Die Zauberin und der Kreis der Elemente von Ghaldak (Die Abenteuer der Zauberin Freya, dritte Staffel) ================================================================================ Kapitel 4: Freya in: (18) Der Turm des Magiers (Eis/Tod) -------------------------------------------------------- Akt 5, Szene 1 – Ansage Mineda zieht Sancide auf die Bühne, die – von der Möglichkeit erschrocken, selbst eine Schurkin zu werden – die andere Richtung anstrebt und sich durchsetzt. Stattdessen treten Kasparbald und Ladric auf; Kasparbald ist ein blonder, junger König, der nach seinem Auftritt in „Vogelfrei“ auf den Thron Nostrias gelangte. Kasparbald: Dann ist… Ladric: Die Schlacht ging verloren und alles ist aus. Mineda wurde besiegt und wenn kein Wunder geschieht, wird Yolande bald erscheinen und Euch enttarnen. Der Thron wird fort sein und damit Euer Leben. Kasparbald: Was ist Mineda? Was geschah mit ihr? Ladric: Ich sah sie getroffen zu Boden gehen, doch ihr weiteres Schicksal ist mir nicht bekannt. Ich hielt es für weiser, zurückzukehren und zu berichten. Kasparbald: (schnell) Dann ist nicht alles aus. Mineda wird erscheinen und das Blatt zum Guten wenden. Sie tötet die Königin und kehrt zurück. Ich bin ihr bester Mann, Ladric, ich bin sicher, sie lässt mich nicht im Stich. Ladric: Frau Kommandantin besaß viele beste Pferde im Stall. Sie kamen und gingen. Kasparbald: Das ist etwas anderes. Ich bin kein Teil der Bewegung, sondern arbeite nur für sie. Mich umgibt nicht der Hauch des Versagers. Ladric: Fürwahr, Majestät, doch wird sie singen, wenn der Henker naht. Sie wird sich retten. Kasparbald: (patzig) Und wenn schon… Ladric: Falsches Blut wird auf den Straßen fließen und statt Salzarelen wird man Euch ausnehmen. Kasparbald: Was soll ich denn tun? Sagt, Ladric, gab die Kommandantin Euch Anweisungen? Ladric: Nun, sie ist sich durchaus bewusst, dass zwischen Nostria und Havena eine Unendlichkeit liegt, die ein schnelles Eingreifen verhindert, und dass das beste nostrische Waldläuferblut bereits vergossen wurde… Kasparbald: Ich weiß, ich weiß, ich weiß… worauf wollen Sie hinaus? Ladric: Ruft die Mächte der Welt. Kasparbald: Bitte? Wer von allen zwölf Göttern wird sich einem Thronräuber erbarmen? Ladric: Ihr wisst es. Kasparbald: Dann meint Ihr… Ladric: Nagrach, den erbarmungslosen Jäger und Herrn über das, was herauskommt, wenn sich selbst Eis ins Bestialische verkehrt. Kasparbald: Niemals! Ladric: Andererseits könnt Ihr auch versuchen, Euch bis Gareth durchzuschlagen. Im Gewühl von Armut und Verbitterung könntet Ihr überleben. Kasparbald: Niemals! Ich werde nicht wieder Alrik Unterberg sein. Alles, nur das nicht. Ich kehre nicht zurück. Ladric: Dann nennt mir eine dritte Möglichkeit, Majestät. Kasparbald: Die sehe ich auch nicht, Ladric, verdammt, helft mir beim Nachdenken! Ladric: Den Weg des Mäusleins, Majestät,… oder den Weg des Spielers? Kasparbald: (seufzt) Dann ist es entschieden. Rot oder Blau, alles oder nichts, so wie in alten Tagen. Treten wir also den Dunklen mit Stärke entgegen… (wird schwach) Nur bitte, Ladric, sagt, wie tut man das? Ich habe noch nie einen Dämon beschworen? Ladric: Alles steht hier in diesem Pergament mit blankem Siegel, welches ich getreulich für Euch aufbewahrte. Schließt den Pakt, sammelt Eure treusten Männer und gelang schnell wie ein Schneesturm nach Havena. Dort jagt unbarmherzig Eure Feinde! Kasparbald: Das werde ich. (er nimmt das Pergament, bricht das Siegel und beginnt zu lesen. Ladric geht ab.) Ladric? Was ist mit Euch? Ladric: Meiner einer ist nicht so vermessen, sich für einen Eurer treusten Gefolgsleute zu halten, Majestät, zudem mich die Großstadt nicht schreckt… (leiser zu sich) doch soll es nicht Gareth sein, sondern Vinsalt. Kasparbald: Ihr geht? Ladric: Mit großem Bedauern. Kasparbald: Es ist kein Verlust! Nun denn… „Oh Belshirash, Eisiger Jäger, Fürst von Frost und Kälte, Verführer zur Gradenlosigkeit, erscheint und…“ Ladric: (im Abgehen zum Publikum, lächelnd) Jetzt verstehe ich auch, wieso Mineda dieses Leben so liebt. Beide gehen ab. Akt 5, Szene 2 – Havena Nun betreten Sancide, Mineda und einige, wenn auch weniger, Magier des Ordens der Grauen Stäbe die Bühne. Mineda wird dabei als Gefangene misstrauisch beäugt. Mineda: Sancide… liebe San… höre mich an. Ihr hattet Recht, in allem. Natürlich gehört Tarrin zu meinen Verschwörern, doch er taugte nichts, weil er nämlich für den Dämon in Andergast verantwortlich war, und da wollte ich Ihn ersetzen, doch das durfte ich nicht, weil ich ja nur ein kleines Licht und eine reine Befehlsempfängerin war und dieser böse, verkommene Magier natürlich über mir stand und… Sancide: Ach? Mineda: Genau. (lächelt vertraulich-böse) Tarrin ist der zweite Mann der Verschwörung und er lachte mich aus, weil ich Firlina schonen wollte, und sagte mir, ich habe keine Macht und er würde sie jetzt umgarnen und dann in Nahemas Turm den dunklen Göttern opfern. Deshalb muss er sterben… deshalb muss er aufgehalten werden. Sancide: (genervt) Gehört er denn tatsächlich dem Weißen Orden an? Mineda: Ich glaube schon, doch ich bin mir nicht sicher. Mir sagte ja niemand etwas. (Pause) Höre zu, Fräulein San, er ist es, den du brauchst und willst, nicht ich. Lass uns ihn finden und jagen und dann bei deinem Orden abgeben. Wenn du mich dann freilässt, darfst du auch in meine Dienste treten, denn ich bin nicht nachtragend, sondern bewundere vielmehr deine Stärke. San, du bist wirklich fantastisch. Sancide: (laut und zu allen) Dazu haben wir jetzt keine Zeit und keine Mittel. Wir bringen die Gefangene nach Lowangen, sofort und unter größter Alarmbereitschaft. Erst wenn sie dort übergeben wurde, werden wir entscheiden, was weiter zu tun ist. Auf! Die Grauen Stäbe rücken aus! (leiser) Was auch immer Tarrin angeht, Firlina wird schon auf sich zu achten wissen. Wenn er tatsächlich dem weißen Orden angehört, wäre das sogar besser für alle. Mineda: Dann schicke eine Warnung an sie raus, dass sie den Magier fürchten soll. Er ist böse. Sancide: Nein. Wir wahren die Geheimhaltung. Nichts steht über unserem Eintreffen in Lowangen, auch keine kleine Firlina. Sie gehen ab. Akt 5, Szene 3 – Dela, Takeas Hexenhäuschen (verlassen) Nun erhält Yolande II. Kasmyrin, Königin von Nostria, ihren ersten Auftritt. Bei ihr handelt es sich um eine junge Frau, etwas jünger als Freya, die an Nostrias weißmagischer Zaubererschule zur Magierin geformt wurde, ehe sie eine Seuche, die in der Stadt wütete, auf den Thron brachte – ein zögerliches, stilles Mädchen, bei dem sowohl Magierhut als auch Krone umpassend wirken und das erst Erfahrungen sammeln und charakterlich reifen muss, ehe sie ihre Rollen ausfüllen kann; die Rolle der deplazierten, hilflosen Prinzessin in Not sitzt ihr allerdings wie angegossen. Freya: (aus dem Off) „Dela, letzte große Siedlung vor Havena, einstiges Land der Zauberin Nahema… hübsche Statue von ihr, was? Wenn wir Glück haben, werden wir hier Hilfe finden.“ Yolande: „Hier?“ Freya: „Eine ganz liebe Elfe lebte hier mit ihrem Krieger. Wahrscheinlich zog sie bereits weiter, doch…“ (Freya tritt auf und sieht sich um; sie erblickt nur einen verstaubten, leeren Raum) Dann ist sie also fort. Das hatte ich befürchtet. Yolande geht hinter ihr auf, vom Gewand her eher eine wohlhabende Bürgerin als eine Königin. Yolande: Oh! Freya: Mach es dir gemütlich. Wir werden hier die Nacht verbringen und uns ein bisschen ausruhen. Ich bin ganz schon ausgelaugt von dem Kampf gegen die Piraten, du doch sicher auch. Yolande: (sieht Freya bei der Arbeit zu, die den Raum prüft und sich einrichtet; bei fehlender Gepäck-Requisite durch Staub-Abwischen darzustellen) Du tust so etwas häufiger, nicht wahr? Freya: Schon. Du bist allerdings meine erste Königin, wenn ich das sagen darf. (sie kommt auf eine Idee und holt eine Kristallkugel aus ihrem Gepäck, zu der sie spricht.) „Elflein, Elflein, liebe Takea. Rate mal, wo ich jetzt bin.“ Yolande weiß nichts mit sich anzufangen, da sie sich weder auf imaginäre staubige Möbel bzw. Böden zu setzen traut noch weiß, was sie sonst tun soll. Freya: (lacht) Ach, das ist eine Kugel, die Worte und Geräusche an eine andere Kugel sendet. Eine verrückte Sache, wenn man weiß, dass Jandora dies nur mit Bildern kennt. Yolande: Aha. Freya: Wenn ich das Geheimnis entschlüssele, werde ich sicher Maga. (lacht, darauf wirft sie Yolande eine Decke herüber bzw. bereitet ihr ein Stückchen Boden vor.) Ich wünschte, ich könnte mehr anbieten. Yolande: Bitte, das genügt. Ich war auch einmal Elevin, weißt du? Freya: Ruhe dich aus. Ich werde wachen. Yolande wird keinen Schlaf finden), fängt aber auch kein Gespräch an, weshalb sich erst einmal nichts ändert. Plötzlich stürmt Tarrin herein, panisch vor Angst und schmelzend vor Freude, und die Art, wie er Freya mit Küssen und Berührungen empfängt, als sein Gefühlschaos im Sexuellen ein Ventil findet, wäre nicht nur für eine Mittelalterzeit skandalös; sie ist davon in erster Linie überrascht, sie stößt ihn weder zurück, noch lebt sie die gleiche Leidenschaft. Tarrin: Freya, du lebst. (Küsst sie und geht ihr an die Wäsche.) Du warst verschwunden. Bist du verletzt? Freya: Nein. Das ist übrigens die Königin. Tarrin: Interessiert mich nicht. Freya: (zu Yolande, entschuldigend) Das meint er nicht so. Tarrin: (ebenfalls zu Yolande) Doch, tue ich. Verschwinde. Es wird dunkel, nur von einem Spot auf Yolande erleuchtet, die sich Freyas Pinsel nimmt und damit Dela mit der markanten Nahema-Statue und der Hexenhütte an die Wand zeichnet. Danach folgt ein Black. Akt 5, Szene 4 – Dela, vor dem Hexenhäuschen Wenn das Licht wieder brennt, sitzt Yolande auf dem Boden und wartet. Tarrin wird sich schließlich zu ihr gesellen, einen Trinkschlauch in der Hand. Tarrin: Geht es Ihnen gut? Yolande: Hmm. Wer sind Sie? Tarrin: Du reistest doch mit ihr. Erzählte Freya von einem Mann? Yolande: Ja, von einem Eismagier Tarrin, mit dem sie zusammen nach mir sucht. (Pause) Das seid Ihr? Tarrin: In der Tat. Willst du was? Yolande: Was ist das? Tarrin: Die Seele meiner Heimat: Warunker Bärentod. Er bietet ihr den Schlauch an, worauf sie einen Schluck nimmt und sich schüttelt, ihn weitergibt und auch er daraus trinkt. Er setzt sich währenddessen zu ihr. Yolande: Ihr seid also Tarrin. Ich hatte nicht gedacht, dass Ihr dem Pentagramm angehört… das tue ich ja auch, wisst Ihr. Tarrin: (amüsiert bei ihrer Unsicherheit) ‚In strahlendem Weiß für Kaiser und Reich.’ So muss es sein. Yolande: Naja, in meinem Fall ohne den letzten Teil, Sie verstehen… ach, warum siezen wir uns eigentlich? Das passt doch hier nicht und mit Freya ließ ich es auch sein. Tarrin: Gerne. Dann muss ich mich auch nicht fragen, ob ich eine Königin oder eine Jung-Adeptin in dir sehe. Yolande: Dann verdanke ich dir also meine Rettung… und Freya natürlich. Handeltest du auf Weisung der Akademie? Tarrin: Nein, ich wollte bloß die Dame meines Herzens mit auf eine Queste führen. (Yolande blickt in Richtung des Bühnenaufgangs und fragend zu Tarrin, der daraufhin nickt.) Behalte es für dich, versprochen? Yolande: Versprochen. Tarrin: (beide schweigen eine Weile) Erzählst du mir, was dir widerfuhr? Yolande: Ich habe es Freya noch nicht erzählt. Dazu hatten wir einfach noch keine Zeit. Tarrin: Jetzt haben wir beide Zeit, also bitte. Betrachte es als Bundesorder, wenn du willst. Yolande sammelt sich, nimmt noch einen Schluck aus dem Trinkschlauch, schüttelt sich wieder und beginnt dann zu erzählen. Yolande: Es war im Sommer dieses Jahres, hinter den dunklen Tagen, als aus Andergast Tumult gemeldet wurde. Auf Efferdan wurde ein Anschlag verübt, von einem Nostrier, wie man hörte, und schnell fiel ein Heer des Feindes in unser Land ein. Der alte Konflikt brach wieder aus und für mich und die meinen, die sich immer um Frieden bemühten, kam es gänzlich überraschend. Rondriane, also die Frau Marschallin von Sappenstiel, führte das Heer, doch wurde sie durch einen Anschlag verletzt und lange außer Gefecht gesetzt – da wurden auch Stimmen laut, sie habe uns an die Andergaster verraten wollen und Papiere verbreiteten sich im ganzen Land. Um mich herum tobte plötzlich ein Chaos und ich verfluchte jeden Morgen, in dem ich fern jeder Welt in meinem Palast aufwachte. Da erschien wie zum Ausgleich eine Hoffnung auf Rettung, Ingvalion Kasparbald, der tot geglaubte Prinz, scharte eine Streitmacht um sich und trat den Eindringlingen entgegen. Die Andergaster flohen und bald schon sprach die ganze Stadt von ihm als dem neuen König. Ich erwartete seine Ankunft mit gemischten Gefühlen. Tarrin: Und du tatest gut daran. Er ist nicht dein Verwandter. Mineda ließ einen Mythos von einem Schwindler ausfüllen. Freya tritt auf. Freya: San vermutete das Gleiche. Tarrin: Freya! Mein Licht in dunkelster Stunde. Bist du nun mein Mädchen? Freya setzt sich zu Tarrin, lehnt sich an und sucht Kontakt. Freya: (lächelnd) Vorerst. Tarrin: Vorerst, was soll das heißen? (die beiden tauschen Blicke aus) Bis du meine Frau wirst? Freya: Woran denkst du denn? Immer langsam. Tarrin: Ich führe dich vor den Altar. Das ist ein Versprechen. Freya: Du hast Träume. Tarrin: Ja, schöne. Freya: Spinner! (macht es sich an Tarrins Seite bequem) Yolande, möchtest du weitererzählen? Yolande: Ich? Ähhm… noch einmal von vorne? Freya: Musst du nicht. Ich habe gelauscht. Yolande: Und ich wurde entführt. In einer Nacht kamen Männer in dunklen Roben und nahmen mich mit. Erst hielt ich es für einen Alptraum, dann verstand ich, dass dieses Kellerloch sehr real war. (sie versinkt in den Erinnerungen und wird still) Freya: Und wie bist du entkommen? Yolande: Man führte mich heraus, um mich hinzurichten, da brach Streit zwischen ihnen aus, manche wollten nämlich nicht, dass mir etwas zustößt. Darauf bin ich dann gelaufen, als gerade niemand auf mich achtete. Freya: Hast du dich in einem Strauch ausgezogen und bist dann mit einem Visibili unsichtbar verschwunden? Yolande: Woher weißt du das? Freya: So wäre ich auch vorgegangen. Tarrin: Das will ich sehen. Freya: Visibili. Da siehst du nichts. Tarrin: Ich finde schon einen Weg. Bestimmt. Freya: Lass das. Yolande, wie ging es dann weiter? Yolande: Ich entkam und zeigte mich so, wie ich war, einigen Fischern. Sie glaubten mir zwar in keinem Wort, dass ich ihre Königin war, doch erklärten sie sich bereit, das „arme Ding“ mit nach Havena zu nehmen, wenn sie dort das nächste Mal ihren Fang verkauften. Halmar ni Gwaihin kannte ich seit einer Abendgesellschaft bei seinem Bruder in Nostria; er erkannte mich und wollte mich schützen. Leider verhinderte die See selbst meine Weiterreise. Tarrin: Und dann kam Mineda. Freya: Nein, dann kamen Piraten, die einfach nur auf ein Lösegeld einer heimlichen Mätresse hofften und sie erneut entführten. Sie hatte Pech. Tarrin: Nein, Glück. Yolande: Was? Tarrin: Ich verließ Havena nicht freiwillig. Der Kaufmann Gwaihin wurde niedergemacht, erschossen von nostrischen Bogenschützen inmitten seiner Villa. Mineda mag besiegt worden sein – und hoffentlich tot –, doch ihre Streiter marodieren und plündern sich durch die Stadt. Am Ende rief das die Stadtgarde auf den Plan und dann wurde es wirklich hässlich… und das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Freya: Was meinst du? Tarrin: Spürst du es nicht? Freya: Es wird kalt und die Wolken dazu, so schwarz und drohend. Schnee im Ingerimm, das wäre verrückt. Tarrin: Das ist kein Schnee… oder wenigstens kein solcher, aus dem glückliche Kinder Schneemänner formen. Das ist nicht mehr die reinigende Waffe der Götter, sondern etwas viel Dunkleres und Böseres. Es brennt auf meiner Haut, ohne sich auch nur zu entladen. Freya: Die Niederhöllen. Dann ist es soweit? Tarrin: Dazu ist selbst Mineda nicht stark genug… oder zumindest noch nicht. Wir müssen uns jedenfalls entscheiden, was wir tun. In Havena wütet der Feind, in Nostria herrscht er und wir liegen genau dazwischen. Yolande: Und was tun wir? Freya: Eine Nacht drüber schlafen und morgen entscheiden. Das meinst du doch? Tarrin: Gut erkannt. Hältst du die erste Wache? Freya: Mache ich. Und wehe, du stellst etwas an. (lacht) Tarrin: (lacht auch) Und wehe, du verschwindest oder stirbst. Yolande: Ihr macht mir Angst. Tarrin: Nein, wir beschützen dich. Und jetzt komm. Yolande und Tarrin gehen ab. Freya bleibt zurück. Akt 5, Szene 5 – Dela, vor dem Hexenhäuschen Es ist Nacht, die Beleuchtung kann also gedämmt werden. Freya hält Wache und spricht zu sich wie zu dem Publikum. Freya: Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht. Das ist so neu und wirr und… waaah. Ich meine, da war Rufus und dann war er weg und ich wusste das und ich wollte warten und dann kam er nicht und ich wusste, ich würde noch länger warten, und auch wenn ich ihn verfluchte, würde er doch irgendwann zu mir zurückkehren und dann würde alles gut werden. Tarrin… war doch Tarrin, nur ein Mann, der sich in mich verguckt hatte, was ja manche tun, und der ein bisschen komisch ist und ein bisschen aufdringlich, aber dahinter sehr integer. Er war ja auf einer Suche und ich hatte ja Zeit und warum nicht, dachte ich mir, die Rettung einer entführten Prinzessin ist ja edel und für eine Gefährtin ja auch völlig harmlos, der Prinz bekommt die Prinzessin und dann… Ich dachte nie, wir könnten Erfolg haben. Ich dachte nie, dass Tarrin für mich noch einmal wichtig wird. Jetzt ist es geschehen. Wenn ich Rufus sehe, werde ich ihm sagen müssen, er habe zu lange gezögert, und mit Tarrin werde ich nach Brabak fliehen und eines Tages sein Kind austragen. Der Gedanke ist so neu, ich weiß noch gar nicht, wie ich mich damit fühle. Vielleicht sollte ich einfach mal darüber schlafen. Ach... Zeit vergeht, dann geht Tarrin auf. Freya: Tarrin? Es verging gerade mal eine Stunde. Tarrin: Ich wollte dich sehen (küsst sie). Gehe schlafen. Immerhin liegt hinter dir ein Abenteuer und hinter mir bloß eine Flucht. (Pause) Freya: Was verschweigst du mir? Tarrin: Mineda kennt diesen Ort. Das Schloss wurde aufgebrochen. Wir sind hier nicht sicher. Freya: Meinst du? Die Hütte stand ein halbes Jahr lang leer. Es kann jeder… Tarrin: Das ist nicht alles. Spürst du nicht Minedas Präsenz? Freya: (Pause) Warum sagtest du das nicht gleich? Tarrin: Dann hätten wir die Entscheidung sofort treffen müssen und davor fürchte ich mich. (Pause) Gehe jetzt schlafen. Freya: Kann ich bei dir bleiben? Tarrin: Hier ist es kalt. Schnarcht Yolande wirklich so fürchterlich? Freya lässt die Frage unbeantwortet und legt sich auf den Boden, wo sie nach einer Weile tatsächlich einschläft. Tarrin wartet eine Weile und betrachtet sie. Tarrin: Der morgige Tag wird die Entscheidung bringen und ich wünschte, ich würde sie bereits kennen. Lina wird vorschlagen, uns nach Andergast durchzukämpfen, wo sie ihre Stärke ins Spiel bringen kann, und das werde ich verhindern müssen… nur was sage ich dann? Andergast-Stadt mag zwar nicht an die Rebellen gefallen sein, doch ist es auch dort nicht sicher… von dem Umland ganz zu schweigen. Sollten tatsächlich die Druiden dem neuen Fürsten gefolgt sein, dann können wir uns auch gleich im Moor ersäufen. Minedas Macht mag schwinden, doch galten ihre Befehle nur dem nostrischen Teil. Was soll ich dann bloß vorschlagen? Was wäre der beste Plan? Freya träumt inzwischen, wobei die Texte über ein Tonband eingesprochen werden können. Für Sancide und Jandora bietet sich, wie erwähnt, eine Doppelrolle an. Jandora: „Herrin? Herrin? Nicht als Anmaßung, sondern als Geste der Dankbarkeit, empfindet meinen Wunsch, Euch zu beraten. Darf ich sprechen?“ Freya: „Hmm? Ja.“ Jandora: „In Eure Sphäre spürte ich einen Mannmensch eindringen.“ Freya: „Tarrin.“ Jandora: „Ich muss sagen, er gefällt mir. Behalte ihn.“ Freya: „Meinst du? Danke.“ Tarrin: (fügt sich mit seinen eigenen Überlegungen nahtlos in die Gesprächspause ein) Havena wird sich dem dämonischen Eis gegenüberstellen müssen, doch wird Minedas Macht stark genug sein, um es mit Efferd und der Schiffsmörderin gleichermaßen aufzunehmen? Um die Stärke zu erlangen, müsste sie schon Nahemas Turm benutzen, doch es bräuchte schon einen mächtigen Magier… Augenblick, ist das dein Plan? Hast du diese Rolle für mich vorgesehen? Jandora: „Nicht der Bequemlichkeit willen, Herrin. Er ist ein machtvoller Gebieter über das Eis. Es gibt nur wenige Meister, die sich gegen euer beider Kraft zu schützen wissen.“ Freya: (murmelt ihre Antwort im Schlaf selbst) Du sprichst nicht von Hesinde, richtig? Tarrin: (zornig) Da unterliegst du. Ich werde nicht alles aus Angst vor einem Namen aufgeben, nicht vor deinem und nicht vor… (er stockt) Jandora: „Vor dem Meister, der Euch bedroht, vor dem General aus Euren Alpträumen“ Beide: Atim-Suraq. In dem Moment bricht der Lärm eines Unwetters, Blitz, Donner und Hagelsturm, über die Szene herein, wovon Freya erwacht. Beide blicken sich an. Tarrin: Gehen wir in die Hütte. Ich fürchte, eine Wacht spielt keine Rolle mehr. Beide gehen ab. Black. Akt 5, Szene 6 – Dela, Takeas Hexenhäuschen Als das Licht aufklart, brach bereits der Tag an und Yolande, Freya und Tarrin sitzen im Kreis auf dem Boden und beratschlagen über die nächsten Schritte. Um keine Längen hereinzubringen, steigt die Handlung in der Mitte ein. Freya: (zu Yolande) Andergast, nein, das ist eine ganz schlechte Idee. Efferdan könnte uns in der Tat beistehen, doch ist seine Reichweite begrenzt; ehe wir ihm gegenübertreten, müssten wir ein Land passieren, in dem jeder Ritter und jeder Junker begierig die Gelegenheit nutzen würde, die Königin des Erbfeindes in die Hände zu bekommen, gleich ob für einen Platz in den Geschichten oder nur für ein Lösegeld. Selbst wenn wir dies überstehen würden, säßen wir am Ende nur in einer belagerten, unsicheren Stadt. Dann hätte sich nichts verändert. Yolande: Du hast Recht. Was habt ihr euch denn überlegt? Tarrin und Freya antworten ziemlich gleichzeitig. Tarrin: Salza. Freya: Havena. (Pause) Was, wieso Salza? Tarrin: Wir wagen ein Phexensstück! Minedas Aufmerksamkeit liegt auf Havena, deshalb brechen wir auf, so leise und schnell wie wir können, umgehen die Grenzen und nehmen uns in Nostria ein Schiff für das letzte Stück. In Salza soll uns Graf Albio treffen, der Minedas Mirhamionette nicht Folge leistete, und von da kehrt der Königin Heer in die Hauptstadt zurück. Die Säule stürzt und das falsche Reich… bamm. Yolande: Das wird teuer. Freya: Und was, wenn sie entdeckt wird? Tarrin: Dann wird sie eben entdeckt. Sie wird weder gehasst noch angezweifelt, nur weniger geliebt… und selbst das kann Teil der Vergangenheit sein; und wenn ein Volksaufstand die Weiterfahrt nach Salza obsolet macht, umso besser. Freya: Wir können doch nicht einfach einer Stadt in Not den Rücken kehren und Bewegungsspielchen spielen! In Havena tobt der Kampf gegen niederhöllische Mächte und da müssen wir eingreifen und unterstützen! Die Stadt hasst unsere Zunft, aber sie wird uns brauchen, sollte auch hier ein Dämon erscheinen! Du weißt, was in Andergast geschah! Himmel, Tarrin, da sterben Menschen schreckliche Tode und du willst nichts tun? Geben wir Yolande in der Königsburg ab und stellen wir uns der Dunkelheit entgegen. Yolande: Die Königin weilt nicht in der Stadt. Der Garether bedroht sie sehr, sie ist bei ihren Truppen. Freya: (sanfter zu Yolande) Die Königin nicht, aber wahrscheinlich ihr Gemahl. Romin Galahan ist Haupt meiner Familie und auch wenn er von meinem Vater wenig hält, wird ihn die Pflicht dazu bringen, mir zuzuhören. Tarrin: Romin ist eine Ratte, ein Spieler und Bankrotteur, der sich aus Angst vor den Schuldeneintreibern im hintersten Loch versteckt! Er würde uns ohne zu zögern an Mineda verkaufen, wenn er darin einen Vorteil sieht! Freya: Er ist das ruhmreiche Oberhaupt einer ruhmreichen Familie und beleidigst du ihn, beleidigst du auch mich! Tarrin: Ich erkenne einen Halunken, wenn ich einen sehe, und seine Taten sprechen wirklich für sich! Freya: Ach ja? Weil du selbst der größte Halunke bist, deswegen! Tarrin: Wer war denn hier so blind und hat…! (Tarrin hält inne und beruhigt sich) Verzeih. Freya: (verlegen) Du hattest recht, Minedas Präsenz liegt über dem Ort. Tarrin: (entwaffnend schwach) Und ich möchte nicht nach Havena. Der Eisschänder ist so stark in dieser Stadt geworden. Freya: Da kommen wir durch, Tarrin. Gemeinsam. Tarrin: Weißt du, was du da verlangst? Gerade du, die so viel von ihrer Kraft an die Herrin der Alpträume verlor. Jetzt stelle dir vor, du ständest vor der Pforte der Warunkei und würdest erleben, wie alle deine Ängste wahr geworden wären… und sogar noch übertroffen… und die Verursacherin all dessen blickt dich an und sagt: ‚Lina, liebes Kind, ich habe auf dich gewartet und ein ganz eigenes Plätzchen für dich frei.’ (Er schweigt und sie findet keine Antwort.) Du möchtest Havena mit zwei machtvollen Zauberern entgegentreten, doch die wirst du nicht haben; du hast einen und einen, der sein Möglichstes tun muss, nicht durchzudrehen. Freya: Früher oder später müssen wir uns der Sache stellen. Tun wir es doch lieber jetzt, wo wir alles noch im Griff haben, ehe du es später bereust. Tarrin: Da magst du recht behalten, doch bietet sich zugleich eine Gelegenheit, Mineda und der ganzen Revolte den Teppich unter den Füßen wegzuziehen. Mein Vorschlag für Salza als erstem Ziel bleibt. Freya: Besiegen wir sie lieber vollkommen und sammeln dann die Scherben ein. Havena. (Pause) Was dagegen, wenn Yolande entscheidet? Tarrin: Sie ist die Königin, sie konnte alles vernehmen. (blickt zu Yolande) Also, deine Entscheidung, unser Befehl. Freya: (blickt zu Yolande) Sprich und finde Gehör. Yolande: (leise, nach Pause) Wir verlassen den Weg, schlagen uns durch die Sümpfe nach Osten und ziehen gen Gareth. Freya: Nein! Yolande: In Gareth herrscht Kaiserin Rohaja, die Tochter der Schwester der Königin Invher von Albernia und eine ruhmreiche Kämpferin gegen die Schwarzen Lande. Sie wird die Gelegenheit zu schätzen wissen, zugleich den Bürgerkrieg zu beenden. Tarrin: Das ist weise. Freya: Das ist Zauderei. Wir überlassen dem Feind das Handeln. Wenn wir zurückkehren, werden wir uns nach seinen Plänen richten müssen. Tarrin: Wenn du zurückkehrst, stirbst du. Findest du das besser? Yolande: Edle Freya, haltet ein. In einem Rückzug liegt keine Schande, wo es nichts zu gewinnen gibt. Ihr habt Euch bei Unserer Rettung bewiesen – und dafür sind Wir Euch dankbar –, doch auch sehr verausgabt. Haltet inne, reist mit mir und seht dies als Pause an; Ihr werdet noch früh genug zurückkehren. Tarrin: Höre auf sie, bitte. Freya: Was ist das hier, ein Weißmagier-Komplott? Yolande: Ihr verspracht mir, Uns zu schützen und Uns zu folgen. Möchtet Ihr dies vergessen und all das zunichte machen, was Ihr so beharrlich erfochtet? Freya: (geknickt) Nein. Yolande: Danke. Ich möchte nämlich durch den Sumpf und… ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Pause, dann geht Yolande ab, Tarrin setzt an, ihr zu folgen, wartet noch auf Freya, die ihm diesen Gefallen erfüllt. Black. Akt 5, Szene 7 – Havena, Nahemas Turm Kasparbald tritt auf, augenscheinlich verrückt und mit den Nerven am Ende. Kasparbald: So viel Macht, solch eine irrsinnige Macht, juchhu. Trockenen Fußes überschritt ich das Meer, dann brach der Eingang unter meinem Willen und dann gehorchte mir der Turm, mir ganz allein. Ich will und… ich will und es geschieht. Wie Königtum, nur einhundert mal schöner. Ich will, dass der Turm Nahema vergisst und sich einen neuen Herrn beugt – und es geschieht. Ich will, dass der Turm sich daran erinnert, Herr der Stadt zu sein – und es geschieht. Ich knüpfe Fäden, richte Adern, bereite Ströme vor, nicht zu nehmen, sondern zu geben… wie ein Magier… Alrik, der Famose, der neue Magiermogul, der neue Rohal, nur berstend vor Macht und Wille… Und im Kontrollraum. Und kontrollierend. Alles ist ganz neu, nichts mehr alt und alles vorbereitet. Das heißt dann: Ich bin eigentlich überflüssig geworden. (mit der Erkenntnis zieht er seinen Dolch und ersticht sich. Immer noch in Rausch geht er zu Boden. Leiser spricht er seine letzten Worte.) Tarrin, nun folgst du. Kasparbald bleibt tot liegen. Black. Akt 5, Szene 8 – Sumpf nahe Dela Drei Zauberer befinden sich auf Wanderschaft und überqueren die Bühne; Tarrin voran mit wachsamen Blick, danach Yolande ohne große Emotion, dann schließlich Freya, betont langsam, bis sie als letztes auf der Bühne verbleibt. Sie wird pausieren und darauf warten, dass Tarrin zurückkommt, was schließlich auch geschieht. Tarrin: So, die Königin rastet. Da es uns an Proviant fehlt, fürchte ich, dass für uns wenig bleiben wird. Was ist denn mit dir? Geht es dir gut? Freya: Ja, schon. Ich bin nur ein wenig außer Form… Tarrin: (schiebt schnell ein) Kein Wunder bei der ruhigen letzten Zeit. Freya: (ernst und ruhig) Außerdem wollte ich mit dir reden, ganz ohne Yolande. (Pause) Weißt du, in zwei Wochen oder zwei Monden wird alles hier vorbei sein. Dann wird die Revolte zusammengebrochen sein, Havenas Mädchen werden mir Blumenkränze aufs Haupt gesetzt haben und wir werden meinen Tsatag gebührend begossen haben und dann? Ich kenne dich nicht, Tarrin, nicht jenseits von Krieg, Gewalt und unter Minedas gehetztem Blick. Tarrin: (lacht verlegen) Ich weiß selbst nicht einmal, ob es jenseits davon noch etwas in mir gibt. Freya: Ganz sicher. (Pause) Als Carro mich damals für sich entdeckte… und das war der erste Mann in meinem Leben, also der erste, der es ernst meinte…, nahm er mich aus meinem Elternhaus und zog sich mit mir in eine Wildhütte am Rande des Nichts zurück, damit wir uns näher kennen lernten. Die Thorwaler kennen übrigens einen ähnlichen Brauch, es ist der Brautraub. Tarrin: Du möchtest mich also rauben? Freya: Rauben, geraubt werden… immerhin bin ich fast so etwas wie eine Prinzessin. Tarrin: (lächelt) Und wo läge unsere Hütte am Rande des Nichts? Freya: In Teshkal. Die unendliche Weite der Messergras-Steppe, nur durchzogen von den Rittern der Pferdeherrin und Reckin Rahjas, der treusten Verbündeten meines Onkels… (Pause, dann lacht sie) Oder so ähnlich, ich war noch nie da. Tarrin: Ich auch nicht. Ich war noch nie ein eisiger Reiter. Freya: Aber ist das nicht ein schönes Bild? Tarrin: Wir werden viel Zeit für uns haben. Freya: Sehr viel. Und keine Königin um uns herum, die mir im Übrigen auch nicht viel bedeutet. (ihr Blick ist mehr als eindeutig) Tarrin: Verlockende Vorstellung. Die beiden versinken in trauter Zweisamkeit, während das Licht ausklingt. Nach einer Weile sind Stimmen zu hören. Yolande: „Tarrin? Freya? Wo seid ihr? Steckt ihr im Moor?“ Tarrin: „Keineswegs, Majestät. Wir waren… ähhm… jagen. Wusstet Ihr denn, dass man mit einem Fulminictus auch Rebhühner jagen kann?“ Freya: „Sehr gut sogar. Und hättest du sie nicht ins tiefste Schlammloch stürzen lassen, hätten wir sogar etwas zu essen gehabt.“ Tarrin: „Was kann ich denn dafür, wenn dein Blitz dich find nicht länger reicht? Ich dachte, das wäre einer deiner besten Sprüche?“ Freya: „Ist er doch auch und er gelang sehr gut, nur blieb sie bei der Blendung eben nicht apathisch stehen, wie es ein gewisser Herr vorausgesagt hatte… doch warte, hätten wir sie überhaupt ausnehmen können?“ Tarrin: „Also bitte, ich bin Magier, ich verteidige mich nicht mit Stahl… und außerdem dürfen wir hier sowieso nicht jagen.“ Yolande: (lacht) Also in Begleitung einer Königin dürft ihr das. Freya: „Ich habe auch nur diesen Waqqif aus der Sphäre des Feuers, der ist in erster Linie kleidsam. Ein Jagdmesser wollte ich mir aber schon länger einmal zulegen, um es heimlich im Stiefel zu tragen; für den Fall, dass ich entführt werde, weißt du?“ Tarrin: „Ja, eine furchtbare Gefahr. Das kann schneller eintreten, als man denkt.“ (lacht) Yolande: „Ja, fragt mich mal.“ Im Gelächter geht eine Szene auf leerer Bühne zu Ende, bis schließlich Freya ins Licht eines Spots (so vorhanden) tritt und keineswegs erheitert ist. Freya: Du kennst Mineda, das sehe ich an der Angst in deinem Blick, doch ich bin mir sicher, dass ich nie mit dir über sie sprach. Dann erkannte San dich nach einer kurzen Begegnung besser als ich nach einem halben Jahr… aber das bekommen wir schon hin, das stehen wir gemeinsam durch, ich werde dich beschützen, selbst gegen San, wenn es sein muss. Ich fürchte mich nur davor, wie viel ich dir wohl vergeben muss. Freya geht ab. Akt 5, Szene 9 – Wildnis nahe Dela Die letzte Szene wiederholt sich: Tarrin geht voran, die Situation im Blick habend, Yolande folgt ihm schnurstracks und Freya bemüht sich, Schritt zu halten – diesmal bricht jedoch Yolande aus, um einen Monolog für das Publikum zu halten. Yolande: Das ist sie also, die große Reise. Ich bin den beiden so dankbar. Für mich ist das alles so fremd… fremd… Tarrin, wo sind wir gerade? Tarrin: Wir werden bald wieder auf die Reichsstraße treffen, kurz vor der Dunkelheit, schätze ich. Sollen wir uns dann ein Gasthaus suchen? Yolande: Nein, wir meiden die Straße, solange es geht, das ist einfach zu gefährlich. (kichernd zum Publikum) Seht ihr, ich höre mich schon an wie sie. (zu Freya) Weißt du, wo gerade die Grenze verläuft? Freya: Nein, kann ich nicht sagen. Wir sollten uns aber ein Lagerplatz suchen, solange es noch hell genug dafür ist. Yolande: Und ich halte dann Wache. Ihr müsst euch auch einmal ausruhen. Tarrin: Kommt nicht infrage. Yolande: Aber ich beherrsche einen wunderbaren Flim Flam. Tarrin: Beeindruckend. Nein. Yolande: Ich möchte doch auch nur etwas beitragen… und diese biestige Kälte schwächt dich, habe ich recht? Da brauchst du Ruhe. Tarrin: Wir bewegen uns von Havena fort. Diese Kälte empfinde ich als höchst angenehm. Ein bisschen Zeit vergeht, dann treten die Söldner auf: Fünf Gestalten in schmutzigen, doch einheitlichen schwarzen Uniformen, allesamt mit Kusliker Säbeln bewaffnet. Von der Gruppe werden nur Raulus, der blonde, kriegerartig wirkende Kommandant, sowie Chiane, eine halbelfische Scharlatanin und damit Magieanwenderin der Gruppe, mit Sprechrollen versehen, die anderen drei, zwei Männer und eine Frau, sind einfach nur dabei, bleiben aber ohne Namen und Identität, um nicht zu verwirren. Freya: Vorsicht, Schritte. Tarrin und Freya gehen in Kampfpose, die natürlich ihre Zauberstäbe umfasst, da betreten die fünf Söldner die Bühne. Tarrin: Halt! Freund oder Feind? Die Söldner wollen ebenfalls in Kampfhaltung gehen, doch angesichts der Zauberstäbe lassen sie ihre Waffen ungezogen, bleiben aber bereit. Raulus: Hilfstruppen für die Nordmarken! Und Ihr? Seid Ihr Albernier? Freya: Zauberer und Albernias Freunde auf dem Weg nach Gareth! Wollt Ihr für Euren Herrn sterben? Raulus: (Pause, dann ruhiger) Nein. (Die Söldner entspannen sich.) Wir sind Deserteure. Als wir uns des Herzogs Truppen anschlossen, wussten wir nicht, was es bedeutet. Freya: (erkennt die Zeichen) Ihr seid Seesöldner aus Kuslik? Raulus: Genau. Tarrin: Und Banditen, nehme ich an? Die Frage trifft Raulus’ Ehre, der aber schweigt. Yolande tritt vor. Yolande: Edle Herren… und Damen natürlich… habt Ihr nicht Lust, wieder edel zu werden? Tretet in unsere Dienste, denn unsere Quest ist nobel. Chiane: (schreit, ehe Raulus etwas sagen kann) Ich hoffe, ihr könnt auch zahlen. Raulus: Schnauze! Chiane: Gildenpack! Yolande: Natürlich. Freya besitzt ja noch den Piratenschatz aus der Höhle. (Der Unmut über diese Aussage ist bei Freya und Tarrin deutlich zu sehen.) Nur… ähmm… was sind denn handelsübliche Tarife? Raulus: Fünf Nasen, also fünf Goldene pro Tag für die ganze Einheit von heute an bis nach Gareth herein. Tarrin: Bis an die Grenze Garethiens! Raulus: Meinetwegen auch das! Yolande: (geht dazwischen) Ausgezeichnet, dann sind wir uns einig. Meine Gefährten Tarrin und Freya sind zwar mächtige Kampfmagier, doch über ein bisschen weniger Last freuen sie sich auch. Raulus: Ich bin Raulus, das ist Chiane und dahinten… (die drei Statisten geben Grußgesten ab) Rang und Einheit spielen keine Rolle mehr. Yolande: Großartig, Herr Raulus. Wir befanden uns gerade auf der Suche nach einem Lager. Kennt Ihr einen geeigneten Ort? Raulus: In der Tat. Folgt mir. Raulus schreitet voran, Yolande folgt ihm, darauf die anderen Söldner. Freya und Tarrin bleiben absichtlich zurück. Tarrin: Was denkst du? Freya: Dasselbe wie du. Tarrin: Ich traue ihnen nicht. Freya: Ich auch nicht, doch hätten wir sie abgewiesen, säßen sie uns nun im Nacken. So bewahren wir sie im Blick. Tarrin: Was aber, wenn sie Schlimmeres im Sinn führen? Mineda besitzt viele Anhänger. Freya: Du siehst Gespenster. Würde sie uns Kusliker Seesölder einfach so vor die Nase setzen, wo sie auffallen wie bunte Hunde? So arbeitet sie nicht. Tarrin: Sie vielleicht nicht, doch ihre Untergebenen? Freya: Ganz ruhig. Wir werden ein Auge auf sie behalten und wenn sie sich schurkisch geben, werden wir sie wieder loswerden. In einem Punkt kann ich Yolande aber wirklich nicht widersprechen: Wir brauchen beide etwas Ruhe und ein paar durchgeschlafene Nächte. Sie gehen ab. Black. Akt 5, Szene 10 – Albernia, Lager im Nichts Im neuen Licht beginnen alle auf der Bühne: Freya und Yolande liegen auf dem Boden und schlafen tief und fest, die drei Statistensöldner sitzen beisammen und dösen vor sich hin, während auch Tarrin auf dem Boden liegt und so tut, als würde er schlafen, in Wahrheit aber lauscht. Raulus und Chiane stehen beieinander, halten Wache und reden miteinander. Chiane: (spielt mit einer Kristallkugel herum) Schau mal, was ich hier habe? Das hatte die Zauberin dabei und wäre ihr fast aus der Hand in den Sumpf geglitten, wenn ich es nicht bewahrt hätte. Raulus: Was machst du das? Chiane: Das ist eine Kristallkugel, wundervoll verarbeitet und mit einer herrlich fremden Magie. Ich verstehe sie nicht und das macht sie so aufregend. Raulus: Was? Gib die wieder zurück! Chiane: Ich werde sie mitnehmen und verkaufen. Das bringt mir ein Vermögen ein… wenn ich sie nicht behalte… Raulus: Du gefährdest alles! Leg sie zurück! Chiane: Nein! Was soll denn schon passieren, wenn sie auf einmal fehlt? Sie muss dann halt in ein Sumpfloch geglitten sein. Raulus: Bist du blöd? Natürlich wird man uns verdächtigen. Die beiden Zauberer sind nicht so dumm wie die Königin. Chiane: Dann zaubere ich eben eine Illusion auf sie, dass sie denkt, sie habe die Kugel noch. Ich kann das, schon vergessen? Raulus: Es ist trotzdem zu gefährlich. Leg sie zurück. Chiane: Nein! Raulus: Bist du von Sinnen? Lege sie zurück? Chiane: Wer hat dich eigentlich zum Anführer bestimmt? Das ändern wir schnell und dann… Tarrin: Fulminictus! Chiane, die gerade ihren Säbel ziehen wollte, bricht unter Tarrins Kampfzauber tot zusammen. Tarrin erhebt sich. Raulus: Ein Glück. Verzeiht… Tarrin: Frigisphaero! Die drei Statisten-Söldner, die sich erhoben und in Kampfpose gehen wollten, werden von einem Flächen-Kampfzauber getroffen und gehen tot zu Boden. Raulus: Halt, warte, ich ergebe mich… Tarrin: Frigifaxius! Auch Raulus geht zu Boden. Pause, während Yolande und Freya schlafen und Tarrin nachdenkt. Tarrin: Dann hatte ich also Recht. Ihr führtet Übles im Schilde. Ich werde eure Leichen im Moor versenken… doch was kann ich Freya erzählen? (er geht auf Chiane zu) Was hast du denn da? Tarrin nimmt ihr die Kristallkugel ab und betrachtet sie. Er wird gleich zusammenzucken. Mineda: „Hallo, Tarrin.“ Tarrin: Was? Mineda: „Deine Stimme, rein und klar… dachtest du, ich hätte dich vergessen?“ Tarrin: Du bist tot! Mineda: „Nein, mein Freund, die Zauberer erbarmten sich meiner… und dann erbarmte ich mich ihrer.“ Tarrin: Du hast die Grauen Stäbe…? Mineda: „Was denkst du denn? Magier können mich nicht aufhalten, nicht einmal ein tapferes Schneiderlein. (Pause) Erwarte den Tod für dich und dein Weib!“ Tarrin: Dann werde ich kämpfen. Ich fürchte dich nicht! Mineda: „… sagte er zitternd, und doch voller Weisheit. Mich brauchst du ja auch nicht zu fürchten, doch er, der zurückkehren möchte, wartet auf deinen Einsatz – und er wird langsam ungeduldig.“ Tarrin: A… (er möchte den Namen aussprechen, verschluckt sich aber daran) Der General. Mineda: „Finde Ladric, der ein Pergament mit blankem Siegel für dich bereithält, und nimm deinen Platz auf dem Turm ein. Dann wird dir vergeben werden.“ Tarrin: Und ihr auch? Freya? Mineda: „Wir sind uns eins. Handle oder stirb in Angst und Qual.“ Es wird still. Tarrin bleibt mit der Kugel allein, sieht zur schlafenden Freya und zu Yolande. Tarrin: Das ist es, was du planst. Zehntausende sterbende Seelen sollen zugleich seinen Namen rufen. Er nimmt Freyas Hände und legt die Kristallkugel hinein, ohne dass sie erwacht. Tarrin: Vergib mir alles, was ich zu tun bereit bin. Mir bleibt keine Wahl. Er nimmt den Einband ihres Buches mit Lilims Bild darauf aus seiner Tasche und betrachtet es und sie lange. Tarrin: Wenn das Ende kommt, werde ich mich dafür hassen. So viel zu erleben und ich gehe in Schande. Er legt das Bild neben sie. Wieder vergeht Zeit, die er braucht, sich zu besinnen. Tarrin: Blut wird das Ritual in Gang bringen und nichts wäre besser als jungfräuliches Königsblut. Yolande? Er weckt sie. Yolande: Tarrin? Wie früh ist es? Ist etwas passiert? Tarrin: Bannbaladin (er bewegt seine Handfläche vor ihrem Gesicht) Folge mir. Es wird alles gut. Tarrin geht mit Yolande ab, wobei er zurückblickt. Freya schläft weiterhin inmitten eines Bergs aus Leichen. Black. Akt 5, Szene 11 – Albernia Nach der Dunkelheit änderte sich nichts; Freya schläft inmitten der niedergemachten Söldnerleichen, wohingegen von Tarrin und Yolande jede Spur fehlt. Schließlich erwacht sie und blickt sich um. Freya: Ich hatte einen schönen Traum. Tarrin, ich wäre diesen Weg doch mit dir gegangen. Freya nimmt ihre Sachen und eilt Tarrin hinterher, wobei sich ihr Weg mit Halmar Gwaihin, kreuzt, dem auch nach seinem Kostüm toten Händler, der an einer Stelle, an dem die Lebenden knapp werden, den Erzählerteil übernimmt. Freya und er tauschen Blicke, doch zaudert sie nicht. Sie geht daraufhin ab – ein Spot, der Halmar erhellt, den Rest der Bühne aber im Schatten lässt, gäbe auch den Söldnern eine Möglichkeit, zu verschwinden. Halmar: So zog Freya doch Havena entgegen, um noch einmal das Blatt zu wenden und dem Licht zum Sieg zu verhelfen. Sie beachtete nicht den kalt schneidenden Wind, der vom Meer gegen sie presste, und bemerkte auch nicht, dass das Land um sie herum wie von der Zeit gefangen war. Werdende Knospen wollten nicht spießen, die Straßen blieben menschenleer und wo man sich traf, begegnete man einander wie Geister. Ein ganzes Königreich lag danieder, siechend und alt und mit schlaffen Gliedern, wartend auf der Kälte letzten Stoß. Nur Freya trat durch leere Gassen, überschritt trockenen Fußes die gefrorene See und stand an der Schwelle zum Inneren des Turms. Nichts an ihr zweifelte daran, dass nur das schwerste Stück noch vor ihr lag, als sie den Turm betrat, (Freya geht langsam auf) doch auf dem Pfad zur Seele war sie nicht allein… die Glückliche. Als er dies ausspricht, wird Freya von etwas erfasst, was sie zu Boden gehen lässt. Sie schreit und windet sich unter dem Gefühl, von innen zerrissen zu werden. Zeit vergeht damit, während sich Halmar unauffällig von der Bühne entfernt. Jandora: (aus dem Off) „Herrin? Herrin?“ Der Grund der Qualen scheint zu verschwinden. Freya rappelt sich langsam und erschöpft auf. Freya: Was war das? Jandora: „Verzeiht. Ich habe nicht damit gerechnet.“ Freya: Es war, als würde sich die Wirklichkeit in ihre Bestandteile zersetzen und mich dazu. Niemals zuvor erlebte ich eine solche… solch reine… Macht. Jandora: „Das gefährdet Euch?“ Freya: Ja! (Pause, ruhiger) Ach, wie muss es da Tarrin gehen. Jandora: „Der Mann aus Eis? Er wurde kein Teil der reinen Kraft.“ Freya: Wie ich es fast geworden wäre? Gut, immerhin. Weißt du denn, wie es weitergeht? Jandora: „Ströme bewahren diesen Ort und rächen ein Verlassen. Bewegt Euch zu der Platte dort und folgt meinen Anweisungen: Vier Schritt voran, Drehung nach links, dann…“ Freya: Warte! Raulsche Schritt oder meine eigenen? Jandora: „Herrin?“ Freya: Also, soll ich…? In dem Moment tritt Kasparbald mit gezogenem Schwert auf die Bühne, auch er ist als tot zu erkennen. Kasparbald: Ich kann dich nicht vorbeilassen. Freya: Du. Was ist mit dir geschehen? Kasparbald: Ich kann dich nicht vorbeilassen. Freya: Kasparbald. Du siehst so… tot aus. Kasparbald: Freya? Suchst du mich? (ein schwach gesprochener Satz, der durch die Worte wie vom Band unterbrochen wird) Ich kann dich nicht vorbeilassen. Freya: Suchen nicht, doch ich freue mich, dich zu sehen. Hilfst du mir durch diesen Turm? Kasparbald: Das kann ich nicht. Ich kann dich nicht vorbeilassen. Tut mir leid. Freya: Kasparbald, da oben geschehen schlimme Dinge und Menschen sind in Gefahr. Ich bitte dich… (Pause)… als deine Magierin. Kasparbald: Ich kann dich nicht vorbeilassen, doch wenn du gehst, werde ich dir nicht folgen. Gehe. Ich habe meine Befehle. Freya: Als deine Magierin, mein König. Bitte. (langsam kniet sie nieder) Nehmt keine Befehle von dunklen Mächten entgegen, ich flehe Euch an. Ihr seid ein guter König. Ein guter König tut dies nicht. Kasparbald: (leidend) Es ist so stark. Freya: Das seid Ihr auch. Lasst mich vorbei. Kasparbald: (Pause) Geht. Freya: Habt Dank. So tretet aus der Welt als ein guter König. Sie geht an ihm vorbei. Kasparbald: So trete ich aus der Welt… als ein guter König… Kasparbald fällt in sich zusammen. Black. Akt 5, Szene 12 – Havena, Nahemas ehemaliger Turm Es bleibt dunkel, während Stimmen zu hören sind. Freya: „Das ist ja ein verdammtes Labyrinth. Wenn man hier nach Westen und Norden tritt, kommt man ja durch einen ganz anderen Raum als bei einem Weg durch Norden und Westen. Wäre ich doch durch das Bild mit der Waldlichtung geschritten…“ Jandora: „Der Mann aus Eis befindet sich nicht vor dem Greifenthron.“ Freya: „… oder hätte ich wenigstens mein Gewand aufgeriffelt, um zurückzufinden.“ Jandora: „Versetzte Euch der Gedanke in Furcht?“ Freya: „Nein, Tarrin kennt mich nackt. Es ist nur… das Gewand war echte Elfenarbeit, es war teuer… und fühlte sich so gut an…“ Jandora: „Nun verging es auch so. Herrin, ich warnte Euch eindringlich vor dem Flimmern.“ Freya: „Bei den anderen ging das doch auch… und überhaupt, alle sprechen von mir als von der Magierin des Feuers, da hatte ich einfach mal Vertrauen.“ Jandora: „Verzeiht, Herrin.“ Freya: (versöhnlich) „Das war nicht so gemeint. Ich bin dir dankbar, dass du hier bist. Es fühlt sich gut an, nicht allein zu sein, und ohne deine Hilfe säße ich immer noch an den Schaltern und Hebeln.“ (Freya geht auf.) Ist das ein Licht? Ich glaube, ich bin endlich raus. Freyas Gewand wurde deutlich in Mitleidenschaft gezogen, doch da ich von einer Schauspielerin nicht verlangen kann, es abgeworfen zu haben und nackt zu spielen, werden einige Risse und verkohlte Stellen auch genügen. Sie überquert die Bühne und möchte den anderen Ausgang nutzen, kommt dort jedoch nicht weiter und kehrt zur Bühnenmitte zurück, um nachzudenken. Da taucht Sancide aus einem Ausgang abseits des verschlossenen auf. Sancide: Firlina. Du bist… extrovertiert. Freya: San! Was machst du hier? Und wie kamst du hier rein? Sancide: Transversalis. Freya: Den beherrschst du? Und muss man dafür nicht vorher schon einmal…? Sancide: (bedenkt ihr ehemaliges Mündel mit einem enttäuscht-vorwurfsvollen Blick) Damals blockierte mir ein schwarzes Granittor den Weg, heute ein massiver Eisblock. Freya: Ich habe ihn gesehen. Ich war gerade am Überlegen, ob ich versuchen sollte, ihn mit Ignifaxii zu schmelzen. Sancide: Es wird nicht ausreichen, und selbst wenn: Hinter dem Tor mag schon Tarrin warten und treten wir ihm ohne jede Kraft gegenüber, endet das fatal. Freya: Du willst gegen ihn kämpfen? Sancide: (seufzt) Lina, Liebes: Dein Begleiter ist in Begriff, sehr viele Menschen zu töten, also denke einmal bitte nicht mit deinem Höschen, ja? Freya: … Sancide: Höre zu, ich habe einen Plan. Ich konnte diese Kugel (sie holt Minedas Kristallkugel in ihre Hand) mit dem Herzstück des Turms verbinden, in dessen Nähe sich der Feind sicher aufhalten wird… sie vermag nun mehr zu übertragen als bloß Stimme. Freya: San, was denkst du? Sancide: Fulminictus. Zaubern wir beide zugleich, strecken wir ihn nieder und er wird nicht einmal merken, was ihn da trifft. Freya: Du willst ihn umbringen? Einfach so? Sancide: Du siehst, was er tut. Er hatte seine Chance. Freya: Ich bin aber doch keine Mörderin. Sancide: Manchmal hat man keine Wahl. (vertraulicher) Höre zu, Lina, wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, dann frage ich mich, was mein Handeln wohl bedeutet. Tun wir nichts, sterben alle, handeln wir, stirbt nur er. Und nun komm, es ist bloß ein Wort, denke einfach an die Heimat und bringe es hinter dich. Sancide platziert die Kristallkugel in ihrer rechten Handfläche und ballt die linke Faust. Freya tut ihr zögerlich die letzte Geste gleich. Sancide: Auf drei… Freya: Nein! Sancide: Wie Nein? Freya: Nein. Dieser Mann ist mein Gefährte und ich werde ihn retten, auch wenn sich mir der ganze Orden in den Weg stellt. Sancide: Ich höre wohl nicht recht? Wenn du das tust, dann ist es vorbei und du hast auch von mir keine Gnade zu erwarten. Freya: San! Gib mir die Kugel! Sancide: Fulminictus! Mit einer Geste zieht sie die Kugel weg und spricht den Zauber auf Freya, die zusammenbricht. Es wird dunkel. Akt 5, Szene 13 – Havena, Nahemas Turm Es bleibt für eine Weile dunkel, doch dann veränderte sich wenig: Freya liegt auf dem Boden, doch ist es Jandora, die sich über die beugt (da ich von einer Doppelbesetzung Jandora/Sancide ausgehe, bedeutet das nur ein schnelles Umziehen). Freya erwacht. Jandora: Herrin, verzeiht. Ich hätte eingegriffen, doch es ward mir verboten. Freya: San? Jandora: Sie war nie hier. Während Freya langsam aufsteht und feststellt, dass ihr nichts fehlt, verabschiedet sich Jandora von der Bühne. Dann greift Freya zu ihrem Stab und nähert sich der ihr verschlossenen Tür. Freya: Ignifaxius! Ignifaxius! Ignifaxius!... Die Geste dabei besteht aus der rechten Hand, die sich von der linken Schulter in Richtung Ziel bewegt und schließlich Zeige- und Mittelfinger auf die Tür deuten. Es wird schwarz. Akt 5, Szene 14 – Havena, Nahemas Turm Tarrin steht im Raum, doch mit dem Rücken zum Publikum. Freya tritt nun ein. Tarrin: (ohne sich umzudrehen) Dann bist du es also wirklich. Freya: Ja, ich bin gekommen, um dich herauszuholen. Tarrin: Du weißt, was ich getan habe? Freya: Ja. Tarrin: Dann weißt du auch, dass es hier enden muss. Er dreht sich um und legt die rechte Hand auf seine linke Schulter. Freya: Tarrin, bitte. Tarrin: Halte mich auf, los! Zeit vergeht, ohne dass beide reagieren. Schließlich entspannen sie sich. Freya: Folge mir. Kehre mit mir zurück. Tarrin: Verzeih mir, was ich in Begriff war, zu tun. Beide berühren einander und gehen gemeinsam ab. Black. Akt 5, Szene 15 – Wald Mineda und Sancide treten auf, die Attentäterin weiterhin in Gefangenschaft, und immer noch werden sie von Graustab-Statisten begleitet. Mineda: Die Vögel singen, die Blumen sprießen und die Bäume schlagen aus. Es ist der Frühling, ich kann es spüren. (erwartet eine Reaktion von Sancide, die nicht folgt) Habt Ihr Nachrichten aus Havena erhalten? Passierte dort ein Unglück? Kehrte der General zurück? (erntet Sancides fragenden Blick.) Na, er… Sancide: Auch in Havena wird nun Frühling herrschen. Es wurde warm. Mineda: (leise zu sich) Dann habe ich verloren. Es war ein Traum. (lauter, zu Sancide) Ich möchte Firlina sehen… die Magierin Freya. Benachrichtigt sie. Sagt ihr, ich sei bereit, zu erzählen. Black. Sie gehen ab. Akt 5, Szene 16 – Havena, helle Straßen Freya und Tarrin schlendern gemeinsam plaudernd durch die Straßen. Sie musste sich umziehen, sonst fehlt von den Abenteuern jede Spur. Tarrin: Und Yolande kam gut davon? Freya: Sie befindet sich nun auf dem langen Weg zurück nach Nostria. Sie vermisste übrigens sehr, dass du nicht dabei warst. Ich soll dich noch grüßen und dir Dank ausrichten. Tarrin: Hmm… Freya: Ich habe ihr gesagt, du wärst noch betrunken. (lacht) Wie es scheint, kann sie sich an nichts mehr erinnern… oder möchte es nicht. Wie dem auch sei, sie wird es überleben. Sie ist ein großes Mädchen. Tarrin: In der Tat… und sie wächst noch. (lacht) Freya: Ich warte immer noch auf Depesche von Grangor. Hoffentlich wird San schweigen… Tarrin: Wenn nicht, stehen uns schlimme Tage bevor. Das Weiße Pentagramm ist nicht für seine Nachsicht bekannt. Freya: Aber San ist ja meine Tutorin und wenn sie eines kann, dann schweigen. Tarrin: Gut. Freya: Ehe wir nach Teshkal reisen, brauche ich aber noch etwas anzuziehen. Mein Elfengewand war einfach nicht mehr zu retten… und, oh, mir schwindelt schon beim Gedanken an die raue albernische Wolle auf meiner verwöhnten Haut. Tarrin: Hehe. Freya: Deinen Vorschlag kenne ich… In diesem Moment wird Tarrin von einem Pfeil getroffen und niedergerissen, Freya friert vor Schock ein. Ladric schlendert mit einem Bogen in der Hand über die Bühne. Ladric: Ich hoffe ja, sie ist endlich mal zufrieden. Im Black fällt der Vorhang für diesen Akt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)