Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai (Frei zu sein bedarf es wenig [KakuzuxOC]) ================================================================================ Kapitel 35: Das kalte Herz -------------------------- Kakuzu beobachtete Shouta. Wachsam sah er den leichtfüßigen Bewegungen zu, die den jungen Dieb über eine Steinkante, die aus der Schneedecke herausstach, trugen. Sein Blick war auf den Horizont gerichtet und Kakuzu wunderte es wenig – und wirklich nur ein wenig! - dass er nicht stürzte, obwohl er unmöglich sehen konnte, was unter seinen Füßen geschah. Der Stein musste gefroren und rutschig sein, selbst mit Chakrakontrolle nicht leicht zu erklimmen und schon nicht mit dieser Leichtigkeit. Kakuzu zog es vor, auf dem Schnee zu gehen. Der konnte zwar abrutschen, jedoch war es leichter sich zu retten. „Über das Gebirge gibt es auch Legenden“, fing Shouta plötzlich an zu reden und durchbrach die wunderbare Stille. Hidan schnaubte belustigt. „Ach, ehrlich?“ Er sah nicht den Jungen, sondern Kakuzu an. Scheinbar neugierig, was er antworten würde. Kakuzu entschied sich, nichts zu sagen und sich in Schweigen zu hüllen. Er wusste nicht, was die beiden Kinder erwarteten. Was in Hidans Kopf vorging, konnte er zwar erahnen – er schien die Beziehung zwischen Kakuzu und Shouta lustig zu finden – aber was sich der Dieb dabei dachte würde ihm wohl für immer verschlossen bleiben. Vielleicht wollte er provozieren, was auch immer er sich dadurch erhoffte. Der Junge sprang von den Felsen, landete lautlos im Schnee und tauchte direkt vor Kakuzu auf, lief einige Schritte rückwärts (Kakuzu hoffte vergeblich, er würde stolpern). Die dunkelgrünen Augen glänzten vor Schalk. Die von der Kälte aufgeplatzten Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. Kakuzu versuchte ihn nicht zu genau anzusehen. Er wollte ihn nicht sehen, aber der Dieb konnte seine Klappe nicht halten. Er begann zu sprechen und so sah Kakuzu ihn abschätzig, an. „Ich bin mir sicher, dass sie dir gefallen würden.“ Er schwieg. „Es ist eine traurige Legende, irgendwie tragisch.“ Er beließ es beim Schweigen. „Es geht um ein Herz, das man stahl.“ Kakuzu stockte. Ein gestohlenes Herz? Wusste der Junge etwa...? Es schien als hätte er sich seine Irritation zu lange anmerken lassen, denn die Lippen des Diebes verzogen sich zu einem feixenden Grinsen. Genau in diesem Moment wandte sich Shouta ab und sprang aus Kakuzus Reichweite. Rechtzeitig genug, dass Kakuzu ihn nicht zurückziehen konnte um zu fragen, wie man das gemeint hatte. Aber vielleicht war es gut, es hätte ihn mehr verraten als seine vorherige Reaktion. „Ich werde mich umsehen, ich glaube, wir müssen gleich die Richtung ändern.“ Dann war er auch schon weg und ließ die beiden Akatsukimitglieder zurück. „Was war das?“ Mit zusammengekniffenen Augen sah Hidan erst zu Kakuzu, dann dem Dieb hinterher. „Hast du ihm von Jiongu erzählt?“ Kakuzu gab ein Knurren von sich. „Wieso sollte ich?“ „Was weiß ich, über was ihr redet, wenn ihr alleine seid.“ Hidans Pause „Falls ihr sprecht.“ Was sollte man darauf antworten? Er hatte nie das Jutsu, das ihn nahezu unsterblich machte, erwähnt. Natürlich nicht. Kakuzu war nicht dumm und würde nicht einfach preisgeben, wie man ihn töten konnte. Wenn man wusste, dass er mehrere Herzen hatte, war es keine Meisterleistung zu erraten, dass man sie zerstören musste. Er musste es also erraten haben. Er wusste sicher nicht, dass es fünf Herzen waren, aber von mehr schien er zu wissen. Und der Rest war Zufall, vielleicht zielgerichtetes Raten. „Shouta ist klüger als er es sich anmerken lässt.“ Ob er es bewusst versteckte oder es nicht kontrollierte, wusste Kakuzu nicht. Vermutlich war es nicht geplant sondern lag schlicht an der vorlauten Art des Jungen. „Seit wann hat er 'nen Namen?“ Hidan schnaubte belustigt. „Steht ihr euch so nahe?“ Für Sekunden überlegte Kakuzu, Hidan irgendeinen Knochen zu brechen, ließ es aber bleiben, um sich nicht die Blöße zu geben auf diesen Spott reagiert zu haben. Stattdessen wandte er sich schweigend ab, ignorierte Hidans nächste Worte, und ließ seinen Blick über die weiße Landschaft gleiten. Sie befanden sich auf einem Plateau, über das sich die Steinkante, auf der Shouta gelaufen war, zog. Bis auf sie war die gesamte Ebene ohne jeden Makel. Wie sanfte Wellen lag der Schnee in Dünen auf den Felsen und kein einziger Baum trübte das Bild. Es war ein schöner Anblick, aber leer. Einsam. Kakuzu wusste nicht, wie er sich hier fühlen sollte. Er sah, wie Shouta erneut auf die Felskante kletterte und wie versteinert in eine Richtung blickte, schließlich seinen Kopf drehte und zur Seite geneigt hielt. Kakuzu ahnte, dass schon wieder irgendetwas war. Vielleicht war endgültig zum schlimmsten Pessimisten geworden, aber bei dieser Mission war jede Hoffnung verloren. „Was gibt es?“, grollte er zu dem Jungen hoch. Dieser drehte sich langsam um. „Da vorne sind Rentiere. Sie sind sonst nie hier.“ Rentiere? „Was?“, fragte knurrend nach. Der Dieb kletterte hinab, blieb aber auf einen Felsvorsprung stehen. „Rentiere. Sowas wie Hirsche.“ „Ich weiß was Rentiere sind, aber was hat es damit zu tun?“, unterbrach er ihn ruppig. „Was ist mit ihnen?“ „Das heißt, dass ihre Hüter da sind und bin mir nicht sicher, ob sie gut auf uns zu sprechen sind.“ Er richtete sich die Kapuze und runzelte nachdenklich die Stirn. Er sprach unaufgefordert weiter, natürlich waren das Kakuzu zu wenige Informationen. „Ein Großteil der Bevölkerung sind ursprünglich Einwanderer aus euren Reichen, vor ihnen lebte ein anderes Volk hier. Nennen sich Olmmos. Sie sind Rentierhirten, eigentlich friedlich, aber seit letztem Jahr hört man seltsame Geschichten über sie. Man sagt, sie wollen ihr Land zurückhaben.“ Er sah über seine Schulter als könne er sie so ausmachen, aber er war zu weit unten dafür. Es war nur eine unbewusste Geste. „Und das könnte ich verstehen.“ Kakuzu auch, aber das tat nun nichts zur Sache. „Und das heißt?“ Shouta zuckte mit den Schultern und Kakuzu musste den Drang, ihn herunter zu ziehen und ihm die Nase erneut zu brechen. Jetzt nicht. Er wollte Antworten. „Wir umlaufen sie, vielleicht brauchen wir dafür ein wenig länger aber mir ist das lieber als Stress mit ihnen.“ Auch Hidan war bei ihnen angelangt. „Sie sind so gefährlich, dass wir uns verpissen müssen?“ Hidans Unmut darüber war nicht zu überhören. „Nicht unbedingt“, Shouta seufzte, „aber wenn wir es vermeiden können, mit ihnen aneinander zu geraten, dann haben wir weniger Ärger. Wenn wir mit ihnen kämpfen sollten, haben wir vielleicht ein ganzes Volk im Nacken und wir brauchen die Flucht durch die Wildnis, sobald wir die erste Hälfte des Kristalls haben.“ Hidan schnaubte, schien aber zu verstehen, was Shouta sagen wollte. „Und was machen wir stattdessen?“ „Wir laufen weiter Richtung Norden und gehen erst dann gen Osten. Es wird uns kaum Zeit kosten, am Abend sind wir im Dorf.“ Shouta sprang nicht vom Felsen sondern lief die nächste Strecke weiter über ihnen, vermutlich traute er Hidan im Moment nicht über den Weg und so wie Kakuzu diesen kannte war es keine dumme Idee. Shouta behielt mit dem Plan recht und nicht nur das Dorf, sondern auch die nächsten Stationen auf der Strecke wurden erreicht. Es waren mehrere kleine Dörfer gewesen. Klein, arm und jämmerlich. Überall war die Kälte des Winters und des Lands zu spüren gewesen. So beeindruckend die Natur Ōroras war, so erbärmlich waren die Einwohner und aus diesem Grund war Kakuzu froh, dass sich ihr momentaner Aufenthaltsort abseits der Dörfer befand. Es war keine der üblichen Hütten sie war größer und diente eigentlich Soldaten, die in den Sommermonaten hier oben Wache hielten. Im Winter war niemand hier oben, Shouta erzählte, dass nur Verrückte während des Schneefalls hier hierauf gingen. Anscheinend waren sie es also. Kaum waren sie in der Hütte, hatte sich eine Lawine gelöst. Außerdem war es kalt hier. Selbst Kakuzu fror und das kleine Feuer, das sie im Kamin im Hauptraum entfacht hatten, half nicht die Kälte zu vertreiben. Wie der Berg hieß, hatte sich Kakuzu nicht gemerkt, aber auch zu ihm kannte Shouta selbstverständlich eine Legende, die er, so wie er meinte, bei Gelegenheit zum besten würde. Diese würde noch auf sich warten lassen. Der Junge war dabei, die Umgebung zu erkunden, um den besten Weg zu ihrem eigentlichen Ziel zu finden. Kakuzu stand am Fenster. Die Nacht war eingebrochen und am klaren Himmel konnte man die Nordlichter sehen. Ein leuchtendes Grün vermischte sich mit Lila und zog sich in pulsierenden Linien über den Himmel. Der Schnee reflektierte das Licht. Nicht nur der Himmel, sondern auch die Berge leuchtenden. Zurecht nannte man dieses Land das Nordlichtreich. Kein Name schien Kakuzu passender, wenn er diese Spektakel ansah. In der Entfernung konnte er die Umrisse von Menschen und Tieren, vermutlich Rentiere, sehen. Kakuzu verfolgte ihre Bewegungen, während die Polarlichter am Himmel wabernden. Die Gruppe hob die Arme in die Luft, deuteten mit wedelnden Händen in die Luft, hoch zu den Lichtern. Vermutlich waren es die Ureinwohner des Reiches, von denen der Junge erzählt hatte. Er fragte sich, wie sie waren. Es war eine komplett fremde Kultur, mit eigenen Grundsätzen, Moralvorstellungen und Religion. „Denkst du an Shouta?“ Hidans Stimme ertönte direkt neben ihm und Kakuzu wandte unwillig den Kopf vom Fenster ab. Mit der selbstüberzeugten Lässigkeit, die ihm eigen war, lehnte Hidan an der Wand und sah Kakuzu eindringlich an. „Was ist los mit euch?“ „Ich wüsste nicht, was es dich angeht“, murrte Kakuzu und lief in den Raum hinein, um einen Holzscheit in den Kamin zu werfen. Das Feuer durfte, trotz des Dunkelpulvers, das sie verwendeten, nicht zu groß werden. Sie war nicht in direkter Sichtweite für die Soldaten am Fuße des Berges, doch würden sie zu viel Rauch sehen. Hidan folgte ihm. „Du bist mein über alles geliebter Teampartner“, sagte Hidan vor Sarkasmus triefend, „ich bin nur an deinem persönlichen Wohl interessiert.“ „Du bist zu neugierig. Es geht dich nichts an.“ Hidan lachte. „Ich wusste nicht, dass du so gut zu Vögeln bist.“ „Ich wiederhole mich noch nicht einmal.“ „Also läuft bei euch mehr?“ Kakuzu warf einen weiteren Scheit ins Feuer. Funken stoben zur Seite und nach oben, leuchteten in der Dunkelheit. Als er sich von Hidan abwandte, wirbelte er Staub und Asche, die von Monaten ohne Rücksicht und Reinigung zeugte, auf. Er schnappte sich eines der Bücher, die auf einem alten, wackeligen Tisch lagen, und ließ sich auf den Sessel in der Nähe des Kamins sinken. Auch dieser war alt und gab unter Kakuzus Gewicht beachtlich nach. Das Buch hatte seine besten Tage hinter sich, aber der Titel sprach ihn an. Die Geschichte des Königshauses – Ein Sammelband. Es war nicht dumm, mehr über das Reich, in dem er feststeckte, zu erfahren. Hidan ließ nicht locker, kaum hatte Kakuzu die ersten Zeilen gelesen, ertönte die Stimme der einzigen Person, die Kakuzu nicht töten konnte – sehr zu seinem Bedauern. „Ich erwarte eine Antwort.“ Ein ungesundes Quietschen, dass Kakuzu an eine sterbende Katze erinnerte, folgte, Hidan hatte sich auf den zweiten Sessel gesetzt. „Es gibt nichts darauf zu antworten.“ Kakuzu begann zu lesen: Aufgezeichnet von Numachi Tokage, Historiker und Spezialist für die Ursprungsgeschichte Ōroras und Stammbaum des Adels. Vor über 400 Jahren erreichten die ersten Siedler unser Reich, in dem Willen, neues Land und Reichtum zu erlangen. Sie kultivierten das Land. Die einst unfruchtbaren Wiesen wurden ertragreich und unsere Vorfahren bauten die heutige, erfolgreiche Landwirtschaft auf. Sie bauten Städte und errichten unsere heutige Hauptstadt Fuyu. Dort- „Kakuzu.“ Er sah auf. „Was?“ Einen anderen hätte Kakuzu wahrscheinlich nun getötet, doch bei Hidan war es sinnlos das zu versuchen. Anfangs noch hatte er es versucht, bis er einsehen hatte müssen, dass er es versuchen könne so oft er wolle, bringen würde es nichts. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ „Das werde ich auch nie tun.“ Hidan lehnte sich zurück und der Sessel quietschte erneut und knackte. „Dann kenne ich die Antwort schon.“ „Wenn du das sagst.“ Shouta bekam von dem Gespräch nichts mit. Seine Arme um den Körper geschlungen, um zumindest das letzte bisschen Wärme bei sich zu behalten, lief er über den Schnee, bedacht darauf, sein Chakra so zu leiten, dass die Spuren so minimal wie möglich blieben. Wie Kakuzu hatte er die Olmmos gesehen, sich jedoch nicht weiter mit ihnen beschäftigt. Sie waren entfernt und somit ungefährlich. Wenn sie nähe wären, wären sie es auch wahrscheinlich dann. Shouta kannte sie, für gewöhnlich waren sie gastfreundlich und herzensgut, aber die Gerüchte machten ihn nervös. Dass sie ihr Land zurückwollten konnte er verstehen, sehr gut sogar. Was er nicht verstehen konnte war der angebliche Hass, der sich gegen jeden, der nicht zu ihnen gehörte, richtete. Unmöglich war er nicht, es war besser sie zu meiden solange er keine eindeutigen Informationen über sie hatte. Sie sollten nicht sein Problem sein. Nicht in dieser Nacht und vermutlich nie. Er musste die Umgebung absuchen, um den optimalen Weg zu finden. Heute würde er nicht alles finden können, es war dunkel, ihm war kalt und sein Chakra war, nachdem er das Takaragan den gesamten Tag verwendet hatte, beinahe aufgebraucht. Jetzt im Dunklen brauchte er es umso mehr, trotz der Nordlichter, durch die die Nacht nicht vollkommen düster war. Shouta ballte die Hände zu Fäusten, stapfte entschlossen weiter, um nicht Stehen zu bleiben. Nicht stehen bleiben, nicht weiter frieren. Die Dunkelheit brachte eine unglaubliche Kälte und einen noch heftigeren, beißenden Wind, mit sich. Zu seinen Füßen lag ein Tal, das im Frühling blühte und im Sommer saftig grün von Gras und goldgelb von den Feldern war. Nun aber war es weiß. Es funkelte in den Lichtern des Himmels. Es war ein schöner Anblick, aber keiner, der Shouta beruhigte. Es war sehr übersichtlich und Akashiro, das erste richtige Ziel dieser verdammten Mission lag mehrere Kilometer entfernt nördlich von ihm. Darum herum steile Klippen, die auch mit Chakra und Ninjakenntnissen schwer zu erklimmen waren. Es würde sehr schwer werden, so, wie er es jetzt sah, gab es keinen schnellen und sicheren Weg. Sie brauchten beides. Akashiro war eine Festung, die aus rotem Fels erbaut worden war. Damals, als die ersten Menschen aus den Ninja-Reichen hierher gekommen waren. Lange Zeit war sie außerhalb der Macht des Königshauses gewesen, nun aber hatten sie es, wie so vieles, an sich gerissen. Shouta lief weiter, bis zu einer Felskante, von der aus er einen besseren Überblick über das Tal hatte. Helfen tat es aber nicht, aber er konnte auch nicht viel weiter weggehen. Er wollte und musste die Nacht noch zurück zur Hütte. Alleine der Kälte wegen. Shouta war müde und erschöpft vom Tag, dem vielen Benutzen seines Kekkei Genkais. Er seufzte, strich die gefrorenen Haaren aus dem Gesicht und schmiegte seine Arme erneut um seinen Körper. Wahrscheinlich würde Akatsuki nicht mal mehr nachfragen, wenn sie noch wach waren, das war Shouta schon recht, er wollte jetzt nicht mehr reden, er wollte ins Bett und sich unter Decken begraben. Er brauchte lange, bis er wieder bei der Hütte war oder vielleicht fühlte es sich nur so an, doch als er die Tür endlich aufstieß, hatte er das Gefühl, dass er Tage unterwegs gewesen war. Warme Luft umfing ihn. Oh Gott. Endlich! Er schlug sich die Kapuze zu Seite, schloss die Tür hinter sich und atmete einige Momente die warme Luft ein. „Du siehst furchtbar aus.“ Kakuzu trat auf ihn zu. Shouta sah ihn direkt an. „Ach, wirklich?“ Er schnaubte, musterte sein Gegenüber. „Wo ist Hidan?“ Er sah ihn nirgendwo im Raum. „Schon schlafen gegangen. Komm mit.“ Mit diesen Worten drehte sich Kakuzu um und Shouta sah ihn verdattert nach. Es war von Anfang an klar gewesen, dass sie im selben Raum schliefen. Neben dem, in den Hidan schlief, waren alle anderen zu weit vom Kaminzimmer entfernt. Sie würden nicht warm werden und sie waren es nun gewohnt. Was ihn verwirrte war, dass Kakuzu ihn aufforderte mit zu kommen. Er folgte ihm in das Zimmer. Hier waren vier Betten, von denen sich zwei jeweils gegenüber standen. Einige Stapel von Wolldecken, einige Federdecken. Alte, ranzige Kissen und undefinierbare Flecke auf dem Boden. Hoffentlich nur vom Wasser, dass durch die Holzdecke tropfte. Kakuzu misstrauisch beobachtend zog sich Shouta die Stiefel und den Mantel aus, begann nun wieder zu zittern und klaubte sich eine Decke vom Bett, das ihm am nächsten stand, die er sich um die Schultern wickelte, bevor er sich auf es fallen ließ. Er sah zu Kakuzu herauf. „Muss morgen noch mal raus“, sagte Shouta bibbernd, „war zu kalt, musste zurück.“ „Das ist keine Überraschung, du warst länger als ich erwartet habe.“ Kakuzus Stimme klang genervt. Natürlich. Sogar ruppiger als sonst. Manchmal wurde Shouta nicht schlau aus diesem Mann. Wirklich nicht. Plötzlich legte ihm Kakuzu eine Decke um den Körper. Shouta sah ihn überrascht an. „Was wird das jetzt?“ „Wenn du krank wirst versaust du die Mission.“ Plötzlich lag auch noch Kakuzus Hand auf seiner Stirn, an den Wangen und schließlich am Hals, ein Stück unter seiner Kleidung. Shouta kam die Hand unglaublich warm, beinahe heiß, vor. Die andere Hand packte sein Handgelenk, tastete nach dem Puls. Erst jetzt spürte er, wie schnell er war. „Du bist unterkühlt.“ Shouta verdrehte die Augen. „Passiert in Ōrora öfter.“ „Du warst mehrere Stunden draußen, nach Sonnenuntergang ist die Temperatur stark gefallen.“ Er packte ihn an der Schulter und drückte ihn flach und ruppig auf das Bett. „Und der Wind war stark.“ Überrascht blinzelte Shouta zu ihm hoch. „Wenn du jetzt ficken willst ist es jetzt ganz schlecht.“ Für einen Moment zuckte Kakuzus Arm und Shouta befürchtete schon einen Schlag, der nicht kam. „Ich will verhindern dass du morgen ausfällst.“ „Das war also ein Nein.“ „Strapaziere meine Geduld nicht über.“ Mit einem Mal war die Stimme noch rauer, aggressiver. Tatsächlich lag Shouta eine dumme Antwort auf der Zunge. Er schluckte sie herunter, drehte sich zur Seite und zog die Beine an seinen Körper heran. Er schloss die Augen. „Es ist so kalt.“ Er spürte, wie ihm eine weitere Decke, dieses Mal schwerer, über den Körper gelegt wurde, hörte dann, wie sich Kakuzu fortbewegte und sich auf ein anderes Bett setzte. „Wie lange war ihr weg?“, fragte Shouta leise nach. Kakuzu machte eine Pause, antwortete erst so spät, dass Shouta dachte, dass er keine Antwort bekommen würde. „Fünf, sechs Stunden. Vielleicht mehr.“ Das überraschte ihn. Er hätte mit weniger gerechnet, aber das erklärte die Unterkühlung. „Verstehe.“ Shouta zog die Beine näher zu sich, bis sie ganz dicht an seinem Körper waren. Er umschlang sie mit einen Arm. Er schlief ein, ohne weiter mit Kakuzu zu sprechen. Kakuzu sah nicht zu dem Jungen, der zitternd einschlief, sondern an die Decke. Vielleicht hätte er ihn doch schlagen sollen. Shouta erlaubte sich zu viel. Nicht nur in den letzten Tagen, die ganze Zeit. Diese ganze verdammte Mission. Er war sich bewusst, dass das schon öfter festgestellt hatte, eben so wie die Tatsache, dass er ihn nicht (schwer) verletzten oder töten konnte. Shouta war zu wichtig. Gerade jetzt kurz bevor sie den ersten Teil ihrer Mission beenden konnten. Er seufzte, deckte sich selbst zu. Es war wirklich verdammt kalt, kein Wunder, dass Shouta erschöpft war, auch, wenn sich Kakuzu fragte, was er gemacht hatte, um diese ganze Zeit draußen bleiben zu müssen. War die Umgebung so unübersichtlich, die Festung, in die sie mussten, so weit entfernt? Was brachte es jetzt darüber nachzudenken? Er war müde und wollte schlafen. Er würde Shouta morgen fragen. Er legte noch eine Decke über sich, schloss dann seine Augen und schlief bereits nach einer kleinen Weile ein. Es kam ihn vor als hätte er nicht lange geschlafen, als sich die Matratze bewegte und er etwas Kaltes an seiner Hand spürte. Der Reflex gewann die Kontrolle über seinen Körper und Kakuzu richtete sich auf, griff nach dem, was sich auf sein Bett gesetzt hatte. „Ich bin's nur.“ Shouta flüsterte. Im Schein des Mondlichts erkannte er seine Umrisse. „Kann ich zu dir? Mir ist noch immer so kalt.“ Kakuzu verstärkte den Griff um Shoutas Oberarm. „Wecke mich nicht einfach so“, knurrt er gereizt. Doch zog er ihn zu sich. Er machte sich keine großen Gedanken über das Warum. Er war müde und wollte nicht diskutieren und ihm war selbst kalt, ein wenig Körperwärme wäre sicher angenehm. Er hob die Decke an, ließ Shouta los und spürte, wie sich dieser sofort unter sie und an ihn heran schmiegte. Er war kalt, jedoch wärmer als vorhin. Sein gesamter Leib zitterte, drückte sich näher an ihn heran. „Wehe du verschwindest morgen wieder.“ Ihm gefiel das Gefühl nicht, es war damals im Zelt seltsam gewesen und war es auch jetzt. Vor allem, weil es Gefühle auslöste, die ihm nicht gefielen. Der Dieb schnaubte, rieb sein Gesicht an Kakuzus Brust. „Mach ich nicht. Wenn ich morgen früh weg bin, dann um mich weiter umzusehen.“ Kakuzu antwortete nicht. Shoutas viel kleinerer Körper, der dicht an ihm lag, sich an ihm festhielt, war eine Erfahrung, die er viele, viele Jahre nicht mehr gemacht hatte. Abgesehen von der Nacht im Zelt konnte sich Kakuzu nicht mal erinnern, wann er auf diese Weise jemanden nahe gewesen war. Jeden Sexpartner, die in den Zeiten Akatsukis nicht mal häufig gewesen waren, hatte er aus dem Bett geschmissen. Einige von ihnen hatte er sogar umgebracht, wenn auch nie direkt nach dem Sex. Dieser verdammte Dieb war ihm näher gekommen als es die meisten anderen geschafft hatten, alleine hier mit. Allerdings musste er auch sagen, dass es andere Umstände waren. Noch nie hatte Kakuzu seine Arbeit mit dem Privaten vermischt. Nicht unbedingt, weil er es aus Prinzip nicht tat, es hatte sich nie ergeben und hier in Ōrora kam die Kälte und der praktische Nutzen von Körperkontakt hinzu. Er wärmte den Jungen und der Junge wärmte ihn. Es war nützlich. Nicht viel mehr. Ein leises Seufzen von Shouta. „Es ist so kalt.“ Kakuzu schnaubte. „Halt die Klappe.“ Dennoch legte er einen Arm um de Jungen. Er würde ihn nur weiter wach halten, würde er es nicht tun. Dass er fror, konnte er verstehen, nicht aber, dass er so leichtfertig auf diese Dauer draußen gewesen war. Er hätte mit der Unterkühlung rechnen müssen, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, um das anzusprechen. Er schlief schnell ein, Shouta an seiner Seite und zumindest in dieser Nacht friedlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)