „Tut mir leid“ „Ach was, braucht's nich'. Kenn's ja nich' anders...“, gab Jiro zurück und zuckte mit den Schultern. Er tat das alles ab, als würde es ihn nicht interessieren, doch tatsächlich belastete es ihn sehr. Er würde all diesen Reichtum, den er hatte, darum geben, ein liebendes Elternhaus zu haben. Doch weder seine Eltern liebten sich, noch schien es so, als würden ihnen ihre Kinder irgendwas bedeuten. Gerade wollte er noch etwas sagen, doch da klopfte es schon zaghaft und die Tür öffnete sich. „Tut mir leid... wenn ich störe“, sagte der Junge, der in der Tür stand. Er war schmächtig und wesentlich blasser als Jiro. Auf der Nase trug er eine Brille und die Haare waren artig kurz geschoren. Dennoch sah man die Ähnlichkeit der Brüder. Dass sie jedoch sonst kaum Gemeinsamkeiten hatten, wurde offensichtlich, als Jiros Bruder, Kenji, rot anlief. „Aniki... kannst du mir... bei den Hausaufgaben helfen? Wenn... wenn du Zeit hast?“ Jiro lächelte liebevoll und nickte. „Ich komm' gleich zu dir. Mach' inzwischen was anderes, ja?“ „Vielen Dank...“ Der Junge verbeugte sich etwas, verließ dann wieder das Zimmer. „Er spricht so vorbildlich und höflich, obwohl er viel jünger ist“, stellte Sora schmunzelnd fest. Jiro lachte leise. Es wunderte ihn immer wieder, dass seine Geschwister so viel besser erzogen waren, als er selbst. „Du kannst gerne zu ihm gehen. Ich warte einfach hier“ Leicht nickte der Ältere. „Danke, bin gleich wieder da“ Er strich Sora noch einmal über die Wange, verließ dann das Zimmer, um zu seinem Bruder zu gehen. Es zog sich etwas hin, bis Jiro wiederkam. Indessen setzte sich Sora auf das weiche Bett und wartete, sah sich um. Der Raum war nicht sehr groß, noch dazu etwas voll gestellt, aber er war gemütlich und hatte eine warme Ausstrahlung. Leicht lächelte er über diesen Gedanken, sah auf, als sich die Tür wieder öffnete. Jiro trat ein und strich sich fast schon schüchtern durchs Haar. „Er ist so lieb...“, murmelte er, wurde ein wenig rot. Sora nickte etwas. Jiro lag so viel an dem Kleinen, das war offensichtlich. Doch es schien so, als wäre es ihm peinlich. „Wie sieht's bei dir daheim aus?“, fragte er deshalb wohl schnell nach, wollte von sich ablenken. „Bei mir...?“ Sora sah ihn etwas verwirrt an, dachte dann nach. Sollte er von seinem Elternhaus erzählen oder doch lieber von dem Zuhause in Gion? „Es ist ein normales Einfamilienhaus... und... ja... meine Eltern haben ein Schlafzimmer und ich habe ein Zimmer. Es gibt noch ein Büro und ein Wohnzimmer... Das Haus ist nicht besonders groß, aber es ist sehr gemütlich“, berichtete er dann von dem Haus in seiner Heimatstadt. „Das klingt sehr schön...“, antwortete Jiro und ließ sich neben Sora sinken, nahm abermals seine Hand. Sora sah darauf, rutschte mehr zu dem Älteren und spürte ein paar Küsse an seinem Hals, ehe er Jiros Stimme hörte. „Niemand sonst darf von uns wissen. Bei meinen Geschwistern is' es okay, aber Vater würde durchdrehen... Immerhin bin ich schon verlobt... da kann ich doch nich'... und dann noch mit 'nem Kerl. Blah, blah, blah...“ Diese Worte trafen Sora ziemlich unvorbereitet wie ein Schlag ins Gesicht. „Du bist verlobt?“, fragte er sofort nach, „Warum hast du mir nichts davon gesagt?!“ Irgendwie tat es ihm weh. „Ich... hielt's nich' für wichtig.“, gab Jiro schulterzuckend zurück. „Die Olle bedeutet mir eh nichts.“ „Aber... was ist mit ihr? Was ist, wenn sie Gefühle für dich hat?“, murmelte Sora unsicher. „Sie kennt mich doch gar nich'. Wir haben uns erst einmal gesehen und das is' Jahre her! Ich weiß nich' mal, wie sie nun aussieht. Damals war sie nich' sonderlich hübsch. Na ja, also ich kann das auch nich' wirklich einschätzen, aber...“ „Magst du denn... keine Mädchen?“, traute sich Sora nun doch zu fragen. „Nein, natürlich nich'. Was soll ich mit 'nem Mädchen?“ Jiro schüttelte den Kopf und lachte. „Sonst hätt' ich dich nich' bei mir...“ Sora wurde etwas rot und setzte sich besser hin. Auf einmal schossen ihm tausend Fragen durch den Kopf. „Ich... darf... ich dich... Dinge fragen?“ Jiro lächelte sanft, nickte etwas. „Natürlich, frag nur...“ „Ich... habe keine Erfahrung... in nichts. Und ich will wissen, wie das ist“, hauchte der Kleinere und traute sich nun nicht mehr den anderen anzusehen. Das war so peinlich. „Schon okay, jeder fängt ohne Erfahrung an.“, gab Jiro zurück, strich über seine Hand. „Was genau willste denn wissen?“ Sora schluckte und atmete tief durch. „Alles... der... der Sex, wie ist das?“, nuschelte er schüchtern. „Wie? Meinst du, wie das funktioniert?“, fragend blickte Jiro ihn an, nickte dann aber verständnisvoll. Sanft legte er eine Hand auf Soras Rückseite, was diesen leise auffiepen ließ. „Hier steckt man ihn rein“, erklärte er und schmunzelte. „Ich kann dir leider nich' sagen, wie's is', wenn man unten liegt. Ich lass da niemanden dran.“ „Aber... das... das geht doch nicht...“, widersprach der Kleinere leise, was Jiro nur noch dazu anstachelte, ihn ein wenig zu ärgern. Er beugte sich zu Sora, legte seine Lippen sanft an sein Ohr. „Und es fühlt sich wahnsinnig gut an... Vielleicht kommste irgendwann in den Genuss es zu probieren?“ Ein Schaudern ging durch Soras Körper und er biss sich auf die Unterlippe. „Da... da ist es dreckig“, entgegnete er nur. „Kumochan...“, begann Jiro daraufhin leise. „Man wäscht sich. Dann ist's ziemlich sauber.“ Sanft strich er dem Kleineren über die Wange. „W-waschen? Wie denn?“, fragte dieser leise weiter, schmiegte sich in seine Hand. „Mit Wasser, Dummchen. Dann fühlt sich das auch echt gut an. Zumindest haben das die gesagt, mit denen ich Sex hatte.“ „Mit Wasser... uhm... ja. D-du... hattest schon Sex? Mit... Männern?“ Sora sah ihn an, bekam eine leichte Gänsehaut. „Ja, klar. Mit ein paar schon. Ist nich' wirklich was Besonderes. Bin ja älter als du. Ich denk' in meinem Alter ist's normal.“ „Uhm... ja, wahrscheinlich.“ Auf einmal fühlte sich Sora wie ein Verlierer. Jiro hatte so viel Erfahrung und er selbst... er hatte gar keine Ahnung wie das alles so ablief. „Möchteste noch etwas wissen?“, fragte Jiro nach. „Ich kann's dir natürlich auch zeigen... wie manches funktioniert.“ Leicht grinste er und Sora blickte ihn nur verwirrt an. „Was meinst du?“, entgegnete Sora. Er wollte nicht neugierig sein, aber all das interessierte ihn. Jiro lachte auf, strich über seine Seite, dann zu seinen Beinen. Ihm war bewusst in was für eine Lage er sich brachte, doch er wollte ihn ein wenig ärgern. Mit roten Wangen blickte Sora auf die Hand, die auf seinen Beinen lag und sah mit roten Wangen auf. Er mochte dieses Gefühl, das Jiro bei ihm auslöste. Deshalb wehrte er ihn auch nicht ab, als Jiros Finger unter sein Shirt glitten und seine Haut berührten. Er spürte nur, wie sich von dort aus Wärme durch seinen Körper zog. Leicht krallte er sich an den Größeren, wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. „J-jiro...“, wisperte er leise, atmete hörbar ein. Er fühlte den Blick des Älteren auf sich, ließ sich dann unsicher nach hinten drücken. Mit roten Wangen sah er auf, erschauderte, als sich Jiro über ihn kniete. Er fühlte seine Lippen auf den eigenen, erwiderte den Kuss sofort, strich vorsichtig durch das lange Haar des anderen. Er mochte es irgendwie... Doch der Kuss wurde schnell wieder unterbrochen. „So ungefähr läuft's ab... zumindest am Anfang“, meinte Jiro mit einem Grinsen. „Was danach kommt... hab' ich dir ja schon gesagt.“ Sora nickte etwas, griff leicht nach Jiros Armen, strich sie entlang. Er war ihm so nah... Unsicher ließ sich Jiro etwas näher ziehen, spürte seine Wärme. Er legte seine Hände auf seine Brust, strich darüber und bemerkte, wie jung der andere körperlich noch war. Drei Jahre machten nun mal viel aus. Mit sechzehn hatte er selbst ja auch noch anders ausgesehen. Sanft küsste er ihn wieder, was Sora sofort erwiderte. Doch hier stoppte er wieder, wollte nicht zu weit gehen. Er ging von ihm runter, doch sein Herz klopfte wie verrückt. Soras Blicke und Reaktionen... er mochte es sehr. Doch die folgende Stille war so erdrückend. Er wandte sich ein wenig ab, wusste nicht recht, was er sagen oder tun sollte. Sora fasste das jedoch falsch auf, hatte Angst, dass er wütend war. „Ich... soll... ich gehen?“, fragte er leise. „W-was? Nein... Ich... bleib, bitte.“, antwortete der Ältere sofort. „Du bist... so komisch“, versuchte es Sora weiter. Immerhin schien Jiro ganz verändert. „Mir ist's nur peinlich. Du bist bloß ein graues Mäuschen... und trotzdem...“ Der Ältere hob seine Hand, legte sie auf Soras Wange. „Trotzdem löste so viel in mir aus...“ Auch wenn diesem die Bezeichnung nicht wirklich gefiel, die Worte darauf umso mehr. Er wurde rot, lehnte sich wieder leicht an Jiro, der ihn erneut sanft küsste. „Bleib.“, wisperte er und zog den Kleineren auf seinen Schoß. Leicht nickte dieser, schmiegte sich an Jiro. Diese Veränderung der Dinge... Sora hätte nie gedacht, dass so etwas passieren würde. Dass er hier mit Jiro sitzen würde und in seinen Armen liegen. Doch nicht nur ihm machte diese Veränderung Sorgen. Auch Jiro wusste nicht recht, wie er damit umgehen sollte. „Deine Eltern... sie sind sicher nich' begeistert, wenn sie wissen, dass...“ Soras Mutter hatte ja ohnehin anscheinend schon was gegen ihn. Und würde sie herausfinden, dass Sora bei ihm war und sie sich so nahe kommen. „Es ist mir egal. Ich mag dich. Und das ist mir das Wichtigste“, antwortete der Kleinere ehrlich. Und wenn er Haruko dafür ständig anlügen musste, das wäre ihm egal. „Danke...“, antwortete Jiro leise, betrachtete ihm und strich Sora durch das kurze Haar, das jedoch ein wenig gewachsen war. Bald würde er es wohl abschneiden müssen, wenn er keine Probleme mit der Schule bekommen wollte. „Frag mich wie du aussehen würdest, wenn deine Haare noch länger wären“, meinte er nachdenklich. „Eh...?“ Sora blinzelte verwirrt, lächelte dann aber. Er wollte bei ihm bleiben. Es störte ihn zwar, dass er eine Verlobte hatte, doch wenn Jiro die Wahrheit sagte und er nicht an ihr interessiert war... Eigentlich sollte er sich schlecht fühlen, weil er einen Jungen mochte, aber bei Jiro ging es einfach nicht anders. „Wird sich... was ändern...? Zwischen uns mein' ich. Wenn du wieder nach Hause gegangen bist... Wird's morgen anders sein?“, fragte Jiro leise nach, legte seine Hände an Soras Wangen. Dieser schüttelte verwirrt den Kopf. „Nein... natürlich nicht. Wieso fragst du so etwas?“ „ah...“, machte Jiro nur, senkte den Blick etwas. Natürlich. Was hatte er auch gehofft? Dass zwischen ihm und Sora nun mehr war? So etwas Absurdes... Dennoch lächelte er. „Da bin ich froh“ Doch Sora spürte, dass er nicht ganz so froh war. „Du... du meinst etwas anderes, oder? Bitte... was meinst du. Sag es mir.“ Vorsichtig griff er seine Hand, drückte sie leicht. „Is' schon okay so...“, gab Jiro kopfschüttelnd zurück und vergrub sein Gesicht an seinem Hals. „Dann lass es mich genießen... mit dir... bevor's wieder so wird wie immer...“ „Nein... Jiro-san... es... war mein Fehler. Ich habe es missverstanden“, entgegnete Sora und strich durch Jiros Haar. „Natürlich wird es nicht sein wie vorher.“ „Is' das wirklich okay für dich? Ich mein', du hast doch keine Erfahrung und weißt nichts von all diesen Dingen“, meinte Jiro leise, löste sich ein wenig und sah dem kleineren in die Augen. „Vielleicht sollteste dir lieber 'n nettes Mädchen suchen... Und nich' 'nen Kerl wie mich“ „Ich will kein Mädchen. Ich... will... dich und es ist in Ordnung für mich, dass du... so bist. Es ist schön mit dir“, wisperte Sora kleinlaut. Leicht erschauderte der Ältere bei den Worten und wurde etwas rot. „Das freut mich... ich hab' mir schon Sorgen gemacht, dass ich... dich zu sehr bedräng' oder so...“ „Das tust du nicht. Du bedrängst mich nicht.“ Jiro lächelte, küsste ihn wieder sanft, was dem Kleineren ein leises Seufzen entlockte. All diese Gefühle waren so viel für ihn. Doch er war unsicher, ob er alles richtig machte. Jiro allerdings war gerade diese Unsicherheit sehr sympathisch. Es fühlte sich gut an, dieses Zögern, dieses Scham. Sanft kraulte er Soras Nacken, woraufhin dieser seine Finger etwas in Jiros Hemd krallte, ein wenig daran zog, wenn auch eher unbewusst. Am liebsten wäre Jiro nun weiter gegangen, doch sie hatten sich eine unsichtbare Grenze gesetzt. Er durfte nicht weitergehen... Aber ausreizen konnte er diese Grenze doch ein wenig. Vorsichtig schob er seine Hände unter das Shirt des Kleineren, strich zu seiner Brust hoch und genoss die weiche Haut. Als er wie aus Versehen eine Brustwarze streifte, entwich Sora ein leises Wimmern, krallte sich noch mehr an Jiro und löste sich von seinen Lippen. Mit roten Wangen sah er den Älteren an, der eine Gänsehaut bei dem Blick bekam. Und diese Laute... Doch er zog seine Hände zurück. Bis hier hin und nicht weiter. Leicht lächelte er, küsste Soras Stirn. „Du bist echt niedlich irgendwie“, wisperte er, woraufhin Sora nur den Kopf schüttelte, sein Gesicht an seiner Brust versteckte. Zu gerne hätten die beiden noch mehr Zeit miteinander verbracht, doch Jiros Blick fiel auf eine Uhr. „Es wird langsam spät...“, meinte er leise. „Ja... ich weiß. Ich muss gehen, aber... Ich will nicht...“, entgegnete Sora und blickte zu Jiro auf. „Ich hätt' dich auch gern' noch länger hier“ Sora nickte, rutschte aber nun von seinem Schoß. Er hatte heute Abend noch so viel zu tun. Schminkunterricht, Fächertanz, die anderen zur Arbeit begleiten... „Ich begleit' dich noch zur Haltestelle, okay?“ „Danke, Jiro-san...“ Leise lachte der Ältere. „Nich' so förmlich. Jiro reicht völlig“, sagte er lächelnd. Sora errötete etwas und nickte. „Danke Jiro...“, wiederholte er. Als sie an der Haltestelle standen und der Bus kam, küsste Jiro sanft Soras Wange. „Es war sehr schön mit dir... pass' auf dich auf...“ Damit wandte er sich ab und machte sich auf den Heimweg, während Sora in den Bus stieg, Jiro noch aus dem Fenster zuwinkte. „Bis Montag... Jiro...“, wisperte er zu sich selbst. Dieser Tag hatte so plötzlich so vieles verändert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)