Okiya von yubae (Delinquent trifft Maiko) ================================================================================ Kapitel 12: "Sag nicht immer solche Dinge!" (Zensierte Version) --------------------------------------------------------------- Die nächsten zwei Tage kam Jiro in die Schule, doch statt beim Unterricht aufzupassen, las er die ganze Zeit weiter in einem Buch herum. Den gestrigen Tag hatte er sich nicht einmal auf dem Dach blicken lassen, da er die ganze Zeit in der Bibliothek verbracht hatte, was Sora jedoch eher amüsiert hatte, als wirklich gestört. Als der Ältere heute aber zu ihm kam und sich mit schuldbewusstem Blick neben ihn setzte, lächelte er nur. „Tut mir leid, dass ich gestern nich' da war... Ich...“ Jiro fragte sich, warum er sich nun rechtfertigte. Das hatte er doch auch sonst nie getan. Aber irgendwie fühlte er sich Sora gegenüber schuldig. „Mir is' was dazwischengekommen“ „Ist schon in Ordnung...“, erwiderte Sora und reichte ihm sein Bento. Es war das erste Mal, dass er Jiro derart vertieft in etwas sah. Sonst wirkte er bei allem immer recht gleichgültig, wenn nicht sogar gelangweilt. Überrascht sah er auf, als er Jiros Hand auf seiner Wange spürte, wurde beim darauf folgenden Kuss etwas rot. „Ich werd' dich heut' wieder nach Gion begleiten. Muss noch was... besorgen. Vielleicht kannste mir helfen? Ich such' 'nen Schmuckladen... oder sowas. Wo's traditionelle Sachen gibt. Was Ordentliches. Nich' so'n Touristenscheiß“, begann Jiro langsam. „Aus... echtem Gold oder Silber. Halt was Anständiges“ Leicht runzelte Sora die Stirn, nickte dann aber. „Oh... ja... ich denke, ich kann dir da helfen“ Warum wollte Jiro dahin? Das war komisch... aber das Interesse, das er nun an der Geiko-Gesellschaft zeigte, hielt ihn zumindest davon ab, irgendwelche dummen Sachen zu tun. Ihm war sehr wohl aufgefallen, dass er wohl seitdem nicht mehr trinken gewesen war und das erleichterte ihn. Nachdenklich stocherte Jiro in seinem Essen herum, schob sich immer wieder ein paar Bissen in den Mund. „Ich würd' gern mehr Zeit mit dir verbringen... Kannste nich' mal wieder am Wochenende?“, fragte er vorsichtig nach. Er wusste, Soras Mutter schien noch immer schlecht auf ihn zu sprechen. Sora ging kurz in Gedanken seinen Terminplan durch, sah Jiro dann lächelnd an. „Ja, ich habe mittags Zeit, wenn das in Ordnung ist“ „Ja... ja, natürlich. Das is' voll okay!“, erwiderte der Größere sofort, aß sein Bento leer und packte die Box zusammen. Sonst war er immer gleich nach dem Essen aufgestanden, doch heute blieb er zum ersten Mal länger bei Sora. Vorsichtig zog er ihn an sich, legte von hinten seine Arme um ihn und stützte seinen Kopf auf seiner Schulter ab. Eigentlich hatte Sora die Bentoboxen einpacken wollen, doch schon fand er sich in Jiros Armen wieder. Er fühlte seine Lippen an seinem Ohr, seinen warmen Atem daran. „Es is' schön mir dir...“, raunte ihm Jiro zu. Ein Schaudern ging durch Soras Körper und er presste sich leicht an den Älteren, sagte jedoch nichts. Plötzlich fühlte er Finger, die sein Hemd aus seiner Hose wühlten, ehe sie darunter glitten. Er bekam eine Gänsehaut, entspannte sich jedoch und schloss die Augen etwas. Jiros Berührungen waren immer so vorsichtig... Zärtlich glitten Jiros Lippen über Soras Nacken. Er küsste die weiche Haut entlang, knabberte vorsichtig daran, worauf Sora seinen Kopf etwas nach vorne neigte, um ihm mehr Platz zu lassen. Kurz glitt der Blick des Älteren zur Tür. Hier war noch nie jemand hoch gekommen, seit sie hier jeden Tag gemeinsam verbrachten... Ob Sora es überhaupt zulassen würde? Doch er wollte es ausprobieren. Seine Finger auf seinem Bauch wanderten höher, strichen über seine Brustwarzen, kniffen leicht hinein. „Ich kann das Wochenende kaum erwarten...“, wisperte er ihm ins Ohr. Leicht zuckte Sora zusammen, griff nach Jiros Händen, als ihm klar wurde, was er vorhatte. „N-nicht... wenn jemand kommt...“, wehrte er ihn ein wenig kläglich ab, sah mit roten Wangen zu ihm auf. „Hier is' nie jemand außer uns hochgekommen...“, erwiderte Jiro sofort, löste seine Hände von Soras und berührte ihn weiter. „Vertrau mir... Ich würd's nich' zulassen, dass dich jemand so sieht...“ Langsam nickte Sora, zog krallte sich etwas in Jiros Ärmel, als er abermals seine Finger an seinem Bauch spürte, die leicht darüberkratzten. Immer tiefer wanderten seine Hände, öffneten die Hose des Jüngeren. Etwas aufgeregt war Sora schon, aber Jiros Finger zu spüren, fühlte sich immer so gut an. „Mir... ist warm...“, wisperte er, was Jiro schmunzeln ließ. Er zog seine Hand zurück, zog ihm die Jacke aus, die er trug und knöpfte sein Hemd auf. „Besser?“, fragte er leise, ehe er wieder in seine Hose glitt. Sora runzelte die Stirn, nickte jedoch leicht. Doch dieser löste sich abermals von ihm, zog seine eigene Jacke aus und legte sie hinter Sora auf den Boden, drückte den Jüngeren dann vorsichtig darauf. Dass die Jacke nun schmutzig werden würde, störte ihn nicht. Hauptsache Sora musste nicht selbst auf dem schmutzigen Boden liegen. Leicht setzte sich Sora auf, wollte widersprechen, doch Jiro schüttelte den Kopf, drückte ihn zurück. „Entspann dich, Kumochan...“, raunte er ihm zu und kniete sich zwischen seine Beine. Ein kühler Wind strich über Soras nackten Oberkörper, als der letzte Knopf seines Hemdes geöffnet wurde und seine Brust und seinen Bauch freigab. Er blickte mit glasigen Augen zu Jiro auf, atmete schwerer und keuchte leise. Alles war so heiß... diese Hitze breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Dieser Blick, den Jiro ihm schenkte, machte das alles nicht besser. Er schämte sich, so entblößt vor ihm zu liegen, doch gleichzeitig fühlte es sich so gut an... Soras Finger krallten sich tief in Jiros Rücken, ehe er in sich zusammensank. „Siehste? Niemand is' gekommen... außer dir natürlich“, meinte Jiro schmunzelnd, knöpfte Sora das Hemd zu. „Kscht“, machte der Jüngere, gab ihm einem Klaps. „Sag so etwas nicht“, murrte er, ließ sich aber brav anziehen. „Warum nich'? Ich mag's wie du stöhnst... wie du zuckst, wenn du kommst... Ich kann mir kaum vorstellen, wie sich's anfühlt, wenn ich...“ Jiro beugte sich zu Soras Ohr, knabberte daran, „mit dir schlafe... du bist sicher so heiß und eng, dass es sich anfühlt, als würd's in dir brennen...“ Grinsend wuschelte er Sora durchs Haar, nahm seine Sachen und tat so als wäre nichts gewesen. „Ich geh dann mal“, sagte er und zog dem noch immer etwas perplexen Sora an der Wange. Doch in diesem Moment reagierte er wider, schlug nach Jiro und zog ihm am Ärmel. Was er sich immer herausnahm! „Sag nicht immer solche Dinge! Das ist peinlich!“, wehrte er sich und spürte Hitze in seinem Gesicht. Jiro jedoch lachte nur, wandte sich ab und ging vom Dach, ließ Sora zurück, der ebenfalls schnell seine Sachen nahm und dabei versuchte seinen Puls wieder herunterzufahren. Danach machte er sich auf den Weg zum Tee-Club, kam dort nur mit Mühe auf andere Gedanken. Indessen ging Jiro aufs Feld. Doch seine Verfassung war nicht gut. Er bekam kaum den Ball, traf nicht einmal das Tor. Als er Sora gegen Ende am Zaun sah, versuchte er sich etwas mehr zu bemühen, doch es wurde nichts, was den Jüngeren ein wenig besorgte. Doch er sagte nichts, blickte nur unter dem Schirm hervor zu ihm. Als das Spiel zu Ende war, trank der Ältere ein paar Schluck, strich sich über den Oberkörper. Er krallte seine Finger etwas in seine Brust, atmete tief durch, doch fiel es ihm schwer. Besorgt beobachtete Sora das und blickte ihm nach, als er zu den Duschen ging. Was hatte er...? Vorhin schien doch noch alles okay... Oder hatte er ihm da nur wieder etwas vorgespielt? Leicht biss er sich auf die Lippen. Als Jiro endlich wiederkam, musterte dieser den Jüngeren, sah ihn stirnrunzelnd an. „Was is' los?“, fragte er nach. Immerhin schien der andere fast weggetreten. Vorsichtig legte er eine Hand auf seine Schulter. „Is' was passiert?“ „Es... war wegen mir, oder?“, fragte Sora nun leise nach und deutete auf seine Brust. „Ich will doch nicht, dass dir irgendwas passiert...“ Jiro winkte ab, nahm ihn an der Hand und ging mit Sora zur Bushaltestelle. „Denk nich' drüber nach. Ich hab' mir nur was gezerrt“, log er. „Ich hoff' es is' nich' schlimm, wenn du mit mir gesehen wirst... Ich mein' wegen deinen Eltern...“ Jiros Antwort verärgerte ihn. Er log ihn an, das wusste er. „Meine Mutter Arbeitet jetzt. Und der Laden ist nicht in Gion, sondern in einem anderen Viertel. Von daher ist das in Ordnung.“ Sora hatte bewusst einen anderen Laden gewählt. Natürlich waren die Sachen in Gion ebenso wunderschön, doch kannte man ihn dort. Deshalb wäre Miyagawacho* die bessere Wahl. Leicht presste Jiro die Lippen zusammen. Er war sauer auf ihn, das merkte er. Als sie im Bus saßen, griff er vorsichtig seine Hand, drückte sie etwas. „Ich will nich'... dass du bei dir die Schuld suchst. Es is' meine Entscheidung. Du hast damit nichts zu tun, Kumochan...“, sagte er sanft. „Ich will nich', dass du dir deshalb Sorgen machst. Ich bin selbst für verantwortlich“ Leise seufzte der Jüngere, schüttelte den Kopf. „Ich... ich bin der Grund dafür, dass so etwas passiert. Glaubst du das weiß ich nicht? Ich will das nicht... ich...“ Hilflos sah er zu ihm auf. Er wollte nur, dass Jiro keine Probleme hatte. „Is' schon vorher passiert. Auch an der anderen Schule. Weil ich keine Lust hatte mit... wenn... ich...“ Er brach ab. Wie sollte Jiro das formulieren, ohne genau zu sagen, woher die Wunden jedes Mal stammten? „Wenn ich... mich herumgetrieben habe. Da... passiert sowas halt“, versuchte er es. „Das hat nix mit dir zu tun. Ich würd's auch abbekommen, wenn du nich' wärst. Immerhin würd' ich mich trotzdem rumtreiben und Unsinn machen“ Unsicher sah Sora ihn an. Er bemerkte sehr wohl, dass Jiro mal wieder herumredete, doch er sagte nichts. Er hatte noch am wenigsten das Recht dazu. Immerhin verschwieg er ihm auch eine große Sache. Er nickte nur leicht und drückte seine Hand etwas, ehe er mit ihm ausstieg. „Gibt's denn in Gion nichts? Ich mein' da sind doch viel mehr Okiyas, oder?“, fragte Jiro nach, während sie in das Viertel liefen. „Hier ist es für uns sicherer... Wenn... Okaasan uns sehen würde... Wäre sie nicht begeistert“, redete er sich raus. Jiro nickte nur. Sora hatte Recht. So war es besser. Sie liefen durch ein paar Gassen, bis sie vor einem Laden standen und diesen betraten. Noch nie hatte sich der Ältere so fehl am Platz gefühlt wie jetzt. Nicht nur, dass hier wohl eher selten Männer hinkamen, man konnte ihm nur zu gut ansehen, was er so in seiner Freizeit trieb. Seine Jacke war schmutzig, ebenso sein Hemd und ordentlich geknöpft waren die Sachen auch nicht. Eine junges Mädchen, das offensichtlich Shikomi** war, tuschelte mit einer älteren Frau im Kimono und die Verkäuferin hinter der Kasse verzog das Gesicht etwas. Sie musterte die beiden abschätzend. Was sollten sie schon kaufen? Pikiert wandte sie sich erst ab, ging dann aber doch auf die beiden zu und lächelte aufgesetzt. „Herzlich Willkommen. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie nach. „Ich such' 'ne Haarspange... oder sowas“, antwortete Jiro, der keine Ahnung hatte, wie man das nannte, was er eigentlich wollte. „Irgendwas Hübsches für'n Sommer. Mit viel Klimperzeug und Blumen dran“ Er versuchte erst gar nicht höflicher zu sprechen oder sich irgendwie Mühe zu geben. Immerhin war die Frau auch nicht gerade nett. Sie nickte, führte ihn zu ein paar Spangen aus Kunststoff. „Ich will was Anständiges.“, schnaubte Jiro sofort. „Aus Seide und Silber oder Gold. Extravagant soll's sein. Drehnse mir nich' so 'nen Scheiß an...!“ Er sah die Frau mit funkelnden Augen an. Sie zeigte ihm noch ein paar Stücke, von denen Jiro jedoch auch weiterhin nicht begeistert war. Nicht, dass sie nicht gut aussahen, aber sie waren einfach nicht das, was er sich vorgestellt hatte. „Wir machen auch Aufträge nach Wunsch...“, begann die Frau, als sie bemerkte, dass Jiro auch jetzt nichts fand. „Klingt besser“, erwiderte Jiro, folgte der Frau zur Theke und bekam einen Katalog, blätterte ihn durch, bis er etwas ausgesucht hatte. Sofort notierte die Frau seine Wünsche. Sora war merklich überrascht, was Jiro für einen guten Geschmack hatte. Er verfolgte alles mit, lächelte ihm leicht zu. Jiro erwiderte das Lächeln, musterte dann wieder die Frau. „Es wird ein paar Tage dauern...“, meinte sie nach einem kurzen Blick auf ihre Notizen. „Is' zu langsam. Ich will's heut' noch.“, entgegnete Jiro. „Das wird einen Aufpreis geben...“ „Stört nich'. Wann kann ich's abholen?“ „In zwei bis drei Stunden“ „Zwei wären mir lieber“ Die Frau notierte die zusätzlichen Kosten. „Auf welchen Namen geht die Bestellung?“, fragte sie nach, blickte ihn an. „Minamoto“, erwiderte Jiro. „Ja... ja, natürlich!“ Tief verbeugte sich die Verkäuferin. „Ich werde es sofort in Auftrag geben!“ Sie rannte in die Hinterräume und ihre schallende Stimme, die die Angestellten anwies sich zu beeilen, war noch bis in den Verkaufsraum zu hören. Als sie zurückkam, verbeugte sie sich erneut. „Wünschen Sie hier zu warten? Wir haben einen sehr schönen Teeraum...“, sagte sie freundlich, doch Jiro lachte nur. „Ne, ich verbring' hier sicher nich' noch 'ne Minute länger“, erwiderte er, zahlte die erste Hälfte der Kosten und ging folgend mit Sora aus dem Gebäude. Kopfschüttelnd sah er zu Sora, der nur aufmunternd lächelte. „Sie war wirklich unfreundlich... Aber... sie kennt deinen Namen und sie weiß, dass sie sich bemühen muss“, meinte er. „Ich hoff' es sieht auch gut aus, was ich da zusammengesucht hab'...“, erwiderte Jiro nachdenklich. Es wunderte ihn ein wenig, dass Sora bis jetzt noch nicht nachgefragt hatte, für was er den Schmuck eigentlich kaufte, doch er nahm es einfach mal als Diskretion des Jüngeren hin. Wie hätte er es auch erklären sollen? Er seufzte etwas. „Und was mach' ich jetzt noch die ganze Zeit?“ „Keine Sorge. Ich fand es sehr schön. Alles passt gut zusammen, denke ich... Wir könnten noch in ein Café gehen, wenn du möchtest.“, schlug Sora vor und Jiro nickte. Einige Zeit später saßen sie gemeinsam in einem Café zusammen, aßen von ihrem Kuchen. „Ich hass' es, nur dann anerkannt zu werden, wenn die Leute meinen Namen kennen“, murmelte er etwas enttäuscht zwischen zwei Happen. Sora war der einzige in ihrer Klasse, der sich normal benahm und sich von Anfang an nicht aus seinem Namen gemacht hatte. Das schätzte er. „In solchen Läden funktioniert es wohl meistens nur so...“, erwiderte Sora. Bei ihm war es nicht anders gewesen, als er als Shikomi einkaufen gehen musste. Er wurde ebenso behandelt, bis er klar gemacht hatte, zu welcher Okiya er gehörte. Vorsichtig griff er Jiros Hand, strich über seinen Handrücken. „Das nächste Mal sag' ich's gleich... dann behandelt man mich nich', als wär' ich beschränkt...“, nuschelte Jiro und seufzte leise. „In diese Läden kommen oft Touristen. Denen ist es wohl egal, ob es gut gemacht ist. Hauptsache sie haben etwas...“, entgegnete Sora. Er konnte sich schon irgendwie denken, dass es für ihn sein würde. Was sollte Jiro auch sonst damit. Gut, er hatte Geschwister, aber der Haarschmuck war doch etwas zu auffällig. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er gab sich solche Mühe... doch irgendwie hoffte er, dass er ihm selbst, nicht als Maiko, auch mal etwas Schönes schenken würde. Vielleicht zu seinem Geburtstag? Doch bis dahin war es noch einige Zeit. „Warst du schon öfters hier? Schmeckt sehr gut“, meinte Jiro und blickte zu ihm. Sora nickte und lächelte. „Ja, ich komme sehr gerne hier her. Die Leute sind auch nett. Ich mag es hier“, antwortete er und hielt seine Hand fest. Aber die Uhr behielt er dennoch im Blick. Er musste aufpassen wegen der Zeit... immerhin musste er rechtzeitig zu Hause sein, um noch Hausaufgaben zu machen und sich für den Abend herzurichten. Als sie später gingen, zahlte Jiro, verabschiedete sich von Sora und machte sich auf den Weg zurück nach Miyagawacho. Es war schon dunkel, als er in Gion angehetzt kam. Hoffentlich war sie noch nicht weg. Er sah auf die Uhr, seufzte leise. Dabei hatte er doch versprochen, ihr heute etwas zu bringen. Als auch nach einer Stunde niemand herauskam, ließ er sich bei einer Laterne zu Boden sinken, holte ein Buch heraus und begann zu lesen. Irgendwann würde sie ja zurückkommen. Dabei bemerkte er gar nicht, wie sich die Tür öffnete und Haruko herauskam. Sie runzelte die Stirn, als sie den jungen Mann am Boden saß. Das war doch... „Was machen Sie hier?“, fragte sie nach und Jiro fuhr zusammen, steckte schnell das Buch weg. Höflich verbeugte er sich, erhob sich dann. „Ich... ich wollte... für... 'ne Maiko... etwas abgeben. Ich hatt's ihr persönlich geben wollen, aber sie war wohl schon weg...“ Schnell zog er das Täschchen aus Papier aus seiner Tasche, das nun ziemlich zerknickt war. Er hatte es nicht so mit der Ordentlichkeit. Deshalb nahm er die Schatulle aus der Tasche, steckte das Papier zurück und öffnete sie, hielt sie Haruko hin. „Können Sie mir sagen... wann sie zurückkommt?“, fragte er nach und klappte die Schatulle wieder zu. Überrascht warf die Frau einen Blick auf den Haarschmuck. Das musste ein Vermögen gekostet haben... Wer war dieser Junge nur, den sie doch eher unter schlechten Umständen hatte kennengelernt? Wie konnte er sich mit diesem Aussehen so etwas leisten? Doch sie wollte keine Vorurteile haben. „Nun, es kommt darauf an, welche Maiko du meinst. Wir haben zur Zeit mehrere“, meinte sie lächelnd. Jiro senkte den Blick. „Oh... ja... Natürlich... ich... ich weiß nich' wie sie heißt“, sagte er unsicher, zog dann aber sein Handy raus und zeigte der Frau ein Bild. „Das is' sie. Sie's 'ne Neue. Sie meinte sie hätt' erst vor kurzem die Prüfung gemacht und... das wollt' ich ihr dafür schenken“ Haruko sah auf das Foto, schmunzelte. „Ah, du meinst also Mametsuki? Ja, sie ist noch nicht lange Maiko“, sagte sie schließlich. „Keine Sorge, Mametsuki ist noch nicht weg. Es dauert nicht mehr lange. Um neun Uhr muss sie bei einem Kunden sein“ //Mametsuki also...//, dachte Jiro bei sich. „Okay... vielen Dank. Dann werd' ich hier weiter warten... oder... soll ich gehen?“, fragte er unsicher nach. Vielleicht empfand die Frau es auch als störend, wenn er hier herumlungerte. „Ich... will ihr auch nur das geben und dann werd' ich gehen. Ich will sie nich' belästigen oder so“ Die Frau musste sicher sonst was denken. Erst pöbelte er hier mit seinen Freunden und nun kam er mit diesem Haarschmuck an. Abschätzend betrachtete Haruko den Jungen. Wenn sie ihn hier stehen lassen würde, konnte das natürlich für andere störend sein... allerdings würde sie ihn auch in Verlegenheit bringen, wenn sie ihn wegschickte. Immerhin schenkte man einer Maiko nicht eben mal 'einfach so' ein so wertvolles Stück. „Du kannst bleiben“, beschloss sie schließlich. „Vielen Dank! Vielen vielen Dank!“, erwiderte Jiro sofort. Er war so schrecklich nervös. Was, wenn ihr der Haarschmuck nicht gefiel? Haruko verbeugte sich leicht, sah zu der Schatulle, die der junge Mann so umklammert hielt. „Ich bin mir sicher, sie wird sich sehr darüber freuen“, sagte sie leise, ehe sie die Okiya wieder betrat und die Tür hinter sich zuschob. Es dauerte einige Zeit, bis ein Taxi vorfuhr und sich damit auch einige Leute versammelten. Anschließend öffnete sich die Tür abermals und die Maiko, auf die Jiro die ganze Zeit gewartet hatte, trat heraus. Ein paar Leute machten Fotos und es kostete Jiro etwas Mühe und Überwindung, sich zwischen den Menschen hindurchzuschlängeln. Mit zitternden Händen trat er vor die Maiko, gerade, als sie in das Taxi streigen wollte. „Hier, bitteschön“, sagte er sanft. Sie sah wieder so schrecklich hübsch aus. „Das is' als Geschenk für dein Debüt. Is'n bisschen spät, aber...“ Er zuckte mit den Schultern, senkte den Blick. Sora nahm die Schatulle entgegen und sein Herz begann höher zu schlagen. „Ich... danke Ihnen. Das ist so großzügig...“, sagte er höflich, verbeugte sich tief, lächelte dann. „Ich hoff' ich kann dich mal damit sehen“, fügte Jiro schüchtern hinzu, wandte sich ab und verschwand zwischen den Leuten. Er wollte Mametsuki nicht noch länger aufhalten. Erst im Taxi öffnete Sora die Schatulle und sah sich den Haarschmuck an. Er war perfekt für den Sommer. Einige kleine Fächer waren daran, auf denen violette Motive aufgestickt und aufgenäht waren. Ein paar Silberornamente hingen außerdem daran. Ein kleiner Schmetterling war auch zu sehen. Fasziniert strich er darüber. Ab morgen würde er ohnehin Kanzashi*** mit sommerlichem Motiv tragen und das hier war perfekt. Vielleicht würde es Haruko ja erlauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)