Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai (Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]) ================================================================================ Kapitel 6: Der Platz der Bettler -------------------------------- Shouta war schnell und er kannte die Umgebung Arashis. Er hatte tatsächlich nicht vor, Kakuzu warten zu lassen – zumindest nicht lange – und hatte selbst keine Lust bei der Kälte stundenlang durch die Gegend zu laufen. Es würde schon schnell gehen und vielleicht konnten sie zumindest die nächste Nacht in einem Gasthaus schlafen. Mal wirklich im Warmen und ohne Ratten, die einen über den Körper kletterten. Nur für sich. Alleine war er schneller, brauchte nicht lange, bis er Arashis Stadtmauern erreicht hatte.  Als er sich aus dem Schutz des Waldes herauswagte, formte er Fingerzeichen und tarnte sich mit einem Jutsu. Es war keine komplette Unsichtbarkeit, aber er passte sich seiner Umgebung perfekt an und das reichte für die Dämlichkeit der Stadtwachen. Warum auch mehr Chakra verschwenden, wenn es auch so ging? Ein kurzer Blick über die Schulter, ein Sprung an einen Vorsprung der Stadtmauer, seinen Schatten verstecken und dann weiter herauf. Eine Leichtigkeit, natürlich. Als könnten einige Wachen und eine lächerliche Mauer ihn aufhalten! Shouta grinste, blieb nur für wenige Sekunden auf der Stadtmauer knien, um die Lage unter sich zu beachten und war schon einen Sprung später in Arashi. In Ordnung. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wie weit sich die Aufstände ausgebreitet hatten. Die Morinos hatten nur etwas vom Norden erzählt, doch wenn schon hier Wachen waren, waren es weit mehr Probleme. Verdammtes Fuyu und seine Abgeschiedenheit! Aber gut... er wäre kein Meisterdieb, würde er nicht mit ein paar kleinen Verzögerungen klarkommen. Er würde schon den Auftrag und zusätzlich sein Ziel erfüllen. Sorgen machte er sich keine. Höchstens darüber, dass Kakuzu doch die Geduld verlor und ihm die Nase brach. Dass das ein viertes Mal passierte, musste nicht sein.   Shouta löste das Jutsu auf, fuhr sich durch seine Haare und sah sich interessiert um. Es hatte sich kaum was verändert. Arashi war dreckig, stank und Leute sah man kaum auf den Straßen. Entweder waren sie in den Häusen,  um der Kälte ein wenig zu trotzen, bei dem Vieh oder beim Ernten des letzten angebauten Getreides, das widerlich aussah und noch widerlicher schmeckte. Genau so wie das Fleisch des Viehs.... wenn er eine Gaststätte suchen würde, dann eine, in der die wenigen Jäger hier das Wild verkauften. Dann gab es zumindest etwas, was nicht schmeckte wie altes Leder.  Dürfte auch seinen Begleitern recht sein. Er musste nicht lange überlegen, wohin er gehen sollte. Wenn es einen Ort gab, an dem Diebe ungestört ihrer Geschäfte nachgehen konnten, dann war es der zweite Marktplatz. Einer der wenige Orte, an denen Menschen unterwegs waren. Dort – und in der Taverne, die dort angrenzte.  Wie alles in Arashi war der zweite Marktplatz kein Platz, an dem man gerne war. Für gewöhnlich wurden hier Ausschussware, die nach dem Wochenmarkt übrig geblieben war und Dinge mit zweifelhafter Herkunft verkauft. Ansonsten trafen sich hier die Ärmsten der Armen, der Abschaum. Shouta kam nicht gerne hier her, aber damit war er nicht alleine. Auch wenn Soldaten hier waren, diesen Teil der Stadt mied man mit Sicherheit. Natürlich behielt er recht. Bettler – mehr als sonst – saßen am Rand, ansonsten war es leer. Einen von ihnen, weil er Shouta an irgendwen erinnerte, warf er einige Ryo, genügend für eine warme Mahlzeit, vielleicht auch mehr, zu. Ein dankbares Lächeln war die Antwort und das reichte ihm. Damals hatte er oft weniger zurückgegeben. Schon als Kind war das Betteln nie seine Stärke gewesen, auch, wenn man oft Mitleid mit ihm gehabt hatte. Nicht, dass er das je gewollt hatte – Mitleid ließ ihn sich schwach fühlen –, aber es gab Zeiten, da war er froh darüber gewesen. Eigentlich hatte er es sogar manchmal genossen.   Er erinnerte sich gerne an die Zeit, in der ihn eine Frau, ein Mitglied eines wichtigen Clans, ihn zu sich eingeladen hatte.  Dort zu sein, warmes Essen zu bekommen und sogar etwas mitnehmen zu dürfen, das Gefühl zu haben, keine Straßenratte zu sein, war damals unbeschreiblich gewesen. Es hatte Tage gegeben, da hatte sich Shouta gewünscht, dass diese Frau, die stets streng, aber gütig und aufmerksam gewesen war, seine Mutter gewesen wäre und nicht eine Frau, die zu unfähig war, um alleine zurecht zu kommen. Niemals hatte er es ausgesprochen, sich dessen geschämt, aber aus heutiger Sicht war der Wunsch vollkommen verständlich. Es war gut so, dass er niemals aufgenommen wurde, er hätte auch gar nicht in den Clan gepasst, nicht einmal rein optisch, alle Mitglieder waren blond gewesen, nur so, war er überhaupt nach Ōrora gekommen, aber die ersten Jahre seines Lebens wären bei weitem schöner gewesen.   Mit einem Kopfschütteln stieß er die Gedanken beiseite, seufzte leise und öffnete die Tür zu der Taverne. Das Schild, Zur alten Eiche, wo auch immer hier mal eine gestanden haben sollte, quietsche bedenklich über seinem Kopf und Shouta verzichtete darauf, noch mal tief Luft zu holen, bevor er in das Gebäude trat.   Sofort schlug im eine Wand aus schlechter, zu warmer und verbrauchter Luft entgegen. Genau der Grund, warum er nicht hier rein wollte. Shouta verzog sein Gesicht einen Moment lang und sah sich im Raum um.  Es waren nur wenige Personen da, er kannte die meisten von ihnen, aber er ließ sich das nicht anmerken, sondern ging nur auf einen der Männer zu. Wenigstens etwas Glück, das man ihm heute gönnte. Der Mann war ein wenig größer als Shouta, besaß breite Schultern und ein markantes Gesicht. „Sensei“, sagte Shouta und setzte sich zu ihm an den Tisch, der an einem schmutzigem Fenster stand, „was machst du in Arashi?“ Sein Sensei, er hieß Tsuneo, grinste, bestellte mit einem Handzeichen Met für sie beide und wandte sich dann Shouta zu. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“ „Ich habe zuerst gefragt.“ Die Wirtin, eine Frau, deren beste Tage schon einige Jahre und noch mehr Zigaretten und Drogen zurücklagen, stellte zwei Gläser auf den Tisch. Sie verschwand schweigend in einem anderen Teil der Gaststätte. „Ich habe beruflich in der Nähe zu tun und muss für einige Tage hier bleiben.“ Tsuneo trank einen Schluck. Shouta tat es ihm gleich. „Dann kann ich dich ja um einen Gefallen bitten.“ „Was gibt es? Ein Auftrag?“ Shouta nickte. „Ja. Ich muss mit zwei Ninjas in die Hauptstadt, eine Nacht hier um die Lage zu beobachten wäre gut, vielleicht auch mehr, je nachdem, wie das Wetter mitspielt.“ Tsuneo zog eine Augenbraue hoch und seufzte. „Es ist also dieser Auftrag.“ Das hatte sich natürlich herum gesprochen. Er hatte auch mit nichts anderem gerechnet. Diebe konnten widerliche Plappermäuler sein, wenn es um die Aufträge anderer ging. „Ja. Was ist hier überhaupt los? Ich dachte die Regierung hätte die Widerständler im Griff.“ Ein Auflachen seines Gesprächspartner. „Wann hatte die Regierung je etwas im Griff?“ „Akira zumindest.“ „Auch der einzige Mann am Hofe ist nicht allmächtig.“ Tsuneo lachte auf, trank einen großen Schluck des Alkohols. „Nein? Wirklich?“ Shouta verdrehte die Augen. „Erzähl mir jetzt einfach, was los ist und wo ich die Nacht verbringen kann.“ Er schwieg kurz, setzte dann noch mal an: „Ohne mit Ratten ein Bett teilen zu müssen.“ „Anspruchsvoll bist du auch noch.“ „Tsuneo, bitte. Ich will nicht im Dunklen zurücklaufen müssen.“ „Ist gut. Ich habe was für euch.“ Shoutas Gesicht hellte sich auf. „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen konnte.“ Ein Glück, dass er ihn getroffen hatte. „Und du hast sicher keine allzu großen Bedingungen, oder?“ „Nein. Der Widerstand kommt uns da sogar recht.“ „Interessant. Erzähl mir mehr.“ Tsuneo grinste. Entblößte dabei einen goldenen Eckzahn. „Die Bürger hier sind unzufrieden mit der Situation und haben schon lange vor dem Norden angefangen, sich zusammenzuschließen. Die Soldaten können daran nichts ändern, Bauern sind schlauer als sie es einschätzen.“ Er deutete mit dem Kopf auf den Fenster. „Egal wen du fragen wirst, solange du kein Soldat bist, wirst du die gleichen Aussagen hören.“ „Nieder mit dem Thron?“ „Genau.“ Tsuneo sah aus dem Fenster. „Man wird euch helfen. Sie sind der Gilde wohlgesonnen.“ „Dann sollten sie unauffälliger Revolution spielen.“ Shouta schnaubte, blickte sich abwertend in dem Raum um. „Natürlich sollten sie das. Das wäre auch besser für sie.“ Mit einem Seufzen fuhr sich Shouta durchs Haar. „Ich will nicht wissen, was in der Hauptstadt los ist.“ Er stand auf. „Sag mir, wo wir hinkönnen und ich gehe die Ninjas holen.“ Für einen Moment spürte er einen skeptischen Blick auf sich ruhen. „In Ordnung, aber warte noch einige Momente.“ Shouta blieb stehen, sah aber seinen Sensei an. „Wieso?“ „Ich will es klären, solange du sitzt.“ Shouta ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. „Machst du dir Sorgen?“ „Du solltest dich nicht überanstrengen.“ Ein leises Lachen folgte der Aussage. „Als würde ich das jemals machen.“ Dieses Mal war es Tsuneo, der lachte. Als er endlich wieder nach draußen kam, konnte Shouta wieder richtig atmen. Es war kälter geworden, vielleicht würde es bald schneien, dann würden sie hier bleiben müssen. Auf der freien Fläche zu dem Gebirgspass konnten sie nicht im Freien schlafen. Sonst würden sie wie Hidan am Anfang der Reise eingeschneit werden. War nicht so toll. Mehr warten allerdings auch nicht. Es war nicht gesagt, dass der Schnee wieder verschwinden würde. Vor allem nicht schnell genug. Scheiße. Warum musste Akatsuki auch ausgerechnet im Winter hierher kommen? Der Sommer in Ōrora war  angenehmer. Kurz, teilweise heiß, aber nicht unaushaltbar und die Gewitter sorgten für Abkühlung. Aber gut, das war eben so und Shouta wäre kein Meisterdieb, würde er sich so leicht von den Umständen unterkriegen lassen. Erstmal Akatsuki nach Arashi bringen, eine Unterkunft haben, eine Nacht schlafen und am nächsten Tag weiter denken.  Er war Shouta, er fand immer einen Weg oder suchte sich zumindest einen passenden Nebenpfad, der ihn auch zu seinem Ziel führte. Er würde seine Krone bekommen, Akatsuki den Kristall und alle würden glücklich und zufrieden sein. Bedenken hatte Shouta wirklich kaum. Einen kurzen Moment sah Shouta in den Himmel. Ruhig. Nur kurz drehte er sich zu Tsuneo, der ihm gefolgt war, sah ihn an und nickte ihm zu, bevor er sich auf den Weg machte, um seine Begleiter aus der Höhle zu holen. Kakuzu hatte sein Kommen bemerkt und stand schon am Eingang. Die Arme hatte er dabei vor der Brust verschränkt. „Du hast also wirklich auf mich gewartet“, sagte Shouta grinsend und blieb kurz vor ihm stehen. „Ich hoffe, nicht zu sehnsüchtig.“ Kakuzu schien ihm mit seinem Blick erdolchen und ausweiden zu wollen. „Also hattest du Sehnsucht. Tut mir Leid. Nächstes Mal bringe ich dir auch was Schönes mit. Ein nettes Spielzeug oder so.“  Kaum hatte Shouta das ausgesprochen, wusste er, dass es ein Fehler gewesen war. „Oh.“ Soweit kam er noch, bevor Kakuzus Faust seinen Magen traf. Nach Luft schnappend krümmte sich Shouta und musste sich an der Wand der Höhle festhalten. Weiter im Inneren hörte er Hidan lachen. Shouta nahm es ihm nicht übel, an seiner Stelle hätte er auch gelacht. „Oh Scheiße“, murmelte er und richtete sich wieder auf, sah Kakuzu dabei an. „Tut mir Leid.“ Tat es ihm höchstens um sich selbst, aber der Ausdruck Kakuzus Augen ließ ihn zu den Entschluss kommen, dass es die beste Idee war, sich jetzt zu entschuldigen. „Du strapazierst meine Nerven, Junge.“ Kakuzus Stimme erinnerte Shouta an Hässlichs Knurren, wenn sie Hunde sah, ein wirklich gruseliges und tiefes Geräusch. „Und das zeigst du mir, indem du meine inneren Organe zerfetzt?“ Und er hatte schon beim Schlag ins Gesicht gedacht, dass Kakuzu einen verdammt harten Schlag drauf hatte. „Anders scheinst du es nicht zu verstehen.“ Der Blick schien ihn zerreißen zu wollen. Shouta hielt lieber seinen Mund. Auf noch einen Schlag konnte er verzichten. „Gut, gut.“ Er fuhr sich kurz durchs Haare, grinste. „Ich werde mir Mühe geben.“ Hidan lachte wieder auf. „Das wird nicht genügen.“ „Dachte ich mir.“   Bevor sie sich weiter unterhalten konnten, wurden sie von Kakuzu unterbrochen. „Was hast du jetzt herausgefunden?“ „Wir haben einen Schlafplatz für die Nacht.“ Den Rest erklärte er in einigen Sätzen.  „Kommt mit. Im Gasthaus können wir alles besser besprechen.“ Und dort war es vor allem wärmer. Das war das wichtigste. Kakuzu starrte ihn zwar an, stimmte aber zu. Glücklicherweise. Der Weg zurück war lang genug, da musste er vorher nicht noch diskutieren. Tsuneo hatte sein Wort gehalten und ihnen eine anständige Unterkunft besorgt. Eine der wenigen reichen – oder eher verhältnismäßig reichen – Familien der Stadt besaß ein kleines Hotel. Sie waren der Gilde wohlgesonnen, hatten im Laufe der neuesten Unruhen öfter die Dienste in Anspruch genommen und schienen das Beste aus der Situation machen zu wollen. Wie auch immer sie das vor hatten. Shouta war das egal, Hauptsache, er war gleich alleine. Kaum hatte er sich von seinen Begleitern verabschiedetet, hatte er sich auf sein Zimmer begeben und die Tür hinter sich geschlossen. Müde blieb er gegen sie gelehnt stehen und sah auf das Bett. Warm, weich und ruhig. Er ließ sich auf darauf fallen, hatte die Stiefel davor achtlos ausgezogen und daneben geschmissen.   Eigentlich hatte er vorgehabt nachzudenken. Über Kakuzu, über den Auftrag und diese ganze Aufstände, doch war er zu müde, um die Augen überhaupt aufzulassen und fiel bereits nach wenigen Minuten in einen ruhigen, wenn auch nicht traumlosen Schlaf. In dieser Nacht verlor seine Schwester ihren Arm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)