Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai (Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]) ================================================================================ Kapitel 3: Von Falten und Spurenlesen ------------------------------------- Selbst Kakuzu spürte die Kälte, während das Schneetreiben um sie herum stärker wurde. Er wusste nicht genau, wie lange sie durch die unwirkliche Landschaft liefen, es dürften in etwa zwei Stunden gewesen sein, als der Junge wieder anfing zu sprechen. Großartig. Kakuzu hatte gehofft, die Kälte hätte ihm den Mund zugefroren. „Ihr habt euch die falsche Jahreszeit für eine Reise in den Norden ausgesucht“, teilte er ihnen mit einem Grinsen im Gesicht mit, „im Sommer würden wir schneller voran kommen.“ „Sag bloß“, knurrte Kakuzu trocken. „Ich mein ja nur, den Auftrag erledigen wir trotzdem. Keine Sorge.“  Auffunkelnde grüne Augen sahen zu ihm herüber. „Wenn wir aus dem Gebirge raus sind, können wir mit milderem Wetter rechnen, je nach dem, wie lange wir brauchen. In zwei Wochen ist auch im Landesinneren alles voller Schnee.“ Großartige Aussichten. „Halt die Klappe und lauf weiter.“ Das Funkeln in den Augen verstärkte sich. „Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich kann beides.“ Dennoch beschleunigte Shouta seine Schritte. Immerhin etwas. Vollkommen dumm schien er nicht zu sein. Hidan schien belustigt von der Situation zu sein. Ein amüsiertes Schnauben seinerseits war zu hören, gefolgt von einem: „Interessante Frage.“ Sie sahen sich einen Moment an und Kakuzu wusste, was Hidan sagen würde. „Wie lässt sich Multitasking mit deinem Alter vereinbaren?“ Und natürlich musste der Junge  darauf eingehen. Kakuzu hasste Kinder. „Seinem Alter?“ „Kakuzu ist einundneunzig.“ Nicht mal einen halben Tag, nach dem sie aufgebrochen waren, war genau das rausgekommen. Wunderbar. Shouta überspannte den Bogen endgültig. „Und die Maske verdeckt die Falten, was?“ Nicht mal Sekunden, nach dem der Junge das ausgesprochen hatte legte Kakuzu eine Hand um dessen Hals und drückte zu. Ein erschrockenes Keuchen, Hände, die versuchten seine wegzureißen. Ein erbärmlicher Versuch. Kakuzu fiel auf, dass Shouta wohl öfters Probleme dieser Art haben musste. Die eigentlich gerade, schmale Nase wies einige Unebenheiten auf, vermutlich von Brüchen und auf einem der hohen Wangenknochen zeichnete sich eine feine Narbe ab. Kein Wunder. Es war verständlich, dass man dieses vorlaute Maul stopfen wollte. Der Dieb schnappte nach Luft, doch Kakuzu hob ihn noch ein Stück an. Nahm ihm die letzte Chance, zu Atem zu kommen. „Das nächste Mal lass ich dich später los.“ Mit einem Ruck stieß er den Jungen, der einige Schritte zurück taumelte und schließlich hustend auf die Knie fiel, von sich weg. Zwischen den braunen Haaren erkannte er gerötete Wangen und Ohren, die nicht von der Kälte stammten. Kakuzu trat auf ihn zu, riss ihn an einem Arm hoch, damit er wieder stand und ignorierte gekonnt, dass das Husten noch nicht abgeklungen war. „Hüte deine Zunge, Dieb.“ Shouta antwortete erst nach einiger  Zeit mit angerauter Stimme. „Kann ich ahnen, dass du so empfindlich bist?“ Trotzig riss er sich los. Die Röte war aus dem Gesicht verschwunden und das Grinsen war wieder da. „Ich sag ja nichts mehr. Das war ein Scherz.“ Der Junge drehte sich um, rieb sich noch einmal am Hals und lief weiter. Bevor er die Kapuze, die ihm vom Kopf gerutscht war, wieder hoch zog, erkannte Kakuzu zwischen den Haaren ein schwarzes Tattoo, soweit er es sehen konnte, ein Vogel oder zumindest etwas, das Flügel hatte. Kakuzu hoffte, dass er wirklich verstanden hatte. Er hatte keine Lust, sich mit einem vorlauten Dieb, der leider gebraucht wurde, abzugeben. Es war auch ohne dieses nervige Kind eine Mission, die er nur widerstrebend angenommen hatte, aber es waren nun mal nur Hidan und er, die beide ihre  Jinchuuriki erledigt hatten. Es war also ihre Aufgabe, sich mit einem Kind, das angeblich ein Meister des Diebstahls war, abzugeben und sich von ihm durch ein hinterwäldlerisches Land führen  lassen. Er hatte keine Ahnung, wie der Rest dieses Landes aussah, aber was er gerade sah, reichte ihm schon. Jede Menge Schnee, Klippen, spitze graue Steine und tote Bäume. Kakuzu hasste Schnee. Er war kalt, behinderte beim Laufen und so dicht wie er gerade fiel, konnte man nicht einmal weit sehen und wie es der Junge angekündigt hatte, konnte es gut sein, dass sie die ganze Zeit dieses beschissene Dreckswetter hatten, während sie diese Mission erledigen würden. Dem folgte die Erkenntnis, dass er die nächste Zeit unglaublich hassen würde. Hidan konnte er als notwendiges Übel akzeptieren, den Dieb, sollte er sich nun beherrschen, auch, ebenso den  Schnee. Aber alles zusammen nicht. Alleine war alles drei in dem Bereich, den seine Nerven zwar strapazierten, aber nicht zum Reißen brachte. Zusammen jedoch  sah das anders aus und Kakuzu wusste, dass diese Situation eigentlich in einem Mord enden würde. Blöderweise konnte er weder Hidan noch den Schnee töten und ohne den Dieb war er aufgeschmissen. Grandios. Mittlerweile hatte sich der Schneefall noch weiter verstärkt. Der Wind peitsche um sie herum, zog an ihrer Kleidung und die Kälte brannte in den Augen. Für Ninjas – und für den Dieb erstaunlicherweise auch – war es kein Problem auf Schnee zu laufen, jedoch der Rest dieses Dreckswetters. „Junge“, sagte Kakuzu schließlich und war zufrieden, als sich der Dieb einfach nur umdrehte, aber ansonsten schwieg. „Wo ist der nächste Unterschlupf?“ Laut ihm gab es ja genügend auf der Strecke. Das sollte er nun auch beweisen. „Nicht mehr weit, aber wir müssen vom Weg ab. Die Hütte steht … Leuten wie mir und deren Auftraggebern zu Verfügung.“ Er blieb stehen und sah zur Seite. „Folgt mir. Es dauert nicht lange. Schätzungsweise – na ja – so um die fünf Minuten. Ihr seid schnell.“ Mit einem Sprung überwand er einen kleinen Spalt im Boden und führte sie durch ein kleines Waldstück. Hier hatten die Bäume zumindest Nadeln. Der Junge schien zu wissen, wohin sie gehen musste. Ohne sich überhaupt umzusehen lief er durch das frostige Gebiet, wählte die Wege, die man problemlos gehen konnte und drehte sich wieder zu ihnen herum. „Hidan“, sagte er, „du wolltest doch auf Reisende treffen, oder?“ Der Angesprochene ließ sein krankes Kichern los. „Ja.“ „Wie es aussieht sind Krieger der Regierung hier unterwegs. Dort, wo wir eigentlich hinwollten.“ Kakuzu hatte damit gerechnet. Er hatte das Chakra schwach gespürt. Es war anders, als bei Ninjas, aber nicht zwangsläufig schwach.  Aber … „Woher weißt du das?“ Er fixierte den Jungen mit seinen Augen. „Ich habe bin ein talentierter Spurenleser. Schätzungsweise sind es etwa sieben bis zehn von ihnen, sicher kein Problem für S-Rang-Nukenin, oder?“ Er legte den Kopf ein wenig schief. Hohn blitze in seinen Augen auf. „Schaut nach, wenn ihr mir nicht glaubt.“ Hidan hatte in der Zeit schon seine Sense gepackt und war voran gelaufen. „Wo ist die Hütte?“ Der Dieb deutete hinter einen einen baumbewachsenen Hügel und Hidan lief los. „Überlasst das mir.“ Kakuzu hatte mit nichts anderem gerechnet und da sie sowieso warten mussten, bis das Schneetreiben aufhörte, hatte er nicht einmal etwas dagegen. Sollte Hidan eben machen … zumindest  wenn ihm dabei keine Körperteile abfroren. Er hatte wenig Lust, die wieder anzunähen. Er hatte Besseres mit seiner Zeit anzustellen. Shouta sah ihm einige Momente nach, bevor er sich wieder zu Kakuzu wandte. „Sehr stürmisch der Gute, was?“ Kakuzu antwortete nicht, sondern ging an ihm vorbei und sah schon die kleine Hütte, die in einer Schneewehe steckte und vor der einige Fußspuren in das Weiß gedrückt waren. Hidan eilte darauf zu. Er folgte ihm langsam, wartete auch nicht auf den Jungen. Er würde schon selbst hinter her kommen. Wenn er ein so guter Spurenleser wie behauptet war,  würde er  klug genug sein, ihm so folgen zu können. Natürlich blieb ihr Kommen nicht unentdeckt. Kaum war Hidan in die Nähe gerannt, stürmten einige Männer mit graubraunen Mäntel, auf denen  ein schmales, weißes Wappen prangte (aus der Ferne konnte er nicht genau erkennen) und Helmen, die allen Anschein nach aus Leder waren, heraus. Es waren sechs an der Zahl - da hatte sich der Junge nicht geirrt – und für Hidan sicher kein großartiges Problem. Kakuzu bemerkte, wie Shouta einen Pfeil aus dem Köcher zog. Er schien doch zu logischen Reaktionen fähig. Auch er selbst stellte sich auf einen theoretischen Kampf ein, auch wenn er Hidan soweit vertraute, das alleine zu erledigen.  Ein Schwung der Sense und einer Männer war seinen Arm los. Das folgende Prozedere kannte Kakuzu nur zu gut. Hidan wurde durchbohrt, man wunderte sich, dass er nicht tot war, Blut floss, Hidan nahm seinen Skelett-Modus an und opferte mit manischem Lachen. Es dauerte nicht lange, bis sich der Schnee vom Blut rot gefärbt hatte und Hidan aufgespießt am Boden lag. Einer der Krieger, oder Soldaten, was auch immer, hatte Shouta mit einem gezielten Pfeilschuss erledigt. Er hatte fliehen wollen. Jämmerlicher Versuch. Jämmerliche Kämpfer. Und so etwas war zum Schutz der Regierung zuständig? Wenigstens waren sie leicht zu töten und stahlen seine Zeit nicht durch nervige Kämpfe. Gemeinsam mit dem Jungen setzte er sich wieder in Bewegung. Er selbst würdigte Hidan keines Blickes, aber Shouta blieb stehen und sah zu ihm herunter. „Du hast dich selbst aufgespießt“, stellte er trocken fest, „wieso? Und warum lebst du noch?“ Bevor Hidan von seinem Gott anfangen konnte, verschwand Kakuzu ins Innere der Hütte. Er hatte das alles schon oft genug gehört. Sobald er durch die Tür getreten war, umfing ihn angenehme Wärme und ein großer Raum. Neben der, durch die er getreten war, gab es nur eine weitere Tür hier drinnen, sie führte wahrscheinlich zu einem Badezimmer, oder zumindest etwas, was dem nahe kam. Fließend Wasser suchte man hier vergebens und wenn es das einmal gegeben hatte, wären die Rohre schon längst von der Kälte zugefroren. Auf dem niedrigen Tisch, um den Kissen und Decken verteilt waren, standen Sakeflaschen und kleine Gläser. Über dem kleinen  Feuer, das im Kamin flackerte, hing ein Topf, in dem – wie Kakuzu feststellte, als er hinein sah – sich eine ungeschickt zusammengewürfelte Masse aus Kartoffeln, Gemüse und Fleisch bestand.  Kakuzu legte den Deckel zurück auf den Topf und sah sich weiter in den Raum um. An einer Wand hingen einige Karten, die er genauere betrachtete. Ausgerechnet die größte von ihnen zeigte die nähere Umgebung. Sogar Jagdgebiete waren dort eingezeichnet.   Der Dieb hatte nicht gelogen. Der direkte Weg zur Hauptstadt führte durch ein Gebirge, das selbst bei gutem Wetter eine Herausforderung darstellte und die Täler verliefen alle Richtung Nordwesten. Dort wurde das Gebirge auch weniger steil. Keine Klippen oder Festspalten. Ein kalter Luftzug verriet Kakuzu, dass der Junge sich lange genug – es mussten mehrere Minuten gewesen sein – mit Hidan unterhalten hatte. „Komische Religion“, meinte er dann auch gleich, „ich meine, nützlich ist sie ja, aber … komisch.“ „Damit erzählst du mir nichts Neues.“ Und es war gerade so schön ruhig gewesen... „Bist du immer so gut gelaunt?“ „Ja.“ „Sympathisch.“ Da Kakuzu nicht wusste, wie er diese Aussage werten sollte, schwieg er. Der Junge folgte seinem Beispiel nicht. „Zumindest ist Jashin gerecht.“ Shouta trat neben Kakuzu und betrachtete die Karten. „Man opfert und bekommt dafür eine Gegenleistung. Sofort und erkennbar. Sonst kenne ich keinen angeblichen Gott, der so etwas tut. “ „Interessante Ansicht.“ Kakuzu blickte auf den Dieb hinab. Er erwiderte den Blick ruhig, grinste aber dabei. „Was ist mir dir? Hast du einen Gott?“ „Nein. Ich brauche keinen.“ „Und das“, sagte Shouta, „macht dich tatsächlich sympathisch.“ Die Sonne war untergegangen, als sie an dem Tisch saßen und das, was die Krieger übrig gelassen hatten aßen. Kein Festmahl, aber so sparten sie ihre Vorräte. Kakuzu gab einen Teil seines Gesichts preis, hatte die Maske ein wenig herunter gezogen, um zu  essen. Selbstverständlich musterte der Junge ihn mit unverhohlener Neugier. „Wirklich keine Falten“, stellte er dann fest und trank einen Schluck Sake. „Sind das da Narben gewesen?“ „Ich wüsste nicht, was es dich zu interessieren hat.“ Kakuzu sah nicht zu ihm. „Ich frag ja nur“, kam es beleidigt zurück, bevor der Dieb seinen Ärmel hoch krempelte. Eine große Brandnarbe kam zum Vorschein. Einzelne Stränge, die sich in weitere dünnere aufteilten zeichneten sich auf der Haut ab. Vermutlich ein Treffer eines Raitonangriffs. „Ich hab auch welche. Die mussten aber nicht genäht werden.“       Nun fiel Hidan wieder mit in das Gespräch ein. Zwischen zwei Bissen brachte er ein „Das wurde nicht genäht“, hervor. „Halt den Mund.“ Kakuzu drehte seinen Kopf zu dem ungeliebten Teampartner. „Ich wollte doch nur, dass wir uns alle besser kennen lernen, Kakuzu-chan.“ Auf diese Aussage lachte der Junge. Warum musste ausgerechnet er von zwei solchen Idioten umgeben sein? Doch hatte das sogar einen Vorteil: Sie unterhielten sich untereinander und ließen ihn in Ruhe.  Herrlich. Von ihm aus konnten sie jetzt stundenlang weiter reden.. „Es ist ungewöhnlich, dass sich hier Krieger gezeigt haben“, erzählte Shouta, „wenn sie reisen, dann bleiben eigentlich auf den Straßen.“ „Vielleicht waren sie jagen?“, schlug Hidan vor. „Kann sein, aber sie müssten genügend Proviant dabei haben. Wer dem König dient, bekommt alles in den Arsch geschoben.“  Er zuckte mit den Schultern. „Sie könnten die Umgebung abgesucht haben.“ „Wegen der Probleme?“ „Das würde es zumindest ein wenig erklären.“ Der Dieb warf einen Blick aus dem Fenster. „Unsere Zeichen können sie unmöglich entschlüsselt haben.“ Hidan blinzelte einige Male. „Eure Zeichen?“ „Ja, ich bin nicht der einzige Dieb in Ōrora no kuni, auch wenn ich behaupten kann, dass ich einer der Besten bin.“   Das war interessant. Kakuzu richtete sich ein wenig auf und fixierte den Jungen mit seinen Augen. „Eurer Informant hat nicht mich, sondern meine Verbündeten angesprochen.“ Hidan bewies, dass bei ihm nicht alles verloren war. „Eine Organisation von Dieben?“, fragte er nach. „Das klingt seltsam.“ „Seltsam oder nicht, aber du hast es recht gut getroffen.“ Shouta schwieg für einige Augenblicke. „Wir bezeichnen uns als Gilde. Weniger strukturiert, aber gleichzeitig verworrener. Aber ja, als Organisation könnte man es auch bezeichnen.“ „Und du warst der Einzige, der gut genug für diesen Auftrag war?“ Im Gegensatz zu allgemeinen Vermutungen war Hidan intelligent genug, um den Sarkasmus zu beherrschen. Der Junge goss sich in aller Ruhe Sake nach. „Nein, ich war nur der Einzige, der verrückt genug ist, anzunehmen.“ „Weil du Begleitschutz brauchst.“ „Unter anderem. Was ich vorhabe, hängt mit eurem hübschen Kristallchen zusammen. Direkte Kämpfe bleiben da nicht aus.“ Er goss Hidan mit einer fließenden Bewegung nach. „Und was hast du davon?“  Ohne es zugeben zu wollen: Auch Kakuzu interessierte diese Frage. Für einen Moment glaubte er Spott in den Augen des Diebes zu sehen. „Ich will dem König die Krone stehlen.“ Der nächste Morgen begann mit schlechten Neuigkeiten. Als Kakuzu aufwachte, stand der Junge schon am Fenster. Noch immer schneite es ein wenig. Der Schnee bedeckte das halbe Fenster. Dreckswetter. Kakuzu richtete sich auf und lief schweigend ans Fenster. Der Dieb sah zu ihm hoch. „Wir müssen so schnell wie möglich los. Wenn wir hier bleiben, erfrieren wir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)