Die Zauberin und der Kreis der Elemente von Ghaldak (Die Abenteuer der Zauberin Freya, dritte Staffel) ================================================================================ Prolog: Freya in: (14) Das Geheimnis der Rollbrettfahrer (Erde) --------------------------------------------------------------- Akt 1 Szene 1 – Ansage Die Bühne, das ist ein einfacher, leerer Raum mit weißen Wänden. Freya tritt auf, ihr Gewand grau und so geschnitten, dass es ihre Bewegungen unterstreicht, ihre Haare lang und offen aus demselben Grund. Beides soll ihre Nervosität unterstreichen, denn sie wird die ganze Geschichte über wissen, dass Pläne geschmiedet und durchgeführt werden und sie ein Teil davon ist, ohne aber selbst mitbestimmen zu können. Ein langer, dünner Pinsel ersetzt ihren Zauberstab, wo sonstige Requisiten nicht notwendig sind, und kaum ist sie auf der Bühne, beginnt sie die hintere Wand zu bemalen und die Stadt auf die Bühne zu holen, in der sie sich befindet: Grangor, das aventurische Amsterdam, gemischt mit Venedig. Markante Merkmale: Die Akademie, ein mit Säulen verkleideter Stadtpalast, Grachten, der höchste Tempel des Meeresgotts Efferd, ein großer Kriegshafen, Lage auf verstreuten und nur kaum miteinander verbundenen Inseln nahe dem Festland, zur anderen Seite Meer. Das beschäftigt sie, während nun drei Personen aufgehen: Vesta, eine zierliche blonde Elfe in feinen Gewändern in Weiß, Türkis und Blau, wird mit auf dem Rücken gebundenen Armen auf die Bühne gestoßen und geht in der Mitte auf die Knie, Mineda und Carro, gewandet wie Ninjas – samt passender Kopfbedeckung –, folgen ihr. Carro: Und Boron sagt, wir haben sie… Mineda: Gefangen ist sie… Carro: Die Frevlerin. Mineda: In Punin ging sie auf die Knie und sagte… Carro: „Würdiger Herr des Todes, bitte erlöse mich von einer Magierin und sende deine Hand…“ Mineda: … doch noch ehe der Mächtige entschied, sandte sie mindere Schergen. Carro: Das ist ein Frevel. Mineda: Was sagt sie dazu? Die beiden nahmen eine Verhörhaltung an, Mineda bei dem Opfer und sich herabbeugend, Carro im Hintergrund drohend. Vesta blickt auf, gequält und doch die Zähne zusammenbeißend. Mineda: Wer ist sie denn, die falsche Kreatur? Vesta: … Mineda: Hofmusikerin der Kaiserinmutter Alara, doch ohne ihr Wissen… Vesta: … Mineda: Zu Grangor geboren, wie man sagt… Vesta: … Mineda: Bewegungsmagierin zu Belhanka, doch ohne Siegel... Vesta: … Mineda: Und den Namen eines Kindes führend, welches ich selbst in ihrem Garten spielen sah. Vesta: … Mineda: Eine einzige Lüge, und alles raunt nach… Carro: Frevel. Mineda: Also erkläre sie sich, uns oder Golgari. Vesta: (schwach) Tut mir nicht weh. Carro: Ja? Vesta: Tut mir nicht weh. Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt, auch wenn… auch wenn ich eigentlich gar nichts weiß. Mineda: Spreche sie. Vesta: Es ist so, ich weiß selbst nicht, wer ich bin. Eines Nachts erwachte ich, frei jeden Geistes, und nur eine Stimme in der Nacht sprach: Finde die Magierin Freya di Galahan und töte sie. Furchtbare Dinge werden geschehen, tust du es nicht. Mineda: Sie glaubte also der Stimme sofort? Carro: Wurde reich und mächtig, um den Auftrag auf ihre Weise anzugehen. Bewundernswert. Mineda: Meinst du? Carro: Überhaupt nicht frevelhaft. Vesta: Werdet ihr mir helfen? Carro: Kommandantin? Mineda: Unsere Hilfe wird nicht selbstlos sein. Im Westen in Thorwal sitzt eine Magierschaft. Treibt sie sie dazu, Olport zu folgen, so wiegt das Leben der Zauberin ihres auf. Vesta: Das vermag ich nicht. Bitte, Kommandantin. Mineda: Mein Urteil vor Boron. Geht. Vesta: Wie viel Zeit bleibt mir? Carro: (befreit sie) Das weiß nur Boron. Die Frage ist Frevel. Vesta: Und wie kann ich sicher…? Carro: Geh lieber. Mehr wirst du nicht erreichen. Vesta geht ab, Carro und Mineda verharren für eine Zeit. Sie nehmen ihre Masken ab. Carro: Denkst du, sie wird gehorchen? Mineda: … Carro: Und wirst du dich an deinen Teil der Abmachung halten? Mineda: … Carro: Was hast du vor? Mineda: Das lass mal meine Sorge sein. Beide gehen zu verschiedenen Seiten ab. Akt 1 Szene 2 – Küche Freya bleibt auf der Bühne zurück und bemalt immer noch die rückwärtige Wand. Alricia, eine vierzehnjährige sommersprossige Magd und Küchenhilfe, tritt Geschirr abtrocknend auf. Sie löst Freya aus ihrer Arbeit und drückt ihr ein Geschirrstück und ein graues Geschirrtuch in die Hand, während sie ebenfalls ein Geschirrstück und ein Geschirrtuch farblich zu ihrer Garderobe passend behält. Die beiden Frauen machen sich an die Arbeit, wobei sie von Zeit zu Zeit das Geschirrstück tauschen werden. Freya: Begreift eure Pflicht als Chance, haben sie gesagt. Lernt in euren zwei Monaten Pflichtdienst das Fremde kennen und seht euch an, wie Akademien anderswo funktionieren. Und nun das… Alricia: Aber Fräulein Freya, es hat den meisten doch geschmeckt. Freya: Und da hatte ich doch gedacht, nach der Stunde „Horriphobus: Test am lebenden Objekt“ hätte es nicht mehr schlimmer kommen können… Alricia: Und Brobosch meinte auch, dass die ganzen Eleven die Magenkrämpfe nur vortäuschten, um einen Tag frei zu bekommen. Freya: „Andergastsche Wochen“ in der Mensa, die beste Idee seit langem. Alricia: Nun habt Euch nicht so, es läuft doch ganz gut bisher. Nur der Eicheltee ist eben ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Freya: Was denkst du denn, wir mögen den doch auch nicht. Den trinken wir auch nur, wenn wir wirklich nichts anderes mehr haben. Ach, es ist eine Schande. Nutzt der hier meinen Aufenthalt für das knappste Essensbudget seit Rohal dem Weisen. Alricia: Die Zeiten sind eben hart, seit Spektabilität Smuitters ausgesperrt wurde. Da müssen wir sparen. Freya: Und in Teshkal züchten wir Dukatenesel, was? Mann, Mann, Mann, wenn das so weitergeht, gibt’s am nächsten Windstag nur gekochte Wollmäuse. Kommen denn viele der Scholaren hier aus der Stadt? Alricia: Einer von drei vielleicht. Viele kommen aus dem Yaquirbruch oder aus dem Windhag. Freya: Dann können sie ja nicht einmal mehr zu Hause essen. Oh, welch Zeiten, Grangors Bettler müssen schon bald hohe Konkurrenz fürchten. Alricia: Was macht denn Ihr ferner Kriegerprinz? Kam er inzwischen an? Freya: Rufus? Der muss in einem bornischen Kartoffelacker verschwunden sein. Mit meinem Ritual komme ich auch nicht voran. Ich hatte eigentlich gedacht, ich schnappe mir ein paar Scholaren und erkläre es zur Projektarbeit, doch nun steht die Bibliothek unter Wasser. Spektabilität Jikhbar meinte zwar, das werde sich schon bald ändern, doch… Er ist ein ziemlicher Dampfplauderer, meinst du nicht? Alricia: Das ist er in der Tat. Freya: Muss er wohl sein, so als Illusionist… Was meinst du, können wir uns der Illusion hingeben, hier für heute fertig zu sein? Alricia: Allerdings. Freya: Dann lass uns schnell alles wegräumen und den Rest des Tages genießen. Beide gemeinsam ab. Akt 1, Szene 3 – Taverne Zwei Personen gehen auf, Tarrin und Druskar. Beides sind rau aussehende Abenteurer und erfahrene Kämpfer gegen die Orks, Tarrin ein Zauberer und Druskar ein Krieger, und beide tragen eine Flasche Bier mit sich. Eine Tonspur passender Hintergrundgeräusche sorgt letztlich für die Schänkenatmosphäre. Beide überqueren sie die Bühne und setzen sich dann vor der Wand auf den Boden. Tarrin: Da war ich also im Greifenfurtschen und hatte die Orks hinter mir, ganze Horden, sage ich dir, und ab durch den Wald. Ich kannte die Gegend nicht, doch zum Glück hatte ich meine Wünschelrute und die führte mich. Wie auch immer, einige Zeit später stand ich vor einem riesigen Wasserfall. Ich wollte die Möglichkeit nutzen, mich zu waschen, stank ich doch wie ein verdammter Rotpelz, doch womit ich nicht gerechnet hatte, war ein Seeungeheuer… Freya betritt nun auch die Bühne, nun auch mit einer Flasche Bier in der Hand. Sie wird diese öffnen, sich umsehen und auf die Erzählung neugierig sich den beiden nähern. Tarrin: Was immer es auch war, ich schickte Fulminictus auf das Monster drauf, bis es sich nicht mehr rührte, ich hatte allerdings meine Sachen am Ufer gelassen. Druskar: (gehässig) Du warst also ganz allein mit deiner Wünschelrute? Tarrin: Halt du nur’s Maul. Wie dem auch sei, klug wie ich war, griff ich nach einem Edelstein… Druskar: Den du wohl in deinem Hintern verbargest. Tarrin: … und fing das Monster darin ein, damit ich es jederzeit wieder auf meine Feinde hetzen kann. Druskar: Blödsinn. Tarrin: Was? Druskar: Deine Geschichte ist totaler Blödsinn. Niemand außer dem Herrn Praios kann Lebewesen in Steine sperren. Tarrin: Und wie ich das kann. Willst du’s sehen? Druskar: Deine Wünschelrute? Nein. Nach deiner Geschichte würde ich mich dann wohl totlachen. Tarrin: Komm doch mit mir mit, dann zeige ich es dir. Druskar: Nein, du kommst lieber mit, dann zeige ich es dir. Beide springen auf und beginnen zu rangeln. Freya geht dazwischen. Freya: Halt, ihr beiden… Tarrin: (flüsternd) Folge uns unauffällig. Die drei gehen ab und lassen die Bühne leer zurück, wo noch kurz Kampfgeräusche erklingen. Akt 1, Szene 4 – Dunkle Ecke Nach einem Black kehren sie (ohne Bier) wieder zurück. Die beiden Abenteurer stürzen wieder voran, lachend, und lassen Freya hinterherhecheln. Druskar: Das war doch wirklich… Tarrin: Wundervoll. Ein Auftritt, wie ihn die Zauberer hier niemals hinbekommen hätten. Druskar: Großartig. Wie die alle darauf hereingefallen sind. Freya: (nach Luft schnappend) Was… was ist los? Wolltet ihr euch nicht schlagen? Tarrin: Nein, keineswegs. Im Gegenteil, wir hofften vielmehr, dass sich jemand für uns schlägt, ein Abenteurer nämlich, der jung, flink und gewandt genug ist, um uns beizustehen. Höre zu, es gilt ein Lehen zu vergehen, das der Familie von Kreysch, und weil die Waffenverbote hier auch für den Herzog von Grangorien nicht gelockert werden, soll ein Wettkampf darum in einer Sportart stattfinden, die sich Rollbrettfahren nennt. Druskar: Der Herzog möchte das Lehen gar nicht herausgeben, sondern dem Sohn eines Gefolgsmannes überlassen, der der beste Rollbrettfahrer weit und breit ist, steht es schlimm um uns. Tarrin: Druskar hier ist ein Von Kreysch und dieses Turnier seine einzige Möglichkeit, das Gut seiner Familie zu retten. Würdest du ihm dabei helfen? Gemeinsam können wir es schaffen. Freya: Moment einmal. Warum ich? Tarrin: Weil es lustig werden kann und weil zugleich der Gerechtigkeit gedient ist. Komm, tun wir es, es wird keiner von uns bereuen. Freya: Ich… überlege es mir. Tarrin: Gut. Schlafe eine Nacht darüber. Wir sehen uns dann morgen. Freya geht ab. Tarrin sieht ihr hinterher, dann geht auch er mit Druskar ab. Akt 1, Szene 5 – Nacht Die Bühne verdunkelt sich. Freya irrt umher, während Stimmen aus dem Band und Off kommen. König: Ich brauche dich. Tutorin: Vergiss nicht, es ist zuerst dein Leben. Hafenarbeiter: Ja, die „Marschallin Thesia“ legte heute morgen an, doch ein Passagier, wie Ihr ihn beschreibt, fand sich nicht darunter. Tut mir leid. Mutter: Kannst du nicht einmal etwas anderes als Mist mit nach Hause bringen? Kind, Lina… Attentäterin: Erzähle nicht. Höre zu. Elfe: Er wird sich ein blondes Kind geangelt haben, das nicht so schwierig und magisch ist. Held: Na, bereust du es schon? Prinz: Vergiss diesen Kerl. Wenn du genug von ihm hast, dann komm zu mir nach Nostria zurück. Alte Liebe: Es tut mir Leid um dich. Bardin: Thorwal? Magier: Gib ihr alle Liebe, die du noch hast, denn sie ist verloren und ihre Seele wird niemals mehr den kleinsten Funken Licht erleben. Tote: Ich liebe ihn so sehr, nun ist er verschwunden. Ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr. Eismagier: Jawohl. Tue es und stirb. Es wird wieder heller. Freya greift zum Pinsel und fährt damit fort, der hinteren Bühnenwand das Antlitz Grangors zu verpassen. Tarrin tritt auf und beobachtet sie ganz offen. Schließlich dreht sie sich zu ihm um. Freya: Es ist gut, ich bin dabei. Ein bisschen Spaß wird mir gut tun. Tarrin: Du siehst furchtbar aus. Freya: Das sagt man einer Dame nicht. Tarrin: Das fällt unter magische Beratung. Und nun, hast du Zeit? Freya: Hmm… Tarrin: Druskar meldet dich an, also können wir üben. Wichtig ist zunächst die Grundhaltung. Stelle dich mal so hin, die Beine breit und etwas in die Knie gehen, so… Freya stellt sich auf, wie ihr gesagt, worauf Tarrin mit Berührungen ihre Haltung vervollkommnet. Er lässt sie jedoch nicht los, als er weiter erzählt. Tarrin: Bei dem Turnier, welches drei Tage dauert, wird Wert auf Kunststücke gelegt und für diese ist nichts so wichtig wie der Untergrund. Auf unebenen Flächen kannst du nicht rollen und somit auch kein Rollbrett fahren. Das holpert dann so… Freya: Tarrin, nein. Du gehst zu weit. Tarrin: Was? Freya: Du gehst zu weit. Pause. Tarrin: Verzeiht. Nun, dann lass mich dir ein richtiges Rollbrett geben, dann kannst du es selbst spüren. Dazu gehen wir aber besser nach draußen. Beide ab. Akt 1, Szene 6 – Hinterhof Während des Blacks gehen drei Personen auf: Druskar, der Konkurrent Molffay und der dunkel gekleidete Magier Rakoil, der als Molffays Unterstützer fungiert. Die Atmosphäre ist angespannt, als Freya und Tarrin dazustoßen. Tarrin: Bei den Zwölfen, das ist Molffay, unser Rivale. Was will er denn hier? Freya: Gibt es Ärger? Tarrin: Kann schon sein. Druskar: … und wie wir dich schlagen werden. Siehe da, dort kommt unsere Reckin, die das Rollbrett beherrscht wie keine andere. Und nun gebt den Platz frei, denn der Baron persönlich gewährte es uns, hier heute zu üben. Molffay: Ach, tatsächlich? Diese Person soll mit dem Rollbrett fahren und mich schlagen? Warum geht ihr nicht wieder mit Puppen spielen und vergeudet nicht meine Zeit. Freya: Der einzige, der hier mit Puppen spielen wird bist du, Knäbchen, wenn dir nämlich nach deiner Blamage jede Lust am Brett vergeht. Molffay: Träum weiter. Ich gehe hier auch nicht weg. Freya: Wenn dein Brett genauso lahm ist wie deine Sprüche, dann habe ich ja nichts zu befürchten. Molffay: Das war’s. Rakoil, den zeigen wir es. Ein Kampf setzt ein, der am Besten choreographisch untermalt wird. Eine passende Musik sollte diesen Teil mit dem folgenden Rest verbinden, denn nach einiger Zeit fliehen Molffay und Rakoil vor den Prügeln. Molffay: Heute mögt ihr gewonnen haben, doch wir sehen uns wieder, beim Turnier in drei Tagen. Die drei Helden trainieren nun mit Stellungen und Hüpfen, denn selbstverständlich kommt eine Geschichte wie diese auch ohne ein einziges Rollbrett auf der Bühne aus. Es wird dunkler und heller, zeigt, wie Zeit vergeht. Schließlich ist es genug. Freya und Druskar sinken zu Boden, Tarrin holt Trinkflaschen aus dem Off und reicht sie weiter. Tarrin: Es ist genug. Du bist wirklich gut geworden. Wenn du dich jetzt noch weiter verausgabst, verbrauchst du bloß deine Kräfte. Freya: Was uns wohl morgen erwartet? Tarrin: Bist du aufgeregt? Freya: Ist nicht meine erste Prüfung und nicht einmal meine ungewöhnlichste. Ich bekomme es schon hin. Druskar: Deshalb fährst du auch und nicht ich. Ich würde mir vor Angst in die Hosen machen. Tarrin: Wäre doch ein Vorteil. Dann gleitest du besser. Druskar: Denkst du eigentlich, Molffay wagt es, noch zu erscheinen? Immerhin haben wir es ihm richtig gegeben. Freya blickt beschämt zur Seite. Tarrin: Mache dir lieber keine Hoffnungen. Ich denke, ohne einen großen Kampf kommst du an dein Lehen nicht heran. Sie stehen auf und gehen ab. Akt 1, Szene 7 – Rasen Das Turnier wird schlecht besucht, so mischen sich Ansagerstimmen, mauer Publikumslärm und Rollbrettgeräusche zu meinem Gemisch, das mit Ansage der ersten Runde endet. Druskar und Freya schlendern zusammen auf die Bühne. Druskar: Weißt du, die Familie Von Kreysch ist ganz angesehen hier in der Gegend, doch in den letzten Jahren sammelten sich durch Fehlernten und schlechte Geschäfte die Schulden. Die jüngste Tochter der Familie, Anoila, ist jedoch wunderschön und gütig und es war der schönste Tag meines Lebens, als ich im Firun letzten Jahres unsere Verlobung verkünden durfte. Bald jährt es sich, doch durch die Lage der Familie verschob sich alles und ihr Vater, Holapret, riet mir sogar, mich nach einer anderen Frau umzusehen, die für ein Mitgift sorgen kann, doch das will ich nicht tun. Ich liebe Anoila und will keine andere und deshalb tue ich alles, was in meiner Macht steht, damit es der Familie wieder besser geht. Siehst du, deshalb muss ich gewinnen und deshalb bin ich dir so dankbar… Freya: Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich habe auch jemanden, den ich liebe, doch es schmerzt, so sehr ich mich auch bemühe… Tarrin kommt ihnen nachgerannt. Tarrin: He, ihr beiden, wo wollt ihr hin? Druskar, willst du dich mit meinem Mädchen davonmachen? Freya: Ich bin nicht dein Mädchen. Tarrin: Aber du liegt nach der ersten Runde nach Punkten vorne. Ich habe die Richter belauscht. Es wird alles gut. Freya: Aber meine Tricks waren doch eher einfach… Tarrin: Dann war Molffay halt auch nicht besser. Darauf kommt es doch an. Druskar: Hast du ihn gesehen? Das blaue Auge steht ihm. Tarrin: Ja, dem sollte ich noch eines verpassen, dem Weichling. Freya: Wo wir gerade von ihm sprechen: Ist das da vorne nicht sein Zelt? Druskar: Wen interessiert es? Ich besitze bald ein Heim. Freya: Was riecht denn hier so? Tarrin: Immer noch dein Mädchen? Druskar: Dafür machen wir das hier doch. Das weißt du doch. Tarrin: Ach so. Freya: Das riecht nicht gut. Der muss in Gefahr sein. Molffay? Molffay? Tarrin: Was hat sie denn? Druskar: Keine Ahnung. Freya: Molffay? Dein Zelt brennt. Molffay und Rakoil stolpern auf die Bühne, wobei Molffay einen Beutel mit Federn trägt und Rakoil einen blubbernden Trank. Beide fühlen sich zutiefst ertappt. Rakoil: Oh, die andere Mannschaft. Schöner Abend heute, was? Molffay: (leise) Was… ähhm… (lauter und offensichtlich arrogant) Was erlaubt ihr euch, uns einfach zu stören? Freya: Entschuldigt bitte. Ich roch euren Zaubertrank und dachte, ihr wärt in Gefahr. Molffay: Zaubertrank? Welcher Zaubertrank? Das ist… öhhm… Tomatensoße. (Er steckt einen Finger in den Trank, wagt es dann aber doch nicht, ihn zu kosten, und bietet den Finger Rakoil an.) Rakoil: Nun, der dient… für ein Forschungsprojekt… und hat bestimmt nichts mit dem Wettbewerb zu tun. Molffay: Ja, genau. Tarrin: Betrüger, magische… Druskar: Dafür werdet ihr fliegen. Molffay: Ach, Menno. Alle ab. Akt 1, Szene 8 – Bankett Die Bühne bleibt leer. Stimmen ertönen aus dem Off. Ansager: „Und mit einer Gesamtwertung von 59 Punkten führt die Debütantin Freya selbst nach einer eher schwachen dritten Runde und gewinnt damit das Turnier, dessen Zuschauerzahlen uns nun auch vorliegen: Insgesamt 25 Personen sahen sich dieses Spektakel an, was den Schnitt dieser neuen Sportart weiter in die Höhe treibt. Ihr Ritter und Immanspieler, nehmt euch in Acht, denn ein neuer Stern zieht auf.“ Freya: „Danke für die Ehre, doch es gibt jemanden, dem dieses Lehen viel eher gebührt als mir, und das ist der Mann, der für die Liebe an seine Grenzen ging: Der ehrenwerte Druskar. Möge ihn damit das Glück ereilen, auf dass sich die unglücklichen Jahrestage nicht zu häufig einstellen.“ Druskar: „Freya, aus tiefster Seele danke ich dir. Ich habe es zwar gehofft, doch wahrlich nie für möglich gehalten. Bitte erlaubt mir, es zumindest ein wenig aufzuwiegen, wenn Ihr heute Abend mein Gast seid.“ Freya, Tarrin und Druskar sitzen beieinander auf dem Boden, eine Tüte Fastfood vor ihnen, aus der sie alle speisen. Tarrin: Nun denn, damit solltest du doch glücklich sein. Ich hätte nie gedacht, dass wir nach all den Jahren noch einmal so gut zusammenarbeiten würden, alter Schulfreund. Freya: Schulfreund? Druskar: Allerdings. Er war nicht immer Zauberer. Tarrin: Und für dich? Bist du nun auch glücklich? Freya: Glücklich für dich, Druskar, auch wenn es für mich heißt, länger hier zu verweilen. Die Bedingung, die Jikhbar mir stellte, war, versäumte Tage noch hinten dranzuhängen. Tarrin: Ist das denn so schlimm? Freya: Nein, eigentlich nicht. Wenn alles glatt geht, dann werde ich direkt im Anschluss noch meinen Stabzauber versuchen, ehe ich wieder aufbreche. Tarrin: Dann bist du in der Akademie zu finden? Freya: Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Tarrin: Es ist nicht das, was du denkst. Druskar: Reden wir nicht von der Zukunft, solange der heutige Abend noch andauert. Lasst uns feiern. Der Vorhang fällt. Es wird dunkel. Kapitel 1: Freya in: (15) Belzhorashs Weg (Feuer) ------------------------------------------------- Akt 2, Szene 1 – Ansage Freya tritt auf, wendet sich wieder der Wand zu und malt weiter, wobei sie sich immer noch in Grangor befindet und damit die Motive verbleiben. Tarrin tritt auf, setzt sich auf den Boden, greift nach einem Buch und liest. Zeit vergeht. Tarrin: (aufstehend, zum Publikum) Was habt ihr denn erwartet? Akt 2, Szene 2 – Vor der Akademie Tarrin geht zu Freya herüber, tippt sie an und beendet damit ihre Malerei. Tarrin: Freya? Freya? Freya: Tarrin, was machst du denn hier? Tarrin: Auf dich warten, was denn sonst? Freya: Und das tust du nicht drinnen, wo es warm ist? Tarrin: Dann hättest du dich ja am Ende an mir vorbei gestohlen. Freya: Vielleicht ist es ja das, was ich will? Tarrin: Höre zu… Du hattest einen langen Tag, habe ich recht? Freya: Lang und anstrengend. Jikhbar kam dahinter, dass ich den Ungeziefervernichter-Zauber beherrsche, und da unternahmen wir einen Rundgang durch das Akademiegebäude. Jetzt bin ich ganz ausgebrannt und sehe dich. Tarrin: Lust auf einen Tee? Freya: Klar, warum nicht? Tarrin: Ich denke, wir müssen reden. Du musst wissen, dass wir uns nicht zufällig trafen. Ich wollte erst einmal ein Bild von dir bekommen und hielt mich deshalb zurück… Freya: Ja, habe ich gemerkt. Tarrin: (in einem Wutausbruch) Jetzt reicht’s aber. Kennst du Yolande, Königin von Nostria? Freya: Nicht direkt, warum? Tarrin Sie wird vermisst, schon seit einigen Monden. Die Akademie zu Nostria bat mich darum, mich des Falles anzunehmen. Freya: Dann bist du so etwas wie unsere Graustäbchen? Tarrin: Nein, aber wir sind Freunde und ich mache mir Sorgen. Freya: Das wusste ich nicht. Tut mir leid. Tarrin: Du weißt viel über mich nicht. Ich bin ein Weißmagier der Schwert & Schild und für das, was ihr Andergaster zaubern nennt, jagen wir bei uns die Eleven aus dem Haus. Freya: Ist ja schon gut. He, hast du dir Mut angetrunken oder was ist los? Tarrin: … Verzeiht… Ihr seid eine Dame, eine wunderschöne dazu, und möchtet auch wie eine behandelt werden. Freya:: Genau. Tarrin: Na dann… Tarrin deutet ein Stuhlvorrücken für Freya an, worauf sich beide auf den Boden setzen. Freya: Hörtest du denn Neuigkeiten aus dem Nordwesten? Tarrin: Die Region liegt am Boden. Fünf Könige wollen über ehemals zwei Länder herrschen… König Kasparbald von Nostria zusammen mit Yolande, die nun verschwand, König Albio von Salza, König Ruckus über Andergast von Joborn aus und auch der alte Efferdan sitzt noch in seiner Burg, auch wenn es heißt, dass ein Aufstand das Land von seinem Geschmeiß reinigte und ihm gerade einmal die Hauptstadt ließ. Eine ziemliche Wildermark, wenn du mich fragst. Freya: Das ist ja furchtbar. Tarrin: Alles begann mit einem Attentat auf dem Turnier. Der König Andergasts wurde verletzt und weil sich schnell herausstellte, dass ein Nostrier dahinter steckte, und man den König tot wähnte, rief sich Ruckus von Joborn zum neuen Herrscher aus, sammelte ein Heer um sich und schlug gegen den Erbfeind los. Sie erzielten Erfolge und belagerten die Hauptstadt, ehe sie nostrische Freischärler zum Rückzug trieben. Deren Anführer, Prinz Kasparbald, erhob sich und… Freya: Ich kenne ihn. Tarrin: Ich weiß. Freya: Ich habe trotzdem nichts mit Yolandes Verschwinden zu tun. Tarrin: Auch das weiß ich. Ich wollte dir nur ein paar Fragen stellen. Eine Spur finden, wer weiß… Freya: Warum tust du das nicht in Nostria? Tarrin: Das ist gerade kein gutes Pflaster, um Fragen zu stellen. Beide stehen auf und gehen ab. Akt 2, Szene 3 – Vor der Akademie Die letzte Szene wiederholt sich. Freya geht auf und zeichnet an der Wand, Tarrin geht auf und unterbricht sie. Tarrin: Freya… Freya: Ah, hallo. Wie sitzt sich’s? Tarrin: Angenehmer als gestern. Da habe ich endlos gewartet. Freya: Gestern hatte ich frei. Praiostag, du verstehst? Tarrin: Auch für Hilfskräfte? Freya: Besonders für Hilfskräfte. Die meisten Scholaren waren auf Ausflug auf dem Festland. Tarrin: Hmm. Kann ja nicht wissen, wie ihr das in der Grauen Gilde regelt. Freya: Tarrin, was willst du? Tarrin: Dich sehen… Ich meine, ist dir noch etwas eingefallen, was mich weiterbringen könnte? Freya: Tarrin, was willst du? Meinen Rat oder meine Hilfe? Tarrin: Was bietest du mir an? Freya: Du suchst an der falschen Stelle. Willst du Yolande finden, begib dich nach Salza oder Nostria. Da findest du sie schon, entweder in einem Grab oder einem Kerker. Tarrin: Und würdest du mir dabei helfen, sie da zu finden? Freya: Nein. Tarrin: Warum nicht? Freya: Ich bin eine Andergaster Magierin, wir werden dort gehasst. Andererseits würde ich nicht sehen, wie ich dich weiterbringen kann. Tarrin: Wie wäre es denn dann mit Havena? Das liegt nahe Nostria und du bist da gerade Ehrenbürgerin geworden. Freya: Ich glaube zwar nicht daran, aber… ich überlege es mir. Lass mich noch meinen Pflichtdienst hier ableisten und dann meinen Stab verzaubern, dann kann es losgehen. Tarrin: Was möchtest du denn haben? Freya: Die Fackel. Dann muss ich weniger Zeug mit mir herumtragen. Tarrin: Soll ich dir helfen? Ich habe die Fackel längst drauf, ebenso wie eine ganze Reihe anderer Rituale. Freya: Lass mal. Ich habe meine Projektgruppe bewilligt bekommen. Beide gehen ab. Akt 2, Szene 4 – Vor der Akademie Diese Szene wiederholt sich erneut. Freya geht auf und zeichnet, Tarrin folgt ihr und reißt sie heraus. Tarrin: Freya? Freya: Hmm? Tarrin: Ich habe mich mal durch mein Vademecum gewühlt. Ich habe noch meine Notizen. Möchtest du sie vielleicht sehen? Freya: Jandoras „Magie der Stäbe“, beste Anlaufstelle. Bewährt seit über tausend Jahren. Danke trotzdem. Tarrin: Stimmt es eigentlich, was man sich erzählt? Dass du ohne deinen Stab nicht zaubern kannst? Freya: Was? Unsinn. Wo hast du das denn aufgeschnappt? Tarrin: Weiß nicht. Gerede. Freya: Gerede ohne Substanz. Tarrin: Pass trotzdem auf, es kann viel passieren… Freya: Das einzige, was mir passieren kann, ist, dass ich mich mit meinem eigenen Ignishaero brate, weil du mir zu nahe standest. Höre auf. Tarrin: Feuer, wie primitiv. Ich habe mir etwas Besseres entwickelt: Der gleiche Effekt, nur mit Eis. Freya: … Tarrin: Glaube mir, wenn du damit in eine Ork-Patrouille reingehst, dann… Freya: … Tarrin: Wie dem auch sei, ich muss weiter, habe noch einen Termin mit dem Direktor der HPNC, der Horasisch-Privilegierten Nordmeer-Companie. Wenn mir jemand etwas über Nostria sagen kann, dann sind sie es. Freya: Das war eine gute Idee. Viel Glück. Beide gehen ab. Akt 2, Szene 5 – Vor der Akademie Freya geht auf und malt weiter. Tarrin geht auf, setzt sich, liest in seinem Buch und hält kopfschüttelnd inne. Darauf geht er ab. Freya wendet sich um, erblickt eine leere Bühne, wartet einen Moment und geht dann ab. Akt 2, Szene 6 – Zauberkammer Halbdunkel. Freya bereitet den Raum für ihr Ritual vor: Sie deutet das Zeichnen eines Kreises auf dem Boden an (mit dem Stiel ihres Pinsels am Besten), lässt auf die gleiche Weise dreizehn Zeichen imaginieren, entzündet Kerzen und zieht Stiefel und Strümpfe aus. Währenddessen verfolgen sie die Stimmen des Alptraums, den sie erlebte (und die bereits vor einem halben Jahr ohne ihr Beisein gesprochen wurden). Attentäterin: „Die Magierin Freya di Arthuro-Galahan ist zu erlegen. Wartet damit, bis sie ein zweites Mal die Stadt passiert und schlachtet sie keinesfalls schon im Efferd.“ Bardin: „Bitte, lieber Herr Boron, erlöse mich und uns von der Magierin Freya di Arhuro-Galahan.“ Baderin: „Ihr sollt die kleine Freya erschießen, sobald ihr sie seht? Was hat sie denn getan?“ König: „Verzeiht mir, ihr Hohen, was ich im Begriff bin, zu tun.“ Krieger: „Ich habe in Grangor ein Mädchen sitzen, eine Zauberin. Was soll ich nur mit ihr tun?“ Eismagier: „Freya, Freya, kleines Ding… von deiner eigenen Familie verraten.“ Elfe: „Wer bist du, rote Magierin, und welchen Weg schlägst du ein?“ Blondes Kind: „Sie glaubt, sie lebe das Chaos. Dabei weiß sie bloß nicht, was sie will.“ Fälscher: „Wandere nicht auf alten Pfaden. Dort findest du nur den Tod.“ Freya setzt sich schließlich, richtet sich direkt auf das Publikum aus, versucht ihren Stab (bekanntlich als Pinsel dargestellt) vor sich in den Boden zu stecken, was ihr nicht gelingt, und hält ihn dann mit beiden Händen, die Unterseite auf dem Boden, die Borsten gerade gegen Himmel. Freya: Also dann, dann wollen wir mal. Entzünden wir einmal eine Fackel. Hoffentlich wird das nicht so katastrophal wie letztes Mal… oder vorletztes Mal. (Sie schließt die Augen.) Jandora, Mada, hört mich an. Veeeeee….. Sie verfällt in einen Singsang, während sich die Bühne verdunkelt. Akt 2, Szene 7 – Ebene des Feuers Während der Dunkelheit ertönt ein Lärm, als würde ein Schwarm Ratten mit der Wucht einer Brandung gegen die Bühne schlagen und als sich die Dunkelheit lichtet, liegt Freya auf dem Boden und die Welt verwandelte sich: Ein großer Projektor strahlt ein Bild einer düsteren Landschaft über die ganze Bühne; der Boden von schwarzem Fels, der Horizont feuerrot und die Luft erfüllt von einem Sturm aus Funken und Asche. Ein Mädchen mit langem braunen Haar und in schwarzen Lumpen, Jandora genannt und durchaus von der Schauspielerin Sancides zu spielen, auch wenn die Personen nicht identisch sind, steht bei Freya und läuft scheu davon, als diese mit schmerzendem Schädel erwacht. Freya: (sieht sich um) Nein. Freya steht auf, klopft sich den Staub von der Kleidung, nimmt ihren Stab, während der Krach um sie, der aus einer Mischung von Sturm, Donner und Erdbeben zu bestehen scheint, lauter und präsenter wird. Langsam geht sie ab. Black. Freya geht auf und ab. Black. Beim Ende des Blacks liegt Jandoras Körper leblos auf der Bühne. Freya geht langsam zu ihr hin, prüft ihren Puls, dreht sie dann um, um ihr Gesicht zu sehen, erschrickt und rennt von der Bühne. Akt 2, Szene 8 – Ebene des Feuers, in einem Haus Es herrscht Black. Man hört Freya aus dem Off keuchen, dann klopft sie gegen die Tür. Freya: „Hallo? Ist hier jemand?“ Freya öffnet die knirschende Tür und betritt damit langsam und vorsichtig die Bühne. Der Black blendet aus und man sieht zwei Janoras auf der Bühne liegen (bei einer reicht ja der Rücken zum Publikum und das passende Kostüm), eine im Hintergrund, eine über einem Stuhl hängend. Bestialischer Gestank nach Verwesung schlägt Freya entgegen und bringt sie zu einer Reaktion. Sie verlässt das Haus wieder. Black und Abbau. Akt 2, Szene 9 – Ebene des Feuers, außerhalb Freya geht auf und will an der anderen Seite wieder abgehen, da schwankt ihr eine Gestalt (natürlich Jandora) entgegen, die dann zu Boden geht. Freya eilt zu ihr und ist froh, dass sie noch lebt und unverletzt ist, Jandora jedoch ist zu schwach, um aufzustehen. Jandora: Ihr seid hier? Herrin, Herrin… Freya: Ruhig, ruhig… Jandora: Ihr müsst auf der Hut sein. Das Übel ist erwacht und bringt Tod und Zerstörung über dieses Land. Freya: Bitte, spare deine Kräfte… Jandora: Nein… nein. Ich bin schon verloren. Reist in die Stadt der Sphäre und bekämpft das Übel da. Bitte, beeilt euch… Jandora sinkt tot zurück. Freya schließt ihr die Augen, murmelt ein kurzes Gebet und lässt sie dann zurück. Black. Akt 2, Szene 10 – Ebene des Feuers Freya geht langsam über die Bühne. Von hinten nähert sich ihr eine Zombie-Jandora (entsprechend geschminkt) und greift sie an, was zu einem Kampf Hände gegen Pinsel-Stab führt. Schließlich geht der Zombie zu Boden. Freya verschnauft, beobachtet den Leichnam lange, ob er sich noch rührt, und geht dann weiter. Black und ab. Akt 2, Szene 11 – Ebene des Feuers, Stadt der Sphäre Der Lärm fährt fort, ebenso der gestrahlte Ascheregen, doch unter Ultraviolettlicht erscheint die Stadt auf der Rückwand der Bühne zu strahlen. Freya geht auf und zielt auf die Bühnenmitte ab, während von Gegenüber eine Zombie-Jandora auftritt. Freya zielt mit ihrem Stab auf diese und schreit „Ignifaxius“, wobei diese ins Off zurücktaumeln. Dann erscheint hinter Freya die nächste Zombie-Jandora, wo sich das Spiel wiederholt. Jandora geht auf, diesmal eine echte. Freya zielte bereits instinktiv in ihre Richtung. Jandora: Nein. Bitte… Ihr seid es. Ihr seid es wirklich. Freya: Was geschieht hier? Jandora: Begebt Euch zum Palast, in den Keller. Dort findest du das Übel. Jandora bricht mit einem letzten Aufschrei zusammen. Freya geht ab. Akt 2, Szene 12 – Ebene des Feuers, Wuchernder Palast Aus dem Off hört man Kampfeslärm und geschrieene Zaubersprüche wie Ignifaxius und Ignisphaero. Das auf die Bühne projizierte Bild wechselt und zeigt nun einen hölzernen Palast, der unter Brand wie unter unnatürlich starker Verwitterung gleichermaßen zu leiden hatte. Freya wankt inzwischen mehr, als sie steht, und stöhnt unter ihren Verletzungen, doch kann sie den Palast betreten und geht auf. Freya: Hallo, ist hier wer? Ich bin eine von den Guten. Bitte sagt mir, dass Zombies nicht ebenfalls… Sie geht zum anderen Aufgang, blickt heraus in einen unsichtbaren Raum, betritt diesen nicht, sondern sucht die andere Seite, wo die Tür jedoch ihr verschlossen bleibt. Zurück auf der anderen Seite öffnet sie den (symbolischen) nächsten Raum, wo ihr eine tote Jandora in die Arme fällt. Freya schreit auf und lässt sie herabsinken, ehe sie schockstarr vor ihrem Körper steht. Schließlich greift sie herab, nimmt Jandora den tulamidischen/arabischen Dolch vom Gürtel und geht an ihr vorbei durch die Tür, die sie gerade öffnete. Akt 2, Szene 13 – Ebene des Feuers, krankes Herz des Wuchernden Palastes Im Raum, den Freya betritt, findet ein Kampf zwischen Jandora und dem Übel, einer möglichst konturlosen Gestalt, in der Mitte der Bühne statt. Freya sieht es, zieht den Dolch und stürmt heran. Jandora: Herrin, nein. Bringt das Ritual zu Ende, welches ich begann. Das ist unsere einzige Hoffnung. Freya steckt den Dolch zurück und zeichnet mit dem Stiel ihres Stab-Pinsels einen Kreis um die beiden Kämpfenden. Es folgen dreizehn gleichsam dazu zu denkende Zeichen, ehe sie sich an der Rückwand der Bühne direkt hinter den Kämpfenden postiert und den Stab vor sich in beiden Händen haltend erhebt. Ein Krachen wie ein Blitz ist zu hören. Dann ist es vorbei. Akt 2, Szene 14 – Zauberkammer Es herrscht ein längerer Black, wie auch nun die Hintergrundgeräusche der Ebene verschwinden. Jandora spricht aus dem Off in die Dunkelheit. Jandora: „Habt Dank, Herrin. Ohne Eure Hilfe wären wir alle dem Übel zum Opfer gefallen. Was an Seuche auf Euch fiel, das werde ich Euch nehmen. Lebt wohl.“ Freya erwacht voller Schmerzen. Sie blickt sich um und erkennt, dass es vorbei ist. Verwundert merkt sie, dass sich der Dolch immer noch bei ihr befindet. Sie schüttelt den Kopf, nimmt ihren Zauberstab, blickt ihn verwundert an und geht ab. Kapitel 2: Freya in: (16) Prohibition (Wasser) ---------------------------------------------- Akt 3, Szene 1 – Ansage Freya betritt die Bühne, legt sich mit dem Rücken zum Publikum an die Wand und schläft ruhig. Ein Bild der Hütte der Elfe von Dela, eingerichtet wie eine heruntergekommene, verlassene Unterkunft einer Kräuterhexe am Rande eines Dorfes, wird über die Bühne projiziert, woraufhin Mineda und Ladric aufgehen – sie wie eine Ninja gekleidet, doch diesmal ohne ihre Skimaske und eindeutig übermüdet, er in der Gewandung eines nostrischen Waldläufers, d.h. grüner Umhang. Sein Auftreten wäre eigentlich noch nicht geplant, doch hier ersetzt diese später wichtige Legendenfigur einen Statisten und nichts spricht dagegen, dass er vor der Geschichte auch schon anderen Herren diente. Beide betreten die Hütte langsam und sehen sich um. Sie finden jedoch nicht, was sie suchen. Ladric: Ein Held erschien in Andergast, helle blonde Haare und zwei Schwerter führend, erschlug den Dämon, rettete so die Stadt und kehrte zurück nach Albernia. Hier lebte er einst, doch wohin verschwand er? Mineda: (betrachtet eine Kristallkugel, die sie in der Hütte fand) Aha. Ladric: In dieser Hütte hauste einst eine Elfe, wohl das Weib des Helden. Sie blickte für die Einwohner in ihre Kristallkugel, erfreute sie mit ihrem Affen, stand ihnen in Nöten bei und ließ sich dafür aushalten. Sie soll scheu und einsam gewesen sein, sagt man, aber sonst ein Herz von einer Albin. Mineda: Hmm… Funkelt das? Ladric: Unsere liebe Magierin Freya war auch hier und da schließt sich der Kreis. Alle drei trafen sich. Mineda: Und die Attentäter mussten leiden, ich weiß. Nur wo sind sie jetzt? Ladric: Das kann niemand sagen. Auch im Dorf weiß man es nicht. Mineda: Schickt sie also einen Helden nach Andergast, um zu wachen. Das war ein guter Zug. Ladric: Auch Meister war von ihr beeindruckt. Sie ist… Mineda: Sie ist gar nichts. Sie enttäuscht die Enttäuschten. Ladric: Wie Ihr meint. Mineda: (Pause, sie blickt weiter in die Kristallkugel) Sag, besitzt dein Herr eigentlich einen Magier? Ladric: Nein, Frau Kommandantin, nicht seitdem die Enttäuschende ablehnte. Mineda: Dann sag ihm, er solle Kontakt zu der Jugendfreundin aufnehmen, Sancide. Sie gefiel mir ganz gut. Bietet ihr eine Stelle als Hofmagierin an, bezahlt den Perricumern eine Entschädigung und lasst sie daran ihr Wissen testen. (Sie wirft die Kristallkugel Ladric zu, der sie unbeholfen fängt.) Verstanden? Sie geht ab. Ladric: Verstanden. Er geht ab. Akt 3, Szene 2 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Tarrin geht auf, tritt zu Freya und weckt sie. Sie scheint auf ihn gewartet zu haben, steht auf, malt mit ihrem Zauberstab-Pinsel ein Schiff in die Grangorer Landschaft und setzt sich anschließend mit Tarrin in die Bühnenmitte. Freya: Du siehst furchtbar aus. Tarrin: Hmm? Freya: Du siehst furchtbar aus. Hast du nicht geschlafen? Tarrin: Hmm… Du siehst nicht furchtbar aus. Freya: Danke… Soll ich dir was zu Trinken mitbringen? Bier zum Beruhigen? Tee zum Wachwerden? Tarrin: Bier haben die nicht, überhaupt kein Alkohol an Bord. Freya: Wirklich? Tarrin: Wirklich. Neuer Besitzer und Kapitän des Schiffes und so. Die Mannschaft grollt und die Überfahrt war billig. Freya: Dann Tee. Freya geht ab und kehrt mit zwei Tassen zurück, während Tarrin sitzen bleibt. Tarrin: Danke. Hast du ihn über deiner Fackel selbst gekocht? Freya: (kichert) Das hätte ich machen können. Gute Idee eigentlich. Tarrin: Auf so was bin ich schnell gekommen. Ich bin ja ein Eismagier und kann nicht eben mit einem Ignifaxius für Abhilfe sorgen. Da musste mein Stab herhalten, wann immer ich Feuer brauchte. Freya: Aha. Gelangtest du damals eigentlich auch in die Ebene des Feuers? Tarrin: Alle meiner Rituale waren ein großer Erfolg. Außerdem ist Humus das Gegenelement von Eis, nicht Feuer. Freya: Etwas stimmte bei mir nicht und so sehr ich darüber nachdenke, kann ich nicht verstehen, was. Tarrin: Das geht auch nicht immer. So ist Magie. Freya: Da war ein Mädchen wie San, schwarz gewandet und unendlich oft sterbend. Was wollte sie mir wohl damit sagen? Tarrin: Das du gegen den Tod kämpfst? Weiß nicht. Freya: Ich bin eine Heldin. Das tue ich eh. Tarrin: Und außerdem bin ich bei dir. Es kann dir nichts geschehen. Freya: … Danke dafür. Tarrin: Und nun? Freya: Nun? Tarrin: Lässt du das nächste Ritual folgen? Freya: Habe ich vor. Dieses Seil des Magus klingt ganz ansprechend. Dann kann ich mir das Seil sparen, das wären ein oder zwei Stein weniger zu tragen. (Sie holt ein dickes Buch heraus) Klingt allerdings nicht ganz einfach. Tarrin: Habe ich nie gemacht. (Blickt auf eine lose Seite im Buch.) Was ist das? Freya: Bloß meine Notizen zur Fackel. Mein Vademecum fiel in die Hände meiner Feinde. Tarrin: Kann ich mal sehen? Freya: Klar. Sie gibt ihm die losen Pergamentblätter und geht ab. Tarrin holt ein Buch aus seiner Tasche und blickt prüfend zwischen dessen Inhalt und den Blättern hin und her, ehe er es wieder wegsteckt. Akt 3, Szene 3 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Tarrin sitzt weiter auf dem Boden und liest in den Blättern. Freya tritt auf. Freya: Eben sprach der Bootsmann mit mir und klagte sein Leid. Es gibt keinen Tropfen Alkohol an Bord und er wollte wissen, ob wir denn etwas geschmuggelt hätten, womit man die Mannschaft ruhig stellen könnte. Er macht sich Sorgen. Tarrin: Junger Kommandant, neue Ideen. Sein Vater soll ja verschwunden sein. Freya: Ich konnte ihm nichts bieten. Du? Tarrin: Ich wurde gefilzt. Meinen schönen Warunker Bärentod haben sie den Wellen vermacht. Freya: Das gefällt mir nicht. Tarrin: Mir auch nicht. Was ist die Stadt der Sphäre? Freya: Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich bloß ein Traum. Tarrin: Oder die Dämonenzitadelle. Freya: Da wäre ich wohl kaum mit Herrin angesprochen worden. Tarrin: Wer weiß? … Aber hast ja recht. Beide sitzen zusammen und lesen, Freya in ihrem Folianten, Tarrin in den Blättern. Zeit vergeht. Tarrin: Weißt du, so habe ich mir die Niederhöllen auch immer vorgestellt: Ein bisschen Feuer, ein paar Monster, etwas Rauch. Da kämpfte ich noch im Norden gegen die Orks und war mir sicher, es gäbe nichts, womit ich nicht fertig werden würde. Dann lernte ich die Schwarzen Lande kennen und mit ihnen die wirkliche Gefahr… Freya: … Tarrin: Sei dir sicher, Mädchen, was dich nicht zerreißt, ist gnädig zu dir. Da hast du wirklich gesegnete Träume. Freya: … Tarrin gibt ihr die Papiere zurück und steht auf. Tarrin: Ich gehe mal auf Deck. Ich brauche etwas frische Luft. Er geht langsam ab, während ihm Freya nachsieht. Sie schüttelt den Kopf und wendet sich wieder ihrem Buch zu. Akt 3, Szene 4 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Tarrin tritt herein. Freya blickt auf. Freya: Na, was macht die Mannschaft? Ist sie immer noch bierdurstig? Tarrin: Wahrscheinlich. Ich weiß es nicht. Freya: Hör mal, ich bin da auf etwas gestoßen. „Zu unterlasse habe der/die Magi alberne Versuche, die den Stab biegen, färben oder schrumpfen, denn in der Masse der Matrix sei hierfür kein Raum.“ Den Zauberstab zu schrumpfen, das wäre es doch. Ich würde mir einen Köcher wie der eines Bogens umbinden, dann könnte ich ihn bei mir verwahren, wenn er mich sonst stören würde und ich die Hände frei brauche. Leider steht hier keine Formel für ein solches Ritual… Tarrin: (setzt sich zu Freya) Tja… Freya: (legt ihr Buch zur Seite) Weißt du, was Marcin, mein letzter Lehrmeister, mir einmal sagte? Sind zwei Zauberer beisammen, sprechen sie über Zauberei. Ich habe damals nicht verstanden, was er meinte. Tarrin: (legt sich währenddessen auf den Boden) So ist das nun einmal. Wir haben nichts anderes. Freya: Also ich schon. Ich habe eine frische Heimatstadt und einen Krieger, auf den ich den Winter über wartete. Ich habe Menschen in Andergast, einen Meister in Brig-Lo… Ich komme eigentlich sehr gut ohne Zauberei und Bücher aus. Tarrin: Du hast es gut. Alles, was ich habe, ist Zauberei und Erinnerungen. Freya: Dann erzähle mir von dir. Ich weiß noch gar nichts über dich. Tarrin: Wo soll ich anfangen? Ich entstamme der schönsten Stadt auf dem Derenrund in der tiefsten Schande, Ysilia. Meine ganze Familie lebte dort, meine Eltern, meine Schwester, meine Onkel und Tanten und deren Kinder… verdammte glückliche Tage, verdammt. Freya: Verdammt. Tarrin: Wir wurden getrennt, als die Heptarchen kamen. Einige flohen schneller, andere blieben noch hinter uns zurück. Ich war noch ganz klein und verstand von alledem nichts. Da waren wir schon in Gareth und hausten im Dreck. Hätte ich kein Glück gehabt und wäre Gareth nicht die Stadt der Helden gewesen… Freya: Was wurde aus deiner Familie? Tarrin: Meine Eltern folgten der Peraine-Kirche in irgendein neues Dorf, ich weiß nicht einmal, wohin. Meine Schwester wurde gefasst und nach Warunk geschleift. Freya: … Tarrin: Ich hoffe, sie putzt da nur. Freya: Mein Beileid. Tarrin: Nein, das ist bloß mein Leben. Zauberei und Erinnerungen. Beide sitzen eine Zeit schweigend da. Freya wartet und Tarrin sucht nach Worten. Freya: Und wie möchtest du weiterkommen? Tarrin: Weiß nicht. Ich muss erst einmal überleben. Freya: Der ODL sucht doch sicher nach kampfkräftigen Magiern. Das wäre zwar ein Gildenwechsel, doch… Tarrin: (verärgert) Ich sagte, ich muss erst einmal überleben. Freya: Hmm… Ich glaube, ich schaue mal, ob die Mannschaft Schreibtinte für mich hat. Meine ist eingetrocknet. Freya geht ab. Tarrin bleibt eine Weile auf dem Boden sitzen und steht dann auf. Tarrin: (zum Publikum) Der erste Mensch, den ich tötete, war eine Frau. Ich war im Greifenfurtschen und kämpfte dort im Dienste des Herzogs gegen die Orks. Da ging etwas schief, ich kann nicht sagen was, da starben Menschen, der Herzog machte mich zur Schnecke und ich wollte nur fort, da stellt mir eine aufdringliche Hübschlerin nach und lässt mich nicht in Ruhe. Erst beredet sie mich, dann fordert sie mich heraus, schließlich verhöhnt sie mich und da war es dann genug. Ich jage ihr einen Frigifaxius nach, einfach dass sie Ruhe gibt, und da gebe ich zuviel. Sie kippt um und rührt sich nicht mehr und ich renne wie ein Horasier vor der Kaisers Armee… Es ist der Tag meiner Schande. Ich wollte, alles wäre anders. Tarrin geht ab. Die Bühne wird leer. Akt 3, Szene 5 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Der Bootsmann geht auf und klopft an die Wand, als würde sich dahinter eine Tür befinden. Da ihm nicht geöffnet wird, ruft er durch das Holz. Bootsmann: Werte Zauberer, bitte hört mir zu, denn es betrifft auch euch. Der Kapitän ist ein Knauserer und Besserwisser und die Mannschaft hat genug. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, doch er verstand alles falsch und macht alles nur noch schlimmer. Nun will er nicht in Havena ankern, damit die Mannschaft nicht abheuern kann. Bitte, sprecht mit ihm, sonst kommt auch ihr nicht an euer Ziel. Der Bootsmann geht ab. Freya geht auf, ohne dass sich beide beachten. Sie setzt sich hin. Freya: Ich mag die Möwen. Sie erinnern mich an Kuslik, an meine Kindheit. Ich sah oft weit aufs Meer… Tarrin geht auf, beachtet sie aber erst einmal nicht. Freya: Ich hätte nie gedacht, dass eine Schifffahrt so beengend sein kann. Ich möchte mich bewegen und komme doch nicht fort. Tarrin: (verärgert) Der Kapitän spinnt. Er ließ mich durchsuchen, weil er dachte, ich hätte Alkohol dabei. Die Mannschaft drückte mich auf Deck und berührte mich überall. Es ist fürchterlich. Freya: Wie gerne wäre ich jetzt in einem Badehaus. Ich will mich waschen. Ich glaube, ich stinke. Tarrin: (verärgert) Nur weil ich nicht wusste, wohin mit mir und wohin mit meiner Wut. Sehe ich denn dann betrunken aus? Freya: Kennst du da nicht einen Zauber? Tarrin: Frigifaxius? Freya: Was? Tarrin: Ich meine, ich bin ein Eiszauberer. Soll ich dich kühlen? Freya: Danke. Es ist mir zu eng hier, zu eintönig, zu schmutzig und zu stickig. Zu warm nicht. Tarrin: Dann kann ich dir nicht helfen. Freya: Ich habe in meinem Buch von den Zaubern der Kristallkugel gelesen. So ein Objekt scheint praktisch zu sein, zumindest um sich Zeit zu vertreiben. Hast du dir denn einmal eine zugelegt? Tarrin: Das ist doch Mist. Freya: Ja, mich plagt auch die Sorge, immer dieses schwere Objekt mit mir rumzutragen, was auch verloren gehen kann… Tarrin: Nein, diese ganze Magie ist doch Mist. Das ist doch alles nur Täuschung. Freya: Hmm? Tarrin: Das hier ist Mann, das hier ist Frau, das hier ist Schiff. Lass mich mit dem Rest in Ruhe. Tarrin geht ab. Freya: Tarrin? Freya greift zu ihrem Buch, blättert unruhig herum und packt es dann wieder weg. Sie erhebt sich und weiß nichts mit sich anzufangen. Zeit vergeht, während sie am Bühnenrand bleibt. Tarrin kehrt mit dem jungen, ungeduldigen Kapitän Kastomir ins Gespräch vertieft zurück. Der Kapitän reibt sich unentwegt die Hände. Tarrin: Kapitän, die Lage sieht schlimm aus. Eure Mannschaft ist unruhig und verärgert. Sie bat mich, zu vermitteln, denn wenn Ihr weiter solch einen harten Kurs fahrt, dann wird es mit der Ruhe bald vorbei sein. Kastomir: Ja, was soll ich denn machen? Kannst du dich denn in meine Haut versetzen? Die Zeit ist hart, besonders für mich, da erwartest du doch kein Verständnis von mir dafür, dass die Untergebenen lieber feiern und auf der faulen Haut liegen wollen, was? Manchmal muss es halt für alle hart sein. Tarrin: Ihr spartet an Verpflegung, verbotet jede Form von Alkohol an Bord, scheuchtet die halbe Mannschaft von Bord und ersetztet die Hälfte davon durch billige Laien, die kurz davor stehen, das Deck mit ihrer Mistgabel umpflügen zu wollen. Und wer sich beklagt… Kastomir: … hat verdient, was dann kommt. Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt, Bursche? Hast du doch, oder? Tarrin: Das Mädchen in meiner Kabine ist eine Liebe, sonst hätten wir das anders geregelt. Kastomir: Mir bleibt doch keine Wahl. Ich muss das tun. Siehe doch mal in meine Bücher… Tarrin: Das ist kein Logbuch. Kastomir: Nein, das flog von Bord. Hier, sieh, die Zahlen sind ganz rot und warum? Weil der Alte nur gesoffen und geprasst hat. Es war Rettung in höchster Not, dass er verschwand, genau, sonst wäre ich schon längst ruiniert. Tarrin: Das klingt betrüblich. Kastomir: Ja, da kann ich mir einfach nicht mehr leisten. Irgendwie muss Geld reinkommen und das tut es nicht, indem ich es ausgebe. Freya: (vom Rand, leise) Sage ihm, er solle den Alkohol an die Mannschaft verkaufen, dann wird diese ihre Heuer schon an Bord los und nicht erst im nächsten Hafen. Tarrin: Vertrackt. Hmm… Stimmt denn das Gerücht, dass wir weiter nach Salza segeln, ohne in Havena zu ankern? Kastomir: Allerdings. Die Hafengebühren von Havena sind furchtbar hoch. Tarrin: Wir haben bis Havena gezahlt. Kastomir: Ihr könnt gerne aussteigen und schwimmen, Planken kosten extra. Betrachte es als zusätzliche Strafe. Tarrin: Einen schönen Tag, Kapitän. Kastomir: Und sage der Mannschaft, wenn sie weiter jammert, hilft sie niemandem. Sie soll lieber ihre Kraft für die Arbeit nutzen. Tarrin: Einen schönen Tag, Kapitän. Akt 3, Szene 6 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Black. Der Kapitän verschwindet und Tarrin betritt vollkommen durchnässt die Kabine, in der Freya auf ihn wartet. Tarrin: Mann, der Teil des Schiffes über dem Wasser ist schon Mist, ich hätte nie gedacht, dass der darunter noch schlimmer ist. Freya: Tarrin? Was ist passiert? Tarrin: Der Kapitän hat mich kielholen lassen. Echt, der hat seine Mannschaftsführung sicher auf Maraskan gelernt, das ist doch… Freya: Warum? Tarrin: Er mich kielholen ließ? Ihm gefiel der Ton nicht, mit dem ich zu ihm sprach. Freya: Was legst du dich auch mit ihm an? Das kann doch nur so enden. Tarrin: Es musste sein. Freya: Warum denn? Das mit dem Schiff betrifft uns nicht. Tarrin: Möchtest du nach Havena? Freya: Ja. Tarrin: Dann betrifft es uns aus. Nach seinem Befehl werden wir den Hafen meiden. Freya: Woher weißt du das? Tarrin: Dummkopf. Ich habe mit ihm gesprochen. Freya: Und da nimmst du mich nicht mit? Tarrin: Nostrische Kogge, Andergaster Kampfmagierin. Erschien mir besser so. Freya: Moment, wir befinden uns… das wusste ich nicht. Tarrin: Ich weiß. Freya: (Pause) Wie geht es dir denn? Leidest du Schmerzen? Tarrin: Ich habe mich schon selbst geheilt, nur gegen das Wasser konnte ich nichts tun… Gehe oder bleib, aber ich ziehe mich jetzt um. Freya geht ab. Black. Akt 3, Szene 7 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Freya geht alleine auf, stolpert über die Bühne und setzt sich. Freya: Was kann ich tun? Warum war ich so blind? Tarrin tritt ohne Hemd auf die Bühne, um ihr zu antworten. Tarrin: Die Sünde des Magiers. Wir sind blind, wenn wir die Augen nicht von den Büchern nehmen. (Pause, Blickkontakt) Ich gehe mich weiter umziehen. Freya: Ach, ich weiß nicht… Der Bootsmann tritt auf und geht an ihr vorbei. Bootsmann: Hallo, Fräulein Zauberin… Freya: Herr Bootsmann. Bootsmann ab. Freya: Wenn ich doch wenigstens meine Kristallkugel zur Hand hätte, dann könnte ich Takea fragen – oder einfach mit ihr sprechen. Ich fühle mich so allein. Bootsmann auf. Bootsmann: Geht es Ihnen denn gut, Fräulein Zauberin? Freya: Natürlich. Danke… Bootsmann: Die Lasten der Seefahrt? Freya: Ja, ja… Bootsmann: Wollte Sie nicht stören, Fräulein Zauberin. Bootsmann ab. Freya: (ins Nichts) Tun Sie nicht, bitte… Tarrin geht (ohne Hemd) auf… Tarrin: Lina, hast du eigentlich Kajubo? Das kann ich dann einnähen, wenn der Kerl… Freya: Ich denke, ich gehe einmal das Schiff erkunden. Freya steht auf und geht ab. Black. Akt 3, Szene 8 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Ein alter Mann – Kastor – hängt durch Ketten gebunden an einer Wand, während Freya hereinkommt. Freya: Wo bin ich hier? Ich dachte doch, hier ginge es wieder an Deck, doch… Kastor: (mit gebrechlicher Stimme) Haben Sie etwas zu Trinken für mich? Freya: Mich deucht, ich höre eine Stimme. Was war das? Kastor: Bier? Wein? Premer Feuer? Freya: Ist da jemand hinter dieser Tür? Warte, ich räume mal eben das Gerümpel zur Seite. Kastor: Alkohol, das wäre die Rettung… oder Rettung, dann bräuchte ich keinen Alkohol. Freya: Wahrlich. Ein Mensch. Kastor: Das war doch ein guter Spruch. Freya: Ketten… nur wo ist der Schlüssel? Kastor: Den musst du suchen… aber hast du solange ein Bier für mich? Freya: Nein, lassen Sie mich raten – Sie sind der verschwundene Kapitän? Kastor: Allerdings. Mein Sohn stürzte mich und ließ mich verschwinden, nur damit er das Kommando übernehmen konnte. Er sagte, ich würde zuviel trinken und prassen und Geld für leichte Mädchen ausgeben… (mustert Freya von oben nach unten) Hast du schon was vor? Freya: Hören Sie, ich bin es leid. Ich lasse Sie frei, wenn Sie ihren Sohn absetzen, Kurs auf Havena nehmen und sich dort unsere Wege trennen. Ist das ein Angebot? Black. Akt 3, Szene 9 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“ Tarrin wartet im Raum. Freya geht auf und setzt sich zu ihm. Sie tauschen Blicke. Dann fällt der Vorhang. Kapitel 3: Freya in: (17) Die Rettung der Königin (Wind) -------------------------------------------------------- Akt 4, Szene 1 – Ansage Freya und Tarrin verlassen das Schiff (oder besser: gehen gemeinsam auf), woraufhin die Zauberin sich daransetzt, das Bild einer Stadt auf der Bühnenwand um Elemente Havenas, des aventurischen Londons, zu ergänzen. Das wären: Aus dem Wasser ragende Gebäude der untergegangenen Stadtteile, besonders der Magierturm Nahemas, die monumentale Prinzessin-Emer-Brücke, der Bennain-Damm, der zwei Stadtteile verbindet, die Königsburg, das Wachsfigurenkabinett und das Maskenmuseum. Ladric geht auf, hält sich aber noch im (Bühnen-)Hintergrund. Tarrin steht im Zentrum und weiß nicht wohin. Tarrin: Warte hier auf mich. Ich muss… Freya: (ohne sich umzudrehen) Triffst du dich mit einem Kontaktmann? Tarrin: Nein, ich muss das Schiff gebührend verabschieden. Tarrin geht zum Bühnenrand herüber und lässt die Hose runter – wozu ist klar. Ladric nähert sich ihm. Ladric: Die Stimme des Planeten… Hallo, Tarrin. Tarrin: (erschrickt) Was tust du hier? Ladric: Der Natur auf der Spur sein. Wie geht es sich denn so mit der Zauberin? Tarrin: Sie ist nicht weit. Sie kann jeden Moment… Ladric: Ich denke nicht, diesen Anblick wird sie sich wohl gerne sparen. Also, wie kommst du voran? Tarrin: Ladric, was tust du hier? Ladric: Ich schlage mir die Zeit tot. Also? Tarrin: (lacht verlegen) Ich habe sie auf eine ewig währende Suche mitgenommen. Wir zogen los, um die Königin zu retten. Ladric: Und ich zog los, um die Maraskin bei dem Treffen einer neuen Zauberin zu begleiten. Ist das nicht seltsam? Tarrin: (schockiert) Was? Ladric: Und jetzt rate mal, was witzig ist? Tarrin: Sag. Ladric: Rate. Tarrin: Ein Blitz in einer Schafherde, was weiß ich. Sag. Ladric: Königin Yolande konnte sich befreien und floh hierher nach Havena. Tarrin: Nein. Ladric: Ich höre die Maraskin so oft schon dich verfluchen. Wenn ich dir einen Rat erteilen darf – und das tue ich als dein Weggefährte und ein unbeteiligter Beobachter –: Habe dieses eine Mal wenigstens Erfolg, oder du musst gar nicht mehr zurückkehren. Angekommen? Tarrin: … Ladric: Dann habe eine schöne Zeit. Ladric geht ab, Tarrin bleibt in ohnmächtiger Wut zurück. Akt 4, Szene 2 – In den Gassen Havenas Freya tritt an Tarrin heran. Freya: Und du hast wirklich mit niemandem gesprochen? Ich habe dich doch reden hören. Tarrin: Nur ein einsamer Mann auf der Suche nach käuflicher Liebe. Freya: (kichert) Und was hast du gesagt? Tarrin: Ich habe ihn an dich verwiesen. Freya: Nein! Tarrin: Nein, ich sagte ihm, er könne sich seinen Maraskenstachel sonst wo hinstecken. Pause. Beide warten beieinander oder gehen ein paar Schritte. Freya: Und jetzt? In Havena wären wir. Tarrin: Ja, allerdings. Das wäre schwer genug. Freya: Allerdings. Tarrin: Lass uns erst einmal ankommen. Wenn die Königin hier ist, dann lässt sie sich finden, ebenso wie Spuren. Freya: Wo soll ich mich nützlich machen? Tarrin: Warum nicht bei der Stadtverwaltung hier? Wedele mit deiner Ehrenbürgerurkunde und frage nach Auffälligkeiten. Du kannst ruhig bei der Wahrheit bleiben. Freya: Das hatte ich ohnehin vor. Tarrin: Wir treffen uns dann gegen Abend… hmm… Weißt du einen guten Ort? Freya: Wie wäre es vor dem Maskenmuseum? Da habe ich mich damals umgezogen. Ist nicht so gefährlich wie eine Hafenspelunke. Tarrin: Dann das. Viel Erfolg. Akt 4, Szene 3 – In den Gassen Havenas Freya und Tarrin verlassen die Bühne in verschiedene Richtungen und auf verschiedene Weisen; während Freya mit „Entschuldigung, können Sie mir helfen“ mehrere nicht dargestellte Passanten erfolglos anspricht, beschäftigt sich Tarrin mit sich selbst und murmelt immerzu: „Wie? Verdammt noch mal, wie?“ Die von Mal zu Mal erschöpfter aussehende Mineda betritt die Bühne, zusammen mit Ladric. Ladric: Frau Kommandantin? Mineda: Ja? Ladric: Der Zauberer ist in der Stadt, Tarrin. Scheinbar unternimmt er mit der Enttäuschenden einen Ausflug in die Stadt. Mineda: Tarrin ist nicht wichtig. Ich hoffe nur, Sancide erscheint. Ich habe sogar die Kugel mitgeschleppt, damit sie sich gleich beweisen kann. Ladric: Ich habe ihm jedenfalls eine deutliche Nachricht mitgegeben. Er soll nicht schon wieder versagen. Mineda: Warum hast du ihn nicht gleich erschossen? Ladric: Ich hielt es für besser, niemanden auf unsere Fährte zu setzen. Im Augenblick wäre eine Entdeckung fatal. Mineda: Verdammt, das war ein Witz, Ladric. Bin ich denn nur von Idioten umgeben? Ladric: Verzeiht, Frau Kommandantin. Ihr zeigtet zumindest großes Können bei der Wahl Eures Spiegelbildes. Mineda: Scher’ dich weg, du Wurm, oder ich zertrete dich. Ladric: Sehr wohl, Frau Kommandantin. Ladric geht ab. Mineda: Man möchte sie alle ersäufen wie die Ratten. Warum habe ich mich darauf überhaupt eingelassen? Mineda geht ab. Akt 4, Szene 4 – Havena, vor dem Maskenmuseum Freya geht auf, eine Maske tragend, und wendet sich ans Publikum. Freya: Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben? Der Wind schneidet kalt von See her, als wollte er mir etwas sagen, doch ich lese keine Antwort. Der Winter wird bald enden, doch Rufus kam nicht und es fiel auch kein Schnee. Dafür kam die Kälte und mit ihr Tarrin. Tarrin… Tarrin tritt auf, offensichtlich betrunken und verzweifelt. Freya beachtet ihn nicht. Freya: Nun heißt es also ausharren… ach, dann muss ich Tarrin gestehen, nichts erreicht zu haben. So lange wartete ich in der Königsburg, nur um zu erfahren, dass sie nichts wissen, und dann… ja, immerhin lieh man mir einen Schlüssel für das Museum. Havena ist eine schöne Stadt. Ich wäre gerne bei der Magierakademie vorbeigegangen, wenn es die noch geben würde, denn das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und ich möchte im Rahja neue Kraft schöpfen. Das muss ich vorbereiten, doch ich weiß nicht, wo; die Stadt ist so feindlich Magiern gegenüber und so sehr Nahemas Turm doch reizt, fürchte ich mich. Warum verwende ich nur daran so viele Gedanken und an Tarrins Königin so wenige? Tarrin: Freya, bist du das? Warum hast du eine Maske auf? Freya: Tarrin meinte einmal, ich sei nicht ich selbst, weil ich mich in Büchern und Magie versenken und die Welt um mich herum übersehen würde. Was für ein Unsinn. Jandora würde mir auch sicher darin zustimmen, mal lesen, was sie schreibt. Tarrin: Freya? Höre mir zu… Freya: … Ach, das ist doch ein Witz – und alles nur, weil Rufus nicht erschien. Ich hoffe nur, Tarrin ist nicht auch jünger als ich. (wendet sich an Tarrin) Tarrin, bist du jünger als ich? Tarrin: Nein, wie…? Freya: Nur so. Tarrin: Freya, höre mir zu: Die Stadt ist böse. Ich spüre überall um mich herum Messer und Mäuler, nur bereit, zuzuschlagen, und wir räkeln uns wie auf einem Teller. Wir müssen… Freya: Tarrin, hast du getrunken? Tarrin: Nicht viel. Höre zu, lass uns ein Schiff besteigen, das nach Brabak segelt, nur wir beide, und alles hinter uns lassen. Lass mich uns retten, bevor alles zu spät ist. Freya: Die Menschen hier mögen keine Magier, ich weiß, wie sie mich beim ersten Besuch am Tor behandelt haben… Tarrin: Das ist es nicht. Höre zu, ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Freya: Das habe ich auch oft. Kommt von den Alpträumen. Musst du mit leben. Tarrin: Wenn ich nicht auf meine Ahnungen höre, bereue ich es zumeist. Wie geht es dir da? Freya: (zieht ihre Maske ab) Ähnlich, eigentlich. Tarrin: Dann lass uns verschwinden, ehe die Nacht uns ereilt. Freya: Schon gut, lass mich nur noch meine Maske und den Schlüssel zurückbringen, ich hatte uns nämlich ein Hauptquartier besorgt, weißt du… In diesem Moment geht Sancide samt einigen Magiern von Orden der Grauen Stäbe zu Perricum, der Armee der Grauen Gilde, auf. Sancide war in Andergast Freyas Tutorin, eine kühle brünette Frau in den Zwanzigern ohne besondere äußere Merkmale, gewandet wie die sie begleitenden Statisten. Sancide: Abend, Lina. Du hast kurz Zeit für mich? Freya: San. Tarrin: Nein, wir wollten gerade aufbrechen. Sancide: Und wohin? Freya: Ja, sicher. Wie kommt… Tarrin: Das geht nur sie und mich was an. Tarrin und die Graustabmagier nehmen mit ihren Stäben Kampfhaltung ein. Freya geht dazwischen. Freya: Genug. Waffen runter. Natürlich habe ich Zeit, San. Tarrin: Ich werde dich nicht mit ihr… Freya: (unterbricht ihn) Darf ich vorstellen, Tarrin, das ist meine Tutorin aus Andergaster Tagen und die beste Zauberin, die ich kenne: Sancide de Ruthor. San, das ist Tarrin vom Weißen Orden, gemeinsam suchen wir nach der verschwundenen Königin Yolande. Tarrin: (zischt) Das muss die doch nicht wissen. Sancide: Dann hätte Herr Tarrin doch sicher nichts dagegen, uns allein zu lassen, da wir über Angelegenheiten des Ordens sprechen werden. Torja, wären Sie so lieb, unserem Gast das Maskenmuseum zu zeigen? Tarrin: Sie ist mein Mädchen. Wenn du ihr was Böses tust, dann helfen… Sancide: Habe ich verstanden. Freya: Ich bin nicht dein Mädchen. Tarrin verlässt mit einem der Statisten die Bühne. Ein bisschen Zeit vergeht. Freya: Also, was gibt es? Sancide: (sie übergibt ihr einen Brief) Lies. Freya: „Sancide de Ruthor, wir, Eminenz von Nostria, König Ingvalion Kasparbald Kasmyrin, erbitten uns Ihre Dienste als Zauberin an unserem Hof…“ Ist das wirklich echt? Sancide: Ja. Freya: Hmm…. Hmm, hmm, hmm… „So Ihnen zusagt, was wir Ihnen bieten, erscheinen Sie im Travia des Jahres in Havena, wohin wir eine Kommissarin entsenden werden, die sie an der Prinzessin-Emer-Brücke zu treffen vermögen.“ Gesiegelt und alles… Und, nimmst du an? Sancide: Wir nehmen Mineda fest. Freya: Was? Sancide: Mineda Morga, die Attentäterin aus Maraskan. Freya: Du denkst, sie ist die Kommissarin? Sancide: Denke doch einmal nach, Lina, dann verstehst du es. Freya: Aber ich kenne Kasparbald. Er nahm mich in Nostria auf, als sich der Staat gegen mich wandte. Sancide: Sprechen wir das nächste Mal darüber. Was ist mit dem Weißmagier? Vertraust du ihm? Freya: Er ist irgendwie komisch, aber ich denke nicht, dass er mir Böses will. Er redet nur immer wieder davon, dass ich sein Mädchen sei. Sancide: Erzählst du mir, wie du ihn kennen lerntest? Freya: Das war in Grangor im Winter. Er half einem Freund dabei, ein Lehen zu sichern, und bat auch mich dafür um Hilfe. Später wollte er mit mir nach der Königin suchen, Yolande II. von Nostria. Sie verschwand, weißt du? Sancide: Und deshalb bist du hier? Freya: Ja, er wollte meine Ehrenbürgerwürde für die Suche nutzen. Ich dachte, ich helfe ihm, die Queste ist ja nobel. Sancide: Vertraust du ihm? Freya: Weiß nicht. Er ist Weißmagier, das sind doch die Guten. Sancide: Wenn du meinst. Freya: Denkst du nicht? Sancide: Ich sah einen betrunkenen Mann mit blank liegenden Nerven. Freya: Die Stadt ängstigt ihn. Ich kann es ja verstehen. Sancide: Ich würde erst verstehen, wenn ich wüsste, wovor er sich fürchtet. Würdest du ihn aber für mich im Auge behalten? Ich kann mir jetzt über ihn keine Gedanken machen und Ärger mit dem Weißen Orden ist das Letzte, was ich jetzt brauchen kann. Wir kümmern uns um Mineda, danach kehre ich zu dir zurück. Freya: Brauchst du mich denn nicht? Sancide: Meine Männer sind aufeinander eingespielt und vertrauen einander blind. Das möchte ich jetzt nicht aufs Spiel setzen. Tut mir leid, Lina. Freya: Und was wolltest du dann von mir? Sancide: Ich wollte dich sehen und dir mitteilen, dass wir dich von der Frau erlösen, die dich umbringen wollte, und dich warnen, damit du auf der Hut bist, sollte etwas schief gehen. Ich hoffte, du würdest mir Glück wünschen. Freya: Ich wünsche dir alles Glück der Welt, San. Sei vorsichtig, seid ihr das alle. Sancide: Und jetzt gehe schlafen, Lina, jetzt gehe schlafen. Und schweige über das, was du erfuhrst. (Pause, dann lauter) Wir sind hier fertig. Die Grauen Stäbe rücken ab. Sancide geht mit ihren Statisten ab, samt jenem, der sich im Gebäude aufhielt. Darauf tritt auch Tarrin wieder auf die Bühne, nüchterner und ruhiger. Pause. Tarrin: Was wollte sie denn? Freya: Mich warnen. Mineda ist in der Stadt. Und jetzt komm, ich habe da drinnen irgendwo Decken gesehen. Beide gehen ab. Akt 4, Szene 5 – Havena, am Meer Tarrin erscheint, müde und gehetzt, mit einem Buch in der Hand. Ein dunkles Licht genügt für die Szene. Tarrin: Ich wünschte, ich könnte schlafen, ja ich wünschte, ich könnte es, doch es ist so eng und böse zwischen all den Masken, der Wind zerrt am Dach und die Dunkelheit schreit wie ein kalbender Gletscher. (brüllt) Du sollst nicht ächzen! Du sollst nicht brechen! Du sollst einfach schön und kalt sein! (nichts passiert, wieder leiser) In was für einer Welt leben wir hier, in was für einer Zeit? Da denkt man, einen Menschen zu kennen, man hört zu, wenn Freunde und Gefährten über ihn sprechen, man liest über ihn und doch weiß man nichts. Lina d’Anconi, wer bist du und wie kann ich uns beide die Hölle ersparen, die sich gerade um uns aufbaut? Freya; ich könnte dich… (er holt mit dem Buch aus und möchte es ins Meer werfen, kann sich dann aber nicht davon trennen, weshalb er sich setzt und darin liest.) Ihr Magierinnen der Grauen Gilde seid so frei, nicht so eingeschränkt und festgesetzt wie wir. Ihr entscheidet selbst, welches Wissen ihr aufschreibt und für die Zeit nach den Akademiemauern sichert. Bei dir beginnt alles mit deinem Stammbaum, Fragen nach deiner Mutter und Mutmaßungen, dass der Zweig deiner Familie aus Albernia stammt (er reißt zwei Seiten heraus und wirft sie ins Meer), dann ein langer Abschnitt zu rechtlichen Aspekten des Gildenmagiertums und besonders seine Rechte und Pflichten (reißt Seiten), Gewandungsvorschriften und wo man sie wie auslegt (reißt Seiten), zwei Seiten Thorwalsche Runen und Wörter… hihi, „Galdmader“ (reißt Seiten), dann die Zauber, Reinschrift und Notizen, doch außer dem Ignisphaero nur Müll (versucht zu reißen, bringt das Bündel nicht ab und überblättert einfach), Ritual zur Stabbindung, Notizen zum Madatanz und ein schöner Satz loses Pergament zu Sternbildern, Lebensweisen, Übungen und Gedanken für eine Große Meditation. Sie hatte einen richtig guten Lehrmeister (nimmt die losen Blätter und wirft sie ins Meer). Dann noch dieser letzte Eintrag mit dem unglücklichen Ritual und der Bindung an den Stab, in der gleichen Handschrift, doch zum Magischen seltsam vage. Ist es prophetisch oder einfach nur falsch? Wenn ich raten müsste, dann… Mineda. (Er wird wütend und will nun erneut das Buch ins Meer werfen, besinnt sich aber wieder.) Leere Seiten, Rattenbisse, nicht einmal Geheimbotschaften und dann… im Einband ein Bild von ihr, Freya nackt und geschunden als leidende Rahja auf dem blutbefleckten Stoffpanzer. Welch ein Körper, was für Augen, dieser Blick – stolze Entschlossenheit am Rande des Abgrunds. Der Künstler log nicht. Sie ist wirklich so. (vorsichtig löst Tarrin den Einband des Buches und wirft es ins Meer, während er das Bild bei sich verstaut.) Hätte ich sie damals getötet, säße ich heute wieder mit freiem Kopf in einem Graben bei Greifenfurt, doch ich bereue nichts. Freya geht auf, ebenfalls müde. Freya: Tarrin? Was machst du hier? Hast du geschrieen? Tarrin: Ich konnte nicht schlafen. So viele leere Gesichter an den Wänden, die mich anzustarren scheinen. Freya: Du hast mich geweckt. Der Wind zog herein und ließ die Tür knallen. Tarrin: Verzeih. Freya: Macht nichts. (sie setzt sich neben ihn und blickt in die Ferne) Die dunklen, unruhigen Weiten. Selbst am Tag und bei bester Sicht könnten wir nicht die Häuser sehen, zwischen denen wir aufbrachen. Ich glaube, uns steht ein richtiges Unwetter bevor. Tarrin: Freya, kannst du eigentlich schwimmen? Freya: Mein Vater brachte es mir als Kind bei, doch seitdem… Feuer und Wasser, Andergast und Küste. Warum? Tarrin: Ich stelle mir vor, wie du dich in den Wellen bewegst wie ein Hammerhai, du als Galdmader. Ich hätte dir gerne dabei zugesehen. Freya: Was hast du nur für seltsame Vorstellungen? Tarrin: Warum? Du nackt oder in klebender, durchscheinender Robe? Ich finde die Vorstellung nicht seltsam. Freya: Ach, Tarrin, immerzu das gleiche. Meinst du es denn ernst oder redest du nur? Tarrin: Ich meine es ernst. Freya: Sag das nicht. Tarrin: Warum? Es ist so. Freya: Aber im Bornland wartet der Junge meines Herzens auf mich. Er ist dabei, ein Krieger zu werden, und das ist so anstrengend, dass er keine Zeit dafür hatte, im Winter zu mir zu kommen, oder kein Geld, weswegen er mir nicht schreibt, aber… Es war doch so schön mit ihm und wird es wieder sein… Tarrin: Wenn du mein Mädchen bist, wird er dir nichts mehr antun. Dann stelle ich mich vor ihn und sage ihm, dass seine Zeit vorbei ist. Freya: Du wärst auch nicht der erste Mann in meinem Leben, auch nicht der zweite. Carro verließ voller Ekel das Land, Jannis lief zu den Schwarzen Landen über und Rufus versteckt sich im Schnee vor mir. Willst du wirklich riskieren, dass es dir genauso geht? Tarrin: Ekel, Eis und Schwarze Lande konnte ich überstehen. Freya: Was für ein Mann bist du, der freiwillig das Übel wählt? Tarrin: Du hast nur Angst vor der Entscheidung. Freya: Ja, habe ich. Bislang war immer ich die Treue. Tarrin: … Freya: (unterbricht ihn, ehe er etwas sagen kann) Lass uns reingehen und Schlaf finden. Ich glaube nicht, dass aus dem Samen, der heute Nacht gesät wird, ein Baum wachsen kann – der Sturm wird ihn fortwehen, ebenso wie jedes Schiff nach Brabak. Tarrin: Dann meinst du also…? Freya: Sieh’ dir die See doch an. Machen wir es uns besser gemütlich, wir haben Zeit. Beide gehen ab. Akt 4, Szene 6 – Havena, Prinzessin-Emer-Brücke Das Licht bleibt dunkel. Mineda geht auf und trägt dabei eine Kristallkugel, Sancide nähert sich langsam. Da zerreißt ein Schrei die Stille. Tarrin: (aus dem Off) „Du sollst nicht ächzen! Du sollst nicht brechen! Du sollst einfach schön und kalt sein!“ Beide lassen sich davon nicht stören. Mineda: So milchig weiß und in der Nacht grau… sagt mir, was ich da in meinen Händen halte. Sancide: Eine Kristallkugel eines Zauberers. Mineda: Und was sehe ich darin? Sancide: Da Ihr keine Zauberin seid, bloß Euer Spiegelbild. Mineda: Und Ihr? Sancide: Da ich eine Zauberin bin, sehe ich eine Frau, die auf der Brücke zu treffen ich hier bin, doch dafür benötige ich keine Zauberkugel. Sancide de Ruthor, Magierin aus Andergast und im Dienste des Ordens der Grauen Stäbe. Mineda: Ich weiß, ich weiß. Ihr habt das Schreiben? Sancide: Natürlich. (Präsentiert den Brief.) Mineda: Gut. Man kann in dieser Zeit nicht vorsichtig genug sein. Es ist, als würde der Boden unter der Welt beben. Sancide: Die Brücke schwankt im Wind. Möchten Sie mit mir ein paar Schritte gehen? Mineda: Natürlich. Gibt es, was den Schrieb angeht, irgendwelche Unklarheiten? Sancide: Ich habe ihn verstanden. Mineda: Und die Zahlen scheinen auch zu stimmen, sonst wären Sie nicht hier, nicht wahr? Sancide: In einer Hinsicht schon, in anderer nicht. Ihr Gebot ist mehr als angemessen, doch wie Sie wissen, stehe ich im Dienste des Ordens. Das wird kein unüberwindbares Hindernis sein, zumal auch Zauberer Geld brauchen, doch frage ich mich nun, was sich sicher auch jeder Provinzherr fragen wird, dem ich später in meinem Leben davon erzählen werde und der auf Treue Wert legt: Was bietet mir die neue Aufgabe, von einem Titel abgesehen? Wie kann ich eine neue Uniform guten Gewissens anlegen? Mineda: Der König von Nostria, Ingvalion Kasparbald Kasmyrin, wünscht, seinen Staat zu erneuern und den alten Hass zu begraben, worum sich auch König Efferdan von Andergast bemüht. Eine Hofmagierin aus Andergast, die aufgrund ihrer horasischen… Sancide: (unterbricht) Septimischen! Mineda: (korrigiert sich gereizt) … die aufgrund ihrer septimischen Herkunft zwischen den Parteien steht, wäre da ein starkes Symbol. Sancide: (Pause) Ich sah Firlina Galahan, die Zauberin Freya, in der Stadt. Sprachen Sie mit ihr? Sie wäre ein genauso starkes Symbol, doch mit schönerem Gesicht, billiger und leichter zu haben. Mineda: Sie kennen sie? Sancide: Andergast ist ein Dorf. Mineda: (schnell) Tatsächlich fasste der König auch sie ins Auge, doch ich werde ihm von ihr abraten. Hinterher denkt sie an alles, nur nicht mehr an seine Sicherheit. Sancide: … Mineda: Sie besaß außerdem schon in Nostria die Gelegenheit, Teil des neuen Staates zu werden, doch sie lehnte ab und zog weiter. Ich werde sie auch deshalb nicht erneut ins Gespräch ziehen. Sancide: Ich bin eine Kampfmagierin mit starken Flammenlanzen und mächtigen, gleißenden Schilden. Das lernte ich, das tue ich und dafür werde ich geschätzt. Ich kann niemanden mit bunten Bildchen erheitern und betrachte derlei als Verschwendung von Kraft und Energie. Ich werde mir diese Kenntnis auch nicht aneignen und mich niemandes Willen beugen, der nur dies beherrscht. Kann sich Majestät damit anfreunden? Mineda: Natürlich, spielend. Sancide: Ich möchte die Zeit auch dazu nutzen können, meine eigene Kraft zu steigern, also benötige ich Übungsräume und die passenden Folianten. Steht mir die Akademie Nostrias dafür zur Verfügung? Mineda: Ich wüsste nichts, was dagegenspricht? Sancide: Ich sehr viel. Darf ich also die Phase überspringen, in der ich weitere Unannehmbarkeiten verlange, um zu dem Punkt zu kommen, an dem sie mir offenbaren, dass ich nicht für Nostria, sondern für Sie arbeiten soll, Mineda Morga? Mineda: Sie sind gut. Sancide: Ich trüge nicht das Rohalsmal des Jahrgangsbesten, hätte ich mich je vor Hausaufgaben gescheut. Mineda: Nun denn, würden Sie zu den gleichen Konditionen in meine Dienste treten, Sancide de Ruthor? Sie erhalten dann sogar mehr als der so genannte König von Nostria. Sancide: Die Frage bleibt: Warum? Mineda: Ich habe so viele Zauberer erlebt und keiner von ihnen taugte etwas. Ihnen fehlen es an Charakter, Mut, Zuverlässigkeit und der Blick dafür, dass manchmal das Weltliche das Wichtige ist. Sehen Sie sich nur Firlina an: Naiv, unstet und treulos… und sie gehört noch zu den besseren Exemplaren. Dann hörte ich von Ihnen und dachte mir: Diese Frau will ich nicht als Feind, sondern als Freund haben, dieser Frau würde ich mein Leben anvertrauen und mich auf ihren Ratschlag verlassen können. Havena war eine Glanztat, Sie ahnen nicht, wie sehr. Sancide: Firlina… arbeitete sie je für Sie? Mineda: Nur ohne ihr Wissen. Sancide: Und der Mann an ihrer Seite, der Weißmagier Tarrin? Entstammte ihm der Dämon in Andergast? In diesem Moment ertönt ein Horn. Mineda: (unruhig) Das Nebelhorn von Nostria. Jemand greift meine Schützen an. Sancide: (drängender) Der Weißmagier Tarrin, was ist mit ihm? Enttäuschte er Sie auch? Mineda: Sie greifen mich an. Warum? Sancide: Im Namen der Grauen Stäbe zu Perricum, Sie sind verhaftet, Mineda Morga. Leisten Sie keinen Widerstand, dann wird Ihnen eine Behandlung gemäß des Khunchomer Kodex zuteil. Mineda: Niemals! Mineda greift in ihr Gewand, um eine Waffe zu ziehen, Sancide deutet mit Zeige- und Mittelfinger der linken Hand auf sie – Blitz dich find, ein Blendungszauber. Getümmel entsteht, da gleichzeitig nostrische Waldläufer und Magier des Ordens der Grauen Stäbe auf die Bühne hasten und in einem Tumult gegeneinander kämpfen. Sancide: „Bha’iza da feyra!“ Sprich! Gehört Tarrin zu dir? Mineda: Kein Wort mehr. Der Kampf entbrennt und Mineda und Sancide gehen im Getümmel verloren. Akt 4, Szene 7 – Havena, am Hafen Tarrin sitzt allein am Meer wie zuvor. Da ertönt der Hornstoß von der Brücke. Tarrin: Das ist das Horn Nostrias. Also kommt es zum Kampf. Zeit vergeht. Freya tritt schließlich verschlafen auf. Sie wird sich neben ihn setzen. Freya: Also, ich bin ja schon dafür bekannt, kaum eine Nacht durchzuschlafen, aber du stellst mich ja in den Schatten. Tarrin: Hast du es dir überlegt? Freya: Ist dir das so wichtig? Ich glaube es nicht. Sonst bin immer ich die, die klammert. Tarrin: Dann lass dir Zeit. Sie lehnt sich an ihn. Zeit vergeht. Tarrin: Siehst du, wie sich die Sonne ankündigt. Sie wird uns unseren Rücken wärmen und das Wasser zum Glänzen bringen. Wie unruhig es doch ist… Freya: Tarrin? Du bist so ruhig. Tarrin: Ein schönes Bild, nicht wahr? Halte es fest und greife danach, wenn die Hölle um dich herum tobt und du denkst, niemals wieder ein Licht zu sehen. So kam ich auch durch den Greifenfurter Schlamm. Freya weiß nichts zu antworten. Zeit vergeht. Tarrin: Siehst du da vorne das Fischerboot? In aller Frühe laden sie Körper in Mehlsäcken auf und verstecken sie unter den Netzen. Auf der Fahrt werden Fische sie bedecken, damit es in Grangor nicht nach Kadavern stinkt. Freya: Ernsthaft? Tarrin: Bleib sitzen. Freya: Ich kann doch nicht… Tarrin: Es ist getan. Welches Schicksal uns erwartet, das wurde nun gewählt. Freya: San… davon sagte sie nichts. Tarrin: Sie nahm dich ja auch nicht mit. Freya: Und das heißt… Tarrin: Ich weiß es nicht. Du siehst nur, was ich sehe. Freya: Ich sehe jetzt jedenfalls nach. Diese Ungewissheit brächte mich um. Tarrin: Berichte mir dann, was du sahest. Ich warte bei den Masken auf dich. Tarrin geht langsam ab, während es dunkel wird. Freya spricht in die Stille. Freya: „Entschuldigen Sie, was tun Sie da?“ Ein Schlag ertönt und ein Körper fällt. Als das Licht sich wieder erhebt, sieht man eine leere Bühne. Akt 4, Szene 8 – Havena, nahe der Brücke Die Szene findet kurz zuvor statt und besitzt deshalb noch Nacht-Beleuchtung. Mineda und Ladric gehen rennend auf. Mineda: Haltet sie auf. Kämpft bis zum Letzten. Verschafft mir Zeit. Sancide: (aus dem Off) „Fial miniza dao’ka!” Mineda wird von einem Kampfzauber getroffen und taumelt, schleppt sich jedoch weiter. Mineda: Ladric! Warte auf mich. Hilf mir! Ladric: Verzeiht, Kommandantin, doch ohne Euch renne ich schneller. Er geht schleunigst ab, während Mineda ihn verflucht und ihm nachhumpelt. Black. Akt 4, Szene 9 – Havena, Taverne „Am Garether Tor“ Als das Licht zurückkehrt, liegt Freya inmitten einer Taverne, wobei sich der Wirt Colgar zusammen mit seiner Tochter Idra um sie kümmert; er ist ein heruntergekommener Endvierziger, der so schäbig aussieht wie sein Haus, sie ein Mädchen in der Pubertät mit prächtig entwickelten weiblichen Reizen, die als Schankmagd arbeitet. Colgar: Ich hoffe ja, sie lässt wenigstens noch etwas springen, denn so wie die Kundschaft in letzter Zeit ausblieb, könnten wir ein bisschen Gold gut gebrauchen… und alles nur, weil so ein Hund gesagt hat, in meinen Eintöpfen befände sich Rattenfleisch. Ich sage dir, wenn ich herausfinde, wer es war, dann wird der noch herausfinden, was da in meine Eintöpfe kommt… Freya stöhnt auf. Colgar: Moment, so habe ich das gar nicht gemeint. (lauter) Hohe Dame, Sie sind in Sicherheit. Freya: (schwach) Tarrin? Idra: Nein, Hohe Dame, Sie befinden sich im Garether Tor, dem besten Gasthaus an diesem Abschnitt der Mauer. Sie lagen auf der Straße und Xeric ist über sie drüber gefallen und hat sich auf dem Pflaster einen Zahn rausgeschlagen. Was hat der getobt. (lacht) Colgar: Was zu essen oder zu trinken? Die Unterkunft berechne ich Ihnen eh schon. Freya: War ein Magier hier… oder eine Magierin? Draußen… Idra: Hohe Dame lag auf der Gasse und das tun Menschen hier nur, wenn man sie abfüllt oder ausraubt. Sie riechen jedoch nicht nach Alkohol. Geht es Ihnen gut? Colgar: Wenn sie was Warmes will, kostet das aber extra, weil ich dann noch mal schüren muss. Freya: Ja. Ja… War ein Zauberer hier? Kräftig, blondes Haar, weiße Robe? Idra: Nein, werter Herr Zauberer wird Sie sicher nicht hier vermuten. Sie lagen hier seit einigen Stunden und schliefen ganz ruhig. Freya: Es ist Furchtbares geschehen. Säcke mit Füßen wurden auf ein Fischerboot verladen. Idra: Das ist vorbei. Es ist Tag. Sie sind in Sicherheit. Freya: Aber das Verbrechen… Idra: Ist verhehlt. Die Fischer stachen sicher schon vor langem in See. Kommen Sie erst einmal zu Kräften. Colgar: Kann die denn überhaupt zahlen? Ich meine, hat die denn noch Geld oder füttern wir hier eine Tempelmaus? Freya: Tarrin steht sicher für mich ein… doch Moment, es ist alles da. Idra: Dann sehr erfreut, ich bin Idra und sorge gerne dafür, dass Sie zu Kräften kommen. Womit kann ich Sie erfreuen? Colgar: Idra! Idra: Mit welch Speis oder Trank natürlich. Freya: Wasser… wäre nett. Ich bin übrigens Freya… von der Grauen Gilde. Idra: Die Freya? Colgar: Welche? Steht die auf der Liste? Freya: (antwortet Idra) Ja. Idra: Nein, sie nahm es letzten Winter mit einigen namenlosen Meuchlern auf. Sie ist berühmt. Colgar: Gut, dann bekommt sie was. (zu sich) Dachte schon, die hätte mal hier die Zeche geprellt. Freya: (bekommt von Idra einen Krug) Danke. Mein armer Kopf. In diesem Moment (und damit am frühen Morgen) betritt Agir, der Fischer, die Taverne. Agir: Ist das ein Sturm. Min Jung, ich sage dir, es würde mich nicht wundern, wenn bald wieder die ganze Stadt absäuft. Verdammte Invher, verdammte frevlerische Königin… gib mir was Echtes. Idra: Seid ihr nicht draußen? Agir: Nicht die Fischer, nur die Schmuggler. Denkst du denn, ich riskiere jetzt für ein paar Silber mein Leben? Freya: (leise) Nein. Agir: Die ganze Welt geht eh zu Grunde. Hast du gehört, dass einer unserer Kaufleute, der feine Herr Halmar Gwaihin, vor einigen Tagen noch eine verborgene Dame beherbergte, und das, obgleich er eine Frau zuhause und zwei im Hafen hat. Habe gehört, es soll eine Königin auf der Flucht gewesen sein, in höchster Not, und nun wurde er überfallen und sie ist fort. Ein Jammer. Freya: (steht schwach auf) Königin Yolande aus Nostria? Agir: Kann sein, warum? Wer sind Sie? Idra: Sie wurde überfallen und von Xeric gefunden. Der hat dabei wirklich einen Zahn eingebüßt. Freya: Sagen Sie mir, wo ich ihn finde. Das ist eine Spur. Agir: Klar, gegen Klares. Idra: Sie möchten wirklich schon aufbrechen? Freya: Ja. Danke euch allen, ich werde es nicht vergessen, doch die Pflicht ruft. Colgar: Sie soll noch bezahlen. Freya: Ja, ja, ja… (wühlt und bezahlt dann) Die Königin bei einer Gwaihin, ich werde verrückt. Idra: Und immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Das klingt gut. Freya geht ab. Black. Akt 4, Szene 10 – Havena, im Haus des Händlers Um nicht den Zuschauer in Dialog zu ertränken, wird Halmar, ein archetypischer Kaufmann, einen Monolog halten, während Freya kreuz und quer über die Bühne eilt. Wie er aussieht, ist eigentlich nicht wichtig. Halmar: Ja, du hast recht, sie war hier. Sie kam aus Nostria in der Nacht und erzählte mir, Männer seien hinter ihr her und führten Böses im Schilde, und ich, ja, ich habe Verwandte in Nostria und da kam ich der Bitte nach. Ich versteckte Yolande so gut es ging, doch mein Haus ist groß und die Menschen tuscheln, ein furchtbares Gerede. Dann schließlich hörte ich sie kämpfen, als Männer in ihrem Versteck erschienen, doch so sehr ich rannte, ich kam zu spät. Viel erzählte mir erst Jonas, der Kaufmann von gegenüber. Er hatte in der Nacht nicht schlafen können und sich in seiner Studierstube aufgehalten. Heute früh erhielt ich ein Schreiben, bei dem ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll: Die Entführer verlangen von mir 5.000 Gold für die Königin oder es würde ihr schlecht ergehen. Einen Boten soll ich nach Nordhag entsenden, dort nach einem Orif Gunardson fragen lassen und ihm das Geld überlassen; keine Büttel… (Pause, während er den Kopf schüttelt) Und du bist wirklich die Stieftochter meiner Schwester Madhlen aus Andergast? Freya: (hält kurz inne) Allerdings. Finde ich genauso verwirrend wie Ihr. Halmar: Aedel starb in Nostria an der Blauen Keuche, Madhlen verschwand in Andergast und ließ nichts von sich hören und mir wird eine Königin geklaut. Die Welt verliert immer mehr den Verstand. Meinst du nicht auch? Freya: Tatsache. Halmar: Dann reite wie der Wind. Lass noch einmal den goldenen Glanz des Hauses Gwaihin erstrahlen, ehe uns die Geschichte ganz vergisst. Beide gehen in unterschiedliche Richtungen ab. Akt 4, Szene 11 – Havena, Gassen Mineda wankt durch die Straßen, es gelang ihr, zu entkommen, doch sie ist allein und verletzt. Nun sucht sie Hilfe, auch beim Publikum. Mineda: Bitte, bitte helfen Sie mir. Menschen sind hinter mir her, bitte, ich brauche eine Zuflucht und einen Medicus, eine warme Mahlzeit… bei Travia, seien Sie gütig, bei Peraine… bitte… ach verdammt, verkommen sollt ihr alle, gestoßen in die tiefsten Tiefen der Niederhöllen und zu ewigem Leid verdammt. Ihr Ratten! Ihr Maden! Eine Frau in Not ist eine Frau in Not und was tut ihr? Nichts! (sie bricht zusammen) Alle verlassen sie mich. Alle verlassen sie mich. Man kämpft für sie und steht ihnen bei und im nächsten Moment… Nein, das kann doch nicht das Ende sein. Tarrin geht auf, verzweifelt auf der Suche nach Freya und Böses ahnend. Auch er sucht Hilfe beim Publikum, kann jedoch ebenso wenig erreichen. Über Mineda stolpert er eher zufällig. Mineda: Tarrin. Tarrin: Freya, wo ist sie! Hast du sie gesehen? Mineda: Wie erdreisten sich heute eigentlich alle mit mir zu reden? Man sollte sie doch alle abschlachten. Tarrin: Ich suche sie, um deine Befehle ausführen zu können. Hast du sie gesehen? Mineda: Nein, nicht sie, nur ihre Tutorin… Sancide… sie hat uns verkauft. Tarrin: Ich weiß. Du wurdest Ziel eines Fulminictus, eines Blitzes aus reiner Energie, der dein Inneres zerwühlte, ohne nach außen Spuren zu hinterlassen. Mineda: Dann heile mich. Das kannst du doch, oder? Tarrin: Ja, das vermag ich. (zaudert) Mineda: Was wartest du dann noch? Heile mich. Tarrin: Nein. Mineda: Was? Ich höre wohl nicht recht. Du kommst jetzt her und heilst mich. Tarrin: Nein, es ist genug. Du bist über genug Leichen gegangen, hast zu viele Menschen benutzt und geopfert. Was geschah, ist geschehen, doch die Welt hat es verdient, dass du sie verlässt. Mineda: Dann verrätst du mich auch noch, nach all der Zeit… Tarrin: (leise) Du sprachst mit einer Zauberin, die mich ersetzen sollte. Wer verrät hier wen? Mineda: Ach, jetzt bin ich auch noch schuld daran, dass du so eine Zumutung bist? Jetzt bist du auch noch zu dumm, um zu wissen, dass ich dich gar nicht ersetzen wollte. Ich brauchte nur Hilfe bei einer Kristallkugel… hier… siehst du? Dabei konntest du mir doch nicht helfen. (weicher) Und jetzt helfe mir, dann vergessen wir die Vergangenheit und sehen zu, was wir von der Gegenwart noch retten können. Noch ist nicht alles verloren. Tarrin: Es ist vorbei. Ich werde Freya finden und zu meiner Frau machen und dann glücklich mit ihr in den Nachthimmel reiten. Die ganze schlimme Zeit wird dann vorbei sein und es wird für uns nur noch Glück geben. Mineda: (lächelt) Dann geh und versuche es. Wir wissen beide, dass ich hier nicht sterben werde und wenn er zurückkehrt, dann werden wir eurer eingedenk sein. Tarrin: Lebewohl, Mineda. Mögen sich unsere Wege nie mehr treffen. Tarrin möchte abgehen, hält aber inne. Tarrin: Er kehrt zurück? Mineda: Spürst du es nicht? Die Welt verliert den Verstand, dies sind seine Zeichen. Tarrin hält inne, verlässt dann aber die Bühne. Mineda lacht ihm nach, bis ihr die Kraft dafür ausgeht. Black. Akt 4, Szene 11 – Nordhag, eine Tagesreise von Havena entfernt Eine Taverne dubios aussehender Menschen wartet auf Freya, bäuerlich und einfach gekleidet. Statist 1: Und dann wird sie sterben. Statist 2: Wer? Statist 1: Deine Königin. Die ist zu weit von der Oase entfernt. Statist 2: Nein, verdammt. Nicht schon wieder… Freya: Entschuldigung? Wirt: Gewährt. Freya: Orif Gunardson? Wirt: Da drüben. Mach aber keinen Ärger. Statist 1: Damit gehört die ganze Khom mir und ebenso deine fünf Kupfer. Freya: Orif Gunardson? Statist 2: Kennst du eigentlich die Regeln, die mit dem Bannland spielen? Hörte ich von einem Händler aus Donnerbach. Orif: Wer will das wissen? Freya: Eine Botin des Händlers Gwaihin. Orif: Und hat sie das Geld? Freya: Schon. Statist 1: Mit Echsensteinen und Zze Tha? Freya: Ich hoffe nur, es geht ihr gut. Für den Händler Gwaihin bedeutet das nichts anderes als den Ruin. Statist 2: Und Wüstenelfen und Fata Morganas. Orif: Und? Freya: Nichts, ich habe nur ein Herz für Menschenfreunde. Orif: Verschwinde und sage deinem Herrn, dass die Ware bald eintrifft. Du verstanden, er verstanden? Freya: Schon klar. Statist 1: Neues Spiel? Freya geht an den Rand und wartet darauf, das Orif abgeht. Dann folgt sie ihm. Nach einer Zeit geht er wieder auf, schafft es aber, sich zu verstecken. Freya erscheint wieder in der Taverne und sieht sich um. Statist 2: Warum immer meine Königin? Statist 1: Du musst halt besser auf sie Acht geben. Statist 2: Kann die das nicht selbst? Statist 1: So ist das doch mit den Frauen, wenn sie sich nicht entführen lassen, wird ihnen langweilig. Freya: (zu einem der Gäste) Entschuldigung, haben Sie… Seebär: Setz dich, Junge, und komme erst einmal an. Weißt du, das ist etwas, was ihr Städter nie lernt: Ruhe. Also… Freya: (setzt sich) Wissen Sie, ich bin auf der Suche… Seebär: Früher, da hatten wir noch Zeit, mein Junge, damals, als die Welt noch nicht so verrückt war, da hatten wir noch Ruhe. Heute… Freya: Ich suche… Seebär: Heute werden alle gleich unruhig nur wegen einem bisschen Sturm. Stürzen sich in die See, als gäbe es sonst nicht anderes. Hast du die Schiffe gesehen, mein Junge? Freya: Nur von den Schmugglern. Seebär: Ja, die von den Schmugglern. Die hetzen auch, weil sie Angst haben, der Krieg könnte vorbeigehen. Angst vor dem Ende des Krieges, verstehst du, Junge? Die Welt ist so verrückt, aber bei dem Sturm… Freya: Orif Gunardson. Sagt Ihnen das was? Seebär: Ja, mein Junge, Orif kenne ich. Der ist auch gerade raus, ganz verrückt, aber sonst ein guter Junge. Raus mit seinem Boot, bei dem Sturm… Freya: Danke. (steht auf und eilt weiter) Seebär: Gerne, mein Junge. Und schon… sie sind doch verrückt. Freya geht ab. Akt 4, Szene 12 – Havenas Gassen Es wird dunkel, man hört Meeresrauschen und Kampfeslärm, Zeichen eines im Großen kaum darstellbaren Abenteuers. Da geht Mineda auf, mehr tot als lebendig, doch die Bühne bleibt dunkel. Mineda: Hallo, ist hier wer? Wer erbarmt sich einer geschundenen Frau? Es ist so hell und warm auf meiner Haut. Ist es Tag? Zog der Sturm vorbei? (Zeit vergeht, eine Gestalt nähert sich) Freya, bist du das? Du bist es, nicht wahr? Du kehrst mit der Königin heim, denn du bewiesest, dass du nur allein zu wahrer Stärke fähig bist. Deine Feinde liegen betäubt und gefesselt in einem Zwergenstollen der toten Windhagberge, gebrochen durch Stab und Magie, und auch der Entführer konnte in die Schranken verwiesen werden. Wer war es? Kenne ich ihn? Ich glaube nicht. Es ist, als hätte mir die Welt selbst einen Streich gespielt. (lauter) Freya, Freya komm zu mir und heil meine Wunden, schenke mir noch einmal das Leben, wie du es in Andergast tatest. Ich verspreche dir, ich werde es dir nicht vergessen… Ja, diese Wärme. Du kamst wirklich weit, kleine Lina. Das Licht geht an und Sancide steht neben Mineda. Mineda: Du? Sancide: Im Namen des Ordens der Grauen Stäbe zu Perricum verhafte ich dich und verspreche dir, dass dich der Khunchomer Kodex schützt, solange du keinen Widerstand leistest. Stehe auf. Mineda: Dann werde ich überleben? Sancide: Das wird der Orden entscheiden, doch für den Moment kannst du dich sicher fühlen. Sie gehen beide ab. Kapitel 4: Freya in: (18) Der Turm des Magiers (Eis/Tod) -------------------------------------------------------- Akt 5, Szene 1 – Ansage Mineda zieht Sancide auf die Bühne, die – von der Möglichkeit erschrocken, selbst eine Schurkin zu werden – die andere Richtung anstrebt und sich durchsetzt. Stattdessen treten Kasparbald und Ladric auf; Kasparbald ist ein blonder, junger König, der nach seinem Auftritt in „Vogelfrei“ auf den Thron Nostrias gelangte. Kasparbald: Dann ist… Ladric: Die Schlacht ging verloren und alles ist aus. Mineda wurde besiegt und wenn kein Wunder geschieht, wird Yolande bald erscheinen und Euch enttarnen. Der Thron wird fort sein und damit Euer Leben. Kasparbald: Was ist Mineda? Was geschah mit ihr? Ladric: Ich sah sie getroffen zu Boden gehen, doch ihr weiteres Schicksal ist mir nicht bekannt. Ich hielt es für weiser, zurückzukehren und zu berichten. Kasparbald: (schnell) Dann ist nicht alles aus. Mineda wird erscheinen und das Blatt zum Guten wenden. Sie tötet die Königin und kehrt zurück. Ich bin ihr bester Mann, Ladric, ich bin sicher, sie lässt mich nicht im Stich. Ladric: Frau Kommandantin besaß viele beste Pferde im Stall. Sie kamen und gingen. Kasparbald: Das ist etwas anderes. Ich bin kein Teil der Bewegung, sondern arbeite nur für sie. Mich umgibt nicht der Hauch des Versagers. Ladric: Fürwahr, Majestät, doch wird sie singen, wenn der Henker naht. Sie wird sich retten. Kasparbald: (patzig) Und wenn schon… Ladric: Falsches Blut wird auf den Straßen fließen und statt Salzarelen wird man Euch ausnehmen. Kasparbald: Was soll ich denn tun? Sagt, Ladric, gab die Kommandantin Euch Anweisungen? Ladric: Nun, sie ist sich durchaus bewusst, dass zwischen Nostria und Havena eine Unendlichkeit liegt, die ein schnelles Eingreifen verhindert, und dass das beste nostrische Waldläuferblut bereits vergossen wurde… Kasparbald: Ich weiß, ich weiß, ich weiß… worauf wollen Sie hinaus? Ladric: Ruft die Mächte der Welt. Kasparbald: Bitte? Wer von allen zwölf Göttern wird sich einem Thronräuber erbarmen? Ladric: Ihr wisst es. Kasparbald: Dann meint Ihr… Ladric: Nagrach, den erbarmungslosen Jäger und Herrn über das, was herauskommt, wenn sich selbst Eis ins Bestialische verkehrt. Kasparbald: Niemals! Ladric: Andererseits könnt Ihr auch versuchen, Euch bis Gareth durchzuschlagen. Im Gewühl von Armut und Verbitterung könntet Ihr überleben. Kasparbald: Niemals! Ich werde nicht wieder Alrik Unterberg sein. Alles, nur das nicht. Ich kehre nicht zurück. Ladric: Dann nennt mir eine dritte Möglichkeit, Majestät. Kasparbald: Die sehe ich auch nicht, Ladric, verdammt, helft mir beim Nachdenken! Ladric: Den Weg des Mäusleins, Majestät,… oder den Weg des Spielers? Kasparbald: (seufzt) Dann ist es entschieden. Rot oder Blau, alles oder nichts, so wie in alten Tagen. Treten wir also den Dunklen mit Stärke entgegen… (wird schwach) Nur bitte, Ladric, sagt, wie tut man das? Ich habe noch nie einen Dämon beschworen? Ladric: Alles steht hier in diesem Pergament mit blankem Siegel, welches ich getreulich für Euch aufbewahrte. Schließt den Pakt, sammelt Eure treusten Männer und gelang schnell wie ein Schneesturm nach Havena. Dort jagt unbarmherzig Eure Feinde! Kasparbald: Das werde ich. (er nimmt das Pergament, bricht das Siegel und beginnt zu lesen. Ladric geht ab.) Ladric? Was ist mit Euch? Ladric: Meiner einer ist nicht so vermessen, sich für einen Eurer treusten Gefolgsleute zu halten, Majestät, zudem mich die Großstadt nicht schreckt… (leiser zu sich) doch soll es nicht Gareth sein, sondern Vinsalt. Kasparbald: Ihr geht? Ladric: Mit großem Bedauern. Kasparbald: Es ist kein Verlust! Nun denn… „Oh Belshirash, Eisiger Jäger, Fürst von Frost und Kälte, Verführer zur Gradenlosigkeit, erscheint und…“ Ladric: (im Abgehen zum Publikum, lächelnd) Jetzt verstehe ich auch, wieso Mineda dieses Leben so liebt. Beide gehen ab. Akt 5, Szene 2 – Havena Nun betreten Sancide, Mineda und einige, wenn auch weniger, Magier des Ordens der Grauen Stäbe die Bühne. Mineda wird dabei als Gefangene misstrauisch beäugt. Mineda: Sancide… liebe San… höre mich an. Ihr hattet Recht, in allem. Natürlich gehört Tarrin zu meinen Verschwörern, doch er taugte nichts, weil er nämlich für den Dämon in Andergast verantwortlich war, und da wollte ich Ihn ersetzen, doch das durfte ich nicht, weil ich ja nur ein kleines Licht und eine reine Befehlsempfängerin war und dieser böse, verkommene Magier natürlich über mir stand und… Sancide: Ach? Mineda: Genau. (lächelt vertraulich-böse) Tarrin ist der zweite Mann der Verschwörung und er lachte mich aus, weil ich Firlina schonen wollte, und sagte mir, ich habe keine Macht und er würde sie jetzt umgarnen und dann in Nahemas Turm den dunklen Göttern opfern. Deshalb muss er sterben… deshalb muss er aufgehalten werden. Sancide: (genervt) Gehört er denn tatsächlich dem Weißen Orden an? Mineda: Ich glaube schon, doch ich bin mir nicht sicher. Mir sagte ja niemand etwas. (Pause) Höre zu, Fräulein San, er ist es, den du brauchst und willst, nicht ich. Lass uns ihn finden und jagen und dann bei deinem Orden abgeben. Wenn du mich dann freilässt, darfst du auch in meine Dienste treten, denn ich bin nicht nachtragend, sondern bewundere vielmehr deine Stärke. San, du bist wirklich fantastisch. Sancide: (laut und zu allen) Dazu haben wir jetzt keine Zeit und keine Mittel. Wir bringen die Gefangene nach Lowangen, sofort und unter größter Alarmbereitschaft. Erst wenn sie dort übergeben wurde, werden wir entscheiden, was weiter zu tun ist. Auf! Die Grauen Stäbe rücken aus! (leiser) Was auch immer Tarrin angeht, Firlina wird schon auf sich zu achten wissen. Wenn er tatsächlich dem weißen Orden angehört, wäre das sogar besser für alle. Mineda: Dann schicke eine Warnung an sie raus, dass sie den Magier fürchten soll. Er ist böse. Sancide: Nein. Wir wahren die Geheimhaltung. Nichts steht über unserem Eintreffen in Lowangen, auch keine kleine Firlina. Sie gehen ab. Akt 5, Szene 3 – Dela, Takeas Hexenhäuschen (verlassen) Nun erhält Yolande II. Kasmyrin, Königin von Nostria, ihren ersten Auftritt. Bei ihr handelt es sich um eine junge Frau, etwas jünger als Freya, die an Nostrias weißmagischer Zaubererschule zur Magierin geformt wurde, ehe sie eine Seuche, die in der Stadt wütete, auf den Thron brachte – ein zögerliches, stilles Mädchen, bei dem sowohl Magierhut als auch Krone umpassend wirken und das erst Erfahrungen sammeln und charakterlich reifen muss, ehe sie ihre Rollen ausfüllen kann; die Rolle der deplazierten, hilflosen Prinzessin in Not sitzt ihr allerdings wie angegossen. Freya: (aus dem Off) „Dela, letzte große Siedlung vor Havena, einstiges Land der Zauberin Nahema… hübsche Statue von ihr, was? Wenn wir Glück haben, werden wir hier Hilfe finden.“ Yolande: „Hier?“ Freya: „Eine ganz liebe Elfe lebte hier mit ihrem Krieger. Wahrscheinlich zog sie bereits weiter, doch…“ (Freya tritt auf und sieht sich um; sie erblickt nur einen verstaubten, leeren Raum) Dann ist sie also fort. Das hatte ich befürchtet. Yolande geht hinter ihr auf, vom Gewand her eher eine wohlhabende Bürgerin als eine Königin. Yolande: Oh! Freya: Mach es dir gemütlich. Wir werden hier die Nacht verbringen und uns ein bisschen ausruhen. Ich bin ganz schon ausgelaugt von dem Kampf gegen die Piraten, du doch sicher auch. Yolande: (sieht Freya bei der Arbeit zu, die den Raum prüft und sich einrichtet; bei fehlender Gepäck-Requisite durch Staub-Abwischen darzustellen) Du tust so etwas häufiger, nicht wahr? Freya: Schon. Du bist allerdings meine erste Königin, wenn ich das sagen darf. (sie kommt auf eine Idee und holt eine Kristallkugel aus ihrem Gepäck, zu der sie spricht.) „Elflein, Elflein, liebe Takea. Rate mal, wo ich jetzt bin.“ Yolande weiß nichts mit sich anzufangen, da sie sich weder auf imaginäre staubige Möbel bzw. Böden zu setzen traut noch weiß, was sie sonst tun soll. Freya: (lacht) Ach, das ist eine Kugel, die Worte und Geräusche an eine andere Kugel sendet. Eine verrückte Sache, wenn man weiß, dass Jandora dies nur mit Bildern kennt. Yolande: Aha. Freya: Wenn ich das Geheimnis entschlüssele, werde ich sicher Maga. (lacht, darauf wirft sie Yolande eine Decke herüber bzw. bereitet ihr ein Stückchen Boden vor.) Ich wünschte, ich könnte mehr anbieten. Yolande: Bitte, das genügt. Ich war auch einmal Elevin, weißt du? Freya: Ruhe dich aus. Ich werde wachen. Yolande wird keinen Schlaf finden), fängt aber auch kein Gespräch an, weshalb sich erst einmal nichts ändert. Plötzlich stürmt Tarrin herein, panisch vor Angst und schmelzend vor Freude, und die Art, wie er Freya mit Küssen und Berührungen empfängt, als sein Gefühlschaos im Sexuellen ein Ventil findet, wäre nicht nur für eine Mittelalterzeit skandalös; sie ist davon in erster Linie überrascht, sie stößt ihn weder zurück, noch lebt sie die gleiche Leidenschaft. Tarrin: Freya, du lebst. (Küsst sie und geht ihr an die Wäsche.) Du warst verschwunden. Bist du verletzt? Freya: Nein. Das ist übrigens die Königin. Tarrin: Interessiert mich nicht. Freya: (zu Yolande, entschuldigend) Das meint er nicht so. Tarrin: (ebenfalls zu Yolande) Doch, tue ich. Verschwinde. Es wird dunkel, nur von einem Spot auf Yolande erleuchtet, die sich Freyas Pinsel nimmt und damit Dela mit der markanten Nahema-Statue und der Hexenhütte an die Wand zeichnet. Danach folgt ein Black. Akt 5, Szene 4 – Dela, vor dem Hexenhäuschen Wenn das Licht wieder brennt, sitzt Yolande auf dem Boden und wartet. Tarrin wird sich schließlich zu ihr gesellen, einen Trinkschlauch in der Hand. Tarrin: Geht es Ihnen gut? Yolande: Hmm. Wer sind Sie? Tarrin: Du reistest doch mit ihr. Erzählte Freya von einem Mann? Yolande: Ja, von einem Eismagier Tarrin, mit dem sie zusammen nach mir sucht. (Pause) Das seid Ihr? Tarrin: In der Tat. Willst du was? Yolande: Was ist das? Tarrin: Die Seele meiner Heimat: Warunker Bärentod. Er bietet ihr den Schlauch an, worauf sie einen Schluck nimmt und sich schüttelt, ihn weitergibt und auch er daraus trinkt. Er setzt sich währenddessen zu ihr. Yolande: Ihr seid also Tarrin. Ich hatte nicht gedacht, dass Ihr dem Pentagramm angehört… das tue ich ja auch, wisst Ihr. Tarrin: (amüsiert bei ihrer Unsicherheit) ‚In strahlendem Weiß für Kaiser und Reich.’ So muss es sein. Yolande: Naja, in meinem Fall ohne den letzten Teil, Sie verstehen… ach, warum siezen wir uns eigentlich? Das passt doch hier nicht und mit Freya ließ ich es auch sein. Tarrin: Gerne. Dann muss ich mich auch nicht fragen, ob ich eine Königin oder eine Jung-Adeptin in dir sehe. Yolande: Dann verdanke ich dir also meine Rettung… und Freya natürlich. Handeltest du auf Weisung der Akademie? Tarrin: Nein, ich wollte bloß die Dame meines Herzens mit auf eine Queste führen. (Yolande blickt in Richtung des Bühnenaufgangs und fragend zu Tarrin, der daraufhin nickt.) Behalte es für dich, versprochen? Yolande: Versprochen. Tarrin: (beide schweigen eine Weile) Erzählst du mir, was dir widerfuhr? Yolande: Ich habe es Freya noch nicht erzählt. Dazu hatten wir einfach noch keine Zeit. Tarrin: Jetzt haben wir beide Zeit, also bitte. Betrachte es als Bundesorder, wenn du willst. Yolande sammelt sich, nimmt noch einen Schluck aus dem Trinkschlauch, schüttelt sich wieder und beginnt dann zu erzählen. Yolande: Es war im Sommer dieses Jahres, hinter den dunklen Tagen, als aus Andergast Tumult gemeldet wurde. Auf Efferdan wurde ein Anschlag verübt, von einem Nostrier, wie man hörte, und schnell fiel ein Heer des Feindes in unser Land ein. Der alte Konflikt brach wieder aus und für mich und die meinen, die sich immer um Frieden bemühten, kam es gänzlich überraschend. Rondriane, also die Frau Marschallin von Sappenstiel, führte das Heer, doch wurde sie durch einen Anschlag verletzt und lange außer Gefecht gesetzt – da wurden auch Stimmen laut, sie habe uns an die Andergaster verraten wollen und Papiere verbreiteten sich im ganzen Land. Um mich herum tobte plötzlich ein Chaos und ich verfluchte jeden Morgen, in dem ich fern jeder Welt in meinem Palast aufwachte. Da erschien wie zum Ausgleich eine Hoffnung auf Rettung, Ingvalion Kasparbald, der tot geglaubte Prinz, scharte eine Streitmacht um sich und trat den Eindringlingen entgegen. Die Andergaster flohen und bald schon sprach die ganze Stadt von ihm als dem neuen König. Ich erwartete seine Ankunft mit gemischten Gefühlen. Tarrin: Und du tatest gut daran. Er ist nicht dein Verwandter. Mineda ließ einen Mythos von einem Schwindler ausfüllen. Freya tritt auf. Freya: San vermutete das Gleiche. Tarrin: Freya! Mein Licht in dunkelster Stunde. Bist du nun mein Mädchen? Freya setzt sich zu Tarrin, lehnt sich an und sucht Kontakt. Freya: (lächelnd) Vorerst. Tarrin: Vorerst, was soll das heißen? (die beiden tauschen Blicke aus) Bis du meine Frau wirst? Freya: Woran denkst du denn? Immer langsam. Tarrin: Ich führe dich vor den Altar. Das ist ein Versprechen. Freya: Du hast Träume. Tarrin: Ja, schöne. Freya: Spinner! (macht es sich an Tarrins Seite bequem) Yolande, möchtest du weitererzählen? Yolande: Ich? Ähhm… noch einmal von vorne? Freya: Musst du nicht. Ich habe gelauscht. Yolande: Und ich wurde entführt. In einer Nacht kamen Männer in dunklen Roben und nahmen mich mit. Erst hielt ich es für einen Alptraum, dann verstand ich, dass dieses Kellerloch sehr real war. (sie versinkt in den Erinnerungen und wird still) Freya: Und wie bist du entkommen? Yolande: Man führte mich heraus, um mich hinzurichten, da brach Streit zwischen ihnen aus, manche wollten nämlich nicht, dass mir etwas zustößt. Darauf bin ich dann gelaufen, als gerade niemand auf mich achtete. Freya: Hast du dich in einem Strauch ausgezogen und bist dann mit einem Visibili unsichtbar verschwunden? Yolande: Woher weißt du das? Freya: So wäre ich auch vorgegangen. Tarrin: Das will ich sehen. Freya: Visibili. Da siehst du nichts. Tarrin: Ich finde schon einen Weg. Bestimmt. Freya: Lass das. Yolande, wie ging es dann weiter? Yolande: Ich entkam und zeigte mich so, wie ich war, einigen Fischern. Sie glaubten mir zwar in keinem Wort, dass ich ihre Königin war, doch erklärten sie sich bereit, das „arme Ding“ mit nach Havena zu nehmen, wenn sie dort das nächste Mal ihren Fang verkauften. Halmar ni Gwaihin kannte ich seit einer Abendgesellschaft bei seinem Bruder in Nostria; er erkannte mich und wollte mich schützen. Leider verhinderte die See selbst meine Weiterreise. Tarrin: Und dann kam Mineda. Freya: Nein, dann kamen Piraten, die einfach nur auf ein Lösegeld einer heimlichen Mätresse hofften und sie erneut entführten. Sie hatte Pech. Tarrin: Nein, Glück. Yolande: Was? Tarrin: Ich verließ Havena nicht freiwillig. Der Kaufmann Gwaihin wurde niedergemacht, erschossen von nostrischen Bogenschützen inmitten seiner Villa. Mineda mag besiegt worden sein – und hoffentlich tot –, doch ihre Streiter marodieren und plündern sich durch die Stadt. Am Ende rief das die Stadtgarde auf den Plan und dann wurde es wirklich hässlich… und das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Freya: Was meinst du? Tarrin: Spürst du es nicht? Freya: Es wird kalt und die Wolken dazu, so schwarz und drohend. Schnee im Ingerimm, das wäre verrückt. Tarrin: Das ist kein Schnee… oder wenigstens kein solcher, aus dem glückliche Kinder Schneemänner formen. Das ist nicht mehr die reinigende Waffe der Götter, sondern etwas viel Dunkleres und Böseres. Es brennt auf meiner Haut, ohne sich auch nur zu entladen. Freya: Die Niederhöllen. Dann ist es soweit? Tarrin: Dazu ist selbst Mineda nicht stark genug… oder zumindest noch nicht. Wir müssen uns jedenfalls entscheiden, was wir tun. In Havena wütet der Feind, in Nostria herrscht er und wir liegen genau dazwischen. Yolande: Und was tun wir? Freya: Eine Nacht drüber schlafen und morgen entscheiden. Das meinst du doch? Tarrin: Gut erkannt. Hältst du die erste Wache? Freya: Mache ich. Und wehe, du stellst etwas an. (lacht) Tarrin: (lacht auch) Und wehe, du verschwindest oder stirbst. Yolande: Ihr macht mir Angst. Tarrin: Nein, wir beschützen dich. Und jetzt komm. Yolande und Tarrin gehen ab. Freya bleibt zurück. Akt 5, Szene 5 – Dela, vor dem Hexenhäuschen Es ist Nacht, die Beleuchtung kann also gedämmt werden. Freya hält Wache und spricht zu sich wie zu dem Publikum. Freya: Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht. Das ist so neu und wirr und… waaah. Ich meine, da war Rufus und dann war er weg und ich wusste das und ich wollte warten und dann kam er nicht und ich wusste, ich würde noch länger warten, und auch wenn ich ihn verfluchte, würde er doch irgendwann zu mir zurückkehren und dann würde alles gut werden. Tarrin… war doch Tarrin, nur ein Mann, der sich in mich verguckt hatte, was ja manche tun, und der ein bisschen komisch ist und ein bisschen aufdringlich, aber dahinter sehr integer. Er war ja auf einer Suche und ich hatte ja Zeit und warum nicht, dachte ich mir, die Rettung einer entführten Prinzessin ist ja edel und für eine Gefährtin ja auch völlig harmlos, der Prinz bekommt die Prinzessin und dann… Ich dachte nie, wir könnten Erfolg haben. Ich dachte nie, dass Tarrin für mich noch einmal wichtig wird. Jetzt ist es geschehen. Wenn ich Rufus sehe, werde ich ihm sagen müssen, er habe zu lange gezögert, und mit Tarrin werde ich nach Brabak fliehen und eines Tages sein Kind austragen. Der Gedanke ist so neu, ich weiß noch gar nicht, wie ich mich damit fühle. Vielleicht sollte ich einfach mal darüber schlafen. Ach... Zeit vergeht, dann geht Tarrin auf. Freya: Tarrin? Es verging gerade mal eine Stunde. Tarrin: Ich wollte dich sehen (küsst sie). Gehe schlafen. Immerhin liegt hinter dir ein Abenteuer und hinter mir bloß eine Flucht. (Pause) Freya: Was verschweigst du mir? Tarrin: Mineda kennt diesen Ort. Das Schloss wurde aufgebrochen. Wir sind hier nicht sicher. Freya: Meinst du? Die Hütte stand ein halbes Jahr lang leer. Es kann jeder… Tarrin: Das ist nicht alles. Spürst du nicht Minedas Präsenz? Freya: (Pause) Warum sagtest du das nicht gleich? Tarrin: Dann hätten wir die Entscheidung sofort treffen müssen und davor fürchte ich mich. (Pause) Gehe jetzt schlafen. Freya: Kann ich bei dir bleiben? Tarrin: Hier ist es kalt. Schnarcht Yolande wirklich so fürchterlich? Freya lässt die Frage unbeantwortet und legt sich auf den Boden, wo sie nach einer Weile tatsächlich einschläft. Tarrin wartet eine Weile und betrachtet sie. Tarrin: Der morgige Tag wird die Entscheidung bringen und ich wünschte, ich würde sie bereits kennen. Lina wird vorschlagen, uns nach Andergast durchzukämpfen, wo sie ihre Stärke ins Spiel bringen kann, und das werde ich verhindern müssen… nur was sage ich dann? Andergast-Stadt mag zwar nicht an die Rebellen gefallen sein, doch ist es auch dort nicht sicher… von dem Umland ganz zu schweigen. Sollten tatsächlich die Druiden dem neuen Fürsten gefolgt sein, dann können wir uns auch gleich im Moor ersäufen. Minedas Macht mag schwinden, doch galten ihre Befehle nur dem nostrischen Teil. Was soll ich dann bloß vorschlagen? Was wäre der beste Plan? Freya träumt inzwischen, wobei die Texte über ein Tonband eingesprochen werden können. Für Sancide und Jandora bietet sich, wie erwähnt, eine Doppelrolle an. Jandora: „Herrin? Herrin? Nicht als Anmaßung, sondern als Geste der Dankbarkeit, empfindet meinen Wunsch, Euch zu beraten. Darf ich sprechen?“ Freya: „Hmm? Ja.“ Jandora: „In Eure Sphäre spürte ich einen Mannmensch eindringen.“ Freya: „Tarrin.“ Jandora: „Ich muss sagen, er gefällt mir. Behalte ihn.“ Freya: „Meinst du? Danke.“ Tarrin: (fügt sich mit seinen eigenen Überlegungen nahtlos in die Gesprächspause ein) Havena wird sich dem dämonischen Eis gegenüberstellen müssen, doch wird Minedas Macht stark genug sein, um es mit Efferd und der Schiffsmörderin gleichermaßen aufzunehmen? Um die Stärke zu erlangen, müsste sie schon Nahemas Turm benutzen, doch es bräuchte schon einen mächtigen Magier… Augenblick, ist das dein Plan? Hast du diese Rolle für mich vorgesehen? Jandora: „Nicht der Bequemlichkeit willen, Herrin. Er ist ein machtvoller Gebieter über das Eis. Es gibt nur wenige Meister, die sich gegen euer beider Kraft zu schützen wissen.“ Freya: (murmelt ihre Antwort im Schlaf selbst) Du sprichst nicht von Hesinde, richtig? Tarrin: (zornig) Da unterliegst du. Ich werde nicht alles aus Angst vor einem Namen aufgeben, nicht vor deinem und nicht vor… (er stockt) Jandora: „Vor dem Meister, der Euch bedroht, vor dem General aus Euren Alpträumen“ Beide: Atim-Suraq. In dem Moment bricht der Lärm eines Unwetters, Blitz, Donner und Hagelsturm, über die Szene herein, wovon Freya erwacht. Beide blicken sich an. Tarrin: Gehen wir in die Hütte. Ich fürchte, eine Wacht spielt keine Rolle mehr. Beide gehen ab. Black. Akt 5, Szene 6 – Dela, Takeas Hexenhäuschen Als das Licht aufklart, brach bereits der Tag an und Yolande, Freya und Tarrin sitzen im Kreis auf dem Boden und beratschlagen über die nächsten Schritte. Um keine Längen hereinzubringen, steigt die Handlung in der Mitte ein. Freya: (zu Yolande) Andergast, nein, das ist eine ganz schlechte Idee. Efferdan könnte uns in der Tat beistehen, doch ist seine Reichweite begrenzt; ehe wir ihm gegenübertreten, müssten wir ein Land passieren, in dem jeder Ritter und jeder Junker begierig die Gelegenheit nutzen würde, die Königin des Erbfeindes in die Hände zu bekommen, gleich ob für einen Platz in den Geschichten oder nur für ein Lösegeld. Selbst wenn wir dies überstehen würden, säßen wir am Ende nur in einer belagerten, unsicheren Stadt. Dann hätte sich nichts verändert. Yolande: Du hast Recht. Was habt ihr euch denn überlegt? Tarrin und Freya antworten ziemlich gleichzeitig. Tarrin: Salza. Freya: Havena. (Pause) Was, wieso Salza? Tarrin: Wir wagen ein Phexensstück! Minedas Aufmerksamkeit liegt auf Havena, deshalb brechen wir auf, so leise und schnell wie wir können, umgehen die Grenzen und nehmen uns in Nostria ein Schiff für das letzte Stück. In Salza soll uns Graf Albio treffen, der Minedas Mirhamionette nicht Folge leistete, und von da kehrt der Königin Heer in die Hauptstadt zurück. Die Säule stürzt und das falsche Reich… bamm. Yolande: Das wird teuer. Freya: Und was, wenn sie entdeckt wird? Tarrin: Dann wird sie eben entdeckt. Sie wird weder gehasst noch angezweifelt, nur weniger geliebt… und selbst das kann Teil der Vergangenheit sein; und wenn ein Volksaufstand die Weiterfahrt nach Salza obsolet macht, umso besser. Freya: Wir können doch nicht einfach einer Stadt in Not den Rücken kehren und Bewegungsspielchen spielen! In Havena tobt der Kampf gegen niederhöllische Mächte und da müssen wir eingreifen und unterstützen! Die Stadt hasst unsere Zunft, aber sie wird uns brauchen, sollte auch hier ein Dämon erscheinen! Du weißt, was in Andergast geschah! Himmel, Tarrin, da sterben Menschen schreckliche Tode und du willst nichts tun? Geben wir Yolande in der Königsburg ab und stellen wir uns der Dunkelheit entgegen. Yolande: Die Königin weilt nicht in der Stadt. Der Garether bedroht sie sehr, sie ist bei ihren Truppen. Freya: (sanfter zu Yolande) Die Königin nicht, aber wahrscheinlich ihr Gemahl. Romin Galahan ist Haupt meiner Familie und auch wenn er von meinem Vater wenig hält, wird ihn die Pflicht dazu bringen, mir zuzuhören. Tarrin: Romin ist eine Ratte, ein Spieler und Bankrotteur, der sich aus Angst vor den Schuldeneintreibern im hintersten Loch versteckt! Er würde uns ohne zu zögern an Mineda verkaufen, wenn er darin einen Vorteil sieht! Freya: Er ist das ruhmreiche Oberhaupt einer ruhmreichen Familie und beleidigst du ihn, beleidigst du auch mich! Tarrin: Ich erkenne einen Halunken, wenn ich einen sehe, und seine Taten sprechen wirklich für sich! Freya: Ach ja? Weil du selbst der größte Halunke bist, deswegen! Tarrin: Wer war denn hier so blind und hat…! (Tarrin hält inne und beruhigt sich) Verzeih. Freya: (verlegen) Du hattest recht, Minedas Präsenz liegt über dem Ort. Tarrin: (entwaffnend schwach) Und ich möchte nicht nach Havena. Der Eisschänder ist so stark in dieser Stadt geworden. Freya: Da kommen wir durch, Tarrin. Gemeinsam. Tarrin: Weißt du, was du da verlangst? Gerade du, die so viel von ihrer Kraft an die Herrin der Alpträume verlor. Jetzt stelle dir vor, du ständest vor der Pforte der Warunkei und würdest erleben, wie alle deine Ängste wahr geworden wären… und sogar noch übertroffen… und die Verursacherin all dessen blickt dich an und sagt: ‚Lina, liebes Kind, ich habe auf dich gewartet und ein ganz eigenes Plätzchen für dich frei.’ (Er schweigt und sie findet keine Antwort.) Du möchtest Havena mit zwei machtvollen Zauberern entgegentreten, doch die wirst du nicht haben; du hast einen und einen, der sein Möglichstes tun muss, nicht durchzudrehen. Freya: Früher oder später müssen wir uns der Sache stellen. Tun wir es doch lieber jetzt, wo wir alles noch im Griff haben, ehe du es später bereust. Tarrin: Da magst du recht behalten, doch bietet sich zugleich eine Gelegenheit, Mineda und der ganzen Revolte den Teppich unter den Füßen wegzuziehen. Mein Vorschlag für Salza als erstem Ziel bleibt. Freya: Besiegen wir sie lieber vollkommen und sammeln dann die Scherben ein. Havena. (Pause) Was dagegen, wenn Yolande entscheidet? Tarrin: Sie ist die Königin, sie konnte alles vernehmen. (blickt zu Yolande) Also, deine Entscheidung, unser Befehl. Freya: (blickt zu Yolande) Sprich und finde Gehör. Yolande: (leise, nach Pause) Wir verlassen den Weg, schlagen uns durch die Sümpfe nach Osten und ziehen gen Gareth. Freya: Nein! Yolande: In Gareth herrscht Kaiserin Rohaja, die Tochter der Schwester der Königin Invher von Albernia und eine ruhmreiche Kämpferin gegen die Schwarzen Lande. Sie wird die Gelegenheit zu schätzen wissen, zugleich den Bürgerkrieg zu beenden. Tarrin: Das ist weise. Freya: Das ist Zauderei. Wir überlassen dem Feind das Handeln. Wenn wir zurückkehren, werden wir uns nach seinen Plänen richten müssen. Tarrin: Wenn du zurückkehrst, stirbst du. Findest du das besser? Yolande: Edle Freya, haltet ein. In einem Rückzug liegt keine Schande, wo es nichts zu gewinnen gibt. Ihr habt Euch bei Unserer Rettung bewiesen – und dafür sind Wir Euch dankbar –, doch auch sehr verausgabt. Haltet inne, reist mit mir und seht dies als Pause an; Ihr werdet noch früh genug zurückkehren. Tarrin: Höre auf sie, bitte. Freya: Was ist das hier, ein Weißmagier-Komplott? Yolande: Ihr verspracht mir, Uns zu schützen und Uns zu folgen. Möchtet Ihr dies vergessen und all das zunichte machen, was Ihr so beharrlich erfochtet? Freya: (geknickt) Nein. Yolande: Danke. Ich möchte nämlich durch den Sumpf und… ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Pause, dann geht Yolande ab, Tarrin setzt an, ihr zu folgen, wartet noch auf Freya, die ihm diesen Gefallen erfüllt. Black. Akt 5, Szene 7 – Havena, Nahemas Turm Kasparbald tritt auf, augenscheinlich verrückt und mit den Nerven am Ende. Kasparbald: So viel Macht, solch eine irrsinnige Macht, juchhu. Trockenen Fußes überschritt ich das Meer, dann brach der Eingang unter meinem Willen und dann gehorchte mir der Turm, mir ganz allein. Ich will und… ich will und es geschieht. Wie Königtum, nur einhundert mal schöner. Ich will, dass der Turm Nahema vergisst und sich einen neuen Herrn beugt – und es geschieht. Ich will, dass der Turm sich daran erinnert, Herr der Stadt zu sein – und es geschieht. Ich knüpfe Fäden, richte Adern, bereite Ströme vor, nicht zu nehmen, sondern zu geben… wie ein Magier… Alrik, der Famose, der neue Magiermogul, der neue Rohal, nur berstend vor Macht und Wille… Und im Kontrollraum. Und kontrollierend. Alles ist ganz neu, nichts mehr alt und alles vorbereitet. Das heißt dann: Ich bin eigentlich überflüssig geworden. (mit der Erkenntnis zieht er seinen Dolch und ersticht sich. Immer noch in Rausch geht er zu Boden. Leiser spricht er seine letzten Worte.) Tarrin, nun folgst du. Kasparbald bleibt tot liegen. Black. Akt 5, Szene 8 – Sumpf nahe Dela Drei Zauberer befinden sich auf Wanderschaft und überqueren die Bühne; Tarrin voran mit wachsamen Blick, danach Yolande ohne große Emotion, dann schließlich Freya, betont langsam, bis sie als letztes auf der Bühne verbleibt. Sie wird pausieren und darauf warten, dass Tarrin zurückkommt, was schließlich auch geschieht. Tarrin: So, die Königin rastet. Da es uns an Proviant fehlt, fürchte ich, dass für uns wenig bleiben wird. Was ist denn mit dir? Geht es dir gut? Freya: Ja, schon. Ich bin nur ein wenig außer Form… Tarrin: (schiebt schnell ein) Kein Wunder bei der ruhigen letzten Zeit. Freya: (ernst und ruhig) Außerdem wollte ich mit dir reden, ganz ohne Yolande. (Pause) Weißt du, in zwei Wochen oder zwei Monden wird alles hier vorbei sein. Dann wird die Revolte zusammengebrochen sein, Havenas Mädchen werden mir Blumenkränze aufs Haupt gesetzt haben und wir werden meinen Tsatag gebührend begossen haben und dann? Ich kenne dich nicht, Tarrin, nicht jenseits von Krieg, Gewalt und unter Minedas gehetztem Blick. Tarrin: (lacht verlegen) Ich weiß selbst nicht einmal, ob es jenseits davon noch etwas in mir gibt. Freya: Ganz sicher. (Pause) Als Carro mich damals für sich entdeckte… und das war der erste Mann in meinem Leben, also der erste, der es ernst meinte…, nahm er mich aus meinem Elternhaus und zog sich mit mir in eine Wildhütte am Rande des Nichts zurück, damit wir uns näher kennen lernten. Die Thorwaler kennen übrigens einen ähnlichen Brauch, es ist der Brautraub. Tarrin: Du möchtest mich also rauben? Freya: Rauben, geraubt werden… immerhin bin ich fast so etwas wie eine Prinzessin. Tarrin: (lächelt) Und wo läge unsere Hütte am Rande des Nichts? Freya: In Teshkal. Die unendliche Weite der Messergras-Steppe, nur durchzogen von den Rittern der Pferdeherrin und Reckin Rahjas, der treusten Verbündeten meines Onkels… (Pause, dann lacht sie) Oder so ähnlich, ich war noch nie da. Tarrin: Ich auch nicht. Ich war noch nie ein eisiger Reiter. Freya: Aber ist das nicht ein schönes Bild? Tarrin: Wir werden viel Zeit für uns haben. Freya: Sehr viel. Und keine Königin um uns herum, die mir im Übrigen auch nicht viel bedeutet. (ihr Blick ist mehr als eindeutig) Tarrin: Verlockende Vorstellung. Die beiden versinken in trauter Zweisamkeit, während das Licht ausklingt. Nach einer Weile sind Stimmen zu hören. Yolande: „Tarrin? Freya? Wo seid ihr? Steckt ihr im Moor?“ Tarrin: „Keineswegs, Majestät. Wir waren… ähhm… jagen. Wusstet Ihr denn, dass man mit einem Fulminictus auch Rebhühner jagen kann?“ Freya: „Sehr gut sogar. Und hättest du sie nicht ins tiefste Schlammloch stürzen lassen, hätten wir sogar etwas zu essen gehabt.“ Tarrin: „Was kann ich denn dafür, wenn dein Blitz dich find nicht länger reicht? Ich dachte, das wäre einer deiner besten Sprüche?“ Freya: „Ist er doch auch und er gelang sehr gut, nur blieb sie bei der Blendung eben nicht apathisch stehen, wie es ein gewisser Herr vorausgesagt hatte… doch warte, hätten wir sie überhaupt ausnehmen können?“ Tarrin: „Also bitte, ich bin Magier, ich verteidige mich nicht mit Stahl… und außerdem dürfen wir hier sowieso nicht jagen.“ Yolande: (lacht) Also in Begleitung einer Königin dürft ihr das. Freya: „Ich habe auch nur diesen Waqqif aus der Sphäre des Feuers, der ist in erster Linie kleidsam. Ein Jagdmesser wollte ich mir aber schon länger einmal zulegen, um es heimlich im Stiefel zu tragen; für den Fall, dass ich entführt werde, weißt du?“ Tarrin: „Ja, eine furchtbare Gefahr. Das kann schneller eintreten, als man denkt.“ (lacht) Yolande: „Ja, fragt mich mal.“ Im Gelächter geht eine Szene auf leerer Bühne zu Ende, bis schließlich Freya ins Licht eines Spots (so vorhanden) tritt und keineswegs erheitert ist. Freya: Du kennst Mineda, das sehe ich an der Angst in deinem Blick, doch ich bin mir sicher, dass ich nie mit dir über sie sprach. Dann erkannte San dich nach einer kurzen Begegnung besser als ich nach einem halben Jahr… aber das bekommen wir schon hin, das stehen wir gemeinsam durch, ich werde dich beschützen, selbst gegen San, wenn es sein muss. Ich fürchte mich nur davor, wie viel ich dir wohl vergeben muss. Freya geht ab. Akt 5, Szene 9 – Wildnis nahe Dela Die letzte Szene wiederholt sich: Tarrin geht voran, die Situation im Blick habend, Yolande folgt ihm schnurstracks und Freya bemüht sich, Schritt zu halten – diesmal bricht jedoch Yolande aus, um einen Monolog für das Publikum zu halten. Yolande: Das ist sie also, die große Reise. Ich bin den beiden so dankbar. Für mich ist das alles so fremd… fremd… Tarrin, wo sind wir gerade? Tarrin: Wir werden bald wieder auf die Reichsstraße treffen, kurz vor der Dunkelheit, schätze ich. Sollen wir uns dann ein Gasthaus suchen? Yolande: Nein, wir meiden die Straße, solange es geht, das ist einfach zu gefährlich. (kichernd zum Publikum) Seht ihr, ich höre mich schon an wie sie. (zu Freya) Weißt du, wo gerade die Grenze verläuft? Freya: Nein, kann ich nicht sagen. Wir sollten uns aber ein Lagerplatz suchen, solange es noch hell genug dafür ist. Yolande: Und ich halte dann Wache. Ihr müsst euch auch einmal ausruhen. Tarrin: Kommt nicht infrage. Yolande: Aber ich beherrsche einen wunderbaren Flim Flam. Tarrin: Beeindruckend. Nein. Yolande: Ich möchte doch auch nur etwas beitragen… und diese biestige Kälte schwächt dich, habe ich recht? Da brauchst du Ruhe. Tarrin: Wir bewegen uns von Havena fort. Diese Kälte empfinde ich als höchst angenehm. Ein bisschen Zeit vergeht, dann treten die Söldner auf: Fünf Gestalten in schmutzigen, doch einheitlichen schwarzen Uniformen, allesamt mit Kusliker Säbeln bewaffnet. Von der Gruppe werden nur Raulus, der blonde, kriegerartig wirkende Kommandant, sowie Chiane, eine halbelfische Scharlatanin und damit Magieanwenderin der Gruppe, mit Sprechrollen versehen, die anderen drei, zwei Männer und eine Frau, sind einfach nur dabei, bleiben aber ohne Namen und Identität, um nicht zu verwirren. Freya: Vorsicht, Schritte. Tarrin und Freya gehen in Kampfpose, die natürlich ihre Zauberstäbe umfasst, da betreten die fünf Söldner die Bühne. Tarrin: Halt! Freund oder Feind? Die Söldner wollen ebenfalls in Kampfhaltung gehen, doch angesichts der Zauberstäbe lassen sie ihre Waffen ungezogen, bleiben aber bereit. Raulus: Hilfstruppen für die Nordmarken! Und Ihr? Seid Ihr Albernier? Freya: Zauberer und Albernias Freunde auf dem Weg nach Gareth! Wollt Ihr für Euren Herrn sterben? Raulus: (Pause, dann ruhiger) Nein. (Die Söldner entspannen sich.) Wir sind Deserteure. Als wir uns des Herzogs Truppen anschlossen, wussten wir nicht, was es bedeutet. Freya: (erkennt die Zeichen) Ihr seid Seesöldner aus Kuslik? Raulus: Genau. Tarrin: Und Banditen, nehme ich an? Die Frage trifft Raulus’ Ehre, der aber schweigt. Yolande tritt vor. Yolande: Edle Herren… und Damen natürlich… habt Ihr nicht Lust, wieder edel zu werden? Tretet in unsere Dienste, denn unsere Quest ist nobel. Chiane: (schreit, ehe Raulus etwas sagen kann) Ich hoffe, ihr könnt auch zahlen. Raulus: Schnauze! Chiane: Gildenpack! Yolande: Natürlich. Freya besitzt ja noch den Piratenschatz aus der Höhle. (Der Unmut über diese Aussage ist bei Freya und Tarrin deutlich zu sehen.) Nur… ähmm… was sind denn handelsübliche Tarife? Raulus: Fünf Nasen, also fünf Goldene pro Tag für die ganze Einheit von heute an bis nach Gareth herein. Tarrin: Bis an die Grenze Garethiens! Raulus: Meinetwegen auch das! Yolande: (geht dazwischen) Ausgezeichnet, dann sind wir uns einig. Meine Gefährten Tarrin und Freya sind zwar mächtige Kampfmagier, doch über ein bisschen weniger Last freuen sie sich auch. Raulus: Ich bin Raulus, das ist Chiane und dahinten… (die drei Statisten geben Grußgesten ab) Rang und Einheit spielen keine Rolle mehr. Yolande: Großartig, Herr Raulus. Wir befanden uns gerade auf der Suche nach einem Lager. Kennt Ihr einen geeigneten Ort? Raulus: In der Tat. Folgt mir. Raulus schreitet voran, Yolande folgt ihm, darauf die anderen Söldner. Freya und Tarrin bleiben absichtlich zurück. Tarrin: Was denkst du? Freya: Dasselbe wie du. Tarrin: Ich traue ihnen nicht. Freya: Ich auch nicht, doch hätten wir sie abgewiesen, säßen sie uns nun im Nacken. So bewahren wir sie im Blick. Tarrin: Was aber, wenn sie Schlimmeres im Sinn führen? Mineda besitzt viele Anhänger. Freya: Du siehst Gespenster. Würde sie uns Kusliker Seesölder einfach so vor die Nase setzen, wo sie auffallen wie bunte Hunde? So arbeitet sie nicht. Tarrin: Sie vielleicht nicht, doch ihre Untergebenen? Freya: Ganz ruhig. Wir werden ein Auge auf sie behalten und wenn sie sich schurkisch geben, werden wir sie wieder loswerden. In einem Punkt kann ich Yolande aber wirklich nicht widersprechen: Wir brauchen beide etwas Ruhe und ein paar durchgeschlafene Nächte. Sie gehen ab. Black. Akt 5, Szene 10 – Albernia, Lager im Nichts Im neuen Licht beginnen alle auf der Bühne: Freya und Yolande liegen auf dem Boden und schlafen tief und fest, die drei Statistensöldner sitzen beisammen und dösen vor sich hin, während auch Tarrin auf dem Boden liegt und so tut, als würde er schlafen, in Wahrheit aber lauscht. Raulus und Chiane stehen beieinander, halten Wache und reden miteinander. Chiane: (spielt mit einer Kristallkugel herum) Schau mal, was ich hier habe? Das hatte die Zauberin dabei und wäre ihr fast aus der Hand in den Sumpf geglitten, wenn ich es nicht bewahrt hätte. Raulus: Was machst du das? Chiane: Das ist eine Kristallkugel, wundervoll verarbeitet und mit einer herrlich fremden Magie. Ich verstehe sie nicht und das macht sie so aufregend. Raulus: Was? Gib die wieder zurück! Chiane: Ich werde sie mitnehmen und verkaufen. Das bringt mir ein Vermögen ein… wenn ich sie nicht behalte… Raulus: Du gefährdest alles! Leg sie zurück! Chiane: Nein! Was soll denn schon passieren, wenn sie auf einmal fehlt? Sie muss dann halt in ein Sumpfloch geglitten sein. Raulus: Bist du blöd? Natürlich wird man uns verdächtigen. Die beiden Zauberer sind nicht so dumm wie die Königin. Chiane: Dann zaubere ich eben eine Illusion auf sie, dass sie denkt, sie habe die Kugel noch. Ich kann das, schon vergessen? Raulus: Es ist trotzdem zu gefährlich. Leg sie zurück. Chiane: Nein! Raulus: Bist du von Sinnen? Lege sie zurück? Chiane: Wer hat dich eigentlich zum Anführer bestimmt? Das ändern wir schnell und dann… Tarrin: Fulminictus! Chiane, die gerade ihren Säbel ziehen wollte, bricht unter Tarrins Kampfzauber tot zusammen. Tarrin erhebt sich. Raulus: Ein Glück. Verzeiht… Tarrin: Frigisphaero! Die drei Statisten-Söldner, die sich erhoben und in Kampfpose gehen wollten, werden von einem Flächen-Kampfzauber getroffen und gehen tot zu Boden. Raulus: Halt, warte, ich ergebe mich… Tarrin: Frigifaxius! Auch Raulus geht zu Boden. Pause, während Yolande und Freya schlafen und Tarrin nachdenkt. Tarrin: Dann hatte ich also Recht. Ihr führtet Übles im Schilde. Ich werde eure Leichen im Moor versenken… doch was kann ich Freya erzählen? (er geht auf Chiane zu) Was hast du denn da? Tarrin nimmt ihr die Kristallkugel ab und betrachtet sie. Er wird gleich zusammenzucken. Mineda: „Hallo, Tarrin.“ Tarrin: Was? Mineda: „Deine Stimme, rein und klar… dachtest du, ich hätte dich vergessen?“ Tarrin: Du bist tot! Mineda: „Nein, mein Freund, die Zauberer erbarmten sich meiner… und dann erbarmte ich mich ihrer.“ Tarrin: Du hast die Grauen Stäbe…? Mineda: „Was denkst du denn? Magier können mich nicht aufhalten, nicht einmal ein tapferes Schneiderlein. (Pause) Erwarte den Tod für dich und dein Weib!“ Tarrin: Dann werde ich kämpfen. Ich fürchte dich nicht! Mineda: „… sagte er zitternd, und doch voller Weisheit. Mich brauchst du ja auch nicht zu fürchten, doch er, der zurückkehren möchte, wartet auf deinen Einsatz – und er wird langsam ungeduldig.“ Tarrin: A… (er möchte den Namen aussprechen, verschluckt sich aber daran) Der General. Mineda: „Finde Ladric, der ein Pergament mit blankem Siegel für dich bereithält, und nimm deinen Platz auf dem Turm ein. Dann wird dir vergeben werden.“ Tarrin: Und ihr auch? Freya? Mineda: „Wir sind uns eins. Handle oder stirb in Angst und Qual.“ Es wird still. Tarrin bleibt mit der Kugel allein, sieht zur schlafenden Freya und zu Yolande. Tarrin: Das ist es, was du planst. Zehntausende sterbende Seelen sollen zugleich seinen Namen rufen. Er nimmt Freyas Hände und legt die Kristallkugel hinein, ohne dass sie erwacht. Tarrin: Vergib mir alles, was ich zu tun bereit bin. Mir bleibt keine Wahl. Er nimmt den Einband ihres Buches mit Lilims Bild darauf aus seiner Tasche und betrachtet es und sie lange. Tarrin: Wenn das Ende kommt, werde ich mich dafür hassen. So viel zu erleben und ich gehe in Schande. Er legt das Bild neben sie. Wieder vergeht Zeit, die er braucht, sich zu besinnen. Tarrin: Blut wird das Ritual in Gang bringen und nichts wäre besser als jungfräuliches Königsblut. Yolande? Er weckt sie. Yolande: Tarrin? Wie früh ist es? Ist etwas passiert? Tarrin: Bannbaladin (er bewegt seine Handfläche vor ihrem Gesicht) Folge mir. Es wird alles gut. Tarrin geht mit Yolande ab, wobei er zurückblickt. Freya schläft weiterhin inmitten eines Bergs aus Leichen. Black. Akt 5, Szene 11 – Albernia Nach der Dunkelheit änderte sich nichts; Freya schläft inmitten der niedergemachten Söldnerleichen, wohingegen von Tarrin und Yolande jede Spur fehlt. Schließlich erwacht sie und blickt sich um. Freya: Ich hatte einen schönen Traum. Tarrin, ich wäre diesen Weg doch mit dir gegangen. Freya nimmt ihre Sachen und eilt Tarrin hinterher, wobei sich ihr Weg mit Halmar Gwaihin, kreuzt, dem auch nach seinem Kostüm toten Händler, der an einer Stelle, an dem die Lebenden knapp werden, den Erzählerteil übernimmt. Freya und er tauschen Blicke, doch zaudert sie nicht. Sie geht daraufhin ab – ein Spot, der Halmar erhellt, den Rest der Bühne aber im Schatten lässt, gäbe auch den Söldnern eine Möglichkeit, zu verschwinden. Halmar: So zog Freya doch Havena entgegen, um noch einmal das Blatt zu wenden und dem Licht zum Sieg zu verhelfen. Sie beachtete nicht den kalt schneidenden Wind, der vom Meer gegen sie presste, und bemerkte auch nicht, dass das Land um sie herum wie von der Zeit gefangen war. Werdende Knospen wollten nicht spießen, die Straßen blieben menschenleer und wo man sich traf, begegnete man einander wie Geister. Ein ganzes Königreich lag danieder, siechend und alt und mit schlaffen Gliedern, wartend auf der Kälte letzten Stoß. Nur Freya trat durch leere Gassen, überschritt trockenen Fußes die gefrorene See und stand an der Schwelle zum Inneren des Turms. Nichts an ihr zweifelte daran, dass nur das schwerste Stück noch vor ihr lag, als sie den Turm betrat, (Freya geht langsam auf) doch auf dem Pfad zur Seele war sie nicht allein… die Glückliche. Als er dies ausspricht, wird Freya von etwas erfasst, was sie zu Boden gehen lässt. Sie schreit und windet sich unter dem Gefühl, von innen zerrissen zu werden. Zeit vergeht damit, während sich Halmar unauffällig von der Bühne entfernt. Jandora: (aus dem Off) „Herrin? Herrin?“ Der Grund der Qualen scheint zu verschwinden. Freya rappelt sich langsam und erschöpft auf. Freya: Was war das? Jandora: „Verzeiht. Ich habe nicht damit gerechnet.“ Freya: Es war, als würde sich die Wirklichkeit in ihre Bestandteile zersetzen und mich dazu. Niemals zuvor erlebte ich eine solche… solch reine… Macht. Jandora: „Das gefährdet Euch?“ Freya: Ja! (Pause, ruhiger) Ach, wie muss es da Tarrin gehen. Jandora: „Der Mann aus Eis? Er wurde kein Teil der reinen Kraft.“ Freya: Wie ich es fast geworden wäre? Gut, immerhin. Weißt du denn, wie es weitergeht? Jandora: „Ströme bewahren diesen Ort und rächen ein Verlassen. Bewegt Euch zu der Platte dort und folgt meinen Anweisungen: Vier Schritt voran, Drehung nach links, dann…“ Freya: Warte! Raulsche Schritt oder meine eigenen? Jandora: „Herrin?“ Freya: Also, soll ich…? In dem Moment tritt Kasparbald mit gezogenem Schwert auf die Bühne, auch er ist als tot zu erkennen. Kasparbald: Ich kann dich nicht vorbeilassen. Freya: Du. Was ist mit dir geschehen? Kasparbald: Ich kann dich nicht vorbeilassen. Freya: Kasparbald. Du siehst so… tot aus. Kasparbald: Freya? Suchst du mich? (ein schwach gesprochener Satz, der durch die Worte wie vom Band unterbrochen wird) Ich kann dich nicht vorbeilassen. Freya: Suchen nicht, doch ich freue mich, dich zu sehen. Hilfst du mir durch diesen Turm? Kasparbald: Das kann ich nicht. Ich kann dich nicht vorbeilassen. Tut mir leid. Freya: Kasparbald, da oben geschehen schlimme Dinge und Menschen sind in Gefahr. Ich bitte dich… (Pause)… als deine Magierin. Kasparbald: Ich kann dich nicht vorbeilassen, doch wenn du gehst, werde ich dir nicht folgen. Gehe. Ich habe meine Befehle. Freya: Als deine Magierin, mein König. Bitte. (langsam kniet sie nieder) Nehmt keine Befehle von dunklen Mächten entgegen, ich flehe Euch an. Ihr seid ein guter König. Ein guter König tut dies nicht. Kasparbald: (leidend) Es ist so stark. Freya: Das seid Ihr auch. Lasst mich vorbei. Kasparbald: (Pause) Geht. Freya: Habt Dank. So tretet aus der Welt als ein guter König. Sie geht an ihm vorbei. Kasparbald: So trete ich aus der Welt… als ein guter König… Kasparbald fällt in sich zusammen. Black. Akt 5, Szene 12 – Havena, Nahemas ehemaliger Turm Es bleibt dunkel, während Stimmen zu hören sind. Freya: „Das ist ja ein verdammtes Labyrinth. Wenn man hier nach Westen und Norden tritt, kommt man ja durch einen ganz anderen Raum als bei einem Weg durch Norden und Westen. Wäre ich doch durch das Bild mit der Waldlichtung geschritten…“ Jandora: „Der Mann aus Eis befindet sich nicht vor dem Greifenthron.“ Freya: „… oder hätte ich wenigstens mein Gewand aufgeriffelt, um zurückzufinden.“ Jandora: „Versetzte Euch der Gedanke in Furcht?“ Freya: „Nein, Tarrin kennt mich nackt. Es ist nur… das Gewand war echte Elfenarbeit, es war teuer… und fühlte sich so gut an…“ Jandora: „Nun verging es auch so. Herrin, ich warnte Euch eindringlich vor dem Flimmern.“ Freya: „Bei den anderen ging das doch auch… und überhaupt, alle sprechen von mir als von der Magierin des Feuers, da hatte ich einfach mal Vertrauen.“ Jandora: „Verzeiht, Herrin.“ Freya: (versöhnlich) „Das war nicht so gemeint. Ich bin dir dankbar, dass du hier bist. Es fühlt sich gut an, nicht allein zu sein, und ohne deine Hilfe säße ich immer noch an den Schaltern und Hebeln.“ (Freya geht auf.) Ist das ein Licht? Ich glaube, ich bin endlich raus. Freyas Gewand wurde deutlich in Mitleidenschaft gezogen, doch da ich von einer Schauspielerin nicht verlangen kann, es abgeworfen zu haben und nackt zu spielen, werden einige Risse und verkohlte Stellen auch genügen. Sie überquert die Bühne und möchte den anderen Ausgang nutzen, kommt dort jedoch nicht weiter und kehrt zur Bühnenmitte zurück, um nachzudenken. Da taucht Sancide aus einem Ausgang abseits des verschlossenen auf. Sancide: Firlina. Du bist… extrovertiert. Freya: San! Was machst du hier? Und wie kamst du hier rein? Sancide: Transversalis. Freya: Den beherrschst du? Und muss man dafür nicht vorher schon einmal…? Sancide: (bedenkt ihr ehemaliges Mündel mit einem enttäuscht-vorwurfsvollen Blick) Damals blockierte mir ein schwarzes Granittor den Weg, heute ein massiver Eisblock. Freya: Ich habe ihn gesehen. Ich war gerade am Überlegen, ob ich versuchen sollte, ihn mit Ignifaxii zu schmelzen. Sancide: Es wird nicht ausreichen, und selbst wenn: Hinter dem Tor mag schon Tarrin warten und treten wir ihm ohne jede Kraft gegenüber, endet das fatal. Freya: Du willst gegen ihn kämpfen? Sancide: (seufzt) Lina, Liebes: Dein Begleiter ist in Begriff, sehr viele Menschen zu töten, also denke einmal bitte nicht mit deinem Höschen, ja? Freya: … Sancide: Höre zu, ich habe einen Plan. Ich konnte diese Kugel (sie holt Minedas Kristallkugel in ihre Hand) mit dem Herzstück des Turms verbinden, in dessen Nähe sich der Feind sicher aufhalten wird… sie vermag nun mehr zu übertragen als bloß Stimme. Freya: San, was denkst du? Sancide: Fulminictus. Zaubern wir beide zugleich, strecken wir ihn nieder und er wird nicht einmal merken, was ihn da trifft. Freya: Du willst ihn umbringen? Einfach so? Sancide: Du siehst, was er tut. Er hatte seine Chance. Freya: Ich bin aber doch keine Mörderin. Sancide: Manchmal hat man keine Wahl. (vertraulicher) Höre zu, Lina, wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, dann frage ich mich, was mein Handeln wohl bedeutet. Tun wir nichts, sterben alle, handeln wir, stirbt nur er. Und nun komm, es ist bloß ein Wort, denke einfach an die Heimat und bringe es hinter dich. Sancide platziert die Kristallkugel in ihrer rechten Handfläche und ballt die linke Faust. Freya tut ihr zögerlich die letzte Geste gleich. Sancide: Auf drei… Freya: Nein! Sancide: Wie Nein? Freya: Nein. Dieser Mann ist mein Gefährte und ich werde ihn retten, auch wenn sich mir der ganze Orden in den Weg stellt. Sancide: Ich höre wohl nicht recht? Wenn du das tust, dann ist es vorbei und du hast auch von mir keine Gnade zu erwarten. Freya: San! Gib mir die Kugel! Sancide: Fulminictus! Mit einer Geste zieht sie die Kugel weg und spricht den Zauber auf Freya, die zusammenbricht. Es wird dunkel. Akt 5, Szene 13 – Havena, Nahemas Turm Es bleibt für eine Weile dunkel, doch dann veränderte sich wenig: Freya liegt auf dem Boden, doch ist es Jandora, die sich über die beugt (da ich von einer Doppelbesetzung Jandora/Sancide ausgehe, bedeutet das nur ein schnelles Umziehen). Freya erwacht. Jandora: Herrin, verzeiht. Ich hätte eingegriffen, doch es ward mir verboten. Freya: San? Jandora: Sie war nie hier. Während Freya langsam aufsteht und feststellt, dass ihr nichts fehlt, verabschiedet sich Jandora von der Bühne. Dann greift Freya zu ihrem Stab und nähert sich der ihr verschlossenen Tür. Freya: Ignifaxius! Ignifaxius! Ignifaxius!... Die Geste dabei besteht aus der rechten Hand, die sich von der linken Schulter in Richtung Ziel bewegt und schließlich Zeige- und Mittelfinger auf die Tür deuten. Es wird schwarz. Akt 5, Szene 14 – Havena, Nahemas Turm Tarrin steht im Raum, doch mit dem Rücken zum Publikum. Freya tritt nun ein. Tarrin: (ohne sich umzudrehen) Dann bist du es also wirklich. Freya: Ja, ich bin gekommen, um dich herauszuholen. Tarrin: Du weißt, was ich getan habe? Freya: Ja. Tarrin: Dann weißt du auch, dass es hier enden muss. Er dreht sich um und legt die rechte Hand auf seine linke Schulter. Freya: Tarrin, bitte. Tarrin: Halte mich auf, los! Zeit vergeht, ohne dass beide reagieren. Schließlich entspannen sie sich. Freya: Folge mir. Kehre mit mir zurück. Tarrin: Verzeih mir, was ich in Begriff war, zu tun. Beide berühren einander und gehen gemeinsam ab. Black. Akt 5, Szene 15 – Wald Mineda und Sancide treten auf, die Attentäterin weiterhin in Gefangenschaft, und immer noch werden sie von Graustab-Statisten begleitet. Mineda: Die Vögel singen, die Blumen sprießen und die Bäume schlagen aus. Es ist der Frühling, ich kann es spüren. (erwartet eine Reaktion von Sancide, die nicht folgt) Habt Ihr Nachrichten aus Havena erhalten? Passierte dort ein Unglück? Kehrte der General zurück? (erntet Sancides fragenden Blick.) Na, er… Sancide: Auch in Havena wird nun Frühling herrschen. Es wurde warm. Mineda: (leise zu sich) Dann habe ich verloren. Es war ein Traum. (lauter, zu Sancide) Ich möchte Firlina sehen… die Magierin Freya. Benachrichtigt sie. Sagt ihr, ich sei bereit, zu erzählen. Black. Sie gehen ab. Akt 5, Szene 16 – Havena, helle Straßen Freya und Tarrin schlendern gemeinsam plaudernd durch die Straßen. Sie musste sich umziehen, sonst fehlt von den Abenteuern jede Spur. Tarrin: Und Yolande kam gut davon? Freya: Sie befindet sich nun auf dem langen Weg zurück nach Nostria. Sie vermisste übrigens sehr, dass du nicht dabei warst. Ich soll dich noch grüßen und dir Dank ausrichten. Tarrin: Hmm… Freya: Ich habe ihr gesagt, du wärst noch betrunken. (lacht) Wie es scheint, kann sie sich an nichts mehr erinnern… oder möchte es nicht. Wie dem auch sei, sie wird es überleben. Sie ist ein großes Mädchen. Tarrin: In der Tat… und sie wächst noch. (lacht) Freya: Ich warte immer noch auf Depesche von Grangor. Hoffentlich wird San schweigen… Tarrin: Wenn nicht, stehen uns schlimme Tage bevor. Das Weiße Pentagramm ist nicht für seine Nachsicht bekannt. Freya: Aber San ist ja meine Tutorin und wenn sie eines kann, dann schweigen. Tarrin: Gut. Freya: Ehe wir nach Teshkal reisen, brauche ich aber noch etwas anzuziehen. Mein Elfengewand war einfach nicht mehr zu retten… und, oh, mir schwindelt schon beim Gedanken an die raue albernische Wolle auf meiner verwöhnten Haut. Tarrin: Hehe. Freya: Deinen Vorschlag kenne ich… In diesem Moment wird Tarrin von einem Pfeil getroffen und niedergerissen, Freya friert vor Schock ein. Ladric schlendert mit einem Bogen in der Hand über die Bühne. Ladric: Ich hoffe ja, sie ist endlich mal zufrieden. Im Black fällt der Vorhang für diesen Akt. Kapitel 5: Freya in: (19) Schwertzug gegen die Welt (Humus/Leben) ----------------------------------------------------------------- Akt 6, Szene 1 – Ansage Freya geht auf, unverändert bis auf die Tatsache, dass sie ein anderes Kostüm trägt, am besten ihrem roten Seidenmantel nachempfunden, der ihr Akademie-Festgewand darstellt. Sie tritt wieder an die Wand und ergänzt das Bild um eine Berglandschaft. Währenddessen gehen zwei graue Magierstatisten auf, die eine gefesselte Vesta in den Raum stoßen. Magier 1: Ich habe gerade Anweisung aus Lowangen erhalten. Der Vorfall soll nie stattgefunden haben. Magier 2: Wir räumen auf? Der Magier nickt. Vesta: (schreit) Haltet ein! Ich bin eine Kriegsgefangene. Ich habe… Beide: Fulminictus! Vesta klappt zusammen. Die beiden Magier nehmen den leblosen Körper auf und tragen ihn von der Bühne. Akt 6, Szene 2 – Windhagberge Freya tritt, eine beschwerliche Wanderung darstellend, auf die Bühne. Sie lässt sich Zeit und hat sie auch. Freya: Mannmannmann, bin ich kaputt. Das ist sicher auch der Windhag und nicht das Eherne Schwert? Jandora: „Klagt nicht, Herrin. Ich bin ja bei Euch.“ Freya: Weiß ich doch, Geist, weiß ich doch. Du bist mein treuester Begleiter durch dick und dünn… aber könntest du auch einmal wegsehen, wenn ich raste? Ich bin wirklich außer Form. Freya setzt sich, um zu verschnaufen. Da tritt Idnar auf, ein schmächtiger Mann in schäbiger Gewandung und wirrem schwarzen Haar. Er wirkt wie ein Einsiedler. Idnar: Ein prachtvoller Ort ist das hier. Man blickt auf das Meer und hört es rauschen… und an klaren Tagen, so wie heute, erblickt man auch die Bucht, an der einst die ersten Siedler unter Admiral Sanin an Land gingen. Freya: Ich sehe nichts. Meine Augen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren, das liegt an diesen Büchern. Idnar: Alles hier, was wir hier sehen, gehörte einst zu der Burg Albengriff, das brachliegende Land, die windumtosten Mauerreste und die Spuren des Fischerdorfes dort unten, dessen Bewohner die Herren der Feste nährten und denen die Tore zum Schutz vor Thorwals Beutegreifern nie verschlossen blieben. (Pause) Dann gingen die Fischer, dann gingen die Herren, dann kam die Zeit. Heute blieb nichts außer einem Blick. Freya: Wer seid Ihr? Idnar: Idnar. Ich kam hierher, um meinen Vater zu begraben und dann weiter zu ziehen, ich wollte alles hinter mir lassen, wollte im Regengebirge von Al’Anfa nach Smaragden schürfen… doch dieser Ort hielt mich fest. Freya: Ich habe meinen Verlobten in Dela begraben. Der erschien mir passender. Idnar: Heute blühen sicher Blumen. (sie schüttelt den Kopf und gibt Idnar nicht die Reaktion, die er erwartete) Ein frischer Schmerz? Freya: Ja, schon… ich weiß es nicht. Es herrschte Krieg, als wir uns trafen, und ich kannte ihn eigentlich kaum. Ich weiß gar nicht, ob mein Herz für ihn schlug, er war ein Mann, den ich retten wollte… und ein richtig guter Liebhaber. (Pause) Schaut nicht so, derlei ist ein seltener Schatz. Idnar: Wenn es sticht, liebtet Ihr ihn, schlägt des dumpf, beherrscht Euch die Trauer. Wolltet Ihr ihm noch etwas sagen, zerrt der Pein an Eurer Seele, und wolltet Ihr etwas ungeschehen machen, gibt es keine Erlösung mehr für Euch. Möchtet Ihr gehen? Die Klippen sind hoch und das Land wird schön bleiben. Freya: (Pause) Ich möchte hier zaubern. Meine Ahnen stammten von diesem Ort. Idnar: Eure Ahnen sind tot, nicht wahr? Freya: Ich hab’s in Havena erfahren. Nach der Großen Flut und dem Ende des Königreichs Albernia wurden viele kaisertreuen Adeligen aus dem nun unabhängigen Lieblichen Feld hier im freien Land angesiedelt, darunter entfernte Verwandte des Statthalters… muss mein Blick hilflos gewesen sein, als mir dieser Kriegerschuleneleve das alles erklärte. Ich wusste ja nur, dass mein Familienzweig aus Albernia stammt, und selbst das war falsch. Heute gehört dieses Land ja zum Windhag. Idnar: Ihr seid also die letzte Nachfahrin der alten Herren? Freya: Nicht die letzte. Aus Albengriff im Garethischen wurde im albernischen Dialekt Arthuro. Firlina di Arthuro-Galahan, zu Ihren Diensten. (deutet einen Knicks an) Idnar: In wenigen Jahren wird wieder ein Königreich Albernia fallen und ein Galahan-Schädel rollen. Möchtet Ihr hier verweilen und auf das Meer herabblicken, statt in Al’Anfa nach Smaragden zu graben? Freya: Ich vollziehe ein Ritual namens Große Meditation, um mehr Kraft an mich zu binden. Unten wird bald das Fest der Freuden stattfinden und ich dachte mir, wo sonst sollte ich mich hinbegeben als in die Heimstatt meiner Ahnen. Darf ich denn? Idnar: Fühlt Euch als Herrin in Eurem Land. Ihr wähltet wohl, denn die Harpyien meiden diese Burg… Freya: Oh, daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht. Idnar: Und die Macht seiner Seele fließt stark. Dort drüben landeten die ersten Siedler, damals mit Admiral Sanin. Freya: Ich weiß. Idnar: Mich bindet diese Macht. Ich kam gar nicht mehr von hier fort. Habe ich Euch erzählt, dass ich einst weiter nach Al’Anfa wollte, um Smaragde aus dem Fels zu schlagen? Freya: (beachtet ihn nicht mehr groß) Ja. Idnar: Smaragde gibt es hier keine, nur Kalk. Die Zwerge sagen, die Berge seien tot. (Pause, zu sich selbst) Aber das stimmt nicht, der Boden ist kräftig und stark. Es liegt nur am Wind, dass hier kein Samen haften bleibt. Idnar geht ab, während Freya sich setzt. Freya: Dann wollen wir mal. Ich bin zwar überhaupt nicht vorbereitet und hätte wirklich noch gerne einen Blick in mein Buch geworfen, aber das ging ja verloren und… ach, armes Ich. Freya beginnt zu singen (ohne großes Talent). Freya: Leuchtkäfer, flieg. Dein Männlein fiel im Krieg. Deine Heimat liegt in Andraland und Andraland ist abgebrannt. Leuchtkäfer, flieg. Jandora: „Herrin, ich lasse Euch nicht allein.“ Freya: Dann wollen wir mal, ohne ein großes Spektakel. (Pause) Vor einem Jahr saß ich an diesem Tag in Brig-Lo und sah den Dämonen in die Augen. Später sollte ich meine Verwandte treffen, mit Soldaten spielen und zusammen mit Corsaia gegen das Böse kämpfen, schon um die Heimat wieder zu sehen… ach, so lange her. Namenlose Tage: Während ich mich verschanzte, schlich ein Dieb durch die Nacht, um Dinge in Gang zu bringen. Dieser Dieb warst du, Mineda, und deshalb verdamme ich dich jetzt. Alles wurde so hässlich wegen dir. Praios: Ich bekam ein Pergament und eine Botschaft nach Nostria. Corsaia, hier danke ich dir, auch wenn es mir schwer fällt. Dein Einsatz zerstörte einen Dämon und bewahrte meine Heimat vor dem, was sonst vielleicht noch gekommen wäre. Rondra: Da war diese Wildnis und da waren diese Orks, denen ich ganz umsonst wehtat, weil mich zwei Strolche belogen. Verzeiht, kann ich hier nur sagen, verzeiht. Efferd: Ich erreiche Nostria und werde vom Krieg überrascht. Möchte ich dir danken, Kasparbald, der du mich nur belogst und für deine Zwecke benutztest? Nein, armer Aedin Tsael, ich kannte dich nicht, doch noch im Tod als Köder dunkler Mächte zu dienen, hast du nicht verdient. Travia: Nahe Dela wurde ich angegriffen. Takea, liebe Elfe, danke, danke, danke. Ich hoffe, es geht dir gut. Boron: Havena tritt mir in den Weg und du entscheidest dich für mich, liebe San. Wie lange blieben wir getrennt, wie unwürdig nahm ich einst von dir Abschied? Meine liebe Tutorin. Hesinde: So kam ich dann nach Grangor und hoffte, mit einem anderen Mann zu überwintern. Dir kann ich nicht danken, Rufus, du ließest mich ja allein… also danke, Jikhbar, für den Platz an der Akademie. So schlimm war’s auch nicht. Firun: Tarrin, da bist du, aber du gehörst ans Ende. Also danke, Druskar, das du ihm beistandest und mit uns so ein Abenteuer erlebtest. Erzähle ich davon, glaubt es mir sicher niemand. Tsa: Da warst du dann, Geist. Ich weiß nicht, was wir bekämpften und wohin wir dafür reisten, doch du warst für mich da. Du bist es immer noch. Du bist ein Schatz. Jandora: „Herzlich gerne, Herrin.“ Freya: Phex: Da war dann dieses Schiff und dieser alte Mann, der uns vor dem Schrecken bewahrte… und dabei selbst kräftig gewann, doch geschenkt. Kastor, Schiff… wer von euch will. Peraine: Dann waren da Havena, die Königin und eine lange Reise. Ich möchte jedoch dem gedenken, der dabei alles verlor, weil er edel blieb: Halmar. Wie sehr hätte ich dir mehr Glück gewünscht. Ingerimm: Yolande, du rettbare kleine Königin. Aus dir wird noch einmal eine ganz große. Rahja: So ganz am Schluss… ach, Tarrin… (sie sucht nach Worten, bringt sie dann aber nicht über sich) Du weißt schon. (Schweigt einen Augenblick) Jeder Tag bringt Erfahrungen und all die Erfahrungen geben Kraft. Mit jeder Stufe schreite ich voran und komme weiter auf meinem Pfad… zum Licht! Sie schreit den letzten Teil, was von einem hellen Licht unterstrichen wird. Dann herrscht der Black. Akt 6, Szene 3 – Alfenland, Ort der Burg Albengriff Eine bedeutsame Person wird die Bühne betreten, die elfische Zauberkönigin Rinn. Sie sollte blond sein und imposant… und das kann in Bezug auf eine Kostümierung sehr viel bedeuten. Rinn: Erwache! Die Bühne hellt sich auf, Freya und Jandora (nun mal wieder real erscheinend) auf dem Boden liegend und Rinn vor ihnen stehend. Beide stehen auf, ehe Jandora hektisch wird. Jandora: Kniet nieder! Freya: Was? Warum? Jandora: Vertraut Ihr mir? Freya kommt der Bitte nach, Jandora und sie knien. Rinn: Zu spüren ist eine Sache, zu sehen eine andere. Als du mich riefst, erwartete ich mehr. Du bist so klein. Freya: (leicht gereizt) Ich knie ja auch. Jandora: Psssst! Rinn: Ich bin Rinn, die Zauberkönigin. Sag, kennst du die Legende der Zauberkönigin? Jandora: (bewundernd) Rinn, die Zauberkönigin. Freya: Nein. Nie gehört. Rinn: Das Wesen der Sternenträger? Freya: Das sind…? Jandora: Ehrenwerte und ruhmvolle Personen. Rinn: Und von dem einen, der zwei ist und mit seiner Rückkehr alles bedroht, was ist? Freya: Nein. Jandora: Doch. Denkt nach. Rinn: Der, dessen Stimme weint und schreit. Ich hörte Menschen flüstern über den General… Freya: (erschrocken) Der General… Rinn: Sprich seinen Namen ruhig aus, in der Gegenwart der Zauberkönigin unterliegt sein Macht… (schnell, doch Form wahrend) Nein, tut es besser nicht, wir wollen ihn ja nicht unnötig herausfordern. Freya: Aber das ist doch etwas ganz anderes. Der General existiert, ich habe ihn schon getroffen. Er ist doch keine Legende. Er ist doch nur… jemand, dessen Namen man sich hütet zu sprechen… und für dessen Wiederkehr manche über Leichenberge steigen würden… aber… (hält inne) Rinn: Du kennst die Vorderseite des Vorhangs, ich kenne die Rückseite – und glaube mir, du kannst nicht falscher liegen, wenn du ihn als passiv beschreibst und darauf wartend, hereingebeten zu werden. Doch lass uns eine Runde gehen, ich bin sicher, ich habe eine verwandte Seele gefunden. Beide gehen ab. Jandora bleibt zurück. Jandora: (zum Publikum, erfreut) Herrin ist eine Sternenträgerin. Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es. Jandora geht ab. Akt 6, Szene 4 – Alfenland, Ort der Burg Albengriff Freya und Rinn gehen auf. Rinn betrachtet dabei die Wände. Rinn: Malst du eigentlich gerne? Freya: Ich tat es nur als Kind, wenn mir langweilig war und ich weg wollte, ich glaube, ich habe halb Kuslik am Rande meiner Pergamente verewigt. Seit langem fehlt mir ein Grund, es zu tun. Rinn antwortet nicht, die beiden laufen schweigend nebeneinander her. Freya: Eines verstehe ich nicht: Was ist denn das Besondere an… dem General? Als ich ihn traf – und da war ich gerade frisch in Andergast angekommen –, da war an ihm doch nichts Besonderes. Sicher, er ist ein Halbelf, sieht zum Anbeißen aus und kann Leute führen, doch das war es dann auch. Was verschafft ihm diese Rolle, die er jetzt einnimmt… und worin besteht die überhaupt? Rinn: So wie der General zwei Namen führt und mit zwei Stimmen spricht, verfügt er auch über zwei Gesichter, zwei Wesen… und, wie ich annehme, zwei Leben. Keines dieser Rosenohren, die ihm die Kleider wuschen, im Bannland an seiner Seite kämpften oder ihn bei seinem letzten Kommando begleiteten, konnte etwas erkennen, doch dann ging er den entscheidenden Schritt: Er gab im Sand seine Wirklichkeit auf, um zur Wahrheit zu werden… eine seiner Wirklichkeiten. Verstehst du? Freya: Nein. Rinn: Du wirst. (Pause) Ich bin sicher, auch er tut, ohne zu verstehen. Er reiste über das Meer, um Sagen zu finden, er brach in Tempel ein und schlachtete Zyklopen… Freya: Augenblick, heißt das dann nicht, er ist da? Rinn: Ja und nein. Freya: Das wird ja immer konfuser. Rinn: Er sucht etwas. Ich spürte, dass er selbst die Götter angriff, und war erleichtert, als er scheiterte. Freya: Das ist ja furchtbar. Rinn: So ruhelos. Er ist so telor, das es schmerzt. Freya: Das klingt, als würde er immer mächtiger. Rinn: Mächtiger, weniger mächtig, wer vermag das zu sagen? Er gleicht einem Schützen, der gleichermaßen sein eigener Pfeil ist. Nun späht er… sehr laut und jämmerlich, doch er kann es nicht anders. Freya: Kann man ihn denn aufhalten? Rinn: Man kann… und hier hast du Glück, denn wie der General über zwei Seiten verfügt, eine elfische und eine menschliche, gibt es auch zwei Prophezeiungen zu ihm. Hast du schon einmal vom Wahren Kaiser gehört? Freya: Eine garethische Sage und dem Praios-Kult entwachsen: Wenn alles seine Ordnung hat und Herrscher trotzdem einander stürzen können, müssen sie unterschiedlich viel Kaiser in sich haben. In Zeiten der Not hofft man dann freilich auf denjenigen, der nur und voll und ganz Kaiser ist und der die Menschen beherrscht. Ein naiver Glaube, fast so wie die Stadt der Freiheit. Rinn: Rosenohren. Mehr bringen sie selten fertig. Freya: Also Moment mal… Rinn: Du… (Pause) Wer bist du? Freya: Fre… Firlina di Arthuro-Galahan. Rinn: Firlina Xey, damit kennst du nun die Wege und kannst selbst wählen, doch sei gewarnt: Der General sucht auch nach Schwächen und ist sich der Legende um den Wahren Kaiser sehr wohl bewusst. (mit einem Unterton von Ekel) Zum Glück vergisst er seine elfische Seite dabei, wie er sie immer vergaß. Hier liegt der Vorteil tatsächlich bei dir. Freya: Aber Moment, das war nur eine Geschichte. Wie lautet denn die andere? Rinn: Das ist die um die Zauberkönigin und die Sternenträger. Wenn ich sie dir aber erzähle, wirst du sie nicht mitnehmen, denn dein Kopf platzt schon fast vor Gedanken. Du wirst die Zauberkönigin finden müssen. Freya: Aber Ihr…? Rinn deutet auf den Horizont. Freya: Sind das Schiffe? Die des Admiral Sanins, habe ich recht? Dann ist dies… Rinn: Lass mich dir noch ein Geschenk mitgeben. Es wird dich begleiten. Freya: Ja? Danke. Rinn: Du hast es bereits erhalten. Es ist ein Dank für Dinge, die noch geschehen werden, und ein Eingeständnis dessen, dass ich mehr von dir fordere, als sich ziemt. Freya: Also… ja, was soll ich sagen? Rinn: Lebewohl. Freya: Was? Augenblick… Der Black erfasst alles. Akt 6, Szene 5 – Windhagberge Im Licht kniet Freya vor einem Transportgefäß (ein Koffer mit goldenem Schimmer daraus wäre natürlich traumhaft) blickt herein und beklagt sich ganz divenhaft. Freya: Oh nein. Warum nur? Warum? Jandora: „Herrin haben gerufen?“ Freya: Oh ja, diese Rinn ist unverschämt und gemein und verspottet mich. Das ist nur. Jandora: „Sprechen Sie nicht so über die Zauberkönigin, Herrin. Das geziemt sich nicht.“ Freya: Siehst du, was da drin ist? Ein wunderschöner Lederpanzer mit Fell und herrlich weichem Bausch gefüttert, duftend wie ein Fichtenwald und reich verziert mit schwarzen Ornamenten, genau auf meine Größe geschnitten und wie für mich gemacht… Jandora: „Das ist doch wunderbar. Die Zauberkönigin vertraut Euch sehr.“ Freya: Und er ist mir zu eng. Nahm die meine Maße beim Akademieabschluss? Damals, als mein Leben aus Klimmzügen bestand und Essen knapp und teuer war? Jetzt habe ich doch das letzte halbe Jahr fast nur in Städten und hinter Büchern verbracht. Jandora: „Die Zauberkönigin ist weise. Ihr wird nur wenig entgangen sein, Herrin.“ Freya: Beschenkt, verhöhnt und jetzt belehrt – sag mal, auf welcher Seite stehst du eigentlich? (Pause) Wenn ich ihn tragen will, muss ich was dafür tun, ist es das, was du mir sagen willst? (Pause) Ja, schweig du nur, wir wissen beide, wie das endet. Packt mich dieses Weib an meiner schwächsten Seite, das ist ja ungeheuerlich. (Pause) Bist du jetzt beleidigt, Geist? Du weißt doch, ist doch alles nicht so gemeint. Ich werde diesen Panzer bestimmt noch tragen und mir dann von einem Elfen diese Geschichte von der Zauberkönigin und den Sternenträgern erzählen lassen… und zwar bevorzugt von dem, der mich mit dem passenden Mantel und den rechten Schuhen versorgt, ja? (Pause) Komm, rede mit mir, der Abstieg wird sonst so lang. Während ihres Monologs verlässt Freya die Bühne. Akt 6, Szene 6 – Windhagberge, Wagenzug Nach einem Black liegen fünf niedergemachte Gestalten auf der Bühne, von denen alle schwarze Kutten tragen – hinzu kommt einer, Lontha Nazir, in gleicher Kutte, nur eben noch am Leben, sich allerdings tot stellend. Von außen dringen die Geräusche eines aufziehenden starken Gewitters. Freya: (aus dem Off) „Was ist das? Das Wetter sollte doch stabil bleiben. Ach, verdammter Windhag. Hallo? Sie da drinnen in diesem Planwagen? Darf sich eine hilflose Magierin mal eine Zeit unterstellen?“ (sie betritt die Bühne und erstarrt vor Schreck) Argh, dieser Gestank. Bei den Zwölfen! Was passierte denn hier? (sie sieht sich einzelne Leichen an und bringt ihren Stab in Position) Aufgerissene Körper, ein fort geschleudertes Haupt, war dies ein wildes, wildes Tier oder… Jandora: „Böse Mächte, Herrin“ Freya: Böse Mächte; aber nein, warum kann es nicht einfach mal ein Badespaß mit ganz viel Schaum sein? Als sich Freya in Lonthas Richtung bewegt, zückt er zurück, was sie in Kampfhaltung bringt. Sie bemerkt jedoch ihre Reaktion und entspannt sich dann. Lontha besitzt eine Glatze und eine abstoßende Hässlichkeit, darf jedoch in seiner Weltfremdheit und Hilflosigkeit als der typische Priester gespielt werden. Lontha: Sind sie fort? Freya: Wer? Lontha: Jene, die das hier angerichtet haben. Freya: Wer war das? Lontha: Ich weiß es nicht. Feinde. Erst schlief ich und als ich merkte, dass etwas geschah, stellte ich mich tot. Freya: Feinde mit einer ziemlichen Wut im Bauch. Ihr hattet Glück. Lontha: Diese Wut konnten sie auch haben, denn unser Ziel war brisant: Wir, also die Kirche des Boron, waren daran, ein wichtiges Artefakt zur Verwahrung zu transportieren. Jetzt, wo es fehlt, ist alles aus… ach, und ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt: Lontha Nazir, Boroni. Freya: Freya, reisende Graumagierin. Sagt doch bitte: Meint Ihr das ernst? Lontha: Die Maske der Elfenkönigin Orima, die es der blinden Zauberin erlaubt haben soll, bis nach Alveran zu gelangen. In den Händen dunkler Mächte könnte dies die Götter selbst vergiften, deshalb wollten wir sie zerstören. Freya: Tatsächlich? Lontha: Allerdings, nur dann… Freya: Guter Mann, erwartet meine Rückkehr. Dann sehen wir weiter. Freya geht ab. Black. Akt 6, Szene 7 – Windhager Umland Freya geht allein durch die Gegend, nur scheinbar mit sich selbst redend. Freya: Ein Glück ließ der Regenschauer wieder nach… Geist, was denkst du? Jandora: „Herrin?“ Freya: Eine Elfenmaske, die es dem General erlauben würde, auf anderem Weg nach Alveran zu gelangen, direkt vor unserer Nase und genau jetzt… das schmeckt mir nicht. Oder träume ich noch? Jandora: „Wenn Ihr träumtet, wäre meine Antwort ebenso Teil dieses Traums.“ Freya: Und diesem Menschen traue ich nicht. Er war feige und ohne Ausstrahlung, würde mich nicht wundern, wenn er seinen Zug verkauft hätte… nur an wen? Jandora: „Die Macht war hässlich.“ Freya: Vom Mann? Vom Ort?... Ja, ich habe es auch gespürt. Deshalb möchte ich der Sache ja nachgehen, denn ob echt oder nicht, dieses Objekt gehört nicht in falsche Hände… und das sind meine mit Sicherheit nicht. Im dem Moment lässt ein Knurren alle erstarren und ein Oger stampft auf die Bühne. Freya: Ignifaxius! Ignifaxius! Danach taumelt er schwer verwundet wieder von der Bühne herab und geht mit einem lauten Knall zu Boden. Freya: Hungrige Oger gibt es hier also auch… nur was würde so jemand mit einem Artefakt wollen? Ach, ich glaube, ich werde langsam zu alt. Freya geht weiter und ab. Akt 6, Szene 8 – Windhag, verlassene Tempelruine Black; auf der Bühnenmitte wird eine schwarze Maske über einem Buch abgelegt. Freya geht auf, zeichnet eine verfallene Tempelruine an die Wand und geht dann auf. Freya: Was denkst du? Jandora: „Machtvoll, Herrin.“ Freya: Ein Praiostempel aus der Priesterkaiserzeit, wenn du mich fragst… oder besser: Die Reste davon. Ich wage es gar nicht, ihn zu betreten. Jandora: „Bitte, Herrin.“ Freya: Schon gut, ja, ich will mir ja auch dieses maskenförmige Objekt dort drinnen ansehen, aber du weißt doch, wie es mit den Priesterkaisern war… (sie nimmt die Maske) schwarzer Stein, große, schräg gestellte Augenandeutungen, wie von Elfen, und ein drittes auf der Stirn. Sonderbar… es wird sein, was der Geweihte suchte, doch was sucht es hier? Jandora: „Das Buch.“ Freya: Klar. (sie nimmt auch das Buch mit) Gehen wir. Mir gefällt dieser Ort nicht. Da geht Lontha auf, hält sich aber am Bühnenrand auf. Sein Auftreten unterscheidet sich sehr von dem der Szene zuvor, er ist gehässiger und selbstbewusster. Lontha: Wundervoll, ja. Freya: Ihr seid hier? Lontha: Ich habe Dinge gerne im Blick. Imperavi! Wirf mir die Maske zu. Freya tut unfreiwillig, wie ihr geheißen. Lontha: Und wenn Ihr euch fragt, was das sollte: Ich wusste schon die ganze Zeit Bescheid, doch wie sollte ich sie bekommen an diesem heiligen Ort? Freya: (mit freiem Kopf, aber wütend) Du wagst es… Lontha: Ich bin sicher, wir sehen uns wieder. Transversalis. Es wird dunkel, Lontha geht ab und es wird wieder hell. Sonst verändert sich nichts. Freya: Jetzt sage mir bitte, dass dies ein schlechter Traum war. Hallo? Ich möchte gerne aufwachen… (Pause) Aber wirklich, manchmal bist du Heldin, aber meist prügelt Sumu einfach nur auf dich ein. Freya geht ab und alles wird dunkel. Epilog: Freya in: (20) Für einen einzigen Moment (Magie/Macht) -------------------------------------------------------------- Akt 7, Szene 1 – Ansage An den Namenlosen Tagen herrscht das Böse, wodurch sich (wieder einmal) die Rolle von Helden und Schurken umkehrt: Sancide beginnt wartend auf der Bühne, Freya geht mit einem Buch in der Hand auf, möchte etwas an die Wand malen, kommt sich blöd dabei vor und begrüßt Sancide einfach so. Sancide: Lina, schön dass du meine Nachricht dich erreichte und Willkommen in Lowangen. Wie war die Reise? Freya: Bequem. Ich habe einfach die Kutsche genommen. Ich bin Reisen und Abenteuer erst einmal leid. Sancide: Du liest? (sie nimmt das Buch und blickt auf den Titel) „Praios größtes Geschenk: Intelligenz.“ (sie verkneift sich einen Kommentar, wodurch eine Pause entsteht) Freya: Ach, das fand ich in einem Tempel im Windhag, wo… lange Geschichte. Ein andermal? Sancide: Bei Tee und Biskuits im Gemeinschaftssaal? Wunderbar, ich freue mich. Du bleibst doch sicher die Namenlosen Tage über hier. (Pause, Freya nickt leicht) Gut. Lass uns dann die Arbeit angehen. Die Gefangene wartet sicher schon, in den letzten Tagen sprach sie nur von dir… und ehe ich es vergesse: Alles Gute zum Tsatag, liebe Schülerin. 23 ist wirklich ein gutes Alter. (sie drückt sie an sich) Freya: (nach einer Pause) San. Sancide: Ja? (Pause) Möchtest du, dass ich es ausspreche? Freya: Ich bitte darum. Sancide: Na dann… (überwindet sich nach einer Pause) Mein Beileid zum Verlust deines Verlobten. Ich weiß zwar nicht, was du in ihm sahst, doch ich bin sicher, du hättest mehr aus ihm gemacht als das, was ich in ihm sehen konnte. Freya: Danke, San, von ganzem Herzen. Sancide: (Pause) Arbeiten wir jetzt weiter? (Pause) Wenn du Mineda siehst, dann nimm Abschied von ihr. Du wirst sie danach nicht mehr sehen. (Pause) Ich hörte Gerüchte, du besäßest auch eine Kristallkugel, wenn dem so ist, dann gib sie mir bitte. Der Orden wird sie an sich nehmen. Freya: Aber das ist Takeas Kugel. Du meinst, ich muss? (Pause, dann kramt sie die Kugel aus ihrer Kleidung und gibt sie ab) Sie war ein Geschenk und ein Andenken an eine sehr liebe Freundin. (Pause, sie überlässt Sancide auch ihr Buch, ihren Stab und ihren Mantel) Dann werdet ihr sie also töten? Sancide: Ich darf es dir eigentlich gar nicht sagen, doch ich erhielt die Anweisung, wonach alles nie geschehen sein solle. Mineda wird bei einem Fluchtversuch im Wald ein schlimmes Schicksal ereilen, noch vor den namenlosen Tagen. Was geschieht, wird niemals geklärt werden. Freya: Ich richtet sie also hin. (Pause) Sind nicht schon genug Menschen gestorben? Sancide: Ihr Wille und ihr Handeln brachten sie in ihre Lage. Akzeptiere es, Lina, und nimm Abschied. (Pause) Und beherrsche dich bitte. Mineda hofft noch immer auf deine Rettung und deinen Schutz. Höre nicht auf ihre Worte, sondern blicke in deinen Verstand. Du weißt, wer sie ist? Freya: Was wird mich erwarten? Sancide: Du wirst auf dich allein gestellt sein. Sollte etwas geschehen, wird niemand zu deinem Schutz eingreifen (Pause)… auch ich nicht. Freya: (Pause) Schon klar, San, ich passe auf. Wie ist sie so in letzter Zeit? Sancide: Sie ist ruhig, als wäre ein Zauber von ihr abgefallen. (sie wird Freya eine schwarze Skimaske zu) Pass auf dich auf. Sancide geht ab, während sich Freya die Maske überzieht. Die Bühne versinkt im Black. Akt 7, Szene 2 – ASQs Reich Das Licht enthüllt nun fünf Personen, die die Bühne füllen: Atim-Suraq, Nerva, Carro, Freya und Dejarra: Atim-Suraq ist ein tulamidischstämmiger (und damit südländischer) Halbelf mit langem schwarzseidigen Haar und in schickem schwarzen Stoff gekleidet (was nach Inszenierung eine Uniform oder ein Anzug sein kann), Nerva der klassische stattliche Ritter mit blonden Haaren, Carro bleibt seinem Gewand im ersten Akt treu und Dejarra ist eine südländische Zauberin. Atim-Suraq steht zu den anderen gewandt und möchte etwas erzählen, Nerva und Dejarra sitzen ebenso wie Carro, der nun Freya mit einer knappen Geste zu verstehen gibt, sie möge doch die Maske abnehmen und sich hinsetzen. Das geschieht. Atim-Suraq: Meine Damen und Herren, bitte… Wir leben in einer Endzeit. Die Heere stellen sich auf und unsere Heimat befindet sich in höchster Gefahr. So greifen auch wir zu den Klingen und… (er lächelt und fährt weniger poetisch fort)… ja, deshalb sind wir hier. Ihr alle wisst es: Borbarad wurde besiegt und in einigen Monden wird auch von seinem Land nichts als Erinnerung übrig bleiben. Das Alte und Neue Reich standen dabei Schulter und Schulter und noch nie hatte Amene, Kaiserin von Vinsalt, vom Greifenthron so wenig zu befürchten wie jetzt. Ihre Flotte und Armee sind intakt, die Moral der Einheiten könnte nicht besser sein und nachdem ihr schon einmal ein Griff nach Süden gelang, wird sie sicher nicht zögern, sich auch Mengbillas Schätze bemächtigen zu wollen… ja, das bedeutet Krieg. Ich bin General Atim-Suraq. Ich bewährte mich im Khomkrieg als Kavalleriekommandant, meine Heimat ist Al’Anfa und ich liebe sie. Es ist das Heim wahrer Freiheit, an dem nur zählt, was du kannst, und nicht, was du bist, und ich werde dieses Heim mit aller Macht bewahren. (Pause, Blick wechselt) Dejarra, würdest du bitte? (Atim-Suraq setzt sich) Dejarra: Muss ich aufstehen? Och nö. (Pause) Ich bin Dejarra saba Milla… Dejarra reicht für euch aber, wir sind ja irgendwie Collegae. Ich bin eine Illusionistin aus Zorgan, stehe euch mit meinem Fachwissen zur Seite und werde übrigens von den gleichen Leuten bezahlt wie der da. Atim-Suraq seufzt kaum hörbar und blickt dann in Carros Richtung, der sich Zeit lässt. Carro: Hand Borons, Carro und Mineda, Fälscher und Dienerin. Atim-Suraq: Mineda, sage bitte selbst etwas. Alle Blicke ruhen auf Freya, die nervös aufsteht. Freya: Naja, was denn? Ich bin Mineda… komme aus Maraskan… ich kann mich unauffällig bewegen, verschiedene Rollen einnehmen und… das ist mein erster Einsatz. Carro: (leise) Setzen. Freya setzt sich. Nerva erhebt sich. Nerva: Nerva Eisenfaust, Ritter der Mark der alten Schule. Atim-Suraq und ich, wir kennen uns noch aus den Khomkriegen. Atim-Suraq: Ein guter Mann fürwahr, danke, Nerva. (dieser setzt sich) Deshalb, meine Damen und Herren, sind wir hier. Meine Philosophie lautet, Herzen zu gewinnen, denn Herzen gewinnen Köpfe und erlauben diesen, zu denken. Ich möchte, dass ihr alle wisst, warum wir dies tun, damit ihr auch selbständig handeln könnt, und ich möchte, dass wir einander kennen, damit wir uns aufeinander einstellen. Dejarra, Mineda, Nerva, Carro, wir sind alles, was hier oben zwischen Al’Anfa und der Vernichtung steht. Vergesst das bitte niemals. Danke für den Augenblick. Alle gehen ab. Black. Akt 7, Szene 3 – ASQs Reich Im Licht sind Nerva, Freya und Carro wieder da und während Ersterer seinen Vortrag hält (und zwar zum Publikum), sitzen die anderen beiden auf dem Boden und hören zu. Nerva: Der Amboss, auf den der Hammer schwingen wird, trägt die Form Andergasts. Ich werde euch nun erzählen, was euch erwartet, da wir uns dazu entschlossen, keinen Einheimischen in die Treue zu rufen – die möglichen Verwicklungen wären fatal. Wie ihr alle wisst, griff in Andergast ein Tyrann nach dem Thron und hielt ihn ein halbes Jahr, ehe er floh und sich Borbarad anschloss, doch in der Herrscherfamilie rollten Köpfe. Es scheint, als befände sich der nächste Anwärter nicht im Land, doch sein Name wirft einen langen Schatten: Efferdan von Husbeck-Galahan. Ich kenne Efferdan, ich traf ihn auf Andergasts Ritterturnier, wo wir beide antraten. Er ist jung und ohne Besonderheit… gut, er ist Linkshänder, darauf muss man achten… und besitzt sicher nicht die Ausstrahlung eines Königs. Wenn er regieren wird, dann wird er Mirhamionette sein, doch fragt es sich, von wem. Ihr alle wisst von der Verbannung der Kusliker Galahan, die nun sicher ihre Chance wittern, Macht zu gewinnen, was wiederum Horaskaiserin Amene nicht gefallen kann. Amene wird sicher nicht ihr Hauptaugenmerk auf Andergast richten, denn dies bedeutet in ihren Plänen gegen Al’Anfa nun einmal gar nichts. Es kann aber passieren, dass die Gier sie übermannt… oder wir es so aussehen lassen, als wäre das geschehen. Nerva scheint zu blättern, geht dann aber ab, um den Fokus auf seine Zuhörer zu ermöglichen. Freya: Das ist also der berühmte General Atim-Suraq. So groß kam er mir jetzt gar nicht vor. (Carro schweigt) Der Krieger scheint ja auch ganz fähig zu sein… und weiß sicher über ihn mehr, als wir wissen… aber hast du die Magierin gesehen? Die scheint das alles ja gar nicht zu interessieren. (Carro schweigt) Andergast, hmm. Ich frage mich doch, ob Atim-Suraq schon weiß, wo er ansetzen soll. Nach dem, was wir wissen, soll ja eine Menge Geld geflossen sein in dieses Unternehmen. Er scheint mir nicht zu übertreiben. Carro, was denkst du? (Schweigen) Carro? Carro deutet nach oben. Carro: Boron. Freya: (Pause) Redest du nicht mit mir? Ich finde, wir sollten uns auch austauschen. Atim-Suraq und Nerva reden auch sicher gerade über uns. Carro: (Pause) Frage dich, was sie erzählen werden. Freya: (Pause) Ich verstehe schon, du magst diese schweigsame Boroni-Nummer. Mir brachte man ja bei, dass wir die nur gegenüber anderen benutzen, aber das kann freilich auch an meinem Zweig liegen. Ich bin Dienerin, verstehst du? Ich muss mich auch unterhalten können. (Pause) Verstehst du? Carro: (Pause) Wie alt bist du, Mineda? Freya: Fünfzehn, warum? Mit vier Jahren verließ ich die Heimat, seit zehn Jahren bin ich in Besitz und Ausbildung des Ordens. Carro: Wir reden, wenn es etwas zu sagen gibt. Solange lerne beobachten. Freya: Tue ich doch. Ich sage dir, dass die Magierin enttäuscht, Nerva sicher des Generals Favorit ist und die beiden sich darüber austauschen werden, inwiefern ihr gefasster Plan mit den Eindrücken der Vorstellungsrunde umzusetzen ist. Sie werden sich auch über uns unterhalten, den Orden verfluchen, weil er ihnen eine Jungagentin zusandte und abzuschätzen suchen, ob das eine Rolle spielt. Zufrieden? Carro: Welche Rolle möchtest du spielen? Freya: Die der Agentin, die treu dem Ziel dient. Welche andere Wahl lässt mir der Orden? Carro: Denkst du, General Atim-Suraq kommt zu dem gleichen Schluss? Freya: Natürlich, wir sind Agenten der Hand Borons. Wenn er uns nicht fürchtet, wird es uns zu schätzen lernen. Carro schweigt. Freya: Du meinst, mein erster Eindruck war so schlecht? Wir sind doch unter Verbündeten, da verhält man sich doch so. (Pause) Du meinst, Nerva ist das Problem? Er weiß als Nordländer nicht, dass er uns zu respektieren und fürchten hat? Carro: Frage dich, was passiert, wenn du nicht handelst. Frage dich, ob du etwas besser machen kannst, wenn du handelst, und wie hoch das Risiko ist, dass du scheiterst. Wenn es lohnt, handele. Freya: Du meinst also, ich solle Atim-Suraq aufsuchen, um mit ihm über meine Position zu sprechen? Carro: Nein, das sage ich nicht. Freya: Trotzdem hast du Recht. Es wird Zeit, ihm zu beweisen, was ich kann. Freya geht ab, im Black verschwindet auch Carro. Akt 7, Szene 4 – ASQs Reich Dejarra betritt die Bühne und hält nun ihrerseits einen Vortrag an das Publikum. Nerva geht auf und hört ihr zu. Dejarra: Was Magie angeht… ja… da gibt es diese Baumschule, die Holzschläger hervorbringt… Andergaster Akademie oder so, stellt Kampfzauberer auf, die dem Vaterland dienen, doch wenn man bedenkt, wie wenig die gegen den Despoten taten… hmm… dann haben wir wohl wenig von ihnen zu befürchten. Seitdem die da eine Frau an der Spitze haben, geht es mit denen bergab, habe ich gehört, kann ich gar nicht verstehen, und in Gildenkreisen gelten die Baumschüler als Lachnummer. Wir haben nichts zu befürchten, von ihnen meine ich. Nerva: (tritt etwas heftiger ein, als man es meinen könnte) Andergasts Zauberer stützten einst ihr Vaterland gegen den kopfstärkeren Feind des Südens. Seitdem Frieden herrscht und die Spektabilität Andergasts Abgänger als Fußsoldaten der Grauen Gilde nutzen möchte, fehlt es an Schülern. Nun wartet alles auf das Erscheinen eines fremdländischen Königs – ich bin nicht unbesorgt. Dejarra: Jaja… dann gibt es da noch die Druiden, die in den Wäldern hocken… weiß nicht, was von ihnen zu halten ist. Gebt ihnen keine Haare, denn daraus fertigen die Puppen, mit denen sie euch beherrschen können… böse Magie. Druiden sind zum Glück unpolitisch und zu sehr mit dem Verstecken beschäftigt, uns droht keine Gefahr. Nerva: Der oberste Druide sitzt im Rat der Recken. Wir leben hier in keinem Zwölfgötterland. Dejarra: Oh… Trotzdem, damit werden wir fertig. Nerva: Fürchtest du ein Eingreifen des Ordens der Grauen Stäbe von Perricum? Dejarra: Nein, wieso? Nerva: Und was weißt du über Nostrias Hexen? Dejarra: Da gibt es Hexen? Nerva: Ja. Ja! Arrrrrrgh. Nerva geht schnellen Schrittes ab. Dejarra bleibt etwas überrascht zurück. Dejarra: Gut, dass der nichts zu sagen hat. (Pause) Und nun? Soll ich euch vielleicht mit ein paar Illusionen erheitern? Black. Akt 7, Szene 5 – ASQs Reich Nerva und Atim-Suraq sitzen bei einem Glas Wein beieinander und reden. Freya wird aufgehen und sich ihnen nähern, um zu lauschen. Nerva: (echauffiert sich) Sie taugt nichts. Sie taugt einfach nichts. Bei den Zwölfen, man möchte sie bloß vom Hof jagen, Praios kann gar keine Stellung erdacht haben, die so wenig Fähigkeiten erlaubt. Atim-Suraq: (verständnisvoll) Bitte beruhige dich. Nerva: Nein, lass mich ihr Respekt beibringen und dann einen anderen Zauberer finden. Die da bringt nur alles in Gefahr. Atim-Suraq: Ich sagte doch, das geht nicht. Frage bitte nicht weiter nach, aber ich darf sie nicht abgeben. Versuche doch lieber, etwas zu finden, in dem sie gut… Nerva: (unterbricht ihn) Du sagtest doch, du würdest uns mit offenem Visier gegenübertreten. Warum verrätst du es mir nicht? Atim-Suraq: Verstehe doch, dann müsste ich euch fester an mich binden und das wäre euch gegenüber nicht verantwortbar. Ich möchte doch, dass euch die Freiheit bleibt, zu gehen, wohin es euch beliebt, wenn wir Andergast hinter uns lassen. (Pause) Auch dir. Nerva: Dann lass mich aufbrechen und uns Ersatz zulegen. In Elenvina findet sich sicher ein gescheiterter Schüler, der sich beweisen möchte… oder in Gareth, da auf jeden Fall. Einen Gildenmagier, eine Hexe… was weiß ich. Atim-Suraq: Dazu ist es zu spät. Du wärst für Tage unterwegs und uns läuft jetzt schon die Zeit davon. Alles hier und auch mein ganzer Plan würde dann hinfällig werden. Nerva: (bitter) Das tut er doch eh… Atim-Suraq: Lass uns das nicht allein besprechen. Mineda, möchtest du nicht hereinkommen? Freya nähert sich ihnen verlegen. Freya: Verzeiht. Entschuldigt. Ich wollte nicht lauschen. Atim-Suraq: Nein, du wolltest nur nicht dabei erwischt werden. (lacht angenehm) Setze dich. Ich möchte deinen Rat. Nerva: Soll ich vielleicht gehen? Atim-Suraq: Nein, bitte bleib. Mineda, bring mit deinem jungen Geist etwas frischen Wind in diese verstaubte Offiziersmesse. Höre zu, dann erkläre ich dir meinen Plan. Die Situation am Andergaster Hof wird in Bewegung geraten, also möchte ich umschließen und abwarten – wie bei einer Belagerung, weißt du, nur ohne dem Feind die Mauern zu lassen. Ihr vier seid meine Offiziere: Ich werde die Söldner anführen, die der König noch unter Vertrag nehmen wird, und den Anspruch sichern, wohingegen sich Nerva als sein persönlicher Leibwächter und Adjutant verdingen soll. Carro bleibt auf Bereitschaft in der Stadt und lauscht auf den Pflastern der Straßen, eine Dienerin verweilt im Palast und die Hofmagierin… Dejarra… wird den König unterhalten, darin ist sie übrigens sehr gut. Wir ein Gladiator werden wir ein Netz über unseren Feind, schirmen ihn gegen außen und wenn es sich ergibt, schlagen wir zu. Nerva: Und ich sage dir, das geht so nicht. (er wendet sich an Mineda, gleitet mit seinem Blick aber zu Atim-Suraq ab) Höre zu, wenn dies funktionieren soll, dann darf wirklich nichts schief gehen. Jeder einzelne Offizier muss Höchstleistungen abliefern, denn wenn sich nur einer von uns verrät, dann wird der folgende Stoß uns vom Gaul reißen. (blickt wieder Mineda an und spricht ruhiger) Ein schneller Schlag, eben bevor der Nebel sich legt. Wir lassen einige Köpfe rollen und legen eine Spur zum Horashof, glaubwürdig oder glaubwürdig genug, egal. Die Welt misstraut der Kaiserin Amene dann reicht der Wirbel aus. Atim-Suraq: (blickt Nerva für eine Erwiderung an, sagt aber nichts. Schließlich wendet er sich an Mineda) Was denkst du? Freya: Nun… (Pause) ich glaube… (Pause) wir sind die falschen Leute für den Vorschlag des Kriegers Nerva. (Pause) Wie sollen wir denn auch stürmen mit einer Illusionistin? Nerva: Und einem Kind! General, das war jetzt eine ganz dreckige Nummer! Atim-Suraq: Genug, danke! Bitte geh. Nerva: Aber…? Atim-Suraq: Geh. Ich möchte mit Mineda allein sprechen. Nerva möchte protestieren, folgt dann aber und geht ab. Pause. Atim-Suraq: Dafür mag ich ihn. Er mag manchmal etwas aufbrausend sein, aber er meint es gut. Setze dich. Verträgst du Wein? Pause. Atim-Suraq nimmt Nervas abgestelltes Glas, füllt nach und reicht es Freya, die schweigend zusieht. Atim-Suraq: Ich verstehe auch, was er empfindet. Ich war genauso überrascht, dass mir die Hand Borons ein Mädchen sandte. Ich dachte, wir wären uns einig gewesen darüber, wie wichtig dieser Einsatz ist… auch wenn ich mich natürlich freue, dass du da bist. Prost. (er prostet Freya zu und trinkt dann) Freya: Herr General… mit Verlaub, ich mag jung sein, doch das heißt nicht, dass ich unfähig bin. (Pause) Sagen Sie, Herr General, mundet Ihnen der Wein? Atim-Suraq: Hmm… salzig… hast du etwa…? Freyas Lächeln bedeutet eine Antwort. Atim-Suraq: Gut, diesmal sah ich es nicht kommen. Bewundernswert. Freya: Danke, Herr General. Atim-Suraq: Zumindest aus handwerklicher Sicht. Höre zu: Ich sagte es eben schon Nerva; wir können niemanden mehr ersetzen. Ich habe mich schon damit abgefunden und war bereit, mit vier Fingern zu operieren, doch mit dreien… das wird dann ein sehr lockerer Griff. (Pause) Kann ich mich auf dich verlassen, Mineda? Freya: Herr General, das kannst du. Atim-Suraq: Das wird keine Mission sein, bei der man sich seine Sporen verdient. Vielleicht wirst du die ganze Zeit über im Palast sitzen und nicht gebraucht werden. Wärst du dann auch zufrieden mit dir? Freya: Das wäre ich, Herr General. Atim-Suraq: Es kann aber auch schnell gehen müssen. Vermagst du zu erkennen, wann dies der Fall ist? Freya: Boron, Herr General. Ich bin keine Praiostagsschülerin. Atim-Suraq: Kann deine Ausbildung denn Erfahrung ersetzen? (er wird lauter und verliert etwas Selbstkontrolle) Kannst du damit umgehen, wenn ein Adeliger dich begehrt und nach deinen Diensten schreit? Freya sagt nichts. Pause. Atim-Suraq: Ich hasse diesen Ort, ich hasse diese Kälte, diese barbarischen Menschen und ihre hässlichen Bräuche. Gehe jetzt, Mineda, und sei dir gewiss, dass ich dir vollends vertraue. (Pause) Geh jetzt. Freya setzt zum Abgehen an, sieht ihm noch einmal nach und verlässt dann die Bühne. Black. Akt 7, Szene 6 – ASQs Reich Freya geht alleine ins Zentrum der Bühne, während ihr Carro, Atim-Suraq und Nerva zusehen. Freya: Aufgabe der Dienerin wird es sein, die Burg zu lesen. Ich werde nach dem Fluchttunnel suchen, mich mit den Räumlichkeiten vertraut machen und mein Wissen nach außen tragen. Ich werde nicht auffallen, damit ich im Falle eines Zugriffs die Tore öffnen kann. Danke. Freya geht zum Bühnenrand. Atim-Suraq und Nerva schlendern. Atim-Suraq: Sag, weißt du, wo Dejarra bleibt? Nerva: (verachtungsvoll) Sie sitzt in einem Waschzuber inmitten von Duftölen und nutzt ihre Kraft, damit ihr nicht kalt wird. Atim-Suraq: Das ist doch schlecht. Sie weiß doch von deinem Vortrag über das Andergastische Feudalsystem. Nerva: Ja. (Pause) Sie rief mir nach, ich solle ihr lieber frisches Wasser bringen. Atim-Suraq: Ich verstehe. (Pause) Dann werde ich den König davon überzeugen, sich als Hofmagier jemand anderen zu suchen. Ich hoffe mal, alle guten Männer verlangen zuviel. Nerva: Allerdings. Sprecht auch von Asmodeus, dem Magierherrscher hinter dem Tyrannen… er solle sich einen schmucken Jüngling suchen, der ihm keinesfalls gefährlich werden kann. Atim-Suraq: Oder uns. Nerva: Oder uns. Beide gehen ab. Carro bleibt einige Zeit auf der Bühne, ehe Freya aufgeht und ihn aufsucht. Carro: Wie lief es? Freya: Ach, ich weiß nicht… Atim-Suraq möchte ein Netz über den König werfen... Carro: Um das zu erkennen, musstest du nur sehen, nicht sprechen. Freya: (zickend) Ich spreche aber gerne. Und außerdem… sprach er mit mir. Ich versprach ihm, nicht zu scheitern. Carro: Vergiss nicht, wer du bist. Freya: Wir sind Verbündete, weißt du das, Carro? Ich werde bestimmt den… Nimbus… nicht schädigen, auch nicht durch Schwatzerei. Ist es das, was du denkst? (Pause, dann weicher und hilfloser) Er liebt unsere Heimat. Ich sah noch nie einen Menschen, der der Schwarzen Perle solch starke Gefühle entgegenbrachte. Carro: Er hat Gründe. Pause. Atim-Suraq und Nerva gehen wieder auf und wollen vorbeischlendern. Carro nähert sich den beiden, was sie verwundert. Carro: Verfügst du über Kontakte in Vinsalt? Ihr? Atim-Suraq: Nein. Carro geht ab. Freya, Atim-Suraq und Nerva bleiben verblüfft zurück. Black. Akt 7, Szene 7 – ASQs Reich Carro geht auf und hält seinen Vortrag für das Publikum. Carro: Die größte Ungewissheit bedeuten Vinsalts Agenten, gleich ob sie unter den Granden gekauft oder ins Land gesandt werden. Von ihrer Seite droht dem Komplott die größte Gefahr, doch steht unser Gewinnen fest, verstehen wir sie zu nutzen. Meine Aufgabe wird darin bestehen, sie zu erkennen, ehe sie uns erkennen. Carro geht ab, Atim-Suraq, Nerva und Freya gehen schlendernd auf. Nerva: Es stimmt, verdammter Kerl. In Andergast kann kaum jemand lesen und schreiben, was in chaotischen Zeiten alles und nichts bedeuten kann. Gefälschte kaiserliche Befehle an die Horas-Agenten jedoch… raffinierte Ratte. Atim-Suraq: Du magst ihn nicht? Nerva: Ich verachte all jene, die mit aufrechten Leuten Spielchen spielen. Wenn man was will, dann soll man es offen sagen, am Besten mit Schwert und Lanze. Atim-Suraq: Carro könnte uns wirklich etwas mehr in seine Gedanken einweihen, da gebe ich dir recht, Nerva. Allerdings kann uns sein wacher Geist auch vor Gefahren bewahren, vergiss das nicht. Freya: Er ist einfach nur erfahren, so sind sie, unsere Veteranen. Er hat sicher schon viel gesehen… ich weiß nur nicht, was, denn er spricht auch nicht mit mir. Atim-Suraq: Bedrückt dich das? Freya: Ja, allerdings. Wie soll ich denn von ihm lernen, wenn er nie da ist und er mir nichts erzählt? Atim-Suraq: Du hast mir doch etwas versprochen, Mineda, weißt du noch? Du sollst nicht werden, sondern sein. Freya: So war das nicht gemeint. Nerva: (aggressiver als nötig) Beherrscht er denn auch eine Waffe, dein falscher Lehrer? Oder kann er nur falsch sein? Atim-Suraq: (nicht so beruhigend wie sonst) Frage ihn doch. Er kann es dir sagen. Nerva: Das werde ich! Bestimmt horasisches Degenfechten oder irgend so eine Nummer, wollen wir wetten? Was wetten wir? Freya: Carro ist sehr erfahren im Umgang mit Waffen aller Art. Das sind wir alle. Nerva: Da sind auch Stockdegen dabei! Ich habe es gewusst, ich habe es gewusst! Nerva geht ab. Freya: Knallt der eigentlich jedes Mal die Türe zu? Atim-Suraq: Er ist nur etwas verspannt, weil soviel geschieht, was er gerne anders sähe. Ich bin sicher, wenn wir zum kämpferischen Teil kommen, wird er wieder zu sich finden. Beide gehen ab. Akt 7, Szene 8 – ASQs Reich Freya, Carro, Atim-Suraq und Nerva gehen auf. Atim-Suraq: Auf die Überzeugung des anderen zu vertrauen, ist nur eine Sache, doch sich darauf verlassen zu können, dass er auch im Feld besteht, eine andere. Ehe wir uns nun daran begeben werden, ein mögliches Erstürmen der Burg zu erproben, möchte ich euch – und uns, denn ich nehme mich da keinesfalls aus – einmal im Kampf Mann gegen Mann erleben. Damit übergebe ich das Wort auch schon an Nerva. Nerva: (offensichtlich wütend) Also, ihr Maden, der General sagte es bereits. Ich brauche einen Freiwilligen, der sich ein Holzschwert nimmt und den Mumm hat, gegen mich anzutreten. (er stiert geradezu offen in Freyas Richtung) Oder eine Freiwillige! Eine Pause entsteht. Freya möchte schließlich vortreten, wird aber von Carro abgehalten. Carro: (leise) Nein. Nerva: Möchte nicht einer der Weihrauchschwenker einmal zeigen, was er oder sie beim Chorsingen lernte? Kämpfen müssen wir, also zeigt man, was ihr könnt. Freya: (leise) Ich könnte… Carro: (leise) Nein. (Pause, dann lauter, doch ruhig) Wir sind keine Gladiatoren. Nerva: Zierst du dich etwa? Dachte ich mir. Atim-Suraq: (sanfter) Bitte tue es. Ich möchte den Streit aus der Welt haben. Nerva: (zu Atim-Suraq) Ich will ihnen ja auch nicht richtig wehtun, sondern sie nur an die Hackordnung erinnern. Atim-Suraq: Du bist mein zweiter Mann. Das weißt du doch. Nerva: Ich schon. Carro: Wir sind keine Gladiatoren. Atim-Suraq: Ich lag falsch. Entschuldigt bitte. Wir verlegen den Wettstreit besser auf ein anderes Gebiet… Zielscheibenschießen, wie wäre das? Nerva, von dir weiß ich, du bist ein ausgezeichneter Jäger, und Mineda, du… Freya: Lass mich ihn bitte Ehrfurcht vor Borons Hand lehren. Carro: Sei demütig. Freya: Warum? Nerva: Fünfzig Schritt mit dem Bogen, keine Tricks. Freya: (leise) Mit dem Wurfdolch bin ich besser. Carro: Stadt und Burghof, niemals fünfzig Schritt. Nerva: Von den Mauern bis zu den Zinnen allemal. Freya: Worüber redet ihr? Nerva: Wenn du das nicht willst, habe ich noch diese schmucken Holzschwerter. Carro: Warum hasst du dich selbst? Nerva: Was willst du? Carro: Du verhältst dich wie ein Narr. Nerva: Ich geb’ dir… In diesem Moment tritt Dejarra auf die Bühne. Alles erstarrt. Dejarra: (verschlafen) Ach hier seid ihr? Herrje, hättet ihr mir nicht noch einmal sagen können, dass wir vormittags üben? Was gibt es denn heute? Nerva: Schwertkampf. Atim-Suraq: (schnell) Und es ist schön, dich zu sehen, denn wir benötigen noch einen Freiwilligen für eine Demonstration. Dejarra, magst du dir nicht dieses Holzschwert dahinten nehmen? Dejarra: So. Und nun? Black. Akt 7, Szene 9 – ASQs Reich Pause. Carro sitzt allein auf der Bühne. Nerva gesellt sich zu ihm, ohne große Spannung. Nerva: Ich muss mich entschuldigen. Du kämpfst wirklich beachtlich. Wo hast du das gelernt? Carro: Von einem Geweihten der Rondra. Ich tauschte. Nerva: Echt? (Pause, lacht dann) Der gute Donnerbacher Stil, wusste ich doch. Wunderschön anzusehen, ohne sich zu verlieren. (Pause, Nerva setzt sich neben ihn) Was war der Tausch? Carro: Eine Frau. Nerva: Das war es wert, echt. (Pause) Denkst du, die Kleine hält es aus? Sie ist so jung. Carro: Ja. Nerva: Was ja? Das sie jung ist? Oder das sie es durchhalten wird, gleich welche Borstenviecher man durch ihre Küche treibt? Carro: Ja. (Pause) Zu beidem. Nerva: Weißt du was, Carro, du bist echt in Ordnung. Wenn du jetzt noch etwas gesprächiger wärst, dann wäre das… ach, ich weiß nicht, du könntest ein richtig guter Gefährte sein. Ehrlich. Carro: Ich entschied, zu sein, was ich bin. Nerva: Weiß ich doch… Boroni. Zeit vergeht. Freya und Atim-Suraq gehen auf; sie wird sich im Messerwerfen auf eine Scheibe (alternativ: Darts) üben, er sieht ihr dabei zu. Nerva erhebt sich und geht zu ihm. Nerva: In meiner Zeit als Soldat entwickelte ich einen guten Riecher dafür, welcher Krieger das Feld überlebt, du doch auch? Was denkst du bei ihr? Atim-Suraq: Wo wir gerade dabei sind: Der König orderte vierzig Mann Söldner der Schwarzen Säbel Kusliks. Sie werden in einigen Tagen hier eintreffen, damit ich sie führen kann. Nerva: Du weichst mir aus. Atim-Suraq: Dann endet unsere Vorbereitung. Ich werde dich ihnen als Wächter des Königs vorstellen, damit du im Fall der Fälle Befehle erteilen kannst, doch den Rest müssen sie nicht kennen. Nerva: Sinnig. (Pause) Also? Atim-Suraq: Ich bin Kommandant und ein Kommandant schätzt nicht, sondern vertraut… Ich hoffe es. Ich hoffe für uns alle das Beste. Es wäre mir aber ganz lieb, wenn alles schon hinter mir läge. Nerva: Zurück in Al’Anfa, den Boronis ein Lebewohl… irgendwann werde ich auch verstehen, was du an der Stadt findest. Atim-Suraq: Mineda und Carro, sie sind doch ganz fähig. Dagegen kannst du doch wirklich nichts sagen. Nerva: Nein… nein. (lacht) Andergast im Rücken, fürwahr. (Pause) Ich gehe lieber mal nach der Magierin sehen, nicht dass die uns noch davonläuft. Atim-Suraq: Ja, das ist gut. Nerva geht ab. Atim-Suraq nähert sich Freya, die immer noch probt. Atim-Suraq: (leise) Mineda, bist du bereit? Freya: Was? Hmm… Moment… Atim-Suraq: Dein Aufbruch steht bald an. Freya: Oh… ja, danke. Atim-Suraq: Wenn du an das denkst, Mineda, was vor dir liegt: Wie fühlst du dich dann? Freya: Vorbereitet. Carro, du, Herr General… meinetwegen auch Nerva und Dejarra, ich freue mich wirklich, mit euch loszuziehen und den anderen zu zeigen, wer wir sind. Wir werden das ganze Derenrund erobern und Staunen und Schrecken säen. Atim-Suraq: Mineda, ich bin wirklich stolz auf dich. Verzeih, dass ich anfangs an dir zweifelte, ich hätte mir keine bessere Unterstützung wünschen können. Freya: Herr General… Atim-Suraq: Durchstöbere die Burg bei Nacht und verrate mir, wer sie bezieht. Auf dein Urteil werde ich mich verlassen. Freya: Jawohl, Herr General. Atim-Suraq: Bis in Andergast, Mineda, oder bis in Al’Anfa. Atim-Suraq wendet sich ab und geht. Carro schlendert zu ihr herüber. Carro: Gehe. Freya: Was? Keine Anweisung, mich zu behüten? Keine Umarmung zum Abschied? Carro: Gehe und blicke nicht zurück. Freya: Werde ich nicht. Wir sehen uns in Andergast… oder in Al’Anfa. Carro erwidert nichts und geht ab. Freya bleibt allein zurück. Freya: Was ist das? So einfach gehst du? Du kannst aber echt gar nichts… (zu sich selbst) Nun gut, Mineda, es wird Zeit. Du bist ein Kind der Hand Borons und hast hart dafür gearbeitet, nun zu sein, was du bist. Der General vertraut dir. Er sah deine Fortschritte und zögert nicht. Tue es ihm gleich. Freya nickt und setzt zum Abgehen an. Black. Akt 7, Szene 10 – Haupthaus des Ordens in Lowangen Mineda sitzt in der Mitte des Raums, während Freya an der Wand lehnt und sie betrachtet. Freya: Dann war alles vorbei, was? Carro verriet euch. Mineda: (verbittert) Er war kein horasischer Agent. Die konnte ich alle ausmachen, den Zwerg, die Hofleute… leichteste Übung. Es bedeutete nur nichts. Freya: Ich habe auch nie verstanden, warum er mich damals zu sich holte. Er spielte seine Rolle wirklich perfekt. Mineda: Ja! Schon auf halbem Weg zurück wurde dem General und mir klar, dass wir nicht zurückkonnten. Unsere Heimat ging uns verloren. Freya: Das ist schlimm. Das kenne ich. Mineda: Und dann verschwand er in der Wüste. Er sagte, er musste es tun… Freya: (Pause) Deshalb hast du es getan, nicht wahr? Du dachtest, wenn du alles so machst wie damals, dann wird auch alles wie früher sein. Dann käme er auch zu dir zurück. Mineda: Aber es wurde es nicht. Das Netz riss schon, bevor du die Grauen Stäbe gegen mich in die Schlacht führtest. Freya: Dann war dein Partner… in Andergast… (möchte es nicht aussprechen) Mineda: Nerva. Freya: Nerva. Mineda: Frisch aus Andergasts Kerker entlassen. Die Lagerung tat ihm nicht gut, wie keinem meiner Verbündeten. Ich wünschte, es hätte nur mein Magier versagt. Freya: Du weißt, was du alles getan hast. Sie werden dich dafür hinrichten. Mineda: Bedrückt dich das? Freya: Irgendwie schon. Wo war deine Chance auf ein erfülltes, glückliches Leben? Führtest du je eines? Mineda: Das… ist nichts für mich, glaube ich. Freya: Mineda… (sie greift in ihren Stiefel und zieht ein Messer hervor) Endlich habe ich mir eines zugelegt. Du kannst damit umgehen? (Mineda nickt) Sie werden dich vor den Namenlosen Tagen mit in den Wald führen. Lebewohl, Mineda. Lebewohl und kehre nach Maraskan zurück. Mineda: Warum tust du das? Du weißt, ich habe deinen Onkel getötet, um dich nach Nostria zu locken. Freya: Du hast…? (beruhigt sich) Ist dir vergeben. (sie geht zum Ausgang und öffnet die Tür) Wachen! San! Ich bin hier fertig. Mineda: Aber warum? Ich verstehe es nicht. Freya: Weil ich an dich glaube. Freya geht ab. Mineda: Das ist alles? Du wirst dich wundern. Ihr Zauberer werdet euch wundern. Spürt und erwartet den kalten Griff der Hand Borons. Mit ihrem grimmigen Gesichtsausdruck erlischt das Licht. Der Vorhang fällt. Hosted by Animexx e.V. 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